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ID0118002600

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    Vokabeln: 4
    1. Herr: 1
    2. Abgeordneter: 1
    3. Dr.: 1
    4. Mende.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 180. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Dezember 1951 7469 180. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 12. Dezember 1951. Geschäftliche Mitteilungen 7471A, 7530A Beschlußfassung des Deutschen Bundesrats zum Gesetz über das Paßwesen 7471B Vierten Gesetz zur Änderung und Überleitung von Vorschriften auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes . 7471B Gesetz über gesetzliche Handelsklassen für Erzeugnisse der Landwirtschaft und Fischerei 7471C Gesetz über die Außenhandelsstelle für Erzeugnisse der Ernährung und Landwirtschaft 7471C Gesetz über die Erhebung von Gebühren durch die Außenhandelsstelle des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 7471C Gesetz über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über Sozialversicherung nebst Schlußprotokoll und drei Zusatzvereinbarungen . . 7471C Gesetz über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über Sozialversicherung nebst Schlußprotokoll . . . . 7471C Gesetz über das Inkrafttreten von Vorschriften des Gesetzes über die Beförderung von Personen zu Lande . . . . 7471C Gesetz über die Feststellung von Mindestarbeitsbedingungen 7471C Gesetz zur Änderung des Tarifvertragsgesetzes 7471C Gesetz zur Anpassung der Facharztordnung für die deutschen Ärzte an die Fortschritte der medizinischen Wissenschaft und Praxis 7471C Anfrage Nr. 234 der Abg. Strauß, Dr. Jaeger u. Gen. betr. Einstellungsbedingungen für den öffentlichen Dienst (Nrn. 2855, 2930 der Drucksachen) 7471C Anfrage Nr. 232 der Abg. Hoffmann (Lindlar), Frau Wessel und Fraktion betr. Auszahlung für Wildschäden in den von den Besatzungsmächten beschlagnahmten Jagdrevieren (Nrn. 2827, 2931 der Drucksachen) 7471D Bericht des Bundesministers des Innern über die Regelung der Winterbeihilfe (Nr. 2929 der Drucksachen) 7471D Bericht des Bundesministers für Arbeit über die Durchführung des Bundesversorgungsgesetzes (Nr. 2928 der Drucksachen) 7471D Teilnahme von Mitgliedern der Türkischen Großen Nationalversammlung als Gäste an der Sitzung 7471D Präsident Dr. Ehlers . . . . 7471D, 7473B Muhlis Tumay, Erster Vizepräsident der Türkischen Großen Nationalversammlung 7472D Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Bericht über Notaufnahme von Deutschen in das Bundesgebiet (Nr. 2831 der Drucksachen) 7473B Dr. Lukaschek, Bundesminister für Vertriebene 7473C Müller (Frankfurt) (KPD) 7473D Wehner (SPD) 7474C Beschlußfassung 7474D Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, DP, BP und des Zentrums betr. Bekanntgabe des Bundesjugendplans 1951/52 (Nr 2840 der Drucksachen) 7475A Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern 7475A, 7487C Frau Keilhack (SPD) 7478C Frau Rösch (CDU) 7482A Ribbeheger (Z) 7483B Frau Thiele (KPD) 7483C Dr. Mende (FDP) 7485B Ausschußüberweisung 7488B Beratung des Antrags der Fraktion der KPD betr. Mißbilligung der Haltung des Bundesminister der Justiz Dr. Dehler (Nr. 2714 [neu] der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Mißbilligung der Haltung des Bundesministers der Justiz Dr. Dehler (Nr. 2897 der Drucksachen) 7488B zur Sache: Paul (Düsseldorf) (KPD), Antragsteller 7488B, 7502B Bazille (SPD), Antragsteller 7490C, 7497D Dr. Dehler, Bundesminister der Justiz 7492A, 7499D Wönner (SPD) 7493C Renner (KPD) 7495B Euler (FDP) 7496D Willenberg (Z) 7498D Dr. Hammer (FDP) 7499A Dr. Krone (CDU) 7503B zur Geschäftsordnung: Ewers (DP) 7501B Ritzel (SPD) 7501C Beschlußfassung 7503B Beratung des Antrags der Fraktion der BP betr. Nachweisungen der Ausführung von Beschlüssen des Bundestages (Nr. 2833 der Drucksachen) 7503C, 7505B Dr. Etzel (Bamberg) (BP), Antragsteller 7505C Müller (Hessen) (SPD) 7505D Ewers (DP) 7506C Ausschußüberweisung 7506D Beratung des Antrags der Abg. Jacobi, Dr. Dresbach, Dr. Becker (Hersfeld), Dr. Reismann u. Gen. betr. Ausschuß für Kommunalpolitik (Nr. 2834 der Drucksachen) 7503C zur Sache: Dr. Dresbach (CDU), Antragsteller . . 7503D zur Geschäftsordnung: Dr. Mende (FDP) 7505A Mellies (SPD) 7505B Beschlußfassung 7505B Beratung der Übersicht Nr. 43 über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestags über Petitionen (Umdruck Nr. 378) 7506D Beschlußfassung 7506D Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über die Haushaltsrechnungen der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebiets für die Rechnungsjahre 1947, 1948 und für das Rechnungsjahr 1949 (1. April bis 20. September 1949) (Nr. 2907 der Drucksachen) 7506D Dr. Blank (Oberhausen) (FDP), Berichterstatter 7507A Schoettle (SPD) 7509C Bausch (CDU) 7510C Beschlußfassung 7511C Beratung des Antrags der Fraktion der KPD betr. Außerkraftsetzung der Verordnung des Bundesministers für Wirtschaft und des Bundesministers für Wohnungsbau vom 29. November 1951 PR Nr. 71/51 über Maßnahmen auf dem Gebiet des Mietpreisrechts (Nr. 2887 der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Altbaumieten (Nr. 2913 der Drucksachen) 7511C Paul (Düsseldorf) (KPD), Antragsteller 7511D, 7517D Jacobi (SPD), Antragsteller 7513A, 7517B Wildermuth, Bundesminister für Wohnungsbau 7515B, 7517A Froehlich (BHE-DG) 7516B Wirths (FDP) 7517B Beschlußfassung - 7518B Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutze der Mutter (Mutterschutzgesetz) (Nr. 1182 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß) (Nr. 2876 der Drucksachen; Umdrucke Nrn. 394, 395) 7518B Frau Dr. Rehling (CDU), als Berichterstatterin 7526C als Berichterstatterin 7518C Frau Thiele (KPD) 7523B 7527A, C, 7528 A, D Frau Albrecht (SPD) 7523C Frau Arnold (Z) 7523D Frau Dr. Ilk (FDP) . . 7524C, 7526B, 7528A Frau Heiler (CDU) 7525A Frau Schroeder (Berlin) (SPD) . . 7525D Frau Kipp-Kaule (SPD) 7529B Frau Kalinke (DP) 7529C Abstimmungen 7526D, 7527B, D, 7528B, 7529A, D Beratung des Antrags der DP betr. Ergänzung zur Zwölften Aufbau-Verordnung der Sozialversicherung (Nr. 2862 der Drucksachen) 7530A Frau Kalinke (DP), Antragstellerin 7530A Ausschußüberweisung 7530C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (23. Ausschuß) über die vor dem Bundesverfassungsgericht erhobene Klage der sozialdemokratischen Fraktion des Bundestages gegen die Bundesregierung betr. Petersberger Abkommen (Nr. 2877 der Drucksachen) 7530C Dr. Kopf (CDU), Berichterstatter 7530C, 7533C Dr. Arndt (SPD), Berichterstatter . . 7531C Beschlußfassung 7533C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Körperschaftsteuergesetzes (Nr. 2873 der Drucksachen) 7533C Ausschußüberweisung 7533C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Niederlassungsbereich von Kreditinstituten (Nr. 2908 der Drucksachen) 7533D Schäffer, Bundesminister der Finanzen 7533D Seuffert (SPD) 7534C, 7535C Dr. Preusker (FDP) 7535A, D Scharnberg (CDU) 7535B Ausschußüberweisung . . . . . . . . 7535D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Erhebung einer Abgabe „Notopfer Berlin" (Nr. 2849 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (11. Ausschuß) (Nr. 2909 der Drucksachen zu Nr. 2909) . 7536A Dr. Wellhausen (FDP), Berichterstatter 7536A Beschlußfassung 7536B Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Angelegenheiten der Vertriebenen und Flüchtlinge (Bundesvertriebenengesetz) (Nr. 2872 der Drucksachen) 7536C Reitzner (SPD) 7536D Ausschußüberweisung 7537A Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung des Gesetzes über die Unterhaltsbeihilfe für Angehörige von Kriegsgefangenen (Nr. 2866 der Drucksachen) 7537A Ausschußüberweisung 7537A Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über Sortenschutz und Saatgut von Kulturpflanzen (Saatgutgesetz) (Nr. 2870 der Drucksachen) 7537A Ausschußüberweisung 7537B Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des § 7 Abs. 2 des Güterfernverkehrsänderungsgesetzes (Nr. 2847 der Drucksachen) 7537B Ausschußüberweisung 7537B Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Börsenzulassung umgestellter Wertpapiere (Nr. 2715 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Geld und Kredit (12. Ausschuß) (Nr. 2910 der Drucksachen) . . . . 7537B Ruhnke (SPD), Berichterstatter . . 7537B Beschlußfassung 7537C Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Internationalen Fernmeldeverkehr Atlantik City 1947 (Nr. 2595 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Post- und Fernmeldewesen (28. Ausschuß) (Nr. 2911 der Drucksachen) . . . 7537C Beschlußfassung 7537D Nächste Sitzung 7537D Die Sitzung wird um 13 Uhr 33 Minuten durch den Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
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    Die zahlenmäßigen Auswirkungen für eine Mehrunterbringung Jugendlicher in echt e Ausbildungsstellen im Zuge von Maßnahmen des Bundesjugendplans mußten daher gering bleiben.

    (Hört! Hört! bei der KPD.)



    (Frau Thiele)

    Das hatte* negative Rückwirkungen in der öffentlichen Meinung zur Folge, da allgemein, insbesondere von der Jugend, primär eine umfangreiche Hilfe zur Linderung materieller Nöte im Zuge des Bundesjugendplans erwartet wurde.
    Ich denke, die Jugend hat ein Recht zu ihrer Kritik, ja sie hat ein Recht zu ihrer Empörung; denn sie muß mit Recht materielle Hilfe erwarten. Nichts kann darüber hinwegtäuschen, daß diese so großartig verkündete „Aktion zur Förderung der Jugend" eine völlige Pleite geworden ist, auch nicht die allgemeinen Redensarten, die uns der Herr Bundesinnenminister Dr. Lehr hier geboten hat.

    (Abg. Lücke: Es lohnt sich nicht einmal, hier Zwischenrufe zu machen!)

    Von 17,5 Millionen, die in diesem Plan vorgesehen sind, wurden 5 Millionen für sogenannte staatsbürgerliche Erziehung vorgesehen und ausgegeben, d. h. 5 Millionen zur Förderung von Kriegshetze, 5 Millionen zur Förderung von Agentenwesen

    (Abg. Strauß: Hurra, die alte Kurve!) und Schmutzplakaten,


    (Unruhe)

    5 Millionen zur Förderung des BDJ, dem Urheber von Terror und Untergrundarbeit.

    (Widerspruch rechts.)

    Daß im Grunde genommen gar nicht beabsichtigt ist, die Not der Jugend zu beseitigen, ihr Arbeitsplätze und Berufsausbildung zu geben, geht ebenfalls aus dem gleichen Bericht des Bundesarbeitsministeriums hervor. Hier heißt es nämlich unter dem Abschnitt „Notwendige Maßnahmen zur Berufsnot der Jugend" u. a. — hören Sie gut zu! —:
    Durch die Bildung des Bundesgrenzschutzes und dessen eventuelle Erweiterung kann erwartet werden, daß ein Teil der männlichen Jugend dieser Altersgruppen aufgenommen werden kann bzw. dadurch freiwerdende Stellen von diesen besetzt werden können.

    (Hört! Hört! bei der KPD.)

    Sehen Sie, Herr Bundesinnenminister Dr. Lehr, so habe ich das verstanden, wie Sie gedachten, die Jugend „zu intensivieren" ; so haben Sie es ja wohl gemeint.

    (Abg. Majonica: Ihr sperrt sie ein! Der letzte Ausweg ist der Uranbergbau!)

    Da die Jugendfürsorge dem Innenministerium unterstellt ist und damit dem Herrn Bundesinnenminister Dr. Lehr, kann es nicht wundernehmen, daß sich die Lage der Jugendlichen immer mehr verschlechtert, die Not immer größer wird und für viele dann als letzter Ausweg

    (Zuruf rechts: der Uranbergbau übrigbleibt!)

    der Kasernenhof und der Arbeitsdienst erscheint; denn dieser letzte Ausweg wird organisiert. Wir hatten schon einmal eine solche Parallele vor der Hitlerzeit. Das wird deswegen organisiert, weil inzwischen Dr. Adenauer in Paris die ersten 400 000 jungen Menschen als Söldner zugesagt hat; das wird deswegen organisiert, weil die Koalitionsparteien — das hat Dr. Mende deutlich zum Ausdruck gebracht — bereits einen Gesetzentwurf für den Arbeitsdienst vorliegen haben, den sie einreichen werden.

    (Abg. Frau Dr. Weber [Essen]: Sie können wohl fernsehen!)

    Das sind die Maßnahmen, mit denen Sie der Jugend helfen wollen.
    Die Gesamtausgaben einschließlich dieses Bundesjugendplans betragen 53 Millionen; das ist kaum ein halbes Prozent des Gesamthaushalts des Bundes. Ein halbes Prozent ist demnach dieser Regierung die Jugend in Westdeutschland wert, während Milliarden für die Rüstung und für die Besatzungskosten ausgegeben werden.

    (Sehr gut! bei der KPD.)

    Die Folge davon ist, daß die Berufs- und Arbeitslosigkeit nicht beseitigt wird, daß keine qualifizierte Ausbildung der Jugend erfolgt. Die Folge ist, daß die Jugendkriminalität in einem erschreckenden Maße steigt.

    (Abg. Lücke: Wie besorgt!)

    Ich möchte Ihnen nur einige Zahlen als Beispiel für die Lage der Jugend in Westdeutschland geben. 20 % aller Arbeitslosen sind Jugendliche, davon der größte Teil Flüchtlinge.

    (Abg. Kemmer: Weil die Russen sie ausgewiesen haben!)

    450 000 Schulentlassene haben keine Lehrstelle; 250 000 Jugendliche sind ohne Obdach; 54 410 Kinder von Flüchtlingen und 33 865 Jugendliche sind noch in Massenlagern, nach einem Bericht des evangelischen Hilfswerks.

    (Abg. Lücke: Das geht alles auf Euer Konto!)

    In Hessen haben z. B. 244 000 Jugendliche keinen eigenen Schlafraum. In Nordrhein-Westfalen z. B. fehlen 10 000 Volksschulklassen. Das Landesarbeitsamt Pfalz meldete dem Sozialministerium in Mainz, daß 250 Jugendliche ihre Ausbildung unterbrechen müssen, da die Lehrlingswohnheime in Ludwigshafen geschlossen werden müssen, weil die erforderlichen Zuschüsse, wie sie der Bundesjugendplan vorsieht, nicht bezahlt wurden. 77 % aller Studenten haben Untergewicht, 12,5 % sind an Tuberkulose erkrankt.
    Hierzu möchte ich Ihnen noch einige Angaben aus der „Welt" vom 18. 10. vortragen. — Ich nehme an, Herr Präsident, daß Sie mir wenigstens in etwa in ähnlicher Loyalität entgegenkommen werden. — Die Zusammenstellung aus der „Welt" lautet so, daß rund 80 % der 116 000 Studenten und Studentinnen in kümmerlichen und unsicheren Lebensverhältnissen leben. 21 % der Studierenden haben monatlich nur bis zu 50 DM, 37 % zwischen 50 und 100 DM für ihren Lebensunterhalt und für den Kauf von Lehrbüchern zur Verfügung.

    (Hört! Hört! bei der KPD.)

    60 % der Studenten haben angegeben, daß sie zur Finanzierung ihres Studiums auf Einkünfte aus Gelegenheitsarbeit angewiesen sind. 38 % von ihnen können sich kein eigenes Zimmer leisten. Das zur Lage der Studenten.

    (Zurufe rechts und in der Mitte.)

    Wie verzweifelt die Lage der Studenten ist, das sollte uns eigentlich der Tod der Studentin Elisabeth Holzer aus Freising vor Augen führen, die im November vom Münchener Domturm sprang, und zwar deswegen, weil sie kein Stipendium mehr erhielt, obwohl sie die beste Oberschülerin in Freising war. Ich kann Ihnen, wie gesagt, nur stichwortartig und beispielgebend die Lage schildern. Aber dies zeigt ja bereits, wie unzureichend, j a wie bewußt desorientierend die Maßnahmen der Bundesregierung sind.

    (Zuruf von der Mitte: Unerhört!)

    Demgegenüber möchte ich Ihnen, da Sie mir
    dauernd zurufen: „Ostzone!" und: „DDR!", nur


    (Frau Thiele)

    einige Zahlen über die Maßnahmen sagen, die dort
    zur Förderung der Jugend getroffen worden sind.

    (Lebhafte Zurufe von der Mitte.)

    — Ich weiß, daß Ihnen das recht unangenehm ist.

    (Zuruf von der Mitte: Aue!)

    Darum hören Sie bitte zu! — Im Jahre 1950 wurden 28 Millionen für Schulinventar und Vervollständigung der Bibliotheken, 33,6 Millionen für Berufs-
    und Betriebsschulen, 16,6 Millionen für die Jugendwanderbewegung, 20,7 Millionen für die Sportbewegung und 71,7 Millionen für Stipendien ausgegeben. Seit Erlaß des Jugendgesetzes vom 8. Februar 1951 sind 37 Millionen für Schulneu-, -um-
    und -erweiterungsbauten, 20 Millionen für Unterhaltsbeihilfen für Oberschulen, 32 Millionen für Sportgeräte und Bekleidung und — hören Sie! —400 Millionen für Jugendbauten, Sportanlagen und Förderung des Sportes bereitgestellt worden. 50 % aller Lernmittel sind kostenlos. 19 213 Studierende an Universitäten und Hochschulen erhalten Stipendien, 261 902 Ausbildungsstellen für die Heranbildung qualifizierter Facharbeiter wurden geschaffen, 2500 Lehrwerkstätten mit 10 000 Lehrkräften und 296 Lehrlingswohnheime wurden eingerichtet.

    (Fortgesetzte lebhafte Zurufe.)

    — Sie mögen noch so viel schimpfen, an diesen Zahlen kommen Sie nicht vorbei. Das sind nämlich die Zahlen, die beweisen, daß die Jugend dort zu lebenstüchtigen Menschen für den friedlichen Aufbau unseres Vaterlandes entwickelt wird, während hier in Westdeutschland alles getan wird, um die Jugend für den Krieg vorzubereiten.

    (Anhaltende Unruhe und Zurufe.)

    Aber ich sage Ihnen, und dessen seien Sie gewiß: die Jugend in Westdeutschland ist nicht nur kritisch, sondern sie hat auch erkannt, daß hier wirklich nichts für sie getan wird.

    (Zuruf von der Mitte: Sie hat euch durchschaut!)

    Sie ist aber andererseits entschlossen — und das haben die unendlich vielen Entschließungen und Beispiele aus Organisationen und der Gewerkschaftsjugend überall gezeigt —, sie ist entschlossen, nicht den Weg Dr. Adenauers, den Weg in die Kasernen, den Weg ins Massengrab zu gehen. Sie ist entschlossen, für friedliche Arbeit zu kämpfen. Das hat auch bereits die Anfrage der Delegation des Evangelischen Jungmännerbundes an Herrn Professor Heuss zum Ausdruck gebracht. Darin befragt sie ihn gerade um diesen Weg der Regierung Dr. Adenauers. Sie wünscht nicht, daß dieser Weg weitergegangen wird.
    So ist auch unsere Haltung zum Bundesjugendplan. In diesem Sinne werden wir immer kämpfen, daß der Jugend wirklich großzügige Maßnahmen zugebilligt werden, Maßnahmen, die sowohl der Jugend als auch unserem ganzen Volk helfen.

    (Beifall bei der KPD. — Zuruf von der Mitte: Zwei Pluspunkte für Moskau! — Abg. Renner: Die christlichen Hunde bellen!)



Rede von Dr. Hermann Ehlers
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Abgeordneter Dr. Mende.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Erich Mende


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Meine Damen und Herren! Ich habe das hier schon einmal sagen müssen: mir ist es unverständlich, wie eine menschlich so sympathische Frau sich hier zur Verfechterin so unsympathischer Gedankengänge machen kann.

    (Heiterkeit. — Zurufe von- der KPD.)

    Ich möchte nur einiges Ihrer Ausführungen richtigstellen, Frau Kollegin. Glauben Sie, daß es geschmackvoll ist, den Freitod der Münchener Abiturientin hier zu einem Stück Ihrer Propagandamaschinerie zu degradieren?

    (Abg. Renner: Dafür seid Ihr verantwortlich!)

    — Ich glaube, lieber Herr Kollege Renner, wenn Sie es darauf ankommen lassen, kann ich noch lauter schreien als Sie!

    (Heiterkeit.)

    Ich glaube, auch ein anderes Beispiel zieht nicht, Frau Kollegin Thiele. Sie sagten, daß der Herr Bundesinnenminister den Bundesgrenzschutz als Reservoir für junge Menschen ansehen wolle. Ich möchte Ihnen mal die Rechenaufgabe aufgeben, wo wohl mehr junge Menschen sind, bei den 10 000 Mann Grenzschutz oder den 60 000 Mann der Volkspolizei unter den Generalen von Lenzky, Lattmann und Vincenz Müller, in den sogenannten Volkspolizeidienststellen, die in Wirklichkeit motorisierte, mechanisierte Schützenregimenter sind.

    (Sehr richtig in der Mitte.)

    Es ließe sich auch zu der Frage der Studenten manches sagen. Sie haben die Not der Studenten beklagt. Mich wundert es dann, daß soviel junge Menschen aus der Sowjetzone hierher kommen und bei uns unter diesen Entbehrungen studieren. Anscheinend sind bei Ihnen Zustände, die noch viel schlimmer sind als die Entbehrungen, die sie hier auf sich nehmen müssen.

    (Abg. Renner: Anscheinend!)

    — Ja nun, Herr Kollege Renner, ich möchte Ihnen auch noch ein drittes Rechenexempel geben. Vielleicht lösen Sie einmal die Frage: Wie kommt es, daß über 1 1/2 Millionen Menschen aus der Sowjetzone hierher unter das angeblich so ungerechte System des Westens kommen? Warum haben wir keine Gegenbewegung jener Idealisten, die nach der Sowjetzone zu Ihren Idealen gehen?

    (Beifall rechts. — Abg. Renner: Die Gegenbewegung haben wir ja!)

    Vielleicht sollten wir mal darüber sprechen — aber das gehört nicht zu diesem Thema —, ob nicht ein Ausweisungsgesetz für alle diejenigen beschlossen werden müßte, die die Freiheit des Westens zum Kampf gegen die Demokratie mißbrauchen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Lebhafte Zurufe von der KPD.)

    Nun zu dem Jugendplan. Es ist sehr erfreulich, daß wir heute Gelegenheit hatten, neben einigen demagogischen Formulierungen auch sehr ernsthafte Argumente zu dem Bundesjugendplan zu hören. Der Herr Bundesinnenminister selber hat davon gesprochen, daß vieles nicht ganz in Ordnung war und daß der erste Bundesjugendplan manche Kinderkrankheit hatte. Aber man kann nicht von einer Pleite sprechen. Wenn Sie von einer Pleite sprechen, haben Sie vielleicht an die Kasse Ihrer kommunistischen Partei und Fraktion gedacht.

    (Lachen bei der KPD.)

    Der Jugendplan hat wahrlich manche Hilfe gebracht, und wir hoffen, daß er noch größere Hilfe bringen wird.
    Frau Keilhack hat sehr richtig darauf hingewiesen, daß es entscheidend darauf ankommt, der berufslosen, der arbeitslosen und der heimatlosen Jugend zu helfen. Wie wir aus dem Bericht ersehen,


    (Dr. Mende)

    soll der Schwerpunkt des kommenden Bundesjugendplans gerade in der sozialpolitischen Betreuung der Jugend liegen. Wir haben hier folgende Zahlen: Aus den Schulen werden bis zum Jahre 1956 je 800 000 bis 900 000 14jährige Jungen und Mädel entlassen. Dann sinkt die Zahl rapide ab, und im Jahre 1962 sind es dann nur noch 200 000 bis 300 000 Jungen und Mädel. Wir bekommen jetzt einen unerhörten Ansturm auf Lehrstellen und können diese Lehrstellen nicht schaffen. Hier müssen Mittel und Wege gefunden werden, um jetzt die erforderliche Zahl an Lehrlingen auszubilden und einem späteren Facharbeitermangel vorzubeugen. Weil wir sehen, daß die meisten Industriezweige und die Handwerksmeister bisher nicht in der Lage waren, alle Schulentlassenen aufzunehmen, obgleich sie heute viel mehr Lehrlinge beschäftigen als zu normalen Zeiten, haben wir schon vor eineinhalb Jahren hier den Gedanken in die Debatte geworfen: Sollten wir nicht zu besonderen Maßnahmen greifen, zu Jugendaufbauwerken, zu freiwilligen Jugendhilfsdiensten? Sie haben in der üblichen Gleichmacherei in der Zeit der Begriffsverwirrung wieder einmal Arbeitsdienst und Jugendhilfsdienst gleichgesetzt. Wir sehen, daß bei dem Wort „Arbeitsdienst" immer gleich der Eindruck entsteht, daß es sich hier um mitternächtliche Sonnenkulthandlungen mit Spatengriffen marschierender Bataillone handelt. Das war doch eine Entartung des Arbeitsdienstes. Der Arbeitsdienst in den 30er Jahren hatte doch auch ethische Grundlagen.

    (Zurufe von der KPD.)

    Er wurde von sehr vielen politischen Richtungen
    praktiziert. Er wurde aber mißbraucht. Meine
    Damen und Herren, was wir wollen, hat nichts mit
    einem Arbeitsdienst zu tun. Wir denken uns einen freiwilligen Jugendhilfsdienst in der Art, wie die Jugendaufbauwerke ihn bereits durchführen. Der Herr Minister hat doch sehr deutlich gesagt, was in dieser Selbsthilfe bereits geschaffen worden ist. Wir denken uns, daß in Heimen auf der Basis der Gemeinden, des Landes und des Bundes unter Selbtsverwaltung der Jugendlichen je 100 oder 200 Menschen zusammengebracht werden können, um nach einer Gemeinschaftsarbeit von mehreren Stunden am Vormittag dann am Nachmittag in einem qualifizierten Berufsausbildungsgang durch Meister ausgebildet zu werden, vielleicht sogar mit der Möglichkeit, die Gesellenprüfung in diesen Heimen abzulegen. Wir haben uns jene Umschulungsanstalten zum Vorbild genommen, die z. B. in Pyrmont und anderswo mit sehr gutem Erfolg ins Leben gerufen worden sind.

    (Zuruf von der KPD.)

    — Das kostet natürlich sehr viel Geld, Kollege Renner; aber ich weiß nicht, ob es sonst nicht noch teurer wäre. Wenn wir den Entwurf der FDJ annähmen, dann würde uns das allerdings sehr teuer zu stehen kommen. Ich mag die drei Hohen Kommissare auf dem Petersberg nicht; aber mir sind drei Hohe Kommissare immer noch viel sympathischer als Zehntausende von Kommissaren der Roten Armee und der „Volkspolizei", die Sie uns dann bringen.

    (Lebhafter Beifall in der Mitte und rechts. — Lachen bei der KPD.)

    Das ist der Grund, weshalb wir damals zur Tagesordnung übergegangen sind, als Sie uns die Schablone des FDJ-Gesetzentwurfs mit der Mitbestimmung der Jugend hier vorlegen wollten.
    Ich muß noch auf ein zweites Problem hinweisen. Nach der Statistik sind etwa 80 000 junge Menschen auf den Straßen. Sie kommen meistens aus Ihrer (zur KPD) glückseligen Zone hierher, um vor dem Uranbergbau zu flüchten. Ich glaube, hierin liegt eine erhebliche Bedrohung unserer Volksmoral, wenn wir nicht den Menschen ein Heim, eine Erziehung, eine Ausbildung verschaffen. Ich wage die Frage aufzuwerfen, wodurch wohl die Volksmoral mehr bedroht ist, ob durch einen Film von der „ewig unsterblich geliebten Sünderin", deretwegen man demonstriert, oder durch das Problem der 80 000 herumstreunenden Halbwüchsigen. Hier sollte man demonstrieren; hier sollte man den Ruf hören und in allen möglichen Institutionen versuchen, dieses Problem zu lösen, nicht im Arbeitsdienst, aber in den Jugendaufbauwerken, wie man es zum Teil praktisch schon getan hat. Frau Kollegin Keilhack, Ihr Minister Albertz hat in Niedersachsen den FDP-Gesetzentwurf mit ganz geringfügigen Änderungen zu dem seinen gemacht.

    (Hört! Hört! rechts.)

    Sie sehen, in Niedersachsen, an der Front, wo man 23 % Heimatvertriebene hat, und in Schleswig-Holstein sieht man das Problem realistischer und nicht so ideologisch wie hier auf der Parlamentstribüne.

    (Sehr gut! rechts. — Zuruf von der KPD.)

    Nun zu dem Problem der vermehrten Lehrlingsausbildung. Wir haben vorgeschlagen, dem Handwerksmeister, der durch die Ausbildung von Lehrlingen in vermehrtem Umfange belastet wird, durch gewisse Sondervergünstigungen einen Anreiz zu geben. Es sind auch andere Gedanken aufgetaucht, z. B. der Gedanke, Abschlagszahlungen zu bestimmen, wenn die Handwerksmeister ein gewisses Soll nicht aufnehmen. Ich glaube, zu diesen Zwangsmaßnahmen sollte man nicht schreiten oder erst dann, wenn alle freiwilligen Maßnahmen keinen oder nicht einen durchschlagenden Erfolg haben.

    (Sehr richtig! bei der FDP.)

    Zu dem Problem der Jugendverbände! Man spricht so oft vom Bundesjugendring, und ich bin der letzte, der den Bundesjugendring in seiner Wirksamkeit unterschätzte. Aber, Herr Bundesinnenminister, im Bundesjugendring sind nach optimistischen Schätzungen höchstens 40 %, nach weniger optimistischen höchstens 20 % der deutschen Jugend organisiert. Es gibt auch außerhalb der Verbände sehr viele junge Menschen, die man in den „Heimen der offenen Tür" ebenfalls heranziehen sollte. Es wird oft übersehen, was die politischen Jugendverbände, die Ringe politischer Jugend, in denen sich Jungsozialisten, Jungdemokraten und Junge Union zusammengeschlossen haben, für das staatspolitische Gefüge der Bundesrepublik tun.

    (Zustimmung rechts.)

    Es ist sehr einfach, heute in dem gigantischen
    Kampf zwischen Ost und West sich in die Neutralität zu flüchten und sich in akademischen Erörterungen zu ergehen; es gehört aber Mut dazu,
    sich zu den staatspolitischen Prinzipien rechtsstaatlicher demokratischer Ordnung zu bekennen,

    (Zuruf von der KPD: Und Korea!)

    und das tun diese Jugendverbände. Ich glaube, der Zusammenschluß von Sozialisten, von Unionsangehörigen und Jungdemokraten beweist, daß in der staatspolitischen Gesinnung vielleicht die Jungen


    (Dr. Mende)

    den Älteren, die Jugend den Vätern etwas voraus ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Denn hier zeigt sich eine Zusammenarbeit. Jene Ringe politischer Jugend sind in großen Foren in Heidelberg, Stuttgart, Köln, Wuppertal und Hamburg an die Öffentlichkeit getreten. Herr Bundesminister, es muß eine wesentlich stärkere Unterstützung des Ringes politischer Jugend erfolgen, weil wir in diesen jungen demokratischen Aktivisten das Beste sehen, was sich heute im politischen Nachwuchs Deutschlands zeigt.

    (Erneuter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Auch das Jugendherbergswesen ist schlecht weggekommen. Wir wünschten sehr, daß mehr Mittel zur Unterstützung des Jugendherbergswesens zur Verfügung stünden.
    Schließlich noch eine Anregung. Man sollte im Rahmen des Bundesjugendplanes in Zusammenarbeit mit dem Bundesjustizministerium auch die Reform des Jugendstrafrechts vorantreiben. Man sollte versuchen, die Einrichtung der Jugendbewährung, die an manchen Gerichten schon eingeführt ist, allgemein auszudehnen. Es ist besser, einem jungen Menschen, der gestrauchelt ist, Bewährung zu geben, als ihn sofort für sein ganzes Leben mit dem Makel einer Gefängnisstrafe zu belasten.
    Schließlich noch etwas zur Verteilung der Mittel! Es herrscht heute draußen im Lande eine Manie, nur nach Bonn zu schauen, als wenn von Bonn alles kommen könnte; es wird zu wenig darauf geachtet, daß auch die Länder Verpflichtungen haben. Der Bundesjugendplan kann nicht funktionieren, wenn nicht parallel dazu Landesjugendpläne laufen. Ich möchte manche Kollegin und manchen Kollegen aus diesem Hause doch bitten, mit der gleichen Intensität, mit der sie hier mit uns zusammenarbeiten, auch in ihren Ländern dafür zu sorgen, daß dort in den Landesjugendplänen auch etwas geschieht; denn da sind noch nicht alle Mittel ausgeschöpft.
    Ein letztes Wort! Wir haben, Herr Bundesinnenminister, im vergangenen Jahr einige Erfahrungen mit den sogenannten Funktionären der Jugend gemacht. Wir haben festgestellt, daß mancher, nachdem er vom Bundesjugendplan gelesen hatte, gleich hierherkam, wie seinerzeit die Filmleute, als sie von der Filmbürgschaft gelesen hatten, die glaubten, sie könnten sich hier die Subventionen gleich abholen. So einfach ist das nicht! Man muß sehr darauf achten, daß jetzt nicht plötzlich Konjunkturisten in die Jugendarbeit treten. Wir sollten unterscheiden zwischen denen, die von der Jugend leben wollen, und denen, die für die Júgend leben wollen.

    (Zustimmung bei den Regierungsparteien. — Lachen bei der KPD.)

    An weiteren Anregungen ist hier genügend gebracht worden. Ich möchte nicht noch Dinge wiederholen. Ich möchte auch nicht auf Ihre Zwischenrufe weiter eingehen. Sie haben ja sogar die „Würde des Hauses" streichen wollen, als wir die Geschäftsordnung berieten, Herr Renner. Mich wundert es nicht, daß Sie auch mit dem Bundesjugendplan nicht einverstanden sind. Sie waren noch niemals mit etwas einverstanden, was hier im Hause geschehen ist.

    (Abg. Renner: Wie kann man solchen Unsinn reden!)

    Bei der Einbringung unseres Antrages Drucksache Nr. 1030 vor eineinhalb Jahren gab es ein großes Gelächter, als wir die Berufswettkämpfe zur Ausbildung eines qualifizierten Nachwuchses für alle Berufe wieder forderten. Vor wenigen Tagen haben wir die ausgezeichnete Veranstaltung erlebt, in deren Rahmen der Herr Bundespräsident die Sieger des Berufswettkampfes in der Handwerkerschaft geehrt hat. Ich glaube, wir sollten uns ein Beispiel daran nehmen dafür, daß das, was vielleicht noch 1950 belächelt werden konnte, im Jahre 1951 für uns alle durchaus wünschenswert sein kann, auch der Segelflug, meine Herren Kollegen, dessen Freigabe wir betrieben haben. Sie haben uns das damals auch sehr übelgenommen und erklärt, daß das schon nach Jagdfliegern rieche. Heute ist mancher Ihrer Kollegen froh, wenn er einer Hanna Reitsch bei der Einweihung eines Segelflugzeuges in Hannover die Hand reichen kann.

    (Heiterkeit rechts.)

    Man sollte also die Dinge realistisch sehen. In diesen Fragen erwarten wir, Herr Bundesinnenminister, in Zukunft vor allem eine noch stärkere Intensivierung der Zusammenarbeit mit dem Herrn Bundesfinanzminister. Denn entscheidend ist ja beim Bundesjugendplan leider auch der Herr Bundesfinanzminister. Ich glaube, daß man ihm noch manches sagen muß, damit er dieses Problem jugendnäher sieht, als er das im Augenblick tut.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)