Ich sagte, daß wir im Emsland mit die wichtigsten Ölfelder haben, die wir überhaupt im Bundesgebiet besitzen. Unsere 01-felder werden im Jahre 1952/53 in der Lage sein, etwa die Hälfte des deutschen Bedarfs zu decken, wovon den Hauptanteil das Emsland liefern wird.
Wenn die Kultivierung des Emslandes in dem bisherigen Umfang fortgesetzt werden soll, werden wir etwa 40 bis 50 Jahre brauchen. Sie werden mir zugeben müssen, daß wir unter dem Druck der Verhältnisse und in Anbetracht der vorhandenen Tatsachen uns diesen Zeitraum einfach nicht erlauben können. Wir werden hier also grundsätzlich einen Wandel herbeiführen müssen. Man darf aber nicht wieder in den Fehler der Vergangenheit verfallen, zu glauben, durch Inangriffnahme von Teilaufgaben mit diesem Problem fertig zu werden. Es darf auch nicht wieder der Fehler gemacht werden, daß man der Auffassung ist, daß politische Kreise, Landesgrenzen gleichzeitig die Grenze von Landeskulturarbeiten sein müssen. Denn ein Fluß und ein Überschwemmungsgebiet machen nun einmal an einer politischen Kreisgrenze nicht halt, sondern gehen darüber hinaus. Infolgedessen darf das ganze Emslandprojekt sich nicht nur auf die vier Emslandkreise erstrecken, sondern es muß darüber hinausgreifen auf die benach-
barten Kreise Cloppenburg, Bersenbrück und Teile des Kreises Vechta, jedenfalls soweit das Hasegebiet in Frage kommt, weil nur dann im Endergebnis der Erfolg überhaupt eintreten kann.
Aus allen diesen Gründen mögen Sie bereits entnommen haben, daß wir es in Emsland mit einem außerordentlich wichtigen Programm zu tun haben, daß nicht, wie hier von einigen Rednern bereits herausgestellt worden ist, etwa eine politische Tendenz damit verfolgt wird, sondern es handelt sich hier um eine nationale Aufgabe, die das ganze deutsche Volk angeht. In gemeinsamer Arbeit und in Anbetracht der Wichtigkeit dieses Problems haben daher in den letzten Monaten und Wochen das Land Niedersachsen, die Landwirtschaftskammer Weser-Ems und das emsländische Landvolk sich eingehend dieses Problems angenommen und ein sogenanntes Zehnjahresprogramm aufgestellt, das im einzelnen folgende Ziele verfolgt. In diesem Zehnjahresprogramm wird gefordert: die verkehrsmäßige Erschließung durch Eisenbahn, Straßen und Wege; die landwirtschaftliche Aufschließung, Kultivierung und Besiedlung; die Aufforstung und Flußregulierung, Eindeichungen einschließlich des Baues einer Seeschleuse in Papenburg; die Ansetzung einer großen Zahl von Gewerbetreibenden, Flüchtlingen, Vertriebenen und Landarbeitern einschließlich Errichtung von Werken für die Veredelung, für die Verarbeitung landwirtschaftlicher Veredelungsprodukte; ferner — das bitte ich besonders zu beachten - der Bau eines großen Kraftwerkes auf Torfgrundlage, auf Grundlage eines Stoffes, der ja im Emsland in Riesenmengen vorhanden ist — nach den guten Erfahrungen, die wir mit einem ähnlichen Werk in Wiesmoor gemacht haben —; dann die Förderung der Erdölindustrie und die Förderung der bereits ansässigen Textilindustrie; damit zusammenhängend selbstverständlich auch die kulturelle Förderung des Gebietes durch Bau von neuen Volksschulen, Berufsschulen und Landwirtschaftsschulen sowie durch alles, was damit zusammenhängt. Ziel soll sein — das bitte ich zu beachten —, im Laufe von zehn Jahren in diesem gewaltigen Gebiet etwa 10 000 Hektar Staatsflächen und nicht weniger als 50- bis 60 000 Hektar bäuerliche Flächen der Kultur zu erschließen und zu besiedeln. Das heißt, im Endergebnis werden nach Durchführung dieses Plans 2000 neue Bauernstellen, 1000 landwirtschaftliche. Kleinsiedlungen und nicht weniger als etwa 10 000 Anliegersiedlungen entstanden sein. Hand in Hand damit werden die entsprechenden gewerbliche Betriebe erstellt werden müssen. Praktisch würde das bedeuten, daß nach Durchführung dieses Planes die landwirtschaftliche Nutzfläche im Emsland um etwa 50% und die Forstfläche um etwa 40% vergrößert wird.
In diesem Zusammenhang ein kurzes Wort zur Aufforstung überhaupt. Wenn irgendwo im Bundesgebiet die Aufforstung eine Bedeutung hat, dann ist es zweifellos im Emsland der Fall. Es handelt sich nicht nur um die Neuaufforstung, sondern wir werden im Zuge dieses Plans in sehr großem Umfang ebenfalls Windschutzanlagen erstellen müssen, um den verheerenden Sandverwehungen und den Nachtfrostgefahren entsprechend vorzubeugen. Eine Aufforstung von
mindestens 20 000 Hektar wird die unterste Grenze sein.
Man hat ausgerechnet, daß, wenn der Plan zur Verwirklichung gebracht wird, wertmäßig jährlich für mindestens 35 Millionen DM mehr erzeugt werden kann.
Zusammenfassend darf ich sagen, daß es sich hier, wie Sie aus diesen Ausführungen entnommen haben werden, wirklich nicht um eine Aufgabe des Emslandes, sondern um eine Aufgabe allerersten Ranges handelt, eine Aufgabe, die das gesamte deutsche Volk angeht. Hier kann man wirklich praktische Siedlungspolitik betreiben. Eine Bodenreform, nach diesen Grundsätzen durchgeführt, wird zweifellos zu ganz anderen Erfolgen führen, als wenn man durch Aufteilung und Zerschlagung größerer Betriebe lediglich eine andere Nutzung durchführt, die sogar in gewissem Umfang den Ertrag noch schmälern kann. Hier lassen sich praktisch Flüchtlinge in großer Zahl ansetzen, viel mehr als nach dem Beispiel der sogenannten wüsten oder auslaufenden Höfe. Hier im Emsland lassen sich in großer Zahl Landarbeiter, nachgeborene Bauernsöhne, Gewerbetreibende und andere Betriebe ansiedeln; hier kann man neue Existenzen schaffen. Nur allzulange haben wir in Deutschland unseren Blick nach dem Ausland gerichtet und unsere Hilfe immer nur im Ausland gesehen. Nur allzuoft haben wir die eigenen Kräfte des Bodens und die eigene Kraft vergessen. Besinnen wir uns auf diese Kräfte!
So möchte ich zum Schluß an das Hohe Haus die Bitte richten, in diesem Emsland-Programm keine lokalen Interessen vertreten zu sehen und auch nicht irgendeine politische Tendenz in das ganze Problem hineinzulegen. Hier handelt es sich vielmehr erstmalig um ein großzügig angelegtes Programm und um die Beschreitung neuer Wege. Es handelt sich um ein Programm. das in seiner Enddurchführung letzten Endes nur dem gesamten deutschen Volk zugute kommen kann. Die FDP steht daher voll und ganz hinter dem Antrag des Abgeordneten Eckstein und möchte nur wünschen, daß das gesamte Haus sich einmütig zu dieser Auffassung bekennt.