Rede von
Dr.
Eugen
Gerstenmaier
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Meine Damen und Herren, ich beabsichtige nicht — mit einer Ausnahme — meinem Vorredner anders als durch Tatsachen zu antworten. Ich muß eine Ausnahme machen. Wenn Sie mir unterstellen, daß möglicherweise Weisungen des Petersbergs hinter meinen Ausführungen stehen, dann kann ich nur sagen, daß Sie offenbar so sehr daran gewöhnt sind, nach Weisungen von ganz anderswoher zu handeln, daß Sie gar nicht anders können, als von einem anderen dasselbe anzunehmen.
Ferner: ich kann mich nicht daran erinnern, daß wir bei den Zahlen, die wir hier vorgelegt haben, den Westen ausgenommen hätten. Es ist aber eine
Tatsache, daß wir zur Zeit im Westen insgesamt 1600 Deutsche haben, die unter der Anklage des Kriegsverbrechens oder auf Grund von Urteilen festgehalten werden. Wir beklagen das, und wir möchten in jedem einzelnen Falle eine Revision wünschen. Aber im Osten — ohne Rußland —, in Jugoslawien und Polen allein sind es zur Zeit mindestens 10 000.
Außerdem: wenn Sie von Verbrechen gegen die
Menschlichkeit reden und uns hier ermahnen wollen, daß wir solche Verbrechen nicht mehr zulassen
möchten, — meine sehr verehrten Damen und
Herren, in Frankfurt an der Oder gibt es 7 000
Soldatengräber von heimgekehrten Kriegsgefangenen. Diese sind im letzten Augenblick bei der
Übergabe gestorben, sie waren noch in russischer
Hand. In jedem einzelnen Fall hat es Rußland abgelehnt, auch nur die Namen dieser im letzten
Augenblick gestorbenen Deutschen bekanntzugeben.
7000 ungenannte Soldatengräber, das ist eine Barbarei!
— Legen Sie sie doch auf den Tisch, Sie haben ja gute Beziehungen zu Moskau.