Rede von
Dr.
Franz
Richter
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(Fraktionslos)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (WAV)
Ich möchte darüber hinaus darauf hinweisen, daß diese Länder letzten Endes doch aus ihrer eigenen Sorge, aus ihrer eigenen Not heute überall da, wo sich nur irgendeine Gelegenheit bietet, versuchen, plötzlich einen großen Strich unter die Vergangenheit zu ziehen, einen Strich, den man auf deutscher Seite meiner Überzeugung nach nicht ziehen darf und kann, ohne die Ehre Deutschlands aufs Spiel zu setzen.
Dieser Strich kann deshalb nicht gezogen werden, weil heute noch zahlreiche Deutsche, vom Feldmarschall bis zum Gefreiten, in Gefangenschaft sitzen, angeklagt wegen angeblicher Verbrechen, deretwegen zahllose Engländer und Amerikaner, vor allem auch in Korea, hätten angeklagt werden müssen.
Wenn man heute von einer Verteidigung dieses Raums spricht, dann doch nur aus der Erkenntnis, daß für die Verteidigung dieses Raums Deutschland von entscheidender Wichtigkeit ist, aber nicht etwa, um verteidigt zu werden, sondern um Schlachtfeld, um Kampfplatz zwischen Ost und West zu werden.
Und mit wem will man diesen Raum verteidigen, etwa mit Menschen, denen der Landeskommissar der USA, Dr. Shuster, einmal vorgehalten hat, daß ihre eidgebundene Haltung „eine Sünde gegen das deutsche Volk" gewesen ist? Ich glaube, so geht es nicht. Man wird einen anderen Weg finden und einschlagen müssen. Das ist der Weg, sich aus den Kräften Ost und West herauszuhalten, um wirklich in der Lage zu sein, eine deutsche Politik treiben zu können.
Zum Schluß möchte ich nur noch auf einen Punkt hinweisen; denn meine Redezeit ist zu Ende.
— Sie könnten noch allerhand lernen, wenn ich weiterfahren würde.
Darauf können Sie sich verlassen.
Ich möchte auf die Bemerkung hinweisen, die vorhin Herr Kollege Ewers gemacht hat. Herr Kollege Ewers hat vorhin gesagt, daß Herr Ollenhauer, wenn er Reden von Ministern zitiert, sich nicht auf die trübe Quelle—so sagte er —der amerikanisch lizenzierten „Neuen Zeitung" berufen sollte. Herr Kollege Ewers hat kürzlich als Berichterstatter des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität hier die Aufhebung meiner Immunität auf Grund einer Klage des Herrn Bundeskanzlers beantragt, die sich ebenfalls auf die „trübe Quelle dieser amerikanisch lizenzierten Zeitung" bezogen hat, wozu ich dem Herrn Bundeskanzler nur gratulieren möchte.