Rede von
Fritz
Erler
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren! Nur zwei Sätze einer persönlichen Erklärung, warum ich mich diesen Abänderungsanträgen widersetze. Es ist hier davon gesprochen worden, wir müßten durch den Abstimmungsmodus verhindern, daß irgendein Land vergewaltigt wird. Ich glaube, das Problem besteht bei uns doch nicht darin, daß wir Gebietskörperschaften vergewaltigen, sondern darin, daß die Menschen, die in diesen Gebietskörperschaften leben, vergewaltigt werden. Und da scheint mir eine ganz große Gefahr vor uns sichtbar aufzutauchen, daß nämlich eine — unter Umständen sehr kleine — Mehrheit von Einwohnern der Gebietskörperschaft Südbaden die überwältigenden Mehrheiten der übrigen Einwohner der anderen Gebietskörperschaften des Südwestens daran hindern könnte, sich zusammenzuschließen. Das wollen wir auf keinen Fall, sondern dann müssen wir doch den anderen die Möglichkeit eröffnen. den Weg zum Zusammenschluß zu finden. Es ist hier immer erklärt worden, man müßte an die Minderheit denken. Es gibt in Nordbaden eine Mehrheit der Bevölkerung, die sich nicht gegen ihren eigenen
Willen aus dem Verbande des Landes Württemberg-Baden heraustrennen lassen 'will. Auch an diesen Fall müssen wir denken, damit diese Bevölkerung nicht von einer Mehrheit von Südbaden majorisiert werden kann.
Das Problem ist im ganzen nur in der Weise lösbar, daß nicht die Minderheit der Mehrheit ihren Willen aufzwingt. Wir sollten daran denken, daß die Deutschen im südwestdeutschen Raum — seien sie Badener oder Württemberger — gemeinsam den Weg zu einer Abstimmung auf eine vernünftige Weise finden. Für mich ist eine solche Weise, die am wenigsten nach Vergewaltigung aussieht, die, daß wir die jetzt bestehenden Länder zum Ausgangspunkt für die Abstimmung nehmen und das große Land Württemberg-Baden in seine natürlichen Bestandteile, den Landesbezirk Baden und den Landesbezirk Württemberg, zerlegen. Das ist der Grund, weshalb ich mich für die Lösung des Ausschusses entscheide.