Rede von
Robert
Dannemann
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der hier zur Debatte stehende Fragenkomplex ist in der Tat ernster, als man schlechthin annimmt. Die Maul-und Klauenseuche hat im verflossenen Jahr im ganzen Bundesgebiet sehr erhebliche Verluste verursacht. Wie bereits aus den Ausführungen meiner Herren Vorredner hervorging, wird man damit rechnen können, daß nach vorsichtiger Schätzung allein durch direkte Tierverluste und durch die Minderung der Leistungen im Bundesgebiet ein Schaden von mindestens 200 Millionen verursacht worden ist. Noch ist die Seuche nicht abgeklungen, und noch wissen wir nicht, ob sie nicht beim Weideauftrieb im Frühjahr von neuem aufflackern wird. Es soll auch nicht die Frage aufgeworfen werden, wer für dieses starke Auftreten und Umsichgreifen der Maul- und Klauenseuche verantwortlich gemacht werden soll. Hier haben zweifellos verschiedene Umstände mitgespielt. Ohne Frage trifft das zu, was der Herr Staatssekretär zum Ausdruck gebracht hat: daß das plötzliche Auftreten bisher unbekannter Virusstämme ein groß Teil dazu beigetragen hat. Aber, meine Damen und Herren, sicher ist auch, daß dieser Seuchengang wesentlich harmloser verlaufen wäre, wenn von Anfang an genügend Vakzine zur Verfügung gestanden hätte. Früher stand uns auf der Insel Riems dieses wunderbare Institut zur Verfügung, das hervorragende Arbeit geleistet hat, ein Institut, das Vakzine herstellte ohne Rücksicht darauf, ob in einem Jahr
die Seuche stark oder weniger stark auftrat. Dadurch waren wir in die Lage versetzt, daß bei plötzlichem Auftreten eines Seuchengangs sofort die genügende Menge an Impfstoffen zur Verfügung stand und sofort eingegriffen werden konnte. Nach dem Verlust dieses Instituts hat man — das muß ich sehr deutlich aussprechen — leider versäumt, einen entsprechenden Ersatz zu schaffen. Ja, man glaubte vielfach — das klang auch heute aus den Zwischenrufen durch —, daß die Bekämpfung derartiger Seuchen alleinige Angelegenheit der Länder sei. Ja, meine Damen und Herren, s o kann man Seuchen nicht wirksam bekämpfen. Das ist auch volkswirtschaftlich gesehen absolut unvertretbar. Es ist auch ein unmöglicher Zustand, die Herstellung von Vakzinen, wie es bislang geschehen ist, lediglich Privatpersonen zu überlassen, die nur vom rein kaufmännischen Gesichtspunkt aus betrachtet die Impfstoffherstellung betreiben können.
Das muß ja zwangsläufig dazu führen, daß in Jahren mit leichten Seuchengängen oder in freien Jahren nur wenig Impfstoffe hergestellt werden, weil kein Absatz vorhanden ist, mit dem Ergebnis, daß bei plötzlichem Auftreten einer Seuche eben die Impfstoffe fehlen, wie wir es haben feststellen müssen. Die Herstellung der Vakzine kann auch, wie ich eben schon sagte, nicht allein Länderangelegenheit sein, sondern sie muß Bundesangelegenheit sein. Darüber hinaus stimme ich Herrn Dr. Horlacher bei, daß nicht ein Land allein mit diesen Seuchen fertig werden kann, sondern daß es eine europäische Angelegenheit sein sollte.
Aber nicht nur die Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche muß von Bundes wegen einheitlich geregelt werden; ganz ähnlich liegen die Verhältnisse auch bei einer Reihe von anderen Seuchen, wie bei der Schweinepest und bei der Geflügelpest. Allein bei der Geflügelpest wurden im letzten Quartal 1951 im Bundesgebiet 1692 neue Ausbruchsorte amtlich festgestellt, davon allein im September 19S1 nicht weniger als 1 049 Fälle von Neuauftreten; und auch diese Pest wäre bestimmt harmloser verlaufen, wenn auch in diesem Falle genügend Impfstoffe zur Verfügung gestanden hätten. Auch das traf nicht zu.
Ferner bin ich der Meinung, daß auch wirksamere Maßnahmen auf dem Gebiete der Kontrolle beim Verkehr der Tiere von Hof zu Hof und von Land zu Land und ebenfalls bezüglich der Einfuhr aus dem Auslande ergriffen werden sollten.
Ich möchte daher abschließend den Antrag des Herrn Kollegen Dr. Horlacher auch von uns aus wärmstens unterstreichen und möchte wünschen, daß diese Frage im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eingehend geklärt wird und daß wir zu einer zentralen Impfstoffherstellung seitens des Bundes kommen, damit nun endlich Millionenwerte der Volkswirtschaft erhalten bleiben.