Rede von
Margot
Kalinke
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(DP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Meine Herren und Damen! Ich hatte schon bei der Aussprache über die Regierungserklärung Gelegenheit, der Regierung im Namen meiner Fraktion für die Absicht zu danken, bei dem sozialen Wohnungsbau und bei allen übrigen Aufgaben besonders der berufstätigen Frauen zu gedenken, wobei ich wiederum an die vielen Frauen denke, die jetzt durch den Nachkriegszustand, durch die Kriegsereignisse und den Frauenüberschuß gezwungen sind, sich oft unter den schwierigsten Umständen im Lebenskampf zu behaupten. Ich habe den Wunsch, daß die Regierung das nicht nur de jure, sondern auch de facto tun wird und nicht etwa wie bisher in der Frage der Gleichberechtigung der Frau handelt, von der zwar unerhört viel gesprochen, aber für die in Wirklichkeit unerhört wenig getan wird.
Wir sind der Auffassung, daß bei dem sozialen Wohnungsbau nicht nur Kleinstwohnungen für Arbeiter, Angestellte und Beamte geschaffen werden sollten, sondern darüber hinaus auch wirklich vorzügliche Ledigenheime und Wohnungen, in denen Kriegerwitwen und Frauen mit Kindern die Möglichkeit haben, nicht nur eine Kochnische, sondern eine ausreichende Wohnung zu bekommen, und durch die gleichzeitig ein anderes großes soziales Problem gelöst werden kann, nämlich den vielen älteren Frauen, die keine Berufsausbildung haben, die Möglichkeit zu geben, in diesen Heimen die Betreuung der berufstätigen Frauen zu übernehmen. Gerade unter den Vertriebenen würden viele eine solche Möglichkeit der Betätigung außerordentlich begrüßen. Diese Arbeit könnte sich auf die Verpflegung der berufstätigen Frauen und auf das Wäschewaschen erstrecken. Es wäre aber auch für eine gute Pädagogin die Möglichkeit gegeben, sich der Kinder der berufstätigen Frauen anzunehmen, die nicht nur während der Jahre, in denen die Kinder einen Kindergarten besuchen, sondern auch während der Jahre, in denen sie die Schule besuchen, betreut werden müßten.
Das sind Probleme von solchem Ausmaß, daß sie einer sehr gründlichen und tiefgehenden Diskussion im Ausschuß bedürfen. Ich möchte die Regierung bitten, dies bei allen Planungen für den sozialen Wohnungsbau in weitgehendem Maße zu berücksichtigen und sich auch jene Maßnahmen für die berufstätige Frau als Vorbild zu nehmen, die in anderen Ländern — ich denke an die Schweiz, an Schweden usw. - in der Vergangenheit und in den Jahren, in denen sie glücklichere Zeiten hatten als wir in Deutschland, schon durchgeführt worden sind.