Rede:
ID0110004800

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Metadaten
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    6. Wittmann.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 100. Sitzung. Bonn, Freitag, den 10. November 1950 3639 100. Sitzung Bonn, Freitag, den 10. November 1950. Gedenkworte des Präsidenten aus Anlaß der 100. Sitzung des Deutschen Bundestages 3639B Geschäftliche Mitteilungen . . . . 3639C, 3688D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1950 (Nr. 1500 der Drucksachen) 3639C Bausch (CDU) 3639D Schoettle (SPD) 3646C Dr. Wellhausen (FDP) 3659B Dr. Bertram (Z) 3665B Dr. Krone (CDU) 3669B Dr. Blank (Oberhausen) (FDP) . . 3670D Dr. Seelos (BP) 3672C Dr. Mühlenfeld (DP) 3675A Dr. Leuchtgens (DRP) 3678D Paul (Düsseldorf) (KPD) 3681A Brandt (SPD) 3684B Dr. Richter (Niedersachsen) (parteilos) 3685C Wittmann (WAV) 3687B Nächste Sitzung 3688D Die Sitzung wird um 9 Uhr 1 Minute durch den Präsidenten Dr. Ehlers unter lebhaftem Beifall auf allen Seiten des Hauses eröffnet.
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    Rede von Dr. Franz Richter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (WAV)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (WAV)

    Ich möchte dazu folgendes sagen. Alle die Ausgaben, die heute notwendig sind, sollte man sich sehr genau überlegen. Gerade weil hier nämlich — und es hängt schon damit zusammen, meine Damen und Herren — heute von erhöhten Ausgaben für die Besatzungsmächte gesprochen wird, sind wir der Meinung, daß über diese Dinge noch lange nicht geredet werden kann. Das ist noch längst nicht fällig. Vor allem haben wir keine Lust, für hier schmarotzende Frauen und Kinder große Summen aufzubringen, die weiß Gott etwa unseren Vertriebenen oder den Ostbeamten, die noch immer auf die Erfüllung ihrer berechtigten Ansprüche warten,

    (Abg. Dr. Mommer: Sie sollten darüber schweigen!)

    zugebilligt werden könnten.

    (Abg. Dr. Mommer: Ein Nazi sollte darüber schweigen!)

    - Ich rede, wenn es mir paßt; und da frage ich Sie gar nicht darum.

    (Zurufe: Haushalt! — Große Unruhe.)

    Darüber hinaus ist hier die Rede davon gewesen,

    (Zurufe von der SPD )

    daß auch die Betreuung der Jugend im Rahmen des Haushaltsplanes eine besondere Berücksichtigung finden müßte. Wir haben schon mehrfach in diesem Hause darauf hingewiesen — allerdings ist davon herzlich wenig Kenntnis genommen worden - und möchten nicht versäumen, das heute noch einmal zu tun.

    (Erneute Zurufe von der SPD.)

    Man hat im Zusammenhang mit dem Art. 131 des Grundgesetzes einen Teil von Menschen, die unbedingt das Recht, den Rechtsanspruch auf Versorgung haben, nahezu restlos übersehen; und das sind die Angehörigen des Arbeitsdienstes gewesen. Ich glaube, wenn man diese bewährten Männer und Frauen, die einst im Arbeitsdienst gestanden haben, heute wieder mit einer Aufgabe betrauen würde,

    (Zuruf: Das fehlt noch!)

    nämlich die Jugend lediglich zur Arbeit zu führen und ihr eine entsprechende Erziehung zuteil werden zu lassen,

    (anhaltende Unruhe und Zurufe)

    die sie zur Ordnung führt, dann würden wir der
    deutschen Bundesrepublik und dem deutschen
    Volke entschieden einen wertvollen Dienst leisten.

    (Erneute Unruhe und Zurufe von der SPD und KPD.)

    Es ist vorhin im Rahmen der Debatte

    (andauernde Unruhe)

    von Berlin die Rede gewesen. Ich glaube, Herr Kollege Brandt, es dürfte kaum einen Menschen in diesem Hause geben, der sich nicht voll und ganz


    (Dr. Richter. [Niedersachsen])

    zu Berlin bekennt; denn Berlin ist nicht bloß eine Stadt — —

    (Abg. Brandt: Auf Ihre Untersützung verzichten wir!)

    — Ist auch gar nicht notwendig!

    (Lebhafter Beifall und Heiterkeit bei den Regierungsparteien und der SPD.)

    Ich möchte nur das eine dazu sagen, Sie dürfen das nicht als Ihr Privileg ansehen, daß etwa nur Sie für Berlin wären; denn wir sehen in Berlin nämlich nicht etwa bloß eine Stadt,

    (Zuruf von der FDP: Wer ist „wir"?)

    mit der die SPD vielleicht Propaganda machen könnte, sondern wir sehen in Berlin die Vorstadt Europas. Wenn Sie das noch nicht begriffen haben sollten, dann will ich es Ihnen hiermit wenigstens gesagt haben.

    (Lebhafte Zurufe von der SPD. — Große Unruhe. — Mehrfaches Glockenzeichen des Präsidenten.)

    Wenn darüber hinaus von der deutschen Einheit die Rede war, — ich glaube, dazu bekennt sich ebenfalls jeder. Nur müßte allerdings die Bundesregierung nun wahrhaftig alles tun, um für das deutsche Volk die Rechte herauszuholen, die letzten Endes; nicht zuletzt auch unter Ausnützung der heutigen Lage, herausgeholt werden könnten, vor allem das Recht, sich nicht in jede innerdeutsche Angelegenheit weiterhin durch die Alliierten hineinreden zu lassen, die nämlich absolut kein Recht dazu haben, unsere inneren Angelegenheiten zu beeinflussen. Die Haager Landkriegsordnung, die sie auch eigentlich achten sollten, wo sie solche Vorkämpfer für die Völkerrechte sind, verbietet ihnen das ausdrücklich. Wir müßten uns mit aller Macht dagegen zur Wehr setzen, weiterhin Befehle des Petersbergs entgegenzunehmen.

    (Abg. Mellies: Ein alter Nazi muß für Achtung des Völkerrechts reden!)



Rede von Dr. Hermann Ehlers
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Wittmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Konrad Wittmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (WAV)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (WAV)

    Herr Präsident! Mitglieder des Hohen Hauses!

    (Redner trinkt einen Schluck Wasser. — Lachen. — Zuruf: Prost!)

    — Ich danke schön; es ist doch gemütlich und freundlich! Ich werde gleich Anlaß nehmen,

    (Unruhe; — Glocke des Präsidenten)

    auf das einzugehen, was ich soeben im Herwege, als ich zum Rednerpult ging, hörte: „Wie kommt denn der da her?" — Ich sage darauf nur: Genau so wie Sie, Herr Kollege, der Sie die Frage gestellt haben: durch die Stimmen meiner Wähler! Ansonsten kann ich mich länger äußern, weil ein Ähnliches bereits einmal geschehen ist, und etwa einmal eine persönliche Erklärung abgeben.

    (Zwischenruf: Nur durch die Landesliste!)

    Das nebenbei. Es dürfte noch nicht acht Tage sein, da wurde die Anregung laut, die Diskussion etwas lebhafter zu gestalten. Ich glaube, sie ist in den letzten Tagen lebhaft genug geworden, heute vormittag auch im Innern des Hauses so lebhaft, daß der Herr Präsident sich veranlaßt sah, das Glockenzeichen zu geben mit der Bemerkung: „Ich bitte um etwas mehr Aufmerksamkeit". Ein Zwischenrufer — es würde mich interessieren; wir werden es dann erfahren, ob es bis vorne gehört wurde — antwortete darauf: „Na, Junge, was heißt Aufmerksamkeit? Die Ruhe im Hause bestimmen
    wir!" — Das nebenbei zur Diskussion, ohne irgendein Werturteil abzugeben.

    (Zuruf von der CDU: Was soll das? Das ist nicht klar! Weitere Zurufe: Haushalt!)

    Da diese Worte „zum Haushalt" wieder fallen, werde ich mich nicht von meinem Thema abhalten lassen und hinzufügen: Es haben heute sehr viele zum Haushalt in engerer und weiterer Beziehung gesprochen. Es ist von dem und jenem berichtet worden, was in das Thema eigentlich nicht hineingehörte. Ich danke für die Bemerkung und halte mich nun an den Haushalt.
    Der Haushaltsplan, der uns heuer vorgelegt wurde,

    (Zuruf: Gestern!)

    — na also: der heurige, welcher nach der gestrigen Vorlage heute diskutiert wurde, wird nicht allein die Rettung bringen.

    (Erneute anhaltende Zurufe.)

    Es ist nicht so, wie in den letzten Wochen oftmals verlautbart wurde, von den einen: der Westen müßte dem Osten den „Geist" entgegensetzen, und von den anderen: die „finanziellen Kräfte". Es braucht auch schon etwas mehr dazu.

    (Zuruf: Was denn? — Weitere Zurufe von der SPD und rechts.)

    Ich will nicht der Regierung in allem voll und ganz rechtgeben. Ich glaube aber, daß Sie ebenso wie die Regierungsparteien mir nicht gar böse sind, wenn ich hier in der Diskussion Ihnen etwas abnehme,

    (Heiterkeit)

    und zwar zu dem, was der Herr Kollege Paul gesagt hat.

    (Abg. Spies: Wir sind niemandem böse!)

    Es ist die Gefahr aus dem Osten, von der jetzt alle Welt spricht. Diese Gefahr aus dem Osten, mag man sie so oder so nennen — —

    (Abg. Spies: Zum Haushalt!)

    - Nun, Herr Zwischenrufer, da Sie nun noch einmal reden „zum Haushalt": Bringen Sie den goldigsten Haushaltsplan ein! Wenn Sie dem einen durch Zwischenrufe oder durch Machinationen verbieten, seine Gedanken in der erweiterten Form vorzubringen, wie es heute ein jeder getan hat, ohne daß ihm dazwischengerufen wurde, dann können Sie zehn goldene Haushaltspläne einbringen: die Entwicklung wird über diese Haushaltspläne hinweggehen,

    (erneute Zurufe und Unruhe)

    und gerade diese Regierung wird keinen mehr aufstellen, sondern eine andere wird dann den Haushaltsplan aufstellen.

    (Abg. Spies: Die Zwischenrufe würden Sie nicht bekommen, wenn Sie zur Sache sprächen!)

    Es ist nur — —

    (Zuruf links: Sie kennen doch die Tagesordnung wie jeder andere auch!)