Rede von
Konrad
Wittmann
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Ich komme sofort zum Schluß. Ich fasse zusammen: Herr Bundesminister, hinsichtlich dieser Notwendigkeit der Presse wäre es auch ungeheuer wichtig, im Ausland aufzuklären und dahin zu wirken, daß das Ausland jene, die Wegbereiter des Bolschewismus waren — seien sie nun dahingegangen wie Benesch oder Masaryk oder seien es jetzt noch wirkende wie Zenkl oder Ripka und andere—, nicht unterstützt oder auf den Schild erhebt. Herr Bundesminister, helfen Sie uns, den Kampf führen gegen die Lügenpropaganda dieser vormaligen Handlanger des Bolschewismus, die nachher dessen Opfer wurden, gegen jene, die damals wie heute der Welt einreden wollen, Ausschreitungen seien nicht vorgekommen, die Ausweisungen seien ein „Akt höchster Gerechtigkeit".
Es ist Pflicht aller noch Freien, der Wahrheit und Gerechtigkeit zum Siege zu verhelfen und mitzuhelfen, daß die falsche und verwerfliche Idee, als ob es zweierlei Recht und Moral gäbe, unwirksam gemacht werde. Recht, Gerechtigkeit und Moral sind unteilbar; es darf keine internationale und persönliche Moral in Anwendung kommen, eine für die Mächtigen und eine für die Schwachen. Die internationale Moral darf von der persönlichen nicht getrennt werden.
Wenn ich richtig gehört habe, wurde vom Kollegen Schütz erwähnt: „Wir sind ja nicht so arm, wie wir aussehen". Um des Auslandes willen muß darauf hingewiesen werden: einige, die sich wieder eine Existenzgrundlage, vielleicht gleichwertig der in ihrer Heimat, geschaffen haben, mögen wohl nicht so arm sein. Die anderen haben ihre Fähigkeiten als theoretischen Besitz. In der Gesamtheit aber sind die Heimatvertriebenen und auch viele der Geschädigten aus den Reihen der Stammbevölkerung viel ärmer, als sie ausschauen. Wir sind viel ärmer, als wir ausschauen, weil wir keine Arbeit haben, weil wir unsere Fähigkeiten nicht in den Dienst des Volkes und der Welt stellen können. Wir sind ärmer, als wir ausschauen, weil wir keine Heimat haben.
Zum anderen: Es ist selbstverständlich, daß alle gerade in unserem Volke mithelfen müssen, aber es ist sehr gefährlich, wie es heute hier zum zweiten Male geschehen ist — ich habe das erstemal bereits dagegen Stellung genommen —, nur aus der Gesamthaftung des deutschen Volkes für den verlorenen Hitlerkrieg — und nur so haben wir die Legitimation dem Ausland gegenüber — Hilfe zu erwarten. Gesamthaftung, jawohl! Alle müssen mithelfen. Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, es muß uns doch klar sein — und ein Teil der Welt hat es erkannt —: waren denn die Sieger verpflichtet, die Verbrechen, die Hitler begangen hat, mit neuen Verbrechen zu strafen und zu ahnden?
Dieses Verbrechen gegen das Naturrecht, gegen das Völkerrecht, gegen jedes Menschenrecht ist aus den Herzen und Hirnen dieser drei Großen hervorgegangen, wobei an erster oder letzter Stelle etwas gefehlt hat, nämlich die Moral, die nicht nur für die Einzelperson, sondern für alle Völker gilt.
— Der letzte Satz, Herr Präsident.
Die Voraussetzung zur Schaffung eines gerechten Friedens, zur Erhaltung des Friedens, zur Lösung des Problems der Heimatvertriebenen — nicht nur 18 Millionen, sondern 60 Millionen im ganzen — ist die Wiederherstellung des zertretenen Rechts für Volk und Welt.