Rede von
Dr.
Hugo
Decker
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(BP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir begrüßen die psychologische und ethische Tendenz des Antrages. Zweifellos er-
Deutscher Bundestag. — 12. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1950 2621
zieht das Kriegsspielzeug zur Glorifizierung des Krieges und vor allem dazu, den Mord, die Tötung eines Menschen, wenn er als Gegner auftritt, leicht hinzunehmen. Andererseits darf aber diese Bedeutung des Spielzeuges nicht überschätzt werden. Das Beispiel der Erwachsenen wirkt viel stärker. Das Beispiel einer groß aufgezogenen Parade, seien es deutsche Soldaten oder fremde, die mit klingendem Spiel und zügigem Militärmarsch vor der Bevölkerung vorbeidefilieren, ist viel gefährlicher als das Spiel mit Zinnsoldaten.
Der Geist der Eltern und der Erzieher schon muß von wahrer Humanität getragen sein, dann erreichen wir das, was wir wollen: die Kinder zur Friedensliebe zu erziehen. Hier gilt das Goethesche Wort:
Wir könnten erzogene Kinder gebären, Wenn nur die Eltern erzogener wären.
Aber das Problem hat auch noch eine andere Seite, hat eine sehr weit- und tiefgehende wirtschaftliche Bedeutung. Gerade wir in Bayern, wo die Spielzeugindustrie eine besondere Rolle spielt, sehen das Problem auch von der anderen Seite. Der Export der bayerischen Spielzeugindustrie fördert ja die Beschaffung von Arbeit gerade in den Gebieten, in denen die Arbeitslosigkeit besonders stark herrscht, in dem Gebiet von Coburg und in der Nürnberger Gegend. Wir haben deshalb starke Bedenken gegen das Herstellungsverbot. Mit dem Herstellungsverbot ist ja nichts gewonnen; denn das Ausland wird sich das Spielzeug so oder so beschaffen. Wir müssen uns doch einmal klar darüber sein: wenn z. B. die Schweiz Soldaten und militärisches Spielzeug in Deutschland bestellt, dann tut sie damit ganz gewiß nicht kund, daß sie ihre Kinder militaristisch erziehen will.
Das ist durchaus nicht der Fall. Da die Exportfrage auf internationaler Basis gelöst werden muß, ist sie eine Frage der Einigung aller Völker auf diesem Gebiet. Vorläufig stehen wir auf dem Standpunkt, daß wir nicht 500 Leute allein deswegen hungern lassen müssen, weil hier die Lieferung von Waren verboten wird, die sie auf der anderen Seite doch ohne weiteres von wo anders bekommen. Glauben Sie vielleicht, wenn wir keine Spielzeugtanks nach den USA liefern, daß dann die Tanks bei der amerikanischen Armee abgeschafft werden oder vielleicht die Amerikaner diese Tanks nicht bei den Japanern bestellen?
Hier stehen wir auf dem Standpunkt, daß der Antrag in seiner ursprünglichen Form Drucksache Nr. 691 richtig war oder daß in dem Antrag Drucksache Nr. 1036 das Wort „Herstellung" zu streichen ist. Ich möchte diese Anregung zum Antrag erheben.