Protokoll:
8136

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 8

  • date_rangeSitzungsnummer: 136

  • date_rangeDatum: 9. Februar 1979

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 09:01 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 12:21 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 8/136 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 136. Sitzung Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Inhalt: Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . . 10763 A Große Anfrage der Abgeordneten Burger, Geisenhofer, Braun, Frau Hürland, Franke, Frau Dr. Neumeister, Müller (Remscheid), Frau Berger (Berlin), Vogel (Ennepetal), Dr. Reimers, Dr. George, Kroll-Schlüter, Hasinger, Dr. Hammans, Bühler (Bruchsal), Frau Geier, Frau Schleicher, Müller (Berlin), Dr. Becker (Frankfurt), Regenspurger, Biehle, Dr. Möller, Dr. Stark (Nürtingen), Wimmer (Mönchengladbach), Dr. Jenninger, Köster und der Fraktion der CDU/CSU Lage der Behinderten und Weiterentwicklung der Rehabilitation — Drucksachen 8/1541, 8/2190 — Burger CDU/CSU 10763 D Dr. Ehrenberg, Bundesminister BMA . . 10766 D Braun CDU/CSU 10771 A Kirschner SPD 10773 B Eimer (Fürth) FDP 10775 C Geisenhofer CDU/CSU 10777 B Nehm SPD 10779 B Hölscher FDP 10780 C Hasinger CDU/CSU . . . . . . . . 10783 C Glombig SPD 10786 A Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . . 10790 B Kuhlwein SPD 10792 C Nächste Sitzung 10794 D Anlage 1 Liste der entschuldigten 'Abgeordneten . . 1 Q795* A Anlage 2 Unterstützung der Einschränkung gesetzlicher Bestimmungen zur Bekämpfung des Terrorismus durch die Bundesregierung MdlAnfr A24 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Wittmann (München) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 10795* C II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Anlage 3 Schwerpunkte der DDR-Spionage in der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr A30 02.02.79 Drs 08/2532 Graf Huyn CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10795* D Anlage 4 Ergebnis des Gesprächs zwischen Staatsminister Wischnewski und der DDR-Regierung über die Salzverseuchung der Weser durch die DDR MdlAnfr A37 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Schwencke (Nienburg) SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10796* A Anlage 5 Festnahmen von Agenten der DDR seit Inkrafttreten des Grundlagenvertrages MdlAnfr A46 02.02.79 Drs 08/2532 Jäger (Wangen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 10796* B Anlage 6 Bedingungen für die Herausgabe von Kopien der Patentunterlagen über Nervengase und andere giftige Stoffe an beliebige Benutzer sowie Sicherheitsvorkehrungen gegen den Mißbrauch solcher Patente MdlAnfr A47 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Schöfberger SPD MdlAnfr A48 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Schöfberger SPD SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 10796* C Anlage 7 Schutz der „Rezepte für Supergifte° beim Deutschen Patentamt im Interesse der inneren Sicherheit MdlAnfr A49 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Wernitz SPD MdlAnfr A50 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Wernitz SPD SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 10797' A Anlage 8 Stand der einstufigen Juristenausbildung am 15. September 1981 MdlAnfr A51 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Emmerlich SPD MdlAnfr A52 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Emmerlich SPD SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 10797* B Anlage 9 Zurückhaltung von Material über nationalsozialistische Gewalttaten in der Sowjetunion MdlAnfr A53 02.02.79 Drs 08/2532 Broll CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 10797* D Anlage 10 Zulässigkeit der Einsichtnahme des Leiters der Vollzugsanstalt in Krankenunterlagen von Strafgefangenen MdlAnfr A54 02.02.79 Drs 08/2532 Cronenberg FDP MdlAnfr A55 02.02.79 Drs 08/2532 Cronenberg FDP SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 10798* A Anlage 11 Äußerungen des Leiters des Dokumentationszentrums für NS-Verbrechen in Haifa, Tuviah Friedmann, über unentdeckte NS- Verbrecher innerhalb der Polizei und die Folgen einer Nichtaufhebung der Verjährung von Mordtaten MdlAnfr A56 02.02.79 Drs 08/2532 Wimmer (Mönchengladbach) CDU/CSU MdlAnfr A57 02.02.79 Drs 08/2532 Wimmer (Mönchengladbach) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 10798* D Anlage 12 Äußerung des Bundesjustizministers über den Einfluß des Zweiten Wohnraumkündigungsgesetzes auf die Investitionsbereitschaft im freifinanzierten Wohnungsbau SchrAnfr A59 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Jahn (Münster) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 10799* B Anlage 13 Steuerliche Absetzbarkeit der Kosten für die Ausbildung eines Lehrlings in der Hauswirtschaft MdlAnfr A60 02.02.79 Drs 08/2532 Hasinger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 10799* B Anlage 14 Mißbrauch von Verlustvorträgen bei der Anlagenofferte der Bauer KG, München MdlAnfr A61 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Spöri SPD MdlAnfr A62 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Spöri SPD SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 10799* D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 III Anlage 15 Förderung der Attraktivität Berlins durch größere finanzielle Beihilfen für zweite und dritte Kinder MdlAnfr A64 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Pfennig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 10800* B Anlage 16 Ausnutzung von Streckenstillegungen im Zonenrandgebiet durch Mineralölgesellschaften zur Erhöhung der Benzinpreise an Tankstellen MdlAnfr A65 02.02.79 Drs 08/2532 Möhring SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 10800* D Anlage 17 Verstoß von Zusammenschlüssen in der Feuerverzinkungsindustrie gegen das Kartellrecht MdlAnfr A66 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Pinger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . 10801* A Anlage 18 Erdölrationierung durch die Ausfälle aus dem Iran MdlAnfr A67 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Müller CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 10801* C Anlage 19 Änderung der Grundsätze des einzelbetrieblichen Förderungsprogramms zugunsten einer Beihilferegelung für den deutschen Obstbau im Zuge der PLANAK-Beschlüsse MdlAnfr A68 02.02.79 Drs 08/2532 Dreyer CDU/CSU MdlAnfr A69 02.02.79 Drs 08/2532 Dreyer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . . 10802* A Anlage 20 Vernichtung von Obst und Gemüse in der EG im Vermarktungsjahr 1977/78 MdlAnfr A70 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Traupe SPD MdlAnfr A71 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Traupe SPD SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . . 10802* B Anlage 21 Auftragsvergabe der Bundesregierung für eine vergleichende verhaltenswissenschaftliche Untersuchung über die Massentierhallung von Legehennen MdlAnfr A72 02.02.79 Drs 08/2532 Conradi SPD MdlAnfr A73 02.02.79 Drs 08/2532 Conradi SPD SchrAntw PStSekr Gallus BML 10802* D Anlage 22 Entlastung der gesetzlichen Krankenversicherung von Kosten aus Skiunfällen durch die Verpflichtung zu eigenverantwortlichem Abschluß von Unfall- und Haftpflichtversicherungen MdlAnfr A74 02.02.79 Drs 08/2532 Gobrecht SPD MdlAnfr A75 02.02.79 Drs 08/2532 Gobrecht SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 10803* B Anlage 23 Ausdehnung des Mutterschutzes auf Adoptivmütter bei Änderung des Mutterschutzgesetzes MdlAnfr A76 02.02.79 Drs 08/2532 Neumann (Bramsche) SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 10803* C Anlage 24 Krebsgefährdung durch kanzerogene Arbeitsstoff e MdlAnfr A77 02.02.79 Drs 08/2532 Kirschner SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 10803* D Anlage 25 Arbeitserlaubnis für ausländische Saisonarbeiter in Spargelanbaugebieten SchrAnfr A78 02.02.79 Drs 08/2532 Pfeffermann CDU/CSU SchrAnfr A79 02.0239 Drs 08/2532 Pfeffermann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 10804* B Anlage 26 Geschlechterspezifische Kurzbeschreibung von Berufen in der Broschüre der Bundesanstalt für Arbeit „Beruf aktuell, für Schulabgänger 1980" MdlAnfr A82 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Dr. Martiny-Glotz SPD ' SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 10804* D IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Anlage 27 Erfahrungen mit der Ausgabe der Behindertenausweise durch Versorgungsämter ämter MdlAnfr A83 02.02.79 Drs 08/2532 Reddemann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 10805* A Anlage 28 Auffassung von Bundesminister Genscher über die 35-Stunden-Woche MdlAnfr A85 02.02.79 Drs 08/2532 Engelsberger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 10805* C Anlage 29 Agententätigkeit der DDR gegen militärische Geheimnisse der Bundesrepublik Deutschland und des nordatlantischen Bündnisses seit Inkrafttreten des Grundlagenvertrags MdlAnfr A89 02.02.79 Drs 08/2532 Berger (Lahnstein) CDU/CSU MdlAnfr A90 02.02.79 Drs 08/2532 Berger (Lahnstein) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 10805* D Anlage 30 Agententätigkeit der DDR in der Bundesrepublik Deutschland im militärischen Bereich MdlAnfr A91 02.02.79 Drs 08/2532 Voigt (Sonthofen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 10806* A Anlage 31 Ausbau der medizinischen Versorgung für Opfer von ABC-Waffen MdlAnfr A92 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Krone-Appuhn CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . 10806*B Anlage 32 Energiesparmaßnahmen an bundeseigenen Gebäuden seit Beginn der 8. Wahlperiode MdlAnfr A93 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Langner CDU/CSU MdlAnfr A94 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Langner CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 10807* A Anlage 33 Bund-Länder-Vereinbarung über die Verteilung der Mittel für den sozialen Wohnungsbau MdlAnfr A95 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Jahn (Münster) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 10807* C Anlage 34 Ergebnis des Schlußberichts der Enquete-Kommission des Berliner Abgeordnetenhauses im Hinblick auf die Finanzierungshilfe für zu bauende, zu modernisierende und zu sanierende Wohnungen in Berlin MdlAnfr A96 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Pfennig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 10808* A Anlage 35 Auszeichnung von DDR-Agenten durch die DDR-Staatsführung; personeller Umfang der mit Agententätigkeit insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland befaßten DDR-Behörden und Parteidienststellen MdlAnfr A97 02.02.79 Drs 08/2532 Niegel CDU/CSU MdlAnfr A98 02.02.79 Drs 08/2532 Niegel CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Kreutzmann BMB . 10808* D Anlage 36 Beurteilung der Entspannungsbemühungen angesichts der Spionagetätigkeit der DDR MdlAnfr A99 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Kraske CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Kreutzmann BMB . 10809* A Anlage 37 Belastung des innerdeutschen Verhältnisses durch die Spionagetätigkeit der DDR MdlAnfr A100 02.02.79 Drs 08/2532 Schmöle CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Kreutzmann BMB . 10809* B Anlage 38 Planung des Entsorgungsnachweises für den Schnellbrutreaktor bei Kalkar MdlAnfr A101 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Laufs CDU/CSU SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 10809* C Anlage 39 Empfehlungen des Fachausschusses „Gesellschaftswissenschaften" beim BMFT zur Ausgestaltung und Schwerpunktsetzung der sozialwissenschaftlichen Forschungsförderung MdlAnfr A102 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Steger SPD SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 10809* D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 V Anlage 40 Ursachen der unvorhergesehenen Reaktivitätsschwankungen in der natriumgekühlten Kernreaktoranlage Karlsruhe KNK II MdlAnfr A103 02.02.79 Drs 08/2532 Marschall SPD MdlAnfr A104 02.02.79 Drs 08/2532 Marschall SPD SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 10810* B Anlage 41 Nukleartechnologischer Rückstand der Bundesrepublik Deutschland gegenüber anderen Kernwaffen- und Uranlieferstaaten; Aussagen des Bundeskanzlers, des US-Präsidenten Carter und des kanadischen Ministerpräsidenten Trudeau über ein Uran´Kartell MdlAnfr A105 02.02.79 Drs 08/2532 Lenzer CDU/CSU MdlAnfr A106 02.02.79 Drs 08/2532 Lenzer CDU/CSU SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 10810*D Anlage 42 Bedingungen für die deutsch-französische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen; französisch-britische Bemühungen in den USA um Beschränkung der kommerziellen Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen auf Kernwaffenstaaten MdlAnfr A107 02.02.79 Drs 08/2532 Gerstein CDU/CSU MdlAnfr A108 02.02.79 Drs 08/2532 Gerstein CDU/CSU SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 10811*B Anlage 43 Bezuschussung von F- und E-Vorhaben durch kleine und mittlere Unternehmen MdlAnfr A109 02.02.79 Drs 08/2532 Stockleben SPD MdlAnfr A110 02.02.79 Drs 08/2532 Stockleben SPD SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 10811 * C Anlage 44 Investitionen in Berlin; Ansiedlung von Forschungseinrichtungen zur Verbesserung des Arbeitsplatzangebots und zur Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung; Einrichtung eines Europäischen Krebsforschungszentrums in Berlin MdlAnfr A111 02.02.79 Drs 08/2532 Kittelmann CDU/CSU MdlAnfr A112 02.02.79 Drs 08/2532 Kittelmann CDU/CSU SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 10812* A Anlage 45 Veröffentlichung der „Studenten-ServiceBroschüre" des BMBW über Förderungsleistungen nach dem BAföG MdlAnfr A113 02.02.79 Drs 08/2532 Daweke CDU/CSU MdlAnfr A114 02.02.79 Drs 08/2532 Daweke CDU/CSU SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . . 10812* C Anlage 46 Aussagen von Bundesminister Dr. Schmude über das Verhalten einiger Polizeiorgane gegenüber dem Bürger sowie seine Reaktion auf den Polizeieinsatz auf dem „Walter-Dörken-Hof" im Zuge der Terroristenfahndung MdlAnfr A115 02.02.79 Drs 08/2532 Krey CDU/CSU MdlAnfr A116 02.02.79 Drs 08/2532 Krey CDU/CSU SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . . 10813*A Anlage 47 Entscheidung über die Erhebung einer Berufsausbildungsabgabe MdlAnfr A117 02.02.79 Drs 08/2532 Höpfinger CDU/CSU MdlAnfr A118 02.02.79 Drs 08/2532 Höpfinger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . . 10813* C Anlage 48 Verkauf einer Uranprobe an die Volksrepublik China durch eine mit dem BND zusammenarbeitende Firma MdlAnfr A l23 02.02.79 Drs 08/2532 Hoffmann (Saarbrücken) SPD SchrAntw StSekr Dr. Schüler BK . . . . 10814* A Anlage 49 Äußerung von Staatsminister Dr. von Dohnanyi in Moskau über die Politik der Bundesregierung gegenüber China MdlAnfr A131 02.02.79 Drs 08/2535 Engelsberger CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 10814* A VI Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Anlage 50 Humanitäre Hilfe für Befreiungsbewegungen MdlAnfr A136 02.02.79 Drs 08/2532 Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 10814* C Anlage 51 Ausklammerung von Berlin bei der Deutschlandreise des schwedischen Königspaares SchrAnfr B1 02.02.79 Drs 08/2532 Biehle CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 10814* C Anlage 52 Einspruch aus Polen gegen die Erteilung von Vertriebenenausweisen an polnische Aussiedler SchrAnfr B2 02.02.79 Drs 08/2532 Möllemann FDP SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 10814* D Anlage 53 Finanzielle Unterstützung der von Deutschland gegründeten Frauen- und Kinderklinik „Elisabeth-Haus" in Windhuk SchrAnfr B3 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Stercken CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 10815* A Anlage 54 Ausschluß der Berliner Bühnen bei den in Polen veranstalteten deutschen Theatertagen SchrAnfr B4 02.02.79 Drs 08/2532 Schedl CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 10815* B Anlage 55 Nichterfüllung der finanziellen Verpflichtungen gegenüber Malta durch die Bundesregierung SchrAnfr B5 02.02.79 Drs 08/2532 Rühe CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 10815* C Anlage 56 Äußerungen von Staatsminister Dr. von Dohnanyi in Moskau zur deutschen Chinapolitik SchrAnfr B6 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 10816* A Anlage 57 Darstellung der EG und Abrechnung überhöhter Reisespesen durch den Vizepräsidenten der EG, Wilhelm Haferkamp SchrAnfr B7 02.02.79 Drs 08/2532 Spranger CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 10816* B Anlage 58 Einschränkung der Verwendung von Fluorkohlenwasserstoff SchrAnfr B8 02.02.79 Drs 08/2532 Ludewig FDP SchrAnfr B9 02.02.79 Drs 08/2532 Ludewig FDP SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10816* C Anlage 59 Verhinderung der Einleitung des Abfalls von Fahrgastschiffen in den Rhein SchrAnfr B10 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Arnold CDU/CSU SchrAnfr B11 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Arnold CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10817* A Anlage 60 Unterschiedliche Auffassungen über den Mehrpreis für den Bau geräuscharmer Autos zwischen dem Umweltbundesamt und der Automobilindustrie SchrAnfr B12 02.02.79 Drs 08/2532 Kolb CDU/CSU SchrAnfr B13 02.02.79 Drs 08/2532 Kolb CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10817* C Anlage 61 Unterschiedliche Handhabung des Nachweises ausreichender Sprachkenntnisse für die Aufenthaltsberechtigung nach der Neuregelung des Ausländeraufenthaltsrechts SchrAnfr B14 02.02.79 Drs 08/2532 Krockert SPD SchrAnfr B15 02.02.79 Drs 08/2532 Krockert SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 10818* A Anlage 62 Ausweisung erstmals straffällig gewordener, in der Bundesrepublik Deutschland aufgewachsener ausländischer Jugendlicher in das Herkunftsland der Eltern Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 VII SchrAnfr B16 02.02.79 Drs 08/2532 Krockert SPD SchrAnfr B17 02.02.79 Drs 08/2532 Krockert SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10918* C Anlage 63 Beseitigung der Benachteiligung ausscheidender Beamter gegenüber ausscheidenden Angestellten des öffentlichen Dienstes bei der Alterssicherung SchrAnfr B18 02.0239 Drs 08/2532 Regenspurger CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10819* B Anlage 64 Überprüfung der Gefährlichkeit des Boxsports SchrAnfr B19 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Jentsch (Wiesbaden) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10820 *A Anlage 65 Haltung der Bundesregierung zum sogenannten Russell-Tribunal SchrAnfr B20 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Langguth CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10820* C Anlage 66 Auswirkungen der Lieferung radioaktiven Abfalls aus Japan nach Frankreich auf die. Entsorgungsverträge der DWK mit der COGEMA SchrAnfr B21 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Laermann FDP SchrAnfr B22 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Laermann FDP SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10820* C Anlage 67 Förderung des öffentlichen Schutzraumbaus SchrAnfr B23 02.02.79 Drs 08/2532 Wolfgramm (Göttingen) FDP SchrAnfr B24 02.02.79 Drs 08/2532 Wolfgramm (Göttingen) FDP SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10821 *A Anlage 68 Geheimtreffen der Führer terroristischer Organisationen Ende Oktober 1978 in Jugoslawien SchrAnfr B25 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10821* C Anlage 69 Sicherstellung der Ansprüche von Beamten aus einer früheren gesetzlichen Rentenversicherung SchrAnfr B26 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Köhler (Duisburg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10821* C Anlage 70 Schutz der Bürger vor Fluglärm durch die Gemeinden SchrAnfr B27 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Schmitt-Vockenhausen SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10821* D Anlage 71 Verhinderung des Mißbrauchs des deutschen Asylrechts SchrAnfr B28 02.02.79 Drs 08/2532 Würtz SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10822* B Anlage 72 Gefährdung des Bodensees als Trinkwasserspeicher durch die Lagerung von Mineralöl in der Ostschweiz SchrAnfr B29 02.02.79 Drs 08/2532 Biechele CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10823* A Anlage 73 Verstoß gegen das Verbot der Veräußerung von pyrotechnischen Gegenständen in der Zeit vom 1. November bis 28. Dezember gemäß der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz SchrAnfr B30 02.02.79 Drs 08/2532 Schmöle CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10823* B Anlage 74 Vereinbarkeit des Abhörens von Telefonzellen mit den Bestimmungen des G-10-Gesetzes SchrAnfr B31 02.02.79 Drs 08/2532 Hansen SPD SchrAnfr B32 02.02.79 Drs 08/2532 Hansen SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10823* D Anlage 75 Zahl, Besoldungsgruppen, Ressorts, Geburtsjahrgänge und Gesamtbezüge der seit 1969 in den einstweiligen Ruhestand versetzten politischen Beamten SchrAnfr B33 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Riedl (München) CDU/CSU VIII Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 SchrAnfr B34 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Riedl (München) CDU/CSU SchrAnfr B35 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Riedl (München) CDU/CSU SchrAnfr B36 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Riedl (München) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 10823* D Anlage 76 Tödliche Verletzungen von Bundesbürgern und Ausländern bei Polizeieinsätzen in der Bundesrepublik Deutschland seit 1970 SchrAnfr B37 02.02.79 Drs 08/2532 Thüsing SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 10824* B Anlage 77 Gespräche mit dem sowjetischen Justizminister über NS-Material aus Ostblockstaaten, insbesondere aus der Sowjetunion SchrAnfr B38 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 10824* C Anlage 78 Forderung von Abdruckhonoraren von Herausgebern von Pressedokumentationen durch die Verwertungsgesellschaft „Wort" SchrAnfr B39 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Wittmann (München) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 10824* C Anlage 79 Anwendung urheberrechtlicher Bestimmungen auf Serviceleistungen freier Berufe SchrAnfr B40 02.02.79 Drs 08/2532 Gattermann FDP SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 10825* A Anlage 80 Aufforderung an alle Staaten, Material zur Aufklärung von NS-Verbrechen vor dem 31. Dezember 1979 zur Verfügung zu stellen SchrAnfr B41 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 10825* B Anlage 81 Inhalt der Vereinbarungen zwischen dem Bundesjustizminister und seinem sowjetischen Kollegen SchrAnfr B42 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Czaja CDU/CSU SchrAnfr B43 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Czaja CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 10825* C Anlage 82 Verfälschung der Steuerstatistik durch Belastung des Einkommensteueraufkommens mit dem Lohnsteuerjahresausgleich SchrAnfr B44 02.02.79 Drs 08/2532 Cronenberg FDP SchrAnfr B45 02.02.79 Drs 08/2532 Cronenberg FDP SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 10826* A Anlage 83 Zustimmung der Bundesvermögensverwaltung zum Bau einer Panzerhalle in Aschaffenburg am Fuße des Erholungsgebiets Wendelberg ohne Unterrichtung der Stadt SchrAnfr B46 02.02.79 Drs 08/2532 Gerlach (Obernau) CDU/CSU SchrAnfr B47 02.02.79 Drs 08/2532 Gerlach (Obernau) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 10826* C Anlage 84 Versagung der erhöhten Absetzung nach § 7 b EStG für eine Eigentumswohnung, die durch nachträgliche Teilung eines Mietwohngrundstücks nach § 8 des Wohnungseigentumsgesetzes entstanden ist SchrAnfr B48 02.02.79 Drs 08/2532 Kretkowski SPD SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 10727* A Anlage 85 Steuerliche Abschreibungsbestimmungen für Kernkraftwerke SchrAnfr B49 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Spöri SPD SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 10827* C Anlage 86 Zulässigkeit der Auskunftspraxis von Staatsanwaltschaften bei laufenden Verfahren wegen Steuerhinterziehung durch verschleierte Parteispenden SchrAnfr B50 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Spöri SPD SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 10827* D Anlage 87 Zuerkennung der Gemeinnützigkeit für die Vereinigten Deutschen Studentenschaften SchrAnfr B51 02.02.79 Drs 08/2532 Voigt (Frankfurt) SPD SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 10828* B Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 IX Anlage 88 Rückerstattung für Dieselöl an Taxiunternehmen SchrAnfr B52 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Zeitel CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 10828* C Anlage 89 Kostenbelastungen insbesondere der mittelständischen Unternehmen durch Übernahme von Aufgaben des Fiskus in Verbindung mit ihrer Buchhaltung zur Abführung der Steuern SchrAnfr B53 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Friedmann CDU/CSU SchrAnfr B54 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Friedmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 10829* B Anlage 90 Steuerliche Belastungen des Pferderennsports durch die Infragestellung der Gemeinnützigkeit SchrAnfr B55 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Müller-Emmert SPD SchrAnfr B56 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Müller-Emmert SPD SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 10829* C Anlage 91 Auswirkungen von Preisdifferenzen bei Rohöl und Kohle auf den Mehrkostenausgleich gemäß § 3 und die Ausgleichsabgabe gemäß § 4 des Dritten Verstromungsgesetzes SchrAnfr B57 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Warnke CDU/CSU SchrAnfr B58 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Warnke CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 10830* A Anlage 92 Belastung des Bundeshaushalts aus Hermes-Bürgschaften u. a. bei Ausbleiben der Zahlungen aus dem Iran SchrAnfr B59 02.02.79 Drs 08/2532 Schmidt (München) SPD SchrAnfr B60 02.02.79 Drs 08/2532 Schmidt (München) SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 10830* C Anlage 93 Verknüpfung der Subventionen an die Siemens AG mit der Auflage zur Aufrechterhaltung ihrer Betriebe und der Arbeitsplätze im Zonenrandgebiet, insbesondere in Teuschnitz und Neustadt bei Coburg SchrAnfr B61 02.02.79 Drs 08/2532 Hofmann (Kronach) SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 10831*B Anlage 94 Einführung des sogenannten Bestabrechnungsverfahrens für Stromtarife bei der Neuregelung der Bundestarifordnung „Elektrizität" SchrAnfr B62 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Dr. Lepsius SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 10831* C Anlage 95 Mittelansetzung für die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" bis 1982 und für das ERP- Regionalprogramm 1979 unter Berücksichtigung etwaiger EG-Rückflüsse SchrAnfr B 63 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Jahn (Braunschweig) CDU/CSU SchrAnfr B64 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Jahn (Braunschweig) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 10831* D Anlage 96 Durchführung der Empfehlungen des Beirats für Fragen des Tourismus beim BMWi zur Lage der Heilbäder und Kurorte und zur Frage der Mehrwertsteuer im Gastgewerbe SchrAnfr B65 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Hoffmann (Hoya) CDU/CSU SchrAnfr B66 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Hoffmann (Hoya) CDU/CSU SchrAnfr B67 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Hoffmann (Hoya) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 10832*B Anlage 97 Lieferzeit und Verkaufspreis für deutsche Autos in Luxemburg SchrAnfr B68 02.02.79 Drs 08/2532 Schartz (Trier) CDU/CSU SchrAnfr B69 02.02.79 Drs 08/2532 Schartz (Trier) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 10832*D Anlage 98 Veröffentlichung der Ausführungsbestimmungen zum Schiffbauhilfeprogramm SchrAnfr B70 02.02.79 Drs 08/2532 Gansel SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 10833*B X Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Anlage 99 Aufnahme der forstlichen Jungbestandspflege, insbesondere der Verbesserung der Bestockung, in die Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur SchrAnfr B71 02.02.79 Drs 08/2532 Simpfendörfer SPD SchrAnfr B72 02.02.79 Drs 08/2532 Simpfendörfer SPD SchrAnfr B73 02.02.79 Drs 08/2532 Simpfendörfer SPD SchrAnfr B74 02.02.79 Drs 08/2532 Simpfendörfer SPD SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 10833* C Anlage 100 Wirksamkeit des geltenden Bundesrechts bei dem Giftmilchskandal in den Riedgemeinden des Kreises Groß-Gerau SchrAnfr B 75 02.02.79 Drs 08/2532 Zink CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 10834* B Anlage 101 Auswirkungen der dem Arbeitgeber gewährten Einarbeitungsbeihilfe (Eingliederungshilfe) auf den Anspruch ausländischer Arbeitnehmer auf Rückerstattung der Rentenversicherungsbeiträge SchrAnfr B76 02.02.79 Drs 08/2532 Hasinger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 10834* C Anlage 102 Gleichbehandlung selbständiger Schwerbehinderter bei der Berechnung der Pflichtplätze und in der Frage der Versorgung SchrAnfr B77 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Köhler (Duisburg) CDU/CSU SchrAnfr B78 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Köhler (Duisburg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 10834* D Anlage 103 Entwicklung der Asbestose-Erkrankungen in der asbestverarbeitenden Industrie sowie Anwendungsverbot für Asbest SchrAnfr B79 02.02.79 Drs 08/2532 Müller (Mülheim) SPD SchrAnfr B80 02.02.79 Drs 08/2532 Müller (Mülheim) SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 10835* B Anlage 104 Anrechnung der Aufträge an arbeitstherapeutische Einrichtungen in der Psychiatrie auf die Ausgleichsabgabe gemäß § 53 des Schwerbehindertengesetzes SchrAnfr B81 02.02.79 Drs 08/2532 Rühe CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 10836*A Anlage 105 Schutz der Arbeitnehmer vor krebserzeugenden Arbeitsstoffen SchrAnfr B82 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Steger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 10836* D Anlage 106 Unfallversicherung für Schwarzarbeiter bei Berufsgenossenschaften SchrAnfr B83 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Zeitel CDU/CSU SchrAnfr B84 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Zeitel CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 10837* B Anlage 107 Anwendbarkeit der Europäischen Sozialcharta auf Beamte SchrAnfr B85 02.02.79 Drs 08/2532 Lutz SPD SchrAnfr B86 02.02.79 Drs 08/2532 Lutz SPD SchrAnfr B87 02.02.79 Drs 08/2532 Lutz SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 10837 *D Anlage 108 Ausdehnung des Mutterschaftsurlaubs auf Adoptivmütter bei Neuregelung des Mutterschutzes SchrAnfr B88 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Dr. Lepsius SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 10838* B Anlage 109 Anwendbarkeit des Abkommens über soziale Sicherheit mit Griechenland auf die nach den Gesetzen über die Krankenversicherung der Landwirte und der Studenten sowie nach dem Gesetz über die Sozialversicherung Behinderter versicherter Personen SchrAnfr B89 02.02.79 Drs 08/2532 Schartz (Trier) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 10838* C Anlage 110 Gesundheitsgefährdung durch ältere Verpackungsmaterialien für Lebensmittel und Küchengeräte aus PVC Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 XI SchrAnfr B90 02.02.79 Drs 08/2532 Biechele CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 10839* A Anlage 111 Ansteigen der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter; Erhöhung der Ausgleichsabgabe für unbesetzte Pflichtplätze SchrAnfr B91 02.02.79 Drs 08/2532 Schreiber SPD SchrAnfr B92 02.02.79 Drs 08/2532 Schreiber SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 10839* B Anlage 112 Verbesserung der Winter- und Regenschutzbekleidung für Soldaten sowie Ausgabe eines zusätzlichen Kampfanzugs SchrAnfr B93 02.02.79 Drs 08/2532 Baron von Wrangel CDU/CSU SchrAnfr B94 02.02.79 Drs 08/2532 Baron von Wrangel CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . . 10840* A Anlage 113 Errichtung von Soldatenheimen in den Standorten Wentorf und Elmenhorst SchrAnfr B95 02.02.79 Drs 08/2532 Baron von Wrangel CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . . 10840* B Anlage 114 Gleichstellung des zivilen Wachpersonals mit den Soldaten in der Berechnung des Verpflegungsgeldes SchrAnfr B96 02.02.79 Drs 08/2532 Biehle CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . . 10840* C Anlage 115 Ausrüstung der Nationalen Volksarmee der DDR mit Waffen für einen Gaskrieg SchrAnfr B97 02.02.79 Drs 08/2532 Biehle CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . 10841*A Anlage 116 Vereinfachung der verklausulierten Bestimmungen des Vergabeverfahrens für öffentliche Aufträge SchrAnfr B98 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 10841*B Anlage 117 Bereitstellung staatlichen Geländes, z. B. von Truppenübungsplätzen, für Sportverbände zu Übungszwecken SchrAnfr B99 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . 10841 *D Anlage 118 Wiedereinführung unterschiedlicher Farben und Materialien für Übungspatronen und scharfe Geschosse der 9-mm-Waffen SchrAnfr B100 02.02.79 Drs 08/2532 Würzbach CDU/CSU SchrAnfr B101 02.02.79 Drs 08/2532 Würzbach CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . 10842*B Anlage 119 Anteil des Landes Rheinland-Pfalz an Rüstungsaufträgen SchrAnfr B102 02.02.79 Drs 08/2532 Jung FDP SchrAnfr B103 02.02.79 Drs 08/2532 Jung FDP SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . 10842* C Anlage 120 Errichtung von Lärmschutzhallen auf dem Militärflugplatz Söllingen SchrAnfr B104 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Dr. Lepsius SPD SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . 10843* A Anlage 121 Auftreten Dr. Otto von Habsburgs bei einer Bundeswehreinheit in Rottenburg a. d. Laaber (Landkreis Landshut) SchrAnfr B105 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Wernitz SPD SchrAnfr B106 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Wernitz SPD SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . 10843* B Anlage 122 Mißbildungen bei Neugeborenen durch das von Ärzten und in Kliniken verwendete Antiseptikum Hexachlorophen SchrAnfr B107 02.02.79 Drs 98/2532 Müller (Schweinfurt) SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 10843* D XII Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Anlage 123 Ursachen der Suchtneigung und Kriminalität bei der jungen Generation SchrAnfr B108 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 10844* B Anlage 124 Zahl und Auftragnehmer der von der Bundesregierung im Arzneimittelbereich in den letzten zwei Jahren vergebenen Aufträge SchrAnfr B109 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 10844* C Anlage 125 Beachtung der Indikationseinschränkungen für Medikamente durch die deutsche Ärzteschaft SchrAnfr B110 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Schleicher CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 10845* B Anlage 126 Eindämmung der Produktion und des Vertriebs von Kriegsspielzeug SchrAnfr B111 02.02.79 Drs 08/2532 Vogelsang SPD SchrAnfr B112 02.02.79 Drs 08/2532 Vogelsang SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 10845*D Anlage 127 Verwendung einer Hochglanzaluminiumplatte für einen Sehtest im Rahmen der Ausstellung des Bundesgesundheitsministeriums im SFB SchrAnfr B113 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 10846`B Anlage 128 Verbesserung der Verkehrsverhältnisse auf der A 680/B 26 bei der Einfahrt in die Stadt Darmstadt SchrAnfr B114 02.02.79 Drs 08/2532 Picard CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMV 10846* C Anlage 129 Trassenführung der Umgehungsstraße Husum-Erfde SchrAnfr B115 02.02.79 Drs 08/2532 Peters (Poppenbüll) FDP SchrAnfr B116 02.02.79 Drs 08/2532 Peters (Poppenbüll) FDP SchrAntw PStSekr Haar BMV . . . . . 10846* D Anlage 130 Neuabgrenzung zwischen den BundesbahnBetriebswerken Hof und Nürnberg 1 SchrAnfr B117 02.02.79 Drs 08/2532 Hartmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMV . . . . . 10847* A Anlage 131 Überprüfung des Bußgeldkatalogs für Verstöße gegen die Rheinschiffahrtpolizeiverordnung SchrAnfr B118 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Verhülsdonk CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMV . . . . . 10847 *B Anlage 132 Ausbau der A I zwischen dem Leverkusener Kreuz und Remscheid SchrAnfr B119 02.02.79 Drs 08/2532 Braun CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMV . . . . . 10847* C Anlage 133 Sicherheitsvorkehrungen gegen Diebstähle von Lastkraftwagen mit Ladung SchrAnfr B120 02.02.79 Drs 08/2532 Seefeld SPD SchrAntw PStSekr Haar BMV 10848*A Anlage 134 Ersatz der von ausländischen Verkehrsteilnehmern verursachten Unfallschäden durch ausländische Kraftfahrzeugversicherungen SchrAnfr B121 02.02.79 Drs 08/2532 Spranger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMV 10848* C Anlage 135 Ausbau des Osnabrücker Zweigkanals sowie Stillegung des Personenschienenverkehrs auf der Bundesbahnstrecke zwischen Osnabrück, Delmenhorst und Brackwede SchrAnfr B122 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Hornhues CDU/CSU SchrAnfr B123 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Hornhues CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMV 10848* D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 XIII Anlage 136 Errichtung einer Lärmschutzanlage im Zuge der B 42 entlang des Neuwieder Ortsteils Block SchrAnfr B124 02.02.79 Drs 08/2532 Immer (Altenkirchen) SPD SchrAntw PStSekr Haar BMV 10849* B Anlage 137 Ausbau der B 414 im Bereich zwischen den Bahnhöfen Ingelbach und Hachenburg SchrAnfr B125 02.02.79 Drs 08/2532 Peiter SPD SchrAntw PStSekr Haar BMV 10849* B Anlage 138 Errichtung von Fluglärmmeß- und Flugüberwachungsanlagen auf allen deutschen Verkehrsflughäfen SchrAnfr B126 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Schmitt-Vockenhausen SPD SchrAnfr B127 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Schmitt-Vockenhausen SPD SchrAntw PStSekr Haar BMV . . . . . 10849* C Anlage 139 Ausfall des Bundesbahn-Haltepunkts Bingen-Stadt SchrAnfr B128 02.02.79 Drs 08/2532 Gerster (Mainz) CDU/CSU SchrAnfr B129 02.02.79 Drs 08/2532 Gerster (Mainz) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMV . . . . . 10850*A Anlage 140 Errichtung von Lärmschutzwänden an der A 61 im Bereich der Ortslage ErftstadtBliesheim SchrAnfr B130 02.02.79 Drs 08/2532 Milz CDU/CSU SchrAnfr B131 02.02.79 Drs 08/2532 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMV . . . . . 10850* C Anlage 141 Verbot des Vertriebs genehmigungspflichtiger Rundfunkgeräte SchrAnfr B132 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Haussmann FDP SchrAnfr B133 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Haussmann FDP SchrAntw PStSekr Haar BMP . . . . . 10850* D Anlage 142 Beförderung überalterter Postoberinspektoren zu Postamtmännern SchrAnfr B134 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Stavenhagen CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMP 10851* B Anlage 143 Auflösung der Poststelle 2 in Hartenstein SchrAnfr B135 02.02.79 Drs 08/2532 Hartmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMP 10851* C Anlage 144 Aufstellung behindertengerechter Telefonzellen SchrAnfr B136 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU SchrAnfr B137 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMP . . . . . . 10851 * D Anlage 145 Verkauf von Empfangsgeräten mit unzulässigen Frequenzbereichen SchrAnfr B138 02.02.79 Drs 08/2532 Klein (Dieburg) SPD SchrAntw PStSekr Haar BMP . . . . . . 10852* C Anlage 146 Beibehaltung herkömmlicher Poststellen und Postboten in strukturschwachen Gebieten SchrAnfr B139 02.02.79 Drs 08/2532 Möhring SPD SchrAnfr B140 02.02.79 Drs 08/2532 Möhring SPD SchrAntw PStSekr Haar BMP 10852 *D Anlage 147 Festlegung der Dauer des ersten Zeittaktintervalls im Telefonverkehr auf acht Minuten SchrAnfr B141 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Langner CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMP 10853 *B Anlage 148 Schaffung eines einheitlichen Ortsnetzes der Stadt Neuwied im Zuge der Neuabgrenzung von Fernsprechnahbereichen SchrAnfr B142 02.02.79 Drs 08/2532 Immer (Altenkirchen) SPD SchrAntw PStSekr Haar BMP 10853* C XIV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Anlage 149 Mehrkosten für entlegene Fernsprechanschlüsse in der Grafschaft Bentheim und im Landkreis Emsland SchrAnfr B143 02.02.79 Drs 08/2532 Seiters CDU/CSU SchrAnfr B144 02.02.79 Drs 08/2532 Seiters CDU/CSU SchrAnfr B145 02.02.79 Drs 08/2532 Seiters CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMP . . . . . . 10853* D Anlage 150 Ausbildungsplätze bei Bundesbahn und Bundespost, insbesondere für Schwerbehinderte, im Jahr 1979 SchrAnfr B146 02.02.79 Drs 08/2532 Hoffmann (Saarbrücken) SPD SchrAnfr B147 02.02.79 Drs 08/2532 Hoffmann (Saarbrücken) SPD SchrAntw PStSekr Haar BMP 10854* B Anlage 151 Abbau verwaltungstechnischer Hemmnisse bei der Einführung der Solarenergie SchrAnfr B148 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Riesenhuber CDU/CSU SchrAnfr B149 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Riesenhuber CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 10855* C Anlage 152 Genehmigungen für den Einbau von Wärmepumpen und Solaranlagen SchrAnfr B150 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Steger SPD SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 10855* D Anlage 153 Erhöhung der radioaktiven Belastung und des Krankheitsanfalls der Bevölkerung bei starker Wärmedämmung der Wohnungen SchrAnfr B151 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Laufs CDU/CSU SchrAnfr B152 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Laufs CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 10856*A Anlage 154 Zahl der Personen, denen die Benutzung der Transitwege seit Inkrafttreten des Transitabkommens verboten wurde SchrAnfr B153 02.02.79 Drs 08/2532 Lintner CDU/CSU SchrAnfr B154 02.02.79 Drs 08/2532 Lintner CDU/CSU SchrAntw BMin Franke BMB 10856* C Anlage 155 Äußerungen des SED-Politbüromitglieds Kurt Hager zur deutschen Einheit SchrAnfr B155 02.02.79 Drs 08/2532 Jäger (Wangen) CDU/CSU SchrAntw BMin Franke BMB 10856* D Anlage 156 Zunahme der Zahl der Mitarbeiter in den Großforschungszentren in der Zeit von 1974 bis 1979 sowie gegenwärtige Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter SchrAnfr B156 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Stavenhagen CDU/CSU SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 10856* D Anlage 157 Erhaltung der Konkurrenzfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland im Bereich der Nuklearenergie SchrAnfr B157 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 10858*B Anlage 158 Errichtung einer Datenbank zur Speicherung von Angaben über den Gesundheitszustand der gesamten Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland sowie Verhinderung eines Mißbrauchs persönlicher Angaben SchrAnfr B158 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Dr. Neumeister CDU/CSU SchrAnfr B159 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Dr. Neumeister CDU/CSU SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . .10859*A Anlage 159 Verarbeitung abgebrannter Brennelemente aus deutschen Kernkraftwerken in der Wiederaufbereitungsanlage der COGEMA in La Hague sowie Menge des daraus anfallenden radioaktiven Abfalls, des Urans und des Plutoniums SchrAnfr B160 02.02.79 Drs 08/2532 Dr.-Ing. Laermann FDP SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 10859*A Anlage 160 Bedeutung der industriellen Algenzucht für die Eiweißversorgung der Bevölkerung; Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 XV Verlegung des Dortmunder Instituts für Algenforschung nach Jülich unter Aufgabe wertvoller Forschungseinrichtungen SchrAnfr B161 02.02.79 Drs 08/2532 Gerstein CDU/CSU SchrAnfr B162 02.02.79 Drs 08/2532 Gerstein CDU/CSU SchrAntw PStSekr Stahl BMFT 10859* C Anlage 161 Gewährung von Bundeszuschüssen der externen Vertragsforschung bei der Arbeitsgemeinschaft der Industriellen Gemeinschaftsform SchrAnfr B163 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Steger SPD SchrAntw PStSekr Stahl BMFT . . . . . 10860*A Anlage 162 Unterrichtung der zuständigen Aufsichtsbehörden durch das Kernforschungszentrum Karlsruhe über die in der Reaktoranlage KNK II aufgetretenen Störungen; Vorkommen ähnlicher Vorfälle in der in Kalkar geplanten Anlage SchrAnfr B164 02.02.79 Drs 08/2532 Marschall SPD SchrAnfr B165 02.02.79 Drs 08/2532 Marschall SPD SchrAntw PStSekr Stahl BMFT . . . . . 10860* B Anlage 163 Abschätzung der sozialen Folgen technologischer Forschungsprogramme SchrAnfr B 166 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Riesenhuber CDU/CSU SchrAnfr B167 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Riesenhuber CDU/CSU SchrAntw PStSekr Stahl BMFT 10860* D Anlage 164 Rücknahme des Antrages der Gesellschaft für Strahlenforschung auf Erteilung einer Genehmigung zum Bau einer Lagerhalle an die Gemeinde Oberschleißheim SchrAnfr B168 02.02.79 Drs 08/2532 Frau Dr. Martiny-Glotz SPD SchrAntw PStSekr Stahl BMFT 10861* B Anlage 165 Einbringung des Entwurfs eines Bundesbildungsurlaubsgesetzes SchrAnfr B169 02.02.79 Drs 08/2532 Gansel SPD SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . . 10861* C Anlage 166 Ausgestaltung der Städtepartnerschaften zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Entwicklungsländern SchrAnfr B170 02.02.79 Drs 08/2532 Dr. Jahn (Münster) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Brück BMZ 10861* D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10763 136. Sitzung Bonn, den 9. Februar 1979 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 9. 2. Dr. van Aerrsen * 9. 2. Ahlers 9. 2. Dr. Aigner * 9. 2. Alber * 9. 2. Dr. Bangemann * 9. 2. Dr. Biedenkopf 9. 2. Dr. von Bismarck 9. 2. Brandt 16. 2. Conrad (Riegelsberg) 9. 2. Dr. Corterier 9. 2. Cronenberg .9. 2. Dr. Dollinger 16. 2. Dreyer 9. 2. Frau Erler 9. 2. Dr. Evers 9. 2. Feinendegen 9. 2. Fellermaier * 9. 2. Dr. Fuchs * 9. 2. Haase (Fürth) * 9. 2. Haase (Kassel) 9. 2. von Hassel 14. 2. Hoffie 9. 2. Hoffmann (Saarbrücken) * 9. 2. Dr. Hubrig 16. 2. Frau Hürland 16. 2. Ibrügger * 9. 2. Immer (Altenkirchen) 9. 2. Dr. Jahn (Braunschweig) * 9. 2. Jaunich 9. 2. Jung * 9. 2. Kaffka 16. 2. Dr. h. c. Kiesinger 9. 2. Dr. Klepsch * 9. 2. Klinker * 9. 2. Koblitz 16. 2 Dr. Köhler (Duisburg) 9. 2. Dr. Kreile 9. 2. Kunz (Berlin) 9. 2. Leber 9. 2. Lemp * 9. 2. Lücker * 9. 2. Luster * 9. 2. Merker 9. 2. Dr. Miltner 9. 2. Mischnick 9. 2. Müller (Bayreuth) 9. 2. Müller (Mülheim) * 9. 2. Müller (Wadern) * 9. 2. Dr. Nöbel 9. 2. Pieroth 9. 2. Rappe (Hildesheim) 9. 2. Frau Renger 16. 2. Schmidt (München) * 9. 2. Dr. Schneider 9. 2. *) für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Schreiber * 9. 2. Schröder (Wilhelminenhof) 9. 2. Seefeld * 9. 2. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim 9. 2. Spitzmüller 9. 2. Spranger 9. 2. Dr. Starke (Franken) * 9. 2. Graf Stauffenberg 9. 2. Sybertz 16. 2. Walkhoff 9. 2. Frau Dr. Walz* 9. 2. Dr. Warnke 9. 2. Wawrzik * 9. 2. Dr. von Weizsäcker 9. 2. Dr. Wendig 9. 2. Wurbs 9. 2. Ziegler 9. 2. Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 24) : Hat oder unterstützt die Bundesregierung Pläne, gesetzliche Bestimmungen zur Bekämpfung des Terrorismus einzuschränken? Die Bundesregierung plant nicht, die gesetzlichen Bestimmungen zur Bekämpfung des Terrorismus einzuschränken. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Sauer (Salzgitter) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 30) : Welches sind nach den Erkenntnissen der Bundesregierung die Schwerpunkte der DDR-Spionage in der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere die Schwerpunkte der Wirtschaftsspionage? Seit Jahren liegen die Schwerpunkte der DDR- Spionage im Bereich der politischen Spionage, gefolgt von der Militärspionage und der Wirtschaftsspionage. Die Schwerpunkte der Wirtschaftsspionage sind: - Elektronik und elektronische Datenverarbeitung - Nuklearphysik und Kernforschungsanlagen - Rüstungsindustrie - Chemische Betriebe - sowie Betriebe des Fahrzeug-, Luftfahrzeug- und Schiffsbau. 10796' Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schwenke (Nienburg) (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage A 37) : Kann die Bundesregierung bestätigen, daß Staatsminister Wischnewski bei seiner letzten Besprechung mit Mitgliedern der DDR-Regierung in Berlin (Ost) auch die katastrophale Situation, die auf Grund der von DDR-Industrien verursachten Salzverseuchung in der Weser eingetreten ist, zur Sprache gebracht hat, und zu welchen Ergebnissen hat dieses Gespräch gegebenenfalls geführt? Die Bundesregierung hatte bereits vor dem Besuch von Staatsminister Wischnewski in Ost-Berlin die Gewässerschutzprobleme gegenüber der DDR zur Sprache gebracht. Staatsminister Wischnewski hat bei seinem Gespräch am 13. Januar 1979 mit dem Außenminister der DDR den Wunsch der Bundesregierung ausdrücklich bekräftigt, konkrete Gespräche über diesen Komplex zu beginnen. Wenn dabei auch nicht auf Einzelheiten eingegangen wurde, hat Staatsminister Wischnewski jedoch keinen Zweifel an der besonderen Dringlichkeit des Problems der Versalzung von Werra und Weser gelassen. Die Bundesregierung geht davon aus, daß jetzt weitere Sondierungsgespräche über die gesamte Gewässerschutzproblematik mit der DDR geführt werden können. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Jäger (Wangen) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 46) : Wie viele Agenten der DDR sind seit dem Inkrafttreten des Grundlagenvertrags aufgespürt und festgenommen worden, gegen wie viele ist ein Strafverfahren eingeleitet und wie viele sind rechtskräftig verurteilt worden? Die vom Generalbundesanwalt und von den Landesjustizverwaltungen halbjährlich übersandten statistischen Übersichten in Staatsschutzverfahren, denen Straftaten nach den §§ 94 bis 99, 109 g und 109 f des Strafgesetzbuches zugrundeliegen, enthalten zu der Frage nach aufgespürten Agenten keine Angaben. Die Übersichten beziehen sich außerdem auf Agententätigkeiten für alle Mitgliedstaaten des Warschauer-Paktes und nicht nur auf DDR-Agenten. Allerdings kann davon ausgegangen werden, daß der überwiegende Teil der Straftäter DDR-Agenten bzw. Mitarbeiter des MfS sind. Für das 2. Halbjahr 1978 liegen die Übersichten noch nicht vollständig vor. Für den Zeitraum vom 1. Juli 1973 bis zum 30. Juni 1978 können den Halbjahresübersichten folgende Angaben entnommen werden: Es wurden insgesamt 5 198 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Gegen 141 Beschuldigte wurde Haftbefehl erlassen. 197 Beschuldigte wurden rechtskräftig verurteilt. Diese Zahlen liegen deutlich unter denen für einen vergleichbaren Zeitraum von fünf Jahren vor Inkrafttreten des Grundlagenvertrages, also vom 1. Juli 1968 bis 30. Juni 1973. In diesem Zeitraum sind ca. 6 769 Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Gegen 164 Beschuldigte wurde Haftbefehl erlassen und ca. 260 Beschuldigte sind rechtskräftig verurteilt worden. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schöfberger (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen A 47 und 48) : Unter welchen Benutzungsbedingungen händigt das Deutsche Patentamt in München an beliebige Benutzer Kopien der Patentunterlagen über die Herstellung und Zusammensetzung von Nervengasen und anderen hochgiftigen Stoffen, die sich laut Patentschrift sogar „zur chemischen Kriegsführung eignen", von hochexplosiven Stoffen und von sonstigen Stoffen und Vorrichtungen aus, mit denen ohne großen Realisierungsaufwand folgenschwere gemeingefährliche Verbrechen begangen werden können, und ist hierfür erforderlich, daß der Benutzer wenigstens die einschlägigen Patentnummern kennt, um an die Unterlagen zu kommen, und reichen nach Auffassung der Bundesregierung demzufolge die Sicherheitsvorkehrungen gegen den gemeingefährlichen Mißbrauch solcher Patente aus? Sieht sich die Bundesregierung veranlaßt, neue Vorkehrungen zu treffen, welche sind dies gegebenenfalls, und bis wann ist mit ihnen zu rechnen? Zu Frage A 47: Die Bundesrepublik Deutschland hat sich im Zusammenhang mit ihrem Beitritt zur Westeuropäischen Union (Brüsseler Vertrag) verpflichtet, in ihrem Gebiet keine Atomwaffen, chemischen und biologischen Waffen herzustellen. Einschlägige Erfindungen mit Eignung zur chemischen Kriegsführung sind nach § 1 a Nr. 1 des Patentgesetzes (früherer § 1 Abs. 2 des Patentgesetzes) wegen Verstoßes gegen die öffentliche Ordnung bei uns nicht patentfähig. In den Fällen, die die Presse in diesen Tagen aufgegriffen hat, handelt es sich daher im Zweifel um ausländische Patentschriften, die allgemein zugänglich sind, wenn die zuständigen Behörden des betreffenden Staates die Geheimhaltungsbedürftigkeit der Erfindungen verneint haben. Soweit durch eine bei uns angemeldete patentierbare Erfindung die äußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland tangiert würde, stünde einer Herausgabe von Unterlagen über eine derartige Erfindung § 30 PatG entgegen, wonach bei Erfindungen, die ein Staatsgeheimnis im Sinne von § 93 StGB darstellen, jede Bekanntmachung unterbleibt. Nach alledem kommt es auf das zugrundeliegende in- oder ausländiche materielle Recht an. Soweit hiernach die Patentschriften zu veröffentlichen sind, können Mißbräuche auch durch Benutzungsbedingungen oder dergleichen nicht wirksam verhindert werden. Zu Frage A 48: Die Frage ist unter Bezugnahme auf die zur Frage 47 gegebene Antwort zu verneinen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10797* Anlage 7 Antwort des Pari. Staatssekretärs Dr. de With auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Wernitz (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen A 49 und 50). Treffen Presseberichte zu, wonach gegen eine kleine Photokopiergebühr sich jedermann beim Deutschen Patentamt in München "Rezepte für Supergifte" besorgen kann? Hält es die Bundesregierung für notwendig oder zweckmäßig, bestehende Geheimhaltungsvorschriften bei Patentanmeldungen, wie sie bezüglich der Wahrung der äußeren Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland bestehen, auch auf den Bereich der inneren Sicherheit — etwa im Hinblick auf die Bekämpfung der Gewaltkriminalität im allgemeinen und der Terrorismusbekämpfung im besonderen — zu übertragen? Zu Frage A 49: Die Bundesregierung bedauert die in Frage stehenden Presseberichte, soweit sie in der Art und Weise ihrer Aufmachung geeignet sind, die Öffentlichkeit zu beunruhigen. Zur Beantwortung Ihrer Frage verweise ich auf die Antwort, die ich zur Frage 47 des Herrn Kollegen Dr. Schöfberger gegeben habe. Zu Frage A 50: Nach § 30 a Abs. 1 Satz 1 PatG ordnet die Prüfungsstelle beim Deutschen Patentamt von Amts wegen an, daß jede Bekanntmachung unterbleibt, wenn ein Patent für eine Erfindung nachgesucht wird, die ein Staatsgeheimnis im Sinne von § 93 des Strafgesetzbuchs ist. § 93 StBG macht aber die Geheimhaltungsbedürftigkeit davon abhängig, daß die Gefahr eines schweren Nachteils für die äußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland abzuwenden ist. Die Bundesregierung hält eine Erweiterung des Anwendungsbereichs des § 30 a Abs. 1 PatG nicht für zweckmäßig. Sie würde notwendigerweise voraussetzen, daß die bisherige Verknüpfung der Geheimhaitungsanordnung mit dem materiellen Staatsgeheimnisbegriff gelöst würde. Damit würde zugleich der unmittelbare Bezug zu den strafrechtlichen Sanktionen für eine Preisgabe des betreffenden Geheimnisses durch den Anmelder beseitigt werden. § 30 a PatG würde damit zu einer lex imperfecta: Die Anordnung des Patentamts hätte, soweit die Bezugnahme auf das Strafrecht entfällt, nur die Rechtsfolge, daß amtliche Bekanntmachungen zu der betreffenden Patentanmeldung unterbleiben. Dagegen bliebe eine anderweitige Veröffentlichung der Erfindung möglich. Die Anordnung des Patentamts würde daher die Geheimhaltung im ganzen nicht gewährleisten können. Eine Notwendigkeit, außerhalb des Patentrechts über das Strafrecht hinausgehende Maßnahmen gesetzlich festzulegen, ist bisher nicht hervorgetreten. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Emmerlich (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen A 51 und 52) : Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, wie viele Studenten bis zum 15. September 1981 die einstufige Juristenausbildung abgeschlossen haben werden? Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, wie viele Studenten sich am 15. September 1981 noch in der einstufigen Juristenausbildung befinden und welche Zeit sie benötigen, um diese abzuschließen? Zu Frage A 51: Bisher haben nur an den Universitäten Augsburg und Bremen die ersten Studienjahrgänge die einstufige Ausbildung voll durchlaufen. Bis Ende des Jahres 1978 hatten in Augsburg 48 und in Bremen 75 Studierende ihre Ausbildung abgeschlossen. Bis zum 15. September 1981 werden auch an den Universitäten Bielefeld, Hamburg, Hannover und Konstanz die ersten Studienjahrgänge ihre Ausbildung beenden. Die Universität Trier hat die einstufige Ausbildung erst 1975, die Universität Bayreuth sogar erst 1977 begonnen. Die Zahl der Absolventen bis zum 15. September 1981 kann auf Grund der Studienanfängerzahlen auf etwa 850 bis 1 000 Studierende geschätzt werden. Bei dieser Schätzung ist eine Erfolgsquote von 50 bis 65% zugrunde gelegt worden. Von dieser verhältnismäßig niedrigen Erfolgsquote wird deshalb ausgegangen, weil nach den bisherigen Erfahrungen eine Reihe von Studenten, etwa bei einem Wechsel der Universität, aus der einstufigen in die zweiphasige Ausbildung abwandert, während der Übergang aus der zweistufigen in die einstufige Ausbildung, u. a. wohl wegen der frühzeitigen Praxisphasen und .der studienbegleitenden Leistungskontrollen, vergleichsweise selten zu sein scheint. Außerdem ist berücksichtigt worden, daß nicht alle Studierenden ihre Ausbildung in der Mindestzeit abschließen. Zu Frage A 52: Am 1. Januar 1978, dem Zeitpunkt der letzten bundesweiten Erhebung, befanden sich insgesamt 3 720 Studierende in der einstufigen Juristenausbildung. Da sich die meisten Einstufenmodelle noch in der Aufbauphase befinden, wird sich die Zahl der einstufig ausgebildeten Studierenden bis 1981 erhöhen. Unter Annahme einer gleichmäßigen Fortsetzung der bisherigen Entwicklung läßt sich die Zahl der Studierenden, die sich am 15. September 1981 in der einstufigen Ausbildung befinden, auf etwa 5 000 schätzen. Da die Gesamtdauer der Ausbildung in den Einstufenmodellen zwischen sechs Jahren und sechs Jahren vier Monaten liegt, wird der größte Teil dieser Studierenden die Abschlußprüfung in den Jahren 1981 bis 1988 ablegen. Ein kleiner Teil, insbesondere der Studienanfängerjahrgänge 1980 und 1981, wird wegen Überschreitung der Mindestausbildungszeit die Ausbildung erst nach dem Jahre 1988 beenden. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Broll (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 53) : 10798* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Hat die Bundesregierung den sowjetischen Minister der Justiz, Terebilow, bei dessen Besuch in der Bundesrepublik gefragt, ob Gerüchte zutreffen, daß in der Sowjetunion noch Material über bisher unbekannte nationalsozialistische Gewalttaten absichtlich zurückgehalten werden bzw. noch unerforscht lagern, und wenn ja, hat sie um Übergabe des Materials gebeten? Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, daß in der Sowjetunion Material über nationalsozialistische Gewalttaten zurückgehalten wird. Die Bundesregierung hat daher keine Veranlassung gesehen, dem sowjetischen Justizminister bei dessen Besuch in der Bundesrepublik Deutschland eine entsprechende Frage zu stellen. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Cronenberg (FDP) (Drucksache 8/2532 Fragen A 54 und 55) : Hält es die Bundesregierung nach dem Strafvollzugsgesetz vom 16. März 1976 für zulässig, wenn der Leiter einer Vollzugsanstalt vom Anstaltsarzt, mit Einwilligung des Gefangenen, die Einsicht in diesen betreffende Krankenunterlagen verlangt, und hält sie diese Einwilligung angesichts seiner typischen Abhängigkeit von der Anstaltsgewalt generell für rechtswirksam, und wenn nein, wird sie dieser Auffassung Geltung verschaffen? Ist die Bundesregierung gegebenenfalls bereit, im Rahmen der Justizministerkonferenz oder auf anderem Weg darauf hinzuwirken, daß die für die Durchführung des Strafvollzugsgesetzes zuständigen Landesbehörden eine solche Akteneinsicht auch bei formell vorliegender Einwilligung des Gefangenen grundsätzlich ausschließen? Zu Frage A 54: Die Fragestellung rührt an eine komplexe Interessenlage, für die eindeutige gesetzliche Regelungen nicht bestehen. Nach dem am 1. Januar 1977 in Kraft getretenen Strafvollzugsgesetz trägt grundsätzlich der Anstaltsleiter die Alleinverantwortung für den gesamten Vollzug. Zur sachgerechten Erfüllung seiner Aufgaben muß er im Einzelfall auf Auskünfte der fachlichen Dienste im Vollzug zurückgreifen können; dementsprechend sehen die bundeseinheitlichen Verwaltungsvorschriften zum Strafvollzugsgesetz ein Recht des -Anstaltsleiters vor, u. a. in fachlichen Angelegenheiten der Ärzte Auskunft zu verlangen. Wie weit dieses Recht auf Auskunft reicht, ob davon auch ein Recht auf Einsichtnahme in Krankenunterlagen eines Gefangenen mit dessen Zustimmung umfaßt ist, läßt sich wohl nicht generell sagen: Die Rechtswirksamkeit einer derartigen Einwilligung wird jedenfalls nicht allein schon mit dem Hinweis auf die „typische Abhängigkeit von der Anstaltsgewalt" in Frage gestellt werden können. Die Wertung des Strafvollzugsgesetzes, wie sie etwa in § 63 Abs. 1 oder in § 101 Abs. 1 Satz 2 ihren Niederschlag findet, zeigt vielmehr, daß grundsätzlich von der Möglichkeit zu freier Willensbestimmung auch unter den Bedingungen des Vollzugs auszugehen ist. Im übrigen wird es der Abwägung im jeweiligen Einzelfall. vorbehalten bleiben müssen, wie die beteiligten Interessen der Anstaltsleitung, des Anstaltsarztes und des Gefangenen zu gewichten sind. So lassen sich etwa Fallgestaltungen, in denen der Gefangene ein erhebliches Interesse an einer Einsichtnahme in die Krankenunterlagen durch den Anstaltsleiter hat, ebenso vorstellen, wie Situationen, in denen der Arzt, gerade auch im Interesse des Patienten, glaubt, eine vollständige Auskunft verweigern zu müssen. Letztlich wird es Aufgabe des Anstaltsleiters sein, im Rahmen seiner Allgemeinverantwortung für den Vollzug und seiner Fürsorgepflicht für den Gefangenen unter Abwägung der angedeuteten Interessen über Art und Umfang seines Auskunftsverlangens zu entscheiden. Bei einer wirksamen Einwilligung durch den Gefangenen — und der damit verbundenen Befreiung des Arztes von seiner Schweigepflicht — muß diese Befugnis auch das Recht, Einsicht in die Krankenunterlagen des Gefangenen zu nehmen, umfassen. Zu Frage A 55: Im Bundesministerium der Justiz liegen keine hinreichenden Informationen über die Praxis in den einzelnen Bundesländern im hier gegebenen Zusammenhang vor. Ich bin jedoch gerne bereit, die Landesjustizverwaltungen über meine zuvor gegebene Stellungnahme zu informieren und einen Meinungsaustausch zu der Problematik anzuregen. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Wimmer (Mönchengladbach) (CDU/CSU) -(Drucksache 8/2532 Fragen A 56 und 57) : Verfügt die Bundesregierung über Erkenntnisse, die den Verdacht bestätigen könnten, den der Leiter des Dokumentationszentrums für NS-Verbrechen in Haifa, Herr Tuviah Friedmann, laut Pressemeldungen (so in der „Westdeutschen Zeitung" vom 26. Januar 1979) anläßlich eines Gesprächs mit dem Bundesjustizminister geäußert haben soll, daß „heute noch innerhalb der Polizei zahlreiche unentdeckte NS-Verbrecher teilweise an führender Stelle tätig seien, denen mangels Zeugen nichts nachgewiesen werden könne"? Rechnet die Bundesregierung damit, daß es nach Eintritt der Verjährung für Mordtaten zur Bildung von Partisanenkommandos aus Israel und den osteuropäischen Staaten kommen könne, die auf eigene Faust Rache an den NS-Verbrechern üben würden, wie Herr Friedmann bei dem in Frage 56 angeführten Gespräch ebenfalls angedeutet haben soll, und hat der Bundesjustizminister bei dem angeführten Gespräch von Herrn Friedmann Unterlagen erhalten oder in Aussicht gestellt bekommen, die geeignet sein können, eine mögliche Verjährung von NS- Verbrechern nicht eintreten zu lassen? Zu Frage A 56: In dem Gespräch bei Herrn Bundesminister Dr. Vogel hat Herr Friedmann nicht den Verdacht geäußert, daß heute noch innerhalb der Polizei zahlreiche unentdeckte NS-Verbrecher teilweise an führender Stelle tätig seien. Herr Friedmann hat nur allgemein ausgeführt, man müsse außer an die führenden NS-Größen auch an diejenigen denken, die damals als junge Leute an den Geschehnissen Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10799* beteiligt gewesen und vielfach namentlich nicht bekannt seien. Im übrigen verfügt die Bundesregierung nicht über Erkenntnisse, die den Verdacht bestätigen könnten, daß sich im Polizeidienst NS-Verbrecher befinden. Alle aktiven Polizeibeamten sind auf ihre NS-Vergangenheit geprüft worden. Im Zuge der Aufklärung der im Osten begangenen Tötungsverbrechen sind ferner die Angehörigen aller Polizeieinheiten, deren Teilnahme an Massentötungen bekannt ist, überprüft worden. Die Wahrscheinlichkeit, daß gleichwohl NS-Verbrecher bei der Polizei sind, ist sehr gering. Zu Frage A 57: Von Partisanenkommandos, die nach Eintritt der Verjährung auf eigene Faust Rache an NS-Verbrechern nehmen könnten, war bei dem Gespräch zwischen Herrn Bundesminister Dr. Vogel und Herrn Friedmann nicht die Rede. Der Bundesregierung sind auch keine anderweitigen Ankündigungen dieser Art bekannt. Herr Friedmann führte Unterlagen mit sich, die nach Verabredung mit Herrn Friedmann und im Einverständnis mit dem bei dem Gespräch anwesenden israelischen Gesandten in der israelischen Botschaft darauf durchgesehen werden sollen, ob sie bisher unbekanntes Belastungsmaterial enthalten. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Jahn (Münster) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 59) : Hat der Bundesjustizminister geäußert, daß das Zweite Wohnraumkündigungsschutzgesetz kein maßgeblicher Faktor für die mangelnde Investitionsbereitschaft im freifinanzierten Mietwohnungsbau sei und daher kein Anlaß bestehe, gesetzgeberische Initiativen zu ergreifen, und wenn ja, teilt die Bundesregierung diese Auffassung? Die Bundesregierung hat zur Vorbereitung eines vom Deutschen Bundestag erbetenen Berichts die Auswirkungen des Zweiten Wohnraumkündigungsschutzgesetzes untersucht. Diese Untersuchungen erlauben die Schlußfolgerung, daß sich ein negativer Einfluß des Gesetzes auf Investitionen in den Neubau freifinanzierter Mietwohnungen nicht feststellen läßt. Die Bundesregierung wird zu dieser Frage in einem Bericht Stellung nehmen, der dem Deutschen Bundestag in Kürze zugehen wird. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Hasinger (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 60) : Hält es die Bundesregierung für sachgerecht, daß Ausbildungskosten für die Ausbildung eines gewerblichen Lehrlings als Betriebsausgaben steuerlich abgezogen werden können, Kosten für die Ausbildung eines Lehrlings in der Hauswirtschaft dagegen praktisch steuerlich nicht absetzbar sind? Aufwendungen im Zusammenhang mit der Ausbildung hauswirtschaftlicher Lehrlinge sind steuerlich nicht vergleichbar mit Aufwendungen im Zusammenhang mit der Ausbildung gewerblicher Lehrlinge. Aufwendungen für die Ausbildung hauswirtschaftlicher Lehrlinge berühren die Privatsphäre und gehören deshalb ebenso wie andere Aufwendungen für den Haushalt zu den nichtabziehbaren Ausgaben im Sinne des § 12 des Einkommensteuergesetzes (EStG). Dagegen sind Aufwendungen für die Ausbildung gewerblicher Lehrlinge der betrieblichen Sphäre zuzurechnen. Die unterschiedliche einkommensteuerliche Behandlung der Aufwendungen beruht mithin auf unterschiedlichen Sachverhalten. Im Hinblick auf den das Einkommensteuerrecht beherrschenden Grundsatz der Nichtabziehbarkeit von privaten Aufwendungen ist es nicht möglich, besondere steuerliche Erleichterungen für die Ausbildung hauswirtschaftlicher Lehrlinge zu schaffen. Die Vergütungen an einen hauswirtschaftlichen Lehrling können nur als außergewöhnliche Belastungen wegen Beschäftigung einer Hausgehilfin zu einer Steuerermäßigung nach § 33 a Abs. 3 EStG führen, wenn die entsprechenden Voraussetzungen vorliegen. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Spöri (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen A 61 und 62) : Hält die Bundesregierung die Anlageofferte der Bauer KG, München, steuerrechtlich zulässig, die bei Zeichnung für eine Industriebeteiligung in Berlin im Januar 1979 nodi 140 v. H. Verlustzuweisung für das Jahr 1978 offeriert, und wenn nein, wird die Bundesregierung den in Auftragsverwaltung zuständigen Landesfinanzbehörden entsprechende Hinweise geben? Hat die Bundesregierung Kenntnis über die Abgabe von GmbH-Verlustvorträgen an andere Unternehmen durch fingierte Leistungen, und wie wird sie gegebenenfalls gegen diese mißbräuchliche Handhabung der steuerrechtlichen GmbH-Regeln vorgehen? Zu Frage A 61: Verluste aus der Beteiligung an Personengesellschaften können steuerlich nur denjenigen zugerechnet werden, die schon bei der Entstehung des Verlusts Gesellschafter waren. Tritt ein Gesellschafter erst nach Ablauf des Jahres, in dem der Verlust entstanden ist, in die Gesellschaft ein, so kann ihm ein Anteil am Verlust des abgelaufenen Jahres nicht zugerechnet werden. Die Bundesregierung geht davon aus, daß diese Rechtslage den Landesfinanzbehörden bekannt ist. Sie sieht deshalb keine Veranlassung zu einem besonderen Hinweis. 10800* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Zu Frage A 62: Der Verlustabzug nach § 10 d EStG steht nur dem zu, der den Verlust erlitten hat. Er kann nicht durch Rechtsgeschäft auf einen anderen übertragen werden. Die Bundesregierung hat dies in Abschnitt 115 der für die Finanzämter verbindlichen Einkommensteuer-Richtlinien ausdrücklich klargestellt. Diese Anordnung gilt auch für Verluste von Kapitalgesellschaften. Daraus ergibt sich nach der Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs auch, daß beim sog. Mantelkauf der Verlustabzug vom Erwerber der Anteile nicht geltend gemacht werden kann, wenn die GmbH ihre bisherigen Vermögenswerte im wesentlichen verloren hat und durch die Zuführung von Mitteln der Neugesellschafter wirtschaftlich wiederbelebt wird. Das Bundesministerium der Finanzen hat im Jahre 1977 die obersten Finanzbehörden der Länder und das Bundesamt für Finanzen befragt, ob bestimmte Gestaltungsmöglichkeiten bekannt geworden sind, die zu einer Umgehung der Vorschriften über den Verlustabzug führen können. Dabei hat sich ergeben, daß nur in einem Land ein Fall dieser Art an die oberste Finanzbehörde herangetragen worden ist. Das Bundesministerium der Finanzen und die obersten Finanzbehörden der Länder haben dies in Zusammenhang mit der Tatsache, daß gelegentlich in Chiffre-Anzeigen Verlustabzüge zum Kauf angeboten werden, zum Anlaß genommen, durch eine ergänzende Weisung an die Finanzbehörden möglichen Mißbräuchen vorzubeugen. Die im Bundessteuerblatt 1978 Teil I S. 235, 242 veröffentlichte Weisung stellt sicher, daß die für den sog. Mantelkauf geltenden Grundsätze auch bei der Einbringung von Betrieben in vermögenslose Kapitalgesellschaften beachtet werden. Danach ist es nicht möglich, Verluste einer vermögenslosen GmbH von Gewinnen eines anderen Unternehmens abzuziehen, welches nach den Vorschriften des Umwandlungssteuergesetzes in die GmbH eingebracht worden ist. Sollten Ihnen, Herr Kollege Dr. Spöri, Fälle bekannt sein, in denen nicht nach diesen Grundsätzen verfahren wird, so ist das Bundesministerium der Finanzen selbstverständlich gern bereit, mit der zuständigen Landesfinanzbehörde die gebotenen Kontakte aufzunehmen. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Pfennig (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 64) : Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die Attraktivität Berlins für junge Ehepaare und Familien steigen würde, wenn es bei der Unterstützung von Familien einen Vorsprung Berlins gegenüber den Maßnahmen anderer Bundesländer und Großstädte insbesondere durch größere finanzielle Beihilfen über einen längeren Zeitraum hinweg bei der Geburt zweiter und dritter Kinder gäbe, und ist die Bundesregierung gegebenenfalls bereit, entsprechende in Berlin vorhandene Vorstellungen zu unterstützen? Ich gehe davon aus, daß sich Ihre Frage auf Verbesserungen des Familiengründungsdarlehens in Berlin bezieht. Wie Sie wissen, handelt es sich hierbei um Hilfen des Landes Berlin, die nach landesrechtlichen Grundsätzen vergeben werden. Soweit der Bundesregierung bekannt ist, hat das Abgeordnetenhaus von Berlin kürzlich im Zuge der Haushaltsberatungen 1979 erhebliche Verbesserungen des Familiengründungsdarlehens ab 1. Januar 1979 gebilligt. Nicht zuletzt dank der Bundeshilfe für Berlin — die in diesem Jahr übrigens mehr als 8,4 Milliarden DM betragen wird — war es möglich, die erforderlichen Mittel im Berliner Landeshaushalt von 17 Millionen DM in 1978 auf 37,2 Millionen DM in 1979 zu erhöhen und damit mehr als zu verdoppeln. Daraus ergibt sich, daß die Bundesregierung im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Zuständigkeiten die Bemühungen des Landes Berlin bereits tatkräftig unterstützt. Es ist allerdings darauf zu verweisen, daß die Attraktivität der Stadt und ihres Lebensraumes für Familien von vielen weiteren Faktoren abhängig ist, z. B. besonders vom Angebot an familien- und kinderfreundlichen Wohnungen, von Kindergärten, Schulen, den Freizeitwert und nicht zuletzt den Verdienstmöglichkeiten. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündliche Frage des Angeordneten Möhring (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage A 65) : Ist der Bundesregierung bekannt, ob unter ausdrücklichem Hinweis auf bevorstehende Streckenstillegungen im Zonenrand eine Kraftstoffgesellschaft einer Tankstelle im Landkreis Lüchow-Dannenberg strikte Anweisung gegeben haben soll (und damit für alle übrigen Tankstellen richtungweisend wurde), sofort den Benzinabgabepreis zu erhöhen, well. „Nachfrage den Preis macht und bei einer Streckenstillegung der betroffene Bürger eben mehr auf sein Auto angewiesen ist", wie dies von einem Tankstelleninhaber in einem Leserbrief in der ElbeJeetzel-Zeitung vom 16. Dezember 1978 behauptet wird, und welche Möglichkeiten sieht im Fall der Bestätigung des Sachverhalts die Bundesregierung, die Zonenrandbevölkerung vor solchem rigorosen Mißbrauch marktbeherrschender regionaler Positionen von Benzingesellschaften in Schutz zu nehmen? Der Bundesregierung ist nicht bekannt, daß eine Mineralölgesellschaft unter ausdrücklichem Hinweis auf bevorstehende Streckenstillegungen im Zonenrandgebiet einer Tankstelle im Landkreis Lüchow-Dannenberg strikte Anweisung gegeben haben soll, sofort den Benzinabgabepreis zu erhöhen. Nach Auffassung der Bundesregierung würde ein solcher Hinweis keine akzeptable Begründung für eine Benzinpreiserhöhung darstellen. Die weitere Marktentwicklung wird zeigen, ob sich ein solches Vorgehen angesichts der Mobilität der Verbraucher (Pendler), der hohen Transparenz der Tankstellenpreise und der Preisbewußtheit der Autofahrer am Markt durchsetzen läßt. Grundsätzlich besteht nach den Vorschriften des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen die Möglichkeit, im Rahmen der Mißbrauchsaufsicht über marktbeherrschende Unternehmen gegen mißbräuchlich überhöhte Benzinpreise einzuschreiten. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10801* Das Bundeskartellamt sowie die Kartellbehörden der Länder sind in den vergangenen Jahren immer wieder mit der Frage befaßt gewesen, ob die Preisgestaltung der Mineralölgesellschaften in peripheren Gebieten in dieser Hinsicht beanstandet werden kann. Um wegen mißbräuchlich überhöhter Preise einschreiten zu können, muß die zuständige Kartellbehörde der betreffenden Mineralölgesellschaft eine marktbeherrschende Stellung nachweisen. Nach den Feststellungen des Bundeskartellamtes in derartigen Fällen besteht jedoch zumeist zwischen Hoch- und Niedrigpreisgebieten wegen des zusammenhängenden Straßentankstellennetzes und der übergreifenden Verkehrsströme ein so wirksamer Reaktionszusammenhang, daß von Marktbeherrschung einzelner Tankstellen auch in peripheren Gebieten in der Regel nicht gesprochen werden kann. Ich will jedoch nicht ausschließen, daß das im Einzelfall einmal anders sein kann. Ich habe deshalb das Bundeskartellamt gebeten, dem von Ihnen geschilderten Fall nachzugehen. Vom Ergebnis der Prüfung des Amtes werde ich Sie gerne unterrichten. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Pinger (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 66) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß in der typisch mittelständisch strukturierten Feuerverzinkungsindustrie der Marktanteil von Großunternehmen mit einem Umsatz von mindestens 2 Milliarden DM im Jahr 1959 7 v. H. betrug, bis zum Jahr 1977 ca. 30 v. H. und bei Genehmigung von Zusammenschlüssen im Jahr 1977 auf 53 v. H. anwachsen würde, und ist die Bundesregierung insbesondere der Auffassung, daß die Zusammenschlüsse des Jahres 1977 bereits nach geltendem Kartellrecht durch das Bundeskartellamt untersagt werden könnten und müßten? Die Bundesregierung beobachtet die im Bereich der Feuerverzinkungsindustrie seit einer Reihe von Jahren festzustellende Konzentrationsentwicklung mit Aufmerksamkeit. Dies vor allem deshalb, weil dort große Konzernunternehmen im Zuge ihrer Diversifizierungsstrategien dazu übergegangen sind, durch Aufkauf kleinerer Unternehmen ihre Marktposition zu Lasten der mittelständischen Wettbewerber zu verstärken und, damit die noch überwiegend mittelständische Struktur dieses Marktes zu gefährden. Die Marktanteile der Konzernunternehmen unter Einschluß der Zusammenschlüsse aus den Jahren 1977 und 1978 haben mit gut 30 % zwar bei weitem noch nicht das Ausmaß erreicht, von dem Sie —Herr Kollege — bei Ihrer Frage ausgegangen sind. Gleichwohl erscheint eine weitere Verstärkung der Marktposition der beiden großen Marktführer (Hoesch und Preussag) angesichts der damit verbundenen Risiken für die Marktstruktur wettbewerbspolitisch nicht unproblematisch. Das Bundeskartellamt hat mit dem geltenden Instrumentarium der Fusionskontrolle die bisher aufgetretenen Zusammenschlüsse weder ausreichend erfassen noch gar untersagen können. Der einzige Großzusammenschluß auf diesem Gebiet zwischen Hoesch und der Siegener AG ist derzeit noch beim Amt anhängig. Die Prüfung des Falles muß sich auf den Unternehmensbereich Stückverzinkung beschränken, da die Fusion im übrigen nach den Vorschriften des EGKS-Vertrages bereits von der EG- Kommission gebilligt worden ist. Das Ergebnis der kartellrechtlichen Prüfung läßt sich derzeit noch nicht absehen. Abschließend noch eine allgemeine Bemerkung: Auch die Erfahrung im Bereich der mittelständisch strukturierten Feuerverzinkereien zeigen, daß die geltende Fusionskontrolle dem Eindringen und weiteren Vordringen von Großunternehmen in Mittelstandsmärkten nicht ausreichend entgegenwirken kann. Die Modifizierung der Anschlußklausel und die Einführung einer Mittelstandsmarktvermutung im Rahmen des § 23 a der 4. GWB-Novelle ist daher unumgänglich, wenn nicht weitere irreversible Strukturschäden auf mittelständischen Märkten eintreten sollen. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Müller (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 67) : Wann ist in der Bundesrepublik Deutschland mit Erdölrationierungsmaßnahmen zu rechnen, nachdem die USA zum 1. April bei einem wesentlich niedrigeren Iranölimportanteil solche Maßnahmen angekündigt haben? Zur Zeit ist nicht mit solchen Maßnahmen zu rechnen. Die USA haben Maßnahmen lediglich vorsorglich angekündigt. An eine Ölrationierung wird in den USA erst dann gedacht, wenn die iranischen Ölexporte bis zum 1. April nicht wieder aufgenommen werden und eine freiwillige Zurückhaltung der Verbraucher nicht zu einem Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage führt. Wie eine umfassende Umfrage der Internationalen Energie-Agentur unter ihren Mitgliedstaaten für das 1. Quartal 1979 ergeben hat, besteht zur Zeit kein Anlaß zur Besorgnis. Lieferungen anderer Ölförderländer und hohe Vorratsbestände zum 1. Januar 1979 ergeben eine ausgeglichene Versorgung. Dies gilt auch für die Bundesrepublik Deutschland. Wie sich die Versorgungssituation weiter entwickeln wird, kann erst nach Auswertung einer erneuten IEA-Umfrage Mitte dieses Monats beurteilt werden. In besserer Kenntnis der sich dann abzeichnenden Entwicklung wird sich der Verwaltungsrat der IEA Anfang März mit der Situation auf dem Ölmarkt befassen. Auch die Bundesregierung wird die Auswirkungen der Lage im Iran auf 10802* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 unsere Ölversorgung weiterhin sorgfältig beobachten. Unabhängig davon kann jedoch der Verbraucher schon jetzt durch verstärktes Energiesparen zu einer Entspannung der Situation beitragen. So sollte er z. B. nicht unbedingt notwendige Käufe bei leichtem Heizöl zurückstellen. Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dreyer (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen A 68 und 69) : Trifft es zu, daß — obwohl die Bundesregierung im Mai 1978 zur EG-Verordnung Nr. 1153/78 ihre Zustimmung gab — sie sowohl in den vorbereitenden Beratungen, als auch bei der Beschlußfassung des PLANAK darauf verzichtete, sich für eine Berücksichtigung der Beihilfemöglichkeiten durch eine entsprechende Änderung der Förderungsgrundsätze des einzelbetrieblichen Förderungsprogramms einzusetzen? Hat die Bundesregierung die Entscheidung über die Umsetzung dieses Beschlusses des Rats allein der Verantwortung der Länder überlassen, obwohl es ihr doch ein ernstes Anliegen sein sollte, alle Möglichkeiten zu nutzen, zur Gleichstellung des deutschen Obstbaus im Wettbewerb mit den anderen Mitgliedstaaten Sorge zu tragen, und wenn ja, warum? Ich bitte, die beiden Fragen wegen des sachlichen Zusammenhangs gemeinsam beantworten zu dürfen. Die in der ersten Frage geäußerte Vermutung trifft nicht zu. Die Bundesregierung ist aus Wettbewerbsgründen bereit, die Förderung der Erneuerung von Apfel-, Birnen- und Pfirsichanlagen im Rahmen der einzelbetrieblichen Förderung zu prüfen. Sie hat entsprechend dem üblichen Verfahrensgang zur Vorbereitung des Rahmenplans für die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" die Beihilfemöglichkeiten nach EWG-Verordnung Nr. 1153/78 mit den Ländern erörtert. Die Beratungen haben gezeigt, daß die überwiegende Mehrheit der Länder einer Übernahme dieser Beihilfemöglichkeit in die einzelbetrieblichen Förderungsgrundsätze ablehnend gegenübersteht. Da ein Beschluß bei der gegebenen Stimmenverteilung im Planungsausschuß nur zustande kommt, wenn die Mehrheit der Länder zustimmt, war eine Realisierung im Rahmenplan 1979 nicht möglich. Bei der Vorbereitung des Rahmenplans 1980 wird die Bundesregierung die Frage einer Förderung der Erneuerung von Obstanlagen noch erneut prüfen. Dabei wird auch von Bedeutung sein, in welchem Umfang die übrigen EG-Mitgliedstaaten die Förderungsmöglichkeit in Anspruch nehmen. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Traupe (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen A 70 und 71) : Ist der Bundesregierung bekannt, ob — wie die Presse berichtet — in der EG im Vermarktungsjahr 1977/78 rund 201 000 Tonnen Obst und Gemüse „aus dem Markt genommen„ wurden? Ist der Bundesregierung bekannt, ob die Europäische Kommission sich gegen den Vorwurf der Vernichtung von Nahrungsmitteln mit notwendigen Rücknahmen entschuldigt hat, die einen Zusammenbruch der Preise vermeiden sollten? Zu Frage A 70: Es trifft zu, daß im Vermarktungsjahr 1977/78 in der EG rund 201 000 t Obst und Gemüse aus dem Markt genommen wurden. Diese Interventionsmenge entsprach 1,13 % der Gesamtproduktion dieser Produkte. In der Bundesrepublik Deutschland lagen die Interventionen mit weniger als 1 % unter dem EG-Durchschnitt. Zu Frage A 71: Die EG-Kommission hat auf die Anfrage Nr. 419/78 des Abgeordneten Petersen zu Recht darauf hingewiesen, daß die nach der. Marktordnung Obst und Gemüse vorgesehenen Rücknahmen keine Vernichtung darstellen. Die zurückgenommenen Produkte dürfen nur für ganz bestimmte Zwecke, wie z. B. kostenlose Abgabe an Altersheime, an Waisenhäuser, an Kinderheime, an Schulkinder, zur Verfütterung, bzw. zur Herstellung von Alkohol verwendet werden. Diese Interventionsart kommt nur dann in Betracht, wenn bei Sättigung der Aufnahmefähigkeit des Marktes unverkäufliche Erzeugnisse aus dem Markt genommen werden. Die Erzeugerorganisationen erhalten hierfür einen gewissen finanziellen Ausgleich. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Conradi (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen A 72 und 73): Hat die Bundesregierung mit Millionenaufwand vergleichende verhaltenswissenschaftliche Untersuchungen über die Massentierhaltung von Legehennen in Auftrag gegeben, für die Tierzüchter und nicht Verhaltensforscher verantwortlich sind, wie die „Stuttgarter Zeitung" vom 2. Januar 1979 meldete, und wenn ja, durch welche Maßnahmen wird die Bundesregierung sicherstellen, daß an diesen Untersuchungen Tierverhaltensforscher in ausreichender Zahl und mit ausreichenden Kompetenzen verantwortlich beteiligt werden, damit die Ergebnisse dieser Untersuchungen nicht später als einseitig vom Tierzüchterinteresse her bestimmt in der Öffentlichkeit abgetan werden können? Was hat die Bundesregierung bestimmt, den Referentenentwurf einer neuen Verordnung zur Massentierhaltung von Legehennen vor Beendigung der von ihr in Auftrag gegebenen vergleichenden verhaltenswissenschaftlichen Untersuchungen über die Massentierhaltungen von Legehennen vorzulegen? Zu Frage A 72: Es trifft zu, daß die Bundesregierung am 1. November 1976 ein umfassendes Forschungsvorhaben zu dem Problem „Tierschutz/Legehennen-Käfighaltung" in Auftrag gegeben hat. Dieses Vorhaben, das am 1. Juni 1977 begonnen wurde, ist auf die qualitative und quantitative Untersuchung zum Verhalten, zur Leistung und zum physiologischen Status von Legehennen in den Haltungsformen Auslauf-, Boden- und Käfighaltung ausgerichtet. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10803* Beim Senat der Bundesforschungsanstalten des BML ist eine Arbeitsgruppe „Tierschutzgerechte Haltung von Nutztieren" gebildet worden. Die Arbeitsgruppe hat die Aufgabe, das Forschungsvorhaben zu planen, zu begleiten und zu kontrollieren sowie dabei etwa erforderliche Berichtigungen vorzunehmen. Die Ergebnisse der Versuche sind von der Arbeitsgruppe zu sammeln und auszuwerten. Die Arbeitsgruppe besteht aus zwölf Wissenschaftlern, davon sind der Vorsitzende sowie sechs weitere Mitglieder verhaltenswissenschaftliche Sachverständige. Bei dieser Sachlage ist die Bundesregierung der Überzeugung, alles in ihren Kräften Stehende getan zu haben, daß die Ergebnisse dieses Forschungsvorhabens später weder von Fachleuten noch von der Öffentlichkeit als einseitig abgetan werden können. Zu Frage A 73: Das zuständige Fachreferat des BML hat vor kurzem den beteiligten Kreisen sowie den Ländern einen ersten Entwurf einer Rechtsverordnung nach § 13 Abs. i TierSchG über den Schutz von Legehennen in Käfigen als erste Diskussionsgrundlage zur Stellungnahme zugeleitet. Der Entwurf beschränkt sich auf Sachverhalte, deren Regelung — unabhängig von verhaltenswissenschaftlich zu begründenden Erfordernissen — zur Vermeidung sog. Technopathien, das sind durch Produktionsformen und -abläufe bedingte, klinisch erkennbare nachhaltige Beeinträchtigungen des Tieres, geboten ist. Da das Forschungsvorhaben nicht vor dem 31. Dezember 1980 abgeschlossen sein wird und sodann noch die Auswertung erfolgen muß, erscheint es nicht länger vertretbar, die bereits mögliche Regelung eines Teilbereichs hinauszuschieben. Das Gewicht des Schutzanliegens der Tiere im Hinblick auf Technopathien ist gravierend und rechtfertigt diese Teilregelung. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Gobrecht (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen A 74 und 75) : Trifft es zu, daß die gesetzliche Krankenversicherung der Arbeitnehmer auch die Kosten, die aus Skiunfällen herrühren, übernehmen muß, und — wenn ja — liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, wie hoch diese jährlichen Kosten sind, und welcher Betrag sich daraus jährlich pro Kopf der Pflichtversicherten ergibt? Bestehen bei der Bundesregierung Überlegungen, zugunsten der nicht skifahrenden Mehrheit der Arbeitnehmer hinsichtlich der Kosten aus Skiunfällen eine Entlastung der gesetzlichen Krankenversicherung — gegebenenfalls durch die Verpflichtung zu einem eigenverantwortlichen Abschluß von Unfall- und Haftpflichtversicherungen — vorzusehen? Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt grundsätzlich unabhängig von der Ursache der Erkrankung die Kosten der Krankheitsbehandlung für ihre Versicherten. Sie trägt somit auch die Behandlungskosten, die durch Ski-Unfälle entstehen. Die Leistungsausgaben der Krankenkassen werden nicht nach Krankheitsursachen getrennt erfaßt. Statistisches Zahlenmaterial über die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für Ski-Unfälle liegt mir deshalb nicht vor. Zu Ihrer zweiten Frage bemerke ich folgendes: Es ist nicht beabsichtigt, den Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung bei Ski- und sonstigen Sportunfällen einzuschränken. Beruhen Ski-Unfälle auf Fremdverschulden, gehen die Ansprüche des versicherten Geschädigten auf den Krankenversicherungsträger über, der den Schädiger oder dessen Versicherung wegen des Schadensersatzanspruchs in Anspruch nimmt. Die Folgen eines selbstverschuldeten Unfalles dagegen gehören zu den Risiken, gegen die die gesetzliche Krankenversicherung ihre Versicherten und deren mitversicherte Angehörige zu schützen hat. Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, eine gesetzliche Verpflichtung zum Abschluß einer allgemeinen Unfall- und Haftpflichtversicherung einzuführen. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Neumann (Bramsche) (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage A 76) : Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, anläßlich der Änderung des Mutterschutzgesetzes, Adoptiveltern in die Neuregelung einzubeziehen, und ist die Bundesregierung bereit mitzuteilen, welche Mehrkosten dadurch entstehen würden? Das Mutterschutzgesetz hat die Aufgabe, die im Arbeitsverhältnis stehende schwangere Frau und Wöchnerin zu schützen. Die Schutzfrist von in der Regel acht Wochen nach der Entbindung erhält sie, weil sie wegen der mit der Schwangerschaft und Entbindung zusammenhängenden körperlichen und psychischen Veränderungen einer besonderen Schonung bedarf. Diese Schonung soll mit der von der Bundesregierung vorgeschlagenen Änderung des Mutterschutzgesetzes um weitere vier bis auf insgesamt sechs Monate nach der Entbindung ausgedehnt werden. Die für den Schutz der leiblichen Mutter entscheidenden Gründe liegen in der Person der Adoptiveltern nicht vor. Die Bundesregierung sieht daher keine Möglichkeit, Adoptiveltern in diese Konzeption des Mutterschutzgesetzes einzubeziehen. Die Frage nach den etwaigen Mehrkosten, die durch die Einbeziehung der Adoptiveltern entstehen würden, ist daher gegenwärtig nicht zu beantworten. Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Kirschner (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage A 77) : 10804* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus der Erkenntnis, daß im Jahr 1978 475 Arbeitnehmer im Bereich der gewerblichen Wirtschaft durch die Verwendung kanzerogener Arbeitsstoffe an Krebs erkrankt sind, und daß es — wie aus einer Pressemitteilung des DGB vom 17. Januar 1979 zu erfahren war — durch Umstellung der Verfahren möglich ist, das Krebsrisiko zu verhindern? Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß der Arbeitsschutz im Hinblick auf die erheblichen Gesundheitsgefahren, die von krebserzeugenden Arbeitsstoffen ausgehen können, weiter ausgebaut werden muß. Sie bereitet daher zur Zeit eine Erweiterung der Verordnung über gefährliche Arbeitsstoffe vor. Sie soll spezielle Bestimmungen über den Umgang mit krebserzeugenden Stoffen beinhalten. Die Berufsgenossenschaften erarbeiten gleichzeitig eine ergänzende Unfallverhütungsvorschrift über technische Schutzmaßnahmen beim Umgang mit krebserzeugenden Stoffen. In dem von Ihnen zitierten DGB NachrichtenDienst wird mit Recht auf die besondere Gesundheitsgefährdung hingewiesen, der die Arbeitnehmer bei der Anwendung des Asbest-Spritzverfahrens ausgesetzt sind. Nach Absprache mit dem Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung wird deshalb von den Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung in Kürze ein Nachtrag zur Unfallverhütungsvorschrift „Schutz gegen gesundheitsgefährlichen mineralischen Staub" vorgelegt. Hierin wird ein Verbot des Asbest-Spritzverfahrens vorgesehen. In dem Zeitraum bis zum Inkrafttreten dieser Vorschrift wird das Asbest-Spritzverfahren durch Einzelanordnungen der Berufsgenossenschaften bzw. der Gewerbeaufsichtsbehörden untersagt. Zur Anwendung gelangt in Zukunft ein technisch gleichwertiges, asbestfreies Spritzverfahren, das eine Krebsgefährdung ausschließt. Anlage 25 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Pfeffermann (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen A 78 und 79) : Kann die Bundesregierung bestätigen, daß von ihrer Seite beabsichtigt ist, für 50 000 ausländische Arbeitnehmer Arbeitserlaubnis zusätzlich zu erteilen, und zu welchem Zeitpunkt wird diese Arbeitserlaubnis erteilt? Auf welchen Personenkreis soll sich gegebenenfalls diese Arbeitserlaubnis beziehen, und ist damit zu rechnen, daß in diesem Zusammenhang auch dem Kreis von Saisonarbeitern Arbeitserlaubnis erteilt wird, der in der Vergangenheit z. B. in den Spargelanbaugebieten eingesetzt wurde? Nach der gegenwärtig geltenden Stichtagsregelung kann erwachsenen Ausländern, die nach dem 30. November 1974, und jugendlichen Ausländern, die nach dem 31. Dezember 1976 ins Bundesgebiet eingereist sind, grundsätzlich keine Arbeitserlaubnis erteilt werden. Hiervon sind insbesondere Ehegatten und Jugendliche betroffen, die als Familienangehörige ausländischer Arbeitnehmer in die Bundesrepublik Deutschland gekommen sind. Zur Zeit werden in Zusammenarbeit mit den Bundesländern Überlegungen angestellt, wie unter Berücksichtigung sozialer und arbeitsmarktpolitischer Belange der Arbeitsmarktzugang flexibler gestaltet werden kann. Hierbei wird erwogen, die Stichtagsregelung für Familienangehörige ausländischer Arbeitnehmer durch eine individuelle Wartezeitregelung zu ersetzen. Gedacht ist an eine Wartezeit von zwei Jahren bei den minderjährigen Kindern und von vier Jahren bei den Ehegatten ausländischer Arbeitnehmer. Für die Jugendlichen soll sich die Wartezeit bei Teilnahme an Bildungsmaßnahmen verkürzen können. In welchem Umfang Familienangehörige auf Grund einer solchen Wartezeitregelung eine Arbeitserlaubnis erhalten werden, läßt sich nur schwer abschätzen. Dies hängt einmal davon ab, wie viele Familienangehörige — insbesondere Ehegatten — an einer Arbeitsaufnahme interessiert sind. Zum anderen kommt es darauf an, wie vielen Interessierten die Arbeitserlaubnis gemäß § 19 des Arbeitsförderungsgesetzes nach Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes unter Berücksichtigung der Verhältnisse des einzelnen Falles erteilt werden kann. Denn auch im Falle der Ersetzung der Stichtagsregelung durch eine individuelle Wartezeitregelung gilt der in § 19 des Arbeitsförderungsgesetzes festgelegte Vorrang deutscher und ihnen gleichgestellter ausländischer Arbeitnehmer weiter. Der Bundesregierung sind darüber hinausgehende Wünsche einer Reihe von Organisationen bekannt. Sie zielen zumeist darauf ab, allgemein bei Neueinreise ausländischer Arbeitnehmer eine Lokkerung des Anwerbestops zumindest für Saisonkräfte zu ermöglichen. Die Bundesregierung hat jedoch eine solche Auflockerung des Anwerbestops im Hinblick auf Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes stets abgelehnt. An dieser Haltung hat sich nichts geändert. Die beabsichtigte Neuregelung dürfte aber dazu beitragen, auch die Probleme in Wirtschaftsbereichen mit besonderen personellen Engpässen zu entschärfen. Anlage 26 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Dr. MartinyGlotz (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage A 82) : Wie erklärt die Bundesregierung den Tatbestand, daß in der Broschüre „Beruf aktuell, für Schulabgänger 1980" der Bundesanstalt für Arbeit bei rund 500 Kurzbeschreibungen von Berufen 30 durch feminine Endung nur für Frauen, 7 durch ein eingeklammertes (in) für Männer und Frauen angeboten werden, der „Rest" aber ausschließlich in der grammatisch männlichen Form angegeben ist, und teilt die Bundesregierung meine Ansicht, daß diese Formulierungsweise den Eindruck erweckt, als richteten sich etwa 460 Berufsbilder in erster Linie an junge Männer? Die Bundesanstalt für Arbeit übernimmt in ihren Schriften zur Berufsaufklärung grundsätzlich die amtlichen Berufsbenennungen. Sie werden durch das Bundesinstitut für Berufsbildung im Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe jährlich veröffentlicht. Bei den 114 Berufen, die in neuen Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10805* Ausbildungsordnungen nach § 25 Berufsbildungsgesetz bzw. § 25 Handwerksordnung geregelt worden sind, wurden keine weiblichen Berufsbezeichnungen gewählt. Die Bezeichnung sollte einheitlich sein und sich nicht danach richten, ob in dem Beruf überwiegend männliche oder weibliche Beschäftigte tätig sind. Um denkbare Mißverständnisse im Einzelfall zu vermeiden, hat die Bundesanstalt für Arbeit in ihrer Schrift „Beruf aktuell" auf der ersten Textseite unter „Wichtige Hinweise — bitte unbedingt lesen" den Leser besonders angesprochen. Hier ist ausdrücklich vermerkt, daß unabhängig davon, ob die Berufsnamen in männlicher oder weiblicher Form erscheinen, die Berufe grundsätzlich Männern und Frauen offenstehen. Anlage 27 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Reddemann (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 83) : Hat sich nach den der Bundesregierung vorliegenden Informationen die Verlagerung der Ausgabe der Behindertenausweise von den örtlichen Sozialbehörden auf die Versorgungsämter bewährt? Die von Ihnen genannte Neuregelung hat sich bewährt. Sie hat folgende Vorteile: Das bisherige Nebeneinander von Ausweisen und Bescheinigungen für Schwerbehinderte ist beseitigt. Der Ausweis für Schwerbehinderte berechtigt jetzt auch zur Inanspruchnahme der Rechte nach dem Schwerbehindertengesetz, die nach altem Recht nur gegen Vorlage einer gesonderten Bescheinigung in Anspruch genommen werden konnten. Er dient sowohl dem Nachweis der Schwerbehinderteneigenschaft als auch — nach besonderer Kennzeichnung — dem Nachweis der Voraussetzungen für alle Vergünstigungen für Schwerbehinderte. Durch die Neuregelung ist sichergestellt, daß die Feststellung der Minderung der Erwerbsfähigkeit (MDE) nach einheitlichen Gesichtspunkten anhand der Anhaltspunkte für die ärztliche Begutachtung Behinderter erfolgt. Während vor der Neuregelung die Fürsorgestellen von der Ausstellung eines Ausweises erst den Amtsarzt einschalten oder die Übersendung des Feststellungsbescheides des Versorgungamts abwarten mußten, können nunmehr Feststellung und Ausstellung des Ausweises durch eine einzige Stelle erfolgen. Eine bürgernahe Verwaltung ist weiterhin gewährleistet. Denn Anträge auf Neuausstellung bzw. Verlängerung eines Ausweises sind nach den Vorschriften des Sozialgesetzbuches — Allgemeiner Teil — von jedem Sozialleistungsträger und jeder Gemeinde entgegenzunehmen. Auch zur Aushändigung der Ausweise können ortsnahe Behörden, z. B. Gemeinden, Fürsorgestellen etc. herangezogen werden. Das Zurücklegen weiter Anfahrtswege zu den Versorgungsämtern ist daher vermeidbar. Anlage 28 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Engelsberger (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 85). Hält der Bundesminister und stellvertretende Bundeskanzler Genscher die 35-Stunden-Woche als Arbeitszeitregelung für gefährlich, und wenn ja, wie ist innerhalb der Bundesregierung die Unterstützung der Gewerkschaftsforderung nach der 35-Stunden-Woche durch Bundeskanzler Schmidt damit vereinbar? Es trifft nicht zu, daß der Bundesminister des Auswärtigen und stellvertretende Bundeskanzler Hans-Dietrich Genscher die Verwirklichung der gewerkschaftlichen Forderung nach der 35-Stunden-Woche als gefährlich ansieht. Auf dem DreiKönigs-Treffen der FDP in Stuttgart am 6. Januar 1979 hat er in seiner Eigenschaft als Parteivorsitzender mit Blick auf den damaligen Arbeitskampf in der Eisen- und Stahlindustrie von NordrheinWestfalen erklärt: „So sinnvoll es sein kann, über eine Abkürzung der Lebensarbeitszeit oder eine Abkürzung der Jahresarbeitszeit zu diskutieren, so sinnvoll es sein mag — dann, wenn die gesamtwirtschaftliche Lage langfristig gesehen es zuläßt —, über eine weitere Verkürzung der Wochenarbeitszeit zu reden, so sollte niemand in der gegenwärtigen Lage so tun, als könne man mit der 35-Stunden-Woche die Probleme des Arbeitsmarktes nennenswert positiv beeinflussen." Diese Auffassung steht im Einklang mit dem, was Bundeskanzler Helmut Schmidt mehrfach in der letzten Zeit zu dieser gewerkschaftlichen Forderung öffentlich ausführte: Nach seiner Auffassung werde die 35-Stunden-Woche auf lange Sicht zwar kommen, jedoch müßten die zuständigen Tarifvertragsparteien dabei den finanziellen Spielraum und die Belastungsfähigkeit der Unternehmen berücksichtigen, damit bei weniger Arbeit das Produkt der Arbeit konkurrenzfähig bleibe. Anlage 29 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Berger (Lahnstein) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen A 89 und 90) : Wieviel der seit dem Inkrafttreten des Grundlagenvertrags aufgedeckten Fälle von Agententätigkeit der DDR in der Bundesrepublik Deutschland richteten sich gegen militärische Geheimnisse der Bundesrepublik Deutschland und des nordatlantischen Bündnisses? Trifft es zu, daß, wie die Welt vom 7. Dezember 1978 meldete, eine Agentin der DDR festgenommen worden ist, die ein Dokument über das deutsche Feuerleitsystem des Kampfpanzers Leopard II bei sich trug, um es einer DDR-Kontaktperson zu übergeben? Zu Frage A 89: Seit dem Inkrafttreten des Grundlagenvertrages richteten sich nach den Erkenntnissen des Militärischen Abschirmdienstes 63 und nach den Erkennt- 10806' Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 nissen des Bundesamtes für Verfassungsschutz 21 Fälle aufgedeckter Agententätigkeit der DDR in der Bundesrepublik Deutschland gegen militärische Geheimnisse der Bundesrepublik Deutschland und des Nordatlantischen Bündnisses. Es ist nicht auszuschließen, daß sich die Angaben der beiden Dienste hinsichtlich einiger Fälle auf dieselben Vorkommnisse beziehen. Zu Frage A 90: Es trifft nicht zu, daß, wie die „Welt" vom 7. Dezember 1978 meldete, eine Agentin der DDR festgenommen worden ist, die ein Dokument über das deutsche Feuerleitsystem des Kampfpanzers Leopard II bei sich trug, um es einer DDR-Kontaktperson zu übergeben. Richtig ist vielmehr, daß diese Agentin Unterlagen über ein Gerät bei sich führte, das ein Industrieunternehmen in Eigeninitiative entwickelt hatte und in einem Prototyp des Kampfpanzers Leopard II erprobt, aber von der Bundeswehr nicht übernommen wurde. Anlage 30 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Voigt (Sonthofen) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 91) : Trifft es zu, daß die jüngst festgenommenen bzw. rechtzeitig entkommenen Agenten der DDR auch Informationen aus dem militärischen Bereich an ihre Auftraggeber in der DDR weitergegeben haben, wie die Presse meldete? In der Annahme, daß sich Ihre Frage auch auf die Agentin bezieht, die der Kollege Berger unter Hinweis auf die Berichterstattung in der „Welt" vom 7. Dezember 1978 angesprochen hat, möchte ich auf die vom Kollegen Berger auf seine zweite Frage erteilte Antwort verweisen. Ich darf noch hinzufügen, daß der Haftbefehl dieser im April 1978 festgenommenen Agentin am 12. Dezember 1978 außer Vollzug gesetzt worden ist, und daß die Verdächtigte bis in die letzten Tage der Auflage nachgekommen ist, sich regelmäßig bei einer bestimmten Polizeidienststelle zu melden. Anlage 31 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau KroneAppuhn (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 92) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß z. B. an der medizinischen Akademie Dresden ein Lehrstuhl für Militärmedizin besteht und dieses Fach Pflichtfach ist und daß außerdem bestimmte Gruppen von Ärzten, Schwestern und Pflegern in Spezialkursen zur medizinischen Betreuung von Personen, die durch ABC-Waffen verwundet sind, aus- und laufend fortgebildet werden, und was hat die Bundesregierung bisher in der Bundesrepublik Deutschland unternommen, um gegebenenfalls ABC-Verletzten medizinische Hilfe zu leisten? Den 1. Teil Ihrer Frage, Frau Kollegin, der sich auf die medizinische Akademie Dresden bezieht, beantworte ich mit ja. Zum zweiten Teil Ihrer Frage darf ich Ihnen folgendes mitteilen: Der Bundesminister der Verteidigung hat im August 1976 die Weisung erteilt, die ABC-Abwehr — einschließlich des medizinischen ABC-Schutzes —zu intensivieren. Im Juli 1978 hat der Generalinspekteur die ABC- Abwehr-Konzeption der Bundeswehr erlassen, in der folgende Schwerpunkte für den medizinischen ABC-Schutz gesetzt worden sind: — Forschung — Entwicklung — Beschaffung — Diagnostik und Behandlung — Ausbildung. Da der Kern Ihrer Frage auf die Ausbildung abhebt, gehe ich hierauf besonders ein. Das Bundesministerium der Verteidigung hat veranlaßt, daß Sanitätsoffiziere aller Approbationsrichtungen, sofern sie Berufssoldaten oder Soldaten auf Zeit sind, in den ersten Jahren ihrer Verwendung eine ergänzende wehrmedizinische Ausbildung auf dem Gebiet des medizinischen ABC-Schutzes erhalten. An dieser ergänzenden wehrmedizinischen Ausbildung können Sanitätsoffiziere im Grundwehrdienst allerdings nicht teilnehmen, da sie nur kurze Zeit der Truppe zur Verfügung stehen. Sie werden daher statt dessen im Einweisungslehrgang für grundwehrdienstleistende Sanitätsoffiziere mit dieser Problematik vertraut gemacht. In den Laufbahnlehrgängen der Sanitätsoffiziere ist die Thematik „Medizinischer ABC-Schutz" in einem für diesen Personenkreis ausreichenden Maße berücksichtigt. Darüber hinaus erhalten Sanitätsoffiziere, die für eine entsprechende Fachverwendung vorgesehen sind, eine weiterführende Ausbildung auf dem Gebiete des medizinischen ABC-Schutzes. Dazu zählt auch die Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten in der Handhabung des Dekontaminierungsgerätes und im Betrieb der ABC-Schleuse. An dieser Ausbildung, die ebenfalls an der Akademie des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr durchgeführt wird, nimmt auch das im Sanitätsdienst der Bundeswehr eingesetzte zivile medizinische Fach- und Pflegepersonal teil. In der Sanitätsgrundlagenausbildung der Sanitätsmannschaften werden die Wirkungsweise atomarer, biologischer und chemischer Kampfmittel dargestellt, sowie Maßnahmen der Ersten Hilfe einschließlich der Entgiftung und Entseuchung berücksichtigt. Schwesternhelferinnen, die für einen Einsatz im Bereich der Reservelazarett-Organisation vorgesehen sind, erhalten durch die Hilfsorga- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10807* nisationen eine Ausbildung, die auch Maßnahmen der Ersten Hilfe bei Einsatz von ABC-Kampfmitteln umfaßt. Anlage 32 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Langner (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen A 93 und 94) : Welche über die allgemein geltenden Vorschriften hinausgehenden Maßnahmen (ohne Demonstrationsvorhaben aus dem Forschungsetat) hat die Bundesregierung seit Beginn dieser Wahlperiode hinsichtlich der Bundesbauten (Altbauten, Neubauten) getroffen, um Energie einzusparen? Welche Beträge hat die Bundesregierung für solche Energiesparmaßnahmen an bundeseigenen Gebäuden aufgewandt, und welche Energie- und Kostenersparnis ist dadurch erzielt worden? Zu Frage A 93: Da die Bauten des Bundes auch in der Vergangenheit unter Mitwirkung entsprechender Fachverwaltungen geplant und erstellt wurden, ist dem Zusammenhang Investitionskosten—Betriebskosten von jeher besondere Beachtung geschenkt worden. Ausgelöst durch die „Ölkrise" wurden bereits am 31. Januar 1974 die für die Baumaßnahmen des Bundes zuständigen Länderminister durch das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau davon in Kenntnis gesetzt, daß zur Einschränkung des Energieverbrauchs der Ausbildung der Baukörper, ,der Fassadengestaltung, der Wärmedämmung (bis zum 3fachen der Mindestwerte), der Wärmerückgewinnung und der zentralen Leit- und Regelsysteme besondere Aufmerksamheit zu widmen sei. Den Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen (RBBau) wurden im April 1976 Anweisungen für energiesparende Maßnahmen (RBBau K 23) beigefügt. Sie sehen für Bauten des Bundes in bezug auf den Wäremeschutz Anforderungen vor (RBBau Anlage 2 zu Muster 7), die im Regelfall höher sind, als die der im November 1977 in Kraft gesetzten Wärmeschutzverordnung nach dem Energieeinsparungsgesetz. In absehbarer Zeit ist jedoch — aus Gründen der Verwaltungsvereinfachung — teilweise eine Angleichung an die Wärmeschutzverordnung vorgesehen. Als weitere Maßnahme zur Energieeinsparung wurde im Oktober 1977 für Liegenschaften des Bundes eine neugefaßte Heizungsbetriebsanweisung durch Erlaß in Kraft gesetzt. Sie ermöglicht die Ausschöpfung des Energieeinsparungspotentials, das durch eine optimale Betriebsführung genutzt werden kann. Zu Frage A 94: Die Planungen für Neubauten aller Ressorts berücksichtigen die o. g. ergänzenden Vorschriften des Bundes strikt. Bei Maßnahmen zur Instandsetzung, Instandhaltung und Modernisierung von Altbauten dienen der Energieeinsparung insbesondere Verbesserungen der Wärmedämmung von Dächern bzw. Dachdecken, von Wänden und Kellerdecken sowie von Fenstern (Isolierverglasung) ; außerdem wird auf die Verbesserung der haustechnischen Anlagen zwecks Minimierung des Energieaufwandes sorgfältig geachtet. Der Umfang der auf energiesparende Maßnahmen entfallenden Ausgabemittel läßt sich im Rahmen einer mündlichen Anfrage mit vertretbarem Aufwand nicht von den Kosten für Neubauten, Instandsetzungs- und Instandhaltungsmaßnahmen und Modernisierungsaufwendungen abgrenzen. Ich bitte daher um Verständnis, daß nähere Angaben hierzu nicht gegeben werden können. Bezüglich Energieeinsparungsmaßnahmen für den bundeseigenen Wohnungsbestand darf ich auf die Antwort des Bundesministers der Finanzen vom 8. September 1978 an das Mitglied des Deutschen Bundestages, Herrn Helmut Lenders verweisen (Schriftliche Anfrage Nr. 232, Fragestunde des Deutschen Bundestages für den Monat August 1978). Anlage 33 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Jahn (Münster) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 95) : Ist nach Auffassung der Bundesregierung zwischen den Ländern und dem Bund in bezug auf die für 1979 zu verteilenden Mittel für den sozialen Wohnungsbau eine rechtswirksame Vereinbarung zustandegekommen, und wenn nein, welche Folgerungen zieht die Bundesregierung daraus? Der Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau hat am 18. Dezember 1978 mit den für das Wohnungs- und Siedlungswesen zuständigen Ministern (Senatoren) der Länder über eine Übergangsregelung für das Jahr 1979 zur Verteilung der Bundesfinanzhilfen für den sozialen Wohnungsbau verhandelt. Eine solche Übergangsregelung ist nach übereinstimmender Meinung von Bund und Ländern erforderlich, weil bisher eine nach Art. 104 a Abs. 4 GG notwendige förmliche Verwaltungsvereinbarung nicht zustande gekommen ist und eine gesetzliche Regelung noch aussteht, die Verteilung der Bundesmittel im Interesse der Fortführung des sozialen Wohnungsbaues und der Verstetigung des Baugeschehens dadurch aber nicht verzögert werden soll. Der Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau mußte am Schluß der Verhandlungen der Überzeugung sein, daß eine Verständigung über eine solche Übergangsregelung mit allen Ländern erzielt werden konnte. Er hat dieser Überzeugung durch eine Pressemitteilung vom 19. Dezember 1978 Ausdruck verliehen. Der niedersächsische Sozialminister hat mit Schreiben vom 8. Januar 1979 dieser Auffassung 10808* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 widersprochen. Er verwies dabei auf eine im Verlauf der Ministerkonferenz abgegebene Erklärung, das Land Niedersachsen sehe sich außerstande, im Landeshaushalt 1979 Mittel für den sozialen Wohnungsbau in der vom Bund — nach der Übergangsregelung — geforderten Höhe bereitzustellen. Die weitere Entwicklung hängt zur Zeit davon ab, ob Niedersachsen seine Haushaltsmittel doch noch angemessen aufstockt, und zwar für den öffentlich geförderten sozialen Wohnungsbau zugunsten besonders benachteiligter Bevölkerungsgruppen wie kinderreicher Familien, älterer Menschen und Schwerbehinderter. Andernfalls könnten an Niedersachsen für den öffentlich geförderten sozialen Wohnungsbau Bundesmittel nur in einer Höhe überwiesen werden, die dem in der Übergangsregelung vorgesehenen Beteiligungsverhältnis von Bundes- zu Landesmitteln entspräche. Anlage 34 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Pfennig (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 96) : Welches Ergebnis hat die von der Bundesregierung im April 1978 angekündigte Prüfung des Schlußberichts der Enquete-Kommission des Abgeordnetenhauses von Berlin insbesondere im Hinblick auf die Finanzierungshilfe für die von dieser Kommission für notwendig gehaltene Zahl von jährlich 18 000 bis 22 000 neu zu bauenden, zu modernisierenden und zu sanierenden Wohnungen in Berlin gehabt, mit deren Hilfe die Zuwanderung verstärkt und die Abwanderung aus Berlin aus Wohnungsgründen verringert werden kann? Außer den allgemeinen Finanzhilfen des Bundes für Berlin, die in den Landeshaushalt eingehen und nach eigener Prioritätensetzung durch das Land zum großen Teil auch in Förderungsmaßnahmen für den Wohnungsbau fließen, gewährt der Bund jährlich weitere speziell für die Förderung des Neubaus, der Modernisierung und der Sanierung von Wohnungen bestimmte Finanzhilfen, und zwar 1979 für den Wohnungsneubau 1. Förderungsweg rd. 30,4 Mio. DM 2. Förderungsweg rd. 32,9 Mio. DM für die Wohnungsmodernisierung (inklusive Energieeinsparungsprogramm) rd. 21,5 Mio. DM im Rahmen der Städtebauförderung (inklusive Zukunftsinvestitionsprogramm) rd. 27,0 Mio. DM. Nachdem das Land Berlin bereits im Vorjahr für den Wohnungsbau für kinderreiche Familien zusätzlich 3,5 Millionen DM vom Bund erhalten hat, sollen in diesem Jahr im Rahmen der vom Herrn Bundespräsidenten veranlaßten und von allen im Bundestag vertretenen Parteien getragenen „Berlin-Initiative" weitere 98 Millionen DM für den Wohnungsbau bereitgestellt werden. Diese Mittelaufstockung ist im Verhältnis zu den für das Bundesgebiet insgesamt für die Wohnungsbauförderung zur Verfügung stehenden Bundesmitteln ganz erheblich. Sie allein schon macht etwa 12 % der üblicherweise nur im 1. Förderungsweg zur Verfügung stehenden Bundesmittel aus und vervierfacht den auf Grund des zwischen Bund und Ländern vereinbarten Verteilungsschlüssels auf Berlin entfallenden Anteil. Mit den Aufstockungsmitteln sollen insbesondere Wohnungen für Facharbeiter gefördert werden, um dadurch einen Anreiz für eine verstärkte Zuwanderung nach Berlin zu schaffen und weiteren Abwanderungstendenzen entgegenzuwirken. Darüber hinaus werden für die internationale Bauausstellung 1984 in Berlin in den nächsten Jahren in nicht unerheblichem Umfang zusätzliche Förderungsmittel nach Berlin gegeben, um an ausgewählten Projekten die Möglichkeiten einer Verbesserung der Wohnverhältnisse in innerstädtischen Gebieten, insbesondere die familiengerechtere und kinderfreundlichere Ausgestaltung der Wohnungen und der Wohnumwelt zu prüfen. Abschließend darf ich bemerken, daß nach den Programmeldungen der Länder für den sozialen Wohnungsbau 1979 über 8 % aller Sozialwohnungen allein in Berlin gefördert werden sollen, d. h. also weit über 100 % mehr, als es der Bevölkerungszahl in Berlin im Verhältnis zum Bundesgebiet entsprechen würde. Anlage 35 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Kreutzmann auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen A 97 und 98) : Wie bewertet die Bundesregierung den Umstand, daß Agenten der DDR für ihre Untergrundtätigkeit, auch gegen die Bundesrepublik Deutschland, von der DDR-Staatsführung öffentlich belobt und ausgezeichnet und als ,Helden an der stillen Front" gefeiert werden? Welchen personellen Umfang haben — einschließlich des Ministeriums für Staatssicherheit — nach dem Wissensstand der Bundesregierung die Behörden und Parteidienststellen in der DDR, die sich mit Agententätigkeit im Westen, insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland befassen, und ist dieser Apparat ein Ausdruck der guten Nachbarschaft, zu der sich die beiden Staaten in Deuschland im Grundlagenvertrag verpflichtet haben? Zu Frage A 97: Es ist bekannt, daß nachrichtendienstliche Aktivitäten trotz der Entspannungspolitik andauern, ebenso wie die Gegensätze der Bündnisse in Ost und West fortbestehen. Dies ist jedoch ein weltweiter Vorgang und beschränkt sich nicht auf das Verhältnis zwischen den beiden deutschen Staaten. Er unterstreicht zugleich das Erfordernis einer besonderen Wachsamkeit unserer Dienststellen in diesem Bereich. Die Politik der Bundesregierung ist auf das Ziel einer möglichst weitgehenden Entspannung gerichtet. Sie geht nicht davon aus, daß diese bereits erreicht ist; auch läßt sie sich in ihrer Politik nicht von der Vorstellung leiten, die Entspannung könne ein Resultat verminderter Sicher- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10809* heitsvorstellungen oder Sicherheitsvorkehrungen sein. Zu Frage A 98: Ich halte es nicht für zweckmäßig, die Kenntnisse der Bundesregierung über die Arbeit des Ministeriums für Staatssicherheit sowie anderer Behörden der DDR öffentlich zu erörtern. Im übrigen hat die Bundesregierung bereits in der Antwort auf die Große Anfrage zur Deutschlandpolitik vom 4. April 1977 (Bundestags-Drucksache 8/255) die Spionagefälle als eine der Belastungen gekennzeichnet, denen die Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten in jüngster Zeit seitens der DDR ausgesetzt ist. Anlage 36 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Kreutzmann auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Kraske (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 99) : Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß eine Spionagetätigkeit des Ausmaßes und der Intensität, wie sie von der DDR gegen die Bundesrepublik Deutschland betrieben wird, mit wirklicher Entspannung nicht in Einklang zu bringen, sondern als Aktion des „Kalten Krieges" zu qualifizieren ist? Die Bundesregierung hat bereits in der Antwort auf die Große Anfrage zur Deutschlandpolitik vom 4. April 1977 (Bundestags-Drucksache 8/255) die Spionagefälle als eine der Belastungen gekennzeichnet, denen die Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten in jüngster Zeit seitens der DDR ausgesetzt ist. Es ist bekannt, daß nachrichtendienstliche Aktivitäten trotz der Entspannungspolitik andauern, ebenso wie die Gegensätze der Bündnisse in Ost und West fortbestehen. Dies ist jedoch ein weltweiter Vorgang und beschränkt sich nicht auf das Verhältnis zwischen den beiden deutschen Staaten. Er unterstreicht zugleich das Erfordernis einer besonderen Wachsamkeit unserer Dienststellen in diesem Bereich. Die Politik der Bundesregierung ist auf das Ziel einer möglichst weitgehenden Entspannung gerichtet. Sie geht nicht davon aus, daß diese bereits erreicht ist; auch läßt sie sich in ihrer Politik nicht von der Vorstellung leiten, die Entspannung könne ein Resultat verminderter Sicherheitsvorstellungen oder Sicherheitsvorkehrungen sein. Anlage 37 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Kreutzmann auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Schmöle (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 100) : Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die anhaltende intensive Spionagetätigkeit der DDR gegen die Bundesrepublik Deutschland eine schwere Belastung des Verhältnisses zwischen den beiden Staaten in Deutschland bedeutet? Die Bundesregierung teilt Ihre Auffassung. Sie hat bereits in der Antwort auf die Große Anfrage zur Deutschlandpolitik vom 4. April 1977 (BT-Drucksache 8/255) die Spionagefälle als eine der Belastungen gekennzeichnet, denen die Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten in jüngster Zeit seitens der DDR ausgesetzt ist. Anlage 38 Antwort des Bundesministers Dr. Hauff auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Laufs (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 101) : In welcher Weise ist der Entsorgungsnachweis für den Schnellbrutreaktor bei Kalkar geplant, welche konkreten Verträge insbesondere sind dafür in Vorbereitung bzw. bereits abgeschlossen? Nach den Grundsätzen zur Entsorgungsvorsorge für Kernkraftwerke von 1977 müssen alle Betreiber von in Betrieb und im Bau befindlichen Anlagen den Nachweis einer ausreichenden Entsorgungsvorsorge führen. Dies trifft auch für den SNR-300 zu und wird von der Genehmigungsbehörde geprüft. Beim Entsorgungsvorsorgenachweis ist für den SNR-300 zu beachten, daß frühestens 1985/86 abgebrannte Brennelemente anfallen werden, wenn nach der geplanten politischen Debatte des Bundestages die Betriebsgenehmigung gemäß den heute gültigen Bauterminplänen erteilt wird. Die Bundesregierung hat bereits 1976 mit den deutschfranzösischen Vereinbarungen über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Schnellbrutreaktoren die Voraussetzungen für die Wiederaufarbeitung von SNR-300- Brennelementen geschaffen. Das französische Atomenergiekommissariat hat wiederholt seine Bereitschaft zur Übernahme der abgebrannten SNR-300- Brennelemente erklärt, zuletzt im Januar 1979. Über die Konditionen eines entsprechenden Vertrages laufen zwischen dem Atomenergiekommissariat und der Schnell-Brüter-Kernkraftwerksgesellschaft, dem späteren Betreiber des SNR-300, Verhandlungen. Anlage 39 Antwort des Bundesministers Dr. Hauff auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage A 102) : Inwieweit will die Bundesregierung den vier Empfehlungen des Fachausschusses "Gesellschaftswissenschaften" beim Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) zur Ausgestaltung und Schwerpunktsetzung der sozialwissenschaftlichen Forschungsförderung (BMFT-Mitteilungen 8/9 1978, Seite 89 f.) folgen, und welche Gründe sind gegebenenfalls für eine Abweichung vom Beratungsvotum entscheidend? Die erste Empfehlung ist das Resultat einer positiven Bewertung der Forschungsarbeit, die am Internationalen Institut für vergleichende Gesellschafts- 10810* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 forschung und am Internationalen Institut für Umwelt und Gesellschaft im Wissenschaftszentrum Berlin geleistet wird. Die Bundesregierung sieht sich mit dieser Bewertung im bisher realisierten Aufbau des Wissenschaftszentrums und seiner Forschungsinstitute bestätigt. Sie wird das Wissenschaftszentrum im Rahmen der haushaltsmäßigen Voraussetzungen kontinuierlich weiter aufbauen. Die Bundesregierung hat schon bisher bei bedeutsamen technologischen Entwicklungen sozialwissenschaftliche Begleituntersuchungen im Rahmen der Fachprogramme durchführen lassen. Die Erfahrungen, die sie dabei gemacht hat, decken sich weitgehend mit der Analyse des Fachausschusses. So hat die Bundesregierung z. B. eine Gruppe für „Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Analysen" im Heinrich-Hertz-Institut Berlin eingerichtet. Durch die räumliche und organisatorische Verknüpfung technischer und sozialwissenschaftlicher Forschungsarbeit im Bereich der Kommunikationstechnologie soll hier eine Zusammenarbeit bereits im frühen Entwicklungsstadium erreicht werden. Die 3. Empfehlung hat den Aufbau einer technologie-anstoßenden Sozialforschung zum Gegenstand, die aus der Analyse gesellschaftlicher Probleme heraus Hinweise und Kriterien liefern soll für humane Technologieentwicklung und -gestaltung. Die Bundesregierung erwartet von einer empirisch begründeten, technologie-anstoßenden Sozialforschung wichtige Orientierungen für Forschung, Entwicklung und Innovation. Im Rahmen der haushaltsmäßigen Voraussetzungen wird auf diesem Neuland sozialwissenschaftlicher Forschung nach entsprechenden Vorarbeiten im Jahre 1980 mit einigen Vorstudien begonnen werden. Die 4. Empfehlung setzt sich für die Einrichtung sozialwissenschaftlicher Datenbänke als notwendige Voraussetzung kontinuierlicher empirischer Sozialforschung ein. Eine Reaktion der Bundesregierung setzt ein Konzept voraus, das die Bedarfsfrage insbesondere auch im Hinblick auf die bereits bestehenden oder nach dem IuD-Programm der Bundesregierung vorgesehenen Service-Einrichtungen klärt. Daran arbeitet eine Wissenschaftlergruppe mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Sobald die Ergebnisse vorliegen, werden die weiteren Schritte zur möglichen Institutionalisierung der notwendigen Service-Einrichtungen geprüft. Anlage 40 Antwort des Bundesministers Dr. Hauff auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Marschall (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen A 103 und 104) : Ist die Bundesregierung nunmehr in der Lage, konkret mit. zuteilen, auf welche Ursachen die unvorhergesehenen Reaktivitätsschwankungen in der natriumgekühlten Kernreaktoranlage Karlsruhe KNK II, die im vergangenen Jahr zur automatischer Abschaltung führten, zurückzuführen sind bzw. wann mit einer eindeutigen Klärung dieses Vorgangs und einer störungsfreier vollen Leistung des KNK II zu rechnen ist? Kann die Bundesregierung mitteilen, ob bei der Planung und Versuchsanordnung des Versuchsreaktors KNK II in Karlsruhe eine Gasblasenbildung im Kühlkreislauf berücksichtigt wurde bzw. welche Vorkehrungen von den Genehmigungsbehörden gefordert und von den Betreibern getroffen wurden, nachdem die Probleme des Eintrags von Argonblasen in das Kühlmittel schon vor mehreren Jahren erkannt und inzwischen auch Gasblasenabscheider entwickelt wurden? Zu Frage A 103: Als Ursache für die seit August 1978 aufgetretenen Abschaltungen wurden zweifelsfrei Argonblasen erkannt, die über eine Entgasungsleitung in das Primärsystem eingespeist werden. Der Vorgang konnte im Versuch nachgebildet werden. Mit der Wiederinbetriebnahme der Anlage wird noch im Februar 1979 gerechnet. Die Planungen sehen einen etwa 2monatigen Versuchsbetrieb bei verschiedenen Leistungsstufen vor, von dessen Ausgang die Aufnahme des Routinebetriebs abhängig ist. Zu Frage A 104: Die Tatsache, daß Gasblasen in natriumgekühlten Reaktoren Reaktivitätsänderungen verursachen, ist seit den Anfängen dieser Technologie, d. h. seit ca. 30 Jahren, bekannt. Daher wurde bereits bei der Planung und Auslegung der KNK I diesem Gesichtspunkt Rechnung getragen. Die Kreisläufe sind mit entsprechenden Entgasungsmöglichkeiten ausgerüstet. Ferner wurden die Primärkomponenten konstruktiv so -ausgelegt, daß größere Totvolumina, in denen sich Gas ansammeln und aus denen Gas vom strömenden Natrium mitgerissen werden könnte, vermieden wurden. Auch vor Inbetriebnahme der KNK II wurde im Rahmen des Genehmigungsverfahrens die Gasblasenbildung untersucht. Um eine Schädigung von Brennelementen bei evtl. Kühlflußstörung durch Gasblasen zu vermeiden, wurde der KNK II mit empfindlichen Reaktivitätsmetern ausgerüstet, die dann beim Probebetrieb bereits bei geringen Gasmengen Schnellabschaltungen auslösten. Anlage 41 Antwort des Bundesministers Dr. Hauff auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Lenzer (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen A 105 und 106) : Besteht nach Auffassung der Bundesregierung die Gefahr, daß auf Grund der Absprachen der Kernwaffenstaaten sowie der Uranlieferstaaten untereinander einerseits und der Abmachungen dieser Staaten mit der Bundesrepublik Deutschland andererseits sich in der Bundesrepublik Deutschland nicht nur der nukleartechnologische Rückstand gegenüber diesen Staaten vergrößert, sondern darüber hinaus zu befürchten ist, daß in der Bundesrepublik Deutschland langfristig nur Nukleartechnologien bis zu einem gewissen Standard geduldet sind? Sieht die Bundesregierung in der Aussage des Bundeskanzlers auf der letzten Pressekonferenz, "es sei nicht mehr undenkbar, daß zu dem OPEC-Kartell demnächst ein Uran-Kartell tritt", einen Widerspruch zu dem von Carter und Trudeau auf dem Bonner Wirtschaftsgipfel gegebenen Versprechen, sie wollten im Rahmen wirksamer Sicherungsmaßnahmen weiterhin zuverlässig Lieferanten von Kernbrennstoffen sein? Zu Frage A 105: Nach dem NV-Vertrag, den die meisten Kernwaffen- und Uranlieferstaaten unterzeichnet haben, ist die Entwicklung und Nutzung der Kernenergie Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10811* zu friedlichen Zwecken unter Wahrung der Gleichbehandlung zu gewährleisten. Im Rahmen von INFCE werden z. Z. die Brennstoffkreisläufe unter technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten untersucht. Im Lichte der Ergebnisse dieser Untersuchungen werden die Regierungen dann ihre Schlußfolgerungen für die friedliche Nutzung der Kernenergie und die dabei anzuwendenden Sicherungsmaßnahmen zu ziehen haben. Im übrigen ist die Bundesregierung der Meinung, daß Wissenschaft und Industrie in der Bundesrepublik Deutschland zu denjenigen gehören, die einen hohen technischen Stand der zivilen Kernenergienutzung erreicht haben. Eine Befürchtung, wie Sie sie in Ihrer Frage ansprechen, erscheint der Bundesregierung nicht gerechtfertigt. Zu Frage A 106: Wenn der Herr Bundeskanzler in der letzten Pressekonferenz davon sprach, die Entstehung eines OPEC-ähnlichen Urankartells sei nicht undenkbar, dann bezog er sich auf die seit einigen Jahren erkennbaren Tendenzen zur Konzertierung der Uranexportpolitik wichtiger Lieferländer. Die Bundesregierung hat diese Entwicklung erkannt und wirkt deswegen auf einen möglichst freien internationalen Uranmarkt — unter Beachtung der notwendigen Sicherungsmaßnahmen — hin. Nicht zuletzt auf Grund dieser Bemühungen der Bundesregierung haben Präsident Carter und Premierminister Trudeau beim Bonner Wirtschaftsgipfel die erwähnten Zusagen gegeben. Die Bundesregierung geht davon aus, daß diese Zusagen im Ergebnis des Internationalen Programms zur Evaluierung nuklearer Brennstoffkreisläufe ihren Niederschlag finden werden. Anlage 42 Antwort des Bundesministers Dr. Hauff auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Gerstein (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen A 107 und 108) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Tendenz der französischen Regierung, die Bedingungen der Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland auf dem Gebiet der Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen zuungunsten der Bundesrepublik Deutschland zu ändern, und welche Auswirkungen auf die Zusammenarbeit und die Rechtslage haben sich bereits jetzt aus dieser veränderten Haltung der französischen Regierung ergeben? Welche Hinweise auf die Bestrebungen der Regierungen Großbritanniens und Frankreichs, bei der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika eine Beschränkung der kommerziellen Wiederaufarbeitung auf Kernwaffenstaaten zu erreichen, liegen der Bundesrepublik Deutschland vor? Zu Frage A 107: Die Bundesregierung ist davon unterrichtet, daß die in der United Reprocessors GmbH zusammengeschlossenen deutschen, britischen und französischen Unternehmen schon seit einiger Zeit über eine Anpassung der Regeln ihrer Zusammenarbeit an die seit Gründung der Gesellschaft im Jahre 1971 eingetretene Änderung der Verhältnisse verhandeln. Dabei wird vor allem der Verzögerung der nationalen Programme Rechnung zu tragen sein, die inzwischen in allen drei Ländern, jedoch in jeweils unterschiedlichem Maße, .eingetreten ist. Die Bundesregierung geht davon aus, daß die drei Partner eine den veränderten Verhältnissen angepaßte, faire und ausgewogene Lösung finden werden. Zu Frage A 108: Derartige Hinweise liegen der Bundesregierung nicht vor. Anlage 43 Antwort des Bundesministers Dr. Hauff auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Stockleben (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen A 109 und 110) : Welche Erfahrungen hat die Bundesregierung mit der Antragstellung zur Bezuschussung von F+E-Vorhaben durch kleine und mittlere Unternehmen gemacht? Wie lange dauert im Durchschnitt die Bearbeitung eines solchen Antrags? Zu Frage A 109: Kleine und mittlere Unternehmen hatten in der Vergangenheit nicht selten Schwierigkeiten, die Anforderungen im Rahmen eines Antrags- und Bewilligungsverfahrens zu erfüllen. Nicht zuletzt, um die Schwierigkeiten des Zugangs kleiner und mittlerer Unternehmen zur Projektförderung des Bundesministeriums für Forschung und Technologie zu verringern, habe ich eine Arbeitsgruppe aus externen Sachverständigen und Mitarbeitern des BMFT berufen, die Vorschläge für die Vereinfachung des Förderungsverfahrens ausarbeitet. Die Arbeitsgruppe hat ihre Tätigkeit am 4. Juli 1978 aufgenommen und als erstes das Antragsverfahren behandelt. Nach ihren Vorschlägen wurden die Antragsformulare vereinfacht. Die neuen Formulare werden ab 1. April 1979 verwendet. Um kleinen und mittleren Unternehmen die Antragstellung darüber hinaus zu erleichtern, ist eine vorherige Beratung zweckmäßig. Zur Zeit werden vom BMFT Pilot-Projekte zur Innovationsberatung bei Industrie- und Handelskammern und dem Rationalisierungskuratorium der Deutschen Wirtschaft gefördert. Die Erfahrung bisher zeigt, daß diese Form der Beratung durch die Industrie- und Handelskammern ein gutes Echo gefunden hat. Zu erwähnen ist hier aber auch folgendes: Die bisherige Entwicklung bei der Maßnahme „Förderung der externen Vertragsforschung", die über die Arbeitsgemeinschaft Industrieller Forschungsvereinigungen (AIF) abgewickelt wird, wird sowohl von der Bundesregierung als auch von kleinen und mittleren Unternehmen sehr positiv beurteilt. Besonders hervorzuheben ist die bei dieser Fördermaßnahme mögliche kurze Bearbeitungszeit von durchschnittlich nur 2 bis 3 Wochen zwischen Antragseingang und abschließendem Bescheid. 10812* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Zu Frage A 110: Die Bearbeitungsdauer hängt vor allem von der Vollständigkeit der Antragsunterlagen und der Arbeitsbelastung in den Referaten des Bundesministeriums für Forschung und Technologie oder bei den Projektträgern sowie von der Verfügbarkeit der Haushaltsmittel ab. Bei einer erstmaligen Förderung dauert die Bearbeitung — sofern die Vorhaben vom BMFT unmittelbar betreut werden — ca. 6 bis 8 Monate, bei wiederholter oder fortgesetzter Förderung ca. 3 bis 4 Monate. Bei einem von Projektträgern betreuten Vorhaben verlängert sich die Bearbeitungszeit um etwa einen Monat, da der Projektträger nach der Antragsprüfung die Entscheidung des BMFT einholen muß. Anlage 44 Antwort des Bundesministers Dr. Hauff auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Kittelmann (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen A 111 und 112) : Liegen der Bundesregierung Erfahrungen darüber vor, in welchem Umfang beabsichtigte Investitionen in Berlin, insbesondere zur Ansiedlung von durch den Bund unterstützten Forschungseinrichtungen, die zur Verbesserung eines qualifizierten Arbeitsplatzangebots und damit zur Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung einen Beitrag leisten sollten, durch bürokratische Hemmnisse innerhalb der Berliner Verwaltung behindert oder verhindert worden sind? Gibt es seit der Ankündigung der Bundesregierung vom April 1978, sie werde eine Initiative zur Einrichtung eines Europäischen Krebsforschungszentrums in Berlin "dann entwickeln, wenn sie den Zeitpunkt für geeignet hält, in einer solchen Frage einen Schritt nach vorne zu tun", neue Erkenntnisse, die der Bundesregierung gestatten, den Zeitpunkt einer solchen Maßnahme zur Steigerung der Attraktivität Berlins im Bereich der wissenschaftlichen Forschung zu präzisieren? Zu Frage A 111: Nein. Zu Frage A 112: Der Bundesregierung sind von keiner Seite konkrete Vorschläge zur Einrichtung eines Europäischen Krebsforschungszentrums in Berlin zugegangen. Sollte eine solche Anregung erfolgen, müßte zunächst geprüft werden, ob es im Bereich der angewandten Krebsforschung oder der zugehörigen Grundlagenforschung Lücken gibt, die von den bereits bestehenden Einrichtungen unter Nutzung der vielfältigen internationalen Kontakte nicht geschlossen werden könnten. Bezüglich der Grundlagenforschung, die für die Krebsbekämpfung nutzbar gemacht werden könnte, erwartet die Bundesregierung eine Lückenanalyse aus der Arbeit einer auf ihren Wunsch von der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingerichteten Senatskommission. Für die angewandte Krebsforschung und -bekämpfung sind die einschlägigen Problemfelder bereits im Programm der Bundesregierung zur Förderung von Forschung und Entwicklung im Dienste der Gesundheit genannt worden. Inwieweit für die Bewältigung dieser Problemfelder neben der beabsichtigten und bereits laufenden Projektförderung auch eine institutionelle Förderung erforderlich sein wird, kann nur jeweils sektoral aus der weiteren Erfahrung mit der Förderung in diesen Felder beantwortet werden. Im übrigen darf ich daran erinnern, daß der Bund schon jetzt erhebliche Mittel für die Krebsforschung bereitstellt. Hierzu hat zuletzt mein Kollege Zander am 18. Januar 1979 im Bundestag Stellung genommen. Anlage 45 Antwort des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Daweke (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen A 113 und 114) : Treffen Pressemeldungen zu, wonach der Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft Anfang Januar eine „Studenten-Service-Broschüre" über Förderungsleistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) öffentlich vorgestellt hat, und wenn ja, warum ist dem Parlament diese Broschüre bis heute noch nicht zugegangen? Weshalb hat die Bundesregierung im Januar 1979 diese Broschüre gemäß der Berichterstattung der Presse in einer Auflage von 300 000 Stück mit Einzelberechnungsbeispielen in Druck gegeben, wenn sie am 15. Januar 1979 mit Drucksache 8/2467 den Gesetzentwurf zum 6. BAföG-änderungsgesetz im Bundestag eingebracht hat, bei dessen Inkrafttreten sämtliche Berechnungsbeispiele hinfällig werden? Zu Frage A 113: Der Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft hat im Januar eine „Studenten-Service-Broschüre" vorgestellt. Zu dieser Vorstellung lagen die ersten 50 Vorausexemplare der Broschüre vor, die schnellstmöglich den studentischen Interessenten öffentlich zur Kenntnis gebracht werden mußte. Als eine Woche später die erste Lieferung der Broschüre eintraf, wurden umgehend — am 23. Januar 530 Exemplare an die Poststelle des Deutschen Bundestages zur Verteilung in die Fächer der Abgeordneten ausgeliefert, — mit Brief vom 23. Januar 30 Exemplare an die Mitglieder des Bundestagsausschusses für Bildung und Wissenschaft in den Austausch gegeben, — am 24. Januar 30 Exemplare der dazugehörigen Pressemitteilung zur Verteilung an die Mitglieder des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft an das Ausschußsekretariat geschickt. Zu Frage A 114: Wie der Titel der Broschüre sagt, handelt es sich nicht um eine reine BAföG-Broschüre. Auch andere wirtschaftliche Hilfen werden beschrieben. Die Broschüre ist auf kontinuieTliche Fortschreibung und Überarbeitung angelegt. Die bevorstehenden BAföG- Änderungen, die noch parlamentarisch beraten und entschieden werden müssen, werden frühestens am 1. Oktober 1979 für Studenten wirksam. Wenn man berücksichtigt, daß gegenwärtig rund 1 Million junger Menschen studieren und sich Anfang 1979 rund 3 Millionen Schüler im Sekundarbereich II befinden, wird deutlich, daß selbst die Auflage von 300 000 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10813* Stück kaum ausreichen wird. Schon in den ersten beiden Wochen nach Erscheinen sind bereits rund 100 000 Wünsche von Bürgern nach dieser Broschüre erfüllt worden. Die wenigen Rechenbeispiele in der Broschüre sind so aufgebaut, daß sie durch das 6. BAföG-Änderungsgesetz nicht hinfällig werden, sondern — nach Veränderung der Sätze — durch den Leser entsprechend verwendet werden können. Anlage 46 Antwort des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Krey (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen A 115 und 116) : Trifft es zu, daß Bundesminister Dr. Schmude anläßlich eines Besuchs des „Walter-Dörken-Hofs" in Odenthal-Klev ausführte, daß das Verhalten einiger Polizeiorgane gegenüber dem Bürger manchmal bedenklich ist — wie die Bergische Landeszeitung/Kölner Rundschau berichtete —, und wenn ja, teilt die Bundesregierung diese Auffassung oder sieht sie ebenso wie ich die Gefahr, daß gegebenenfalls die Äußerungen von Bundesminister Dr. Schmude dazu geeignet sind, das Vertrauen in unsere Staats- und Schutzorgane zu unterhöhlen? Hat Bundesminister Dr. Schmude auf einen Polizeieinsatz auf dem „Walter-Dörken-Hof" im Zuge der Terroristenfahndung betroffen reagiert und die Auffassung vertreten, daß sich Landesinnenminister Hirsch bei dieser Aktion falsch verhalten habe, und wenn ja, teilt die Bundesregierung diese Auffassung? Zu Frage A 115: Der in der Frage angeführte Zeitungsbericht ist ungenau und entstellt den Inhalt eines nichtöffentlichen Gesprächs im kleinen Kreis. Insbesondere ist der durch den Artikel hervorgerufene Gesamteindruck, als habe Herr Bundesminister Schmude das Verhalten von Polizeiorganen allgemein und pauschal kritisiert, unzutreffend. Solcher Kritik tritt er selbst vielmehr bei jeder Gelegenheit entgegen. Er ist auf Grund vielfältiger Erfahrungen davon überzeugt, daß unsere Polizeibeamten ihren Dienst auch unter besonderen Belastungen und in Gefahr korrekt und mit dem Einsatz schonender Mitte verrichten. Seltene Ausnahmefälle, bei denen das Verhalten einzelner Polizeibeamter Anlaß zur Kritik gibt, ändern an diesem insgesamt positiven Urteil nichts. In solchen Fällen allerdings kann auch nach Auffassung der Bundesregierung Kritik berechtigt und notwendig sein. Ihr hat sich auch die Polizei wie alle anderen Träger öffentlicher Funktionen zu stellen. Durch eine solche auf allen Seiten sachlich geführte Auseinandersetzung wird das Vertrauen in unsere Staats- und Schutzorgane nicht unterhöhlt, sondern letztlich gestärkt. Zu Frage A 116: Es trifft zu, daß Herr Bundesminister Schmude in diesem privaten Gespräch in kleinem Kreis gewisse Zweifel an der Verhältnismäßigkeit dieses polizeilichen Einsatzes geäußert hat, zumal ihm berichtet wurde, daß der Regierungspräsident eine Entschädigungsforderung von über 5 000 DM anerkannt habe. Minister Schmude hat hierzu in diesem Gespräch die Auffassung vertreten, daß dieser ungewöhnlichen Schadenshöhe in den öffentlichen Stellungnahmen des Innenministers' stärker hätte Rechnung getragen werden sollen. Er hat sich jedoch ausdrücklich einer abschließenden Bewertung enthalten, da ihm nicht alle Einzelheiten des Vorgangs bekannt seien. Erst recht hatte er nicht die Absicht, irgendeine öffentliche Erklärung abzugeben, die Bedenken zu einem ungewöhnlichen Einzelfall verallgemeinert und damit das Ansehen der Polizei berührt. Mithin besteht kein Anlaß, die von Herrn Bundesminister Schmude unter den geschilderten Umständen geäußerte Bemerkung oder den zugrundeliegenden Vorgang zu bewerten. Anlage 47 Antwort des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Höpfinger (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen A 117 und 118) : Bis wann ist mit der Entscheidung der Bundesregierung zu rechnen, ob sie für das Jahr 1979 die Berufsausbildungsabgabe gemäß § 3 Abs. 1 des Gesetzes zur Förderung des Angebots an Ausbildungsplätzen in der Berufsausbildung erheben will oder nicht? Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß Unternehmen, die seit Jahren Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen, für das Jahr 1979 noch keine Zusage an Ausbildungswillige erteilen können, da die Frage der Berufsausbildungsabgabe nicht geklärt ist? Zu Frage A 117: Nach § 5 Abs. 3 des Ausbildungsplatzförderungsgesetzes hat der Bundesminister für Bildung und Wissenschaft bis zum 1. März jeden Jahres der Bundesregierung den Berufsbildungsbericht vorzulegen. Darin ist die Entwicklung des Ausbildungsplatzangebotes im Verhältnis zur Nachfrage nach Ausbildungsplätzen darzulegen; ggf. sind Vorschläge für die Sicherung eines ausgewogenen Angebots an Ausbildungsplätzen zu unterbreiten. Der Hauptausschuß des Bundesinstituts für Berufsbildung hat am 31. Januar 1979 zum Entwurf des Berufsbildungsberichtes 1979 Stellung genommen; er wird gegenwärtig mit den Bundesministerien abgestimmt. Ich gehe davon aus, daß der Berufsbildungsbericht noch im Februar im Kabinett beraten wird. Zu Frage A 118: Die Betriebe entscheiden über Zusagen zur Einstellung ausbildungsplatzsuchender Jugendlicher unabhängig von den Beratungsterminen zum jährlichen Berufsbildungsbericht. In den letzten Jahren ist eine deutliche Tendenz festzustellen, daß die Bewerbungen bis zu einem Jahr vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres eingereicht werden, und die Betriebe schon im Frühjahr — ein Schwerpunkt liegt im April — ihre Zusage geben; dies verdeutlichen auch die Daten der Bundesanstalt für Arbeit. 10814* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung, Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Anlage 48 Antwort des Staatssekretärs Dr. Schüler auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Hoffmann (Saarbrücken) (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage A 123) : Ist die Angabe im Brief des ehemaligen Präsidenten des BND (abgedruckt in „Die Welt" vom 12. Dezember 1978) zutreffend, eine mit dem BND zusammenarbeitende Firma habe der Volksrepublik China Ende der sechziger Jahre eine Uranprobe mit dem Angebot verkauft, weitere 20 t zu beschaffen, und durch welche Maßnahme ist gegebenenfalls sichergestellt, daß sich solche Geschäfte nicht wiederholen können? Der von Ihnen erwähnte Brief des Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes ist als Verschlußsache „STRENG GEHEIM" eingestuft. Ich kann daher den Inhalt oder Teile des Inhalts dieses Briefes weder bestätigen noch dementieren noch kann ich in der Öffentlichkeit kursierende Versionen berichtigen. Für den Kern Ihrer Anfrage ist indes entscheidend, daß die Verbindungen des Bundesnachrichtendienstes zu Waffenhandelsfirmen im Jahre 1970 abgebrochen worden sind. Anlage 49 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Engelsberger (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 131) : Hat Staatsminister Dr. von Dohnanyi in Moskau erklärt, die Bundesregierung würde „die chinesische Karte nicht spielen", und wenn ja, bedeutet diese Äußerung, daß seitens der Bundesrepublik Deutschland China nicht in die eigenen Sicherheitsinteressen miteinbezogen werden soll, und wie ist diese Haltung gegebenenfalls mit der Politik unserer Verbündeten, insbesondere der USA und Großbritanniens, zu vereinbaren? Staatsminister von Dohnanyi hat in Moskau während einer Veranstaltung des Bergedorfer Gesprächskreises u. a. Stellung zu den Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zur Volksrepublik China genommen. Er hat bei seinen abgewogenen Ausführungen zu diesem Thema u. a. eindeutig erklärt, „daß wir gute und normale Beziehungen zur Volksrepublik China wollen", andererseits aber „die Bundesregierung keine chinesische Karte kennt". Sieht man die Erklärung von Staatsminister von Dohnanyi im Zusammenhang, so wird deutlich, daß er die wiederholt geäußerte Haltung der Bundesregierung zum Ausdruck gebracht hat. Die deutsch-chinesischen Beziehungen entwickeln sich als selbstverständlichen Teil unserer Außenbeziehungen. Sie sind gegen niemanden gerichtet und Ausdruck unseres Bemühens, diese Beziehungen auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet so zu gestalten, wie es dem Verhältnis zwischen souveränen Staaten entspricht. Dementsprechend darf unser Verhältnis zur Volksrepublik China nicht als Politik gegen Dritte verstanden werden. Unsere Haltung steht im Einklang mit der unserer Verbündeten. Darüber gibt es keinen Dissens, wie unlängst auch das Treffen in Guadeloupe gezeigt hat. Dort befand sich der Bundeskanzler, wie er vor der Presse darlegte, hinsichtlich Chinas im Einvernehmen mit seinen Partnern. Diese begrüßten Chinas zunehmende Weltöffnung, sie sagten aber auch, wie z. B. Premierminister Callaghan, daß eine Verbesserung der Beziehungen zu China nicht zu Lasten eines anderen Landes gehen dürfte. Anlage 50 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Köhler (Wolfsburg (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage A 136) : Leistet die Bundesregierung — direkt oder indirekt, bilateral oder multilateral — humanitäre Hilfe an „Befreiungsbewegungen", und wenn ja, ist sie der Auffassung, daß diese Hilfe der Erleichterung des bewaffneten Kampfes dienen soll? Ich verweise auf meine Antwort im Stenographischen Bericht über die 135. Sitzung, Seite 10 693 C, auf die Frage des Kollegen Dr. Marx. Anlage 51 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Biehle (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 1) : Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, daß das schwedische Königspaar während seiner bevorstehenden Deutschlandreise Berlin trotz eines entsprechenden Vorschlags des Auswärtigen Amts nicht besucht, weil neben „Zeitmangel", wie es in Pressemeldungen heißt, auch die angeblich bereits im Frühjahr 1978 erfolgte Intervention der sowjetischen Regierung Einfluß auf diese Entscheidung hatte? Das schwedische Königspaar wird während seines Staatsbesuches in der Bundesrepublik Deutschland in der Zeit vom 20.-27. März 1979 neben der Bundeshauptstadt die Länder Hessen, Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg und Schleswig-Holstein besuchen. Die Reiseroute trägt den verwandtschaftlichen Beziehungen des Königshauses in den Ländern Baden-Württemberg und Bayern sowie der geographischen und wirtschaftlichen Verbundenheit Schwedens zu den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein Rechnung. Das schwedische Interesse an Berlin wird durch den Besuch des schwedischen Außenministers Hans Blix in Berlin im Rahmen des Staatsbesuchs dokumentiert. Im übrigen beziehe ich mich auf mein Schreiben vom 6. Juni 1978, dem ich nichts hinzuzufügen habe. Anlage 52 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Möllemann (FDP) (Drucksache 8/2532 Frage B 2) : Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10815* Wie verhält sich die Bundesregierung zu den polnischen Beschwerden hinsichtlich der Erteilung von Vertriebenenausweisen an Aussiedler aus Polen? Die Bundesregierung ist sich der polnischen Vorstellungen bewußt, die von der Bezeichnung des Ausweises ausgelöst werden, der den Aussiedlern aus Polen nach Einreise in die Bundesrepublik Deutschland ausgestellt wird. Dieser Ausweis dient der Geltendmachung von. sozialen Leistungen, auf die ein Rechtsanspruch besteht. Die Bundesregierung stellt fest, daß diese Personen auf Grund des Ausreiseprotokolls, das Teil der deutsch-polnischen Vereinbarungen vom 9. Oktober 1975 ist, und der „Information" der polnischen Regierung vom 7. Dezember 1970 ausreisen und daß sie dies auf eigenen Antrag und ihrem Willen entsprechend tun. Im gleichen Sinne hat sich die Bundesregierung auch gegenüber der polnischen Regierung geäußert. Anlage 53 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Stercken (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 3) : Ist der Bundesregierung die erfolgreiche Arbeit der Frauen- und Kinderklinik „Elisabeth-Haus" in Windhuk bekannt, die von Deutschland aus gegründet, lange Zeit durch Zuschüsse aus Deutschland unterstützt wurde und nun seit einigen Jahren für die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten aller Rassen offensteht, und sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, das in finanzielle Schwierigkeiten geratene Krankenhaus zu unterstützen? Die Arbeit des von der Schwesternschaft Übersee des Deutschen Roten Kreuzes, Marburg, getragenen Entbindungsheimes „Elisabeth-Haus" in Windhuk ist der Bundesregierung bekannt. Das seit 1976 für Menschen aller Rassen geöffnete Heim ist seit Jahren unterbelegt. Die Defizite werden durch Zuschüsse des Trägers ausgeglichen. Angesichts des Ausbaues des staatlichen Gesundheitswesens in Namibia in den vergangenen Jahren stellt sich dem Träger heute die grundsätzliche Frage, ob die Arbeit des Entbindungsheims fortgeführt werden soll. Entwicklungspolitische Voraussetzungen für eine Förderung des Heims sind offensichtlich nicht gegeben. Die Bundesregierung sieht daher keine Möglichkeit, das Entbindungsheim zu unterstützen. Anlage 54 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Schedl (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 4) : Hat die Bundesregierung bei den für die Bundesrepublik Deutschland in Polen veranstalteten deutschen Theatertagen die Berliner Bühnen ausgeschlossen, und wenn ja, warum wird dies gegebenenfalls auch bei künftigen deutschen Theatertagen so sein? Die Bundesregierung hat bei den Theater- und Filmtagen der Bundesrepublik Deutschland in Warschau im Januar 1979 Berliner Bühnen nicht ausgeschlossen. Nachdem in den letzten Jahren das deutsche Theater in Polen durch Bühnen aus Nord- und Westdeutschland einschließlich Berlins repräsentiert worden war, wurde für die Warschauer Theatertage ein herausragendes Ensemble aus Süddeutschland gewonnen, nämlich das Stuttgarter Staatstheater. Berlin war bei dieser Veranstaltung im übrigen durch die Berliner Produktion (Regina Ziegler-Film) „Sommergäste" beteiligt. Ferner gehörte der Berliner Filmkritiker Ulrich Gregor zu der offiziellen Filmexpertendelegation, die bei den Filmtagen in Warschau anwesend war. Berliner Exponate wurden auch in der gleichzeitig von uns in Warschau veranstalteten Ausstellung „Neue Formen des Realismus" gezeigt. Sie stimmen gewiß mit mir darin überein, daß damit die für uns selbstverständliche Beteiligung Berlins am deutschpolnischen Kulturaustausch voll gewährleistet ist. Anlage 55 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Rühe (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 5) : Hat die Bundesregierung ihre finanziellen Verpflichtungen gegenüber Malta bisher nicht eingehalten — wie der maltesische Ministerpräsident Dom Mintoff während einer Etatdebatte erklärte —, und wenn ja, welche Versprechungen und Abmachungen sind nicht erfüllt worden? Die Bundesregierung hat ihre finanziellen Verpflichtungen gegenüber Malta eingehalten. Gemäß Regierungsabkommen von 1975 hat die Bundesregierung Malta eine Kredithilfe von 32 Millionen DM gewährt. Dieser zur Finanzierung von maltesischem Warenbedarf bestimmte Kredit ist bis auf einen kleinen Restbetrag ausgezahlt. Außerdem wurden Malta bis Ende 1978 im Rahmen der Technischen Zusammenarbeit Projekte im Umfang von rd. 18,0 Millionen DM zugesagt. Hierunter befinden sich zwei größere Vorhaben (ca. 8,0 Millionen DM), die erst 1979 zur Ausführung gelangen. Es gibt darüber hinaus keine spezifischen Zusagen. Im Jahre 1977 hat PM Mintoff die Bundesregierung darüber unterrichtet, daß Malta nach Auslaufen des letzten mit Großbritannien geschlossenen Stützpunktabkommens, also ab 1. April 1979 seine Neutralität erklären und eine Politik der Ungebundenheit betreiben werde. Auf die im Zusammenhang hiermit an die Bundesregierung herangetragene Bitte, zur wirtschaftlichen Absicherung der Neutralität beizutragen, hat der Bundesminister des Auswärtigen am 1. Oktober 1977 in einem Schreiben an PM Mintoff wie folgt geantwortet: „Ausgehend davon, daß auch andere Länder zu gegebener Zeit an der Regelung der finanziellen Aspekte des Problems sich beteiligen würden und 10816* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 daß eine solche Regelung mit einer befriedigenden Lösung der Neutralitätsfrage im einzelnen, wie sie zwischen Ihnen einerseits und Frankreich sowie Italien andererseits erörtert werden, verbunden wären, nehmen wir eine positive Haltung dazu ein, zu einer solchen finanziellen Regelung beizutragen." An dieser Haltung, die im Sinne einer Fortführung unserer wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu interpretieren ist, hat sich seitdem nichts geändert. Die Bundesregierung steht dieserhalb mit ihren EG- Partnern, insbesondere den Regierungen Italiens und Frankreichs, in Verbindung; eine Entscheidung über eine künftige Kredithilfe an Malta ist noch nicht getroffen. Anlage 56 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 6) : Trifft es zu, daß Staatsminister Dr. von Dohnanyi in Moskau die Ansicht vertreten hat, die Politik der Bundesregierung kenne keine chinesische Karte, und wenn ja, ist diese Ansicht mit der Haltung der Bundesregierung in dieser Frage voll identisch, und was veranlaßt die Bundesregierung gegebenenfalls zu einer solchen Selbstbeschränkung in ihren politischen Möglichkeiten? Staatsminister von Dohnanyi hat in Moskau während einer Veranstaltung des Bergedorfer Gesprächskreises u. a. Stellung zu den Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zur Volksrepublik China genommen. Er hat bei seinen abgewogenen Ausführungen zu diesem Thema u. a. eindeutig erklärt, „daß wir gute und normale Beziehungen zur Volksrepublik China wollen", andererseits aber „die Bundesregierung keine chinesische Karte kennt". Sieht man die Erklärung von Staatsminister von Dohnanyi im Zusammenhang, so wird deutlich, daß er die wiederholt geäußerte Haltung der Bundesregierung zum Ausdruck gebracht hat. Danach entwickeln sich die deutsch-chinesischen Beziehungen als selbstverständlicher Teil unserer Außenbeziehungen. Sie sind gegen niemanden gerichtet und Ausdruck unseres Bemühens, diese Beziehungen auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellen Gebiet so zu gestalten, wie es dem Verhältnis zwischen souveränen Staaten entspricht. Dementsprechend wird unser Verhältnis zur Volksrepublik China nicht als Politik gegen Dritte entwikkelt. Anlage 57 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 7) : Hat sich die Bundesregierung mit den Vorwürfen befaßt, oder wird sie das tun, denenzufolge der deutsche Vizepräsident der EG-Kommission, Wilhelm Haferkamp, das Bild der EG in den Hauptstädten der ganzen Welt schlecht dargestellt und Reisespesen überhöht abgerechnet habe, und welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung gegebenenfalls daraus? 1. Die Bundesregierung hat durch ihren Sprecher erklärt, daß Herr Haferkamp als für die Außenbeziehungen der Europäischen Gemeinschaft zuständiger Kommissiar Arbeit leistet, die Anerkennung verdient und gefunden hat. Auch der Präsident der EG-Kommission, Roy Jenkins, hat Herrn Haferkamp sein volles Vertrauen ausgesprochen. 2. Die von einer britischen Zeitung aufgestellte Behauptung der Abrechnung angeblich überhöhter Reisespesen ist eine Angelegenheit der Kommission und der für diese Fragen in der Europäischen Gemeinschaft bestehenden Kontrollinstanzen einschließlich des europäischen Rechnungshofes. Anlage 58 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Ludewig (FDP) (Drucksache 8/2532 Fragen B 8 und 9) : Wann ist mit einem Wirksamwerden des Programms der europäischen Gemeinschaft zur Einschränkung der Verwendung von Fluorkohlenwasserstoff zu rechnen, zeichnen sich in den Verhandlungen ähnliche Endwerte wie in den USA ab, und was hat die Bundesregierung unternommen, um die Verabschiedung zu beschleunigen? Welche Erfolge im Hinblick auf die Produktion und den Verbrauch von Fluorkohlenwasserstoff (FKW) haben die Bemühungen der Bundesregierung bisher, gezeitigt, durch Absprachen mit der deutschen Industrie eine freiwillige Verringerung der FKW- Produktion zu erreichen, und hält es die Bundesregierung angesichts der gemachten Erfahrungen bei den Verhandlungen um eine freiwillige Reduzierung der Produktion von FKW für realistisch, daß auf diesem Weg ähnliche Werte wie in den USA zu erwarten sind, oder geht sie davon aus, daß eine dauerhafte Abwehr der Gefährdung durch FKW nur durch eine gesetzliche Beschränkung der Produktion zu erreichen ist? Zu Frage B 8: Auf der Grundlage der Empfehlungen der von mir einberufenen 2. Internationalen Konferenz über Fluorchlorkohlenwasserstoffe vom 6. bis 8. Dezember 1978 in München, wonach diese Substanzen in Aerosolen während der nächsten Jahre deutlich vermindert werden sollen, hat der EG-Rat bereits eine Woche nach dem Abschluß dieser Konferenz auf seiner Sitzung am 19. Dezember 1978 auf Initiative und Textvorschlag der Bundesregierung die Kommission beauftragt, den Entwurf eines Beschlusses des Rates alsbald vorzulegen, der folgende vier Punkte enthalten soll: 1. Die Mitgliedstaaten werden alle erforderlichen Maßnahmen treffen, um im Rahmen des gemeinsamen Marktes eine Verwendungsbeschränkung von Fluorchlorkohlenwasserstoffen in Aerosolen bis zum 1. Januar 1981 um 30 % gegenüber dem Stand von 1975 zu erreichen, 2. in der ersten Hälfte des Jahres 1981 erfolgt eine Überprüfung auf Gemeinschaftsebene, um festzustellen, ob die Beschränkungen nach Nummer 1 erreicht worden sind, 3. in der ersten Hälfte des Jahres 1981 werden auf der Grundlage der dann vorliegenden wissenschaft- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10817* lichen und wirtschaftlichen Erkenntnisse erneut die zu treffenden Maßnahmen beraten, 4. im Falle von neuen und überzeugenden wissenschaftlichen Befunden werden entscheidende Verwendungsbeschränkungen vorgenommen. Es ist zu erwarten, daß die Kommission einen entsprechenden Entwurf alsbald vorlegt. Zu Frage B 9: Schon vor zwei Jahren haben wir uns mit der einschlägigen Industrie geeinigt, das Volumen von Fluorchlorkohlenwasserstoffen bis 1979 um 30 % gegenüber dem Volumen des Jahres 1975 zu vermindern. Dies ist ein Schritt nach vorn auf dem richtigen Wege, denn neben den USA hat die Bundesrepublik als Herstellerland damit die stärkste Verminderung der Fluorchlorkohlenwasserstoffe erreicht, die im Rahmen des gemeinsamen Marktes bis 1981 wirksam werden soll. Die staatliche Kontrolle dieser freiwilligen Maßnahme wird erst mit dem angestrebten EG-Beschluß eingeführt werden. Auf die Beratung des FKW-Komplexes in der Sitzung des Innenausschusses des Deutschen Bundestages am 7. Februar 1979 darf hingewiesen werden. Anlage 59 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Arnold (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 10 und 11): Ist der Bundesregierung bekannt, daß der gesamte, an Bord der auf dem Rhein verkehrenden Fahrgastschiffe anfallende Abfall mit Ausnahme von Sperrmüll nach Zerkleinern in bordeigenen Maschinen in den Rhein geworfen wird, und wird auf diese Weise eine durch die Inbetriebnahme von Kläranlagen erzielte Abwasserverbesserung erheblich beeinträchtigt? Kann die Bundesregierung darauf hinwirken, daß die Schiffe ihre Abfälle am Ufer anzulanden haben, oder welche anderen Lösungen zur Beseitigung des angesprochenen Mißstands sind zu erreichen? Zu Frage B 10: Der Bundesregierung ist bekannt, daß die an Bord von Fahrgastschiffen anfallenden Haushaltsabfälle — vielfach nach Zerkleinern in bordeigenen Maschinen — in den Rhein eingebracht werden. Die Haushaltsabfälle bestehen zu einem großen Teil aus Speiseresten. Die Verunreinigung des Rheins durch Hausmüll von Fahrgastschiffen ist jedoch im Rahmen der gesamten Verunreinigung nicht von ausschlaggebender Bedeutung. Zu Frage B 11: .Die Bundesregierung hat dem Problem der Verunreinigung des Rheins durch Schiffsabfälle ihre Aufmerksamkeit gewidmet. Sie arbeitet in einer 1976. von den Länder-Arbeitsgemeinschaften „Wasser" (LAWA) und „Abfall" (LAGA) eingerichteten Arbeitsgruppe „Schiffsabfälle" mit. Die Arbeitsgruppe prüft u. a. die Möglichkeit, für Personenschiffe Übergabeeinrichtungen und für die Landstationen ein Übernahmesystem vorzuschreiben. Nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen dieser Arbeitsgruppe ist es allerdings zweifelhaft, ob die von Fahrgastschiffen ausgehende Umweltbelastung, auf welche in dem Düsseldorfer Umweltbericht hingewiesen wird, zu besonderen technischen und organisatorischen Folgerungen zwingt. Dabei ist auch zu beachten, daß neben 8 deutschen während der Saison 44 ausländische Fahrgastschiffe auf dem Rhein verkehren. Eine international abgestimmte Regelung zur Beseitigung des Schiffsmülls der Binnenschiffe besteht bisher noch nicht. Mit dem abschließenden Bericht der Arbeitsgruppe ist im Laufe dieses Jahres zu rechnen. Anlage 60 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Kolb (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 12 und 13) : Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung in bezug auf Lärmbekämpfung, daß sie in einem Eigenbericht die Meinung vertritt, daß geräuscharme Autos höchstens 3 v. H. teurer wären, nachdem beim Hearing die Vertreter der Automobilindustrie wesentlich höhere Zahlen, vor allem beim Lkw-Bau, nannten? Weshalb war das Umweltbundesamt beim Hearing nicht in der Lage, die von der Automobilindustrie gemachten Angaben zu widerlegen? Zu Frage B 12: Die Angaben verschiedener Sachverständiger in der Anhörung zum Entwurf des Verkehrslärmschutzgesetzes über die Kosten für Geräuschemissionsminderung an Kraftfahrzeugen weichen zum Teil erheblich voneinander ab. Die vom Umweltbundesamt genannten Werte beruhen auf Untersuchungen von bereits konstruktiv realisierten Geräuschminderungen an Pkw bzw. Lkw. Als ein Beispiel wurde in der Anhörung vom Umweltbundesamt ein Pkw der unteren Mittelklasse genannt, bei dem ohne Einbuße in der Motorleistung durch Reduzierung der Drehzahl bei gleichzeitiger. Hubraumvergrößerung für einen Mehrpreis von 250,— DM die Geräuschemission auf 73 dB (A), d. h. auf einen Wert 9 dB (A) unterhalb des geltenden EG-Grenzwerts, gesenkt werden konnte. Auch für Lkw sind dem Umweltbundesamt Fälle bekannt, in denen mit relativ geringem Aufwand erhebliche Geräuschminderungen durch konstruktive Änderungen an Motor — auch ohne Vollkapselung — erreicht worden sind. Die Angaben des Umweltbundesamtes werden durch die Aussagen anderer Sachverständiger sowie durch Veröffentlichungen in der in- und ausländischen Fachpresse im Grundsatz gestützt. Zum Vergleich der unterschiedlichen Kostenangaben ist auch darauf hinzuweisen, daß die Automobilindustrie bei ihrer Kostenschätzung sowohl für Pkw wie für Lkw einen erheblichen Kostenanteil für den Einbau automatischer Getriebe zugrunde gelegt hat. 10818* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Zu Frage B 13: Wie Sie selbst aus der Anhörung wissen, war im Verfahren dieser Anhörung keine Diskussion zwischen den geladenen Sachverständigen vorgesehen. Die Sachverständigen hatten vielmehr nur die Möglichkeit, auf direkt an sie gerichtete Fragen der Abgeordneten zu antworten. Dem Vertreter des Umweltbundesamtes war die Frage, ob er die Angaben der Automobilindustrie widerlegen könne, nicht gestellt worden. Er hatte über die von ihm gemachten Aussagen hinaus keine Gelegenheit, weitere Argumente, die ihm durchaus zur Verfügung gestanden hätten, im Detail vorzutragen. Anlage 61 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Krockert (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen B 14 und 15) : Trifft es zu, daß die Neuregelung des Ausländeraufenthaltsrechts hinsichtlich des Nachweises von ausreichenden Sprachkenntnissen in den Bundesländern sehr unterschiedlich gehandhabt wird und daß, wie der Caritas-Nachrichten-Dienst vom 9. Januar 1979 behauptet, mancherorts für die Aufenthaltsberechtigung eine regelrechte schriftliche Sprachprüfung veranstaltet wird, und wenn ja, welche Folgerungen zieht die Bundesregierung daraus? Gibt es Richtlinien des Bundes oder sind solche beabsichtigt, auf welche Weise der Nachweis ausreichender Sprachkenntnisse abverlangt werden soll, und welche Bedeutung wird dabei der nachgewiesenen Teilnahme an Sprachkursen „Deutsch für Ausländer" beigemessen? Zu Frage B 14: Die Neuregelung des Aufenthaltsrechts für ausländische Arbeitnehmer und ihre Familien ist erst am 1. Oktober des vergangenen Jahres in Kraft getreten. Die damit zusammenhängenden Fragen sind mit den Ländern auf einer Besprechung im November 1978 erörtert worden. Dabei haben die Vertreter der Länder sich in einer Reihe von Punkten zu einer großzügigeren Handhabung der Verwaltungsvorschrift bereit erklärt. Ich gehe davon aus, daß sich das Ergebnis dieser Besprechung positiv auf den Vollzug der Neuregelung auswirken wird, bzw. sich schon ausgewirkt hat. Zu Frage B 15: In meiner Antwort auf Ihre Schriftliche Frage B 105 (Bundestagsprotokoll vom 17. Februar 1978, S. 5832) habe ich bereits ausgeführt, daß ein besonderes Verfahren zum Nachweis von deutschen Sprachkenntnissen zur Erlangung einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis oder einer Aufenthaltsberechtigung nicht vorgesehen ist. Eine Notwendigkeit für ein solches Verfahren kann ich auch heute nicht bejahen. Die Anforderungen an die Kenntnisse der deutschen Sprache sind in der Verwaltungsvorschrift so gering gehalten, daß sie von den 5 bzw. 8 Jahre hier lebenden ausländischen Arbeitnehmern normalerweise erfüllt werden und das Vorliegen derartiger Sprachkenntnisse von der Ausländerbehörde bei der Antragstellung ohne besonderes Prüfungsverfahren festgestellt werden kann. Über die Verwaltungsvorschrift hinausgehende Richtlinien des Bundes bezüglich des Nachweises von deutschen Sprachkenntnissen sind nicht beabsichtigt, da dies letztlich doch wieder zu einer förmlichen Sprachprüfung führen würde, die gerade vermieden werden sollte. Vom Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung ist vorgeschlagen worden, den Nachweis ausreichender Sprachkenntnisse zur Erlangung einer Aufenthaltsberechtigung auch durch eine entsprechende Bescheinigung über die Teilnahme an einem Kurs oder eine Prüfung des Sprachverbandes „Deutsch für ausländische Arbeitnehmer e. V." als erbracht anzusehen. Die Erörterung dieses Vorschlags mit dem Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung und den Innenministern der Länder ist noch nicht abgeschlossen. Anlage 62 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Krockert (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen B 16 und 17) : Trifft es zu, daß erstmals straffällig gewordene Jugendliche, deren ausländische Eltern seit Jahren in der Bundesrepublik Deutschland leben und arbeiten und die selber hier aufgewachsen sind, noch immer in das ihnen gänzlich fremde Herkunftsland der Eltern ausgewiesen oder abgeschoben werden können, und zwar selbst dann, wenn das erkennende Gericht wegen dieses Sachverhalts von einer Ausweisung abrät, und wenn ja, welche Folgerungen zieht die Bundesregierung daraus? Liegen der Bundesregierung Informationen darüber vor, daß die Ausgewiesenen in solchen Fällen illegal und um den Preis erneuter Straffälligkeit in die Bundesrepublik Deutschland zurückzukehren neigen, weil sie sich nur hier auskennen und Halt bei ihren engsten Angehörigen suchen können? Zu Frage B 16: Nach § 10 Abs. 1 Nr. 2 des Ausländergesetzes (AuslG) kann ein Ausländer ausgewiesen werden, wenn er wegen einer Straftat verurteilt worden ist. Das Gesetz enthält demnach keine Einschränkung der Ausweisung minderjähriger Ausländer. Eine solche Regelung wäre sicher nicht unbedenklich, wenn die Ausweisung nach der Verurteilung wegen einer Straftat eine zwingende gesetzliche Folge wäre. Dies ist jedoch nicht der Fall. Vielmehr hat die Ausländerbehörde bei Vorliegen eines Ausweisungstatbestandes gem. § 10 Abs. 1 AuslG nach pflichtgemäßem Ermessen unter Berücksichtigung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit zu entscheiden, ob eine Ausweisung geboten ist, und zwar auf Grund einer Abwägung der für und gegen diese Maßnahme sprechenden Gesichtspunkte (ständige Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts). Dabei ist insbesondere auch zu prüfen, ob dem Ausländern ebenso wie Deutschen durch Art. 6 Abs. 1 GG garantierten Schutz von Ehe und Familie Vorrang zukommt vor den öffentlichen Interessen, die gegen die weitere Anwesenheit eines Ausländers in der Bundesrepublik Deutschland sprechen. Diesem Gesichtspunkt kommt z. B. bei Ausländern, die mit Deutschen verheiratet sind, aber auch bei minderjährigen Ausländern, deren Eltern hier leben, be- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10819* sonderes Gewicht zu. Daher wird die Ausweisung eines jugendlichen Ausländers auf Grund einer erstmaligen Verurteilung nur in Betracht kommen, wenn es sich um eine schwerwiegende Straftat handelt und es notwendig erscheint, der Begehung weiterer Straftaten dieser Art durch eine Ausweisung zu begegnen. Bei der Beurteilung der Frage, ob bei einem straffällig gewordenen Ausländer die Gefahr einer Wiederholung der Straftat besteht, ist die Ausländerbehörde rechtlich nicht an eine insoweit in dem Strafurteil getroffene Prognose gebunden. Die Ausländerbehörde hat jedoch eine solche Prognose nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts bei ihrer Entscheidung über die Ausweisung zugrunde zu legen und darf hiervon grundsätzlich nur abweichen, wenn überzeugende weitere Gründe hierfür vorliegen. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts kann eine Ausweisung bei bestimmten Deliktsgruppen (z. B. Rauschgiftdelikte), auch wenn keine Wiederholungsgefahr besteht, allein auf den Zweck der Abschreckung anderer Ausländer gestützt werden, und zwar selbst dann, wenn es sich um Ausländer handelt, die mit Deutschen verheiratet sind (U. v. 3. Mai 1973 — BVerwG I C 33.72 —, BVerwGE 42, 133). Allerdings muß in einem solchen Falle mit Rücksicht auf den mitbetroffenen deutschen Ehegatten der generalpräventive Zweck einer Ausweisung mit besonderer Sorgfalt auf eine mögliche und angemessene Wirksamkeit geprüft werden. Nach der oberverwaltungsgerichtlichen Rechtsprechung ist dabei insbesondere auch die Frage zu prüfen, ob dieser Zweck nicht schon mit einer zeitlich befristeten Ausweisung erreicht werden kann. Unter dem Gesichtspunkt des Schutzes von Ehe und Familie erscheint es mir geboten, diese Grundsätze auch bei der Entscheidung über die Ausweisung jugendlicher Ausländer anzuwenden, deren Eltern hier leben, und eine (ggf. befristete) Ausweisung nur unter den aufgezeigten engen Voraussetzungen zuzulassen. Zu Frage B 17: Informationen dieser Art liegen der Bundesregierung nicht vor. Anlage 63 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Regenspurger (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 18) : Wann gedenkt die Bundesregierung Schritte zu unternehmen, um die Benachteiligung ausscheidender Beamter gegenüber ausscheidenden Angestellten des öffentlichen Dienstes bei der Alterssicherung zu beseitigen? Für unversorgt ausscheidende Beamte, Richter und Berufssoldaten waren in den §§ 14 bis 16 des Regierungsentwurfs des Gesetzes zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung (BT-Drucksache 7/1281) Vorschriften über eine Nachversicherung bei einer Zusatzversorgungseinrichtung enthalten. In diesen Regelungen war im wesentlichen vorgesehen, daß Beamte, Richter und Berufssoldaten, bei deren Ausscheiden eine Nachversicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung stattfindet, unter bestimmten Voraussetzungen grundsätzlich auch bei einer Zusatzversorgungseinrichtung nachzuversichern sind. Bei Eintritt des Versorgungsfalles war die Gewährung einer Zusatzrente durch die Zusatzversorgungseinrichtung vorgesehen. Diese dienstrechtlichen Vorschriften (§§ 14 bis 16) des Regierungsentwurfs wurden vom Deutschen Bundestag in seinen Beratungen des Entwurfs ausgeklammert und sind daher in dem Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung vom 19. Dezember 1974 (BGBl. I S. 3610) nicht enthalten. Wie in dem Bericht der Bundesregierung über die Erfahrungen bei der Durchführung des vorgenannten Gesetzes ausgeführt ist (BT-Drucksache 8/2377, S. 39), werden daher nach der z. Z. bestehenden Rechtslage ausgeschiedene Beamte nur in der gesetzlichen Rentenversicherung nachversichert. Sie erhalten also für die Zeit ihrer Anwartschaft auf Vollversorgung lediglich die Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes behalten demgegenüber nach § 18 des vorerwähnten Gesetzes auch Anwartschaften aus der Zusatzversorgung bzw. werden dort nachversichert. Wie aus dem Bericht des federführenden Bundestags-Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung vom 22. November 1974 hervorgeht (BT-Drucksache 7/2843, S. 6), sollten die im dienstrechtlichen Teil des Regierungsentwurfs enthaltenen Vorschriften hinsichtlich derjenigen Beschäftigten, die bei einem Arbeitsplatzwechsel aus einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis ausscheiden, in einen das Dienstrecht des öffentlichen Dienstes betreffenden Gesetzentwurf übernommen werden. Dazu kam es bisher nicht. Ein Antrag auf Aufnahme der Regelungen in das Gesetz über die Versorgung der Beamten und Richter in Bund und Ländern (Beamtenversorgungsgesetz — BeamtVG) vom 24. August 1976 (BGBl. I S. 2485) wurde vom Innenausschuß des Deutschen Bundestages in seiner 105. Sitzung am 1. April 1976 abgelehnt (Kurzprotokoll S. 106/17). Von der Sache her hält die Bundesregierung die Verwirklichung der vorgesehenen Regelung nach wie vor für geboten. Die Bundesregierung wird sie daher bei sich bietender Gelegenheit erneut aufgreifen. Bisher mußte davon ausgegangen werden, daß die Regelung, die seinerzeit mit Mehrkosten von etwa 50 Millionen DM jährlich veranschlagt war, von Bund und Ländern als finanziell nicht durchführbar angesehen wurde. Hinzu kommt, daß die Zahl der auf eigenen Antrag ohne Versorgung ausscheidenden Beamten nicht sehr groß sein dürfte. 10820* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Anlage 64 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Jentsch (Wiesbaden) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 19): Ist die Bundesregierung auf Grund medizinischer Äußerungen, insbesondere des Gießener Professors Dr. Willi Schumacher und des Essener Professors Dr. Grote, wonach das Boxen zu schweren Hirnschädigungen führt, bereit, in eine erneute Überprüfung der Gefährlichkeit des Boxsports einzutreten und darauf hinzuwirken, daß bis zum Abschluß der Überprüfung keine Boxkämpfe, insbesondere zwischen Kindern und Jugendlichen stattfinden? Die Bundesregierung hat schon mehrfach in Antworten auf parlamentarische Anfragen zum Ausdruck gebracht, daß sie dem Gesundheitsschutz im Boxsport besondere Aufmerksamkeit widmet. Sie hat in diesem Zusammenhang auch darauf hingewiesen, daß nach einem im Jahre 1976 vorgelegten Gutachten des Bundesinstituts für Sportwissenschaft Boxer nicht wesentlich stärker akut gefährdet sind als Teilnehmer an anderen Sportarten. Sie hat deshalb und auf Grund der Verbesserungen der Boxsportregeln durch die nationalen Boxsportverbände davon abgesehen, auf ein Verbot des Boxsports hinzuwirken. Das von Prof. Dr. Schumacher in einem Strafverfahren erstattete Gutachten über die u. a. alkoholbedingte Zurechnungsunfähigkeit eines ehemaligen Boxers (zur Tatzeit eine Blutalkoholkonzentration von 1,4 bis 2 Promille) kann für die Bundesregierung kein Anlaß sein, in eine erneute Überprüfung ihrer Haltung zu einem Verbot des Boxsports einzutreten. Die Umstände dieses Einzelfalles haben für den Boxsport keine Allgemeingültigkeit. Zu der in dem Gutachten von Prof. Dr. Schumacher mittelbar berührten Frage der möglichen Spätschäden durch Boxen liegen der Bundesregierung keine gesicherten Kenntnisse vor. Sie hat über das Bundesinstitut für Sportwissenschaft eine Langzeitstudie in Auftrag gegeben, die wegen der naturgemäß zeitaufwendigen und umfangreichen Erhebungen noch nicht abgeschlossen ist. Die Bundesregierung bestreitet nicht, daß, wie von Prof. Dr. Grote in der Fernsehsendung Monitor am 9. Januar 1979 über die Gefährdung von Jugendlichen durch Boxen ausgeführt, Boxen ein Gesundheitsrisiko einschließt. Die Regeln des Deutschen Amateur-Boxsport-Verbandes (DABV) berücksichtigen dies z. B. durch eine Beschränkung der Dauer der Runden und eine unmittelbare ärztliche Betreuung. Das schon genannte Gutachten des Bundesinstituts für Sportwissenschaft sagt u. a. ausdrücklich: „Auch die geltenden Jugendschutzbestimmungen haben sich bewährt und bedürfen keiner Änderung." Allerdings wird die Bundesregierung auch künftig die Entwicklung im Boxsport im Hinblick auf mögliche Folgeschäden sorgfältig beobachten. Neben der bereits erwähnten Forschungstätigkeit fördert das Bundesinstitut für Sportwissenschaft ein in Kürze stattfindendes Symposium, zu dem der DABV alle Trainer und Verbandsärzte des DABV eingeladen hat und beteiligt sich daran. Anlage 65 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Langguth (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 20) : Sieht die Bundesregierung einen Anlaß, nach Abhaltung des sogenannten Russell-Tribunals im Januar 1979 in Köln ihre bisherige Einschätzung zu dieser Veranstaltung zu ändern? Die Bundesregierung sieht dazu keinen Anlaß. Anlage 66 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr.-Ing. Laermann (FDP) (Drucksache 8/2532 Fragen B 21 und 22) : Sind nach Auffassung der Bundesregierung Auswirkungen auf Grund der Proteste im Zusammenhang mit der Anlieferung von japanischen Kernbrennstoffabfällen in Cherbourg auf die Entsorgungsverträge der DWK mit der COGEMA zu befürchten, und wenn ja, welche? Ist der Bundesregierung bekannt, ob die Behauptung der cfdt zutrifft, daß in der Anlage La Hague derzeit die soeben angelieferten 13,8 t radioaktiven Materials aus japanischen Kernkraftwerken noch nicht verarbeitet werden können, und wenn ja, sieht die Bundesregierung in dem zugrundeliegenden Sachverhalt Umstände, die die Entsorgung der deutschen Kernkraftwerke in Frage stellen? Zu Frage B 21: Nach Auffassung der Bundesregierung sind auf Grund von Protesten und Demonstrationen von Bürgergruppen, die bei der Ablieferung ausgedienter japanischer Kernbrennstoffe in Cherbourg im Januar 1979 vorgekommen sind, keine Auswirkungen auf die Entsorgungsverträge zu befürchten, die die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) für die deutschen Elektrizitätsversorgungsunternehmen mit der COGEMA vermittelt hat (die DWK selbst besitzt unmittelbar keine Entsorgungsverträge mit der COGEMA). Die zuständigen französischen Stellen haben dafür gesorgt, daß die japanischen Kernbrennstoffe trotz der Demonstrationen ordnungsgemäß nach La Hague gebracht werden konnten. Dies bestätigt die Auffassung, daß die Firma COGEMA und der französische Staat auch für die Erfüllung der mit den anderen ausländischen Vertragspartnern, insbesondere aus der Bundesrepublik Deutschland, bestehenden Verträge sorgen wird. Zu Frage B 22: Der Bundesregierung ist bekannt, daß die jetzt in La Hague angelieferten Kernbrennstoffe aus Japan noch nicht sofort verarbeitet, sondern in zu diesem Zwecke eingerichteten Lagerbecken zwischengelagert werden. Dies entspricht den langfristigen Planungen für den Arbeitsrhythmus der Wiederaufarbeitungsanlage, wonach frisch eingetroffene Kernbrennstoffe im Rahmen der allgemeinen Arbeitsprogrammplanung zunächst gelagert werden, bis der Zeitpunkt ihrer Verarbeitung gekommen ist. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10821* Zur Zeit läuft in La Hague eine Kampagne zur Wiederaufarbeitung von ungefähr 20 t ausgedienter Brennelemente aus dem Kernkraftwerk Borssele (Niederlande). Danach sollen voraussichtlich zunächst wieder französische Brennelemente verarbeitet werden. In diesem Sachverhalt sieht die Bundesregierung keine Umstände, die im Widerspruch zu den vertraglichen Vereinbarungen stünden. Anlage 67 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Wolfgramm (Göttingen) (FDP) (Drucksache 8/2532 Fragen B 23 und 24) : Nach welchen Grundsätzen verfährt die Bundesregierung bei der Förderung des öffentlichen Schutzraumbaus? Wie haben sich die Haushaltsmittel zur Förderung des öffentlichen Schutzraumbaus in den letzten zehn Jahren entwickelt? Zu Frage B 23: Die Auswahl der Objekte, sowohl für die Nutzbarmachung ehemaliger Schutzbauwerke als auch bei der Förderung der Errichtung von Großschutzräumen in Verbindung mit unterirdischen Verkehrsanlagen als Mehrzweckbauten, wird auf Grund folgender Kriterien getroffen: — regionale Verteilung der öffentlichen Schutzräume im Bundesgebiet, — zivilschutztaktische Stellungnahme der Gemeinde und des Landes hinsichtlich der Notwendigkeit eines öffentlichen Schutzraumes, — Bereitschaft der Gemeinde, den öffentlichen Schutzraum nach seiner Fertigstellung gemäß § 18 Abs. 3 des Schutzbaugesetzes zu übernehmen, zu verwalten und zu unterhalten, — baulicher Zustand (Instandsetzungswürdigkeit) und Größe des bisherigen Schutzbauwerks, bzw. bei der Errichtung eines Mehrzweckbaues die zivilschutztechnische Geeignetheit der Planung sowie die Zuverlässigkeit des Bauträgers. Zu Frage B 24: Für den öffentlichen Schutzraumbau (Investitionen und Nebenkosten) standen jeweils folgende Haushaltsmittel zur Verfügung: 1969 40,1 Millionen DM, 1970 31,1 Millionen DM, 1971 39,8 Millionen DM, 1972 34,6 Millionen DM, 1973 37,6 Millionen DM, 1974 37,7 Millionen DM, 1975 34,7 Millionen DM, 1976 34,2 Millionen DM, 1977 25,7 Millionen DM, 1978 32,3 Millionen DM, 1979 38,6 Millionen DM. Anlage 68 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 25) : Verfügt die Bundesregierung über Informationen, daß Ende Oktober 1978 ein Geheimtreffen von Führern terroristischer Organisationen in Jugoslawien stattgefunden hat, an dem ein hoher Funktionär der jugoslawischen KP, für die PLO Abu Hihad und außerdem Vertreter der deutschen RAF, der nordirischen IRA, der japanischen „Roten Armee", der „Roten Brigaden" Italiens sowie libysche und irakische Beobachter teilgenommen haben sollen? Der Bundesregierung sind zwar entsprechende ausländische Presseveröffentlichungen bekannt. Den deutschen Sicherheitsbehörden liegen jedoch keine Anhaltspunkte dafür vor, daß ein solches Treffen stattgefunden hat. Anlage 69 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Köhler (Duisburg) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 26) : Kann die Bundesregierung Auskunft darüber geben, wann mit der angekündigten Besitzstandsregelung (Antwort des damaligen Parlamentarischen Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Köhler (Duisburg], Stenographischer Bericht der 61. Sitzung vom 8. Dezember 1977, Seite 4751) für diejenigen Beamten und Richter zu rechnen ist, die ihre Ansprüche auf medizinische Rehabilitationsmaßnahmen nach dem 20. Rentenanpassungsgesetz verloren haben? Die Besitzstandsregelung für diejenigen Beamten und Richter, die ihre Ansprüche auf medizinische Rehabilitationsmaßnahmen nach dem Zwanzigsten Rentenanpassungsgesetz verloren haben, ist Gegenstand eines Vereinbarungsentwurfs mit dem Verband Deutscher Rentenversicherungsträger. Danach ist vorgesehen (vgl. die Antwort der Bundesregierung auf Ihre Schriftliche Frage für die Fragestunde im Deutschen Bundestag am 718. Dezember 1977 — Bundestags-Drucksache 8/1288), daß die Rehabilitationsmaßnahmen für den genannten Personenkreis — wie bisher — durch die Rentenversicherungsträger durchgeführt werden. Die genannten Vereinbarungen können wirksam werden, sobald die abschließende Zustimmung der Rentenversicherungsträger vorliegt. Den Zeitpunkt des Inkrafttretens der in Aussicht genommenen Regelung kann die Bundesregierung daher noch nicht angeben. Anlage 70 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. SchmittVockenhausen (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 27) : Wie steht die Bundesregierung zu Bestrebungen, gesetzliche Regelungen auf dem Gebiet des Schutzes vor Fluglärm zu schaffen, durch die Gemeinden das Recht zugebilligt wird, das öffentliche Wohl ihrer Bürger als eigenes Recht gerichtlich 10822* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 geltend zu machen, und wird sie gegebenenfalls entsprechende Schritte tun? Die Bundesregierung hält es für sachgerecht, daß die betroffenen Gemeinden vor der Festsetzung von Lärmschutzbereichen nach dem Fluglärmgesetz gehört werden. Um dies sicherzustellen, werden derzeit — außerhalb der Verpflichtung durch das Fluglärmgesetz — Entwürfe von Verordnungen zur Festsetzung von Lärmschutzbereichen, bevor sie dem Bundesrat zur Zustimmung zugeleitet werden, den zuständigen obersten Landesbehörden zur Abstimmung übersandt. Dabei wird davon ausgegangen, daß von den Landesressorts auch die beteiligten Gemeinden eingeschaltet werden. Die Bundesregierung würde eine Regelung begrüßen, die eine Beteiligung der kommunalen Seite am Festsetzungsverfahren in der Weise vorsieht, daß vor Erlaß von Rechtsverordnungen über die Festsetzung von Lärmschutzbereichen der Beratende Ausschuß nach § 32 a Luftverkehrsgesetz zu hören ist; diesem Ausschuß gehören u. a. Vertreter der kommunalen Spitzenverbände, der Bundesvereinigung gegen Fluglärm und der von der jeweiligen Landesregierung bestimmten obersten Landesbehörden an. Die Bundesregierung wird daher einen entsprechenden Vorschlag zur Änderung des Fluglärmgesetzes vorlegen. Eine gesetzliche Regelung, die den Gemeinden ermöglicht, im Zusammenhang mit dem Fluglärmgesetz die Interessen ihrer Bürger gerichtlich geltend zu machen, wird gegenwärtig nicht erwogen. Anlage 71 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Würtz (SPD) (Drucksache 82532 Frage B 28) : Welche konkreten Schritte hat die Bundesregierung in den vergangenen 18 Monaten gegen „Schlepperorganisationen", die sogenannte Asylreisen organisieren, unternommen, und wie verhindert sie künftig den Mißbrauch des deutschen Asylrechts durch Ausländer, die nur aus wirtschaftlichen Gründen in die Bundesrepublik Deutschland einreisen, aber politische Verfolgungsgründe geltend machen? Wie bereits in der Antwort auf die Schriftliche Frage B 44 des Kollegen Spranger für die Fragestunden im Deutschen Bundestag am 24./25. Januar 1979 ausgeführt, hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr eine Reihe konkreter Schritte gegen die Einschleusung von Ausländern aus bestimmten Staaten unternommen. Die Bemühungen der Bundesregierung waren in erster Linie darauf gerichtet, die Behörden dieser Staaten über unsere Botschaften zur Zusammenarbeit gegen das Schlepperunwesen zu bewegen. Insbesondere bei den pakistanischen Behörden sind diese Bemühungen bereits erfolgreich gewesen. So hat z. B. das Auswärtige Amt mitgeteilt, daß von den pakistanischen Behörden die Lizenzen zahlreicher Agenturen annulliert worden seien, bei denen man Verbindungen zu Schlepperorganisationen vermutete. Weiterhin seien die pakistanischen Behörden dazu übergegangen, pakistanische Pässe nur noch mit beschränktem Gültigkeitsbereich auszustellen. Die Türkei sei von Pakistan veranlaßt worden, für pakistanische Staatsangehörige Sichtvermerkszwang einzuführen. Zu den Maßnahmen, die in der Bundesrepublik Deutschland gegen die Einschleusung von Ausländern getroffen worden sind, zählen z. B. die Verschärfung der Grenzkontrollen und die Intensivierung des Informationsaustausches über Art und Umfang der Einschleusung zwischen den Landes- und Bundesbehörden. Entsprechende Maßnahmen sind gegen die Einschleusung indischer Staatsangehöriger eingeleitet worden. Als Folge dieser Maßnahmen läßt sich ein merklicher Rückgang der Asylanträge pakistanischer Staatsangehöriger feststellen: Während in den ersten 9 Monaten des Jahres 1978 im Durchschnitt noch mehr als 500 Asylanträge zu verzeichnen waren, sank der Durchschnitt in den letzten 3 Monaten des Jahres 1978 auf unter 100. Auch bei indischen Staatsangehörigen ist nach einem Anstieg der Zahl der Asylanträge zur Jahresmitte nunmehr in den letzten 3 Monaten des Jahres 1978 gleichfalls ein Absinken der Zahl der Asylanträge festzustellen. Ansatzpunkt für eine dauerhafte, wenn auch nicht kurzfristige Lösung des Problems des Mißbrauchs des Asylverfahrens zur Umgehung der Einreisebestimmungen ist schließlich eine erhebliche Beschleunigung des Asylverfahrens in der Bundesrepublik Deutschland. Durch das „Gesetz zur Beschleunigung des Asylverfahrens" ist mit Wirkung vom 1. August 1978 das Widerspruchsverfahren beim Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge abgeschafft worden. Der dadurch bewirkte Beschleunigungseffekt blieb jedoch wegen des anhaltenden Anstiegs der Zahl der Asylanträge im Jahre 1978 begrenzt. Mit einer merklichen Beschleunigung ist erst zu rechnen, wenn in den nächsten Monaten das Personal der 5 Widerspruchsausschüsse des Bundesamtes nach Abwicklung der noch anhängigen Widerspruchsverfahren im Anerkennungsverfahren eingesetzt werden kann. Unabhängig hiervon wird der Personalbestand des Bundesamtes in diesem Jahr um 30 neue Stellen erhöht. Durch Neuzugänge und Umsetzungen wird sich die Zahl der Anerkennungsausschüsse des Bundesamtes von derzeit 6 im Laufe dieses Jahres mehr als verdoppeln. Des weiteren sind im Bundesamt eine Reihe von organisatorischen Verbesserungen in die Wege geleitet worden (z. B. Durchführung der Vorprüfung in den zentralen Anlaufstellen der Länder). Mit Wirkung vom 1. Januar 1980 wird die alleinige Zuständigkeit des Verwaltungsgerichts Ansbach für Asylsachen aufgehoben. Von diesem Zeitpunkt an soll diese Zuständigkeit in der Form auf mehrere Gerichte übergehen, daß sie in jedem Bundesland möglichst nur einem Gericht übertragen wird. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10823* Die Bundesregierung wird ihre Bemühungen fortsetzen, die Einschleusung von Ausländern in die Bundesrepublik Deutschland zu unterbinden. Sie ist bereit, auch künftig alle in ihre Zuständigkeit fallenden Maßnahmen zu treffen, die geeignet sind, einer Einschleusung entgegenzuwirken. Anlage 72 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Biechele (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 29) : Teilt die Bundesregierung die in Vorarlberg geäußerten Bedenken, daß durch das geplante ostschweizerische Projekt, im Calanda-Massiv bei Chur riesige Höhlen zur Lagerung von vier Millionen Liter Mineralölen einzusprengen, Grund- und Trinkwasser weit über die unmittelbare Region und damit auch der Bodensee als größter Trinkwasserspeicher Europas gefährdet werden könnten? Das Vorhaben ist der Bundesregierung bisher nicht bekannt. Eine Rückfrage beim Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt des Landes Baden-Württemberg ergab, daß die angesprochene Maßnahme auch dort nur aus der Presse bekannt sei. Es wird erforderlich sein, die von Ihnen angesprochene Frage im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit zur Reinhaltung des Bodensees (Internationale Bodenseekommission) zu erörtern und ggf. zu prüfen. Der Vorsitz dieser Kommission liegt derzeit beim Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt des Landes Baden-Württemberg, das zugesagt hat, mich über das Ergebnis seiner Bemühungen zu unterrichten. Ich werde Ihnen dann weitere Nachricht zukommen lassen. Es besteht auch die Möglichkeit, daß die Angelegenheit in der Deutsch-schweizerischen Raumordnungskommission zur Sprache gebracht wird. Die Federführung innerhalb der Bundesregierung hat hierfür der Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, dem ich daher eine Abschrift Ihrer Anfrage sowie meines Antwortschreibens zugeleitet habe. Anlage 73 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Schmöle (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 30) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß trotz des in § 21 Abs. 1 der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz vom 23. November 1977 (BGBl. I S. 2141) genannten Verbots zur Veräußerung von pyrotechnischen Gegenständen der Klasse II in der Zeit vom 1. November bis 28. Dezember derartige Gegenstände trotzdem angeboten werden (und zwar insbesondere in Großmärkten an gewerbliche Abnehmer, welche diese Gegenstände nicht zur gewerblichen Weiterveräußerung, sondern zum privaten Verbrauch erwerben), und was gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls dagegen zu tun? Der Bundesregierung ist auf Grund von Beschwerden aus früheren Jahren bekannt, daß im Großhandel gelegentlich entgegen dem Verbot nach § 21 Abs. 1 der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1. SprengV) und entsprechenden früheren Bestimmungen pyrotechnische Gegenstände der Klasse II in der Zeit vor Weihnachten an gewerbliche Abnehmer vertrieben worden sind, die diese ganz oder teilweise zur Deckung des Eigenbedarfs verwenden. Die Sprengstoffreferenten einzelner Länder haben auf einer Sitzung im Juni 1978 über entsprechende Beschwerden von Einzelhandelsverbänden berichtet. Aus dem letzten Jahr sind derartige Beschwerden nicht an die Bundesregierung herangetragen worden. Es handelt sich bei den in der Anfrage angesprochenen Geschäftspraktiken vorwiegend um ein Problem der Überwachung der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Diese Aufgabe fällt ausschließlich in die Zuständigkeit der Länder. Die Vertreter der Länder haben auf der genannten Sitzung darauf hingewiesen, daß aus personellen Gründen eine lückenlose Überwachung der in Betracht kommenden Betriebe nicht möglich ist. Die Gewerbeaufsichtsämter müssen sich vielmehr auf stichprobenweise Kontrollen beschränken. Nachgewiesene Verstöße können die Gewerbeaufsichtsämter nach § 46 Nr. 5 der 1., SprengV mit einem Bußgeld bis zu 10 000,— DM ahnden. Weitere Maßnahmen seitens der Bundersegierung erscheinen nicht erforderlich. Im übrigen sind die Großhandelsbetriebe selbst verpflichtet, in geeigneter Weise sicherzustellen, daß die fraglichen Gegenstände während der Dauer des Vertriebsverbotes nicht an Letztverbraucher abgegeben werden. Sie haben sich zu diesem Zweck zu vergewissern, ob ihre Kunden auch den Handel mit Feuerwerksartikeln betreiben, z. B. durch Vorlage der Bestätigung der Gewerbeanmeldung. Anlage 74 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Hansen (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen B 31 und 32) : Trifft es zu, daß Telefonzellen rund um die Uhr und damit viele Bürger abgehört werden (Spiegel 4/1979, Seite 28)? Ist diese Praxis mit dem Grundgesetz und den Bestimmungen des G-10-Gesetzes vereinbar? Der von Ihnen zitierte Artikel des „Spiegels" bezieht sich auf angebliche Maßnahmen des Verfassungsschutzes in Hamburg, die nicht der Einflußnahme und Kontrolle der Bundesregierung unterliegen. Die Bundesregierung kann dazu nicht bewertend Stellung nehmen. Anlage 75 Antwort des Parl. Staatssekretars von Schoeler auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Riedl 10824' Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 (München) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 33, 34, 35 und 36) : Wie viele politische Beamte des Bundes sind seit 1969 in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden, aufgegliedert nach Ressortzugehörigkeit und Besoldungsgruppe? Wie viele dieser Beamten befinden sich derzeit im einstweiligen Ruhestand, aufgegliedert nach Ressortzugehörigkeit und Besoldungsgruppe? Wie verteilen sich die in den Fragen 33 und 34 bezeichneten Beamten auf die einzelnen Geburtsjahrgänge? Wie hoch ist die Summe der monatlichen Gesamtbezüge der in Frage 34 bezeichneten Beamten? Unterlagen zu Ihren Fragen liegen bis zum 27. September 1977 vor. Danach wurden in der VI. Legislaturperiode 77 Beamte in der VII. Legislaturperiode 55 Beamte in der VIII. Legislaturperiode bis zum oben genannten Zeitpunkt 13 Beamte in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Die Beantwortung Ihrer weiteren Fragen setzt eine verwaltungs- und kostenaufwendige Umfrage bei allen obersten Bundesbehörden voraus. Falls Sie es wünschen, werde ich eine derartige Umfrage veranlassen. Anlage 76 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Thüsing (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 37) : Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, wie viele Bürger der Bundesrepublik Deutschland und wie viele Ausländer seit 1970 bei Polizeieinsätzen im Bundesgebiet tödlich verletzt wurden und um welche Art von Polizeieinsätzen es sich jeweils handelte? Erst seit 1976 werden nach einem vom Arbeitskreis II „Öffentliche Sicherheit und Ordnung" der Arbeitsgemeinschaft der Innenministerien aufgestellten einheitlichen Erhebungsraster Angaben über den Schußwaffengebrauch durch Polizeibeamte in Bund und Ländern gesammelt und von der Polizei-Führungsakademie in Münster zu einer Statistik zusammengestellt. Aus ihr ergibt sich, daß der polizeiliche Schußwaffengebrauch im Jahre 1976 in 8 Fällen, im Jahre 1977 in 17 Fällen zu tödlichen Verletzungen geführt hat. Die Statistik enthält nur stichwortartige Angaben über den Anlaß des jeweiligen Schußwaffengebrauchs (insbesondere den Hinweis auf Notwehr/ Nothilfe oder auf polizeirechtliche Bestimmungen) und über die Folgen. Sie enthält keine Aufgliederung von Verletzten nach deren Nationalität. Soweit bekannt, werden in den Ländern zum Teil detailliertere Angaben erfaßt als in der für Bund und Länder einheitlich geführten Gesamtstatistik. In der Annahme, daß sich Ihre Fragestellung und Ihr Interesse auch hierfür bezieht, darf ich mitteilen, daß ausweislich der Unterlagen des Bundeskriminalamtes von 1972 bis 1978 40 Polizeibeamte durch Rechtsbrecher getötet wurden. Anlage 77 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 38) : Hat die Bundesregierung in den Gesprächen mit dem sowjetischen Justizminister den Hinweis Simon Wiesenthals aufgegriffen, er erwarte neues NS-Material aus Osteuropa, vor allem aus der Sowjetunion, um vor Ablauf der Verjährungsfrist den konkreten Gehalt dieser Meinungsäußerung zu überprüfen, oder beabsichtigt sie vergleichbare Schritte in Zukunft? Auf welche Tatsachen Herr Wiesenthal die Erwartung von neuem Belastungsmaterial in NS-Verbrechenssachen aus Osteuropa stützt, ist der Bundesregierung nicht bekannt. Den deutschen Strafverfolgungsbehörden geht seit Jahren Material über NS-Verbrechen aus osteuropäischen Ländern zu. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, daß man dort über Material verfügt, das deutschen Stellen vorenthalten wird. Die Bundesregierung hat deshalb keinen Anlaß gesehen, dieses Thema in den Gesprächen mit dem sowjetischen Justizminister anzusprechen. Anlage 78 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 39) : Gibt es Vorschriften des Bundesrechts, die es der Verwertungsgesellschaft „Wort" erlauben, von den Herausgebern von Pressedokumentationen Abdruckhonorare zu fordern, und beabsichtigt die Bundesregierung gegebenenfalls, eine Initiative zur Änderung dieser Vorschriften zu ergreifen? Nach § 49 Abs. 1 Urheberrechtsgesetz sind die Vervielfältigung und Verbreitung einzelner Rundfunkkommentare und Artikel aus Zeitungen und Informationsblättern in anderen Zeitungen und Informationsblättern sowie die Wiedergabe solcher Artikel und Kommentare unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Dem Urheber steht dafür ein Vergütungsanspruch zu, falls es sich nicht nur um die Vervielfältigung, Verbreitung oder Wiedergabe kurzer Auszüge in Form einer Übersicht handelt. Soweit ersichtlich, liegen gerichtliche Entscheidungen zur Auslegung des Begriffs des vergütungsfreien „kurzen Auszugs" noch nicht vor. In der urheberrechtlichen Literatur wird überwiegend die Auffassung vertreten, daß sog. Presseschauen oder Pressespiegel mehr als nur kurze Auszüge aus anderen Artikeln enthalten und damit nach § 49 Urheberrechtsgesetz vergütungspflichtig sind. In diesem Zusammenhang ist vorgeschlagen worden, allenfalls den Abdruck von höchstens einem Viertel des benutzten Artikels oder Kommentars als vergütungsfrei anzusehen. Es bleibt der Rechtsprechung überlassen, zu dieser Frage der Auslegung des § 49 Urheberrechtsgesetz Stellung zu nehmen. Da es den einzelnen Urhebern von Presseartikeln kaum möglich ist, ihre Ansprüche aus § 49 Urheberrechtsgesetz gegenüber den Herausgebern von Pres- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag,. den 9. Februar 1979 10825* sespiegeln selbst effektiv durchzusetzen, nimmt die Verwertungsgesellschaft Wort diese Rechte für die Urheber wahr. Sie hat dazu mit verschiedenen Institutionen, darunter z. B. der Bundesregierung und dem Bundesverband der Deutschen Industrie, Rahmenverträge über die Vergütung für Pressespiegel aus § 49 Urheberrechtsgesetz abgeschlossen. § 49 Urheberrechtsgesetz trägt dem Interesse der Öffentlichkeit an einer schnellen und übersichtlichen Information über unterschiedliche Meinungen Rechnung, berücksichtigt aber auch das Interesse des Urhebers, an der Nutzung seines Werkes wirtschaftlich beteiligt zu sein. Die Bundesregierung hat nicht die Absicht, Initiativen zur Änderung dieser Vorschrift zu ergreifen. Anlage 79 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Gattermann (FDP) (Drucksache 8/2532 Frage B 40) : Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß die Auslegung der urheberrechtlichen Bestimmungen, wonach, entsprechend einer Entscheidung des Landgerichts München (70 19189/77), das Auslegen von Zeitschriften in Friseursalons gebührenpflichtig gegenüber der Verwertungsgesellschaft Bild/Kunst ist, auch für entsprechende Serviceleistungen freier Berufe gilt, und wie gedenkt sie gegebenenfalls hier Abhilfe zu schaffen? § 27 Urheberrechtsgesetz gewährt dem Urheber eine angemessene Vergütung auch dann, wenn Werke, deren Weiterverbreitung nach § 17 Abs. 2 UrhG zulässig ist, verliehen werden und. dies Erwerbszwecken des Verleihers dient. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGHZ 58, 270) genügt es in diesem Zusammenhang, daß die Gebrauchsüberlassung nur mittelbar den Erwerb des Verleihers fördert. In der urheberrechtlichen Literatur wird nahezu einhellig die Auffassung vertreten, daß das Auslegen von Zeitschriften in Wartezimmern oder Friseursalons mittelbar Erwerbszwecken dient und deshalb als vergütungspflichtiges Verleihen im Sinne von § 27 Abs. 1 Urheberrechtsgesetz gewertet werden muß. Die Frage ist bisher von den Gerichten, soweit ersichtlich, noch nicht mit Rechtskraft entschieden worden. Gegen eine Entscheidung des Landgerichts München, die das Auslegen von Zeitschriften in Friseursalons für vergütungspflichtig erklärt, ist Berufung eingelegt worden. Da die von Ihnen gestellte Frage daher Gegenstand eines noch schwebenden Verfahrens ist, möchte ich von einer weitergehenden Stellungnahme absehen. Anlage 80 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 41) : Plant die Bundesregierung nach den Hinweisen Simon Wiesenthals und Alfred Grossers, der der polnischen Regierung vorgeworfen hat, sie halte aus politischen Gründen Material zurück, das der Aufklärung von NS-Verbrechen dienen könnte, erneut eine weltweite Aktion, mit der alle Staaten letztmalig aufgefordert werden könnten, solches Material rechtzeitig vor dem 31. Dezember 1979 zur Verfügung zu stellen, oder stimmt sie der Auffassung der zuständigen deutschen Behörde zu, es gäbe keine weiteren gravierenden Tatkomplexe bzw. Täterkreise mehr, die nach Ablauf der Verjährungsfrist bekanntwerden könnten? Die Bundesregierung sieht keinen hinreichenden Anlaß, erneut öffentlich zur Übersendung von Belastungsmaterial über NS-Verbrechen aufzufordern. Die Möglichkeit, daß nach dem 31. Dezember 1979 noch bislang unbekannte Täter bekannt werden, läßt sich auch auf diese Weise nicht ausschließen. Anlage 81 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Czaja (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 42 und 43) : Was betreffen im einzelnen die Vereinbarungen zwischen dem Bundesjustizminister und dem sowjetischen Justizminister (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 22. Januar 1979), und enthalten sie eine Berlin-Klausel? Trifft die nach der Darlegung von inhaltsmäßig nicht ohne Informationen des Bundesjustizministeriums am 22. Januar 1979 über den Besuch des sowjetischen Justizministers in einem Artikel der .Frankfurter Allgemeinen Zeitung" aufgestellte Behauptung zu, daß „er wißbegieriger und höflicher als beispielsweise Carters Justizminister war, der in den Vereinigten Staaten mit seinem Gast Vogel offenbar etwas hemdsärmeliger umging"? Zu Frage B 42: Die Antwort ergibt sich aus der Gemeinsamen Erklärung über den Besuch des sowjetischen Justizministers in der Bundesrepublik Deutschland vom 15. bis 20. Januar 1979 (Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung vom 24. Januar 1979, S. 63). In dieser Gemeinsamen Erklärung heißt es: „Sie (die Minister) gaben der Hoffnung Ausdruck, daß ihre Begegnung den Beginn eines intensiveren Kontakts auf dem Gebiete des Rechtswesens bilde und vereinbarten einen regelmäßigen Informationsaustausch und gegenseitige Besuche von Vertretern beider Ressortbereiche." Bei dem vereinbarten Informationsaustausch geht es im wesentlichen um den Austausch von wichtigen Gesetzen und rechtsmethodischen Arbeiten von grundsätzlicher Bedeutung. Ferner ist vorgesehen, daß beide Minister jeweils einen rechtspolitischen Artikel in einer sowjetischen bzw. deutschen Fachzeitschrift veröffentlichen. Die Gemeinsame Erklärung ist die Wiedergabe des Verlaufs und des wesentlichen Ergebnisses der Gespräche, die bei dem Besuch des sowjetischen Justizministers in der Bundesrepublik Deutschland stattgefunden haben. Bei dieser Sachlage stellt sich die völkerrechtliche Frage der Einbeziehung Berlins durch eine Berlin-Klausel nicht. Zu Frage B 43: Eine vergleichende Wertung der in der Frage erwähnten Art kann nicht Aufgabe der Bundesregierung sein. 10826* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Anlage 82 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Cronenberg (FDP) (Drucksache 8/2532 Fragen B 44 und 45) : Wird die Steuerstatistik betreffend das Verhältnis von Lohn- und Einkommensteueraufkommen möglicherweise dadurch verfälscht, daß die Erstattung von Lohnsteuern, die im Veranlagungsverfahren erfolgen, dem Einkommensteueraufkommen angelastet werden? Sieht die Bundesregierung — für den Fall, daß dies zutrifft — eine Möglichkeit, eventuell durch Schätzung diesen Mißstand abzuändern? Wegen des thematischen Zusammenhangs beantworte ich beide Fragen gemeinsam. Von einer Verfälschung der Statistik der Einnahmen aus der Lohnsteuer und aus der veranlagten Einkommensteuer kann nicht gesprochen werden. Es besteht keine Notwendigkeit, die Einnahmenstatistik zu ändern. Die Lohnsteuer ist nur eine Erhebungsform der Einkommensteuer, also keine Steuer eigener Art. Mit dem Steuerabzug ist das Besteuerungsverfahren im allgemeinen abgeschlossen, es sei denn, daß gemäß § 46 EStG eine Einkommensteuer-Veranlagung in Betracht kommt (Bruttolohn überschreitet bestimmte Grenzen und/oder andere Einkünfte als die aus unselbständiger Arbeit sind gegeben). Führt die Veranlagung von Arbeitnehmern zu Erstattungen, so werden diese Erstattungsbeträge aus dem Aufkommen der veranlagten Einkommensteuer gezahlt. Nach Sonderanschreibungen, die von meinem Hause jährlich veröffentlicht werden, beliefen sich die Erstattungsbeträge nach § 46 EStG in den Jahren 1975 auf 4,57 Mrd. DM, 1976 auf 4,09 Mrd. DM, 1977 auf 5,13 Mrd. DM, 1978 auf 6,04 Mrd. DM. Strebt man eine Gliederung der Steuereinnahmen nach sozio-ökonomischen Gesichtspunkten an, so wären diese Erstattungen, sofern die Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit überwiegen, beim Lohnsteueraufkommen zu kürzen. In Fortführung dieser Überlegungen müßten dann aber auch Umschichtungen von der veranlagten Einkommensteuer zur Lohnsteuer mit umgekehrter Wirkung wie bei den Erstattungen nach § 46 EStG vorgenommen werden. So müssen in zunehmendem Maße gewährte Arbeitnehmersparzulagen, die zunächst das Lohnsteueraufkommen kürzen, bei Überschreiten der im Gesetz vorgesehenen Einkommensgrenzen zurückgezahlt werden. Diese Rückzahlungen werden aber dem Aufkommen aus der veranlagten Einkommensteuer zugerechnet. Keine statistischen Meldungen liegen auch für den Tatbestand vor, daß in den Einnahmen aus der veranlagten Einkommensteuer Nachzahlungen von zur Einkommensteuer veranlagten nicht selbständig Beschäftigten gemäß § 46 EStG enthalten sind. Sie würden ebenfalls die Einnahmen aus der Lohnsteuer erhöhen und die aus der veranlagten Einkommensteuer entsprechend vermindern. Die genannten Beispiele zeigen, daß sich die Nachweisung der Einnahmen aus der Einkommensteuer bei den Titeln Lohnsteuer und veranlagter Einkommensteuer an durchführbaren Kriterien orientieren muß. Um Fehlinterpretationen über die Einnahmenentwicklung entgegenzuwirken, werden seit Jahren im „Finanzbericht" die Einnahmen aus der Lohnsteuer und der veranlagten Einkommensteuer in einer Summe nachgewiesen (Textbeitrag „Entwicklung des Steueraufkommens und Überlegungen zur Steuerschätzung..."). Sie entwickelten sich wie folgt: 1975 99 191 Millionen DM 1976 111 470 Millionen DM (+12,4 v. H.) 1977 126 281 Millionen DM (+ 13,3 v. H.) 1978 129 439 Millionen DM (+ 2,5 v. H.) 1979 (Schätzung) 131 500 Millionen DM (+ 1,6 v. H.). Anlage 83 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Gerlach (Obernau) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 46 und 47) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Bundesvermögensverwaltung dem Bau einer Panzerhalle in einer Höhe von 9 m und Außenmaßen von 40 x 60 m in Aschaffenburg, Würzburger Straße/Wendelbergstraße auf einem 10 000 qm großen im Eigentum des Bundes befindlichen Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Bezirkssportanlage und am Fuße des Erholungsgebiets Wendelberg zugestimmt hat und die Übergabe des Grundstücks an die US-Streitkräfte beabsichtigt? Trifft es zu, daß die Bundesvermögensverwaltung weder die Stadt Aschaffenburg noch die Regierung von Unterfranken über den offensichtlich bereits fest vereinbarten Vorgang informiert hat, und wenn ja, was hat sie dazu veranlaßt, und hält die Bundesregierung den Bau dieser lärm- und abgasintensiven Anlage für vereinbar mit der von ihr veröffentlichten Umweltschutzpolitik? Die von Ihnen erwähnte bundeseigene Fläche gehört zur Graves-Kaserne in Aschaffenburg, die den US-Streitkräften auf der Grundlage des NATO-Truppenstatuts und der Zusatzvereinbarung zur ausschließlichen Benutzung überlassen ist. Die US- Streitkräfte sind nach Art. 53 des Zusatzabkommens zum NATO-Truppenstatut berechtigt, auf dem Gelände der Graves-Kaserne die zur befriedigenden Erfüllung ihrer Verteidigungspflichten erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Auf Baumaßnahmen, welche die US-Streitkräfte auf dem Gelände der Graves-Kaserne durchführen wollen, finden die zwischen dem Bund und den Streitkräften geschlossenen einschlägigen Vereinbarungen Anwendung; die deutschen Bauvorschriften sind zu beachten. Die Landesbauverwaltung hat, nachdem sie von der geplanten Errichtung einer technischen Ausrüstungswerkstatt auf dem Gelände der Graves-Kaserne erfahren hatte, das Stadtbauamt Aschaffen- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10827* burg unterrichtet. Die Planung wurde jedoch im August 1978 von den US-Streitkräften vorläufig zurückgestellt. Erst vor kurzem haben die US-Streitkräfte dem Finanzbauamt Würzburg die Projektunterlagen hierfür übergeben. Auf Grund der oben erwähnten Vereinbarungen ist nunmehr die Landesbauverwaltung gehalten, anhand der Projektunterlagen bei den deutschen Fachbehörden festzustellen, welche Auflagen diese Behörden zur Wahrung öffentlicher Belange machen müssen. Dieses Verfahren schließt auch eine Prüfung der Erfordernisse des Umweltschutzes ein. Außerdem wird auf diese Weise sichergestellt, daß die Regierung von Unterfranken und durch diese auch die Stadt Aschaffenburg über das geplante Bauvorhaben der US-Streitkräfte informiert werden und dazu umfassend Stellung nehmen können. Anlage 84 Antwort des Pari. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Kretkowski (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 48) : Welche Konsequenzen hat die Bundesregierung oder will sie aus dem Urteil VIII R 110/76 vom 8. November 1977 des Bundesfinanzhofs (Bundessteuerblatt 1978, Teil II, Seite 82) ziehen, der entschieden hat, daß für eine Eigentumswohnung, die erst durch nachträgliche Teilung eines Mietwohngrundstücks nach § 8 des Wohnungseigentumsgesetzes entstanden ist, erhöhte Absetzungen nach § 7 b des Einkommensteuergesetzes nicht in Anspruch genommen werden können? Das von Ihnen zitierte Urteil des Bundesfinanzhofs vom 8. November 1977 betrifft einen Sachverhalt, der nach § 7 b des Einkommensteuergesetzes (EStG) 1965 zu entscheiden war. § 7 b EStG ist durch das Gesetz über steuerliche Vergünstigungen bei der Herstellung oder Anschaffung bestimmter Wohngebäude vom 11. Juli 1977 geändert worden. Nach dieser Vorschrift können die erhöhten Absetzungen von Anschaffungskosten für Wohnungen in Anspruch genommen werden, die im Zeitpunkt der Anschaffung als Eigentumswohnungen anzusehen sind. Das ist bei der Umwandlung eines Mietwohngrundstücks in Eigentumswohnungen der Fall, wenn nach § 8 des Wohnungseigentumsgesetzes die Teilungserklärung des Veräußerers und die Eintragung im Grundbuch vorliegen. Die Finanzverwaltung läßt die erhöhten Absetzungen nach § 7 b EStG bereits bei Wohnungen zu, die nach Abgabe der Teilungserklärung, aber vor der Eintragung im Grundbuch angeschafft werden. Der geänderte § 7 b EStG ist auf den Erwerb solcher Eigentumswohnungen anwendbar, die durch nach dem 31. Dezember 1976 rechtswirksam abgeschlossenen obligatorischen Vertrag oder gleichstehenden Rechtsakt (z. B. Zuschlag in der Zwangsversteigerung) angeschafft worden sind. Im Hinblick auf diese Rechtslage sieht die Bundesregierung keinen Anlaß, Konsequenzen aus dem vorbezeichneten Urteil des Bundesfinanzhofs zu überlegen. Anlage 85 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Spört (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 49) : Welche steuerlichen Abschreibungsbestimmungen gelten für Kernkraftwerke im Falle des Normalbetriebs, der Stillegung bzw. einer späteren Abtragung? Für Kernkraftwerke bestehen keine besonderen steuerlichen Abschreibungsbestimmungen. Im Falle des Normalbetriebs eines Kernkraftwerkes richtet sich die steuerliche Abschreibung nach § 7 EStG. Nach dieser Vorschrift sind die Anschaffungs- oder Herstellungskosten der zum Anlagevermögen eines Kernkraftwerks gehörenden abnutzbaren Wirtschaftsgüter grundsätzlich auf die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer dieser Wirtschaftsgüter zu verteilen. Die durchschnittliche betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer für abnutzbare Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens ist für verschiedene Wirtschaftszweige auf Grund der Erfahrungen der steuerlichen Betriebsprüfung unter Mitwirkung der Fachverbände der Wirtschaft ermittelt und in den vom Bundesminister der Finanzen und den obersten Finanzbehörden der Länder herausgegebenen AfA-Tabellen veröffentlicht worden. Bei Kernkraftwerken ist die AfA-Tabelle für den Wirtschaftszweig „Energie- und Wasserversorgung" maßgebend. Die AfA-Tabellen sind jedoch keine den Steuerpflichtigen bindenden Abschreibungsbestimmungen. Die in den Tabellen angegebene Nutzungsdauer soll lediglich als Anhaltspunkt für die Angemessenheit der steuerlichen Absetzung für Abnutzung dienen. Im Falle der Stillegung bzw. einer späteren Abtragung eines Kernkraftwerkes kommen für die abnutzbaren Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens die allgemein geltenden Vorschriften über die Bewertung mit dem niedrigeren Teilwert (§ 6 Abs. 1 Nr. 1 EStG) oder über die Absetzungen für außergewöhnliche technische oder wirtschaftliche Abnutzung (§ 7 Abs. 1 Satz 4 EStG) in Betracht. Die Höhe der jeweiligen Abschreibung richtet sich nach den Umständen des Einzelfalls. Anlage 86 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Spöri (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 50) : Hält die Bundesregierung die von bisherigen Praktiken abweichende grundsätzliche Verweigerung von Auskünften durch Staatsanwaltschaften über laufende Verfahren wegen Steuerhinterziehung im Rahmen von Fällen, in denen durch fingierte Gutachten Parteispenden verschleiert wurden, mit der neuen Abgabenordnung vereinbar, und aus welchen Gründen ergibt sich hier gegebenenfalls eine rechtliche Änderung gegenüber der alten Abgabenordnung? Im Steuerstrafverfahren erlangte Kenntnisse über Verhältnisse eines anderen, zu denen auch die näheren Umstände des Verdachts einer Steuerstraftat bei 10828* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 einem einzelnen Steuerpflichtigen gehören, unterliegen nach § 30 der Abgabenordnung dem Steuergeheimnis. Eine entsprechende Regelung enthielt auch § 22 der früheren Reichsabgabenordnung. Insoweit ist durch die neue Abgabenordnung keine Änderung gegenüber dem früheren Recht eingetreten. Die Gründe, die eine Offenbarung steuerlicher Verhältnisse zulassen, waren in § 22 der Reichsabgabenordnung nicht einzeln erwähnt; die Vorschrifft stellte lediglich darauf ab, ob eine Offenbarung befugt oder unbefugt war. Dieser unbestimmte Rechtsbegriff führte in der Praxis zu Auslegungsschwierigkeiten und barg deshalb die Gefahr einer unterschiedlichen Handhabung in sich. In § 30 der Abgabenordnung sind die einzelnen Ausnahmen vom Steuergeheimnis nunmehr enumerativ aufgeführt und konkretisiert. Es ist nicht auszuschließen, daß die genauere Bestimmung der Offenbarungsgründe in der neuen Abgabenordnung dazu geführt hat, daß in der Praxis bei der Erteilung von Auskünften zurückhaltender als bisher verfahren wird. Die praktische Handhabung der Erteilung von Auskünften durch die Staatsanwaltschaften fällt in die Zuständigkeit der Justizbehörden der Länder. Der Bundesregierung ist nicht bekannt, ob und inwieweit sich die Praxis der Staatsanwaltschaften bei Auskünften über schwebende Steuerstrafverfahren in den von Ihnen angesprochenen Fällen in letzter Zeit geändert hat. Zur Zeit findet ein Meinungsaustausch zwischen den Justiz- und Finanzverwaltungen zur Frage der Auskunftserteilung an die Presse statt. Dieser ist noch nicht abgeschlossen. Im übrigen können die Staatsanwaltschaften dem Informationsinteresse der Öffentlichkeit dadurch entsprechen, daß sie diese ohne Namensnennung über schwebende Strafverfahren unterrichten. Einer solchen Unterrichtung steht § 30 der Abgabenordnung nicht entgegen. Anlage 87 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Voigt (Frankfurt) (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 51): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß den Vereinigten Deutschen Studentenschaften (VDS) ebenso wie der Jungen Union die Gemeinnützigkeit zuerkannt werden sollte, und wenn ja, wird die Bundesregierung den in Auftragsverwaltung zuständigen Behörden der Länder eine entsprechende Weisung geben? Ihre Frage unterstellt, daß die Junge Union als gemeinnützig anerkannt ist. Dies würde nicht der Rechtslage entsprechen. Politische Zwecke, d. h. die Förderung politischer Parteien, die Beeinflussung der politischen Meinungsbildung u. dergl., sind keine steuerbegünstigten Zwecke im Sinne des Gemeinnützigkeitsrechts. Zwar kommen für politische Vereine, soweit sie sich nicht wirtschaftlich betätigen, Befreiungen von der Körperschaftsteuer und der Vermögensteuer in Betracht. Die Anerkennung als gemeinnützig ist jedoch nicht möglich. Im Einführungsschreiben zur neuen Abgabenordnung wird ausdrücklich auf diese Rechtslage hingewiesen. Die Bundesregierung hat keine Anhaltspunkte dafür, daß die örtlichen Landesfinanzbehörden sich nicht danach richten. Ob der VDS nach Satzung und tatsächlicher Geschäftsführung die Voraussetzungen für die Anerkennung als gemeinnützig erfüllt, haben die örtlich zuständigen Landesfinanzbehörden zu prüfen und zu entscheiden. Wegen der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit war es nicht möglich, die für ein eigenes Urteil erforderlichen konkreten Einzelheiten des Sachverhalts durch Rückfrage bei den zuständigen Landesfinanzbehörden zu ermitteln und die Vereinigung fragen zu lassen, ob sie die Bundesregierung von der Wahrung ihres Steuergeheimnisses entbindet. Anlage 88 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Zeitel (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 52)4 Trifft es zu, daß Kraftfahrzeuge öffentlicher Verkehrsbetriebe eine erhebliche Rückerstattung für Dieselöl erhalten, jedoch Taxiunternehmen in vergleichbarer Gewerbeausübung keine Erstattung gewährt wird, und wenn ja, aus welchen Gründen hält die Bundesregierung dies für gerechtfertigt? Nach der Gasöl-Betriebsbeihilfe-VO-Straßenverkehr, die von der Bundesregierung auf Grund des Verkehrsfinanzgesetzes 1971 erlassen ist, erhalten Inhaber von Verkehrsbetrieben für versteuertes Gasöl (Dieselkraftstoff), versteuertes Flüssiggas und versteuertes Erdgas eine Betriebshilfe in Höhe der Mineralölsteuerbelastung (für Dieselkraftstoff zur Zeit 41,15 DM/100 1), wenn der Treibstoff im öffentlichen Personennahverkehr mit Kraftfahrzeugen verbraucht wird. Öffentlicher Personennahverkehr i. S. der genannten Rechtsvorschriften ist die Beförderung von Personen — im genehmigten Linienverkehr nach den §§ 42 und 43 des Personenbeförderungsgesetzes, — im Schülerverkehr (Beförderungen durch oder für Schulträger zum oder vom Unterricht) nach § 1 Nr. 4 Buchstabe d) der Freistellungsverordnung und — im Behindertenverkehr (Beförderungen von Behinderten zu und von Betreuungseinrichtungen) nach § 1 Nr. 4 Buchstabe g) der Freistellungsverordnung. Die Beihilfe wird gleichermaßen öffentlichen wie privaten Verkehrsbetrieben einschließlich der Taxiunternehmen gewährt, soweit diese Betriebe öffentlichen Personennahverkehr durchführen. Es trifft zu, daß nur verhältnismäßig wenig Taxiunternehmen die Voraussetzungen für die Inan- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10829* spruchnahme der Betriebsbeihilfe erfüllen. Das liegt daran, daß Taxis nur ausnahmsweise im Linienverkehr fahren, der bedeutendsten Erscheinungsform des öffentlichen Personennahverkehrs, weil dieser eine regelmäßige Verkehrsverbindung zwischen bestimmten Ausgangs- und Endpunkten erfordert. Das Taxigewerbe hat bereits mehrmals verlangt, die Dieseltaxis generell — d. h. ohne die bisher vorgesehene und für alle Verkehrsunternehmen geltende Beschränkung auf den Linienverkehr — in die Beihilferegelung einzubeziehen. Die Bundesregierung kann diese Forderung nicht erfüllen. Die angestrebte Erweiterung der Gasöl-Betriebsbeihilfe-VO würde zu einem Mittelmehrbedarf von etwa 60 bis 100 Millionen DM führen. Außerdem entstünde erheblicher zusätzlicher Verwaltungsaufwand bei den Hauptzollämtern und Oberfinanzdirektionen, der zusätzliche Kosten verursachen würde. Vor allem würde die Subventionierung des Dieselkraftstoffverbrauchs im Taxigewerbe auf Grund des verfassungsrechtlichen Gleichbehandlungsangebots zu schwer abweisbaren Berufungen anderer Verkehrszweige führen. Die Gewährung von Beihilfen ausschließlich für Dieseltaxis würde zudem eine sachlich nicht gerechtfertigte Ungleichbehandlung der Besitzer von Benzintaxis darstellen. Eine Ausdehnung der Begünstigung auf diese kann aber schon wegen der erhöhten Mißbrauchsgefahr (Abzweigen von Benzin für nicht begünstigte Zwecke) nicht in Betracht kommen. Anlage 89 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Friedmann (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 53 und 54) : Verfügt die Bundesregierung über Erkenntnisse darüber, welche Kostenbelastung den Unternehmen dadurch entsteht, daß diese in Verbindung mit ihrer Buchhaltung zur Erhebung und Abführung der Steuern Tätigkeiten verrichten müssen, die dem Aufgabenbereich des Fiskus zugehören und diesem obliegen? Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, den Unternehmen, insbesondere besonders lohnintensiven mittelständischen Unternehmen, eine Kostenerstattung, z. B. in Form eines Steuerbonus, zu gewähren? 1. Der Bundesregierung liegen keine statistischen Daten vor, die es ihr erlauben, die Aufwendungen, die den Unternehmern infolge der Einbehaltung und Abführung von Steuern erwachsen, zu beziffern. Sie kann daher nicht bestätigen, ob die in Ihrer Frage enthaltene Prämisse zutrifft, wonach die in Verbindung mit der Unternehmensbuchhaltung zur Erhebung und Abführung der Steuern zu verrichtenden Tätigkeiten solche sind, „die dem Aufgabenbereich des Fiskus zugehören und diesem obliegen." Nach der Rechtsprechung ist z. B. die Pflicht der Arbeitgeber, bei der Erhebung der Lohnsteuer mitzuwirken, eine auf dem öffentlichen Recht beruhende Reflexwirkung aus der Begründung privatrechtlicher und öffentlich-rechtlicher Dienstverhältnisse. 2. Die Bundesregierung hatte bereits Gelegenheit, zwei im wesentlichen gleichlautende Anfragen der Abgeordneten Wolfram und Dr. Schwörer zu beantworten. Die Bundesregierung hatte es dabei abgelehnt, die Organisation der Unternehmen für die Beibehaltung und Abführung von Steuern besonders zu vergüten. Sie hält an dieser Auffassung fest. Ich bitte, die Begründung hierfür den Antworten der Bundesregierung auf die Anfragen der Abgeordneten Wolfram und Dr. Schwörer — abgedruckt als Anlage 4 im Protokoll über die 11. Bundestagssitzung am 31. Januar 1973 und als Anlage 11 im Protokoll der 223. Bundestagssitzung am 18. Februar 1976 — zu entnehmen. Anlage 90 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Müller-Emmert (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen B 55 und 56) : Welche Steuerpolitik verfolgt die Bundesregierung — gegebenenfalls im Zusammenwirken mit den Bundesländern — in Zukunft gegenüber dem Pferderennsport und der Pferdezucht? Welche Gründe bewegen die Bundesregierung, die bisherige Gemeinnützigkeit des Pferderennsports in Frage zu stellen, und mit welchen zusätzlichen steuerlichen Belastungen müßten bei einer Versagung der Gemeinnützigkeit die Vereine und Verbände rechnen? Die Bundesregierung stellt nicht die Gemeinnützigkeit des Pferderennsports, sondern die der Pferderennvereine in Frage. Der Pferderennsport wie überhaupt der Pferdesport oder Reitsport ist gemeinnützig, sofern es sich um Amateursport handelt. Die Gemeinnützigkeit der Pferderennvereine, die von den Finanzbehörden uneinheitlich beurteilt worden war, ist überprüft worden, nachdem die Vereine Anspruch auf die Berechtigung zum Empfang steuerbegünstigter Spenden erhoben hatten. Die Prüfung hat ergeben, daß es sich bei den Pferderennvereinen um Veranstaltungsvereine handelt, deren Tätigkeit im wesentlichen darin besteht, Pferderennen unter Einsatz von Berufsreitern oder -fahrern auszurichten. Außer einer ganz untergeordneten Beteiligung von Amateurreitern oder -fahrern an derartigen Rennveranstaltungen wird von den Pferderennvereinen keine Amateursportarbeit geleistet. Die Finanzministerkonferenz hat aus diesem Grunde im November 1977 entschieden, daß die Pferderennvereine nicht unter dem Gesichtspunkt der Förderung des Amateurreit- und -fahrsports als gemeinnützig anerkannt werden können. Unter dem Gesichtspunkt der Förderung der Pferdezucht wird die Gemeinnützigkeit der Pferderennvereine von den Körperschaftsteuerreferenten der obersten Finanzbehörden ebenfalls verneint. Diese sind der Auffassung, daß die Pferdezucht in erster Linie den eigenwirtschaftlichen Interessen der Züchter dient und nicht — wie es das Gemeinnützigkeitsrecht verlangt — ausschließlich die Allgemeinheit fördert. Sie betrachten sich im übrigen an die Entscheidung des Gesetzgebers gebunden, der im Rahmen der Steuerreform des Jahres 1975 die Steuerbe- 10830* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 günstigung für Vollblutzuchtbetriebe abgeschafft und damit die besondere Förderungswürdigkeit der Pferdezucht verneint hat. Gleichwohl werden die Steuerabteilungsleiter der obersten Finanzbehörden die Gemeinnützigkeit der Pferdezucht demnächst noch einmal erörtern. Sie haben dazu einen Auftrag der Finanzministerkonferenz erhalten, der auf den Wunsch der Agrarminister zurückgeht. Anlage 91 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Warnke (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 57 und 58) : Welche Höhe wird nach Auffassung der Bundesregierung der Preis für Rohöl frei deutsche Grenze im Durchschnitt des Jahres 1979 als Folge der jüngsten Preisbeschlüsse der OPEC-Länder erreichen, wenn man die gegenwärtige Kursrelation zwischen Dollar und D-Mark zugrunde legt? Welche Höhe ergibt sich dann für die jahresdurchschnittliche Wärmepreisdifferenz (Steinkohle/schweres Heizöl), wenn man vom gegenwärtig gültigen Listenpreis der Ruhrkohle AG ausgeht, und ergeben sich hieraus Konsequenzen für den Mehrkostenausgleich gemäß § 3 des Dritten Verstromungsgesetzes und für die Höhe der Ausgleichsabgabe gemäß § 4 des Dritten Verstromungsgesetzes? Zu Frage B 57: Die vom OPEC-Ministerrat am 16./17. Dezember 1978 beschlossene stufenweise Anhebung des Rohölreferenzpreises ergibt rechnerisch eine durchschnittliche Preisanhebung von 10 % für das Jahr 1979. Unterstellt man, daß sich alle übrigen Ölqualitäten in entsprechender Weise verteuern, größere Veränderungen in der Versorgungsstruktur und bei den Währungsrelationen nicht eintreten, so erhöht sich rein rechnerisch der durchschnittliche Wert frei deutsche Grenze von ca. 202 DM/t im Dezember 1978 auf ca. 222 DM/t im Durchschnitt des Jahres 1979. Der tatsächliche Durchschnittswert wird indessen wesentlich durch die in den Prämissen enthaltenen Faktoren beeinflußt werden. Zu Frage B 58: Die Preisentwicklung beim Rohöl ist zwar für die Entwicklung des Preises für schweres Heizöl von Bedeutung; erfahrungsgemäß schlagen Rohölpreissteigerungen beim schweren Heizöl aber nur zu einem Teil durch. Die Einflüsse des Marktes spielen eine ebenso wichtige Rolle. Im Januar 1979 lag der Preis für schweres Heizöl im Bundesdurchschnitt nach vorläufigen Zahlen bei etwa 208 DM pro Tonne. Er lag damit rd. 12 DM pro Tonne über dem Durchschnittspreis des Jahres 1978, aber noch um rd. 6 DM pro Tonne unter dem durchschnittlichen HS-Preis im Januar 1978. Die Wärmepreisdifferenz nach dem Dritten Verstromungsgesetz ergibt sich aus der Differenz zwischen dem angemessenen Kohlepreis und dem Preis für schweres Heizöl einschließlich der Transportkostendifferenz. Bei Zugrundelegung des seit dem 1. Januar 1979 gültigen Listenpreises für Kraftwerkskohle der Ruhrkohle-AG, dessen Angemessenheitsprüfung noch aussteht, betrug die Wärmepreisdifferenz im Januar 1979 zwischen 30 und 31 DM pro Tonne SKE. Der Bundesminister für Wirtschaft ist bei der Festsetzung der Ausgleichsabgabe für das Jahr 1979 von einer durchschnittlichen Wärmepreisdifferenz in Höhe von 32 DM pro Tonne SKE ausgegangen. Er hat bei den parlamentarischen Beratungen auf die bestehenden Unsicherheiten dieser Schätzung hingewiesen und eine Absenkung des Abgabesatzes in Aussicht gestellt, falls die HS-Preisentwicklung nicht nur kurzfristig wesentlich günstiger verlaufen sollte als angenommen. Zwar hat sich das HS-Preisniveau in den letzten Monaten kontinuierlich nach oben entwickelt, doch gibt es z. Z. keine Anhaltspunkte, daß dieser Trend über das Jahr 1979 anhalten wird. Das wird sich frühestens nach Ablauf der Winterperiode, in der die HS-Preise traditionell über dem Durchschnitt des Jahres liegen, beruteilen lassen. Auf jeden Fall wären Überlegungen, den Abgabesatz wieder zu senken, derzeit verfrüht. Anlage 92 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Schmidt (München) (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen B 59 und 60) : Welche finanziellen Belastungen können auf den Bundeshaushalt durch Verpflichtungen der Bundesregierung aus HermesBürgschaften u. a. zukommen, falls der Iran auf Grund der dort eingetretenen politischen Veränderungen seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber deutschen Firmen nicht nachkommt? Werden im Falle staatlicher Leistungen die bisher von deutschen Firmen im Iran erzielten Gewinne dabei in Anrechnung gebracht? Im Zuge des starken Ausbaus der deutsch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen in den letzten Jahren hat sich auch das Bundesobligo aus der Übernahme von Ausfuhrbürgschaften und -garantien für IranGeschäfte erheblich erhöht. Falls die iranischen Vertragspartnern auf Grund der politischen Veränderungen im Iran ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber den deutschen Exporteuren nicht nachkommen sollten und der Bund aus den übernommenen Ausfuhrbürgschaften bzw. -garantien in Anspruch genommen würde, entstünden jedoch nicht etwa Entschädigungsansprüche für das gesamte auf den Iran bestehende Bürgschaftsobligo auf einmal. Für notleidende Forderungen würden Entschädigungsansprüche vielmehr 6 Monate nach jeweiliger mit dem Schuldner vertraglich vereinbarter Fälligkeit entstehen. Diese Fälligkeiten verteilen sich auf viele Jahre. Über die Fälligkeit der Zahlungen gibt es — vertrauliche — statistische Unterlagen. Diese Angaben unterliegen jedoch ständigen Veränderungen, was insbesondere auf das kurzfristige Geschäft zurückzuführen ist, bei dem sich Fälligkeiten schnell auf- und wieder abbauen können. Hinzu kommt, daß Bauleistungsgeschäfte üblicherweise nach Projektfortschritt bezahlt wer- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10831* den. Dieser ist im Einzelfall — insbesondere wegen der gegenwärtigen Verhältnisse im Iran — nicht genau vorhersehbar. Zahlungen bei Kreditgeschäften sind von der Lieferung der Ware bzw. der Betriebsbereitschaft der Anlage abhängig. Auch diese Daten sind nicht genau vorherbestimmbar. Mit diesen Einschränkungen können die Fälligkeiten aus gedeckten Iran-Geschäften für 1979 mit rd. 840 Millionen DM und 1980 mit rd. 880 Millionen DM angegeben werden. Ob und inwieweit iranische Vertragspartner infolge der veränderten politischen Verhältnisse abgeschlossene Liefer- und Leistungsverträge nicht mehr erfüllen oder diese gar annullieren werden, ist bisher nicht zu übersehen. Welche Belastungen sich hieraus für den Bund ergeben können, dürfte wesentlich davon abhängen, wie die deutschen Exporteure in einem solchen Falle mit ihren iranischen Vertragspartnern die sich stellenden Probleme zu lösen vermögen und sich vertraglich arrangieren. Dabei können wir erwarten, daß auch jede künftige iranische Regierung, die sich für eine stetige weitere wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung in ihrem Lande verantwortlich zeigt, darum bemüht sein dürfte, die Kreditwürdigkeit des Iran weltweit zu erhalten und daher die bestehenden Verpflichtungen zu erfüllen. Soweit der Bund Entschädigungen zu leisten haben wird, werden die bisher von deutschen Unternehmen im Iran erzielten Gewinne darauf nicht angerechnet. Bei dem versicherungssystematisch aufgebauten Gewährleistungsinstrument entrichten die Exporteure Prämien für den vom Bund übernommenen Deckungsschutz; sie 'haben Anspruch auf Entschädigung nach den geltenden Versicherungsbedingungen. Gemäß diesen Bedingungen sind die Versicherungsnehmer jedoch in einem Schadensfalle in der Regel mit 10 % bzw. 15 % am Ausfall beteiligt. Anlage 93 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Hofmann (Kronach) (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 61) : Ist die Bundesregierung bereit, ihre Subventionen an die Firma Siemens Aktiengesellschaft mit der Auflage bzw. dem Appell zu verbinden, daß sie ihre Betriebe im Zonenrandgebiet nicht schließt (Teuschnitz) bzw. keine Arbeitsplatzreduzierungen (Neustadt bei Coburg) vornimmt? Die Instrumente der regionalen Wirtschaftspolitik sollen Unternehmen Anreize für Investitionen geben, durch die in den Fördergebieten neue Dauerarbeitsplätze entstehen. Investitions- und Folgeentscheidungen treffen die Unternehmen in eigener Verantwortung. Es liegt im Rahmen der unternehmerischen Entscheidung, wenn eine Firma an verschiedenen Orten befindliche Betriebsstätten fortlaufend auf ihre Rentabilität überprüft. Die Regelungen des Investitionszulagengesetzes und des Rahmenplans der Gemeinschaftsaufgabe enthalten verschiedene Bestimmungen, durch die Mißbrauchstatbestände erfaßt werden. Hinzuweisen ist vor allem auf die für bewegliche Wirtschaftsgüter erforderliche Verbleibdauer von mindestens drei Jahren (§ 1 Abs. 3 Ziff. 1 des Investitionszulagengesetzes) sowie auf die bei der Förderung von Verlagerungen und bei der Unterschreitung von Arbeitsplatzzielen geltenden Bestimmungen (7. Rahmenplan, Teil II, Ziffer 5 und 7). Auf der Grundlage dieser Regelungen kann die Förderung ganz oder teilweise zurückverlangt werden. Im übrigen geht die Bundesregierung davon aus, daß die für die Durchführung der regionalen Wirtschaftsförderung zuständigen Dienststellen der Länder eine mißbräuchliche Inanspruchnahme öffentlicher Mittel verhindern bzw. bei Vorliegen von Mißbrauchstatbeständen entsprechende gerichtliche Schritte einleiten. Anlage 94 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage der Abgeordneten Frau Dr. Lepsius (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 62) : Kann die Bundesregierung mitteilen, ob und gegebenenfalls bis zu welchem Zeitpunkt mit einer gesetzlichen Neuregelung der Bundestarifordnung „Elektrizität" zu rechnen ist, und wird das sogenannte Bestabrechnungsverfahren für Stromtarife den Elektrizitätsversorgungsunternehmen zwingend vorgeschrieben? Die Bundesregierung strebt folgende Maßnahmen zur Änderung der Stromtarifstruktur an: — Schaffung einer Möglichkeit zur verstärkten Anhebung der Arbeitspreise bei der Genehmigung von Tariferhöhungen, d. h. Verstärkung der verbrauchsabhängigen Preiskomponente, — damit zusammenhängend Aufhebung der in der Bundestarifordnung vorgeschriebenen Höchstgrenzen für die Arbeitspreise, — Begrenzung der Degression des Grundpreistarifs II für private Haushalte mit weit überdurchschnittlichem Verbrauch durch Einführung einer linearen Preiskomponente, — obligatorische Einführung der Bestabrechnung im Rahmen des wirtschaftlich-technisch Möglichen. Die Bundesregierung wird dem Bundesrat in den nächsten Monaten einen entsprechenden Verordnungsentwurf zur Zustimmung zuleiten. Anlage 95 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 63 und 64) : Wie ist die Antwort der Bundesregierung vom 24. Januar 1979 auf eine Anfrage von mir zu verstehen, wenn einerseits am Vortag die für 1979 vorgesehenen Bundesmittel für die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" in zweiter Lesung vom Deutschen Bundestag gegenüber dem Vorjahr um 20 Millionen DM verringert worden sind, die Bun- 10832+ Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 desregierung andererseits mitteilt, die betreffenden Ausgaben seien für 1978 bis 1982 in Vorwegnahme späterer EG-Rückflüsse um je rund 30 Millionen DM jährlich verstärkt worden? Wie begründet die Bundesregierung im Hinblick auf diese Kürzung der Haushaltsmittel einerseits und die Tatsache andererseits, daß die in ihrer Antwort vom 24. Januar 1979 ebenfalls aufgeführte, im übrigen noch gar nicht beschlossene, Aufstokkung des ERP-Regionalprogramms 1979 sich bezieht auf mit EG-Zuschüssen nicht vergleichbare rückzahlbare Darlehensmittel, ihre Behauptung, die Ansätze für die Regionalförderung seien um mehr als die Rückflüsse aus dem EG-Regionalfonds aufgestockt worden? 1. Die Aussage in meinem Schreiben vom 24. Januar 1979, daß die Ausgaben für die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" für die Jahre 1978 bis 1982 um je 30 Millionen DM jährlich verstärkt worden sind, ist unverändert richtig. Der Deutsche Bundestag hat die Gesamtausgaben bei dieser Titelgruppe unter Berücksichtigung dieser Erhöhung auf 404 Millionen DM festgesetzt. Wenn dieser Ansatz unter dem Ansatz von 1978 liegt, so ist dies ausschließlich auf eine programmbedingte Rückläufigkeit der in der Titelgruppe mitveranschlagten befristeten Sonderprogramme zurückzuführen. 2. Die EG-Rückflüsse in den Jahren 1976-1978 belaufen sich auf 95,2 Millionen DM. Die Ansätze für die Gemeinschaftsaufgabe sind gegenüber 1975 in dem gleichen Zeitraum um insgesamt 130 Millionen DM aufgestockt worden. Die Ausgabensteigerung liegt daher über den Ist-Einnahmen aus den EG- Rückflüssen. Ich bin mir bewußt, daß es sich bei den von Ihnen erwähnten ERP-Regionalförderungsmitteln um Darlehen handelt, deren Subventionswert unter dem von verlorenen Zuschüssen liegt. Die vorgesehene Erhöhung dieser Ausgaben um 145 Millionen DM geht jedoch voll zu Lasten des Bundeshaushalts, weil der erforderliche Finanzierungsspielraum nur durch eine entsprechende Verlagerung von anderen ERP-Ausgabeprogrammen auf den Bundeshaushalt geschaffen werden konnte. Anlage 96 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftlichen Fragen der Abgeordneten Frau Hoffmann (Hoya) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 65, 66 und 67) : Ist der Bundesregierung bekannt, was mit den Empfehlungen geschieht, die der Beirat für Fragen des Tourismus beim Bundeswirtschaftsminister ausspricht, welchen Dienststellen oder Gremien diese Empfehlungen unterbreitet werden, oder wer für die Durchführung dieser Maßnahmen verantwortlich ist? Wie erklärt die Bundesregierung die Tatsache, daß auf Grund von eingeholten Auskünften das Bundesfinanzministerium keine Kenntnis von den Empfehlungen des Beirats zur Lage der Heilbäder und Kurorte und zur Frage der Mehrwertsteuer im Gastgewerbe — beide vom 31. Mai 1978 — vom Bundeswirtschaftsministerium erhalten hat? Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung bisher zu den beiden vorstehend angesprochenen Empfehlungen des Beirats für Fragen des Tourismus beim Bundeswirtschaftsminister durchgeführt oder eingeleitet? Zu Frage B 65: Die Geschäftsführung des Beirates für Fragen des Tourismus liegt beim Bundesministerium für Wirtschaft. Ihm obliegt auch die Zuleitung von Empfehlungen des Beirates an die in Betracht kommenden Adressaten, die stets im erforderlichen Umfang erfolgt ist. Zu Frage B 66: Das Bundesministerium der Finanzen war bei der Beratung der Empfehlungsentwürfe beteiligt. Darüber hinaus sind ihm beide von Ihnen genannten Empfehlungen in mehreren Exemplaren zugeleitet worden. Zu Frage B 67: Die Bundesregierung hat bereits in ihrem Entwurf zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für die Bereitstellung von Kureinrichtungen vorgesehen, soweit als Entgelt eine Kurtaxe entrichtet wird. Auch die übrigen Anregungen des Beirates für Fragen des Tourismus in den beiden von Ihnen angesprochenen Empfehlungen werden von den beteiligten Bundesministerien beachtet und sind, soweit ihre Zuständigkeit gegeben ist, auch zum Teil bereits realisiert worden, z. B. die Verstärkung der Fremdenverkehrswerbung im Ausland für Heilbäder und Kurorte und eine intensivere Förderung der kurortrelevanten Forschung. Anlage 97 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Schartz (Trier) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 68 und 69) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß in Deutschland hergestellte Automobile im Lande Luxemburg wesentlich billiger zu erwerben sind als in der Bundesrepublik Deutschland, und daß bei ordnungsgemäßer Überführung dieser fabrikneuen Autos nach Deutschland eine Preisdifferenz von einigen tausend DM je Automobil besteht und weshalb dies so ist, und welche Folgerungen zieht sie gegebenenfalls hieraus? Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Lieferzeit für deutsche Autos im Land Luxemburg wesentlich kürzer ist als in der Bundesrepublik Deutschland und worauf dies zurückzuführen ist, und welche Folgerungen zieht sie gegebenenfalls hieraus? Zu Frage B 68: Unterschiedliche Autopreise in der Europäischen Gemeinschaft haben die Bundesregierung seit 1970 verschiedentlich beschäftigt. Sie hat dazu im Deutschen Bundestag im Jahre 1970 auch zwei Anfragen beantwortet (siehe BT-Drucksache VI/381, Frage Nr. 98; BT-Drucksache VI/1405). Auch die Kommission der Europäischen Gemeinschaft und das Bundeskartellamt haben sich mit diesem Komplex befaßt, die Kommission erst noch in jüngster Zeit (z. B. Anfragen Nr. 38/78 und 626/78). Ein einheitlicher Binnenmarkt für Automobile besteht in der EG auch heute noch nicht: Abweichende Steuersätze und Preisbildungssysteme, Schwankungen der Wechselkurse, spezifische Marktverhältnisse z. B. bei der Nachfrage, der Konkurrenzsituation oder dem Preisniveau für Automobile und unter- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10833* schiedliche Marktstrategien der Hersteller (z. B. stärker gewinn- oder marktanteilorientierte), differenziertes Verhalten der Händler gegenüber den Preisempfehlungen der Hersteller und den eingeräumten Handelspannen, verschiedenartige technische und sonstige Ausstattung der Fahrzeuge sind die hauptsächlichen Gründe hierfür. Das kann bei teureren Automobilen auch in Luxemburg zu beachtlichen Preisunterschieden führen. Hieraus ergibt sich ein Anreiz zur Wiederausfuhr eingeführter Autos in das Ursprungsland, dem allerdings gewisse verwaltungsmäßige und auch technische Hindernisse entgegenwirken können (z. B. Umrüstung und Einzelzulassung beim TÜV, Steuerformalitäten, Fragen der Garantie). Über den Umfang von Re-Importen in die Bundesrepublik Deutschland liegen zuverlässige Zahlen nicht vor; es handelt sich aber allem Anschein nach nicht um größere Stückzahlen. Die Bundesregierung sieht im freien und ungehinderten Warenverkehr über die Grenzen ein Grundelement des gemeinsamen europäischen Marktes, das den Interessen des Verbrauchers entspricht; dazu gehören auch Re-Importe. Sie unterstützt deshalb nachdrücklich die Bemühungen zur Harmonisierung der Wettbewerbsbedingungen in der EG. Zu Frage B 69: Nach den der Bundesregierung vorliegenden Informationen ergeben sich für die meisten deutschen Hersteller keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Lieferfristen für ihre Autos in Luxemburg und in der Bundesrepublik Deutschland. Soweit sich bei einzelnen Herstellern Abweichungen bei den Lieferfristen ergeben, beruhen sie auf den Entscheidungen der Hersteller über die Belieferung des Marktes oder auf voneinander abweichenden Händlerdispositionen. Auf diese unternehmerischen Dispositionen hat die Bundesregierung keinen Einfluß. Anlage 98 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Gansel (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 70) : Wann werden die Ausführungsbestimmungen zum Schiffbauhilfeprogramm der Bundesregierung veröffentlicht werden, und warum ist eine Veröffentlichung der Ausführungsbestimmungen noch nicht erfolgt, obwohl das Programm im wesentlichen seit mehreren Monaten feststeht? Die Verabschiedung und Veröffentlichung von Ausführungsbestimmungen für die am 17. Januar 1979 vom Kabinett beschlossene Auftragshilfe für die Werften kann erst nach Genehmigung der Beihilfe durch die EG-Kommission erfolgen. Sollte die Kommission die Genehmigung mit Bedingungen und Auflagen versehen, müßte dies ggf. in den Ausführungsbestimmungen, die intern bereits weitgehend vorbereitet sind, noch berücksichtigt werden. Das Genehmigungsverfahren bei der EG-Kommission ist unter Hinweis auf die Eilbedürftigkeit am Tage nach dem Kabinettbeschluß durch die Notifizierung eingeleitet worden. Die EG-Kommission gibt die Genehmigung erfahrungsgemäß etwa innerhalb von 2 1/2 Monaten, sofern sie nicht ein formelles Prüfungsverfahren nach Artikel 93 Absatz 2 EWG-Vertrag einleitet. Ich hoffe, daß die Kornmission die Schiffbaubeihilfen ohne Einleitung eines förmlichen Prüfungsverfahrens möglichst bald billigen wird. Neben der EG-rechtlichen Prüfung ist noch ein Abkommen zwischen dem Bund und den betroffenen Ländern über die gemeinsame Finanzierung der Auftragshilfe erforderlich. Ein Entwurf dafür ist bereits ausgearbeitet worden und wird z. Z. zwischen Bund und Ländern erörtert. Die Ausführungsbestimmungen werden Teil dieses Abkommens sein. Angesichts der vorgegebenen Fristen und Termine sowie der notwendigen Abstimmung mit den Ländern rechne ich mit einer Veröffentlichung der Ausführungsbestimmungen nicht vor April 1979. Indessen können sich Interessenten schon jetzt bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau über die voraussichtlichen Modalitäten der Hilfe informieren. Anlage 99 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Simpfendörfer (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen B 71, 72, 73 und 74) : Hat die Bundesregierung Bedenken gegen die Aufnahme der forstlichen Jungbestandspflege in die Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur, wie sie vom Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Bundestages einstimmig gewünscht wird, und wenn ja, welcher Art sind die Bedenken? Welche Folgerungen zieht die Bundesregierung aus der Tatsache, daß in der forstlichen Betriebswirtschaftslehre, z. B. im Lehrbuch von Prof. Speidel, Freiburg, 1967, die Ästung und Läuterung junger Bestände als Realinvestition bezeichnet werden, wobei Läuterung synonym mit Bestandspflege verwendet wird? Welche Folgerungen zieht die Bundesregierung aus der Tatsache, daß aus der Begründung zum Gesetzentwurf über die Gemeinschaftsaufgabe zu entnehmen ist, daß insbesondere die "Verbesserung der Bestockung" zu den waldbaulichen Maßnahmen der Gemeinschaftsaufgabe zu zählen ist? Teilt die Bundesregierung meine Auffassung, daß die Läuterung junger Bestände bzw. die Jungbestandspflege der „Verbesserung der Bestockung" dient, und welche' Folgerungen zieht sie gegebenenfalls daraus? Zu Frage B 71: Zunächst weise ich darauf hin, daß zur Rufnahme der forstlichen Bestandespflege in die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" noch keine abgestimmte Meinung der Bundesregierung besteht. Die Aufnahme dieser Maßnahme in die Gemeinschaftsaufgabe stößt auf finanzverfassungsrechtliche und finanzpolitische Bedenken. Zum einen wird in Frage gestellt, ob die Voraussetzungen des Artikels 91 a GG und des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" erfüllt sind. Zum anderen würde die Förderung der Bestandspflege im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe das Ausmaß der Mischfinanzierung erweitern. Diese stünde nicht in Einklang damit, daß in der öffentlichen Diskussion, insbesonde- 10834* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 re von Länderseite, in letzter Zeit gegen die Mischfinanzierung verschäft Angriffe geführt werden. Zu Frage B 72: Auch nach Auffassung der Bundesregierung sind die Ästung und die Läuterung jüngerer Bestände forstliche Investitionen. Da in der Gemeinschaftsaufgabe sowohl investive wie nichtinvestive Maßnahmen gefördert werden, kommt es allein auf den investiven Charakter einer Maßnahme für die Einbeziehung in die Gemeinschaftsaufgabe nicht an. Zu Fragen B 73 und 74: Die Bundesregierung ist der Meinung, daß eine Verbesserung der Bestockung eine strukturverbessernde Maßnahme im Sinne der Gemeinschaftsaufgabe sein kann (z. B. Umwandlung sowie Umbau von ertragsschwacher Bestockung in standortgemäßen Hochwald). Sie ist auch der Auffassung, daß die Läuterung junger Waldbestände ebenfalls darauf gerichtet ist, die Bestockung zu verbessern. Innerhalb der Bundesregierung wird jedoch noch zu klären sein, ob damit die Voraussetzungen nach Artikel 91 a GG und des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" erfüllt sind. Anlage 100 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Zink (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 75) : Hätte das geltende Bundesrecht ausgereicht, um den Giftmilchskandal in den Riedgemeinden des Kreises Groß Gerau zu verhindern? Die in der Vergangenheit bei der Herstellung des Pflanzenschutzmittels Hexachlorcyclohexan (HCH) angefallenen Produktionsabfälle sind als umweltgefährdend einzustufen und daher Sonderabfallbeseitigungsanlagen zuzuführen. Für die Beseitigung galt bis 1972 das hessische Abfallrecht, wonach derartige Abfälle nur in zugelassenen Anlagen behandelt, gelagert und abgelagert werden durften. Das Abfallbeseitigungsgesetz des Bundes vom 7. Juni 1972 hat diese Regelung übernommen. Da es sich bei den Produktionsrückständen um Sonderabfälle handelt, findet nunmehr auch die hessische Sonderabfallverordnung vom 13. November 1978 Anwendung. Die Bundesregierung sieht zur Zeit keine Notwendigkeit, die geltenden gesetzlichen Vorschriften zur Beseitigung von Sonderabfällen zu ändern oder zu ergänzen. Dies gilt auch für auf Grund des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes festgesetzte Höchstmengen für Rückstände von HCH in Lebensmitteln tierischer Herkunft, bei deren Überschreitung das gewerbsmäßige Inverkehrbringen dieser Lebensmittel verboten ist. Der Vollzug der genannten Vorschriften obliegt den nach Landesrecht zuständigen Behörden. Anlage 101 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Hasinger (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 76): Hält es die Bundesregierung für richtig, daß ausländischen Arbeitnehmern, die bei Rückkehr in das Heimatland einen Anspruch auf Rückerstattung der Rentenversicherungsbeiträge besitzen, weil kein Sozialversicherungsabkommen besteht, die Rückerstattung bloß deshalb verweigert wird, weil die Rentenversicherung dem Arbeitgeber eine Einarbeitungsbeihilfe (Eingliederungshilfe) gewährt hat, und wenn nein, welche Folgerungen zieht sie daraus? Die Bundesregierung hält es für richtig, daß ausländische Arbeitnehmer und einheimische Versicherte nach denselben Rechtsvorschriften behandelt werden. Das ist bei den geltenden Beitragserstattungsvorschriften im Rentenrecht der Fall. Ist dem Versicherten eine Regelleistung aus seiner Versicherung gewährt worden, können nur die später entrichteten Beiträge erstattet werden. Die Leistungen zur Förderung der Arbeitsaufnahme und die Eingliederungshilfen an Arbeitgeber (§ 1237 a Abs. 1 Nr. 1 RVO, § 14 a Abs. 1 Nr. 1 AVG, § 36 a Abs. 1 Nr. 1 RKG), gehören zu den berufsfördernden Leistungen zur Rehabilitation Versicherter, die nach § 1235 Nr. 1 RVO (§ 12 Nr. 1 AVG, § 34 Nr. 1 RKG) Regelleistungen der Rentenversicherung sind und daher auch dem Versicherten gewährt werden. Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, das geltende Recht zu ändern, da vor allem die in Ihrer Anfrage erkennbar werdende Vermutung, es liege eine Diskriminierung der ausländischen Arbeitnehmer vor, nicht zutrifft. Anlage 102 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Köhler (Duisburg) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 77 und 78) : Ist die Bundesregierung in der Lage, angesichts der Tatsache, daß beispielsweise zwar Schwerbehinderte Arbeitnehmer bevorzugt eingestellt werden sollen, ein schwerbehinderter Selbständiger sich selbst aber nicht einmal auf die Anzahl der Pflichtplätze anrechnen darf, in einem Zweimannbetrieb zwar der Arbeitnehmer, nicht aber der Selbständige einen Weihnachtsfreibetrag geltend machen kann, und zwar bei Nichtselbständigen Versorgungbezüge aus früheren Dienstleistungen z. T. steuerfrei sind, bei Selbständigen aber betriebliche Versorgungsbezüge ähnlicher Art voll versteuert werden müssen, einen vollständigen Überblick über die Fälle der Ungleichbehandlung von Selbständigen und Nichtselbständigen nebst den Begründungen zu geben? Welche Schritte beabsichtigt die Bundesregierung zu unternehmen, um einer nicht begründbaren Ungleichbehandlung in diesem Bereich entgegenzuwirken und die Gleichbehandlung von Selbständigen und Nichtselbständigen sicherzustellen, wenn sie sich in der gleichen Lage befinden? Ihre Fragen beantworte ich im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen wie folgt: Gesetzliche Regelungen müssen auf den sozialen und arbeitsrechtlichen Status von Arbeitnehmern einerseits und Selbständigen andererseits zugeschnitten sein. Von daher ergeben sich zwangsläufig gewisse unterschiedliche Bedarfslagen, denen der Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10835* Gesetzgeber zu entsprechen hat. Eine solche unterschiedliche Bedarfslage ergibt sich in all 'den Fällen, in denen Arbeitnehmer und Selbständige in ihrem sozialen Status angesprochen sind. Eine Ubersicht über Fälle solcher begründeter Verschiedenheiten steht mir nicht zur Verfügung. Zu den von Ihnen aufgeführten Beispielfällen ist folgendes zu bemerken: 1. Die Vorschriften des Schwerbehindertengesetzes über die Beschäftigungspflicht sind darauf ausgerichtet, schwerbehinderten Arbeitnehmern und anderen abhängig Beschäftigten bei der Beschaffung eines Arbeitsplatzes und seiner Sicherung Hilfen zu geben. Schwerbehinderte Arbeitgeber bedürfen nicht der Hilfe bei der Erlangung und Erhaltung eines Arbeitsplatzes, wie sie den Arbeitnehmern durch das Schwerbehindertengesetz eingeräumt ist. 2. Es ist richtig, daß bestimmte Weihnachtszuwendungen nach § 19 Abs. 3 EStG nur beim Arbeitnehmer steuerfrei sind. Der Gesetzgeber wollte diese Arbeitgeberleistungen auf Zuwendungen im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses beschränken und nicht etwa auch — in der Regel nicht übliche — Weihnachtszuwendungen an Gewerbetreibende oder an freie Berufe begünstigen. 3. Es trifft auch zu, daß Versorgungsbezüge aus früheren Dienstleistungen bei Arbeitnehmern nach § 19 Abs. 2 EStG in bestimmtem Umfang steuerfrei sind, während für Selbständige eine entsprechende Vorschrift im Einkommensteuergesetz nicht enthalten ist. Andererseits erhalten freiberuflich Tätige nach § 18 Abs. 4 EStG im Gegensatz zu Arbeitnehmern einen Freibetrag bis zu 1 200 DM, freiberuflich tätige Ehegatten bis zu 2 400 DM im Kalenderjahr, der von Freiberuflern gewöhnlich als Ausgleich dafür verstanden wird, daß sie infolge langer Ausbildungsgänge erst spät beginnen, eigenes Arbeitsentgelt zu verdienen. Der Freibetrag führt im Ergebnis dazu, daß Freiberufler einen besonderen Betrag zur Altersversorgung verwenden können. In allen von Ihnen genannten Beispielfällen ist die unterschiedliche rechtliche Behandlung von Arbeitnehmern und Selbständigen nach Auffassung der Bundesregierung von der unterschiedlichen Bedarfslage her begründet. Auch sonst sind der Bundesregierung Fälle einer von der Sache her nicht zu rechtfertigenden unterschiedlichen Behandlung zum Nachteil Selbständiger nicht bekannt. Anlage 103 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Müller (Mülheim) (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen B 79 und 80) : Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, ob Asbestose-Erkrankungen erheblich zugenommen haben und im Verhältnis zu der Zahl gewerblicher Arbeitnehmer, die in der asbestverarbeitenden Industrie tätig sind, auffallend häufig auftreten? Wird die Tatsache, daß Mitgliedsländer der Europäischen Gemeinschaften dies zum Anlaß genommen haben, Anwendungsverbote für Asbest auszusprechen, die Bundesregierung veranlassen, ähnlich zu verfahren, oder wird sie sich dafür entscheiden, im Rat der Europäischen Gemeinschaften die Kommission zur Vorlage eines entsprechenden Richtlinienentwurfs aufzufordern? Zu Frage B 79: Wie dem Unfallverhütungsbericht der Bundesregierung (Drucksache 8/2328 vom 29. November 1978) zu entnehmen ist, weisen die Zahlen aller erstmals entschädigten Erkrankungen durch Asbest (Asbestose, Asbestose in Verbindung mit Lungenkrebs, durch Asbest verursachtes Mesotheliom des Rippenoder Bauchfells) eine relativ gleichbleibende Tendenz auf. Sie betragen für 1972 = 84, 1973 = 75, 1974 = 102, 1975 = 90, 1976 = 107, 1977 = 88. Bei letzterer Zahl ist zu berücksichtigen, daß asbestverursachte Mesotheliome neu in die Berufskrankheitenverordnung aufgenommen wurden. Zu Frage B 80: Von der Kommission der Europäischen Gemeinschaft ist im Jahr 1977 ein Richtlinienvorschlag über Beschränkungen des Inverkehrbringens und der Verwendung von bestimmten Arten von Asbestfasern vorgelegt worden. Seit einigen Wochen liegt weiterhin ein EG-Richtlinienvorschlag über die Begrenzung gefährlicher chemischer, physikalischer und biologischer Schadstoffe in der Arbeitsumgebung vor. Die Verabschiedung dieser Richtlinien ist noch nicht abzusehen. Die Bundesregierung ist daher der Auffassung, daß angesichts der Gesundheitsgefährdung, die von Asbest und sonstigen krebserzeugenden Arbeitsstoffen ausgehen kann, möglichst schnell ein weiterer Ausbau der bestehenden Arbeitsschutzvorschriften erfolgen muß. Der Erlaß von entsprechenden nationalen Vorschriften kann nicht bis zum Inkrafttreten der genannten Richtlinien der Europäischen Gemeinschaft zurückgestellt werden. Bei der Anwendung des Asbest-Spritzverfahrens (Spritzisolierung) sind die Arbeitnehmer besonderen Gesundheitsgefahren ausgesetzt. Auf Veranlassung des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung werden daher die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung in Kürze in einem Nachtrag zur Unfallverhütungsvorschrift „Schutz gegen gesundheitsgefährlichen mineralischen Staub" das Asbest-Spritzverfahren verbieten. Für die Übergangszeit bis zum Inkrafttreten dieser Vorschrift werden sofort vollziehbare Einzelanordnungen erlassen, die die Anwendung des genannten Spritzverfahrens untersagen. Im übrigen wird von der ,Bundesregierung zur Zeit eine Erweiterung der Verordnung über gefährliche Arbeitsstoffe vorbereitet. Der Verordnungsentwurf enthält besondere Vorschriften über den Umgang mit etwa 40 krebserzeugenden Arbeitsstoffen einschließlich Asbest. Im einzelnen ist u. a. die Einführung einer Genehmigungs- oder Anzeigepflicht für die Verwendung cancerogener Stoffe vorgesehen, ferner die Verpflichtung zur Verwendung von ungefährlichen oder weniger gefährlichen Ersatzstoffen, arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen, Arbeitszeitbeschränkungen sowie bestimmte Beschäftigungsverbote. Die im Rahmen von 10836* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Technischen Regeln für gefährliche Arbeitsstoffe festgesetzte Grenzkonzentration für bestimmte Asbestarten (Technische Richtkonzentration — TRK —) findet in Zukunft für sämtliche Asbestarten Anwendung und wird gleichzeitig auf die Hälfte des derzeitig geltenden Wertes herabgesetzt. Anlage 104 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Rühe (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 81) : Ist die Bundesregierung bereit, einem Vorschlag der Arbeits- und Sozialminister der Länder zu folgen, den § 53 des Schwerbehindertengesetzes so zu ändern, daß Auftraggeber, die Aufträge an arbeitstherapeutische Einrichtungen in psychiatrischen Einrichtungen erteilen, 30 v. H. des Rechnungsbetrags auf die jeweils zu zahlende Ausgleichsabgabe anrechnen können? Nach § 53 des Schwerbehindertengesetzes können Arbeitgeber, die an Werkstätten für Behinderte Aufträge erteilen, 30 v. H. des Rechnungsbetrages auf die jeweils zu zahlende Ausgleichsabgabe anrechnen. Die Minister und Senatoren für Arbeit und Soziales der Länder haben in der 50. Sitzung der Arbeits- und Sozialministerkonferenz am 28./29. September 1977 in Ludwigsburg einen Beschluß gefaßt, mit dem der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung um Prüfung gebeten wird, ob a) größere zusammenhängende Arbeitstherapieeinrichtungen in psychiatrischen Einrichtungen einschließlich des Maßregelvollzuges unter Berücksichtigung ihrer besonderen Aufgabenstellung gemäß § 55 Schwerbehindertengesetz als Werkstätten für Behinderte anerkannt werden oder kooperativ mit anerkannten Werkstätten für Behinderte zusammenarbeiten können, oder — falls der Vorschlag zu a) nicht realisierbar ist — b) § 53 des Schwerbehindertengesetzes so ergänzt werden kann, daß Arbeitgeber, die Aufträge an arbeitstherapeutische Einrichtungen erteilen, ebenfalls 30 v. H. des Rechnungsbetrages auf die jeweils zu zahlende Ausgleichsabgabe anrechnen können. Die erbetene Prüfung ist eingeleitet, aber noch nicht abgeschlossen. Diese bisherige Prüfung hat allerdings ergeben, daß es ein einheitliches Erscheinungsbild der Arbeitstherapieeinrichtungen in psychiatrischen Krankenhäusern nicht gibt. Der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung hat, um einen Einblick in die Struktur der vorhandenen Arbeitstherapieeinrichtungen zu erhalten und feststellen zu können, welche Arbeitstherapieeinrichtungen für eine Anerkennung als Werkstätten für Behinderte in Betracht kommen, den Ländern, den Sozialleistungsträgern und den Trägern psychiatrischer Krankenhäuser einen ausführlichen Fragebogen zur Beantwortung übersandt. Die erbetenen Stellungnahmen stehen zum großen Teil noch aus. Eine Änderung des § 53 des Schwerbehindertengesetzes wird — entsprechend dem Beschluß der Arbeits- und Sozialministerkonferenz — erst (und nur dann) erwogen werden können, wenn sich herausstellen sollte, daß Arbeitstherapieeinrichtungen in psychiatrischen Krankenhäusern grundsätzlich nicht den fachlichen Anforderungen angepaßt werden können, die nach dem Schwerbehindertengesetz an Werkstätten für Behinderte zu stellen sind. Nach geltendem Recht können Arbeitstherapieeinrichtungen dann als Werkstätten für Behinderte anerkannt werden, wenn sie die Voraussetzungen des § 52 des Schwerbehindertengesetzes mit den Konkretisierungen durch die „Grundsätze zur Konzeption der Werkstätten für Behinderte" und die „Mindestvoraussetzungen für die vorläufige Anerkennung einer Werkstatt für Behinderte" in der mit den Ländern abgestimmten Fassung vom 5. Dezember 1974 erfüllen oder diese Voraussetzungen noch nicht voll erfüllen, aber bereit und in der Lage sind, die noch fehlenden Voraussetzungen in einer vertretbaren Anlaufzeit zu schaffen. Darüber hinaus hat die Bundesanstalt für Arbeit bei den Arbeitstherapieeinrichtungen in psychiatrischen Landeskrankenhäusern in einer Reihe von Fällen die Gleichbehandlung mit Werkstätten zugelassen, so daß in diesen Fällen jedenfalls derzeit für die Arbeitgeber die Möglichkeit der Anrechnung von Aufträgen an diese Einrichtungen gemäß § 53 des Schwerbehindertengesetzes gegeben ist. Anlage 105 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 82) : Hält die Bundesregierung zusätzliche Maßnahmen für notwendig, um die betroffenen Arbeitnehmer vor den Stoffen zu schützen, die in der vom Internationalen Arbeitsamt im Dezember 1978 erarbeiteten Liste der krebserzeugenden Stoffe in industriellen Verfahren aufgeführt sind? Die vom Internationalen Arbeitsamt im Dezember 1978 veröffentlichte Liste „Berufsbedingter Krebs — Verhütung und Kontrolle" (ILO Occupational Safety and Health Series, Nr. 39, 1978) ist der Bundesregierung bekannt. Sie steht im Zusammenhang mit dem von der Bundesrepublik Deutschland ratifizierten Übereinkommen Nr. 139 vom 24. Juni 1974 sowie der dazugehörigen Empfehlung des Internationalen Arbeitsamtes über die Verhütung und Bekämpfung der durch krebserzeugende Stoffe und Einwirkungen verursachten Berufsgefahren. In Ergänzung der bestehenden Arbeitsschutzvorschriften für cancerogene Arbeitsstoffe bereitet die Bundesregierung z. Z. unter Berücksichtigung der genannten Dokumente des Internationalen Arbeitsamtes eine Erweiterung der Verordnung über gefährliche Arbeitsstoffe vor, die u. a. spezielle Vorschriften für den Umgang mit krebserzeugenden Stoffen beinhaltet. Die Verordnung soll für etwa 40 namentlich in einer Tabelle aufgeführte krebserzeugende Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10837* Stoffe gelten, die entsprechend ihrem Gefährdungsrisiko in drei Gruppen eingeteilt sind. Grundlage für diese Liste ist die von der Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) herausgegebene Liste der Maximalen Arbeitsplatz-Konzentrationen (MAK-Werte-Liste) 1978, die in ihrem Abschnitt III „Krebserzeugende Arbeitsstoffe" die bisher bekannten potentiell krebserzeugenden Stoffe enthält (sog. A 1- und A 2-Stoffe). Bei der Erarbeitung der genannten Erweiterung der Verordnung über gefährliche Arbeitsstoffe war der beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung bestehende Ausschuß für gefährliche Arbeitsstoffe, dem u. a. Vertreter der Gewerkschaften,. der Industrie, der Wissenschaft und der Arbeitsschutzbehörden angehören, maßgeblich beteiligt; insbesondere ist auch die erwähnte Liste der DFG nochmals vom Ausschuß überprüft und überarbeitet worden. Der Verordnungsentwurf sieht im übrigen entsprechend dem Gefährdungsrisiko eine Genehmigungsoder Anzeigepflicht für kanzerogene Stoffe vor. Weitere Vorschriften beziehen sich u. a. auf arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen, Arbeitszeitbeschränkungen und gewisse Beschäftigungsverbote. In einer ergänzenden Unfallverhütungsvorschrift sollen bestimmte technische Schutzmaßnahmen beim Umgang mit krebserzeugenden Stoffen vorgeschrieben werden. Anlage 106 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Zeitel (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 83 und 84) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß auch Schwarzarbeiter von Berufsgenossenschaften gegen Unfallrisiken versichert werden und gegebenenfalls, welchen Umfang die Versicherung der Schwarzarbeiter hat? Ist es zutreffend, daß das zuständige Bundesministerium den entsprechenden Berufsgenossenschaften auferlegt hat, auf keinen Fall anderen Behörden wie beispielsweise den Ordnungsämtern Kenntnis davon zu geben, wer an Schwarzarbeitern bei ihnen unfallversichert ist? Zu Frage B 83: Unfallversicherungsschutz besteht kraft Gesetzes — ohne Anmeldung — für jeden, der als Arbeitnehmer oder wie ein Arbeitnehmer beschäftigt ist (§ 539 Abs. 1 Nr. 1 und Abs. 2 der Reichsversicherungsordnung), und zwar grundsätzlich unabhängig davon, ob durch die Beschäftigung oder im Zusammenhang damit gegen Gesetze oder sonstige Vorschriften verstoßen wird. In der Unfallversicherung schließt verbotswidriges Handeln die Annahme eines Arbeitsunfalls nicht aus (§ 548 Abs. 3 RVO). Lediglich einem Verletzten, der einen Arbeitsunfall beim Begehen einer Handlung, die nach rechtskräftigem strafgerichtlichen Urteil ein Verbrechen oder ein vorsätzliches Vergehen ist, erlitten hat, können die Leistungen ganz oder teilweise ersagt werden (§ 554 RVO). Die Ausübung von Schwarzarbeit gehört jedoch nicht zu diesen Delikten. Deshalb haben die Berufsgenossenschaften keine Handhabe, einem Beschäftigten, der ordnungswidrig gehandelt hat (§ 1 Abs. 1 Nr. 1 des Gesetzes zur Bekämpfung der. Schwarzarbeit), nach einem Unfall 'die Leistungen zu verweigern. Nach meiner Auffassung wäre es auch eine unverhältnismäßige Härte, dem Verletzten oder seinen Hinterbliebenen wegen einer Ordnungswidrigkeit den Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung zu entziehen. Welchen Umfang die Versicherung von Schwarzarbeit hat, läßt sich nicht feststellen. Die Berufsgenossenschaften bemühen sich zwar, auch Unternehmen zu erfassen, in denen Schwarzarbeit geleistet wird; meist erfahren sie von derartigen ,Fällen jedoch erst, wenn sich ein Unfall ereignet hat. Selbst dann können sie auf Grund der ihnen bekannt werdenden Tatsachen oft nicht beurteilen, ob es sich bei der Tätigkeit des Verletzten um Schwarzarbeit im Sinne des Gesetzes zur Bekämpfung der Schwarzarbeit gehandelt hat. Zu Frage B 84: Eine Anweisung oder Empfehlung des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung an die Berufsgenossenschaften des Inhalts, daß Angaben über festgestellte Fälle von Schwarzarbeit nicht an Ordnungsämter oder andere Behörden weitergegeben werden sollen, besteht nicht. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, daß es keine gesetzliche Pflicht der Berufsgenossenschaften gibt, diese Ordnungswidrigkeiten anzuzeigen. Eine Anzeige ist sogar unzulässig, wenn sie zu einer unbefugten Offenbarung von Geheimnissen führen würde (§ 35 des Ersten Buches des Sozialgesetzbuchs). Anlage 107 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Lutz (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen B 85, 86 und 87) : Teilt die Bundesregierung die Auffassung ihrer Vorgängerin, die in der Denkschrift zur Einbringung des Ratifikationsgesetzes zur Europäischen Sozialcharta (Drucksache IV/2117, Seite 29) ausführte, daß Beamte keine Arbeitnehmer im Sinne der Europäischen Sozialcharta sind und daß somit alle die Vorschriften, die sich auf die Arbeitnehmer beziehen, auf die Beamten nicht anwendbar sind, und wenn ja, warum hat die Bundesregierung in ihrer gegenüber dem Europarat abgegebenen Deklaration vom 28. September 1961 lediglich den Absatz 2 (Kollektivvertragsrecht) und Absatz 4 (Streikrecht) von Artikel 6 des Teils II der Europäischen Sozialcharta als unanwendbar auf die Beamten in der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet? Wenn am Rechtscharakter der gegenüber dem Europarat abgegebenen Deklaration, die sich ausdrücklich nur auf Artikel 6 Abs. 2 und 4 bezieht, Zweifel bestehen, ist dann davon auszugehen, daß die in der Denkschrift zum Ratifikationsgesetz gegebene Interpretation hinsichtlich der Anwendbarkeit der Sozialcharta auf Beamte, die über den Inhalt der Deklaration vom 28, September 1961 hinausgeht, völkerrechtliche Wirkung bzw. Bedeutung hat? Hält es die Bundesregierung juristisch und gesellschaftspolitisch für vertretbar, daß die Beamten von allen Vorschriften der Sozialcharta ausgeschlossen werden, die sich auf Arbeitnehmer beziehen? Zu Frage B 85: In der Denkschrift zum Vertragsgesetz zur Europäischen Sozialcharta von 1964 hat die Bundesregie- 10838* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 rung die Auffassung vertreten, daß Personen, die in einem öffentlich-rechtlichen, durch Staatshoheitsakt begründeten Dienst- und Treueverhältnis stehen, nicht unter den Begriff des Arbeitnehmers fallen. Dies entspricht dem deutschen Recht. Es bedeutet aber nicht, daß dieser Personenkreis von den sich auf Arbeitnehmer beziehenden Rechtsgrundsätzen der Sozialcharta (gerechte Arbeitsbedingungen, sichere und gesunde Arbeitsbedingungen, gerechtes Arbeitsentgelt, Vereinigungsfreiheit und soziale Sicherheit) ausgeschlossen ist. Es sind lediglich zwei spezielle Aspekte des Rechts auf Kollektivverhandlungen, nämlich die Förderung von Verfahren für freiwillige Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften „mit dem Ziele, die Beschäftigungsbedingungen durch Gesamtarbeitsverträge zu regeln" und die Anerkennung des Rechts auf kollektive Maßnahmen einschließlich des Streikrechts, zu denen die Bundesregierung vor Unterzeichnung der Charta gegenüber dem Europarat erklärt hat, daß sie auf diesen Personenkreis keine Anwendung fänden. Zu einer noch weitere Vorschriften einbeziehenden Erklärung bestand kein Anlaß, da die Bundesrepublik insoweit die von ihr durch die Ratifizierung der Charta eingegangenen Verpflichtungen auch für den erwähnten Personenkreis voll erfüllt. Zu Frage B 86: Am Rechtscharakter der gegenüber dem Europarat am 28. September 1961 abgegebenen deutschen Erklärung bestehen keine Zweifel: Sie ist eine Interpretationserklärung und bildet nach Völkerrecht ein entscheidendes Element bei Beantwortung der Frage, inwieweit die Bundesrepublik an die Charta gebunden ist. Die Auffassung der Bundesregierung zum Arbeitnehmerbegriff, die, wie oben ausgeführt, mit dem deutschen Recht in Einklang steht, bleibt davon unberührt. Zu Frage B 87: Die Ansicht, daß die Beamten von allen Vorschriften der Sozialcharta, die sich auf Arbeitnehmer beziehen, ausgeschlossen seien, trifft, wie oben bereits ausgeführt, nicht zu. Anlage 108 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftliche Frage der Abgeordneten Frau Dr. Lepsius (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 88) : Sieht die Bundesregierung bei der Neuregelung des Mutterschutzgesetzes und der Einführung eines Mutterurlaubs eine Möglichkeit, bei Vorliegen entsprechender zeitlicher Anknüpfungspunkte der Geburt eines Kindes einen Mutterschaftsurlaub bei Adoption eines Kindes in die gesetzliche Neuregelung mit einzubeziehen, und welche Überlegungen stellt die Bundesregierung an? Das Mutterschutzgesetz hat die Aufgabe, die im Arbeitsverhältnis stehende schwangere Frau und Wöchnerin zu schützen. Die Schutzfrist von in der Regel acht Wochen nach der Entbindung erhält sie, weil sie wegen der mit der Schwangerschaft und Entbindung zusammenhängenden körperlichen und psychischen Veränderungen einer besonderen Schonung bedarf. Diese Schonung soll mit den von der Bundesregierung vorgeschlagenen Änderungen des Mutterschutzgesetzes um weitere vier bis auf insgesamt sechs Monate nach der Entbindung ausgedehnt werden. Die für den Schutz der leiblichen Mutter entscheidenden Gründe liegen in der Person der Adoptiveltern nicht vor. Die Bundesregierung sieht daher keine Möglichkeit, Adoptiveltern in diese Konzeption des Mutterschutzgesetzes einzubeziehen. Anlage 109 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Schartz (Trier) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 89) : Findet das Abkommen über soziale Sicherheit mit Griechenland auf die nach dem Gesetz über die Krankenversicherung der Landwirte, dem Gesetz über die Krankenversicherung der Studenten und dem Gesetz über die Sozialversicherung Behinderter versicherten Personen keine Anwendung, und welche Gründe stehen der Ausweitung des Abkommens auch auf diese Personengruppen entgegen, und wann beabsichtigt die Bundesregierung, entsprechende Verhandlungen mit Griechenland aufzunehmen? Das deutsch-griechische Abkommen über Soziale Sicherheit vom 25. April 1961 bezieht sich im sachlichen Geltungsbereich zwar auch auf die deutschen Rechtsvorschriften über die Krankenversicherung, nicht aber auf die Rechtsvorschriften, die das bestehende Recht auf neue Personengruppen ausdehnen (Art. 2 des Abkommens). Die Gesetze über die Krankenversicherung der Landwirte, über die Krankenversicherung der Studenten und über die Sozialversicherung Behinderter sind Rechtsvorschriften, die das bestehende Recht auf neue Personengruppen ausdehnen, so daß das genannte Abkommen für sie nicht anwendbar ist. Zur Einbeziehung dieser Personengruppen in das Abkommen bedarf es einer von den gesetzgebenden Körperschaften zu billigenden Vereinbarung. Diese sollte die weiteren notwendigen Änderungen des auch in anderer Hinsicht revisionsbedürftigen Abkommens ebenfalls umfassen. Ob wegen der Aussicht auf den Beitritt Griechenlands zu den Europäischen Gemeinschaften und auf die sodann erfolgende Ausdehnung des überstaatlichen Rechts der EG über die Soziale Sicherheit (Verordnung EWG Nr. 1408/71 des Rats zur Anwendung des Systems der Sozialen Sicherheit auf Arbeitnehmer und deren Familien, die innerhalb der Gemeinschaft zu- und abwandern) auf Griechenland — womit dann die von Ihnen erwähnten Personengruppen ggf. einbezogen würden — noch vorher Verhandlungen über die Revision des zweiseitigen Abkommens über Soziale Sicherheit in Betracht kommen, läßt sich gegenwärtig noch nicht absehen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10839* Anlage 110 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Biechele (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 90) : Welche Folgerungen zieht die Bundesregierung aus der Warnung des Direktors des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Münster, Professor Dr. Kemper, in einer kürzlichen Sendung des Südwestfunks, daß ältere Verpackungsmaterialien für Lebensmittel und Küchengerätschaften aus Polyvenylchlorid (PVC) „gesundheitlich bedenkliche Wirkungen" auslösen könnten, wenn sie erstmals benutzt werden, und welche Möglichkeiten sieht gegebenenfalls die Bundesregierung, hier gesundheitliche Gefahren für Menschen abzuwehren? Der Warnung des Herrn Prof. Dr. Kemper vor Bedarfsgegenständen aus dem Kunststoff Polyvinylchlorid, die noch wegen älterer Produktionsverfahren einen hohen Gehalt an dem gesundheitsbedenklichen Ausgangsstoff Vinylchorid enthalten, wird nach Kenntnis der Bundesregierung bereits seit 1 1/2 Jahren Rechnung getragen. Seit dieser Zeit besteht eine Empfehlung des Bundesgesundheitsamtes, in welcher die gesundheitlich unbedenklichen und technologisch unvermeidbaren Restmengen an Vinylchlorid in Kunststoffbedarfsgegenständen genannt werden. Die obersten Landesgesundheitsbehörden überwachen im Zuge der amtlichen Lebensmittelkontrolle die Einhaltung dieser Empfehlung. Nach Mitteilungen des Chemischen Landesuntersuchungsamtes in Stuttgart hat es seitdem wegen eines überhöhten Gehaltes an Vinylchorid in Bedarfsgegenständen keinen Anlaß zu Beanstandungen gegeben. Die Bundesregierung wird im übrigen dem Bundesrat in Kürze eine Verordnung zur Begrenzung des Vinylchlorid-Gehaltes in Bedarfsgegenständen vorlegen, mit welcher die Bestimmungen einer EG- Richtlinie über Vinylchlorid enthaltende Lebensmittel-Bedarfsgegenstände, die zugleich der obigen Empfehlung des Bundesgesundheitsamtes entsprechen, in deutsches Recht umgesetzt werden. Damit dürften nach Auffassung der Bundesregierung alle erforderlichen Maßnahmen zum Schutze des Verbrauchers getroffen sein. Anlage 111 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Schreiber (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen B 91 und 92) : Wie beurteilt die Bundesregierung die weiterhin steigende Zahl arbeitsloser Schwerbehinderter, und welche Maßnahmen wird sie nach Auslaufen des zweiten Schwerbehindertensonderprogramms zur Überwindung der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter ergreifen? Ist die Bundesregierung mit mir der Meinung, daß die Ausgleichsabgabe von 100 DM pro unbesetztem Pflichtplatz die ihr zugedachte Ausgleichsfunktion nicht mehr erfüllt und daher erhöht werden sollte? Zu Frage B 91: Die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten und der Gleichgestellten hat sich von 15 130 im Oktober 1974 auf 61 217 im Januar 1979 erhöht. Diese Entwicklung hängt jedoch nicht nur mit der allgemeinen Lage auf dem Arbeitsmarkt zusammen. Denn im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der anerkannten, im Erwerbsleben stehenden Schwerbehinderten und Gleichgestellten von rd. 430 000 auf über 800 000 an. Hinzu kommt, daß bei etwa 20 v. H. der arbeitslosen Schwerbehinderten die Anerkennung als Schwerbehinderter oder die Gleichstellung erst während der Arbeitslosigkeit erfolgte. Gleichwohl hat sich die Bundesregierung ständig um den Abbau der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter bemüht. Mit Hilfe von zwei Sonderprogrammen des Bundes und der Länder zur verstärkten Bereitstellung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen für Schwerbehinderte mit einem Volumen von jeweils 100 Millionen DM wurden bis Ende Dezember 1978 18 343 Schwerbehinderte in Arbeits- oder Ausbildungsplätze vermittelt. Nach den Erfahrungen der Bundesanstalt für Arbeit ist davon auszugehen, daß ohne diese Sonderprogramme die Vermittlungsbemühungen der Dienststellen der Bundesanstalt noch schwieriger wären. Auf Anregung des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung hat deshalb der Beirat für die Rehabilitation der Behinderten auf seiner 12. Sitzung am 31. Januar 1979 empfohlen, das bereits um 3 Monate bis zum 31. März 1979 verlängerte 2. Sonderprogramm um 1 Jahr bis zum 31. März 1980 unter Aufstockung der Mittel um 80 Millionen DM zu verlängern. Dies soll jedoch mit der Maßgabe geschehen, daß Förderbeträge aus diesem Programm ab 1. April 1979 nur noch an Arbeitgeber vergeben werden, die ihre Beschäftigungspflicht nach dem Schwerbehindertengesetz erfüllt haben und zusätzlich Schwerbehinderte oder ihnen Gleichgestellte einstellen oder nicht beschäftigungspflichtig sind. Bei seiner Empfehlung ist der Beirat für die Rehabilitation der Behinderten davon ausgegangen, daß sich die Länder (Hauptfürsorgestellen) an der Finanzierung des verlängerten Sonderprogramms zu 60 v. H. beteiligen. Die dazu erforderliche Zusammenarbeit mit den Ländern ist eingeleitet worden. Zu Frage B 92: Die Bundesregierung hält eine Erhöhung der Ausgleichsabgabe — ebenso wie eine teilweise auch geforderte Senkung — derzeit nicht für erforderlich. Der Betrag der Ausgleichsabgabe ist erst am 1. Mai 1974 mit Inkrafttreten des Schwerbehindertengesetzes von DM 50 auf DM 100, also um 100 v. H. erhöht worden. Die Bundesregierung geht davon aus, daß dieser Betrag im allgemeinen noch ausreicht, gewisse Kostenvorteile abzuschöpfen, die ein Arbeitgeber hat, wenn er Schwerbehinderte nicht in der vorgeschriebenen Mindestzahl beschäftigt. Sicher wird sich im Einzelfall bei einer konkreten Berechnung dies anders darstellen, doch ging auch der Gesetzgeber davon aus, daß dieser globale Betrag, der bewußt nicht zu hoch angesetzt wurde, ausreichen wird, die Arbeitgeber zur Erfüllung ihrer Pflicht anzuregen und die Vorteile einer Nichtbeschäftigung zu mindern. 10840* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Anlage 112 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Baron von Wrangel (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 93 und 94) : Teilt die Bundesregierung die Meinung, daß die Schneekatastrophe in Schleswig-Holstein deutlich gemacht hat, daß die Winterbekleidung für Soldaten der Bundeswehr unzureichend ist? Ist die Bundesregierung bereit, bei den Bataillonen einen zusätzlichen Kampfanzug auszugeben und die Regenschutzbekleidung der Soldaten nach amerikanischem Beispiel zu verbessern? Die Erfahrungsberichte für den Katastropheneinsatz in Schleswig-Holstein werden dem Bundesminister der Verteidigung frühestens Mitte Februar 1979 vorliegen. Erst danach kann dazu Stellung genommen werden, ob die Winterbekleidung für Soldaten der Bundeswehr unzureichend ist. Ich werde Sie über das Ergebnis der Überprüfung schriftlich unterrichten. Ein zusätzlicher Kampfanzug ist bisher nur an die Kampfbataillone ausgegeben worden. Für die Versorgungsverbände ist diese Maßnahme vorerst nicht vorgesehen. Zu Ihrer Frage nach einer Verbesserung der Regenschutzbekleidung der Soldaten nach amerikanischem Beispiel teile ich Ihnen mit, daß die ersten nach amerikanischem Beispiel entwickelten 250 000 Ponchos im Jahr 1979 beschafft werden. Für die Ausstattung der Truppe mit diesem Regenschutz wurde folgende zeitliche Reihenfolge festgelegt: 1. AMF-Verbände (Allied Mobile Force) 2. Soldaten der Kampftruppen des Heeres 3. Einsatzverbände der Luftwaffe und der Marine. Für die Ausrüstung der übrigen Verbände der Bundeswehr sind in den nachfolgenden Haushaltsjahren jeweils Beschaffungen von ca. 250 000 Ponchos vorgesehen, so daß die aktive Truppe etwa 1981 komplett ausgestattet sein dürfte. Anlage 113 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Baron von Wrangel (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 95) : Kann die Bundesregierung mitteilen, aus welchen Gründen die Errichtung von Soldatenheimen in den Standorten Wentorf und Elmenhorst im Kreis Herzogtum Lauenburg herausgeschoben wurde und wann mit der dringend notwendigen Errichtung dieser Soldatenheime begonnen wird? Sowohl in Wentorf als auch in -Elmenhorst werden die Bedingungen für den Bau eines Soldatenheimes nicht erfüllt; denn beide Standorte verfügen über Betreuungseinrichtungen innerhalb der Kaserne. Hinzu kommt, daß die Soldaten von Wentorf die vielen Freizeiteinrichtungen von Hamburg nutzen können und in Elmenhorst die Belegungsstärke zu gering ist, um ein Soldatenheim rentabel bewirtschaften zu können. Der zuletzt genannte Standort wurde aus der Soldatenheimplanung genommen, nachdem der Bundesminister des Innern die Erwägungen über ein gemeinsames Projekt für die Bundeswehr und den Bundesgrenzschutz fallen gelassen hatte. Auf die in dieser Angelegenheit an Sie gerichteteten Schreiben vom 29. September 1972 und 21. Dezember 1973 nehme ich Bezug. Anlage 114 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Biehle (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 96) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß sich der Preis für die Abgabe einer Mittagsverpflegung z. B. an ziviles Wachpersonal von bisher 3 DM auf 5,56 DM erhöhte, weil die Sach- und Personalkosten auf über das Dreifache gesteigert wurden, und ist die Regierung bereit, möglichst kurzfristig eine Ausnahmegenehmigung herbeizuführen, durch die dieser Personenkreis den Soldaten in der Berechnung des Verpflegungsgelds gleichgestellt wird? Personen, die nicht zur Bundeswehr gehören und an der Truppenverpflegung teilnehmen, müssen — dies schreibt § 63 Abs. 3 Bundeshaushaltsordnung vor — nicht nur die Naturalkosten, sondern auch die Personal- und Sachkosten bezahlen, die dem Bundeshaushalt durch das Vor- und Zubereiten sowie Ausgeben dieser Verpflegung entstehen. Die Personal- und Sachkosten waren in der Vergangenheit nach Erfahrungssätzen geschätzt worden, sie betrugen bis zu der von Ihnen angesprochenen Erhöhung am 1. Januar 1979 rd. 53 % der Naturalkosten für die Teilmahlzeiten Morgen-, Mittags- und Abendkost einer Tagesverpflegung der Truppenverpflegung. In einer als repräsentativ anzusehenden Truppenküche wurde jetzt festgestellt, welche Personal- und Sachkosten dem Bundeshaushalt tatsächlich durch das Vor- und Zubereiten sowie Ausgeben der Teilmahlzeiten für einen Verpflegungsteilnehmer entstehen. Es sind — 0,90 DM für die Morgenkost (Naturalkosten 1,30 DM) — 3,85 DM für Mittagskost (Naturalkosten 1,80 DM) — 2,00 DM für die Abendkost (Naturalkosten 1,40 DM) = 6,70 DM für die Tagesverpflegung (Naturalkosten 4,50 DM). § 63 Abs. 4 Bundeshaushaltsordnung gestattet — in einem sehr engen Rahmen — Ausnahmen von dieser Zahlungsverpflichtung. Die Bundesregierung prüft z. Z., ob in dem gegebenen Rahmen dem in der Bundeswehr eingesetzten zivilen Wachpersonal gewerblicher Bewachungsunternehmen die Bezahlung der Personal- und Sachkosten erlassen werden kann. Über die Entscheidung werde ich Sie unterrichten. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10841* Anlage 115 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Biehle (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 97) : Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse vor, durch die sie bestätigen kann, daß die Meldung, wonach die „Nationale Volksarmee" der DDR mit Waffen für einen Gaskrieg ausgerüstet wird, zutrifft, und welche Schritte beabsichtigt die Bundesregierung gegebenenfalls bei einem solchen Verstoß gegen die Genfer Konvention zu unternehmen? Die Streitkräfte des Warschauer Paktes (WP) verfügen zur Unterstützung der Truppe im Gefecht unter atomaren und chemischen Bedingungen bis zur Regimentsebene über besonders ausgebildete und ausgerüstete Einheiten und Verbände der „Chemischen Truppen" zur ABC-Abwehr. Auch die NVA verfügt über zwei chemische Bataillone in ihren Militärbezirken. Für den aktiven Einsatz von C-Kampfstoffen muß davon ausgegangen werden, daß die Sowjetunion den anderen WP-Staaten vermutlich ihr gesamtes Potential für chemische Kampfführung zur Verfügung stellen wird, sobald der Entschluß zum Einsatz dieser Waffe gefaßt ist. Der Einsatz chemischer Kampfstoffe erfordert keine besonderen Waffensysteme, über die die NVA nicht schon jetzt verfügt. Insofern erübrigt sich also, die NVA mit Waffen für einen „Gaskrieg" — wie Sie es nennen — auszurüsten. Bei der Beurteilung der völkerrechtlichen Situation muß davon ausgegangen werden, daß die Sowjetunion und alle anderen WP-Staaten sowie die USA und die NATO-Bündnispartner das Genfer Protokoll von 1925 unterzeichnet haben, wonach der Einsatz erstickender Gase verboten ist. Die Großmächte Sowjetunion und USA sowie andere Staaten haben jedoch hierbei ausdrücklich Vorbehaltsklauseln vertraglich vereinbart, wonach diese Staaten aus Repressaliengründen chemische Kampfstoffe einsetzen dürfen. Ein völkerrechtliches Verbot für die Herstellung und Lagerung chemischer Kampfstoffe sowie auch für die Vorbereitung eines Repressalieneinsatzes besteht nicht. Lediglich der Ersteinsatz chemischer Kampfstoffe ist durch das angesprochene Genfer Protokoll von 1925 untersagt. Die Bundesrepublik Deutschland hat 1954 völkerrechtlich verbindlich erklärt, daß sie auf die Entwicklung und Herstellung chemischer, atomarer und biologischer Waffen verzichtet. Sie besitzt keine ABC-Waffen und fühlt sich an die Genfer Konvention von 1925 gebunden. Die Bundesrepublik Deutschland ist Mitglied in dem „Committee on Disarmament" (CD), das sich die Achtung der chemischen Waffen zum Ziel gesetzt hat. Sie unterstützt voll die Zielsetzung dieser Konferenz. Anlage 116 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Becker (Frankfurt) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 98) : Ist die Bundesregierung bereit, dem Beispiel des Bundesverteidigungsministers zu folgen, die Vergabeverfahren für Aufträge auch in den anderen Bundesministerien verständlicher zu beschreiben als das in den bisher vorliegenden Richtlinien der Fall ist, da die kompliziert geschriebenen oft juristisch verklausulierten Bestimmungen von mittelständischen Interessenten oft nicht verstanden werden? Die Bundesregierung ist — insbesondere im Interesse der mittelständischen Wirtschaft — bemüht, die Vergabevorschriften, in denen das Verfahren für die Vergabe öffentlicher Aufträge geregelt ist, verständlich abzufassen. Bei der laufenden Neufassung der Verdingungsordnung für Leistungen — ausgenommen Bauleistungen — Teil A wird dieses Erfordernis berücksichtigt. Erfahrungsgemäß reicht aber ein verständlicher Wortlaut der Vergabevorschriften allein nicht aus; vielmehr ist auch eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit nützlich. Die Bundesregierung begrüßt daher die Initiative des Bundesministeriums der Verteidigung, die Öffentlichkeit über das Verfahren für die Vergabe von Aufträgen der Bundeswehr, für das einige Besonderheiten bestehen, in allgemein verständlicher Weise zu informieren: So kommt z. B. den Auftragsberatungsstellen in den einzelnen Bundesländern für die Benennung von Bewerbern bei den Vergaben der Bundeswehr eine erhebliche Bedeutung zu. Durch das Faltblatt des Bundesministeriums der Verteidigung werden namentlich mittelständische Unternehmen darauf aufmerksam gemacht, daß ihre 'Chancen am Wettbewerb um Bundeswehraufträge — vorwiegend im Nicht-Rüstungsbereich — durch Einschaltung der Auftragsberatungsstellen erhöht werden; bei Vorschlägen der Auftragsberatungsstellen an das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) als Zentrale Beschaffungsbehörde ist die Verbindungsstelle des Bundesministeriums für Wirtschaft beim BWB in Koblenz als zentrale Stelle zur Erweiterung des Wettbewerbs zwischengeschaltet. Auch der Güteprüfdienst des BWB wird angesichts der spezifischen technischen Anforderungen an die zu erbringenden Leistungen im Faltblatt besonders erwähnt. Die Bundesregierung wird zunächst die Erfahrungen abwarten, die das Bundesministerium der Verteidigung mit der Beschreibung seiner Vergabepraxis gewinnen wird. Sodann wird mit den Vergaberessorts des Bundes geprüft werden, ob eine ähnliche, verständliche Darstellung der Vergabepraxis anderer Ministerien zweckmäßig ist. Anlage 117 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Becker (Frankfurt) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 99) : Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, dem Staat gehörendes Gelände, z. B. Truppenübungsplätze, an Wochenenden Sportverbänden, z. B. Motorradverbänden, zu Übungszwecken zur Verfügung zu stellen? 10842* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Ich gehe davon aus, daß Sie mit Ihrer Anfrage die Liegenschaften der Bundeswehr ansprechen und daß Sie dabei in erster Linie an eine Inanspruchnahme von Übungsplätzen für motorsportliche Zwecke denken. In der Tat können derartige Geländestücke von Gruppen oder Vereinen mitbenutzt werden. Dazu zählen auch solche Verbände, die Motorsport betreiben. Voraussetzung ist allerdings, daß dies mit der Ausbildung der Truppe und der sonstigen Nutzung für Verteidigungszwecke vereinbar ist und daß dem Lärmschutzbedürfnis der Bevölkerung Rechnung getragen wird. Hier muß im Regelfalle eine Abwägung der gegenseitigen Interessen vorgenommen werden. In dieser Sache hat bereits im Jahre 1976 eine Verständigung des Bundesministeriums der Verteidigung mit der Obersten Motorrad-Sport-Kommission in Frankfurt am Main stattgefunden. Vom Bundesministerium der Verteidigung wurde dabei zugesagt, daß ein Nichtgestatten motorsportlicher Veranstaltungen in Liegenschaften der Bundeswehr auf unvermeidbare Fälle beschränkt bleibt und daß vor allem vor einer etwaigen ablehnenden Entscheidung die jeweils zuständige Oberste Sportkommission des deutschen Motorsports Gelegenheit zur Stellungnahme erhält. Die Bundeswehr steht jedenfalls, wie die große Zahl der auf ihren Liegenschaften durchgeführten Motorsportveranstaltungen deutlich zeigt, den Belangen des Motorsports aufgeschlossen gegenüber. Sie hat das in ihrer Macht Stehende getan, um die von Ihnen angesprochenen Veranstaltungen zu ermöglichen. Anlage 118 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Würzbach (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 100 und 101): Warum sind seit kurzem Treibladungshülsen von Manövermunition 9 mm und auch von der scharfen Patrone 9 mm beide gleich und aus Messing gefertigt? Kann das nicht im Gegensatz zu der bisher unterschiedlichen Gestaltung von grüner Plastikmanöverpatrone und scharfer Messingmetallpatrone zu schwerwiegenden Verwechslungen führen und Menschenleben ernsthaft gefährden, und will die Bundesregierung nicht aus Gründen der Sicherheit und Unterscheidungsmöglichkeit für die Soldaten umgehend wieder unterschiedliche Farben und Materialien für Übungspatronen und scharfe Geschosse der 9 mm Waffen einführen? Seit Januar 1978 wird der Truppe das Manöverpatronenmodell 9 mm X 19 DM 28 für Ausbildungszwecke zur Verfügung gestellt. Es handelt sich hierbei um eine Patrone mit Messinghülse und einer Geschoßnachbildung aus Kunststoff in der Farbe gelboliv. Hülse wie Geschoßnachbildung weisen im Unterschied zur Gefechtspatrone vier Einkerbungen auf. Die notwendigen optischen und fühlbaren Merkmale sind damit vorhanden. In der Truppenerprobung ist festgestellt worden, daß die Kennzeichen eindeutig und ausreichend und eine Verwechselung mit der Gefechtsmunition nicht möglich ist. Die bisherige Manöverpatrone DM 18 aus Aluminium verursacht mit einem Stückpreis von 0,34 DM gegenüber der neu eingeführten Patrone DM 28 mit 0,25 DM höhere Beschaffungskosten. Auf Grund der Ergebnisse der Truppenerprobung ist die Manöverpatrone DM 28 mit Messinghülse für die Ausbildung geeignet und kann zu keinen Verwechslungen mit Gefechtsmunition führen. Anlag 119 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Jung (FDP) (Drucksache 8/2532 Fragen B 102 und 103) : Ist es richtig, daß das Bundesland Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren zu den Bundesländern mit dem geringsten Anteil an Rüstungsaufträgen gehörte? Welche Ursachen hat dies gegebenenfalls gehabt, und welche Möglichkeiten für eine Verbesserung in der Zukunft sind gegeben? Es ist zutreffend, daß das Bundesland RheinlandPfalz in den letzten Jahren zu den Bundesländern mit dem geringsten Anteil an Rüstungsaufträgen gehörte. Der Anteil von Rheinland-Pfalz an den geleisteten Zahlungen zu inländischen Rüstungsaufträgen lag in den letzten drei Jahren — soweit regional aufgliederbar — zwischen 2,6 und 3,5 %. Ebenfalls unter 5% lagen in diesem Zeitraum die Bundesländer Hamburg, Niedersachsen, SchleswigHolstein und Saarland. (Diese Angaben beziehen sich lediglich auf die direkt erteilten Rüstungsaufträge; eine Statistik über die von den Direktauftragnehmern, insbesondere den Generalunternehmern erteilten Unteraufträge an Zulieferer existiert nicht.) Ursache dafür ist im wesentlichen die gegebene Industriestruktur in der Bundesrepublik Deutschland. Rüstungsaufträge haben zum ganz überwiegenden Teil technisch hochwertiges und komplexes Material zum Gegenstand, die Aufträge können daher fast ausschließlich nur an vorhandene Spezialkapazitäten erteilt werden. Nach den auch für Rüstungsaufträge geltenden Richtlinien zur Vergabe öffentlicher Aufträge wird die Vergabeentscheidung im Wettbewerb zwischen allen fachkundigen, zuverlässigen und leistungsfähigen Bewerbern getroffen; regionale Gesichtspunkte können bei der Auftragsvergabe, von Ausnahmen abgesehen (Zonenrandgebiet), nicht berücksichtigt werden. Die regionale Verteilung der Rüstungsaufträge richtet sich daher vornehmlich nach den Standorten der in Betracht kommenden industriellen Spezialkapazitäten. Ausschlaggebend sind die Kapazitäten für Kampfflugzeuge, Flugzeuge, gepanzerte Fahrzeuge, Schiffe, Elektronik, Fernmeldegerät und Waffen und Munition. In Rheinland-Pfalz gibt es solche Kapazitäten nur in beschränktem Maße, Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10843* meistens auch nur für Zulieferungen und nicht zur Systemführung als Generalunternehmer. Angesichts dieser Umstände sehe ich leider keine nennenswerten Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation in der Zukunft. Änderungen und Verbesserungen der Industriestruktur sind längerfristiger Natur und zudem der Beeinflussung durch den Verteidigungsminister weitgehend entzogen. Ich werde aber auch weiterhin bei akuten Schwierigkeiten einzelner Auftragnehmer im Rahmen der mir beschränkt zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu helfen versuchen. Anlage 120 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftliche Frage der Abgeordneten Frau Dr. Lepsius (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 104) : Welche Ergebnisse haben die mir vor einem halben Jahr von seiten der Bundesregierung angekündigten Verhandlungen mit der kanadischen Regierung erzielt, hein Militärflugplatz Süllingen Lärmschutzhallen zur Verminderung des Bodenlärms bei sogenannten Probeläufen zu errichten, wie dies bei anderen Militärflugplätzen bereits der Fall ist? Ihre Anfrage, welche Ergebnisse die Bemühungen der Bundesregierung bei der kanadischen Regierung für eine Verminderung des Bodenlärms auf dem NATO-Fluglatz Söllingen gezeitigt haben, beantworte ich in Ergänzung meines Schreibens vom 22. August 1978 wie folgt: Im Rahmen des Sparprogramms der kanadischen Regierung mußten auch das Verteidigungsministerium und die kanadischen Streitkräfte Abstriche in ihrem Haushalt hinnehmen mit der Folge, daß Programme beschnitten und neue Vorhaben aufgeschoben wurden. Die Verhandlungen mit den kanadischen Streitkräften über den beiderseitig für wünschenswert gehaltenen Bau von Lärmschutzhallen auf dem Flugplatz Söllingen konnten wegen dieser Situation noch nicht erfolgreich abgeschlossen werden. Hinzu kommt die Tatsache, daß die gegenwärtig in Söllingen stationierten Flugzeuge der kanadischen Streitkräfte auf ein neues Nachfolgemuster umgerüstet werden. Welcher Flugzeugtyp künftig vorgesehen ist, wurde noch nicht entschieden. Hiervon hängt aber entscheidend ab, welche Lärmschutzmaßnahmen getroffen werden können und wie die Lärmschutzhallen konstruktiv beschaffen sein müßten. Eine abschließende Entscheidung der kanadischen Regierung ist daher in der nächsten Zeit noch nicht zu erwarten. Anlage 121 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Wernitz (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen B 105 und 106) : War das Bundesverteidigungsministerium darüber informiert, daß Dr. Otto von Habsburg, der öffentlich als Verfechter einer Einmann-Diktatur auf Zeit mit Schnelljustiz und Todesstrafe in bestimmten Situationen bekanntgeworden ist, bei einer Bundeswehreinheit in Rottenburg a. d. Laaber (Landkreis Landshut) aufgetreten ist, und hat es dein gegebenenfalls zugestimmt? Hat es sich hierbei gegebenenfalls um eine Art „staatsbürgerlichen Unterrichts" gehandelt, und ist die Bundesregierung der Auflassung, daß der Vertreter eines verfassungswidrigen Diktaturmodells für eine derartige Aufgabe qualifiziert ist? Dr. Otto von Habsburg hat am 24. Januar 1979 in Rottenburg an der Laaber vor Offizieren, Unteroffizieren m. P. und zivilen Gästen des Flugabwehrraketenbataillons 34 einen Vortrag zum Thema Die internationalen Perspektiven der EuropaWahl 1979 und ihre Auswirkungen auf das westliche Verteidigungsbündnis gehalten. Das Bundesministerium der Verteidigung war über diese Veranstaltung nicht informiert, da sie nicht meldepflichtig war. Es handelte sich um einen Vortragsabend im Rahmen der politischen Weiterbildung der Offiziere und Unteroffiziere. Der militärische Vorgesetzte soll sich aus unterschiedlichen Quellen über politische Vorgänge informieren und sich ein Urteil bilden, das ihn befähigt, sich auch mit extremen politischen Auffassungen auseinanderzusetzen. Es soll deutlich werden, daß in unserem freiheitlich demokratischen Rechtsstaat Meinungsunterschiede normal sind und fair ausgetragen werden können. Das Bundesministerium der Verteidigung hält die Heranziehung von Fachleuten aus dem zivilen Bereich und von Politikern für ein geeignetes Mittel, das Interesse für politische Fragen zu steigern. Es war nicht die Aufgabe des Vortragenden, einen staatsbürgerlichen Unterricht durchzuführen, er sollte vielmehr in einem Referat seinen persönlichen Standpunkt zu dem gestellten Thema darlegen. Aus diesen Gründen besteht kein Anlaß, die Verpflichtung von Dr. Otto von Habsburg zu beanstanden. Eine Überprüfung hat im übrigen ergeben, daß die seit 1975 im Flugabwehrraketenbataillon 34 laufende Vortragsreihe insgesamt ausgewogen war. Anlage 122 'Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Müller (Schweinfurt) (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 107) : Sind der Bundesregierung schwedische Untersuchungen bekannt, nach denen das Antiseptikum Hexachlorophen, das von Ärzten und in Kliniken zur Desinfektion verwendet wird. Mißbildungen bei Neugeborenen hervorrufen soll, und kann die Bundesregierung darüber Auskunft geben, ob dieses Mittel auch in der Bundesrepublik Deutschland Verwendung findet und welches Konsequenzen gegebenenfalls aus der schwedischen Untersuchung gezogen worden sind? Der Bundesregierung ist seit langem eine entsprechende Arbeit einer schwedischen Ärztin bekannt. 10844* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Auf Grund dieser Befunde hat die schwedische Gesundheitsbehörde zwei epidemiologische Studien durchgeführt. Eine dieser Studien umfaßt insgesamt etwa 30 000 Mutter-Kind-Paare. Die Auswertung der Studien konnte den geäußerten Zusammenhang zwischen kindlichen Mißbildungen und der Hexachlorophen-Anwendung nicht bestätigen. Eine auf Veranlassung des Bundesgesundheitsamtes von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft im Herbst 1978 durchgeführte Umfrage bei den pädiatrischen Fachmitgliedern der Arzneimittelkommission ergab, daß an deren Häusern keine hexachlorophenhaltigen Desinfektionsmittel verwendet werden. Die Ärzteschaft wurde wiederholt durch Publikationen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft über die möglichen Risiken der Hexachlorophenanwendung unterrichtet. In Verbindung mit der Verschreibungspflicht, die ab 1. Juli 1973 für Zubereitungen gilt, die mehr als 1 % Hexachlorophen enthalten, werden deshalb keine unvertretbaren Risiken bei der Anwendung des Hexachlorophens gesehen. In der Bundesrepublik sind keine Berichte über Mißbildungen im Zusammenhang mit Hexachlorophen bekannt. Das Bundesgesundheitsamt betrachtet die Weiterentwicklung mit großer Sorgfalt. Anlage 123 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Becker (Frankfurt) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 108) : Sieht die Bundesregierung eine Korrelation von liberalistischen Trends, wie Ehescheidung, Frühsexualität, Abtreibungserleichterung, Berufstätigkeit der Mutter auf der einen Seite und negative Sozialindikatoren, wie Selbstmord, Suchtneigung und Kriminalität bei der jungen Generation, und welche Maßnahmen unternimmt die Bundesregierung gegebenenfalls, diese Korrelation aufzulösen? Die Bundesregierung sieht den in Ihrer Frage konstruierten Ursachenzusammenhang nicht. Nicht die Aufrechterhaltung von ungerechtfertigter Abhängigkeit und Bevormundung, sondern die Förderung der Selbstbestimmung, des Selbstwertgefühls und der Fähigkeit zu sozial gebundener, eigenverantwortlicher Entscheidung ermöglichen die kritische Bewertung gesellschaftlicher Strömungen und tragen dazu bei, eigene Orientierungen innerhalb des Wertepluralismus unseres freiheitlichen Staates zu finden und sich entsprechende Lebensziele zu setzen. Diesem Ziel diente und dient auch weiterhin die Politik der Bundesregierung. Sie zielt insbesondere ab auf — mehr Entfaltungsmöglichkeiten und Mitwirkung des einzelnen in Familie, Arbeitsleben und gesellschaftlichen Gruppen — zunehmende gleichberechtigte Teilhabe der Frau im beruflichen und öffentlichen Leben — mehr Partnerschaft zwischen Eltern und Kindern und erhöhte Bildungschancen und — verbesserte Voraussetzungen zur individuellen sexuellen Entwicklung in Richtung auf gewollte und verantwortliche Elternschaft. Zu den vielfältigen Ursachen von negativen Sozialindikationen bei der jungen Generation wie Selbstmord, Suchtneigung und Kriminalität verweist die Bundesregierung auf ihre Antwort auf die Große Anfrage zum Alkohol- und Drogenmißbrauch und Kriminalität von Kindern und Jugendlichen, Bundestags-Drucksache Nr. 8/922, vom 21. September 1977, sowie auf die Große Anfrage zur Situation der Kinder in Deutschland vom 10. März 1975, Bundestags-Drucksache Nr. 7/3340. Anlage 124 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Becker (Frankfurt) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 109) : Wieviel Forschungsaufträge im Arzneimittelbereich und an wen hat die Bundesregierung in den letzten zwei Jahren vergeben? Die Bundesregierung hat im Arzneimittelbereich in den Jahren 1977/1978 54 Forschungsaufträge erteilt. Diese wurden an folgende Forscher/Institutionen vergeben: Aus dem Bereich des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit: Prof. Blaschke, Pharm. Institut, Universität Bonn Deutsches Arzneimittel-Prüfungs-Institut, München Prof. Ebel, Pharm. Institut, Universität Marburg Farben Fabriken Bayer, Institut für Pharmakologie, Wuppertal Dr. Gracza, Firma Muller/Göppingen Prof. Graf, Pharm. Institut, Universität Tübingen Prof. Haller, Universitäts-Frauenklinik Göttingen Prof. Hartke, Pharm. Institut, Universität Marburg Prof. Herz, Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München Prof. Kewitz, Institut für Klinische Pharmakologie, Freie Universität Berlin (2X) Priv. Doz. Dr. Kienle, Gemeinnütziges Krankenhaus Herdecke Dr. Matusch, Pharm. Institut, Universität Marburg (2 X) Dr. Reinhard, Pharm. Institut, Universität Tübingen Priv. Doz. Dr. Popp, Radiologie-Zentrum, Universität Marburg Firma Seral, Randsbach Prof. Stahl, Institut für pharmazeutische Biologie, Universität des Saarlandes, Saarbrücken Prof. Weber, Medizinische Universitätsklinik, Heidelberg (2X ) Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10845* Prof. Westermann, Medizinische Hochschule, Hannover Prof. Wiedemann, Abteilung für medizinische Mikrobiologie, Universität Bonn Aus dem Bereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung: Priv. Doz. Dr. Greiser, Diabetes-Forschungs-Institut, Universität Düsseldorf Dr. Kirchner, Universität Frankfurt Doz. Dr. Oberender, Universität Marburg (2 X ) Aus dem Bereich des Bundesministers für Forschung und Technologie: Batelle-Institut, Frankfurt (2 X ) Prof. Dengler, Medizinische Klinik, Universität Bonn (2 X ) Prof. von Hattingberg, Zentrum für Kinderheilkunde, Universität Gießen Prof. Loth, Pharm. Institut, Universität des Saarlandes, Saarbrücken Firma E. Merck, Darmstadt Prof. Müller, Pharm. Institut, Universität Bonn Prof. Weber, Universität Heidelberg Priv. Doz. Dr. Greiser, Diabetes-Forschungs-Institut, Universität Düsseldorf Prof. Wagner, Firma Hoechst, Frankfurt Firma Behring-Werke, Marburg Firma Rentschler, Laupheim Biotestserum-Institut, Frankfurt (2 X ) Prof. Dörfler, Universität Köln Prof. Sauer, Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere, Tübingen (2X) Prof. Maurer, Freie Universität Berlin Firma Hoechst, Frankfurt Prof. Jungwirth, Universität Würzburg Firma Schering, Berlin (2 X ) Prof. Zenk, Ruhr-Universität, Bochum Prof. Reinhard, Tübingen Prof. Fischer, Max-Planck-Institut für Immunbiologie, Freiburg Prof. Überla, Universität München. Anlage 125 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage der Abgeordneten Frau Schleicher (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 110) : Trifft es zu, daß das Bundesgesundheitsamt allgemein die Bereitschaft der deutschen Ärzteschaft in Zweifel zieht, Indikationseinschränkungen für Medikamente zu beachten, und was wird die Bundesregierung gegebenenfalls unternehmen, um das Bundesgesundheitsamt zu veranlassen, hei seinen Entscheidungen von einem pflichtgemäßen Verhalten der deutschen Ärzteschaft auszugehen? In dem Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Berlin wegen Aussetzung des sofortigen Vollzuges des vom Bundesgesundheitsamt ausgesprochenen Widerrufs der Zulassung clofibrathaltiger Arzneimittel hat das Bundesgesundheitsamt bei der Diskussion der Möglichkeit etwa weniger weitreichender Sicherheitsmaßnahmen erklärt, daß man hier nicht mit Sicherheit annehmen könne, daß Indikationseinschränkungen eine ausreichende Sicherheitsmaßnahme darstellten. Einmal wisse man noch nicht genau, wo die Indikationsgrenzen sachlich verlaufen müßten. Das hänge von weiteren Ermittlungen des tatsächlichen Risikos ab. Im übrigen wurden Zweifel geäußert, ob Indikationseinschränkungen und Gegenanzeigen von den verordnenden Ärzten in ausreichendem Maße beachtet würden. Damit ist keineswegs die Bereitschaft der deutschen Ärzteschaft insgesamt in Zweifel gezogen worden, Indikationseinschränkungen für Medikamente zu beachten. Das Bundesgesundheitsamt hat allerdings bei der Anwendung von Biguaniden ein Abweichen von aus Sicherheitsgründen verlangten Indikationseinschränkungen und Gegenanzeigen beobachtet. Ebenso sind in der Diskussion Duogynon Anzeichen dafür vorhanden — über sie wurde auch in der Presse berichtet —, daß auch dort die gebotenen Sicherheitsmaßnahmen von den verordnenden Ärzten nicht hinreichend oder zumindest nicht rasch genug beachtet wurden. Bei der Größe des hier zur Debatte stehenden Risikos, vor allem der Irreversibilität des Schadens, wäre es unverantwortlich, diese Fakten nicht in Rechnung zu stellen. Anlage 126 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Vogelsang (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen B 111 und 112) : Welche Schritte erscheinen der Bundesregierung innerhalb ihres Verantwortungsbereichs geeignet, in den kommenden Jahren Produktion und Vertrieb von Kriegsspielzeug stärker als bisher einzudämmen? Sieht die Bundesregierung Möglichkeiten, den hohen Import von Kriegsspielzeug, insbesondere von Baukästen mit aufgemaltem kriegerischen Hintergrund und der Anleitung zu Kampfeinsätzen, zu verhindern? Zu Frage B 111: Kriegsspielzeug nimmt innerhalb des gesamten Spielzeugangebots mengenmäßig nur einen bescheidenen Platz ein. Zwar liegen keine amtlichen Statistiken für Kriegsspielzeug vor; die Bundesregierung kann aber auf Grund übereinstimmender Schätzungen der zuständigen Verbände der Hersteller und des Handels davon ausgehen, daß Kriegsspielzeug einen Anteil von weniger als 1 % am gesamten Spielzeugangebot hat. Dabei ist Her- 10846* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 stellung und Vertrieb von Kriegsspielzeug keinen besonderen Reglementierungen unterworfen. Auf eine weitere Eindämmung bis hin zur Einstellung von Produktion und Verkauf von Kriegsspielzeug hinzuarbeiten, ist in einer solchen Situation in erster Linie Aufgabe der Eltern und anderer mit der Erziehung der Kinder beauftragten Personen sowie der Verantwortlichen in Industrie, Handel und Verbänden der Spielwarenbranche. Die Bundesregierung kann durch öffentliche Hinweise auf die Schädlichkeit des Kriegsspielzeugs für Kinder politischen Einfluß nehmen und damit Appelle an die Eigenverantwortlichkeit der Beteiligten verbinden. In diesem Sinne sind auch die jüngsten Aufrufe zur Selbstkontrolle und Selbstbeschränkung und schließlich zum Verzicht auf die Herstellung und die Einfuhr von Kriegsspielzeug zu sehen, die der Bundesminister der Justiz bei verschiedenen Anlässen an Spielzeughersteller und -händler gerichtet und die der Bundeskanzler ausdrücklich begrüßt hat. Soweit sich bisher erkennen läßt, haben diese Aufrufe eine beachtliche Resonanz. Die Verbände der Spielzeughersteller und des Spielzeughandels haben die Anregungen aufgegriffen. Sie haben ihren Mitgliedern empfohlen, keine Neuheiten an mechanischem Kriegsspielzeug mehr auf den Markt zu bringen und das vorhandene Angebot zu minimieren bzw. den Verkauf von Kriegsspielzeug soweit wie möglich einzuschränken; Bausätze für Kriegsspielzeug, deren Verpackungen drastische Darstellungen von Kampfhandlungen zeigen, sollen aus den Regalen genommen werden. Zu Frage B 112: Das im Bundesgebiet verkaufte Kriegsspielzeug ist in der Tat weitgehend Importware. Da das Kriegsspielzeug, gemessen am gesamten Spielzeugangebot lediglich den Anteil von weniger als 1% aufweist, sind auch die Importe — hieran gemessen — nicht hoch. Daraus läßt sich eine Zurückhaltung des Fachhandels beim Vertrieb von Kriegsspielzeug ersehen. Die Bundesregierung wird die weitere Entwicklung im Bereich des Kriegsspielzeugs aufmerksam beobachten. Sie vertraut auf die Wirkung der Appelle, die von verschiedenen Seiten an die Verantwortlichen gerichtet worden sind. Darüber hinausreichende Schritte können nur erwogen werden, wenn sich die Appelle als nutzlos erweisen würden und Kriegsspielzeug einen zunehmenden, besorgniserregenden Anteil am Spielzeugangebot erlangen sollte. Anlage 127 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage der Abgeordneten Frau Berger (Berlin) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 113) : Trifft es zu, daß im Rahmen' der Ausstellung des Bundesgesundheitsministeriums im SFB für einen Sehtest anstelle eines Planspiegels zunächst eine Hochglanzaluminiumplatte verwendet wurde, wie der „Berliner Tagesspiegel" vom 26. Januar 1979 berichtet, und wenn ja, welche Gründe lagen dafür vor? Der Planspiegel des im Rahmen der Wanderausstellung „Bleib aktiv — mach mit" aufgestellten Sehtestgerätes ist auf dem Transport nach Berlin beschädigt worden. Die vom Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit mit der technischen Durchführung der Ausstellung beauftragte Agentur hatte sich daraufhin unverzüglich um Ersatz bemüht mit dem Erfolg, daß ein Austausch des beschädigten Teils bereits einen Tag nach Eröffnung der Ausstellung vorgenommen werden konnte. Bis zur Instandsetzung behalf sich die Agentur mit der genannten Hochglanzaluminiumplatte, ohne zu überblicken, daß dies zu Ungenauigkeiten bei den Messungen führen muß. Das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit hat veranlaßt, daß bei ähnlichen Vorfällen — sollten sie sich wiederholen — Testgeräte stillgelegt werden. Anlage 128 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Picard (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 114) : Wann und auf welche Weise wird die Bundesregierung die gegenwärtigen Verkehrsverhältnisse auf der A 680 / B 26 bei der Einfahrt in die Stadt Darmstadt, die zu einer unerträglichen Belastung der Verkehrsteilnehmer, besonders der Berufstätigen, geführt haben, verbessern? Gegen den Planfeststellungsbeschluß des in Frage stehenden Abschnittes der A 680/B 26 bei der Einfahrt in die Stadt Darmstadt sind beim Verwaltungsgericht in Darmstadt Klagen erhoben worden. Der Ausgang dieses Verfahrens muß abgewartet werden. Mit den Bauarbeiten wird unverzüglich begonnen, sobald die baurechtlichen Voraussetzungen (rechtskräftiger Planfeststellungsbeschluß, Grunderwerb usw.) gegeben sind. Anlage 129 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Peters (Poppenbüll) (FDP) (Drucksache 8/2532 Fragen B 115 und 116) : Ist die Bundesregierung bereit, über Verhandlungen mit dem Land Schleswig-Holstein zu erwirken, daß im Zug der geplanten Umgehungsstraße Husum, wie von einer Bürgerinitiative vorgeschlagen, die Straßentrasse auf der Lundberggeest abzusenken, so daß die Straße dann als Geländeeinschnitt durch den Lundberg verläuft, mit den beachtlichen Vorteilen für den Schallschutz, für den Landschaftsschutz und für die Straßengestaltung? Hält die Bundesregierung eine Trassenführung, wie in Frage 115 beschrieben, mit einer schienengleichen Kreuzung der Umgehungsstraße und der Bahnlinie Husum—Erfde für möglich, zumal diese Bahnlinie nur noch für den Güterverkehr und in der Regel einmal täglich betrieben wird? Die bei einer Gradientenabsenkung entstehende höhengleiche Kreuzung mit der DB-Strecke Husum—Erfde kann weder aus verkehrssicherheitlichen noch aus bautechnischen Gründen wegen der großen Einschnittstiefen mit wirtschaftlich vertret- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10847* baren Mitteln hingenommen werden. Dementsprechend kommt eine Absenkung der Trasse im angesprochenen Bereich nicht in Betracht. Anlage 130 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Hartmann (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 117) : Verschließt sich die Deutsche Bundesbahn den bei der Bundesbahndirektion Nürnberg detailliert vortragenen verwaltungsmäßigen, betrieblichen, verkehrlichen und bautechnischen Gesichtspunkten, die dafür sprechen, daß die aus Rationalisierungsgründen notwendige Neuabgrenzung zwischen den Betriebsämtern Hof und Nürnberg 1 nicht — wie vorgesehen — bei Kilometer 53,8 der Strecke Nürnberg—Schnabelwaid, sondern nördlich des Bahnhofs Ranna, vorschlagsweise bei Kilometer 66,8 dieser Strecke (Bahnhof Pegnitz), erfolgt, und wenn ja, warum, bzw. ist die Deutsche Bundesbahn bereit, den vorgetragenen Gegenvorstellungen bei der Neuordnung der bautechnischen Dienststellen ihres Außendienstes Rechnung zu tragen? Nach Auskunft der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn (DB) hat die Bundesbahndirektion Nürnberg bei der Neuordnung der bautechnischen Dienststellen des Außendienstes versucht, für alle Fachdienste optimale Abgrenzungen zu finden. In dem von Ihnen angesprochenen Bereich deckt sich die Grenze zwischen der Bahnmeisterei Nürnberg Hauptbahnhof (Bereich des BundesbahnBetriebsamtes Nürnberg 1) und dem Baubezirk Kirchenlaibach (Bereich des Bundesbahn-Betriebsamtes Hof) bei km 53,8 mit der Grenze für die Güterverkehrsbedienung im Knotenpunktsystem. Damit wurde den Belangen des Betriebs- und Verkehrsdienstes Rechnung getragen und eine Basis für resultatsbezogene Verantwortungsbereiche geschaffen. Die Deutsche Bundesbahn ist der Auffassung, daß gegenüber diesen übergeordneten Gesichtspunkten mögliche lokale Interessen zurücktreten müssen. Im übrigen entscheidet die DB über derartige Organisationsmaßnahmen in eigener Zuständigkeit. Anlage 131 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Frage der Abgeordneten Frau Verhülsdonk (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 118) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß der heute vorhandene Strafrahmen für Verstöße gegen die Rheinschiffahrtpolizeiverordnung (z. B. im Zusammenhang mit Geschwindigkeitsüberschreitungen bei Hochwasser) bei weitem nicht ausgeschöpft wird, und ist die Bundesregierung bereit, den für die Länder erlassenen einheitlichen Bußgeldkatalog zu überprüfen und die zuständigen Wasser- und Schiffahrtsdirektionen als Mittelbehörde des Bundesverkehrsministers anzuweisen, den Strafrahmen auszuschöpfen? Die Wasser- und Schiffahrtsdirektionen wenden den geltenden Bußgeldkatalog vom 11. Dezember 1974 an. Der Bundesminister für Verkehr wird ihn neu fassen, wenn er im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Justiz die bisherigen Strafandrohungen der Rheinschiffahrtpolizeiverordnung, die kraft Gesetzes bereits als Bußgeldandrohungen zu behandeln sind, in einzelne Ordnungswidrigkeitstatbestände untergliedert hat. Die Bundesregierung weist allerdings darauf hin, daß die Bußgeldhöhe sich nach den Umständen des jeweiligen Einzelfalls, insbesondere dem Grad des Verschuldens, bemißt. Andernfalls würde die Höhe auch einer Nachprüfung durch das Amtsgericht und die Berufungskammer der Zentralkommission für die Rheinschiffahrt in Straßburg nicht standhalten; denn diese sind nicht an den Bußgeldkatalog gebunden. Von dem genannten Maßstab lassen sich die Wasser- und Schiffahrtsdirektionen schon heute leiten. Anlage 132 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Braun (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 119) : In welchen Zeitabläufen ist der Ausbau der A 1 zwischen Leverkusener Kreuz und Remscheid vorgesehen, und welche Möglichkeiten sind gegeben, um diesen Ausbau zu beschleunigen, da inzwischen streckenweise die Höchstgeschwinnigkeit wegen des schlechten Fahrbahnzustands auf 60 km/h herabgesetzt wurde? Der Ausbau des angesprochenen Abschnitts ist Teil eines Gesamtkonzeptes für den 6streifigen Ausbau des Autobahnringes Leverkusen-KamenOberhausen-Leverkusen. Unter Gewährleistung zumutbarer Verkehrsbedingungen während der Bauzeit sieht das Konzept folgende Baudisposition vor: a) Abschnitt Autobahnkreuz Leverkusen bis Anschlußstelle Burscheid Rund 4 km sind bereits 6streifig unter Verkehr. Die Bauarbeiten für das Reststück von etwa Bau- km 5,0 bis zur Anschlußstelle Burscheid — das einzige, in dem zur Zeit wegen der Fahrbahnbeschaffenheit eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 60 km/h besteht — sind vergeben. Die Fertigstellung dieses Teilabschnittes ist 1981 vorgesehen. Durchgehend 6streifig befahrbar wird der Gesamtabschnitt 1982 nach Inbetriebnahme von zwei ebenfalls in diesem Jahr in Bau gehenden Brückenbauwerken etwa in Bau-km 1,0. b) Abschnitt Anschlußstelle Burscheid bis Anschlußstelle Schloß Burg/Wermelskirchen Hier wird mit den Arbeiten zum 6streifigen Ausbau unmittelbar nach Fertigstellung des vorherigen Abschnittes begonnen werden. Die Baudisposition sieht die durchgehende Fertigstellung im Jahre 1983 vor. c) Abschnitt Anschlußstelle Schloß Burg/Wermelskirchen bis Anschlußstelle Remscheid Die Bauarbeiten sollen nach der Baudisposition direkt nach Fertigstellung des vorherigen Abschnittes 1984 beginnen und voraussichtlich 1968 abgeschlossen sein. 10848* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn. Freitag, den 9. Februar 1979 Anlage 133 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Seefeld (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 120) : Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, ob in letzter Zeit vermehrt Lastkraftwagen mit Ladung gestohlen wurden und wie hoch gegebenenfalls die dabei bislang entstandenen Schäden zu beziffern sind, und was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um durch geeignete Vorschriften für Sicherheitsvorkommen (z. B. Lenkradschlösser) derartige Diebstähle weitgehend auszuschließen? Dem Bundeskriminalamt sind folgende Diestähle von Lastkraftwagen mit Ladungen bekannt geworden: Jahr Fälle Schaden 1976 208 davon 130 Fälle mit Schadensangabe Gesamtschadenssumme 16,9 Millionen DM 1977 244 davon 188 Fälle mit Schadensangabe Gesamtschadenssumme 18,8 Millionen DM 1978 211 davon 163 Fälle mit Schadensangabe Gesamtschadenssumme 20,7 Millionen DM Die Aufstellung zeigt, daß die Zahl der Tathandlungen im vergangenen Jahr nicht gestiegen ist, daß jedoch die Höhe des Schadens zugenommen hat. Da nicht in allen Fällen der Umfang des Schadens dem Bundeskriminalamt gemeldet worden ist, ist insoweit nur eine beschränkte Aussage möglich. Zwischen den Dachverbänden des Transportgewerbes und dem Bundeskriminalamt bestehen seit längerem Kontakte mit dem Ziel, dem Diebstahl von Lastkraftwagen mit Ladungen durch geeignete Maßnahmen zu begegnen. Auf Grund dieser Zusammenarbeit wurden Merkblätter für die Berufskraftfahrer und die Unternehmer ausgearbeitet, die detaillierte Hinweise für die Sicherung des Fahrzeugs und der Ladung für Transport- und Abstellzeit geben. Die Dachverbände haben bei den ihnen angeschlossenen Mitgliedern darauf hingewirkt, die in den Merklättern aufgeführten Ratschläge zu beachten. Bereits bestehende internationale Regelungen lassen schon heute auch für Lastkraftwagen Sicherungseinrichtungen gegen unbefugte Benutzung (Einrichtungen, die auf die Lenkung, auf die Kraftübertragung usw. wirken) zu. Es bleibt den Fahrzeugherstellern freigestellt, die Fahrzeuge mit derartigen Einrichtungen auszustatten. Die Bundesregierung wird darüber hinaus prüfen, ob § 38 a Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung dahin gehend zu ändern ist, daß auch Lastkraftwagen eine hinreichend wirkende Sicherungseinrichtung gegen unbefugte Benutzung haben müssen. Anlage 134 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 121): Ist der Bundesregierung bekannt, daß in letzter Zeit vermehrt ausländische, insbesondere englische und italienische Kraftfahrzeugversicherungen es ablehnen, für Unfallschäden, die durch ausländische Verkehrsteilnehmer mit ausländischen Kennzeichen an deutschen Verkehrsteilnehmern in der Bundesrepublik Deutschland verschuldet werden, Versicherungsschutz zu gewähren, und was gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, um den Ersatz des Schadens in diesen Fällen auch ohne die Durchführung langwieriger Prozesse sicherzustellen? Der Bundesregierung ist dies nicht bekannt. Bei Schadensfällen in der Bundesrepublik Deutschland, an denen ein im Ausland zugelassenes Kraftfahrzeug beteiligt war, können jedoch Ansprüche direkt gegen den Verband der Haftpflichtversicherer, Unfallversicherer, Autoversicherer und Rechtschutzversicherer e. V. (HUK-Verband) in Hamburg geltend gemacht werden, sofern dieser nach § 2 des Ausländerpflicht-Versicherungsgesetzes die Pflichten eines Haftpflichtversicherers übernommen hat. Letzteres ist der Fall bei Fahrzeugen aus den übrigen EG-Mitgliedstaaten sowie einer Reihe von Drittländern (insbesondere Osterreich, Schweiz, Norwegen, Schweden, Finnland, Ungarn, Tschechoslowakei) ; ausgenommen aus der Garantieübernahme des HUK-Verbandes sind nur einige wenige Fahrzeuggruppen wie z. B. Fahrzeuge mit Zollkennzeichen oder landwirtschaftliche Fahrzeuge — und dies auch nur bei einigen der genannten Staaten. Außerdem besteht nach wie vor die Möglichkeit, direkt gegen den HUK-Verband Ansprüche aus Unfällen mit ausländischen Fahrzeugen geltend zu machen, für die eine grüne Versicherungskarte noch erforderlich ist und vorliegt. So können sich auch Personen mit Ansprüchen aus Unfällen mit englischen oder italienischen Fahrzeugen direkt an den HUK-Verband in Hamburg wenden und diesen notfalls wegen ihrer Schadensersatzforderungen aus dem betreffenden Unfall verklagen. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß hiermit die Belange der geschädigten Personen sogar bedeutend besser gewahrt sind, als wenn sie sich an den betreffenden Versicherer im Ausland wenden müßten. Anlage 135 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Hornhues (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 122 und 123) : Für wann ist — unter Berücksichtigung des Haushaltsansatzes 1979 — mit Beginn und Ende des Ausbaus des Osnabrücker Zweigkanals zu rechnen, und in welcher Relation stehen diese Daten mit den ursprünglichen Ausbauzielen? Bleibt die Absicht, den Personenschienenverkehr auf den Bundesbahnstrecken Osnabrück—Brackwede und Osnabrück—. Delmenhorst einzustellen, bestehen, oder hat hat das diesbezüglich in Oldenburg am 2. November 1978 geführte Regionalgespräch zu einer Meinungsänderung geführt? Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10849* Zu Frage B 122: Unter der Voraussetzung, daß das in den nächsten Monaten anlaufende Planfeststellungsverfahren für die Kreuzung des Kanaldurchstichs im Bereich Hörstel mit der Bundesbahnstrecke Osnabrück-Rheine bis zum Spätsommer 1979 abgeschlossen ist, kann der Hafen Osnabrück in den Jahren 1986/87 von dem vollabgeladenen (2,5 m) Europaschiff erreicht werden. In der Fragestunde am 20. Oktober 1977 wurde Ihnen als Zeitpunkt für das Ausbauende des Osnabrücker Zweigkanals ebenfalls das Jahr 1986 angegeben. Zu Frage B 123: Für Maßnahmen wie die Umstellung des Schienenpersonennahverkehrs ist nach dem Bundesbahngesetz ein Anhörungsverfahren vorgeschrieben. In die Anhörungsverfahren nach § 44 Bundesbahngesetz sind nach einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern Regionalgespräche eingebunden. Die in dem von Ihnen genannten Regionalgespräch vorgebrachten Argumente werden zur Zeit noch vom Land Niedersachsen geprüft und in eine abschließende Stellungnahme eingearbeitet. Diese wird von der Deutschen Bundesbahn ausgewertet. Erst über daraus ggf. folgende Anträge der Deutschen Bundesbahn auf Umstellung des Schienenpersonennahverkehrs auf Busbedienung entscheidet der Bundesminister für Verkehr unter Beteiligung der zuständigen Bundesressorts. Anlage 136 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 124) : Aus welchen Gründen ist es noch immer nicht zur Errichtung einer Lärmschutzanlage im Zuge der B 42 entlang des Neuwieder Ortsteils Block gekommen, obwohl diese verschiedentlich vom Land und Bund in Aussicht gestellt wurde? Es ist vorgesehen, im Zuge der B 42 entlang des Neuwieder Ortsteils Block eine 3,50 m hohe Lärmschutzwand zu erstellen. Nach Auskunft der Straßenverwaltung Rheinland-Pfalz ist dazu erforderlich, die Maßnahme durch ein vereinfachtes Planfeststellungsverfahren nach § 18 c Abs. (3) FStrG rechtlich abzusichern und den Betroffenen Gelegenheit zu geben, sich zu der vorgesehenen Regelung zu äußern. Der Planfeststellungsbeschluß ist erlassen und wird in Kürze zugestellt. Mit den Bauarbeiten soll im Frühjahr 1979 begonnen werden. Die Bundesmittel dafür stehen im Straßenbauplan zur Verfügung. Anlage 137 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Peiter (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 125) : Wann ist nunmehr mit der Fortführung des Ausbaus der B 414 (Hachenburg—Altenkirchen) im Bereich zwischen Bahnhof Ingelbach und Hachenburg zu rechnen? Nach Auskunft der Straßenverwaltung Rheinland-Pfalz ist die Planung in Bearbeitung. Das Planfeststellungsverfahren soll noch in diesem Jahr eingeleitet werden. Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit ist jedoch 1979 bereits beabsichtigt, die Gradiente der bestehenden B 414 zwischen Marzhausen und Hachenburg durch Abtragung der Kuppen zu verbessern. Anlage 138 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen B 126 und 127): Ist die Bundesregierung bereit, in Ergänzung der Richtlinien über Einrichtung und Betrieb von Fluglärmmeßanlagen für Verkehrsflughäfen (VKBl. 1972, Seite 533) anzuordnen, daß Betriebe, Meßwertverarbeitung und -auswertung sowie Ermittlung des Beurteilungspegels einheitlich für alle Verkehrsflughäfen nach den maßgebenden deutschen Normen erfolgen müssen, wobei die einschlägigen Normen dabei im einzelnen zu bezeichnen sind? Was kann die Bundesregierung tun, um die Bundesanstalt für Flugsicherung im Hinblick auf die Einhaltung ihrer Planungsrichtlinien bezüglich der Verfolgung von lärmnachteiligen Abweichungen von Flugrouten anzuhalten, und hält sie insbesondere die Installation von wirksamen Flugüberwachungsanlagen für alle Verkehrsflughäfen der Bundesrepublik Deutschland für eine wirksame Möglichkeit dazu? Zu Frage B 126: An den deutschen Flughäfen wird seit 1972 einheitlich nach den Richtlinien über Einrichtung und Betrieb von Fluglärmmeßanlagen für Verkehrsflughäfen (VK-Blatt 1972, 533) verfahren. Die Richtlinien sehen ein Meßverfahren gemäß DIN 45 643 vor. Dabei wird die Geräteeinstellung „slow" (langsam) verwendet, da nur hierdurch eine weitgehende Trennung der Flugzeuggeräusche von Fremdgeräuschen möglich ist. Ein Abgehen von diesem bewährten Verfahren erscheint unzweckmäßig und würde zudem die Vergleichbarkeit mir früheren Ergebnissen in Frage stellen. Die Bundesregierung sieht daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Veranlassung, ihre Richtlinien zu ergänzen. Zu Frage B 127: Die Bundesanstalt für Flugsicherung hält die von ihr unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorschriften und der Erlasse des Bundesministers für Verkehr aufgestellten Planungsrichtlinien zur Minderung des Fluglärms in An- und Abflugbereichen der Flughäfen ein. Die lärmmindernden An- und Abflugwege werden auf dieser Grundlage eingerichtet. Die Lotsen in den Anflugkontrollstellen überwachen die Einhaltung der An- und Abflugwege durch die Flugzeugführer, soweit es im Rahmen ihrer vornehmlich auf Sicherheit ausgerichteten Kontrolltätigkeit möglich ist. 10850* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 In umfangreichen Untersuchungen auf den Flughäfen Frankfurt und Düsseldorf wurde geprüft, ob durch die Einrichtung zusätzlicher Flugwegbeobachtungsstellen die Genauigkeit der Einhaltung der Flugwege durch die Piloten erhöht werden kann. Ergebnis: 92-95 % fliegt innerhalb der internationalen Toleranzen. Die Bundesregierung hält angesichts dieses Untersuchungsergebnisses die Einrichtung und den Betrieb von besonderen Flugwegbeobachtungsstellen als Dauereinrichtung nicht allein aus fachlichen Gründen, sondern vor allem unter KostenWirksamkeits-Gesichtspunkten für nicht vertretbar. Solche Beobachtungsstellen können deshalb nicht auf Kosten des Bundes eingerichtet werden. Einem Beschluß der Düsseldorfer Fluglärmkommission zur Einrichtung einer Flugwegbeobachtungsstelle für den Flughafen Düsseldorf ist infolgedessen erst nach Zusage der vollen Kostenübernahme durch die Flughafen Düsseldorf GmbH entsprochen worden. Anlage 139 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Gerster (Mainz) (CDU/ CSU) (Druckache 8/2532 Frage B 128 und 129) : Trifft es zu, daß die Deutsche Bundesbahn ohne vorherige Abstimmung mit den betroffenen Stellen, z. B. der Stadtverwaltung Bingen, im neuen Fahrplan den Haltepunkt Bingen-Stadt völlig ausgespart hat und Züge lediglich auf dem Bahnhof Bingerbrück anhalten läßt, und wie konnte es gegebenenfalls dazu kommen? Teilt die Bundesregierung meine Auffassung, daß die Deutsche Bundesbahn Maßnahmen ergreifen muß, um die dadurch verursachten Nachteile für die Bevölkerung der Stadt Bingen auszugleichen, und welche Maßnahmen sind bis zu welchem Zeitpunkt geplant? Die Gestaltung des Reisezugangebotes der Deutschen Bundesbahn (DB) liegt in eigenverantwortlicher Zuständigkeit der DB. Nach dem Bundesbahngeetz (§ 48) hat die DB bei der Bearbeitung der Reisezugpläne den Ländern Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Hierzu hat am 22. Dezember 1978 eine Besprechung zwischen Vertretern des Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr des Landes Rheinland-Pfalz und Vertretern der Bundesbahndirektion Frankfurt (Main) stattgefunden, bei der u. a. auch die Konzentration der D-Zug-Halte auf Bingerbrück erörtert wurde. Es wurde vorgetragen, daß die Halte in Bingerbrück wegen der Anschlußbindungen in Richtung Bad Kreuznach die größere verkehrliche Bedeutung haben. Dieses Konzept wurde bei der Erörterung ohne Widerspruch zur Kenntnis genommen. Die DB, die die Auswahl der vom Land zu dieser Besprechung hinzugezogenen Gebietskörperschaften nicht beeinflussen kann, hat darauf hingewiesen, daß die Stadt Bingen sich bereits im Herbst 1971 mit einer schrittweisen Konzentration der D-Zug-Halte in Bingerbrück einverstanden erklärt hat. Inzwischen wurde auf Anregung der KölnDüsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG die Verlegung des Halts beim D-Zug 713 und seines Wochenend-Entlastungszuges D 913 von Bingerbrück nach Bingen (an 9.42 Uhr) eingeplant, um den Übergang vom Zug auf das Schnellschiff (Bingen ab 10.30 Uhr) sicherzustellen. Für die Bedienung des Bahnhofs Bingen (Rh) durch Züge des Bezirks- und Nahverkehrs ergeben sich im Jahresfahrplan 1979/80 keine nennenswerten Veränderungen. Anlage 140 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 130 und 131): Welchen Grad von Lärmbelästigung hat die linksrheinische Autobahn A 61 im Bereich der Ortslage Erftstadt-Bliesheim inzwischen erreicht? Ist die Bundesregierung bereit, an der A 61 im Bereich der Ortslage Erftstadt-Bliesheim Lärmschutzwände zu errichten, zumal festgestellt worden ist, daß sogenannte passive Lärmschutzmaßnahmen wie doppeltverglaste Fenster usw. nicht mehr ausreichen, und wenn ja, zu welchem Zeitpunkt? An der A 61 im Bereich Erftstadt-Bliesheim sind in den Jahren 1972 bis 1976 bereits 2,50 m hohe Lärmschutzwälle geschüttet worden. Nach Auskunft des Landes Nordrhein-Westfalen ist damit die im Bundeshaushalt getroffene Regelung eingehalten, wonach Ausgaben für Lärmschutzanlagen an bestehenden Bundesfernstraßen vorgesehen werden können, wenn der Mittelungspegel über 75 dB (A) tags oder über 65 dB (A) nachts liegt. Ihre Anfrage wird zum Anlaß genommen, das Land NRW um eine nochmalige Überprüfung der derzeitigen Wohnsituation im genannten Bereich zu bitten. Vom Ergebnis werden Sie zu gegebener Zeit unterrichtet. Anlage 141 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr, Haussmann (FDP) (Drucksache 8/2532 Fragen B 132 und 133) : Sieht die Bundesregierung Gründe, den Vertrieb von genehmigungspflichtigen Rundfunkgeräten zu verbieten, und wenn nein, welche Gründe sprechen nach Auffassung der Bundesregierung dafür, daß der Betrieb solcher Geräte genehmigungspflichtig ist? Hält die Bundesregierung eine zwingende Verpflichtung für erforderlich, daß beim Verkauf derartiger Geräte auf die Genehmigungspflicht hingewiesen wird? Zu Frage B 132: Ton- und Fernseh-Rundfunkempfänger sind Funkanlagen im Sinne des Gesetzes über Fernmeldeanlagen (FAG). Sie dürfen nur die für Rundfunkempfänger zugelassenen Frequenzabstimmbereiche aufweisen. Das Errichten und Betreiben von Ton- und Fernseh-Rundfunkempfängern ist nach § 2 FAG seit 1. Januar 1971 allgemein genehmigt. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10851* Die Bundesregierung strebt eine gesetzliche Regelung des Inverkehrbringens von Ton- und Fernseh-Rundfunkempfängern an. Dieses ist mit einem Richtlinienentwurf der EG zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten über Funkstörung durch Ton- und FernsehRundfunkempfänger beabsichtigt (Bundestags- Drucksache 7/571). Funkempfänger, die außer den für Rundfunkempfänger zugelassenen Frequenzbereich noch andere Frequenzbereiche aufweisen, sind keine Ton- und Fernseh-Rundfunkempfänger. Sofern es sich nicht um Spezialempfänger für einen bestimmten Funkdienst handelt, fallen sie unter die nichtgenehmigungsfähigen Funkanlagen. Wer ein solches Gerät errichtet oder betreibt, verstößt gegen § 15 FAG. Für den Händler, der derartige Geräte vertreibt, können sich entsprechend strafrechtliche und eventuell auch zivilrechtliche Folgen ergeben, weil der Erwerber keine Betriebsgenehmigung für ein solches Gerät erhält. Der Händler kann sich wegen Anstiftung oder Beihilfe zu einem Vergehen nach § 15 FAG strafbar machen. Die Deutsche Bundespost hat über die Presse mehrfach davor gewarnt, nichtgenehmigungsfähige Empfangsgeräte zu vertreiben bzw. dafür zu werben. Zu Frage B 133: Der Bundesregierung fehlt jedoch gegenwärtig die gesetzliche Grundlage für ein Unterbinden des Vertriebs nicht zugelassener Funkanlagen. Eine Regelung des Inverkehrbringens von Funkempfängern ist ebenfalls von der EG beabsichtigt. Ein nationaler Alleingang ist daher nicht zu empfehlen. Anlage 142 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Stavenhagen (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 134) : Wie hat sich das Problem der überalterten Oberinspektoren bei der Deutschen Bundespost in den letzten Jahren entwickelt, und was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um eine Lösung herbeizuführen, damit im Vergleich zu anderen Verwaltungen des öffentlichen Dienstes Möglichkeiten geschaffen werden, die überalterten Postoberinspektoren zu Postamtmännern zu befördern? Die Untersuchung der Probleme der Beamten der Laufbahnen des gehobenen nichttechnischen Dienstes der Deutschen Bundespost im Post- und Fernmeldewesen unter besonderer Berücksichtigung der Situation der lebensälteren Oberinspektoren hat ergeben, daß bei der Deutschen Bundespost 3 620 Oberinspektoren beschäftigt werden, die 40 Jahre und älter sind (56 v.H. aller Oberinspektoren). Ein so hoher Anteil lebensälterer Oberinspektoren wird in keiner anderen Bundesverwaltung erreicht. Die Ursachen dieser Situation liegen in erster Linie in einer nicht ausgewogenen Altersstruktur und nur zu einem geringeren Teil an der fehlenden Mobilität bei den betroffenen Beamten. Nach Erörterung des Untersuchungsergebnisses mit den zu beteiligenden Bundesressorts konnte in den Verhandlungen über den Personalhaushalt der Deutschen Bundespost für 1979 erreicht werden, die Funktionsgruppe zu § 1 Nr. 6 der Funktionsgruppenverordnung vom 23. November 1971 i. d. F. der Verordnung vom 30. März 1974 (BGBl. I S. 1031) so auszuweiten, daß sich für die Beamten des gehobenen Betriebs- und Verwaltungsdienstes der Deutschen Bundespost mit Wirkung vom 1. Januar 1979 folgende zusätzlichen Beförderungsmöglichkeiten ergeben: nach Besoldungsgruppe A 11 342, nach Besoldungsgruppe A 12 200 und nach Besoldungsgruppe A 13 86. Darüber hinaus wird die Bundesregierung im Rahmen der Fortentwicklung der Struktur des öffentlichen Dienstrechts darauf achten, daß die Postoberinspektoren gleiche berufliche Fortkommenschancen haben wie die Oberinspektoren anderer Verwaltungen. Anlage 143 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Hartmann (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 135) : Ist die Befürchtung der Bürger in der Gemeinde 8561 Hartenstein, Landkreis Nürnberger Land, begründet, die dortige Poststelle 2 werde in absehbarer Zeit aufgelöst, nachdem der Zustelldienst für das Gemeindegebiet Hartenstein teils bereits nach 8564 Velden umgegliedert worden ist, teils im Lauf des Jahrs 1979 noch umgegliedert werden soll, oder können die dortigen Postkunden damit rechnen, daß die übrigen Postdienste auch künftig ortsnah bei der Poststelle 2 in Hartenstein in Anspruch genommen werden können? In der Gemeinde 8561 Hartenstein (Teil der Verwaltungsgemeinschaft Velden) besteht eine Annahmepoststelle I. Der Zustelldienst wird aus wirtschaftlichen Gründen vom Postamt Velden aus durchgeführt. Es ist z. Z. nicht beabsichtigt, die Poststelle in Hartenstein zu schließen. Bestandsgarantien für einzelne Poststellen können nicht gegeben werden. Die Deutsche Bundespost muß bei der Postversorgung wirtschaftliche Grundsätze beachten. Sie ist daher gehalten, die bestehenden postalischen Einrichtungen ständig unter Berücksichtigung der Kriterien Verkehrsbedürfnis und Wirtschaftlichkeit zu überprüfen. Anlage 144 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftlichen Fragen der Abgeordneten Frau Berger (Berlin) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 136 und 137): Nach welchen Kriterien entscheidet die Deutsche Bundespost über die Aufstellung von behindertengerechten Telefonzellen, insbesondere für Rollstuhlbenutzer? Wieviel solcher Telefonzellen — im Vergleich zur Gesamtzahl — sind in der Bundesrepublik Deutschland bisher aufgestellt worden? 10852* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Zu Frage B 136: Im Rahmen des Aktionsprogramms der Bundesregierung zur Beseitigung baulicher und technischer Schwierigkeiten für Behinderte wird die Deutsche Bundespost die Möglichkeit zur Benutzung öffentlicher Fernsprecher für Behinderte schaffen. Als erster Schritt ist der neue Fernwahlmünzfernsprecher mit Tastenwahl eingeführt worden, der von Behinderten leichter bedient werden kann. Der neue Fernwahlmünzfernsprecher wird zunächst vorzugsweise an Verkehrsschwerpunkten eingesetzt und künftig die jetzt noch vorhandenen Münzfernsprecher älterer Bauart ablösen. Daneben werden Fernsprechhauben entwickelt, die an Gebäudewänden befestigt oder auch freistehend aufgestellt werden können. Die Hauben sind an einer Seite offen und ermöglichen so ein dichtes Heranfahren des Rollstuhlfahrers an den Münzfernsprecher. Die Aufstellungsorte werden nach dem jeweils bestehenden Bedarf im Benehmen mit den örtlichen Vereinigungen der Behinderten ausgewählt. In der Regel ist ein Bedarf gegeben — in der Nähe von Rehabilitationszentren für Schwerbehinderte, Altenheimen u. a., — auf verkehrsreichen Plätzen und Straßen in Ortszentren, — an Bahnhöfen, — bei Postämtern, in denen der Zugang zu anderen Sprechmöglichkeiten für Rollstuhlfahrer ungeeignet ist. Geschlossene Fernsprechzellen und -häuschen, die für Rollstuhlfahrer geeignet sind, gibt es im Bereich der Deutschen Bundespost bisher nur als bauliche Sonderkonstruktionen bei Postämtern. Es ist deshalb im vergangenen Jahr ein öffentlicher Wettbewerb zur Entwicklung eines genormten Fernsprechhäuschens für Rollstuhlfahrer durchgeführt worden. Bei der Beurteilung der eingegangenen Vorschläge durch ein Preisgericht wurden die Interessen der Behinderten berücksichtigt. Mit dem Erstellen und Erproben der Prototypen dieses Fernsprechhäuschens ist nach den derzeitigen Zeitplänen ab 1980 zu rechnen. Das rollstuhlgerechte Fernsprechhäuschen wird später an besonders geeigneten Schwerpunkten aufgestellt werden. Zu Frage B 137: Ende 1978 waren von den 108 000 öffentlichen Münzfernsprechern der Deutschen Bundespost rd. 15 000 Stück mit den für Behinderte leichter zu bedienenden Fernwahlmünzfernsprechern mit Tastenwahl ausgestattet. Rd. 900 davon befanden sich in Fernsprechhauben, die für Rollstuhlfahrer geeignet sind. Angaben über die Zahl der Münzfernsprecher, die ohne besondere Unterbringungsvorrichtungen an geeigneten Stellen in oder an Gebäuden so angebracht sind, daß sie auch von Rollstuhlfahrern benutzt werden können, liegen mir zur Zeit leider noch nicht vor. Eine umfassende Erhebung aller für Rollstuhlfahrer benutzbaren öffentlichen Sprechstellen ist bereits eingeleitet. Anlage 145 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Klein (Dieburg) (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 138) : Sind. der Bundesregierung Schätzungen über die Zahl der Empfangsgeräte mit unzulässigen Frequenzbereichen bekannt, die in den letzten Jahren von Rundfunkhändlern oder Versandhäusern ohne Hinweis auf die Rechtswidrigkeit der Inbetriebnahme verkauft worden sind, und welche Folgerungen zieht die Bundesregierung daraus? Der Bundesregierung sind keine Schätzungen über die Zahl der verkauften Funkempfänger mit unzulässigen Frequenzbereichen bekannt. Um diese Zahl ermitteln zu können, fehlt ihr die gesetzliche Voraussetzung. Funkempfänger mit unzulässigen Frequenzbereichen dürften jedoch erst in letzter Zeit verstärkt in den Handel gekommen sein. Überdies ist die Öffentlichkeit wiederholt durch Postwurfsendungen auf die Bedeutung der FTZ-Prüfnummer hingewiesen worden, deren Vorhandensein sicherstellt, daß die Geräte den deutschen Vorschriften entsprechen. Außerdem wurde über die Presse davor gewarnt, für nicht genehmigungsfähige Empfangsgeräte zu werben oder diese anzubieten. Es kann aus heutiger Sicht daher keinem Händler oder Verkäufer einer unzulässigen Empfangsfunkanlage mehr abgenommen werden, daß er solche Geräte in Unwissenheit verkauft hat. Der Bundesregierung fehlt jedoch gegenwärtig die gesetzliche Grundlage für ein Unterbinden des Vertriebs nicht zugelassener Funkanlagen. Eine Regelung des Inverkehrbringens von Funkempfängern ist jedoch von der EG beabsichtigt. Ein nationaler Alleingang ist daher nicht zu empfehlen. Anlage 146 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Möhring (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen B 139 und 140) : Ist die Bundesregierung mit mir der Meinung, daß ländliche Poststellen dadurch unentbehrlich sind, daß sie die direkte Verbindung der Deutschen Bundespost mit der Bevölkerung durch ihre am Ort bekannten Postboten praktizieren und so am besten die von uns allen gewünschte Bürgernähe der staatlichen Institutionen verwirklicht, und wird die Deutsche Bundespost diese Meinung bei ihren Planungen berücksichtigen? Ist die Bundesregierung bereit zuzustimmen, daß gerade in strukturschwachen Gebieten mit dünner Besiedelung, wie zum Beispiel im Raum Lüchow-Dannenberg, der Postbote oder die Postbotin herkömmlicher Art unentbehrlich ist, weil bei Fortfall dieser Zustellungsart durch die überdehnten Entfernungen unüberwindliche Probleme in der Bedienung des Bürgers entstehen, und wird die Deutsche Bundespost auch diese Meinungen bei ihren Planungen berücksichtigen? Zu Frage B 139: Die postalische Betriebsorganisation ist seit jeher darauf ausgerichtet, der Bevölkerung eine lük- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10853* kenlose flächendeckende Postversorgung zu bieten. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Zur Diskussion steht lediglich die Frage, welche Organisationsform insbesondere nach dem Verkehrsaufkommen dafür die zweckmäßigste ist. Gebiete mit Einzelbebauung und Streusiedlunden, in denen erfahrungsgemäß nur vereinzelt Sendungen aufkommen, werden schon seit jeher durch den Landzusteller versorgt, der nicht nur zustellt, sondern in gewissem Umfang auch Sendungen annimmt. Die Poststelle hatte ursprünglich eine doppelte Funktion, sie war Zustellpostanstalt und gleichzeitig Annahmestelle. Die Funktionsfähigkeit dieses Systems ist in den letzten Jahrzehnten durch eine Vielzahl von Einwirkungen immer stärker eingeschränkt worden. Die wichtigsten Gründe sind die als Folge von kommunalen Neuordnungen durchgeführte Zentralisierung und Motorisierung der Zustellung und ein deutlicher Verkehrsrückgang im Annahmedienst. Wenn eine Poststelle aufgehoben wird, weil entsprechend dem verbliebenen Verkehrsaufkommen eine andere Organisationsform, z. B. ein Fahrbarer Postschalter, zweckmäßiger ist, entsteht dadurch kein postalisches Vakuum. Der ortsbekannte Zusteller, der dann ggf. mit Annahmebefugnis ausgestattet wird, führt im Regelfall die Zustellung weiter durch. An welcher Stelle er die auszuliefernden Sendungen für seinen Bereich in Empfang nimmt und seine Zustellung beginnt, ist dabei für die von ihm betreuten Kunden unerheblich. Zu Frage B 140: Die Deutsche Bundespost sichert generell die Zustellung der Sendungen ins Haus zu. Das gilt nach wie vor auch für dünn besiedelte ländliche Gebiete wie den Raum Lüchow-Dannenberg. Da die Deutsche Bundespost ihre Betriebsorganisation im Eingangs- und Zustelldienst auf die Gemeindegrenzen abstellt und betrieblich die besten Voraussetzungen dann gegeben sind, wenn sich in einer politisch selbständigen Gemeinde nur eine Zustellpostanstalt befindet, bewirkt die kommunale Neuordnung auch Veränderungen in den Grenzen der Zustellbereiche. Dabei führen die Straffung in der Postversorgung und der verstärkte Einsatz von Kraftwagen im Landzustelldienst zu einer insgesamt besseren Bedienung der Landbevölkerung, der dann alle Sendungen einschließlich der Pakete ins Haus gebracht werden. Dieser Weg soll konsequent weiter beschritten werden. Anlage 147 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Langner (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 141): Ist die Bundesregierung bei Einführung des neuen Fernsprechtarifsystems für Orts-, Nah- und Ferngespräche bereit, die Zeittaktzähler so einzustellen, daß auch im ersten Zeittakt volle acht Minuten für eine Gesprächseinheit gesprochen werden kann und nicht nur durchschnittlich sieben Minuten und fünfundvierzig Sekunden, wie die Bundesregierung in der Antwort des parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen auf meine Anfrage Nr. 145 aus Drucksache 8/2477 (Stenographischer Bericht Seite 10 603) erklärte? Um eine absolut zeitgerechte Zählung bei Orts-, Nah- und Ferngesprächen zu erreichen, müßte bei Beginn jedes Gesprächs ein jedem Teilnehmer fest zugeordnetes Zählwerk eingeschaltet werden, welches nach Ablauf des jeweiligen Zeittaktes den ersten Zeitabschnitt zählt. Die elektromechanischen Vermittlungssysteme der Deutschen Bundespost sind dazu technisch nicht in der Lage und können mit vertretbarem Kostenaufwand auch nicht umgestellt werden. Mit den zukünftigen elektronischen Vermittlungssystemen, die die herkömmliche Technik ablösen werden, wird auch der erste Zeittakt stets die volle Länge erhalten, wie es heute bereits bei allen weiteren Zeittaktintervallen der Fall ist. Anlage 148 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 142) : Inwieweit und gegebenenfalls wann wird im Zuge der Neuabgrenzung von Fernsprechnahbereichen. ein einheitliches Ortsnetz der Stadt Neuwied geschaffen und damit der Veränderung durch die Verwaltungsreform Rechnung getragen? Die Leitungen der gegenwärtig vorhandenen Ortsnetze sind in der Erde fest verlegt und auf bestimmte Zentralpunkte, die Vermittlungsstellen, ausgerichtet. Sie können ohne wirtschaftlich völlig unvertretbaren Kostenaufwand nicht verlegt werden. Um diese Schwierigkeit auszuschalten, wurde zur Verbesserung der Gebührengerechtigkeit im Fernmeldedienst eine tarifliche Lösung gefunden, der Nandienst. Dabei bleiben die Ortsnetze Bausteine des neuen Tarifsystems. Jedes Ortsnetz wird Mittelpunkt eines nach bestimmten Regeln gebildeten Nahbereichs, innerhalb dessen man ein acht Minuten dauerndes Gespräch zum Nahtarif (23 Pfennig) führen kann. Die einzelnen Nahbereiche überlappen sich schuppenartig. Die Stadt Neuwied, die auf die Ortsnetze Rhein-brück (0 26 35), Neuwied (0 26 31) und Bendorf (0 26 22) aufgeteilt ist, wird im Januar 1980 auf den Nandienst umgestellt. Dann können alle Bürger der Stadt Neuwied untereinander und zu ihrer Stadtverwaltung zum Nahtarif telefonieren. Anlage 149 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Seiters (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 143, 144 und 145) : Wie viele Personen sind 1978 von den Bestimmungen der Fernmeldeordnung und Fernsprechgebührenordnung betroffen worden, Mehrkosten für entlegene Fernsprechanschlüsse zu übernehmen, und wie viele Personen sind davon wohnhaft in der Grafschaft Bentheim und im Landkreis Emsland? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß von diesen Bestimmungen viele Fernsprechteilnehmer betroffen werden, die schon auf Grund ihrer Wohnlage auf ein Telefon angewiesen sind, für die aber die Zahlung der zum Teil erheblichen Mehrkosten eine große Härte darstellt, und wenn ja, welche Folgerungen zieht sie daraus? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß durch die vorliegenden Bestimmungen die Menschen im ländlichen Raum benachteiligt werden, und wie steht die Bundesregierung zu Vorschlägen, die Kosten für die Fernsprechteilnehmer zu senken bzw. Härteregelungen für den Einzelfall in die bestehenden gesetzlichen Vorschriften aufzunehmen? 10854* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Zu Frage B 143: Nach dem Ergebnis einer Erhebung im Jahr 1977 wurden im gesamten Bundesgebiet 399 Fernsprechanschlüsse in außerhalb des planmäßigen Netzausbaues der Deutschen Bundespost gelegenen Gebieten eingerichtet. Die Mehrkosten für die einzeln zu erstellenden Linien wurden mit einem Deckungsgrad bis zu rd. 40 0/o von den Anschlußinhabern der Deutschen Bundespost erstattet. Daten für das Rechnungsjahr 1978 — insbesondere für bestimmte Regionen — liegen nicht vor. Sie lassen sich ohne erheblichen Verwaltungsaufwand nicht erheben. Zu Fragen B 144 und 145: Die Bundesregierung verkennt nicht die besondere Situation, in der sich Bewohner und Wirtschaftsbetriebe in dünn besiedelten und abseits gelegenen Gebieten befinden. Dies hat u. a. den Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten veranlaßt, unter bestimmten Voraussetzungen landwirtschaftlichen Betrieben eine finanzielle Hilfe für die Einrichtung eines Fernsprechanschlusses zu gewähren. Obwohl sich die Forderung auf Erstattung der Mehrkosten mit den Gepflogenheiten der Energieversorgungsunternehmen deckt, die für den Bau der Versorgungsleitungen auch Kostenbeiträge erheben, hat die Deutsche Bundespost Überlegungen mit dem Ziel eingeleitet, ihr Tarifsystem in Richtung auf eine für den Fernsprechkunden günstigere Lösung zu ändern. Anlage 150 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Hoffmann (Saarbrücken) (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen B 146 und 147): Wieviel Plätze für Auszubildende stehen 1979 bei der Deutschen Bundespost und der Deutschen Bundesbahn zur Verfügung, und in welchem Verhältnis stehen diese Zahlen zu den vorangegangenen Jahren und dem von der Bundesregierung ermittelten Bedarf an Ausbildungsplätzen in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt? Wieviel Arbeitsplätze werden 1979 voraussichtlich bei der Deutschen Bundespost und der Deutschen Bundesbahn von Schwerbehinderten eingenommen, und wie verhalten sich diese Zahlen zu den vorangegangenen Jahren und den Anforderungen des Schwerbehindertengesetzes? Zu Frage B 146: Die Deutsche Bundespost hat in den letzten Jahren erhebliche Leistungen erbracht, um den bestehenden Mangel an Ausbildungsplätzen zu lindern; sie hat dabei im großen Umfang über den eigenen Bedarf hinaus Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt. Die Zahl der bereitgestellten Ausbildungsmöglichkeiten in den Jahren 1977 und 1978 sowie die geplanten Neueinstellungen für 1979 ergibt sich aus nachstehender Übersicht; dabei ist getrennt nach Ausbildungsgängen im Rahmen — des Berufsbildungsgesetzes — des Beamtenrechts Auszubildende 1977 1978 1979 Fernmeldehandwerker 4 000 4 000 4 000 Elektromechaniker 200 300 337 Postjungboten 3 062 4 000 4 000 Sozialversicherungsfachangestellte — 23 — Beamtenanwärter Postassistentenanwärter 443 1 299 1 615 Inspektoranwärter 290 1 117 1 610 Nachwuchs mittlerer Post- 1 300 3 890 3 200 und Fernmeldedienst 9 295 14 629 14 762 Daneben werden in jedem Jahr etwa 1 000 Ausbildungsmöglichkeiten für Fachoberschüler und für Praktikanten geboten. Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen betrug in den Jahren (Quelle: Entwurf des Berufsbildungsberichtes 1979 Stand 17. Januar 1979) 1977 1978 1979 585 400 628 500 655 000 Mit dem zur Verfügung gestellten Ausbildungsplatzangebot hat die Deutsche Bundespost somit einen beachtlichen Beitrag zur Linderung des Ausbildungsplatzmangels geleistet. Alle Einstellungen, mit Ausnahme der Auszubildenden im Fernmelde- und Elektromechanikerhandwerk, sind am Nachwuchsbedarf orientiert, so daß diesen Kräften nach der Ausbildung ein ausbildungsgerechter Arbeitsplatz angeboten werden kann. Im Fernmeldehandwerk bildet die Post trotz des nur geringen Ersatzbedarfs für ausscheidende Kräfte aus bildungspolitischen Gründen auch in diesem Jahr wieder viele junge Leute aus. Ihnen wird vor Abschluß des Ausbildungsvertrages schriftlich mitgeteilt, daß sie nach dem Ende der Ausbildung wenig Aussicht auf Beschäftigung im erlernten Beruf bei der Post haben. Sie wissen also bei Beginn ihrer Ausbildung genau, daß sie zwar einen Ausbildungsplatz, aber damit noch keinen Arbeitsplatz bei der Deutschen Bundespost haben. Das Ausbildungsberufsbild des Fernmeldehandwerks ist so breit und vielseitig angelegt, daß dadurch auch eine Tätigkeit in anderen Elektroberufen möglich wird. Das beweist die Tatsache, daß in früheren Jahren teilweise mehr als ein Drittel der Absolventen eines Ausbildungsjahrganges die Deutsche Bundespost nach dem Ende der Ausbildung verlassen hat. Der Bestand an besetzten Ausbildungsplätzen bei der DB in anerkannten Ausbildungsberufen nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) betrug in den Jahren 1977 und 1978 1977 1978 (31. 12.) (31. 12.) 9 308 9 732 Die Ausbildungsplatzsituation für das Jahr 1979 stellt sich wie folgt dar: Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10855* Bestand am 31. 12. 1978 = 9 732 Auszubildende, die im Jahr 1979 die Ausbildung beenden = — 2 347 7 385 vorgesehenes Einstellungsprogramm für den Eigenbedarf _ + 1 700 9 085 mit Bundesmitteln genutzte Ausbildungsplätze = + 1 350 Gesamtzahl der Ausbildungsplätze =10 435 Die bei der DB nutzbare Ausbildungskapazität wird voll ausgeschöpft. Die Bundesregierung schätzt den Bedarf an Ausbildungsplätzen in der Bundesrepublik Deutschland für 1979 auf ca. 655 000. Zu Frage B 147: Seit Inkrafttreten des Schwerbehindertengesetzes war bei der Deutschen Bundespost eine ständige Aufwärtsentwicklung in der Beschäftigung Schwerbehinderter zu verzeichnen. Nach den vorliegenden statistischen Unterlagen stieg die Zahl der mit Schwerbehinderten besetzten Arbeitsplätze von 19 172 im Dezember 1975 auf 24 675 im Dezember 1977 an. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich der Anteil der mit Schwerbehinderten besetzten Arbeitsplätze an der Gesamtzahl der Arbeitsplätze von 3,3 % auf 5,5 %. Die statistischen Ergebnisse des Jahres 1978 werden erst Ende März dieses Jahres vorliegen. Es wird erwartet, daß die DBP im Jahre 1978 mit rd. 26 800 Schwerbehinderten das Pflichtsoll von 6 % knapp erreicht haben wird. Eine Voraussage für 1979 ist schwierig, weil — auch im Hinblick auf die Vorverlegung der flexiblen Altersgrenze — mit überdurchschnittlich zahlreichen Abgängen Schwerkriegsbeschädigter durch vorzeitigen Eintritt in den Ruhestand gerechnet werden muß. Nach grober Schätzung werden 1979 voraussichtlich 25 500 Arbeitsplätze mit Schwerbehinderten besetzt sein. Dies dürfte etwa 5,7 v. H. der zu zählenden Arbeitsplätze entsprechen. Im Jahre 1979 werden bei der DB voraussichtlich 14 110 Arbeitsplätze von Schwerbehinderten eingenommen, das sind 4,1 % der Gesamtarbeitsplätze. Die Gesamtzahl der besetzten Pflichtplätze ist seit 1976 von 13 213 (3,390 %) stetig angestiegen. Dieser Anstieg ist trotz vermehrter Altersabgänge Kriegsbeschädigter und der generellen Einstellungssperre bei der DB dadurch zu verzeichnen, daß das novellierte Schwerbehindertenrecht von der DB in vollem Umfang angewandt worden ist. Folgende Übersicht der Entwicklung bei der DB im einzelnen: Arbeitsplätze Pflichtplätze Gesamtzahl der (Stand: besetzten Dezember) Pflichtplätze 1976 389 741 23 385 13 213 (3,390 %) 1977 374 309 22 459 13 758 (3,675 %) 1978 356 232 21 415 14 222 (3,992 %) 1979 vsl. 344 248 20 655 14 110 (4,1 %). Anlage 151 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Riesenhuber (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 148 und 149) : Was hat die Bundesregierung unternommen, damit rechtliche und verwaltungstechnische Hemmnisse für die Einführung der Solarenergie in der Bundesrepublik Deutschland abgebaut werden, und welche politischen Folgerungen hat sie aus den Gutachten gezogen, die sie zu diesem Thema sich anfertigen ließ? Was sind die Gründe dafür, daß zwischen Bund und Ländern noch keine Abstimmung erfolgt ist, um rechtliche und verwaltungsmäßige Hemmnisse bei der Einführung der Solarenergie abzubauen, obwohl diese Probleme schon längst den verantwortlichen politischen Stellen bekannt sind? Die Fragen werden im Zusammenhang beantwortet. In den Ausschüssen des Deutschen Bundestages wird zur Zeit ein Antrag zur Förderung der Solarenergie erörtert (vgl. Bundestags-Drucksache 8/1268). Um diese Beratungen zu unterstützen, hat die Bundesregierung nach Abstimmung mit dem Bundestagsausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau die für das Bau-, Wohnungs- und Siedlungswesen zuständigen Minister und Senatoren der Länder um eine Zusammenstellung derjenigen Vorschriften und Bestimmungen gebeten, die die Einführung der Solarenergie behindern könnten. Die Bundesregierung wird die ausgewerteten Berichte der Länder in Kürze, wenn sie alle vorliegen, dem Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau übermitteln. In die abschließenden Beratungen wird dann auch die im Auftrag des Bundesministers für Forschung und Technologie erarbeitete Studie „Überwindung von wirtschaftlichen — und gesellschaftlichen Hemmnissen bei der Einführung der Solartechnologie in der Bundesrepublik Deutschland" einbezogen. Es sei bereits an dieser Stelle auf den „Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Beschleunigung von Verfahren und zur Erleichterung von Investitionsvorhaben im Städtebaurecht" (vgl. Bundestags- Drucksache 8/2451) hingewiesen, der in § 31 Möglichkeiten für eine erleichterte Erteilung von Befreiungen von Festsetzungen eines Bebauungsplans vorsieht; solche Festsetzungen können im Einzelfall der Nutzung der Solarenergie entgegenstehen. Die Konferenz der für das Bau-, Wohnungs- und Siedlungswesen zuständigen Minister und Senatoren der Länder hat ihrerseits ihre Fachgremien beauftragt, Vorschläge für eine erleichterte Nutzung der Solarenergie zu erarbeiten. Anlage 152 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 150) : Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse über Zahlen in den einzelnen Bundesländern vor, die Aufschluß hinsichtlich der Genehmigungen für den Einbau von Wärmepumpen und Solaranlagen im Rahmen des Energieeinsparungsgesetzes geben, und wenn ja, wie lauten diese? Der Bundesregierung ist bekannt, daß im Vollzug des Energiesparprogramms auch Zuschüsse für den 10856* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Einbau von Wärmepumpen und Solaranlagen bewilligt wurden. Zahlenmäßige Angaben liegen hierüber jedoch noch nicht vor. Nach der Verwaltungsvereinbarung zum Modernisierungs- und Energieeinsparungsgesetz unterrichten die Länder den Bund über den Einsatz der Fördermittel bis zum 1. Oktober für das vorangegangene Programmjahr, so daß im Herbst dieses Jahres Zahlenangaben für das Programmjahr 1978 vorliegen. Ein großer Teil der Gebäudeeigentümer, der Wärmepumpen oder Solaranlagen einbauen läßt, wird Steuervergünstigungen gemäß § 82 a Einkommensteuerdurchführungsverordnung in Anspruch nehmen. Die Zahl der so geförderten Anlagen kann nicht ermittelt werden. Anlage 153 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Laufs (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 151 und 152) : Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über die Erhöhung der radioaktiven Belastung der Bevölkerung bei starker Wärmedämmung der Wohnungen im Rahmen der Energieeinsparungsmaßnahmen vor, weil insbesondere radioaktive Gase aus dem Baumaterial der Wohnungen nicht mehr im früheren Umfang abgeführt werden? Verfügt die Bundesregierung über Erkenntnisse darüber, in welchem Umfang der Krankheitsanfall der Bevölkerung hei starker Wärmedämmung der Wohnung erhöht wird, weil durch den geringeren Luftaustausch Krankheitserreger und Schadstoffe länger in der Atemluft bleiben? Zu Frage B 151: Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse über eine Erhöhung einer radioaktiven Belastung infolge erhöhter Wärmedämmung der Wohnungen vor. Sie erwartet auch keine neuen Erkenntnisse, da bei Wärmedämmungsmaßnahmen bewährte bzw. bauaufsichtlich zugelassene Baustoffe zum Einsatz kommen, die keinen Anlaß zu Beanstandungen hinsichtlich einer radioaktiven Belastung über das in der Natur ohnehin vorhandene Maß hinaus geben. Bezüglich der Dichtheitsanforderungen und des Luftaustausches gilt Entsprechendes. Es wird hierbei auf die Antwort zur Zweiten Anfrage verwiesen. Zu Frage B 152: Der Bundesregierung liegen keine entsprechenden Erkenntnisse vor. Die erhöhte Wärmedämmung führt in der Regel neben der Energieeinsparung zu einer Erhöhung der Behaglichkeit und trägt daher nicht unerheblich zur Erhaltung der Gesundheit der Bewohner bei. Die Dichtheitsanforderungen beeinträchtigen nicht den hygienisch erforderlichen Luftaustausch. Insofern. können auch hierin keine erhöhten Gesundheitsgefährdungen gesehen werden. Die Dichtheitsanforderungen tragen vielmehr dazu bei, daß insbesondere bei Windbeanspruchungen Zugerscheinungen in Wohnungen und Räumen vermindert werden. Im übrigen bereiten die Bundesminister für Forschung und Technologie und für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zur Zeit ein Forschungsprogramm „Lüftung im Wohnungsbau" vor, im Verlauf dessen auch Aussagen zu hygienischen Aspekten der Raumlüftung erwartet werden. Anlage 154 Antwort des Bundesministers Franke auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Lintner (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 153 und 154) : Wie vielen Personen ist seit Inkrafttreten des Transitabkommens die Benutzung des Transitwege generell untersagt worden? In wieviel Fällen ist dieses Verbot mittlerweile wieder aufgehoben worden? Vom Inkrafttreten des Transitabkommens am 3. Juni 1972 bis zum 31. Dezember 1978 sind nach den offiziellen Angaben der DDR 257 Personen bei einer beabsichtigten Benutzung der Transitwege von und nach Berlin (West) zurückgewiesen worden. Von diesen 257 Personen sind 146 mehrfach zurückgewiesen worden. Die Frage, in wieviel Fällen dieses Verbot mittlerweile wieder aufgehoben worden ist, läßt sich nicht beantworten, da viele der Zurückgewiesenen sich unseren Behörden nicht melden und die DDR in ihren amtlichen Mitteilungen lediglich die Zahl der Zurückgewiesenen, nicht aber deren Personalien bekannt gibt. Bei unseren Behörden haben sich weniger Zurückgewiesene gemeldet als uns von der DDR zahlenmäßig genannt worden sind. Es ist daher auch nicht möglich, exakt festzustellen, wieviel der ehemals Zurückgewiesenen zwischenzeitlich die Transitwege wieder benutzen. Anlage 155 Antwort des Bundesministers Franke auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Jäger (Wangen) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 155) : Die Bundesregierung teilt Ihre Auffassung nicht. Läuft die Bundesregierung mit den in ihrer Antwort auf meine Anfrage zu den Äußerungen des SED-Politbüromitglieds Kurt Hager dargelegten Haltung zur deutschen Einheit nicht immer mehr Gefahr, daß dieses Schweigen zu provokativen Äußerungen prominenter SED-Politiker als Zurückweichen von den Forderungen der SED nach Verzicht auf die Einheit Deutschlands, als Schwäche oder als Resignation verstanden wird, und droht diese Haltung der Bundesregierung die SED-Führung nicht zu immer heftigeren Verstößen gegen die Grundlagen der Einheit Deutschlands zu ermutigen? Die Bundesregierung teilt Ihre Auffassung nicht. Zur Überwindung der mit der Teilung Deutschlands verbundenen Probleme erscheint es nicht zweckmäßig, wenn beide Seiten sich unaufhörlich ihre bekannten tiefgreifenden Meinungsunterschiede in der nationalen Frage vorhalten, sondern es gilt, trotz dieser Gegensätze im Interesse der Menschen die Regelung praktischer Fragen zu vereinbaren. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10857* Anlage 156 Antwort des Bundesministers Dr. Hauff auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Stavenhagen (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 156) : Wie hat sich die Mitarbeiterzahl in den Großforschungszentren in der Zeit von 1974 bis 1979 verändert (wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Mitarbeiter getrennt), wie hoch ist die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter in den Großforschungszentren zur Zeit, und wie hoch ist der geplante Stellenzuwachs im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung? Bei den vom Bund und den beteiligten Sitzländern im Verhältnis 90 : 10 finanzierten zwölf Großfor- Übersicht über die Entwicklung der Stellenpläne und der wissenschaftlichen Mitarbeiter bei den Großforschungseinrichtungen in den Jahren 1974 bis 1979 1974 1975 1976 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 DESY 1 052 210 842 60 1 041 209 832 20 1 041 209 832 60 DFVLR 3 433 1 122 2 311 9 3 333 1 088 2 245 9 3 205 1 046 2 159 9 DKFZ 602 137 465 60 662 152 510 90 663 157 506 136 GBF 168 50 118 54 199 66 133 64 210 70 140 78 GKSS 593 116 477 34 585 122 463 25 586 122 464 35 GMD 600 269 331 94 609 275 334 98 611 277 334 89 GSF 1 038 306 732 183 1 173 346 827 234 1 179 348 831 190 GSI 364 77 287 — 439 102 337 — 448 124 324 — HMI 483 172 311 56 480 179 301 56 482 179 303 56 IPP 943 229 714 64 932 235 697 64 940 235 705 64 KFA 3 489 780 2 709 280 3 386 770 2 616 280 3 381 766 2 615 280 KfK 3 290 783 2 507 200 3 224 790 2 434 200 3 216 785 2 431 195 Summe 16 055 4 251 11 804 1 094116 063 4 334 11 729 1 140 15 962 4 318 11 644 1 192 1977 1978 1979 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 DESY 1 041 207 834 49 1 036 206 830 49 1 043 208 835 50 DFVLR 3 155 1 037 2 118 15 3 153 1 038 2 115 15 3 158 1 041 2 117 21 DKFZ 673 160 513 285 683 166 517 136 698 173 525 170 GBF 213 71 142 78 213. 71 142 79 244 84 160 89 GKSS 586 122 464 20 583 122 461 25 583 122 461 44 GMD 613 278 335 72 630 291 339 76 630 291 339 94 GSF 1 150 336 814 192 1 198 347 851 192 1 199 346 853 170 GSI 452 124 328 29 450 124 326 30 457 126 331 30 HMI 481 180 301 98 485 182 303 88 492 187 305 102 IPP 935 230 705 64 941 233 708 143 941 233 708 87 KFA 3 396 766 2 630 295 3 402 770 2 632 295 3 411 773 2 638 325 KfK 3 241 786 2 455 225 3 252 790 2 462 215 3 311 790 2 521 225 Summe 15 936 4 297 11 639 1 422 16026 4 340 11 686 1 343 16 167 4 374 11 793 1 407 Spalte 1 = Mitarbeiter insgesamt laut Stellenplan Spalte 2 = davon Wissenschaftler (Vergütungs-Gruppe II a — S) Spalte 3 = davon nichtwissenschaftliche Mitarbeiter Spalte 4 = wissenschaftliche Hilfskräfte etc. 10858* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 schungseinrichtungen *) haben sich die Gesamtsummen der Stellenpläne wie folgt entwickelt: Jahr Stellen Veränderung 1974 16 055 1975 16 063 +8 1976 15 962 —101 1977 15 936 — 26 1978 16 026 + 90 1979 16 167 +141 Die Zahl der Stellen für Mitarbeiter mit Hoch-schulabschluß (oder einer gleichen Qualifikation) — Vergütungsgruppe II a BAT — I BAT und S-Verträge — hat sich im gleichen Zeitraum wie folgt entwickelt: Jahr Stellen Veränderung 1974 4 251 1975 4 334 +83 1976 4 318 —16 1977 4 297 —21 1978 4 340 +43 1979 4 374 +34 Berücksichtigt man auch diejenigen wissenschaftlich ausgebildeten Mitarbeiter, die nur vorübergehend außerhalb der Stellenpläne bei den Einrichtungen beschäftigt sind (wissenschaftliche Hilfskräfte, Doktoranden, Gastwissenschaftler), so kommen die folgenden Zahlen hinzu: Jahr Sonstige wiss. Veränderung Mitarbeiter 1974 1 094 1975 1 140 + 46 1976 1 192 + 52 1977 1 422 + 230 1978 1 343 — 79 1979 1 407 + 64 Lassen Sie mich einige erläuternde Bemerkungen hierzu anfügen: — Die Mitarbeiterzahlen unterscheiden sich von den Stellenplanzahlen im Mittel um eine Differenz von rd. 2 % bis 5 %, da durch Zu- und Abgänge nicht immer alle Stellen besetzt sind. — Der Grad der Fluktuation ist nicht bei allen Einrichtungen und auch nicht in allen Jahren gleich hoch. Hierfür sind sehr unterschiedliche Faktoren wie Spezialistenbedarf, Finanzierungsengpässe bei Drittmitteln, Umstrukturierungsmaßnahmen etc. maßgebend. — Die Auszubildenden sind in den genannten Anzahlen nicht enthalten. — Trotz fast gleichbleibender Gesamtzahl (über fünf Jahre ein Stellenplanzuwachs von + 112 = 0,7 %) gibt es deutliche Verschiebungen innerhalb der Einrichtungen mit dem Trend, die le- *) DKFZ, DESY, GSI, HMI, GSF, GBF, GMD, KFK, KFA, IPP, GKSS, DFVLR benswissenschaftlichen Einrichtungen zu stärken (DKFZ, GSF, GBF, s. Anlage). — In die im Berichtszeitraum fast gleichbleibende Gesamtzahl geht auch die Aufbauphase der GSI ein. Im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung werden die jetzt bestehenden Zahlen zunächst zugrunde gelegt. Die Verhandlungen innerhalb der Bundesregierung über die Aufstellung des Bundeshaushalts 1980 und die Fortschreibung der neuen mittelfristigen Finanzplanung beginnen erst im März 1979. Die Großforschungseinrichtungen haben — wie jedes Jahr — umfangreiche Stellenanmeldungen eingereicht. Über sie wird im Gesamtzusammenhang der Aufstellung des Bundeshaushalts zu entscheiden sein. Anlage 157 Antwort des Bundesministers Dr. Hauff auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 157): Trifft es zu, daß die Bundesrepublik Deutschland gegenüber Frankreich sowohl bei der Technik der Wiederaufbereitung abgebrannter Brennelemente als auch bei der Entsorgung so stark zurückgefallen ist, daß sich dies bereits auch auf die internationale Konkurrenzfähigkeit auszuwirken beginnt, und welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls zu ergreifen, damit die Bundesrepublik Deutschland wieder ihre frühere führende Spitzenstellung im Bereich der Nuklearenergie erreicht? Die Förderung und Entwicklung der Entsorgungstechnologie, d. h. Wiederaufarbeitung, Abfallbehandlung und Endlagertechnik, wurde und wird von der Bundesregierung nicht primär unter dem Gesichtspunkt gesehen, die Konkurrenzfähigkeit der deutschen kerntechnischen Industrie auf dem internationalen Markt zu stärken. Die Bundesregierung sieht hierin vielmehr unter dem Aspekt der Sicherheit eine unverzichtbare Voraussetzung für die weitere Nutzung der Kernenergie in unserem Lande. Andere Länder mit eigener kerntechnischer Industrie, insbesondere Japan und Schweden, vertreten eine ähnliche Haltung. Es trifft zu, daß in Teilbereichen der Entsorgungstechnik, vor allem bei der Wiederaufarbeitung und der Plutonium-Technologie, Länder, die schon seit langem diese Techniken im Rahmen ihrer militärischen Programme nutzen, einen gewissen Erfahrungsvorsprung im Anlagenbau und -betrieb für den zivilen Brennstoffkreislauf haben. Dies gilt vor allem für Frankreich, in gewissem Umfang auch für Großbritannien. Hieraus kann diesen Ländern in den nächsten Jahren mittelfristig ein Marktvorteil erwachsen, zumal dann, wenn Brennstoffkreislaufdienstleistungen als Paket mit der Lieferung von Reaktoren angeboten werden. Die Bundesregierung ist aber der Meinung, daß die Entsorgung nicht direkt als Wettbewerbsfaktor genutzt werden sollte. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10859* Eine Realisierung des deutschen Entsorgungskonzeptes, das weltweit als vorbildlicher Lösungsansatz für das Entsorgungsproblem angesehen wird, ist also primär sicherheitspolitisch notwendig; ohne Zweifel würden davon auch industriepolitisch positive Impulse ausgehen. Anlage 158 Antwort des Bundesministers Dr. Hauff auf die Schriftlichen Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Neumeister (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 158 und 159) : Trifft es zu, daß der Bundesminister für Forschung und Technologie bei der Errichtung eines Informationssystems eine Datenbank plant, die in ihrer Endausbaustufe Angaben über den Gesundheitszustand der gesamten Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland sammeln und speichern soll, und ist die Bundesregierung gegebenenfalls nicht auch der Auffassung, daß es sich hier um einen bedenklichen Eingriff in die ganz persönliche Welt jedes einzelnen Bürgers handeln würde? Wie begründet die Bundesregierung gegebenenfalls einen derartigen Eingriff, und wie gedenkt sie den Mißbrauch solch hoch persönlicher Angaben zu verhindern? Es trifft nicht zu, daß das Bundesministerium für Forschung und Technologie die Errichtung einer derartigen Datenbank plant. Anlage 159 Antwort des Bundesministers Dr. Hauff auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr.-Ing. Laermann (FDP) (Drucksache 8/2532 Frage B 160) : Wieviel Tonnen abgebrannter Brennelemente aus Kernkraftwerken der Bundesrepublik Deutschland sind bisher in der Wiederaufbereitungsanlage der COGEMA in La Hague verarbeitet worden, und wie groß ist die bisher daraus angefallene Menge radioaktiven Abfalls, des Urans und des Plutoniums? Bisher sind in der Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague in zwei Kampagnen (in den Jahren 1977 und 1978) ca. 70 Tonnen LWR-Brennelemente aufgearbeitet worden, davon ca. 55 Tonnen aus dem Kernkraftwerk Stade und 15 Tonnen aus dem Schweizer Kernkraftwerk Mühleberg. Dies waren Testdurchsätze, zwischen denen weiterhin Brennelemente aus französischen Gasgraphit-Reaktoren aufgearbeitet werden. Die Betreibergesellschaft COGEMA hat erklärt, daß diese beiden Kampagnen die Funktionsfähigkeit der Anlage für die LWR-Wiederaufarbeitung zufriedenstellend bewiesen haben. Die Menge des radioaktiven Abfalls ergibt sich im einzelnen aus Menge und Abbrand der durchgesetzten Brennelemente. Durchschnittlich sind in einer Tonne normal abgebrannten Brennstoffs aus Druckwasserreaktoren rund 3 % Spaltprodukte (d. h. hochaktiver Abfälle) und etwa 0,9 bis 1 % Plutonium enthalten. Der Rest ist noch leicht (ca. 0,9 %) angereichertes Uran. Die genauen Mengen dieser Materialien lassen sich erst bei genauer Kenntnis des Abbrandverlaufs und der chemischen Analysen bei der Wiederaufarbeitung bestimmen und liegen der Bundesregierung nicht vor. Es ist nicht zu erwarten, daß die tatsächlichen von den Durchschnittswerten um mehr als 10 % abweichen. Anlage 160 Anwort des Parl. Staatssekretärs Stahl auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Gerstein (CDU/CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 161 und 162) : Welche Bedeutung hat nach Auffassung der Bundesregierung die Erforschung, Weiterentwicklung und Anwendung von Verfahren der industriellen Algenzucht zur Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln im Zusammenhang mit der Deckung der Eiweißlücke in der Welternährung? Aus welchen Gründen ist es nach Auffassung der Bundesregierung zu verantworten, daß die bisher von ihr geförderte und international anerkannte angewandte Algenforschung in Dortmund auf Grund einer Verlegung des Dortmunder Instituts nach Jülich unter Aufgabe der wertvollen Forschungseinrichtungen in Dortmund völlig zum Erliegen kommen wird, obwohl dies die einzige Forschungseinrichtung dieser Art in der Bundesrepublik Deutschland ist? Zu Frage B 161: Die Bundesregierung hat in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Forschungsprojekten zur Entwicklung biotechnischer Verfahren für die Gewinnung von Eiweiß für Nahrungs- und Futterzwecke unter anderem auch mit der Zielsetzung eines Einsatzes in Ländern der Dritten Welt gefördert. Die im Rahmen dieser Forschungsprojekte bearbeiteten Alternativen der Eiweißgewinnung sind unter wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten sehr unterschiedlich zu bewerten. Produktionsverfahren auf Algenbasis sind im Vergleich zu anderen Biosyntheseverfahren unwirtschaftlich und werden deshalb — abgesehen von kleineren Anlagen, die lediglich lokales Interesse finden — nicht in größerem Umfang eingesetzt. Auch unter ernährungsphysiologischen und toxikologischen Gesichtspunkten bestehen Bedenken, Algen als Nahrungs- oder Futtermittel einzusetzen, da sie auf Grund der Massenzucht in offenen Systemen Schadstoffe akkumulieren. Auch in dieser Hinsicht sind Eiweißverfahren auf Algenbasis im Vergleich zu anderen Verfahren benachteiligt. Zu Frage B 162: Die Bundesregierung hat seit 1973 ca. 20 Millionen DM für die institutionelle Förderung und die Projektförderung der Algenforschung zur Verfügung gestellt, um neue Möglichkeiten für praktische Nutzanwendungen auf dem Gebiet der Eiweißgewinnung, der Produktion wertvoller Naturstoffe und der Abwasserreinigung zu erschließen. Ein Großteil der Finanzmittel sind dabei den Forschungsarbeiten der Dortmunder Abteilung für Algenforschung und Algentechnologie der Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung zugute gekommen. Da von den genannten drei Themengebieten Proteingewinnung, Naturstoffgewinnung und Abwasserreinigung lediglich das Thema Abwasserreinigung Aussichten auf praktische Nutzanwendungen eröffnet, werden sich die künftigen Förderungsmaßnahmen auf dieses Sachgebiet konzentrieren. Durch die vorgesehene Konzentration des Forschungsprogramms des Dortmunder Instituts auf das Thema Abwasserreinigung unter Einsatz von Bakterien-Algen-Mischkulturen wird die Algenforschung in der Bundesrepublik Deutschland nicht beeinträchtigt, da es eine ganze Reihe von algologisch orientierten Forschungsaktivitäten mit bio- 10860* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 logischer, biochemischer und technologischer Ausrichtung gibt. Andererseits kann das für die Abteilung für Algenforschung und Algentechnologie vorgesehene Forschungsprogramm Abwasserreinigung nur dann mit Aussicht auf Erfolg realisiert werden, wenn es mit einem Minimum an „kritischer wissenschaftlicher Masse", die in Dortmund nicht vorhanden ist, durchgeführt wird. Deshalb ist die organisatorische und räumliche Eingliederung des Dortmunder Instituts in die Kernforschungsanlage Jülich, die künftig schwerpunktmäßig auch über Fragen der biologischen Abfallbeseitigung und Abwasserreinigung arbeiten wird, notwendig. Anlage 161 Antwort des Parl. Staatssekretärs Stahl auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 163) : Wie hat sich die Gewährung von Bundeszuschüssen der externen Vertragsforschung bei der Arbeitsgemeinschaft der Industriellen Gemeinschaftsform entwickelt, und wie waren die ersten Erfahrungen, insbesondere mit der durchschnittlichen Bearbeitungszeit? Die bisherige Entwicklung bei der Maßnahme „Förderung der externen Vertragsforschung", die über die Arbeitsgemeinschaft Industrieller Forschungsvereinigungen (AIF) abgewickelt wird, wird sowohl von der Bundesregierung als auch von kleinen und mittleren Unternehmen sehr positiv beurteilt. Besonders hervorzuheben ist die bei dieser Fördermaßnahme mögliche kurze Bearbeitungszeit von durchschnittlich nur zwei bis drei Wochen zwischen Antragseingang und abschließendem Bescheid. Bis zum 2. Februar 1979 sind 210 Anträge eingereicht worden, von denen 140 bewilligt wurden. Zu Verzögerungen führten unvollständig eingereichte Anträge (z. B. fehlendes Angebot der Forschungsstelle, ungenügende Beschreibung des Forschungszieles, unklare Kostenangaben). Gründe für die Ablehnung waren im wesentlichen: — Der Auftrag war nicht auf Forschung und Entwicklung gerichtet; — der Antragsteller gehörte nicht zur Gruppe kleiner und mittlerer Unternehmen; — das Auftragsverhältnis bestand schon vor der Antragstellung. Anlage 162 Antwort des Parl. Staatssekretärs Stahl auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Marschall (SPD) (Drucksache 8/2532 Fragen B 164 und 165) : Kann die Bundesregierung bestätigen, daß das Kernforschungszentrum Karlsruhe die zuständigen Aufsichtsbehörden über die in der Reaktoranlage KNK II im vergangenen Jahr aufgetretenen Störungen rechtzeitig, detailliert und umfassend informiert hat, bzw. wann wurden diese Vorgänge dem Aufsichtsrat und den Genehmigungsbehörden mitgeteilt? Ist es nach Kenntnis der Bundesregierung möglich, daß bei einem Brutreaktor in der Größenordnung der in Kalkar geplanten Anlage ähnliche Vorgänge wie in Karlsruhe zu Reaktivitätsänderungen führen, die ein Durchschmelzen der Brennelemente oder unbeherrschbare prompt-kritische Vorgänge zur Folge haben könnten, und wenn ja, welche Folgerungen zieht die Bundesregierung daraus? Zu Frage B 164: Die mit dem Betrieb der KNK II beauftragte Kernkraftwerk-Betriebsgesellschaft mbH (KBG) hat die Aufsichtsorgane Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS), Stuttgart, sowie den technischen Überwachungsverein Baden, Mannheim, am 18. August 1978 unterrichtet. Von diesen Institutionen sind mir keine Beschwerden über zu späte Unterrichtung bekanntgeworden. Mit diesen Institutionen wurde ständig das weitere Vorgehen abgesprochen. Mehrere ausführliche Berichte sowie Vorschläge zur Behebung der Ursache der Abschaltungen wurden dem Sicherheitsbeirat am 16. November 1978 zugesandt. Im Sicherheitsbeirat sind u. a. Vertreter von MAGS, TÜV, GRS und RSK. Der Aufsichtsrat der KfK wurde vom Vorstand am 6. Dezember 1978 informiert. Zu Frage B 165: In einer Frage gleichen Inhalts hat die ReaktorSicherheitskommission (RSK) folgendes festgestellt: Die beim Versuchsbetrieb KNK II aufgetretenen Schwierigkeiten liegen offensichtlich in einem für diesen Reaktor spezifischen Konstruktionsdetail begründet, welches beim SNR-300 nicht verwendet wird. Beim SNR-300 ist zur Vermeidung eines Blaseneintrags in den Reaktorkern überdies ein Gasblasenabscheider vorgesehen, den die RSK bereits in ihren Beratungen zum Konzept positiv beurteilt hat. Auch insofern sind also die an der Anlage KNK II aufgetretenen Probleme auf den SNR-300 nicht übertragbar. Anlage 163 Antwort des Parl. Staatssekretärs Stahl auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Riesenhuber (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2532 Fragen B 166 und 167) : Welche Absichten hat der Bundesforschungsminister im Hinblick auf die Abschätzung der Folgen technologischer Projekte, die vom Bundesforschungsministerium gefördert werden, und bei welchen Projekten ist dies schon geschehen? Was hat der Bundesforschungsminister getan, um entsprechend seiner Ankündigung beim Amtsantritt die sozialen Folgen seiner Forschungsprogramme abzuschätzen und diese Abschätzung dem Parlament als Entscheidungsgrundlage zur Verfügung zu stellen? Die Abschätzung der Folgen neuer Technologien, d. h. die frühzeitige Abwägung und Bewertung ihrer Vorteile und Risiken für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung ist eine selbstverständliche Voraussetzung der Forschungs- und Technologiepolitik des Bundesministeriums für Forschung und Technologie. In den für die Programmerstellung und -fortschreibung verbindlichen hausinternen Verfahrensregeln aus dem Jahre 1975 heißt es: „Die Programme sollen sich auf Prognosen und Analysen stützen, die die absehbaren Entwicklungen und Probleme, den Bedarf an den angestrebten wissenschaftlichen Erkenntnissen und technischen Entwicklungen, die vorgesehenen Umsetzungsmechanismen, die Notwendigkeit staatlicher Förderung, mögliche Alternativen, ihre Zweckmäßigkeit unter Darstellung des Für und Wider und die Frage, wer das Programm durchführen soll, behandeln. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 10861* Es soll versucht werden, die Folgewirkungen der Maßnahmen unter gesellschaftlichen, politischen, volkswirtschaftlichen, industriellen und personellen Aspekten aufzuzeigen." Diese Grundsätze liegen der praktischen Arbeit in den einzelnen Programmbereichen des Bundesministeriums für Forschung und Technologie zugrunde. Allerdings ist die Umsetzung nicht einfach, da sich ausreichende Erfahrungen — nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland — nur langsam gewinnen lassen. Das BMFT richtet seine Bemühungen zur Folgenabschätzung vor allem auf die großen technologischen Entwicklungslinien bzw. auf solche Programme und Teilprogramme aus, die kritische Problembereiche unserer Gesellschaft und Wirtschaft berühren, oder deren Konsequenzen besonders kontrovers bewertet werden. Beispiele sind das Programm Energieforschung und Energietechnologien oder der Zusammenhang von neuen Technologien und Arbeitsplätzen. Die Studien, die unmittelbar oder mittelbar zur Abschätzung und Bewertung von Vorteilen und Risiken neuer Technologien im Rahmen der Programmbewertung beitragen, stehen dem Parlament als Entscheidungsgrundlage zur Verfügung. Im Rahmen von Programmpräsentationen haben entsprechende Informationen und Diskussionen auch auf der Tagesordnung des Ausschusses für Forschung und Technologie des Deutschen Bundestages gestanden. Anlage 164 Antwort des Parl. Staatssekretärs Stahl auf die Schriftliche Frage der Abgeordneten Frau Dr. Martiny Glotz (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 168) : Ist die Bundesregierung bereit, die ihr unterstehende Gesellschaft für Strahlenforschung aufzufordern, den Antrag für eine zu erteilende Baugenehmigung für eine Lagerhalle an die Gemeinde Oberschleißheim im Landkreis München zurückzuziehen? Die Gemeinde Oberschleißheim hat der Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung mbH (GSF) die Baugenehmigung für eine Lagerhalle von 240 qm für schwach radioaktive Abfälle unter der Bedingung erteilt, daß die GSF auf die ihr erteilte Genehmigung zur Lagerung radioaktiver Abfälle in einer alten, 900 qm großen Halle verzichtet. Die alte Halle wird zum überwiegenden Teil für wissenschaftliche Zwecke der Gesellschaft — u. a. werden in ihr zwei Beschleuniger betrieben — genutzt. Etwa 1/10 der Halle wurde bisher für die Lagerung radioaktiver Abfälle benätigt. Der Bauantrag wurde unabhängig von den Lagerungsmöglichkeiten im Bergwerk Asse II gestellt, da die Zwischenlagerung insbesondere den Betrieb der Beschleuniger behinderte. Die Gesellschaft ist bereit, auf die Bedingung der Gemeinde einzugehen, sofern der Freistaat Bayern und der Bund diesem zustimmen. Das Land hat sich noch nicht abschließend geäußert, jedoch zu erkennen gegeben, daß es mit dem Verzicht einverstanden sei. Eine Abstimmung zwischen den beteiligten Bundesressorts erfolgt, wenn die Stellungnahmen des Freistaates Bayern, in dessen Zuständigkeit die Zwischenlagerung gemäß § 9 a Abs. 3 AtG fällt, und der Gesellschaft vorliegen. Es besteht zur Zeit kein Anlaß anzunehmen, daß die beteiligten Bundesressorts einer übereinstimmenden Auffassung der Gesellschaft und des Freistaats Bayern widersprechen werden. Anlage 165 Antwort des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Schriftche Frage des Abgeordneten Gansel (SPD) (Drucksache 8/2532 Frage B 169) : Steht die Bundesregierung noch zu ihrem Vorhaben, den Entwurf eines Bundesbildungsurlaubsgesetzes einzubringen, und wie weit sind die Vorarbeiten gediehen? Die Absicht der Bundesregierung, gesetzliche Regelungen zum Bildungsurlaub vorzubereiten, hat ihren Niederschlag in mehreren Bundesgesetzen, vor allem im Betriebsverfassungsgesetz, im Bundespersonalvertretungsgesetz und im Gesetz über Betriebsärzte, Sicherheitsingenieure und andere Fachkräfte für Arbeitssicherheit gefunden. Diese Absicht wurde bekräftigt in der Denkschrift der Bundesregierung anläßlich der Einbringung des Gesetzentwurfs zur Ratifizierung des Übereinkommens Nr. 140 der Internationalen Arbeitsorganisation über den bezahlten Bildungsurlaub, durch das sich die Bundesrepublik zu einer Politik der fortschreitenden Einführung von bezahltem Bildungsurlaub bekannt hat. Wie die Praxis bei der Durchführung der bisher erlassenen Ländergesetze zum Bildungsurlaub zeigt, macht bisher nur ein geringer Prozentsatz von Arbeitnehmern von dem gesetzlichen Recht auf Teilnahme am Bildungsurlaub Gebrauch. Diese Praxis bestätigt die Annahme, daß vor umfassenderen gesetzgeberischen Initiativen die Bundesregierung noch größere Klarheit über Möglichkeiten einer sinnvollen Gestaltung von Bildungsurlaub gewinnen sollte. Diesem Ziel dienen mehrere Modellversuche, die das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft seit 1973 in Auftrag gegeben hat. Besonders wichtige Aufschlüsse werden von den Ergebnissen der wissenschaftlichen Begleitung zu dem umfassenden Bildungsurlaubs-Versuchs- und Experimentalprogramm (BUVEP) erwartet, die voraussichtlich Mitte dieses Jahres vorliegen werden. Weitere gesetzgeberische Vorhaben werden u. a. von der Bewertung dieser Ergebnisse, von den Beratungen innerhalb der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung sowie der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Anlage 166 Antwort des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Jahn (Münster) (CDU! CSU) (Drucksache 8/2532 Frage B 170): 10862* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1979 Hat die Bundesregierung Informationen über Städtepartnerschaften zwischen Städten der Bundesrepublik Deutschland und den Entwicklungsländern, insbesondere über deren inhaltliche Ausgestaltung und ihre entwicklungspolitische Bedeutung? Nach dem Ergebnis einer Umfrage, die der Deutsche Städtetag bei seinen Mitgliedern im Herbst 1978 durchgeführt hat, bestehen zur Zeit die aus der Anlage ersichtlichen Städtepartnerschaften und Städtefreundschaften mit Gemeinden in Entwicklungsländern. Darüber hinaus erhält die Bundesregierung nur gelegentlich Informationen über die eine oder die andere Städtepartnerschaft, meist im Zusammenhang mit der Bitte um finanzielle Unterstützung. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß den Städtepartnerschaften generell, wie speziell denen mit Städten in Entwicklungsländern, eine große Bedeutung zum besseren Verständnis der betroffenen Bürger zukommt. Hieraus ergibt sich die entwicklungspolitische Komponente solcher Verbindungen. Aus Mitteln des Einzelplans 23 kommt die Förderung von Maßnahmen, die deutsche Städte im Rahmen solcher Partnerschaften zugunsten von Gemeinden in Entwicklungsländern durchführen, nur dann in Betracht, wenn sich diese Maßnahmen in Vorhaben der Entwicklungszusammenarbeit der Bundesregierung einfügen. In der Praxis hat bisher nur die Einbeziehung von Fortbildungsmaßnahmen der Gemeinden in das Regierungsprogramm der Aus- und Fortbildung von Fach- und Führungskräften der Entwicklungsländer eine — wenn auch sehr geringe — Rolle gespielt. Für kulturelle Veranstaltungen im Rahmen von Städtepartnerschaften generell, also nicht nur für in Zusammenarbeit mit Gemeinden in Entwicklungsländern durchgeführte, stellt das Auswärtige Amt ab 1979 bis zu 300 000 DM — bisher jährlich bis zu 150 000 DM — zur Verfügung. Städtepartnerschaft (P) und Städtefreundschaft (F) zwischen Gemeinden in der Bundesrepublik Deutschland und in außereuropäischen Entwicklungsländern Andernach Dimona Israel (P) BerlinCharlottenburg Or-Yehuda Israel (P) Reinickendorf Kiryat Ata Israel (P) Kreuzberg Bat Yam Israel (F) Steglitz Kiryat Bialik Israel (P) Tempelhof Nahariya Israel (P) Wedding Holon Israel (F) Zehlendorf Sderot Israel (P) Bielefeld Nahariya Israel (F) Böblingen Bergama Türkei (P) Braunschweig Bandung Indonesien (P) Sousse Tunesien (F) Darmstadt Bursa Türkei (P) Duisburg Lome Togo (P) Emden Ashkelon Israel (F) Gelsenkirchen Kaolack Senegal (P) Mandia Tunesien (P) Hamm Mazatlan Mexiko (P) Hannover Blantyre Malawi (F) Hildesheim Minia Ägypten (P) Köln Tunis Tunesien (P) Mainz Antalya Türkei (F) Haifa Israel (F) Marburg Sfax Tunesien (P) Münster Monastir Tunesien (P) Rishon le Zion Israel (F) Oberhausen Jerusalem Israel (F) Offenbach Nahariya Israel (F) Rain a. Lech Tougan Obervolta (P) Recklinghausen Akko Israel (P) Reutlingen Bouaké Elfenbeinküste (P) Selb Kütahya Türkei (P) Stuttgart Bombay Indien (F) Menzel-Bourguiba Tunesien (P) Walldorf Kirklareli Türkei (P) Wuppertal Beer Sheva Israel (F)
Gesamtes Protokol Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID0813600000
Meine Damen und Herren, ich eröffne die Sitzung.
Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung
Der Präsident des Bundestages hat entsprechend dem Beschluß des Bundestages vom 23. Februar 1962 die nachstehende Vorlage überwiesen:
Aufhebbare verkündete Verordnung zur Änderung des Deutschen Teil-Zolltarifs (Nr. 32/78 — Zweite Erhöhung des Zollkontingents 1978 für Bananen) (Drucksache 8/2537)
Überweisung an den Ausschuß für Wirtschaft mit der Bitte um rechtzeitige Vorlage des Berichts dem Plenum am 31. Mai 1979
Der Präsident des Deutscher Bundestages hat entsprechend dem Beschluß des Deutschen Bundestages vom 15. Dezember 1977 die in der Zeit vom 24. Januar bis 6. Februar 1979 eingegangenen EG-Vorlagen an die aus Drucksache 8/2559 ersichtlichen Ausschüsse überwiesen.
Der Vorsitzende des Ausschusses für Forschung und Technologie hat mit Schreiben vom 6. Februar 1979 mitgeteilt, daß der Ausschuß gegen die nachtsehenden, bereits verkündeten Vorlagen keine Bedenken erhoben hat:
Vorschlag der Kommission der Europäischen Gemeinschaften für einen Beschluß des Rates (EWG) zur Festlegung einer konzertierten Aktion der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft auf dem Gebiet der Analyse organischer Mikroverunreinigungen im Wasser (Drucksache 8/1608 Nr. 6)
Beschluß des Rates zur Festlegung einer konzertierten Aktion der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft auf dem Gebiet „Physikalisch-Chemisches Verhalten atmosphärischer Schadstoffe" (Drucksache 8/1552 Nr. 7)

Vorschlag eines Beschlusses des Rates zur Abänderung des Ratsbeschlusses 74/642 zur Festlegung eines Forschungs- und Ausbildungsprogramms der Europäischen Atomgemeinschaft betreffend die Rückführung von Plutonium in Leichtwasserreaktoren (Drucksache 8/2157)

Der Vorsitzende des Innenausschusses hat mit Schreiben vorn 26. Januar 1979 mitgeteilt, daß der Ausschuß gegen die nachstehende, bereits verkündete Vorlage keine Bedenken erhoben hat:
Verordnung (EURATOM. EGKS, EWG) Nr. 3084/78 des Rates vom 21. Dezember 1978 zur Angleichung der Dienst- und Versorgungsbezüge der Beamten und sonstigen Bediensteten der Europäischen Gemeinschaften sowie der Berichtigungskoeffizienten, die auf diese Dienst- und Versorgungsbezüge anwendbar sind (Drucksache 8 2513 Nr. 8)
Der Vorsitzende des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit hat mit Schreiben vom 7. Februar 1979 mitgeteilt, daß der Ausschuß von der nachstehenden, bereits verkündeten Vorlage Kenntnis genommen hat:
Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur fünften Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1876/74 über den Zusatz von Alkohol zu Erzeugnissen des Weinsektors (Drucksache 8/2466 Nr. 36)
Ich rufe Punkt 11 der Tagesordnung auf:
Große Anfrage der Abgeordneten Burger, Geisenhofer, Braun, Frau Hürland, Franke, Frau Dr. Neumeister, Müller (Remscheid), Frau Berger (Berlin), Vogel (Ennepetal), Dr. Reimers, Dr. George, Kroll-Schlüter, Hasinger, Dr. Hammans, Bühler (Bruchsal), Frau Geier, Frau Schleicher, Müller (Berlin), Dr. Becker (Frankfurt), Regenspurger, Biehle, Dr. Möller, Dr. Stark (Nürtingen), Wimmer (Mönchengladbach), Dr. Jenninger, Köster und der Fraktion der CDU/CSU
Lage der Behinderten und Weiterentwicklung der Rehabilitation
— Drucksachen 8/1541, 8/2190 —
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Burger.

Albert Burger (CDU):
Rede ID: ID0813600100
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Über 4 Millionen Mitbürger sind behindert. Über 360 000 Kinder mit körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen leben unter uns.
Behindert sein aber heißt, mit extremen Einschränkungen leben zu müssen. Die Behinderten sollen einen Platz finden, der es ihnen ermöglicht, am Leben teilzuhaben und Glück und Befriedigung zu finden.

(Ey [CDU/CSU] : Sehr gut!)

Wir-wollen ihre Eingliederung; wir wollen ihre Rehabilitation. Diese Aufgabe aber braucht immer neue Impulse.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Deshalb hat die CDU/CSU-Bundestagsfraktion eine Große Anfrage vorgelegt. Bei voller Anerkennung des Geleisteten: Die Anstrengungen müssen weitergehen. Es ist richtig: Staat und Gesellschaft kümmern sich um die Probleme der Behinderten.

(Zuruf des Abg. Ey [CDU/CSU])

Bund, Länder und Gemeinden, die Sozialversicherung, Kirchen und freie Träger, Verbände, Vereinigungen und viele Mitbürger unternehmen große Anstrengungen.
Wir danken der Bundesregierung für die Beantwortung der Großen Anfrage. Wir bedauern aber, daß der Schwerpunkt der Antwort auf einem Rückblick liegt, während für die Probleme von heute

(Beifall bei der CDU/CSU)




Burger
und morgen kaum oder unbefriedigende Lösungen angeboten werden.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir anerkennen die Fortschritte. Aber wenn die Regierung sich anschickt, auf vermeintlichen Lorbeeren auszuruhen, müssen wir auf Tatsachen hinweisen. Ich möchte noch einmal klar herausstellen, daß wir nie gezögert haben, das Geleistete zu würdigen und zu werten. Ich darf das auch in Gegenwart von Herrn Minister Arendt sagen, der ja in seiner Regierungszeit zahlreiche Gesetzentwürfe vorgelegt hat, die wir bei der Beratung voll unterstützt haben. Wir bedauern aber, daß sein Nachfolger, Minister Ehrenberg, im „Bundesarbeitsblatt" unter der Überschrift „Schwerpunkte künftiger Sozialpolitik" keine Aussage zur Weiterentwicklung der Rehabilitation gemacht hat.

(Hasinger [CDU/CSU] : Hört! Hört!)

Die Situation wird aus der Praxis nicht ganz so rosig geschildert, wie die Antwort der Bundesregierung sie sieht. So hat Tom Mutters, der Bundesgeschäftsführer der „Lebenshilfe", bei seiner Festrede zum 20jährigen Jubiläum von wachsender Sorge darüber gesprochen, daß das bisher mühselig Erreichte immer mehr durch einen Trend zur Verfachlichung und Bürokratisierung bedroht werde. Auch auf dem Rehabilitationskongreß in Heidelberg warnten die Redner vor Stagnationstendenzen und forderten eine Weiterentwicklung der Rehabilitation. Auch bei einer Tagung der Vertrauensleute der Schwerbehinderten schilderten die Teilnehmer die fast unlösbaren Schwierigkeiten bei der Eingliederung der psychisch Behinderten in Arbeit und Beruf. Das sind Meinungen, meine Damen und Herren, die wir einfach ernst nehmen müssen.
Enttäuschend ist auch die Stellungnahme der Bundesregierung zur Psychiatrie-Enquete. Wir vermissen hier ein deutliches Engagement. Die Regierung erklärt sich für nicht zuständig. Das ist doch ein Rückzug hinter früher gemachte Zusagen. Damit können wir, die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, nicht einverstanden sein.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Probleme der Behinderten haben eine neue Qualität erhalten. Es sind Mängel und Schwachstellen sichtbar geworden. Das Aktionsprogramm der Bundesregierung ist verbraucht. Die Rezession und die Dauerarbeitslosigkeit wirken sich aus. Die Schwerbehinderten sind — das wissen wir alle — überdurchschnittlich betroffen. Mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit wird der Ausleseprozeß verschärft. Trotz Behindertengesetz und Stützungsprogrammen gibt es im Monat Januar über 60 000 arbeitslose Schwerbehinderte. Sie gehören zur Problemgruppe schwer vermittelbarer Arbeitsloser. Oft droht auch nach einer geglückten beruflichen Rehabilitation Arbeitslosigkeit. Es gibt viele verbitterte Einzelschicksale draußen. Ein junger Behinderter, Klaus Müller aus Freiburg, hat mich unlängst angerufen und hat sich bitterlich beklagt. Er sei 35 Jahre alt, beruflich voll rehabilitiert, aber, so meinte er, „keiner will mich haben".
Auch Ausbildungsplätze für Behinderte zählen zu den Raritäten. Für viele Behinderte bedeutet Schulentlassung oft Endstation. Auch gab es noch niemals so viel Zugangsbeschränkungen zu Ausbildungsplätzen und zu Ausbildungsgängen. Es ist schwer geworden, Neigungen, Behinderungen und Arbeitsmarkt auf einen Nenner zu bringen.
Trotz großer Anstrengungen sind vor allem die Geburtsbehinderten bei der beruflichen Bildung benachteiligt. Chancengleichheit oder Chancengerechtigkeit sind für diese Gruppe noch lange nicht erreicht. Wenn das Jahr des Kindes nicht zu einem Jahr der frommen Sprüche kommen soll, dann müssen für diese Kinder und Jugendlichen die Bemühungen verstärkt werden. Zu schnell werden sie auch oft in Sondereinrichtungen abgeschoben. Diese werden häufig zu Inseln ohne soziale Integration. Ich bin mir darüber im klaren, daß es nicht ohne Sonderförderung gehen kann. Aber wo immer es möglich ist, sollten Behinderte und Nichtbehinderte zusammenkommen. Nur so lernen sie sich verstehen.
Experten warnen vor einer neuen Problematik. 40 000 Jugendliche werden als Lernbehinderte jährlich aus den Sonderschulen entlassen. Sie bilden eine Gruppe, die von der derzeitigen Entwicklung besonders betroffen ist und denen bisher nur unzulänglich geholfen wird. Viele dieser Jugendlichen haben die Merkmale einer Behinderung. Vielleicht sind es 50 %, vielleicht auch nur 30 %. Wir müssen uns fragen: Wo bleiben diese Jugendlichen? Sie sind labil, manchmal debil und deshalb besonders gefährdet. Wir brauchen für diese Gruppe gezielte Förderungsprogramme. Das Berufsvorbereitungsjahr allein genügt nicht. Es ist unzulänglich. Es ist auch zuwenig vorbereitet, Es fehlt an Lehrern, es fehlt an Lehrplänen und an Einrichtungen. Wir müssen uns hier für diese Gruppe mehr anstrengen, wir müssen uns hier etwas einfallen lassen. Es gibt ja gute Beispiele: Die Arbeit der christlichen Jugenddörfer und manches andere. Für diese Jugendlichen müssen größere Anstrengungen unternommen werden.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Auch in den Verwaltungen und Betrieben gibt es da und dort Spannungen. Die gab es früher nicht. Die nicht behinderten Mitarbeiter akzeptieren die behinderten nicht immer. Der Vertrauensmann für Schwerbehinderte ist oft überfordert. Er steht vielfach vor schwierigsten Problemen, und diese werden in der Zukunft zunehmen. Er ist für diese auf ihn zukommenden verantwortungsvollen Aufgaben zuwenig geschult.
Wir stimmen auch Direktor Boll von der Stiftung Rehabilitation in Heidelberg zu, wenn er erklärt, daß im Vergleich zwischen privater Wirtschaft und dem öffentlichen Bereich der Erkenntnisstand über Fragen der Beschäftigung Schwerbehinderter bei der privaten Wirtschaft höher sei als beim öffentlichen Dienst. Viele Vorschriften sind dort behindertenfeindlich, sie sind verkrustet, und sie müssen durchforstet werden. Der einfache Dienst sollte endlich auch für Sonderschüler geöffnet werden. Die Personalchefs der Bonner Ministerien sollten sich einmal von Rehabilitationsexperten beraten lassen. Bei größerer Bereitschaft und mit gutem Willen könnte im



Burger
öffentlichen Bereich sehr viel mehr für die Beschäftigung Behinderter getan werden.

(Beifall bei der CDU/CSU — Kuhlwein [SPD]: Überall!)

Ich möchte diesen Vorschlag machen. Ich möchte anregen, daß dieser Versuch einmal unternommen wird; denn die Behörden wissen gar nicht, welche Möglichkeiten für den Einsatz von Behinderten gegeben sind.
Herr Kollege Kuhlwein, Sie sagten: überall. Wir haben in Baden-Württemberg diesen Versuch unternommen. Ministerpräsident Lothar Späth und Frau Griesinger haben die Behörden mit den Experten zusammengebracht, und heute sagt man mir, daß es dort besser klappt. Es gibt mehr Verständnis. Die Chefs rufen bei den Arbeitsämtern an und sagen: Hier ist eine Stelle frei. Haben Sie ein Angebot? Wir müssen mit diesen kleinen Schritten versuchen, in Einzelfällen zu helfen. Hier ist noch ein großes Reservoir, das wir nutzen sollten.

(Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD]: Das ist aber nicht Wirklichkeit, das ist Wunschvorstellung! — Hasinger [CDU/CSU]: Sie wissen das gar nicht! — Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD]: Ich lebe doch in dem Land!)

— Herr Professor Schäfer, wir hatten vor wenigen Tagen ein Gespräch mit Direktor Boll. Natürlich nennen Sie das Wunschvorstellungen; aber ich würde es mir nicht zu leicht machen. Ich würde die Realität sehen. Es gibt heute Behinderte, die so ausgebildet sind, daß sie ihren Arbeitsplatz voll ausfüllen können. Sie haben nicht die Möglichkeit, eingesetzt zu werden, weil es vielfach noch an Verständnis fehlt.
Auch die Umwelt hat meines Erachtens noch viel zu viele Barrieren. Mein Kollege Braun wird noch näher darauf eingehen. Ich möchte nur sagen: Bei Bahn und Post, bei anderen Beförderungsmitteln, auf öffentlichen Toiletten und in Telefonzellen, bei Straßenbordkanten, in Theatern und Bibliotheken, überall haben wir Barrieren. Der Gelähmte im Rollstuhl fährt immer noch im Packwagen. Auch Städteplaner und Gemeinderäte zeigen meist zu wenig Verständnis. Oberbürgermeister Zundel aus Heidelberg wies unlängst in einer Fernsehdiskussion darauf hin, daß man nur mit äußerster Kraft Verbesserungen in den zuständigen Gremien durchsetzen könne. Wann endlich — das muß ich fragen —wird man verstehen? Der resignierende Satz spricht eigentlich Bände: Wenn doch die kleine Kneipe an der Ecke einen Eingang ohne Stufe hätte!
Es fehlen auch behindertengerechte Wohnungen. Die wenigen neu erstellten liegen meist abseits, weitab vom urbanen Leben, und sie bringen die Gefahr der Isolierung.
In den Rehabilitationsverfahren gibt es noch Leerlauf. Das Reha-Angleichungsgesetz hat sein Ziel nicht erreicht. Es gibt Unklarheiten zwischen den Kostenträgern, Vereinbarungen stehen noch aus, und es ist auch eine klare Vorleistungspflicht festgelegt.
Was kann nun verbessert werden?
Erstens. Zur Rehabilitation gehört die Prävention; vorbeugen ist besser als heilen. Jährlich werden etwa 45 000 Kinder mit Behinderungen geboren. Untersuchungsangebote genügen offensichtlich nicht. Die Franzosen sind hier weiter. Frauen, die ihre Schwangerschaft gemeldet und die sich drei Pflichtuntersuchungen unterzogen haben, erhalten im dritten, sechsten und neunten Monat eine finanzielle Zuwendung. Für Säuglinge und Kleinkinder werden dort Beihilfen gewährt, wenn die Voruntersuchungen durchgeführt worden sind. Warum ist so etwas bei uns nicht möglich? In der Bundesrepublik kommt jeder 20. Säugling behindert auf die Welt. Dies teilt die hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung mit, und wir müssen diesem Problem größere Aufmerksamkeit schenken.
Zweitens. Für viele Kleinkinder klafft auch eine große Lücke zwischen der Feststellung einer Behinderung und der Anbahnung gezielter Maßnahmen. Die Frühförderung muß verbessert werden. Ärzte und Krankenkassen müssen sich verstärkt der Frühförderung zuwenden.
Drittens. Ratlosigkeit, ja Resignation, herrschen heute allgemein im Bereich der Gesundheitsvorsorge. Die Krebsfrüherkennungsuntersuchungen werden kritisch diskutiert, und diese Diskussion macht eine Antwort auf die Frage schwerer, ob auch Voruntersuchungen für Herz- und Kreislauferkrankungen eingeführt werden sollen. Rund 75 °/o der Bevölkerung leben gesundheitsriskant, sagen uns die Fachleute. Der Effekt der Gesundheitserziehung sei, aufs Ganze gesehen, gleich null. Hier müssen gemeinsame Überlegungen angestellt werden.
Viertens. Der deutsche Arzt weiß von der Rehabilitationsmedizin im allgemeinen noch zuwenig. Der niedergelassene Arzt besitzt eine Schlüsselposition. Er soll die entsprechenden Maßnahmen rechtzeitig einleiten. Rund 20 % der Patienten verlassen mit bleibenden Schäden das Krankenhaus. Oft werden dann die Weichen für eine notwendige Rehabilitation nicht richtig gestellt. Es muß möglich sein, dem mit Verwaltungskram belasteten Arzt dabei zu helfen, Rehabilitationsmaßnahmen rechtzeitig einzuleiten.
Fünftens. Auch die Verzahnung der medizinischen, der beruflichen und der sozialen Maßnahmen ist oft nicht gut. Es gibt immer noch Wartezeiten. Wir sagen ja zum gegliederten System. Es werden große Leistungen erbracht. So haben allein die Rentenversicherungen im letzten Jahr 4 Milliarden DM ausgegeben. Auch die Unfallversicherungen arbeiten gut. Die Bundesanstalt für Arbeit hat sich für die beruflichen Maßnahmen stark eingesetzt. Die Krankenkassen als neue Rehabilitationsträger haben zwar Lücken gefüllt, es gibt jedoch Zuständigkeitsdifferenzen, die durch eine baldige Novellierung des Rehabilitationsangleichungsgesetzes beseitigt werden müssen.
Sechstens. Die Nachsorge am Arbeitsplatz ist ungenügend. Dort ist der Behinderte oft allein gelassen. Nach der Umschulung, wenn der Schirm der Betreuung wegfällt, gibt es Schwierigkeiten. Die Vor-



Burger
gesetzten, die Mitarbeiter und die Vertrauensleute müssen durch die Hauptfürsorgestellen besser auf diese Probleme vorbereitet werden.
Heute vor 60 Jahren — man hat mich darauf aufmerksam gemacht — sind die Hauptfürsorgestellen geschaffen worden. Sie feiern heute Geburtstag. Sie haben in den zurückliegenden Jahrzehnten insbesondere für die Kriegsbeschädigten zweier Weltkriege Hervorragendes bewirkt. Jetzt arbeiten sie für alle Behinderten. Wir kennen diese Arbeit, und wir danken für das Geleistete.

(Beifall bei der CDU/CSU — Beifall des Abg. Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD])

Siebentens. Die psychisch Behinderten gehören zu einer Gruppe von Behinderten, die eindeutig benachteiligt ist. Die besondere Betroffenheit dieser Gruppe mit ihren phasenhaft schwankenden Leistungseinbußen erfordert mehr Einfühlungsvermögen und mehr flankierende Hilfen. Die psychisch Behinderten und andere Behindertengruppen sind Schwerpunktgruppen, die künftig intensiver zu fördern sind. Es muß z. B. jemand da sein, der am Arbeitsplatz zur Verfügung steht. Ein besonderer Betreuungsaufwand ist notwendig; denn die allgemeinen Vorbehalte gegenüber diesen Behinderten sind größer. Während bei Körperbehinderten die möglichen Ausfälle klar erkennbar sind, gibt es bei diesen Betroffenen schwer kalkulierbare Belastungsgrenzen.
Achtens. Die Kostendämpfung hat sich nachteilig auf die Rehabilitation ausgewirkt. Hier wird eindeutig am falschen Ort gespart.

(Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

Die Zahl der Kinderheilverfahren ging drastisch zurück. Die Folgen werden bald spürbar werden. Auch die Einsparungen bei den Rentengesetzen in diesem Bereich betreffen vor allen Dingen nicht erwerbstätige Hausfrauen und Mütter. Das trifft genau die Falschen. Untersuchungen des Müttergenesungswerkes haben gezeigt, daß es mit dem Gesundheitszustand dieser Frauen nicht zum besten steht. Hier klaffen Lücken im System der Rehabilitation. Langfristig wird sich die Kostendämpfung bei diesem Personenkreis ins Gegenteil verkehren.
Neuntens. Die Behinderten in unserer Gesellschaft brauchen noch mehr Verständnis. Sie brauchen mehr Brüderlichkeit der Nichtbehinderten. Noch immer weiß der nicht behinderte oder nicht betroffene Bürger zuwenig über die Behinderten. Viele Menschen haben gegen diejenigen, die mit einem Leiden behaftet sind, eine ablehnende Einstellung. Besonders bei schweren, bei geistigen und bei seelischen Behinderungen rufen die Schäden Ablehnungen hervor. Unsicherheit und Unwissenheit gegenüber den Behinderten bestimmen vielfach das Verhalten. Die Distanz ist bei erworbenen körperlichen Behinderungen am geringsten, sie nimmt zu bei angeborenen, vor allem bei geistigen und bei psychischen Behinderungen. Unkenntnis aber fördert Vorurteile. Die soziale und gesellschaftliche Integration ist vor allem ein mitmenschliches Problem. Hier versagen Paragraphen. Die Medien - besonders das Fernsehen — haben viel dazu beigetragen, Vorbehalte abzubauen. Wir bitten sie, ihre Möglichkeiten auch in der Zukunft zu nutzen.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Unser Entschließungsantrag, um dessen Überweisung an die Ausschüsse für Arbeit und Sozialordnung — federführend — und an den Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit — mitberatend — sowie an den Sportausschuß wir bitten, enthält Vorschläge zur Weiterentwicklung der Rehabilitation und zur Beseitigung von Schwachstellen. Wir, die Fraktion der CDU/CSU, sind bereit, bei allen sinnvollen Initiativen mitzuwirken. Es liegt noch eine lange Wegstrecke vor uns. Stärker als bisher — das halte ich für besonders wichtig sollten auch die Behinderten selbst in die Diskussion um die Lösung ihrer Problem einbezogen werden. Der Behinderte braucht die Gesellschaft, aber die Gesellschaft braucht, wie ich meine, auch die Behinderten. Unser sozialer Rechtsstaat beweist seinen Rang und seine Qualität vor allem dadurch, wie er seinen schwächsten Gliedern beisteht.
Ich komme zum Schluß. Wir wissen wohl, daß es nicht nur darum geht, neue Gesetze zu schaffen. Auch das Schwerbehindertengesetz ist ein Gesetz des guten Willens. Das heißt: die Mitmenschen müssen bereit sein, im Geiste der Gesetze zu handeln. Entscheidend ist, daß vor allem die Schwerstbehinderten von der Gesellschaft, von den Mitmenschen angenommen werden. Wir sehen hier Fortschritte. Viele Mitbürger engagieren sich heute, vor allem auch die Jugendlichen.
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion will mit dieser Großen Anfrage einen Beitrag zur Verbesserung der Lage der Behinderten leisten. Sie bietet ihre Mitarbeit im Sinne eines Wettbewerbs des guten Willens an.

(Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD)


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID0813600200
Das Wort hat der Herr Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung.

Dr. Herbert Ehrenberg (SPD):
Rede ID: ID0813600300
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bundesregierung hat Ihnen mit der Drucksache 8/2190 ihre Antwort auf die Große Anfrage der CDU/CSU-Fraktion vorgelegt. Gestatten Sie mir hier ergänzende Ausführungen dazu.
Zunächst eine Vorbemerkung zum Kollegen Burger. Herr Kollege Burger, wenn Sie Ihr Bedauern darüber ausdrücken, daß das Schwergewicht unserer Antwort auf dem Rückblick liegt, so kann ich Sie nur auf folgendes hinweisen. Wir haben Ihre Fragen korrekt beantwortet. Von den 17 Fragen, die Sie gestellt haben, bezogen sich 12 Fragen auf eine Bestandsaufnahme und 5 Fragen auf die Zukunft. Entsprechend ist in der Quantität die Antwort ausgefallen, was ich uns nachzusehen bitte. Wir haben Ihre Fragen ernst genommen und entsprechend ausführlich beantwortet.
Die Bemühungen um Eingliederung unserer behinderten Mitbürger in Arbeit, Beruf und Gesell-



Bundesminister Dr. Ehrenberg
schaft waren noch nie so intensiv wie in den Jahren seit 1970, und sie haben entsprechend vielfältige Früchte getragen.

(Zustimmung bei der SPD)

Wir wissen aber — auch die Intensität der Fragestellungen der Opposition beweist das —, daß wir trotzdem immer noch am Anfang stehen. Es bedarf vielfältiger weiterer Anstrengungen, um die volle Chancengleichheit unserer behinderten Mitbürger verwirklichen zu können. Entsprechend Ihren Fragestellungen kann diese Antwort kein umfassendes Bild ergeben. Sie macht aber, wie ich glaube, deutlich erkennbar, wie vielschichtig die Aufgabe der Rehabilitation ist und wie verschiedenartige umfangreiche Aufgaben gelöst worden sind, aber auch in Zukunft noch zu lösen bleiben.
Wir müssen uns alle miteinander bewußt sein, daß auf dem Gebiet der Rehabilitation staatliches Handeln allein nicht helfen kann und nicht alles leisten kann. Rehabilitation ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die nur im Zusammenwirken aller verantwortlichen Kräfte gelöst werden kann. Die Bundesregierung ist sich dieses Tatbestands stets bewußt gewesen. Auch deshalb hat sie bei der Durchführung des Aktionsprogramms Rehabilitation stets die Partnerschaft der Länder und Gemeinden, der Rehabilitationsträger, der Behindertenorganisationen sowie der freien Wohlfahrtsverbände, insbesondere der Kirchen und kirchlichen Hilfsorganisationen gesucht. Ich möchte auch von dieser Stelle aus allen Beteiligten für die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit Dank sagen, die allein in diesem Bereich zum Erfolg führen kann.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Ein Schwerpunkt unseres Aktionsprogramms, meine Damen und Herren, war die berufliche Rehabilitation. Wir haben uns dabei von dem Gedanken leiten lassen, daß die berufliche Eingliederung der Behinderten für ihre volle Integration in die Gesellschaft unverzichtbar ist. Um so mehr ist — da kann ich dem Kollegen Burger nur zustimmen — die hohe Zahl schwerbehinderter Arbeitsloser heute zu bedauern. Dies liegt zwar natürlich auch an der steigenden Zahl der Anträge auf Anerkennung der Schwerbehinderteneigenschaft, aber diese Tatsache kann für uns kein Grund sein, das Problem deshalb geringer einzuschätzen. Sie muß, im Gegenteil, Ansporn sein, alles zu tun, was in unseren Kräften steht, um die Situation dieser Menschen zu verbessern.

(Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Trotz der so schwierigen Arbeitsmarktsituation hat das Schwerbehindertengesetz bei der Lösung der Aufgabe, Schwerbehinderten einen Arbeitsplatz zu vermitteln, wertvolle Dienste geleistet. Mit Hilfe dieses Gesetzes, insbesondere durch Beschäftigungspflicht und Kündigungsschutz, konnte eine Verdrängungswettbewerb auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu Lasten der Behinderten weitgehend verhindert werden. Seit Inkrafttreten des Schwerbehindertengesetzes hat sich die Zahl der im Erwerbsleben stehenden Schwerbehinderten fast verdoppelt. Ein Teil davon ist erst nach Einsetzen der Arbeitslosigkeit als Schwerbehinderter anerkannt worden.
Das Gesetz hat Möglichkeiten geschaffen, der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter mit gezielten Maßnahmen zu begegnen. Ich weise hier vor allem auf die Sonderprogramme des Bundes und der Länder hin. Inzwischen liegen uns auch die Ergebnisse des Zweiten Sonderprogramms vor. Mit seiner Hilfe wurden vom 1. Januar bis 31. Dezember 1978 9 629 Schwerbehinderte — darunter 2 455 Frauen — in Arbeit und Beruf eingegliedert. In 8 470 Fällen machten private, in 1 159 Fällen öffentliche Arbeitgeber von den Möglichkeiten des Sonderprogramms Gebrauch. 1 808 Jugendliche konnten mit Hilfe dieser Maßnahmen auf einen Ausbildungsplatz vermittelt werden. Und — diese Tatsache möchte ich besonders hervorheben — in 6 821 Fällen wurden diese Möglichkeiten von Arbeitgebern wahrgenommen, die die Beschäftigungspflicht nach dem Schwerbehindertengesetz bereits erfüllt hatten, ein Tatbestand, der dort, wo die Quote nicht erfüllt wird
— vor allen Dingen bei Bundesländern und Kommunen —, ernsthaft zum Nachdenken anregen sollte.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Meine Damen und Herren, dies zeigt aber auch
— wir sollten uns alle gemeinsam bemühen, diesen Erfahrungswert zu verbreitern —, daß Arbeitgeber gute Erfahrungen mit der Beschäftigung Schwerbehinderter gemacht haben. Ich bin überzeugt, daß andere Arbeitgeber, wenn sie sich erst einmal durchgerungen haben, Schwerbehinderte zu beschäftigen, genauso gute Erfahrungen machen werden. Im übrigen haben wir — in voller Übereinstimmung mit den Bundesländern — das Sonderprogramm bis zum 31. März 1979 verlängert. Wir haben im Beirat für Rehabilitation Beratungen aufgenommen und werden den Ländern vorschlagen, nach dem 1. April gemeinsam ein Drittes Sonderprogramm in Gang zu setzen.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Die Tatsache, daß wir bis Dezember 1978 mit Hilfe dieser Programme insgesamt 18 343 Schwerbehinderte auf einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz vermitteln konnten, ermutigt uns dazu, ein drittes Programm in Angriff zu nehmen.

(Beifall bei der SPD)

Aber wir sind uns auch bewußt, daß die Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter nicht allein mit Sonderprogrammen und finanziellen Leistungen bekämpft werden kann. Hier gilt das, was ich eingangs schon von den Grenzen staatlicher Maßnahmen sagte: Gesetze und Verordnungen können zwar den Bürger zu einem gewissen Tun oder Unterlassen verpflichten, sie werden aber ihre Wirkung verfehlen, wenn die Bürger nicht bereit sind, sich auch voll dafür einzusetzen.
Förderungsmaßnahmen können nur Ansporn sein und nur mittelbar helfen. In einer freiheitlichen Gesellschaft, die an sozialstaatlichen Grundsätzen ausgerichtet ist, kommt es entscheidend darauf an, daß diejenigen, die Verantwortung tragen und über die



Bundesminister Dr. Ehrenberg
Möglichkeiten von Arbeitsplätzen verfügen, sich auch dieser Verpflichtung voll bewußt sind.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Es ist die Pflicht öffentlicher wie privater Arbeitgeber, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und auch den Problemgruppen in unserer Gesellschaft eine gute Chance zu geben, damit diese ihr Recht auf Arbeit verwirklichen können. Das Recht auf Arbeit ist unteilbar; es gilt auch für die Behinderten.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Herr Kollege Burger, gestatten Sie mir noch folgenden Hinweis, weil Sie mit Recht auch die öffentlichen Arbeitgeber angesprochen haben. Ich möchte die hier im Hause anwesenden Abgeordneten sehr darum bitten, in ihren Wahlkreisen auf die Kommunen und in ihren Bundesländern auf die Landesregierungen entsprechenden Einfluß zu nehmen. Im Bereich des Bundes ist eine Beschäftigtenquote bezüglich der Schwerbehinderten von 7 % realisiert. Der Arbeitsminister als gutes Vorbild hat 12 % Schwerbeschäftigte — Verzeihung, ich meine natürlich Schwerbehinderte — beschäftigt.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Ich gebe gern zu: Der Arbeitsminister hat auch viele Schwerbeschäftigte. Unsere Aufgaben führen ständig dazu, daß in diesem Ministerium hart gearbeitet wird. Das mag dem einen oder anderen schwerfallen; ich halte es bei der gegebenen Aufgabenstellung für unerläßlich.
Im Durchschnitt haben die Länderregierungen eine entsprechende Beschäftigungsquote von lediglich 4,3 %.

(Wehner [SPD] : Hört! Hört!)

Auch das Land Baden-Württemberg, Herr Burger, zahlt die Ausgleichsabgabe, was ich für einen sehr unguten Zustand halte.

(Hört! Hört! bei der SPD)

Ich hoffe sehr, daß es uns gemeinsam gelingen wird, hier mehr Bereitschaft zu finden, denn schwieriger sind die Beschäftigungsverhältnisse bei den Ländern mit Sicherheit nicht als in den Bundesministerien, so daß dort bei gleich gutem Willen auch gleich gute Ergebnisse erzielt werden könnten.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Burger [CDU/CSU] : Das betrifft z. B. die Länderpolizei und die Lehrer! Das ist eine andere Gruppierung!)

— Im Lehrerberuf sind Schwerbehinderte weiß Gott einsetzbar; es muß sich ja nicht gerade um Sportlehrer handeln. Aber bei allen anderen müßte es doch wohl gehen.

(Burger [CDU/CSU] : Fördern Sie die Ausbildung?)

Meine Damen und Herren, die flexible Altersgrenze für Schwerbehinderte gewinnt in diesem Zusammenhang naturgemäß erhebliche Bedeutung.

(Zuruf von der CDU/CSU)

Wir haben diese Grenze in zwei Stufen herabgesetzt. Wenn sich Parlament und Regierung hierbei
auch in erster Linie vom humanitären und sozialen Überlegungen leiten lassen: Positive Auswirkungen auf die Beschäftigungslage sind hier ebenfalls zu erwarten. Es werden ungefähr 70 000 schwerbehinderte Arbeitnehmer von diesem Recht Gebrauch machen können. Wenn es den Behördenchefs, Arbeitgebern, Betriebsräten und Personalräten gelingt, diese 70 000 in den nächsten Jahren frei werdenden Plätze mit heute arbeitslosen Behinderten zu besetzen, dann wird in wenigen Jahren kein Schwerbehinderter mehr arbeitslos sein.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Ich möchte an alle, die hier Verantwortung tragen, noch einmal den eindringlichen Appell richten, jeden durch die flexible Altersgrenze frei werdenden Arbeitsplatz neu mit einem Schwerbehinderten zu besetzen und nicht im Zuge von organisatorischen Maßnahmen wegfallen zu lassen.

(Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Im übrigen gilt hier ganz besonders, was für den ganzen Arbeitsmarkt gilt: daß eine qualifizierte Ausbildung der beste Schutz gegen Arbeitslosigkeit ist. Da ist es auch wichtig, daß wir beim Aufbau unserer Berufsförderungs- und Berufsbildungswerke von dem Grundsatz ausgegangen sind, daß eine gediegene zukunftsorientierte Ausbildung die beste Garantie für einen dauerhaften Arbeitsplatz ist. Deshalb haben sich die hohen Investitionen in diese Ausbildungsstätten gerade aus der heutigen Arbeitsmarktsicht gelohnt.
Es ist uns gelungen, den Bedarf an Umschulungsplätzen für Erwachsene inzwischen voll zu decken. 12 000 Plätze stehen hier in Berufsförderungswerken zur Verfügung. Für die Erstausbildung jugendlicher Behinderter werden in der ersten Ausbaustufe 7 000 Plätze in 24 Berufsbildungswerken errichtet. In einer zweiten Ausbaustufe sind weitere 12 Berufsbildungswerke mit 3 000 Plätzen vorgesehen. Von acht geplanten besonderen Zentren für medizinische und berufliche Rehabilitation, in denen bereits am Krankenbett Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung durchgeführt, die Patienten auf die Rückkehr an den Arbeitsplatz oder eine berufliche Ausbildung vorbereitet werden, sind bereits fünf ganz oder teilweise in Betrieb.
Besonders wichtig ist dabei, daß das Ausbildungsplatzangebot stets den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes angepaßt wird. Eine enge Zusammenarbeit der Rehabilitationsträger mit der Bundesanstalt für Arbeit ist dabei unverzichtbare Voraussetzung.
Aber ich halte auch Kontakte mit der Wirtschaft für ebenso unerläßlich. Es muß uns gelingen, noch deutlicher zu machen, daß Behinderte, die in einem Reha-Zentrum umgeschult oder ausgebildet worden sind, auf Grund ihrer qualifizierten Ausbildung ein Gewinn für jeden Betrieb sind und keine Belastung.

(Beifall bei der SPD)

Wir sollten bei der beruflichen Rehabilitation jedoch nicht nur das überbetriebliche Ausbildungsplatzangebot sehen, sondern auch die Möglichkei-



Bundesminister Dr. Ehrenberg
ten, die die Betriebe selbst bieten. Behinderte, die einer besonderen Ausbildung in Reha-Einrichtungen nicht bedürfen, müssen Zugang zu den üblichen Ausbildungsangeboten der Wirtschaft erhalten. Das gilt insbesondere für die jugendlichen Behinderten. Aber auch für diejenigen, die bereits im Berufsleben stehen, sollen durch Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen die Berufschancen gesichert und verbessert werden.
Wenn wir den eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen, werden unsere Rehabilitationsbemühungen auch in der gegenwärtigen Arbeitsmarktsituation erfolgreich sein. Das Schwerbehindertengesetz mit seinen zahlreichen Hilfen ist dabei ein wirkungsvolles Instrument. Das gilt insbesondere auch für die Verwendung der Ausgleichsabgabemittel. Auf ihren nützlichen Einsatz im Rahmen der Sonderprogramme habe ich bereits hingewiesen. Die Ausgleichsabgabeverordnung zeigt die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten als unterstützende Maßnahme für die Wiedereingliederung in Beruf und Arbeit.
Die Bundesregierung ist sich mit den Fragestellern dieser Anfrage darin einig, daß auch die Maßnahmen der Nachsorge für Behinderte zur beruflichen und gesellschaftlichen Eingliederung dringend erforderlich sind. Mit dem Schwerbehindertengesetz ist eine entsprechende umfassende Sicherung auch deutlich ins Auge gefaßt worden.
Eine Arbeitsplatzsicherung nur unter dem Gesichtspunkt des Kündigungsschutzes wäre zu eng. Oft sind es gerade die zahlreichen nachgehenden Hilfen, die es dem Schwerbehinderten erst möglich machen, eine Arbeit aufzunehmen und den Arbeitsplatz zu erhalten. Durch die subsidiäre Gewährung solcher Hilfen ermöglicht die Ausgleichsabgabeverordnung echte Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation, die nicht nur im Interesse des Behinderten selbst, sondern ebenso im Interesse des Arbeitgebers liegen.
Auch die Förderung der Werkstätten für Behinderte steht in einem klaren Zusammenhang mit der Solidarverpflichtung der Arbeitgeber. Wir betrachten diese Werkstätten als Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation. Sie haben eine wichtige Entlastungsfunktion für den übrigen Arbeitsmarkt, da sie doch in großem Ausmaß solche Schwerbehinderten beschäftigen, die in einem durchschnittlichen Betrieb kaum Aufnahme fänden. Hier werden die Mittel der Ausgleichsabgabe sinnvoll und zweckmäßig verwendet. Das ist auch ein Grund, an diesem Instrument des Schwerbehindertengesetzes nicht rütteln zu lassen. Es wäre ganz unangebracht, heute an eine Herabsetzung der Beschäftigungspflichtquote des Schwerbehindertengesetzes zu denken, auch wenn das immer wieder gefordert wird.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Die Beschäftigungspflicht dient dazu, daß die Gesamtsituation der Schwerbehinderten im Arbeitsleben verbessert wird und dort, wo die Pflichtquote nicht erfüllt wird, durch die Verpflichtung zur Ausgleichsabgabe Mittel für weitere Maßnahmen bereitgestellt werden.
Ebenso wichtig sind der Kündigungsschutz, der Zusatzurlaub, die nachgehende Hilfe im Arbeitsleben sowie die Stärkung der Position des Vertrauensmannes. Alle diese Regelungen können noch wirksamer eingesetzt werden, und darauf müssen wir gemeinsam hinarbeiten.
Dabei ist uns auch bewußt, daß vollständige Wirksamkeit nur schrittweise zu erreichen ist. Ich kann Ihnen zum Werkstattproblem heute mitteilen, daß die Verordnung über die fachliche Anforderung der Werkstatt für Behinderte und über das Verfahren zur Anerkennung in diesen Tagen im Entwurf fertiggestellt worden ist. Gerade bei der Erarbeitung dieser Durchführungsverordnung hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, die Erfahrungen der Praxis mitzuverwerten und vor Erlaß der Verordnung die Beteiligten zu hören und ihr Verständnis für die Neuregelungen zu finden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Gesetz über die unentgeltliche Beförderung Schwerbehinderter im öffentlichen Personenverkehr. Wir haben diesen Entwurf in der ersten Lesung vor zwei Wochen hier im Parlament behandelt. Ich hoffe sehr, daß es gelingen wird, trotz der im Bundesrat deutlich gewordenen Schwierigkeiten diesen Gesetzentwurf noch in der ersten Hälfte dieses Jahres zu verabschieden

(Beifall bei der SPD und der FDP)

und damit eine weitere Grundsatzforderung des Schwerbehindertengesetzes, zu verwirklichen, nämlich die Vergünstigungen allen Schwerbehinderten unter den gleichen Voraussetzungen und unabhängig von der Ursache der Behinderung einzuräumen.
Diese Hinweise zeigen, daß Rehabilitation für unsere Gesellschaft eine ständige Aufgabe ist, die immer wieder neuer Impulse bedarf. Es gibt kein Verharren, kein Ausruhen auf dem Erreichten, auch wenn wir stolz auf das sein können, was wir erreicht haben.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Allerdings kann das auch nicht bedeuten, daß wir ständig danach streben, etwas Neues zu schaffen. Nach dem gewaltigen Aufschwung, den die Rehabilitation genommen hat, ist jetzt eine Phase der praktischen Bewährung, der praktischen Durchsetzung des gesetzlich Vorgegebenen in erster Linie in Angriff zu nehmen. Was wir geschaffen haben, ist eine hervorragende Grundlage für die Weiterentwicklung dieses wichtigen Gebietes der Sozialpolitik.
Denn Gesetze sind, das wissen wir alle, nicht schon mit ihrer Verkündung Wirklichkeit, sondern erst dann, wenn sie voll umgesetzt worden sind. Das liegt beim Schwerbehindertengesetz noch ein ganz großes Stück des Weges vor uns. Vor allen Dingen hat sich die volle Angleichung der Rehabilitationsleistungen als besonders schwierig erwiesen. Wir haben bewußt Wert darauf gelegt, hierbei möglich wenig mit Verordnungen zu arbeiten und den vielen freien Trägern einen möglichst großen Spielraum zu lassen.
Das hat aber auch dazu geführt, daß die Einrichtung der Gesamtvereinbarungen, die sich zur Angleichung als notwendig erwiesen hat, auf Grund



Bundesminister Dr. Ehrenberg
der Vielzahl der Beteiligten lange Zeit gebraucht hat. Am 1. April 1977 ist die Gesamtvereinbarung über die Beteiligung der Bundesanstalt für Arbeit in Kraft getreten. Seit dem 1. Juli 1977 gibt es eine Gesamtvereinbarung über die Auskunft und Beratung Behinderter. Seit dem 1. Januar 1978 ist in einer Gesamtvereinbarung festgelegt, in welchen Fällen von welchen Rehabilitationsträgern vorläufige Leistungen zu gewähren sind. Schließlich ist am 1. Juli 1978 eine Gesamtvereinbarung abgeschlossen worden, die sicherstellen soll, daß in allen geeigneten Fällen, insbesondere wenn das Verfahren mehrere Maßnahmen umfaßt oder andere Träger und Stellen beteiligt sind, der zuständige Träger einen Gesamtplan aufzustellen hat. Gesamtvereinbarungen zur Vereinheitlichung der Leistungen liegen bisher nur im Entwurf zur einheitlichen Gewährung von Kraftfahrzeughilfen und zur einheitlichen Förderung des Behindertensports vor.
Meine Damen und Herren, wir beobachten diese Entwicklung sehr sorgfältig, und es ist kein Geheimnis, daß es sicher mit dem Erlaß von Verordnungen schneller gegangen wäre als mit dem Abschluß von Gesamtvereinbarungen. Trotzdem halte ich es für richtig, daß wir an dieser Einrichtung der Gesamtvereinbarungen festhalten. Wir müssen dann aber auch in Kauf nehmen, daß es länger dauert, als wenn es lediglich von der Exekutive verordnet wird.
Sie mögen aus all dem erkennen, daß es auf dem Gebiete der Rehabilitation keinen Stillstand gibt. Wir werden das Aktionsprogramm Rehabilitation kontinuierlich in allen Bereichen durchführen, und wir werden es fortschreiben. Diese Fortschreibung soll ebenso wie das Aktionsprogramm der Bundesregierung aus dem Jahre 1970 Ansporn und Aufforderung an alle sein, den Behinderten und den von einer Behinderung Bedrohten so weit wie möglich zu helfen.
Bei der Fortschreibung werden wir — um nur einige der Punkte anzusprechen — besonders das Problem der medizinischen Rehabilitation beachten und dabei die Erfahrungen verwerten, die wir bisher gewinnen konnten. Dabei werden wir insbesondere die Verbesserung des Verfahrens zur Meldung von Behinderungen und die Verbesserungen des Systems der Auskunft und Beratung anstreben. Im beruflichen Bereich müssen wir die Möglichkeiten für eine qualifizierte berufliche Bildung der Behinderten sichern und weiterentwickeln und insbesondere die betrieblichen Ausbildungsmöglichkeiten für behinderte Jugendliche vergrößern.
Wir müssen auch dafür sorgen, daß behinderte Kinder so weit wie möglich in den vorschulischen und den schulischen Bereich der nicht Behinderten integriert werden. Soweit dies jedoch nicht möglich ist, sollte ein bedarfsdeckendes Netz von vorschulischen und schulischen Einrichtungen für behinderte Kinder zur Verfügung gestellt werden. Die Teilnahme am Leben der Gemeinschaft durch Einrichtungen der Freizeitgestaltung, behindertengerechten Städtebau und allgemeine Bauplanung soll weiterhin intensiv gefördert und vorangebracht werden. Gerade für die Integration der Behinderten ist dies unbedingt notwendig.
Rehabilitation ist eine Herausforderung an die Gesellschaft insgesamt, die an der Glaubwürdigkeit ihrer sozialen Ziele gemessen wird. Wir sind allen dankbar, die in diesem Sinne mitgewirkt haben.

(Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

Bei dieser Gelegenheit möchte ich gern den zahlreichen Arbeitgebern danken, die loyal ihrer Beschäftigungspflicht nachkommen, ja, oft ein Übersoll leisten. Mit diesem Dank verbinde ich nochmals den Appell an die anderen, die noch nicht so weit sind, sich hier mit anzuschließen.

(Beifall)

Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat den Problemen der Eingliederung unserer behinderten Mitbürger in Beruf und Gesellschaft einen hohen politischen Stellenwert eingeräumt. Hierfür sprechen die zahlreichen gesetzlichen Maßnahmen, mit denen die Situation unserer behinderten Mitbürger verbessert worden ist: das Schwerbehindertengesetz, das Rehabilitationsangleichungsgesetz, das Gesetz über die Sozialversicherung Behinderter, die Leistungsverbesserungen für Behinderte in der Sozialhilfe, die Fortschritte bei der flexiblen Altersgrenze — bis hin zur Weiterentwicklung des gesamten sozialen Entschädigungsrechts.
Hierfür spricht auch die Leistung des Bundes in der Kriegsopferversorgung. Insgesamt haben sich die Aufwendungen für diesen Personenkreis trotz seines zahlenmäßigen Rückgangs um fast ein Viertel seit 1970 nahezu verdoppelt. Rund 12 Milliarden DM jährlich gibt der Bund in diesem Bereich aus.
Auf dem Gebiet der Rehabilitation — und zwar der beruflichen und der medizinischen — kann ich Ihnen heute auch die neuesten Zahlen nennen. Hier hat der Bund zur Förderung von Modell- und überregionalen Einrichtungen seit dem Jahre 1970 allein 491,5 Millionen DM aufgewandt, während in der Zeit von 1962 bis 1969 lediglich 51,4 Millionen DM aufgewendet wurden. Das, meine Damen und Herren, ist eine deutliche Dokumentation des Willens der Bundesregierung, sich dieses Problems bevorzugt anzunehmen.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Natürlich denken wir nicht daran, uns mit dem Geleisteten zufriedenzugeben. Wir werden uns weiterhin intensiv um die Verbesserung der Situation der Behinderten in Beruf und Gesellschaft bemühen.
Lassen Sie mich allen hieran Beteiligten ein ausdrückliches Wort des Dankes sagen, des Dankes für das Bemühen um diese Mitbürger in besonders schwierigen Lagen. Dabei darf ich den Dank an meinen Freund und Vorgänger, Walter Arendt, hervorheben, der auf diesem Gebiet Pionierarbeiten geleistet hat.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Walter, du kannst sicher sein: Wir werden das so fortsetzen.

(Beifall bei der SPD und der FDP)


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID0813600400
Meine Damen und Herren, bevor ich das Wort weitergebe, darf ich dem Hause



Präsident Carstens
mitteilen, daß der Anteil der Schwerbehinderten in der Bundestagsverwaltung 8,4% beträgt.

(Beifall bei allen Fraktionen) Das Wort hat Herr Abgeordneter Braun.


Gerhard Braun (CDU):
Rede ID: ID0813600500
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Zunächst einmal möchte ich feststellen, daß man, wenn man sich die Besetzung der Regierungsbank während dieser Debatte ansieht, den Eindruck gewinnen könnte, die Anliegen der Behinderten beträfen die Aufgaben nur eines Ressorts. Vor allen Dingen bedauern wir, daß bei dem heute morgen zur Diskussion stehenden Thema, wo es um Fragen der Gesundheit, der Familie und auch der Jugend geht, die zuständige Ministerin, Frau Huber, nicht anwesend ist.

(Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, Behindertenprobleme kann man nicht in Form eines Kästchendenkens lösen, sondern dabei handelt es sich um eine Frage, die alle angeht, nicht nur das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, sondern die gesamte Bundesregierung.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn man sich die Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der CDU/CSU-Fraktion ansieht, dann fällt ein Kernsatz auf, der aussagt, daß der beruflichen Rehabilitation besondere Bedeutung zukomme, weil Arbeit und Beruf Grundlage der wirtschaftlichen Existenz seien, die Persönlichkeit und das Selbstwertgefühl der Behinderten prägten und die Eingliederung ins Berufsleben wichtiger Bestandteil der sozialen Rehabilitation sei.
Herr Minister Ehrenberg, deswegen billigen auch wir von der CDU/CSU-Fraktion der Besetzung der Schwerbehindertenplätze eine so große Bedeutung zu. Nur bin ich der Meinung, es bringt uns nicht weiter, wenn wir heute darangehen, den Schwarzen Peter von der Bundesverwaltung an die Kommunal- und an die Länderverwaltungen weiterzugeben. Ich schließe mich Ihrem an alle gerichteten Appell an. Allerding sollten wir dabei auch berücksichtigen, daß gerade bei Bahn und Post einige zehntausend Stellen auf Grund der besonderen Struktur dieser beiden Unternehmen nicht besetzt werden können. Genauso ist es bei den Ländern, die auf Grund ihrer Struktur — etwa bei der Polizei — ihre Pflichtplätze zum Teil nicht besetzen können. Das liegt nicht daran, daß sie es nicht wollten, sondern — genauso wie bei Bahn und Post — an der besonderen Struktur.
Um den Grundsatz der sozialen Rehabilitation zu verwirklichen, müssen die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden. Daher ist die Aussage wesentlich, die beinhaltet, daß die Schaffung von Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten, die Förderung des Behindertensports, die Förderung von Maßnahmen zur Beseitigung baulicher und technischer Hindernisse sowie die Förderung des behindertengerechten Wohnungsbaus von besonderer Wichtigkeit sind.
Wir müssen allerdings zugeben, daß es noch nicht erreicht wurde, den Behinderten die Möglichkeiten zu bieten, trotz ihrer Beeinträchtigungen möglichst wie Nichtbehinderte am Gemeinschaftsleben teilzunehmen. Jedoch möchte ich dankbar anerkennen, daß in den letzten Jahren nicht zuletzt durch die Selbsthilfe der Behindertenverbände und durch die Verbände der Wohlfahrtspflege manches erreicht worden ist. Hier gebührt meines Erachtens ein herzliches Dankeswort den vielen freiwilligen Helfern, die durch ihren unermüdlichen Einsatz die Voraussetzungen dafür geschaffen haben, daß Behinderte am Gemeinschaftsleben teilnehmen können.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Aber, meine Damen und Herren, gerade in technischer und baulicher Hinsicht ist noch manches zu tun. Lassen Sie mich daher einige Punkte kurz ansprechen, die unseres Erachtens noch einer Verbesserung bedürfen.
In einer ausführlichen Stellungnahme hat mir der Bundesverkehrsminister mitgeteilt, welche Autobahnraststätten bereits über eine Rollstuhlzufahrt für Behinderte verfügen. Bei den Neubaumaßnahmen für Raststätten, Tankstellen usw. sind Behinderten-WCs grundsätzlich vorgesehen. Es ist aber auch notwendig, daß die vorhandenen Raststätten entsprechend behindertengerecht umgebaut werden. Ich möchte in diesem Zusammenhang den Verkehrsminister nochmals daran erinnern, daß er mir die Zusage gab, meine Anregungen aufzunehmen und in die alljährlich erscheinende Ferienbroschüre auch Hinweise auf behindertengerechte Raststätten zu geben.
Besondere Schwierigkeiten gibt es nach wie vor bei den Gebäuden, ob alt oder neu, in denen öffentliche Ämter einschließlich Bahn und Post untergebracht sind. Ich möchte hier meine Anregung wiederholen, daß in den Bundesbauverwaltungen jemand dafür verantwortlich zeichnet, daß jedes Bauvorhaben des Bundes dahin gehend überprüft wird, ob es von Behinderten und auch älteren Menschen genutzt werden kann.

(Beifall bei der CDU/CSU)

In diese Überprüfungen sollten auch die Fahrkartenautomaten auf Bahnhöfen einbezogen werden.

(Dr. Hammans [CDU/CSU] : Und die Telefone!)

Diese Prüfung ist nicht mit einer Stellenvermehrung verbunden. Es kommt nur darauf an, daß in jeder Verwaltung jemand verantwortlich zeichnet.
In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, daß in einer Reihe von Städten Behindertenbeiräte gebildet worden sind, die die Anliegen der behinderten Bürger vertreten.

(Hasinger [CDU/CSU] : Z. B. im Rhein-SiegKreis!)

Aus meiner engeren Heimat kenne ich die Tätigkeit des Behindertenbeirats der Stadt Solingen, der zu allen Bauvorhaben — Neubauten und Umbauten, Straßenbau usw. — Stellung nehmen kann und der es erreicht hat, daß im Rahmen einer verwaltungs-



Braun
internen Anordnung ausgesagt wird, daß bei all diesen Bauvorhaben der Behindertenbeirat zu hören ist. Das ist ein Beispiel, das zum Glück Schule macht und das ich anderen Städten und Kreisen zur Nachahmung empfehlen möchte.

(Beifall bei der CDU/CSU)

In den Städten, meine Damen und Herren, in denen die Behinderten selbst beteiligt werden, ihre Welt, in der sie leben müssen, mit zu gestalten, hört man keine Klagen über fehlende Parkplätze für Behinderte oder über fehlende Fernsprechzellen für Rollstuhlfahrer.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf das Bundesbaugesetz hinweisen, in dem der § 1 ausdrücklich bestimmt, daß bei der Aufstellung von Bauleitplänen die Belange von Personen, die nach ihren persönlichen Lebensumständen besonderer Hilfen und Einrichtungen bedürfen, insbesondere die Belange geistig und körperlich behinderter sowie alter Menschen zu berücksichtigen sind. Trotzdem mußte die Bundesregierung in ihrem Städtebaubericht noch darauf hinweisen, daß körperlich behinderte Menschen vielen Unzulänglichkeiten der baulichen Umwelt nach wie vor gegenüberstehen, obwohl die Arbeitsgemeinschaft der für das Bau-, Wohnungs- und Siedlungswesen zuständigen Minister und Senatoren der Länder Muster für Durchführungsverordnungen zu den Landesbauordnungen verabschiedete, in denen die Belange der Behinderten besonders berücksichtigt wurden. Hier müßte allerdings auch einmal überprüft werden, ob die festgelegten und heute gültigen Wohnflächengrößen noch ausreichend sind und der heutigen Zeit entsprechen.

(Hasinger [CDU/CSU]: Richtig!)

Meine Damen und Herren, besonders die Eltern schwerbehinderter Kinder stehen vor der Schwierigkeit, behindertengerechte Wohnungen zu finden, so daß oft unter größten finanziellen Opfern und Schwierigkeiten ein Eigenheim gebaut oder erworben werden muß. Aber hier ergibt sich gleich eine weitere Schwierigkeit, wenn nämlich Pflegegeld für Schwerbehinderte Familienangehörige nach dem Bundessozialhilfegesetz in Anspruch genommen wird. Aus den Unterlagen, die mir betroffene Eltern zur Verfügung gestellt haben, geht hervor, daß ein Haus, welches im Verkehrswert, nicht Einheitswert, teurer als ca. 135 000 DM ist, als verwertbares Vermögen angesehen wird.

(Vorsitz: Vizepräsident Dr. SchmittVockenhausen)

Das heißt im Klartext, daß entweder die Hilfe eingestellt oder nur als Darlehen gegen entsprechende Eintragung im Grundbuch weitergewährt wird. Hier sollten wir uns darauf verständigen, daß bei der demnächst anstehenden Änderung des Bundessozialhilfegesetzes in § 88 die Formulierung gefunden wird, die auch im Bundesversorgungsgesetz gefunden wurde, indem man das 2. Wohnungsbaugesetz zugrunde legte. Wir würden damit auch dem Geist des Schwerbehindertengesetzes entsprechen, das in § 45 ausdrücklich den Willen zum Ausdruck bringt, die
Vorschriften über Vergünstigungen für Behinderte so zu gestalten, daß die Vergünstigungen der Art und Schwere der Behinderung Rechnung tragen, und zwar unabhängig von der Ursache der Behinderung.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Zur Teilnahme am normalen Tagesleben gehört auch das Reisen mit der Bahn. In der hier zur Diskussion stehenden Antwort ist der Hinweis auf den eisenbahngerechten Rollstuhl enthalten. Dieser Rollstuhl wurde in den letzten Monaten in 20 Städten des Bundesgebiets getestet. Ich hatte Gelegenheit, mit Rollstuhlfahrern aus meinem Wahlkreis an einer Bahnfahrt teilzunehmen. Mein erster Eindruck: Ich betrachte diesen eisenbahngerechten Rollstuhl als einen ersten Schritt, von der unwürdigen und unmöglichen Regelung fortzukommen, daß Rollstuhlfahrer im Gepäckwagen befördert werden.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Es muß aber darüber hinaus möglichst auf europäischer Ebene ein behindertengerechter Eisenbahnwagen entwickelt werden, der nicht nur den Behinderten und Rollstuhlfahrern zugute kommen würde, sondern sicher auch vielen älteren Mitbürgern und besonders den Müttern mit Kinderwagen.

(Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Sehr gut!)

Der Kreis der Betroffenen ist überhaupt viel größer als die Gruppe der Rollstuhlfahrer. Das gilt beispielsweise auch für das Absenken von Bordsteinkanten. Hier wird oft fälschlicherweise gefragt: Wie viele Rollstuhlfahrer gibt es denn in unserer Stadt? Lohnen sich die Ausgaben? Viele Gehbehinderte und ältere Mitbürger haben ebenfalls ihre Schwierigkeiten mit den hohen Bordsteinkanten.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Abschließend eine Bemerkung zum Behindertensport. Hier ist eine Umwandlung im Gang: vom Versehrtensport, ursprünglich nur für die Kriegsversehrten, zum Sport für alle Behinderten, die allerdings leider noch recht zögernd in die bestehenden bisherigen Versehrtensportgemeinschaften kommen. Das liegt meines Erachtens nicht an Desinteresse, Herr Minister, sondern daran, daß die Bezuschussung bzw. Finanzierung des Behindertensports nach wie vor völlig unbefriedigend und völlig uneinheitlich ist. Das geschieht einmal nach dem Bundesversorgungsgesetz, dann nach der Unfallversicherung, in anderen Fällen auf Grund der Rentenversicherung, in weiteren Fällen nach der Krankenversicherung und schließlich auch nach dem Bundessozialhilfegesetz.
Die Antwort der Bundesregierung zu diesem Fragenkomplex ist unsicher und unbefriedigend. Wir vermissen eine klare Vorstellung der Regierung, wie hier eine Lösung angestrebt wird. Eine klare Lösung ist notwendig, und zwar bald.
Deswegen haben wir in unserem Entschließungsantrag besonders darauf hingewiesen — und wir müssen das im Ausschuß eingehend beraten —, daß die Schaffung einheitlicher Richtlinien dringend erforderlich ist. Gerade für den Behinderten sind der Sport, die Bewegung und auch die Pflege der Gemeinschaft von besonderer Bedeutung.



Braun
Zu dem Hinweis in der Antwort, daß der Bundesminister des Innern im Bereich des Behindertensports zentrale Maßnahmen der Behindertensportverbände fördert, möchte ich nur bemerken, daß wir hier darauf achten werden, daß tatsächlich, wie in der Antwort auf die Große Anfrage ausgeführt, eine Förderung dieser Maßnahmen nach den gleichen Kriterien erfolgt, die bei der Förderung der übrigen Bundessportfachverbände angewendet werden.
1980 findet nicht nur die Olympiade in Moskau statt, sondern auch die Behinderten-Olympiade in Arnheim in den Niederlanden. Wir erwarten, daß die behinderten Sportler, die an dieser Olympiade in Arnheim teilnehmen, in dem gleichen Umfange und in dem gleichen Maße gefördert werden wie die Sportler, die an den Olympischen Spielen in Moskau teilnehmen.

(Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD)

In diesem Zusammenhang gestatten Sie mir auch eine Bitte an die Presse, die diese Debatte sicher an den Lautsprechern verfolgt: Berichten Sie auch über die Sportler und über die Leistungen der Behinderten-Olympiade in Arnheim in gleichem Maße wie über die Olympischen Spiele in Moskau.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Die behinderten Sportler haben es verdient, daß ihre Leistungen auch von der Öffentlichkeit anerkannt werden.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0813600600
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Kirschner.

Klaus Kirschner (SPD):
Rede ID: ID0813600700
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Gestatten Sie mir zur Beschäftigungsquote von Behinderten im Bereich der Ministerien eine Vorbemerkung. Hier ist besonders positiv der Berliner Sozialsenator, unser ehemaliger Kollege Olaf Sund zu erwähnen, der in seinem Verantwortungsbereich 25 % Schwerbehinderte beschäftigt.

(Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Vielleicht könnte dies für andere Bundesländer ein Ansporn sein, ihre Beschäftigungsquote zu überprüfen, auch nachdem der Herr Bundestagspräsident erwähnt hat, wie hoch die Beschäftigungsquote im Bereich der Bundestagsverwaltung ist. Ich denke hier auch besonders an die Landesregierung von Baden-Württemberg, die, wie wir vom Bundesarbeitsminister erfahren haben, wegen Nichterfüllung der Quote Abgaben zu leisten hat. Ich meine, dies ist sicherlich kein besonders rühmliches Zeichen, auch nicht für Frau Griesinger.

(Burger [CDU/CSU] : So wie Hessen und Nordrhein-Westfalen auch!)

Meine Damen und Herren, die Sozialpolitik für Behinderte hat mit Beginn der sozialliberalen Koalition ihren Anfang und Aufschwung genommen. Seit 1969 sind schrittweise ganz erhebliche Fortschritte für die Behinderten verwirklicht worden. Deshalb gilt auch ein ganz besonderer Dank Walter Arendt für seine in diesem Bereich erworbenen unschätzbaren Verdienste.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Wir freuen uns aber auch, daß die Opposition einmal mehr die Gelegenheit sucht, sich selbst an den Erfolgen der sozialliberalen Koalition zu wärmen,

(Oh-Rufe und Lachen bei der CDU/CSU)

und uns damit die Möglichkeit gibt, darzustellen, was alles für die Eingliederung der Behinderten in Arbeit, Beruf, Gesellschaft, in die Berufs-, Wohn- und Freizeitwelt bisher geleistet worden ist.

(Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Das können Sie in Ihrem Ortsverein den Genossen erzählen, die nicht Bescheid wissen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

Sozialpolitik für Behinderte ist aber nicht nur ein Festtagsthema und schon gar nicht ein Thema, bei dem man sich mit der Bilanz des Erreichten zufriedengeben könnte. Wir haben dafür gesorgt, daß für die Behinderten nicht nur die Brotreste vom Tisch unserer Gesellschaft abfallen, sondern daß durch eine gesellschaftspolitisch verstandene Sozialpolitik, die in der historischen Verpflichtung des Humanismus und der deutschen Arbeiterbewegung steht, eine neue Qualität in der Sozialpolitik für Behinderte sich in sichtbaren Ergebnissen niedergeschlagen hat. Der schlagkräftige Beweis dafür ist die weitgehende Durchsetzung des Prinzips der Finalität.
Der Behindertensport ist einer jener Bereiche in der Sozialpolitik für Behinderte, wo es bisher noch nicht gelungen ist, dieses Prinzip der Finalität voll zu verwirklichen. Das Rehabilitationsangleichungsgesetz von 1974 hat den Behindertensport in Gruppen unter ärztlicher Betreuung als eine ergänzende Leistung der Rehabilitation genannt, die erbracht werden soll. Dies geschieht bisher nicht, nur unvollständig bzw. nur unkoordiniert. Der Gesetzesauftrag ist also auch nach mehr als vier Jahren, in denen das Reha-Angleichungsgesetz in Kraft ist, noch immer nicht erfüllt. Die ergänzende Leistung Behindertensport, ist um so wichtiger für alle Rehabilitanten, als es dabei nicht nur um begleitende oder nachsorgende medizinische Maßnahmen geht, sondern Behindertensport eine ganz wichtige Bedeutung für die soziale Wiedereingliederung in die Gesellschaft hat. Der Behinderte kann durch gemeinschaftliche sportliche Betätigung mehr als nur seine Behinderung überwinden, obwohl dies allein schon ein ausreichender Grund ist, auf die Erfüllung des Gesetzesauftrages von 1974 zu drängen.
In Ihrem 4. Sportbericht hat die Bundesregierung Zahlen darüber aufgeführt, wie viele Behinderte von 1970 bis 1977 das Versehrtensportabzeichen des Deutschen Sportbundes erworben haben. Die beachtlichen Zahlen zeigen: Der Behindertensport findet großes Interesse. Sport nicht als Hochleistungssport, sondern als Körperertüchtigung und Sport als Lebenshilfe finden großen Anklang. Der Versehrtensportverband könnte von sich aus für eine größere Verbreitung des Behindertensports mehr als bisher durch differenzierte Angebote und Werbung tun. Der Deutsche Sportbund ist aufgerufen, seinerseits



Kirschner
dazu aktiv zu werden. Die Attraktivität des Behindertensports ist nicht nur eine Frage der Kostenträgerschaft durch die Rehabilitationsträger, sondern es ist auch eine Frage der Sportorganisation.
Zu Recht hat daher Bundeskanzler Helmut Schmidt in seiner Rede auf der Arbeitstagung Sport, Gesundheit, Bildung der SPD am 20. November 1978 ausgeführt — ich zitiere, Herr Präsident —:
Aber an die Vereine auch eine Bitte: Vergessen Sie die Minderheiten und die Randgruppen nicht! Ich denke an geistig und körperlich Behinderte, die auf unsere Hilfe angewiesen sind, denen durch Sport und Bewegung sehr viel geholfen werden kann.
Am weitesten sind die Regelungen zur Durchführung des Behindertensportes nach dem Bundesversorgungsgesetz fortgeschritten. Für den Behindertensport von Kriegsopfern wurden allein in den Jahren von 1975 bis 1977 mehr als insgesamt 18 Millionen DM ausgegeben. 1978 waren es noch einmal mehr als 10 Millionen DM. Ob ähnlich hohe Aufwendungen, vergleichbarer Standard und ähnlicher Umfang des Behindertensports auch durch andere Rehabilitationsträger ermöglicht werden können und ob sie in dieser Weise erforderlich sind, muß sehr sorgfältig geprüft werden. Für Rehabilitanten der gesetzlichen Unfallversicherung sind allerdings die Maßstäbe ,des Behindertensports anzustreben, wie er für die Kriegsopfer angeboten wird. Die Selbstverwaltungen der Rehabilitationsträger haben bisher noch keine Gesamtvereinbarung über den Behindertensport zustande gebracht. Die Schwierigkeiten liegen zweifellos darin, daß hier eine Angleichung des materiellen Leistungsrechts erforderlich ist, wozu das Reha-Angleichungsgesetz keine ausreichende, zumindest keine ausreichend verpflichtende, Rechtsgrundlage bildet. Ob Rechtsanspruch oder Ermessensleistung, ob ohne oder nur mit ärztlicher Verordnung, ob zeitlich unbeschränkt oder zeitlich beschränkt, ob ambulant oder nur im Rahmen stationärer Behandlungsmaßnahmen, wie Kuren, diese Fragen müssen, wenn sie schon auf ,dem Wege der Vereinbarung zwischen den Rehabilitationsträgern bisher nicht gelöst werden konnten, vordringlich durch Rechtsverordnung der Bundesregierung in Angriff genommen werden.
Sport von Behinderten ist mehr als nur organisierter und aus öffentlichen Geldern finanzierter Behindertensport. Aber was macht ein Schwerbehinderter, der schwer gehbehindert ist, wenn er aus eigener Initiative die Möglichkeit nutzen will, wie jeder andere Bürger im öffentlichen Hallenbad zu schwimmen? Bis er ins Schwimmbecken kommt, muß er in den meisten Bädern einen Hindernislauf hinter sich bringen: Zu hohe Eingangstreppen, zu enge Umkleidekabinen, kein rutschfester Bodenbelag und vieles andere mehr können ihm dann deutlich machen, daß es mit der Beseitigung von baulichen und architektonischen Hindernissen für Behinderte noch nicht weit her ist.
Gemeinden, Länder und Bund müssen hier mit Initiativen vorangehen. Behörden, Theater, Konzertsäle und Museen, Sportstätten und Schulen müssen durch Auffahrtrampen oder Aufzüge alle Räume im Gebäudeinnern erreichbar machen. Auffahrtrampen und hydraulische Hebebühnen müssen den Zugang zu allen Fahrzeugen, die der Personenbeförderung dienen, also bei Straßenbahnen, Omnibussen, aber auch bei der Eisenbahn, für Behinderte ermöglichen. Die öffentliche Hand ist hier in einer besonderen Verantwortung. Die von ihr oder in ihrem Auftrag angebotenen Dienstleistungen müssen für alle Bürger und damit auch für den Behinderten erreichbar sein.
Es darf allerdings auch nicht verschwiegen werden, daß es gute Beispiele gibt. Am Essener Hauptbahnhof kann der Rollstuhlfahrer über einen besonderen Ruf einen Gepäckträger oder andere Hilfe für sich bestellen.
Die Beseitigung bereits vorhandener baulicher und technischer Hindernisse ist sicherlich nur in sehr begrenztem Umfang und auch nur allmählich möglich. Es kommt aber zumindest darauf an, bei der Bauplanung sicherzustellen, daß nicht neue, nicht weitere bauliche und architektonische Hindernisse für behinderte Mitbürger aufgebaut werden.

(Beifall bei der SPD)

Die Gedankenlosigkeit von Baubehörden, Architekten und Bauherren gegenüber den Behinderten läßt sich allerdings nicht durch Gesetzgebung allein überwinden. Der Politik und den Behörden auf allen drei Ebenen unseres föderalistischen Staates in Gemeinden, Ländern und Bund ist es in sehr kurzer Frist gelungen, unsere Städte, unsere Landschaft in einem schon erschreckenden Maße autofreundlich und verkehrsgerecht zu gestalten. Da sollte es auch möglich sein, daß dieselben Behörden, dieselben Verantwortlichen endlich auch in der Lage sind, unsere Städte, unsere Wohngebiete, den Straßenverkehr behindertenfreundlicher und behindertengerechter zu planen und zu gestalten.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Wenn Hindernisse für Autos kostenträchtig beseitigt werden, dann darf die Erfüllung der Forderung nach Beseitigung baulicher und technischer Hindernisse für Behinderte nicht am Geld scheitern. Ich rechne daher fest darauf, daß die Bundesregierung bei nächster Gelegenheit auch solche Maßnahmen im Interesse der Behinderten in ihren Förderkatalog aufnehmen wird.

Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0813600800
Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Jäger?

Klaus Kirschner (SPD):
Rede ID: ID0813600900
Bitte.

Claus Jäger (CDU):
Rede ID: ID0813601000
Herr Kollege Kirschner, teilen Sie meine Auffassung, daß es gerade unter den von Ihnen angesprochenen Gesichtspunkten eine besondere und zusätzliche Belastung für unsere behinderten Rollstuhlfahrer ist, wenn z. B., wie jetzt vorgesehen, der Personenverkehr auf Bundesbahnstrecken, die zu Heilbädern führen, eingestellt und statt dessen Omnibusverkehre einge-



Jäger (Wangen)

richtet werden sollen, weil es ihnen dadurch schwieriger wird, diese Kur- und Erholungseinrichtungen zu erreichen?

Klaus Kirschner (SPD):
Rede ID: ID0813601100
Herr Kollege Jäger, ich habe, glaube ich, klar erklärt, daß es Aufgabe aller öffentlichen Verkehrsträger sein muß, dafür zu sorgen, daß der Behinderte tatsächlich in der Lage ist, die öffentlichen Verkehrsmittel behindertengerecht zu benutzen.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich weiterfahren. Niemand, so meine ich, sollte sich hinter der vermeintlichen Kompetenz des jeweils anderen zu verstecken versuchen. Wenn immer wieder über zuviel Bürokratie in unserem Land gesprochen wird: Die für unsere behinderten Mitbürger oftmals noch so unfreundlich gestaltete Umwelt beweist, daß das, was wir in den Behörden brauchen, nicht deren Verunsicherung ist, sondern Ermutigung zu mehr Initiative und Aktivität.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Seit 1969 sind mit Bundesmitteln weit über 13 000 Wohnungen bzw. Wohnplätze für Schwerbehinderte im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus gefördert worden. Modellwohnungen mit unterschiedlichen Wohnformen für Behinderte je nach der Art ihrer Behinderung gibt es z. B. in Bonn, Berlin und Hamburg. Was an diesen Wohnungen modellhaft ist, muß aber noch mehr als bisher öffentlichkeitswirksam gemacht werden.
Architekten und Bauherren müssen wissen, daß die Eingänge zu Gebäuden grundsätzlich stufenlos erreichbar sein müssen, sowohl für Behinderte als auch für Eltern, die ihr Kleinkind noch im Kinderwagen fahren. Haustüren müssen eine Mindestdurchgangsbreite von 95 cm aufweisen. Haustürklingeln und Briefkästen müssen im Bewegungsbereich des Behinderten liegen. Wohnungs-, Zimmer- und Außentüren, auch die zum Balkon oder zur Terrasse, müssen breit genug und dürfen nicht mit Schwellen versehen sein. Wohnungen für Schwerbehinderte erfordern eine besondere Ausstattung, die dem Leiden und den besonderen Lebensbedürfnissen angepaßt ist. Dies gilt besonders für die sanitären Einrichtungen. Da muß es eine Umsteigemöglichkeit von einem Zimmerrollstuhl in einen Duschrollstuhl geben. Da muß der Rollstuhl neben der Toilette Platz haben. Im Bad muß es wegen der erhöhten Unfallgefahr für den Behinderten eine Rufanlage geben.
Lassen Sie mich mit folgendem Kernsatz abschließen:
Die Behinderten dürfen im täglichen Leben nicht Umweltbedingungen vorfinden, die sie ständig und schmerzlich an die Tatsache ihrer Behinderung erinnern und sie von der Teilnahme am gesellschaftlichen und kulturellen Leben ausschließen.
Dies ist der Kernsatz bezüglich der Beseitigung baulicher und technischer Hindernisse aus dem Aktionsprogramm der Bundesregierung zur Förderung der
Rehabilitation von Behinderten von 1970. In diesem ganz wichtigen Punkt ist der Appell bei den Adressaten noch nicht richtig angekommen. Der Nachholbedarf bei der Beseitigung baulicher und technischer Hindernisse ist immens.
Die auf Veranlassung und unter Mitwirkung der Bundesregierung erstellten DIN-Normen haben als Planungsgrundlagen die Erwartungen bisher nicht erfüllen können. Es muß daher nach Auffassung der SPD geprüft werden, ob in Zukunft auf gesetzlicher Grundlage eine zwischen Bund, Ländern und Gemeinden koordinierte Regelung getroffen werden sollte, die alle öffentlichen und privaten Bauträger zur Einhaltung bestimmter Mindestvorschriften im Hinblick auf Erleichterungen für Behinderte verpflichtet.

(Beifall bei der SPD und der FDP)


Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0813601200
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Eimer.

Norbert Eimer (FDP):
Rede ID: ID0813601300
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zu Beginn meiner Ausführungen möchte ich der Opposition für die Große Anfrage danken, gab sie doch der Regierung und den sie tragenden Parteien Gelegenheit, in einer, wie ich meine, eindrucksvollen Leistungsbilanz alles das aufzuzählen, was auf dem Gebiet der Behindertenpolitik und der Rehabilitation bisher getan wurde. Ich meine, auch dem Arbeitsminister und seinem Vorgänger muß hier für die geleistete Arbeit Dank gesagt werden.

(Beifall bei der FDP und der SPD)

Den Vorwurf von Herrn Burger, daß die Antwort auf die Große Anfrage nicht in die Zukunft hinein weise, möchte ich zurückweisen. Herr Burger, Ihre Fragen waren in erster Linie auf eine Bestandsaufnahme und auf die Vergangenheit gerichtet. Ein Teil der Vorwürfe — das haben Sie allerdings deutlich gemacht — geht auch an die Adresse der Länder, Kommunen und Selbstverwaltung. Die Anregungen, die Sie uns geben, wollen wir gerne prüfen und gemeinsam mit Ihnen versuchen, diesen Anregungen zum Nutzen der Behinderten Rechnung zu tragen.
Die Politik dieser Regierung und der sie tragenden Parteien steht in bezug auf Behinderte unter drei Gesichtspunkten. Erstens ist die Verhinderung von Behinderungen zu nennen, zweitens die Gewährung von — sowohl materieller als auch rechtlicher — Hilfe und drittens das Problem der Eingliederung von Behinderten in Beruf und Gesellschaft.
Was den ersten Punkt, die Verhinderung von Behinderungen, angeht, so will ich Sie an die Haushaltsdebatte erinnern. Dort sprach ich — allerdings unter anderen Voraussetzungen — die Vorsorgeuntersuchung bei Schwangeren an.
Herr Kollege Burger, Sie haben dieses Thema dankenswerterweise auch angesprochen. Im Zusammenhang mit den Früherkennungsuntersuchungen für Kinder in den ersten vier Lebensjahren sind die Voraussetzungen dafür geschaffen worden, daß



Eimer (Fürth)

durch rechtzeitige Maßnahmen Behinderungen nicht entstehen oder Behinderungen so rechtzeitig entdeckt werden, daß Maßnahmen zur Behebung oder Linderung erfolgreich angewandt werden können bzw. könnten. Was uns nicht befriedigt, ist die Tatsache, daß diese Untersuchungen nicht in dem Umfang angenommen werden, wie es nötig ist und wir es uns alle wünschten. Hier muß uns noch einiges einfallen. Herr Burger, ich wäre Ihnen sehr dankbar gewesen, wenn meine Vorschläge, die ich z. B. in der Haushaltsdebatte unterbreitet habe — Koppelung der Vorsorgeuntersuchungen an eventuelle Zahlungen; Sie können dies nachlesen —, damals Ihre Unterstützung gefunden hätten.
In Frage 7 der Opposition, die sich darauf bezieht, wird in der Formulierung zu stark auf die statistische Erfassung abgestellt. Letztere ist zwar wichtig, reicht aber, wie ich glaube, nicht aus. Wir müssen uns vor allem darüber Gedanken machen, wie mir mit dieser Erfassung auch gleichzeitig die Schäden verhindern können.

(Burger [CDU/CSU] : Das ist das Wichtigste!)

Es ist eine Quelle ständigen Ärgernisses für Behinderte — das haben meine Vorredner schon angesprochen —, wenn sie in Städten, Häusern, Behörden feststellen müssen, daß an sie nicht gedacht wurde, daß sie ohne fremde Hilfe nicht weiterkommen. In unserer bebauten Umwelt müssen gerade für Behinderte bessere Bedingungen geschaffen werden. Das Bundesbaugesetz ist in dieser Hinsicht sehr eindeutig. Wir wissen aber, daß unsere Städte nicht erst seit 1969 stehen. Bei zukünftigen Bauten werden alle erforderlichen Maßnahmen getroffen. Alles beansprucht nun einmal eine gewisse Zeit, ob uns dies paßt oder nicht.
Ich will ein Beispiel anführen. Die herkömmlichen Telefonzellen sind für Behinderte im Rollstuhl nicht geeignet. Es gibt eine Norm für Telefonzellen für Rollstuhlfahrer.
Solche Zellen werden in zunehmendem Maße eingerichtet. Wir können aber natürlich nicht in einer Aktion sämtliche Telefonzellen ändern.
Mein Kollege Braun sprach in seiner Rede von der Überprüfung der Fahrkartenautomaten auf Bahnhöfen. Sie sollten seiner Meinung nach behindertengerecht gestaltet werden. Herr Kollege, ich meine, wenn es dazu kommt, daß Behinderte in Zukunft kostenlos mit der Bundesbahn fahren können, erübrigt sich diese Überprüfung. Dies ist, wie ich glaube, die bessere Maßnahme für Behinderte.

(Beifall bei der FDP — Braun [CDU/CSU]: Das gilt nur für den Nahverkehr!)

— Ja, gut, aber was den Fernverkehr angeht, so wissen Sie, daß Behinderte normalerweise eine Begleitperson haben. Im übrigen können Sie für den Fernverkehr keine Fahrkarten aus dem Automaten besorgen, so daß sich eine Überprüfung der Automaten erübrigen würde.
Es gilt jedoch, eine Reihe von Maßnahmen in Angriff zu nehmen, die den Bereich Werkstätten/Ausbildung betreffen. Ich meine hier zwar nicht so sehr die Frage nach einer Rechtsverordnung für Werkstätten — die Antwort der Bundesregierung auf die Frage 14 zeigt überzeugend, daß die bisherigen Grundsätze zur Konzeption der Werkstatt für Behinderte gut anwendbar sind —; gleichwohl freuen wir uns, daß diese Rechtsverordnung, wie heute angekündigt worden ist, noch in diesem Jahr vorgelegt werden soll.
Bei Besichtigungen von Behindertenwerkstätten konnte ich feststellen, daß die Werkstätten zur Zeit nicht über einen Auftragsmangel klagen konnten. Es wurden aber Befürchtungen geäußert, daß sich Betriebe durch die Vergabe von Arbeiten an die Werkstätten von der Quote bzw. von der Ausgleichsabgabe freikaufen könnten.
Ich meine aber, daß die Beschäftigung von Behinderten in diesen Werkstätten nur die zweitbeste Lösung ist. Besser ist es, wir beschäftigen Behinderte in Betrieben, wir integrieren sie, soweit das möglich ist, beruflich und gesellschaftlich. Wir sollten uns deshalb Gedanken darüber machen, wie wir das Freikaufen von der Quote bzw. von der Ausgleichsabgabe verhindern können. Die Werkstätten sind zwar wichtig, aber ich meine, daß es, wie gesagt, für die Behinderten besser ist, in Betrieben arbeiten zu können.
Bei der Beschäftigung von Behinderten in Werkstätten sollten wir, meine Damen und Herren, allerdings darauf achten, daß die Ansprüche an die Leistung der Behinderten nicht zu hoch angesetzt werden, weil wir sonst eine Gruppe von Behinderten bekommen, für die Beschäftigung auch als Therapiemaßnahme in Werkstätten nicht mehr möglich ist.
In diesem Zusammenhang möchte ich die Überlegung anstellen, ob es nicht zweckmäßig ist, eine Mindestentlohnung für Behinderte in Werkstätten sicherzustellen. Die Träger der Sozialhilfe zahlen pro Platz einen Pauschalbetrag von zirka 8 000 bis 12 000 DM jährlich. Sie lassen sich zur Verminderung dieses Aufwandes 20 bis 40 % des durch die Arbeit Eingenommenen wieder auszahlen mit der Folge, daß für Lohnzahlungen kaum Geld übrigbleibt. Ich meine, wir sollten uns hier Gedanken machen, damit eine entsprechende Entlohnung für Behinderte möglich ist.

(Beifall bei der FDP)

Wir haben auf dem Gebiet der Rehabilitation Behinderter aber noch einige andere Schwachstellen. Eine dieser Schwachstellen betrifft lernschwache und lernbehinderte Jugendliche. Ich möchte der Bundesregierung in diesem Zusammenhang für die Unterstützung der Modellversuche ausdrücklich danken, die zur Zeit bei einigen Handwerkskammern durchgeführt werden, die sich für die Förderung dieses Kreises junger Menschen in hervorragender Weise einsetzen. Ich möchte hier an dieser Stelle meinen Dank wiederholen, den ich den Kammern bereits bei der Diskussion über die Zukunftschancen der jungen Generation ausgesprochen habe.
Gleichzeitig richte ich hiermit die Bitte an die Bildungspolitiker, und zwar hauptsächlich an die in



Eimer (Fürth)

den Ländern, die Konzepte für Lernbehinderte in Schulen zu überdenken und die bestehenden Konzepte zu verbessern. Es geht darum, daß wir diese Jugendlichen nicht in Sonderschulen isolieren, sondern darum, daß wir sie fördern, damit sie wieder in die „normalen" Schulen eingegliedert werden können.
Lassen Sie mich zum Schluß auf einen Punkt zu sprechen kommen, auf den wir alle stolz sind. Ich meine den Kündigungsschutz. In Gesprächen mit Behinderten — das werden mir meine Kollegen, die auf diesem Gebiet arbeiten, sicher bestätigen können — war gerade der Kündigungsschutz immer wieder Gegenstand von Angriffen gegen uns. Gerade der Kündigungsschutz war immer wieder heftiger Kritik ausgesetzt. Es wurde von den Behinderten behauptet, daß dieser Kündigungsschutz vor allem ein Schutz für diejenigen ist, die einen Arbeitsplatz haben, daß er aber eine Barriere für diejenigen aufbaut, die noch keinen Arbeitsplatz haben, die sich also einen Arbeitsplatz suchen. Sie behaupten — ich kann das eigentlich nur bestätigen, daß viele Unternehmen Angst haben, Behinderte einzustellen, weil sie glauben, sie könnten dann auf Grund des verstärkten Kündigungsschutzes diese Behinderten, wenn sie nicht geeignet sind, nicht mehr loswerden.
Das ist ein Punkt, über den nachzudenken sich lohnt, nämlich wie wir den Kündigungsschutz erhalten, aber die negativen Auswirkungen für diejenigen Behinderten, die zur Zeit noch keinen Arbeitsplatz haben, beseitigen.

(Beifall bei der FDP)

Der bisherige Stil der Auseinandersetzung gibt mir die Hoffnung, daß wir alle Punkte, die wir, glaube ich, gemeinsam erkennen, im Ausschuß gründlich beraten und in Zukunft zu guten Ergebnissen für die Behinderten bei den Punkten kommen können, die heute noch offen sind.

(Beifall)


Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0813601400
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Geisenhofer.

Franz Xaver Geisenhofer (CSU):
Rede ID: ID0813601500
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In meinen Ausführungen nehme ich zur Antwort der Bundesregie rung auf die Fragen 12 und 14 der Großen Anfrage der CDU/CSU Stellung.
Zunächst zur Frage 14. Hier hat die CDU/CSU die kritische Frage gestellt, warum die Bundesregierung die Rechtsverordnung nach § 55 über die endgültige Anerkennung von Behindertenwerkstätten vier Jahre nach Inkrafttreten des Behindertengesetzes immer noch nicht erlassen hat.

(Hasinger [CDU/CSU] : Leider wahr!)

Das vorläufige Anerkennungsverfahren, wie es gehandhabt wird, beseitigt die entstandene Rechtsunsicherheit bei den Werkstätten nicht. Aus der Antwort der Bundesregierung vom 16. Oktober 1978 geht hervor, daß der Bundesminister für Arbeit die Rechtsverordnung noch 1978 vorlegen wird. Meine Damen und Herren, jetzt befinden wir uns im Februar 1979, und das Versprechen ist immer noch nicht eingelöst.

Dr. Herbert Ehrenberg (SPD):
Rede ID: ID0813601600
Wäre es nicht besser, das Einverständnis der Verbände zu suchen, statt um ihr Verständnis zu ringen?

(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Kollege Burger hat mit Recht gesagt, die Antwort der Bundesregierung weise in den meisten Bereichen in die Vergangenheit zurück, sie sei vergangenheitsbezogen. Das trifft gerade bezüglich der Rechtsverordnung zu; denn die Behindertenverbände und die Werkstätten warten auf diese Rechtsverordnung, die ja das Schicksal der Werkstätten für die Zukunft bestimmt.

(Hasinger [CDU/CSU]: So ist es!)

Herr Kollege Kirschner, das sind Versäumnisse der Bundesregierung. Ich weise mit Nachdruck Ihre Vorwürfe gegenüber der Union zurück.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich habe soeben mit Herrn Vizepräsident Stücklen gesprochen. Er könnte ein trauriges Lied über die unglaubliche Bürokratie singen, die bei der vorläufigen Anerkennung einer Behindertenwerkstätte in Weißenburg zutage getreten ist, wo man dem Träger unmögliche Auflagen gemacht hat.

(Hasinger [CDU/CSU] : Hört! Hört!)

Wir von der Union können uns des Eindrucks nicht erwehren, daß die Bundesregierung die Vorlage der Rechtsverordnung bewußt solange hinausgezögert hat, bis die Debatte der Großen Anfrage der CDU/CSU-Fraktion im Plenum gelaufen ist. Die Bundesregierung erweckt in ihrer Antwort den Eindruck, als sei die Rechtsverordnung von ihr optimal vorbereitet und nur deshalb noch nicht erlassen worden, weil sie sich angeblich kluge sachdienliche Zurückhaltung auferlegt habe. Die Bundesregierung tut so, als wäre alles in bester Ordnung und praxisgerecht für die 35 000 Behinderten in den Werkstätten geregelt. Dem aber ist nicht so.
Es ist höchst unbefriedigend, heute über die Rechtsverordnung zu sprechen, bevor sie vorliegt und bevor Klarheit darüber besteht, wer eigentlich die Zeche zu bezahlen hat. Zu dieser Klarheit gehört auch, daß sich die Bundesanstalt für Arbeit endlich in dem Maße an den Werkstattkosten beteiligt, wie es entsprechend ihrem tatsächlichen Gewicht und Einfluß nach § 55 des Schwerbehindertengesetzes sein sollte.
In der Antwort auf die Große Anfrage der CDU/ CSU-Fraktion weist die Bundesregierung mit Stolz darauf hin, daß von 289 antragstellenden Werkstätten bereits 258 anerkannt wurden. So begrüßenswert diese Zahl ist, so kann uns das Schicksal der Tausenden Behinderten in den 31 nicht anerkannten Werkstätten nicht gleichgültig sein.

(Egert [SPD]: Richtig!)




Geisenhofer
Es ist unbefriedigend, wenn ausgerechnet die Gruppe der Schwerstbehinderten an den Errungenschaften des Schwerbehindertengesetzes nicht oder nicht voll teilnehmen kann. Das ist der Fall, wenn die vorgenannte Rechtsverordnung der Bundesregierung und die neuesten Durchführungsanweisungen der Bundesanstalt für Arbeit so, wie sie geplant und uns bekanntgeworden sind, tatsächlich angewandt werden.
Es muß befürchtet werden, daß Werkstätten für Behinderte, die sich der Schwerstbehinderten mit erhöhtem Pflege- und Betreuungsaufwand annehmen, die Anerkennung nach § 55 des Schwerbehindertengesetzes nicht erreichen werden. Darüber hinaus muß befürchtet werden, daß diese Werkstätten dann auch auf die Mittel der Ausgleichsabgabe sowie auf die Aufträge der Industrie und der öffentlichen Hand verzichten müssen. Schließlich muß befürchtet werden, daß keinem Behinderten innerhalb dieser Werkstatt zum Anrecht auf die Sozialversicherung verholfen werden. kann.
Diese für die Schwerbehinderten rückschrittliche Entwicklung muß von den am schwersten Betroffenen unbedingt abgewendet werden. Ein anderes Verhalten stünde im Widerspruch zu der begrüßenswerten Erklärung der Bundesregierung in der Antwort zur Frage 6, wonach sich die Bundesregierung bei der Verbesserung der Situation der Behinderten von humanitären sowie sozialen und gesellschaftspolitischen Erwägungen leiten läßt, denen gegenüber wirtschaftliche Überlegungen zurücktreten müssen. Was die praktische Anwendung dieser richtigen Aussage im Zusammenhang mit der zu erwartenden Rechtsverordnung betrifft, werden wir die Bundesregierung beim Wort nehmen.
Bezüglich des Begriffs einheitliche Werkstatt genügt es nicht, darunter nur die räumliche Unterbringung der Behinderten unter einem Dach zu verstehen, sondern es muß die Eingliederung aller gemeinschaftsfähigen Behinderten ermöglicht werden. Auf diese Weise sollen unnötige Kosten für Extraeinrichtungen vermieden werden. Diese Auslegung steht nicht im Widerspruch zu § 52 des Schwerbehindertengesetzes. Im Gegenteil: Sie deckt sich voll mit dem Willen des Gesetzgebers. Die CDU/CSU- Fraktion legt Wert darauf, daß im Einvernehmen mit den Behindertenverbänden und der Bundesarbeitsgemeinschaft für Werkstätten eine zufriedenstellende Lösung gefunden wird, die deren Konzeption vom September 1978 berücksichtigt.
Die CDU/CSU-Fraktion fordert die Bundesregierung auf, auch auf das Schicksal der sonstigen Werkstätten für Behinderte zu achten. So beklagt sich eine Werktstatt mit 50 Behinderten, daß sie die Anerkennungsauflage der Bundesanstalt für Arbeit bis zum Ablauf der Übergangsperiode am 30. April 1979 nicht mehr erfüllen könne, zumal ein von der Arbeitsverwaltung dem Betrieb nahegelegter Verbund einfach nicht realisierbar sei. Eine Hilfe für diese und andere Einrichtungen wäre es, wenn in der neuen Rechtsverordnung verankert wird, daß bisher gleichbehandelten Einrichtungen, die die Auflage der Bundesanstalt noch nicht erfüllt haben, eine vorläufige Anerkennung bis zum Ablauf des Jahres 1982 gewährt wird.
Ein schwerwiegendes Problem kommt auch darin zum Ausdruck, daß bei der Arbeitsverwaltung ca. 60 000 Schwerbehinderte als arbeitslos gemeldet sind. Der Herr Bundesarbeitsminister hat dieses Problem ebenfalls angesprochen. Von diesem Personenkreis ist eine Vielzahl wegen Art und Schwere der Behinderung und wegen der verschärften Arbeitsanforderungen noch nicht in der Lage, eine baldige Eingliederung in den Betrieb bzw. auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu erreichen.
Was den letztgenannten Personenkreis betrifft, ersuchen wir die Bundesregierung, in Verbindung mit der Bundesarbeitsgemeinschaft für Werkstätten zu prüfen, ob diese Behinderten in die Werkstätten aufgenommen werden können, ohne eine Verdrängungsgefahr für die jetzt in den Werkstätten befindlichen Behinderten auszulösen. Wir haben dieses Anliegen auch in Ziffer 7 der Entschließung angesprochen.
Eine sachgerechte und sichere Aufbringung der Mittel für die Werkstätten setzt voraus, daß die Bundesanstalt für Arbeit ihre bisherige negative Haltung aufgibt, den § 9 Abs. 2 der Anordnung über die Rehabilitation abschafft und endlich neben den Trägern der Sozialhilfe einen angemessenen Teil der ungedeckten Kosten der Werkstätten übernimmt, mindestens die Kosten des Trainingsbereichs und solche, die nach Abschluß des Trainingsbereichs entstehen.
Bisher beschränkt die Bundesanstalt für Arbeit ihre Leistungen noch immer auf die relativ wenigen Behinderten in Werkstätten mit mindestens einem Drittel der Leistungsfähigkeit eines Nichtbehinderten. Diese Förderungen erhalten kaum 10 % der Werkstattinsassen. Die gesamten übrigen ungedeckten Kosten für die zirka 90 % weniger leistungsfähigen Behinderten müssen derzeit fast ausnahmslos die Sozialhilfeträger übernehmen. Dieses wichtige Anliegen sprechen wir in Ziffer 7 des Entschließungsantrages an.
Von einem Teil der Verbände werden Beschwerden geführt, die einer Prüfung bedürfen. Kritisiert wird, daß der Hauptkostenträger, nämlich die Sozialhilfe, im Rehabilitations-Ausgleichsgesetz nicht als Rehabilitationsträger genannt ist, daß zweitens die Frage noch ungelöst ist, wer durch die Behinderung bedingte Mehraufwendungen im Produktionsbereich für die Behinderten übernimmt. Drittens. Von einigen Behindertenverbänden wird die Forderung erhoben, auch für die Behinderten in den Werkstätten eine dreijährige berufliche Ausbildungszeit zu verlangen und einheitliche Berufsbilder zu schaffen. Viertens. Während sich die Regelung nach der Verrechnung von Industrieaufträgen auf die Ausgleichsabgabe bewährt hat, kommt die öffentliche Hand ihren Verpflichtungen kaum nach.
Bezüglich der Frage 12 stimmen wir mit der Antwort der Bundesregierung überein, daß sich die Sozialversicherung für Behinderte positiv auswirkt. Offen bleiben einige wesentliche Mängel des Gesetzes, vor allem der gewaltige Verwaltungsauf-



Geisenhofer
wand der Träger, die sich beschweren, daß sie zum Teil bis zu 50 verschiedene Krankenkassen bei der Abrechnung berücksichtigen müssen. Hier wird die Bundesregierung zum Zwecke der Verwaltungsvereinfachung ersucht, zu prüfen, ob auf Landesebene ein Pool eingerichtet werden kann, aus dem die Kassen einerseits und die Werkstätten andererseits einfacher bedient werden können. Offen bleibt auch die Geschicklichkeit mancher Sozialhilfeträger, Gruppen von Behinderten von der Regelung des Gesetzes auszunehmen. Offen bleibt ferner die Lage der psychisch Kranken und der Behinderten, die in nicht anerkannten Werkstätten arbeiten, vor allem in therapeutischen Werkstätten der Landeskrankenhäuser. Die Träger dieser Häuser haben kein Interesse, ihre Werkstätten anerkennen zu lassen, weil sie die großen Kosten der Sozialversicherung fürchten.
Wir fordern die Bundesregierung auf, die kritischen Bemerkungen der CDU/CSU-Fraktion bei der Rechtsverordnung zu berücksichtigen. Die CDU/ CSU-Fraktion sagt allen Frauen und Männern, die sich in den Werkstätten und auf allen Ebenen der Behindertenfürsorge verdient gemacht haben und die tagtäglich eine Unsumme von Opfern und Mühen auf sich nehmen, Dank und Anerkennung.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0813601700
Das Wort hat der Abgeordnete Nehm.

Albert Nehm (SPD):
Rede ID: ID0813601800
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ein wesentliches Instrument zur Eingliederung Behinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft ist das Schwerbehindertengesetz. Alle Behinderten haben seit dem 1. Mai 1974 ein Sonderrecht auf Beschäftigung und Sicherung ihrer Arbeitsplätze. Die Arbeitsmarktsituation für diesen Personenkreis hat sich mit dem Schwerbehindertengesetz entscheidend verbessert. Sie ist keineswegs befriedigend, aber sie wäre ohne das Schwerbehindertengesetz bei weitem nicht so, wie sie heute tatsächlich ist.
Der Kündigungsschutz nach dem Schwerbehindertengesetz muß strenger gehandhabt werden. Die Hauptfürsorgestellen müssen bei der Praxis der Genehmigung von Arbeitgeberkündigungen einen strengen Maßstab anlegen. Bei Überbrückungshilfen nach ausgehandelten Sozialplänen wird für den Behinderten eine allzu oft kurzsichtige Rechnung aufgemacht, weil der Behinderte es ja sehr viel schwerer hat, später wieder einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden.
Das System der Beschäftigungspflicht nach dem Schwerbehindertengesetz hat sich hervorragend bewährt. Leider wird die Beschäftigungspflichtquote immer noch nicht von allen Arbeitgebern erfüllt, auch nicht von der öffentlichen Hand. Positiv zu werten ist, daß die Zahl der besetzten Pflichtplätze kontinuierlich gestiegen ist. Bei rund 16,4 Millionen zu zählenden Arbeitsplätzen gibt es rund 980 000 Pflichtplätze, also 6 %. Im Oktober 1975 waren 623 000 Plätze besetzt, also 3,8 %. Im Oktober 1976 waren es 671 000 Plätze, also 4,1 %. Bis Ende 1977 stieg die Zahl der besetzten Plätze auf 737 000, also 4,5%. Es wird geschätzt, daß Ende letzten Jahres die Quote auf 4,8 % gestiegen ist, und Ende dieses Jahres dürften 5 % erreicht werden.
Die Pflichtquote zur Beschäftigung Schwerbehinderter ist nicht, wie von seiten der Opposition behauptet wird, zu hoch bemessen. Ein Überhang, eine Vermittlungsreserve an Pflichtplätzen ist notwendig, um den Bedarf an Arbeits- und Ausbildungsplätzen für Schwerbehinderte zu decken.

(Zustimmung bei der SPD der FDP)

Voll- und teilzeitarbeitslose Schwerbehinderte sind unterzubringen. Die schwerbehinderten Schulabgänger sowie die Absolventen außerbetrieblicher beruflicher Bildungs- und Rehabilitationseinrichtungen müssen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt erhalten können. Wenn es richtig ist, daß die sogenannte Erfüllungsquote im nächsten Jahr auf 5,2 % steigt, muß man sich im Gegenteil fragen, ob die Pflichtquote mit 6 % noch richtig bemesen ist.
Die Ausgleichsabgabe, die für jeden nicht besetzten Pflichtplatz zu zahlen ist, beträgt seit 1974 unverändert 100 DM je Monat. Ich halte die Frage für berechtigt, ob die Ausgleichsabgabe, die 1974 richtig bemessen war, auch fast fünf Jahre später noch als angemessen erscheinen kann.
Die Verbessrung der Arbeitsmarktsituation ist eine allgemeine Notwendigkeit. Der Abbau der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter aber ist dabei eine vordringliche Aufgabe. Der Deutsche Bundestag hat die flexible Altersgrenze für Schwerbehinderte stufenweise herabgesetzt. Mit dem ersten und dem zweiten Sonderprogramm zur verstärkten Bereitstellung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen für Schwerbehinderte wurden die Vermittlungsbemühungen der Bundesanstalt für Arbeit und deren Vermittlungsoffensive unter Einsatz von mehr Vermittlern sinnvoll ergänzt. Im letzten Jahr konnten mit diesen Hilfen rund 9 600 Schwerbehinderte in Arbeit und Beruf eingegliedert werden, darunter 1 800 Jugendliche, die auf betriebliche Ausbildungsplätze vermittelt werden konnten.
Die Laufzeit des zweiten Sonderprogramms sollte um ein Jahr verlängert werden. Förderungsmittel sollten jedoch künftig nur noch an die Arbeitgeber vergeben werden, die ihre Beschäftigungspflicht nach dem Schwerbehindertengesetz bereits erfüllt haben und zusätzlich Schwerbehinderte einstellen oder wegen der geringen Zahl der Beschäftigten gar nicht beschäftigungspflichtig sind.
Mit Interesse stelle ich fest, daß auch die Opposition den Problemen derjenigen unserer behinderten Mitbürger, die auf Werkstätten für Behinderte angewiesen sind, ihre Aufmerksamkeit schenkt. Die Werkstatt für Behinderte ist aus verschiedenen Gründen unter allen Einrichtungsarten der beruflichen Rehabilitation diejenige, die die meisten Probleme aufwirft. Wir wären in dem Bemühen, die berufliche und soziale Integration dieser besonders betroffenen Behinderten voranzutreiben, übrigens ein gutes Stück weiter, wenn die sozialliberale Koalition nicht erst 1969 mit einer planmäßigen und zielgerichteten Politik für Behinderte hätte beginnen müssen.



Nehm
CDU-Regierungen hatten bis dahin so gut wie nichts vorzuweisen.

(Widerspruch bei der CDU/CSU)

Im Schwerbehindertengesetz von 1974 sind erstmals die Grundzüge einer einheitlichen Werkstattkonzeption entwickelt worden. Die Werkstätten sind danach primär Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation, die es einem großen Kreis von Schwerbehinderten erst ermöglicht, die ihnen verbliebenen Fähigkeiten zu entwickeln, einer Beschäftigung nachzugehen und einen angemessenen, leistungsorientierten Lohn zu verdienen, einen Lohn, der es ihnen ermöglicht, die Lebensgrundlage wenigstens zum Teil aus eigener Kraft sicherzustellen.
Die erreichten Fortschritte sind unverkennbar. Wir haben schon heute ca. 270 anerkannte Werkstätten mit ungefähr 36 000 Plätzen. Nach der absehbaren Bedarfslage muß das Angebot an Werkstättenplätzen aber auf 60 000 aufgestockt werden. Die Länder und Rehabilitationsträger sollten übrigens zur Finanzierung dieser wichtigen Aufgabe ihren Beitrag leisten. Wir erwarten, daß die Werkstättenverordnung Näheres über die fachlichen Anforderungen an die Werkstatt für Behinderte bestimmen wird.
Die Bundesregierung hat angeführt, weshalb es zweckmäßig war, die Verordnung nicht vorschnell zu erlassen. Wir wissen, daß der Bundesarbeitsminister bei der Vorbereitung der Rechtsverordnung jedenfalls mehr Gespür für partnerschaftliche Zusammenarbeit bewiesen hat als z. B. der niedersächsische Sozialminister, der die Behinderten und ihre Verbände mit einem Runderlaß vom 20. Oktober 1978 über sozialhilferechtliche Fragen im Zusammenhang mit der Werkstatt für Behinderte vor vollendete Tatsachen gestellt hat. Trotzdem: Die Zeit ist jetzt reif; die Werkstättenverordnung muß alsbald erlassen werden.
Die im Schwerbehindertengesetz festgelegte, mit dem Begriff „Mindestmaß an Leistungsvermögen" umschriebene Untergrenze für die Aufnahme in eine Werkstatt stellt sicher, daß die Werkstätten für alle Behinderten offenstehen, mit dem Ziel der Eingliederung in das Arbeitsleben gefördert werden können und wenigstens ein Minimum an Arbeitsleistung erreichen können.
Die Schwerbehinderten, die extrem pflegebedürftig, bettlägerig oder nicht gemeinschaftsfähig sind, dürfen nicht im Stich gelassen werden. Schwerbehinderte, die ausschließlich der Therapie, der Pflege und der Betreuung bedürfen, können nach unserer Vorstellung in Einrichtungen Aufnahme finden, die der Werkstatt räumlich und tatsächlich angegliedert sind, sofern Sondereinrichtungen — etwa auf dem flachen Land — mangels ausreichenden Bedarfs, nicht zur Verfügung stehen.
Die Werkstättenverordnung kann nicht alle Probleme im Werkstattbereich lösen. Unbefriedigend ist die Anordnung der Bundesanstalt für Arbeit über die Arbeits- und Berufsförderung Behinderter, die eine Leistungsfähigkeit von mindestens einem Drittel derjenigen eines Nichtbehinderten in vergleichbarer Funktion zur Voraussetzung für ihre Förderung macht. Außerdem ist die Rechtsstellung der Behinderten in den Werkstätten zu verbessern und das derzeit noch bescheidene Lohnniveau zu heben. Das Recht der Sozialhilfe sollte so geändert werden, daß insbesondere die im Arbeitsbereich der Werkstatt tätigen Behinderten stärker am Ertrag ihrer Arbeit beteiligt werden.

(Sehr wahr! bei der SPD)

Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion versteht sich seit jeher als Anwalt der Behinderten im Kampf um die Durchsetzung deren berechtigter Interessen.

(Beifall bei der SPD)

Die Leistungsbilanz, die wir und die von uns getragene Bundesregierung vorzeigen können, kann sich, gemessen auch an internationalen Maßstäben, sehen lassen. Wir Sozialdemokraten werden im Interesse der Behinderten unsere erfolgreiche Sozialpolitik für Behinderte energisch fortsetzen.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)


Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0813601900
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Hölscher.

Friedrich Hölscher (FDP):
Rede ID: ID0813602000
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vorab möchte ich sagen, daß ich die Große Anfrage der Opposition begrüße, weil sie uns Gelegenheit gibt, nicht nur Bilanz zu ziehen, sondern auch sachlich und kritisch einmal an Hand der Erfahrungen, die wir mit einigen Gesetzen inzwischen machen konnten, zu überprüfen, wo Mängel beseitigt werden müssen, wo Defizite abgebaut werden müssen. Deshalb ist dieses Thema auch nicht geeignet, parteipolitisches Kapital daraus zu schlagen.

(Beifall bei der CDU/CSU)

— Nur, meine Damen und Herren von der Opposition, ware gerade in Ihren Wortbeiträgen dieser Versuch zu erkennen.

(Zurufe von der CDU/CSU)

— Ja, Herr Kollege Burger, Sie sagen z. B., das Aktionsprogramm 70 sei verbraucht. Ich würde sagen: Das Aktionsprogramm 70 ist erfüllt. Hier ist etwas Positives anzumerken: ein Aktionsprogramm, das in der Umsetzung dazu geführt hat, daß wir uns im internationalen Maßstab mit unserer Behinderdengesetzgebung wirklich nicht nur sehen lassen können, sondern Beispiele gesetzt haben. In keinem Zeitraum bundesrepublikanischer Sozialpolitik wurde für die Behinderten soviel getan wie gerade in den letzten acht Jahren.

(Beifall bei der FDP und der SPD)

Dies haben wir gemeinsam getan. Dies ist im Ausschuß, wie wir uns als Sozialpolitiker alle erinnern können, auch in der letzten Legislaturperiode in großem Einvernehmen erfolgt. Ich denke, auch wenn wir öffentlich debattieren, sollte dies nicht verschwiegen werden.

(Zustimmung bei der CDU/CSU)




Hölscher
Ich möchte in diesem Zusammenhang dem ehemaligen Arbeitsminister Walter Arendt einen Dank abstatten, der gerade in diesem Bereich mit sehr großem persönlichen Engagement für die Lösung der anstehenden Probleme gesorgt hat.

(Beifall bei der FDP und der SPD)

Dies ist sicherlich keine Schmälerung der Verdienste des amtierenden Arbeitsministers.
Meine Damen und Herren, wenn wir auf die Sozialpolitik der letzten vier Jahre im Behindertenbereich zurückschauen, dann ragen hier zweifellos zwei Gesetze heraus. Es ist einmal das Schwerbehindertengesetz, und es ist zum anderen das Rehabilitationsangleichungsgesetz. Diese waren zweifellos die wichtigsten Gesetze, die der Bundestag im Rahmen des Aktionsprogramms zur Rehabilitation verabschiedet hat; denn beide Gesetze stellen sicher, daß gleiche Leistungen unabhängig von der Ursache der Behinderung erbracht werden. Vor allem durch das Rehabilitationsangleichungsgesetz wurde sichergestellt, daß unabhängig von der Ursache der Behinderung und unabhängig von Zuständigkeitsfragen weitgehend einheitliche Leistungen gewährt werden und ein möglichst nahtloses und zügiges Rehabilitationsverfahren stattfindet. Nun sind diese Gesetze vier Jahre in Kraft, und — ich sagte es schon — jetzt ist ein geeigneter Zeitpunkt, einmal Bilanz zu ziehen und auch einige kritische Anmerkungen zu machen.
Allgemein und für diese Gesetze im besonderen gilt, daß es wohl weniger gesetzlicher Korrekturen bedarf, sondern daß es vielmehr darum geht, Mängel in der praktischen Anwendung abzustellen,

(Dr. Becker [Frankfurt] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

Lücken zu schließen, insbesondere auch im institutionellen Bereich. Die Produktion von Gesetzen alleine bringt keinen Fortschritt für die Behinderten.

(Dr. Becker [Frankfurt] [CDU/CSU] : So ist es!)

Lassen Sie mich hierzu einige Anmerkungen machen.
In die Erfolgsbilanz gehört selbstverständlich hinein, daß z. B. bei der Eingliederung der Behinderten in den Beruf erhebliche Mittel, erhebliche Investitionskostenzuschüsse, Lohnkostenzuschüsse aufgewendet wurden, um arbeitslose Schwerbehinderte wieder in den Beruf zu bringen.
Auch die Herabsetzung der Altersgrenze, die wir kürzlich beschlossen haben — in zwei Stufen: von 62 auf 61 und von 61 auf 60 Jahre —, gehört hierzu; nicht zuletzt der Gesetzentwurf zur unentgeltlichen Beförderung von Behinderten im Nahverkehr und die Regelung für Begleitpersonen im Fernverkehr.
Herr Kollege Braun, um das nochmals anzusprechen: Auch mir wäre es lieber, wenn wir gemeinsam mit Ihren Freunden im Bundesrat — denn da hängt's fest — schnellstens dafür sorgen würden, daß wir diesen Gesetzentwurf verabschieden können. Dann brauchen wir uns nicht über behindertengerechte Fahrkartenautomaten an Bahnhöfen der
Bundesbahn zu unterhalten. Die brauchen die Behinderten dann nicht. Denn für eine Fernfahrt müssen sie sowieso zum Schalter. Die kriegen sie nicht über den Fahrkartenautomaten.

(Zurufe von der CDU/CSU)

— Ich weiß. Ich meine das sachlich. Ich wollte in diesem Zusammenhang nur einmal auf die Notwendigkeit der Verabschiedung dieses Gesetzes hinweisen, das ja nun seit Jahren unerledigt dort liegt, nachdem es 1974 am Widerstand des Bundesrates

(Zuruf des Abg. Hasinger [CDU/CSU])

— auch sozialliberal regierter Länder, Herr Kollege Hasinger; ich biete Ihnen kleine Blöße — gescheitert ist.

(Hasinger [CDU/CSU] : Das ist gar nicht der Punkt! Sprechen Sie doch mal mit Finanzminister Matthöfer!)

— Ja; gut. Ich spreche mit dem Finanzminister Matthöfer, der 1974 sehr global gesagt hat, man solle die Ausgaben auf das Lebensnotwendige beschränken. Nur bin ich der Meinung: Auch 1974 war es etwas Lebensnotwendiges, den Zivilgeschädigten die Rechte zuzugestehen, die für die Kriegsversehrten selbstverständlich waren. Finanzminister Matthöfer hat nicht gesagt, daß dieses Gesetz nicht verabschiedet werden soll.

(Sehr richtig! bei der SPD)

Ich hoffe, wir schaffen es in den nächsten zwei, drei Monaten.

(Hasinger [CDU/CSU] : Da müssen Sie etwas dazu tun!)

— Sie wissen selber aus den Ausschußberatungen in dieser Woche — und dort haben wir ja sachlich diskutiert; wir sollten das auch hier tun, Herr Kollege Hasinger —, daß es nicht in der Entscheidung des Bundestages liegt, wieweit der Bundesrat bereit ist, die ihm gesetzlich übertragenen Pflichten zur Finanzierung zu übernehmen.

(Müller [Remscheid] [CDU/CSU] : Hören Sie doch mit dem Schattenboxen auf!)

Ich begrüße es, daß in der Antwort auf Ihre Große Anfrage, meine Damen und Herren von der Opposition, nicht nur eine Zwischenbilanz und nicht nur eine Rechtfertigung dessen, was geschehen ist, abgegeben wurden, sondern auch ein Blick in die Zukunft getan wurde. Ich begrüße besonders, daß hier der Schwerpunkt in Bereichen gesetzt wird, in denen zweifellos noch mehr getan werden muß, z. B. bei der Förderung der Vorsorgeuntersuchungen, bei der Verwirklichung von behindertengerechten vorschulischen und schulischen Einrichtungen, bei der Vereinheitlichung der Ausbildungsregelung, bei der Verbesserung der Wohnsituation. Ich will nicht den ganzen Katalog hier wiedergeben; dies ist nachzulesen. Vor allem ist es ein zentraler Punkt, dafür zu sorgen, daß wir ein geschlossenes System von zeitgemäßen Rehabilitationseinrichtungen für alle Bereiche der Rehabilitation bekommen.
Dennoch sind einige kritische Anmerkungen zu machen, z. B. zum Schwerbehindertenrecht. In der Antwort der Bundesregierung heißt es:



Hölscher
Ein Verdrängungswettbewerb auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu Lasten der Behinderten konnte mit Hilfe des Schwerbehindertengesetzes, insbesondere durch Beschäftigungspflicht und Kündigungsschutz verhindert werden.
Dies ist zweifellos richtig. Beschäftigungspflicht und Kündigungsschutz bieten den im Erwerbsleben stehenden Schwerbehinderten einen Schutz, der sich qualitativ erheblich von dem unterscheidet, den ein anderer Arbeitnehmer hat. Aber — der Kollege Eimer hat es angesprochen, und weil es für uns von Bedeutung ist, möchte ich es wiederholen — für jene, die aus dem Erwerbsleben heraus sind — aus welchen Gründen auch immer —, wirkt dieser Kündigungsschutz — der kein absoluter ist; dies wird in der Antwort mit Recht festgestellt — als eine so große Hemmschwelle, daß arbeitslose Schwerbehinderte — hier beziehe ich mich auf Meinungen, die sie im persönlichen Gespräch geäußert haben — doch recht leidenschaftlich bitten: Sucht nach Regelungen, durch die unsere Startchancen, wieder in den Beruf zu kommen, verbessert werden! Wir sollten gemeinsam überprüfen, wie dies zu bewerkstelligen wäre: etwa durch Verlängerung der Probezeit, durch ein System von Werkverträgen oder wie auch immer. Ich denke, wir sollten uns hiermit befassen.
Dies ist keine soziale Demontage, es ist vordergründig, formal gesehen, vielleicht eine Auflockerung des Kündigungsschutzes, dient aber letzten Endes dem sozialen Schutz der Schwerbehinderten. Denn was nützt ihnen ein Kündigungsschutz, der — auch aus psychologischen Gründen — dazu führt, daß sie in vielen Fällen gar nicht erst unter das Dach dieses Kündigungsschutzes kommen können?
Ausbildungsplätze für Schwerbehinderte: Wir haben einen Gesetzentwurf der Opposition, der noch zur Beratung ansteht. Ich habe aber in der Vergangenheit nicht gehört, daß Sie besonderen Wert darauf legen, daß er zügig beraten wird, denn so, wie Sie sich die Begünstigung von schwerbehinderten Jugendlichen vorstellen, damit diese einen Ausbildungsplatz bekommen, geht es nicht, etwa daß Sie die schwerbehinderten Jugendlichen nicht nur bei der Zählung der Arbeitsplätze aus dem Gesetz herausnehmen wollen, sondern im Grunde auch auf der positiven Seite herausnehmen wollen, wenn es um den Schutz für diese schwerbehinderten Jugendlichen im Betrieb geht.

(Hasinger [CDU/CSU] : Das wollen wir gerade nicht!)

Ich habe damals in der ersten Lesung dazu gesprochen. Ich halte eine andere Regelung für besser.

(Hasinger [CDU/CSU] : Schon in der ersten Lesung ist das falsch dargestellt worden!)

Wenn das Schwerbehindertengesetz für kleine und mittlere Unternehmungen überhaupt eine Hürde darstellt, Schwerbehinderte und jugendliche Schwerbehinderte einzustellen, dann wäre der einfachere Weg nicht eine Gesetzesnovelle, sondern eine Rechtsverordnung, in der die Grenze der Beschäftigtenzahl von heute 15 auf 30 angehoben wird. In
der Antwort der Bundesregierung wird hierzu ja auch eine positive Aussage gemacht. Ich hoffe, daß dies bald realisiert werden kann.

(Hasinger [CDU/CSU] : Was heißt „bald" ?)

In diesem Zusammenhang ist auch ein kritisches Wort zum öffentlichen Dienst zu sagen. Ich bedaure außerordentlich, daß bestimmte Bereiche des öffentlichen Dienstes bisher nicht in der Lage waren, 6% ihrer Beschäftigungsstellen mit Schwerbehinderten zu besetzen. Ich möchte hier negativ beispielhaft die Bundespost nennen. In einem Gespräch mit dem Vertreter einer OPD ist mir kürzlich gesagt worden, dies sei so schwierig, weil die Stellenbeschreibungen für bestimmte Funktionen bei der Bundespost die Einstellung von Schwerbehinderten nicht ermöglichten. Meine Damen und Herren, dann muß man diese Stellenbeschreibungen eben ändern! Denn dies ist kein Argument. Diese Schwierigkeiten gibt es in der Wirtschaft auch.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Der öffentliche Dienst muß hier beispielhaft vorangehen. Wir können nicht von der Wirtschaft mehr verlangen, als der öffentliche Dienst zu tun bereit ist.
In dem Zusammenhang eine Frage an den Bundesrechnungshof, der sich sonst mit großem Fleiß bis ins letzte Detail mit der Verwendung öffentlicher Mittel beschäftigt. Mich wundert es ein bißchen, daß der Bundesrechnungshof noch keine Kritik daran geübt hat, daß hier Steuermittel umgeleitet werden, daß hier, anstatt daß Schwerbehinderte eingestellt werden, Ausgleichsabgaben gezahlt werden, auch wenn diese wieder einem guten Zweck zugeführt werden. Sinn des Gesetzes war es aber nie — das haben wir in allen drei Fraktionen gesagt —, daß Ausgleichsabgabe gezahlt wird, sondern Ziel des Gesetzes war es, daß Schwerbehinderte beschäftigt werden. Mein Vorschlag an den Bundesrechnungshof ist — ich sage dies hier in aller Öffentlichkeit —, sich dieses Themas doch einmal anzunehmen. Vielleicht bekommen wir dann ein bißchen Druck auf bestimmte Behörden, ihre Pflichten zu erfüllen.
Ich halte es auch nicht für so ganz überzeugend und so ganz sauber, wenn in einigen Behörden — ich meine jetzt nicht die Bundespost — Fragebögen durch die Amtsstuben gehen, in denen nachgeforscht wird: Wer könnte eigentlich Schwerbehinderter sein? Man will damit möglichst viele neue Schwerbehinderte sammeln, entdecken, um die Pflichtquote zu erfüllen. Es wäre besser, solche Aktionen zu unterlassen und es der Entscheidung des einzelnen zu überlassen, ob er einen Antrag auf Anerkennung als Schwerbehinderter stellen will. In erster Linie sollte dafür gesorgt werden, daß z. B. aus dem Kreis der arbeitslosen Schwerbehinderten Einstellungen für den öffentlichen Dienst erfolgen.
Ich möchte nicht viel zum Rehabilitationsangleichungsgesetz sagen, nur auch hier wieder feststellen, daß gesetzliche Korrekturen, wenn wir einmal von der Einbeziehung des Bundessozialhilfegesetzes in das Reha-Angleichungsgesetz absehen, ein notwendiger Schritt sind, der vollzogen werden muß, wobei es hier auch nicht so sehr darauf an-



Hölscher
kommt, was der Bundestag will, sondern was der Bundesrat dazu sagt. Dies ist ja mit Kosten verbunden. Abgesehen von dieser notwendigen Abrundung des Rehabilitationsangleichungsgesetzes, auch unter Einbeziehung des Rechts des öffentlichen Dienstes, geht es hier mehr darum, im institutionellen Bereich in der Anwendung des Gesetzes Lükken zu schließen. Ich muß hier kritisch feststellen: Obwohl ich selbst bei der ersten, zweiten und dritten Lesung dieses Gesetzes 1974 darauf hingewiesen habe, wie notwendig es ist, daß die Selbstverwaltung ihre im Rahmen dieses Gesetzes übertragenen Aufgaben erfüllt, gibt es bis heute keine flächendeckenden Beratungsstellen. Die Selbstverwaltung wird irgendwann keine Selbstverwaltung mehr sein, wenn sie diese und andere Pflichten nicht erfüllt. Der Gesetzgeber muß dann zwangsläufig reagieren, die Sachen an sich ziehen. Das wollen wir eigentlich wohl alle nicht.
Lassen Sie mich abschließend noch einige allgemeine Fragen ansprechen. Ich denke, wir tun sehr viel für die Behinderten, wenn es um ihre Eingliederung in den Beruf geht. Hier wird zweifellos sehr viel getan. Aber tun wir auch genug für die Menschen, bei denen nicht zu erwarten ist, daß sie für diese Gesellschaft wieder eine Leistung abwerfen, um dies einmal ganz grob so zu formulieren? Das ist eine Frage in den Teilen der Sozialpolitik, die sehr stark leistungsbezogen orientiert sind.
Ich hatte eine Besuchergruppe mit Multiple-Sklerose-Kranken in Bonn. Erst einmal haben mir die Leute nach den Gesprächen, die sie z. B. im Arbeitsministerium führen konnten, gesagt: Das ist alles sehr gut, was dort gemacht worden ist, aber im Grunde genommen gilt kein Gesetz für uns. Das sind alles Gesetze, die für diejenigen gelten, von denen man glaubt, daß sie durch Umschulung und durch medizinisch-soziale Rehabilitation wieder in den Arbeitsprozeß eingegliedert werden können, nicht aber für uns. Hier ist vielleicht sogar die ganz entscheidende Lücke zu sehen, denn wir dürfen die Leistungsgesellschaft nicht so vordergründig verstehen, daß nur nach dem materiellen Wert eines Menschen für den Arbeitsprozeß gefragt wird und daß allein als Konsequenz daraus dann politische Entscheidungen getroffen werden. Wir brauchen z. B. mehr Schonarbeitsplätze für ehemals psychisch Kranke, um sie wieder einzugliedern. Ich wünsche mir, daß wir hier auch den Arbeitgebern Anreize geben können, die es dann ermöglichen, so etwas zu vollziehen. Deshalb sollten wir uns gemeinsam weiterhin um eine erfolgreiche praktische Fortsetzung dieser Politik bemühen und vielleicht weniger unsere Aufgaben in der Produktion von Gesetzen sehen. Wir sollten dafür sorgen — wir alle —, daß draußen nicht nur mehr Verständnis für die behinderten Mitbürger erweckt wird, sondern daß auch diejenigen, die für die Umsetzung unserer Gesetze verantwortlich sind, uns und unsere Gesetze ernst nehmen.

(Beifall bei der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0813602100
Meine Damen und Herren, wir fahren in der Aussprache fort.
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Hasinger.

Albrecht Hasinger (CDU):
Rede ID: ID0813602200
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Im Gegensatz zu Herrn Hölscher bin ich nicht der Auffassung, daß die Antwort der Bundesregierung mehr auf die Zukunft und weniger auf die Vergangenheit eingeht. Ich glaube, die Antwort zeigt, daß die Bundesregierung zu einer konzeptionellen Weiterentwicklung der Rehabilitation zur Zeit nicht in der Lage ist. Wie auf vielen anderen sozialpolitischen Feldern hat die Regierung eben doch den Blick zurück gerichtet. Charakteristisch dafür sind die stereotyp wiederholten ermüdenden Aufzählungen aller und jeder Maßnahme aus den letzten Jahren.
Ich glaube, dieser Regierung sind, wie auf anderen Gebieten, so auch hier die Ideen ausgegangen.

(Wehner [SPD]: Bei Ihnen geht etwas anderes aus !)

— Dabei wäre es kaum, Herr Wehner, anderswo notwendiger als auf dem Gebiet der Rehabilitation,

(Wehner [SPD] : Ihnen geht die Objektivität aus! Das ist schade!)

den Blick in die Zukunft zu richten. — Weil Sie „Objektivität" sagen, — —

(Wehner [SPD] : Sie eifern! Sie brauchen das und manche von Ihnen brauchen das! Das ist schade! Über Behinderte sollte man sachlich reden!)

— Herr Wehner, Sie werfen mir durch Ihre Zwischenrufe, wenn ich sie akustisch richtig aufnehme, vor, daß ich ein subjektives Bild zeichne. Deswegen möchte ich Ihnen einmal eine andere Stimme nennen, die bestimmt nicht dem Oppositionslager zuzurechnen ist. Die Stiftung Rehabilitation in Heidelberg, von der Bundesregierung selbst gefördert, sagt:
Um sicherstellen zu können, daß der erreichte Stand der Bemühungen um die Eingliederung Behinderter erhalten bleibt, muß die Rehabilitation weiterentwickelt werden. Ohne Weiterentwicklung kommt es zunehmend zur Verwaltung der Behinderten.
Das ist ein wörtliches Zitat. Und noch etwas.

(Wehner [SPD] : Warum zeigen Sie da mit dem Finger auf mich? Können Sie mir das einmal sagen?)

— Weil Sie mir vorwerfen, ich würde hier die Dinge subjektiv falsch darstellen.

(Wehner [SPD] : Das ist nicht Objektivität!)

— Ich stehe hier am Pult und rede. Ich möchte Ihnen noch ein weiteres Zitat nennen.

Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0813602300
Herr Kollege, nach altem parlamentarischem Brauch sind Zwischenrufe doch selbstverständlich.




Albrecht Hasinger (CDU):
Rede ID: ID0813602400
Selbstverständlich, deswegen gehe ich ja darauf ein.

(Zurufe von der SPD)

Ich möchte diese meine Feststellung mit einem weiteren Zitat belegen. Darüber reden wir jetzt. Auf dem Heidelberger Rehabilitationskongreß 1978 ist von einem anerkannten Fachmann der Rehabilitation — und diejenigen, die auf der Regierungsbank sitzen, kennen ihn — wörtlich von „Stagnation" auf diesem Gebiet gesprochen worden,

(Zuruf des Abg. Franke [CDU/CSU])

die mit Sicherheit zu einem allmählichen Abbau beruflicher Rehabilitationsleistungen führen werde.
Die Bundesregierung hätte längst das inzwischen veraltete Aktionsprogramm zur Förderung der Rehabilitation fortschreiben müssen. Ich meine, Herr Hölscher, es führt gar nicht weiter, wenn wir uns darüber streiten, ob dieses Aktionsprogramm inzwischen erfüllt ist oder ob es überholt ist. Tatsache ist jedenfalls, daß aus diesem Aktionsprogramm aus dem Jahre 1970 für die Zukunft nichts mehr hergeleitet werden kann.

(Wehner [SPD] : Sie möchten gern ein „hohes C" davorsetzen!)

— Dieser Zwischenruf ist mir zu billig, als daß ich darauf eingehe.

(Wehner [SPD] : Sie können ihn gerne haben!)

Deswegen ist es notwendig, daß wir ein neues Rehabilitationsprogramm bekommen. Ein solches Programm müßte auch zu Zielsetzungen Auskunft geben, beispielsweise zu dem Ziel, das die Stiftung in Heidelberg aufgestellt hat, eine Eingliederungsquote von 80 % zu erreichen. Dieses Ziel ist hoch gesteckt. Ohne eine Stellungnahme zu einer solchen Zielsetzung werden sich die Aktivitäten verzetteln und letztlich versanden.
Wo sollten die Schwerpunkte der Förderung der Rehabilitation in den kommenden Jahren liegen?
Erstens. Alle Rehabilitationsbemühungen müssen versagen, wenn nicht zum frühestmöglichen Zeitpunkt die Weichen richtig gestellt werden. Die Erfahrung zeigt, daß zur Aufstellung eines erfolgversprechenden Rehabilitationsplans, der für jeden Einzelfall unabdingbar ist, am besten ein Team von Fachleuten verschiedener Gebiete in der Lage ist; denn nur in einem Zusammenwirken von Ärzten, Psychologen, Therapeuten, Arbeitsberatern usw. kann der richtige Rehabilitationsweg vorgeschlagen werden.
Es ist ein Mißstand, daß niedergelassene Ärzte, die Ärzte der Krankenhäuser und die Rehabilitationsberater der Krankenkassen nicht wissen, wohin sie die Patienten zur notwendigen Rehabilitationsabklärung überweisen können. Weil Einrichtungen zur Rehabilitationsabklärung in der Bundesrepublik fehlen, nützt auch das eingeführte Modellverfahren praktisch wenig. Wir brauchen ein bundesweites Netz von Einrichtungen dieser Rehabilitationsabklärung, die in der Lage wären, mit einem Zeitaufwand von etwa drei bis fünf Tagen, während dessen eine stationäre Aufnahme erforderlich ist, einen verantwortlichen Rehabilitationsplan aufzustellen.
Es handelt sich bei der Rehabilitation — und in diesem Punkt kann ich meinem Vorredner von der FDP zustimmen — keineswegs nur um ein Problem von Arbeitnehmern. Die frühzeitig richtige Rehabilitationseinweisung muß für alle Behinderten verwirklicht werden, vom Neugeborenen bis zum Älteren, vom Arbeitnehmer bis zur Hausfrau.
Rehabilitation, wie wir sie verstehen, ist nicht nur berufliche Rehabilitation, sondern Wiedereingliederung in ein sinnvolles Leben auch außerhalb des Berufes. Ich glaube, daß Sie da zustimmen können, Herr Kollege Hölscher.
Was übrigens die Hausfrauen anbelangt, so sind wir der Meinung, daß sie 'eine vollwertige Berufstätigkeit ausüben. Ihnen dürfen deshalb Rehabilitationsmaßnahmen nicht vorenthalten werden.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ständig reden wir über die erschreckend hohen Unfallquoten im Haushalt. Aber welche Konsequenzen werden daraus gezogen? Dabei gibt es Arbeiten und praktische Entwicklungen auf diesem Gebiet, bis hin zu Modellküchen, Modellwohnungen usw., die es einer schwerbehinderten Frau ermöglichen, trotz ihrer Behinderung vollwertig für die Familie da zu sein. Nach meiner Auffassung hat die Bundesregierung die Pflicht, dafür zu sorgen, daß diese Modellentwicklungen nicht irgendwo verstauben, sondern daß sie von diesen schwerbehinderten Frauen auch praktisch in Anspruch genommen werden können.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ein Zweites. In der Bundesrepublik gibt es bisher nur ein Rehabilitationskrankenhaus. Die Erfahrungen mit diesem Krankenhaus sind so positiv, daß die Schaffung weiterer derartiger Einrichtungen nachdrücklich gefördert werden sollte.

(Glombig [SPD] : Das ist doch wohl ein Witz!)

— Wenn Sie so etwas als Witz bezeichnen, Herr Kollege Glombig, muß ich mich doch sehr, sehr wundern.

(Glombig [SPD] : Es ist doch nicht richtig, daß es nur ein einziges Rehabilitationskrankenhaus gäbe!)

— Ich meine eine neue Form von Rehabilitationseinrichtungen.

(Egert [SPD] : Redet überall und hat nirgendwo Ahnung!)

— Ich spreche über eine Einrichtung, die bisher nur einmal im Südwesten unser Bundesrepublik verwirklicht worden ist. Die zweite Einrichtung dieser Art wird jetzt in Ulm eröffnet.

(Glombig [SPD]: Das ist doch unglaublich!)

Eine solche neue Form von Rehabilitationseinrichtungen ist vor allem für solche Behinderten bestimmt, die neben medizinischen und sozialen Hilfen nur kurzfristige Hilfen der Arbeitsplatzbeschaffung oder einer beruflichen Anpassung benötigen. Für einen guten Teil dieser Personengruppe bedarf es



Hasinger
neben der medizinischen Behandlung eines vielseitigen ergänzenden Therapieprogramms, das gerade das Charakteristikum eines solchen Rehabilitationskrankenhauses ist.

(Egert [SPD] : Davon gibt es doch noch mehr!)

— Dann können Sie sie ja einmal aufzählen. Schikken Sie mir die Liste; dann können wir einmal darüber reden!
Derartige Rehabilitationskrankenhäuser brauchen auch nicht neu gebaut zu werden. Die Bundesregierung sollte ihre Phantasie spielen lassen, wie einzelne Krankenhäuser ohne allzu großen Kostenaufwand zu einem solchen Rehabilitationskrankenhaus umgewandelt werden können. Dies wäre ein sinnvoller Beitrag zum Abbau des angeblich vorhandenen Bettenberges.
Ein Drittes. Für viele Gruppen von Behinderten ist in der Vergangenheit Wesentliches geleistet worden. Um so deutlicher fällt auf, daß andere Gruppen immer noch im Schatten der Bemühungen stehen. Auf diese Gruppen müssen sich künftig die Rehabilitationsanstrengungen der Bundesregierung schwerpunktmäßig konzentrieren. Ich will hier nur eine herausgreifen und konkrete Vorschläge machen. Ich meine die psychisch Behinderten. Die psychisch Behinderten sind die Gruppe, die heute am schlechtesten versorgt ist. Die vorhandenen Eingliederungsmöglichkeiten sind völlig unzureichend. Das hat unter anderem auch die Psychiatrie-Enquete gezeigt. Es ist hier schon darauf hingewiesen worden, daß die Bundesregierung viel zu lange damit gezögert hat, eine Stellungnahme zu dieser Enquete vorzulegen.
Was wir neben vielem anderen in diesem Feld brauchen, ist ein Netz von Trainings- und Therapiezentren für psychisch Behinderte. Aufgabe dieser Zentren sollte eine Kombination psychotherapeutischer und berufseingliedernder Maßnahmen sein. Die Werkstätten für Behinderte sind von ihrer Konzeption her in vielen Fällen nicht auf diese Aufgabe zugeschnitten. Die von uns vorgeschlagenen Trainings- und Therapiezentren könnten zur unmittelbaren Eingliederung in das Berufsleben führen oder auch der Vorbereitung einer Schulung in einem Berufsförderungswerk oder Berufsbildungswerk dienen.
Nach unserer Auffassung ist ferner eine gezielte Förderung von Übergangswohnheimen für diesen Kreis schwer geprüfter Menschen -nötig. Derartige Wohnheime könnten eine Stätte der Geborgenheit für psychisch Behinderte und Belastete sein, also ein Stützpunkt für eine Übergangsphase bis zur Erreichung oder Wiedererreichung der Selbständigkeit.
Die Bundesregierung sollte sich nach unserer Auffassung auch stärker darum kümmern, inwieweit sich aus den Auswirkungen der Automation im Arbeitsleben und anderer maschinenhafter Arbeitsabläufe eine Zunahme von psychischen Belastungen ergibt und welche Folgerungen daraus zu ziehen sind. Es sollte die Bundesregierung nachdenklich stimmen, wenn man hört, daß ein großes Chemieunternehmen für die Belegschaft einen
Psychotherapeuten einstellt. Wenn ,die Zahl der Bewilligungen von Erwerbs- und Berufsunfähigkeitsrenten auf Grund psychischer Belastungen durch den Arbeitsplatz steigt, so liegt hier ein menschliches und wirtschaftliches Problem. Der ständige Verweis der Bundesregierung auf umfangreiche Forschungsprogramme zur Humanisierung der Arbeitswelt hilft in der Praxis nicht weiter.

(Kuhlwein [SPD] : Dafür ist doch nicht die Regierung verantwortlich!)

Eine weitere Gruppe, auf die ich hier angesichts der fortgeschrittenen Zeit nur kurz hinweisen kann, sind die Geburtsbehinderten. Auch sie gehören zu der Gruppe, für die bisher zuwenig getan worden ist. Dabei möchte ich in diesem Zusammenhang ausdrücklich einen Dank an eine Organisation abstatten, die sich gerade hier besonders verdient gemacht hat. Ich meine die „Aktion Sorgenkind".

(Beifall bei der CDU/CSU — Glombig [SPD] : Au, au!)

Ohne deren verdienstvolles Wirken und ohne deren Mittel wäre die Lage dieser Jugendlichen noch sehr viel schlechter.
Ein Letztes: Die Bedeutung des tragenden Grundsatzes „Rehabilitation geht vor Rente", wie er nicht erst 1969, Herr Glombig, sondern 1957 im Zuge der Rentenreform eingeführt worden ist, geht in der Praxis dieser Bundesregierung ständig zurück. Der Prozentsatz derjenigen Antragsteller, die statt einer Rehabilitationsmaßnahme eine Erwerbs- und Berufsunfähigkeitsrente bewilligt bekommen, steigt. Natürlich ist dies zwar eine Konsequenz der Arbeitsmarktsituation, aber wir dürfen diese Konsequenz nicht hinnehmen. Ich habe die Befürchtung, daß es der Bundesregierung darum geht, die Zahlen der Arbeitslosenstatistik, in der sicherlich viele Männer und Frauen geführt werden, deren Leistungsfähigkeit gemindert ist, durch Einschleusung dieser Männer und Frauen in die Rente geräuschlos zu senken.

(Kühbacher [SPD] : Herr Kollege Hasinger, Sie sollten einmal ein bißchen in den Betrieben arbeiten!)

— Wenn Sie etwas beizutragen haben, dann würde ich Ihnen doch vorschlagen, Herr Kollege, daß Sie hier ans Mikrophon treten und eine Zwischenfrage stellen. Ich werde sie Ihnen dann gern beantworten. — Daß die Rechtsprechung des Bundessozialgerichts zur Berufsunfähigkeitsrente in der Praxis ebenfalls in diese Richtung weist, sei der Gerechtigkeit halber festgestellt. Aber dies ist keine Entschuldigung für die Regierung.
Lassen Sie mich zusammenfassen: Schwerfälligkeit und ein bei der Regierung inzwischen eingekehrter Dogmatismus

(Lachen bei der SPD)

stehen der Weiterentwicklung der Rehabilitation im Wege.

(Kühbacher [SPD] : Uns schlecht machen, aber selbst nichts bieten!)




Hasinger
Die Regierung verbaut damit die Lösung eines wichtigen Teils der Neuen Sozialen Frage. Sie sollte die von mir unterbreiteten konkreten Vorschläge im Interesse ,der behinderten Menschen akzeptieren, die vielfach voll am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen können und dies auch wollen.

(Beifall bei der CDU/CSU — Kühbacher [SPD] : Ein Blick in den Betrieb öffnet die Augen, Herr Hasinger!)


Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0813602500
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Glombig.

Eugen Glombig (SPD):
Rede ID: ID0813602600
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Unter den Notizen, die ich mir im Verlaufe dieser — zum Teil außerordentlich sachlichen — Debatte gemacht habe, ist auch eine Notiz, die mir in Erinnerung rufen sollte, dem Herrn Kollegen Burger für seine sachlichen Ausführungen herzlichen Dank zu sagen.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Ich finde, das war eine wohltuende Art der Begründung einer Großen Anfrage.

(Hölscher [FDP] : Im Gegensatz zum Scharfmacher Hasinger!)

— Sie haben mir da etwas vorweggenommen. Hoffentlich fällt mir dazu noch etwas ein. Aber viel muß man dazu ja nicht mehr sagen. —

(Franke [CDU/CSU]: Bis jetzt war nur der Hölscher unsachlich!)

Es ist in der Tat eine sehr merkwürdige Sache, daß immer dann, wenn wir über diese Probleme sprechen, gerade von Herrn Hasinger eine Unsachlichkeit

(Kühbacher [SPD] : Gift!)

in die sonst notwendigerweise sachlich geführte Auseinandersetzung hineingetragen und damit das verkleistert wird, was uns hier an Problemen gegenübersteht, die wir gemeinsam lösen müssen.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Diese Probleme vertragen eine Auseinandersetzung aus parteipolitischer Sicht, wie sie hier von Herrn Hasinger geführt worden ist, nicht. Es ist bisher in den zuständigen Ausschüssen, in denen wir darüber reden und in denen die Entscheidungen fallen, so auch nicht üblich gewesen. Ich hoffe, daß das so bleibt.
Es muß hier natürlich klargestellt werden, daß die Feststellung des Kollegen Hasinger, uns seien die Ideen ausgegangen, wirklich ein Märchen ist. Ich muß vorsichtig sein, Herr Hasinger, damit ich jetzt nicht in eine unnötige Polemik abgleite. Das ist immer die Gefahr dabei.
Wenn wir ehrlich miteinander wären, müßten Sie eigentlich auch feststellen, daß diese Große Anfrage der CDU/CSU-Fraktion doch nichts anderes wollte, als zu fragen: Was ist inzwischen geschehen? Was können wir weiterhin tun? Was ist im Rahmen dessen, was uns an Möglichkeiten offensteht, für eine absehbare Zeit gemeinsam zu tun? Das ist doch wohl die Ausgangsposition der Großen Anfrage der Opposition gewesen. Wenn ich sie lese, kann ich sie nur so verstehen.
Wenn ich allerdings den Entschließungsantrag der Opposition lese, kann ich mir gar nicht vorstellen, daß Autor dieses Entschließungsantrags der Kollege Burger gewesen ist. Das könnten Sie gewesen sein, Herr Hasinger. Dieser Entschließungsantrag ist so dünn, so lieblos und in einzelnen Punkten so wenig von Sachverstand getragen,

(Beifall bei der SPD)

daß es für mich eine helle Freude wäre, mich mit ihm im einzelnen auseinanderzusetzen. Ich habe natürlich auch einen gewissen Hang zur Polemik; ich will das gar nicht abstreiten. Aber ich möchte es mir heute wirklich verkneifen.
Ich kündige Ihnen bereits jetzt an: Wir werden der Überweisung dieses Entschließungsantrags an den zuständigen Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung zustimmen. Es wird dort nicht etwa ein anderer Entschließungsantrag herauskommen, den wir auch vorher hätten stellen können, nur um Ihnen das Wasser abzugraben. Daran liegt uns nicht. Aber ich bin überzeugt, daß zum Schluß etwas herauskommen wird, was wirklich eine Perspektive für die berufliche, die medizinische und die soziale Rehabilitation der Behinderten in unserem Lande bietet.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Ich glaube, daß mit der Antwort der Bundesregierung auf diese Große Anfrage nicht zuletzt einem Kollegen wie dem Kollegen Hasinger gezeigt werden mußte, was getan wurde. Er scheint es vergessen zu haben. Anders sind sowohl manche Fragen in der Großen Anfrage als auch manche Aufforderungen und Feststellungen in dem Entschließungsantrag, der uns heute hier vorliegt, überhaupt nicht zu verstehen.
Ich will versuchen, das an zwei Beispielen zu verdeutlichen. Ich will mich anschließend der Sache zuwenden, und ich meine, wir sollten dann bald zum Schluß kommen. In Punkt 1 des Entschließungsantrags heißt es:
Vorlage eines Konzepts zur frühestmöglichen Abklärung von Rehabilitationsmaßnahmen, damit im Einvernehmen mit den Behinderten von Anfang an die Durchführung der Maßnahmen unter Einbeziehung aller zuständigen Träger und unter Berücksichtigung aller Gesichtspunkte geklärt wird.
Ich hätte mir wenigstens ein Wort der Erklärung für diesen — entschuldigen Sie, aber so stellt es sich mir dar — Unsinn gewünscht. Ich würde gern heute darauf eingehen, aber ich kann es nicht. Ich will Ihnen nur sagen: Man kann der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation die schleppende Art der Erledigung von Aufträgen, die ihr nach dem Reha-Angleichungsgesetz übertragen wurden und die auf das gegliederte System zurückzuführen sind — darüber müssen wir auch ein Wort reden, wenn von „Koordinierung" die Rede ist —, nicht vorwerfen. Aber darüber gehen Sie geflissentlich hinweg. Sie



Glombig
glauben der Bundesregierung die Schuld für solche schleppenden Entscheidungen zuschieben zu dürfen.
Der Grund liegt ganz woanders, Herr Hasinger. Über diesen Grund sollten wir uns hier unterhalten.

(Zuruf des Abg. Hasinger [CDU/CSU])

Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation hat zumindest in einem Punkt etwas ganz Entscheidendes getan, und dafür sollten wir heute danken.

(Hasinger [CDU/CSU] : Darum geht es doch nicht! Das ist doch hier überhaupt nicht gemeint!)

Ich meine die Gesamtvereinbarung über die Aufstellung des Eingliederungsplans. Da ist alles das enthalten, was Sie in Nr. 1 des Entschließungsantrags fordern — wenn ich das richtig verstanden habe, was Sie fordern.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Hasinger [CDU/CSU] : Fasch verstanden!)

Herr Hasinger, das zweite Beispiel betrifft die „Vervollständigung der Eingliederungshilfen im Hinblick auf die berufliche Rehabilitation durch entsprechende Ergänzungen im Wohnbereich". Ich frage mich: Was heißt das eigentlich? Was wollen Sie damit? Wer ist an diesem Entschließungsentwurf beteiligt gewesen? Es muß doch für Sie schwer gewesen sein, all diese honorigen Unterschriften für diesen Entschließungsantrag zu bekommen.

(Heiterkeit bei der SPD)

Was heißt das überhaupt? Das ist mir ein völliges Rätsel. Wir haben gerade im Wohnbereich, was die berufliche Rehabilitation angeht, für die Schwerbehinderten zur Überwindung architektonischer und technischer Hindernisse ein Überangebot von behindertengerechten Wohnungen. Überall dort, wo solche gebaut worden sind, haben wir mehr, als wir brauchen. Das ist eher ein Beispiel dafür, daß man auch zuviel tun kann. Das kostet nämlich viel Geld.
So könnte ich das fortsetzen. Ich meine, daß das Bild, daß Sie gezeichnet haben, in der Tat ein subjektives Bild ist.
Was nun Heidelberg angeht, habe ich mir das Vergnügen gemacht, noch einmal das herauszusuchen, worauf Sie Bezug nehmen. Da gibt es einen Informationsdienst für Fachkräfte der Rehabilitation, herausgegeben von der Stiftung Rehabilitation. Übrigens auch ein Mammutgebilde in der Rehabilitation. Das kann ich sagen, ohne die Leute zu beleidigen; sie haben Enormes geleistet. Aber überall besteht natürlich die Gefahr, auf Grund von Mammutgebilden die Übersicht zu verlieren. Diese Gefahr droht uns als auch denjenigen, die im Dienst am behinderten Menschen stehen.

Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0813602700
Herr Kollege, lassen Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Kühbacher zu?

Eugen Glombig (SPD):
Rede ID: ID0813602800
Ja, bitte.

Klaus-Dieter Kühbacher (SPD):
Rede ID: ID0813602900
Herr Kollege Glombig, können Sie sich vorstellen, daß dieser Entschließungsantrag, der ja wohl hingebatzt worden ist, auf die neue Struktur der CDU/CSU-Fraktion zurückzuführen ist und daß unbedingt etwas gebracht werden mußte, um Herrn Kohl zufriedenzustellen?

Eugen Glombig (SPD):
Rede ID: ID0813603000
Das kann sein. Auf ihm finden sich, wie gesagt, sehr honorige Namen. Dr. Kohl und Dr. Zimmermann stehen da einträchtig nebeneinander. Ich nehme an, daß sie sich einige Sorgen, einige Mühe gemacht haben bei der Aufstellung dieses Entschließungsantrages. Das ist möglich, aber das ist die Sorge der CDU/CSU. Ich wollte anläßlich der Sache, um die es geht, darauf nur hinweisen.
Noch einmal zurück zu Heidelberg: Da gibt es, wie gesagt, diesen Informationsdienst. Er trägt die Überschrift: „Die Rehabilitation Behinderter verträgt keinen Stillstand". Da kann ich mit Heidelberg nur voll übereinstimmen: verträgt keinen Stillstand. Und es hat da auch keinen Stillstand gegeben. Daß die Gefahr eines Stillstands immer gegeben ist, gebe ich zu. Wir werden dafür sorgen, daß es zu keinem Stillstand kommt, und wir haben dafür gesorgt, daß es dazu nicht kommt.
Wir haben nämlich — das müssen Sie sich dann sagen lassen — im vorigen Jahr die flexible Altersgrenze für Schwerbehinderte herabgesetzt. Nun können Sie nicht sagen, das sei eine Sache, die im Aktionsprogramm 1970 stehe. Das haben wir im vorigen Jahr gemacht. Das ist der erste Punkt.
Punkt 2: Im August 197,8, im vorigen Jahr, haben wir die Ausgleichsabgabeverordnung zum Schwerbehindertengesetz in Kraft gesetzt; eine sehr wichtige Verordnung, die nämlich regelt, in welcher Weise die Ausgleichsabgabemittel für die Schwerbehinderten sowohl im individuellen Bereich als auch im institutionellen Bereich zur Verfügung gestellt werden. Das ist sehr wichtig.

Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0813603100
Herr Kollege, lassen Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Hasinger zu?

Eugen Glombig (SPD):
Rede ID: ID0813603200
Ja, bitte.

Albrecht Hasinger (CDU):
Rede ID: ID0813603300
Herr Kollege Glombig, weil Sie wie auch andere Redner erneut auf die Senkung der Altersgrenze für Schwerbehinderte eingegangen sind — eine Maßnahme, die wir begrüßen und die wir in einem eigenen Gesetzentwurf gefordert haben —,

(Zurufe von der SPD: Frage!)

frage ich Sie: Ist das denn wirklich eine Maßnahme der Rehabilitation, also der Wiedereingliederung in Beruf und Gesellschaft, oder ist es nicht eine notwendige sozialpolitische Maßnahme, die beruflichen Erschwernissen dadurch Rechnung trägt, daß der Schwerbehinderte vorzeitig aus dem Beruf ausscheiden kann?

Eugen Glombig (SPD):
Rede ID: ID0813603400
Herr Kollege Hasinger, Rehabilitation heißt erst einmal — da wir nicht jedesmal



Glombig
Habilitation sagen — Ein- oder Wiedereingliederung in Arbeit, Beruf und die Gesellschaft. Könnten Sie sich nicht vorstellen, jemandem, der schwerbehindert ist und einen Arbeitsplatz ausfüllen muß, den er eigentlich nicht mehr ausfüllen kann, weil er sich dem, was ihm täglich zugemutet wird, nicht mehr gewachsen fühlt, er aber nach den medizinischen Kriterien unserer Gesetzgebung trotzdem nicht die Möglichkeit hat, wegen vorzeitiger Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit auszuscheiden, mit der flexiblen Altersgrenze jetzt die Möglichkeit zu geben, als Schwerbehinderter in seinen wohlverdienten Ruhestand zu gehen, ohne nun bis ins letzte hinein medizinisch nachweisen zu müssen, daß er mit seiner Kraft am Ende ist?

(Beifall bei der SPD — Hasinger [CDU/ CSU] : Natürlich! Das ist der Grund unseres gemeinsamen Entwurfs!)

Wenn Sie das nicht tun, dann gliedern Sie die Schwerbehinderten aus, statt sie einzugliedern. Das ist doch immer eine notwendige Ergänzung all der anderen Maßnahmen auf dem Gebiete der Rehabilitation. Da können Sie nicht sagen, daß das nicht dazu gehört.
Als nächstes ist festzustellen, daß wir den Entwurf eines Gesetzes über die unentgeltliche Beförderung Schwerbehinderter im Personenverkehr gegenwärtig parlamentarisch beraten. Wir haben das in dieser Woche im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung getan. Um jeder Legendenbildung vorzubeugen, möchte ich sagen: wenn dieses Gesetz scheitern sollte mit Ihrer Hilfe — ich sage das einmal ganz wertfrei, weil wir bereits 1974 etwas Ähnliches erlebt haben, und ich stehe nicht an zu erklären, daß an dieser Entscheidung auch die sozialdemokratisch geführten Landesregierungen beteiligt gewesen sind —, wenn mit diesem Gesetz etwas schief geht, dann muß es zwangsläufig auf das Verhalten des Bundesrates und der Länder zurückzuführen sein. Wir sind verfassungsrechtlich korrekt vorgegangen. Diese verfassungsrechtliche Korrektheit, auch in der Finanzierung des Gesetzes, wollen wir einhalten. Ich finde, das kann man dem Deutschen Bundestag nicht vorwerfen. Sie sollten sich daran beteiligen, daß wir hier im Bundestag zu einer vernünftigen Regelung der Frage kommen.

(Zuruf von der CDU/CSU: Das haben wir ja erklärt!)

— Schönen Dank, daß ich die Erklärung auch hier jetzt noch einmal entgegennehmen darf.
Die Werkstättenverordnung nach § 55 Abs. 3 des Schwerbehindertengesetzes soll, wie der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung heute angekündigt hat, endlich vorgelegt werden. Ich gebe zu: auch für meinen Geschmack hat das alles ein bißchen lange gedauert. Aber wie unglaublich schwierig es ist, in diesen Fragen eine Abgrenzung, eine Definition bei den Werkstätten für Behinderte zu bekommen, mag Ihnen ein Hinweis zeigen. Diesen Hinweis gebe ich sehr oft. Er bringt mir auch immer wieder große Kritik ein. Wir haben mit dem Schwerbehindertengesetz die gleiche Behandlung aller körperlich, geistig und seelisch Behinderten gewollt. Wir wollten die Kausalität überwinden und zu einer Finalität kommen. Dazu stehen wir. Da halte ich es für völlig unangebracht, uns zu beschimpfen, wir würden damit ein Volk der Behinderten entwickeln helfen. So ungefähr höre ich das immer wieder. Das muß man gemeinsam zurückweisen.

(Hasinger [CDU/CSU] : Wer tut das?)

— Das war nicht an Ihre Adresse gerichtet, sondern an all jene, die das draußen machen.
Aber das kann ja nicht heißen, daß nun für alle Behindertenarten irgendwo eine Einrichtung geschaffen wird und daß geistig und körperlich Behinderte nun in einer einzigen Einrichtung die Chance der Eingliederung in das Arbeitsleben erhalten. Ich warne davor, und zwar deswegen, weil die gleichzeitige Betreuung von körperlich und geistig Behinderten, die in solchen Einrichtungen ein Leben lang vor sich geht, unweigerlich zu zusätzlichen schweren psychischen Schäden bei den körperlich Behinderten führen muß,

(Zustimmung bei der SPD)

die geistig intakt sind. Und davon haben wir ja Gott sei Dank noch einige. Wenn man aber glaubt, aus einer gewissen Finanzarmut heraus, die ich kenne und die ich auch akzeptiere, eine Konzeption entwickeln zu müssen, auch draußen in den Ländern, die gegen das elementare Recht der Förderung auch der körperlich Behinderten verstoßen könnte, dann muß ich warnend meinen Finger erheben; denn das halte ich nicht für gut. Ich bin überzeugt, daß auch viele andere das nicht für gut halten. Das müssen wir noch einmal gemeinsam überlegen.
Ein letztes Wort dazu. Das Aktionsprogramm der Bundesregierung zur Förderung der Rehabilitation der Behinderten wird fortgeschrieben und aktualisiert. Das hat Bundesarbeitsminister Ehrenberg im Herbst bereits angekündigt. Daran wird zur Zeit gearbeitet. Darin lassen wir uns wirklich von niemandem übertreffen.
Ich will ganz kurz aufzählen, welche Punkte wir weiter entwickeln müssen. Dank dem jetzigen Bundesarbeitsminister für die Weiterentwicklung, Dank auch seinem Vorgänger, aber auch Willy Brandt, der zum erstenmal in seiner Regierungserklärung 1969 überhaupt die Problematik der Behinderten in die öffentliche Diskussion, in das öffentliche Bewußtsein gebracht hat. Das ist so.

(Zustimmung bei der SPD)

Denken wir zugleich an den Bundespräsidenten Gustav Heinemann, der eine Weihnachtsansprache fast nur unter den Gedanken der Eingliederung und der Wiedereingliederung der Behinderten in unsere Gesellschaft gestellt hat, und zwar mit hohen ethischen Vorstellungen davon, wie man mit den Alten, den Behinderten, den Kranken und den Schwachen in unserer Gesellschaft umgehen sollte. Und es ist doch kein Zufall, daß wir zum erstenmal 1970 ein gesellschaftspolitisches Programm für diesen Personenkreis von seiten einer Bundesregierung vorgelegt bekommen haben. Dafür danken wir,

(Zustimmung bei der SPD)




Glombig
weil wir das vorher versucht hatten und weil es uns vorher nicht gelungen ist.
Nun noch einmal ganz kurz zu Heidelberg. In dem, was Sie zitiert haben, Herr Kollege Hasinger, heißt es:
In keinem Land wurde in den vergangenen 15 Jahren mehr für die Eingliederung Behinderter entwickelt als in der Bundesrepublik Deutschland.
Das steht in der Auslassung, die Sie hier eben zitiert haben. Das haben Sie aber nicht mit vorgelesen.

(Burger [CDU/CSU] : Nicht seit 1970! Lesen Sie den ganzen Satz!)

-- Ja, in den letzten 15 Jahren.

(Burger [CDU/CSU]: 15 Jahre! Danke schön!)

— Ja, ich will davon doch überhaupt nichts abbeißen. Wir haben auch in den 60er Jahren miteinander einiges getan. Das will ich doch überhaupt gar nicht bestreiten.

(Zuruf von der CDU/CSU: Das klang aber eben so!)

Es heißt hier weiter:
Diese Feststellung muß aus folgenden Gründen an den Anfang einer kritischen Betrachtung gesetzt werden: Sie soll jeden Zweifel daran ausschließen, daß die wohlverstandene Forderung nach Weiterentwicklung der Rehabilitation das schon Geleistete und die Leistungsgrenzen zu berücksichtigen hat.

(Hasinger [CDU/CSU] : Lesen Sie doch weiter!)

Wir werden doch von Ihren Freunden, Herr Hasinger, auf diese Leistungsgrenzen immer wieder hingewiesen. Ob es Herr von Weizsäcker ist, ob es Herr Barzel ist, ob es Herr Kohl oder — vor allem — Herr Biedenkopf ist: Man weist uns immer wieder auf die Grenzen der Leistungsfähigkeit und des Wohlfahrtsstaates hin, und das ist doch auch eine Art von diskriminierender Behandlung dessen, was an sozialstaatlichen Ideen — hoffentlich gemeinsam — durchzusetzen versuchen.

(Zustimmung bei der SPD)

Nur so kann ich das verstehen, und so ist es auch zu verstehen, wenn man nachliest, was dort geschrieben und gesagt worden ist.
Meine Damen und Herren, ich möchte jetzt ganz kurz etwas zu unseren Zielen für den Rest dieser Legislaturperiode und sehr wahrscheinlich auch für die kommende Legislaturperiode sagen.
Die erste Überlegung: Mit der vierten Novelle zum Bundessozialhilfegesetz wollen wir die Eingliederungshilfen für Behinderte nach dem Bundessozialhilfegesetz in das Rehabilitations-Angleichungsgesetz einbeziehen. Diese Novelle liegt dem Bundestag vor; hier kommt die Nagelprobe bereits in den nächsten Wochen auf uns zu. Dieses Vorhaben ist ein altes Anliegen der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion. 1976 hat die Bundesregierung dazu in einem Bericht ihre grundsätzliche Auffassung dargelegt; hieran kann angeknüpft werden.
In diesem Zusammenhang, meine Damen und Herren: Die Beamten müssen ebenfalls einen Rechtsanspruch auf nach Umfang und Art vergleichbare Rehabilitationsmaßnahmen erhalten. Deswegen müssen auch sie in das Rehabilitations-Angleichungsgesetz eingebaut werden. Auch hier erwarten wir Ihre Unterstützung, weil es dann ja, was die kommenden Maßnahmen angeht, wirklich konkret wird.
Zweitens. Art und Umfang der Rehabilitationsleistungen müssen im Rehabilitations-Angleichungsgesetz für alle Rehabilitationsträger verbindlich geregelt werden; es dürfen nicht nur unverbindliche Richtwerte gegeben werden. Dies ist gegenwärtig noch nicht der Fall. Zwar belebt Konkurrenz das Geschäft, aber dieses Sprichwort hat dort keine Gültigkeit, wo sich Konkurrenz auf dem Rücken und zu Lasten der Behinderten auswirken könnte. Dies war übrigens auch nicht die Absicht des Gesetzgebers, der das Rehabilitations-Angleichungsgesetz verabschiedet hat.
Art und Umfang der Rehabilitationsleistungen dürfen nicht auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner zusammengeführt werden, und die Bundesregierung muß prüfen, ob und inwieweit die Durchführung des Rehabilitations-Angleichungsgesetzes offenkundig macht, daß die bestehenden gesetzlichen Vorschriften — insbesondere die den Selbstverwaltungen eingeräumten Möglichkeiten, durch Vereinbarungen untereinander eigene Regelungen zu treffen — unbefriedigend sind. Ich glaube, diese Frage muß man — leider — bejahen. Da eine Gesamtvereinbarung nach bald fünf Jahren seit Inkrafttreten des Rehabilitations-Angleichungsgesetzes noch immer nicht getroffen ist, noch immer nicht in Kraft getreten ist, gilt die Feststellung, daß das Rehabilitations-Angleichungsgesetz in diesem Punkt sein Klassenziel noch nicht ganz erreicht hat. Es ist also höchste Zeit, daß das Bundesarbeitsministerium endlich von seiner Möglichkeit Gebrauch macht, an Stelle fehlender Gesamtvereinbarungen die materiellen und Verfahrensregelungen durch Rechtsverordnungen vorzunehmen.
Drittens. Die Rehabilitationsgesetzgebung ist schrittweise fortzuentwickeln, zu vereinheitlichen und als ein eigenes Buch „Rehabilitation" in das Sozialgesetzbuch einzufügen. Die Einordnung des Gesetzes über die unentgeltliche Beförderung Schwerbehinderter im öffentlichen Personenverkehr in das Schwerbehindertengesetz ist ein richtiger und wichtiger Schritt in diese Richtung.
Ein wichtiger und unerläßlicher Zwischenschritt auf dem Wege zu einem gemeinsamen Behindertenrecht muß das Bemühen um mehr Koordinierung der Rehabilitationsleistungen zwischen den verschiedenen Trägern sein. Hier sind nicht gering zu achtende Teilerfolge durch die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation erzielt worden. Eine echte Koordinierung aber scheiterte bisher an der fehlenden Rechtsgrundlage. Das Rehabilitations-Angleichungsgesetz reicht dazu nicht aus. Hier müssen, wenn eine Harmonisierung des Leistungsrechts nicht so schnell,



Glombig
wie es erforderlich wäre, erfolgen kann, Alternativen gesucht werden, um eine Koordinierung erreichen zu können.
Viertens. Die Rehabilitationsstätten wie Berufsförderungswerke, Berufsbildungswerke und Werkstätten für Behinderte müssen in ihrer Aufgabenstellung gesetzlich definiert werden. Zum Teil geschieht das bereits durch die Werkstättenverordnung. Aber bei den Berufsförderungswerken und Berufsbildungswerken ist hier noch eine Lücke.
In diesen Zusammenhang gehört auch die Verbesserung der rechtlichen Stellung und der Mitwirkungsmöglichkeiten der Rehabilitanden in den Rehabilitationsstätten. Außerdem wollen wir mit der vierten Novelle zum Bundessozialhilfegesetz künftig sicherstellen, daß die überörtlichen Träger der Sozialhilfe das wirtschaftliche Ergebnis einer Werkstatt für Behinderte nicht zum Anlaß nehmen, ihre Pflegesatzleistung zu reduzieren, sondern daß dieses wirtschaftliche Ergebnis zur Steigerung des Entgelts der beschäftigten 'Schwerbehinderten verwendet wird. Dazu hat Herr Kollege Nehm hier bereits einiges gesagt.
Fünftens. Bei den Werkstätten für Behinderte geht es darum, den Personenkreis der aufzunehmenden Behinderten nicht zu weit auszudehnen, damit den förderungsfähigen Behinderten dadurch keine Nachteile entstehen. Wir wollen hier zwar so weit wie möglich liberalisieren, aber nicht zu Lasten der Förderungsfähigen. Dazu müssen wir uns andere institutionelle Möglichkeiten einfallen lassen.
Zum Schluß möchte ich zum Ausdruck bringen, daß wir im Sinne dieser Vorstellungen, die wir im Laufe der Beratungen weiter ausbauen werden, ganz klar machen werden, wohin die Reise bei der Weiterentwicklung des Rehabilitationsrechts — auch im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Aktionsprogramms der Bundesregierung — gehen sollte. Wir kommen hierauf im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung zurück. Wir hoffen, daß im Interesse der Behinderten eine gute Zusammenarbeit möglich ist. An uns soll es nicht fehlen. Nach meiner Überzeugung wissen die Behinderten, daß es im Bereich der Sozialpolitik für sie keinen Stillstand geben kann, weil in der Tat noch eine große Zahl von Problemen gemeinsam von uns gelöst werden muß.

(Beifall bei der SPD und der FDP)


Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0813603500
Das Wort hat Herr Abgeordneter Dr. Becker.

Dr. Karl Becker (CDU):
Rede ID: ID0813603600
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Mein Beitrag soll einige medizinische Aspekte in die Debatte einführen.
In der Gesetzgebung seien wir Deutsche, so sagt man, wahre Meister der Perfektion. Unsere Gesetzgebung der Rehabilitation gilt in der Welt auch allgemein als vorbildlich. Aber Gesetze allein, und mögen sie noch so ausgefeilt sein, genügen nicht.
Auf den Umgang und die Anwendung kommt es an.
Nicht mehr Bürokratie, mehr Handeln ist die Devise.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Seit 1974 ist das Rehabilitations-Angleichungsgesetz in Kraft. Hier sind Maßnahmen und Leistungen, Zuständigkeiten und Durchführungen geregelt. Dieses Gesetz ist aber leider bis heute viel zuwenig allgemein bekannt. Dies liegt einmal an dem langsamen Anlaufen der notwendigen Verfahrensordnungen. So trat die Gesamtvereinbarung zum Gesamtplan erst am 1. Juli 1978 in Kraft. Die Mehrzahl meiner ärztlichen Kollegen kennt die Möglichkeiten dieses Gesetzes bisher noch nicht. So konnten sich von über 400 befragten Kassenärzten 1978 nur 5 °/o daran erinnern, je dieses Einleitungsformular für den Gesamtplan gesehen zu haben. Hier ist, meine Damen und Herren, eine Aufklärung unbedingt erforderlich, eine Aufklärung von seiten der Ärzteverbände, der Rehabilitationsträger, aber auch der Krankenkassen; denn auch die Krankenkassen sollten die Behinderten viel mehr und stärker als bisher auf die Möglichkeiten hinweisen, die dieses Gesetz gibt. Aber dieser Hinweis sollte in einer verständlichen Art und Weise gegeben werden, nicht in einem solchen Deutsch, daß es der Bürger draußen kaum versteht.

(Zuruf des Abg. Kuhlwein [SPD] )

Bei den Ärzten spielt ihre naturwissenschaftlich orientierte Ausbildung sicher eine Rolle, daß ihnen oft die rehabilitationsmedizinischen Fragestellungen noch fremd sind. Das Interesse an der sozialen Dimension der Medizin beginnt erst allmählich zu wachsen. Hier hat die ärztliche Fortbildung eine große Aufgabe. Aber auch der Staat muß bei der Ausbildung der Medizinstudenten mit der Einrichtung von Lehrstühlen, Ausbildungsstellen und Lehrplänen für Rehabilitationsmedizin das Seine dazu beitragen.

(Hasinger [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Auch das bisherige Leistungssystem der Krankenkassen entsprach der kurativ-medizinischen Konzeption. Hier müßten die Rehabilitationsaspekte in der Leistungsbewertung mehr in den Vordergrund geschoben werden.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Niedergelassene Ärzte, aber auch Krankenhausärzte
müssen viel stärker ihre Aufgabe als Weichensteller
in der Rehabilitation erkennen und danach handeln.
Nach einer Studie des Europarates verlassen heute, 20 bis 25 % der Klinikpatienten die Akutkrankenhäuser mit bleibenden Defekten. Hier müssen durch rechtzeitige Einleitung von Maßnahmen schon in der Klinik die Weichen richtig gestellt werden. Durch die ambulante Fortführung dieser Maßnahmen, aber auch durch flexiblere Handhabung der Möglichkeiten im finanziellen und arbeitsmarktpolitischen Bereich kann für viele Behinderte das Schicksal einer Dauerfrühinvalidisierung abgewendet werden. Zu nennen sind etwa ein Genesendengeld, das die Technikerkrankenkasse zunächst als eine Leistung ihrer Art einführt, auch eine flexiblere Handhabung der Teilberentung, auch die Einrichtung von Teilzeitar-



Dr. Becker (Frankfurt)

beitsplätzen für diesen Kreis der Behinderten, die nach schwerer Krankheit ihre volle Leistungsfähigkeit einfach noch nicht erreicht haben. Herr Hölscher hat schon darauf hingewiesen, daß hier vieles zu tun ist.
In den Kliniken fehlen oft noch qualifizierte Einrichtungen, die auch in entsprechenden ambulanten Behandlungszentren geschaffen werden sollten; ebenso muß die Bildung von eingespielten Behandlungsteams gefördert werden.
Am nahtlosen Übergang der Rehabilitationsmaßnahmen ist noch vieles zu verbessern, wie auch die Koordinierung der Maßnahmen noch reichlich zu wünschen übrigläßt.
Im ambulanten Bereich sind z. B. mehr Einrichtungen zu schaffen, wo die Behinderten in dem ihnen angestammten Lebenskreis weiter bleiben können. Ich nenne nur als ein ausgezeichnetes Beispiel das Gustav-Heinemann-Haus hier in Bonn. Auch die Sozialstationen können hier gute Dienste leisten.
Eine besondere Betreuung auf dem Gebiet der Nachsorge ist bei den Krebskranken notwendig. Hier hat die Einrichtung in Bad Trissl richtungsweisende Wege aufgezeigt — Herr Arendt weiß es —, was alles bei dieser unheimlichen Erkrankung an besonderen Hilfsmöglichkeiten für die Betroffenen getan werden kann.
Hinweisen möchte ich auch auf die notwendige Verlängerung der Übergangszeit des Reha-Angleichungsgesetzes für Heilverfahren durch Rentenversicherungsträger. Denn viele Krankenkassen haben schon gesagt, daß sie nach dem 31. Dezember 1980 die Leistungen noch nicht erbringen können.
In einigen Versorgungsbereichen sind noch große Lücken, so bei den Hirnverletzten, bei den Querschnittsgelähmten und den Unfallschwerverletzten, vor allem aber im Bereich der Psychiatrie. Hier war von großem Nachteil, daß die Stellungnahme der Bundesregierung zur Psychiatrie-Enquete erst seit zwei Tagen vorliegt.

(Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

Sie hat enorme Bedeutung für 350 000 geistig Behinderte in unserem Land. Aber der erste Eindruck von dieser Stellungnahme ist nicht gerade befriedigend.
Von besonderer Bedeutung für das persönliche Schicksal ist die Früherkennung von Zuständen, die zur Behinderung führen. Hier kann mit geringem finanziellem Aufwand, mit dem richtigen Engagement und entsprechender Beratung nach der alten Lebensweisheit „Vorbeugen ist besser als heilen" Entscheidendes erreicht werden.
Wir müssen damit rechnen, daß heute 5 % eines jeden Geburtenjahrgangs mit einer Behinderung zur Welt kommen. Viele dieser Behinderungen können durch geeignete Frühbehandlung — es kommt nicht nur auf die Erkennung an, sondern auch darauf, daß die Behandlung konsequent durchgeführt wird und daß die Familien die Möglichkeiten bewußt in Anspruch nehmen — so kuriert werden, daß sie später nicht oder nur noch kaum spürbar sind.
Aber ohne die aktive Mitwirkung und Mitarbeit der Behinderten selbst kann jede Rehabilitationsmaßnahme nur einen begrenzten Erfolg haben. Daher müssen wir den Behinderten mehr über seine Krankheit aufklären und ihn über die Wege und Möglichkeiten der Behandlung beraten.
Genauso wichtig ist zur Vorbeugung die Aufklärung der Menschen über die Folgen einer unvernünftigen Lebensweise, die bei vielen Krankheiten entscheidend den Verlauf und damit auch eine spätere Behinderung bestimmt.
Aber auch Regierung und Gesetzgeber haben noch viel zu tun. Im Rehabilitationsangleichungsgesetz ist vorgesehen, die Sozialhilfe und auch den öffentlichen Dienst in die Verfahren einzubeziehen, um eine Harmonisierung zu erreichen. Hier ist der Gesetzgeber noch in Verzug.
Eine weitere Schwierigkeit sehe ich darin, daß die notwendigen durchgehenden Definitionen für einzelne Maßnahmen noch nicht geschaffen wurden. So umfaßt der Begriff „Heilbehandlung" nach Art und Leistungsumfang bei der Rentenversicherung etwas anderes als bei der Unfallversicherung oder bei den Krankenkassen.
Als 1974 die Krankenkassen als Rehabilitationsträger in das Gesetz aufgenommen wurden, gab es große Erwartungen. Diese haben sich aber bisher noch nicht erfüllt. Dies liegt vornehmlich daran, daß Regierung und Gesetzgeber die Zielsetzung für die Krankenkassen im Rehabilitationsverfahren noch nicht genau benannt haben. Während sie bei der Unfallversicherung oder der Rentenversicherung vorliegen, ist sie für die Krankenkassen mit der Umschreibung „Allgemeine Behandlung" noch viel zu schwammig. Wegen der unklaren Definition kommen dann auch die sozialen Leistungen in den Krankenkassen zu kurz.
Von den Reha-Einrichtungen gibt es eine Definition bisher nur für die „Werkstätten", während sie im Gesundheitswesen, für andere berufliche Einrichtungen und bei der Kinderrehabilitation noch fehlt. Was ist z. B. ein „Übergangsheim für psychisch Behinderte" genau? Was ist die Definition einer Spezialeinrichtung nach § 184 a RVO? Was hat ein Krankenhaus auf dem Gebiet der Rehabilitation zu tun? Dies fehlt in der Definition.
Die Regierung darf sich nicht auf den Lorbeeren der Verkündung eines Gesetzes ausruhen. Sie muß bald — und nicht erst nach Jahren — dafür Sorge tragen, daß die Folgerungen daraus gezogen werden.

(Glombig [SPD]: Warum machen Sie dazu keine konkreten Vorschläge?)

- Wir können nachher bei unserem Entschließungsantrag darüber reden.
In der gesetzlichen Unfallversicherung ist die Rehabilitation optimal geregelt, nicht aber im Bereich der privaten Unfälle im Haus, auf der Straße oder im Urlaub. Hier ist ein erhebliches Defizit in



Dr. Becker (Frankfurt)

der nahtlosen Behandlung, in der Wiederherstellung und der Eingliederung festzustellen. Darum sollte geprüft werden, ob nicht das bewährte Durchgangsarztverfahren in der gesetzlichen Unfallversicherung auch für diese anderen Unfälle eingeführt werden sollte auf der Basis der Kostenerstattung durch die Krankenkassen, in denen sowieso nahezu 95 % der Bevölkerung versichert sind.
Das ambulante Meldeverfahren zur Anregung der Rehabilitation nach § 368 s RVO klappt bisher noch nicht. Ich habe es vorhin erwähnt. Kassenärztliche Vereinigungen und Ärztekammern haben die Situation erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Im stationären Bereich fehlt aber ein solches Pendant zum Meldeverfahren bisher völlig. Hier sollte Abhilfe geschaffen werden, um ein nahtloses Verfahren zu sichern.
Ich habe beklagt, daß die Gesamtvereinbarungen erst zu spät abgeschlossen werden, mit mir Herr Glombig, andere Vorredner auch. Bisher liegen überhaupt erst vier vor. Andere müssen noch nachfolgen. Zur Zeit sind die Gesamtvereinbarungen über die Kraftfahrzeughilfen und über den Behindertensport in Bearbeitung. Ich bin den Ursachen dieser Verzögerung einmal nachgegangen und habe festgestellt, daß meines Erachtens das Verfahren zu umständlich ist, denn bei den Gesamtvereinbarungen müssen alle Träger zustimmen: Bund, Länder, Rentenversicherung, Unfallversicherung bis hin zu den Krankenkassen und den Verbänden. Bei den Krankenkassen muß aber jede einzelne Krankenkasse zustimmen. Was das bei 1 400 Krankenkassen heißt, kann sich jeder ausrechnen, daß das eben sehr, sehr lange Zeit in Anspruch nimmt. Hier sollte in dem Sinne vereinfacht werden, daß es genügt, wenn die Verbände zustimmen. In dieser Richtung sollten wir arbeiten. Auch sollte geprüft werden, ob man bei dem Prinzip der Einstimmigkeit bleiben oder eine qualifizierte Mehrheitsentscheidung einführen soll.
Meine Damen und Herren, wir haben zwar in der Bundesrepublik auf dem Gebiet der Rehabilitation schon viel geleistet. Dank sei allen, die dabei mitgewirkt haben. Das Anliegen der Behinderten ist aber viel zu ernst, als daß man es parteipolitisch ausschlachtet und sich gegenseitig die Verdienste oder die Nichtverdienste vorrechnet. Meine Damen und Herren, hier gibt es noch viel zuviel zu tun. Daher fordere ich Sie, die Regierung, uns alle dazu auf, hier mit anzupacken und im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten bei der Verbesserung der Lage der Behinderten in unserem Land zu helfen. In diesem Sinne bringen wir unseren Entschließungsantrag ein, der bereits in den Reden begründet worden ist. Wenn einige von Ihnen ihn heute morgen noch nicht so voll gelesen und verstanden haben: bei Gesetzen soll dies ja auch der Fall sein. Wenn wir alle aber dabei für die Behinderten mehr herausholen, als in dem Antrag steht, so soll es uns freuen.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0813603700
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Kuhlwein.

Eckart Kuhlwein (SPD):
Rede ID: ID0813603800
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich kann mir heute ausnahmsweise die rhetorische Formel versagen, daß ich die Äußerungen meines Vorredners mit Entschiedenheit zurückweisen müsse; denn Erhebliches von dem, was er gesagt hat, kann man durchaus unterstreichen.
Ich will noch auf eine Bemerkung eingehen, die der Kollege Hasinger gemacht hat, als er behauptete, es gebe in der Bundesrepublik bisher erst ein einziges Rehabilitationskrankenhaus.

(Zuruf des Abg. Dr. Hammans [CDU/CSU])

— Dann habe ich ihn vielleicht mißverstanden. Ich darf Ihnen dennoch empfehlen, auch die sehr informative Broschüre zum Behindertenrecht aus dem Bundesarbeitsministerium zu bestellen. Einige Ihrer Kollegen, die sich mit der Sache beschäftigen, haben dies bereits getan. Es würde Ihnen sicherlich ebenfalls gut anstehen, sich die Broschüre zu beschaffen, nachzulesen und dann in solchen Fragen sachkundig mitzudiskutieren.
Herr Kollege Dr. Becker, ich hatte mir einiges zum Problem der Nahtlosigkeit aufgeschrieben. Sie haben alles gesagt und haben es sehr gut gesagt. Das wird sicher ein ganz zentrales Thema sein, nicht nur für die Ausschußberatungen über Ihre etwas zu dünn geratene Resolution, auch für die Beratungen über das, was insbesondere der Kollege Glombig als die Position der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion zum Thema dargestellt hat.
Wir haben — und das haben wir in dieser Debatte übereinstimmend festgestellt — in den letzten Jahren zweifellos erhebliche Fortschritte bei der Rehabilitation Behinderter in unserer Gesellschaft gemacht. Wir haben die rechtliche Lage verbessert, wir haben auch einen Teil der Barrieren im Bewußtsein der Bevölkerung abbauen können. Dennoch bleibt noch ungeheuer viel zu tun, um die Behinderten auch im Bewußtsein der Menschen zu gleichberechtigten Bürgern unserer Gesellschaft zu machen.
Ich will jetzt hier nicht gelegentlich auftauchende Bürgerinitiativen, überwiegend in bestimmten Teilen unseres Landes, ansprechen, die immer noch Sturm laufen, wenn Einrichtungen für psychisch Kranke und geistig Behinderte ausgerechnet in ihrer Gemeinde oder vor ihrer Haustür geschaffen werden sollen. Ich will nur wiedergeben, was die nationale Kommission der Bundesrepublik zum internationalen Jahr des Kindes zu diesem Thema festgestellt hat. Danach werden Behinderte in unserer Gesellschaft noch immer offen abgelehnt, ihre Probleme werden ignoriert oder verdrängt, sie werden vorschnell abgeschoben, und sie werden in ihren sozialen Lebensbereichen isoliert. Wenn man dann — das betrifft die Gutwilligen — etwas für sie tun will, bringt man ihnen Mitleid entgegen oder versucht, irrationale Schuldgefühle durch wohltätiges Verhalten zu kompensieren. — Soweit die sehr pluralistisch zusammengesetzte Kommission zum internationalen Jahr des Kindes über die Situation Behinderter, speziell der Kinder, in der Bundesrepublik.



Kuhlwein
Wir Politiker können solches Verhalten kurzfristig sicherlich nicht verändern. Wir müssen die Voraussetzungen dafür schaffen, daß die Gesellschaft Behinderte als Selbstverständlichkeit akzeptiert. Wir können Hilfen und Betreuung für Behinderte ortsnäher organisieren, um sie nicht ins Ghetto abzuschieben, und wir können diskriminierende Rechtsvorschriften ändern. In ihrer Stellungnahme zur Psychiatrie-Enquete, die wir in diesem Hause — das sollte unser gemeinsamer Wille sein — sicherlich noch sehr viel eingehender diskutieren werden, hat die Bundesregierung in diesen Tagen in einem besonders wichtigen Bereich der Rehabilitation die politischen Ziele formuliert, nämlich Ausbau eines Netzes der ortsnahen ambulanten Versorgung und Abbau diskriminierender Vorschriften für psychisch Kranke im Krankenkassenrecht. Sie hat hier eine politische Linie dafür angegeben, was wir in dem besonderen Bereich der Rehabilitation psychisch Kranker tun könnten und sollten. Wir brauchen aber auch die engagierte Unterstützung von Medien, Verbänden und Selbsthilfeorganisationen, wenn neben den Hilfen, die wir für die medizinische und für die berufliche Rehabilitation entwickelt haben, auch die soziale Eingliederung erfolgreich sein soll.
Besonders schwer haben es immer noch die behinderten Kinder, und im Jahr des Kindes sollte diese Debatte — einige haben das auch schon angesprochen — nicht an diesen Fragen vorbeigehen. Da gibt es immer noch viele Fragen, von der Lage der humangenetischen Beratung über die Früherkennung und Erfassung bis hin zu Betreuung und Therapie in den ersten Lebensjahren.
Nach Schätzungen neuropädiatrisch tätiger Fachärzte gehören 20 % aller Kinder unmittelbar nach der Geburt zu den Risikokindern, bei denen verschiedene Einflüsse vor, während oder nach der Geburt zu körperlichen oder zentralnervösen Belastungen geführt haben. Die Hälfte davon, also 10 % eines Jahrgangs, müßte im Säuglingsalter regelmäßig überwacht werden. 5 % eines Geburtsjahrgangs sind derart behindert, daß spezielle Einrichtungen für die Behandlung erforderlich sind. Bei rund 600 000 Geburten im Jahr müssen wir also mit 120 000 Risikokindern und mit ungefähr 30 000 behinderten Kindern rechnen.
Die im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung angebotenen acht Früherkennungsuntersuchungen für Kinder bis zum vierten Lebensjahr — das war zweifellos ein großer Fortschritt — könnten eine solche rechtzeitige Behandlung erleichtern. Aber sie werden viel zu wenig in Anspruch genommen — auch darauf ist heute schon Bezug genommen worden —, und sie führen auch nicht immer zu der erforderlichen Therapie. Zu den Zahlen der Inanspruchnahme füge ich einen Hinweis an. Die ersten beiden, die in der Regel in der Klinik stattfinden, werden zu 100 % in Anspruch genommen. Für die dritte bis achte Untersuchung gibt es einen Durchschnitt von nur noch 35 %. Dabei wird die achte Untersuchung nur noch von 18 % in Anspruch genommen.

(Dr. Becker [Frankfurt] [CDU/CSU] : Schlimm genug!)

Hier bedarf es sicherlich noch einer sehr viel eingehenderen Aufklärung; aber die Aufklärung allein genügt nicht, wenn die Ärzte nicht wissen, was sie mit dem, was sie bei den Untersuchungen erfahren oder auch nicht in Erfahrung bringen, weiter machen sollen. Herr Kollege Becker, Sie haben das hier deutlich klargemacht.
§ 368 s der Reichsversicherungsordnung verpflichtet die Ärzte, den Krankenkassen Mitteilung zu machen, damit Rehabilitationsmaßnahmen frühzeitig eingeleitet werden können. Es gibt eine Erhebung des Bundesverbandes der Ortskrankenkassen, nach der im vierten Quartal 1977 nur 19 Mitteilungen über Behinderungen in der Altersgruppe bis zu fünf Jahren von Ärzten eingegangen sind.

(Dr. Becker [Frankfurt] [CDU/CSU] : Das ist erst seit dem 1. Juli in Kraft!)

— Es ist mir klar, daß da Anlaufschwierigkeiten sind. Aber da wir nach den Zahlen, die ich vorhin vorgetragen habe, damit rechnen müssen, daß es pro Quartal zusätzlich ungefähr 7 500 behinderte Kinder in der Bundesrepublik gibt, kann man sich vorstellen, wie verschwindend gering der Prozentsatz derjenigen ist, die bisher nach dem vorgeschlagenen Verfahren auch wirklich einer Rehabilitation zugeführt werden.
Diese Differenz kann nur dadurch erklärt werden, daß entweder die niedergelassenen Ärzte zuwenig Erfahrung haben, um frühkindliche Entwicklungsstörungen und Behinderungen zu erkennen, oder daß sie sich selbst zuviel zutrauen. Wenn die Selbstverwaltung von Krankenkassen und Kassenärztlicher Bundesvereinigung keine wirksameren Instrumente entwickelt, vielleicht Checklisten, die man den niedergelassenen Ärzten an die Hand geben könnte, damit sie wissen, wonach sie forschen müssen, wenn sie nach Behinderungen bei kleinen Kindern suchen, müßten vielleicht Bundesregierung oder Bundestag tätig werden.
Die Früherkennung ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn auch ein ausreichendes Angebot an Beratung und Förderung zur Verfügung steht. Herr Kollege Hasinger, wenn Sie die Diskussionen verfolgt haben, dann wissen Sie, daß auch da die Ideen noch nicht ausgegangen sind; denn im Juni 1977 gab es eine 39. Gesundheitsministerkonferenz, die die Bildung von sozialpädiatrischen Abteilungen empfohlen hat, die bereits vorhandene Einrichtungen in Kinderkliniken und Kinderkrankenhäusern einbeziehen sollen. Das wäre eine ortsnähere Organisationsform, durch die man einen möglichst kurzen stationären Aufenthalt, die Beobachtung der Kinder, die Einleitung von Therapiemaßnahmen und die Einweisung der Eltern in die Therapie sicherstellen könnte. Sie könnten gleichzeitig — und das macht auch nach dem geltenden Kassenarztrecht keine großen Schwierigkeiten — vorstationär diagnostizieren und nachstationär behandeln. Dabei würde der Hausarzt durchaus seine Aufgabe als Mittler zum häuslichen Milieu beibehalten können.
Die Bundesregierung hat in den letzten Jahren eine Reihe von Projekten auf diesem Gebiet als Modellmaßnahmen gefördert, so z. B. in Maulbronn, in



Kuhlwein
Regensburg, in Bremen, in Augsburg, in Osnabrück und in Landshut. Dabei kann man sogar — und das ist für die Diskussion über den Bettenabbau interessant — über das Krankenhausfinanzierungsgesetz Akutkrankenhäuser umwidmen oder teilweise umwidmen.

(Dr. Becker [Frankfurt] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

Neben den sozialpädiatrischen Abteilungen haben natürlich auch große Zentren ihre Aufgabe. Zum Teil sind sie bereits vorhanden oder im Aufbau, wie in Mainz, München, Bonn, Köln, Stuttgart, Frankfurt oder Hamburg. Für die Zukunft wird deren Aufgabe jedoch bei den schwierigen diagnostischen Fällen oder bei der Zusatzausbildung der Fachkräfte liegen müssen; denn gerade für behinderte Kinder ist die Nähe zu Eltern, Geschwistern und sozialem Umfeld für die psychische Stabilisierung unerläßlich. Darauf werden Bund und Länder beim weiteren Ausbau der sozialpädiatrischen Versorgung zu achten haben.
Deshalb ist auch für ländlich strukturierte Gebiete und für größere Einzugsbereiche zusätzlich die Einrichtung von therapeutisch-pädagogisch orientierten ambulanten Abteilungen oder von mobilen therapeutischen Teams sinnvoll, um für die Kinder längeren Krankenhausaufenthalt oder lange Transportwege zu vermeiden. Was für psychisch Kranke gelten soll — Netz der ortsnahen Versorgung —, gilt mindestens mit denselben guten Gründen für behinderte Kinder.
Experten gehen davon aus, daß in der Bundesrepublik ein Netz von 300 Abteilungen für Sozialpädiatrie geschaffen werden müßte. Eine solche Abteilung käme dann auf je 200 000 Einwohner. Jede dieser Abteilungen würde gemeinsam mit Hausärzten und/oder ambulanten bzw. mobilen Diensten etwa 500 Risikokinder und 100 behinderte Kinder laufend betreuen.
Wir können nur hoffen, daß es bei diesem Programm in keinem unserer Bundesländer ideologische Verklemmungen gibt, daß nun noch einmal zusätzliche — —(Zuruf von der CDU/CSU)

— Ich sage das nur. Die finanziellen kennen wir alle. Die haben wir alle gemeinsam. Aber in manchen Bereichen, z. B. in der Jugendhilfe, hatte ich in letzter Zeit den Eindruck, daß es auch ideologische Verklemmungen geben könnte. Vielleicht können wir uns einigen, daß das in diesem Bereich nicht so sein wird, auch wenn es um zusätzliche Betreuung durch staatliche und nichtstaatliche Einrichtungen und Verbände geht.

(Beifall bei der FPD und der SPD — Dr. Becker [Frankfurt] [CDU/CSU]: Da können Sie sicher sein!)

Soweit der Bund dabei gefordert ist, soll es an unserer Hilfe nicht fehlen.
Zum Abschluß noch eine Bemerkung zum Personalmangel bei Rehabilitationseinrichtungen. Vor allem im Bereich der Medizinerausbildung ist die Rehabilitation häufig noch ein Fremdwort. Wenn es richtig ist, daß wir einem Überangebot an ausgebildeten Medizinern entgegengehen — und dafür spricht eine ganze Menge —, dann möchte ich an dieser Stelle an die Universitäten und an die Studenten und natürlich auch an die Bundesländer appellieren — nur die Bundesländer können dort zusätzliche Kapazitäten schaffen —, sich mehr als bisher um dieses Arbeitsfeld zu bemühen.

(Zustimmung bei der FDP und der SPD)

Den angehenden Medizinern sei gesagt, daß damit zwar keine Villen im Tessin und keine Nummernkonten in Liechtenstein zu verdienen sind, aber eine wichtige Rolle in der Gesellschaft von morgen und der Dank von Tausenden von behinderten Menschen, die Hilfe brauchen, um sich in unserer Gesellschaft zurechtfinden zu können.

(Beifall bei der FDP und der SPD)


Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0813603900
Wir stehen am Ende der Aussprache. Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich schließe die Aussprache über die Große Anfrage betreffend Lage der Behinderten und Weiterentwicklung der Rehabilitation.
Wir haben nun noch über den Entschließungsantrag Drucksache 8/2560 der Abgeordneten Burger, Geisenhofer sowie anderer und der Fraktion der CDU/CSU zu befinden. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Überweisung an den Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung beantragt worden.

(Burger [CDU/CSU] : Und Überweisung an den Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit zur Mitberatung!)

— Des weiteren wird Überweisung an den Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit — mitberatend — beantragt. Sind damit alle Überweisungswünsche vorgebracht?

(Dr. Becker [Frankfurt] [CDU/CSU] : Überweisung an den Sportausschuß — gutachtlich!)

— Sportausschuß — gutachtlich; das ist nach der Geschäftsordnung ohnehin möglich.
Ich stelle fest, daß die Überweisungsvorschläge allgemeine Zustimmung finden. Dann ist es so beschlossen.
Damit stehen wir am Ende der Plenarsitzung. Ich berufe den Deutschen Bundestag zu seiner nächsten Sitzung auf Mittwoch, den 14. Februar 1979, 13 Uhr ein. Einziger Tagesordnungspunkt in dieser Sitzung ist die Fragestunde.
Die Sitzung ist geschlossen.