Rede von
Dr.
Fritz
Neumayer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte namens der Freien Demokratischen Partei getrennte Abstimmung über die einzelnen Punkte des Antrags der Sozialdemokratischen Partei beantragen, und zwar aus folgenden Gründen. Man kann sehr wohl der Auffassung sein, daß die Durchführung des Artikel 3 des Grundgesetzes und damit auch eine angemessene Beschäftigung von Frauen in Diensten der öffentlichen Verwaltung notwendig ist, ohne aber daraus so weitgehende Konsequenzen zu ziehen, wie es in den Ziffern 2 und 3 vorgesehen ist. Wir sind der Ansicht, daß es sich erübrigt, ein eigenes Referat im Innenministerium für die Beschäftigung von Frauen zu errichten. Denn wir halten es nicht für angezeigt, daß die eine oder andere Gruppe von Beamten des öffentlichen Dienstes eigene Referate erhält. Wir wüßten auch nicht, ob ein solches Referat voll ausgelastet werden könnte. Auf alle Fälle wäre ein derartiges Referat unproduktiv und würde somit einen gewissen Leerlauf bedeuten. Wir sind vielmehr der Überzeugung, daß man am richtigsten so vorgeht, daß jedes Ministerium für sich gehalten wird, darauf zu achten, daß eine angemessene Zahl von Frauen Beschäftigung findet.
Zu Ziffer 3 möchte ich bemerken, daß wir diese vierteljährliche Berichterstattung nicht für notwendig halten und deswegen empfehlen würden, nur einmal im Jahr eine Berichterstattung erfolgen zu lassen, und zwar gelegentlich der Haushaltsberatung.
Wir werden daher bei getrennter Abstimmung den Punkten 1 und 3. unsere Zustimmung geben, dagegen Punkt 2 des Antrags ablehnen.
Nun noch ein weiteres Wort. Wir haben gestern so viel über die Gleichberechtigung von Mann und Frau gesprochen, daß ich es mir versagen kann, bei dieser Gelegenheit noch einmal darauf einzugehen. Unsere sehr verehrte Kollegin Frau Albrecht hat uns Männer in beredten und warmherzigen Worten daran erinnert, dab wir doch das, was wir geworden sind, unserer Mutter verdanken. Dies ist ein wahres Wort, und ich glaube, Frau Albrecht hat damit auch noch auf etwas anderes hinweisen wollen, auf die hohe ethische Verpflichtung, die die Frau in sich trägt und die wohl doch ihre eigentliche, ihre ureigenste Aufgabe ist, die von niemand anderem gleichermaßen erfüllt werden könnte.
Frau Albrecht hat bei dieser Gelegenheit auch den großen Schatten Goethes beschworen. Gestatten Sie mir, meine Damen und Herren, daß ich, obwohl wir ja nun nicht mehr im Goethe-Jahr sind,
an ein anderes Goethe-Wort erinnere, ich meine die Tasso-Stelle: „Willst du genau erfahren, was sich ziemt, so frage nur bei edlen Frauen an!" Ich möchte der Hoffnung und dem Wunsch Ausdruck geben, daß unsere deutschen
Frauen, wenn sie nun gezwungen durch die Not der Zeit mehr als früher den rauhen Stürmen des Lebens ausgesetzt sind, immer darauf bedacht sein werden, daß diese Worte in Deutschland immer wieder ihre Bestätigung finden und niemals vergessen werden.