Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nach den Ausführungen meiner beiden Kollegen Fassbender und Lampl bleibt zu der Drucksache Nr. 2687 nicht mehr viel zu sagen. Nur einige kurze Bemerkungen! Es wäre einmal inter-
essant, durch eine Untersuchung festzustellen, wer denn die Schuld daran hat, daß in diesem Jahr die Kartoffelpreise so gesteigert worden sind.
In meiner Heimat wenigstens — und ich habe mir das auch von anderen Gegenden berichten lassen — waren die Bauern während der Kartoffelernte baß erstaunt, daß zu einer Zeit, in der ihnen die Genossenschaften 5 DM pro Zentner frei Waggon bezahlt haben, auf einmal Großverbraucher mit Lastautos auf die Höfe gekommen sind und ihnen von sich aus 6 DM und 6,50 DM bezahlt haben. Das sind keine Einzelfälle. Diese Ereignisse haben wohl einen großen Teil mit dazu beigetragen, daß es zu dieser Psychose gekommen ist.
Des weiteren konnten Sie in der Presse lesen, daß in den letzten fünfzig Jahren kein so niederschlagsarmer Oktober war. Infolgedessen haben die Bauern wohl pflichtgemäß ihre Hackfrüchte geerntet und ihren Weizen und Roggen gesät, anstatt die Kartoffeln auf den Markt zu bringen. Das war wohl auch mit schuld daran, daß zeitweise das Angebot knapp war. Auf alle Fälle würden meine Kollegen es ablehnen, wegen des hohen Kartoffelpreises zum Prügelknaben gestempelt zu werden.
In früheren Jahren hat man seine Kartoffeln etwa Anfang Oktober bis Mitte November eingelagert. Warum mußte man heuer die Kartoffeln absolut schon Ende September haben und spätestens Mitte Oktober die Einlagerung beendet haben? Das ist eine Psychose, die durch nichts gerechtfertigt war und die von anderer Seite hervorgerufen wurde.
Noch einige Worte zu der Schweineproduktion.
Sie haben vorhin gehört, daß man sich nicht durch momentane Situationen auf dem Markte irreführen lassen darf. Daran sollten wir uns halten. Die Situation heuer ist keineswegs anders als in den vergangenen Jahren. Zu dieser Zeit hatten wir immer die höchsten Schweinepreise auf dem Markt. Ich kann es der SPD nicht verdenken, daß sie ihren Antrag am 13. Oktober gestellt hat, als just die Preise ihren Kulminationspunkt erreicht hatten. Ich glaube aber, daß sie vielleicht auf diesen Antrag verzichtet hätte, wenn die Frage heute an sie herangekommen wäre. Die Preise werden meines Erachtens den jetzigen Stand zunächst nachhaltig behaupten und dann langsam absinken. Bei den ungeheuren Produktionszahlen — übrigens eine einmalige Spitzenleistung der deutschen Landwirtschaft — werden in dem kommenden Vierteljahr 800 000 Schweine mehr auf den Markt kommen als im vergangenen Vierteljahr November bis Januar; von Februar bis April werden 650 000 Schweine mehr kommen, und auch in dem Vierteljahr Mai bis Juni werden es noch 500 000 Schweine mehr sein, die die deutsche Landwirtschaft auf den Markt bringt. Ich glaube, es wird nicht schwer fallen, auszurechnen, daß keine Gefahr vorhanden ist, daß die Preise etwa weiter ansteigen werden. Aus dem momentanen Erlebnis an den Zöllen herumzudoktern, nachdem dieses Hohe Haus vor einigen Wochen die Torquay-Sätze heruntergesetzt hat.. halte ich für völlig abwegig. Warum? Das Schlimmste, was Sie einer stabilen Agrarproduktion antun können, sind doch die Eingriffe, die alle paar Wochen erfolgen. Der Bauer verliert das Vertrauen auf eine stabile Agrarpolitik.
Er kann auf dieses Vertrauen nicht verzichten, weil er auf lange Sicht arbeiten muß. Wir glauben deswegen, daß es abwegig wäre, hier die Zölle auszusetzen.
Noch ein kurzes Wort zu der sogenannten guten Rente bei der Schweinehaltung. Eine alte Faustregel sagt, daß sieben Zentner Futtergetreide gleich einem Zentner Schweinefleisch Lebendgewicht sind. Nehmen Sie doch den Gerstenpreis mit 22 DM. Dann kommen Sie auf 154 DM Schweinepreis, just auf den Preis, der bisher auf den Märkten, wohlverstanden, auf den Märkten als höchster Preis bezahlt wurde, den aber nicht etwa der Bauer bekommt. Ich habe heute eine Meldung bekommen, wonach in einem Bundeslande auf dem flachen Lande diese Woche dem Erzeuger 1,15 DM ausbezahlt wurde. Oder wenn Sie etwa den Mais nehmen wollen, dann kommen Sie ja auf 1,60 DM das Pfund Lebendgewicht. So sieht es also mit der Rentabilität aus.
Ein Wort noch zu den Höchstpreisen, die man einzuführen offenbar zeitweise geplant hatte. Wenn der freie Markt besteht — dieser freie Markt hat es zuwege gebracht, daß wir heute in Deutschland 14 Millionen Schweine haben, das muß man sich merken — und die Dinge ihren geregelten Ablauf nehmen, besteht später auch keine Möglichkeit mehr, wenn die Schweinepreise etwa auf 1 DM sinken, durch Mindestpreise einen bestimmten Preis zu sichern.
Wenn Sie ein klassisches Beispiel haben wollen, wie sich ein solcher Eingriff auf dem Schweinemarkt auswirkt, dann gehen Sie in unser Nachbarland Österreich. Dort hatte sich die Regierung veranlaßt gefühlt, einen Höchstpreis für Schweine einzuführen. Was war die Folge? In einer Großstadt von Österreich, die 170 000 Einwohner hat, waren nach Einführung des Höchstpreises zwei ganze Schweine auf dem Markt. Herr Bundesfinanzminister, wenn Sie glauben, dadurch Ihren Beutel zu bereichern, daß neben dem legalen Markt ein schwarzer Markt entsteht und dem Fiskus die Steuer entgeht, dann führen Sie eben Höchstpreise für Schweine ein!
Ich möchte deswegen bitten, von der Herabsetzung der Zölle und auch von der Festsetzung von Höchstpreisen Abstand zu nehmen. Was würden wir erreichen? Wir würden dem Verbraucher eitel Hoffnungen machen, die nicht erfüllt werden würden, und wir würden den Erzeuger verärgern. Am Ende würde eine Mindererzeugung in der Landwirtschaft stehen.