Rede von
Dr.
Konrad
Adenauer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Meine Damen und Herren! Die Ausführungen, die mein Herr Vorredner über den Herrn Ministerialdirektor Globke gemacht hat, veranlassen mich, das Wort zu ergreifen. Ich möchte zunächst meinen Herrn Vorredner bitten, wenn er Vorwürfe gegen einen Beamten der Bundesregierung erhebt, diese Vorwürfe zu konkretisieren.
Ich halte es nicht für zulässig, sich hier in allgemeinen Wendungen zu ergehen. Wenn der Herr Abgeordnete Mellies sagt, daß der Bundespräsident über Herrn Globke falsch orientiert worden sei, und wenn er noch hinzufügt, das sei ein Verfahren, das er hier nicht mit einem parlamentarischen Ausdruck kennzeichnen könne, dann richtet sich dieser Vorwurf direkt gegen mich; denn ich informiere den Herrn Bundespräsidenten, wenn er Auskunft von mir haben will. Ich möchte Herrn Abgeordneten Mellies bitten, hier in aller Öffentlichkeit zu sagen, welche Behauptung er damit hat aufstellen wollen.
Ich werde es unter keinen Umständen zu lassen, daß derartige Behauptungen aufgestellt werden, die ,geeignet sind, sowohl meine persönliche Ehre als auch die Ehre des Herrn Ministerialdirektors Globke zu schädigen. Ich finde nicht, meine Damen und Herren, daß eine solche Rede und eine solche Kritik der Zeit entsprechen, in der wir leben.
Nun noch ein Wort zu Herrn Ministerialdirektor Globke'.
Es liegt mir 'daran, hier zu erklären. daß ich in der langen Zeit, in 'der ich im öffentlichen Leben und als Beamter tätig bin, kaum jemals einen Beamten kennengelernt habe, 'der mit gleicher Pflichttreue und gleicher Objektivität seines Amtes waltet wie Herr Globke.
Wenn der sozialdemokratischen Fraktion die Tätigkeit des Herrn Globke nicht gefällt, wenn sie konkrete Vorwürfe zu erheben hat, dann möge sie mir diese Vorwürfe hier mitteilen.
Aber ich finde es völlig falsch, und es ist nicht zu billigen, daß immer 'wieder darauf zurückgegriffen wind, daß Herr Ministerialdirektor Globke' seinerzeit, ohne jemals in der Partei gewesen zu sein, an diesem bekannten Kommentar gearbeitet hat.
Meine Damen und Herren, ich habe Zeugnisse vor mir liegen gehabt, und zwar Originalzeugnisse von jüdischen Deutschen, die ihren Dank 'dafür ausgesprochen haben, daß sie auf Grund dieses Kommentars des Herrn Ministerialdirektors Globke schweren 'Bestrafungen entgangen sind. Mir gegenüber haben Deutsche, die ich 'eventuell mit Namen zu nennen bereit bin, gesagt, daß Herr Ministerialdirektor Globke sie während der nationalsozialistischen Zeit unter Lebensgefahr vor dem Tode bewahrt hat.
Ich weiß nicht, meine Damen und Herren, ob alle diejenigen, die Herrn Ministerialdirektor Globke ständig angreifen, das von sich sagen können.