Rede von
Albert
Walter
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(DP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DP)
Meine Damen! Meine Herren! Ich will mich nicht über den Wert oder Unwert der Statistik mit Ihnen unterhalten. Aber die Ausführungen des Herrn Kollegen Arndgen über die Ablaufzeit der meisten Tarife, die schon sehr kurz bemessen ist, lassen doch darauf schließen, daß der Antrag der Opposition nicht gestellt worden ist, um damit der Wirtschaft, dem Volke oder den Arbeitnehmern zu dienen. Man ist vielmehr geneigt, eine andere Auffassung darüber zu haben.
Eine Frage, meine Herren von der Opposition: Würden Sie denselben Antrag gestellt haben, wenn Sie in der Regierung säßen?
— Nein, dann sähe die Politik nicht ganz anders aus! Ich will Sie nur daran erinnern, daß Ihre Kollegen jenseits des Kanals dafür das beste Beispiel gegeben haben.
Die haben ihren Gewerkschaften geraten, mit den Lohnforderungen zurückhalten, da die Wirtschaft das nicht vertragen kann.
Und wenn Sie glauben, daß Sie mit Ihrem Antrag irgendjemandem dienen können — ja, wem
wollen Sie denn damit dienen, oder wer könnte sich darüber freuen? Die Arbeiter, denen Sie helfen wollen? — Gewiß nicht! Die werden noch mehr in Angst vor der Not leben, wenn sie des Glaubens sein müssen, alle 14 Tage könnte ein Tarif gekündigt werden. — Der Wirtschaft ist damit nicht gedient, weil die Schraube der Löhne und Preise ihre Gesundung stören müßte.
Einem Kreise tun Sie damit wohl einen Gefallen,
und da drüben, ganz links, sitzen einige Vertreter
in unserem Hause — die sich gewiß darüber freuen.
Machen wir uns nichts vor: Es sind die Kräfte, die ein Interesse daran haben und immer haben werden, daß man Gesetze einbringt,
die dazu angetan sind, unseren Wirtschaftsfrieden und den Aufbau unserer Wirtschaft ernstlich zu gefährden. Wir wollen doch alle bestrebt und bemüht sein, daß der Wirtschaftsfriede erhalten bleibt.
Ich möchte mit allem Nachdruck betonen, daß die Arbeiter und Angestellten, daß unsere schaffenden Menschen ein Recht darauf haben, daß sie einen Reallohn erhalten, der den Lebensbedingungen angemessen ist.
Sie haben ein Recht auf einen gerechten Lohn.
— Jawohl, aber wenn Sie glauben, daß dies nur mit Ihren Methoden zu erreichen sei, dann sollten Ihnen die vergangenen Zeiten und die Verhältnisse klargemacht haben, daß der andere Weg der bessere und gangbarere ist und immer sein wird.
Der andere Weg ist der, daß sich beide Partner verständigen.
Wir haben heute nachmittag, als wir mit der Sitzung begannen, eine eindrucksvolle Demonstration durchgeführt, in der zum Ausdruck kam, daß sich beide Seiten des Hauses in lebenswichtigen Fragen unseres Volkes sehr wohl verständigen können. Da die Wirtschaft unser Schicksal ist und wir alles Interesse daran haben müssen, den Wirtschaftsfrieden zu wahren, sollten wir mit der gleichen Entschlossenheit und dem gleichen Ernst wie bei Beginn unserer heutigen Sitzung auch an die Lösung dieser Fragen herangehen und zwar sowohl von seiten der Arbeiter wie der Betriebsleitungen, von seiten der Gewerkschaften wie der Unternehmerorganisationen. Wir haben alle Ursache, dafür zu sorgen, daß unsere Wirtschaft in ihrer Aufbauarbeit nicht gestört wird.
Aus diesem Grunde lehnen wir den Gesetzentwurf der Opposition ab, da er unserer Wirtschaft und unserem Volke nicht dient.