Rede von
Franz
Etzel
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Kollege Kreyssig hat den Versuch gemacht, die Erfolge der Regierung und ihrer Wirtschaftspolitik dadurch kleiner zu machen, daß er gesagt hat: ja, selbst wenn der Suppentopf größer geworden ist, so schwimmt doch die Fettschicht, die darauf ist, auf einen Teller; aber diejenigen, die Anspruch darauf haben, bekommen davon nichts. Ich habe eben schon darauf hingewiesen, daß wir genau so wie alle anderen sehen, daß die Volksschicht, die ich eben erwähnte, durchaus zurückgeblieben ist.
Ich kann wiederholt darauf hinweisen, daß wir alles
tun werden, auch hier die Entzerrung und was
dazu nötig ist, vorzunehmen. Aber es ist doch nicht
richtig, daß die Hebung der Kaufkraft bei einzelnen Schichten in einer solchen Breitenstreuung
zurückgeblieben ist, wie es eben dargestellt wurde.
Ich darf darauf hinweisen, daß die Produktion der
Motorräder gegenüber 1939 um 38 % gestiegen ist.
Ich glaube nicht, daß reiche Leute die Angewohnheit haben, Motorrad zu fahren. Das sind im allgemeinen Bezieher kleinerer Einkommen.
— 13m die Zahl der verkauften Motorräder handelt
es sich hier, richtig. — Demgegenüber ist die
Kraftfahrzeugproduktion um 4% zurückgegangen.
Ich darf gegenüber der Kritik, daß die landwirtschaftlichen Preise, also die Schweinefleischpreise, heraufgegangen seien und daß das ein Versagen des Landwirtschaftsministers sei, darauf hinweisen, daß trotz dieser steigenden Schweinefleischpreise der Absatz im September 1951 um 62% höher gewesen ist als im September 1950, also innerhalb dieses einen Jahres eine solche Steigerung stattgefunden hat.
Die gewerblichen Schlachtungen haben im September 1950 440 000 Stück betragen, im September 1951 716 000 Stück.
Meine Damen und Herren, wer Augen hat, zu
sehen, und Ohren hat, zu hören, der weiß es doch!
Ich gönne weiß Gott jedem die Steigerung des
Lebensstandards. Aber es ist doch kein Zeichen
von Armut, was wir jeden Tag vor diesem Hause
sehen: die große Fülle von Autobussen, in denen
die Menschen zu Tausenden hergefahren kommen.
Fahren wir doch einmal an den Rhein, fahren wir doch einmal ins Ahrtal, sehen wir uns den Erfolg „auf der Wies'n" an. Wir sehen es bei jedem Schützenfest, sehen es bei jeder Kirmes: das ist doch alles kein Zeichen von Armut! Ich freue mich, daß es so ist, aber es ist doch kein Zeichen von Armut; es ist absolut falsch, das zu behaupten.
Ich möchte deswegen noch einmal darauf hinweisen: Üben Sie Ihre Kritik gegenüber den Dingen, die falsch gemacht werden. Weiß Gott, es werden noch manche Dinge falsch gemacht. Üben Sie Ihre Kritik sachlich, üben Sie sie nicht mit solchen Platitüden — entschuldigen Sie den Ausdruck —; dann haben wir es nicht nötig, uns in diesem Hause auf diesem Niveau zu bewegen, dann kommen wir endlich zu einer echten demokratischen Aussprache über solche Probleme, wie sie für unser Volk weiß Gott wichtig genug sind.