Rede von
Peter
Jacobs
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, im allgemeinen gehört der Humor nicht zum Kriterium der deutschen Politik, obwohl er uns in vielen Fällen sicherlich zugute kommen könnte.
Wenn dieses Haus wie am heutigen Tage die Gelegenheit wahrnimmt, in einem gewissen Sinne seiner Freude Ausdruck zu geben, auch einmal etwas lächerlich zu finden, dann darf nicht darüber hinweggesehen werden, daß der Grund zu diesem Lachen an sich sehr bedauerlich ist.
Das hat mein Kollege Schoettle in aller Deutlichkeit gesagt. Wenn ich trotzdem die Gelegenheit wahrnehme, dazu etwas zu sagen, dann deshalb, weil ich der Auffassung bin, daß die Abweisung solcher Dinge im Parlament nicht nur eine Angelegenheit der Fraktionen, sondern auch weitgehend eine Angelegenheit der Generationen ist.
Bei allem Respekt, Herr Leuchtgens, vor Ihrem Alter — leider kann ich nicht sagen: vor der Weisheit des Alters —:
Dummheiten zu machen und das Ansehen eines Parlaments herabzuwürdigen, ist viel weniger eine Frage des Alters als eine der geistigen Verfassung desjenigen, dem man diesen Vorwurf unter Umständen machen kann. Ich denke jedenfalls mit Schaudern daran, daß durch Ihre Hände und durch Ihr Amt eine große Menge junger deutscher Menschen gegangen ist, so daß man sich nicht wundern darf, wenn Erzieher solcher Art dann auch entsprechende Rückwirkungen bei dieser Jugend hinterlassen.
Ich bedaure außerordentlich, im Namen meiner Generation sagen zu müssen, daß Sie einer Politik und einer politischen Haltung huldigen, von der man Interessenten wirklich nur sagen kann: Die Spitze des Bartes ist im Keller zu besichtigen!
Wir glauben uns als die Vertreter derjenigen Generation, die — schulpflichtig von Anfang bis Ende im ersten Weltkrieg — zum zweiten Male in einer einzigen Generation um das Glück ihres Lebens betrogen wurde,
nicht zuletzt als Folge des Verschuldens derer, die
aus ihrer gesellschaftlichen Voreingenommenheit
gegen die fortschrittlichen Ideen mitschuldig an
dieser Entwicklung sind; denn 1933 ist ja kein Anfang, sondern der Schluß einer Entwicklung, an der
sie mitschuldig sind insofern, als ihre gesellschaftliche Voreingenommenheit eine gewisse antikapitalistische Sehnsucht hat falsch leiten lassen. Wir bedauern außerordentlich, daß man auch heute wieder diesen Versuchen erliegt; und wir glauben, daß
diesem Parlament und damit unserem gequälten
deutschen Volk wirklich mehr gedient wäre, wenn nicht Menschen versuchen würden, sich hier allzu stark zu produzieren, bei denen alle schlechten Eigenschaften des 19. Jahrhunderts ausgesprochen virulent sind.