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ID0116502400

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    Deutscher Bundestag — 165. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. September 1951 6695 165. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 27. September 1951. Geschäftliche Mitteilungen . 6697B, 6712B, 6723C Beschluß des Rechtsausschusses zur Frage der Vertretung des Bundestages beim Bundesverfassungsgericht in dem Rechtsstreit über die Neugliederung im Südwestraum 6697C, 6730D, 6737A zur Geschäftsordnung: Dr. Jaeger (CSU) 6697C Dr.-Ing. Decker (BP) 6737B Renner (KPD) 6737C zur Sache: Dr. Jaeger (CSU) 6737D Dr. Arndt (SPD) 6738C Dr. Becker (Hersfeld) (FDP) . . . 6740B Dr. Etzel (Bamberg) (BP) 6741A Beschlußfassung 6741C Anfrage Nr. 170 der Abg. Strauß, Spies u Gen. betr. Verwendung von Besatzungskosten (Nrn. 2026, 2598 der Drucksachen) 6697D Vorlage der Verordnung zur Änderung der Verordnung zur Sicherung des Besatzungsbedarfs (VO Besatzungsbedarf II/51) . . 6697D Entgegennahme einer Erklärung der Bundesregierung (Haltung der Bundesrepublik gegenüber den Juden) 6697D Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . . 6697D Löbe (SPD) 6698C Dr. von Brentano (CDU) 6699A Dr. Schäfer (FDP) 6699B Dr. von Merkatz (DP) 6699B Dr. Reismann (Z) 6699C Dr.-Ing. Decker (BP) 6699D Präsident Dr. Ehlers 6700A Entgegennahme einer Erklärung der Bundesregierung (Wiederherstellung der deutschen Einheit und gesamtdeutsche Wahlen) (Nm. 2593, 2596, 2621 der Druck- sachen) 6700A Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . 6700A Wehner (SPD) 6701B Kiesinger (CDU) 6704C, 6711D Frau Wessel (Z) 6704D Reimann (KPD) 6705C Dr. Kather (CDU) 6708B Tichi (BHE-DG) 6708D Dr. Fink (BP) 6709C Löfflad (WAV) 6709D von Thadden (Fraktionslos) . . . 6709D Dr. Richter (Niedersachsen) (WAV) 6710C Goetzendorff (Fraktionslos) 6711C Abstimmungen 6711C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Besoldungsrechts (Nr. 2504 der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der BP betr. § 52 Abs. 3 des Gesetzes zur Regelung der Rechtsverhältnisse der unter Art. 131 des Grundgesetzes fallenden Personen (Nr. 2439 der Drucksachen), mit der Beratung des Antrags der Fraktion der BP betr. Anpassungsmaßnahmen für Altpensionäre und Althinterbliebene (Nr. 2445 der Drucksachen), mit der Beratung des Antrags der Fraktion der FDP betr. Erhöhung der Bezüge für Pensionäre und den unter Art. 131 des Grundgesetzes fallenden Personenkreis (Nr. 2470 der Drucksachen), mit der Beratung des Antrags der Fraktion der DP betr. Erhöhung der Pensionen (Nr. 2511 der Drucksachen) sowie mit der Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Beamtenrecht (25. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion des Zentrums betr. Aufhebung der bisherigen Kürzung der Grundgehälter der Hilfsschullehrer (Nrn. 2585, 2495 der Drucksachen) 6712C Dr. Kleindinst (CSU), Berichterstatter 6712D Böhm (SPD) 6713A Dr. Etzel (Bamberg) (BP) 6715A Gundelach (KPD) 6716A Pannenbecker (Z) 6717A Dr. Miessner (FDP) 6717D Fröhlich (BHE-DG) 6719D Ausschußüberweisungen 6720B Beschlußfassung 6720C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Inkrafttreten von Vorschriften des Gesetzes über die Beförderung von Personen zu Lande (Nr. 2489 der Drucksachen) 6720C Ausschußüberweisung 6720C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Behandlung von Zuwendungen an betriebliche Pensionskassen und Unterstützungskassen bei den Steuern vom Einkommen und Ertrag (Nr. 2546 der Drucksachen) 6720C Ausschußüberweisung 6720C Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen vom 28. August 1951 betr. Zustimmung des Bundestages zur Bestellung eines Erbbaurechts an einem reichseigenen Grundstück in Wilhelmshaven an der Gökerstraße (Nr. 2477 der Drucksachen) 6720D Ausschußüberweisung 6720D Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Außenhandelsfragen (14. Ausschuß) über den Entwurf einer Verordnung über Zolländerungen (Nrn. 2592, 2544 der Drucksachen; Umdruck Nr. 318) 6720D, 6723C Dr. Serres (CDU), Berichterstatter . 6720D Unterbrechung der Sitzung . . 6723C Kalbitzer (SPD) 6723D Lampl (BP) 6725C Struve (CDU) 6726B Freudenberg (FDP-Hosp.) 6727D Tobaben (DP) 6728D Lange (SPD) 6729B Abstimmungen 6730C Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Abg. Kuntscher, Tobaben, Dannemann u. Gen. betr. Erhöhung der Mittel für den Küstenschutz und den Schutz küstenbedingter Gebiete (Nrn. 2456, 1944 der Drucksachen) 6723B Beratung zurückgestellt 6723B Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Finanzhilfe für Schleswig-Holstein über den Antrag der Fraktion der BP betr. Wohnungsbaudarlehen an Be- satzungsverdrängte über den Antrag der Fraktion der KPD betr. Entlassung des Bundespressechefs Dr. Brand über den Antrag der Fraktion der BP betr. Benutzung von Dienstwagen zu parteipolitischen Zwecken durch Mitglieder des Bundeskabinetts (Nrn. 2457, 582, 1407, 1445, 1610 der Drucksachen) 6723B Beratung zurückgestellt 6723C Zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1951 (Nr. 2500 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) (Nr. 2600 der Drucksachen) mit den dazugehörigen Mündlichen Berichten des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) (Umdruck Nr. 315) . . . 6730D, 6741C zur Geschäftsordnung: Bausch (CDU) 6731A Mellies (SPD) 6757C Einzelplan I — Haushalt des Bundespräsidenten und des Bundespräsidialamtes (Nr. 2601 der Drucksachen) . . . 6731B Bausch (CDU), Berichterstatter . . 6731B Abstimmung 6731C Einzelplan III — Haushalt des Deutschen Bundesrats (Nr. 2601 der Drucksachen) 6731C Bausch (CDU), Berichterstatter . . 6731C Abstimmung 6731D Einzelplan Va — Haushalt des Deutschen Vertreters im Rat der Internationalen Ruhrbehörde und des Deutschen Delegationsbüros in Düsseldorf (Nr. 2601 der Drucksachen) 6731D Blachstein (SPD), Berichterstatter 6731D Abstimmung 6731D Einzelplan XIII — Haushalt des Bundesministeriums für das Post- und Fernmeldewesen (Nr. 2601 der Drucksachen) 6731D Abstimmung 6732A Einzelplan XV — Haushalt des Bundesministeriums für Vertriebene (Nr. 2601 der Drucksachen) 6732A Frau Dr. Probst (CDU), Berichterstatterin 6732A Müller (Frankfurt) (KPD) . . 6732A, 6735A Mellies (SPD) 6734B Schütz (CSU) 6734C Dr. Mende (FDP) 6736B Abstimmung 6736B Einzelplan XVII — Haushalt des Bundesministeriums für Angelegenheiten des Bundesrats (Nr. 2601 der Drucksachen) 6736B Dr. Dr. Nöll von der Nahmer (FDP), . Berichterstatter 6736B Dr. Luetkens (SPD) 6736C Hellwege, Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrats . . 6736D Mellies (SPD) 6736D Abstimmung 6737A Einzelplan XX — Haushalt des Bundesrechnungshofs (Nr. 2601 der Drucksachen) 6741C Dr. Wuermeling (CDU), Berichterstatter 6741D Abstimmung 6741D Einzelplan XXII — Haushalt der finanziellen Hilfe für Berlin (Nr. 2601 der Drucksachen) 6742A, 6750B Mellies (SPD): als Berichterstatter 6750B als Abgeordneter 6750D Renner (KPD) 6750C, 6751D Neumann (SPD) 6750D Dr. Tillmanns (CDU) 6752B Abstimmung 6752C Einzelplan II — Haushalt des Deutschen Bundestages (Nr. 2602 der Drucksachen) 6742A Dr. Leuchtgens (DP), Berichterstatter 6742A Dr. Becker (Hersfeld) (FDP) . . . 6742A Gundelach (KPD) 6742B Blücher, Stellvertreter des Bundeskanzlers 6742D Ritzel (SPD) 6742D Abstimmung 6743A Einzelplan IV b — Haushalt für Angelegenheiten des Europarats und verwandter Gebiete (Nr. 2605 der Drucksachen, Umdruck Nr. 321) 6743A, 6752C, 6760 Dr. Miessner (FDP), Berichterstatter (schriftlicher Bericht) . . . 6752D, 6760 Fisch (KPD) 6752D Abstimmung 6753B Einzelplan V — Haushalt des Bundesministeriums für den Marshallplan (Nr. 2606 der Drucksachen) 6743A zur Sache: Blachstein (SPD), Berichterstatter 6743A Rische (KPD) 6743B zur Geschäftsordnung: Dr. Wellhausen (FDP) 6747C Mellies (SPD) 6747C Renner (KPD) 6748A zur Sache: Blücher, Bundesminister für den Marshallplan 6748C Abstimmung 6750A Einzelplan VII — Haushalt des Bundesministeriums der Justiz (Nr. 2608 der Drucksachen, Umdruck Nr. 311) 6753C, 6761 Erler (SPD), Berichterstatter (schriftlicher Bericht) . . . 6753C, 6761 Dr. Arndt 6753C Abstimmung 6753D Einzelplan X — Haushalt des Bundes ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Nr. 2611 der Drucksachen, Umdruck Nr. 319 [neu]) . . . 6753D Brese (CDU), Berichterstatter . . 6753D Kriedemann (SPD) 6755A Niebergall (KPD) 6756C Struve (CDU) 6756D Abstimmung 6757C Einzelplan XI — Haushalt des Bundesministeriums für Arbeit (Nr. 2612 der Drucksachen) 6757D Arndgen (CDU), Berichterstatter . 6757D Abstimmung 6758B Einzelplan XXVI — Haushalt der sozialen Kriegsfolgelasten (Nr. 2619 der Drucksachen, Umdruck Nr. 320) 6758B Gengler (CDU), Berichterstatter . . 6758B Abstimmung 6759D Nächste Sitzung 6759D Anlage 1: Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses zum Einzelplan IV b — Haushalt für Angelegenheiten des Europarats und verwandter Gebiete 6760 Anlage 2: Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses zum Einzelplan VII — Haushalt des Bundesministeriums der Justiz 6761 Die Sitzung wird um 9 Uhr 2 Minuten durch den Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
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    Anlage 1 zum Stenographischen Bericht der 165. Sitzung Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1951 Einzelplan IVb - Haushalt für Angelegenheiten des Europarats und verwandter Gebiete - (Nrn. 2500, 2600, 2605 der Drucksachen) Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Miessner (FDP) Der Einzelplan IV b ist vom Haushaltsausschuß ohne Abänderungen angenommen worden. Die Verwaltung dieses Einzelplanes ist mit der Schaffung des Auswärtigen Amtes von der Dienststelle für Auswärtige Angelegenheiten auf dieses übertragen worden. Nur der Tit. 34 ist der Verwaltung des Deutschen Bundestages überlassen worden. Es handelt sich bei diesem Titel um Ausgaben für die Teilnahme deutscher Delegierter an den Sitzungen des Europarates. Der Einzelplan IV b hat gegenüber dem Vorjahre insofern eine Veränderung erfahren, als unter dem neuen Tit. 35 die Kosten aufgenommen werden mußten, die durch die Teilnahme des Bundesministers des Auswärtigen als Mitglied des Ministerausschusses und des ihn begleitenden Arbeitsstabes an den Tagungen des Ministerausschusses entstehen. Gegenüber dem Haushalt 1950 ist trotzdem eine Verminderung der Gesamtsumme um 817 000 DM eingetreten. Diese Verminderung erklärt sich daraus, daß einmal der vom Bund für das Verwaltungsjahr 1950 auf den Betriebskapitalfonds eingezahlte Anteil mit einem Teilbetrag von 321 019 ffrs auf die für das Verwaltungsjahr 1951 erforderliche Zahlung angerechnet worden ist und daß der Beitrag des Deutschen Rats der Europäischen Bewegung an den Internationalen Rat um 614 £ ermäßigt wurde. Eine weitere Ermäßigung hat sich dadurch ergeben, daß der im Rechnungsjahr 1950 für die Zeit vom 1. Juli bis 30. September 1949 veranschlagt gewesene Beitragsanteil niedergeschlagen worden ist. Die Höhe dieser Ermäßigung beträgt 1 929 E. Namens der Mehrheit des Haushaltsausschusses habe ich Sie, meine Damen und Herren, um die Annahme des Einzelplanes IV b zu bitten. Dr. Miessner Berichterstatter. Anlage 2 zum Stenographischen Bericht der 165. Sitzung Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1951 Einzelplan VII - Haushalt des Bundesministeriums der Justiz - (Nrn. 2500, 2600, 2608 der Drucksachen; Umdruck Nr. 311) Berichterstatter : Abgeordneter Erler (SPD) Die Aufgaben des Bundesministeriums der Justiz und der ihm nachgeordneten Behörden sind in der Anlage zur Drucksache Nr. 2500 — Einzelplan VII — sowie im Bericht des Haushaltsausschusses zum Haushaltsplan des Jahres 1950 in der 133. Sitzung des Bundestages vom 11. April 1951 (Seiten 5121 ff.) eingehend dargestellt. Wie bei den anderen Haushalten sind im wesentlichen die Ansätze des Vorjahres unverändert übernommen worden. Das Bundesverfassungsgericht — Kap. 2 — wurde jetzt erst gebildet. Infolgedessen konnte der nur für einen Monat gedachte Vorjahresansatz nicht übernommen werden. Umgekehrt sind im Zuge ihrer Auflösung die Ansätze für das Deutsche Obergericht — Kap. 4 a — und die Generalanwaltschaft beim Deutschen Obergericht Kap. 4 b — weiterhin zusammengeschrumpft. Die Einnahmen beider Einrichtungen betragen 240 000 DM gegen 6 800 DM im Vorjahr, die Ausgaben 184 200 DM gegen 235 200 DM im Vorjahr. Andere Änderungen gegenüber dem Vorjahr ergeben sich bei den folgenden Positionen, wobei weitere Einzelheiten dem Einzelplan VII selbst, der Drucksache 2608 und dem dieser Drucksache beigefügten erläuternden Material zu entnehmen sind: Einnahmen: Kap. 1, Bundesministerium der Justiz; Tit. 7: Gewinn aus der Herausgabe des Bundesanzeigers. 60 000 DM erstmalig an dieser Stelle veranschlagt. Kap. 4, Bundesgerichtshof; Tit. 3: Gebühren und Strafen. 150 000 DM mehr infolge größeren Geschäftsanfalles. Kap. 5, Deutsches Patentamt; Tit. 3: Gebühren und Strafen. Infolge der vermehrten Erteilung von Patenten und dergleichen erhöhen sich die Einnahmen um 249 200 DM. Aus dem gleichen Grunde werden sich bei Tit. 4 — Einnahmen aus Veröffentlichungen — die Einnahmen des Patentamtes um 744 200 DM erhöhen. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daß das Deutsche Patentamt mit einer Einnahme von 14 161 400 DM und einer Ausgabe von 13 966 200 DM wiederum keinen Zuschuß erfordert. Es ist daher durchaus gerechtfertigt, für den weiteren Aufbau seiner Tätigkeit erneut unter Kap. E 15 985 000 DM einmalig zur Anschaffung von Einrichtungsgegenständen, Schreibmaschinen, Büchern, Prüfstoffen usw. zur Verfügung zu stellen. Im Jahre 1950 waren hierfür einmalig 1 '700 000 DM angesetzt. Ausgaben: Kap. 1, Bundesministerium der Justiz; Tit. 3 und 4: Hilfsleistungen durch Beamte und nichtbeamtete Kräfte. Die Ansätze hierfür haben sich um 35 000 DM bzw. 51 100 DM erhöht. Es handelt sich um vorübergehende Aufgaben, die mit Hilfe von aus anderen Dienststellen abgeordneten Beamten und von Angestellten durchgeführt werden, um eine Vermehrung der planmäßigen Beamtenstellen im Ministerium zu vermeiden. Tit. 7. Trennungsentschädigungen und Fahrkosten haben sich mit der Zuweisung weiteren Wohnraumes in Bonn und Umgebung um 56 000 DM verringert. Tit. 15: Unterhaltung der Dienstgebäude. Der Mehrbetrag von 8 000 DM entfällt auf die Unterhaltung des mit dem Dienstgebäude zusammen ermieteten Gartens von 10 ha, dessen Ertrag der Kantine des Ministeriums zufällt. Tit. 16 — Bewirtschaftung von Dienstgrundstücken und Diensträumen — erfordert 9 000 DM weniger, weil die Siedlung Oberursel hier wegfällt. Tit. 21: Umzugskosten. Der Bedarf ist . um 20 000 DM geringer als im Vorjahr. Tit. 31: Beiträge an internationale Rechtsorganisationen. Da die Bundesrepublik einer Reihe internationaler Organisationen auf dem Gebiete des Rechtswesens beitreten wird, müssen an Beiträgen 10 000 DM mehr vorgesehen werden. Tit. 32: Förderung überregionaler rechtswissenschaftlicher Vereinigungen und rechtswissenschaftlicher Veröffentlichungen. Diese Förderung im gesamtdeutschen Interesse hat im Jahre 1950 noch keine nennenswerten Ausgaben verursacht. Es ist ein Mehraufwand von 18 000 DM zu erwarten. Tit. 36. Die Kosten für den Rechtsschutz von Deutschen, die von ausländischen Behörden oder Gerichten im Zusammenhang mit den Kriegsereignissen verfolgt werden oder verurteilt worden sind, waren im Vorjahr in gleicher Höhe bei Einzelplan XXVI Kap. 1 Tit. 36 veranschlagt. Kap. 2, Bundesverfassungsgericht. Tit. 1: Persönliche Verwaltungsausgaben. Sie sind nach dem vom Bundestag beschlossenen Gesetz und dem inzwischen. vorgenommenen Aufbau des Gerichtes in der Höhe von 730 400 DM anzusetzen. Auch die Bezüge der von anderen Bundesgerichten zum Bundesverfassungsgericht tretenden Richter sind in dieser Summe enthalten. Kap. 3, Oberstes Bundesgericht. Das Oberste Bundesgericht besteht noch nicht. Es ist kein Ansatz vorgesehen. Kap. 4, Bundesgerichtshof. Beim Bundesgerichtshof war ein weiterer Ausbau notwendig. Statt 7 Senatspräsidenten sind 8 tätig; die Zahl der Bundesrichter hat sich von 55 auf 61, die der Bundesanwälte von 4 auf 5 erhöht. Infolgedessen mußte auch das andere Personal entsprechend vermehrt werden. Die Gesamtzahl der Beamten hat sich von 128 auf 148 erhöht. Deshalb hat sich nicht nur der Besoldungsaufwand um 231 800 DM erhöht, sondern mußten auch alle anderen persönlichen und sächlichen Verwaltungsausgaben diesen Ansätzen angepaßt werden. Die Vermehrung ist vor allem darauf zurückzuführen, daß beim Bundesgerichtshof ein Strafsenat in Berlin eingerichtet wurde mit einem Senatspräsidenten und 6 Bundesrichtern. Außerdem wurde eine Dienststelle der Bundesanwaltschaft in Berlin mit einem Bundesanwalt geschaffen (Art. 130 Abs. 2 des Gerichtsverfassungsgesetzes in der Fassung des Gesetzes vom 12. September 1950, BGBl. S. 515). Damit erhöht sich der Gesamtaufwand für den Bundesgerichtshof von 2 498 400 DM auf 2 978 500 DM. Kap. 4 a, Deutsches Obergericht, und Kap. 4 b, Generalanwaltschaft, siehe oben. Kap. 5, Deutsches Patentamt. — Siehe auch Bemerkungen zu den Einnahmen. Tit. 1 — Persönliche Verwaltungsausgaben — haben sich im Zuge des weiteren Ausbaues der Behörden einschließlich des örtlichen Sonderzuschlages für das bei der Dienststelle Berlin tätige Personal (6 571 DM) . um 480 800 DM erhöht. Tit. 4: Hilfsleistungen durch nichtbeamtete Kräfte. Erhöhung aus denselben Gründen wie bei Tit. 1 um 46 100 DM, darin 6 700 DM örtlicher Sonderzuschlag Berlin. Tit. '7: Trennungsentschädigungen und Fahrkosten haben sich durch Wohnungszuweisungen um 287 000 DM verringert. Tit. 11: Geschäftsbedürfnisse. In den 565 000 DM sind 240 000 DM für die Lichtbildstelle enthalten, deren erhebliche Einnahmen unter Kap. 5 Tit. 3 der Einnahmen veranschlagt sind. Tit. 13 — Bücherei— und Tit. 14 — Postgebühren usw. —: Erhöhung der Ansätze um 10 000 DM bzw. 13 500 DM infolge der erhöhten Tätigkeit des Patentamtes. Aus dem gleichen Grunde mußte der Ansatz bei Tit. 25 — Herstellung von Veröffentlichungen — um 1 400 000 DM für den Druck von Patentschriften erhöht werden. Dem stehen entsprechend gestiegene Einnahmen gegenüber. Einmalige Ausgaben: Von einer Erläuterung der einmaligen Ausgaben in diesem Bericht wird abgesehen. Sie sind ausführlich auf den Seiten 32 und 33 der Anlage zur Drucksache Nr. 2500 dargestellt. Es wird aufmerksam gemacht auf die Neufassung der einmaligen Ausgaben des Bundesgerichtshofes, für den jetzt 231 900 DM vorgesehen sind. Insgesamt schließt der Haushalt des Bundesministeriums der Justiz nach den Beschlüssen des Haushaltsausschusses mit einer Einnahme von 15 592 500 DM und einer Ausgabe von 23 374 500 DM ab. Der Haushaltsausschuß beantragt, den Einzelplan VII in der Fassung der Drucksache Nr. 2608 anzunehmen. Erler Berichterstatter
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    Rede von Herbert Wehner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bundesregierung hat in der Erklärung, die wir soeben vom Herrn Bundeskanzler entgegengenommen haben, die Wiederherstellung der deutschen Einheit als das oberste Ziel ihrer Politik bezeichnet. Die sozialdemokratische Fraktion begrüßt die Ankündigung der Bundesregierung, eine Wahlordnung vorzulegen, die als Instrument für freie, allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlen unter internationaler Kontrolle im Gebiet der vier Besatzungszonen und Berlins dienen kann. Die Bundesregierung würde mit diesem Schritt einer Forderung entsprechen, die von der sozialdemokratischen Fraktion gestellt worden ist. Es wäre einer der Schritte, die notwendig sind, damit die vordringlichste politische Forderung des ganzen deutschen Volkes verwirklicht werde: die Einheit Deutschlands in Freiheit mit friedlichen Mitteln wiederherzustellen.

    (Bravo! bei der SPD.)

    Mit der Annahme eines Gesetzes, das die freie Wahl einer deutschen Nationalversammlung unter gleichen Bedingungen in den vier Besatzungszonen und in Berlin sichern soll, wird der Bundestag eine Verpflichtung erfüllen, die ihm aus der Präambel und aus Art. 146 des Grundgesetzes entsteht.
    Der Bundestag erklärt heute vor dem deutschen Volk und vor der Welt, daß er freie, allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlen unter internationaler Kontrolle zu einer deutschen Nationalversammlung für dringend erforderlich hält. Diese Nationalversammlung soll für das Gebiet der vier Besatzungszonen und Berlins verfassunggebend, gesetzgebend, regierungsbildend und -kontrollierend sein.
    Die sozialdemokratische Fraktion legt Wert darauf, daß bei dieser bedeutsamen Willenskundgebung des freigewählten Deutschen Bundestags klar gesagt werde, daß die Nationalversammlung mit den Eigenschaften eines souveränen Parlaments ausgestattet werden muß,

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    damit die Schwierigkeiten der Übergangszeit, die nicht zuletzt auf wirtschaftlichem, auf finanziellem und auf sozialem Gebiet liegen, gemeistert werden können. Es würde die Lösung der Aufgaben, die der Nationalversammlung gestellt werden, ungemein erschweren, ja wahrscheinlich unmöglich machen, wenn sie nicht instand gesetzt würde, gesetzgeberisch tätig zu sein, um die Folgeerscheinungen des Währungsgefälles und der Entblößung der Wirtschaft und der Haushaltungen der sowjetischen Besatzungszone von lebensnotwendigen Vorräten usw. so bald wie möglich und so reibungslos wie möglich zu überwinden.
    Eine Nationalversammlung, die nicht unmittelbar eine starke, handlungsfähige provisorische Zentralregierung bilden und parlamentarisch kontrollieren könnte, würde Gefahr laufen, das Schicksal der Frankfurter Nationalversammlung von 1848/49 zu erleiden.
    Lassen Sie uns vor den Augen des ganzen deutschen Volkes und der Menschheit an dieses Werk gehen! Wir werden damit, soweit es an uns liegt, einen Beitrag zur Überwindung der Spannungen leisten, die heute noch die Welt beunruhigen und unter denen unser Volk leidet. Ich sagte: soweit es an uns liegt. Wir alle wissen, daß der gute Wille einer Seite allein nicht ausreicht. Dürfen wir voraussetzen, daß auch die anderen Seiten bereit sind?
    Der Bundestag hat am 9, März dieses Jahres erklärt und beschlossen:
    Der Deutsche Bundestag als das freigewählte Parlament der Bundesrepublik Deutschland fordert die Bundesregierung auf, den vier Besatzungsmächten zugleich im Namen derjenigen Deutschen, denen bis jetzt das Recht der freien Wahl versagt ist, als dringendes Anliegen des ganzen deutschen Volkes das Ersuchen zu unterbreiten:


    (Wehner)

    1. Die Viermächte-Konferenz möge die Voraussetzungen dafür schaffen, daß so bald wie möglich freie, allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlen zu einem Parlament für ganz Deutschland durchgeführt werden können.
    2. Die Durchführung dieser Wahlen unter gleichen Bedingungen in allen Zonen setzt voraus, daß durch internationale Sicherungsmaßnahmen vor, während und nach den Wahlen die volle persönliche und staatsbürgerliche Freiheit und Gleichheit für alle Personen und politischen Parteien rechtlich und tatsächlich gewährleistet werden.
    3. Das aus solchen Wahlen hervorgegangene Parlament hat als echte Volksvertretung allein die Vollmachten einer verfassung- und gesetzgebenden Versammlung. Es ist allein befugt, eine Regierung zu bilden und zu kontrollieren.
    4. Die so gebildete Regierungsgewalt muß durch geeignete Vorkehrungen gegen unbefugte und rechtswidrige Eingriffe wirksam geschützt werden.
    Der Bundestag fordert die Bundesregierung auf, die Regierungen der Besatzungsmächte zu ersuchen, die Bundesregierung über alle Deutschland berührenden Fragen, die sich im Zusammenhang mit der Viermächte-Konferenz ergeben, vollständig zu informieren, zu konsultieren und keinen Deutschland berührenden Beschluß ohne Zustimmung des deutschen Volkes zu fassen.
    Die Vorkonferenz der Außenministerstellvertreter in Paris wurde, wie Sie wissen, abgebrochen, ohne daß es bisher zur eigentlichen ViermächteKonferenz gekommen wäre. Die Außenminister der drei Westmächte haben in ihrem Kommuniqué von Washington am 14. September dieses Jahres der Hoffnung Ausdruck gegeben — ich zitiere —, „daß die bevorstehende Tagung der Generalversammlung der Vereinten Nationen in Paris günstige Gelegenheiten für die Aufnahme von Verbindungen sowie für Meinungsaustausch biete. Die drei Außenminister sind ihrerseits bereit, die sich ihnen bei dieser Gelegenheit bietenden Möglichkeiten voll auszunutzen."
    Wir Deutschen können die Viermächte-Konferenz weder erzwingen noch können wir sie vermeiden. Wir können von uns aus aber alles tun, damit unmißverständlich der deutsche Wille zur deutschen Einheit als ein politischer Faktor in Rechnung gestellt werden muß.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD und bei einzelnen Abgeordneten der CDU/CSU.)

    In der Rede, die Herr Grotewohl vor der sowjetzonalen Volkskammer am 15. September gehalten hat und die wohl als Kommentar zu dem Appell der sowjetzonalen Volkskammer an den Bundestag gewertet werden muß, wurde behauptet, der Bundestag habe es vorgezogen — ich zitiere —, „an Stelle einer Verständigung der Deutschen untereinander sich hilfesuchend an die vier Großmächte zu wenden, die damals in Paris versammelt waren".
    — So weit Herr Grotewohl. Herr Grotewohl meint
    — und ich zitiere wieder —, wir seien „dabei von der völlig irrigen Auffassung ausgegangen, daß man die Frage der Vereinigung Deutschlands ohne das deutsche Volk lösen könne".
    Herr Grotewohl irrt. Unser Beschluß vom 9. März erwartet und verlangt von den Regierungen der
    Besatzungsmächte nicht mehr, aber auch nicht weniger als einen Schritt. Dieser Schritt heißt, die Voraussetzungen für freie Wahlen unter gleichen Bedingungen in allen vier Zonen und Berlin durch einen Beschluß zu schaffen, der besagt, daß internationale Sicherungsmaßnahmen vor, während und nach den Wahlen die volle persönliche und staatsbürgerliche Freiheit und Gleichheit für alle Personen und politischen Parteien rechtlich und tatsächlich gewährleisten.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Die Deutschen in der sowjetischen Besatzungszone und besonders die unglücklichen Menschen, die in Bautzen, in Waldheim und in den anderen Strafanstalten sitzen — viele von ihnen nur deshalb, weil sie freie Wahlen gefordert haben —, diese Deutschen werden gut verstehen, daß dieses Verlangen an die Regierungen der Besatzungsmächte alles andere als unbillig ist.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der Mitte.)

    Wir sagen das so deutlich, weil wir wissen, daß diesen Deutschen, die heute am schwersten unter der vereinigung die Erwartung auf Befreiung verbinden und daß beides ein und dasselbe ist.

    (Erneuter lebhafter Beifall bei der SPD und in der Mitte.)

    Wir sagen es aber auch, weil wir nicht wollen, daß diese Deutschen, die heute am schwersten unter der Spaltung unseres Landes zu tragen haben, die ganze Last des Kampfes um die Einheit aufgebürdet wird. Wir wollen sie selbst mittragen, und wir wollen vor allen Dingen auf unseren Schultern die Hauptlast tragen.
    Herr Dieckmann von der sowjetzonalen Volkskammer hat eingewandt, die sowjetische Besatzungsmacht müßte in dem Verlangen nach internationaler Kontrolle, wie er sagt, „mit Recht eine beleidigende Zumutung erblicken".

    (Hört! Hört! rechts.)

    Uns scheint, es wäre besser, die Regierung der Sowjetunion äußerte sich dazu selbst, statt daß andere in ihrem Namen das Wort nehmen.

    (Sehr gut! in der Mitte und bei der SPD.)

    Warum sollte die Sowjetunion, die selbst Mitglied der Organisation der Vereinten Nationen ist, eine beleidigende Zumutung in dem Verlangen erblicken, daß etwa diese Organisation die unparteiischen Kontrollorgane bildet?

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Herr Dieckmann hat gesagt, die Besatzungsmächte
    sollten überhaupt aus dem Spiel gelassen werden.
    Wir meinen, die Besatzungsmächte bzw. ihre Regierungen haben nur eine Aufgabe in diesem Zusammenhang. — aber d i e haben sie und die
    müssen sie eines Tages erfüllen —, und diese
    Aufgabe heißt: sie sollen nicht mehr tun, als zu
    beschließen, daß sie übereingekommen sind, die
    Ausschreibung und Abhaltung freier Wahlen in
    den vier Zonen und Berlin unter internationaler
    Kontrolle zu gewährleisten. Wir verlangen von
    ihnen nicht, daß sie selbst die deutsche Einheit herstellen. Das ist den Deutschen selbst vorbehalten.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der Mitte.)

    Darauf kommt es an. Träger der deutschen Einheit müssen die Deutschen sein!

    (Sehr gut! bei der FDP.)



    (Wehner)

    Form und Inhalt der Einheit bestimmen die Deutschen. Wir haben von niemandem, von keiner fremden Macht verlangt und wünschen es von keiner, daß diese Kompetenzen verwischt oder verwechselt werden.

    (Sehr gut! in der Mitte.)

    Übrigens hat auch die kommunistische Fraktion im Bundestag am 9. März in ihrem Antrag verlangt, der Bundestag solle sich an die Vorkonferenz der Stellvertreter der Außenminister mit dem Vorschlag wenden, die Frage „Wiederherstellung der Einheit Deutschlands" auf die Tagesordnung der Konferenz zu setzen.

    (Hört! Hört! und Lachen bei der SPD.)

    Allerdings forderte die kommunistische Fraktion im selben Antrag als Punkt 1, der Bundestag solle dem Verlangen der sowjetzonalen Volkskammer auf Bildung eines sogenannten gesamtdeutschen Konstituierenden Rates nachkommen. Damit sind wir an einem Punkt, der zu klären ist. Im Bundestag ist ausführlich dargelegt worden, weshalb der Vorschlag auf Bildung eines solchen gesamtdeutschen Konstituierenden Rates unannehmbar ist. Ich will nichts wiederholen. Entscheidend für diesen Entschluß des Bundestages war und bleibt, meine ich, daß der sogenannte gesamtdeutsche Konstituierende Rat die Funktion einer sogenannten gesamtdeutschen provisorischen Regierung und einer sogenannten gesamtdeutschen Repräsentanz gegenüber dem Ausland ausüben sollte, ohne aus freien Wahlen geboren zu sein.

    (Abg. Renner: Gar nicht wahr!)

    Der sogenannte gesamtdeutsche Konstituierende Rat war das Kernstück der kommunistischen Taktik jener Zeit. Er sollte sogar mit den Mitteln der sogenannten Einheitsfront von unten zustandegebracht werden, um an Stelle der gewählten Volksvertretungen und der von ihnen gebildeten und kontrollierten Regierungen die Macht auszuüben. Herr Grotewohl sagte neuerdings, nach der Ablehnung durch den Bundestag sei die Forderung auf Bildung eines sogenannten gesamtdeutschen Konstituierenden Rates nicht mehr die Forderung der sowjetzonalen Stellen. Liegt hier — so müssen wir fragen — eine echte Änderung in den Forderungen und taktischen Maßnahmen vor? Ist die vorgeschlagene „gesamtdeutsche Beratung" nicht einfach als eine ähnlich gemeinte und geplante Einrichtung wie der sogenannte gesamtdeutsche Konstituierende Rat unter anderem Namen zu verstehen? Wenn das einwandfrei geklärt wäre, wären wir einen Schritt weiter.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Geklärt werden kann das aber nur durch das verbindliche Wort der sowjetischen Besatzungsmacht, von der wir bisher nur aus dem Munde des Oberkommandierenden der sowjetischen Besatzungszone, des Herrn General Tschuikow, gehört haben, sie stehe hinter Herrn Grotewohls Forderung. Damit wir wissen, was die Regierung der Sowjetunion wirklich will und zur Zeit für möglich und notwendig hält, muß aber der Wirrwarr der Begriffsbestimmungen geklärt werden, für den nicht wir verantwortlich sind.
    1947 zwischen den Außenministerkonferenzen von Moskau im Frühjahr und von London im Herbst lautete die sowjetische Begriffsbestimmung für die Sicherung des Friedens mit Deutschland, „es müßten in ganz Deutschland die Verhältnisse herrschen, die in der sowjetischen Besatzungszone geschaffen wurden".

    (Hört! Hört! rechts.)

    Ich zitiere nach der sowjetoffiziösen „Neuen Zeit". Wenn es jetzt anders sein kann, muß das klar gesagt werden.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Warum sollte die Regierung der Sowjetunion nicht zu dem Entschluß kommen können, das nationale Selbstbestimmungsrecht der Deutschen zu respektieren?! Wir Deutschen wollen j a nichts anderes, als unser Land nach dem Willen des deutschen Volkes selbst regieren zu können. Wir wollen keines anderen Landes Kolonie oder Provinz sein.
    Herrn Grotewohls bisherige Antworten auf die von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands gestellten Fragen waren allerdings nicht geeignet, Mißdeutungen auszuschließen. Er meint z. B., die Sozialdemokratische Partei Deutschlands könne im Falle von Wahlen in der sowjetischen Besatzungszone nur als Lizenzpartei der dortigen Besatzungsmacht und ihrer Behörden erlaubt werden.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Herr Ackermann meint, die Frage der deutschen Einheit sei nur, wie er sagt, leninistisch zu losen. Unserer Auffassung nach ist die deutsche Einheit nur von den Deutschen nach ihrem eigenen Willen zu gestalten;

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    denn Einheit ist gleich Befreiung, und das gilt für die Menschen in der sowjetischen Besatzungszone als Dringendstes.
    Das, meine Damen und Herren, sind die Gedanken, die den Forderungen der Sozialdemokratischen Partei, zur Verwirklichung der deutschen Einheit unverzüglich fünf konkrete Schritte zu tun, zugrunde liegen. Das sind die Auffassungen, die Sie in den beiden vorgelegten Anträgen, in dem Antrag Drucksache Nr. 2596 und dem Entschließungsantrag Drucksache Nr. 2593, finden.
    Wir meinen, Berlin soll der Anfang zur Verwirklichung der deutschen Einheit sein.

    (Beifall bei der SPD und rechts.)

    Aber jetzt antwortet man uns von sowjetzonaler Seite, das sei doch ein „Nebengeleis"; oder in einer Erklärung des Nationalrats der sogenannten Nationalen Front heißt es, Berlin würde im Falle solcher Wahlen „ein Anhängsel Bonns". Wie wenig Zutrauen hat man zu sich!

    (Sehr gut! in der Mitte.)

    Und wie stellt man plötzlich die Frage Bonn und Berlin? Am 15. September, unmittelbar vor der Sitzung der sowjetzonalen Volkskammer, in der der Appell an den Bundestag beschlossen wurde, veröffentlichte die sowjetsektorale Presse Berlins eine Rede des Leiters der Verwaltung Ost-Berlins, des Herrn Friedrich Ebert, mit der Schlagzeilenüberschrift: „Wem wird Berlin gehören?". In diesem Artikel, der am Vormittag des Tages erschien, an dessen Mittag der Volkskammerappell an den Bundestag erging, ist keine Andeutung dafür zu finden, daß es sich um einen Willen zur Einheit handelt, an dessen Anfang freie Wahlen unter gleichen Bedingungen stünden. Hat die SED mehrere Politiken? Gelten ihre Worte? Und welche von ihren Worten gelten?
    Berlin ist — das ist unsere Vorstellung — Deutschlands Hauptstadt.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der Mitte.)



    (Wehner)

    Mit seiner Vereinigung wäre und wird ein entscheidender Schritt zur deutschen Einheit getan.

    (Beifall bei der SPD, bei Abgeordneten der Mitte und bei der DP.)

    Wir sind dazu bereit!
    Und so wäre mit der Vereinigung Deutschlands ein entscheidender Schritt getan, um die heute so komplizierten Fragen der Zusammenarbeit der Völker, der Zusammenarbeit Europas, einfacher lösen zu können, als es heute möglich erscheint. Es ist ja nicht so, wie es neuerdings nicht nur in einem SED-offiziösen Artikel, sondern mitunter auch hier im sogenannten Westen dargestellt wird: entweder deutsche Einigung oder europäische Zusammenarbeit, sondern es ist doch so: europäische Zusammenarbeit in der Erkenntnis der Notwendigkeit und mit dem Ziel der deutschen Einigung.

    (Beifall bei der SPD, in der Mitte und rechts.)

    Und es ist auch so: deutsche Einigung mit dem Ziel der europäischen Zusammenarbeit.

    (Erneuter Beifall.)

    Wenn es andere noch nicht verstehen, müssen wir, die wir uns darüber klar geworden sind, dazu beitragen, daß sie diese Auslegung des deutschen Einheitswillens als politischen Faktor realistisch in Rechnung stellen, und zwar alle Seiten!
    Es scheint mir ein verheißungsvolles Anzeichen zu sein, das ich in der Entschließung der deutschen Europäischen Konferenz in Hamburg gefunden habe. Dort ist doch unter intensiver Mitarbeit sozialdemokratischer Teilnehmer in der entscheidenden Resolution erklärt worden:
    Die Einfügung eines freien Deutschland in ein freies Europa kann die Einheit Deutschlands weder in Frage stellen noch verhindern. Sie erscheint vielmehr als der angemessenste Weg zu ihr. Innerhalb
    — so heißt es weiter —
    einer europäischen Gemeinschaft muß Deutschland ein Partner sein, der die gleichen Rechte genießt wie die anderen Partner.
    Es wird noch einmal darauf hingewiesen, daß auf dem Wege zur europäischen Gemeinschaft nichts getan oder unterlassen werden dürfe, was das Endziel, von dem hier gesprochen war, in Frage stellen oder den Grundsätzen widersprechen könnte, die eben ihre letzte Verwirklichung in dieser Gemeinschaft finden müssen. Deshalb, meine Damen und Herren, sollte man auch unter den Mitgliedern dieses Hauses nicht von den Gefahren, wie es manchmal heißt, einer „zweigleisigen Politik" sprechen, sollte nicht „entweder — oder" formulieren. In dem von mir schon erwähnten und zitierten Kommuniqué der Konferenz der Außenminister der drei Westmächte in Washington wird die deutsche Einheit als Ziel auch der Politik der Westmächte anerkannt. „Eines der Hauptziele der alliierten Politik" nennt das Kommuniqué der drei Alliierten Hohen Kommissare vom Montag dieser Woche die Wiederherstellung der deutschen Einheit. Es ist, meine ich, deutsche Sache, diese Worte und das, was dahintersteht, in dem Sinne zu entwickeln, der in den Ausführungen, die ich Ihnen hier vortrage, und in den Anträgen, in denen einige der nächsten Schritte umrissen werden, zum Ausdruck gebracht worden ist. Es kommt dabei darauf an — und das wird sich bei den Diskussionen und Auseinandersetzungen der nächsten Wochen klar herausstellen —, daß von deutscher
    Seite keine eventuell zugemuteten Bindungen eingegangen werden können und dürfen, die anderen Entscheidungen zuschieben, die nur uns selber zukommen. Es kommt darauf an, daß wir planmäßig und konkret, so wie es der Vorsitzende meiner Fraktion in der Sitzung vom 9. März von der Regierung gefordert hat, für die deutsche Einheit arbeiten. In diesem Sinne kann auch die Klärung der Begriffe, auf die wir jetzt dringen müssen, und das Unternehmen einiger Schritte von großem Nutzen für unser ganzes deutsches Volk sein.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD.)



Rede von Dr. Hermann Ehlers
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Kiesinger.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Kurt Georg Kiesinger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe im Namen der Fraktionen der Regierungskoalition zu der vom Herrn Bundeskanzler vorgetragenen Erklärung der Bundesregierung Stellung zu nehmen. Wir begrüßen diese Erklärung der Bundesregierung in vollem Umfang und vorbehaltlos.
    Seit sechs Jahren leidet das deutsche Volk unter der durch den Eisernen Vorhang vollzogenen Trennung. Diese Trennung empfinden wir im Westen um so schmerzlicher, als wir wissen, daß unsere Schwestern und Brüder im Osten eben nicht nur von uns getrennt sind, sondern daß sie unter Verhältnissen leben müssen, in denen sie alles entbehren müssen, was zur Freiheit und zur Würde der Menschen gehört.

    (Zustimmung bei den Regierungsparteien.)

    Gewißheit und Klarheit für das deutsche Volk
    hüben und drüben zu schaffen, das unter dieser
    Trennung leidet, war der Sinn und der Zweck
    dieser Erklärung der Bundesregierung. Nunmehr
    ist für die sowjetzonalen und für die russischen
    Behörden Gelegenheit gegeben, zu zeigen, ob es
    ihnen mit den Vorschlägen, die angeblich auf eine
    Einigung Deutschlands hinzielen, ernst ist. Die Erklärung der Bundesregierung schafft alle Voraussetzungen dafür, zu dem von allen Deutschen
    selbstverständlich erstrebten Ziele eines freien
    Deutschland in einem freien Europa zu gelangen.
    Zu den Anträgen der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei habe ich namens meiner Freunde folgendes zu erklären.
    Der Antrag der Fraktion der SPD bezüglich der Abhaltung freier Wahlen in Berlin wird von uns unterstützt. Der Antrag der Fraktion der SPD auf Drucksache Nr. 2596 hat ähnliches zum Ziele wie die Erklärung der Bundesregierung. Wir müssen versuchen, sie mit der Erklärung der Bundesregierung abzustimmen. Daher beantragen wir, diesen Antrag zum Zwecke einer solchen Abstimmung in den Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen zu überweisen.

    (Lebhafter Beifall in der Mitte.)