Rede von
Wilhelm
Schmidt
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Meine Damen und Herren! Der Herr Minister Niklas betonte am Schluß seiner Rede, über der Debatte, die wir heute führen, stehe die Forderung, die Ernährung des deutschen Volkes zu sichern. Auch wir vom Bauernstand und wir von unserer Fraktion stehen auf dem gleichen Standpunkte. Bei der heutigen Debatte — ich habe es vor einigen Tagen im Ernährungsausschuß gesagt — handelt es sich um zwei Dinge. Die Ernährung des Volkes soll gesichert werden. Auf welchem Wege wollen wir es nun tun? Es ist wohl so, daß mit dem Ausland Verträge über die Versorgung mit Brotgetreide abgeschlossen sind. Aber Sie alle, meine Herren Kollegen, wissen j a, welche Dinge sich hier abspielen könnten und daß Schiffsraum und alle diese Dinge hier mit eine Rolle spielen.
Ist es deshalb nicht notwendiger und ist es nicht angebracht, daß wir versuchen, die Vorräte, die wir noch selber im Lande haben, heranzubringen? Ich glaube, Sie alle werden hierin mit mir einig sein. Ich erinnere Sie daran, daß ich im vorigen Jahr, als die Koreakrise noch nicht war und als der Bauer das Brotgetreide fast nicht verkaufen konnte, davor gewarnt habe, leichtfertig über diese Dinge hinwegzugehen; denn es könnte die Zeit kommen, wo Sie das gereut. Damals hat man nicht an Korea gedacht. Heute haben sich meine Voraussagen bewahrheitet, und deswegen ist es angebracht, dafür zu sorgen, daß wenigstens die Getreidevorräte, die wir noch im Inland haben, sichergestellt werden. Ich habe gerade in den letzten Wochen mit meinen Bauern draußen Verhandlungen geführt, und diese haben erklärt: Jawohl, wir werden die kleinen Mengen, die wir noch haben, abliefern. Und mit den Preisen, die heute beschlossen werden sollen, sind sie zufrieden. Meine Damen und Herren, der Bauer hat ja gar nicht damit gerechnet und hat keinen großen Nutzen mehr davon, daß diese Preise heute kommen, weil meist keine erheblichen Getreidemengen mehr in seiner Hand sind. Aber dieser Anreiz durch die Getreidepreiserhöhungen muß dazu führen, daß jeder Bauer, der noch irgendwelche kleinen Mengen Getreide in der Hand hat, sie zu diesem Preise auch abliefern wird.
Darum wird es notwendig sein, daß wir das prüfen, ohne uns gegenseitig zu bekämpfen. Sie dürfen es glauben, daß auch wir vom Ernährungsausschuß wie jeder Bauer heute die gleiche Sorge auf dem Herzen haben: Wie werden wir mit der Ernährung unseres Volkes durchkommen? Ich glaube, es ist Aufgabe eines jeden Abgeordneten hier im Hause, daran mitzuhelfen, daß wir die Schwierigkeiten auf diesem Gebiete überwinden. Wir wollen nicht auf die Fehler eingehen, die bereits von der Regierung gemacht worden sind; das hat heute keinen Wert mehr. Wir müssen nicht zurückschauen, sondern vorwärtsschauen und versuchen, die Ernährung des Volkes sicherzustellen. Wir haben gar kein Interesse daran, die Kreise zu unterstützen, die in der Lage sind, auch teueres Brot zu bezahlen. Aber die Regierung könnte vielleicht Maßnahmen ergreifen, um der ärmeren Bevölkerung auf irgendeinem Wege dazu zu verhelfen, daß sie sich ihr tägliches Brot beschaffen kann, und ich glaube, wir können, wenn wir diesem Verordnungsentwurf heute zustimmen, mit Beruhigung sagen, daß wir unser Gewissen nicht belastet haben. Wenn wir diese Vorlage heute annehmen, dann dürfen wir sagen: Wir haben unsere Pflicht getan, damit die Ernährung des Volkes sichergestellt ist. In dem Sinne möchte ich alle Anwesenden, auch Sie von der linken Seite, bitten, dazu beizutragen, daß diese im Interesse der Ernährung des Volkes liegende Verordnung der Bundesregierung in Kraft treten kann.