Frauen und Mütter sind es, die heute bereit sind, ihre Kinder, ihre Söhne zu schützen und ihnen die Kraft zu geben, die Gestellungsbefehle zu zerreißen und den Wehrdienst zu verweigern.
Nie wieder sollen unsere Kinder die Eltern fragen können: Was habt ihr getan, um den Krieg zu verhindern?
Die Mütter und Frauen haben bittere Lehren aus zwei Weltkriegen gezogen.
—Mit Ihnen zu reden, hat ja gar keinen Sinn mehr! — Die Frauen wissen heute, daß sie die
Kraft haben, einen neuen Krieg zu verhindern. Sie wissen aber auch, daß sie dabei nicht allein sind. Denn neben den Millionen deutscher Mütter stehen Millionen und aber Millionen _Mütter aller Völker, um den Frieden zu erhalten, den Frieden zu verteidigen.
Neben den deutschen Müttern stehen die amerikanischen Mütter, die heute um ihre Kinder in Korea bangen, stehen die Mütter in Vietnam und in Frankreich, in Italien und in der 'Sowjetunion und in allen Ländern der Welt. Sie wollen den Frieden um jeden Preis erhalten. Ich sage Ihnen, meine Herren, spielen Sie nicht mit den Gefühlen der Frauen und Mütter!
Ihr Zorn und ihre Empörung werden Ihnen und allen Verantwortlichen der Kriegsvorbereitung sonst einmal ein Ende bereiten, das auch andere Kriegsschuldige bereits erlitten.
In der Rede Dr. Adenauers fehlt zweitens, daß Sie bereits unsere Jugend für den Krieg an die Amerikaner verkauft haben. Sehr eindeutig bestätigt ihm das Blatt der Wallstreetkönige, die „New York Times", wofür sie deutsche Soldaten benötigen und ausrüsten. Dort heißt es:
Es wird ganz besonders notwendig sein, neue Quellen für Menschenreserven zu finden, die nur aus Deutschland kommen können.
Amerika hat für jeden Dollar, den es ausgibt, Kampfkraft im Werte eines Dollars zu erwarten.
Und drittens fehlt in dieser Rede, daß der Finanzminister Schäffer sich bereits freiwillig verpflichtet hat, als erste Rate 10,5 Milliarden DM für die Aufstellung der sogenannten europäischen Armee zur Verfügung zu stellen.
Wer gab Ihnen das Recht dazu, Herr Schäffer? Etwa die '7 Millionen Flüchtlinge und die zirka 21/2 Millionen Ausgebombten und Fliegergeschädigten, die auf den Lastenausgleich warten? Etwa die 400 000 Flüchtlinge, die in Westdeutschland in Lägern und Baracken vegetieren und auf Wohnung und auf Arbeit warten? Oder hatten Sie, Herr Schäffer, den Auftrag von den Witwen, den Waisen, den Kriegsversehrten, den Rentnern, deren Einkommen nicht zum Leben ausreicht? Oder gar von den mehr als einer Million junger Menschen, die arbeits- und berufslos sind und auf Lehrstellen warten? Davon, Herr Dr. Adenauer, sprachen Sie nicht! Sie haben zwar bei Ihrem Antritt als Bundeskanzler verkündet, daß Ihre Politik so sozial als möglich sei.
Heute ist es klar, daß diese Politik einzig und allein
den rund 200 Millionären in Westdeutschland
dient. Hören Sie dazu einige Zahlen, wie die Aktien
der Schwerindustrie in diesen Tagen durch die
Ratifizierung des Schumanplans und die weiteren
Kriegspläne gestiegen sind: die Aktien der Grundstoffindustrien stiegen von 167,32 % auf 186,2 %,
die Aktien der eisen- und metallverarbeitenden Industrie von 115,28 % auf 123,17 %, also in wenigen Tagen um mehr als 15 %. Mehr als 15 %
' weitere Riesengewinne für unsere Rüstungsindustrie!
Und nun wagte es als Dritter in der Garnitur der psychologischen Kriegsvorbereiter auf der Regierungsbank der Justizminister Dr. Dehler, den Müttern und Frauen zu empfehlen, eisern und hart, ja gegen ihre Natur zu handeln. -
Jawohl, Herr Dr. Dehler, die Frauen und Mütter werden eisern und hart sein, aber nicht gegen ihre Natur, sondern entsprechend der Natur der Frauen und Mütter zur Verteidigung unseres Liebsten,
zur Verteidigung unserer Kinder, zur Verteidigung des Lebens unseres Volkes, zur Erhaltung des Friedens für unser Volk. Wir werden eisern und hart sein in unserem unermüdlichen Bemühen, für die Verständigung der Völker untereinander zu kämpfen, für die Verständigung der Deutschen zwischen Ost und West. Frau Brauksiepe hat gefragt: Ja, meinen es die Russen, meint es die DDR denn ehrlich? Nun, in den gesamtdeutschen Beratungen ohne jegliche Bedingungen haben Sie die Gelegenheit, das festzustellen!
Dann bleibt immer noch Zeit, zu beweisen, ob Sie oder ob die Vertreter der Deutschen Demokratischen Republik es mit dem deutschen Volke ehrlich meinen!
Wir werden jedenfalls eisern und hart an unserer Forderung festhalten: Das Wehrgesetz muß fallen, und Adenauer muß gehen, damit unsere Kinder leben und glücklich sein können.
Das deutsche Volk aber wird leben, der Friede wird erhalten bleiben, weil das Volk in einer noch nie gekannten Einmütigkeit die Pläne der Bundesregierung, die Pläne der Kriegsvorbereiter, die Pläne der Kriegsbrandstiftei ablehnt
und um den Frieden kämpfen wird!