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ID0106803400

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    Deutscher Bundestag. — 68. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 13. Juni 1950 2457 68. Sitzung Bonn, Dienstag, den 13. Juni 1950. Geschäftliche Mitteilungen . . . . 2457C, 2502D Mandatsniederlegung des Abg. Dr. Schlange-Schöningen 2457C Eintritt des Abg. Horn in den Bundestag 2457C Anfrage Nr. 76 der Fraktion der FDP betr. Verwendung der als erste Hypothek ausgegebenen ERP-Mittel (Drucksachen Nr. 92G und 1012) 2457C Anfrage Nr. 81 der Fraktion der BP betr. Abkommen über die Inanspruchnahme von privatem Wohnraum und von Hotels durch die Besatzungsmächte (Drucksachen Nr. 959 und 1015) 2457D Interfraktionelle Erklärung betr. Gebiet östlich der Oder-Neiße-Linie 2457D Löbe (SPD), Alterspräsident . . 2457D Dr. von Brentano (CDU) (zur Geschäftsordnung) 2458B Abstimmung 2459A Unterbrechung der Sitzung 2458C, 2459A Ausschluß des Abg. Reimann für 30 Sitzungstage 2458D Unterbrechung der Sitzung . 2458D Erste und zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Eu- roparat (Drucksache Nr. 984) 2459B Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . . 2459B Dr. von Brentano (CDU) 2466D Dr. Schumacher (SPD) 2470B Dr. Schäfer (FDP) 2478B Dr. Seelos (BP) 2481A Blücher, Vizekanzler 2484D Frau Wessel (Z) 2485B Dr. Becker (Hersfeld) (FDP) . . . 2490A Dr. von Merkatz (DP) 2493B Tichi (WAV) 2496A Nuding (KPD) 2496C Dr. Miessner (DRP) 2500C Clausen (SSW) 2501B Dr. Dorls (SRP) 2501B Dr. Leuchtgens (DRP) (Persönliche Bemerkung) 2502C Nächste Sitzung 2502D Die Sitzung wird um 9 Uhr 24 Minuten durch den Präsidenten Dr. Köhler eröffnet.
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    Rede von Hermann Nuding


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (KPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (KPD)

    Meine Damen und Herren! Wenn ich die Rede des Herrn Abgeordneten Becker und insbesondere die Rede des Herrn Kollegen Merkatz nehme, so kommt mir der Gedanke, daß die Gesellschaft, die Sie verteidigen, nahezu 100 Jahre die Möglichkeit zur Vereinigung Europas hatte. In dieser Zeit hat sie sich als unfähig erwiesen. Das, was Sie heute versuchen, ist noch weniger wert als Ihre Versuche in der Vergangenheit; denn heute könnten Sie schon nur noch ein Rumpfeuropa einigen. Aber selbst dazu ist Ihnen die Möglichkeit genommen, weil Sie nur so weit gehen dürfen, wie der amerikanische Imperialismus es Ihnen erlaubt.

    (Sehr wahr! bei der KPD.)

    Eine andere Möglichkeit gibt es dabei nicht.
    In der ganzen Diskussion kam zum Ausdruck, daß die Triebkraft für die Vereinigung Europas — und die Schaffung der westeuropäischen Union, muß man klar sagen — Furcht ist. Furcht wovor? — Das ist in verschiedenen Formen zum Ausdruck gebracht worden: Furcht vor den gewaltigen sozialen Kräften, die Sie nicht mehr im Banne halten können

    (Sehr wahr! bei der KPD)

    und die Sie zu bekämpfen versuchen. Herr von Merkatz hat es mit den untauglichen Mitteln eines Metternich versucht, und der Rattenfänger von Braunau, wenn er leben würde, hätte sich an dieser Rede gefreut. Denn auch er wollte die Grenzen soweit wie möglich nach dem Osten verlegen.

    (Abg. Spies: Heute entgegengesetzt: der Osten nach dem Westen!)

    Das Resultat seiner Schaukelpolitik war ein umgekehrtes. So wird es heute auch Ihnen gehen. Denn die Probleme, die zu lösen sind, lauten nicht: Koordination der Rüstungsgewinnler und Kriegstreiber aus Vergangenheit und Gegenwart, sondern: Schaffung anderer sozialer Zustände, die es den Menschen ermöglichen, in Frieden zu leben.

    (Sehr wahr! bei der KPD. — Lachen bei den Regierungsparteien. — Zuruf rechts: Russische Zustände!)

    — Es haben schon einmal Leute über diese Reden gelacht. Die lachen heute nicht mehr!

    (Abg. Schröter: Kollege Müller! Der lacht auch nicht mehr!)

    Die sind in Nürnberg von denjenigen gehängt worden, mit denen Sie die Europaunion machen, für welche Ihr Herr Kollege Merkatz so warme Worte gesprochen hat.
    Nun einige Bemerkungen zu der Rede des Herrn Bundeskanzlers. Der Herr Bundeskanzler hat zu Eingang seiner Rede etwa folgende These aufgestellt: Der Atlantikpakt und der Europarat sind Einrichtungen mit verschiedenen Zielen und verschiedenen Mitgliedern. — Ist dem wirklich so? Untersuchen wir einmal: Wer sind die Väter des westeuropäischen Zusammenschlusses nach dem zweiten Weltkrieg? Nach dem ersten Weltkrieg hatten diese Bestrebungen noch einen sehr europäischen Beigeschmack. Es waren damals zwar die gleichen Feinde des Fortschritt, aber sie versuchten, die Sache von Europa aus zu machen. Nach dem zweiten Weltkrieg ist es einzig und allein der amerikanische Imperialismus und mit ihm sind es diejenigen Kreise in Europa, die das erreichen wollen, was Hitler mit den gleichen Argumenten und unter den gleichen Vorwänden nicht erreicht hat.
    Herr Adenauer und einige Redner dieses Hauses haben zum Ausdruck gebracht, man wolle den Zusammenschluß unter einem einzigen Signum, einer


    (Nuding)

    einzigen Parole, nämlich: dem Druck, der vom Osten komme, einen Gegendruck entgegenzusetzen. Aber keiner, weder der Herr Bundeskanzler noch die Redner, die nach ihm gesprochen haben, hat dem Hohen Hause gesagt, worin nun eigentlich dieser Druck besteht.

    (Abg. Dr. von Brentano: Das ist bekannt!)

    Es hat eine Zeit gegeben, als in diesem Hohen Hause davon gesprochen worden ist, daß der Westen Deutschlands und Westeuropa Magnet werden solle für die Völker des Ostens.

    (Sehr gut! bei der KPD.)

    Anscheinend ist die Magnetzeit vorbei;

    (Zuruf von der KPD: Magnet ohne Strom!) eine andere Zeit ist gekommen. Da man unfähig ist, Magnet zu sein, also anzuziehen, muß man Druck ausüben. Natürlich, wenn man unfähig ist, den Menschen in Westeuropa und in Westdeutschland Arbeit und Brot zu geben, dann muß man ihnen, Hetze und Europa-Union geben.


    (Sehr gut! bei der KPD.)

    Das ist der Sinn dieser westeuropäischen Union,
    dieser Zusammenfassung der Kräfte gegen den
    Druck, demgegenüber man nicht Magnet sein kann.
    Und was ist der Atlantikpakt? Ich glaube, man braucht keine Gründe mehr anzuführen, um zu beweisen, daß er ein Kriegspakt ist; denn wir haben wahrlich schon genug Flugplätze im Westen Deutschlands gehabt. Wenn man heute sieht, wie ihre Zahl vermehrt wird und wie die direkte und indirekte Rüstungsproduktion anläuft, wie man alles darauf abstellt, die Menschen wieder für den Krieg reif zu machen, dann wird klar, daß dieser, Pakt einen Angriffscharakter hat, daß er nichts anderes bedeutet als die Vorbereitung eines Angriffes gegen den Osten. Das sprechen die Amerikaner von Truman über Eisenhower bis hinunter zu den vielen Publizisten ganz offen und brutal aus.
    Die Ziele dieser beiden Institutionen sind also die gleichen, und die Menschen, die beide schaffen, sind ebenfalls dieselben. Wenn man Institutionen von solcher Bedeutung schallt, dann wissen die Menschen, die sie schaffen, daß sie damit ihre Interessen verteidigen. Die Imperialisten haben diesen Atlantikpakt geschaffen und werden weitere Einrichtungen schaffen, um ihre kapitalistischen Interessen zu verteidigen. Ob das zum Wohle der Menschheit ist oder nicht, das bleibt ihnen dabei gleich.
    Betrachten wir in diesem Zusammenhang die Rolle eines weiteren Projekts, von dem der Herr Bundeskanzler heute gesprochen hat: die Rolle des Schuman-Plans von dem Gesichtspunkt der Vorbereitung einer Grenzverlegung. Herr Kollege von Merkatz, ich bin Ihnen dankbar für diese klare Formulierung. Von diesem von Ihnen angeführten Gesichtspunkt her ist es notwendig, daß man auch die entsprechende wirtschaftliche Maschinerie in Gang setzt. Um diesen Kriegspakt zu untermauern, will man die deutsche Kohlen- und die französische Stahlindustrie miteinander vereinigen, um ein großeres Kriegspotential zur Vorbereitung und Durchführung des dritten Weltkrieges zu schaffen.

    (Sehr gut! bei der KPD. — Zuruf von den Regierungsparteien: Was Sie nicht alles merken!)

    Und das gibt man aus als eine Überwindung des deutsch-französischen Gegensatzes! Diese Vereinigung ist ja seit 25 Jahren der Traum des Herrn Bundeskanzlers.

    (Zuruf in der Mitte: Sind Sie aber gut unterrichtet!)

    — Er hat das ja selber erzählt. Lesen Sie seine Reden nicht? Das sollten Sie tun! Da kann man sehr viel lernen.

    (Heiterkeit.)

    Es steht fest: Dieser Pakt wird nicht dazu führen, die Freundschaft zwischen dem deutschen Volke und dem französischen Volke zu begründen. Das, was kommen wird, ist etwas ganz anderes: Französische und deutsche Rüstungsindustrielle werden gemeinsam das deutsche und das französische Volk ausbeuten! Eine Aussicht allerdings besteht für die Jugend beider Länder: diese Jugend darf in dem von den amerikanischen Imperialisten vorbereiteten und gewünschten Kriege — nicht gegeneinander, sondern nebeneinander — für die gleichen Imperialisten sterben!

    (Sehr richtig! bei der KPD.)

    Und dagegen sind wir. Wir wollen das verhüten, und deshalb lehnen wir auch diesen Pakt der deutschen und französischen Industriellen ab.
    Gestatten Sie mir noch einige Bemerkungen zu der Stellungnahme der SPD zum Europarat und zur Union. Herr Schumacher hat das letzte getan, um auch den letzten Mann davon zu überzeugen, daß es für die rechte SPD-Führung gegenüber der Konzeption Adenauers sowohl im Westen Deutschlands als auch in bezug auf die Außenpolitik keine grundlegend andere Konzeption gibt. Die Differenzen beziehungsweise Nuancen hat Herr Dr. Schumacher klar zum Ausdruck gebracht. Er gibt sich vor als der bessere Garant im Kampfe gegen den Kommunismus. Nur haben ihn die Amerikaner noch nicht voll anerkannt. Vorläufig trauen sie Herrn Adenauer mehr. Aber man bewirbt sich ernstlich.

    (Zuruf: Trauen auch Sie ihm einmal?)

    — Oh, ich traue ihm allerhand zu! — Man bewirbt sich ernstlich darum. Das ist die Quintessenz der Politik, die die SPD-Führung in dieser Frage betreibt; aber nicht nur in dieser Frage, sondern auch in allen anderen Fragen. Man beruft sich auf formale Gründe; die Form sei von der Regierung nicht eingehalten worden; im Prinzip sei man dafür, aber man wolle eine andere Konzeption. Das ging ja soweit, daß die SPD — lesen Sie einmal die Schlußausführungen in der Etatrede ihres Vertreters —, sich entschuldigte, daß sie als Opposition gezwungen sei, gegen den Etat zu stimmen. So liegen doch die Tatsachen!
    Warum aber haben die beiden Herren, Herr Dr. Adenauer und Herr Schumacher, sich trotzdem so bekämpft? Der Öffentlichkeit wird es wahrscheinlich nicht so sehr bekannt werden, warum Herr Dr. Adenauer die heutige Sitzung haben wollte und' warum die SPD sie erst nach den Wahlen wünschte. Jetzt ist es klar und offensichtlich:

    (Zuruf: Woher weißt Du?)

    Man muß sich gegenseitig Wahlmaterial schaffen!

    (Lachen rechts.)

    Und derjenige, der am längeren Hebel sitzt, hat die bessere Gelegenheit für sich ausgenutzt. Man hat einer Partei Erziehungslektionen erteilt, die immerhin Millionen von Wählern aufzuweisen hat; man hat ihr gesagt, was ihre Pflicht sei und wie sie sich' zu verhalten habe. Ich bin davon überzeugt, sie wird auch verstanden haben, um was es geht. Est geht darum, eine gemeinsame Front zu schaffen im Kampf gegen den Osten, um einen Druck gegen den Osten auszuüben. In dieser gemeinsamen Front werden sie weiter zusammenhalten. Die Adenauer-Politik wird durchgeführt werden, und „Seiner Majestät konstruktive Opposition" wird gegen Herrn


    (Nuding)

    Dr. Adenauer nur die Argumente vorbringen, die sie benötigt, um die Massen ihrer Wähler bei der Stange zu halten.

    (Abg. Dr. Horlacher: Der ist gar nicht so dumm, wie er ausschaut!)

    Von dem Herrn Bundeskanzler ist das Argument der Oder-Neiße-Linie noch einmal in die Debatte geworfen worden. Diese Frage ist nicht von Deutschen gestellt worden, aber sie ist von der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik im Interesse der beiden Völker und des Weltfriedens gelöst worden.

    (Lachen bei den Regierungsparteien und Zuruf: Aber wie!)

    Daran ändert die von der äußersten Rechten bis hin zur SPD heute früh gebilligte brutale Unterdrückung der Minderheit dieses Hauses nicht einen Deut.


Rede von Dr. Hermann Schäfer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Abgeordneter Nuding, in diesem Hause ist keine Minderheit brutal unterdrückt worden. Ich rufe Sie zur Ordnung!

(Lachen und Zurufe von der KPD. — Gegenruf von der Mitte: Wie geht es dem Herrn Kurt Müller?)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hermann Nuding


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (KPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (KPD)

    Entschuldigen Sie, Herr Präsident, daß ich meine Gefühle hier vorgebracht habe!
    Der Herr Bundeskanzler hat sich in diesem Zusammenhang Mühe gegeben, die Führung der SPD davon zu überzeugen, daß die Argumente der Kommunisten gar nicht so waren, wie die SPD-Führung es sich gedacht hat. Für uns ist bei der Argumentation zu dieser Frage eines maßgebend: Wir gehen aus von der Stellungnahme, wie sie in den Potsdamer Beschlüssen festgelegt ist.

    (Zuruf von der CDU: Wir auch!)

    — Das tun Sie nur, wenn Sie es brauchen.

    (Zuruf von der SPD: Sie können anscheinend schlecht lesen!)

    Sie tun nur das, was Ihnen parteipolitisch angenehm ist, ohne die Gesamtinteressen des Volkes zu betrachten. Ansonsten erfüllen Sie das, was in der Willkür-Politik eines Churchill und der amerikanischen Imperialisten in Verbindung mit den Beschlüssen von Potsdam zum Ausdruck kommt. Wir sind glücklich, daß dieser Vertrag mit Polen geschlossen wurde

    (Hört! Hört! und Pfui-Rufe bei den Regierungsparteien)

    und damit ein Abschluß im Interesse beider Völker und im Interesse des Weltfriedens zustande kam. Ich bin mir klar darüber, daß Sie glücklicher gewesen wären, wenn dort die Kanonen gedonnert hätten.

    (Erneute Pfui-Rufe. — Zuruf von der SPD: Laßt ihn doch reden!)

    Herr Adenauer hat mit Recht die Stellungnahme der Saar-SPD ausgespielt, mit der die Westzonen-SPD in der Comisco zusammensitzt. Es wäre aber richtig gewesen, wenn er dem Hohen Hause gesagt hätte, daß die Saar-Separatisten, die die Saar an Frankreich verschachert haben, im wesentlichen auch CDU-Leute waren.

    (Zustimmung bei der KPD.)

    Wenn er damit zu trösten versuchte, daß mit dem Schuman-Plan endlich auch die Lösung der Saarfrage gefunden werden kann, so kann man dazu nur sagen, daß umgekehrt ein Schuh daraus wird. Denn in der Saarfrage hat der stärkere Partner entschieden. In der deutsch-französischen Union, im Europarat und in der Europa-Union wird auch der Stärkere entscheiden. Wenn Herr Adenauer nachdenkt, wird er feststellen müssen, daß er mit dem Anschluß Westdeutschland nur in den Schuh hineindrückt, in dem die Saar bereits steckt.

    (Beifall und Zustimmung bei der KPD.)

    Er hat die Bedenken verschwiegen, die gegenüber der Europa-Union selbst in Kreisen der Industrie Westdeutschlands zum Ausdruck kamen. Er hat auch die Bedenken verschwiegen, die sogar in den Regierungsparteien ausgesprochen wurden.
    Im Anschluß an diese Ausführungen möchte ich dem Hohen Hause eine Erklärung meiner Partei

    (Aha! rechts)

    zur Frage des Anschlusses Westdeutschlands an die Europa-Union zur Kenntnis bringen:

    (Zuruf von der CDU: Die wird doch nicht zustimmen?)

    Der Anschluß Westdeutschlands an die Europa-Union und der Zusammenschluß der Schwerindustrie des Ruhrgebiets mit der Frankreichs, Luxemburgs und Belgiens ist ein entscheidender Bestandteil der Kriegspläne des amerikanischen Imperialismus, der durch einen dritten Weltkrieg seine Weltherrschaft errichten möchte.
    Um Westdeutschland entsprechend seiner zentralen Lage in Europa als Operationsbasis für den Krieg ausbauen zu können, haben die anglo-amerikanischen Imperialisten mit Hilfe westdeutscher Politiker systematisch das Potsdamer Abkommen gebrochen, den Abschluß eines Friedensvertrages mit Deutschland verhindert und die Politik der Spaltung Deutschlands betrieben.

    (Sehr richtig! bei der KPD.)

    Der Anschluß Westdeutschlands an die Europa-Union würde die Spaltung Deutschlands vertiefen und für unabsehbare Zeit aufrechterhalten. Diese Tatsache wird von der Adenauer-Regierung bewußt gegenüber dem deutschen Volk verschwiegen. Durch Propagandaerklärungen über die gesamtdeutschen Wahlen möchte Dr. Adenauer sich selbst als einen Vorkämpfer für die Einheit Deutschlands dem deutschen Volke empfehlen. Daß die Propaganda-Erklärungen über die Wiederherstellung der Einheit Deutschlands durch gesamtdeutsche Wahlen nur der Täuschung des deutschen Volkes dienen sollen, während Adenauer bewußt die Politik der Spaltung Deutschlands betreibt, beweist u. a. ein von ihm der amerikanischen Zeitschrift „U. S. News and World Report" gegebenes Interview. In diesem Interview, das am 19. Mai dieses Jahres dem Korrespondenten der Zeitschrift in Bonn gegeben und welches noch richt in Deutschland veröffentlicht wurde, sagt Herr Dr. Adenauer wörtlich:
    Wenn wir in den Europarat eintreten, dann wird dies die Spaltung in Deutschland zwischen Ost- und Westdeutschland vertiefen.

    (Hört! Hört! bei der KPD.)

    Ebenso wie Dr. Adenauer dem deutschen Volke verschweigt, daß der Beitritt zur Europa-Union die Spaltung Deutschlands vertieft. so verschweigt er auch die anderen verhängnisvollen Folgen. die für das deutsche Volk aus einem solchen Beitritt Westdeutschlands entstehen müßten.
    In ihrer Denkschrift zur Frage des Beitritts zum Europarat erwähnt die Bundesregierung, daß der reaktionäre Graf Coudenhove-Kalergi der geistige Vater der Pan-Europa-Idee ist. Sie verschweigt aber dem deutschen Volk, daß dieser reaktionäre Graf


    (Nuding)

    in seinem Buch „Pan-Europa-ABC", das 1931 in Wien erschien, den Faschismus propagierte, indem er schrieb: „Der Faschismus will die abendländische Kultur erhalten". In dem gleichen Buch fordert dieser Graf die Schaffung einer Europa-Kriegsmacht zum Kampf gegen die Sowjet-Union. So ist die Pan-Europa-Idee, die die geistige Grundlage der Europa-Union darstellt, von vornherein mit faschistischem Gedankengut verbunden. Um so bedauerlicher ist es, daß sozialdemokratische Parteiführer den Gedanken der Europa-Union bejahen und den Beitritt Westdeutschlands zur Europa-Union im Augenblick nur aus taktischen Gesichtspunkten ablehnen.
    Die Denkschrift der Bundesregierung bezieht sich in ihrer Geschichte des Europarates auf den französischen Staatsmann Briand, der im Anschluß an den Locarno-Vertrag eine Art Europa-Union propagierte. In der Tat sollte der Vorschlag der Bundesregierung über den Eintritt Westdeutschlands in die Europa-Union Anlaß sein, kritisch die Lehren der Außenpolitik der Weimarer Republik zu ziehen. Diese Außenpolitik könnte charakterisiert werden durch zwei Verträge, deren einer der Vertrag von Rapallo ist. Rapallo war das erste Mal nach 1918,

    (Lachen bei der CDU)

    daß eine europäische Großmacht, die Sowjet-Union, mit Deutschland auf der Basis der Gleichberechtigung einen Vertrag abschloß, der dem deutschen Volke große Möglichkeiten in der Außenpolitik, vor allen Dingen in der Entwicklung seines Außenhandels eröffnete. Der Außenminister, der diesen Weg beschritt, wurde von faschistischen Mördern erschossen,

    (Abg. Renner: Sehr richtig!)

    der von ihm beschrittene Weg in der Außenpolitik sehr bald von der Regierung verlassen. Statt dessen beschritt die deutsche Regierung einen Weg, der über Locarno zu einer einseitigen Bindung an die Westmächte mit der Spitze gegen die Sowjetunion führte. Das Ergebnis dieses Weges war die Weltwirtschaftskrise, der Sieg des Faschismus in Deutschland und der Krieg mit all seinen Folgen.
    Auch heute gibt es für das deutsche Volk zwei Wege der Außenpolitik: den Weg des Friedens und der Freundschaft mit allen Völkern, der von der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik gegangen wird und der bereits zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Staaten führte, in denen 800 Milionen Menschen leben auf der Basis der Gleichberechtigung. Der andere Weg ist der Weg, den die sogenannte Bundesregierung im Auftrage der Hohen Kommission beschreitet und der über den Anschluß an die Europa -Union Westdeutschland zum Bestandteil eines neuen Kriegsblocks macht, der sich gegen die Sowjet-Union, die Volksdemokratien und die Deutsche Demokratische Republik richtet. Dieser Weg ist der Weg in eine neue Katastrophe für unser Volk.
    Der Beitritt Westdeutschlands zur Europa-Union hat sofort schwerwiegende wirtschaftliche Folgen. In Westdeutschland gibt es trotz günstiger Bedingungen zur Zeit mehr als 1,5 Millionen Arbeitslose. Diese Menschen können nur wieder in Arbeit gebracht werden und damit eine menschenwürdige Existenz erhalten, wenn der innerdeutsche Handel mit der Deutschen Demokratischen Republik und die Handelsbeziehungen mit der Sowjet-Union, den Volksdemokratien und der Volksrepublik China ausgebaut und stärkstens entwickelt werden.
    Der Anschluß Westdeutschlands an die Europa-Union, die Verwirklichung des Schuman-Planes, die
    Unterordnung unter die Kriegspolitik des angloamerikanischen Imp erialismus unterwirft Westdeutschland Handelsbeschränkungen und Kontrollen, die aufs schwerste die Lebensinteressen unseres Volkes, besonders der werktätigen Bevölkerung, bedrohen.
    In dem bereits erwähnten Interview Dr. Adenauers findet man folgendes Frage- und Antwortspiel zwischen dem Korrespondenten und Dr. Adenauer:
    Frage des Korrespondenten: Erfordert der Wohlstand Deutschlands Handelsbeziehungen mit den Ost-Staaten, den Ländern des Sowjetblocks?
    Adenauer: Früher hatten wir einen regen Handelsaustausch mit dem Osten. Damals bestand eine große Nachfrage nach deutschen Waren. Wenn es die politische Entwicklung zuläßt, würde es unsere Lage bedeutend erleichtern, wenn wir durch Verkäufe an den Osten wieder etwas von unseren Waren absetzen könnten.
    Nächste Frage: Sie bezogen sich auf die politische Entwicklung, die es gestatten könnte, erhöhten Handel mit dem Osten zu betreiben. An was für eine Entwicklung denken Sie dabei?
    Adenauer: An die Atmosphäre zwischen den USA und Rußland; wenn sich diese Atmosphäre bessert, wäre mehr Handel möglich.
    Dr. Adenauer gibt hiermit zu, daß die Entwicklung des Handels mit der Sowjet-Union und den Ländern der Volksdemokratien lebenswichtig für Deutschland ist. Die Entwicklung dieses Handels hängt jedoch nicht von der Atmosphäre zwischen den USA und der Sowjet-Union, sondern ausschließlich von den Beziehungen Deutschlands zu der Sowjet-Union und den Volksdemokratien ab. Wer die Interessen des deutschen Volkes den imperialistischen Interessen der USA unterordnet, wie Dr. Adenauer dies offensichtlich tut, schadet damit den nationalen Interessen des deutschen Volkes.
    Dem Beitritt Westdeutschlands zur Europa-Union folgt unmittelbar der Beitritt zum Atlantikpakt Europa-Union und Atlantikpakt sind unlösbar miteinander verbunden. Der Atlantikpakt verfolgt Angriffsziele. Er besitzt einen aggressiven, kriegerischen Charakter. Offen verlangen amerikanische Politiker und Militärs, verlangt der englische Kriegshetzer Churchill eine aggressive Politik gegen die Sowjetunion und die volksdemokratischen Länder. Oft mit brutaler Offenheit erklärt Churchill: der größte Fehler der Sieger des ersten Weltkrieges sei gewesen, daß sie nicht damals schon die Sowjet-Union durch einen Schlag vernichtet hätten. Offen verlangt er die Zurückeroberung Ost-Europas. Ebenso offen erklären amerikanische Politiker, daß der Krieg heute für die USA günstiger sei als in einigen Jahren, da heute die Sowjet-Union angeblich noch nicht über genügend Atom-Bomben verfüge.
    Bei der Durchführung ihrer Kriegspläne gedenken die amerikanischen Imperialisten wie in der Vergangenheit, andere Völker für ihre Interessen in den Krieg zu schicken. Darum sehen die Pläne der Atlantikpakt-Mächte vor, daß die USA Langstreckenbomber und Marinefahrzeuge zum Einsatz bringen, während die Infanterie von den europäischen kontinentalen Ländern gestellt werden soll. Vor allen Dingen soll die deutsche Jugend für den Infanteriedienst unter amerikanischem Kommando herangezogen werden. So schreibt Walter Lippmann, der bekannteste Publizist der USA am 7. Juni dieses Jahres:


    (Nuding)

    Die Folgerung, daß die Londoner Beschlüsse
    große Armeen von zwangsweise Einberufenen
    in Frankreich, den Niederlanden und schließlich in Deutschland erforderlich machen, hat
    Verzweiflung und Erbitterung hervorgerufen. Walter Lippmann spricht also von großen Armeen zwangsweise Einberufener in Westdeutschland. Und in der Tat, dieses wäre eine unmittelbare Folge des Beitritts Westdeutschlands zur Europa-Union.
    Die Bereitschaft dazu hat Dr. Adenauer in seinem berüchtigten Interview im Herbst des vergangenen Jahres ausdrücklich gegeben. Die Aufstellung der von ihm geforderten Bundespolizei soll heute schon dazu dienen, die nötigen Ausbildungskader für ein zukünftiges deutsches Kontingent in einer europäischen Wehrmacht zu schaffen. Der Korrespondent der „Frankfurter Neuen Presse" berichtet aus Washington darüber:
    In Washington befürworten Militärkreise die sofortige Organisation einer deutschen Bundespolizei, die den Kern für die späteren Ausbildungskader eines deutschen militärischen Kontingents zur Verteidigung Europas bilden würde.
    Die Kriegsvorbereitungen des amerikanischen Imperialismus sind so offensichtlich geworden, daß kein aufrichtig denkender und den Frieden wünschender Mensch davor die Augen verschließen kann. Dies kommt nicht zuletzt auch zum Ausdruck in der Erklärung des Chefkorrespondenten des Reuter-Büros in Berlin, der nicht gewillt ist, noch länger die von seinen Auftraggebern gewünschten Lügenberichte anzufertigen, und erklärt, er weigere sich, der Komplice der amerikanischen Kriegshetzer zu sein.
    Ebenso offensichtlich wie die Kriegsvorbereitungen des amerikanischen Imperialismus ist die Friedenspolitik der Sozialistischen Sowjet-Union.

    (Lachen in der Mitte, rechts und bei der SPD.)

    Die Sowjetunion hat in ihrer ganzen Geschichte noch keinen Krieg gegen andere Völker begonnen.

    (Zurufe rechts.)

    Vom ersten Tage ihrer Existenz steht die sowjetische Außenpolitik im Zeichen des Kampfes für den Frieden.

    (Erneute Zurufe rechts.)

    In den Vereinten Nationen, die durch den Atlantikpakt mehr und mehr lahmgelegt werden, ist die Sowjetunion für das Verbot der Atomwaffe und für die Einrichtung einer strengen internationalen Kontrolle über die Durchführung dieses Verbots eingetreten. Sie schlug den Großmächten die Herabsetzung aller Kriegsrüstungen und Militärausgaben vor. Sie forderte in bezug auf Deutschland den Abschluß eines gerechten Friedensvertrags und den Abzug aller Besatzungstruppen aus ganz Deutschland. Diese Forderung würde bei ihrer Verwirklichung der Menschheit und insbesondere auch dem deutschen Volk einen dauerhaften Frieden garantieren.

    (Zurufe.)

    Die Durchführung dieser Forderungen der Sowj etunion, insbesondere für Deutschland, fürchtet Herr Dr. Adenauer — und Herr Becker hat es hier offen ausgesprochen —, damit seiner Regierung nicht der Boden unter den Füßen genommen wird. Er betreibt mit dem Eintritt Westdeutschlands in die Europa-Union und dem Anschluß an den Atlantikpakt die Aufrechterhaltung der militärischen Besetzung Deutschlands auf lange Zeit und die Einbeziehung Westdeutschlands in die Kriegspläne der amerikanischen Imperialisten. Diese Kriegsziele
    aber liegen nicht im Interesse des deutschen Volkes.
    Der Anschluß an die Europa-Union vertieft die
    Spaltung, verstärkt die Remilitarisierung, soll die
    Kriegsvorbereitungen erleichtern. Das deutsche
    Volk aber braucht seine Einheit und den Frieden.

    (Lebhafter Beifall bei der KPD. — Zurufe in der Mitte und rechts.)