Rede von
Dr.
Franz
Ott
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(Plos)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (Plos)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich freue mich, daß mir Gelegenheit gegeben wird, auf diese Anschuldigungen vor diesem Hohen Hause zu antworten. Ich habe nicht einmal, sondern x-mal gehört, wie man sich von dieser Stelle aus schon über die unsachliche Wiedergabe in der Presse von Ereignissen, die draußen geschehen sind, und auch von Abgeordnetenreden beschwert hat. Ich will nur, bevor ich auf den Kern eingehe, eine Kostprobe geben. Man schreibt zum Beispiel: „Ein eigenartiger Seelsorger! Pfarrer Ott organisiert Knüppelgarde".
Und dann:
Die Deutsche Gemeinschaft hat am Freitagabend in Nürtingen eine Kundgebung abgehalten. Bei den Ausführungen des Redners Pfarrer Ott hat sich die Rednertribüne mit Leuten gefüllt, die Ott als seinen Saalschutz bezeichnet.
Wie war es mit der Füllung dieser Rednertribüne? — Hier die Antwort: Der wahre Sachverhalt war folgender: Der Saal und alle Tribünen waren bereits vor Beginn der Kundgebung überfüllt, und noch immer verlangten weitere Teilnehmer Einlaß. Um den großen Tribünenraum auszunutzen, schickten einige verantwortliche Männer die noch hereinströmenden Menschen, 'darunter zahlreiche Schwerkriegsbeschädigte, Zeitungsberichterstatter, Frauen und einige Amerikaner der Besatzungsdienststelle dorthin. Das also war der Saalschutz vom Bundestagsabgeordneten Dr. Ott.
In Kirchheim/Teck habe ich — auch damit hat sich Herr Abgeordneter Ritzel beschäftigt — folgendes gesagt: Es werden nicht nur im Parlament, sondern auch in den Ausschüssen oft Themen behandelt, für die das Volk gar kein Verständnis hat. Und das wiederhole ich hier!
Wenn zum Beispiel in dem Ausschuß, in dem ich erst vor wenigen Tagen war, das Thema behandelt wurde, wann der Herr Präsident einen Ordnungsruf erteilen darf, und wenn für einen Ausschuß pro Mann 30 DM bezahlt werden, so daß Ausschüsse, in denen 27 Mitglieder sitzen, die Summe von 810 DM kosten,
dann hat das Volk für derartige Arbeiten 'kein Verständnis.
— Das ist keine Lüge, sondern das sind Tatsachen!
Es wurden hier im Parlament Themen gewälzt, für die das Volk kein Verständnis hat, besonders nicht dafür, daß man so lange darüber debattiert.
Aber das ist ganz klar: die Presse hat, wenn es gegen Dr. Ott geht, immer recht. Das scheint selbstverständlich zu sein!
Wenn ich gerade von der SPD durch Monate hindurch angegriffen worden bin und dann zu diesen Angriffen auch Stellung nehme wie zum Beispiel in Reichenbach, wo man mir — den Zettel habe ich sogar hier — einen Zettel auf das Rednerpult legt, welche Angriffe die SPD gegen mich gestartet hat, und ich dann darauf antworte, dann ist das selbstverständlich ein „Großangriff gegen die SPD".