Rede von: Unbekanntinfo_outline
Lassen Sie sich bei der Gestaltung der deutschen Lebensfragen nichts abringen, schenken Sie sophistischen Gründen keine Beachtung! Wir aber wollen dafür sorgen, daß die Dinge nun praktisch gehandhabt werden, damit wir wirklich auf diesem Gebiet weiterkommen. Wir wollen versuchen, dem deutschen Volk eine innere Festigkeit zu geben. Zeagen wir aber auch dem französischen Volk hier eine Haltung; dann wird sich erweisen, ab es wirklich geneigt ist, etwas zu tun. Mit einem politischen Entgegenkommen, einer überklugen Politik, die das Gras wachsen hört, sich aber scheut, sich zu irgend etwas Greifbarem zu bekennen, kommen wir nicht weiter. Wir müssen schon mannhaft zugreifen und mannhaft handeln.
In der Welt gibt es - und das weiß Herr Schmid, der da eben etwas ironisch einen schönen Spruch zum Vergleich heranzog, genau so wie ich — zwei Dinge: entweder handle ich opportunistisch, mache Verbeugungen und suche mich Liebkind zu machen bei dem, mit dem ich gern übereinkommen möchte, oder ich stelle mich auf den Standpunkt der Sittlichkeit
und sage: es muß so oder so gemacht werden!
Wenn das nicht geschieht, dann liegt ein Verstoß gegen die Grundlagen der menschlichen Natur und der Sittlichkeit vor.
Den Lockungen des Augenblicks zu folgen, ist immer ein Zeichen von Schwäche.
Ein Zeichen von Stärke aber ist es, wenn ich trotz dieser Lockungen feststehe.
Nur wer den Mut zur Wahrheit aufbringt, nur wer keine Politik der bloßen Schaukelei und gegenseitigen Rücksichtnahme treibt, wird in seiner Politik Erfolg haben..
Politik ist Treue zu sich selbst und zum Vaterland, Politik ist. eine ethisch feste und gerechte Haltung. Wenn Sie, Herr Schmid, als Jurist immer wieder die Grundsätze des Rechts betonen, dann betonen Sie bitte auch die andere Seite: daß das Recht sich
nicht von selbst verwirklicht, sondern daß es eines rücksichtslosen Einsatzes für das Recht bedarf.
Das aber vermisse ich in der Haltung, die die Sozialdemokratische Partei heute eingenommen hat.
— Es kommt im Leben wohl auf den Verstand an,
das ist richtig. Es kommt aber auch darauf an, daß wir die Grundsätze der menschlichen Sittlichkeit verwirklichen, die ganz unabhängig von jedem Intellektualismus bestehen.
— Aber auch nicht mit Intellektualismus in der klassischen Form, lassen Sie sich das gesagt sein. Sie sind ein Intellektualist reinsten Wassers. Aber damit kommen wir natürlich auch nicht weiter.
Das Gebot der Stunde ist: Treten Sie von allen Verhandlungen zurück, bis die Franzosen das tun, was notwendig und was vernünftig ist. Deshalb stelle ich meinen Antrag, den ich eben verlesen habe, mit zur Abstimmung.