Rede von
Lisa
Albrecht
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Sie sollten wissen, daß der Gedanke und die Idee der Demokratie im Quäkertum am klarsten und saubersten enthalten sind. Ihre Worte, Herr Wuermeling, wären passend gewesen in einer Zeit, als man noch Petroleum in der Hängelampe brannte und die drei großen K — ich brauche sie nicht im einzelnen besonders zu nennen — ausschließlich das Privileg der Frauen waren. Vielleicht erinnern sich einige ihrer nicht mehr an diese drei großen K: Kinder, Küche, Kirche. Jedes zu seiner Zeit, und jedes an seinem Platz!
Aber stellen Sie nicht diese Dinge in dieser Zeit
heraus, in der Chaos und Turbulenz einander ablösen und die Frauen sich bemühen, das Schicksal ihres leidgeprüften Volkes in gemeinsamer und kameradschaftlicher Arbeit mit den Männern zu verbessern und eine schönere und bessere Zeit herbeizuführen.
Verehrte Kollegen und Kolleginnen! Ich bedaure diese Diskussion in diesem Hohen Hause.
Es ist unglaublich, daß man sich auf das Podium stellen muß, nachdem im Parlamentarischen Rat über diese Dinge gesprochen worden ist und ein grundsätzlicher Abschluß geschaffen wurde, und daß diese Dinge zu einer solchen Debatte führen müssen. Wir dürfen nicht allein von uns aus, die wir hier sitzen und tagen, ausgehen. Wir machen die Gesetze nicht für uns allein — ich habe es auf diesem Platz schon einmal gesagt —, sondern wir machen Gesetze für das Volk und haben für das Volk und an das Volk zu denken.
Darum sollte man in diesem Hohen Hause eine solche Diskussion, wie sie voraufgegangen ist, in der man die Gleichberechtigung der Frau zwar betont, sie aber nicht absolut durchführen will, beiseite lassen. Draußen hören die Frauen und Männer diesen Dingen zu.
Gestatten Sie, es ist etwas Eigenartiges um die Haltung derjenigen, die sich als Krone der Schöpfung bezeichnen. Immer dann, wenn die Zeiten unruhig und unnormal sind, will man auf Kosten der Frau für sich Dinge beanspruchen, die der Gemeinschaft zugute kommen sollten. Nach all dem, was voraufgegangen ist, haben Sie kein Recht, meine Herren - ich richte es an jede Adresse —, immer wieder noch die Lebensunterschiede, die Berufs- und Arbeitsunterschiede herauszustellen. Ich weiß, daß es Arbeitslose gibt; ich weiß, daß es eine Unmenge unverheirateter Beamtinnen gibt, die für ihr Kind oder mehrere Kinder zu sorgen haben. Es gibt eine Unmenge Kriegerwitwen, die die Ernährerinnen .ihrer Kinder sind, und an die heißt es auch denken! Sie denken an Ihre männlichen Kameraden, aber niemals an die weiblichen Kameraden!