Rede von
Dr.
Karl
Müller
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich hatte gehofft, daß dieser Antrag ohne eine Debatte an den Ausschuß gehen würde. Aber der Verlauf der Dinge zwingt mich doch, noch einige Bemerkungen zu machen. Der Herr Abgeordnete Lampl hat darauf hingewiesen, daß der bayerische Weizen in Kleber- und Backfähigkeit dem ausländischen fast gleich sei, und hat erklärt, daß die Dinge nur in diesem Jahre durch einen größeren Feuchtigkeitsgehalt schwieriger geworden sind. Ja, wenn das so ist und wenn man eine augenblickliche Hilfe will, dann verlangt man nicht eine Gesetzesvorlage, daß der ganze Verteilungsschlüssel geändert werde, sondern man beantragt eine Notstandsmaßnahme. Wenn man hier
aber einen anderen Schlüssel nach dem Grundsatz
Bevölkerungszahl, Selbstversorgungsmenge und
Verbrauch je Kopf verlangt, dann spricht das allen
wirtschaftlich vernünftigen Grundsätzen Hohn!
Dann muß man bei diesen Dingen auch die Produktion und die Ernte der Gebiete mit in Rechnung
setzen und muß verhüten, daß wir in der Zeit, in
der wir leben und in der wir bei Getreide sehr
sorgfältig arbeiten müssen, den Weizen durch
Deutschland nebeneinander vorbei spazierenfahren.
Ich kann mir nicht helfen: ich sehe diesen Antrag mehr oder weniger als einen reinen Agitationsantrag an.
Meine Damen und Herren, wenn man nach d e m Grundsatz unsere Wirtschaft betreiben will, dann wird man wahrscheinlich auch einmal mit dem Antrag kommen, daß die deutsche Hochseefischerei nach Bayern entsprechend der Kopfzahl verteilt wird, vielleicht auch der Weinbau an Mosel und Rhein.
— So weit kommt es noch! Und dann bringen wir die Dinge in Ordnung?
Ich bin durchaus dafür, daß dieser Antrag an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten geht. Er wird aber nach meiner persönlichen Überzeugung dort eine Zustimmung nicht finden.