Rede von
Dr.
Hugo
Decker
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(BP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FU)
Ich werde mich bestimmt daran halten, Herr Präsident.
Wir halten es für falsch, daß eine Untersuchungspflicht für die Lastfahrer über 50 Jahre eingeführt werden soll; denn gerade sie sind die zuverlässigsten. Nachdem diese Neuerung angekündigt wurde, habe ich mich bemüht, auf der Straße einmal zu beobachten, wer nun eigentlich die rücksichtslosen Lastfahrer sind, wie sie aussehen und wie alt sie sind. Ich habe festgestellt, daß es nicht die erfahrenen und besonnenen alten Fahrer sind, die rücksichtslos fahren und Unfälle verursachen, sondern gerade die jungen.
Weiter ist darauf hinzuweisen, daß die Straße kein Spielplatz ist. Wenn vor kurzem ein Richter in Bonn entschieden hat, die Kinder hätten ein Recht auf die Straße, so ist dem entgegenzusetzen: die Kinder haben ein Recht auf einen Spielplatz. Ich glaube, die Schaffung von Spielplätzen in den Städten würde sehr zur Verkehrssicherheit beitragen.
Kontrollen begrüßen wir durchaus. Wir halten die Zahl der Kontrollen für nicht ausreichend. Sie dürfen aber nicht schikanös durchgeführt werden.
Ich möchte noch auf etwas eingehen, was eben schon von einem der Redner angeführt worden ist, daß nämlich die Straßen der alten Städte, wie sie auf alten Stadtplänen erscheinen, ein Verkehrshindernis seien. Hat man doch bereits im 19. Jahrhundert festgestellt, daß, wenn irgendeine alte Postkutsche durch ein Stadttor nimmer hindurchgekommen ist, das Stadttor einschließlich der C Stadtmauer abgerissen werden müsse. Nein! Die alten Städtebilder sind nicht die Verkehrshindernisse, sie können erhalten bleiben. Umgehungsstraßen müssen geschaffen werden, denn der Durchgangsverkehr gehört überhaupt aus dem Stadtzentrum heraus.
Weiter möchte ich noch darauf hinweisen, daß es wichtig ist, strenge Disziplin auf den Straßen zu schaffen und zu erhalten, weil wir dann den Alliierten auch keinen Vorwand mehr geben, ihre Polizei auf den Landstraßen einzusetzen, die sich besser woanders betätigen würde, z. B. in den Städten, in denen man nachts überhaupt nicht mehr ungeschoren auf die Straße gehen kann.
Mit einem abschließenden Wort möchte ich noch anregen — denn letzten Endes nutzen alle Gesetze nichts, wenn nicht der Kraftfahrer selbst besonnen und sich seiner Pflichten bewußt ist —, den alten Gruß unserer bayerischen Bergbauern für die Kraftfahrer einzuführen: Zeit lassen!