Rede von
Willy
Stahl
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Präsident! Verehrte Abgeordnete! Damit nicht der Eindruck entsteht, als ob der Fremdenverkehr nur in Bayern zu Hause ist, habe ich mich zum Wort gemeldet, als die zwei Herren aus Bayern hier sprachen.
Ich darf nur wenige kurze Worte hinzusetzen, und zwar ein kritisches Wort dahingehend, daß vielleicht im deutschen Fremdenverkehr auch gewisse Institutionen des Fremdenverkehrs sich etwas ändern müssen. Wenn man sich da oder dort, zum Beispiel in den Großstädten — ich möchte jetzt keine Namen nennen —, die Preise ansieht, so graust es einem, der vom Grenzgebiet kommt, ob er aus Bayern, aus Baden oder aus Württemberg ist, daß da der internationale Gast
— vielleicht ein Mann einer alliierten Dienststelle — für eine Übernachtung ohne Verpflegung, ohne Frühstück viel mehr zahlen muß als der Erholungsuchende in anderen Gebieten. Bei uns bekommt man in den Fremdenverkehrsgebieten dafür eine ganze Tagesverpflegung. Das macht im Ausland keinen guten Eindruck.
— Wenn gefragt wird, wo das ist, dann entgegne ich: das ist in erster Linie Frankfurt, das sind die Großstädte hier im Rheinland. Da kostet eine Übernachtung — man soll sich darüber sehr wohl einmal etwas wundern — 12, 13, 14 und 15 D-Mark. Dafür ist bei uns, in den Reisegebieten, die ganze Verpflegung enthalten.
Über Bonn möchte ich jetzt nicht sprechen. Da sind wir ja gastlich aufgenommen.
Aber meine verehrten Kollegen: der Hotelier darf den Fremden, wenn er zu uns kommt, nicht neppen. Der Hotelier wird mit den Preisen heruntergehen müssen. Er muß sich wieder daran gewöhnen, daß man auch mit dem Pfennig und mit der Mark rechnet.
Notwendig ist aber etwas anderes: daß der Fremde, der zu uns kommt, auch gastliche Aufnahme findet. Und darüber habe ich nun eine ernste Bemerkung zu machen. Den Häusern, die requisitioniert waren — und es sind in erster Linie die guten Hotels und die guten Häuser requisitioniert worden —. fehlt es zum Teil eben heute noch an den notwendigen Einrichtungen, um dem fremden Gast das zu bieten, was er vielleicht zu Hause hat. Es wird notwendig sein, im Rahmen der Arbeitsbeschaffung zur Unterbringung von mehr Menschen im Fremdenverkehrsgewerbe. also um die Arbeitslosigkeit zu einem kleinen Teil zu bekämpfen, gewisse Kredite auch dem Fremdenverkehr zu geben, damit er wirklich wieder aufbauen kann.
Das letzte, was ich noch zu sagen habe, ist
— wir haben es hier schon einmal ausgesprochen —: auch die restlichen Requisitionen müssen endlich fallen. Wir können im Auslande nicht werben, wenn die beste n Hotelbetriebe noch beschlagnahmt sind. Wenn ich aus meiner Heimat nur Baden-Baden und Freiburg herausgreife, so ist zu sagen: Baden-Baden ist ein internationaler Kurort, der von Fremden, von den Amerikanern besucht wurde. Sie können heute dort nicht hin, weil die großen Hotels zum großen Teil roch beschlagnahmt sind. Wenn wir also Fremdenverkehr treiben wollen, dann muß die Regierung mit den Herren Hohen Kommissaren darüber verhandeln, daß auch die letzten Requisitionen fallen.
Nun noch ganz kurz ein anderes, weil der Antrag von den Reisebüros spricht. Am 4. November 1946 hat der Kontrollrat beschlossen, daß das alte gute deutsche Reisebüro MER, das Mitteleuropäische Reisebüro, seinen Namen ändern mußte in „Deutsches Reisebüro". Auch da kommt wieder langsam die Zeit, in der man unseren Reisebüros die alten Möglichkeiten der Werbung geben sollte.
Im übrigen glaube ich, daß ich nicht zuviel zu sagen habe. Es ist richtig, daß der Antrag der CSU unterstützt wird. Auch meine Fraktion tut das und bittet das ganze Haus, dem Antrage zuzustimmen.