Rede von
Johann
Wartner
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(BP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir begrüßen — das darf ich auch im Namen meiner Fraktion sagen — die Anträge Drucksachen Nr. 1823, 1931 und 1932, die augenblicklich zur Beratung stehen. Wir stehen diesen Anträgen in aller Objektivität gegenüber. Wir wollen auch nicht um ein Zahlenspiel streiten, darum, wieviel sich heute noch draußen in den verschiedenen Ländern in Gefangenschaft befinden. Ich wollte nur, daß die Kriegsgefangenen draußen, ganz gleich wo sie heute sind, hören könnten, daß man ihrer im Deutschen Bundestag gedenkt. Es würde ihnen ganz bestimmt ein großer Trost sein, und sie würden nicht fragen, von welchen Parteien diese Anträge ausgegangen sind, sondern sie würden zutiefst beeindruckt sein, wenn sie sähen, daß wenigstens in dieser Frage jede Meinungsverschiedenheit ausscheidet. Wieviel Tausende von Vätern und Müttern, wieviel Tausende von Kindern würden, wenn sie am Lautsprecher mithören könnten, lauschen, wie in diesem Augenblick, in dieser, ich möchte sagen feierlichen Stunde hier gesprochen wird. Sie würden es uns alle auch danken, wenn sie sähen, wie wir wenigstens in dieser einen Frage jeden Streit unter uns vermeiden wollen.
Ich selbst fühle mit, weil auch ich noch einen habe, der seit 1943 zu den Vermißten zählt, und Sie dürfen mir glauben, daß ich, der ich hier stehe, leidenschaftlos dieser Aussprache zugehört habe und daß ich auch keinem, der das Wort genommen, irgendeinen Vorwurf machen möchte, ganz gleich, ob wir Bayern sind oder ob wir in einer anderen Ecke unseres Vaterlandes unser Zuhause haben. In einem wollen wir eins sein, nämlich darin, daß es doch möglich sein möchte, viele der heute Vermißten noch ausfindig zu machen, und wir hoffen, daß sie glücklich in ihre Heimat zu ihren Angehörigen zurückkehren können.