Rede von
Alfred
Loritz
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(Fraktionslos)
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Adenauer hätte in der Schweiz, am Ranft, hören können, was dort einer der berühmtesten Politiker aller Zeiten einmal in einer Lage, die der unsrigen sehr ähnlich war, gesagt hat. Er hat damals seine Eidgenossen — ich spreche von Nikolaus von der Flüe — ermahnt, sie sollten sich heraushalten aus den Händeln und Interessen der Großen. Und so sage ich Ihnen auch heute als Abschluß: Halten Sie sich bitte heraus aus den Interessen jener zwei großen Weltmachtblöcke! Betreiben Sie eine Wirtschaftspolitik, die es fertigbringt, die deutschen Rohstoffe und die Arbeitskraft, die wir noch haben, einzusetzen für den Frieden, für Lieferungen an die, die uns anständig -bezahlen, für zweiseitige Lieferungsverträge, die ohne weiteres der französischen Eisenindustrie das zukommen lassen können, wessen sie bedarf, die aber umgekehrt nicht etwa die wenigen Trümpfe, die wir wirtschaftlich noch in der Hand haben — und das sind Stahl und Eisen — weggibt zugunsten eines Linsengerichts, von dem wir noch gar nicht einmal wissen, wie und von wem es in den nächsten Jahren gekocht wird. Darum bitte ich Sie nochmals herzlichst, und namentlich diejenigen, die heute zuerst ihre Argumente gegen den Schumanplan vorbrachten, wie Dr. Bertram, und dann plötzlich die Kippe auf die andere Seite mitmachten, bitte ich inständig: Stimmen Sie mit Nein gegen einen Plan, der nichts anderes ist als eine Vergewaltigung der deutschen Wirtschaft!