Rede von
Dr.
Heinrich
Glasmeyer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin als Bauer glücklich, ich bin sogar überglücklich; denn ich muß feststellen, daß von links bis nach rechts hin alle uns Bauern helfen wollen. Ich muß zudem feststellen, daß wir uns freuen dürfen, weil nicht nur die Referenten, sondern auch der Herr Bundeslandwirtschaftsminister uns in sehr guten und ausgezeichneten Referaten die Wichtigkeit der Landwirtschaft vordemonstriert und aufgezeigt und uns außerdem bewiesen haben, daß ohne irgendwelche Hilfe und ohne ein Langsamgehen in der Frage der Liberalisierung die Landwirtschaft unter Umständen vor die Hunde gehen kann. Insbesondere habe ich mich gefreut, daß anscheinend selbst unsere Fleischermeister, wie der Herr Kollege von der CDU vorhin betonte, uns in Zukunft für unser Lebendvieh bessere Preise zahlen werden.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Im übrigen aber sind wir vom Zentrum der Ansicht, daß die jetzt vorliegenden Anträge für alle die übereifrigen Liberalisten, die mit ihrem Liberalismus anscheinend nur den Export meinen, einen Schlag ins Gesicht bedeuten.
Ich möchte nun noch kurz zu einigen Punkten, die von einigen Rednern angeführt worden sind, Stellung nehmen. Herr Abgeordneter Kriedemann von der SPD hat den Butterpreis genannt. Ich bin im landwirtschaftlichen Ausschuß nur als Vertreter tätig. Ich stehe aber auf dem Standpunkt, daß jeder Ausschuß das Recht hat, der Regierung gewisse Empfehlungen zu unterbreiten, daß im übrigen aber Regierung und Bundestag die Pflicht haben, zu entscheiden, ob die
so dargelegten Empfehlungen in der heutigen Zeit tragbar sind.
Ferner wurde das Problem der Arbeitslosen angeschnitten und erwähnt, wenn die Landwirtschaft nicht die nötige Unterstützung finden würde, so würden mehr Arbeitslose unseren Etat belasten. Ich bin der Ansicht, daß die Landwirtschaft heute Hunderttausende von Arbeitern einstellen könnte. Ich weiß, daß rund 300 000 Arbeiter von uns benötigt werden, daß wir nicht nur durch Kultivierung, sondern auch durch Aufforstung, durch Drainagen und dergleichen außerordentlich viel Kräfte einsetzen können, wenn uns nur die nötigen billigen Kredite gewährt werden.
Der Herr Abgeordnete Leuchtgens von der äußersten Rechten hat betont, die Landwirtschaft sei der Jungbrunnen unseres deutschen Volkes. Ich bin auch der Ansicht. Ich habe in einer Ausschußsitzung betont - und da haben mir andere Landwirte sofort recht gegeben —, daß eine Kinderzahl von zehn bis zwölf Kindern nicht unmöglich wäre; ich kann das in diesem Sinne nur betonen, weil ich selber zehn Kinder habe. Vivant sequentes! Im übrigen meine ich auch den Ausführungen des Herrn Abgeordneten Kriedemann gegenüber —, daß wir Landwirte gar nicht so sehr von allen Seiten behütet werden wollen. Wir wollen nur für unsere Arbeit und für unsere Nachkommen, daß heißt für unsere vielen Kinder eine gerechte Grundlage haben. Im übrigen aber sind wir gern bereit, in die Hände zu spucken und fest anzupacken — zum Wohle unseres deutschen Vaterlandes.