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ID0116603600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 166. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Oktober 1951 6768 166. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 10. Oktober 1951. Geschäftliche Mitteilungen . . . . 6765A, 6817C Eintritt der Abg. Dr. Meitinger (BP) und Odenthal (SPD) in den Bundestag . . . 6765B Glückwunsch zum 70. Geburtstag des Abg. Sander 6765B Glückwunsch zum 65. Geburtstag des Abg. Gengler .. . . 6765B Beschlußfassung des Deutschen Bundesrats zum Gesetz über die Errichtung von Bundesdienststrafgerichten 6765C Gesetz zur Förderung des Bergarbeiterwohnungsbaus im Kohlenbergbau . . 6765C Gesetz zur Ergänzung und Änderung des Gesetzes über Hilfsmaßnahmen für Heimkehrer .. . . . 6765C Anfrage Nr. 203 der Fraktion der KPD betr. Aufstellung von Stammrollen im Bundesministerium des Innern (Nrn. 2524, 2625 der Drucksachen) 6765C Anfrage Nr. 204 der Abg. Frau Dr. Steinbiß u. Gen. betr. Ärzte und Krankenkassen (Nrn. 2545, 2654 der Drucksachen) . . . 6765C Anfrage Nr. 206 der Fraktion der DP betr. Vermittlung deutscher Arbeitnehmer im Ausland (Nrn. 2561, 2652 der Drucksachen) 6765C Anfrage Nr. 207 der Abg. Dr. Jaeger, Strauß u. Gen. betr. Abtransport deutschen Kunstbesitzes nach Österreich (Nrn. 2562, 2653 der Drucksachen) . . . 6765C Bericht des Bundesministers für Arbeit betr. Durchführung des Bundesversorgungsgesetzes (Nr. 2629 der Drucksachen) 6765D Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der KPD betr. Entwurf eines Gesetzes über die Abgeltung von Besatzungsleistungen und Besatzungsschäden (Nrn. 2568, 978 der Drucksachen) 6765D zur Geschäftsordnung: Renner (KPD) 6765D, 6766C Schoettle (SPD) 6766B Ausschußrücküberweisung 6766D Beratung der Interpellation der Fraktion der SPD betr. Gewährung von Blinden-geldern an Zivilblinde (Nr. 2435 der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der KPD betr. Blindenpflegegeld-Gesetz (Nr. 2556 der Drucksachen) . 6766D Frau Döhring (SPD), Interpellantn . 6766D Renner (KPD), Antragsteller 6768A, 6770A Bleek, Staatssekretär im Bundes- ministerium des Innern 6769B Ausschußüberweisung 6769D, 6770B Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Abkommen über die soziale Sicherheit der Rheinschiffer und über die Arbeitsbedingungen der Rheinschiffer nebst Schlußprotokoll (Nr. 2574 der Drucksachen) . 6770B Ausschußüberweisung 6770C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über Sozialversicherung nebst Schlußprotokoll (Nr. 2575 der Drucksachen) 6770C Ausschußüberweisung 6770C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Beamtenrecht (25. Ausschuß) über den Antrag der Abg. Dr. Tillmanns u. Gen. betr. Neubesetzung im öffentlichen Dienst (Nrn. 2583, 1513 der Drucksachen) .. 6770C Dr. Kleindinst (CSU), Bericht- erstatter 6770D Beschlußfassung . 6771A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Beamtenrecht (25. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der BP betr. Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts für Beamte, Angestellte, Arbeiter und Versorgungsempfänger öffentlich-rechtlicher Körperschaften (Nrn 2584, 2444 der Drucksachen) 6771A Dr. Kleindinst (CSU), Bericht- erstatter 6771B Beschlußfassung .. 6771B Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag des Abg. Schmitt (Mainz) betr. Wiederaufbau der Kaiserbrücke zwischen Mainz und Wiesbaden (Nrn 2567, 2152 der Drucksachen) 6771C Heiland (SPD), Berichterstatter . . 6771C Beschlußfassung 6771D Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der CDU/CSU betr. Gewährung von Mitteln für die durch das Erdbeben am 14. März 1951 schwer betroffenen Kreise Schleiden und Euskirchen, den Antrag der Abg. Herrmann, Dr. Zawadil, Nickl, Dr. Etzel (Bamberg), Tichi u. Gen. betr. Hilfeleistung für die Unwetterschäden vom 18. Juni 1951 in Bayreuth und Umgebung, den Antrag der Abg. Stücklen u. Gen. betr. Hilfeleistung für Unwetterschäden in Bayern am 23. und 24. Juni 1951 und den Antrag der Abg. Sassnick, Rahn, Dr. Wellhausen, Reindl u. Gen. betr. Hilfeleistung für die Opfer der Explosionskatastrophe in Nürnberg (Nrn. 2569, 2065, 2369, 2393, 2335 der Drucksachen) 6771D Schoettle (SPD), Berichterstatter . 6772A Beschlußfassung . . . . .. . . . . . 6772C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für das Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (7. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Errichtung eines SchiffsreparaturDockbaubetriebes (Nrn. 2576, 2329 der Drucksachen) 6772C Beschlußfassung .. 6772D Beratung des Antrags der Abg. Dr. Gerstenmaier, Dr. Schmid (Tübingen), Dr. Freiherr von Rechenberg, Dr. Mühlenfeld, Dr. Seelos u. Gen. betr. Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Cultural Exchange Program der USA (Nr. 2487 der Drucksachen) 6772D, 6773C Arndgen (CDU) 6772D Dr. Gerstenmaier (CDU), Antragsteller 6773C Hennig (SPD) 6774B Dr.-Ing. Decker (BP) 6775A Müller (Frankfurt) (KPD) . . . . .6775B Dr. Richter (Niedersachsen) (Fraktionslos) 6775D Beschlußfassung 6775D Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Abg. Sabel u. Gen. betr. Gewährung von Weihnachtszuwendungen an die Bediensteten der Bundesbehörden (Nrn. 2455, 390 der Drucksachen) . . . . 6773A Dr. Leuchtgens (DP), Berichterstatter 6773A Beschlußfassung 6773C Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Abg. Kuntscher, Tobaben, Dannemann u. Gen. betr. Erhöhung der Mittel für den Küstenschutz und den Schutz küstenbedingter Gebiete (Nrn 2456, 1944 der Drucksachen) 6776A Frühwald (FDP), Berichterstatter 6776A Beschlußfassung . . . . .. . . . . . 6776B Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Finanzhilfe für Schleswig-Holstein, den Antrag der Fraktion der BP betr. Wohnungsbaudarlehen an Besatzungsverdrängte, den Antrag der Fraktion der KPD betr. Entlassung des Bundespressechefs Dr. Brand und den Antrag der Fraktion der BP betr. Benutzung von Dienstwagen zu parteipolitischen Zwecken durch Mitglieder des Bundeskabinetts (Nrn. 2457, 582, 1407, 1445, 1610 der Drucksachen) 6776B Eckstein (CDU), Berichterstatter . 6776C Beschlußfassung 6776C Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Abg. Degener, Dr. Bärsch, Ahrens, Dr. Bertram u. Gen. betr. Ausbau der Bundesstraßen 51 und 54 (Nrn 2458, 2121 der Drucksachen) 6776C Dr. Krone (CDU), Berichterstatter . 6776D Beschlußfassung 6776D Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion des Zentrums betr. Bürgschaften für langfristige Kredite für Kriegsgeschädigten - Betriebe (Nrn. 2506, 1387 [neu] der Drucksachen) 6776D Wacker (CDU), Berichterstatter . . 6777A Beschlußfassung 6777A Zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1951 (Nr. 2500 der Drucksachen); Mündliche Berichte des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß): Einzelplan VIII — Haushalt des Bundesministeriums der Finanzen -- (Nr. 2609 der Drucksachen, Umdruck Nr. 324) 6777B, 6807D Seuffert (SPD), Berichterstatter . . . 6808A Dr. Gülich (SPD) 6809C, 6815C Dr. Wellhausen (FDP) 6810D Dr. Bertram (Z) . 6812D Schäffer, Bundesminister der Finanzen 6814A, 6815D Müller (Frankfurt) (KPD) 6816A Neuburger (CDU) 6817A Abstimmung 6817A Einzelplan XXI — Haushalt der Bundes- schuld — (Nr. 2616 der Drucksachen) . 6777C Wacker (CDU), Berichterstatter . . . 6777C Einzelplan VI — Haushalt des Bundesministeriums des Innern — (Nr. 2607 der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der KPD betr. Kredite und Zuschüsse an Zeitungen und Zeitschriften aus dem GARIOA-Sonderkontingent (Nr. 2555 der Drucksachen) 6777A, C Steinhörster (SPD), Berichterstatter 6777D Müller (Frankfurt) (KPD), Antragsteller 6779D Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern . . . . 6781A, 6786C, 6792A Schoettle (SPD) 6781B Renner (KPD) 6782A, 6795A Dr. Menzel (SPD) 6782C Dr. Bergstraeßer (SPD) 6789D Frau Dr. Rehling (CDU) . 6792D Hennig (SPD) 6794A von Thadden (Fraktionslos) 6798A Dr. von Merkatz (DP) . 6799B Mellies (SPD) (zur Geschäftsordnung) 6800D Strauß (CSU) (zur Geschäftsordnung) 6801A Neumayer (FDP) 6801B Dr. Wellhausen (FDP) .6802D Dr. Jaeger (CSU) 6803B Dr. Ehlers (CDU) . 6806A Dr. Mende (FDP) 6806D Abstimmungen . . . . .. . 6782C, 6807D Nächste Sitzung 6817C Die Sitzung wird um 13 Uhr 33 Minuten durch den Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
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  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zu den zweifellos positiven Maßnahmen einiger Besatzungsmächte gehören die in den vergangenen Jahren durchgeführten Einladungen zu Besuchs-und Informationsreisen. England und Frankreich haben derartige Einladungen von Fall zu Fall an deutsche Einzelpersonen und Institutionen ergehen lassen. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben jedoch in einem groß angelegten kulturellen Austauschprogramm bis August 1951 rund 4700 Deutsche eingeladen und ihnen damit einen längeren oder kürzeren Studien- oder Informationsaufenthalt in den Vereinigten Staaten ermöglicht. In dieser Zahl sind die sehr umfangreichen Einladungen, die von Privatorganisationen und freien Verbänden ergangen sind, nicht eingeschlossen. Die Zusammensetzung der 4700 offiziell Eingeladenen im Rahmen des Cultural Exchange Program ist folgende: ca. 1000 Studenten, etwa 1500 andere, junge in Ausbildung befindliche Deutsche, 2200 Vertreter des politischen, kulturellen und kirchlichen Lebens Deutschlands; unter ihnen befinden sich ca. 520 Politiker — Mitglieder dieses Hauses, der Länderparlamente und einer Reihe anderer politischer Körperschaften —, etwa 230 Gewerkschaftsvertreter und 170 Journalisten.
    Meine Damen und Herren, erlauben Sie mir, zwei oder drei Gesichtspunkte über die Bedeutung dieser Aktion vorzutragen.
    Erstens: Mit dieser systematisch angelegten und groß durchgeführten Aktion hat die Regierung der Vereinigten Staaten vielen Deutschen die Möglichkeit gegeben, das Bild zu ergänzen und zu korrigieren, das über die Vereinigten Staaten von Amerika lediglich oder hauptsächlich auf Grund der Begegnung mit den Besatzungstruppen zustande gekommen ist.
    Zweitens: Dieses Exchange-Program hat darüber hinaus vielen eine Chance zur Gewinnung persönlicher Einsichten gegeben, von Einsichten in die Wesens- und Denkart der anderen, d. h. zu Einsichten in die Basis ihres politischen und kulturellen Verhaltens.
    Drittens: Nach einem Überblick über die Tätigkeit des Cultural Exchange Program kann man wohl sagen, daß es sich mit als ein außerordentlich kultiviertes Hilfsmittel erwiesen hat, das unproduktive Verhältnis von Sieger und Besiegten zu einem Partnerverhältnis Gleichberechtigter zu verwandeln.
    Dieses Programm mußte sich aber gerade deshalb von Anfang an als ein Exchange —, als ein Austauschprogramm verstehen. Es beruht auf der Zweiseitigkeit, auf dem Austausch, obwohl es bis jetzt durchaus einseitig von den Vereinigten Staaten von Amerika getragen wurde. Es kann keine Rede davon sein, daß wir, indem wir diesen Antrag vorlegen, auch nur im entferntesten der Meinung sind, daß Deutschland sich hier im


    (Dr. Gerstenmaier)

    materiell gleichen Umfang wie die Vereinigten Staaten von Amerika beteiligen kann. Aber, meine Damen und Herren, in diesem Augenblick steht nicht der materielle Umfang unserer Beteiligung, sondern unsere grundsätzliche Bereitschaft zur Mitwirkung überhaupt zur Debatte. Wir wollen mit diesem Antrag sagen, daß wir Deutsche nach dem Maße unserer Kraft willens sind, zum verständnisvollen und friedlichen Miteinanderleben der Völker beizutragen. Deshalb haben wir den Wunsch, an diesem Programm aktiv teilzunehmen. Der vorliegende Antrag soll diesem Wunsch auf deutscher Seite einen organisatorischen Ausdruck und eine finanzielle Basis schaffen. Er soll zugleich sein — ich möchte das hier mit Nachdruck aussprechen — ein Ausdruck des Dankes für das, was viele Deutsche, Politiker, Erzieher, Wissenschaftler, Kirchenmänner, Gewerkschaftsführer, Vertreter von Jugendorganisationen durch das Cultural Exchange Program in diesen Jahren empfangen haben. Ich darf Ihre Aufmerksamkeit auf ein Buch lenken, einen Bericht deutscher Studenten, die zum Teil als Gäste freier Organisationen, zum Teil aber auch im Rahmen dieses Programms in den letzten Jahren in Amerika gelebt haben und deren außerordentlich instruktive Berichte in dem Buch „Länder, Völker, Menschen" zusammengefaßt sind.
    Erlauben Sie mir zur Vermeidung eines Mißverständnisses, das naheliegen könnte, noch eine Randbemerkung. Man könnte vielleicht gegen diesen Antrag einwenden, daß er den ersten Schritt darstelle zur Wiederaufnahme außerordentlich suspekt gewordener staatlicher Maßnahmen, die in den Jahren des „Dritten Reiches", aber auch schon davor, unter dem Stichwort „Kulturpropaganda" zusammengefaßt wurden. Dieser Antrag, meine Damen und Herren, beabsichtigt nicht, ein erster Schritt zur Wiederholung alter Fehler auf dieser Ebene zu sein. Er soll nicht ein Auftakt zur Neuauflage der alten suspekt und im übrigen auch etwas langweilig gewordenen Kulturpropaganda sein, sondern er soll wirklich nichts anderes sein als eine Kundgabe des Dankes und unseres Willens, an der freundschaftlichen Begegnung der Völker nach dem Maße unserer Kraft mitzuwirken.
    Der vorliegende Antrag ist auch nur deshalb auf die Vereinigten Staaten beschränkt, weil bis zu diesem Augenblick nur die Vereinigten Staaten von Amerika eine geschlossene Aktion durchgeführt haben, die auf Gegenseitigkeit angelegt ist. Ich möchte mir erlauben, hier der Auffassung Ausdruck zu geben, daß mit der Annahme dieses Antrags der Deutsche Bundestag einen gleichermaßen von der Dankbarkeit wie von der Selbstachtung gebotenen Schritt auf dem Wege aus der Unterwerfung in die echte Partnerschaft tut. Ich darf deshalb dem Hause die Annahme dieses Antrages auf das Wärmste empfehlen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Hermann Ehlers
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Meine Damen und Herren! Sie haben die Begründung des Antrags gehört. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Abgeordnete Hennig.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Arno Hennig


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Sozialdemokratie hat diesen Antrag unterschrieben und hat ihn sich damit zu eigen gemacht. Sie begrüßt die Gelegenheit, diese Einladung an das große Staatsvolk der Vereinigten Staaten von Amerika zu richten. Sie bekundet damit wie mein Vorredner den Willen zur Dankbarkeit für die unendlichen Hilfsströme in Milliardenwerten, die zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit von Siegern gegenüber den Besiegten in Bewegung gesetzt worden sind.
    Was nun insbesondere den kulturellen Austausch dieser beiden großen Nationen anlangt, so war er bisher einseitig, wie Herr Abgeordneter Dr. Gerstenmaier soeben dargelegt hat, indem die Deutschen als Gäste wohl nach Amerika, aber die Amerikaner nicht als Gäste, sondern als Besatzungsmacht nach Deutschland kamen. Das hat für beide Seiten viel Peinliches gehabt. Ich darf nur an den fragwürdigen Begriff der Umerziehung erinnern, der so außerordentlich verstimmt hat und der praktisch weitgehend ohne Erfolg geblieben ist oder sogar zum gegenteiligen Erfolg geführt hat. Wir begrüßen es, daß jetzt in voller Gegenseitigkeit ein' ehrlicher kultureller Austausch eingeleitet wird, freilich von uns aus mit den bescheidenen Mitteln, die diesem verarmten Land und Volk zur Verfügung stehen. Aber auch wir kommen, wie wir meinen, nicht mit leeren Händen, wenn wir diese Einladung aussprechen. Wir wissen, daß die Vereinigten Staaten von Amerika in den Jahren, in denen wir von der Welt nahezu isoliert waren, gewaltige Fortschritte gemacht haben, nicht nur in bezug auf die technische Entwicklung oder in bezug auf die gewaltige Verteidigungskraft, die wir in diesem Krieg erlebt haben, sondern auch in wissenschaftlicher Beziehung. Was die Amerikaner auf dem Gebiete der Kernphysik, der angewandten Chemie, der Biologie, der Vererbungswissenschaft, der Soziologie und Technologie geleistet haben, ist uns weitgehend noch praktisch unbekannt, ja es ist oft sogar in unseren größten Bibliotheken nur lückenhaft vertreten; und es wird uns eine Freude sein, Männer des öffentlichen und des geistigen Lebens der Vereinigten Staaten hier zu begrüßen, die uns mit diesen Werten, die da erarbeitet worden sind, in unmittelbaren Kontakt setzen können.
    Aber ich glaube, unseren Gästen voraussagen zu können, daß sie auch in Deutschland einiges Positive sehen werden. Es war nicht alles schlecht, was es in Deutschland gegeben hat. Wir dürfen darauf hinweisen, daß das deutsche Volk zwar politisch, in bezug auf den Instinkt für die Ordnung seines Gemeinschaftslebens, sagen wir einmal: eines der weniger begabten Völker der Erde gewesen ist. Sonst hätte nicht geschehen können, was geschah. Aber auf dem Gebiete der künstlerischen Schaffenskraft, der Forschung und der Organisationskunst ist Deutschland von jeher eines der führenden Völker der Erde im besten Sinne des Wortes gewesen. Es wird sich lohnen, sich mit dem vertraut zu machen, was in Deutschland nicht nur in der Vergangenheit geleistet wurde, sondern was als anderes und besseres Deutschland auch in den schlimmsten Jahren nicht untergegangen ist.
    Ich möchte noch die folgende Bitte aussprechen: Möge die Einladung dahin verstanden werden, daß das Wort „Kultur" nicht ohne weiteres dasselbe ist wie Zivilisation. Es handelt sich nicht nur um die gewiß außerordentlich wertvollen Einsichten in die Lebenstechniken des Einzeldaseins wie des Zusammenlebens der Menschen. Dort haben wir von Amerika Unabsehbares zu lernen. Es handelt sich um die Kultur, d. h. um die Quellkräfte des geistigen Lebens. Da wollen wir nicht vergessen, was der deutsche Romantiker Novalis in seiner fruchtbaren Ideenfülle einmal so ausgedrückt hat: Wenn die Menschen auch nur einen einzigen Schritt vorwärts tun wollen in bezug auf die Beherrschung


    (Hennig)

    der äußeren Natur und in bezug auf die Kunst der Organisation, dann müssen sie vorher drei Schritte der ethischen Vertiefung nach innen getan haben; tun sie diese drei Schritte nicht vor diesem ersten, so entsteht zuletzt nur grenzenloses Unheil. Um dieses Unheil nicht nur im Einzelleben, nicht nur in dem der Völker, sondern auch in den zwischenstaatlichen Beziehungen der Völker für immer zu bannen, werden wir uns an dieses Ernstnehmen und Tiefsehen der geistigen Beziehungen zwischen den Völkern zu gewöhnen haben. In diesem Sinne sollen uns die Gäste willkommen sein.

    (Beifall bei der SPD und in der Mitte.)