Rede von: Unbekanntinfo_outline
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe selbstverständlich nicht den Ehrgeiz, mich in einen rednerischen Wettbewerb mit dem Herrn Abgeordneten Rische einzulassen.
Ich verstehe auch durchaus, daß ihm Maßnahmen, Verträge, Handlungen unsympathisch sind, die immerhin den besten Seuchenschutz gegen den Kommunismus schaffen.
— Ich kann noch lauter sprechen als Sie. — Aber ich muß um der Wahrheit willen doch eines sagen, was vielleicht sonst nicht ausgesprochen würde: Es gibt friedliche und europäische Gesinnung oder nicht. Das, was hier von Herrn Rische als besondere deutsche Leistung herausgestellt wurde: die Offenlegung der wirtschaftlichen Verhältnisse, die Offenlegung der Statistiken und alles das, das ist nicht eine dem deutschen Volke auferlegte besondere Bedingung, sondern das ist ganz allgemeiner Inhalt der von allen Völkern abgeschlossenen Verträge.
Herr Renner, ich habe eben auch nicht dazwischengerufen, gewöhnen Sie sich das doch ab!
Dann möchte ich ein Zweites sagen: das ist das allerdings mit einem parlamentarischen Wort allmählich nicht mehr zu kennzeichnende Spiel der immer wiederholten Behauptung, wir hätten uns hier in Höhe von 13 Milliarden verpflichtet. So etwas könnte Folgerungen haben. Wir haben uns bisher verpflichtet für die rund 500 Millionen Dollar, die wir an Lieferungen und Leistungen bekommen haben. Wir werden uns auf Grund einer sehr sauberen Rechnungslegung verpflichten, die vom deutschen Rechnungshof mit beeinflußt wird und die ausdrücklich feststellt, was aus den Gegenwerten seinerzeit dem deutschen Volke und der deutschen Volkswirtschaft zugeflossen und für sie verwandt worden ist; nur in dieser Höhe werden wir uns verpflichten.
Zum dritten unterhalte ich mich in diesem Augenblick, um der Interessen Deutschlands willen, überhaupt nicht über die Frage, was nun etwa Darlehn oder was etwas anderes ist. Der Herr Rische weiß selbstverständlich — ich will mich, weil wir uns in diesem Hohen Hause unterhalten, parlamentarisch ausdrücken —
ebensogut, wenn er vor sich selbst ehrlich ist, in welcher Weise diese Hilfeleistungen durchweg von den Amerikanern behandelt werden.
Und nun noch ein Letztes! Ich glaube, man sollte doch aufmerksamer zuhören. Ich selbst habe auf die gefährlichen Folgen des Bilaterialismus hingewiesen. Aber der war nicht die Folge des Marshallplans; den hat es in viel krasserer Form gegeben, bevor es den Marshallplan gab. Er ist eine Folge des Krieges, der allgemeinen Währungszerrüttung usw. Aber eines möchte ich dazu auch sagen: Wenn unsere gesamte wirtschaftliche Tätigkeit und unser gesamter Export sich so entwickeln sollten, wie wir das alle hoffen, dann möchte ich, daß für die breiten Massen unseres Volkes auch ein gewisser Import von Gütern, die das Leben verschönern, möglich ist; denn dann hätte die Liberalisierung ihren besten Erfolg erzielt.
— Die Propaganda gegen die Apfelsinen ist nur dann gerechtfertigt, wenn man stagniert und rückwärts geht. Wenn die Apfelsinen aber der Ausfluß einer allmählich deutlich sichtbaren echten Besserung sind, dann wollen wir uns freuen, daß die breiten Massen
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auch etwas Schmuck in ihr Leben bringen können.