Rede von
Dr.
Konrad
Adenauer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Wenn es nicht zu lange aufhalten würde, würde ich Ihnen die einzelnen Divisionen und ihre Standorte mitteilen.
Wenn einer über diese Dinge orientiert ist, dann ist es der Vorsitzende der kommunistischen Gruppe.
— Ja, das tut mir leid! Das war ein freundschaftliches Zwiegespräch! (Heiterkeit.) .
Sie wissen, meine Damen und Herren — ich betone das nochmals —, wie groß die Minierarbeit ist, die von seiten Sowjetrußlands und seiner Satrapen geleistet wird.
Sie wissen — das muß in aller Offenheit auch dem deutschen Volk gesagt werden —, daß dieses Europa ohne Unterstützung der Vereinigten Staaten Sowjetrußland ausgeliefert ist.
Lassen Sie mich hinzufügen, daß man es verstehen könnte, wenn eines Tages die Vereinigten Staaten sich sagen würden: Wir haben auch andere Möglichkeiten, uns gegenüber Sowjetrußland zu verteidigen,
und wenn die öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten sagen würde: Wenn die Europäer nicht wollen, wenn sie nicht sehen wollen, in welcher Gefahr sie schweben, wenn sie nicht unter Zurücksetzung von Streitigkeiten, die im Verhältnis zu der Größe der Gefahr, in der sie alle schweben, klein sind, endlich sehen wollen, daß wir tatsächlich in eine neue Zeit eingetreten sind, in der ein Zusammenschluß Europas aus wirtschaftlichen, 1 aus politischen, aus Verteidigungsgründen eine absolute Notwendigkeit ist — nun, wenn sie das nicht einsehen, dann können wir ihnen nicht weiter helfen!
Eines möchte ich zum Schluß nochmals mit allem Nachdruck Ihnen sagen: Weder der Atlantikpakt noch die europäische Verteidigungsgemeinschaft verfolgen irgendwelche aggressiven Ziele.
Ich glaube, niemandem in der Welt als uns Deutschen, die wir ja doch dem Gefahrenherd am nächsten liegen, wäre es willkommener, wenn Sowjetrußland nun ehrlich sagte: Wir wollen zu Frieden und zu Verständigung kommen!
Aber die Rolle, die Sowjetrußland jetzt wieder in der' UNO gespielt hat, als es sich darum handelte, gesamtdeutsche Wahlen herbeizuführen,
hat doch — und Sie alle haben gestern dieser Auffassung zugestimmt — klar und überzeugend gezeigt,
daß Sowjetrußland den Frieden in der Welt nicht will
und daß, wenn wir im Verein mit den anderen westeuropäischen Staaten nicht einen Damm des Friedens bauen, der Friede nicht erhalten bleiben wird.
Wir, meine Damen und Herren, wollen den Frieden.
Wir wollen den Frieden und die Freiheit!
Wir wollen keine Knechtschaft und keine Sklaverei;
wir wollen Frieden und Freiheit für uns und für Gesamtdeutschland.
Nach meiner festen Überzeugung, nach der Überzeugung eines jeden Deutschen, der die Dinge unvoreingenommen betrachtet,
gibt es vor dieser konsequent fortgeführten, Politik des totalitären Sowjetrußlands nur eine Rettung für uns alle: uns so stark zu machen,
daß Sowjetrußland erkennt: ein Angriff darauf ist ein großes Risiko für Sowjetrußland selbst.
Das ist das Ziel des Ganzen; das ist unsere Absicht, das wollen wir mit der europäischen Verteidigungsgemeinschaft.
Das wollen wir mit der Verbindung, mit dem späteren Eintritt in den Atlantikpakt.
Wir wollen endlich Ruhe und Frieden haben vor dem Drang und den Angriffen aus dem Osten.
Ich bitte Sie, davon überzeugt zu sein — ich sage das mit allem Nachdruck, mit allem Ernst und mit dem Bewußtsein meiner ganzen Verantwortung —, daß wir nichts anderes wollen als den Frieden erhalten, einen wahren Frieden und eine wahre Freiheit
und die Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit.
Lassen Sie mich zum Schluß noch ein Wort hinzufügen. Ich habe von seiten der englischen Regierung die Mitteilung bekommen, daß sie dem Projekt der europäischen Verteidigungsgemeinschaft mit vollster Sympathie gegenübersteht
und daß sie alles tun wird, um eine möglichst
enge Verbindung zwischen Großbritannien und
der europäischen Verteidigungsgemeinschaft herbeizuführen.
Wenn so das gesamte freie Europa sich einigt
und wenn es dann mit den Vereinigten Staaten zusammengeht,
dann, meine Damen und Herren, retten wir alles
das, was uns teuer ist: die Freiheit und den Frieden.