Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie haben vor sich den Antrag des Ausschusses, der zu dem Antrag der WAV-Fraktion beschlossen wurde. Wir müssen Ihnen leider erklären: der Antrag des Ausschusses ist für uns noch nicht zufriedenstellend. Sie haben eben aus dem Munde des Herrn Vorredners gehört, daß 40 Millionen Stück Eier jetzt endlich vom Ausland nach Deutschland hereingelassen worden sind. Ich betone: endlich. Hätte man das schon vor drei Monaten getan, als diese 40 Millionen oder mindestens 20 Millionen Stück Eier nach der Erklärung des Herrn Ministers Niklas selbst auch schon vorhanden und uns offeriert waren, dann hätten wir vor drei Monaten andere Eierpreise gehabt; dann hätte die Hausfrau in den deutschen Großstädten nicht 60 Pfennig für ein Ei zahlen müssen, sondern dann wäre damals schon die Senkung der Eierpreise eingetreten, die jetzt bereits auf die Ankündigung der demnächst erfolgenden Einfuhren von 40 Millionen Stück zu verzeichnen ist. Diese Sache hat dem Geldbeutel unserer minderbemittelten Bevölkerung ein Dutzend Millionen Mark gekostet, nämlich die Tatsache, daß in den drei bis vier vorhergehenden Monaten unsere Hausfrauen 50 und 60 Pfennig für ein Frischei zu zahlen hatten. Das wäre zu vermeiden gewesen. Wir rufen deshalb dem Herrn Minister Niklas zu: „Spät kommt ihr!"
Wir können nicht einmal hinzusetzen: „Doch ihr kommt", diesen zweiten Satz, der ja etwas befriedigend bei Schiller im Wallenstein klingt. Wir glauben nämlich etwas ganz anderes: wir glauben, daß, wenn Sie, meine Damen und Herren, lediglich den Antrag des Ausschusses, wie er Ihnen vorliegt, annehmen, der sehr wenig weitgehend ist, nach kurzer Zeit genau dieselbe Katastrophe wieder kommen wird, daß nach kurzer Zeit die Eierpreise wieder auf 50 und 60 Pfennig heraufgehen werden.
Wir möchten die Regierung mit unserem weitergehenden Antrag dazu veranlassen, dafür zu sorgen, daß nicht etwa bloß einmal Eier vom Ausland hereingelassen werden, sondern daß fortlaufend die Zufuhr vom Auslande her erfolgt und die Eierpreise auf ein Maß zurückgeführt werden, das für die Bevölkerung tragbar ist.
Nun lesen Sie bitte unseren ursprünglichen Antrag, Drucksache Nr. 215. In diesem Antrag heißt es:
Die Bundesregierung wird ersucht, sofort alle
Maßnahmen zu treffen, insbesondere durch erhöhte Einfuhren von Frischeiern, damit die
Eierpreise wieder auf ein für die Bevölkerung
tragbares Maß zurückgeführt werden.
Demgegenüber lautet der Ausschußantrag nur: Die Bundesregierung wird ersucht:
1. Die Handelsspannen für Importeier festzulegen und diese mit den Importpreisen für Eier bekanntzugeben.
2. Für beschleunigte Aufklärung der Verbraucher durch Presse und Rundfunk zu Ziffer 1 zu sorgen.
Sie sehen also, wie dieser unser Antrag, hinter dem 90 Prozent der Hausfrauen und überhaupt der Bevölkerung ohne Rücksicht auf die Parteischattierungen stehen, durch den Ausschuß verwässert worden ist. Ich glaube, das liegt nicht im. Interesse der großen Mehrzahl unserer Bevölkerung. Wir müßten unsern Herrn Ernährungsminister veranlassen — ich möchte fast sagen: ihn unter Druck setzen —, daß er nicht bloß jetzt einmal 40 Millionen Stück Eier hereinläßt, sondern fortlaufend die Eierpreise durch solche Einfuhren oder schon durch die Drohung mit solchen Einfuhren auf ein Maß kommen läßt, das für die große Masse unserer arbeitenden Bevölkerung tragbar ist.
Wir wollen keineswegs die Eierpreise so drükken, daß der Landwirt keinen Vorteil mehr von der Hühnerzucht hat. Ich habe mit Hunderten von sehr vernünftigen Bauern darüber schon geredet, die selbst gar nicht mit dieser katastrophalen Erhöhung der Eierpreise einverstanden waren. Die Bauern ' haben lediglich ein Interesse daran, genau wie die übrige Bevölkerung, daß die Eierpreise möglichst stabil und auf einer Basis bleiben, die es der großen Mehrzahl unserer Bevölkerung erlaubt, sich auch einmal einige Eier zu beschaffen.
Darum bestehen wir von der Fraktion der WAV auf unserem ursprünglichen Antrag Drucksache Nr. 215, und wir bitten, Ihnen diesen Antrag erneut empfehlen zu dürfen, weil allein durch die Annahme dieses Antrages, nicht bloß mit der vorläufigen Bekanntgabe der Handelsspannen und ihrer Festlegung, wie es in dem. Ausschußantrage heißt, das Ziel, das wir anstreben, erreicht wird, nämlich dadurch, daß die Regierung veranlaßt wird, dafür zu sorgen, daß die Katastrophe der letzten drei Monate auf dem Gebiete der Eierpreise sich nicht im Januar und im Februar wiederholt.