Rede von
Friedrich
Mensing
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das würde ohne Schutzzölle zum Ruin der deutschen Landwirtschaft und zum Ruin breitester Kreise der Ernährungshandwerke und anderer Berufsgruppen führen müssen. Zum Beispiel -auf dem Sektor Vieh und Fleisch, — um Ihnen nur einige Zahlen zu nennen — haben wir zu verzeichnen, daß in den Vereinigten Staaten von Nordamerika 90 Millionen lebende Schweine anläßlich der letzten Viehzählung vor einigen Wochen festgestellt wurden. Der Schweineverkaufspreis in den Läden ist auf 1,60 das Kilo gesunken. Vom Schwein sind in Amerika nur die Spezialitäten zu verkaufen. Alles andere geht in die Lagerhäuser und wird konserviert. Was geschähe, wenn diese Dinge nach hier hereingeschleust würden! Das wäre gleichbedeutend mit dem Tod der Landwirtschaft. Darüber müssen wir uns klar sein. Ganz besonders Sie, meine Herren von der äußersten Linken, müssen sich, wenn Sie es mit einer gesunden Sozialpolitik ernst meinen, der Tatsache bewußt sein, daß Sie nur dann eine gesunde Sozialpolitik betreiben können, wenn Sie dafür Sorge tragen, daß die Wirtschaft gesund bleibt. Ein -wichtiger Faktor der Wirtschaft sind aber nun einmal die Landwirtschaft und die Ernährungshandwerke.
Wenn von einem der Herren Redner gesagt wurde, daß man dem Lebensstandard der breiten Massen Rechnung tragen müsse, so sind wir von der CDU jederzeit bereit, dieser Tatsache Rechnung zu tragen. Wenn ein Teil unserer Presse in den letzten Wochen in völliger Verkennung der
Lage gegen einzelne Ernährungshandwerke in tendenziöser Form, vorgeht, so muß ich hier feststellen, daß das überaus bedauernswert ist.
— Verehrter Herr Kollege, ich freue mich, daß Sie so taktvoll sind, meinen Berufsstand nicht zu erwähnen, den Sie sicherlich damit meinen. Ich möchte Ihnen aber nur eines sagen: beurteilen Sie die Preise nicht nach den Spezialitäten, die wir verkaufen, sondern beurteilen Sie den Preisspiegel an dien anderen, billigeren Artikeln, die Sie zur Genüge in den Schaufenstern sehen können!
— Verehrter Herr Kollege, ich stelle rein sachlich und nüchtern fest, daß mein Berufsstand ohne jede Substanz in den Währungsschnitt hineingegangen ist.
-- Sie wissen nicht, wie viele Hypotheken auf diesen Grundstücken liegen.
Sie kennen nicht die Sorgen und die Tränen, die in diesem Berufsstand in den letzten Jahren geflossen sind.
Wenn ich — um auf die Liberalisierung zurückzukommen — auf diese Dinge besonders hinweise, so deshalb, um zu verhindern, daß eine Katastrophe für große Berufsgruppen eintritt. Ich mache nur noch darauf aufmerksam, daß wir im Bundesgebiet Zustände ablehnen, wie sie in Amerika auf dem Ernährungssektor Vieh und Fleisch herrschen, wo ein halbes Dutzend amerikanischer Großfirmen den Markt bestimmen. Wenn wir nicht gemeinsam mit der Landwirtschaft dafür sorgen, daß rechtzeitig Schranken auf diesem Gebiet errichtet werden, dann besteht die große Gefahr, daß diese Großfirmen den Überhang an Waren, den sie aufgespeichert haben, nach hier hereinschleusen und zu einem Preis auf den Markt werfen, durch den die Landwirtschaft und große Teile des Handwerks vernichtet werden.
Der Zweck meiner Ausführungen sollte sein, Sie zu bitten, dafür Sorge zu tragen, daß die Landwirtschaft und die Ernährungshandwerke lebensfähig bleiben.