Rede von
Dr.
Heinrich
Glasmeyer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nachdem meine Herren Vorredner hier so eingehend und auch so landwirtschaftsfreundlich geredet haben, kann ich es mir versagen, auf weitere Einzelheiten einzugehen, sondern ich möchte nur ganz allgemein die Stellung meiner Fraktion zum Problem „Landwirtschaft" erläutern.
Die Bitte des Vaterunsers „Gib uns heute unser täglich Brot" ist die Basis, von der aus wir vom Zentrum das' Problem Landwirtschaft betrachten. Es gibt bei uns im Münsterlande einen Spruch, der lautet: „Wenn der Himmel einfällt, haben wir alle zusammen dieselbe Nachtmütze auf!" Unser Himmel ist eingefallen, und die Nachtmütze, die wir heute tragen, heißt: Not, Sorge, Armut. Wir schwimmen heute alle in einem Boot, im Boot der Gemeinschaft, der deutschen Volksgemeinschaft.
— Meine Damen und Herren! Lachen Sie nicht!
— Die erste Bedingung, um der Landwirtschaft zu helfen, ist unseres Erachtens die Beendigung der Arbeitslosigkeit. Früher hieß es immer: „Hat der Bauer Geld, dann hat's die ganze Welt!" Heute muß es heißen: „Hat der Arbeiter Geld, dann hat's der Mittelstand, dann hat's der Bauernstand und damit die ganze Welt!" Und darum: Solange wir rund 6 Millionen Arbeiter haben, .die mit einem Nettomonatseinkommen von 180 DM auskommen müssen, solange wir darüber hinaus noch rund 1 1/2 Millionen Arbeitslose haben, wird es der Land-
wirtschaft nicht eher besser gehen, bis die Kaufkraft der großen Masse des Volkes gestärkt wird.
Darüber hinaus suchen wir natürlich nach Mitteln und Wegen, um der Landwirtschaft im Rahmen der allgemeinen Volkswirtschaft ohne Einengung der eigenen Bewegungsfreiheit den unbedingt notwendigen Schutz zu gewähren. Aber eines, meine Damen und Herren, möchte ich doch zu bedenken geben. Es gibt auch fortschrittliche Bauern genug, die die starke Umhütung und Beschützung, die wir in den letzten Jahrzehnten erlebt haben, gar nicht so sehr wünschen. Mir scheint: es fehlt der Landwirtschaft heute ein guter Schuß von Wagemut und frischen Blutes.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt;
wer nicht beischläft, kriegt kein Kind!
Meine Damen und Herren!
— Meine Damen und Herren! Lachen Sie nicht!
(Weiter anhaltende Heiterkeit. — Abg,
Neumann: Was sagt Frau Wessel?)
Die Zentrumsfraktion — —
- Lachen Sie ruhig weiter!
Meine Damen und Herren! Die Zentrumsfraktion wird alle Anträge und Eingaben, die in diesem Sinne gehalten sind, aufs freudigste unterstützen und bejahen. Wir sehen aber in der Behandlung der materiellen Fragen nicht das einzig Notwendige, sondern wir richten unser Augenmerk auch auf die immateriellen Fragen. Insbesondere denken wir an die Berufsausbildung an unseren landwirtschaftlichen Schulen und Hochschulen.