Sie können einen so unterbrechen, daß man keinen ganzen Satz mehr sprechen kann, Herr Präsident.
— Wenn Sie das Gerechtigkeit nennen, -- ich nenne das ganz anders!
Meine Damen und Herren! Ich will innerhalb dieser paar Minuten versuchen, Ihnen einiges darzulegen. Wir sind durch den Antrag des Ausschusses keineswegs befriedigt. Er stellt eine Verwässerung unseres Antrages dar. Trotzdem werden wir mit für den Antrag des Ausschusses stimmen, weil in ihm vielleicht ein klein wenig von dem enthalten ist, was wir wünschen.
Es ist nicht richtig, wenn es der Herr Berichterstatter so hingestellt hat, als sei es dem Antragsteller nicht gelungen nachzuweisen, daß bei einer Reihe wichtigster Lebensmittel tatsächlich überhöhte Großhandelsspannen bestehen. Diese Behauptung des Berichterstatters ist nicht richtig, und ich möchte Ihnen hier gleich einiges aus dem Ausschuß erzählen.
Wir haben gerügt, daß die Handelsspannen für Milch viel zu hoch sind.
— Das will ich Ihnen gleich sagen, Herr Kollege Hilbert. Es wurde erklärt, die Handelsspanne sei nicht so gewaltig; sie betrage von 24 Pfennig Ablieferungspreis, die der Bauer bekommt, wenn er die Milch frei Molkerei abliefert, bis 36 Pfennig beim Preis, den der Konsument in der Stadt zu zahlen hat. Das ist aber keineswegs die ganze Handelsspanne. Sie wäre an sich schon sehr hoch: von 24 Pfennig auf 36 Pfennig; aber sie ist noch nicht vollständig. Vielleicht wußten sämtliche Herren des Ausschusses nicht, daß die Milch 11/2 % abgerahmt wird, bevor sie in den Großstädten verkauft wird.
Oder vielleicht wird sie noch mehr abgerahmt
— ja, Herr Zwischenrufer, das kann sein —, und diese Abrahmung verteuert gerade den Preis der Milch noch weiter. Denn wenn Siè das hinzurechnen, wenn Sie an den Kleinabnehmer in den Städten Vollmilch wieder verkaufen würden, dann würde die Handelsspanne nicht von 24 auf 36 Pfennig, sondern von 24 auf 40 Pfennig oder noch mehr zu berechnen sein.
Das ist selbstverständlich eine Handelsspanne, keine Verarbeitungsspanne,
denn das bißchen, was die Milch behandelt wird
— manchmal sogar mit Wasser behandelt wird —, können Sie nicht eine Fabrikation oder einen Erzeugungsvorgang nennen. Das mögen sich die Herren, die mir diese Zwischenrufe machen, eigens gesagt sein lassen!
- Die Abrahmung der Milch kommt noch hinzu.
Wenn Sie das alles berechnen, dann werden Sie
selbst sehen, daß die Handelsspanne für die
Milch unerträglich hoch ist. Dazu kommt noch
der Ausgleichsfonds für die Milch, von dem Sie,
Herr Kollege Spies aus dem Allgäu, sehr genau
wissen, daß das allein schon eine Belastung von einigen Pfennigen je Liter Milch darstellt.
Wir sagen nichts gegen den Kleinhandel. Dieser hat so gut wie nichts von seiner mühevollen Tätigkeit. Auch heute bekommt der Bauer für die Milch kaum mehr als in Friedenszeiten, als der Milchpreis auch schon 21 oder 22 Pfennig je Liter betrug.
Es ist hier die Großhandelsspanne vor allem, die zu bekritteln und zu bemängeln ist.
So wie bei der Milch ist es bei einer ganzen Reihe anderer wichtigster Erzeugnisse.
— Ja, das kann Ihnen. passen, wenn die Zeit um ist, damit Sie keine solchen Beispiele mehr hören können.
Wir haben Ihnen nachgewiesen — ich habe Beispiele in dem Ausschuß genannt —, wie bei dem Verkauf von importierten Fischkonserven aller Art die Handelsspannen außerordentlich übersetzt sind. Ich habe Ihnen schon im Plenum bei der ersten Beratung unseres Antrags 'gesagt, daß eine Büchse Fischkonserven, die für 60 Pfennig frei deutsche Grenzstadt eingeführt wurde, mit 2 und 2,20 DM in den Städten verkauft wurde. Das war damals im November, und ich kann Ihnen die genauen Unterlagen geben, Herr Zwischenrufer. Das sind alles Großhandelsspannen, die unter gar keinen Umständen verantwortet werden können.
Bezüglich der Großhandelsspanne für Schlachtvieh — --