Rede von
Dr.
Ernst
Falkner
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(BP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BP)
Meine Damen und Herren! Ich möchte die Gelegenheit, da das Hohe Haus in eine Debatte über Berlin eingetreten ist, dazu benutzen, um vor dem Forum des Deutschen Bundestags einmal klarzustellen, wie die Bayernpartei zur Berliner Frage steht oder über die sogenannte Berliner Frage denkt.
Wir betrachten den Kampf, den Berlin in den vergangenen Wochen und Monaten geführt hat, ähnlich dem, den -Wien zur Zeit der Türkenkriege bestanden hat. Auch damals waren in Deutschland zentralistische Kräfte am Werk, dargestellt durch das Haus Habsburg, die das Eigenleben der deutschen Länder bedrohten. Trotzdem ist damals der, bayerische Kurfürst Max Emanuel mit bayerischen Truppen nach Wien gezogen, um die Hauptstadt des damaligen Reiches gegen den Ansturm aus dem Osten zu verteidigen.
Wir stehen deshalb auf dem Standpunkt, daß Berlin und seinen Bewohnern, das in den letzten Wochen und Monaten auch die Rolle eines Wellenbrechers der abendländischen Kultur, des Christentums und der Zivilisation gegen den Osten übernommen hat, die volle materielle und ideelle Unterstützung aller deutschen Staaten und Länder und des ganzen deutschen Volkes gebührt.
Daß es der Bayernpartei mit dieser Erklärung, die ich jetzt offiziell abgegeben habe, auch in der Vergangenheit ernst war, kann ich Ihnen schon dadurch beweisen, daß sie sich im vergangenen Jahr, als in München auf dem Königsplatz eine Vertrauenskundgebung aller demokratischen Parteien für Berlin stattfand, auch daran beteiligte und den stellvertretenden Landesvorsitzenden als Redner dafür beauftragte.
Überdies darf ich sagen, daß einer unserer maßgebendsten Männer durch seine persönlichen Verhältnisse in der Lage war, sich sehr stark für die Kinderhilfe Berlins in Bayern einzusetzen.
Aus dieser Einstellung zu Berlin heraus sind wir von der Bayernpartei heute auch in diese Sitzung gekommen, meine Damen und Herren, in der Meinung, hier Zeuge zu werden und mitwirken zu können an einer Sympathie- und Vertrauenskundgebung, an einem Bekenntnis des gesamten deutschen Volkes und des Deutschen Bundestags für die deutsche Stadt Berlin.
Nehmen Sie es mir als Sprecher der Bayernpartei nicht übel, wenn ich Ihnen sage: Wir, denen man so gern vorwirft, wir wollten uns vom deutschen Schicksal lösen, hätten eigentlich erwartet, daß der Verlauf der heutigen Debatte ein anderer gewesen wäre. Wir haben es mit einigem Befremden zur Kenntnis genommen, daß die Redner oft vor 'nahezu leeren Bänken gesprochen haben und daß man etwas zerredet hat, was Gelegenheit zu einer patriotischen Demonstration des Deutschen Bundestags hätte sein können.