Rede von
August-Martin
Euler
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DP)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich begrüße sehr die sehr maßvollen Erklärungen, die eben der Kollege Wehner abgegeben hat.
Es ist aber bei der Selbstprüfung, in die offensichtlich die Sozialdemokratie eingetreten ist,
sehr nützlich, darauf hinzuweisen, daß das, was vorhin der Kollege von Rechenberg ausgeführt hat, seinen sehr ernsten Grund findet in all den Erklärungen äußerster Negation, die Herr Dr. Schumacher seit dem Tage laufend abgegeben hat, an dem die Debatte über das Petersberg-Abkommen zu dem Zwischenruf führte: „Bundeskanzler der Alliierten!". Seitdem war an Versuchen der Einreihung Deutschlands in die Welt der freien Völker nichts zu verwirklichen, was nicht von Herrn Dr. Schumacher mit den extremsten Kritiken ausgestattet wurde. Ob man an das denkt, was er damals sagte, als wir über den Beitritt zum Europarat zu entscheiden hatten, ob man an seine Erklärungen über den Schumanplan denkt — „Verlängerung des Besatzungsstatuts auf 40 Jahre", „Verewigung des Besatzungsstatuts", „Kolonialstatut" —, an seine Erklärungen zum Washingtoner Abkommen — „es bietet keine Grundlage" — es ist eine einzige Reihe äußerst radikal geprägter Negativismen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren von der Sozialdemokratie, Sie übersehen dabei die eine Kleinigkeit: mit ständiger Verneinung in Worten und in Taten ist die Vertrauensgrundlage nicht zu schaffen, ohne die eine europäische Politik zur Stärkung der Freiheit und des Rechts und zur Stärkung der Welt, die diese Ideale vertritt, nicht möglich ist.
Das hat sehr dazu beigetragen, die Sorgen der verantwortlich denkenden Menschen in unserem Volk zu vergrößern und im Ausland der sozialdemokratischen Politik jene entschiedene Kritik einzutragen, die wir uns im Interesse der Entwicklung unserer Einreihung in die Welt der freien Völker nicht wünschen können.
Aus den letzten Tagen nur eine Stimme, die der Basler „Nationalzeitung"; das ist ein sozialdemokratisches Blatt,
ein Blatt, das bisher
für die Innen- und Außenpolitik der deutschen Sozialdemokratie
außerordentliches Verständnis gehabt hat.
Dr. Schumacher
— schreibt die „Nationalzeitung" —
spielt die Rolle eines oppositionellen Nebenregierungschefs. Jedesmal, wenn der Bundeskanzler irgendwo gesprochen hat, spricht nachher der sozialdemokratische Parteiführer und bringt die ihm notwendig erscheinenden Korrekturen an.