Rede von
Heinz
Renner
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(KPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (KPD)
Ulbricht sagt in seiner Rede:
Welcher Deutsche, der die Wiederherstellung der Einheit des deutschen Vaterlandes will, kann gegen einen solchen Vorschlag Einwendungen erheben? In diesem Vorschlag werden keine Vorbedingungen gestellt, keine Personenfragen, keine Fragen über die Gestaltung der künftigen demokratischen Ordnung. Es wird nur die Lebensfrage unseres ganzen Volkes gestellt: die Herstellung der nationalen Einheit. Ungeachtet der politischen Ziele, der Weltanschauung oder sonstiger Auffassungen steht vor jedem Bürger in Deutschland die
Frage, daß zunächst, um den Frieden erhalten zu können, um überhaupt leben zu können, die von den angloamerikanischen Imperialisten dirigierte Spaltung Deutschlands überwunden werden muß.
Ulbricht sagt weiter:
Die SED bringt klar zum Ausdruck, daß sie alle Schritte unterstützen und fördern wird, die der Herbeiführung von Besprechungen zwischen Vertretern Westdeutschlands und Ostdeutschlands dienen. Die demokratischen Vertreter Ostdeutschlands haben auch nicht die Absicht, die Besprechungen an irgendwelche Vorbedingungen zu knüpfen.
Alles Trennende ist zweitrangig,
— sagt Walter Ulbricht —
auf beiden Seiten muß also der Wille zu Kompromissen vorhanden sein. Wir sind nicht der Meinung, daß die innere Ordnung des einigen Deutschlands einfach eine Kopie der Deutschen Demokratischen Rupublik sein wird.
Meine Damen und Herren! Ich frage Sie, die Sie immer wieder von der Notwendigkeit der Herstellung der Einheit Deutschlands sprechen: Rechtfertigt Ihre ständige Ablehnung derartig ernstgemeinter, im Interesse des gesamten deutschen Volkes liegender Vorschläge nicht den Vorwurf, es fehle der Wille zur Wiederherstellung der Einheit Deutschlands,
zur Schaffung eines Friedensvertrages und zum Abzug der Besatzungstruppen? Welcher deutsche Mensch, welcher deutsche Patriot wird sich dem Vorwurf aussetzen wollen, die Spaltung Deutschlands zu verewigen!
Deutschlands nationale Lebensinteressen können nicht sichergestellt werden im Kriegsbündnis mit den amerikanischen und westeuropäischen Konzernherren, die nur in einem Krieg einen Ausweg zur Behebung der Krisenerscheinungen ihrer kapitalistischen Wirtschaft suchen und sehen. Dieser Krieg ist ein Verbrechen an unserem deutschen Volk und an den Völkern der Welt. Er bedeutet die Vernichtung unserer deutschen Heimat und ihrer Menschen. Die nationalen Interessen des gesamten deutschen Volkes können nur sichergestellt werden im Friedensbund mit der Sowjetunion und mit den Volksdemokratien Osteuropas.
Die Völker der Sowjet-Union und der Volksdemokratien wollen den Frieden. Die Regierungen der Sowjet-Union und der Volksdemokratien wollen den Frieden.
Wer dem deutschen Volk etwas anderes erzählt, belügt es bewußt.
Die Regierung der Sowjet-Union kämpft für die Erhaltung des Friedens.
Der Friede nur und die Orientierung Westdeutschlands auf die Kräfte des Friedens sichern die Wiederherstellung der deutschen Einheit.
Sie sichern damit die wahren Interessen des werktätigen Volkes.
Darum Schluß, so sagen wir,
mit der gefährlichen Orientierung auf den amerikanischen Imperialismus und auf den Krieg.
Er endet, wenn er durch die Kriegsverbrecher des Westens einmal ausgelöst wird, nicht mit der Vernichtung der Sowjet-Union. Aber unser deutsches Heimatland wird zur toten Zone gemacht werden; unsere deutschen Frauen und Kinder werden verbluten, unsere deutsche Jugend wird geopfert werden. Das sollen sich alle diejenigen merken, die ihre Zustimmung zur Wiederaufrüstung davon abhängig gemacht haben und machen, daß heute schon auf dem Boden Westdeutschlands so starke Truppenkräfte der Westalliierten aufgestellt werden, daß dieser von ihnen gewollte Krieg unbedingt mit der Niederlage der Sowjet-Union enden müsse. Wir sind dessen gewiß: Die Kräfte des Friedens sind stärker als die Kräfte des Krieges.
Und wir wissen, daß auch in unserem deutschen Volk hier in Westdeutschland die Kräfte des Friedens unaufhaltsam wachsen.
Soll doch Herr Dr. Adenauer — Dr. Amerikadenauer — einmal wagen, das westdeutsche Volk zu fragen,
wie es zu seinen Aufrüstungsplänen und wie es zu dem von ihm propagierten Krieg steht. Er kann es nicht wagen, das Volk zu fragen. Das Volk würde ihn hinwegfegen.
Wir sind stolz darauf, daß in unserem Westdeutschland
der Wille wächst,
für die Sicherung des Friedens zu kämpfen.