Protokoll:
7225

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 7

  • date_rangeSitzungsnummer: 225

  • date_rangeDatum: 20. Februar 1976

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 09:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:03 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 225. Sitzung Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Dr. Schellenberg 15651 B Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 15651 A Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . . 15651 B Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Neunzehnten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen sowie über die Anpassung der Geldleistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung und der Altersgelder in der Altershilfe für Landwirte (Neunzehntes Rentenanpassungsgesetz) — Drucksache 7/4722 — in Verbindung mit Beratung des Berichts der Bundesregierung über die gesetzlichen Rentenversicherungen, insbesondere über deren Finanzlage in den künftigen 15 Kalenderjahren, gemäß §§ 1273 und 579 der Reichsversicherungsordnung, § 50 des Angestelltenversicherungsgesetzes und § 71 des Reichsknappschaftsgesetzes (Rentenanpassungsbericht 1976) und Gutachten des Sozialbeirats —Drucksache 7/4250 — in Verbindung mit Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuregelung des Rechts der Rentenversicherung der Arbeiter und des Gesetzes zur Neuregelung des Rechts der Rentenversicherung der Angestellten — Drucksache 7/4602 - in Verbindung mit Erste Beratung des von den Abgeordneten Geisenhofer, Maucher, Burger, Dr. Althammer, Müller (Remscheid), Höcherl, Ziegler, Franke (Osnabrück), Dr. Mikat, Dr. Jobst, Freiherr von Fircks, Braun, Dr. Fuchs, Krampe und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesversorgungsgesetzes — Drucksache 7/4585 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes über die Anpassung der Leistungen des Bundesversorgungsgesetzes (Achtes Anpassungsgesetz-KOV) — Drucksache 7/4653 — Arendt, Bundesminister BMA 15652 B, 15686 C Katzer CDU/CSU 15658 B, 15688 D Dr. Ehrenberg SPD 15665 A Schmidt (Kempten) FDP 15670 B Ziegler CDU/CSU 15674 C Glombig SPD 15676 C Spitzmüller FDP 15680 C Geisenhofer CDU/CSU . . . . . . . 15682 A Lattmann SPD 15690 B Burger CDU/CSU 15691 B Nächste Sitzung 15692 D II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 Anlagen Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . .15693* A Anlage 2 Reaktion der Bundesregierung auf die Erhöhung der Straßenbenutzungsgebühren für Lastkraftwagen durch die DDR; Veränderung des DDR-Straßengebührensystems durch Bildung von Gesamtnutzlasten und Entspezialisierung MdlAnfr A66 16.01.76 Drs 07/4595 Straßmeir CDU/CSU MdlAnfr A71 16.01.76 Drs 07/4595 Straßmeir CDU/CSU ErgSchrAntw PStSekr Herold BMB auf ZusFr Straßmeier CDU/CSU . . . . 15693* C Anlage 3 Höhe der zusätzlichen finanziellen Belastungen für den Straßengüterverkehr in Berlin (West) sowie dessen Diskriminierung im Nahverkehr in die DDR durch die Erhöhung der Straßenbenutzungsgebühren MdlAnfr A 69 16.01.76 Drs 07/4595 Kunz (Berlin) CDU/CSU ErgSchrAntw PStSekr Herold BMB auf ZusFr Frau Berger (Berlin) CDU/CSU .15694* A Anlage 4 Äußerungen von Bundeskanzler Schmidt über die Bindung von Abgeordneten an Aufträge und Weisungen MdlAnfr A28 13.02.76 Drs 07/4739 Spranger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Frau Schlei BKA . . . 15694* B Anlage 5 Durchführung der für Mitte der 70erJahre vorgesehenen Arbeitsstättenzählung MdlAnfr A41 13.02.76 Drs 07/4739 Braun CDU/CSU MdlAnfr A42 13.02.76 Drs 07/4739 Braun CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 15694* C Anlage 6 Ausstellung von Kriegsspielzeug mit NS-Symbolen auf der Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg MdlAnfr A52 13.02.76 Drs 07/4739 Lutz SPD MdlAnfr A53 13.02.76 Drs 07/4739 Lutz SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . .15695* A Anlage 7 Maßnahmen gegen Ausstellung, Vertrieb und Einfuhr von Kriegsspielzeug mit NS-Symbolen MdlAnfr A54 13.02.76 Drs 07/4739 Batz SPD MdlAnfr A55 13.02.76 Drs 07/4739 Batz SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 15695* B Anlage 8 Errichtung eines Restaurierungsinstituts zur Förderung des Kunsthandwerks, der Instandhaltung von Baudenkmälern und der Forschung auf dem Gebiet der Restaurierung von Altstädten in Anlehnung an die Initiative der französischen Regierung MdlAnfr A58 13.02.76 Drs 07/4739 Freiherr von Fircks CDU/CSU SchrAntw BMin Ravens BMBau . . . . 15695* C Anlage 9 Maßnahmen der Bundesregierung nach dem Gespräch zwischen dem Deutschen Bundeswehrverband (DBwV) und Staatssekretär Dr. Abreß im Bundeswohnungsbauministerium über die Verschlechterung der Wohnungsfürsorge insbesondere im Bereich der Mieten und der Familiendarlehen sowie Ergebnis des Gesprächs zwischen dem DBwV und Staatssekretär Fingerhut im Bundesverteidigungsministerium MdlAnfr A61 13.02.76 Drs 07/4739 von Alten-Nordheim CDU/CSU MdlAnfr A62 13.02.76 Drs 07/4739 von Alten-Nordheim CDU/CSU SchrAntw BMin Ravens BMBau . . . .15696* A Anlage 10 Gründe für die Finanzierung der „Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule e. V." und Beurteilung der Broschüre „Gesamtschule" dieser Gesellschaft durch die Bundesregierung MdlAnfr A63 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Probst CDU/CSU MdlAnfr A64 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Probst CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Glotz BMBW . . . 15696* C Anlage 11 Stellung politischer Fragen bei der Gesellenprüfung für das Tischlerhandwerk in Nordrhein-Westfalen sowie Gewährleistung sachgerechter Bestimmung von Lern- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 III und Prüfungszielen und von Prüfungsinhalten in der Berufsbildung MdlAnfr A65 13.02.76 Drs 07/4739 Schinzel SPD MdlAnfr A66 13.02.76 Drs 07/4739 Schinzel SPD SchrAntw PStSekr Dr. Glotz BMBW . . .15697* A Anlage 12 Notwendigkeit des Eingreifens der Bundesregierung bei der Durchführung von Sprachurlaubskursen sowie Erweiterung des Fernunterrichtsschutzgesetzes zum Schutz des betroffenen Personenkreises MdlAnfr A67 13.02.76 Drs 07/4739 Frau Grützmann SPD MdlAnfr A68 13.02.76 Drs 07/4739 Frau Grützmann SPD SchrAntw PStSekr Dr. Glotz BMBW . . . 15697* D Anlage 13 Einleitung von Initiativen zur Humanisierung des Unterrichts im Rahmen der BundLänder-Kommission für Bildungsplanung MdlAnfr A69 13.02.76 Drs 07/4739 Vahlberg SPD SchrAntw PStSekr Dr. Glotz BMBW . . .15698* A Anlage 14 Erklärung der vom Bundeskanzler dem amerikanischen Außenminister Kissinger bescheinigten politischen Irrtümer MdlAnfr A74 13.02.76 Drs 07/4739 Höcherl CDU/CSU SchrAntw PStSekr Frau Schlei BKA . . . 15698* B Anlage 15 Ratifizierung der von der UNESCO 1972 verabschiedeten „Konvention zum Schutze des kulturellen und natürlichen Erbes in der Welt" MdlAnfr A75 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Schwencke (Nienburg) SPD MdlAnfr A76 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Schwencke (Nienburg) SPD SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 15698* C Anlage 16 Kosten, Anzahl und Auslastung der Flugzeuge für die Reise der Vertreter der Bundesregierung zur Konferenz nach Nizza MdlAnfr A77 13.02.76 Drs 07/4739 Biehle CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA . . . . .15698* D Anlage 17 Grundsätze für die Verhandlungen über gemeinsame Richtlinien verschiedener Industriestaaten für den Export nuklearer Anlagen sowie Zuleitung der von der Bundesregierung akzeptierten Richtlinien an die parlamentarischen Kontrollinstanzen MdlAnfr A78 13.02.76 Drs 07/4739 Lenzer CDU/CSU MdlAnfr A79 13.02.76 Drs 07/4739 Lenzer CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 15699* B Anlage 18 Wahrung der Menschenrechte von in der Tschechoslowakei zurückgehaltenen Kin-. dem deutscher und tschechischer in der Bundesrepublik Deutschland lebender Eltern sowie Verhaftung deutscher Staatsangehöriger durch die Tschechoslowakei wegen ihrer Hilfe bei der Durchsetzung des Menschenrechts auf Freizügigkeit MdlAnfr A82 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Czaja CDU/CSU MdlAnfr A83 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Czaja CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 15699* C Anlage 19 Vorstelligwerden des sowjetischen Botschafters Falin gegen die Ausstrahlung des Films „Moskaus Spione" MdlAnfr A84 13.02.76 Drs 07/4739 Niegel CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 15700* B Anlage 20 Leugnung der Beziehungen von West-Berlin zur Bundesrepublik Deutschland durch die Sowjetunion MdlAnfr A85 13.02.76 Drs 07/4739 Hösl CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 15700* C Anlage 21 Begnadigung der in Gaeta/Italien gefangengehaltenen als Kriegsverbrecher verurteilten Walter Reder und Herbert Kappler MdlAnfr A86 13.02.76 Drs 07/4739 Spranger CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 15700* D Anlage 22 Abgeschlossene bzw. noch in Verhandlungen befindliche Verträge und Vereinbarun- IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 gen mit der Sowjetunion und anderen Ostblockstaaten seit Abschluß des Viermächteabkommens für Berlin SchrAnfr B1 13.02.76 Drs 07/4739 Wohlrabe CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 15701 * A Die Frage B 2 — Drucksache 7/4739 vom 13.2.76 - des Abgeordneten Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) ist nach Nr. 2 Abs. 2 der Richtlinien für die Fragestunde unzulässig. Die Frage B 3 — Drucksache 7/4739 vom 13. 2. 76 — des Abgeordneten Engelsberger (CDU/CSU) ist nach Nr. 2 Abs. 2 der Richtlinien für die Fragestunde unzulässig. Anlage 23 Errichtung einer gemeinsamen Kontrollbehörde für Kernkraftwerke im Rahmen der EG SchrAnfr B4 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Jahn (Braunschweig) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Schmude BMI . . . 15702* C Anlage 24 Statistische Erhebungen über die Zunahme der Kriminalität in Baden-Württemberg und Vergleich mit der Entwicklung im Bundesdurchschnitt bezogen auf das Jahr 1975 SchrAnfr B5 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Jenninger CDU/CSU SchrAnfr B6 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Jenninger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Schmude BMI . . .15703* A Anlage 25 Auffassung der Bundesregierung über die Außerung des Bundesinnenministers, man müsse die DDR erfinden, wenn es sie nicht gäbe SchrAnfr B7 13.02.76 Drs 07/4739 Gierenstein CDU/CSU SchrAntw PStSekr Baum BMI 15703* B Anlage 26 Prozentsatz der unbesetzten Stellen bei der Grenzschutzfliegergruppe sowie Änderung der Wertung der Wartezeiten am Einsatzort nur als Bereitschaftszeiten mit 50%igem Ausgleich SchrAnfr B8 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Bußmann SPD SchrAnfr B9 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Bußmann SPD SchrAntw PStSekr Dr. Schmude BMI . . . 15703* B Die Frage B 10 — Drucksache 7/4739 vom 13. 2. 76 — des Abgeordneten Dr. Holtz (SPD) ist vom Fragesteller zurückgezogen. Anlage 27 Verbesserung des Einzugsverfahrens für die Kfz-Steuer SchrAnfr B11 13.02.76 Drs 07/4739 Biehle CDU/CSU SchrAntw PStSekr Offergeld BMF . . . . 15703* D Anlage 28 Ausübung von Druck auf die Bundesregierung zur Fortsetzung der deutschen Devisenhilfe für die Stationierung der Rheinarmee in Deutschland durch die britische Regierung SchrAnfr B12 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Zimmermann CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 15704* B Anlage 29 Gewährung von Rechtschutz für einen in einer Veröffentlichung über Preispolitik in „markt intern" angegriffenen Beamten durch die Bundesregierung sowie Beseitigung des Widerspruchs zwischen öffentlichem Preisrecht und der Preisbindung durch Festlegung bestimmter den Interessen der öffentlichen Hand auf sparsame Wirtschaftsführung gerecht werdende Nachlässe SchrAnfr B13 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Graf Lambsdorff FDP SchrAnfr B14 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Graf Lambsdorff FDP SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 15704* C Anlage 30 Überblick über die Schulden des Ostblocks gegenüber deutschen Banken und Höhe der Garantiezusagen deutscher Wirtschaftseinrichtungen für solche Kredite SchrAnfr B15 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 15705* B Anlage 31 Initiative der Bundesregierung im Rat der EG zur Einsparung von Arbeit und Geld durch Verzicht auf doppelte Sachverständigenberatung bei der Vorbereitung von Ver- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 V Ordnungen durch die Kommission und den Rat der EG SchrAnfr B16 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Jahn (Braunschweig) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 15705* C Anlage 32 Harmonisierung der staatlichen Exportkreditversicherungen und der Konditionen bei Ausfuhrkrediten im Rahmen der EG SchrAnfr B17 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Jahn (Braunschweig) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . .15306 *A Anlage 33 Konsequenzen des Rates der EG aus der vom Genfer Unternehmensberatungs-Institut erstellten Studie über die Lage der Feinstrumpfindustrie zur Sicherung der Arbeitsplätze SchrAnfr B18 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . .15706* B Anlage 34 Maßnahmen der Bundesregierung im Zusammenhang mit den von Herrn Benedict Meynell von der Generaldirektion I der Kommission der EG in offiziellen Verhandlungen gegenüber Brasilien geforderten Textilexportbesdiränkungen zur Durchsetzung der Einhaltung der GATT-Statuten und des internationalen Rechts SchrAnfr B19 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . .15706* D Anlage 35 Benachteiligung der Einwohner von Fremdenverkehrsregionen bei Einbeziehung der durch Urlauber verursachten Unfälle in die Berechnung der neuen Staffelung der Prämienhöhe für Autoversicherer nach dem Prinzip der Schadenshäufigkeit SchrAnfr B20 13.02.76 Drs 07/4739 Härzschel CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . .15707* A Anlage 36 Verweigerung der Eröffnung eines Handwerksbetriebs durch einen staatlich geprüften Techniker SchrAnfr B21 13.02.76 Drs 07/4739 Pfeifer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 15707* B Anlage 37 Unterschiedlicher Marktpreis für Rinder in Belgien und den Niederlanden trotz eines engverflochtenen Marktes SchrAnfr B22 13.02.76 Drs 07/4739 Eigen CDU/CSU SchrAntw PStSekr Logemann BML . . . . 15707* D Anlage 38 Beurteilung der Beseitigung von Beschränkungen im internationalen Handelsverkehr durch langfristige EG-Verträge mit Agypten bzw. die Einführung des Milchpulverbeimischungszwanges bei Futtermitteln SchrAnfr B23 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Logemann BML . . . .15308* A Anlage 39 Gründe für die Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland an der Landwirtschaftsausstellung in Moçambique SchrAnfr B24 13.02.76 Drs 07/4739 Niegel CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . .15708* B Anlage 40 Konsequenzen aus den Versorgungsschwierigkeiten und Preissteigerungen bei Kartoffeln im Agrarbericht 1976 SchrAnfr B25 13.02.76 Drs 07/4739 Gansel SPD SchrAntw PStSekr Logemann BML . . . . 15708* D Anlage 41 Änderung der Verwaltungsstruktur der Arbeitsverwaltung im Hinblick auf die Nichtdeckung des Bedarfs an Arbeitskräften trotz der Arbeitslosen und steigender Zahl der Bediensteten bei der Arbeitsverwaltung SchrAnfr B26 13.02.76 Drs 07/4739 Vogelsang SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . .15709* A Die Frage B 27 — Drucksache 7/4739 vom 13. 2. 76 — des Abgeordneten Katzer (CDU/ CSU) ist nach Nr. 2 Abs. 2 der Richtlinien für die Fragestunde unzulässig. Anlage 42 Verfügbarkeit von Plätzen für Ersatzdienstpflichtige und Anspruch Ersatzdienstpflichtiger auf Zahlung von Kindergeld für die Dauer einer etwaigen Wartezeit SchrAnfr B28 13.02.76 Drs 07/4739 Braun CDU/CSU SchrAnfr B29 13.02.76 Drs 07/4739 Braun CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 15709* C VI Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 Anlage 43 Arbeitserlaubnis für Angehörige eines „Mitglieds einer Truppe" oder eines „zivilen Gefolges" der Stationierungsstreitkräfte der NATO bei der Aufnahme einer unselbständigen Beschäftigung in der Bundesrepublik Deutschland SchrAnfr B30 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Schmitt-Vockenhausen SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 15709* D Anlage 44 Belastung der Ortsdurchfahrt Billig durch Fahrten der Bundeswehrbusse zum Schießplatz Euskirchen-Billig sowie Bau der Südwest-Tangente Euskirchen SchrAnfr B31 13.02.76 Drs 07/4739 Milz CDU/CSU SchrAnfr B32 13.02.76 Drs 07/4739 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . .15710* A Anlage 45 Einstufung staatlich geprüfter Techniker beim Eintritt als Zeitsoldat in die Bundeswehr SchrAnfr B33 13.02.76 Drs 07/4739 Pfeifer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 15710* C Anlage 46 Kürzung der Übergangsgebühren für länger dienende Soldaten SchrAnfr B34 13.02.76 Drs 07/4739 Ey CDU/CSU SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 15711* B Anlage 47 Inhalt der zu § 35 a Abs. 5 des Soldatengesetzes erlassenen Rechtsverordnung SchrAnfr B35 13.02.76 Drs 07/4739 Schmidt (Wuppertal) CDU/CSU SchrAnfr B36 13.02.76 Drs 07/4739 Schmidt (Wuppertal) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 15711* D Anlage 48 Ersatzpläne des Bundesverteidigungsministeriums für den Fall des Abzugs der in Hof stationierten 7. Kompanie des Fernmelderegiments 32 SchrAnfr B37 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Warnke CDU/CSU SchrAnfr B38 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Warnke CDU/CSU SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 15712* C Anlage 49 Benachteiligung von Soldaten der Einsatzverbände bei der Wohnungsverteilung in den Standorten SchrAnfr B39 13.02.76 Drs 07/4739 Mursch (Soltau-Harburg) CDU/CSU SchrAnfr B40 13.02.76 Drs 07/4739 Mursch (Soltau-Harburg) CDU/CSU SchrAnfr B41 13.02.76 Drs 07/4739 Mursch (Soltau-Harburg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . 15712* D Anlage 50 Freizeitentgeltung oder sonstige Vergütung für in Krankenhäusern Sonntagsdienst leistende Praktikanten sowie Rechtsstatus des Praktikantenverhältnisses SchrAnfr B42 13.02.76 Drs 07/4739 Seiters CDU/CSU SchrAnfr B43 13.02.76 Drs 07/4739 Seiters CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . .15713* C Anlage 51 Zeitungsmeldung über Krebsgefahr durch Kontakte mit Nitrosaminen SchrAnfr B44 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . .15714* A Anlage 52 Bedenken der Deutschen Gesellschaft für Qualitätsforschung, Geisenheim, gegen die Anwendung von Wuchsstoff-Herbiziden in Wäldern SchrAnfr B45 13.02.76 Drs 07/4739 Biechele CDU/CSU SchrAntw PStSekr Logemann BML . . . . 15714* D Anlage 53 Änderung der DIN 18011 zur Vergrößerung der Spielflächen für Kinder in Wohnungen sowie Konsequenzen aus dem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen von 1975 für einen kinder- und familiengerechten Wohnungsbau SchrAnfr B46 13.02.76 Drs 07/4739 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU SchrAnfr B47 13.02.76 Drs 07/4739 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . .15715* A Anlage 54 Meldungen über Krebsförderung durch Kunststoffbekleidung SchrAnfr B48 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Riedl (München) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 15715* B Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 VII Anlage 55 Ausbildungsplätze für Logopäden SchrAnfr B49 13.02.76 Drs 07/4739 Gansel SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 15715* C Anlage 56 Bedeutung der Bundesbahnstrecke Rastatt—Freudenstadt (Murgtalbahn) für die Infrastruktur und den Fremdenverkehr im nördlichen Schwarzwald SchrAnfr B50 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Hauser (Sasbach) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMV . . . . . 15715* D Anlage 57 Änderung der Richtlinien und Anweisungen der Bundesbahn für Oberbauarbeiten (DV 820/III, IV, V) nach dem derzeitigen technischen Stand SchrAnfr B51 13.02.76 Drs 07/4739 Schröder (Lüneburg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMV . . . . . 15715* D Die Fragen B 52, 53, 54 und 55 — Drucksache 7/4739 vom 13. 2. 76 — des Abgeordneten Benz (CDU/CSU) sind vom Fragesteller zurückgezogen. Anlage 58 Errichtung eines Haltepunktes im Ortsteil Siepen-Asbruch in Velbert-Neviges zur Auslastung des S-Bahn-Verkehrs zwischen Essen und Wuppertal Nachteile für die niederbergische Wirtschaft durch Stillegung der Güterzugstrecke Wülfrath—Velbert—Heiligenhaus SchrAnfr B56 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Holtz SPD SchrAnfr B57 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Holtz SPD SchrAntw PStSekr Jung BMV . . . . .15316* A Anlage 59 Errichtung von Lärmschutzvorrichtungen an der Bundesautobahn Köln—Bonn im Bereich Wesseling bzw. Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung in diesem Bereich SchrAnfr B58 13.02.76 Drs 07/4739 Milz CDU/CSU SchrAnfr B59 13.02.76 Drs 07/4739 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMV . . . . . 15716* B Anlage 60 Elektrifizierung der Schwarzwaldbahnstrecke Offenburg—Villingen bis Konstanz SchrAnfr B60 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Häfele CDU/CSU SchrAnfr B61 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Häfele CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMV 15716*D Anlage 61 Hinweis auf Schwalmtal an der Anschlußstelle Viersen-Bockert der A 61 SchrAnfr B62 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Hammans CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMV . . . . .15717* A Anlage 62 Beitrag zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit durch Ausschöpfung der im Bereich der Bundesbahndirektion Saarbrücken vorhandenen Ausbildungskapazitäten SchrAnfr B63 13.02.76 Drs 07/4739 Peter SPD SchrAntw PStSekr Jung BMV . . . . .15717* A Anlage 63 Ausbau der Abbiegerspuren der B 49 in Höhe der Einmündung der Kreisstraße 103, Abzweigung Heiligenroth SchrAnfr B64 13.02.76 Drs 07/4739 Peiter SPD SchrAntw PStSekr Jung BMV . . . . . 15717* B Anlage 64 Umfang des Güteraufkommens bei der Bundesbahn im Schienenverkehr nach der geplanten Streckenstillegung SchrAnfr B65 13.02.76 Drs 07/4739 Dr. Wittmann (München) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMV . . . . . 15717* C Anlage 65 Verbilligte Anschlußnetzkarten der Bundesbahn für Reisen an den Urlaubsort SchrAnfr B66 13.02.76 Drs 07/4739 Härzschel CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMV . . . . . 15717* D Anlage 66 Kosten für Erhaltungsmaßnahmen auf den Bundesbahnstrecken Plattling—Bayerisch Eisenstein, Zwiesel—Grafenau bzw. Zwiesel—Bodenmais sowie für die Sanierung der an diesen Strecken liegenden Bahnhofs-und Betriebsgebäude in den Jahren 1960 bis 1975 SchrAnfr B67 13.02.76 Drs 07/4739 Handlos CDU/CSU SchrAnfr B68 13.02.76 Drs 07/4739 Handlos CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMV 15717* D VIII Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 Anlage 67 Gefährdung der Funknavigation durch elektronische Taschenrechner an Bord von Flugzeugen SchrAnfr B69 13.02.76 Drs 07/4739 Gierenstein CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMV 15718* B Anlage 68 Einbeziehung von Kaltenkirchen in den Nahbereich des Hamburger Telefonnetzes SchrAnfr B70 13.02.76 Drs 07/4739 Eigen CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMP 15718* B Anlage 69 Beitrag zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit durch Ausschöpfung der vorhandenen Ausbildungskapazitäten im Bereich der Oberpostdirektion Saarbrücken SchrAnfr B71 13.02.76 Drs 07/4739 Peter SPD SchrAntw PStSekr Jung BMP 15718* C Anlage 70 Direktwahl im Fernsprechverkehr mit der DDR SchrAnfr B72 13.02.76 Drs 07/4739 Jäger (Wangen) CDU/CSU SchrAnfr B73 13.02.76 Drs 07/4739 Jäger (Wangen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMP 15718* D Anlage 71 Berufsaustausch zwischen deutschen und französischen Postbediensteten SchrAnfr B74 13.02.76 Drs 07/4739 Pfeffermann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMP . . . . . 15719* C Anlage 72 Kosten-Nutzen-Verhältnis kommunaler Mieterberatungsstellen SchrAnfr B35 13.02.76 Drs 07/4739 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU SchrAntw BMin Ravens BMBau . . . . . 15719* D Anlage 73 Meldungen über Aufforderung der „Neuen Heimat" an Bundesbedienstete zur Mitteilung von Bauabsichten und zur Werbung für eigene Planungs- und Baumaßnahmen SchrAnfr B76 13.02.76 Drs 07/4739 Niegel CDU/CSU SchrAntw BMin Ravens BMBau 15719* D Anlage 74 Differenz in den Angaben des Bundesgrenzschutzes und der „Berliner Arbeitsgemeinschaft 13. August" über die Anzahl der Flüchtlinge aus der DDR im Jahr 1975 SchrAnfr B77 13.02.76 Drs 07/4739 Schröder (Lüneburg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Herold BMB . . . . . 15720* A Anlage 75 Vereinbarungen mit der DDR nach Abschluß des Viermächteabkommens SchrAnfr B78 13.02.76 Drs 07/4739 Wohlrabe CDU/CSU SchrAntw PStSekr Herold BMB . . . . .15720* C Anlage 76 Meldungen über die Einladung des SED-Chefs zum Parteitag der DKP sowie Möglichkeit des öffentlichen Auftretens führender Politiker der Bundesrepublik Deutschland in der DDR SchrAnfr B79 13.02.76 Drs 07/4739 Gierenstein CDU/CSU SchrAntw PStSekr Herold BMB 15724* C Anlage 77 Beteiligung der betroffenen Informationseinrichtungen in München und in Braunschweig an der Planung für einen zentralen Standort des Fachinformationszentrums 4 (Energie, Physik, Mathematik) SchrAnfr B80 13.02.76 Drs 07/4739 Dr.-Ing. Laermann FDP SchrAnfr B81 13.02.76 Drs 07/4739 Dr.-Ing. Laermann FDP SchrAntw BMin Matthöfer BMFT . . . . 15724* D Anlage 78 Angaben über die im Rahmen des 2. Datenverarbeitungsprogramms mit Unterstützung des Bundesministeriums für Forschung und Technologie beschafften Computer SchrAnfr B82 13.02.76 Drs 07/4739 Lenzer CDU/CSU SchrAntw BMin Matthöfer BMFT . . . . 15725* C Anlage 79 Gründe für die Streichung des Zuschusses für das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst herausgegebene „Informationsblatt für deutsche Wissenschaftler im Ausland" SchrAnfr B83 13.02.76 Drs 07/4739 Lenzer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Glotz BMBW . . . 15726* B Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 15651 225. Sitzung Bonn, den 20. Februar 1976 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage i Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Prof. Dr. Abelein 20.2. Dr. Aigner * 20. 2. Dr. Artzinger * 20. 2. Dr. Becher (Pullach) 20. 2. Behrendt * 20. 2. Blumenfeld * 20. 2. Biermann 20. 2. Prof. Dr. Burgbacher * 20.2. Dr. Czaja 20. 2. Frau Dr. Däubler-Gmelin 20.2. Dr. Dregger 20. 2. Entrup 20. 2. Dr. Eppler 20. 2. Prof. Dr. Erhard 20. 2. Dr. Evers 20.2. Fellermaier 20.2. Flämig * 20. 2. Frehsee * 20.2. Dr. Früh 20. 2. Gerlach (Emsland) * 20. 2. Handlos 20. 2. von Hassel 20.2. Hussing 20.2. Dr. Jahn (Braunschweig) * 20.2. Kirst 20. 2. Dr. Klepsch * 20.2. Dr. Graf Lambsdorff 20. 2. Lange * 20. 2. Dr. Lauritzen 20.2. Lautenschlager * 20.2. Lücker * 20.2. Dr. Marx 20. 2. Mattick *** 20.2. Frau Meermann . 20. 2. Memmel * 20.2. Prof. Dr. Mikat 20.2. Müller (Mülheim) * 20.2. Frau Dr. Orth 20. 2. Roser 20. 2. Schmidt (München) * 20. 2. Schonhofen 20. 2. Dr. Schröder (Düsseldorf) 20. 2. Schwabe * 20. 2. Dr. Schwörer * 20. 2. Seibert 20. 2. Springorum * 20. 2. Strauß 20. 2. Suck * 20.2. Tönjes 20. 2. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 20. 2. Dr. Wagner (Trier) 20. 2. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Walkhoff * 20.2. Frau Dr. Walz * 20.2. Dr. Warnke 20.2. Frau Dr. Wolf 20. 2. Anlage 2 Ergänzende Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold auf die Zusatzfragen des Abgeordneten Straßmeir (CDU/CSU) (Drucksache 7/4595, Fragen A 66 und 71, 215. Sitzung, Seite 14866 C und 14871 C) : Antwort auf die Zusatzfrage zu Frage A 66: Nach der Verordnung der DDR vom 6. September 1951 über die Erhebung der Straßenbenutzungsgebühren für Kraftfahrzeuge sind für die Benutzung von Straßen der DDR Gebühren zu entrichten. Davon ausgenommen waren ursprünglich lediglich Kfz der Besatzungsmächte, der Militärmissionen und der Diplomatischen Missionen, Kfz mit Kennzeichen der DDR oder von Berlin (Ost) und der Berufsverkehr von Arbeitern und Angestellten. Durch nach und nach geschlossene bilaterale Abkommen sind ferner von der Straßenbenutzungsgebühr befreit: - in sozialistischen Staaten zugelassene Lkw und Pkw, - in Dänemark, Schweden, Finnland, Frankreich, den Niederlanden und Österreich zugelassene Lkw und Omnibusse, - in Belgien und Großbritannien zugelassene Lkw. Wie ich in der Fragestunde am 22. Januar 1976 bereits Frau Kollegin Pieser auf eine entsprechende Anfrage mitgeteilt habe, hatte die Bundesregierung im Zuge der vorerst zurückgestellten Kraftfahrzeugsteuer-Reform vorgesehen, Kraftfahrzeuge aus der DDR in die Erhebung der Kraftfahrzeugsteuer einzubeziehen. Aufgrund der Erhöhung der Straßenbenutzungsgebühren durch die DDR prüft die Bundesregierung z. Z. sorgfältig, ob eine Besteuerung von Kraftfahrzeugen aus der DDR vorgezogen werden kann. Die Prüfung ist zwar noch nicht abgeschlossen, jedoch geht die Tendenz zu einer Besteuerung. Damit würde die Voraussetzung dafür geschaffen, mit der DDR über eine gegenseitige Befreiung von Gebühren zu verhandeln. Antwort auf die Zusatzfrage zu Frage A 71: Der Anteil der Spezialfahrzeuge am Gesamtverkehr in die DDR und durch die DDR in dritte Staaten ist nicht zu quantifizieren. Lediglich für den Verkehr von Westberliner Lkw in die DDR liegt eine Schätzzahl für Spezialfahrzeuge (Tank- und Silo- 15694* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 fahrzeuge) vor. 1974 wurden von Berlin (West) aus ca. 90 000 Fahrten in die DDR unternommen, davon waren 80 000 Fahrten mit Schutt, Sand und Kies, für die keine Straßenbenutzungsgebühren zu entrichten waren. Von den restlichen der Straßenbenutzungsgebühr unterliegenden 10 000 Fahrten waren rd. die Hälfte Fahrten mit Spezialfahrzeugen. Im Verkehr Bundesgebiet/DDR dürfte der Prozentsatz weitaus niedriger liegen. Anlage 3 Ergänzende Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold auf die Zusatzfrage der Abgeordneten Frau Berger (Berlin) (CDU/ CSU) zur Frage A 69 des Abgeordneten Kunz (Berlin) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4595, 215. Sitzung, Seite 14870 A) : Der Bundesregierung ist bekannt, daß die DDR in Einzelfällen Fahrzeuge von der Straßenbenutzungsgebühr befreit. Es läßt sich nicht übersehen, in welchen Fällen dies bereits bei Vertragsabschluß geschieht und in welchen Fällen durch nachträgliche Erstattung oder Rechnungsgutschrift. Es dürfte sich jedoch in der Regel um Befreiungen bei solchen Transporten in die DDR handeln, die im Interesse der DDR liegen. Die Anzahl der auf diese Weise befreiten Transporte dürfte aber von untergeordneter Bedeutung sein. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Schlei auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage A 28) : Teilt die Bundesregierung die von Bundeskanzler Schmidt im „Bericht aus Bonn" vom 6. Februar 1976 geäußerte Auffassung, daß Abgeordnete, die an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen sind, „Betrüger" sind, wenn sie — wie kürzlich in Niedersachsen — von diesem Redit Gebrauch machen? Die Äußerung des Bundeskanzlers bezieht sich auf die Vorgänge in Niedersachsen. Es ging dem Bundeskanzler dabei erkennbar nicht um die Feststellung eines Straftatbestandes, sondern um eine politische Bewertung von Vorgängen, die nicht nur nach Auffassung der Bundesregierung mit den Spielregeln und den Prinzipien der parlamentarischen Demokratie unvereinbar sind. Es ist überflüssig zu sagen, daß Bundeskanzler und Bundesregierung jederzeit für den verfassungsrechtlichen Status eintreten, der den Abgeordneten durch Artikel 38 Grundgesetz und entsprechende Länderregelungen eingeräumt wird. Zum Gewissen hat aber noch immer das Bekennen gehört. Und Freiheit von Aufträgen und Weisungen bedeutet nicht, daß ein Abgeordneter seine Wähler und Parteifreunde hinters Licht führen darf, indem er in der Öffentlichkeit als Angehöriger der Partei auftritt, für die er gewählt worden ist, im geheimen jedoch darauf hinarbeitet, daß der politische Gegner die Regierungsgewalt übernehmen kann. So werden nach Auffassung der Bundesregierung keine Gewissensentscheidungen getroffen, sondern Täuschungsmanöver inszeniert. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Braun (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen A 41 und 42) : Aus welchem Grunde ist die für die Mitte der 70er Jahre vorgesehen gewesene Arbeitsstättenzählung nicht durchgeführt worden, und für welches Jahr ist die nächste Zählung vorgesehen? Ist die Bundesregierung der Meinung, daß mit den vorliegenden, größtenteils überholten, Daten eine zeitgemäße Struktur-und Konjunkturpolitik nodi möglich ist? Zu Frage A 41: Die Arbeitsstättenzählung sollte gemeinsam mit der Gebäude- und Wohnungszählung 1975 durchgeführt werden, da beide Zählungen einer umfangreichen Zählerorganisation bedürfen und durch die Zusammenlegung eine arbeitsmäßig rationelle und finanziell weniger aufwendige Erhebung gewährleistet wird. Der Bundesrat hatte in seiner Stellungnahme zu dem von der Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf über die Gebäude-, Wohnungs- und Arbeitsstättenzählung 1975 u. a. zum Ausgleich der Mehrbelastungen der Länder und der Gemeinden eine Finanzzuweisung gefordert. Die Bundesregierung hat daraufhin wegen der bei Bund, Ländern und Gemeinden schwierigen Haushaltslage entschieden, den Gesetzentwurf in dieser Legislaturperiode nicht weiter zu verfolgen. Die nächste Arbeitsstättenzählung ist im Rahmen der für 1981 geplanten allgemeinen Volks- und Berufszählung vorgesehen. Zu Frage A 42: In einer Zeit sich wandelnder Strukturen wären aktuelle Ergebnisse aus einer Arbeitsstättenzählung erforderlich gewesen. Für Zwecke der allgemeinen Strukturpolitik stehen der Bundesregierung allerdings außer der Arbeitsstättenzählung weitere Informationsquellen zur Verfügung, wenn auch eine Arbeitsstättenzählung im Jahre 1975 das Grunddatennetz der regionalstatistischen Informationen verbessert hätte. Im übrigen werden die Ergebnisse der in mehrjährigen Abständen durchgeführten Arbeitsstättenzählungen nicht zur kurzfristigen Konjunkturbeobachtung und Konjunkturanalyse herangezogen. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 15695* Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Lutz (SPD) (Drucksache 7/4739 Fragen A 52 und 53) : Wird die Bundesregierung Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, daß künftighin — wie gegenwärtig auf der Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg — Kriegsspielzeug ausgestellt wird, das mit NS-Symbolen, wie Hakenkreuzen und SS-Runen, bemalt ist? Wird die Bundesregierung bei eventuellen Maßnahmen in Erwägung ziehen, daß die Einfuhr, öffentliche Schaustellung und Werbung auf einer internationalen Verkaufsmesse in Bayern mit weltweiter Publizität sowie der Vertrieb soldi makabren Kinderspielzeugs innerhalb des gesamten Bundesgebiets geeignet ist, dem Ansehen der Bundesrepublik Deutschland Schaden zuzufügen? Zu Frage A 52: Die Rechtssituation habe ich in meiner Antwort auf eine inhaltsgleiche Frage des Abgeordneten Batz dargelegt. Ich darf insoweit darauf Bezug nehmen. Zu Frage A 53: Die Bundesregierung ist mit Ihnen der Auffassung, daß eine öffentliche Schaustellung von Kriegsspielzeug mit nationalsozialistischen Kennzeichen im Inland, ein Handel mit derartigem Spielzeug oder eine Werbung dafür dem Ansehen der Bundesrepublik abträglich ist. Sie würde es begrüßen, wenn alle zur Verhinderung derartiger Erscheinungen verfügbaren rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft würden. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Batz (SPD) (Drucksache 7/4739 Fragen A 54 und 55) : Sieht die Bundesregierung im Rahmen ihrer Zuständigkeit einen Anlaß, gesetzgeberische oder sonstige Maßnahmen gegen Ausstellung und Vertrieb von Kriegsspielzeug mit NS-Symbolen in der Bundesrepublik Deutschland zu ergreifen, und wenn ja, sind die eventuell bereits nach geltendem Recht gegebenen Möglichkeiten ausgeschöpft worden? Wird die Bundesregierung eventuell bereits bestehende rechtliche und handelspolitische Möglichkeiten nutzen, um gegen Herstellung, Anpreisung und den Vertrieb von Waren mit Symbolen und Hoheitszeichen der NS-Diktatur und gegen deren Einfuhr in das Bundesgebiet einzuschreiten? Zu Frage A 54: Die Bundesregierung geht davon aus, daß die für derartige Sachverhalte einschlägige Vorschrift des § 86 a des Strafgesetzbuches ausreichenden Strafschutz gewährt. Sie sieht daher keinen Anlaß für eine gesetzgeberische Initiative. Maßnahmen der Strafverfolgung im Hinblick auf § 86 a des Strafgesetzbuches fallen in die Zuständigkeit der Strafverfolgungsbehörden der Länder. Ob die nach geltendem Recht gegebenen Möglichkeiten ausgeschöpft worden sind, kann die Bundesregierung wegen ihrer insoweit fehlenden Zuständigkeit nicht beurteilen. Speziell unter dem Aspekt des Jugendschutzes wäre zu prüfen, ob derartiges Kriegsspielzeug als jugendgefährende Darstellungen im Sinne von § 1 Abs. 1 in Verbindung mit Abs. 3 des Gesetzes über die Verbreitung jugendgefährender Schriften zu gelten hat. In einer Entscheidung der Bundesprüfstelle für jugendgefährende Schriften vom 13. Januar 1956 ist das bei Spielzeugmodellen früherer deutscher Kriegsflugzeuge, auf denen das Hakenkreuz abgebildet war, bejaht worden. Ob diese Entscheidung auf das gegenwärtig im Handel befindliche Kriegsspielzeug übertragbar ist, hängt von dessen Ausgestaltung im Einzelfall ab. Zu Frage A 55: Neben den aufgezeigten rechtlichen Möglichkeiten bieten die Regelungen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und die Regelungen betreffend den Handelsverkehr der EWG mit Drittländern kaum wirksame Handhaben, es sei denn, die Einfuhr würde eine Gefahr für die öffentliche Ordnung bewirken. Anlage 8 Antwort des Bundesministers Ravens auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Freiherr von Fircks (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4739 Frage A 58) : Ist der Bundesregierung der Beschluß der französischen Regierung bekannt, ein Nationales Restaurierungsinstitut zu errichten, das das Kunsthandwerk in Frankreich fördern und Baudenkmäler instandhalten sowie Spezialisten ausbilden und die Forschung auf dem Gebiet der Restaurierung von Altstädten vorantreiben soll, und ist die Bundesregierung bereit, in Zusammenarbeit mit den Ländern eine ähnliche Initiative für die Bundesrepublik Deutschland zu ergreifen? Der Beschluß der französischen Regierung, ein „Nationales Restaurierungs-Institut" zu errichten, zielt im wesentlichen auf eine Branchensubventionierung, mit der das Kunsthandwerk aktiviert werden soll; insbesondere sollen solche Handwerkszweige, die für den Bedarf der französischen Schlösser- und Museumsverwaltungen erforderlich sind, durch diese Hilfen vor dem Aussterben bewahrt werden. Die Bundesregierung beabsichtigt keine solche Initiative. In den einzelnen Bundesländern werden jedoch von den Landesdenkmalpflegern bzw. den Landeskonservatoren Restaurierungswerkstätten als Führungswerkstätten unterhalten, deren Aufgabe es ist, Restaurierungsarbeiten durchzuführen und solche an private Restauratoren weiterzugeben und zu beaufsichtigen. Die Aktivitäten im Rahmen des Europäischen Denkmalschutzjahres 1975 haben gezeigt, daß allgemein eine Institution wie das Deutsche Nationalkomitee wertvolle Anregungen für den Erhaltungsgedanken zu geben vermag. Ob und in welcher Weise die Tätigkeit des Deutschen Nationalkomitees fortgesetzt werden kann, wird z. Z. überlegt. 15696* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 Anlage 9 Antwort des Bundesministers Ravens auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten von Alten-Nordheim (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen A 61 und 62) : Was hat die Bundesregierung inzwischen unternommen, nachdem am 16. Dezember 1975 im Bundeswohnungsbauministerium eine Besprechung zwischen dem Deutschen Bundeswehr-Verband (DBwV) und dem Staatssekretär Dr. Abreß über die erhebliche Verschlechterung der Wohnungsfürsoge besonders im Bereich der Mieten und der Familiendarlehen im Rahmen der allgemeinen Sparmaßnahmen stattgefunden hat? Hat das für den 18. Dezember 1975 vereinbart gewesene Gespräch zwischen dem DBwV und dem Staatssekretär Fingerhut im Bundesverteidigungsministerium inzwischen stattgefunden, wenn ja, mit welchem Ergebnis und welche Sofortmaßnahmen sollen —gegebenenfalls in Abstimmung zwischen beiden Bundesministerien — ergriffen werden, um die jetzt auftretenden besonderen Härten, über die aus allen Teilen des Bundesgebietes Klage geführt wird, zu vermeiden? Zu Frage A 61: In dem von Ihnen zitierten Gespräch in meinem Hause sind die Vertreter des Bundeswehrverbandes über die Gründe der Änderungen und die sich hieraus ergebenden Folgen eingehend unterrichtet worden. Dabei wurde kein Zweifel gelassen, daß an den getroffenen Entscheidungen festgehalten werde. Im übrigen möchte ich nochmals bemerken, und ich habe dies auch schon Herrn Abgeordneten Biehle gegenüber in der Fragestunde am 30. Januar 1976 zum Ausdruck gebracht, daß durch die Änderungen der Mieten im Wohnungsbestand eine Annäherung an die Mieten des sozialen Wohnungsbaues und eine Verringerung ungerechtfertigter Mietunterschiede gegenüber den neueren Wohnungen erreicht werden soll. Bei der Festsetzung der Zinssätze für Darlehen zur Förderung von Eigentumsmaßnahmen, die nach dem 1. Januar 1976 bewilligt werden, hat die Bundesregierung den zahlreichen Vorwürfen aus Kreisen der Bevölkerung und auch von Abgeordneten Rechnung getragen, die in der bisherigen Regelung eine besondere Vergünstigung für Angehörige der öffentlichen Verwaltung sahen. Ferner darf hierbei das in den letzten Jahren nicht unerheblich gestiegene Einkommen der Bundesbediensteten nicht außer Betracht gelassen werden. Zu Frage A 62: Nach meinen Informationen hat Herr Staatssekretär Fingerhut das Gespräch mit Vertretern des Bundeswehrverbandes am 10. dieses Monats geführt. Er hat dabei zum Ausdruck gebracht, daß aus Anlaß der getroffenen Entscheidungen keine irgendwie gearteten Sofortmaßnahmen erforderlich sind. Im übrigen sind die mit der Durchführung der Maßnahmen beauftragten Oberfinanzdirektionen bei Bekanntgabe der einschlägigen Erlasse angewiesen worden, meine Entscheidungen einzuholen, falls im Einzelfall besondere Härten auftreten sollten. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Glotz auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Probst (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen A 63 und 64) : Aus welchen Gründen und in welcher Höhe finanziert die Bundesregierung die „Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule e. V."? Wie beurteilt die Bundesregierung Sachinformation und Tendenz der mit ihren Mitteln herausgegebenen Broschüre „Gesamtschule" dieser Gesellschaft? Zu Frage A 63: Bund und Länder haben im Bildungsgesamtplan gemeinsam festgestellt, daß als Ziele des Sekundarbereichs I die Vermeidung vorzeitiger Festlegung auf bestimmte Bildungsgänge und die Berücksichtigung der Neigung und der Befähigung des einzelnen durch eine zunehmende Wahl- und Leistungsdifferenzierung unter Beibehaltung eines verpflichtenden Kernbereichs gemeinsamer Inhalte gelten. Dies sind auch die Ziele der Gesamtschule. Der Bundesminister für Bildung und Wissenschaft beteiligt sich daher finanziell an der Durchführung von Kongressen, Fachtagungen, Seminaren sowie am Informationsaustausch und an Dokumentationen der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule. Die einzelnen Projekte dieser Gesellschaft sind orientiert an ihren satzungsgemäßen Hauptzielen: — Aufbau und Ausbau der Gesamtschule — Zusammenarbeit der Beteiligten und Verbesserung der demokratischen Mitwirkung aller Betroffenen im Bildungssystem — Versachlichung der öffentlichen Gesamtschuldiskussion durch Fachinformation — Zusammenarbeit mit dem Gesetzgeber in Bund und Ländern, mit den Kultusverwaltungen und den örtlichen Schulträgern — Informationen für Lehrer, Eltern und Schüler über Gesamtschulfragen — Hilfe bei der Umstellung von Schulsystemen auf dem Weg zur integrierten Gesamtschule. Die Bundesregierung unterstützt diese Zielsetzung. Für Projekte der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule wurden insgesamt 273 515 DM seit 1971 für mehr als 70 Fachtagungen, Seminare und Dokumentationsvorhaben zur Verfügung gestellt. Zu Frage A 64: Unter dem Titel „Gesamtschule, was ist das eigentlich?" hat die Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule Ende 1975 eine — ich zitiere — „verständliche Beschreibung zur schnellen Information" herausgegeben. Im Vorwort heißt es u. a.: „Das Heftchen richtet sich an die Eltern und Schüler, die endlich einmal — ohne dicke Bücher zu wälzen — erfahren möchten, was es mit der Schulreform auf sich hat und warum manche Leute die Gesamtschule so hartnäckig bekämpfen." Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 15697* Die in der Broschüre vermittelte Sachinformation läßt erkennen, daß an Gesamtschulen nicht — wie von Ihnen, Herr Kollege Probst, öffentlich behauptet wurde —, „Intoleranz und Klassenkampf" herrscht, sondern ein pädagogisch wirksamer, von den Aufgaben und Inhalten dieser Schulform her angestrebter Chancenausgleich stattfindet. Die Bundesregierung stimmt dieser Sachdarstellung vor allem deshalb zu, weil sie im Einklang steht mit den vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft in Auftrag gegebenen Befragungen von Lehrern und Eltern über ihre Meinung zu Gesamtschulen und weil die uns bekannten wissenschaftlichen Arbeiten ebenfalls diese Ergebnisse geliefert haben. Gleichwohl weise ich darauf hin, daß es nicht Aufgabe der Bundesregierung oder eines Fachministeriums sein kann, Zuwendungsempfängern Zensuren über Einzelaktivitäten zu erteilen. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Glotz auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Schinzel (SPD) (Drucksache 7/4739 Fragen A 65 und 66) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß bei der zentralen Gesellenprüfung für das Tischlerhandwerk in Nordrhein-Westfalen den Prüflingen Fragen und Antwortmöglichkeiten vorgelegt werden wie zum Beispiel „Wem ist ein gewählter Abgeordneter nach dem Grundgesetz veranwortlich? a) seiner Fraktion, b) heimlichen Geldgebern, c) den Wählern, d) dem Bundeskanzler, e) seinem Gewissen" oder „Braucht eine Demokratie eine Opposition? a) nein, die Regierungsarbeit wird nur blockiert, b) nein, sie sagt doch nur nein, c), ja, der Bundestag wäre sonst halbiert, d) ja, die Regierung soll kontrolliert und kritisiert werden, e) nein, sie kostet unnötiges Geld", und ist die Bundesregierung der Auffassung, daß solche Fragen geeignet sind, beim Prüfling ein Verständnis von Politik und wirtschaftlichen Zusammenhängen nachzuweisen? Was kann die Bundesregierung unternehmen, damit eine sachgerechte Bestimmung von Lern- und Prüfungszielen sowie von Prüfungsinhalten in der Berufsbildung gewährleistet ist? Zu Frage 65: Bei den hier angesprochenen Beispielen handelt es sich um Ausbildungsinhalte, die ausschließlich in der Berufsschule vermittelt werden und somit in die Zuständigkeit der Kultusminister der Länder fallen. Dennoch ist es aufgrund von § 35 BBiG möglich, daß solche Lerninhalte in der Abschlußprüfung vor der Kammer Prüfungsgegenstand sind. Bei den von Ihnen angeführten Beispielen, die der Bundesregierung bisher nicht bekannt geworden sind, zeigt sich jedoch deutlich, daß das programmierte Prüfungsverfahren dort seine Grenzen findet, wo das Verständnis von politischen und wirtschaftlichen Zusammenhängen Gegenstand der Prüfung ist. Es handelt sich hier nämlich um Wissens-, nicht um Verständnisfragen. Ob Einsichten in die obengenannten Sachverhalte vermittelt worden sind, läßt sich nach Auffassung der Bundesregierung eher in der freien schriftlichen oder mündlichen Äußerung des Prüflings feststellen. Zu Frage A 66: Nach derzeit geltendem Recht kann die Bundesregierung in den Ausbildungsordnungen neben den Ausbildungsinhalten lediglich die materiellen Prüfungsanforderungen regeln. Diese werden so präzise wie möglich gestaltet und beinhalten — soweit dies realisierbar ist — auch konkrete Aufgabenbeispiele. Der Erlaß der Prüfungsordnung, die Vorbereitung und Durchführung der Prüfung und damit auch die Erstellung der konkreten Prüfungsaufgaben sind Angelegenheit der zuständigen Stellen bzw. der dort eingerichteten Prüfungsausschüsse. Um hier dem unabweichlichen Bedürfnis nach möglichst bundeseinheitlichen Regelungen zu genügen, reichen auch entsprechende Empfehlungen des Bundesausschusses für Berufsbildung nicht aus. Daher ist die Verbesserung, Vereinheitlichung und Objektivierung des Prüfungswesens ein Element der Reform der Bundesregierung im Regierungs entwurf für ein neues Berufsbildungsgesetz. Genannt seien in diesem Zusammenhang insbesondere die Einführung staatlicher Prüfungsausschüsse, der Erlaß von Prüfungsordnungen als Rechtsverordnungen durch den zuständigen Bundesminister sowie bundeseinheitliche Vorschläge für Prüfungsaufgaben, die vom Bundesinstitut für Berufsbildung zu erarbeiten sind. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatsekretärs Dr. Glotz auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Grützmann (SPD) (Drucksache 7/4739 Fragen A 67 und 68) : Sieht die Bundesregierung eine Notwendigkeit, bei der Veranstaltung und Organisation von Sprachurlaubskursen steuernd zum Schutz der Teilnehmer einzugreifen? Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, durch die Erweiterung des vorliegenden Entwurfs des Fernunterrichtsschutzgesetzes diesem betroffenen Personenkreis zu helfen? Zu Frage A 67: Der Bundesregierung ist bekannt, daß bei der Durchführung von Sprachurlaubskursen, die vornehmlich im Ausland stattfinden, zuweilen Mißstände aufgetreten sind. Für solche Kurse, die von Interessenten im Ausland auf eigene Faust wahrgenommen werden, besteht keine rechtliche Möglichkeit des Schutzes oder der Kontrolle derartiger Kurse. Soweit aber die Angebote Bestandteil einer Pauschalreise sind, verspricht sich die Bundesregierung einen verbesserten Schutz von einem Gesetz über den Reiseveranstaltervertrag, dessen Entwurf z. Zt. vorbereitet wird. Zu Frage A 68: Im Hinblick auf die Antwort auf die vorangegangene Frage sieht die Bundesregierung keine Möglichkeit für eine Erweiterung des Entwurfs eines Fernunterrichtsschutzgesetzes, das im übrigen auf grundlegend andere Sachverhalte abstellt. 15698* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Glotz auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Vahlberg (SPD) (Drucksache 7/4739 Frage A 69) : Welche Initiativen zur Humanisierung des Unterrichts gedenkt die Bundesregierung im Rahmen der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung einzuleiten? Im Rahmen ihrer Zusammenarbeit mit den Ländern in der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung hat die Bundesregierung dem Abbau von Belastungsfaktoren im Unterricht stets große Aufmerksamkeit geschenkt. So werden im Schwerpunktbereich „Modellversuche zur Förderung und Integration sozial benachteiligter Kinder" Modellversuche gefördert, die Möglichkeiten zum Abbau soziokultureller Benachteiligungen, sprachlicher Schwierigkeiten und sozialer Härten aufzeigen sollen, ebenso werden Hilfen in besonderen Belastungssituationen in der Schule, z. B. integrierte Förderungssysteme für Verhaltensgestörte, erarbeitet, Die Resultate einer von der Bundesregierung geförderten Untersuchung der pädagogischen Praxis an Gesamtschulen zeigen, daß die Veränderungen der Unterrichts- und Gemeinschaftssituation in der Gesamtschule zur kritischen Auseinandersetzung der Schüler mit Konfliktsituationen, einer ablehnenden Haltung gegenüber Aggressivität und einer erhöhten sozialen Reife (Selbstbestimmung) und Interaktionsbereitschaft führt. Die im Rahmen der BLK von der Bundesregierung gemeinsam mit den Ländern erarbeitete Grundlage für die Untersuchung über die Verbesserung der Effizienz im Bildungswesen der Bundesrepublik Deutschland nennt u. a. auch den Abbau der Sitzenbleiberquote als eine der vordringlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Situation in der Schule. Die Bundesregierung ist auf den hier angesprochenen Sachverhalt in der BLK auch im Zusammenhang mit der beabsichtigten Neuordnung der Beratung der Bildungsplanung durch Wissenschaftler eingegangen. Sie hat die Einsetzung einer Fachkommission zu den Problemen des Lernens, der Leistungsverbesserung und der Belastung in der Schule vorgeschlagen, weil sie der Meinung ist, daß sachverständiger Rat auf diesem Gebiet besonders wichtig ist und sowohl die begründeten Vermutungen darüber als auch die unbewiesenen Behauptungen einer gründlichen wissenschaftlichen Durchleuchtung bedürfen. Bedauerlicherweise wurde diese Initiative aufgrund eines formalen Einspruches der Bayerischen Staatsregierung, dem die Länder BadenWürttemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland, SchleswigHolstein beigetreten sind, vorerst blockiert. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Schlei auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Höcherl (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage A 74): Versteht der Bundeskanzler unter den erwiesenen politischen Irrtümern, die er dem amerikanischen Außenminister Kissinger bescheinigt, auch die Unterstützung dieser Seite für die von seinem Vorgänger betriebene Form der Entspannungspolitik, oder welche Irrtümer Kissingers hat der Bundeskanzler besonders im Auge? Wenn der Bundeskanzler gesagt hat, daß — ich zitiere — „selbst Henry Kissinger sich irren kann", so unterstreicht er damit das für alle Menschen und damit auch für Politiker geltende „errare humanum est". Einen spezifischen „Irrtum" Kissingers hatte er jedenfalls nicht im Auge. Im übrigen möchte ich feststellen: Was die amerikanische Haltung zur deutschen Entspannungspolitik betrifft, so ist die Unterstützung der amerikanischen Regierung für diese Politik seit 1969, dem Amtsantritt der sozial-liberalen Koalition, uneingeschränkt und kontinuierlich gewährt worden. Die deutsche und amerikanische Entspannungspolitik sind Grundlage der gemeinsamen Bemühungen des Westens, auf der Basis einer starken westlichen Allianz auf einen Ausgleich zwischen Ost und West hinzuwirken. Anlage 15 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schwencke (Nienburg) (SPD) (Drucksache 7/4739 Fragen A 75 und 76): Welche Bedenken hat die Bundesregierung, die in der Generalversammlung der 7. Periode der UNESCO am 16. November 1972 in Paris verabschiedete „Konvention zum Schutze des kulturellen und natürlichen Erbes in der Welt" (Convention concerning the protection of world cultural and natural heritage) zu ratifizieren? Wenn die Bundesregierung keine Bedenken hat, diese Konvention, die inzwischen 21 andere Staaten, u. a. Frankreich, ratifiziert haben, zu verabschieden, wann wird sie die Ratifizierungsurkunde hinterlegen? 1. Die Bundesregierung hat keine Bedenken, die „Konvention zum Schutze des kulturellen und natürlichen Erbes in der Welt" zu ratifizieren. 2. Das Ratifikationsverfahren ist eingeleitet. Die Kabinettvorlage mit dem Entwurf eines Zustimmungsgesetzes wird voraussichtlich Anfang März 1976 dem Kabinett vorgelegt werden. Anlage 16 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Biehle (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage A 77): Mit wieviel Flugzeugen reisten die Vertreter der Bundesregierung zur Konferenz in Nizza, wie stark waren die einzelnen Flugzeuge bei welcher Kapazität besetzt, und wie hoch belaufen sich die Flugkosten? Die Vertreter der Bundesregierung reisten mit vier Flugzeugen der Bundeswehr nach Nizza. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 15699* Der Bundeskanzler benutzte eine Jet-Star, die bei einer Kapazität von acht Plätzen mit sieben Personen besetzt war. Der Bundesminister des Auswärtigen benutzte ebenfalls eine Jet-Star, die auch mit sieben Personen besetzt war. Der Bundesminister für Wirtschaft benutzte einen HFB-Jet, der bei einer Kapazität von sieben Plätzen mit vier Personen besetzt war. Der Rest der Delegation benutzte die Boeing 707, die mit 28 Personen bei einer Kapazität von 109 Plätzen besetzt war. Flugkosten sind nicht entstanden, da die Flüge im Rahmen des Flugdienstes der Besatzungen absolviert wurden. Die für die Besatzung zur Erhaltung ihrer Flugerlaubnis notwendigen Flugstunden werden von dem Bundesminister der Verteidigung, dem Bundespräsidenten, dem Bundestagspräsidenten, dem Bundesratspräsidenten und den Mitgliedern der Bundesregierung für ihre Reisen zur Verfügung gestellt, soweit sie nicht für militärische Transportzwecke reserviert sind. Zusätzliche Kosten entstehen erst, wenn das erwähnte Flugstundenaufkommen überschritten wird. Dies war nicht der Fall. Der Bundeskanzler und der Stellvertreter des Bundeskanzlers dürfen aus Sicherheitsgründen nicht dieselbe Maschine benutzen. Dies entspricht auch internationaler Übung. Es war im übrigen zunächst vorgesehen, daß der Bundeskanzler in einer Jet-Star und die übrige Delegation in der Boeing fliegt. Wegen unvorhergesehener, unaufschiebbarer Terminverpflichtungen des Bundesministers des Auswärtigen im Auswärtigen Amt und wegen der Teilnahme des Bundesministers für Wirtschaft an der Bundestagsdebatte mußten beide Minister und ihre engste Begleitung mit gesonderten Flugzeugen reisen. Bei der Rückreise flogen beide Minister mit der Boeing 707. Anlage 17 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Lenzer (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen A 78 und 79) : Von welchen Grundsätzen ließ sich die Bundesregierung bei den verschiedenen Verhandlungen insbesondere in London über gemeinsame Richtlinien verschiedener Industriestaaten für den Export nuklearer Anlagen leiten? In welchem Umfang werden die von der Bundesregierung akzeptierten Richtlinien für den Export nuklearer Anlagen den parlamentarischen Kontrollinstanzen zugeleitet, und wann gedenkt die Bundesregierung dies zu tun? Zu Frage A 78: Gespräche der wichtigsten nuklearen Lieferstaaten in London haben zur Annahme von Richtlinien für Nuklearexporte geführt. Ziel war, sicherzustellen, daß künftig bei allen Exporten im Bereich der friedlichen Nutzung der Kernenergie die gleichen Sicherungsmaßnahmen angewandt werden. Die Bundesregierung erblickt hierin einen entscheidenden Schritt in Richtung auf die Verwirklichung einer wirksamen Nichtverbreitungspolitik im Einklang mit den Zielsetzungen und dem Geist des Vertrages über die Nichtverbreitung von Kernwaffen. Zu Frage A 79: Auf Wunsch unserer Partner wird der Inhalt der Richtlinien vertraulich behandelt. Es ist jedoch beabsichtigt, die zuständigen Ausschüsse des Deutschen Bundestages in Kürze hierüber zu unterrichten. Der Ausschuß für Forschung und Technologie wurde bereits am 18. Februar 1976 unterrichtet. Anlage 18 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Czaja (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen A 82 und 83) : Trifft es zu, daß 337 Kinder deutscher Eltern, die in der Bundesrepublik Deutschland leben, völkerrechtswidrig in der Tschechoslowakei zurückgehalten werden, und wenn ja, was beabsichtigt die Bundesregierung zur Durchsetzung der Schutzpflicht für diese Familien zu tun, ebenso wie zur Wahrung der Menschenrechte jener 353 Kinder tschechischer Eltern, die in der Bundesrepublik Deutschland getrennt von ihren Kindern leben (vergleiche KNA50/II/76-FS-Voraus) ? Trifft es zu, daß die Tschechoslowakei deutsche Staatsangehörige verhaftet, die Deutschen unentgeltlich bei der Durchsetzung des Menschenrechts auf Freizügigkeit im Sinne der Ausführungen von Bundesaußenminister Genscher über die zentrale gemeinsame Aufgabe der freien Welt vor der Parlamentarierversammlung des Europarats und der feierlichen Erklärung zur Zusammenarbeit im humanitären Bereich in der Schlußakte von Helsinki zu helfen, und was tut die Bundesregierung zum Schutze jener Deutschen, z. B. eines jüngst verhafteten jungen Arztes, die entgegen den feierlichen Erklärungen auch der Tschechoslowakei in Helsinki für eine solche Hilfe in Haft gesetzt werden? Zu Frage A 82: Wie Sie bin ich der Meinung, daß Fälle der Trennung zwischen Eltern und Kindern vordringlich zu lösen sind und ich bin auch der Auffassung, daß derartige Fälle, soweit es sich um Kinder von Eltern deutscher Volkszugehörigkeit handelt, aufgrund des zum deutsch-tschechoslowakischen Vertrag gehörenden humanitären Briefwechsels lösbar sein müssen. Aufgrund Ihrer Anfrage und entsprechender Pressemeldungen habe ich prüfen lassen, inwieweit dem Auswärtigen Amt derartige Fälle, die diesen Personenkreis betreffen, bekannt sind. Soweit ich feststellen konnte, ist das Auswärtige Amt jedoch bisher weder von den Betroffenen noch von parlamentarischer Seite oder von seiten des Deutschen Roten Kreuzes auf solche Fälle aufmerksam gemacht worden. Das Auswärtige Amt hat das Deutsche Rote Kreuz gebeten, ihm dort vorliegende Fälle dieser Art mitzuteilen, damit es diese aufnehmen und sich nachdrücklich für ihre baldige Lösung einsetzen kann. Schwieriger liegt der Fall, wenn es sich um Kinder von Eltern nichtdeutscher Volkszugehörigkeit handelt, da hier der humanitäre Briefwechsel keine Anwendung findet. Dennoch ist das Auswärtige Amt im konkreten Einzelfall bereit, sich soweit möglich auch für die Zusammenführung von-Eltern und Kindern dieser Personengruppe einzusetzen, insbesondere, wenn die Eltern inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit erworben haben. Für einen Fall 15700* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 dieser Familienzusammenführung aus diesem Personenkreis haben wir uns bereits eingesetzt, in dem allerdings die Frage des Sorgerechts Schwierigkeiten bereitet. Zu Frage A 83: In den kommunistisch regierten Ländern Osteuropas wird, wie bekannt, das Recht auf Freizügigkeit nur in sehr beschränktem Maße gewährt. Für die Ausreise in ein drittes Land wird ein Ausreisevisum benötigt. In der Schlußakte von Helsinki setzen sich die Unterzeichnerstaaten zum Ziel, ihre Grenzen im Interesse der Menschen durchlässiger zu machen und hierfür geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Erklärungen über eine generelle Ausreisefreiheit aber enthält die Schlußakte nicht. In der Tschechoslowakei wie in den anderen Staaten des Warschauer Paktes sind die Bestimmungen, die das unerlaubte Verlassen des Landes und die Beihilfe hierzu unter Strafe stellen, nach wie vor in Kraft. Der § 109 des Tschechoslowakischen Strafgesetzbuches, der für diesen Tatbestand Strafen von sechs Monaten bis fünf Jahren Gefängnis androht, wird von den Justizorganen der CSSR daher auch gegen deutsche Staatsangehörige angewendet, die deutsche Landsleute bei der Ausreise ohne Ausreisevisum unterstützen wollten. Den in der CSSR wegen unentgeltlicher Fluchthilfe festgenommenen Deutschen gewährt -die Bundesregierung konsularischen Schutz. Sie sorgt für bestmögliche Verteidigung und setzt sich im Falle der Verurteilung für eine vorzeitige Haftentlassung ein. Mit dem von Ihnen erwähnten jungen deutschen Arzt hat unsere Botschaft in Prag ebenfalls Kontakt. Sie hat auch unserem Kollegen, Herrn Peter Würtz, einen Besuch bei ihm im Gefängnis vermittelt. Anlage 19 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage A 84) : In welcher Form und bei welchen Stellen ist Sowjetbotschafter Falin gegen die Ausstrahlung des Films „Moskaus Spione" vorstellig geworden, und hat die Bundesregierung dem Botschafter nachdrücklich erklären können, daß er sich — hinsichtlich seiner Befugnisse — in einer grundsätzlich anderen Lage als seine in Ostblockstaaten residierenden sowjetischen Amtskollegen befindet? Der sowjetische Botschafter Falin hat bei einer gesellschaftlichen Veranstaltung am 16. Januar Vertretern des Auswärtigen Amtes gegenüber seiner Sorge darüber Ausdruck gegeben, daß sowjetische Beamte in der Bundesrepublik Deutschland von Kameraleuten verfolgt und fotografiert würden. Zu einem offiziellen sowjetischen Protest ist es weder vor noch nach Ausstrahlung des Films „Moskaus Spione" (2. 2.) in der ARD gekommen. Anlage 20 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Hösl (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage A 85) : Trifft es zu, daß die Sowjets neuerdings wieder von West-Berlin als einer besonderen politischen Einheit sprechen, die tatsächliche rechtliche Lage der Stadt und ihr Verhältnis zur Bundesrepublik Deutschland leugnen sowie es als eigentliche Aufgabe des Vier-Mächte-Abkommens über Berlin darstellen, für Beziehungen zwischen West-Berlin und den es umgebenden sozialistischen Staaten hilfreich zu sein, und zu welchen Überlegungen hinsichtlich der künftigen Haltung des Ostblocks gegenüber Berlin gibt dies — bejahendenfalls — Anlaß? Es trifft zu, daß in sowjetischen Presseäußerungen der letzten Tage wieder einmal der unzutreffende Eindruck zu erwecken versucht wurde, als ob die im Vier-Mächte-Abkommen ausdrücklich vorgesehene Aufrechterhaltung und Entwicklung der Bindungen zwischen Berlin (West) und der Bundesrepublik Deutschland mit dem Verhältnis von Berlin (West) zu Dritten Staaten und insbesondere zu sozialistischen Staaten gleichzusetzen wäre. Es ist jedoch nicht Aufgabe der Bundesregierung, Presseäußerungen zu kommentieren. Ihre Haltung in der Sache selbst ist klar und im Deutschen Bundestag wiederholt dargelegt worden. Ich verweise auf die Antworten in der Fragestunde vom 15. 10. 1975 im Zusammenhang mit Fragen zum Freundschaftsvertrag Sowjetunion-DDR vom 7. 10. 1975. Anlage 21 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage A 86) : Hält die Bundesregierung es mit den Geboten der Menschlichkeit für vereinbar, daß die vor mehr als 30 Jahren als Kriegsverbrecher verurteilten Walter Reder und Herbert Kappler trotz ihres sich immer mehr verschlechternden Gesundheitszustands nodi immer in Gaeta gefangen gehalten werden, und was wird die Bundesregierung tun, um bei der italienischen Regierung endlich eine Begnadigung zu erreichen? Die Bundesregierung hat im vergangenen Jahr wiederholt ähnliche Fragen beantwortet. Ich verweise auf die Fragestunden vom 10. April, 29. September und 23. Oktober 1975. Die Bundesregierung empfindet es als schmerzlich, daß so viele Jahre nach Kriegsende Erwägungen der Menschlichkeit noch nicht die Oberhand gewinnen konnten. Sie hat sich deshalb wiederholt an die italienische Regierung gewandt und um baldige Freilassung Kapplers gebeten. Zum letzten Mal ist dies in persönlicher und schriftlicher Form durch den Herrn Bundesminister des Auswärtigen im Dezember vorigen Jahres geschehen. Herr Reder, den Sie in Ihrer Frage erwähnen, ist österreichischer Staatsangehöriger. Anlage 22 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Wohlrabe (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 1) : Welche Verträge und Vereinbarungen hat die Bundesregierung mit der Sowjetunion und den Staaten des Ostblocks seit Abschluß des Vier-Mächte-Abkommens für Berlin abgeschlossen, und mit welchen Staaten der genannten Länder werden zur Zeit Verhandlungen über den Abschluß weiterer Verträge und Vereinbarungen geführt? Die seit Abschluß des Viermächte-Abkommens vom 3. September 1971 mit Ostblockstaaten geschlossenen Staatsverträge, Regierungsabkommen und Ressortabkommen sind aus der anliegenden Liste zu ersehen. Auf Ihre weitere Frage kann ich erklären, daß das Auswärtige Amt bereit ist, auf Antrag dem Auswärtigen Ausschuß über den Stand einzelner Verhandlungen mit Ostblockstaaten zu berichten. Liste Staatsverträge, Regierungsabkommen und Ressortabkommen mit Ostblockstaaten seit Abschluß des Viermächte-Abkommens vom 3. September 1971 Bulgarien Abkommen vom 14. 5. 1975 über die Entwicklung der wirtschaftlichen, industriellen und technischen Zusammenarbeit in Kraft am 14. 5. 1975 BGBl. 1975 II 1153 Polen Vereinbarung vom 16. 11. 1972 zwischen dem Bundesministerium für Wirtschaft und Finanzen und dem Ministerium für Gesundheitswesen und Soziale Hilfe der Volksrepublik Polen über die finanzielle Hilfe für die polnischen Staatsbürger, die Opfer von nationalsozialistischen pseudo-medizinischen Menschenversuchen waren, nicht veröffentlicht Abkommen vom 18. 12. 1972 zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen Gesetz vom 24. 4. 1975 BGBl. 1975 II 645 in Kraft am 14. 9. 1975 BGBl. 1975 II 1349 Abkommen vom 25. 4. 1973 über die Sozialversicherung von Arbeitnehmern, die in das Gebiet des anderen Staates vorübergehend entsandt werden Gesetz vom 28. 6. 1974 BGBl. 1974 II 925 in Kraft am 1. 9. 1974 BGBl. 1974 II 1162 Abkommen vom 14. 12. 1973 über die Gewährung des Rechts für Fischereifahrzeuge der Bundesrepublik Deutschland zum Fischfang in der Seefischereizone der Volksrepublik Polen in Kraft am 4. 7. 1974 BGBl. 1975 II 857 Abkommen vom 1. 11. 1974 über die Entwicklung der wirtschaftlichen, industriellen und technischen Zusammenarbeit in Kraft am 15. 1. 1975 BGBl. 1975 II 618 Rumänien Abkommen vom 29. 6. 1973 über die wirtschaftliche, industrielle und technische Zusammenarbeit in Kraft am 29. 6. 1973 BGBl. 1973 II 1350 Abkommen vom 29. 6. 1973 über Zusammenarbeit in der wissenschaftlichen Forschung und technologischen Entwicklung in Kraft am 29. 6. 1973 BGBl. 1973 II 1481 Vereinbarung vom 29. 6. 1973 zwischen dem Bundesminister für Forschung und Technologie der Bundesrepublik Deutschland und dem Staatskomitee für Kernenergie der Sozialistischen Republik Rumänien über Zusammenarbeit bei der friedlichen Verwendung der Kernenergie in Kraft am 29. 6. 1973 BGBl. 1973 II 1484 Abkommen vom 29. 6. 1973 über kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit ir. Kraft am 4. 3. 1974 BGBl. 1974 II 918 Vereinbarungen vom 29. 6. 1973 über die wechselseitige Errichtung von Bibliotheken in Kraft am 4. 3. 1974 BGBL 1974 II 918, 921 Abkommen vom 29. 6. 1973 über Sozialversicherung Gesetz vom 15. 5. 1974 BGBl. 1974 II 697 in Kraft am 1. 10. 1974 BGBL 1974 II 1227 Abkommen vom 29. 6. 1973 zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen Gesetz vom 21. 4. 1975 BGBl. 1975 II 601 in Kraft am 1. 9. 1975 BGBl. 1975 II 1495 Abkommen vom 31. 10. 1973 über die steuerliche Behandlung von Straßenfahrzeugen im internationalen Verkehr Gesetz vom 15. 4. 1975 BGBl. 1975 II 453 in Kraft am 1. 7. 1975 BGBl. II 1137 Sowjetunion Langfristiges Abkommen vom 5. 7. 1972 über den Handel und die wirtschaftliche Zusammenarbeit in Kraft am 5. 7. 1972 BGBl. 1972 II 842 Abkommen vom 19. 5. 1973 über die Entwicklung der wirtschaftlichen, industriellen und technischen Zusammenarbeit in Kraft am 19. 5. 1973 BGBl. 1973 II 1041 Abkommen vom 19. 5. 1973 über kulturelle Zusammenarbeit in Kraft am 2. 11. 1973 BGBl. 1973 II 1684 Abkommen vom 30. 10. 1974 über die weitere Entwicklung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit in Kraft am 30. 10. 1974 BGBl. 1974 II 1438 Tschechoslowakei Vertrag vom 11. 12. 1973 über die gegenseitigen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik Gesetz vom 12. 7. 1974 BGBl. 1974 II 989 in Kraft am 19. 7. 1974 BGBl. 1974 II 1127 Abkommen vom 22. 1. 1975 über die weitere Entwicklung der wirtschaftlichen, industriellen und technischen Zusammenarbeit in Kraft am 22. 1. 1975 BGBl. 1975 II 598 Ungarn Abkommen vom 11. 11. 1974 über die wirtschaftliche, industrielle und technische Zusammenarbeit in Kraft am 11. 11. 1974 BGBl. 1975 II 35 Berlin (West) ist jeweils einbezogen. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schmude auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B4): Ist die Bundesregierung bereit, im Rahmen der EG für die Errichtung einer gemeinsamen Kontrollbehörde für Kernkraftwerke einzutreten, die über ähnliche Befugnisse und Vollmachten verfügt wie die „Nuclear Regulatory Commission" in den USA und deren Aufgabe es wäre, den Standort, den Bau und die Arbeitsweise der Kernkraftwerke, den Brennstoffzyklus und die Lagerung der radioaktiven und thermischen Abtälle zu kontrollieren? Der Vorschlag, im Rahmen der Europäischen Gemeinschaft eine gemeinsame Kontrollbehörde für Kernkraftwerke einzurichten, dürfte erst nach längerer Vorbereitungszeit verwirklicht werden können. Wenn auch auf dem Gebiete des Strahlenschutzes bereits eine wichtige gemeinsame Basis erreicht ist - die Kommission kann aufgrund des Euratomvertrages Grundnormen (Richtlinien) für den radiologischen Gesundheitsschutz festsetzen, die in das nationale Recht zu transformieren sind -, setzt eine gemeinsame Kontrollbehörde darüber hinaus eine Angleichung des technischen Sicherheitsstandards innerhalb der Europäischen Gemeinschaft voraus. Diese wird von der Bundesregierung auch im Interesse unserer Kernkraftwerksausfuhr befürwortet. Dabei ist jedoch darauf zu achten, daß das hohe deutsche Sicherheitsniveau nicht beeinträchtigt wird. Ferner müßte bei Standortentscheidungen eine ausreichende Mitwirkung der regional zuständigen Stellen, deren Aufgaben berührt werden, sichergestellt werden. Schließlich bedarf es noch sorgfältiger Prüfungen, ob die „Nuclear Regulatory Commission" (NRC) in den USA als Vorbild für europäische gemeinsame Organe geeignet ist. Entsprechend der besonderen Verfassungslage der USA handelt es sich bei der NRC um eine der sogenannten „Regulatory Agencies", denen aufgrund einzelgesetzlicher Ermächtigung bestimmte hoheitliche Kontrollfunktionen übertragen werden, die sie politisch und fachlich unabhängig von bestehenden Instanzen ausüben, so daß sie teilweise als „Vierte Gewalt" neben den klassischen drei Gewalten bezeichnet werden. Eine exakte verfassungsrechtliche Einordnung ist schwierig, weil ihre Funktionen administrativer, legislativer und richterlicher Art sind. Die NRC wird von fünf hauptamtlichen Mitgliedern geleitet, die vom Präsidenten der USA mit Zustimmung des Senats für eine Amtszeit von fünf Jahren ernannt werden. Die Kommission ist nur dem Gesetz unterworfen und vom Präsidenten sachlich weisungsunabhängig, sie untersteht der Rechtsaufsicht der Legislative, ihre Genehmigungsentscheidungen unterliegen der gerichtlichen Kontrolle. Derartige unabhängige Träger staatlicher Aufgaben sind den kontinental-europäischen Rechtsordnungen grundsätzlich fremd. Sie sind stärker an den Grundsätzen der Gewaltenteilung und der parlamentarischen Verantwortung der Regierung, die die gesamte Exekutive leitet, ausgerichtet. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 15703* Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schmude auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Jenninger (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen B 5 und 6) : Liegen der Bundesregierung statistische Erhebungen vor, die die Aussage rechtfertigen, die Zunahme der Kriminalität im Land Baden-Württemberg liege mit 10,8 °/o deutlich über dem Bundesdurchschnitt? Verfügt die Bundesregierung über statistische Daten, die einen auf das Jahr 1975 bezogenen Vergleich der Kriminalität im Land Baden-Württemberg zum Bundesdurchschnitt zulassen? Zu Frage B 5: Nach der Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 1974 betrug die Zunahme der Kriminalität in Baden-Württemberg 10,8 °/o. Im Bundesdurchschnitt hatte die Kriminalität im gleichen Jahr um 7,1 °/o zugenommen. Zu Frage B 6: Die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 1975 konnte vom Bundeskriminalamt bislang nicht abgeschlossen werden, weil noch nicht alle Jahrestabellen der Landeskriminalämter vorliegen. Anlage 25 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Gierenstein (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 7): Treffen Meldungen zu, der Bundesinnenminister habe gesagt, man müsse die „DDR" erfinden, wenn es sie nicht gäbe, und ist dies — bejahendenfalls — die Auffassung der Bundesregierung? Bundesinnenminister Prof. Dr. Maihofer hat bei den Rodel-Wettbewerben in Innsbruck auf die Frage eines Journalisten, was er zu dem Wettkampf zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland um die Spitzenplätze sage, folgendes geantwortet: Er halte dies für eine nützliche Herausforderung für unseren Bob- und Schlittensport, die man erfinden müsse, wenn es sie nicht gäbe, um auch bei uns die erforderlichen Anstrengungen auf den Weg zu bringen. Es kann mit Genugtuung festgestellt werden, daß die Aktiven der Bundesrepublik Deutschland die sportliche Herausforderung angenommen haben und sie auch bestanden haben. Es wird jetzt darauf ankommen, auf diesem Weg weiter konsequent fortzuschreiten. Anlage 26 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schmude auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Bußmann (SPD) (Drucksache 7/4739 Fragen B 8 und 9) : Wie hoch ist zur Zeit der Prozentsatz der unbesetzten Stellen bei der Grenzschutzfliegergruppe, und ab wann erwartet die Bundesregierung auf Grund der Ausbildungssituation eine Verbesserung? Trifft es zu, daß bei der Grenzschutzfliegergruppe Wartezeiten am Einsatzort nur als Bereitschaftszeiten mit 50 °/oigem Ausgleich gewertet werden, und ist die Bundesregierung bereit, hier für eine gerechtere Lösung zu sorgen? Zu Frage B 8: Es trifft zu, daß ein Teil der Planstellen bei der Grenzschutzfliegergruppe zur Zeit nicht besetzt ist. Der Bundesminister des Innern bemüht sich seit längerem nachdrücklich darum, die personelle Situation bei dem fliegenden Personal der Grenzschutzfliegergruppe zu verbessern. Hierzu wird wesentlich ein verstärkter Lehrgang zur Ausbildung von Hubschrauberführern und Bordwarten beitragen, der im August 1975 begonnen hat und voraussichtlich Ende dieses Jahres beendet sein wird. Zu Frage B 9: Es trifft zu, daß bei der Grenzschutzfliegergruppe Wartezeiten des fliegenden Personals am Einsatzort als Bereitschaftsdienst mit 50 v. H. als Arbeitszeit bewertet werden. Nach § 5 Abs. 1 der Verordnung über die Gewährung von Mehrarbeitsentschädigung für Beamte vom 26. April 1972 (BGBl I S. 747) ist in Bereitschaft geleisteter Dienst nur entsprechend dem Umfang der erfahrungsgemäß bei der betreffenden Tätigkeit durchschnittlich anfallenden Inanspruchnahme zu berücksichtigen; dabei ist schon die Ableistung eines Dienstes in Bereitschaft als solche in jeweils angemessenem Umfang anzurechnen. In der mit Zustimmung des Bundesrates zu der o. a. Rechtsverordnung erlassenen Allgemeinen Verwaltungsvorschrift vom 6. August 1974 (GMBl S. 386) hat die Bundesregierung zu § 5 Abs. 1 a. a. O. bestimmt, daß Bereitschaftsdienst mindestens mit 15 v. H., höchstens mit 50 v. H. seiner Zeitdauer als Mehrarbeit (= volle Arbeitszeit) anzurechnen ist. Mit Erlaß vom 26. Juni 1975 (BMI — BGS I 4 — 660 214/1 II) an die Grenzschutzfliegergruppe hat sich das Bundesministerium des Innern damit einverstanden erklärt, daß Zeiten eines Bereitschaftsdienstes von Angehörigen des fliegenden Personals abweichend von der allgemein für Polizeivollzugsbeamte des Bundesgrenzschutzes geltenden Regelung (= 331/3 v. H.) mit 50 v. H. als Volldienst bewertet werden. Damit ist der durch die zitierte Verwaltungsvorschrift vorgegebene Rahmen zugunsten des fliegenden Personals voll ausgeschöpft. Die Bundesregierung sieht in der aufgezeigten Regelung ein gerechtes Äquivalent für die durch Bereitschaftsdienst verursachte dienstliche Inanspruchnahme der Hubschrauberbesatzungen des Bundesgrenzschutzes. Es besteht deshalb keine Notwendigkeit, eine Lösung im Sinne Ihrer Fragestellung ins Auge zu fassen. Anlage 27 Antwort des Parl. Staatssekretärs Offergeld auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Biehle (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 11) : 15704* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß das derzeitige Erhebungsverfahren für die Kfz-Steuer sehr kompliziert ist und neben konjunkturellen bzw. inflationistischen Gründen wesentlichen Anteil an dem rapiden Anstieg der Steuerrückstände bei der Kfz-Steuer von 45,2 Millionen DM am 30. November 1969 auf über 170 Millionen DM zum 30. November 1975 hat, und was gedenkt die Bundesregierung zur besseren Kontrolle bzw. zur Verbesserung des Einzugsverfahrens für die Kfz-Steuer zu unternehmen? Ihrer Aufassung bezüglich des Erhebungsverfahrens vermag, ich mich nicht ohne Vorbehalt anzuschließen. Das geltende Steuerbescheidverfahren ist nicht komplizierter als andere Besteuerungsverfahren. Die besondere Situation bei der Kraftfahrzeugsteuer ergibt sich aus der starken und zum Teil sprunghaften Zunahme der Zahl der Personenkraftwagen. Hierin liegt die Ursache der Schwierigkeiten. Zudem darf die Steuer für Pkw nicht nur jährlich, sondern auch halb- und vierteljährlich entrichtet werden. Die Arbeitsbelastung der Finanzämter hat sich, insbesondere durch die vielen Fälligkeitstermine ganz erheblich verstärkt. Diese Mehrbelastung mußte sich trotz zunehmender Verwendung maschineller Verfahren auf die Rückstände auswirken. Hinzu kommt, daß der Anteil solcher Pkw-Halter, die mit steuerlichen Verpflichtungen nicht vertraut sind oder die den Wohnsitz häufiger wechseln, beträchtlich zugenommen hat. Ich möchte klarstellen, daß die Rückstände bei der Kraftfahrzeugsteuer nach ihrer Höhe und Zuwachsrate sowie ihrem Anteil am Aufkommen fast durchweg niedriger liegen als bei anderen Steuern. Die Schwierigkeiten für die Beitreibung ergeben sich im wesentlichen aus der großen und steigenden Zahl der Beitreibungsfälle. Dies erklärt sich daraus, daß der einzelne Rückstand bei der Kraftfahrzeugsteuer im Durchschnitt nur bei etwa 250 DM liegt, während der allgemeine Durchschnitt über 4 000 DM beträgt. Die dargestellten Schwierigkeiten waren ein wesentlicher Grund dafür, daß die Bundesregierung im Herbst 1973 den Entwurf eines neuen Kraftfahrzeugsteuergesetzes (Bundesratsdrucksache 701/73) eingebracht hat. Nach diesem Entwurf soll die Steuer für Pkw künftig nur noch jährlich durch Verwendung einer Steuerplakette ohne besondere Steuerfestsetzung entrichtet werden. Der Entwurf ist Anfang 1975 auf Grund eines Kabinettbeschlusses vorerst zurückgestellt worden. Zur Diskussion steht auch ein anderer von einem Bundesland erstellter Gesetzentwurf, der auf der Grundlage des Bescheidverfahrens ebenfalls die ausschließliche Jahresbesteuerung für Pkw und andere Vereinfachungen vorsieht. Die Frage, welcher Weg zur Bewältigung der von Ihnen angesprochenen Probleme weiterverfolgt werden soll, wird z. Z. von den Finanzministern von Bund und Ländern erörtert. Anlage 28 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Zimmermann (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 12) : Trifft es zu, daß die britische Regierung die Bundesregierung zur Fortsetzung der deutschen Devisenhilfe für die Stationierung der Rheinarmee in Deutschland mit der Drohung zu bewegen sucht, andernfalls die ohnehin unzulänglichen Aufwendungen für den britischen Verteidigungshaushalt noch weiter zu reduzieren, und teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß eine neue deutsche Devisenhilfe nicht die Ursachen für die schwindende finanzielle Leistungsfähigkeit Großbritanniens beseitigen würde? Die der Frage zugrunde gelegte Annahme trifft nicht zu. Die britische Wirtschaft durchläuft eine Phase struktureller Anpassungsvorgänge, zu deren Bewältigung die britische Mitgliedschaft bei den EG und darüber hinaus in der OECD und dem IWF eine wesentliche Voraussetzung darstellt. Im übrigen gibt die internationale Zahlungssituation Großbritanniens zu akuter Besorgnis keinen Anlaß. Anlage 29 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Graf Lambsdorff (FDP) (Drucksache 7/4739 Fragen B 13 und 14) : Hat die Bundesregierung die Absicht, im Hinblick auf die Veröffentlichung in „markt intern" vom 9. Januar 1976 „. Leiter gleich Bitte an Sie: Bombardieren auch Sie den trägen Leiter des Referats I B 1 ,Preispolitik', Ministerialrat Bauer (. . .) mit Briefen, Fernschreiben und vor allem Telefonaten. Werfen Sie ihm getrost an den Kopf, die bisher gezeigte Haltung rieche ,verdächtig nach Bestechung durch das C + C Gewerbe (auch wenn wir eine solche Ungeheuerlichkeit keineswegs annehmen)." dem angegriffenen Beamten Rechtsschutz zu gewähren? Ist die Bundesregierung bereit, den Widerspruch zwischen öffentlichem Preisrecht und der Preisbindung dadurch zu beseitigen, daß sie in der Verordnung oder in einer Durchführungsverordnung dazu bestimmte Nachlässe verbindlich festlegt, die auch den Interessen der öffentlichen Hand auf sparsame Wirtschaftsführung gerecht werden? Zu Frage B 13: Das Bundesministerium für Wirtschaft hat in einem Schreiben an „markt intern" die erwähnten Anwürfe gegen den Leiter des Referats „Preispolitik", Herrn Ministerialrat Bauer, als absolut unqualifiziert und beleidigend zurückgewiesen und „markt intern" aufgefordert, diese Äußerungen zurückzunehmen. Etwaige strafrechtliche Schritte hat das Ministerium sich ausdrücklich vorbehalten. Die Antwort von „markt intern" steht noch aus. Zu Frage B 14: Die zweite Kartellnovelle hat aus kulturpolitischen Erwägungen den § 16 GWB bewußt beibehalten, wonach weiterhin eine Preisbindung für Verlagserzeugnisse und damit auch für Schulbücher zulässig ist. In der Schulbuchbeschaffung hat sich aufgrund der in verschiedenen Bundesländern bestehenden Lernmittelfreiheit ein spürbarer Strukturwandel vollzogen, der durch den Übergang von der Einzelbestellung als Regelfall auf die Sammelbestellung durch Schulen und Gemeinden gekennzeichnet ist. Dadurch ist die Frage entstanden, in welcher Höhe Nachlässe bei Schulbuchsammelbestellungen durch öffentliche Auftraggeber nach § 4 Abs. 4 der VO PR 30/53 über die Preise bei öffentlichen Aufträgen zu gewähren sind, ohne daß die Preisbindung durchbrochen wird. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 15705* Nach der genannten Vorschrift sind die im Verkehr üblichen Preise — das sind hier die gebundenen Preise — zu unterschreiten, „wenn es die bei dem Auftrag vorliegenden besonderen Verhältnisse kostenmäßig rechtfertigen". Eine Nachlaßgewährung bei Schulbuchsammelbestellungen durch die öffentliche Hand ist danach nur entsprechend den durch die besonderen Auftragsverhältnisse eingetretenen Einsparungen vorgeschrieben. Das Bundesministerium für Wirtschaft hat in seinem Rundschreiben vom 1. Oktober 1975 an die Preisdienststellen der Länder bestimmte Nachlässe bekanntgegeben, die bei derartigen Schulbuchsammelbestellungen im allgemeinen preisrechtlich als zulässig anerkannt werden können. Die Nachlaßstaffel beruht auf der Überlegung, daß Nachlässe durch die Bestellung größerer Stückzahlen eines bestimmten Titels gerechtfertigt sind, weil in diesen Fällen Kostendegressionen eintreten. Allerdings konnte preisrechtlich nicht ausgeschlossen werden, daß in Ausnahmefällen, in denen es die besonderen Verhältnisse kostenmäßig rechtfertigen, ein Abweichen von der Staffel nach oben oder unten möglich bleibt. Auf diesen Gesichtspunkt mußte in dem erwähnten Rundschreiben an die Länder und in den Erläuterungen dazu — bekanntgemacht im Bundesanzeiger Nr. 20 vom 30. Januar 1976 — hingewiesen werden. Dabei war zwischen dem Wirtschaftlichkeitsprinzip der öffentlichen Hand und dem kulturpolitischen Interesse an einem Netz leistungsfähiger Buchhandlungen mit breitem Sortiment eine sorgfältige Abwägung vorzunehmen. Das öffentliche Preisrecht wenden die Länder in eigener Verantwortung an. Die Rundschreiben des Bundesministeriums für Wirtschaft stellen hierfür eine verbindliche Auslegung des Preisrechts durch den Verordnungsgeber dar. Anlage 30 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Schwörer (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 15) : Ist die Bundesregierung in der Lage, einen Überblick über die Schulden des Ostblocks gegenüber Banken in der Bundesrepublik Deutschland zu geben, und wie hoch sind die Garantiezusagen von Wirtschaftseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland für solche Kredite? Die Bundesregierung ist nicht in der Lage, einen Überblick über die Verpflichtungen der Staatshandelsländer gegenüber Banken in der Bundesrepublik Deutschland zu geben, da statistisch nur diejenigen Kredite erfaßt werden, für die eine Bundesbürgschaft übernommen wird. Auch für die von privaten Kreditversicherungsgesellschaften in der Bundesrepublik Deutschland gewährten Garantien für Kredite an Staatshandelsländer gibt es keine statistische Erfassung. Für den Fall, daß mit der Frage nach den Garantiezusagen von „Wirtschaftseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland" auch die vom Bund über die Hermes Kreditversicherungs-AG gewährten Bürgschaften mit umfaßt sein sollten, ist folgendes zu sagen: Der Anteil der Staatshandelsländer (ohne Jugoslawien) am Gesamtvolumen der vom Bund verbürgten deutschen Ausfuhrkredite von insgesamt 48 Milliarden DM (Ende 1975) beträgt 24 °/o bzw. 11,5 Milliarden DM. Von diesen 24 °/o entfallen gut 2 °/o auf die asiatischen Staatshandelsländer China und Nordkorea. Anlage 31 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 16) : Ist die Bundesregierung bereit, im Rat der Europäischen Gemeinschaften darauf hinzuwirken, daß Doppelarbeit und Geld gespart werden durch Verzicht auf doppelte Sachverständigenberatung bei der Vorbereitung von Verordnungen durch die Kommission und den Rat, da in einigen Fällen die gleichen Sachverständigen für Kommission und Rat in Anspruch genommen werden? Nach den im EWG-Vertrag festgelegten Verfahren entscheidet in der Regel der Rat auf Vorschlag der Kommission. Angesichts der Komplexität vieler Sachgebiete und der Vielfalt der Rechtsvorschriften in den einzelnen Mitgliedstaaten ist die Kommission oft auf die fachliche Unterstützung durch Sachverständige aus der Wirtschaft und den Regierungen der Mitgliedstaaten angewiesen. Auch erhält die Kommission durch die vorbereitenden Expertengespräche bereits frühzeitig Aufschluß über die Haltung der Mitgliedstaaten und kann diese in ihre Vorschläge an den Rat einfließen lassen. Es dürfte deshalb im Interesse jedes Mitgliedstaates liegen, wenn die Kommission bei der Ausarbeitung ihrer Vorschläge Sachverständige hinzuzieht. Wenn die Kommission ihren Vorschlag an den Rat geleitet hat, ist eine erneute Prüfung in Arbeitsgruppen erforderlich. Der Rat muß nämlich seine Beratungen vorbereiten lassen, damit er nur mit Fragen von politischem Gehalt befaßt wird. Außerdem muß auch den Stellungnahmen des Europäischen Parlaments und des Wirtschafts- und Sozialausschusses Rechnung getragen werden. Die Sachverständigen aus der Verwaltung werden nunmehr aber als Regierungsvertreter tätig; sie verhandeln — meist aufgrund von politisch ergangenen Weisungen — mit dem Auftrag, über eine möglichst große Zahl von Fragen Einigung zu erzielen. Da das aber eine andere Funktion ist als die Beratung der in ihrer Entscheidung unabhängigen Kommission, stellt sich das Problem der Doppelarbeit nicht in dem von Ihnen befürchteten Ausmaß. 15706* Deutscher Bundestag — 7, Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 Anlage 32 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 17) : Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, um im Rahmen der EG eine Harmonisierung der staatlichen Exportkreditversicherungen und der Konditionen bei Ausfuhrkrediten zu erreichen, damit der ruinöse Konditionswettlauf gestoppt wird? Die Verhandlungen innerhalb der EG über die Harmonisierung der staatlichen Exportkreditversicherungen der Mitgliedstaaten konzentrieren sich zur Zeit auf die Erarbeitung von gemeinsamen Prinzipien für die wichtigsten Kriterien. Diese Umorientierung der Arbeiten war notwendig geworden, weil die bereits veröffentlichten gemeinsamen Policen nach der Erweiterung der Gemeinschaft insbesondere wegen des grundsätzlich von den kontinentalen Systemen abweichenden Systems in Großbritannien nicht in Kraft treten konnten. Die Bundesregierung befürwortet nachdrücklich die jetzigen Arbeiten, um auf dem Weg über eine Prinzipienharmonisierung wenigstens in den wichtigsten Fragen gemeinsame Ausgangspositionen zu schaffen. Daneben setzt sich die Bundesregierung dafür ein zu verhindern, daß durch einzelstaatliche Maßnahmen in der Zwischenzeit die in den vor Erweiterung der Gemeinschaft verabschiedeten Policen enthaltenen „europäischen Eckwerte" unterlaufen werden. Im übrigen hat sich aufgrund des Konsultationsverfahrens innerhalb der EG der regelmäßige Meinungsaustausch unter den 9 Mitgliedsländern intensiviert. Bedeutsame und schwierige Einzelfälle werden in enger Zusammenarbeit in der EG-Arbeitsgruppe besprochen. Hieraus hat sich eine faktische Angleichung der Praxis in den einzelnen Mitgliedstaaten entwickelt. Ferner ist die Bundesregierung maßgeblich an den Bemühungen beteiligt, in der weltweiten, neben den EG-Ländern vor allem auch die USA, Japan und Kanada einschließenden Exportkreditpraxis gewisse Mindestzinssätze, Mindestanzahlungen und Höchstlaufzeiten durchzusetzen. Diese Arbeiten haben in allerletzter Zeit entscheidende Fortschritte erzielt. Ihr Abschluß wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Abbau von Wettbewerbsverzerrungen. Anlage 33 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Schwörer (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 18) : Ist der Bundesregierung das Ergebnis der von der Brüsseler EG-Kommission an das Genfer Unternehmensberatungs-Institut Capelin in Auftrag gegebenen Studie über die Lage der Feinstrumpfindustrie bekannt, und wird sie im Rat der Europäischen Gemeinschaften die in der Studie aufgeführten Vorgänge zur Sprache bringen und Abhilfen dafür schaffen, damit nach dem Verlust von 12 000 Arbeitsplätzen in diesem Bereich nicht auch die restlichen Arbeitsplätze notleidend werden? Zu der im Auftrag der EG-Kommission vom Genfer Capelin-Institut erstellten Studie für die Lage der europäischen Feinstrumpfindustrie hat bereits am 17. Dezember 1975 eine Sitzung der Regierungssachverständigen bei der EG-Kommission stattgefunden. In dieser Sitzung wurden die vom CapelinInstitut zur Lösung der Probleme vorgeschlagenen Interventionen, wie Preiskartelle, Investitionsverbote, Interventionsfonds, parafiskalische Abgaben auf Produktion und Importe, sowie Verzicht auf passive Lohnveredelung von fast allen Delegationen als ungeeignet abgelehnt. Die deutsche Delegation wies nachdrücklich darauf hin, daß nach ihrer Auffassung die Schwierigkeiten in der Branche vornehmlich auf Wettbewerbsverfälschungen im Bereich der italienischen Feinstrumpfindustrie durch die dort gewährten direkten und indirekten Beihilfen zurückzuführen sind. Auf Verlangen der deutschen Delegation hat die EG-Kommission eine Prüfung des Beihilfeproblems zugesagt. Da diese Prüfung vermutlich längere Zeit in Anspruch nehmen wird, wurde inzwischen das Problem in bilateralen Kontakten behandelt. Herr Staatssekretär Dr. Rohwedder hat den italienischen Botschafter in Bonn darauf hingewiesen, daß wir nicht bereit sind, die Wettbewerbsverzerrungen, die zu einer Gefährdung der Branche und der entsprechenden Arbeitsplätze führen, länger hinzunehmen. Anlage 34 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Köhler (Wolfsburg) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 19) : Welche konkreten Schritte gedenkt die Bundesregierung nach den bekanntgewordenen Vorgängen um den in der Generaldirektion I der Kommission der Europäischen Gemeinschaften tätigen Herrn Benedict Meynell im Zusammenhang mit den von ihm in offiziellen Verhandlungen der EG gegenüber Brasilien geforderten Textilexportbeschränkungen zu unternehmen, um im EG-Rahmen die Einhaltung der GATT-Statuten und das Befolgen internationalen Rechts durchzusetzen? Die Kommission wird zu Exportselbstbeschränkungsverhandlungen im Rahmen des Welttextilabkommens durch ein Mandat des Ministerrats ermächtigt. Sie führt die Verhandlungen im Benehmen mit dem besonderen Ausschuß nach Art. 113 EWGV, der sich aus Vertretern aller Mitgliedstaaten zusammensetzt. Sowohl bei der Ausarbeitung der Mandate als auch bei den Verhandlungen wirkt die Bundesregierung mit; sie bemüht sich dabei, Lösungen zu finden, die im Rahmen des Welttextilabkommens den unterschiedlichen Interessen der einzelnen Mitgliedsländer gerecht werden. Hierüber steht sie auch im Meinungsaustausch mit der Kommission. Da die Verhandlungen mit Brasilien für alle Mitgliedstaaten schwierige Probleme aufwerfen und noch nicht abgeschlossen sind, kann im Augenblick zu Einzelfragen nicht Stellung genommen werden. Das endgültige Verhandlungsergebnis wird dem Ministerrat der Europäischen Gemeinschaft zur Verabschiedung vorgelegt. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 15707* Anlage 35 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Härzschel (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 20) : Wie beurteilt die Bundesregierung die beabsichtigte neue Staffelung der Prämienhöhe für Autoversicherer nach dem Prinzip der Schadenshäufigkeit für Fremdenverkehrsregionen, deren Einwohner benachteiligt würden, wenn die Unfälle durch Urlauber in die Berechnung einbezogen würden? Nach der von den Versicherungsunternehmen beabsichtigten neuen Regionalstruktur der Kraftfahrzeug-Haftpflichttarife für Personen- und Kombinationskraftwagen soll die Zuordnung der Regierungsbezirke zu den 6 Beitragsklassen nach dem statistisch ermittelten durchschnittlichen Schadenbedarf der vorangegangenen Kalenderjahre erfolgen. Die Höhe des Schadenbedarfs (das sind die durchschnittlichen Schadenaufwendungen je Versicherungsvertrag) wird durch die Schadenhäufigkeit (Anzahl der Schäden auf 1 000 Verträge) und durch den Schadendurchschnitt (durchschnittliche Aufwendungen je Schadenfall), also die Schwere der Schäden, beeinflußt. Wie bereits in meiner Antwort auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Kiechle in der Fragestunde des Deutschen Bundestages am 5. November 1975 (Protokoll der 199. Sitzung, Seite 13 673) ausgeführt, ist bei der statistischen Erfassung nicht der Unfallort maßgebend. Vielmehr werden die Schäden immer der Region zugeordnet, in der der Schadenverursacher seinen Wohnsitz hat. Ein Schaden, den z. B. ein Tourist aus Essen im Bayerischen Wald verursacht hat, belastet nicht das Schadenkonto von Niederbayern oder der Oberpfalz, sondern nur das Schadenkonto der Stadt Essen. Die Einwohner von Fremdenverkehrsgebieten werden also insoweit nicht benachteiligt. Anlage 36 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Pfeifer (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 21) : Warum wird einem staatlich geprüften Techniker die Eröffnung eines Handwerksbetriebs verweigert, obwohl dieser eine Ausbildung durchlaufen hat, welche sich nur unwesentlich von der eines Ingenieurs unterscheidet und wesentlich qualifizierter als die eines Meisters ist und letztgenannten die Eröffnung eines Handwerksbetriebs gewährt ist? Der selbständige Betrieb eines Handwerks setzt bekanntlich die Eintragung in die Handwerksrolle voraus; in die Handwerksrolle wird eingetragen, wer in dem von ihm zu betreibenden Handwerk oder in einem mit diesem verwandten Handwerk die Meisterprüfung bestanden hat. Ebenfalls eingetragen wird, wer eine der handwerklichen Meisterprüfung mindestens gleichwertige Prüfung abgelegt hat und eine ausreichende praktische Tätigkeit in dem betr. Handwerk nachweisen kann. Die Gleichwertigkeit ist in einer Rechtsverordnung des Bundesministers für Wirtschaft mit Zustimmung des Bundesrates festzustellen (§ 7 Abs. 2 HwO). Als gleichwertig in diesem Sinne sind durch Verordnung vom 16. Oktober 1970 (Bundesgesetzbl. I S. 1401) unter bestimmten Voraussetzungen Diplomprüfungen deutscher wissenschaftlicher Hochschulen sowie Abschlußprüfungen der früheren staatlichen oder staatlich anerkannten Ingenieurschulen (jetzt: technische Fachhochschulen), und zwar jeweils auf bestimmten Fachgebieten für die diesem entsprechenden Handwerke, anerkannt worden. Dabei ging der Verordnungsgeber davon aus, daß die Hochschul- und Fachhochschulabsolventen durch ihr Studium so umfassende Kenntnisse erlangt haben, daß die Ablegung der Meisterprüfung zur Eröffnung eines Handwerksbetriebs von ihnen nicht gefordert zu werden braucht. Ausbildungen an staatlichen oder staatlich anerkannten Technikerschulen führen nicht zu einem der Meisterprüfung entsprechenden Abschluß. Zu diesem Ergebnis ist der Verordnungsgeber nach eingehender Erörterung der Problematik mit Vertretern der Länderwirtschaftsressorts, des Deutschen Handwerkskammertages und des Heinz-Piest-Instituts für Handwerkstechnik an der Technischen Universität Hannover gekommen. Durch Verordnung vom 14. August 1973 (Bundesgesetzbl. I S. 1037) wurde jedoch festgelegt, daß Absolventen von staatlichen oder staatlich anerkannten Technikerschulen von Teil II — Prüfung der fachtheoretischen Kenntnisse — der Meisterprüfung befreit sind. Damit ist ihnen die Ablegung der Meisterprüfung nicht unerheblich erleichtert worden. Anlage 37 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Eigen (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 22) : Wie ist es nach Meinung der Bundesregierung möglich, daß trotz eines sehr engverflochteten Markts wie zwischen Belgien und den Niederlanden ein so unterschiedlicher Marktpreis für Rinder zwischen 108 RE in Belgien und 95 RE/100 kg LG in den Niederlanden entstehen kann? In Belgien liegt der Marktpreis seit Jahren über dem niederländischen Niveau. Im Jahre 1975 betrug der Rinderdurchschnittspreis auf dem belgischen Referenzmarkt Anderlecht 103,15 RE/100 kg Lebendgewicht gegenüber 88,35 RE/100 kg im Durchschnitt der drei niederländischen Referenzmärkte Leiden, Hertogenbosch und Zwolle. Diese Preisunterschiede sind nach Auffassung der Bundesregierung in erster Linie auf Qualitätsunterschiede zurückzuführen. So beträgt z. B. der Marktanteil der Kühe am gesamten Rinderangebot in Belgien nur rd. 30 %, während er sich in den Niederlanden zwischen 55-60 % bewegt. Hinzu kommt außerdem, daß in Belgien Tiere der Fleischrinderrassen, die in der Regel einen höheren Markt- 15708* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 preis erzielen als Tiere reiner Milch- bzw. Zweinutzungsrassen, eine größere Rolle bei der Marktbeschickung spielen als in den Niederlanden. Anlage 38 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Köhler (Wolfsburg) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 23) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Aussichten, daß die langfristigen EG-Verträge mit Ägypten bzw. die bevorstehende Einführung des Milchpulverbeimischungszwanges bei Futtermitteln einen wesentlichen Beitrag zur schrittweisen Beseitigung von Beschränkungen im internationalen Handelsverkehr darstellen können? Die Frage beinhaltet zwei verschiedene Themenbereiche: 1. Den Vertrag über die Lieferung von Agrarerzeugnissen der Gemeinschaft an Ägypten. 2. Die Beimischung von Magermilchpulver zu Futtermitteln. Zu 1: Der zwischen der Gemeinschaft und Ägypten ausgehandelte Vertrag über die Lieferung von Agrarerzeugnissen soll den Handelsverkehr der Gemeinschaft ausweiten. Wegen der inzwischen gesunkenen Weltmarktpreise ist das Interesse Ägyptens an der Unterzeichnung dieses Vertrages zurückgegangen; es ist nicht auszuschließen, daß Ägypten aus diesem Grunde den Vertrag nicht unterzeichnet. Zu 2: Die Frage der Einführung eines Beimischungszwanges von Magermilchpulver bei Futtermitteln wird z. Z. in den Gremien der EG erörtert. Es handelt sich hier um einen Vorschlag der Kommission im Rahmen der Agrarpreisverhandlungen 1976/77, der dazu dienen soll, die Überschüsse bei Magermilchpulver teilweise abzubauen. Mögliche handelspolitische Auswirkungen lassen sich bei dem gegenwärtigen Verhandlungsstand noch nicht überblicken. Die Bundesregierung würde im Falle der Einführung des Beimischungszwanges aber sehr genau darauf achten, daß sich daraus keine wesentlichen Beschränkungen im internationalen Handelsverkehr ergeben. Anlage 39 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 24) : Trifft es zu, daß sich die Bundesrepublik Deutschland an der FACIM, Landwirtschaftsausstellung der Volksrepublik Mocambique, beteiligt, wenn ja, aus welchen Gründen, und ist die Bundesregierung der Meinung, daß eine Beteiligung an einer Ausstellung in der Volksrepublik Mocambique unter den dort gegebenen Verhältnissen sinnvoll und finanziell zu verantworten ist? Auf Vorschlag der Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in der Volksrepublik Mocambique, dem sich das Auswärtige Amt angeschlossen hat, ist die Internationale Messe FACIM Maputo (Lourenco Marques) 1976 (28. August bis 12. September) in das Programm der offiziellen deutschen Auslandsmessebeteiligungen aufgenommen worden. Nachdem inzwischen die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Mocambique vereinbart worden ist, würde das Fernbleiben der Bundesrepublik Deutschland von der Messe — sofern nicht besondere Entwicklungen dies erfordern — dort mit Sicherheit als mangelndes Interesse empfunden werden. Die bisherige Planung geht davon aus, daß — wie in den vergangenen Jahren — ein kleiner Informationsstand errichtet wird, um den die Aussteller deutscher Erzeugnisse zu einer Firmengemeinschaftsausstellung zusammengefaßt werden können. Unter Berücksichtigung des Interesses und eigenen Engagements der ausstellenden deutschen Firmen bzw. deren Vertretungen ist die deutsche Beteilung sinnvoll und finanziell zu verantworten. Anlage 40 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Gansel (SPD) (Drucksache 7/4739 Frage B 25) : Welche Konsequenzen zieht der Agrarbericht 1976 aus den Versorgungssdiwierigkeiten und Preissteigerungen bei Kartoffeln? Nach der im diesjährigen Agrarbericht vorgenommenen Straffung werden lediglich neue bzw. stark geänderte Maßnahmen dargestellt. Im Wirtschaftsjahr 1974/75, das im Agrarbericht 1976 hauptsächlich behandelt wird, sind bei Kartoffeln keinerlei Versorgungsschwierigkeiten und Preissteigerungen aufgetreten. Erst im Herbst 1975 lagen aus der Bundesrepublik Deutschland und aus den europäischen Lieferländern hinreichende Unterlagen vor, daß sich die Hektar-Erträge infolge der extremen Witterungsverhältnisse wesentlich unter dem mehrjährigen Durchschnitt bewegten. Die Bundesregierung hat daraufhin die Maßnahmen ergriffen, die ich im einzelnen bereits in meiner Antwort auf Ihre Frage in der Fragestunde am 11./12. Februar 1976, Frage Nr. 48 Drucksache 7/4707, eingehend dargelegt habe. Darüber hinaus hat der Agrarrat in seiner letzten Sitzung am 16./17. Februar 1976 eine Ausfuhrabgabe für Kartoffeln aus der EG in Drittländer in Höhe von 25 RE je 100 kg bis zum 30. Juni 1976 beschlossen. Frühkartoffeln und Saatkartoffeln sind von dieser Abgabe ausgenommen. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 15709* Folgerungen wurden im vorliegenden Agrarbericht auch deshalb nicht gezogen, weil die Bundesregierung keine Möglichkeit hat, auf die Anbauplanung der Landwirtschaft Einfluß zu nehmen. Abgesehen davon, konnte auch die Landwirtschaft zum Zeitpunkt der Feldbestellung die erheblichen witterungsbedingten Ernteausfälle bei ihrer Anbauplanung nicht vorhersehen. Auch durch diese Einfuhren aus Drittländern kann zur Zeit keine spürbare Markterleichterung erreicht werden, da die Ernteergebnisse in Osteuropa ebenfalls unter dem langjährigen Durchschnitt lagen und Einfuhren aus Übersee nicht den europäischen Anforderungen an Speisekartoffeln genügen. Anlage 41 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Vogelsang (SPD) (Drucksache 7/4739 Frage B 26) : Hält die Bundesregierung die Verwaltungsstruktur der Arbeitsverwaltung im Hinblick darauf für optimal, daß immer wieder darüber geklagt wird, daß der Bedarf an Arbeitskräften trotz der Arbeitslosen nicht befriedigt werden kann, obwohl die Zahl der Bediensteten bei der Arbeitsverwaltung auf Grund der Beschlüsse der Selbstverwaltung in den letzten Jahren erheblich gestiegen ist, und wenn nein, was gedenkt sie zu tun? Die Personalausstattung der Bundesanstalt für Arbeit ist in den letzten Jahren im Hinblick auf die erheblich gestiegenen Arbeits- und Kurzarbeiterzahlen kräftig angehoben worden. Die personelle Verstärkung wirkte sich jedoch in den einzelnen Bereichen der Arbeitsverwaltung unterschiedlich aus. Den größten Personalzuwachs gab es in den Leistungsabteilungen der Arbeitsämter. Auf diese Weise konnten längere Wartezeiten bei der Auszahlung von Geldleistungen in Grenzen gehalten werden. Demgegenüber ist es ungleich schwieriger, die personelle Situation im Bereich Arbeitsvermittlung ebenso schnell und nachhaltig zu verbessern. Für die Arbeitsvermittlung und die Arbeitsberatung sind Kräfte nötig, die in besonderen Ausbildungsgängen auf diese Tätigkeit vorbereitet werden. Aushilfskräfte, wie sie z. B. in den Leistungsabteilungen eher eingesetzt werden konnten, können hier nur in sehr begrenztem Umfang arbeiten. Unter Berücksichtigung dieser Umstände sind die Vermittlungsergebnisse der Arbeitsämter, die trotz der geringeren Zahl von offenen Stellen 1975 mit 2,1 Millionen Vermittlungen fast die Zahl des Vorjahres erreichten, sehr beachtenswert. Hinzu kommt, daß die Vermittler und Arbeitsberater durch die verstärkten Bemühungen, Arbeitslose für berufliche Bildungsmaßnahmen zu gewinnen oder bei Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung einzusetzen, zusätzlich belastet werden. Wenn trotz des unermüdlichen Einsatzes der Arbeitsämter in Einzelfällen Stellen nicht sofort besetzt werden konnten, liegt das weniger an der Leistungsfähigkeit des Personals der Arbeitsämter, sondern an der unterschiedlichen beruflichen und regionalen Zusammensetzung der Arbeitslosen und der offenen Stellen. Anlage 42 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Braun (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen B 28 und 29) : Stehen für Ersatzdienstpflichtige genügend Plätze zur Verfügung, oder müssen noch Wartezeiten, gegebenenfalls von welcher Dauer, in Kauf genommen werden? Besteht für die Dauer der Wartezeit des Ersatzdienstpflichtigen ein Anspruch auf Zahlung von Kindergeld? Zu Frage B 28: Derzeit stehen für Zivildienstpflichtige Zivildienstplätze in ausreichender Zahl zur Verfügung, so daß unter diesem Gesichtspunkt Wartezeiten nicht eintreten können. Soweit dennoch Wartezeiten entstehen, sind diese auf den notwendigen verwaltungstechnischen Ablauf beim Anerkennungs- bzw. Einberufungsverfahren zurückzuführen. Zu Frage B 29: Das Bundeskindergeldgesetz sieht die Zahlung des Kindergeldes für über 18 Jahre alte Kinder vor, wenn sie sich in Schul- oder Berufsausbildung befinden. Zu dieser Schul- oder Berufsausbildung zählen auch übliche, in der Regel nicht mehr als viermonatige, Übergangszeiten vor und nach Ableistung des gesetzlichen Grundwehrdienstes oder des Zivildienstes. In Fällen, in denen Wartezeiten entstehen, entlasten die Kinder oft die Eltern durch Aufnahme einer entlohnten Beschäftigung. Soweit dies ausnahmsweise nicht der Fall ist und das Kind dann zwangsläufig von den Eltern unterhalten werden muß, können diese die Unterhaltsaufwendungen im Rahmen eines Steuerfreibetrages bis zu einem Höchstbetrag von 3 000,— DM jährlich geltend machen. Abschließend darf ich bemerken, daß nach der Modifizierung des Anerkennungsverfahrens für Kriegsdienstverweigerer entsprechend dem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes und des Zivildienstgesetzes der Fraktionen von SPD und FDP in den meisten Fällen Wartezeiten vor Einberufung zum Zivildienst nicht mehr entstehen werden. Der Entwurf sieht vor, daß ungediente Wehrpflichtige, die den Kriegsdienst aus Gewissensgründen verweigern, ein Prüfungsverfahren nicht mehr durchlaufen müssen. Sie können nach Abgabe ihrer Erklärung, daß sie den Kriegsdienst verweigern, sofort zum Zivildienst herangezogen werden. Wehrpflichtige, für die ein besonderes Feststellungsverfahren noch vorgesehen ist (Soldaten), werden nach ihrer Anerkennung nahtlos vom Wehrdienst in den Zivildienst überführt. Anlage 43 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) (Drucksache 7/4739 Frage B 30) : 15710* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 Ist die Bundesregierung bereit, die Rechtslage, daß Angehörige eines „Mitglieds einer Truppe" oder eines „zivilen Gefolges" der Stationierungsstreitkräfte der NATO bei der Aufnahme einer unselbständigen Beschäftigung in der Bundesrepublik Deutschland keiner Arbeitserlaubnis bedürfen, zu überprüfen? Ich habe Ihre Frage zum Anlaß genommen, den Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit um genauere Informationen über die Auswirkungen der Arbeitserlaubnisfreiheit für Angehörige eines Mitglieds der Truppe oder eines zivilen Gefolges der Stationierungsstreitkräfte der NATO auf die hauptsächlich betroffenen Arbeitsmärkte zu bitten. Sobald mir sein Bericht vorliegt, werde ich auf die Angelegenheit zurückkommen. Anlage 44 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen B 31 und 32) : Mit wieviel Bussen täglich wird die Bundeswehr bei der Benutzung des Schießplatzes Euskirchen-Billig die enge Ortsdurchfahrt in Billig befahren, und trifft es zu, daß das Bundesverteidigungsministerium die Zusage gemacht hat, daß bei den Ab- und Anfahrten zum Schießplatz Euskirchen-Billig auch andere Wegstrecken benutzt werden, wenn dies gewünscht wird, wenn ja, welche? Kann das Bundesverteidigungsministerium sicherstellen, daß der Bau der Südwest-Tangente Euskirchen als Äquivalent für den Schießplatz Euskirchen-Billig in den Ausbauplan der Bundesregierung so plaziert wird, so daß mit dem Ausbau dieser Straße noch vor 1985 begonnen werden kann? Zu Frage B 31: Die Stationierungsplanung für die Nutzung der militärischen Anlagen in Euskirchen, die von den belgischen Stationierungsstreitkräften im Herbst 1976 geräumt werden, ist noch nicht abgeschlossen, zumal hierbei auch Umgliederungen im Rahmen der neuen Heeresstruktur berücksichtigt werden müssen. Zwar sollen auch die in Rheinbach stationierten Einheiten zur Durchführung der Schießausbildung auf die Standortschießanlage Billiger Wald angewiesen werden, doch können bis zum Abschluß der Stationierungsplanung keine Angaben darüber gemacht werden, wie künftig Soldaten der Bundeswehr aus anderen Standorten mit Kraftfahrzeugen zur Standortschießanlage Billiger Wald transportiert werden. Es wird aber sichergestellt, daß vor Aufnahme des Verkehrs die Verkehrsverhältnisse und -belastungen in der Ortslage Billig festgestellt werden, gegebenenfalls die Truppe angewiesen wird, auf das klassifizierte Straßennetz (B 266, B 56) auszuweichen. Zu Frage B 32: Es wird zur Zeit überprüft, welche Entlastung die geplante Süd-West-Tangente für die Zufahrtsstraßen zur Standortschießanlage Billiger Wald zur Folge haben wird. Gegebenenfalls werde ich mich um eine vorzeitige Realisierung der Planung beim Bundesministerium für Verkehr bemühen, bei dem jedoch die Entscheidung über die Prioritäten beim Ausbau der Bundesstraßen verbleibt. Anlage 45 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Pfeifer (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 33) : Auf Grund weldier Überlegungen der Bundesregierung kann ein staatlich geprüfter Techniker bei einer entsprechenden Verpflichtungszeit nur als Unteroffizier in die Bundeswehr eintreten, obwohl staatlich geprüfte Techniker, welche von der Bundeswehr selbst ausgebildet werden, für Funktionen, wie z. B. Hauptfeldwebel, Stabsfeldwebel und auch für die Laufbahn eines Fachoffiziers, vorgesehen sind, und Meister bei einer entsprechenden Verpflichtungszeit bereits als Feldwebel in die Bundeswehr eintreten können? Die Prüfung der Frage, wie weit die Qualifizierung als staatlich geprüfter Techniker im Laufbahnrecht durch Öffnung eines höheren Eingangsamtes/ -dienstgrades berücksichtigt werden kann, ist noch nicht abgeschlossen. Diese Frage wird letztlich im Zusammenhang der Gesamtneuordnung des Laufbahn- und Besoldungsrechtes im öffentlichen Dienst entschieden werden müssen. Die Einstellung von Bewerbern mit bestandener Meisterprüfung als Feldwebel erfolgt zur Zeit aufgrund einer Übergangsregelung der Soldatenlaufbahnverordnung (§ 39 SLV), die zum 31. Dezember 1976 ausläuft. Mit einer Verlängerung dieser Bestimmung kann nicht gerechnet werden. Die danach nur noch anzuwendenden Regelbestimmungen (§ 13 SLV) sehen in der Laufbahngruppe der Unteroffiziere lediglich für Bewerber mit abgeschlossener Fachschulausbildung eine Einstellung mit dem Dienstgrad Unteroffizier vor. In Anbetracht der zeitlichen Befristung besagter Übergangsregelungen einerseits sowie andererseits der erst in jüngster Vergangenheit abgeschlossenen Entwicklung der Technikerausbildung und der noch nicht abschließend geregelten Einordnung des Technikerabschlusses in das geltende Laufbahnsystem wurde bislang keine Möglichkeit gesehen, die Soldatenlaufbahnverordnung hinsichtlich der Einstellung von staatlich geprüften Technikern zu ändern. Darüber hinaus sind unabhängig von einem Vergleich der Wertigkeit zwischen Meister- und Technikerausbildung für die Nutzung der zivilen Vorbildung als Vorgesetzter im militärischen Bereich über die rein fachliche Qualifikation hinaus weitere Faktoren von Bedeutung; so vor allem die Fähigkeit zur Anleitung, Ausbildung und Führung von Mitarbeitern. Gerade in dieser Hinsicht aber unterschied sich bislang die Ausbildung zum Handwerksmeister von der zum staatlich geprüften Techniker. Zur Ausbildung und Prüfung des Meisters gehört unter anderem das Fach „Berufserziehung", das in der Technikerausbildung und -prüfung in der Vergangenheit nicht enthalten war. Die handwerkliche Meisterprüfung ist eine Unternehmerprüfung, in der die Befähigung zum selbständigen Führen eines Handwerksbetriebes sowie zur ordnungsgemäßen Ausbildung von Lehrlingen nachzuweisen ist. Beides wurde bislang in den Abschlußprüfungen der Technikerschulen nicht verlangt. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 15711* Für bestimmte Spitzenverwendungen ihrer Laufbahngruppe vorgesehene Unteroffiziere sowie in gewissem Umfang auch Anwärter für die Laufbahn der Offiziere des militärfachlichen Dienstes erhalten im Rahmen ihrer Ausbildung die Qualifikation als staatlich geprüfter Techniker. Dieser Sachverhalt rechtfertigt jedoch nicht den Umkehrschluß, daß eine derartige zivile Vorbildung zwingend auch eine Einstellung mit entsprechend hohem Eingangsdienstgrad erfordere. Die Technikerausbildung an den Fachschulen der Streitkräfte ist lediglich eine fachliche Komponente innerhalb der insgesamt zu durchlaufenden Ausbildung. Regelmäßig qualifiziert die fachliche Ausbildung nur im Zusammenhang mit der entsprechenden militärischen Ausbildung sowie aufbauend auf einem in der Regel jahrelangen Vorlauf in der jeweiligen Ausbildungsreihe für die Wahrnehmung einer höheren Funktion und damit für eine entsprechende Beförderung. Unabhängig von vorstehenden Darlegungen wird auch weiterhin seitens des Bundesministeriums der Verteidigung geprüft, wie der Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker durch besondere Einstellungsvoraussetzungen angemessen Rechnung getragen werden kann. Anlage 46 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Ey (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 34) : Ist durch die vorgenommene Kürzung der Übergangsgebühren für längerdienende Soldaten im Zusammenhang mit dem Haushaltssicherungsgesetz auch eine Kürzung für alle zukünftig längerdienenden Soldaten beabsichtigt? Ich gehe davon aus, daß Ihre Frage nach der Kürzung der „Übergangsgebühren" sich auf die geldlichen Leistungen bezieht, die Soldaten auf Zeit bei Beendigung ihres Dienstverhältnisses erhalten. Das Soldatenversorgungsgesetz (SVG) sieht als Versorgungsleistungen vor: a) Übergangsgebührnisse in Höhe von 75 vom Hundert der Dienstbezüge des letzten Monats an Soldaten auf Zeit mit mehr als vier Dienstjahren als laufende monatliche Zahlung für die Dauer von sechs Monaten bis zu drei Jahren je nach Dauer der Dienstzeit, b) eine einmalige Übergangsbeihilfe in Höhe eines Mehrfachen der letzten Dienstbezüge, je nach Länge der Wehrdienstzeit. Diese Leistungen sind durch Artikel 10 des Haushaltsstrukturgesetzes wie folgt geändert worden: a) Übergangsgebührnisse Soldaten auf Zeit, deren Anspruch auf Fachausbildung nach § 5 Abs. 5 Satz 2 SVG wegen der Gewährung eines abgeschlossenen Hochschul- oder Fachhochschulstudiums im Rahmen der militärfachlichen Ausbildung von bisher drei Jahren auf zwei Jahre begrenzt worden ist, erhalten ab 1. Januar 1976 Übergangsgebührnisse nach § 11 Abs. 2 Nr. 4 SVG nur für zwei Jahre an Stelle von bisher drei Jahren. Für Soldaten, deren Dienstverhältnis bis zum 31. Dezember 1975 geendet hat, verbleibt es bei dem bisherigen Anspruch von drei Jahren. b) Übergangsbeihilfe Als Übergangsbeihilfe standen bis zum 31. Dezember 1975 — je nach Dauer der Dienstzeit — das Dreifache bis zum Vierzehnfachen der letzten Dienstbezüge zu; ab 1. Januar 1976 sind diese Sätze auf das Eineinhalbfache bis zum Sechsfachen herabgesetzt worden. Für die im Dienst befindlichen Soldaten ist im Artikel 10 § 3 des Haushaltsstrukturgesetzes eine Anwartschaftswahrung vorgesehen; Soldaten auf Zeit, deren Dienstverhältnis unter der Geltung des neuen Rechts endet, erhalten die Übergangsbeihilfe noch in der bisherigen Höhe, wenn sie die für die Beendigung maßgebende Verpflichtungs- oder Weiterverpflichtungserklärung vor dem 11. September 1975, dem Tag der Bekanntgabe des Kabinettbeschlusses über die Sparmaßnahmen, abgegeben haben. Bei Abgabe einer Weiterverpflichtungserklärung nach dem 10. September 1975 bemißt sich die Übergangsbeihilfe nach den neuen Sätzen. Mindestens erhält der Soldat jedoch eine Übergangsbeihilfe in der Höhe, in der sie nach der bisherigen Verpflichtungszeit zugestanden hätte. Im übrigen gelten die durch das Haushaltsstrukturgesetz herabgesetzten Sätze der Übergangsbeihilfe ab 1. Januar 1976 für alle Soldaten auf Zeit, die sich nach dem 10. September 1975 verpflichtet haben. Anlage 47 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen B 35 und 36) : Welche Vorteile im einzelnen bietet die zu § 35 a Abs. 5 des Soldatengesetzes nunmehr erlassene Rechtsverordnung gegenüber den anderen bisher vorgetragenen Entwürfen und Vorschlägen? Welche Gründe sprechen gegen eine Auslegung des § 35 a Abs. 5 des Soldatengesetzes im Sinne der von der Bundesregierung in Drucksache 7/1968 S. 10 vertretenen Ansicht hinsichtlich des Umfangs der Ermächtigung zum Erlaß einer Rechtsverordnung? Zu Frage B 35: Die gemäß § 35 a Abs. 5 Soldatengesetz erlassene Verordnung vom 22. Januar 1976 erfüllt den vom Gesetzgeber erteilten Auftrag, die Bezirkspersonalvertretungen im militärischen Bereich wegen der besonderen Organisationsstruktur und Aufgabenverteilung in den Streitkräften so zu ordnen, daß eine sachgerechte und wirkungsvolle Vertretung der Interessen der Beschäftigten gewährleistet ist. Dies 15712* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 wird erreicht durch Vermehrung der Bezirkspersonalvertretungen im militärischen Bereich und durch den Abbau von nicht mehr dem Bundespersonalvertretungsgesetz entsprechenden Regelungen über die Zuordnung der Beschäftigten zu einzelnen Wahlbereichen. Ferner können nunmehr als 60 000 Beschäftigte, die bei militärischen Dienststellen tätig sind, eine eigene Bezirkspersonalvertretung bei ihren Behörden der Mittelstufe wählen. Demgegenüber hatten Vorschläge von einzelnen Bezirkspersonalräten bei den Wehrbereichskommandos eine mit dem System des Gesetzes nicht im Einklang stehende Regelung zum Ziel. Nach diesen Wünschen sollte die Bildung von Bezirkspersonalräten bei Dienststellen unterhalb der Ebene der hier nach dem Gesetz allein in Betracht kommenden Behörden der Mittelstufe ermöglicht und zugleich eine über den Geschäftsbereich hinausgreifende Zuständigkeit dieser Bezirkspersonalräte geschaffen werden. Dies hätte aber zu einer Verletzung von grundlegenden Vorschriften des Bundespersonalvertretungsgesetzes geführt und einen größeren Mitarbeiterkreis von einer sachgerechten Vertretung durch die Bezirkspersonalvertretung ausgeschlossen. Bei der neuen Regelung, die für die Beschäftigten gleichzeitig klare Zuständigkeiten schafft, ist dies nicht mehr der Fall. Zu Frage B 36: Das Bundespersonalvertretungsgesetz schreibt in § 53 zwingend vor, daß für den Geschäftsbereich mehrstufiger Verwaltungen, so auch bei der Bundeswehr, bei den Behörden der Mittelstufe Bezirkspersonalräte gebildet werden. Der Begriff „Behörde der Mittelstufe" wird im Gesetz als die der obersten Dienstbehörde (Ministerium) unmittelbar nachgeordnete Behörde definiert, der wiederum andere Dienststellen nachgeordnet sind. In der Bundeswehr müßten deshalb an sich bei 29 zivilen und militärischen Behörden Bezirkspersonalräte gebildet werden. Im Gegensatz zu den Behörden der Mittelstufe im Bereich der Bundeswehrverwaltung (z. B. Wehrbereichsverwaltungen) fallen jedoch bei verschiedenen militärischen Behörden der Mittelstufe, wenn überhaupt, dann nur wenige Angelegenheiten an, die zu einer Beteiligung seines Bezirkspersonalrates führen. Die einer Beteiligung durch den Bezirkspersonalrat unterliegenden Angelegenheiten gehören in diesen Bereichen entweder in die Zuständigkeit der Unterbehörden verschiedener Befehlsstufen oder wie bei Personalangelegenheiten in die Zuständigkeit von Dienststellen der Bundeswehrverwaltung. Mit der Rechtsverordnung nach § 35 a Abs. 5 Soldatengesetz sollen deshalb diejenigen Behörden der Mittelstufe im Streitkräftebereich ausgewählt werden, bei denen die Bezirkspersonalräte noch ein ausreichendes Betätigungsfeld haben. Rechtlich war es keineswegs zulässig, Dienststellen unterhalb der Ebene der Mittelstufe zu Mittelbehörden zu bestimmen. Der Inhalt der Rechtsverordnung steht deshalb im Einklang mit der Ermächtigungsnorm sowie mit der hierzu gegebenen Begründung in der BundestagsDrucksache 7/1968. Anlage 48 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Warnke (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen B 37 und 38) : Trifft die Erklärung des Bundesverteidigungsministeriums in der Ausgabe der Frankenpost vom 16. August 1975 zu, daß die in Hof stationierte 7. Kompanie des Fernmelderegiments 32 abgezogen werden soll? Welche Ersatzpläne hat die Regierung für den Fall des Abzugs vorgesehen? Es ist geplant, die 7./FmRgt 32 im Jahre 1980/81 nach Naila zu verlegen. Der tatsächliche Verlegungszeitpunkt hängt jedoch vom Baubeginn und der Fertigstellung des vorgesehenen Kasernenneubaues in Pegnitz ab, der den in Naila stationierten Truppenteil aufnehmen soll. Der Führungsstab der Streitkräfte prüft zur Zeit, ob in Hof Ausbildungseinrichtungen des Aufklärungsdienstes der Bundeswehr oder Schülerkompanien, die im Rahmen der Neuordnung der Bildung und Ausbildung des Heeres aufzustellen sind, stationiert werden können. Meine in der Frankenpost vom 24. Januar 1976 zitierte Erklärung, daß die Zahl der in Hof stationierten Bundeswehrangehörigen nicht verkleinert wird, bestätige ich. Anlage 49 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Mursch (SoltauHarburg) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen B 39, 40 und 41) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß durch die Praxis der Wohnungsverteilung mit der Zeit die qualitativ besseren Wohnungen eines Standorts durch Soldaten und Bedienstete belegt werden, die schon lange am Standort sind und nicht mit weiteren Versetzungen zu rechnen haben, während Soldaten der Einsatzverbände, die sowieso schon durch häufigere Versetzungen benachteiligt sind, oft weniger gute Wohnungen erhalten, da Anträge auf Wohnungstausch im Standort weniger auf Grund einer Notwendigkeit als durch das Punktsystem nadi Ablauf gewisser Wartezeiten entschieden werden? Ist sich die Bundesregierung der wachsenden Benachteiligung bewußt, die durch Bevorzugung von Kaufbewerbern von Reihenhäusern und der Ausdehnung eines Verkaufs auch auf Mietwohnungen für den Kreis der Soldaten entstehen müssen, die nur für die Zeit einer bestimmten dienstlichen Verwendung in den Standort versetzt sind und häufiger Standort und Wohnung wechseln müssen? Ist die Bundesregierung bereit, die geschilderten Benachteiligungen zu prüfen und ihnen gegebenenfalls durch entsprechende Maßnahmen abzuhelfen, um damit den häufiger den Standort wechselnden Soldaten statt eines gerecht erscheinenden Vergabesystems nach Punkten eine echte Wohnungsfürsorge angedeihen zu lassen? Bei einem Bestand von z. Z. rd. 166 000 zweckgebundenen Wohnungen für Angehörige der Bundeswehr und dem stetig anwachsenden Angebot des freien Wohnungsmarktes sind Neubaumaßnahmen im Rahmen der Wohnungsfürsorge kaum noch erforderlich. Durch Freiwerden zweckgebundener Wohnungen können versetzten Soldaten in kurzer Zeit familiengerechte Wohnungen zugeteilt werden. Die jeweils freiwerdenden Wohnungen sind entsprechend dem Baujahr und der Ausstattung unterschiedlich, entsprechen jedoch den jeweils gültigen Baufachlichen Richtlinien des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 15713* Versetzte Soldaten werden bei der Wohnungszuteilung durch das Punktsystem der Wohnungsvergaberichtlinien keineswegs benachteiligt. Vielmehr werden ihnen wegen der Trennung von ihrer Familie und entsprechend der Entfernung zwischen Familienwohnort und Dienstort zusätzlich Punkte zugeteilt, die bereits am Dienstort wohnende Wohnungsbewerber nicht erhalten. Die im Rahmen der Wohnungsfürsorge beschafften Wohnungen wurden vorwiegend in der Form von Geschoßwohnungen und in geringerer Anzahl als Einfamilienreihenhäuser (ERH) errichtet. Ein Teil dieser ERH ist durch notarielle Verkaufsverpflichtung des Bauherrn für den Verkauf an Angehörige der Bundeswehr vorgesehen. Soweit beim Erstbezug dieser ERH Kaufbewerber in ausreichender Anzahl nicht vorhanden waren, wurden sie zunächst Bundeswehrangehörigen als Mieter zugeteilt. Beim Auszug des Mieters und der sodann vorzunehmenden Vergabe an Mieter oder Kaufbewerber werden versetzten Soldaten gleiche Chancen eingeräumt. Beim Vorliegen gleicher persönlicher, sozialer und dienstlicher Gründe — insbesondere Anzahl der zum Haushalt gehörenden Personen — hat der Kaufbewerber Vorrang vor dem Mietbewerber. Hierdurch wird die Zweckbestimmung erreicht, das ERH möglichst bald in das Eigentum des Kaufbewerbers zu überführen. Die der Bundeswehr für Zwecke der Wohnungsfürsorge zur Verfügung stehenden Wohnungen und Kaufeigenheime werden ausschließlich nach den Wohnungsvergaberichtlinien — WoVergR — vom 20. August 1974 (VMBl 1974, S. 343 und 1975, S. 180) vergeben, die nach eingehenden Erörterungen mit dem Bundesminister des Innern, Bundesminister der Finanzen, Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, den Führungsstäben der Bundeswehr, dem Hauptpersonalrat beim Bundesministerium der Verteidigung u. a. erlassen worden sind. Hiernach werden Wohnungen durch die Standortverwaltung zugeteilt. Bei der Vergabe wirkt der Wohnungsvergabeausschuß des Standorts mit, dem Beauftragte der im Standort gelegenen Truppenteile und Dienststellen angehören. Dieser berücksichtigt die persönlichen, sozialen und dienstlichen Gründe der einzelnen Wohnungsbewerber und stimmt über ggf. zuzuerkennende Sonderpunkte ab. Die Mitglieder des Vergabeausschusses sind bei der Bemessung von Sonderpunkten frei. Die WoVergR sehen bewußt keine starre Regelung vor, sondern haben insoweit die Entscheidung in das freie Ermessen der Mitglieder des Wohnungsvergabeausschusses gestellt. Dies gibt die Gewähr einer individuellen Behandlung jeder einzelnen Wohnungsvergabe. Die Wohnungsvergaberichtlinien haben sich in der Praxis bewährt und bedürfen keiner Änderung. Bei allen Bemühungen der Wohnungsfürsorge, jedem Bewerber die ihm angemessen erscheinende Wohnung zuzuteilen, muß sie sich dort Beschränkungen auferlegen, wo andere Bewerber — insbesondere größere Familien — benachteiligt werden. Dieser Grundsatz der Fürsorge mit Blick auf den sozial schwächeren Wohnungsbewerber darf nicht verlassen werden. Anlage 50 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Seiters (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen B 42 und 43) : Kann die Bundesregierung bestätigen, daß Praktikanten, die während ihres Krankenhauspraktikums Sonntagsdienst leisten, im Gegensatz zu Schwesternschülerinnen in vielen Fällen keine Freizeitentgeltung oder sonstige Vergütung bekommen, und ist die Bundesregierung der Meinung, daß die Vorschriften des Berufsbildungsgesetzes ausreichen, um die Rechtsstellung der Praktikanten hinreichend zu klären? Gibt es Bestrebungen bei der Bundesregierung, die gesetzlichen Bestimmungen des Berufsbildungsgesetzes, des Jugendarbeitsschutzgesetzes und der Arbeitszeitordnung so zusammenzufassen, daß ein Rechtsstatus des Praktikantenverhältnisses entsteht? Zu Frage B 42: Aus Ihrer Anfrage geht nicht eindeutig hervor, um welche Praktikanten es sich im einzelnen handelt. Wegen Ihres Hinweises auf das Krankenhauspraktikum nehme ich jedoch an, daß Praktikanten gemeint sind, die im Rahmen einer Ausbildung zu einem nichtärztlichen Heilberuf (z. B. Krankengymnasten, Masseure, Logopäden usw.) ein Praktikum ableisten. Für die Arbeitsbedingungen der Praktikanten sind die für den jeweiligen Krankenhausträger geltenden Regelungen maßgebend. Soweit es sich um Krankenhäuser des Bundes, der Länder und im Bereich der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände handelt, ist der Tarifvertrag vom 28. Januar 1970 über die Regelung der Arbeitsbedingungen der Praktikantinnen (Praktikanten) für medizinische Hilfsberufe anzuwenden. Danach sind u. a. für die Arbeit an Sonn- und Feiertagen die für die entsprechenden Angestellten bei der Anstalt jeweils maßgebenden Bestimmungen sinngemäß anzuwenden. Für die Lernschwestern gibt es kraft des für sie einschlägigen Tarifvertrages eine entsprechende Vorschrift. In beiden Fällen sind also die für die Angestellten geltenden Vorschriften u. a. über Freizeitausgleich für Sonntagsarbeit sinngemäß anzuwenden. Sowohl die erwähnten Praktikanten als auch die Lernschwestern erhalten ferner Zeitzuschläge in Höhe von 50 v. H. der den entsprechenden Angestellten zustehenden Zuschläge. Für den übrigen Bereich ist mir nicht bekannt, wie die Vergütung von Sonntagsdienst bei Praktikanten gehandhabt wird. Zu der Frage, ob die Vorschriften des Berufsbildungsgesetzes ausreichen, um die Rechtsstellung der Praktikanten hinreichend zu klären, wird darauf hingewiesen, daß die Vorschriften des Berufsbildungsgesetzes im allgemeinen in diesem Bereich keine Anwendung finden, so daß sich die von Ihnen aufgerufene Frage insoweit nicht stellt. Zu Frage B 43: Eine besondere Kodifizierung von Bestimmungen des Berufsbildungsgesetzes, des Jugendarbeitsschutzgesetzes und der Arbeitszeitordnung zum Zwecke einer zusammenhängenden Regelung für das Praktikantenverhältnis ist nicht beabsichtigt. Auch ohne eine solche Kodifizierung sind die einschlägi- 15714* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 gen Vorschriften über den Arbeitsschutz, die Arbeitszeit, das Arbeitsentgelt, die Arbeitsbedingungen und dgl. im Einzelfall anwendbar. Anlage 51 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 44) : Trifft es zu, daß, wie die „Zeit" am 30. Januar 1976 feststellt, Nitrosamine schon in äußerst geringen Mengen Krebs hervorrufen und dies sowohl bei der Aufnahme durch den Mund als auch bei bloßer Berührung, und wenn ja, was hat sie bisher unternommen, damit die daraus resultierenden Gefahren rechtzeitig elementiert werden können, und wie ist der derzeitige Erfahrungsstand? Es ist richtig, daß die überwiegende Mehrzahl aller bisher geprüften Nitrosamine und Nitrosamide (N-Nitroso-Verbindungen) sich im Tierversuch als krebserzeugend erwiesen haben. Diese Tierversuche gaben Anlaß zu der Befürchtung, daß N-Nitroso-Verbindungen auch beim Menschen karzinogen wirken können; der direkte Nachweis einer solchen Wirkung beim Menschen ist jedoch noch nicht geführt worden. Die zur Tumorerzeugung notwendigen Mengen sind von der Substanz abhängig: während einzelne Substanzen schon in Mengen von 0,1 mg/kg Körpergewicht pro Tag karzinogen wirken können, erfordern andere Verbindungen eine weitaus höhere Dosis zur Tumorerzeugung. Die Bildung von N-Nitroso-Verbindungen durch Synthese aus nicht karzinogenen Vorstufen — aus Aminen, Nitrit oder Nitrat — kann endogen im Magen-Darm-Trakt, aber auch exogen z. B. in Lebensmitteln erfolgen. Die für diese Synthese erforderlichen Nitrate bzw. Nitrite können aus der Umwelt stammen (Düngung, Trinkwasser, Kontamination durch Abgase usw.) oder Lebensmitteln zugesetzt sein. Amine sind vielfach Inhaltsstoffe von Lebensmitteln. Die Bundesregierung hat sich schon seit einigen Jahren — ebenso wie dies weltweit geschieht — intensiv um die Aufklärung der Bildung solcher Stoffe in der Nahrung und um den exakten analytischen Nachweis dieser Stoffe in Lebensmitteln bemüht. Sie hat u. a. das Bundesgesundheitsamt, die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Bundesanstalt für Fleischforschung und das Deutsche Institut für Krebsforschung beauftragt, die mit einer möglichen Entstehung von Nitrosaminen in Lebensmitteln zusammenhängenden Fragen vordringlich zu prüfen. Eine erste Stellungnahme der Fremdstoff-Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft über die Wechselwirkung zwischen nitrosierbaren Substanzen und Nitrit/Nitrat als Risikofaktor für die Tumorentstehung beim Menschen liegt inzwischen vor. Eine Ergänzung der DFG-Stellungnahme durch entsprechende Stellungnahmen aus dem Bereich der zuständigen Forschungsanstalten wurde in die Wege geleitet. Die Empfehlung der DFG, den Zusatz von Nitrit — das in der Bundesrepublik nur in Mischung mit Kochsalz und in wesentlich geringeren Mengen als z. B. in den USA und in England Lebensmitteln zugesetzt werden darf — und den Zusatz von Nitrat zu vermindern, wird z. Z. im Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit geprüft. Dabei steht im Vordergrund, ob die Verwendung von Nitrat überhaupt notwendig ist und in welcher Höhe die Zusatzmenge von Nitrit-Pökelsalz und der Endgehalt an Nitrit im Lebensmittel festgesetzt werden sollte. Auf die Verwendung von Nitrit-Pökelsalz kann allerdings nicht völlig verzichtet werden, da damit das Risiko mikrobieller Lebensmittelvergiftungen, insbesondere durch Botulinus-Toxine, entstehen würden. Neben den vorgesehenen Verwendungsbeschränkungen für Nitrite und Nitrate in Lebensmitteln wurde der Nitratgehalt im Trinkwasser bereits durch die Trinkwasser-Verordnung vom 31. Januar 1975 auf einen Grenzwert von 90 mg/1 festgesetzt. Der Nitratgehalt von Lebensmitteln für Säuglinge und von diätetischen Lebensmitteln für Säuglinge und Kleinkinder ist durch die Vierte Änderungsverordnung der Diät-Verordnung vom 14. April 1975 nach Ablauf einer gewissen Übergangsfrist auf 250 mg/kg festgesetzt worden. Darüber hinaus ist ein Zusatz von Nitrit und Nitrat bei allen diätetischen Lebensmitteln für Säuglinge und Kleinkinder unzulässig. Anlage 52 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Biechele (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 45) : Wird die Bundesregierung die kritischen Äußerungen der Deutschen Gesellschaft für Qualitätsforschung, Geisenheim, oder andere eventuell bekanntgewordene Bedenken zum Anlaß nehmen, die Anwendung von Wuchsstoff-Herbiziden in den Wäldern der Bundesrepublik Deutschland zu untersuchen, und wird sie sich — je nach Ergebnis einer durchgeführten Untersuchung — für eine Verwirklichung der von der Deutschen Gesellschaft für Qualitätsforschung erhobenen Forderungen (vgl. Beitrag in der „verbraucherpolitischen korrespondenz" der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher „Chemie im Wald gefährdet Beeren und Pilze" Nr. 5/1976 Seite 3 ff.) einsetzen? Den kritischen Äußerungen insbesondere der Deutschen Gesellschaft für Qualitätsforschung, Geisenheim, über die Anwendung von Wuchsstoffherbiziden im Forst steht eine gemeinsame Stellungnahme des Bundesgesundheitsamtes und der Biologischen Bundesanstalt gegenüber (Bundesgesundheitsblatt vom 8. August 1975). Beide Bundesanstalten sind auf Grund umfangreicher Studien zu dem Ergebnis gekommen, daß bei sachgerechter Anwendung von Wuchsstoffherbiziden im Forst sich keine Gesundheitsgefährdungen für Mensch und Tier ableiten lassen. In diesem Zusammenhang wird auch darauf hingewiesen, daß mit der Zulassung die Auflage verbunden wurde, solche Stoffe nur vor der Blüte bzw. nach der Ernte von Waldbeeren einzusetzen. Die beiden Bundesanstalten halten ein Anwendungsverbot bzw. weitere zusätzliche Anwendungsbeschränkungen nach dem Stand der wissenschaft- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 15715* lichen Erkenntnisse z. Z. nicht für erforderlich. Maßgebend für jede hygienisch-toxokologische Beurteilung eines Stoffes sind die Dosis-Wirkungs-Relationen. Anlage 53 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Sauer (Salzgitter) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen B 46 und 47) : Wann gedenkt die Bundesregierung, aus dem Vorwurf der Frau Bundesminister Focke wegen der zu geringen Spielfläche für Kinder in Wohnungen (Bulletin der Bundesregierung vom 17. Mai 1973) die Konsequenzen zu ziehen und sich für eine diesbezügliche Änderung der DIN 18011 einzusetzen? Welche Konsequenzen bezüglich des kinder- und familiengerechten Wohnungsbaues hat die Bundesregierung aus dem im Jahr 1975 veröffentlichten „Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen" beim Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit inzwischen gezogen? Die Bundesregierung betrachtet das Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen beim Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit als wertvollen Diskussionsbeitrag zur Wohnungspolitik aus familienpolitischer Sicht. Zu der Frage, welche Konsequenzen im einzelnen aus dem Gutachten gezogen werden, hat die Bundesregierung in der Sitzung des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit am 18. September 1975 angekündigt, daß sie dem Ausschuß einen Bericht vorlegen wird. Dieser Bericht wird in Kürze dem Ausschuß zugeleitet. In diesem Bericht wird auch auf den in Ihrer ersten Frage angesprochenen Sachverhalt eingegangen. Ich bin gern bereit, Ihnen zu gegebener Zeit einen Abdruck zu übersenden. Anlage 54 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Riedl (München) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 48) : Treffen Meldungen zu, die Kunststoffkleidung fördere den Krebs und Krebserkrankungen als Todesursache hätten sich mit zunehmender Kunststoffbekleidung vermehrt, und wie beurteilt die Bundesregierung Forschungsergebnisse, die den Kunststoffen die krebsfördernden Eigenschaften nehmen könnten? Der Bundesregierung liegen bisher keine wissenschaftlichen Unterlagen darüber vor, daß Bekleidung, zu deren Herstellung Kunststoffe als Gewebe oder zur Beschichtung verwendet werden, Krebserkrankungen fördert. Bei der von Ihnen angesprochenen Meldung handelt es sich vermutlich um eine Pressenotiz in den Nürnberger Nachrichten vom 3./4. Januar 1976, in der über derartige Vermutungen eines Münchener Diplomingenieurs berichtet wird. Danach sollen Krebserkrankungen durch das Tragen von Kleidung aus bestimmten Kunstfasern auf Grund elektrostatischer Aufladungen begünstigt werden. Diese Vermutung wird nach der Pressemeldung lediglich auf Überlegungen gestützt, die zu einer entsprechenden Patentanmeldung geführt haben. Forschungsergebnisse hierzu sind der Bundesregierung bisher nicht zugänglich gemacht worden und liegen offensichtlich auch nicht vor. Die Bundesregierung kann daher zu den in Ihrer Anfrage aufgeführten Forschungsergebnissen nicht Stellung nehmen. Sie wird jedoch der Angelegenheit weiter nachgehen. Anlage 55 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Gansel (SPD) (Drucksache 7/4739 Frage B 49) : Wie hoch schätzt die Bundesregierung den Bedarf an Logopäden in den nächsten Jahren ein, und welche Maßnahmen sind beabsichtigt, die Zahl der Ausbildungsplätze zu erhöhen? Die Bundesregierung verfügt über keine gesicherten Berechnungen für den Bedarf an Logopäden in den nächsten Jahren. Vom Zentralverband für Logopädie ist der Bedarf an Logopäden mit mindestens 3 000 angegeben worden. Derzeit sind ca. 300 Logopäden in der Bundesrepublik Deutschland tätig. Die Bundesregierung kann keine Maßnahmen zur Erhöhung der Zahl der Ausbildungsplätze ergreifen, weil hierfür ausschließlich die Länder zuständig sind. Soweit mir bekannt ist, sind vereinzelt Erweiterungen der Ausbildungskapazitäten geplant. Bei der Mehrzahl der Lehranstalten ist dies aber wegen der fehlenden finanziellen Mittel nicht der Fall. Anlage 56 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 50) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Bedeutung der Bundesbahnstrecke Rastatt—Freudenstadt (Murgtalbahn) für die Infrastruktur des nördlichen Schwarzwalds und für die Lebensfähigkeit des Fremdenverkehrs in diesem Gebiet? Eine Aussage über die Bedeutung der von Ihnen angesprochenen Strecke für den Fremdenverkehr und die Infrastruktur des nördlichen Schwarzwaldes ist der Bundesregierung nicht möglich, weil ihr die für eine Beurteilung dieser Fragen notwendigen Unterlagen nicht vorliegen. Anlage 57 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftliche Frage des Abeordneten Schröder (Lüneburg) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 51) : Entsprechen die Richtlinien und Anweisungen für Oberbauarbeiten (DV 820/III), die Anweisungen für die Arbeitsverfahren bei Oberbauarbeiten (DV 820/IV) und die Anweisungen für den Einsatz der Maschinen und Geräte zur Oberbauerhaltung (DV 820/V) der Deutschen Bundesbahn dem derzeitigen technischen Stand, und wenn nein, wann gedenkt die Deutsche Bundesbahn die vorerwähnten Richtlinien und Anweisungen neu zu fassen, um bei Unfällen, deren Ursache auch in diesen unzureichenden Vorschriften liegen, ein Organverschulden der Deutschen Bundesbahn auszuschließen? Die Bundesbahn hat auf Anfrage mitgeteilt, daß die angesprochenen Vorschriften der sehr schnellen 15716* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 technischen Entwicklung auf diesem Gebiet zur Zeit angepaßt werden. Sicherheitsrelevante Fragen — Sicherheitsabstände zu benachbarten Gleisen, Beladeanordnungen, Anhängelasten u. ä. — seien vorab mit Einzelverfügungen dem Personal bekanntgegeben worden. Verschiedene Richtlinien zur DV 820/III wurden ebenfalls vor Neuherausgabe der Vorschrift bereits den Außenstellen mitgeteilt. Anweisungen für verschiedene maschinelle Umbauverfahren (Matisa, Donelli, Niemag) werden zur Zeit aufgestellt oder müssen noch aufgestellt werden. Der Bundesregierung sind keine einschlägigen Unfälle bekannt. Anlage 58 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Holtz (SPD) (Drucksache 7/4739 Fragen B 56 und 57) : Beabsichtigt die Bundesregierung, prüfen zu lassen, ob im Rahmen einer besseren Auslastung des S-Bahn-Verkehrs zwischen Essen und Wuppertal in Velbert-Neviges im Ortsteil SiepenAsbruch ein Haltepunkt errichtet werden kann? Ist der Bundesregierung bekannt, daß durch die beabsichtigte Stillegung der Güterzugstrecke Wülfrath—Velbert—Heiligenhaus der niederbergischen Wirtschaft, die bereits erheblich unter der mangelnden Anbindung an das überörtliche Straßennetz leidet, eine weitere Möglichkeit der Verkehrsanbindung genommen wird, was zu weiteren Nachteilen für den gesamten Wirtschaftsraum führen kann, und wird sie sich diesem Plan widersetzen? Zu Frage B 56: Ein Antrag der Gemeinde, der Angaben über das zu erwartende Verkehrsaufkommen im Schienenpersonennahverkehr enthalten müßte, liegt dem Bundesminister für Verkehr z. Z. nicht vor. Zu Frage B 57: Der Vorstand der Deutschen Bundesbahn (DB) hat das Streckennetz unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten untersucht und seine auf diesem Rechenwerk basierende Netzkonzeption am 22. Januar 1976 vorgelegt. Hierin ist die Strecke Wülfrath–Heiligenhaus nicht aufgenommen. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus den Staatssekretären BMV (Vorsitz), BMF, BMWi, BMBau und BMB, wird daher auch über diese Strecke im Zusammenhang mit der Prüfung der gesamt- und verkehrswirtschaftlichen Probleme, die sich aus der Umstrukturierung des Transportnetzes der DB ergeben, beraten. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann deshalb seitens des Bundesministers für Verkehr über Einzelstrecken nichts ausgesagt werden. Anlage 59 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen B 58 und 59) : Beabsichtigt die Bundesregierung, an der Bundesautobahn Köln—Bonn im Bereich Wesseling Lärmschutzmessungen durchzuführen? Ist die Bundesregierung bereit, Lärmschutzvorrichtungen an der Bundesautobahn Köln—Bonn im Bereich Wesseling zu errichten, da die Anwohner der Erftstraße in Wesseling durch den Lärm von der nahegelegenen Bundesautobahn erheblich gestört werden, oder ist die Bundesregierung bereit, sofern für Schallschutzmaßnahmen bei der allgemein angespannten Finanzlage keine Mittel zur Verfügung stehen, wenigstens eine Geschwindigkeitsbegrenzung in diesem Bereich vorzunehmen? Zu Frage B 58: Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, an der Bundesautobahn A 555 im Bereich Wesseling Pegelmessungen durchführen zu lassen, weil bereits ein schalltechnisches Gutachten beim Landschaftsverband Rheinland in Köln vorliegt, das die Bundesanstalt für Straßenwesen erstellt hat. Zu Frage B 59: Da der Ausbau der BAB A 555 in den Jahren 1965 bis 1968 erfolgt ist, finden die Regelungen des Bundes-Immissionsschutzgesetzes vom 15. März 1974 hierauf keine Anwendung. Die Geräuschbelästigungen sind nach der höchstrichterlichen Rechtsprechung zu § 906 BGB nach dieser Bestimmung zu beurteilen. Die im vorliegenden Fall nach dem Gutachten der Bundesanstalt für Straßenwesen auftretenden Geräuschbelastungen sind als zumutbar anzusehen, so daß insoweit für die Bundesregierung keine Verpflichtung besteht, Schallschutzmaßnahmen durchzuführen und zu finanzieren. Die Bundesregierung kann eine Geschwindigkeitsbeschränkung nicht anordnen, weil für derartige Beschränkungen nach § 45 Straßenverkehrs-Ordnung die Straßenverkehrsbehörden der Länder zuständig sind. Nach dem bereits erwähnten Gutachten der Bundesanstalt für Straßenwesen würde eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 100 km/h zu einer subjektiv kaum wahrnehmbaren Pegelminderung von ca. 2 dB (A) führen. Anlage 60 Antwort des Parl. Staatssekretär Jung auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Häfele (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen B 60 und 61) : Trifft es zu, daß auch nach der Elektrifizierung der Schwarzwaldbahnstrecke Offenburg—Villingen in Offenburg die Elektrolokomotiven umgespannt werden müssen? Falls ja, wird die Deutsche Bundesbahn alle Rationalisierungsmaßnahmen vornehmen, damit wenigstens nach Fertigstellung der gesamten Elektrifizierungsarbeiten bis Konstanz ein Umspannen in Offenburg nicht mehr erforderlich ist und diese Strecke interessanter wird? Zu Fragen B 60: Ja, dies trifft zu. Zu Frage B 61: Auch nach der Aufnahme des elektrischen Zugbetriebes bis Konstanz Ende 1977 kann auf ein Umspannen durchgehender Züge in Offenburg aus technischen Gründen solange nicht verzichtet werden, bis leistungsstarke elektrische Lokomotiven in neuer Technik, die universell auf allen Strecken der Deutschen Bundesbahn eingesetzt werden können, zur Verfügung stehen. Die Entwicklung solcher Triebfahrzeuge ist eingeleitet. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 15717* Anlage 61 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Hammans (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 62) : Wann wird auf der Bundesautobahn A 61 (früher A 202) an der Anschlußstelle Viersen—Bockert auf Schwalmtal hingewiesen? Dem Vorschlag des Landes Nordrhein-Westfalen, in der Anschlußstelle Viersen-Bockert auf Schwalmtal hinzuweisen, hat der Bundesminister für Verkehr zugestimmt. Die Kennzeichnung in der Örtlichkeit wird in Kürze erfolgen. Anlage 62 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Peter (SPD) (Drucksache 7/4739 Frage B 63) : Hat die Bundesregierung die Absicht, im Zusammenhang mit dem von ihr beschlossenen 300-Millionen-Programm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, die vorhandenen Ausbildungskapazitäten im Bereich der Bundesbahndirektion Saarbrükken — soweit sie für das Saarland zuständig ist — voll auszuschöpfen, und wenn ja, wieviel Ausbildungsplätze wird die Deutsche Bundesbahn, nach Berufen unterschieden, in diesem Bereich 1976 anbieten? Zur Durchführung des Sonderprogramms der Bundesregierung wird die Deutsche Bundesbahn im Bereich der Bundesbahndirektion Saarbrücken, soweit sie für das Saarland zuständig ist, bei drei Ausbildungsstellen voraussichtlich 46 Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen, und zwar 12 Ausbildungsplätze für Maschinenschlosser im Bahnbetriebswerk St. Wendel, 29 Ausbildungsplätze für Maschinenschlosser im Bundesbahnausbesserungswerk SaarbrückenBurbach und 5 Ausbildungsplätze für Elektroanlageninstallateure bei der Fahrleitungsmeisterei Saarbrücken. Inwieweit diese freien Kapazitäten tatsächlich genutzt werden können, wird zur Zeit geprüft. Schwierigkeiten könnten sich aufgrund des Einstellungstermins (01. 04. 1976) z. B. für das Einrichten von Berufsschulklassen, die Eingliederung in bestehende Ausbildungsgruppen usw. ergeben. Anlage 63 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Peiter (SPD) (Drucksache 7/4739 Frage B 64) : Wann ist mit dem Ausbau der geplanten Abbiegerspuren der B 49 in Höhe der Einmündung der Kreisstraße 103, Abzweigung Heiligenroth, zu rechnen? Bei der genannten Verbesserung der Verkehrsverhältnisse handelt es sich wahrscheinlich um die Einmündung der K 50 in die B 49 südlich Heiligenroth. Es ist vorgesehen, die bestehende Einmündung auszubauen und gleichzeitig eine Linksabbiegerspur herzustellen. Die Planung ist abgeschlossen. Durch unvorhergesehene Grunderwerbsschwierigkeiten konnte jedoch mit dem Bauvorhaben nicht begonnen werden. Dadurch wird es erforderlich, für die Maßnahme ein Planfeststellungsverfahren durchzuführen. Bei Um- und Ausbaumaßnahmen bis 2,5 Millionen DM Baukosten ist die Zuständigkeit auf die Straßenbauverwaltungen der Länder delegiert. Die Mittel dafür werden global zugewiesen. Anlage 64 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 65) : In welchem Umfang wird voraussichtlich das Güteraufkommen bei der Deutschen Bundesbahn im Schienenverkehr abnehmen, wenn die geplante Streckenstillegung erfolgt? Der Vorstand der Deutschen Bundesbahn (DB) hat das Streckennetz unter betriebswirtschaftlich optimalen Gesichtspunkten untersucht und seine auf diesem Rechenwerk basierende Netzkonzeption am 22. Januar 1976 vorgelegt. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus den Staatssekretären BMV (Vorsitz), BMF, BMWi, BMBau und BMB, wird nunmehr — nach einem zwischen den Ministerpräsidenten der Länder und dem Bundeskanzler verabredeten Verfahren, dem das Bundeskabinett inzwischen zugestimmt hat —, die gesamt-und verkehrswirtschaftlichen Probleme beraten, die sich aus der Umstrukturierung des Transportnetzes der DB ergeben. Erst nach Abschluß dieser intensiven Beratungen kann im einzelnen auf die von Ihnen gestellte Frage geantwortet werden. Anlage 65. Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Härzschel (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 66) : Wird sich die Bundesregierung dafür einsetzen, daß auch in diesem Jahr eine verbilligte Anschlußnetzkarte für Urlauber, die mit der Deutschen Bundesbahn in den Urlaubsort reisen, angeboten wird? Zur Belebung des Urlaubsreiseverkehrs wird die Deutsche Bundesbahn auch in diesem Jahr, und zwar in der Zeit vom 1. März bis 31. Oktober 1976, die verbilligten „Tourenkarten" (Bezirkskarten) ausgeben. Anlage 66 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Handlos (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen B 67 und 68) : 15718* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 Wie hoch belaufen sich die Kosten für Erhaltungsmaßnahmen in den Jahren von 1960 bis 1975 auf den Bundesbahnstrecken Plattling—Bayerisch Eisenstein, Zwiesel—Grafenau bzw. Zwiesel—Bodenmais? Wieviel hat die Bundesregierung vor allem an finanziellen Mitteln zur Sanierung und Erhaltung der einzelnen Bahnhofs-und Betriebsgebäude im Bereich dieser drei Strecken in dieser Zeit aufgewendet? Zu Frage B 67: Die Deutsche Bundesbahn hat für Erhaltungsmaßnahmen in den Jahren 1960 bis 1975 (für Oberbau, Brücken, Hochbau, Starkstromanlagen, Bahnübergänge und ähnliches) für die Strecke PlattlingBayerisch Eisenstein 17,7 Millionen DM, für die Strecke Zwiesel—Grafenau 2,7 Millionen DM und für die Strecke Zwiesel—Bodenmais 0,7 Millionen DM aufgewendet. Zu Frage B 68: Aus den der Deutschen Bundesbahn zugeflossenen Mitteln des Sonderprogramms zur regionalen und lokalen Abstützung der Beschäftigung nach § 6 Abs. 2 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) (1. Konjunkturförderungsprogramm) hat die Deutsche Bundesbahn für Bahnsteiganlagen in Deggendorf 0,9 Millionen DM und für Ausbaumaßnahmen der Güterabfertigung in Zwiesel 0,16 Millionen DM, also insgesamt etwa rund 1,1 Millionen DM aufgewendet. Anlage 67 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Gierenstein (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 69) : Treffen Meldungen zu, die Benutzung elektronischer Taschenrechner an Bord von Flugzeugen könne die Funknavigation gefährden, weshalb in den USA bereits ein entsprechendes Verbot ergangen sei, und wie beurteilt — bejahendenfalls — die Bundesregierung die Situation? Nach den gegenwärtigen Erkenntnissen können beim Betrieb elektronischer Taschenrechner in Leichtflugzeugen Störungen an ADF- und VOR-Geräten (Funknavigationsanlagen) auftreten. Das Luftfahrt-Bundesamt hat daher durch eine Flugsicherheitsmitteilung vom 12. Dezember 1975 vor dieser Möglichkeit gewarnt. Ein Verbot der Benutzung elektronischer Taschenrechner in Luftfahrzeugen wird derzeit nicht erwogen, zumal an Bord von Verkehrsflugzeugen wegen der besseren Abschirmung gegen Störstrahlen derartige Störungen bisher nicht beobachtet wurden. Anlage 68 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Eigen (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 70) : Ist die Bundesregierung bereit, berechtigte Wünsche in bezug auf den neu geplanten Nahbereich — hier des Hamburger Telefonnetzes — zu berücksichtigen, wenn, wie im Fall Kaltenkirchen, ein überaus enger wirtschaftlicher Bezug zu dem neuen Nahbereich des Hamburger Telefonnetzes besteht? Die maximale Entfernung zwischen den Entfernungsmeßpunkten der zu ein und demselben Nahverkehrsbereich gehörenden Ortsnetze ist, sofern zwei Ortsnetze nicht unmittelbar benachbart sind, rechtsverbindlich auf 20 km festgelegt worden. Der Entfernungsmeßpunkt des Ortsnetzes Kaltenkirchen ist von dem des Ortsnetzes Hamburg jedoch 26,9 km entfernt. Das Ortsnetz Kaltenkirchen grenzt auch nicht unmittelbar an das Ortsnetz Hamburg. Die Bundesregierung sieht daher leider keine Möglichkeit, den Wünschen auf Einbeziehung von Kaltenkirchen in den Hamburger Nahverkehrsbereich zu entsprechen. Das objektive Kriterium der Entfernung der Entfernungsmeßpunkte der Ortsnetze durch den nicht meßbaren Anhaltspunkt „enge wirtschaftliche Beziehungen" zu ersetzen, hält sie nicht für praktikabel. Anlage 69 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Peter (SPD) (Drucksache 7/4739 Frage B 71) : Hat die Bundesregierung die Absicht, im Zusammenhang mit dem von ihr beschlossenen 300-Millionen-Programm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, die vorhandenen Ausbildungskapazitäten im Bereich der Oberpostdirektion Saarbrücken — soweit sie für das Saarland zuständig ist — voll auszuschöpfen, und wenn ja, wieviel Ausbildungsplätze wird die Deutsche Bundespost, nach Berufen unterschieden, in diesem Bereich 1976 anbieten? Aus dem „Sonderprogramm der Bundesregierung zur Durchführung zusätzlicher bildungspolitischer Maßnahmen" in einer Gesamthöhe von 300 Millionen DM stehen für die Ausschöpfung vorhandener, aber nicht genutzter Ausbildungskapazitäten für Jugendliche aus dem Schulentlassungsjahr 1975, die bisher keinen Ausbildungsvertrag abschließen konnten, 100 Millionen DM zur Verfügung. Die Deutsche Bundespost wird im Rahmen dieses Sonderprogramms bis zu 800 Auszubildende im Frühjahr 1976 für eine Berufsausbildung im Fernmeldehandwerk einstellen. Diese Quote wird so auf die vorhandenen Ausbildungsstätten der Deutschen Bundespost verteilt, daß besonders die Ausbildungsstätten in strukturschwachen Gebieten mit einem hohen Anteil an Jugendlichen ohne Ausbildungsvertrag berücksichtigt werden. Für die Ausbildungsstätte in Saarbrücken ist für die Einstellung im Frühjahr die Annahme von 16 Bewerbern vorgesehen worden. Ihre Kapazität wird damit nicht voll ausgeschöpft. Es wird noch geprüft, ob darüber hinaus im Herbst dieses Jahres eine weitere Einstellungsquote für die Ausbildungsstätte in Saarbrücken vorgesehen werden kann. Anlage 70 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Jäger (Wangen) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4739 Fragen B 72 und 73) : Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 15719* Nach welchen Ortsnetzen in der DDR können Fernsprechteil- nehmer aus der Bundesrepublik Deutschland derzeit im Direktwahlverfahren telefonieren? Wieviel dieser Ortsnetze sind im Jahr 1975 an die Direktwahl angeschlossen worden, und -welche weiteren Ortsnetze werden voraussichtlich im Jahre 1976 für den Teilnehmer aus der Bundesrepublik Deutschland in der Direktwahl erreichbar werden? Zu Frage B 72: Die Fernsprechkunden können derzeit aus dem Bereich der Deutschen Bundespost ihre Gesprächspartner im Bereich der Deutschen Post der DDR wie folgt selbst wählen: Bereich der Deutschen Bundespost — aus Berlin (West) — aus den Ortsnetzen, deren bundeseinheitliche Ortsnetzkennzahl mit 02 ..., 04 . . ., 06 ..., 07 . ... oder 09 ... beginnen, Deutschen Post der DDR in 255 Ortsnetzen in Berlin (Ost) Zu Frage B 73: In den zuvor genannten Verkehrsbeziehungen wurde der Selbstwählferndienst zwischen den beiden Netzen 1975 wie folgt ausgeweitet: Bereich der Deutschen Bundespost - Berlin (West) - aus den Ortsnetzen, deren bundeseinheitliche Ortsnetzkennzahl mit 04 2 ., 04 3 ., 04 4 ., 04 5 ., 04 6 ., 04 7 ., 04 8 ., 04 9 ., 07 . ., 08 .. und 09 .. beginnen Deutschen Post der DDR nach 40 Ortsnetzen nach Berlin (Ost) Im Gegensatz zu 37 Fernsprechleitungen, die im Jahre 1970 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR und Berlin und der DDR geschaltet waren, sind es heute mehr als 700. Der Erfolg unserer Bemühungen läßt sich unmittelbar an der steigenden Zahl der geführten Ferngespräche ablesen: 1970 rd. 81 000 Gespräche nach der DDR und Berlin (Ost) geführt, 1975 waren es rd. 1,1 Millionen, das bedeutet eine Steigerung um 1 300 °/o (Angaben für jeweils Monat Dezember). Die 1976 möglichen Ausweitungen des Selbstwählferndienstes zwischen den beiden Netzen hängen davon ab, welche Ortsnetze innerhalb des Bereichs der Deutschen Post der DDR im Fernverkehr vollautomatisch erreicht werden können und ob das dort vorhandene Fernsprechnetz den zusätzlichen Fernsprechverkehr aufnehmen kann. Im Fernsprechnetz der Deutschen Bundespost sind die notwendigen Vorbereitungen für eine kurzfristige Ausweitung des Selbstwählferndienstes getroffen. Anlage 71 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Pfeffermann (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 74): Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, ähnlich der Entsendung von Beamten des höheren fernmeldetechnischen Dienstes zu einem Studienaufenthalt nach Großbritannien, auch einen Berufsaustausch zwischen deutschen und französischen Postbediensteten zu initiieren, der sich auf alle Laufbahnen, insbesondere aber auch auf den einfachen, mittleren und gehobenen Postdienst erstreckt? Die Deutsche Bundespost entsendet bereits seit einigen Jahren jährlich einen Beamten des höheren fernmeldetechnischen Dienstes zu einem 9monatigen Studienaufenthalt nach Frankreich, und zwar zur Ecole Nationale Supérieure des Télécommunications nach Paris. Die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung im Bundesministerium des Innern beabsichtigt, für alle Ressorts einen Austausch von Angehörigen der öffentlichen Dienste zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik durchzuführen. Vorgesehen ist im Regelfall jeweils ein einjähriger Aufenthalt im Gastland. Die Deutsche Bundespost hat dem Vorhaben grundsätzlich zugestimmt. Der Austausch soll für den höheren und gehobenen Dienst vorgesehen werden. Die verhältnismäßig geringe Zahl der Betroffenen läßt eine von der Aufgabenstellung her sinnvolle Auswahl zu. Im übrigen wird die Deutsche Bundespost aus akuten Anlässen wie bisher (Olympische Spiele, Internationale Konferenzen usw.) in begrenztem Umfang auch Personal des mittleren Dienstes mit der französischen PTT-Verwaltung austauschen. Anlage 72 Antwort des Bundesministers Ravens auf die Schriftliche Frage dés Abgeordneten Sauer (Salzgitter) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 75): Ist die Bundesregierung bereit, sich der Auffassung des Deutschen Mieterbundes anzuschließen, „daß die verursachten Kosten der kommunalen Mieterberatungsstellen in keinem Verhältnis zu deren Erfolgen stehen„, und gedenkt sie, ihre bisherige positive Einstellung zu diesen Einrichtungen zu überprüfen? Für die Bundesregierung besteht kein Anlaß, ihre positive Einstellung zu kommunalen Wohnungsvermittlungs- und Mieterberatungsstellen zu überprüfen. Auch der Deutsche Mieterbund beurteilt — entgegen der in Ihrer Anfrage unterstellten Auffassung — die Einrichtung und Tätigkeit dieser Stellen positiv. Der Deutsche Mieterbund hat in einer Mitteilung an seine Landesverbände lediglich den Antrag einer Stadtratsfraktion auf Auflösung der kommunalen Wohnungsvermittlungsstelle wiedergegeben, der damit begründet worden ist, „daß die verursachten Kosten in keinem Verhältnis zu deren Erfolgen stehen". Anlage 73 Antwort des Bundesministers Ravens auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 76): 15720* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 Treffen Meldungen zu, die DGB-eigene „Neue Heimat" fordere u. a. Bundesbedienstete auf, ihr bei den Baubehörden oder anderswo bekanntwerdende Bauabsichten zu melden bzw. bei vorbereitenden Besprechungen oder Beratungen von Planungs- und Baumaßnahmen für die „Neue Heimat" zu werben, und zu welchen Maßnahmen gibt dies — bejahendenfalls — Anlaß? Mir ist nicht bekannt, daß die Neue Heimat Bundesbedienstete aufgefordert hat, ihr bei den Baubehörden oder anderswo bekanntgewordene Bauabsichten zu melden. Im übrigen ist mir auch nicht bekannt, daß die Neue Heimat Bedienstete gebeten hat, bei Planungs- und Baubesprechungen für sie zu werben. Anlage 74 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Schröder (Lüneburg) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 77) : Woraus erklärt sich die Differenz in den Angaben über die Anzahl der Flüchtlinge aus der DDR im Jahr 1975, die nach den Feststellungen des Bundesgrenzschutzes 248 Personen, nach der „Berliner Arbeitsgemeinschaft 13. August" jedoch 6011 Personen betragen soll, und welches ist nach Auffassung der Bundesregierung die tatsächliche Anzahl von Flüchtlingen aus der DDR? Ihre Anfrage bezieht sich auf Pressemeldungen, in denen unvollständig aus dem „Tätigkeitsbericht des Bundesgrenzschutzes 1975" vom 3. Februar 1976 zitiert wurde. In dem Bericht heißt es wörtlich (Seite 31) : „Die Zahl der von den Grenzsicherungsorganen der Bundesrepublik Deutschland erfaßten Flüchtlinge aus der DDR und Ostblockstaaten belief sich im Jahre 1975 auf 248. Darunter waren 12 Angehörige der Grenztruppe der DDR und sonstiger bewaffneter Organe der DDR. Die tatsächliche Zahl der zivilen Flüchtlinge aus der DDR und den übrigen Ostblockstaaten liegt allerdings wesentlich höher, weil nicht alle Flüchtlinge vom Bundesgrenzschutz und den anderen grenzpolizeilich tätig werdenden Organen der Bundesrepublik Deutschland erfaßt werden." Bei der privaten „Arbeitsgemeinschaft 13. August" handelt es sich um eine Gruppe, die mit Zahlenmaterial der Bundesregierung und nicht nachprüfbaren eigenen Zahlenzusammenstellungen in meist spektakulärer Weise an die Öffentlichkeit tritt. So hat diese „Arbeitsgemeinschaft" der Presse gegenüber Mitte Januar in Berlin u. a. die von Regierungsstellen erfragten Zahlen der Flüchtlinge und Übersiedler bekanntgegeben, ohne die Quellen zu nennen und ohne darauf hinzuweisen, daß diese Zahlen bereits mehrere Tage vorher in Bonn veröffentlicht worden waren. Insofern kann ich also bestätigen, daß nach der Statistik des Bundesnotaufnahmeverfahrens im letzten Jahr 6 011 Flüchtlinge in die Bundesrepublik Deutschland gekommen sind, ohne damit in irgendeiner Form alle anderen von der „Arbeitsgemeinschaft" erarbeiteten Zahlenzusammenstellungen auch als zutreffend bezeichnen zu können. Anlage 75 Antwort I des Parl. Staatssekretärs Herold auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Wohlrabe (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 78) : Welche Vereinbarungen hat die Bundesregierung seit dem Abschluß des Vier-Mächte-Abkommens mit der DDR abgeschlossen, wie lange haben die jeweiligen Verhandlungen bis zum Vertragsabschluß angedauert, und welche Verhandlungsebenen sind derzeit noch anhängig? I. Die Bundesregierung hat seit dem Abschluß des Viermächte-Abkommens am 3. September 1971 mit der DDR folgende Verträge, Abkommen und Vereinbarungen geschlossen: 1. 30. September 1971 Protokoll über Verhandlungen zwischen einer Delegation des Bundesministeriums für das Post- und Fernmeldewesen der Bundesrepublik Deutschland und einer Delegation des Ministeriums für Post-und Fernmeldewesen der Deutschen Demokratischen Republik Das Protokoll enthält u. a. folgende Ergebnisse der Verhandlungen: Für die von der Deutschen Post der DDR bis zum 31. Dezember 1966 erbrachten Mehrleistungen wird von der Bundesrepublik Deutschland ein einmaliger Pauschalbetrag gezahlt, durch den die Forderungen der Deutschen Post gegenüber dem Berliner Senat mitabgegolten werden; die DDR sagt die Einführung einer Reihe technischer Verbesserungen im gegenseitigen Post- und Fernmeldeverkehr, auch in bezug auf Berlin (West), zu. 2. 30. September 1971 Vereinbarung über die Errichtung und Inbetriebnahme einer farbtüchtigen Richtfunkstrecke zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik Die Richtfunkstrecke (Inbetriebnahme am 1. Juni 1972) steht sowohl für den gegenseitigen Programmaustausch als auch für den Programmaustausch zwischen den der Eurovision und der Intervision angeschlossenen Rundfunk- und Fernsehorganisationen zur Verfügung. Die Vereinbarungen vom 30. September 1971 sind nach Sondierungen, die sich über den Sommer 1971 erstreckten, abgeschlossen worden. 3. 17. Dezember 1971 Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik über den Transitverkehr von zivilen Personen und Gütern zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West) (Transitabkommen) In Ausführung des Viermächte-Abkommens vom 3. September 1971 regelt das Transitabkommen den bevorrechtigten Verkehr nach und von Berlin auf der Grundlage der fortbestehenden Verantwortung der Vier Mächte für die Sicherung des Berlin-Zugangs. Die Verhandlungen über das Transitabkommen begannen am 1. Oktober 1971. 4. 26. April 1972 Vereinbarung zwischen dem Bundesminister der Justiz der Bundesrepublik Deutschland und dem Minister der Finanzen der Deutschen Demokratischen Republik über den Ausgleich von Schäden aus Kraftfahrzeugunfällen Die Vereinbarung bildet die Grundlage für eine Vereinbarung zwischen dem Verband der Haftpflicht-, Unfall- und Kraftverkehrs-Versicherer e. V. (HUK-Verband) in der Bundesrepublik Deutschland und der Staatlichen Versicherung der DDR vom 10. Mai 1973 über den Ausgleich von Schäden aus Kraftfahrzeugunfällen. Über diese Vereinbarung wurde im Rahmen der Verhandlungen, die zum Abschluß des Verkehrsvertrages führten, beraten. 5. 26. Mai 1972 Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über Fragen des Verkehrs Der Gegenstand des Vertrages umfaßt den Wechselverkehr, d. h. den Verkehr zwischen den beiden Verkehrsgebieten, und den Transitverkehr in dritte Staaten auf Straßen, Schienen- und Wasserwegen. Ausgenommen sind der Personenverkehr mit Seepassagier- und Binnenschiffen und der Luftverkehr. Der Vertrag brachte praktische Verbesserungen in Einzelfragen und ermöglicht die künftige Zusammenarbeit in Fragen von bilateralem und multilateralem Interesse. Ferner ergaben sich im Zusammenhang mit dem Verkehrsvertrag Erleichterungen und Verbesserungen im Reiseverkehr. Die Verhandlungen über einen Verkehrsvertrag mit der DDR begannen am 6. September 1971. 6. 25. September 1972 Eisenbahngrenzübereinkommen zwischen der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn und dem Ministerium für Verkehrswesen der Deutschen Demokratischen Republik zur Regelung des Eisenbahnverkehrs auf den Grenzstrecken Die Verhandlungen begannen am 12. April 1972. 7. 21. Dezember 1972 Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik (Grundlagenvertrag) Der Grundlagenvertrag regelt die Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten auf der Grundlage des Gewaltverzichts, der Gleichberechtigung und unter Wahrung der beiderseitigen rechtlichen Belange. Er bildet die Voraussetzung für den Ausbau der gegenseitigen Zusammenarbeit. Zu diesem Zweck sieht er Folgeverhandlungen mit dem Ziel vor, durch weitere Verträge, Abkommen und Vereinbarungen praktische und humanitäre Fragen zu lösen. Den Anstoß zu den Verhandlungen über den Grundlagenvertrag gab Bundeskanzler Brandt in seiner Regierungserklärung am 28. Oktober 1969. Am 17. Dezember 1969 übermittelte der Vorsitzende des Staatsrates der DDR, Ulbricht, Bundespräsident Heinemann einen Vertragsentwurf, der u. a. die Aufnahme diplomatischer Beziehungen und die Anerkennung einer „selbständigen politischen Einheit West-Berlin" vorschlug. Nachdem beide Seiten am 19. März 1970 in Erfurt ihre Positionen beschrieben hatten, legte der damalige Bundeskanzler Brandt am 21. Mai 1970 bei der zweiten Begegnung der beiden deutschen Regierungschefs mit den „20 Kasseler Punkten" einen Umriß des anzustrebenden Grundvertrages vor. Am 29. Oktober 1970 kamen beide Seiten überein, einen Meinungsaustausch zu führen. Am 27. November 1970 trafen die von den Staatssekretären Egon Bahr und Dr. Michael Kohl geleiteten Delegationen zum ersten Mal zusammen. Nachdem der Transitverkehr und der Verkehrsvertrag verhandelt worden waren, begannen am 15. Juni 1972 die Gespräche über den Grundlagenvertrag. 8. 20. September 1973 Vereinbarung zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik über Grundsätze zur Schadensbekämpfung an der Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik Beide Seiten unterrichten sich kurzfristig über eingetretene oder drohende Schadensfälle an der Grenze. In nicht dringenden Fällen erfolgt die Information über die Ständigen Vertretungen. In dringenden Fällen werden die Grenzsicherungsorgane unmittelbar mündlich oder fernmündlich an 14 Grenzübergangsstellen informiert. 9. 20. September 1973 Vereinbarung zwischen ,der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik über Grundsätze zur Instandhaltung und zum Ausbau der Grenzgewässer sowie der dazugehörigen wasserwirtschaftlichen Anlagen Ein großer Teil der Grenze verläuft in oder an Gräben und Gewässern. Die Vereinbarung trifft die notwendige Rahmenregelung, nach der die Einzelmaßnahmen abzusprechen sind. Die beiden Vereinbarungen vom 20. September 1973 wurden auf Vorschlag der Grenzkommission abgeschlossen. Die Vereinbarungen treten zusammen mit den die Arbeiten der Grenzkommission abschließenden Dokumenten in Kraft. Eine Vorabanwendung der Vereinbarungen erfolgt seit ihrer Unterzeichnung. 10. 1. und 15. November 1973 Vereinbarung über Lieferungen und Bezüge von Eisen und Stahl sowie NE-Metallen zwischen der Treuhandstelle für den Interzonenhandel und dem Ministerium für Außenhandel der DDR. 15722* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 Zwischen dem Ministerium für Außenhandel und der Treuhandstelle für den Interzonenhandel finden regelmäßig im Abstand von 2 Wochen Verhandlungen statt. In diesen Verhandlungen ist die Vereinbarung über Lieferungen und Bezüge von Eisen und Stahl sowie NE-Metallen mehrfach angesprochen worden. 11. 13. Februar 1974 Vereinbarungen über die Lieferungen und Bezüge von Erzeugnissen des Maschinenbaus zwischen der Treuhandstelle für den Interzonenhandel und dem Ministerium für Außenhandel der DDR. Diese Vereinbarung ist ebenfalls das Ergebnis langwieriger Verhandlungen, deren Beginn sich nicht genau festlegen läßt. 12. 14. März 1974 Protokoll über die Errichtung von Ständigen Vertretungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik gemäß Artikel 8 des Grundlagenvertrages. Mit dem Inkrafttreten des Protokolls am 2. Mai 1974 haben die Ständigen Vertretungen offiziell ihre Arbeit aufgenommen. Sie haben insbesondere die Aufgabe, die Interessen des Entsendestaates im Gastland zu vertreten, einschließlich Hilfe und Beistand für Personen. Die Gespräche über die Errichtung von Ständigen Vertretungen hatten am 28. November 1973 begonnen. 13. 25. April 1974 Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik auf dem Gebiet des Gesundheitswesens Gegenstand dieses Abkommens ist in Ausführung der Ziffer 6 des Abschnitts II des Zusatzprotokolls zum Grundlagenvertrag vom 21. Dezember 1972 die Regelung der Zusammenarbeit beider Staaten auf dem Gebiet des Gesundheitswesens. Im einzelnen sieht das Abkommen u. a. vor: einen Informationsaustausch zu Fragen des Infektionsgeschehens, den Anspruch von Einreisenden aus dem anderen Staat auf ambulante oder stationäre medizinische Hilfe, die Durchführung medizinischer Spezialbehandlungen und -kuren auf Ersuchen eines Abkommenspartners, den Austausch von Arzneimitteln sowie die Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Suchtmittelmißbrauchs. Die Verhandlungen, die zum Abschluß des Gesundheitsabkommens führten, begannen am 23. Mai 1973. 14. 25. April 1974 Vereinbarung zwischen dem Bundesminister der Finanzen der Bundesrepublik Deutschland und dem Minister der Finanzen der Deutschen Demokratischen Republik über den Transfer von Unterhaltszahlungen Die Vereinbarung dient gemäß Abschnitt II, Ziffer 11 des Zusatzprotokolls zum Grundlagenvertrag der Vereinfachung und Beschleunigung von Zahlungen aus der Bundesrepublik Deutschland in die DDR und in umgekehrter Richtung. Dieses Verfahren löst die komplizierten und unzulänglichen Jugendamtsverrechnungen ab. Die Verhandlungen über diesen Gegenstand hatten am 10. Oktober 1973 begonnen. 15. 25. April 1974 Vereinbarungen zwischen dem Bundesminister der Finanzen der Bundesrepublik Deutschland und dem Minister der Finanzen der Deutschen Demokratischen Republik über den Transfer aus Guthaben in bestimmten Fällen Als Teilregelung ermöglicht die Vereinbarung in bestimmten Fällen einen Transfer aus Sperrguthaben in beiden Richtungen. Nach Abschnitt II, Ziffer 11 des Zusatzprotokolls zum Grundlagenvertrag war vorrangig für einen kurzfristigen Abschluß von Vereinbarungen unter sozialen Gesichtspunkten Sorge zu tragen. Über diese Vereinbarung ist ebenfalls seit dem 10. Oktober 1973 verhandelt worden. 16. 29. Juni 1974 Vereinbarung zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik über den Fischfang in einem Teil der Territorialgewässer der Deutschen Demokratischen Republik in der Lübecker Bucht Die Vereinbarung sichert die Fischereiausübungsrechte der Lübecker Stadtfischer in einem bestimmten Teil der Territorial-Gewässer der DDR. Diese Vereinbarung wurde im Rahmen der Verhandlungen der Grenzkommission längere Zeit erörtert. Der Verhandlungsbeginn läßt sich nicht genau bestimmen. 17. 12. Dezember 1974 Vereinbarung über die Verlängerung der Swing-Regelung vom 6. Dezember 1968 Nach der neuen Vereinbarung beläuft sich die Höhe des Swings auf 25 % der Zahlungen im Vorjahr für Leistungen der DDR; jedoch kann er höchstens bis zu 850 Millionen VE festgesetzt werden. Die neue Vereinbarung gilt bis zum 31. Dezember 1981. Diese Vereinbarung wurde in den laufenden Gesprächen zwischen dem Ministerium für Außenhandel und der Treuhandstelle für den Interzonenhandel ausgehandelt. 18. 10. Januar 1975 Vereinbarung der Treuhandstelle für den Interzonenhandel mit dem Ministerium für Außenhandel der DDR über die Höhe des Swings für das Jahr 1975 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 15723* Entsprechend der Vereinbarung vom 6. Dezember 1968 wurde der Swing für das Jahr 1975 auf 790 Millionen DM/VE festgesetzt. 19. 9. Juli 1975 Vereinbarung über die Zusammenlegung der Unterkonten 1 und 2 des Berliner Abkommens mit Wirkung vom 1. Januar 1976 zu einem Unterkonto 1/2 20. 9. Juli 1975 Vereinbarung über die Ergänzung des Berliner Abkommens, die die Gewährung von gebundenen Finanzkrediten durch westdeutsche und Westberliner Geschäftsbanken bis zur Höhe von 1 100 Millionen VE/DM zur Finanzierung langfristiger Verträge im Rahmen des Berliner Abkommens geregelt Mit diesen beiden Vereinbarungen wurde die verwaltungsmäßige Abwicklung des Handels vereinfacht und ein Schritt zur Förderung einer kontinuierlichen Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen getan. Die Vereinbarungen vom 9. Juli 1975 wurden zwischen der Treuhandstelle für den Interzonenhandel und dem Ministerium für Außenhandel der DDR ausgehandelt. Der Verhandlungsbeginn läßt sich nicht genau bestimmen. 21. 15. Oktober 1975 Vorvereinbarungen zur Regelung des Braunkohleabbaus im Grenzgebiet Helmstedt/Harbke zwischen der Treuhandstelle für den Interzonenhandel und dem Ministerium für Außenhandel der DDR Nach diesen Vereinbarungen werden Beauftragte eingesetzt, die den Abbau der Braunkohle im Grenzgebiet Helmstedt/Harbke endgültig regeln sollen. Die Beauftragten verhandeln über die öffentlich-rechtlichen Förderungsbedingungen. Mit einer relativ schnellen Einigung kann gerechnet werden. Die erste Verhandlungsrunde über den Abbau der Braunkohlevorkommen fand am 29. Oktober 1974 statt. 22. 19. Dezember 1975 Vereinbarungen zwischen der Bundesregierung und der Regierung der DDR über den Berlin-Verkehr (einschließlich der zwischen dem Senat von Berlin und der Regierung der DDR ausgetauschten Bereitschaftserklärungen) Durch ein Protokoll gemäß Artikel 18 Abs. 4 des Transitabkommens wurde die neue Transitpauschale auf 400 Millionen DM jährlich festgesetzt. Es ist eine Korrekturklausel vereinbart, die nach Ablauf von 2 Jahren die Pauschale auf den tatsächlichen Verkehrsumfang zurückführt, wenn die Abweichung mehr als 6,25 0/o beträgt. In einem Protokollvermerk werden einheitliche Kriterien für die Ermittlung der Verkehrsdaten festgelegt; die Verkehrsdaten werden vierteljährlich ausgetauscht. In einem Briefaustausch ist Übereinstimmung darüber erzielt worden, daß die DDR innerhalb von 4 Jahren, beginnend mit dem 2. Januar 1976, die Autobahn Helmstedt/Marienborn bis Berliner Ring, Abzweig Leipzig, von Grund auf erneuert, sowie ein Teilstück des Berliner Rings zwischen den Abzweigen Leipzig und Drewitz erneuert und auf 6 Spuren verbreitert. An den Gesamtkosten von 405 Millionen DM beteiligt sich der Bund mit 259,5 Millionen DM, zahlbar in vier Jahresraten. Die DDR wird in diesem Zusammenhang Baumaschinen für 56 Millionen DM im innerdeutschen Handel beziehen. Die DDR erklärte ihre Bereitschaft, 1978 Verhandlungen über den Bau einer Autobahn von Berlin nach Hamburg mit dem Ziel zu führen, mit den Baumaßnahmen 1980 zu beginnen und einen Autobahnanschluß im Norden Berlins vorzusehen. In einem Briefwechsel mit dem Senat erklärte die DDR ihre Bereitschaft, für den Berliner Reise- und Besucherverkehr einen Grenzübergang in nördlicher Richtung zu eröffnen. Der neue Straßenübergang wird bis zum Herbst 1976 eröffnet und auch für den Wechselverkehr in die DDR und den Transitverkehr in nordische Länder und nach Polen zur Verfügung stehen. Die DDR teilte mit, daß mit Inkrafttreten des Winterfahrplans 1976/77 der Reisezugverkehr zwischen Hamburg und Berlin über den Grenzübergang Staaken geführt wird. Weiter werden zusätzliche Verkehrshalte in Berlin (West), in Wannsee, Charlottenburg und Spandau, eingerichtet. Die Kosten für die in diesem Zusammenhang entstehenden Baumaßnahmen in Höhe von 51 Millionen DM werden von der DDR erstattet. Die in Berlin (West) auszuführenden Arbeiten werden in Berlin (West) ausgeschrieben. Der Reisezugverkehr mit Berlin (West) wird durch das Einlegen neuer Zugpaare und durch Verkürzung der Fahrzeiten verbessert. Beauftragte des Senats haben am 22. Dezember 1975 ein erstes, am 3. Februar 1976 ein zweites Gespräch mit Vertretern der DDR geführt über die mit der Öffnung des Teltow-Kanals von Westen her in Zusammenhang stehenden Fragen. 23. 14. Januar 1976 Vereinbarung der Treuhandstelle für den Interzonenhandel mit dem Ministerium für Außenhandel der DDR über die Höhe des Swings im Jahre 1976 Entsprechend der Vereinbarung vom 6. Dezember 1968 wurde der Swing für 1976 auf 850 Millionen DM/VE festgesetzt. 24. 3. Februar 1976 Vereinbarung zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik über den Betrieb, die Kontrolle und die Instandhaltung der auf dem Territorium der DDR gelegenen Teile der Trinkwasserversorgungsanlagen der Stadt Duderstadt Diese Vereinbarung wurde im Rahmen der Verhandlungen der Grenzkommission ausgehandelt. Der genaue Verhandlungsbeginn läßt sich nicht festlegen. 15724* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 II. Zur Zeit sind zwischen der Bundesregierung und der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik folgende Verhandlungen anhängig: A. Ständige Verhandlungsgremien sind: 1. Die Transitkommission, die nach Art. 19 des Transitabkommens zur Klärung von Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten bei der Anwendung oder der Auslegung dieses Abkommens gebildet wurde. Die Transitkommission trat am 8. Juni 1972 zum erstenmal zusammen; bisher haben 26 Sitzungen stattgefunden. 2. Die Verkehrskommission, die sich nach Art. 32 des Verkehrsvertrages zur Klärung evtl. auftretender Meinungsverschiedenheiten am 13. November 1972 konstituierte, tagte bisher 19mal. 3. Die Grenzkommission, die gem. Abschnitt 1 des Zusatzprotokolls zum Grundlagenvertrag aus Beauftragten der Regierungen beider deutscher Staaten gebildet wurde, konstituierte sich am 31. Januar 1973 und ist seitdem 28mal zusammengetreten. 4. Expertengespräche über den Komplex „Grenznaher Verkehr" finden seit dem 4. April 1973 in unregelmäßigen Abständen je nach Erfordernis statt. Die Expertengruppe „Grenznaher Verkehr" hat bisher 16 Gespräche geführt. 5. Auf dem Gebiet des Handels für die Treuhandstelle für den Interzonenhandel laufen alle vierzehn Tage Verhandlungen mit dem Ministerium für Außenhandel der DDR über anstehende Probleme. B. Zur Zeit anhängige Verhandlungen über Einzelabkommen: 1. Die in Artikel 7 des Grundlagenvertrages vereinbarten Abkommen auf dem Gebiet des Post- und Fernmeldewesens sind inzwischen ausgehandelt worden. Sie haben das Bundeskabinett passiert und werden Ende Februar 1976 paraphiert werden. Ihre Anwendung auf Berlin war lange Zeit strittig, ist aber jetzt gesichert. 2. Verhandlungen über den Abschluß von Verträgen auf dem Gebiet des Rechtsverkehrs; 3. Verhandlungen über den Abschluß weiterer Vereinbarungen über den nichtkommerziellen Zahlungs- und Verrechnungsverkehr; 4. Verhandlungen über den Abschluß von Abkommen über den Umweltschutz (seit dem 29. November 1973 haben keine Verhandlungen mehr stattgefunden) ; 5. Verhandlungen über den Abschluß eines Abkommens über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technik; 6. Verhandlungen über den Abschluß von Abkommen auf dem Gebiet der Kultur; 7. Verhandlungen über Wirtschafts- und Verkehrsfragen (betr. Verkehr s. hierzu I Ziff. 22). 8. Am 23. Januar 1975 begannen die Verhandlungen über die Ausbeutung des Erdgaslagers bei Wustrow/Salzwedel. Die 5. Runde der Erdgasverhandlungen Mitte September 1975 führte zur Einsetzung einer Expertengruppe, die die technischen Verfahren zur Abstimmung des zusammenhängenden Erdgasvorkommens besprechen soll. Erst wenn der Bericht dieser Expertengruppe vorliegt, werden die Verhandlungen auf Regierungsebene fortgesetzt. 9. Zu den Verhandlungen über den Braunkohleabbau im Grenzgebiet Helmstedt/Harbke vgl. I, Ziffer 21. Anlage 76 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Gierenstein (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 79) : Wie nimmt die Bundesregierung zu Meldungen Stellung, der SED-Chef habe die Einladung zu dem Parteitag der verfassungsfeindlichen DKP angenommen, und wie wird sie in Anknüpfung an den seinerzeit projektierten Redneraustausch von Ost-Berin verlangen, daß auch den führenden Politikern im freien Teil Deutschlands die Möglichkeit zu einem öffentlichen Auftreten in Mitteldeutschland eingeräumt wird? Der Bundesregierung ist nichts davon bekannt, daß der Erste Sekretär des ZK der SED, Erich Honecker, persönlich zum Parteitag der DKP nach Bonn kommen wird. Eine solche Absicht geht auch nicht aus einem Bericht von „Neues Deutschland" vom 12. Februar 1976 hervor. Dort heißt es: „Die von Herbert Mies überbrachte Einladung einer Delegation des ZK der SED zum bevorstehenden Bohner Parteitag der DKP wurde von Erich Honecker namens des Zentralkomitees der SED mit Dank angenommen." Anlage 77 Antwort des Bundesministers Matthöfer auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr.-Ing. Laermann (FDP) (Drucksache 7/4739 Fragen B 80 und 81) : Gibt es nach Ansicht der Bundesregierung noch Möglichkeiten, die bereits angelaufene Planung für einen zentralen Standort des Fachinformationszentrums 4 (Energie, Physik, Mathematik) zu revidieren? Trifft es zu, daß die Leiter der von der geplanten Verlegung betroffenen Informationseinrichtungen in München und in Braunschweig und auch der Personal- und Betriebsrat nicht bei den Planungen beteiligt wurden? Zu Frage B 80: Die Planung für das Fachinformationssystem 4 (Energie, Physik, Mathematik) wurde Anfang 1974 begonnen und im Herbst 1975 in den für die Gründung des Fachinformationszentrums (FIZ) relevanten Bereichen abgeschlossen. Die Planung wurde von einer Fachplanungsgruppe, einer Kernplanungsgruppe, einem Projektträger und einem Ad-hoc-Ausschuß durchgeführt. An diesen miteinander verflochtenen Planungs-, Beratungs- und Meinungsbildungsprozessen waren etwa 50 unabhängige Informations- und Dokumentationsexperten, Benutzer-Vertreter und Fachwissenschaftler beteiligt. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 15725* In der Standortfrage wurde eindeutig und überzeugend empfohlen, das FIZ 4 in Karlsruhe-Leopoldshafen einzurichten. Der Bundesminister für Forschung und Technologie konnte sich den vorgebrachten Argumenten nicht verschließen. Inzwischen sind die Vorarbeiten, insbesondere auch für die Erweiterung des vorhandenen Dienstgebäudes, soweit fortgeschritten, daß keine Möglichkeit besteht, die nach dieser sehr gründlichen Planung für Karlsruhe getroffene Standort-Entscheidung zu revidieren. Zu Frage B 81: Es trifft nicht zu, daß die Leiter der betroffenen Informations- und Dokumentationseinrichtungen in München und in Braunschweig bei den Planungen nicht beteiligt worden seien; das Gegenteil ist der Fall. Die Leiter beider Einrichtungen waren von Anfang an ganz intensiv in den Planungsprozeß eingeschaltet. Ebenso waren Mitarbeiter beider Stellen zeitweise ausschließlich mit Planungsaufgaben befaßt, was nur im ausdrücklichen Auftrag beider Leiter möglich war. Beide Leiter sind auch heute noch der Meinung, daß die Wahl des Standortes Karlsruhe sachlich richtig ist. Die Beteiligung der Betriebsräte ist im Betriebsverfassungsgesetz geregelt. Danach haben die Leiter der betroffenen Einrichtungen ihre Mitarbeiter bzw. deren Vertreter über die geplanten Betriebsänderungen frühzeitig zu informieren. Der zuständige Referent meines Hauses hat auf Betriebsversammlungen Einzelheiten der Maßnahmen erläutert; schließlich wurden Anfragen der Betriebsräte schriftlich beantwortet. Diese sehr umfangreiche Unterrichtung fand bereits im Sommer und Herbst 1975 statt. Soweit inzwischen verbindliche Beschlüsse über die Verlegung der betroffenen Einheiten gefaßt worden sind, wurde auch dabei der Betriebsrat ordnungsgemäß beteiligt. Anlage 78 Antwort des Bundesministers Matthöfer auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Lenzer (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 82) : Welche Computer, gegliedert nach Herstellern, Kauf/Miete und Hochschule, wurden im Rahmen des 2. Datenverarbeitungsprogramms durch Unterstützung des Bundesforschungsministeriums beschafft? Zur Beantwortung Ihrer Frage vom 10. Oktober 1975, welche Computer gegliedert nach Herstellern, Kauf, Miete und Hochschule im Rahmen des 2. Datenverarbeitungsprogramms durch Unterstützung des Forschungsministeriums beschafft wurden, übersende ich die in der Anlage befindliche Tabelle. In ihr sind mit Ausnahme der Systeme der mittleren Datentechnik und der Prozeßrechner alle Datenverarbeitungssysteme aufgeführt, deren Beschaffungen aus Mitteln des 2. Datenverarbeitungsprogramms im Hochschulbereich gefördert wurden. In einigen Fällen entfielen Teilzahlungen auf den Zeitraum vor Beginn des 2. Datenverarbeitungsprogramms (1971-1975) bzw. sind nach dem Ende des Programms fällig. Einige Datenverarbeitungssysteme der Regionalen Rechenzentren sind mehreren Hochschulen zuzuordnen; dies ist in der Tabelle angegeben. Tabelle: DV-Systeme an Hochschulen der Bundesrepublik Deutschland, deren Beschaffung aus Mitteln des 2. DV-Programms gefördert wurde Hersteller System Beschaffungsart Hochschule Aufgabe IBM 370-168 Kauf U Bonn Regionalzentrum IBM 370-168 Kauf TH Darmstadt Regionalzentrum IBM 370-168 Kauf U Heidelberg/ Regionalzentrum gekoppelt mit (Siemens 4004-151) U Mannheim IBM 370-158 Miete TU Berlin Informatik CDC CYBER 175 Kauf TU Berlin/ Regionalzentrum FU Berlin CDC CYBER 175 Kauf TU München/ Regionalzentrum U München CDC CYBER-76/73/73 Kauf TU Hannover/ Regionalzentrum Med.-H. Hannover CDC CYBER 174 Kauf U Stuttgart gekoppelt mit CDC 6600 Kauf U Stuttgart Regionalzentrum CDC CYBER 76/72 Kauf U Köln Regionalzentrum DEC 10 Miete U Hamburg Informatik Borroughs 6700 durch 7750) Miete U Karlsruhe Informatik (wird 1976 ersetzt Siemens-Unidata 15726* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 225. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1976 Hersteller System Beschaffungsart Hochschule Aufgabe Siemens-Unidata 7755 Kauf U Hamburg Regionalzentrum Siemens 4004-151 Kauf U Mannheim/ Regionalzentrum gekoppelt mit U Heidelberg (IBM 370-168) Siemens 4004-151 Miete TH Darmstadt Informatik Siemens-Unidata 7750 Miete U Kiel Informatik Siemens-Unidata 7730 Miete U Kaiserslautern Informatik Siemens 4004-151 Miete U Freiburg DV im Bildungswesen Siemens 4004-45 Miete TU Berlin Rechnergestütztes (teilweise) Entwickeln CGK TR 440 DP Kauf TU Berlin/ Regionalzentrum FU Berlin CGK TR 440 DP Kauf TU München/ Regionalzentrum U München CGK TR 440 DP Kauf U Hamburg Regionalzentrum CGK TR 440 DP Kauf U Kaiserslautern Regionalzentrum CGK TR 440 DP Kauf U Marburg/ Regionalzentrum U Gießen CGK TR 440 Kauf U Oldenburg/ Regionalzentrum U Osnabrück CGK TR 440 DP Kauf U Tübingen Hochschul- rechenzentrum CGK TR 440 Kauf U Konstanz Hochschul- rechenzentrum CGK TR 440 Miete U Stuttgart Informatik CGK TR 440 Miete TH Aachen Informatik CGK TR 440 Miete TU München Informatik CGK TR 440 Miete U Erlangen Informatik Anlage 79 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Glotz auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Lenzer (CDU/CSU) (Drucksache 7/4739 Frage B 83) : Welche Gründe haben dazu geführt, daß die Bundesregierung den Zuschuß zur Herausgabe des „Informationsblattes für deutsche Wissenschaftler im Ausland" des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (Haushalt des Bundeswissenschaftsministeriums) gestrichen hat, und wie gedenkt sie die Aufgabe der Betreuung der deutschen Wissenschaftler im Ausland nach Wegfall dieses Informationsdienstes weiter wahrzunehmen? In einer Absprache vom 25. Januar 1968 zwischen dem Auswärtigen Amt, der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder und der Vermittlungsstelle im Deutschen Akademischen Austauschdienst wird u. a. die Vermittlung deutscher Wissenschaftler im Ausland und ihre Betreuung geregelt. Eine der daraus resultierenden Aufgaben der Vermittlungsstelle ist die Unterstützung der deutschen Wissenschaftler bei der Aufrechterhaltung der Kontakte zu ihren Heimatuniversitäten. Diese Absprache erfolgte zu einer Zeit, als an den Hochschulen in der Bundesrepublik großer Hochschullehrerbedarf herrschte und die Bundesregierung daran interessiert war, im Ausland tätige Wissenschaftler — hauptsächlich Naturwissenschaftler — für eine Tätigkeit in der Bundesrepublik zurückzugewinnen. Der Information der rund 4 000 im Ausland lebenden deutschen Wissenschaftler über die Verhältnisse in der Bundesrepublik diente das monatlich von der Vermittlungsstelle herausgegebene „Informationsblatt" und die „Stellenliste". Die damals gegebene Situation hat sich verändert; Gesichtspunkte im Inland nicht zu besetzender Stellen spielen für die Rückkehr der Wissenschaftler zwar keine entscheidende Rolle mehr. Die Information der im Ausland lebenden deutschen Wissenschaftler über die Entwicklung des Hochschulwesens in der Bundesrepublik Deutschland ist aber weiterhin wünschenswert. Die Bundesregierung begrüßt, daß die Vermittlungsstelle des Deutschen Akademischen Austauschdienstes das Informationsblatt auf der Basis eines Abonnements den interessierten Wissenschaftlern erhalten will. Die deutschen Wissenschaftler im Ausland sind offenbar bereit, 30,— DM bis 40,—DM jährlich für die für sie wertvolle Information zu zahlen.
Gesamtes Protokol
Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0722500000
Die Sitzung ist eröffnet.
Meine Damen und Herren, es liegt Ihnen eine Liste von Vorlagen vor, die keiner Beschlußfassung bedürfen und die gemäß § 76 Abs. 2 der Geschäftsordnung den zuständigen Ausschüssen überwiesen werden sollen:
Betr.: Bericht der Bundesregierung über „Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung" im Jahre 1974
Bezug: Beschluß des Deutschen Bundestages vom 22. Mai 1962 — Drucksache 7/4706 —zuständig: Innenausschuß (federführend)

Ausschuß für Forschung und Technologie
Betr.: Zustimmung zur Leistung einer außerplanmäßigen Ausgabe bei Kap. 2302 apl. Tit. 666 02 — Beitrag der Bundesrepublik Deutschland zum Zinssubventionskonto für die Ölfazilität des Internationalen Währungsfonds
Bezug: § 37 Abs. 4 BHO
— Drucksache 7/4745 — zuständig: Haushaltsausschuß
Ich frage, ob sich gegen die vorgeschlagenen Überweisungen Widerspruch erhebt. — Das ist nicht der Fall; dann ist so beschlossen.
Meine Damen und Herren, erlauben Sie mir bitte, daß ich heute ausnahmsweise einmal von der üblichen Regelung abgehe und dem Kollegen Dr. Schellenberg zu seinem 69. Geburtstag sehr herzlich gratuliere.

(Beifall)

Der Herr Kollege, über dessen Arbeit und über dessen Mitarbeit im Bundestag ich gerade heute an dieser Stelle nichts zu sagen brauche, feiert diesen Geburtstag als letzten im Hause. Sie wissen, daß er sich entschlossen hat, nicht wieder zu kandidieren, so daß es mir erlaubt sein mag, ihm heute sehr herzlich zu gratulieren.
Die folgenden amtlichen Mitteilungen werden ohne Verlesung in den Stenographischen Bericht aufgenommen:
Der Bundesminister für Forschung und Technologie hat mit Schreiben vom 18. Februar 1976, zu Frage 9, 13 und 14 im Einvernehmen mit dem Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, die Kleine Anfrage der Abgeordneten Lenzer, Pfeffermann, Benz, Engelsberger, Röhner, Dr. Franz, Roser, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Stavenhagen, Frau Dr. Walz und der Fraktion der CDU/CSU betr. Stellungnahme der Bundesregierung zu den Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Organisation, Planung und Förderung der Forschung — Drucksache 7/4698 — beantwortet. Sein Schreiben wird als Drucksache 7/4764 verteilt.
Der Bundesminister für Forschung und Technologie hat mit Schreiben vom 18. Februar 1976 im Einvernehmen mit dem Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Probst, Lenzer, Engelsberger, Dr. Franz, Roser, Pfeffermann, Benz, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Stavenhagen, Frau Dr. Walz und der Fraktion der CDU/CSU betr. Forschungsprogramm „Humanisierung des Arbeitslebens" — Drucksache 7/4672 — beantwortet. Sein Schreiben wird als Drucksache 7/4767 verteilt.
Überweisung von EG-Vorlagen
Der Präsident des Bundestages hat entsprechend dem Beschluß des Bundestages vom 25. Juni 1959 die nachstehenden Vorlagen überwiesen:
Verordnung (EWG) des Rates über eine gemeinsame Marktorganisation für Kartoffeln (Drucksache 7/4665)
überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor der endgültigen Beschlußfassung im Rat
Verordnung des Rates über die gemeinsame Regelung für Einfuhren von Textilerzeugnissen im Rahmen des passiven Veredelungsverkehrs (Drucksache 7/4721)

überwiesen an den Ausschuß für Wirtschaft mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor der endgültigen Beschlußfassung im Rat
Verordnung des Rates
zur Festlegung der Beschäftigungsbedingungen für das Personal des Europäischen Zentrums für die Förderung der Berufsbildung
zur Festlegung der Beschäftigungsbedingungen für das Personal der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen (Drucksache 7/4738)

überwiesen an den Innenausschuß mit der Bitte um Vorlage des
Berichts rechtzeitig vor der endgültigen Beschlußfassung im Rat
Richtlinie des Rates zur Regelung der Sommerzeit (Drucksache 7/4747)

überwiesen an den Innenausschuß mit der Bitte um Vorlage des
Berichts rechtzeitig vor der endgültigen Beschlußfassung im Rat
Stellungnahme zum griechischen Beitrittsgesuch (Drucksache 7/4748)

überwiesen an den Ausschuß für Wirtschaft (federführend), Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor der endgültigen Beschlußfassung im Rat
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir führen heute eine verbundene Debatte über die Punkte 24 bis 28 der Tagesordnung:
24. Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Neunzehnten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen sowie über die Anpassung der Geldleistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung und der Altersgelder in der Altershilfe für Landwirte

(Neunzehntes Rentenanpassungsgesetz 19. RAG)

— Drucksache 7/4722 —Überweisungsvorschlag des Ältestenrates:
Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (federführend) Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Haushaltsausschuß mitberatend und gemäß § 96 GO



Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen
25. Beratung des Berichts der Bundesregierung über die gesetzlichen Rentenversicherungen, insbesondere über deren Finanzlage in den künftigen 15 Kalenderjahren, gemäß §§ 1273 und 579 der Reichsversicherungsordnung, § 50 des Angestelltenversicherungsgesetzes und § 71 des Reichsknappschaftsgesetzes (Rentenanpassungsbericht 1976) und Gutachten des Sozialbeirats
— Drucksache 7/4250 —Überweisungsvorschlag des Ältestenrates:
Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (federführend) Haushaltsausschuß
26. Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuregelung des Rechts der Rentenversicherung der Arbeiter (Arbeiterrentenversicherungs-Neuregelungsgesetz — ArVNG) und des Gesetzes zur Neuregelung des Rechts der Rentenversicherung der Angestellten (Angestelltenversicherungs-Neuregelungsgesetz — AnVNG)
— Drucksache 7/4602 —Überweisungsvorschlag des Ältestenrates: Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung
27. Erste Beratung des von den Abgeordneten Geisenhofer, Maucher, Burger, Dr. Althammer, Müller (Remscheid), Höcherl, Ziegler, Franke (Osnabrück), Dr. Mikat, Dr. Jobst, Freiherr von Fircks, Braun, Dr. Fuchs, Krampe und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesversorgungsgesetzes
— Drucksache 7/4585 —Überweisungsvorsdilag des Ältestenrates:
Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (federführend) Haushaltsausschuß mitberatend und gemäß § 96 GO
28. Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes über die Anpassung der Leistungen des Bundesversorgungsgesetzes (Achtes Anpassungsgesetz-KOV — 8. AnpG-KOV)

— Drucksache 7/4653 —Überweisungsvorschlag des Ältestenrates:
Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (federführend)

Haushaltsausschuß mitberatend und gemäß § 96 GO
Zur Begründung der Regierungsvorlagen hat der Herr Bundesarbeitsminister das Wort.

Walter Arendt (SPD):
Rede ID: ID0722500100
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Im Namen der Bundesregierung lege ich Ihnen heute den Gesetzentwurf für die neunzehnte Rentenanpassung vor. Über die Rentenversicherung ist in letzter Zeit viel geschrieben und noch mehr geredet worden; ich meine, ein bißchen zuviel und vor allem zuviel Unausgegorenes.

(Wehner [SPD]: Sehr wahr!)

Ich hoffe deshalb sehr, daß die heutige Debatte dazu
beitragen wird, die Spreu vom Weizen zu trennen

(Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

und die Fronten zu klären. Vielleicht kann diese heutige Debatte auch dazu beitragen, das Geraune — wie Herr Katzer sagt — über die Rentenversicherung zu beenden.

(Katzer [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

Dabei wende ich mich ganz besonders an Sie, meine Damen und Herren von der Opposition. Wenn Sie im Rentenrecht etwas ändern wollen, dann sagen Sie es bitte klipp und klar; belassen Sie es nicht bei vagen Andeutungen, sagen Sie endlich, was Sie wollen, wenn Sie überhaupt etwas wollen.

(Wehner [SPD]: Sehr wahr!)

Die bisherigen Schleiertänze, die der Bevölkerung Zerrbilder vorgaukeln, und das Schattenboxen gegen Unbekannt müssen ein Ende haben.

(Beifall bei der SPD)

Das sind wir den Rentnern, aber ebenso den Beitragszahlern — den Rentnern von morgen — schuldig.
Die Position der Bundesregierung ist klar. In ihrem Entwurf für die neunzehnte Rentenanpassung schlägt die Bundesregierung eine Erhöhung der rund 11,5 Millionen Altrenten um 11 % mit Wirkung vom 1. Juli dieses Jahres vor. Die Renten müssen damit erneut im vollen Umfang an die Veränderung der allgemeinen Bemessungsgrundlage, d. h. an die voraufgegangene Erhöhung der Arbeitseinkommen angepaßt werden.
In diesem Zusammenhang möchte ich ganz kurz auf die Entwicklung der Renten hinweisen. Von 1969 bis 1976, also in einem Zeitraum von nur sieben Jahren, haben sich die Renten mehr als verdoppelt. Aus je 100 DM Rente im Jahre 1969 werden jetzt rund 203 DM. Seit Einführung der bruttolohnbezogenen dynamischen Rente im Jahre 1957 sind die Renten auf das Viereinviertelfache gestiegen. Das heißt, aus 100 DM Rente im Jahre 1957 sind inzwischen mehr als 428 DM geworden. Im gleichen Zeitraum, also von 1957 bis 1976, ist der Preisindex für die Lebenshaltungskosten der Rentner von 100 auf 190 gestiegen. Die Kaufkraft der Renten hat sich demnach seit 1957 mehr als verdoppelt. Ich denke, meine Damen und Herren, daß diese Zahlen sehr, deutlich machen, daß die Rentner in hohem Maße an der Steigerung des Wohlstands teilgenommen haben.
Ehe ich mich weiter mit der Rentenversicherung befasse, möchte ich zunächst noch auf die beiden anderen Anpassungsvorschläge im Entwurf der Bundesregierung hinweisen. Für die rund eine Million Renten aus der gesetzlichen Unfallversicherung schlägt die Bundesregierung eine Erhöhung um rund 7,5 % mit Wirkung vom 1. Januar 1977 vor. Bekanntlich wurden die Renten aus der Unfallversicherung zu Anfang dieses Jahres um 11,7 % erhöht. Zum gleichen Zeitpunkt sollen auch die Altersgelder in der Altershilfe für Landwirte erhöht werden, und zwar um 11 0/0. Die Anpassung in der Altershilfe für Landwirte kommt rund 610 000 Empfängern von Altersgeld und Landabgaberente zugute.
Die unterschiedlichen Steigerungssätze ergeben sich aus den verschiedenen Bezugsgrößen. In der



Bundesminister Arendt
) Unfallversicherung richtet sich der Steigerungssatz nach der Steigerung der Durchschnittseinkommen im voraufgegangenen Jahr, d. h., für die Anpassung der Unfallrenten im Jahre 1977 ist die Steigerung der Durchschnittseinkommen von 1974 auf 1975 maßgebend. In der Rentenversicherung und in der Altershilfe für Landwirte dagegen ist für die Rentenanpassung die Entwicklung der sogenannten allgemeinen Bemessungsgrundlage maßgebend. Diese Bezugsgröße errechnet sich aus der Entwicklung der Durchschnittseinkommen in einem Dreijahreszeit, raum. Die Rentenanpassung von 1976 ergibt sich aus der Steigerung der Durchschnittseinkommen in den Jahren 1972 bis 1974 gegenüber dem Zeitraum von 1971 bis 1973.
Meine Damen und Herren, der Anpassungssatz von 11 °/o gilt auch für die Erhöhung der Kriegsopferrenten. Ich freue mich, auch diesen Gesetzesvorschlag der Bundesregierung gleich mit einbringen zu können. Ich darf daran erinnern, daß die Dynamisierung der Kriegsopferrenten auf Vorschlag der Bundesregierung im Jahre 1970 eingeführt worden ist. Seitdem sind die Kriegsopferrenten ebenso wie die Renten aus der Rentenversicherung Jahr für Jahr an die Einkommensentwicklung angepaßt worden.
Heute schlägt Ihnen die Bundesregierung die achte Anpassung der Versorgungsleistungen vor. Sie kommt allen fast 2,2 Millionen Kriegs- und Wehrdienstopfern zugute. In welch starkem Maße die 1970 eingeführte Dynamisierung der Kriegsopferversorgung zu Buche schlägt, möchte ich an einigen Zahlen verdeutlichen. Einschließlich- der vorgeschlagenen achten Anpassung, die mit Wirkung vom 1. Juli dieses Jahres erfolgt, liegen die Rentensätze in der Versorgung der Kriegsbeschädigten um rund 118 % über dem Stand von 1969.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Die Sätze in der Witwenversorgung sind sogar um rund 135 % höher als 1969. Ich meine, daß sich diese Verbesserungen sehen lassen können.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Die für die Rentendynamisierung in der Kriegsopferversorgung erforderlichen Mehrausgaben des Bundes für die Jahre 1970 bis 1976 belaufen sich auf rund 15,5 Milliarden DM. Hinzu kommen die mehr als 2 Milliarden DM für strukturelle Verbesserungen; denn von den bisherigen Anpassungsgesetzen haben vier zugleich auch strukturelle Verbesserungen gebracht und sich nicht darauf beschränkt, die Versorgungsleistungen zu erhöhen.
Aus diesen wenigen Daten wird bereits deutlich, daß die in den letzten Jahren im Bereich der Kriegsopferversorgung und damit im gesamten Bereich der sozialen Entschädigung vorgenommenen Verbesserungen zu langfristigen, für den einzelnen Betroffenen deutlich und nachhaltig spürbaren Erhöhungen seiner Entschädigungsleistungen geführt haben. Schließlich ist das Achte Anpassungsgesetz auch ein Beweis dafür, daß die Bundesregierung zu den Aussagen über den hohen Stellenwert der Kriegsopferversorgung in unserer Sozialpolitik auch weiterhin steht.
Es beweist aber auch, daß die Sparmaßnahmen, die wir im vergangenen Jahr vornehmen mußten, die substantiellen Entschädigungsleistungen der Kriegsopferversorgung nicht berührt haben. Die Bundesregierung wird auch in Zukunft bei der Weiterentwicklung des Kriegsopferrechts das Ziel, einen gerechten Ausgleich für eingetretene Gesundheitsschäden zu gewähren, stets im Auge behalten.
Die Hereinnahme des Kriegsopferrechts in das Sozialgesetzbuch und die Übernahme seines Leistungsrechts als Modell für die soziale Entschädigung war für die Bundesregierung nicht nur eine Formsache, sondern der Ausgangspunkt für eine zeit- und systemgerechte Entwicklung dieses sozialpolitisch so bedeutsamen Rechtsgebiets. Durch die Ausdehnung des Personenkreises, etwa um die Opfer von Gewalttaten, die künftig wie Kriegsopfer entschädigt werden sollen, aber auch durch die Fortführung der Rentenanpassung, wie sie mit dem vorliegenden Entwurf eines Achten Anpassungsgesetzes diesem Haus vorgeschlagen wird, werden deutliche Zeichen für diese Entwicklung gesetzt, und diese Entwicklung gibt den Kriegsopfern in der Bundesrepublik Deutschland die Gewißheit, daß ihr Rechtsanspruch gesichert ist und die Bundesregierung auch in Zukunft ein guter Sachwalter ihrer Interessen sein wird.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Meine Damen und Herren, ich komme jetzt auf die allgemeine Rentenanpassung zurück. Die von der Bundesregierung vorgeschlagene Rentenanpassung erfordert allein in der Zeit vom 1. Juli 1976 bis zum 30. Juni 1977 Mehraufwendungen in Höhe von rund 10 Milliarden DM. Das ist eine große Summe. Die Bundesregierung hat sich deshalb ihren Vorschlag zur vollen Rentenanpassung nicht leicht gemacht. Sie hat zunächst und vor allem auch sehr sorgfältig die gegenwärtige und, soweit dies möglich ist, die künftige Finanzsituation der Rentenversicherung geprüft. Auf Grund dieser eingehenden und sorgfältigen Prüfung ist die Bundesregierung zu dem Ergebnis gelangt, daß die Finanzsituation der Rentenversicherung eine volle Anpassung zum 1. Juli dieses Jahres zuläßt. Die Bundesregierung befindet sich dabei in Übereinstimmung mit der Mehrheit des Sozialbeirats.

(Maucher [CDU/CSU] : Einer knappen Mehrheit!)

- Herr Maucher, Altkanzler Adenauer ist mit einer Stimme Mehrheit Bundeskanzler geworden.
Bei ihrer Entscheidung hat die Bundesregierung nicht zuletzt auch das gegenwärtige Rentenniveau, das das Verhältnis zwischen dem Renten- und dem Arbeitnehmereinkommen ausdrückt, berücksichtigt. Das Rentenniveau hat sich in den letzten Jahren erfreulich zugunsten der Rentner entwickelt. Das wird besonders augenfällig, wenn man die Renten mit dem Nettoarbeitseinkommen der Arbeitnehmer vergleicht. Die Bundesregierung ist jedoch nicht der Auffassung, daß das derzeitige Rentenniveau überhöht sei. Nur wer dies annehmen wollte, könnte den Rentnern den Einkommenszuwachs, der sich aus der vorausgegangenen Steigerung der Arbeitnehmereinkommen ergibt, vorenthalten.



Bundesminister Arendt
Für die von der Bundesregierung vorgeschlagene Rentenanpassung spricht auch die konjunkturelle Situation. Durch die Rentenerhöhung wird die Inlandsnachfrage gestärkt und der wirtschaftliche Aufschwung bekräftigt. Somit läßt sich folgendes feststellen: Die Bedenken gegen eine volle Rentenanpassung wegen der derzeitigen Finanzsituation der Rentenversicherung werden nach sorgfältiger Prüfung von der Bundesregierung nicht geteilt. Auch die übrigen in Betracht zu ziehenden Gesichtspunkte sprechen für die vorgeschlagene Rentenanpassung. Die Bundesregierung steht mit dieser Einschätzung nicht allein. Sie weiß sich — das betone ich noch einmal — in Übereinstimmung mit der Mehrheit des Sozialbeirates.
Meine Damen und Herren, ich habe schon zu Anfang gesagt, daß in der letzten Zeit über die Rentenversicherung viel geredet und noch mehr geschrieben worden ist. In diesen Diskussionen über die Rentenversicherung gibt es manche Äußerungen, die dem Sinn und Zweck einer dem Wohl unseres Volkes verpflichteten Rentenpolitik widersprechen, und das bedaure ich sehr.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Wenn man diese Diskussion und das Geschriebene verfolgt, könnte man den Eindruck gewinnen, als ob die Leistungsverbesserungen für die Rentner mit dem Preis der finanziellen Solidität der Rentenversicherung erkauft werden müßten. Da wird ferner der Eindruck erweckt, als ob die von der Bundesregierung vorgeschlagene jährliche Anpassung der Rentenleistungen möglicherweise jetzt die letzte Anpassung der Renten überhaupt sein könnte. Das alles ist doch irreführend und falsch. Es ist aber nicht nur irreführend und falsch, sondern solche Darstellungen verunsichern in hohem Maße die Rentenempfänger, aber auch die Versicherten.

(Wehner [SPD]: Das ist auch die Absicht! — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Woher kennen Sie eigentlich immer den Inhalt unserer Absichten? — Rawe [CDU/CSU] : Er wollte doch nur einmal andeuten, daß er schon wach ist, Herr Mertes! Das müssen Sie nicht so ernst nehmen! — Dr. Ehrenberg [SPD] : Anweisungen liegen doch auf dem Tisch!)

Richtig ist, daß die Bundesregierung bei allen Vorausberechnungen für den gesamten 15jährigen Vorausberechnungszeitraum volle Rentenanpassungen zugrunde gelegt hat. Politisch redlich wäre es, auch in der Kritik diesen Sachverhalt nicht zu verschweigen.
Äußerst fragwürdig ist es auch, wenn versucht wird, einen Keil zwischen Beitragszahler und Rentner zu treiben. Richtig ist, daß die Arbeitnehmer zur Zeit einen geringeren Einkommenszuwachs haben als die Rentner. Das ergibt sich, wie ich vorhin schon dargelegt habe, daraus, daß die Renten der Lohnentwicklung mit etwa dreijährigem Abstand folgen. Das ist aber nichts Neues; das ist schon 1957 bei der Neuregelung der Rentenversicherung so festgelegt worden. Sie, meine Damen und Herren von der'
Opposition, sind doch sonst so stolz darauf, daß die geltende Rentenformel schon 1957 eingeführt worden ist.

(Katzer [CDU/CSU] : Mit Recht! — Maucher [CDU/CSU] : Aber gegen die Stimmen der SPD!)

— Ja, dann wäre es aber doch politisch redlich, wenn man die tatsächlichen Zusammenhänge deutlich machte. Statt dessen versuchen Sie, den Eindruck zu erwecken, als ob Beitragserhöhungen unabwendbar wären.
Ich stelle im Namen der Bundesregierung dazu in aller Deutlichkeit fest, daß gegenwärtig kein Anlaß zur Erhöhung der Beiträge zur Rentenversicherung besteht.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Auf Grund der wirtschaftlichen Lage ist die Finanzsituation der Rentenversicherung zwar nicht rosig; sie gibt aber auch noch längst keinen Anlaß zu, Panikmache.

(Seiters [CDU/CSU] : Sie ist bis zum 3. Oktober gesichert!)

Die Bundesregierung hat sich in den verflossenen Jahren mit Erfolg bemüht, die Interessen der Beitragszahler und der Rentner in Einklang zu halten, und das wird sie auch in Zukunft tun. Ihre Kritik — das muß ich Ihnen einmal ganz deutlich sagen — enthält nichts Konstruktives.

(Beifall bei der SPD)

Ihre Kritik ist ein Teil einer Verunsicherungskampagne, und sie zielt offenbar darauf ab, bei Rentnern und Versicherten den Eindruck hervorzurufen, daß die Bundesregierung mit dem Vermögen der Rentenversicherung und damit mit den Beiträgen der Versicherten sorglos umgehe. Wenn es aber darum geht, finanziell nicht vertretbare und sozialpolitisch nicht gerechtfertigte Lasten von der Rentenversicherung abzuwenden, dann sind Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, nicht zur Stelle, dann wissen Sie nichts Besseres, als sich in Opposition zu üben.
Ich muß Ihnen da einiges in die Erinnerung zurückrufen. Bei der Rentenreform 1972 hatten Sie mit Ihrer Zufallsmehrheit eine Rentenniveausicherungsklausel durchgesetzt, die bereits jetzt Mehraufwendungen in Milliardenhöhe bedeutet hätte. Wir haben diese Klausel aus Gründen der finanziellen Solidität gegen Ihren Widerstand geändert und auf ein vertretbares Maß gebracht. Ausgerechnet Sie, meine Damen und Herren, werfen jetzt der Bundesregierung finanzielle Unsolidität vor.
Auch in einem anderen Punkt haben die Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen einen verfehlten Beschluß korrigiert, der ebenfalls 1972 mit dieser Zufallsmehrheit zustande gekommen ist.

(Maucher [CDU/CSU] : Was heißt „Zufallsmehrheit" ? — Wehner [SPD] : Es „schillerte" damals!)

— Durch die Überwechsler, die Fraktionswechsler.

(Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Die sind nicht zufällig übergewechselt!)




Bundesminister Arendt — Auf jeden Fall — —

(Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Also war es keine Zufallsmehrheit! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0722500200
Meine Damen und Herren, Zurufe sind gut, aber wenn sie sich ausweiten, müssen Sie später das Instrument der Zwischenfrage benutzen, Herr Kollege. — Bitte!

(Wehner [SPD] : Der will vom Rententhema weg! — Heiterkeit und Beifall bei der SPD — Maucher [CDU/CSU] : War der Wehner im Augenblick geistig abwesend? — Weitere Zurufe)


Walter Arendt (SPD):
Rede ID: ID0722500300
Meine Damen und Herren, der andere Punkt ist der des Zuverdienstes neben dem flexiblen Altersruhegeld. Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, hatten 1972 durchgesetzt, daß der Zuverdienst zum flexiblen Altersruhegeld unbeschränkt sein sollte. Das hieß praktisch: zwei volle Einkommen. Wer wäre diesem Lockruf nicht gefolgt? Wir haben in der Vergangenheit oft genug darüber geredet. Was hätte das bedeutet? Das hätte bedeutet, daß mancher Arbeitsplatz einem Arbeitslosen vorenthalten worden wäre, und dieser Arbeitsplatz wäre dann noch mit einem Rentner besetzt gewesen, der zwei volle Einkommen gehabt hätte. Was würde man einem solchen Arbeitslosen antworten, meine Damen und Herren, wenn er
fragte, ob das gerechtfertigt sei?

(Wehner [SPD] : Die „Neue soziale Frage" ist gelöst! — Heiterkeit bei der SPD)

Die Antwort müßte Ihnen doch schwerfallen, meine Damen und Herren.

(Katzer [CDU/CSU] : Damals gab es noch keine Arbeitslosen!)

Deshalb sollten Sie von der Opposition der Bundesregierung und den Koalitionsfraktionen dankbar sein, daß wir diesen Unsinn in Ordnung gebracht haben.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Genauso verfehlt war doch auch Ihre Opposition gegen das flexible Altersruhegeld.

(Maucher [CDU/CSU] : Fragen Sie die Leute draußen, die sagen es anders! — Abg. Frau Hürland [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

— Frau Kollegin, ich glaube, es ist nicht üblich, daß man während der Begründung von Gesetzentwürfen Fragen stellt. Aber wenn es der Herr Präsident erlaubt, will ich gerne antworten.

Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0722500400
Herr Minister, wir- wollen uns an die Geschäftsordnung halten, das ist immer gut.

(Seiters [CDU/CSU] : Sie haben doch gerade zu Fragen animiert, Herr Präsident! — Maucher [CDU/CSU] : Sie haben die Fragen empfohlen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Walter Arendt (SPD):
Rede ID: ID0722500500
Meine Damen und Herren, wir wissen inzwischen auf Grund der praktischen Erfahrungen, daß sich 70 bis 80 % der Anspruchsberechtigten für das flexible Altersruhegeld entschieden haben.

(Maucher [CDU/CSU] : Wir auch!)

Nur am Rande sei hier bemerkt, daß sich diese Zahl mit den Schätzungen der Bundesregierung deckt. Ich kann hier feststellen, daß dieser erste Schritt zur Einführung der flexiblen Altersgrenze richtig war und daß Arbeitnehmer, die vorzeitig in die Rente gehen wollen, das heute tun können. Sie machen, wie die Zahlen ausweisen und wie die Erfahrung lehrt, den erwarteten Gebrauch davon: Die Entscheidungsfreiheit des einzelnen Versicherten entspricht also den Interessen vieler Arbeitnehmer.
Im übrigen hat diese Sache noch einen anderen Aspekt: Arbeitsplätze, die früher von Arbeitnehmern im fortgeschrittenen Alter besetzt waren, werden vorzeitig für jüngere frei. Angesichts der gegenwärtigen Lage auf dem Arbeitsmarkt kommt auch dieser Seite der flexiblen Altersgrenze eine ganz besondere Bedeutung zu.
Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat im Rentenanpassungsbericht 1976 modellhaft dargestellt, welche Entwicklung die Finanzlage der Rentenversicherung bei unterschiedlichen Annahmen üiber die Entwicklung der Arbeitseinkommen und der Beschäftigtenzahl langfristig nehmen kann. Dieser Rentenanpassungsbericht entspricht dem gesetzlichen Auftrag. Nach dem Gesetz ist die Bundesregierung gehalten, die Entwicklung der Einnahmen, der Ausgaben und des Vermögens vorauszuschätzen. Die Variationsbreite der Annahmen des Rentenanpassungsberichts hält die Bundesregierung für angemessen. Auch der Sozialbeirat ist dieser Auffassung. Die Bundesregierung hat sich mit diesem Bericht daher keineswegs in Gegensatz zu den Feststellungen unabhängiger Sachverständiger gesetzt, wie etwa Herr Stoltenberg im „DeutschlandUnion-Dienst" vom 30. Januar 1976 behauptet. Mir ist bisher noch keine Alternativrechnung zur Finanzentwicklung der Rentenversicherung bekanntgeworden,. die nicht auch im Rentenanpassungsbericht der Bundesregierung trendmäßig bereits berechnet worden wäre. Alle bisherigen Vorausberechnungen kommen selbst bei sehr ungünstigen Annahmen zu dem Ergebnis, das frühestens 1978/79 ein Absinken der Rücklage unter die gesetzlich vorgeschriebene Mindestgrenze möglich ist. Diese Möglichkeit hat die Bundesregierung nicht verschwiegen. Sie hat lediglich im Gegensatz zu manchen Kritikern auch darauf hingewiesen, daß andere und positivere Möglichkeiten der Entwicklung wahrscheinlich sind. Das ist eine ehrliche und offene Darstellung der wirklichen Situation.
Erstmals bietet der Rentenanpassungsbericht ein breites Spektrum von möglichen Entwicklungen. Die finanzielle Entwicklung der Rentenversicherung in den nächsten Jahren wird diesmal an 15 Modellberechnungen untersucht.

(Maucher [CDU/CSU] : Eigenartig!)




Bundesminister Arendt
Dabei sind fünf Alternativen für die Entwicklung der Versichertenentgelte — 6, 7, 8, 9 und 10 °/o — und drei Alternativen für die Beschäftigungszahlen, nämlich Arbeitslosenquoten von 1,5, 2 und 2,5 °/o, miteinander kombiniert worden. Herr Maucher, wenn Sie wollen, können Sie auf Grund dieses Rentenanpassungsberichtes noch mehr Kombination anstellen.

(Maucher [CDU/CSU] : Und welches ist das Modell der Regierung?)

Alle diese Werte liegen innerhalb des Rahmens der Erfahrungen der zurückliegenden 20 Jahre. Die Bundesregierung ist damit von der früheren Methode abgegangen, in den Rentenanpassungsberichten nur ein Vorausberechnungsergebnis vorzulegen. Das Abgehen von dieser alten Methode kommt sowohl dem Wunsch des Sozialbeirats als auch Wünschen anderer Stellen — zu denen zählt auch der Bundesrat — entgegen. Ein besonderer Vorteil der neuen Methode besteht darin, daß die Vorausberechnungen nicht mehr den Anschein einer Prognose erwekken.
Für die Bundesregierung besteht kein Anlaß — das möchte ich betonen —, den Rentenanpassungsbericht, wie es die Opposition wünscht, zu ergänzen oder gar einen neuen Bericht vorzulegen. Schwarzmalerei, meine Damen und Herren, ist noch keine politische Alternative.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Die Bevölkerung kann darauf vertrauen, daß die Sicherheit und die Solidität der Alterssicherung oberstes Ziel der Sozialpolitik der Bundesregierung ist.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Die Bundesregierung würde nicht zögern, Maßnahmen zur finanziellen Konsolidierung der gesetzlichen Rentenversicherung vorzuschlagen, wenn sie einmal notwendig werden sollten. Die Bundesregierung hat mit der Vorlage des Haushaltsstrukturgesetzes bewiesen, daß sie den Mut hat, auch unpopuläre Maßnahmen vorzuschlagen und gegen den Widerstand der Opposition durchzusetzen.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Wir tun das, wenn das im Interesse der Bevölkerung und des Staates erforderlich ist.
Die Bundesregierung hat jedoch keine Veranlassung, im gegenwärtigen Zeitpunkt Vorschläge zur Konsolidierung der gesetzlichen Rentenversicherung zu machen. Die Rentenversicherung hat ein solides finanzielles Fundament.

(Beifall bei der SPD und FDP — Maucher [CDU/CSU] : Wie lange?)

Zur Zeit, meine Damen und Herren, verfügt die Rentenversicherung der Arbeiter und der Angestellten über eine Rücklage von 43 Milliarden DM. Das sind über sieben Monatsausgaben. Darunter befinden sich rund 8 Milliarden DM liquide Mittel. Weitere 16 Milliarden DM werden nach Angaben der Rentenversicherungsträger in naher Zukunft als Vermögensrückflüsse liquide. Die Liquidität der
Rentenversicherungsträger wird für die absehbare Zeit sichergestellt sein.

(Maucher [CDU/CSU] : Was heißt „absehbare Zeit" ?)

Es ist mir unverständlich, Herr Maucher, wie Herr Stoltenberg und auch Herr Leicht vor einigen Tagen behaupten konnten, die Rentenversicherungsträger seien bereits im Jahre 1976 auf eine Liquiditätshilfe des Bundes in Höhe von 5 Milliarden DM angewiesen. Diese Behauptung ist einfach aus der Luft gegriffen.

(Beifall bei der SPD — Wehner [SPD] : Hört! Hört!)

Sie wurde auch inzwischen — und ich begrüße das -
von der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte als falsch zurückgewiesen.

(Maucher [CDU/CSU]: Gemeint war 1977!)

— Ich beziehe mich hier auf eine dpa-Meldung, Herr Maucher, vom letzten Mittwoch. Wahrscheinlich haben Sie diese Meldung gar nicht gelesen; denn - ich habe Ihnen das schon einmal gesagt — Sie handeln ja oft nach dem Motto jenes Redakteurs: „Was gut ist, lassen wir weg!" So machen auch Sie es.

(Heiterkeit bei der SPD)

Deshalb darf ich mit Genehmigung des Herrn Präsidenten diese Meldung vorlesen. Da heißt es:
Berichte, nach denen die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) 1976 mit einer Liquiditätsunterdeckung von 5 Milliarden DM rechnen müsse, treffen nach Auskunft der BfA nicht zu.
Auf Anfrage teilte die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte am Mittwoch in Berlin der Deutschen Presse-Agentur mit, sie habe zu keiner Zeit von einer möglichen Liquiditätsunterdeckung in der Größenordnung von 5 Milliarden DM gesprochen und auch keine vertraulichen Verhandlungen mit dem Bundesfinanzministerium geführt.

(Wehner [SPD] : Hört! Hört!)

Dazu bestehe auch keine Veranlassung. Die BfA bedauerte, daß durch solche Äußerungen eine „unbegründete Verunsicherung" unter die Rentner getragen werde.

(Beifall bei der SPD — Wehner [SPD] : Aber eine gewollte!)

Ich glaube, meine Damen und Herren, daß man dieser Meldung und der Richtigstellung nichts hinzuzufügen braucht. Hier zeigt sich nur erneut und sehr deutlich; wie leichtfertig und verantwortungslos Gerüchte in die Welt gesetzt werden.

(Beifall bei der SPD)

Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat nie bestritten, daß die Wirtschaftslage auch Rückwirkungen auf die Finanzsituation der gesetzlichen Rentenversicherung hat. Weniger Beschäftigte und Wegfall von Überstunden verringern das Beitragsaufkommen der Versicherungsträger. Verantwortungsbewußte Sozialpolitik muß daher mit dazu



Bundesminister Arendt
beitragen, die Ursachen dieser Entwicklung zu beseitigen. Die Bundesregierung hat Maßnahmen zur Wiederbelebung der Konjunktur ergriffen, um den wirtschaftlichen Aufschwung zu fördern. Dieser Aufschwung hat nach Auffassung aller Wirtschaftssachverständigen eingesetzt.

(Maucher [CDU/CSU] : Tatsächlich?)

Er wird sich auch positiv auf die Finanzlage der Rentenversicherung auswirken, so daß festgestellt werden kann, daß die Wirtschafts-, die Finanz- und die Sozialpolitik dieser Bundesregierung sinnvoll ineinandergreifen und sich ergänzen. Über die Notwendigkeit einer solchen Politik braucht uns die Opposition nicht zu belehren. Wir reden nicht nur davon, sondern wir handeln auch danach.

(Beifall bei der SPD)

Meine Damen und Herren, aus den jüngsten Berechnungen des Bundesversicherungsamtes und des Bundesarbeitsministeriums ergibt sich, daß ein von den Versicherungsträgern für das Jahr 1975 noch im Oktober vorausgeschätztes Defizit von mehr als 1 Milliarde DM in dieser Höhe nicht eingetreten ist. Die Beitragseinnahmen und die Ausgaben des Jahres 1975 werden sich ungefähr ausgleichen.

(Dr. Ehrenberg [SPD] : Herr Katzer hat gesagt: Zwei Milliarden DM!)

Trotzdem wird in der öffentlichen Diskussion immer wieder mit den ungünstigen Oktoberzahlen operiert. Auch hier zeigt sich, daß manchen Kritikern nur daran gelegen ist, Unsicherheit zu erzeugen.
Das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Rentenversicherung ist gar nicht so leicht zu erschüttern. Die zahlreichen Anträge auf Nachentrichtung von Beiträgen sind dafür ein erneuter Beweis. Allein bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte sind in den letzten Dezembertagen noch etwa 700 000 Anträge auf Nachentrichtung von Beiträgen nach dem Rentenreformgesetz eingegangen. Diese Menschen setzen nach wie vor ihr Vertrauen in die Rentenversicherung, und es sollte auch nicht außer acht gelassen werden, daß die Realisierung ihrer Anträge in naher Zukunft erhebliche zusätzliche Einnahmen bringen wird.
Meine Damen und Herren, ich spreche dies an, weil ich es für meine Pflicht halte, jeder Irreführung der Bevölkerung über die Leistungsfähigkeit und Sicherheit der gesetzlichen Rentenversicherung mit allem Nachdruck entgegenzutreten, unabhängig davon, ob diese Irreführung gewollt ist oder nicht.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Maucher [CDU/CSU]: Das will niemand!)

— Vorsichtig, Herr Maucher! Wenn man kürzlich in einer großen Zeitung, hinter der immer ein kluger Kopf steckt, lesen konnte, daß die Rücklage der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte auf gegenwärtig 29,5 Milliarden DM zurückgegangen sei,

(Maucher [CDU/CSU] : Wie hoch ist die Rücklage denn nun wirklich?)

obwohl sie tatsächlich 36 Milliarden DM beträgt,
so spreche ich dies auch an, weil in den letzten
Wochen zuviel falsche oder ungenaue Zahlen — sei es nun in einem Presseseminar oder in einer solchen Veröffentlichung — über die Finanzlage der gesetzlichen Rentenversicherung veröffentlicht worden sind.

(Wehner [SPD]: Aus Zufall!)

Meine Damen und Herren, wir stehen heute unbestritten am Beginn einer wirtschaftlich positiven Entwicklung.

(Zuruf von der CDU/CSU: Schon wieder?)

Angesichts dieser Tatsache hält es die Bundesregierung für ihre Pflicht, diese Entwicklung abzuwarten. Es wäre nicht zu verantworten, jetzt Maßnahmen vorzuschlagen, die sich in Kürze schon als überflüssig oder gar als schädlich erweisen könnten.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Die Bundesregierung wird deshalb nicht nervös, weil in der gesetzlichen Rentenversicherung nach Jahren, in denen laufend Überschüsse entstanden sind, vorübergehend eine weniger günstige Entwicklung eingetreten ist. Schwankungen in den Beitragseinnahmen sind doch gar nicht auszuschließen. Der Gesetzgeber hat sie ja auch ins Kalkül einbezogen und ihnen bereits 1969 Rechnung getragen. Die Versicherungsträger wurden verpflichtet, dafür besondere Rücklagen zu bilden. Diese Rücklagen beliefen sich im Jahre 1969 auf 20 Milliarden DM. Ende letzten Jahres hatten die Versicherungsträger Rücklagen von insgesamt 43 Milliarden DM. Das sind also 23 Milliarden mehr als 1969.
Bei einer Minderung der Beitragseinnahmen soll diese Schwankungsreserve eingesetzt werden. Dafür — und nur dafür - ist sie angesammelt worden.

(Maucher [CDU/CSU] : Aber man muß auch die Ausgaben sehen!)

Der Gesetzgeber ist dann in der Lage, die Entwicklung zu beobachten. Die Bundesregierung handelt in Übereinstimmung mit dieser gesetzlichen Konzeption. Wenn die Opposition diese Einschätzung der Lage nicht teilt, muß sie heute oder aber spätestens im Ausschuß sagen, welche Maßnahmen sie für notwendig erachtet.

(Maucher [CDU/CSU] : Wir sind doch nicht in der Regierung!)

Sie hat nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, dem Parlament ihre Vorschläge zu unterbreiten.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Kritik allein — ich wiederhole es — ist keine Alternative; sie trägt weder zur Solidität unserer Alterssicherung bei, noch nützt sie den Rentnern und Versicherten.

(Seiters [CDU/CSU]: Alles Sprüche!)

Meine Damen und Herren, eines hat die diesjährige öffentliche Diskussion um die Rentenanpassung auch deutlich gemacht. Die jährliche Verabschiedung der Rentenanpassungsgesetze, die inzwischen ein Finanzvolumen von über 10 Milliarden DM für ein einziges Jahr — mit Folgewirkungen für die Zukunft — erreicht haben, kann keine Routinesache sein. Es handelt sich auch nicht um



Bundesminister Arendt
den automatischen Vollzug eines Gesetzesbeschlusses von vor nunmehr fast 20 Jahren, wie die Sprecher der Opposition bei der Verabschiedung der Anpassungsgesetze der letzten Jahre immer wieder betont haben. Richtig ist nur dies: Die Neuregelung des Rentenrechts im Jahre 1957 mit der Einführung der leistungsbezogenen dynamischen Rente bedeutete eine wichtige Weichenstellung. Damit aber — um bei diesem Bilde zu bleiben — der Zug auf dem richtigen Gleis bleibt, bedarf es vielseitiger und dauernder Anstrengungen. Daß mit der Einführung der dynamischen Rente im Jahre 1957 nicht bereits alles getan worden ist und daß sich das Weitere nicht von selbst ergibt, haben Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, erfahren müssen, als unter Ihrer Regierungsverantwortung im Jahre 1966 die Rentenversicherung in große Schwierigkeiten geraten war. Diese Schwierigkeiten konnten nur durch teilweise schmerzliche Maßnahmen sowohl im Leistungsbereich als auch im Beitragsbereich überwunden werden.
Die Sozialdemokraten haben diese Entscheidungen in der Großen Koalition mitgetragen. Es ist also gar nicht nötig — nein, es ist überflüssig —, daß die Opposition in diesen Tagen auf die damals getroffenen Entscheidungen mit einem erhobenen Zeigefinger hinweist. Wir erinnern uns sehr gut an die damalige Situation und an die Maßnahmen, die getroffen wurden, um aus der Krise herauszuführen. Wir erkennen aber auch, daß sich die damalige Situation von der gegenwärtigen grundlegend unterscheidet. Vor allem haben wir es heute nicht — wie damals — mit der Tatsache zu tun, daß ein ganzer Zweig der Rentenversicherung praktisch zahlungsunfähig geworden ist.
Meine Damen und Herren, wie wir uns in der Krise der Jahre 1966/67 und auch bei anderen Gelegenheiten der Verantwortung für die gesetzliche Rentenversicherung nicht entzogen haben, so werden wir das auch in Zukunft nicht tun. Jede Situation erfordert die ihr angemessenen Maßnahmen. Die Bundesregierung wird sich aber nicht durch unbegründete Kritik zu fruchtloser Betriebsamkeit verleiten lassen. Die Bundesregierung wird vielmehr prüfen, ob und gegebenenfalls welche Maßnahmen erforderlich sind, und sie wird Maßnahmen, wenn sie erforderlich werden sollten, rechtzeitig treffen. Darauf können die Rentner und die Versicherten, die Arbeitnehmer und die Arbeitgeber vertrauen.

(Beifall bei der SPD und der FDP)


Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0722500600
Meine Damen und Herren, damit hat der Herr Bundesarbeitsminister die entsprechenden Regierungsvorlagen begründet.
Wir treten in die Aussprache ein. Das Wort hat Herr Abgeordneter Katzer.

Hans Katzer (CDU):
Rede ID: ID0722500700
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben soeben die Rede des Herrn Bundesarbeitsministers gehört. Ich möchte dem Herrn Arbeitsminister in einem Punkt zustimmen: Herr Kollege Arendt, Schwarzmalerei ist in der Tat keine politische Alternative. Aber Gesundbeterei, wie Sie sie betrieben haben, ist alles andere als Politik,

(Beifall bei der CDU/CSU)

aber wir wollten heute, glaube ich, von Politik reden.
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion

(Maucher [CDU/CSU] : Herr Wehner, aufpassen!)

wird dem Neunzehnten Rentenanpassungsgesetz mit der Erhöhung der Renten zum 1. Juli 1976 um 11 % zustimmen. Die dynamische Rentenanpassung war, ist und bleibt die Politik der Christlichen Demokraten seit 1957. Der Kollege Schellenberg, -der heute seinen Geburtstag feiert, war daran ja als Gegenspieler aktiv beteiligt. An dieser unserer Politik wird sich nichts ändern.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn der Herr Arbeitsminister meint, wer etwas ändern wolle, solle es sagen: Ich habe eigentlich nur zwei gehört, die etwas ändern wollen: erstens er selbst

(Dr. Ritz [CDU/CSU] : So ist es!)

und zweitens sein Koalitionspartner, auf den ich nachher noch eingehen werde.

(Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Ehrenberg [SPD] : Und den Wirtschaftsrat der CDU sollten Sie nicht vergessen!)

Die gleiche Zustimmung gilt auch für die Anhebung der Renten aus der Kriegsopferversorgung und der Unfallversicherung sowie die Altershilfe für Landwirte.
Ich bestätige ausdrücklich, Herr Kollege Arendt: Wir halten die Finanzierung dieser Rentenerhöhungen für das Jahr 1976 für gesichert. Darüber gibt es keinen Streit. Dies werden wir mit tragen.
Meine Bemerkungen konzentrieren sich auf den Rentenanpassungsbericht der Bundesregierung, also die langfristige Sicherung der Rentenzahlungen.

(Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion kann diesen Rentenanpassungsbericht, so wie er vorgelegt ist und so wie er vom Arbeitsminister soeben erläutert wurde, nicht akzeptieren. Wir fordern — wie der Bundesrat — einen Nachtrag zu diesem Bericht.
Wie ist denn die Lage? Seit dem Erscheinen des Rentenanpassungsberichts im November des vergangenen Jahres versucht die Bundesregierung, den Eindruck zu erwecken, daß die Rentenversicherung eigentlich gar kein Thema sei, über das es sich den Kopf zu zerbrechen lohne. Nun hat aber Ende Januar 1976 der Verband der deutschen Rentenversicherungsträger den Rentenanpassungsbericht der Bundesregierung mit den 15 unverbindlichen Modellrechnungen einer scharfen Kritik unterzogen. Der Verband der Rentenversicherungsträger — nicht die Opposition, Herr Kollege Arendt —, kommt zu dem Ergebnis, daß unter Berücksichtigung der tatsächlichen Entwicklung 1975 und der



Katzer
voraussichtlichen Entwicklung 1976 die Finanzen der Rentenversicherung schon mittelfristig nicht gesichert sind.

(Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

Danach - ich wiederhole: Verband der Rentenversicherungsträger! — müßten wir damit rechnen, daß bereits zum 1. Januar 1977 eine Beitragserhöhung auf 19,6 % notwendig wäre, um — bei unverändertem Leistungsniveau — die gesetzlich vorgeschriebene Höhe des Rücklagevermögens von drei Monatsausgaben nicht zu unterschreiten.
Der Verband der Rentenversicherungsträger, Herr Arbeitsminister, steht mit dieser Feststellung nicht alleine. Ähnliche Analysen über die Lage der Rentenversicherung haben auch andere Institutionen vorgelegt, so der Sachverständigenrat, die Deutsche Bundesbank, die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte und nicht zuletzt der Vorsitzende des Sozialbeirats, Herr Professor Meinhold.
Die Sorgen, die in diesen Stimmen zum Ausdruck kommen — und diese Stimmen kann und darf doch niemand in diesem Hause überhören —, beziehen sich auf folgende Situation in der Rentenversicherung.
Die Einnahmen haben bereits 1975 nicht ausgereicht, die Ausgaben zu decken.

(Maucher [CDU/CSU] : Hört! Hört!)

Dabei war die Bundesregierung in ihrem Rentenanpassungsbericht 1975

(Zuruf von der SPD: Sagen Sie das doch einmal konkret!)

noch von einem Überschuß von rund 6 Milliarden DM ausgegangen. — Sehr konkret, Herr Kollege Ehrenberg: Für 1976 wird das Defizit

(Dr. Ehrenberg [SPD] : 1975!)

nach den Berechnungen des Verbandes deutscher Rentenversicherungsträger auf über 10 Milliarden DM anwachsen,

(Dr. Ehrenberg [SPD] : Wie war es 1975? — Weitere Zurufe von der SPD)

während die Regierung vor einem Jahr noch einen Überschuß von 5 bis 6 Milliarden DM angenommen hatte.

(Dr. Ehrenberg [SPD] : Wie war es 1975?) — Ich weiß, Sie reden für 1975 — —


(Dr. Ehrenberg [SPD] : Sie haben es doch angekündigt! — Weitere Zurufe von der SPD)

— Entschuldigen Sie höflich, ich habe gesagt, für die jetzige Rentenanpassung

(Anhaltende Zurufe von der SPD — Glocke des Präsidenten)

sind die Finanzen da; dies ist in Ordnung. Ich rede aber darüber, was nach dem Wahltag im Herbst dieses Jahres sein wird.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Verantwortliche Politik kann sich doch nicht nur I bis zum Tellerrand des Wahltages im Oktober dieses Jahres richten! Die muß doch dafür sorgen, daß die Rentner beruhigt in die Zukunft sehen können. Das ist die Aufgabe dieses Hauses in dieser Politik!

(Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Theater! — Weitere Zurufe von der SPD)

— Ach wissen Sie, diesen Zwischenruf würde ich an Ihrer Stelle vorrangig jemand anderem zukommen lassen, den wir gestern von Ihrer Seite in der Debatte gehört haben.
Schon 1976 wird die Rentenversicherung auf eine Liquiditätshilfe des Bundes angewiesen sein. Damit rechnet, Herr Kollege Arendt, sowohl die Deutsche Bundesbank als auch der Präsident der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte. Bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte — so Herr Hoffmann — ergibt sich 1976 eine Liquiditätsenge von 2 Milliarden DM.

(Dr. Ehrenberg [SPD]: Ach, komm!)

Und dann hat Herr Kollege Arendt dpa zitiert; dies ist in der Tat entlarvend. Diese Meldungen von dpa — da gab es zwei — haben wir natürlich gesehen. Da gab es eine mittags um 12.32 Uhr, in der gesagt wurde: Die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte hat 1976 keinerlei Liquiditätsschwierigkeiten. Sie wies am Mittwoch in Berlin Darstellungen zurück, nach denen die Rentenversicherung bereits in diesem Jahr auf eine Liquiditätshilfe des Bundes in Höhe von 5 Milliarden DM angewiesen sei. Übrigens hat mir Herr Kollege Stoltenberg, mit dem ich gestern gesprochen habe, gesagt, er habe nicht von 5 Milliarden, sondern von bis zu 5 Milliarden DM gesprochen. Das scheint mir ein erheblicher Unterschied zu sein.

(Dr. Ehrenberg [SPD] : Wo ist denn da der Unterschied? 4,99! Gegenruf von der CDU/CSU: Sie kapieren das doch nicht!)

— Ich glaube, der Herr Kollege hat recht: Sie kapieren das nicht. Es hat auch gar keinen Zweck, Ihnen das beizubringen. — Um 16.22 Uhr meldete dann dpa eine Korrektur, die lautete: Keine Liquiditätsunterdeckung von 5 Milliarden. Berichte, nach denen die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte mit einer Liquiditätshilfe von 5 Milliarden DM rechnen müsse, träfen nach einer Auskunft nicht zu. Aber eine Liquiditätsunterdeckung sei vorhanden, nur nicht in dieser Größenordnung. — Genau dies ist der Punkt, Herr Kollege Arendt, auf den ich eingegangen bin und den Sie hier so darzustellen versucht haben, als ob es dieses Problem nicht gäbe.

(Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Herr Arendt unterschlägt immer etwas! — Zurufe von der SPD)

Meine Damen und Herren, angesichts dieser negativen finanziellen Entwicklung bedeutet der Hinweis auf die zur Zeit noch vorhandenen Vermögensrücklagen der Rentenversicherung keine Beruhigung. Die Bundesregierung hat die Rücklagen von 1975 vor einem Jahr noch mit 51 Milliarden DM



Katzer
beziffert. Nach den Berechnungen des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger sind die Rücklagen tatsächlich schon 1975 auf 42 Milliarden DM abgeschmolzen. Für 1976 rechnet der Verband der Rentenversicherungsträger mit einem weiteren Abbau der Rücklagen auf 30 Milliarden DM. Folgt man den Berechnungen des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger, dessen Vorsitzender im übrigen im Augenblick Herr Gerd Muhr, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes, ist und dessen Stellvertreter Herr Dr. Werner Doetsch von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände ist — man kann also sicherlich unterstellen, daß hier Herren am Werke sind, die nichts anderes im Sinne haben als die solide Finanzierung der Rentenversicherung über den Tag dieses Jahres hinaus für die Zukunft; genau das ist unser Punkt; deshalb müssen wir uns, Herr Kollege Arendt, damit auseinandersetzen —, dann wäre ohne eine Beitragserhöhung und Leistungsminderung das Rücklagevermögen bereits 1977 unterhalb der vom Gesetz vorgeschriebenen Höhe von drei Monatsausgaben und würde schon 1979 aufgebraucht sein. 1985 würden dann schon 81 Milliarden DM fehlen.
Das Bild, das hier gezeichnet wird, ist nicht bei allen Trägern einheitlich, aber alle Untersuchungen sind von der gemeinsamen Sorge um die finanzielle Zukunft der Rentenversicherung getragen.

(Burger [CDU/CSU] : Das läßt sich nicht verbergen!)

Nur für die Bundesregierung gibt es dieses Problem nicht.
Um es einmal deutlich zu sagen: Es geht nicht um die Rentenanpassung dieses Jahres, sondern darum, dem Bürger angesichts solcher Zahlen, die hier von seriösen Instituten ins Gespräch gebracht worden sind, die Sorge zu nehmen. Aber das werden Sie, meine Damen und Herren, nicht fertigbringen.

(Dr. Ehrenberg [SPD]: Die werden doch nicht auf Ihre Einflüsterungen hereinfallen!)

— Ich will Ihnen einen guten Rat geben.

(Dr. Ehrenberg [SPD] : Da bin ich aber gespannt! — Maucher [CDU/CSU] : Ich würde auf Herrn Ehrenberg gar nicht eingehen!)

— Sie haben völlig recht, es hat überhaupt keinen Zweck, hier einen solchen Rat zu geben.

(Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

Aber es darf doch nicht wundern, daß nicht wenige unserer älteren Mitbürger befürchten, daß eine Leistungsminderung kommen könnte. Die Arbeitnehmer fragen sich nach der Erhöhung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung und zur Krankenversicherung besorgt, was alles an Belastungen auf sie noch zukommt und welche Leistungen sie dafür in Zukunft erwarten können.
Aber dieses alles nimmt die Bundesregierung nicht zur Kenntnis. Sie weigert sich, sich mit diesen kritischen Untersuchungen auseinanderzusetzen. Sie schenkt den Warnsignalen, die gegeben werden, keinerlei Beachtung. Der sozialpolitische Sprecher der SPD-Fraktion versteift sich sogar zu der Behauptung: Neue Erkenntnisse vermittelt der Verband Deutscher Rentenversicherungsträger nicht. Die Beteuerungen der Bundesregierung, in der Rentenversicherung sei alles in Ordnung, die Finanzierung der Renten sei bis weit in die 80er Jahre gesichert — so Herr Arendt vor dem SPD-Vorstand laut dpa am 4. April und Herr Buschfort in der Fragestunde des Deutschen Bundestages: bis 1988 gesichert —, haben die Verunsicherung im Grunde doch nicht nur nicht beseitigen, sondern nur bestärken können.
Die Beteuerungen mußten um so mehr auf Zweifel stoßen, als gleichzeitig Vertreter aus dem Regierungslager — nicht aus der Opposition — und der Verband der Rentenversicherungsträger offen über mögliche Änderungen der Rentenleistungen gesprochen haben.
Wer in dieser Woche Fernsehsendungen sehen konnte, sah, daß Herr Kollege Schmidt (Kempten) von der FDP ganz klar dafür plädiert hat, eine Änderung des Rentensystems herbeizuführen. Er sprach akademisch von einer „Aktualisierung der Renten". Dies heißt im Klartext: eine Minderung des Rentenniveaus. Er fügte hinzu: Allerdings nicht vor den Wahlen, sondern nach den Wahlen! Genau dieses ist der Punkt: Wir möchten, daß die Rentner und die Versicherten hier und heute Klarheit über die Zukunft bekommen und nicht erst im November dieses Jahres.

(Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Dr. Ehrenberg [SPD])

— Ich habe gehört, was der Arbeitsminister gesagt hat. Sie hören aber nicht, was ich sage. Ich sage: Der Arbeitsminister muß sich mit dem Verband der Rentenversicherungsträger auseinandersetzen
— was er nicht tut —, und er muß sich mit seinem eigenen Koalitionspartner auseinandersetzen, der hier offenbar die Befürchtungen teilt, die wir aussprechen.

(Zuruf von der SPD)

Ihr Koalitionskollege von der FDP muß doch auch die Sorge haben, daß die Finanzierung nicht stimmt; denn sonst käme er doch nicht auf die Idee, Renten zu kürzen.

(Wehner [SPD] : Ein Glück, daß wir Sie haben, der das merkt!)

— Ja, natürlich, Herr Wehner. Schauen Sie, Sie merken das doch auch, nur sagen Sie es nicht. Ich sage es. Das ist der Unterschied zwischen Ihnen und mir.

(Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Ehrenberg [SPD] : Der Rentenkürzer Katzer!)

— Herr Ehrenberg, ich weiß nicht, ob Sie damals schon im Bundestag waren und auf welcher Seite Sie da gesessen haben.

(Franke [Osnabrück] [CDU/CSU] : War er nicht!)

Ich habe es dankbar zur Kenntnis genommen, daß sich der Kollege Arendt — anders als bei früheren



Katzer
Debatten — ausdrücklich zu dem bekannt hat, was im Jahre 1966 von mir verantwortet wurde und zu dem ich stehe.
Wir haben damals den Mut gehabt, vor Wahlen — vor den Bundestagswahlen 1969 —

(Zuruf des Abg. Dr. Ehrenberg [SPD])

— entschuldigen Sie, das war in den Jahren 1967/68
— auf der Beitragsseite mit Ihnen zusammen — —

(Glombig [SPD] : Sie hatten doch eine Unterdeckung!)

— Sie haben doch mitgestimmt. Sie haben sich dann herauszustehlen versucht.
Jetzt stellen wir klar fest: Sie finden nicht die Kraft, dasselbe zu tun. Ihr Koalitionspartner läßt Ihnen offenbar auch keine Möglichkeit. Das ist der Unterschied, in der Tat.

(Wehner [SPD] : Deswegen wollen Sie den so gerne haben! Heiterkeit bei der SPD)

— Herr Kollege Wehner, den wollen wir so gerne wie Sie; denn wir möchten gerne regieren, in der Tat, das will ich überhaupt nicht verschweigen.

(Dr. Blüm [CDU/CSU] : Möchten Sie ihn loswerden?)

Aber wenn Sie ihn müde sind? Wollen wir doch einmal fragen. Ich weiß nicht, was die Koalitionsparteien — —

(Wehner [SPD] : Sehe ich so aus?)

Ich sehe, Ihre Freunde von der FDP erinnern sich in der Tat an Ihr Wort von der Pendlerpartei. Sie meinen, das könnte jetzt mal wieder herumschlagen. Ich habe gar nichts dagegen, aber das wollen wir den Kollegen von der FDP selbst überlassen. Wenn Sie müde sind, ist das Ihre Sache — ich keineswegs!

(Wehner [SPD] : Sie haben sich inzwischen ausgeruht!)

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion will in dieser Debatte von der Bundesregierung wissen, wie sie angesichts der Berechnungen von sachverständiger Seite die wachsende Besorgnis der Rentner beseitigen will. Sie erwartet - und das ist doch das Mindeste, was man erwarten kann —, daß sich die Bundesregierung mit den kritischen Stimmen auseinandersetzt. Das, was der Herr Arbeitsminister vorhin sagte, ist keine befriedigende Antwort

(Wehner [SPD] : Wieso?)

auf die bohrenden Fragen, die von einer breiten Öffentlichkeit, vom Bundesrat und von der CDU/ CSU-Fraktion gestellt worden sind. Wir fordern Sie auf, keinen Blindflug bis zum Wahltag dieses Jahres vorzunehmen, und wir fügen sieben kritische Anmerkungen zu dem Bericht hinzu.
Erstens. Der Rentenbericht gibt auf alle kritischen Fragen bisher keine Antwort, und ich bitte den Herrn Bundesarbeitsminister, diese Antwort hier heute zu geben.

(Geiger [SPD]: Die hat er heute früh schon gegeben! — Dr. Blüm [CDU/CSU] : Aber nicht im Bundestag!)

— Er kennt ja meine Fragen noch gar nicht. Er kann doch keine Fragen beantworten, die ich jetzt erst stelle.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

Wollen Sie vielleicht die Güte haben, zu warten! Das kann er beim besten Willen nicht; es ist nun wirklich ein bißchen viel verlangt, und das mute ich Ihnen nicht zu, auf Fragen zu antworten, die ich noch gar nicht gestellt habe. Ich werde das jetzt nachholen.

(Zuruf von der SPD: Das steht doch in der Zeitung!)

— Sie scheinen nur eine Zeitung zu lesen. Es gibt aber mehrere. Ich würde Ihnen empfehlen, mehrere Zeitungen zu lesen.
Der Rentenbericht der Bundesregierung gibt keine Antwort auf die kritischen Fragen, obwohl die Regierung nach dem Dritten Rentenversicherungsänderungsgesetz dazu verpflichtet ist. Die Bestimmungen des Dritten Rentenversicherungsänderungsgesetzes — Herr Kollege Schellenberg wird sich der langen Beratungen damals erinnern — sehen vor, daß die Regierung die Einnahmen, die Ausgaben und das Vermögen der gesetzlichen Rentenversicherung für die künftigen 15 Kalenderjahre vorauszuschätzen und einen Vorschlag über die Höhe des Beitragssatzes zu machen hat, wenn die Rücklagen die durchschnittlichen Aufwendungen für drei Kalendermonate zu unterschreiten drohen.
So das Gesetz. Der Sinn solcher Bestimmungen liegt nach Ansicht des Sozialbeirats darin, in der künftigen Entwicklung liegende Risiken sichtbar zu machen. Vorausberechnungen liefern damit die einzig mögliche und für die politischen Entscheidungen unentbehrliche Unterlage für ein Urteil darüber, unter welchen Bedingungen und mit welchen Konsequenzen politisch Angestrebtes erreichbar ist.
Statt der vom Gesetz vorgeschriebenen Vorausschätzung für die künftigen 15 Kalenderjahre präsentiert die Bundesregierung nun 15 Modellrechnungen, hinter denen sich die Bundesregierung in nebulöser Unverbindlichkeit versteckt und wobei sie sich um eine klare politische Entscheidung herumdrückt. Eine eindeutige Stellungnahme der Regierung, welche Entwicklung sie für wahrscheinlich hält und welche Berechnungen sie ihrer politischen Entscheidung zugrunde legt, ist diesem Bericht nicht zu entnehmen, und damit widerspricht dieser Bericht dem Gesetz, das wir in diesem Hause gemeinsam beschlossen haben.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir weisen den Bericht zurück; er muß ergänzt werden.

(Maucher [CDU/CSU] : Das ist der Tatbestand! — Zurufe von der SPD)

Zweitens. Der Bericht stellt nur noch die langfristige Entwicklung mit den angenommenen Durchschnittszahlen des gesamten 15-Jahres-Zeitraums dar, ohne, Herr Kollege, anzugeben, wie in jedem einzelnen Jahr die Finanzsituation aussieht. Es wird dabei von der Annahme ausgegangen, daß sich die



Katzer
nächsten 15 Jahre ähnlich positiv entwickeln wie die vergangenen. Dabei werden gravierende Strukturveränderungen einfach übersehen.
Drittens. Erstmals verzichtet der Bericht auf eine mittelfristige Analyse der nächsten fünf bis sechs Jahre. Für diesen Zeitraum aber sind selbst die pessimistischsten Annahmen der Regierung noch zu optimistisch. So geht die Regierung von einer Arbeitslosenquote von höchstens 2,5 °/o und einer Einkommenserhöhung von mindestens 6 °/o aus —Zahlen, die aus der Sicht des Jahres 1975 nicht richtig waren und wahrscheinlich auch an der Realitat des Jahres 1976 vorbeigehen.
Wir hatten es 1975 leider mit einer Arbeitslosenquote von fast 5 °/o zu tun. Herr Kollege Arendt, wenn Sie auf unsere Maßnahmen in den Jahren 1966 und 1967 hinweisen, kann ich nur sagen: Damals gab es das Problem der Arbeitslosigkeit nicht, damals mußten wir uns mit diesem Problem nicht auseinandersetzen, was wir heute leider tun müssen.

(Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Dr. Ehrenberg [SPD])

Die optimistischen Annahmen des Berichts bezüglich der Einkommenssteigerungen bis zu 10 °/o sind nur zu realisieren, wenn entgegen den Stabilitätsbeteuerungen der Bundesregierung eine inflationäre Aufblähung der Nominaleinkommen ermöglicht wird. Mit anderen Worten: Die Bundesregierung benötigt eine hohe Inflationsrate, um die Annahmen des Berichts mit den Realitäten in Übereinstimmung zu bringen.
Viertens. Bei keiner der Modellrechnungen berücksichtigt die Bundesregierung — abweichend von der bisherigen Praxis — ihre eigenen Annahmen der mittelfristigen Finanzplanung. Während die mittelfristige Finanzplanung für die Jahre 1975/1976 und der Jahreswirtschaftsbericht z. B. für die Arbeitslosenquote im günstigsten Fall von 2,5 °/o ausgehen, sind für den Rentenanpassungsbericht 2,5 °/o schon die ungünstigste Annahme, von der man ausgeht. Das macht schlaglichtartig klar, daß die Bundesregierung den zwingenden Zusammenhang zwischen Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik nicht sieht, den der Herr Arbeitsminister heute morgen zwar verbal beteuert hat, den er aber früher in seinen Reden hier in diesem Hause verleugnet hat. Er sagte früher, Sozialpolitik sei eine eigene Größe und hätte mit Wirtschafts- und Finanzpolitik nichts zu tun.
Nein, meine Damen und Herren, dies war nie unsere Auffassung. Ich habe immer leidenschaftlich dafür plädiert, Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik zusammen zu sehen. Da liegt im Grunde genommen Ihr entscheidender politischer Fehler.

(Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das haben die Arbeitnehmer gemerkt!)

Fünftens. Bei den von der Regierung vorgelegten Ergebnissen wird bereits von einer Entlastung der Rentenversicherung seit dem 1. Januar 1975 durch die beabsichtigte Neuregelung der Rentnerkrankenversicherung ausgegangen. Dies haben Sie schon in Ihr Zahlenwerk eingeflochten. Diese
Entlastung hätte für 1975 1,25 Milliarden DM und für die kommenden Jahre jeweils 5 bis 6 Milliarden DM bedeutet. Gegen diese Belastung der Krankenkassen haben, wie Sie alle wissen, die Verbände der gesetzlichen Krankenversicherung energischen Widerspruch eingelegt. Diese Regelung ist selbst in der SPD-Fraktion umstritten. Das hindert aber den Arbeitsminister nicht, so zu tun, als sei diese Entlastung der Rentenversicherung ab 1. Januar 1975 schon Gesetz.
'(Zuruf des Abg. Sund [SPD])

— Deshalb verlange ich ja einen Nachtrag zu diesem Rentenbericht, weil dieser Rentenbericht der Wirklichkeit nicht Rechnung trägt. Genau dies, Herr Kollege Sund, ist das Petitum, das ich hier vortrage.

(Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Vernebelungspolitik!)

Ob und wann die angestrebte Neuordnung der Rentnerkrankenversicherung tatsächlich zustande kommt, weiß im Augenblick niemand. In ihrer Antwort auf die Stellungnahme des Bundesrats zu dieser Frage verschleiert die Bundesregierung den vollen Sachverhalt, wenn sie betont, sie gehe davon aus, daß die von ihr vorgelegten Gesetzentwürfe vom Deutschen Bundestag verabschiedet werden. Bei ihren Berechnungen hat sie aber die Neuordnung der Rentnerkrankenversicherung rückwirkend zum 1. Januar 1975 unterstellt. Dies ist unzulässig.
Um die Methode deutlich zu machen, mit der die Regierung bewußt versucht, die Lage der Rentenversicherung zu beschönigen, sei auf die Konsequenzen des Polen-Abkommens hingewiesen. 600 Millionen DM sollen nach dem Abkommen, wie es der Bundestag gestern beschlossen hat, als Rentenpauschale aus der Rentenversicherung gezahlt werden. Die Bundesregierung hat diese Belastung nicht berücksichtigt. Mit anderen Worten: Das, was zur Entlastung der Rentenversicherung beiträgt, wird von der Bundesregierung aufgenommen, auch wenn die Entlastung noch ungewiß ist. Aber das, was zur Belastung beiträgt, wird nicht aufgenommen, auch wenn sich die Bundesregierung zu der Belastung im Abkommen verpflichtet hat.

(Maucher [CDU/CSU] : Hört! Hört!)

Sechstens. Die Aufwendungen für die Gesundheitsleistungen werden in dem Bericht global um 20 °/o — ein Fünftel — gekürzt, ohne daß eine Begründung, geschweige denn eine konkrete Vorstellung über die Art und Weise der Kürzung angegeben wird. Auch hier kann die Antwort der Bundesregierung auf die Stellungnahme des Bundesrats nur als unbefriedigend bezeichnet werden.
Was heißt eigentlich:
Durch eine noch planvollere Verwendung, durch einen noch effektiveren Einsatz der finanziellen Mittel der Gesundheitsvorsorge werden Mittel ohne Einschränkung des Leistungsangebots in dem angestrebten Umfang eingespart werden.



Katzer
Meine Damen und Herren, es ist doch schlicht und einfach ein Skandal, daß die Regierung sagt: wir können ein Fünftel sparen, wenn wir anständig und ordentlich mit den Mitteln umgehen. Der Steuerzahler sollte eigentlich davon ausgehen können, daß alle Mittel von der Bundesregierung sorgsam verwaltet werden, so daß hier nicht noch betont werden muß, daß man, wenn man dies täte, ein Fünftel der Mittel einsparen könnte. Ich kann dies nur als einen Skandal bezeichnen.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Siebentens schließlich: Die Bundesregierung benutzt den Rentenanpassungsbericht nur, um festzustellen, daß die zum 1. Juli 1976 und zum 1. Januar 1977 anstehenden Anpassungsgesetze in der Renten-und der Unfallversicherung finanzierbar sind. Dies ist aber nach der Intention des Gesetzes völlig unzureichend. Selbst die Anpassung zum 1. Juli 1976 ist von einer starken Minderheit im Sozialbeirat schon als bedenklich bezeichnet worden. Auch dies, Herr Bundesarbeitsminister, hätte wohl erwähnt werden müssen.
Ziehen wir das Fazit! Der Rentenanpassungsbericht 1976 der Bundesregierung entspricht nicht den Anforderungen finanzieller Solidität. Es ist nicht zu verantworten, daß die Regierung den Rentenanpassungsbericht einer Schönheitsoperation unterzieht, statt sich mit den kritischen Stimmen auseinanderzusetzen. Berücksichtigt man z. B. nur die Annahmen der mittelfristigen Finanzplanung, die geltende Rechtsgrundlage, d. h. die zusätzlichen Belastungen in Höhe von mehr als 7 bis 8 Milliarden DM für die Jahre 1975 und 1976, die ganz bewußt nicht in den Bericht aufgenommen worden sind, dann kann — ich betone: kann — bereits 1977 die gesetzlich vorgeschriebene Rücklage der Rentenversicherung von drei Monatsausgaben unterschritten werden. Den sich daraus ergebenden Konsequenzen weicht die Bundesregierung aus.

(Zuruf von der SPD: Eine Milchmädchenrechnung!)

Die Bundesregierung umgeht den gesetzlichen Auftrag zur langfristigen Sicherung der Rentenfinanzen. Daß die Bundesregierung sich dabei nicht scheut, solche Tricks anzuwenden, wie ich sie vorhin darstellte, bestärkt die Vermutung, daß es ihr in der Tat nur darum geht, kurzfristig die Rentenpolitik als gesichert erscheinen zu lassen. Ich halte eine derartige Politik für unverantwortlich. Sie muß im Interesse der Rentner und der Beitragszahler zurückgewiesen werden.

(Beifall der bei CDU/CSU)


Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0722500800
Herr Abgeordneter Katzer, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Sund?

Hans Katzer (CDU):
Rede ID: ID0722500900
Ja, gerne. — Bitte schön.

Olaf Sund (SPD):
Rede ID: ID0722501000
Herr Kollege Katzer, würden Sie in diesem Zusammenhang dem Hause bitte einmal bekanntgeben, wo der Unterschied zwischen einer Prognose und einer Modellberechnung liegt.

Hans Katzer (CDU):
Rede ID: ID0722501100
Entschuldigen Sie, der Unterschied liegt darin, daß wir im Dritten Rentenversicherungs-Änderungsgesetz mit dem Zusammenhang von Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik den Wirtschaftsminister auch mit dem eingestellt haben, was in der nächsten Woche in der Konzertierten Aktion passiert. Diese Zahlen dürfen nicht nebenherlaufen, sondern müssen mit in den Rentenbericht der Bundesregierung eingespeist werden. Exakt dies unterlassen Sie, und das werfe ich Ihnen vor.

(Dr. Ehrenberg [SPD] : Wo liegt denn der Unterschied zwischen Modellrechnung und Prognose?)

— Meine Damen und Herren, ich möchte jetzt zu Ende kommen.

(Zurufe von der SPD: Aha!)

— Entschuldigen Sie, ich bleibe Ihnen da gar nichts schuldig.

(Dr. Ehrenberg [SPD]: Bis jetzt aber wohl!)

Auf einem den Gesetzen entsprechenden Nachtrag werden wir beharren. Wenn Sie das, was wir Ihnen hier sagen, nicht gern hören, — —

(Zuruf des Abg. Dr. Ehrenberg [SPD])

— Die Lautstärke bei Ihnen ist immer stärker als das, was dahinter steckt.
Ich würde Ihnen aber empfehlen, einmal die angesehene Zeitung „Die Zeit" vom 6. Februar 1976 nachzulesen, Herr Kollege. Ich darf mit Genehmigung des Herrn Präsidenten zitieren. Dort heißt es — das paßt treffend zu dem, was ich vorhin mit Zahlen unterlegt habe —:
Diejenigen aber, die diese Beschlüsse dann beantworten müssen, schweigen und verschleiern. Und schlimmer noch: Sie verdrehen. Selbst Bundeskanzler Schmidt gibt sich dazu her, die Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung öffentlich als gesichert zu bezeichnen

(Maucher [CDU/CSU]: Jawohl!)

und ganz ähnlich klingende Phrasen seines Arbeitsministers Walter Arendt zu unterstützen — obwohl auch er weiß, daß von Sicherheit überhaupt nicht mehr die Rode sein kann. Die Rentenversicherung wird, sofern nicht kräftig an ihr „demontiert" wird, spätestens in zwei Jahren pleite sein.
Das ist nicht mein Ausdruck

(Zuruf von der SPD)

— entschuldigen Sie höflich! —, dies ist in der „Zeit" nachzulesen.

(Dr. Ehrenberg [SPD]: Das ist ja noch nicht wahr, weil es da steht!)

Der Artikel trägt im übrigen die Überschrift, Herr Kollege: „Wer dreimal lügt ..."

(Dr. Ehrenberg [SPD] : Dem glaubt man nicht!)

— Den Rest dürfen Sie hinzusetzen.

(Beifall bei der CDU/CSU)




Katzer
Der Herr Bundeskanzler hat als Finanzminister am 22. September 1972 im Deutschen Bundestag gemeint — ich zitiere —:

(Die Rentenleistungen werden) in Zukunft nur dann finanziert sein, wenn Sozialdemokraten bis 1985 für kontinuierliche Vollbeschäftigung in diesem Lande sorgen.


(Dr. Ehrenberg [SPD] : Und genau das werden wir tun! — Dr. Blüm [CDU/CSU] : Wie bisher!)

Nur dann sind sie finanziert. Aber sie werden
finanziert sein, denn wir werden dafür sorgen.

(Dr. Ehrenberg [SPD] : Das werden wir auch! — Dr. Blüm [CDU/CSU] : Wie bisher!)

— Sehen Sie, jawohl! Dabei stören Sie 5 °/o Arbeitslose in diesem Lande überhaupt nicht. Sie sagen einfach: „Das werden wir auch." Ich bin der Meinung, kein Arbeitsloser in unserem Lande wird Verständnis für den Zynismus haben, der in diesem Zwischenruf zum Ausdruck kommt.

(Beifall bei der CDU/CSU — Maucher [CDU/ CSU] : Das war eine Unverschämtheit!)

Der Herr Bundeskanzler hat mit dieser Bemerkung einen Maßstab gesetzt. Die Regierung hat damit selbst die Bedingungen genannt, unter denen eine Finanzierung erfolgen kann. In Wahrheit haben Sie dies nicht einhalten können, wie wir alle wissen, aus vielerlei Gründen nicht. Aber wir können Sie nicht messen, und der Wähler kann, darf und wird Sie nicht an dem messen, was an Unwägsamkeiten im Verlaufe des Weges auf Sie zukommt, sondern an dem, was Sie dem Wähler vor Wahlen versprochen haben. Dies ist der Maßstab, dem sich jeder in diesem Hause zu unterstellen hat, Sie auch.

(Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Schwätzer!)

— Ja, ich weiß, dies tut sehr weh. Aber wir sind nicht dazu da, um hier gesundzubeten, sondern wir sind dazu da, um der deutschen Öffentlichkeit Klarheit über die künftige Entwicklung zu verschaffen, nicht um etwas zu verschleiern, wie Sie es permanent versuchen.

(Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD] : Sie sind ja über dreimal schon hinaus, Herr Katzer! — Heiterkeit bei der SPD)

— Herr Kollege Wehner, bei Ihnen geht die Zahl in die Hunderte, wenn ich bei dem Vergleich bleiben darf.

(Wehner [SPD]: Ja, ja!)

— Ich sehe, Sie stimmen dem zu. Ich freue mich darüber.

(Zuruf des Abg. Wehner [SPD])

— In die Hunderte, sagte ich.
Der tiefste Grund für diese Entwicklung — ich habe ihn schon genannt — ist der, daß der zwingende Zusammenhang zwischen Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik von Ihnen ohne Not aufgegeben worden ist. Es ist das Versagen einer Politik, die glaubt, das Netz der sozialen Sicherung halten
und gleichzeitig wirtschaftliches Wachstum vernachlässigen zu können.

Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0722501200
Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Geiger?

Hans Katzer (CDU):
Rede ID: ID0722501300
Nein, ich komme jetzt zum Schluß.
Die SPD/FDP-Fraktion hat die Wirtschaft von der Voll- in die Unterbeschäftigung mit hoher Arbeitslosenzahl geführt. Die Folgen der wirtschaftlichen Rezession für die Rentenversicherung sind beträchtlich. So bedeuten 2 Millionen Arbeitslose und Kurzarbeiter eine erhebliche Minderung der Beitragseinnahmen. i Million Arbeitslose lassen 4 Milliarden DM weniger in die Kassen der Rentenversicherung fließen. Weitere Mindereinnahmen entstehen durch geringere Lohnsteigerungen, den Abbau von Überstundenmehrarbeit und durch die Rückwanderung von 300 000 ausländischen Arbeitnehmern. Der Rückgang der Steuereinnahmen und die hohe Verschuldung des Staates erschweren es der Regierung, der Zuschußverpflichtung für die defizitäre Rentenversicherung nachzukommen. Aber vor allen diesen Schwierigkeiten, meine Damen und Herren, stecken Sie den Kopf in den Sand.
Im Interesse der vielen Millionen Rentner fordern wir die Bundesregierung auf, endlich Schluß zu machen mit dem Beschönigen, Schluß zu machen mit dem Verschleiern, nur um heil über den Oktober dieses Jahres hinwegzukommen.

(Geiger [SPD] : Wo sollen wir mit Ihrer Angstmacherei hinkommen? — Zuruf von der SPD: Schwarzmalerei! — Zuruf des Abg. Dr. Ehrenberg [SPD])

— Angstmacherei? Sehen Sie, Herr Kollege, ich habe versucht, das klarzumachen. Sie glauben, uns der Schwarzmalerei zeihen zu müssen. Ich kann Sie nicht hindern, in Ihr Verderben zu rennen. Das müssen Sie selbst sehen. Ich sage Ihnen nur dies: Wenn Sie glauben, an den Zahlen des Verbandes der Rentenversicherer vorbeigehen zu können, wenn Sie glauben, daß Sie an Ihrem Koalitionspartner FDP, der diese Zahlen dadurch bestätigt hat, daß er Änderungen vornimmt, die doch nur dann nötig sind, wenn das eintritt, was der Verband der Rentenversicherer gesagt hat, vorbeigehen können und wenn Sie das alles als Schwarzmalerei abtun wollen, kann ich Sie nicht daran hindern.

(Wehner [SPD] : Sie scheinen wenig Hoffnung auf den 3. Oktober zu haben!)

— Je mehr Sie diese Politik betreiben, Herr Kollege Wehner, um so weniger wird der Wähler dies akzeptieren.

(Erneuter Zuruf des Abg. Wehner [SPD])

Der Wähler will keine Gesundbeterei, sondern er will Fakten haben und will wissen, wie die Rentenversicherung langfristig gesichert wird. Darauf werden wir als christliche Demokraten hier im Deutschen Bundestag und im Bundesrat bestehen.

(Beifall bei der CDU/CSU)





Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0722501400
Meine
Damen und Herren, das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Ehrenberg.

(Maucher [CDU/CSU] : Ist das der neue Arbeitsminister? — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Der Ehrenarbeitsminister!)


Dr. Herbert Ehrenberg (SPD):
Rede ID: ID0722501500
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Abgeordnete Katzer hat den Zusammenhang zwischen Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik bei der Bundesregierung vermißt.

(Zuruf von der CDU/CSU: Das haben Sie durcheinander gebracht!)

Ich werde einige Gelegenheit haben, Ihnen, verehrter Herr Kollege Katzer, diesen Zusammenhang und die wirtschafts- und finanzpolitischen Grundlagen der Solidität der Rentenversicherung hier deutlich zu machen.
Ich glaube, es ist notwendig, verehrter Herr Kollege Katzer, der Sie von der Bundesregierung gefordert haben, die Rentenversicherung aus dem Geraune zu bringen, wie Sie es genannt haben, vorher etwas dazu zu sagen, wer denn eigentlich dieses Geraune veranlaßt hat.

(Katzer [CDU/CSU] : Der Verband der Rentenversicherungsträger!)

Wenn Sie, verehrter Herr Kollege Katzer, hier von
Gesundbeterei und Schönheitsoperationen reden,

(Katzer [CDU/CSU] : Die „Zeit"!)

wenn Sie nicht zur Kenntnis nehmen, was in der Welt um uns herum vor sich geht, -.-

(Lachen bei der CDU/CSU)

— Meine Herren von der Opposition, es ist doch merkwürdig, Sie scheinen das Gefühl zu haben, daß wir isoliert sind. Wenn die Bundesregierung, wie Sie wollten, nicht nach Helsinki gegangen wäre, wären wir in der Welt isoliert. Diese Isolierung gibt es aber nicht.

(Zurufe von der CDU/CSU)

Nein, so ist es nicht. Diese Umwelt, in der sich die Bundesrepublik Deutschland befindet, ist vorhanden. Auch der Herr Katzer wird es nicht fertigbekommen, der sozialliberalen Koalition Verantwortungen anzulasten, nachdem es die Koalition fertiggebracht hat, die Bundesrepublik Deutschland über diese tiefste Weltrezession seit 1945 im Vergleich zu allen anderen Industrienationen am besten über die Runden zu bringen. Das reden auch Sie nicht aus der Welt, Herr Katzer.

(Beifall bei der SPD — Katzer [CDU/CSU] : Das hilft unseren Arbeitslosen sehr!)

Es hätte Ihnen gut angestanden, Herr Katzer, wenn Sie nach der objektiven und deutlichen Darstellung des Bundesarbeitsministers anerkannt hätten, daß die Rentenversicherung in diesem Lande in Ordnung ist.

(Beifall bei der SPD)

Die Rentner in diesem Lande — davon können Sie
überzeugt sein — setzen jedenfalls ihr Vertrauen
auf Walter Arendt und nicht auf den Bundesarbeitsminister a. D. Hans Katzer.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

Damit das einigen Kollegen in diesem Hause deutlicher wird, ist es notwendig, nachdem Sie zu dem Geraune noch kräftig beigetragen haben, einen kleinen Blick zurückzuwerfen. Sie haben ja selbst einen Nachtrag zum Rentenbericht gefordert, Herr Katzer. Ich will Ihnen einen Nachtrag über Ihre eigene abwechselnde Schwarzmalerei und Jubeiprognoserei liefern. Vielleicht frischt er das Gedächtnis Ihrer Kollegen ein wenig auf.

(Katzer [CDU/CSU] : Liefern Sie lieber Beiträge zur Stabilisierung der Rentenpolitik! Müller [Remscheid] [CDU/CSU] : Bewältigen Sie mal Ihre Vergangenheit!)

— Ich will Ihnen gerne bei der Vergangenheitsbewältigung helfen. Herr Katzer weiß sicher noch, daß seinerzeit, als unter seiner Federführung die langfristigen Rentenversicherungen aus der Baissestimmung des Jahres 1967 her tief nach unten gerechnet wurden, beispielsweise der „Volkswirt", jener sehr viel angesehenere Vorgänger der wenig seriösen „Wirtschaftswoche",

(Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Da haben Sie doch auch schon Geld verdient!)

damals einen Artikel unter der Überschrift „Renten vor dem Konkurs?" erscheinen ließ. In diesem Artikel stand dann u. a., daß spätestens 1971/72 die Rentenversicherung mindestens einen Beitragssatz von 20 % benötigen würde, um überhaupt noch ihre Leistungen erbringen zu können. Nichts hiervon stimmt. Heute noch beträgt der Beitragssatz 18 % trotz der Leistungsverbesserungen auf breiter Front, die der Bundesarbeitsminister in den letzten sechs Jahren durchgesetzt hat. Leider gibt es nun eine unschöne Übereinstimmung der Kollegen Katzer, Franke und einiger anderer von Ihnen mit der „Wirtschaftswoche". Ich muß Sie mit einem Zitat aus der „Wirtschaftswoche", der Nachfolgerin des „Volkswirts", konfrontieren. Herr Katzer hat leider hier einige Zahlen daraus wiederholt. Noch am 16. Januar 1976 schreibt die „Wirtschaftswoche" — ich möchte mit Genehmigung des Präsidenten zitieren —:
Erstmals seit 23 Jahren hat die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte 1975 mit einem Defizit von über 2 Milliarden DM abgeschlossen. 1976 wird das voraussichtlich über 10 Milliarden DM betragen.
Herr Katzer hat diese 10 Milliarden DM hier wiederholt, obgleich inzwischen zumindest ihm bekannt sein dürfte, daß dieses im Oktober noch vorausgesagte Defizit der Bundesversicherungsanstalt nicht eingetreten ist. Sie wird einen ausgeglichenen Haushalt auch 1975 vorweisen können. Der Präsident der BfA hat eindeutig erklärt, auch 1976 wird es keine Liquiditätsenge geben. Aber das nimmt die CDU nicht nur zur Kenntnis. Es wird weiterhin hier von der bevorstehenden Pleite gesprochen. Sie, Herr Katzer, Herr Franke und die „Wirtschafts-



Dr. Ehrenberg
woche" gemeinsam werden es nicht schaffen, dem Unternehmen Rentenversicherung mit Rücklagen von mehr als einem halben Jahresumsatz die Pleite einzureden. Das wird Ihnen nicht gelingen.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Ich möchte den deutschen Unternehmen wünschen, daß sie über Rücklagen dieser Art verfügen könnten. Sie würden beruhigt in die Zukunft schauen, wenn bei ihnen jemals ein solches Verhältnis zwischen Jahresumsatz und Rücklagen vorhanden wäre. Vielleicht sollten Sie, der Sie, Herr Kollege Katzer, auf die Zusammenhänge zwischen Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik so großen Wert legen, auch dieses ökonomische Faktum, daß Rücklagen vorhanden 'sind und daß Rücklagen dazu da sind, in Schwächeperioden ausgegeben und nicht auf Zeit und Ewigkeit angesammelt zu werden, einmal zur Kenntnis nehmen.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Es muß aber auch darauf hingewiesen werden, daß Herr Katzer

(Zuruf des Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU])

— hören Sie zu, vielleicht lernen Sie noch etwas über Sozialversicherung, verehrter Herr Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion! — den Rentenbericht der Bundesregierung und die Modellrechnungen so bezweifelt hat

(Dr. Blüm [CDU/CSU] : Lotto ohne Treffer!)

und angezweifelt hat, daß diese Variationen ein richtiges Bild der Wirklichkeit wiedergeben, daß ausgerechnet — vielleicht nehmen Sie das zur Kenntnis — das Institut der deutschen Wirtschaft — sicher nicht besonderer Vorliebe für die sozialliberale Koalition verdächtig — in seiner Veröffentlichung Nr. 17/1975 eindeutig festgestellt hat, daß alle bisherigen Vorausschätzungen der Bundesregierung über die künftige Situation der Rentenversicherung zu vorsichtig, zu zurückhaltend waren. Das Institut der deutschen Wirtschaft bescheinigt der Bundesregierung hier, wie ein sorgsamer, vorsichtig die Entwicklung einschätzender Hausvater gehandelt zu haben. Wenn dieses uns sonst ja sehr kritisch gegenüberstehende Institut die Schätzungen der Bundesregierung so beurteilt, dann sollte vielleicht zumindest bei den Sozialpolitikern Ihrer Fraktion ähnlicher Realismus in der Einschätzung zu finden sein. Aber das scheint schwierig zu sein.
Dann wirft ausgerechnet der ehemalige Bundesarbeitsminister Katzer der Bundesregierung vor, daß sie hohe Inflationsraten brauche, um die Rentenversicherung rechnerisch in Ordnung zu bringen. Verehrter Herr Kollege Katzer, Sie sollten doch wenigstens wissen, daß die Rentenformel sicherstellt, daß jede Veränderung der Preissteigerungsraten, die sich wiederum in den Lohnsteigerungsraten ausdrückt, auf beiden Seiten der Rentenversicherungsbilanz durchschlägt und nicht nur auf einer. Dann sollten Sie darauf verzichten, in diesem Zusammenhang mit Inflationsraten zu operieren, die für die langfristige Rechnung zwar insgesamt die Bilanz verlängern, aber für die linke und die
rechte Seite der Bilanz ohne Bedeutung sind. Ihnen hätte ich zugetraut, daß Sie einen solchen simplen ökonomischen Zusammenhang kennen.

(Katzer [CDU/CSU] : Aber Ihr Koalitionspartner will das ändern!)

— Der Koalitionspartner weiß das auch. Lassen Sie den für sich selber antworten!

(Katzer [CDU/CSU] : Der weiß das? Dann ist das ja gut!)

Ich glaube, es ist notwendig, wegen jener Vielzahl von Zweifeln, die Herr Katzer hier noch vermehrt hat, statt sie als verantwortlicher Sozialpolitiker auszuräumen, hier ein paar Worte zu den ökonomischen Wirkungen der dynamischen Rentenformel zu sagen. Es scheint nicht genügend bekannt zu, sein, wie diese Formel wirkt, sonst wäre eine solche Vielzahl von Falschdarstellungen nicht möglich. Die Tatsache, daß die Rentenanpassung rückwirkend nach dem Jahresdurchschnittsverdienst der der Rentenanpassung vorausgegangenen drei Jahre berechnet wird, wirkt doch auf die unterschiedlichen Konjunkturbewegungen so, daß die Rentenanpassungen jeweils unterschiedlich, und zwar gegenläufig zu der Konjunkturbewegung, erfolgen. Seit 1959 hat es neun Jahre gegeben, in denen die Rentenanpassungen höhere ,Zuwachsraten hatten als die Durchschnittsverdienste, und acht Jahre, in denen die Zuwachsraten der Rentenanpassungen kleiner waren als die der Durchschnittsverdienste. Wer einigermaßen die Konjunkturbewegungen kennt, der weiß, daß hier die Rentenanpassungen jeweils den Konjunkturbewegungen entgegengelaufen sind und damit ganz entscheidend mit dazu beigetragen haben, die Konjunkturbewegungen zu glätten; in Boomphasen haben sie einen bremsenden Einfluß ausgeübt, und in konjunkturellen Schwächephasen haben sie eine ganz wesentliche Stärkung der Massenkaufkraft bewirkt und damit einen wesentlichen Antriebsmotor zum Wieder-Tritt-Fassen der Konjunktur geliefert. Das sollte, wie gesagt, wenigstens Herr Katzer wissen, und er sollte zur Kenntnis nehmen, daß gerade in der Hochkonjunktur 1969 bis 1971 und in den Schwächephasen 1974/75 eine geradezu modellhaft-ideale Ergänzung der öffentlichen Kreditfinanzierung und des Gegenwirkens der antizyklischen Elemente aus der dynamischen Rentenformel stattgefunden hat.
Deshalb, so glaube ich, muß hier auch in aller Deutlichkeit gesagt werden, daß aus konjunktur-, wachstums- und sozialpolitischen Gründen, aus der Einheit dieser drei verschiedenen Politiken heraus für die sozialdemokratische Bundestagsfraktion eine Änderung der dynamischen Rentenformel nie zur Debatte stehen kann. Dieses Instrument ist sozialpolitisch und konjunkturpolitisch in gleicher Weise notwendig und hat sich auch in gleicher Weise bewährt.

(Beifall bei der SPD — Härzschel [CDU/ CSU] : Das hat doch der Bundesarbeitsminister in Frage gestellt! Er hat doch schon Änderungen angekündigt!)

Herr Katzer hat hier von der wachsenden Besorgnis der Rentner, von der wachsenden Besorgnis über



Dr. Ehrenberg
die langfristigen Finanzierungsmöglichkeiten gesprochen und immer wieder auf den Zusammenhang zwischen Wirtschafts- und Finanzpolitik hingewiesen. Deshalb kann ich Ihnen auch in dieser Rentendebatte ein paar realistische Anmerkungen zur gegenwärtigen Konjunkturlage und zu den langfristigen Wachstumsmöglichkeiten der deutschen Volkswirtschaft nicht ersparen. In einem hat Herr Katzer natürlich recht, nämlich darin, daß die Rentenversicherung und ihre Finanzierung voll darauf angewiesen sind, daß es der Wirtschafts- und Finanzpolitik gelingt, für ein stabiles Wirtschaftswachstum zu sorgen. Sie können aber sicher sein, daß dies der Wirtschafts- und Finanzpolitik dieser Koalition gelingen wird. Die ersten Erfolge sind heute schon mit den Händen greifbar.

(Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/CSU: Welches Wachstum?)

— Ein kräftiges und ausreichendes Wachstum, verehrter Herr Kollege. Wenn Sie einen Moment bereit sind zuzuhören, will ich Ihnen gern einiges im Detail zu diesen realistischen Wachstumsaussichten sagen.

(Dr. Blüm [CDU/CSU]: Professor Gesundbeter! — Weiterer Zuruf von der CDU/ CSU: Realistisch: im Jahre 1975 3 1/2 % weniger als 1974!)

— Erstens bin ich kein Professor; das sollten Sie auch wissen. Auf diesen unverdienten Ehrentitel lege ich keinen Wert.

(Dr. Blüm [CDU/CSU]: Professor h. c.!)

Zum zweiten: Das Gesundbeten überlassen Sie besser Herrn Katzer. Er hat dies schon so häufig getan. Sie sollten ihn in der Gesundbeterei nicht nachahmen.

(Dr. Blüm [CDU/CSU] : Die Wahrheit kann man nicht genug sagen!)

— Er kann es nicht besser, aber häufiger!

(Urbaniak [SPD] : Der Blüm kann noch etwas lernen! — Dr. Blüm [CDU/CSU]: Urbaniak nicht!)

Das zuversichtliche Bild, das der Bundesarbeitsminister hier dankenswerterweise der deutschen Öffentlichkeit im Blick auf die Rentenversicherung dargestellt hat, findet in den gegenwärtig erkennbaren Konjunkturdaten eine eindeutige Rechtfertigung. Bei einer realistischen Einschätzung der mittelfristigen Wachstumsmöglichkeiten der deutschen Wirtschaft ergibt sich das im Jahreswirtschaftsbericht zum Ausdruck kommende positive Bild. Dieses positive Bild ist keine Prophetie. Es ist eine durch und durch realistische Darstellung. Auch der Jahreswirtschaftsbericht dürfte — ähnliches wie das das Institut der deutschen Wirtschaft der Bundesregierung für die Einschätzung der Lage der Rentenversicherung bescheinigt — eher eine zurückhaltende als eine zu optimistische Beurteilung der Wachstumsmöglichkeiten enthalten. Diese zurückhaltende Einschätzung ist bisher von niemandem in Wissenschaft
und Wirtschaft — außer von den Berufspessimisten der Opposition in diesem Hause — bestritten worden.

(Katzer [CDU/CSU] : Vom Verband der Rentenversicherungsträger!)

Sie sollten heute und hier folgende Fakten der wirtschaftlichen Ausgangssituation zur Kenntnis nehmen. Bereits seit Monaten nehmen die Auftragseingänge in der Industrie ständig zu.

(Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Seit Mai letzten Jahres!)

Die vorläufigen Zahlen der Auftragseingangsstatistik für den Monat Dezember — obwohl die Zahlen für die Vormonate noch besser waren, will ich Ihnen hier nur diese Zahlen nennen — weisen in der Investitionsgüterindustrie einen Anstieg von 15,7 % und in der Konsumgüterindustrie einen Anstieg von 15,6 % aus. Mit der Verbesserung der Auftragslage geht spürbar eine Verbesserung der Stimmung in der Industrie einher. Das „Handelsblatt", sicherlich nicht einer besonderen Vorliebe für die sozialliberale Koalition verdächtig, hat in der vergangenen Woche eine Umfrage unter den großen deutschen Unternehmen gestartet und das Ergebnis dieser Umfrage mit dem Titel versehen „Konjunktur legt den Vorwärtsgang ein".

(Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Das wurde ja auch Zeit! — Zuruf von der CDU/ CSU: Aber die Kupplung rutscht!)

Ein sehr deutlicher Hinweis darauf, wie zuversichtlich die Konjunkturlage in den deutschen Unternehmen eingeschätzt wird.
Wenn Sie den Umfragen und der Statistik nicht glauben, darf ich Ihnen vielleicht empfehlen, ab und zu außer dem politischen Teil der Zeitungen einmal die Wirtschaftsnachrichten, vor allen Dingen die Berichte über die Hauptversammlungen deutscher Unternehmen zu lesen.

(Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Und über die Konkurseröffnungen!)

Z. B. steht in der „Süddeutschen Zeitung" als Überschrift: „MAN mit vollen Auftragsbüchern"

(Franke [Osnabrück] [CDU/CSU] : Daneben stand „9 000 Konkurse 1975" !)

und in der „NRZ": „Bei Kohle und Stahl geht es wieder aufwärts"

(Vogt [CDU/CSU] : Mit den Halden geht's aufwärts!)

und in der „Zeit", die Herr Katzer so ausführlich zitiert hat — —(Zurufe von der CDU/CSU)

— Verehrter Herr Katzer, Sie hätten auch aus der eine Woche später erschienenen Nummer der „Zeit" die Überschrift zitieren sollen: „Bei Siemens stimmt die Kasse" und vielleicht aus der Bilanz der Firma Siemens auch zur Kenntnis nehmen können, daß es in dem schwierigen Rezessionsjahr 1975 möglich war, außer einem positiven Jahresabschluß noch 415 Millionen DM zusätzlich den Pensionsrückstellungen der Firma Siemens zuzuführen, um den Ver-



Dr. Ehrenberg
pflichtungen aus den ein Jahr vorher hier beschlossenen Gesetzen Rechnung tragen zu können.

(Hört! Hört! bei der SPD)

Ein Beweis dafür, daß die Kasse in der deutschen Industrie durchaus stimmt. Sie stimmt ebenso wie bei der Rentenversicherung, verehrter Herr Kollege Katzer.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Vogt [CDU/CSU] : Der hat noch gar nicht gemerkt, daß wir ein Minuswachstum gehabt haben! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

— Mit Ihren Zurufen — —

(Vogt [CDU/CSU] : Erklären Sie doch einmal das sogenannte Minuswachstum!)

- Wer das Minuswachstum — übrigens ein merkwürdiges Wort, das ich nicht erfunden habe — —

(Lachen und demonstrativer Beifall bei der CDU/CSU)

- Ihr Zuruf hat dieses merkwürdige Wort enthalten; ich habe es nicht benutzt.
Es kann ja wohl bei keinem objektiven Beobachter irgendwo auf der Welt außer auf den Bänken der Opposition ein Zweifel daran bestehen, daß die Rezession, die hinter uns liegt, vom Weltmarkt auf uns übergeschwappt ist.

(Zurufe von der CDU/CSU)

Wäre sie das nicht, wäre ja wohl nicht erklärbar, daß unter 15 vergleichbaren Industrienationen der OECD bei einer kombinierten Bewertung aus der Arbeitsmarkt- und Preisstatistik die drei besten Plätze von Osterreich, der Bundesrepublik und Schweden besetzt werden und von keiner anderen Nation, d. h. von drei Nationen mit erfolgreicher sozialdemokratischer Reformpolitik und von keiner anderen.

(Beifall bei der SPD — Lachen bei der CDU/CSU — Dr. Blüm [CDU/CSU] : Gehen Sie einmal auf die Tabelle der Arbeitslosen ein! — Katzer [CDU/CSU] : Und die Arbeitslosen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

— Der Wähler weiß das. Verlassen Sie sich darauf. Fragen Sie die Wähler. Die Dunkelmänner aus Hannover sind keine Wähler.

(Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Die FDP wird Sie verklagen!)

Auch im Jahreswirtschaftsbericht wird selbstverständlich nicht verkannt, vor welchen großen strukturellen Schwierigkeiten die deutsche Volkswirtschaft steht: vor Strukturschwächen, die zwei Jahrzehnte lang hinter ebenso falschen wie festen Wechselkursen verschanzt worden

(Zuruf von der CDU/CSU: Aha!)

und die jetzt durch diese Weltrezession zum Vorschein gekommen sind. Aber diese Strukturschwächen sind überwindbar, und diese Strukturschwächen sind Schritt für Schritt abbaubar. Die ersten Schritte in die richtige Richtung sind, angestoßen
durch den Bundeskanzler, dessen unablässiges internationales Bemühen zu einem Gleichschritt in der Konjunkturpolitik der Bundesrepublik und der anderen Nationen geführt hat, getan.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Sie sollten zur Kenntnis nehmen, daß zur Zeit in den Vereinigten Staaten von Amerika mit einem Wachstum von mehr als 6 °/o, in Frankreich von knapp 5 °/o, in den Niederlanden von 2,5 °/o und in Norwegen von 7 °/o gerechnet wird. Unsere 4 bis 5 °/o liegen da in einer vernünftigen stabilen Mitte und sind darum realistisch und auch erreichbar, wenn dieser Gleichschritt in der Konjunkturbewegung erhalten werden kann.

(Müller [Remscheid] [CDU/CSU] : Im Zusammenhang mit der Rentenversicherung müssen Sie auch die Frage der Arbeitslosenquote ansprechen!)

— Wir werden dafür sorgen, daß diese für die Bundesrepublik ungewohnt hohe Arbeitslosenquote Schritt für Schritt durch eine gezielte Wirtschafts-und Finanzpolitik abgebaut wird. Die Bundesregierung hat ihr Teil dazu getan, sie wird es weiterhin tun.
Wir dürfen nicht übersehen — das darf sich hinter dem konjunkturell bedingten Eindruck nicht verschleiern —, daß von der Angebotsstruktur her die Wettbewerbssituation der deutschen Volkswirtschaft am Weltmarkt ungebrochen ist. Das beste Beispiel dafür ist die Ertragssituation beim Volkswagenwerk.

(Zuruf von der CDU/CSU: Was haben die 1,3 Millionen Arbeitslosen davon?)

Es ist noch kein Jahr her — —

(Vogt [CDU/CSU] : Für die Rentenversicherung ist die Arbeitslosenquote wichtig!)

— Aber lenken Sie doch nicht ab mit Zurufen jetzt!

(Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Das können Sie Ihren Genossen erzählen im Unterricht für Unmündige! — Härzschel [CDU/CSU] : Sie wollen wohl eine Schau abziehen! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU — Glocke des Präsidenten)

— Ich sage Ihnen auch dazu noch etwas, verlassen Sie sich darauf!
Ich wollte nur gerade versuchen, Ihnen zu erklären, daß es noch kein Jahr her ist, als Sie hier ebenso, wie Sie jetzt den Untergang der Rentenversicherung vorausgesagt haben, den ökonomischen Ruin des Volkswagenwerkes an die Wand gemalt haben,

(Beifall bei der SPD — Wehner [SPD]: Sehr wahr!)

und inzwischen werden dort Überschichten gefahren, und die Kasse stimmt wieder. So wie in diesem Einzelfall VW, so ist auf der ganzen Breite der deutschen Volkswirtschaft — sehr unterschiedlich, sehr differenziert in den einzelnen Wirtschaftszweigen — spürbar,

(Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Alles bestens!)

daß die Konjunktur zu greifen beginnt.



Dr. Ehrenberg
Und genau davon, von der langfristigen Sicherung von Wachstum und Beschäftigung hängt in der Tat die finanzielle Situation der Rentenversicherung ab.

(Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Das ist richtig!)

Und Sie scheinen bereit zu sein, Herr Katzer, anzunehmen, daß wir 15 Jahre mit der gegenwärtigen Arbeitslosenquote zu rechnen haben.

(Katzer [CDU/CSU] : Die Sie zu verantworten haben!] Ich bin dazu nicht bereit, und die Situation der deutschen Volkswirtschaft gibt auch nicht den geringsten Anlaß, so etwas anzunehmen. (Beifall bei der SPD — Müller [Remscheid] [CDU/CSU] : Herr Ehrenberg, versuchen Sie doch einmal, Herrn Muhr zu überzeugen!)

Sie gibt deshalb keinen Anlaß dazu, — —

(Katzer [CDU/CSU] : Den Verband der Rentenversicherungsträger, Herrn Muhr, müssen Sie überzeugen!)

— Auch der Verband der Rentenversicherung hat sich 1967 genauso geirrt,

(Katzer [CDU/CSU]: Ihr Kollege Muhr!)

wie Sie, verehrter Herr Katzer, noch im Jahre 1971 mit den Rechnungen Ihres Planungsstabes die Rechnungen der Bundesregierung um 50 Milliarden DM übertroffen haben, nach oben gerechnet, weil Sie damals Grundlagen dafür brauchten, die sozialliberale Koalition links überholen zu können.

(Müller [Remscheid] [CDU/CSU] : Sagen Sie das doch Ihrem Kollegen Muhr!)

Es ist Ihnen nicht gelungen, und es wird Ihnen auch jetzt nicht gelingen, nach der anderen Seite herunterzurechnen. Wir bleiben in der mittleren, soliden Ausgangslage.

(Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Bei über einer Million Arbeitslose! Das nennt er solide Ausgangslage! — Härzschel [CDU/CSU] : Messen Sie das doch einmal an Ihren Aussagen! — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Schon draußen nimmt Ihnen das niemand ab!)

— Ich rede jeden Tag draußen, verehrter Herr Kollege! Vor sehr viel mehr Arbeitnehmern, als Ihnen je begegnen! Darauf können Sie sich verlassen, daß das dort verstanden wird!

(Beifall bei der SPD)

Aber nehmen Sie vielleicht doch einmal ein paar der Notwendigkeiten zur Kenntnis, denen Rechnung getragen werden muß, um diese Voraussetzungen zu halten, und auch ein paar der realistischen Einschätzungen mittelfristiger Wachstumsmöglichkeiten. Es gibt keinen Grund, jenen modisch gewordenen Wachstumspessimismus, der jetzt überall grassiert, auf 15 Jahre in die Zukunft zu projizieren.
Ich habe vor wenigen Tagen Gelegenheit gehabt, mit dem Vizepräsidenten der Europäischen Kommission ausgiebig über die mittelfristigen und langfristigen Wachstumsmöglichkeiten in der Europäischen Gemeinschaft zu diskutieren. Wir sind zu der übereinstimmenden Ansicht gekommen, daß ein Teil von dem, was jetzt als unlösbare Strukturprobleme erscheint, konjunkturell verschärft gesehen wird und mit sich bessernder Konjunktur auflösbar wird und daß der Rest der verbleibenden Strukturschwierigkeiten durch eine gezielte, vorausschauende Arbeitsmarktpolitik zwar nur allmählich, aber sicher überwindbar ist. Weder in der Bundesrepublik noch in den anderen Mitgliedsländern der EG und erst recht nicht in den Ländern der Dritten und Vierten Welt kann von einer Sättigung des Bedarfs gesprochen werden, und das Produktionspotential in den europäischen Staaten ermöglicht eine erhebliche Ausweitung.
Wir werden allerdings einiges dazu tun müssen, damit das gelingt. So werden wir vor allem den europäischen Binnenmarkt weiter festigen und alle protektionistischen Tendenzen abwehren müssen. Wir werden durch einen steigenden Anteil der öffentlichen und privaten Investitionen am Bruttosozialprodukt dafür sorgen, daß die notwendige Umstrukturierung in einem Teil der Wirtschaft sozial abgeglättet und langsam erfolgen kann. Wir müssen in dem sich jetzt immer breiter und deutlicher anbahnenden Konjunkturaufschwung dafür sorgen, daß der technologische Sprung, der in vielen Branchen notwendig ist, erfolgt, daß wir in vielen Wirtschaftszweigen zu technologisch anspruchsvolleren Produkten übergehen, weil wir nur damit die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Bundesrepublik sicherstellen können.
Um Ihnen das nicht nur so allgemein zu sagen, will ich Ihnen hier gern einige Branchen nennen, in denen mittelfristig mit erheblichen Zuwachsraten zu rechnen ist, Branchen, deren gesamtwirtschaftliches Gewicht so groß ist, daß die positiven Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft gar nicht ausbleiben können. In der elektrotechnischen Industrie z. B. ist zwar mit erheblichen Umschichtungen zu rechnen, doch mindestens im Bereich der Nachrichtentechnik, der Meß- und Regeltechnik und der Elektronik ist weiterhin mit aufnahmefähigen Märkten zu rechnen. Das gleiche gilt für die chemische Industrie, für den Sektor Maschinenbau und für die Energie- und Wasserversorgung. Überall dort sind Investitionsmöglichkeiten, Ausbaumöglichkeiten, steigende Produktionsziffern und damit auch — im zweiten Durchgang — steigende Beschäftigungsziffern zu erwarten.
Wir tun das, und wir haben keinen Zweifel daran, daß es dieser so breit angelegten Wirtschafts- und Finanzpolitik, kombiniert mit einer zukunftsorientierten Arbeitsmarktpolitik, gelingen wird, die Solidität der Finanzen der Rentenversicherung, so wie sie jetzt vorhanden ist, auch in Zukunft zu bewahren.
Herr Kollege Katzer, wenn Sie mir zum Schluß noch eine Sekunde zuhören würden — Herr Kollege Katzer! —

(Zuruf von der CDU/CSU: Er ist mit dem Geschäftsführer der SPD beschäftigt!)


Dr. Ehrenberg
— dann muß der Geschäftsführer einmal aufhören, ihn zu beschäftigen —, dann wäre ich Ihnen, der Sie sooft gezielt den 3. Oktober angesprochen haben

(Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das ist ein wichtiges Datum!)

— ein sehr wichtiges Datum außerordentlich
dankbar, wenn Sie davon ausgingen, daß die Rentner in diesem Lande jetzt und nach dem 3. Oktober auf eine unveränderte Anpassung ihrer Renten rechnen können, und wenn Sie gleichzeitig das, was Sie von der Bundesregierung erwarten, die das auf einem sehr anderen wichtigen Feld, nämlich der Sicherung der öffentlichen Einnahmen, bewiesen hat, den Herren Ministerpräsidenten Ihrer Couleur beibrächten, nämlich die gleiche Verantwortung vor dem 3. Oktober zu zeigen. Sie haben in Ihrem letzten Satz hier mit drohendem Unterton gesagt: Die CDU im Bundestag und Bundesrat wird dafür sorgen, . . .

(Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Warum so tierisch ernst? — Katzer [CDU/CSU] : Das war eine Feststellung!)

Jetzt sorgen Sie bitte dafür,

(Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Ein bißchen mehr Humor, Herr Ehrenberg!)

daß die gleiche Verantwortung bei der Finanzgestaltung, die die Bundesregierung hier an den Tag gelegt hat, auch von den Ministerpräsidenten der CDU-regierten Länder bewiesen wird.

(Beifall bei der SPD und der FDP)


Dr. Hermann Schmitt (SPD):
Rede ID: ID0722501600
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Schmidt (Kempten).

Hansheinrich Schmidt (FDP):
Rede ID: ID0722501700
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! „Ist meine Rente noch gesichert? Muß ich bald einen höheren Beitrag zahlen? Ist es ganz richtig, daß ich nur 6 °/o mehr Lohn, mein Vater im gleichen Jahr aber 11 °/o mehr Rente bekommt?" Das sind die Fragen, meine Damen und Herren, die uns allen im Zusammenhang mit dem, was wir heute diskutieren, draußen in den Veranstaltungen tagtäglich gestellt werden, verursacht durch unqualifiziertes Gerede, verursacht durch das Geraune, das seit Wochen und Monaten durch den Blätterwald geht, das seit Wochen und Monaten ohne klare Aussagen, ohne Fakten in der Öffentlichkeit verstreut wird.
Deshalb begrüße ich es für die Freien Demokraten, daß heute und hier Gelegenheit gegeben ist, im Zusammenhang mit der Vorlage des Neunzehnten Rentenanpassungsgesetzes und des Rentenanpassungsberichts einmal etwas Klarheit in dieses Geraune bringen zu können, einmal deutlich und klar auch für die Freien Demokraten hier zu Anfang sagen zu können: Wir Freien Demokraten denken in keiner Weise daran, die dynamische Rentenentwicklung, die Bruttolohnbezogenheit oder irgendwelche anderen Dinge in diesem Zusammenhang in Gefahr oder ins Gerede zu bringen.
Allerdings halten wir es für notwendig und richtig, den Fragern, die ich zu Anfang zitierte, klare
Antworten zu geben. Wir sind deshalb dankbar — ich möchte dieses hier ausdrücklich zu Beginn meiner Rede sagen —, daß der Herr Bundesarbeitsminister mit der Vorlage des Neunzehnten Rentenanpassungsgesetzes, der Sie, Herr Kollege Katzer, zustimmen wollen, und mit der dazu gehaltenen Einbringungsrede deutlich gemacht hat, daß zunächst einmal hier und heute und für die Anpassungen der nächsten Jahre keine Probleme bestehen, daß die Rentner draußen wissen sollen, daß sie ihre dynamische Anpassung entsprechend der Bruttolohnbezogenheit der Rentenformel erhalten werden und daß dies durch die vorhandenen Rücklagen gedeckt ist. Dies möchte ich hier einmal klar feststellen.

(Beifall bei der FDP und der SPD)

Ich glaube, daß Sie, Herr Bundesarbeitsminister, mit Ihren Ausführungen und mit den Detailzahlen, die Sie dazu gebracht haben, erheblich zur Beruhigung beigetragen haben, und zwar dadurch, daß Sie die Rentenanpassung zum 1. Juli 1976 in Höhe von 11 °/o als ein Faktum auf den Tisch gelegt haben. Damit stehen keine Fragen der Nivellierung, der Rentenkürzung oder sonstiges zur Diskussion. Sie haben dadurch zur Beruhigung beigetragen, daß Sie eine positive Bilanz für die Rentenentwicklung seit 1969 — dem Regierungsantritt der sozialliberalen Koalition — vorlegen konnten, eine Bilanz, die immerhin zeigt, daß die Zahlen, die 1962 im Nettobereich noch bei 52,4 °/o und 1970 bei 56,8 °/o lagen, sich 1975 bei 63 °/o bewegen. Das ist ein Ergebnis der Politik der sozialliberalen Koalition.

(Beifall bei der FDP und der SPD)

Diese Politik hat darüber hinaus dazu geführt, daß sich die Renten von 1969 bis 1976 real verdoppelt haben. Dieses als klare Feststellung.
Ich stelle weiter fest: Es besteht auch kein Anlaß, zum jetzigen Zeitpunkt über Beitragserhöhungen nachzudenken.
Herr Kollege Katzer, Sie haben auch auf das Gerede hingewiesen, Sie haben auch gesagt, hier müßten Fakten angesprochen werden, hier müsse Verantwortung vor dem Wahltag gezeigt werden. Nun, Herr Kollege Katzer, ich habe sehr aufmerksam zugehört. Ich habe allerdings wenig von der Verantwortung, wenig von den konkreten Aussagen — ich werde nachher für die Zukunft noch einiges sagen
— feststellen können. Ich habe ein bißchen den Eindruck gehabt, daß Sie jetzt wieder anfangen, die Platte des Herbstes 1972 zu spielen, als Sie vor dem Wahltag mit allen möglichen Hinweisen und Plakaten die Rentner vor der Wahl im Jahre 1972 total in die Verunsicherung treiben wollten.

(Wehner [SPD]: Sehr wahr! So war das!)

— Genauso war es, Herr Kollege Wehner. Ich kann mich noch an die Plakate erinnern.

(Wehner [SPD]: Und Inserate!)

Sie haben wenig von der Verantwortung gesprochen, Herr Kollege Katzer, die Sie doch mit für manche Probleme haben, mit denen wir uns jetzt befassen müssen. Oder waren es nicht noch Sie als Bundesarbeitsminister der Großen Koalition, der damals ungeprüft die Hereinnahme aller Rentner —



Schmidt (Kempten)

auch derer ohne Anspruchsberechtigung — in die Krankenversicherung hier im Deutschen Bundestag vertreten und durchgesetzt hat — ein Problem, das uns das heutige Problem der Finanzierung der Krankenversicherung der Rentner, über das es noch sehr viel wird nachzudenken geben, sicher nicht leichter gemacht hat?
Oder waren es nicht Sie, Herr Kollege Katzer, der als sozialpolitischer Sprecher der Opposition im Herbst 1972 im Rahmen der von der Bundesregierung vorgelegten Rentenreform hier in diesem Hause auf Grund einer zufälligen Zweitagesmehrheit — —

(Katzer [CDU/CSU]: Die war nicht zufällig!)

- Auf Grund einer zufälligen Zweitagesmehrheit! Es waren zwei Sitzungstage in diesem Hause, wo einer von der Koalition fehlte, dessen Namen ich jetzt nicht nennen will,

(Katzer [CDU/CSU]: Das war kein Zufall!)

und das waren die beiden Tage der Verabschiedung der Rentenreform.

(Katzer [CDU/CSU] : Wir hatten eine Mehrheit, und Sie haben doch zugestimmt!)

— Anschließend hatten Sie aber wieder keine Mehrheit mehr; das war nur an den zwei Tagen. Aber es ist ja egal. Waren Sie es nicht, Herr Kollege Katzer, war es nicht Ihre Verantwortung, daß damals das halbe Jahr vorgezogen wurde?

(Zuruf von der CDU/CSU: Ja, haben Sie denn zugestimmt?)

— Ich komme gleich darauf, einen Moment! Es ist immer schön, daß ich durch die Zwischenrufe gleich an das erinnert werde, was ich sowieso noch sagen wollte.

(Franke [Osnabrück] [CDU/CSU] : Das haben Sie doch in Ihren Propagandabroschüren als Erfolg verkauft!)

Damals wurde also das halbe Jahr vorgezogen, und, Herr Zwischenrufer, Sie haben völlig recht, wenn Sie sagen, daß wir dem zugestimmt haben.
Aber ich möchte auch ganz klar noch einmal dies sagen: Der Kollege Katzer wird sich daran erinnern, daß in der Diskussion über das halbe Jahr von seiten der Koalition und gerade von uns Freien Demokraten das Problem der Vorziehung und seiner Auswirkungen auf den Tisch gelegt worden ist. Heute schlägt das mit 100 bis 130 Milliarden DM in der 15-Jahres-Rechnung zu Buche. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen; das wissen Sie auch.

(Katzer [CDU/CSU]: Sie haben zugestimmt!)

— Das habe ich ja gesagt. Aber ich habe damals auf die Dinge hingewiesen, und ich komme noch auf einiges. - Sie hätten also mit sagen sollen,

(Dr. Blüm [CDU/CSU] : Wollen Sie es wieder zurücknehmen?)

daß damals — darüber werden wir uns auch unterhalten — durch diese Vorziehung um das halbe Jahr
— und, Herr Kollege Katzer, ich nehme das etwas ernster, wenn man schon heute von Aktualisierung
spricht und von Abschaffung des time lag; darauf werde ich nachher kommen — dieses Prinzip ja zum erstenmal durcheinandergebracht wurde. Natürlich wurde es durcheinandergebracht, denn einer der Grundsätze — der Kollege Ehrenberg hat es eben noch einmal bestätigt — des Nachzuges der drei Jahre war die konjunkturpolitische Komponente mit den Auswirkungen der niedrigen Rentenanpassungen in Jahren hoher Lohnsteigerung, die wir sehr häufig gehabt haben; diesmal ist es umgekehrt.
Man hat das aus verständlichen Gründen getan; ich sage ja gar nicht, daß es nicht Gründe dafür gab. Aber es war auch klar, daß damit zum erstenmal an diesen Aktualisierungsproblemen gedreht wurde. Natürlich wurde es das; ich komme nachher noch einmal darauf.
Diese Verantwortung, Herr Kollege Katzer, die Sie dabei haben, haben Sie hier nicht mit auf den Tisch gelegt, und Sie haben auch nicht gesagt, in welcher Schwierigkeit wir heute wären, wenn das, was Sie damals noch durchgesetzt hatten, was wir dann aber 1973 korrigieren konnten, sowohl bezüglich des ungehinderten Nebenverdienstes bei der flexiblen Altersgrenze als auch im anderen Bereich, ebenfalls noch in Milliardenhöhe in der Bilanz auftauchte. Herr Bundesminister Arendt hat das vorhin deutlich gemacht.
Das, was Sie hier versucht haben, Herr Kollege Katzer, nehme ich Ihnen übel, weil ich weiß, daß Sie in diesen Fragen Verantwortung tragen, Verantwortung sehen und — wie ich auch aus Presseartikeln von Ihnen weiß — nüchtern sehen, daß wir über manches nachdenken müssen. Wenn Sie dann hier von Verantwortung sprechen, aber die eigene Verantwortung aus der Vergangenheit nicht mit ansprechen und gleichzeitig im Grunde keine einzige Aussage machen, was Sie denn nun tun wollen, reicht das eben nicht. Sie verlangen von uns von der Koalition, wir sollten -.-

(Müller [Remscheid] [CDU/CSU] : Ja, Sie sind doch an der Regierung!)

— Moment, ich bin ja noch nicht ganz fertig. Immer so voreilig, Herr Kollege! Sie müßten mich ja nun einigermaßen kennen.
Sie verlangen von uns,

(Katzer [CDU/CSU] : Nur Klarheit!)

wir sollten klar und offen vor dem Wahltag sagen, welche Möglichkeiten bestehen. Das allerdings erwarte ich auch von Ihnen!

(Müller [Remscheid] [CDU/CSU] : Sie stehen in der Regierung!)

Sie haben hier zunächst einmal nur gesagt — und
da stimmen wir ja überein —: In diesem Jahr ist
die Rentenanpassung in Ordnung, ist sie finanziert.
In der Frage der Liquiditätshilfe teile ich nicht Ihre Auffassung. Es ist nach den letzten Zahlen eindeutig klar, daß wir auf diesem Gebiet 1976 keine wesentlichen Probleme haben werden. Erfreulicherweise ist das so; vor einem halben Jahr sah es noch anders aus.



Schmidt (Kempten)

Aber eines ist klar: Sie haben nicht gezeigt, wo Sie denn Möglichkeiten sehen, die vor uns liegenden Probleme in Zukunft auf vernünftigem Wege zu lösen, ohne Veränderung der Dynamik, ohne Veränderung der Bruttolohnbezogenheit, ohne Rentenkürzung. Ich habe dafür Verständnis.
Ich habe im Herbst zunächst einmal angedeutet, daß in dem Fall, daß sich die Zahlen, die wir heute sehen, bewahrheiten sollten — wir wissen das heute nicht, und keiner von uns kann das wollen —, alle Dinge in die Überlegung einbezogen werden müssen, wenn wir 1977, 1978 oder 1979 vor der Frage einer Beitragserhöhung oder anderer Maßnahmen stehen.
Von allen Fraktionen in diesem Hohen Hause wurde in den letzten Jahren mehrmals klargemacht: die Belastungsgrenze unserer Arbeitnehmer, die Belastungsgrenze unserer Volkswirtschaft durch die Sozialversicherungsbeiträge ist in eine Größenordnung gekommen, bei der man sehr sorgfältig überlegen muß, ob eine weitere Aufstockung noch vertretbar ist.

(Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Sie bestätigen die Sorgen des Verbandes, Herr Kollege!)

— Diese Frage, Herr Kollege Carstens, ist schon im Zusammenhang mit der Krankenversicherung diskutiert worden. Wir müssen die ganze Belastungssituation sehen.

(Zurufe von der CDU/CSU)

Lassen Sie mich zum Rentenbericht nur wenige Sätze sagen. Ich stelle fest, daß wir nicht die Auffassung teilen, daß der Rentenbericht eines Nachtrags bedarf. Diese Auffassung teilen wir auch schon deshalb nicht, weil uns das für die Überlegungen in bezug auf die neunzehnte Rentenanpassung gar nichts mehr brächte, da aus zeitlichen Gründen keine diesbezüglichen Möglichkeiten mehr bestehen.
Wir begrüßen ausdrücklich die Möglichkeit von Alternativrechnungen und die fünfzehn Alternativrechnungen, die man vielleicht noch ausweiten und verändern kann. Wir begrüßen das, weil sich in der Vergangenheit immer gezeigt hat, daß nur eine Vorausberechnung zuwenig Möglichkeiten zur Überlegung bietet, wie die Entwicklung gehen kann. Es nehmen zu viele Faktoren auf diese Entwicklung Einfluß.
Man sollte vielleicht überlegen, inwieweit in Zukunft der Rentenbericht auch noch mit den Entwicklungsdaten der mittelfristigen Finanzplanung der Bundesregierung stärker in Einklang gebracht werden kann. Das ist eine Frage für die Zukunft.

(Zuruf des Abg. Katzer [CDU/CSU])

Wir sehen in dem Bericht aber auch — das ist das, was ich als nüchterne Analyse bezeichnen möchte — die Fakten, daß es auch 1976 ebenso wie 1975 mehr Ausgaben als Einnahmen geben wird. Zu der nüchternen Analyse gehören auch die Feststellungen, daß im Sozialbeirat im Zusammenhang mit seiner Zustimmung zur Anpassung zum erstenmal
keine Einstimmigkeit erzielt wurde, daß Bundesbankbericht, Sachverständigenratsgutachten und der Verband der Rentenversicherungsträger uns Zahlen auf den Tisch gelegt haben. Aber jede Berechnung geht von einer anderen Voraussetzung aus; von keiner Prognose kann gesagt werden, daß sie sich bewahrheiten muß. Wir alle hoffen, daß es nicht so kommt. Aber es könnte doch so sein.

(Katzer [CDU/CSU] : Sehr richtig! Das ist genau der Punkt!)

1978 oder 1979 kann dieses Hohe Haus vor der Frage stehen, die Beiträge zu erhöhen oder andere Lösungswege zu finden.

(Katzer [CDU/CSU] : Das ist der Punkt! — Wehner [SPD] : Das ist kein Thema zur Auseinandersetzung mit der CDU/CSU, Herr Kollege! — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/ CSU] : Das ist eine Kritik an Ihnen, Herr Kollege!)

— Herr Kollege Wehner, es ist aber — entschuldigen Sie, wenn ich dazu etwas sage — ein Thema, welches die Öffentlichkeit doch aus vielen Erfahrungen heraus interessiert, vor allem dann, wenn man es einmal ganz nüchtern sieht.

(Wehner [SPD] : Je mehr man herumredet, desto mehr bilden sich Blasen! — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Haben Sie doch Humor!)

In diesem Zusammenhang möchte ich gleich folgendes sagen. Herr Kollege Katzer, wenn Sie geglaubt haben, vorhin in Ihrer Rede mit Hinweisen auf meine Vorstellungen über das, was möglicherweise gemacht werden könnte, eine große Übereinstimmung mit Ihren Vorstellungen andeuten zu können, kann ich nur sagen: Ich habe schlechte Erfahrungen aus der Zeit, in der ich als Sozialpolitiker unter Ihnen als Arbeitsminister tätig war; ich habe wesentlich bessere als liberaler Sozialpolitiker mit den Sozialdemokraten seit 1969, und ich beabsichtige, auch weiterhin sozialliberale Politik zu machen.

(Lachen bei der CDU/CSU — Dr. Blüm [CDU/CSU] : Jetzt machen Sie doch keine Pflichtübung! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

Wir sind aber auch so nüchtern, die Fakten zu sehen.
Meine Damen und Herren, die Zeit schreitet fort.

(Zuruf von der CDU/CSU: Wehner, der große Zuchtmeister der FDP!)

Ich möchte einiges zu der nun einmal nicht zu leugnenden Tatsache sagen, daß wir in einigen Jahren möglicherweise vor der Frage einer Beitragserhöhung oder anderer Maßnahmen stehen. Herr Kollege Ehrenberg, ich stimme Ihnen völlig zu: Die Wirtschaft wird uns kaum vor diese Frage stellen, weil sie sich wirklich so entwickelt, daß wir eine Absicherung der Rentenversicherung erreichen. Wir müssen aber auch sehen, daß die Beschäftigungszahlen selbst bei einem starken Absinken der Arbeitslosenzahlen in den nächsten Jahren und Jahrzehn-



Schmidt (Kempten)

ten niedriger liegen werden als in der Vergangenheit. Auch müssen wir sehen, daß wir gerade bei einer Wirtschaftsentwicklung, wie wir sie wollen, in den nächsten Jahren nicht unbedingt sehr hohe Lohnzuwachsraten brauchen können. Vielmehr brauchen wir Lohnzuwachsraten, die in die Konjunkturentwicklung passen. Beides sind aber nun einmal Faktoren, die ich auch sehen muß, wenn ich die 15-Jahres-Bilanz der Rentenversicherung beurteilen will.

(Katzer [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

Und hier kommt nun die Frage, die ich für die Freien Demokraten, vor allen Dingen aber für mich, gestellt habe: Wieweit kann ich den Generationenvertrag — ich möchte das so nennen —, der im Jahre 1957 zwischen den Arbeitenden und den aus dem Arbeitsleben Ausgeschiedenen geschlossen wurde — mit dynamischer, bruttolohnbezogener Rente —, so sicher machen, daß der Rentner von heute weiß, daß er auch morgen noch mit einer angemessenen Entwicklung seiner Rente rechnen kann, daß der Beitragszahler von heute weiß, daß die Beiträge nicht ins Uferlose steigen und daß auch er eines Tages mit einer leistungs- und beitragsbezogenen Rente rechnen kann?

(Beifall bei der CDU/CSU — Katzer [CDU/ CSU]: Genau das ist es! — Maucher [CDU/ CSU] : Herr Schmidt ist doch ein kluger Mann!)

Das wollen wir.
In diesem Zusammenhang habe ich den Vorschlag gemacht, vor einer Beitragserhöhung — wenn wir vor der Notwendigkeit stehen, eine solche zu erwägen — zu überlegen, ob nicht der bisherige Modus der Anpassung im Rückgriff auf drei Jahre verändert werden sollte. Ich sage Ihnen auch, warum.
Die antizyklische Wirkung, die der Dreijahresrhythmus haben sollte, hat sich in der Vergangenheit leider nicht immer bewährt. 1972 führte er dazu, daß aus einer kurzfristigen Sicht heraus eine Verschiebung um ein halbes Jahr erfolgte. Im letzten Jahr haben wir es erlebt, daß sich die Rentner genauso verhalten wie die anderen Konsumenten und den größten Teil der Rentenerhöhungen sparen. Ich habe volles Verständnis dafür. Aber der antizyklische Effekt, der damals unterstellt wurde, ist in dieser Form nicht eingetreten.
Der Dreijahresrhythmus bringt noch ein anderes Problem mit sich. Er schafft die Situation — auch Sie werden das draußen erleben —, daß Arbeitnehmer mit einem gewissen Recht sagen: Ich soll auf Grund von konjunkturpolitischen Notwendigkeiten in diesem Jahr nur 5 bis 6 °/o brutto — davon noch die Steuern ab — mehr bekommen, mein Vater aber erhält 11 °/o mehr.

(Dr. Ehrenberg [SPD] : 1971 war es umgekehrt!)

— In anderen Jahren war es umgekehrt. Das ist ein Problem, das diesen Generationenvertrag eines Tages belasten könnte. Auch kann diese Dreijahressituation — jetzt sage ich einmal ein ganz offenes Wort — die Politiker aller Fraktionen in Jahren
guter Überschüsse dazu verleiten, zuviel zu tun und nicht immer daran zu denken — Sie waren es, Herr Kollege Katzer, der im Jahre 1972 versucht hat, noch mehr zu tun —,

(Katzer [CDU/CSU]: Mit Ihrer Hilfe!)

daß das eine Wellenlinie ist. Wäre es also im Interesse dieses Generationenvertrages nicht richtiger, diese sich ergebenden Wellenlinien, die nicht mehr antizyklisch wirken und die Probleme aufwerfen, dahin zu verändern, daß durch eine Anpassung an die Lohnentwicklung des vergangenen Jahres ein kontinuierliches Weiterwachsen, und zwar dynamisch, bruttolohnbezogen, möglich ist? Das würde bedeuten: die Rente wächst weiter dynamisch, die Bruttolohnbezogenheit bleibt. Eine Beitragserhöhung ist bis Mitte der 80er Jahre — bis dahin hoffen wir andere Impulse zu haben — nicht zu erwarten.
Natürlich hat die Sache auch einen Nachteil; ich möchte ihn offen nennen, weil ich der Meinung bin, auch das muß man sagen. Das würde bedeuten, daß 1977 und 1978 die Anpassungen, die 1977 mit 10,7 und 1978 mit 8,5 °/o zu Buche stehen, niedriger liegen und beispielsweise der Lohnquote 1976 entsprechen würden, also sagen wir einmal 6 bis 7 °/o und nicht 10,7 °/o. Dasselbe würde noch einmal 1978 geschehen.
Das, meine Damen und Herren, ist zweifellos etwas, was wir unseren Rentnern in diesem Zusammenhang sagen und auch zumuten müssen. In den Diskussionen draußen über die Diskrepanz zwischen 11 °/o bei Rente und 6 °/o bei Lohn und die Schwierigkeiten, die daraus entstehen können, habe ich aber bisher festgestellt: Man hat Verständnis dafür, daß dieser Generationenvertrag aus zwei Vertragspartnern besteht, den Zahlenden und den Empfängern, den Rentnern und den Beitragszahlern. Wenn man diesen Vertrag auf die Zukunft sicherer und, was das Anwachsen betrifft, kontinuierlicher machen will, wenn man ihn auf der Niveauhöhe von 63 °/o halten will — diese würden wir nämlich dabei auch halten, weil beides gleichzeitig wachsen würde —, wenn man also nicht wieder einen Niveauabfall, der bei den Wellenbewegungen möglich ist, einkalkulieren will, dann halte ich diese Überlegung allerdings für wichtig im Hinblick auf den Zeitpunkt, wo es darauf ankommt, den Beitrag zu erhöhen oder einen anderen Weg zu gehen. Dabei würde keine Rente gekürzt. Auch Kollegen von Ihnen haben geschrieben: Hier werden Renten gekürzt, hier werden Eingriffe durchgeführt.

(Katzer [CDU/CSU]: Das Niveau!)

— Nein, das Niveau bleibt auf der Höhe, bei der wir damit anfangen, und zwar bei 63 °/o, weil wir gleichmäßig anpassen. Das Niveau bleibt. Es gibt lediglich den Ausfall zwischen 7 °/o und 10,7 % 1977 und vielleicht noch einmal zwischen 7 % und 8,5 °/o 1978. Dann gleitet es sowieso wieder in die Kurve ein.
Ich halte das für überlegenswert, wenn wir uns der Verantwortung für die beiden Generationen, für die zukünftige Entwicklung bewußt sind.
Herr Kollege Ehrenberg!




Dr. Herbert Ehrenberg (SPD):
Rede ID: ID0722501800
Herr Kollege Schmidt, würden Sie zugeben, daß es bei Ihren Überlegungen einzig und allein darauf ankommt, in welchem Jahr Sie das einführen, daß es auch genau umgekehrt wirken kann und daß letzten Endes der dreijährige Durchschnitt verstetigend und nicht wellenverstärkend wirkt?

Hansheinrich Schmidt (FDP):
Rede ID: ID0722501900
Herr Kollege Ehrenberg, ganz so sehe ich es nicht. Verstetigend wirkt er nicht, höchstens langfristig, aber mit den Kurvenentwicklungen und den Diskrepanzen, die ich vorhin dargestellt habe. Richtig ist natürlich, Herr Kollege Ehrenberg, daß das Jahr des Inkraftsetzens wichtig ist. Deshalb habe ich ja gesagt: Hier muß den Rentnern ein gewisser Verzicht zugemutet werden, wenn wir den Weg gehen wollen, den ich hier andeute. Aber er garantiert den Generationenvertrag besser.
Ich weiß nicht, meine Damen und Herren, wie wir in diesem Hause dastünden, wenn wir auf 19,6 oder 20 % gehen müßten. Ich kann nur von heutigen Fakten ausgehen. Ich halte es für meine Aufgabe als Sozialpolitiker, auch über den Fall nachzudenken, daß eine bestimmte Situation eintritt, und nicht in Hektik zu verfallen, wie es 1966/67 geschehen ist, als man eine ganze Reihe von Bestimmungen der Rentenreform plötzlich ändern mußte. Ich halte es für richtiger, sich Modelle zu überlegen, wie man die Rentenversicherung gesunderhalten und die Zukunft der beiden Generationspartner am besten sichern kann.

(Beifall bei der FDP)

Das ist, wie gesagt, ein Gedankenmodell. Es ist nur unter der Voraussetzung notwendig, daß auf Grund der Zahlen, die wir heute haben und die wir nüchtern sehen, die Frage der Beitragserhöhung auf uns zukommen sollte. Ich glaube, über diese Situation sollte man noch nachdenken.
Meine Damen und Herren, zum Abschluß noch ein kurzes Wort zur Gesamtsituation. Ich glaube, es war gut, einmal klarzustellen, daß mein Vorschlag nichts mit sozialer Demontage oder dergleichen zu tun hat. Ich habe hier etwas ausführlicher aus der Verantwortung, wie ich sie sehe, mögliche Entwicklungen angedeutet. Ich stelle fest, daß die CDU/ CSU bisher keine Möglichkeiten aufgezeigt, sondern nur Kritik geübt hat.

(Katzer [CDU/CSU] : Nur Klarheit gewünscht!)

Ich stelle zugleich fest, daß die Bundesregierung, daß der Bundesarbeitsminister in seinem Einführungsreferat und in Verbindung mit den Fakten, die auf dem Tisch liegen, klargestellt hat, daß die Rentenversicherung in den nächsten Jahren zu keiner Besorgnis Anlaß gibt, daß Beitragserhöhungen bis zu den Jahren 1978/79 nicht notwendig sind.

(Zuruf des Abg. Maucher [CDU/CSU])

Die Rentner und die Beitragszahler können die Dinge auf Grund dieser Situation etwas ruhiger ansehen.

(Maucher [CDU/CSU] : Das glaubt ihr doch selbst nicht!)

Sie, Herr Kollege Katzer, sollten nicht weiter versuchen, die Dinge aufzuheizen, sondern einmal konkret sagen, was Sie wollen.

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der SPD — Zuruf des Abg. Maucher)


Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722502000
Das Wort hat der Abgeordnete Ziegler.

Erich Ziegler (CSU):
Rede ID: ID0722502100
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Angesichts der in den Ausführungen der Kollegen Ehrenberg und Schmidt sichtbar gewordenen, ich möchte fast sagen, fundamentalen Unterschiede in den Auffassungen der Koalitionsfraktionen,

(Sehr richtig! bei der CDU/CSU — Dr. Ehrenberg [SPD] : Machen Sie doch aus einer Rechenmethode kein Fundament!)

wäre es sehr wichtig, dazu einiges zu sagen. Wir sind aber in der ersten Beratung und werden sicherlich in den Ausschußberatungen Gelegenheit haben, uns gerade mit diesen Dingen zu befassen. Ich kann nur sagen, was Kollege Schmidt hier zu den Berechnungsgrundlagen vorgetragen hat, deckt sich weitgehend mit unseren Auffassungen. Wir werden das bei den Beratungen deutlich machen.
Ich will mich in erster Linie aus Zeitmangel nicht mit den Ausführungen des Kollegen Ehrenberg auseinandersetzen. Man muß feststellen, daß dies auch sonst nicht gerade interessant wäre. Sie haben die übliche Taktik gebraucht, daß Sie die Opposition schlechtgemacht und im übrigen festgestellt haben, auf seiten der Regierung sei alles in Ordnung. Kollege Schmidt hat auch in dieser Richtung abgestuft. Er hat wenigstens zugegeben, daß die kritischen Stimmen, die in der Öffentlichkeit zu bemerken sind, nicht in erster Linie von der Opposition kommen, sondern aus der breiten Öffentlichkeit.
Sie, Herr Kollege Ehrenberg, haben von Vorschlägen gesprochen. Ich möchte ausdrücklich bestätigen, was der Kollege Katzer hier schon angesprochen hat: Von all den Vorschlägen, die zur Zeit als mögliche Abhilfevorschläge diskutiert werden, stammt keiner von der Opposition.

(Zuruf von der SPD: Das heißt, Sie haben keine!)

Wir beteiligen uns selbstverständlich an der Diskussion, aber weder die gespaltenen Anpassungssätze — —

(Abg. Urbaniak [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

— Herr Kollege, es hat bei der fortgeschrittenen Zeit wenig Sinn, hier noch auf Zusatzfragen einzugehen. Es ist besser, das zu unterlassen; wir wollten uns ja alle in der Redezeit einschränken.

(Zuruf von der SPD)

Wir werden in der Ausschußberatung reichlich Gelegenheit zur Diskussion haben.
Es steht jedenfalls fest, keiner der Vorschläge, die jetzt diskutiert werden, stammt von uns. Sie sind



Ziegler
aus dem Arbeitsministerium gekommen, sie sind von der FDP gekommen, sie sind von der interessierten Öffentlichkeit und von der Fachwelt gekommen, von uns nicht.

(Zuruf von der SPD: Von Ihnen sicherlich nicht!)

Wir können Gott sei Dank feststellen, daß diese erste Beratung des Rentenanpassungsberichts in der Öffentlichkeit auf ein breites Interesse stößt. Seit Monaten bringt die Presse alarmierende Nachrichten. Ich möchte es mir ersparen, sie hier im einzelnen zu zitieren. Sie kennen sie alle. Es ist eine Legion. Stundenlang könnte ich hier nur Titel vorlesen, die sich sehr kritisch mit der finanziellen Situation in der Rentenversicherung auseinandersetzen. All das kommt nicht von der Opposition, kommt nicht von uns.
Man kann jedenfalls feststellen, daß die Sorgen berechtigt sind und daß in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen muß, daß sich auch über der Rentenversicherung düstere Wolken zusammendrängen. Das führt natürlich zu Fragen, die etwa lauten können: Müssen die Rentner um ihre Alterssicherung fürchten? Ist die dynamische Rente gefährdet? Welche Belastung kommt auf die Versicherten und die Wirtschaft noch zu? Wo liegen die Grenzen der Belastbarkeit?
Die Bundesregierung macht es sich zu leicht, wenn sie hier zu den Dingen keine Antwort gibt, sondern nur einfach und lapidar sagt, alle diese Besorgnisse seien unberechtigt und unbegründet. Ganz anders die Bundesbank. Ich möchte hier mit Genehmigung des Präsidenten aus der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zitieren. In der FAZ vom 16. Februar heißt es:
Zwei Sätze im neuen Monatsbericht der Bundesbank sagten mehr über die wahre Lage der Rentenversicherung aus als der ganze Rentenanpassungsbericht der Bundesregierung, mit dem nur der Eindruck erweckt werden soll, daß die Finanzierung der Renten zumindest bis 1979 gesichert sei. Die Bundesbank meint dagegen, daß die liquiden Mittel der Rentenversicherung bereits in der zweiten Jahreshälfte 1976 knapp werden können. „Dies unterstreicht die Notwendigkeit, das finanzielle Gleichgewicht bei den Rentenversicherungen mit Hilfe geeigneter Maßnahmen wiederherzustellen." Für die Renten besteht heute noch keine Gefahr. Wenn liquide Mittel fehlen, hat der Bund zu zahlen. Der Bundesregierung wird es gelingen, die Rentenversicherung heil über den Wahltag im Herbst zu bringen. Doch sie betreibt eine Politik des Durchmogelns.
Besser können wir die Situation, den Hintergrund, auf dem sich diese Beratung vollzieht, überhaupt nicht kennzeichnen.
Tatsächlich enthält der Rentenanpassungsbericht eine Fülle von Daten — ein interessantes Zahlenwerk, aber ohne jede Aussagekraft. Vor allem können die erstmals an Stelle einer einzigen Vorausberechnung präsentierten 15 Modellrechnungen keine Unterlagen für die dringend notwendigen politischen Entscheidungen sein. Das ist aber der eigentliche Sinn dieses Rentenanpassungsberichtes. Alle angebotenen Alternativrechnungen, alle 15 sogenannten Modellrechnungen liegen weitab von der Realität. Die Bundesregierung überläßt es dem Leser, welcher der angebotenen Alternativrechnungen er den Vorzug geben will. Sie selbst trifft keinerlei Entscheidung, wozu sie auf Grund ihrer Verantwortung für die Finanz-, Wirtschafts- und Sozialpolitik verpflichtet wäre.
Die Bundesregierung geht von überholten Basisdaten, nämlich von denen des Jahres 1974 aus, obwohl es durchaus möglich wäre, schon die konkret vorliegenden Ergebnisse des Jahres 1975 für die Berechnungen zugrunde zu legen. Auch daher ist unsere Forderung nach einem Nachtrag durchaus berechtigt.
Die Bundesregierung klammert dann wichtige Belastungen aus. Wir haben gestern über den Polenvertrag und die Belastungen, die auch hier auf die Rentenversicherung zukommen, diskutiert. Die Krankenversicherung der Rentner ist hier in einer Weise zugrunde gelegt, die auch weitab von der Realität ist, denn mit der Verabschiedung des Krankenversicherungsweiterentwicklungsgesetzes ist, wie Kollege Katzer schon angesprochen hat, frühestens zu einem Zeitpunkt zu rechnen, daß, wenn überhaupt, ein Inkrafttreten erst zum 1. Januar 1977 möglich sein wird. Damit ist von vornherein gegenüber den Vorausberechnungen der Bundesregierung wiederum eine Lücke aufgerissen, die allein für das Jahr 1976 bei 1,25 Milliarden DM liegt und die für das darauffolgende Jahr, wenn sie bestehenbleibt, sogar über 5 Milliarden DM ausmachen wird.
Wir werden bei den Ausschußberatungen darauf drängen, daß die aktuelle Entwicklung auf der Basis von 1975 berücksichtigt wird. Es gibt für uns jedenfalls keine vernünftige Erklärung, warum die Bundesregierung dies nicht von sich aus getan hat.

(Dr. Blüm [CDU/CSU] : Weil sie schläft!)

Wenn Sie den in meinem Zitat wiedergegebenen, von der „Frankfurter Allgemeinen" erhobenen Vorwurf, daß Sie eine Politik des Durchmogelns betreiben, die nur dazu dient, Ihre wahren Absichten zu verschleiern, nicht auf sich sitzen lassen wollen, dann haben Sie Gelegenheit, in den Ausschußberatungen entsprechendes Material zu liefern und vor allen Dingen das zu tun, was wir fordern: die Dinge zu aktualisieren und zu einer nüchternen Analyse beizutragen.

(Dr. Blüm [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

Wir jedenfalls sind der Meinung, daß der jetzt vorliegende Rentenanpassungsbericht die Vorwürfe nicht entkräften kann,

(Maucher [CDU/CSU] : Sehr gut!)

daß er auch die kritischen Stimmen nicht zur Ruhe bringen kann und daß die Sorgen im Gegenteil dadurch untermauert worden sind. Mit diesem Bericht — das stellen wir hier noch einmal fest — wird der gesetzliche Auftrag nicht erfüllt. Noch können Sie bei den Ausschußberatungen dafür sorgen, daß eine nüchterne, der Realität angepaßte



Ziegler
Analyse erfolgt. Wir, die wir uns in den weiteren Beratungen damit befassen müssen und auf der Grundlage des Zahlenmaterials, das — so hoffen wir — noch vorgelegt wird, Entscheidungen treffen müssen, die Versicherten, die Rentner und die Wirtschaft haben ein Recht darauf. Gefordert ist hier die Bundesregierung; sie ist verantwortlich für die Finanz-, Wirtschafts- und Sozialpolitik, und sie muß hier die Grundlagen für diese Entscheidungen, die zu treffen sind, liefern.

(Maucher [CDU/CSU] : Sehr gut!)

Die Grundlage der Rentenversicherung ist das unbedingte Vertrauen: Vertrauen auf die Leistungskraft unserer Wirtschaft, Vertrauen auf die Solidarität der Generationen, Vertrauen aber auch auf die Entschlossenheit der Verantwortlichen — und dies ist zunächst die Bundesregierung —, das System der sozialen Sicherung unverfälscht zu erhalten. Mit Deklamationen und Berufungen darauf, daß wir das soziale Netz sichern wollen usw., allein können Sie die Befürchtungen, die in dieser Richtung aufgetreten sind, nicht aus der Welt schaffen. Die Dinge müssen durch konkrete Maßnahmen, durch konkrete Vorschläge in Ordnung gebracht werden. Dazu wäre es vor allem notwendig, daß Sie Ihre gesamte politische Zielsetzung darauf ausrichten, daß so rasch wie möglich wieder die Grundlagen des Systems unserer Rentenversicherung — Vollbeschäftigung und stabiles Geld — wiederhergestellt werden. Hier ist angesprochen worden — Herr Kollege Ehrenberg, Sie haben das angeführt —, daß die Bundesregierung Maßnahmen eingeleitet hat, um die Konjunktur wieder zu beleben. Wir fürchten — wir würden es gerne sehen, wenn diese Befürchtung unberechtigt wäre —, daß diese Maßnahmen nicht greifen werden, zumindest nicht in dem notwendigen Umfang. Selbst der Bundeswirtschaftsminister hat sich erst vor wenigen Tagen so geäußert, er müsse leider damit rechnen, daß die Arbeitslosenzahlen sich bis in das Jahr 1979 hinein in einer Höhe von bis 600 000 bewegen.
Meine Damen und Herren, meine Redezeit ist abgelaufen. Lassen Sie mich abschließend noch ein Problem aufgreifen, das mich in besonderem Maße bewegt. Eine der wenigen Maßnahmen, die die Bundesregierung konkret angesprochen hat, ist die, daß ausgerechnet die Heilmaßnahmen reduziert werden sollen. Im Anpassungsbericht wird von der Bundesregierung vorgeschlagen, die Heilmaßnahmen der Rentenversicherungsträger um 20 °/o zu reduzieren. Ich hoffe, daß wir uns mit dieser Frage in den Ausschußberatungen noch sehr eingehend beschäftigen werden. Ich halte diese Heilmaßnahmen gerade von der Rentenversicherung her für sehr sinnvoll. Der Sinn der Rehabilitationsmaßnahmen ist doch, die Erwerbsfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen. Eben dies muß doch gerade im Interesse den Rentenversicherung liegen. Meines Erachtens sind hier noch genaue Kosten-Nutzen-Untersuchungen notwendig. Wir werden in den Ausschußberatungen darauf drängen, daß sie durchgeführt werden.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722502200
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Glombig.

Eugen Glombig (SPD):
Rede ID: ID0722502300
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion begrüßt die Vorlage des Neunzehnten Rentenanpassungsgesetzes.

(Maucher [CDU/CSU] : Wen wundert das denn?)

— Sie merken auch alles, Herr Kollege Maucher. Ich merke schon den ganzen Vormittag, daß Sie alles merken.
Zurück zur Sache. Wir begrüßen die Vorlage des Gesetzentwurfes mit dem Ziel der Erhöhung der Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung und des Altersgeldes für Landwirte um 11 °/o zum 1. Juli 1976 bzw. zum 1. Januar 1977 und der Anhebung der Unfallrenten um 7,5 °/o zum 1. Januar 1977. Wir werden dieser Regierungsvorlage unsere uneingeschränkte Zustimmung geben.
Der Anpassungssatz für die Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung wird in diesem Jahr — das sollte man trotz aller Unkenrufe und trotz aller Schwarzmalereien hier mit aller Deutlichkeit sagen — ebenso wie im vergangenen Jahr deutlich über dem Einkommenszuwachs der Arbeitnehmer liegen. Die Rentenerhöhung zum 1. Juli 1976 bedeutet eine Kaufkraftsteigerung von fast 6 %. Wir können mit vollem Recht sagen, daß es den Rentnern in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie so gutgegangen ist wie heute. Meine Damen und Herren, ich glaube, wir sollten uns dessen auch zu diesem Zeitpunkt und angesichts der hierüber geführten Diskussionen nicht schämen, sondern dies mit allem Nachdruck — auch am heutigen Vormittag an dieser Stelle — hervorheben.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Wir können mit vollem Recht nicht nur sagen, daß es den Rentnern besser geht denn je, sondern wir können auch sagen, daß dies sowohl für die absolute Höhe ihres Realeinkommens als auch für das Verhältnis der Renten zu den Nettoeinkommen der Aktiven gilt. Angesichts dieser Tatsache ist es verständlich, wenn manche Arbeitnehmer die Rentensteigerungen im Vergleich zu ihren eigenen Lohnerhöhungen als zu hoch empfinden. Dafür habe ich durchaus Verständnis. Trotzdem gibt es aber nicht den geringsten Grund — ich glaube, das müssen wir heute morgen klarmachen —, den Rentnern ihre Einkommenssteigerung zu neiden oder diese vielleicht wieder abzubauen.

(Zustimmung bei der SPD — Maucher [CDU/CSU] : Wer will denn das tun?)

— Ich sage, es gibt nicht den geringsten Grund.

(Maucher [CDU/CSU]: Na also!)

Wenn jetzt die Renten den Löhnen scheinbar vorauseilen, dann ist das lediglich ein Hinterherhinken, d. h. der Ausdruck der zeitlichen Verzögerung in der Anpassung der Renten an die wirtschaftliche Entwicklung. Man darf nicht vergessen, daß die Rentenerhöhungen noch vor wenigen Jahren mehr-



Glombig
fach beträchtlich hinter den Lohnerhöhungen zurückgeblieben sind.

(Maucher [CDU/CSU]: Jawohl!)

Deshalb findet auch jetzt wieder der gerechte und der von uns gewollte Ausgleich statt. Diese Rentenanpassung gleicht jetzt lediglich die hohen Lohnsteigerungen von 1972, 1973 und 1974 aus.
Man sollte sich vor Augen halten, daß aller Voraussicht nach bereits im nächsten oder spätestens im übernächsten Jahr wieder die Löhne den Renten vorauseilen werden, wie wir das schon gehabt haben. Deshalb ist es für die sozialdemokratische Bundestagsfraktion selbstverständlich, daß auch in finanz- und konjunkturpolitisch schwierigen Zeiten keine unbegründeten Abstriche an der Rentendynamisierung vorgenommen werden.

(Maucher [CDU/CSU] : Was heißt das?) Das sage ich ohne Einschränkung.

Wir wissen, es gibt genug lautstarke Stimmen, die angesichts der rezessionsbedingten Finanzierungsprobleme eine Schmälerung der Renten und ganz generell weitgehende Einschränkungen der Sozialleistungen verlangen. Herr Kollege Ziegler hat eben gesagt: Von uns kommt das alles nicht; das machen immer die anderen. Nein, das ist natürlich auch ein Ausdruck der — ich möchte fast sagen
— Feigheit — wenn das unparlamentarisch ist, nehme ich das sofort zurück — der Opposition, sich in dieser Frage zu bekennen: auf der einen Seite alles zu verteufeln und zu verunsichern und auf der anderen Seite nicht den Mut aufzubringen, einmal zu sagen, wie man das ändert. Aber ich komme darauf noch zu sprechen.

(Zuruf des Abg. Reddemann [CDU/CSU])

— Davon verstehen Sie nicht allzuviel; aber Sie können sich ja noch zu Wort melden. — Es wäre töricht, Herr Reddemann, dem zu folgen, ganz gleich, woher das kommt, auch wenn das aus den Versicherungsträgern kommt. Weder macht die Finanzlage der Rentenversicherung so etwas notwendig — ich glaube, das ist heute schon klargeworden — noch wäre das konjunkturpolitisch richtig noch sozialpolitisch vertretbar.
Noch in jedem Konjunkturzyklus ist eine hektische Diskussion über den angeblich zu erwartenden Zusammenbruch der Sozialversicherungsfinanzen entbrannt. Das ist ja nicht neu. Im Konjunkturaufschwung ist eine solche Diskussion dann fast ebenso schnell wieder vergessen worden. Diejenigen, die sich von der Verunsicherung der Rentner einen politischen Vorteil versprechen, und diejenigen, denen der Ausbau des Sozialstaates schon immer ein Dorn im Auge gewesen ist — die gibt es ja auch —, sind auch dieses Mal wieder die Wortführer bei der Diskussion darüber, was man hier abbauen kann. In der Öffentlichkeit finden solche modischen Kampagnen naturgemäß immer großen Widerhall. Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion jedenfalls beabsichtigt nicht, sich an dieser Aufregung, die hier künstlich veranstaltet wird, zu beteiligen.
Es ist kein Wunder, daß die weltwirtschaftlich bedingte Rezession — darauf ist schon hingeweisen worden — die Finanzlage der Rentenversicherung schwieriger gestaltet hat. Aber es gibt überhaupt keinen Grund für übereilte Maßnahmen. Die Rücklagen der Rentenversicherung reichen aus, um längere Rezessionsperioden zu überbrücken.

(Maucher [CDU/CSU] : So?)

— Ja, das haben Sie noch gar nicht gemerkt, Herr Maucher. — Außerdem: Selbst in einem wirtschaftlich so schwierigen Jahr wie 1975 brauchten die Rücklagen so gut wie nicht angegriffen zu werden. Das diese Rücklagen vorhanden sind, haben wir ganz gewiß nicht der Opposition zu verdanken, sondern ganz sicher der verantwortungsbewußten und verantwortungsvollen Sozialpolitik der sozialliberalen Koalition.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Maucher [CDU/CSU] : So kann man das auch nennen!)

Wir haben nämlich, und das ist noch gar nicht so lange her, immer wieder die unangenehme Aufgabe zu erfüllen gehabt, meine Damen und Herren von der Opposition, die propagandistisch aufbereiteten Ausgabenforderungen der Opposition zurückzuweisen. Mindestens sage und schreibe 87 Milliarden DM stehen auf dem Wunschzettel der Opposition, wenn man die finanziellen Mehrbelastungen zusammenzählt, die sich aus den Anträgen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und der CDU/CSU-Mehrheit des Bundesrates auf Leistungsverbesserungen in der Rentenversicherung bis 1989 ergeben würden. Daß die Rentenversicherung bereits heute bankrott wäre, wenn wir diesen Wünschen nachgekommen wären, dürfte wohl klar sein.

(Maucher [CDU/CSU] : Sagen Sie einmal, wie wollen Sie die Finanzierung denn sichern?)

Ich könnte Ihnen das im einzelnen beweisen; meine Redezeit ist aber sehr beschränkt. Ich will hier nur an die Ausgestaltung der flexiblen Altersgrenze nach den Vorstellungen der CDU erinnern, die allein schon bis 1988 zusätzlich rund 30 Milliarden DM gekostet haben würde. Ich erinnere an das Rentenniveausicherungsgesetz; Kostenpunkt bis 1989 mindestens 2,8 Milliarden DM. Leistungsverbesserungen für Kriegsopfer und Kriegsgefangene in der Rentenversicherung nach dem CDU/CSU-Entwurf auf Drucksache 7/637; Kostenpunkt bis 1988 mit Sicherheit wesentlich mehr als 6 Milliarden DM. Dann die Änderung der Bestimmungen über Kinderzulage, Kinderzuschuß und Waisenrente in der Unfall- und Rentenversicherung; Kostenpunkt bis 1989 rund 1,5 Milliarden DM. Ich könnte diese Reihe fortsetzen,

(Maucher [CDU/CSU]: Kalter Kaffee!)

nicht zuletzt auch mit den Dingen, die Sie selbst hier mit vorgetragen haben.
Die Renten sind gesichert, und sie werden gesichert bleiben, wenn es uns gelingt — diese Einschränkung mache ich natürlich, und die muß ich auch machen —, für die Zukunft wieder Vollbeschäf-



Glombig
tigung und ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum herbeizuführen,

(Anhaltende Zurufe des Abg. Maucher [CDU/CSU])

woran ich nicht zweifle und wovon ich ausgehe, wovon wir gemeinsam ausgehen können. Sollte jedoch auch die weitere wirtschaftliche Entwicklung wider Erwarten ungünstig verlaufen und sollten dann Maßnahmen zur Sicherung der Renten notwendig werden, dann werden wir diese Maßnahmen selbstverständlich ergreifen. Ich finde, das sollte eine Selbstverständlichkeit nicht nur für uns, sondern für jede Bundesregierung und jede Regierungsfraktion sein. Darüber sollten wir nicht besonders reden. Ich kann die Ausführungen des Kollegen Schmidt (Kempten) nur in diesem Zusammenhang verstehen, und ich bin auch überzeugt, daß sie nur in diesem Zusammenhang zu verstehen waren.

(Maucher [CDU/CSU] : Was heißt denn „in diesem Zusammenhang" ? — Müller [Remscheid] [CDU/CSU] : Das sollte Herr Schmidt ruhig selber sagen!)

— Gut, das wird er ja vielleicht noch machen. Jedenfalls, solche Entscheidungen sollten in Ruhe und ohne Hysterie nur dann getroffen werden, lieber Kollege Maucher,

(Maucher [CDU/CSU] : Entweder Sie lehnen es ab, oder Sie sagen ja!)

— ohne Hysterie habe ich gesagt —, wenn sie von der Sache her erforderlich sind, nicht aber dann, wenn der Opposition angesichts des nahenden Wahltermins an einer Verunsicherung der Rentner und Beitragszahler gelegen ist.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Abg. Maucher [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

— Mein Vorredner mußte es leider auch aus Zeitgründen ablehnen, Zwischenfragen entgegenzunehmen. Es tut mir sehr, sehr leid, weil sie von Ihnen kommen und ich Ihre Zwischenfragen besonders gern habe.

(Maucher [CDU/CSU] : Ich stelle fest, er hat vom Bundeskanzler schon etwas gelernt!)


Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722502400
Herr Abgeordneter Glombig, ich bin gern bereit, den Zeitzähler abzustellen.

Eugen Glombig (SPD):
Rede ID: ID0722502500
Nein, lassen Sie einmal. Ich glaube, es wird diese Debatte nicht bereichern.

(Zuruf des Abg. Maucher [CDU/CSU])


Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722502600
Herr Abgeordneter Maucher, Sie müssen schon warten, ob der Herr Redner Ihre Zwischenfrage annimmt.

Eugen Glombig (SPD):
Rede ID: ID0722502700
Ich fühlte mich eben bedroht, aber es war wohl so nicht gemeint.
Meine Damen und Herren, für völlig überflüssig halten wir das allgemein in Mode gekommene Meditieren über Leistungseinschränkungen, sei es über das Hinausschieben der Anpassungstermine, sei es über eine sogenannte Aktualisierung des Anpassungszeitraums, sei es über die Orientierung der Rentensteigerung an der Entwicklung der Nettolöhne. Es besteht kein Anlaß zu solchen Plänen.

(Dr. Blüm [CDU/CSU]: Sprechen Sie jetzt für die FDP?)

Es gibt auch solche Pläne nicht. Es gibt solche Pläne weder in der Bundesregierung noch in der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion. Es gibt auch zwischen den Koalitionsfraktionen keine Verabredungen oder Gespräche darüber. Wo Modelle dieser Art öffentlich erörtert werden, handelt es sich nach meiner Auffassung sehr oft um nicht mehr und nicht weniger als um Öffentlichkeitsarbeit.

(Dr. Blüm [CDU/CSU] : Koalitionsbeschimpfung!)

Die Sozialdemokratische Bundestagsfraktion jedenfalls hält es auch nicht für hilfreich — um auch das in dem Zusammenhang zu sagen —, wenn sich die Verwaltungen der Rentenversicherungsträger bzw. die Verwaltung ihres Verbandes an dieser Verunsicherung beteiligen und wenn Herr Katzer so tut, als sei das eine Stimme, der in dieser Auseinandersetzung mehr Glauben zu schenken sei als der Stimme der Bundesregierung.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Katzer [CDU/CSU]: Argumentieren muß sie!)

— Die Bundesregierung hat argumentiert.

(Katzer [CDU/CSU] : Nicht eine Frage ist beantwortet!)

Wir argumentieren hier — im Gegensatz zu Ihnen — schon den ganzen Vormittag. Ich sage Ihnen nur, das es nicht hilfreich ist, wenn sich die von mir hier soeben angesprochenen Stellen öffentlich mit Zukunftsspekulationen und unausgegorenen Änderungsvorschlägen hervortun, hinsichtlich derer ich erst einmal die Frage stellen muß: Sind sie denn wirklich von der Selbstverwaltung abgesegnet worden? Ich kann das aus meiner Kenntnis nicht bestätigen.

(Müller [Remscheid] [CDU/CSU] : Gerd Muhr war dabei! — Katzer [CDU/CSU]: War Herr Muhr nicht dabei? — Franke [Osnabrück] [CDU/CSU] : Der DGB freut sich über das, was Sie hier jetzt sagen!)

Ich glaube, wir sollten uns auch darauf einigen, meine Damen und Herren: Die Verwaltung hat nicht die Aufgabe, Politik zu machen, sondern gewissenhaft zu verwalten, d. h., dafür zu sorgen, daß die Leistungen korrekt festgestellt und pünktlich ausgezahlt werden.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Müller [Remscheid] [CDU/CSU] : Was kümmert Sie der Sachverstand der Verwaltung!)


Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722502800
Herr Abgeordneter Glombig, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Blüm?




Eugen Glombig (SPD):
Rede ID: ID0722502900
Der Sachverstand der Verwaltung findet Eingang in die Anhörungen der Bundesregierung bei der Erarbeitung von Gesetzentwürfen und nicht zuletzt auch bei der Erstellung des Rentenanpassungsberichtes.

Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722503000
Herr Abgeordneter Glombig, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Blüm, oder lehnen Sie Zwischenfragen grundsätzlich ab?

Eugen Glombig (SPD):
Rede ID: ID0722503100
Ich meine, daß es jetzt unkorrekt wäre, wenn ich, nachdem ich die Frage meines lieben Freundes Maucher nicht zugelassen habe, jetzt den Kollegen Blüm, den ich auch sehr gern mag, vorziehe.

(Maucher [CDU/CSU] : Wieso? Ich habe nichts dagegen einzuwenden! — Heiterkeit bei der CDU/CSU — Katzer [CDU/CSU] : Er hat doch nichts dagegen! — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Er fühlt sich nicht diskriminiert!)

Das würde er mir immer vorwerfen.

(Maucher [CDU/CSU] : Unmöglich! — Heiterkeit)

— Den Eindruck habe ich schon den ganzen Morgen. Das, was Sie da machen, ist wirklich unmöglich. —Im übrigen, meine Damen und Herren, hat die Bundesregierung mit dem Rentenanpassungsbericht 1976 alles getan, was möglich ist, um die zukünftige finanzielle Entwicklung der Rentenversicherung abschätzen zu können. Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion begrüßt diesen Bericht ausdrücklich,

(Maucher [CDU/CSU] : Das ist doch klar!)

und zwar nicht nur die Vorlage, sondern auch das, was drinsteht.

(Maucher [CDU/CSU] : Das müssen Sie doch! — Lampersbach [CDU/CSU] : Völlig klar! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

Niemand kann die Entwicklung der nächsten 15 Jahre prognostizieren, nicht einmal der frühere Bundesarbeitsminister Katzer. Er hat auch gar nicht den Versuch gemacht, sondern gesagt, das müsse die Bundesregierung, die den Bericht vorgelegt hat, jetzt machen. Möglich sind nur Modellrechnungen, die vor allem der Bundesrat und die Opposition verlangt haben, und zwar Modellrechnungen, die die ganze Bandbreite der denkbaren Entwicklung berücksichtigen. Das ist hier geschehen.

(Katzer [CDU/CSU]: Das ist nicht geschehen!)

Die Bundesregierung hat solche Rechnungen vorgelegt. Ob diese Annahmen eintreffen werden, meine Damen und Herren, kann heute noch niemand wissen. Herr Katzer hat das bestätigt, und Herr Maucher weiß das natürlich überhaupt nicht. Auch die Opposition in ihrer Gesamtheit weiß es nicht.

(Abg. Dr. Blüm [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Jetzt will er Herrn Blüm nicht diskriminieren!)

— Es ist ein hübsches Spielchen, was sich da alle paar Minuten wiederholt.
Meine Damen und Herren, wer im Brustton der Überzeugung schlicht und einfach behauptet, diese Berechnungen seien unrealistisch, versucht, den Bürgern vorzutäuschen — diese Täuschung haben Sie heute versucht —, als sei er in der Lage, die zukünftige Entwicklung zu prophezeien. Niemand kann das.

(Katzer [CDU/CSU] : Nein, wir wollen nur, daß Sie sich damit auseinandersetzen! Das ist der Unterschied!)

Wer den Eindruck zu erwecken sucht, Herr Katzer, er könnte es, ist unseriös. Ich hoffe, das war nicht unparlamentarisch, sondern der Versuch, diesen Vorgang angemessen zu umschreiben.

(Maucher [CDU/CSU] : Billigen Sie der Bundesregierung nicht die nötige Intelligenz zu?)

— Ihnen auf jeden Fall. — Die gegenüber früheren Rentenanpassungsberichten neue Darstellungsweise mit 15 Alternativrechnungen trägt dieser Tatsache Rechnung und versucht von vornherein nicht den Eindruck einer Prognose zu erwecken.

(Maucher [CDU/CSU] : Es fehlt die sechzehnte der Regierung!)

— Herr Präsident, muß das eigentlich sein, daß ich hier fortwährend aus der ersten Reihe gestört werde?

(Beifall bei der SPD — Maucher [CDU/ CSU]: Natürlich!)

Ich glaube nicht, daß das wirklich zum reibungslosen Ablauf dieser Debatte beiträgt.

Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722503200
Herr Abgeordneter, bei dem freundschaftlichen Verhältnis zum Kollegen Maucher, das Sie eben bekundet haben, meinte ich, das sei nicht so ernst zu nehmen. Aber wenn Sie es anders betrachten und das wünschen, dann bitte ich den Abgeordneten Maucher um mehr Zurückhaltung, nachdem der Redner offenbar Zwischenfragen ablehnt.

Eugen Glombig (SPD):
Rede ID: ID0722503300
Mit Respekt, ich könnte fast glauben, daß das so ist.
Die SPD-Bundestagsfraktion hält diese neue Methode, von der ich eben gesprochen habe, für eine wesentliche Verbesserung. Die Bundesregierung hat in diesem Bericht nichts verschleiert und bestehende Finanzierungsrisiken in der Rentenversicherung offen ausgewiesen.
Obwohl die neue Darstellungsweise nicht zuletzt — wie gesagt — auf Anregungen der Opposition zurückgeht und obwohl früher zur Zeit der Unionsregierungen in den sogenannten versicherungstechnischen Bilanzen nach einem ganz ähnlichen Schema gerechnet worden ist, Herr Kollege Katzer, scheinen die maßgeblichen Sprecher der CDU und CSU bislang den Grundgedanken des neuen Anpassungsberichts noch nicht begriffen zu haben. Sonst würden Sie die Modellrechnungen als einen Beitrag



Glombig
zur Verbesserung der Transparenz würdigen, statt von Verschleierung der Fakten daherzureden.

(Dr. Blüm [CDU/CSU] : Nichts Genaues weiß man nicht!)

Völlig absurd, Herr Kollege Blüm, ist der Vorwurf, die Bundesregierung sei bei der Formulierung des Berichtes — und das ist hier von dem Kollegen Ziegler noch einmal wiederholt worden — ihren gesetzlichen Verpflichtungen nicht nachgekommen. Das Gesetz schreibt vor, die Einnahmen und Ausgaben der Rentenversicherung, das Rentenniveau und das Vermögen der Rentenversicherung unter Verwendung der jüngsten verfügbaren statistischen Ermittlungen für 15 Jahre vorauszuschätzen und, wenn in bestimmten Berechnungen genau definierte Ergebnisse zustande kommen, Angaben über eventuell erforderliche Beitragserhöhungen zu machen. Dies ist alles geschehen. Wenn Sie den Anpassungsbericht aufmerksam durchgelesen haben, werden Sie das bestätigen müssen. Der Sozialbeirat hat das bestätigt.

(Müller [Remscheid] [CDU/CSU] : Es wird aber mehr verschwiegen, als gesagt!)

— Das ist Ihre Behauptung, der ich ganz energisch widerspreche. Ich muß Ihnen doch das Durchlesen dieses Rentenanpassungsberichts empfehlen.
Nach Auffassung der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion gibt die Finanzlage der Rentenversicherung keinen Anlaß dazu, eine Beitragserhöhung oder Leistungskürzungen in nächster Zukunft ins Auge zu fassen. Verständlicherweise hat die Opposition ein Interesse daran, einen gegenteiligen Eindruck zu erwecken. Aber glaubwürdig ist das nicht. Die sogenannten Warnungen der CDU/CSU sind weniger durch die Sorge um die Finanzen der Rentenversicherung als durch die Sorge um den Ausgang der Bundestagswahl motiviert.

(Katzer [CDU/CSU] : Unverschämt!)

Die Opposition ist mit ihren düsteren Diagnosen solange unglaubwürdig, als sie sich weigert — und diese Weigerung habe ich richtig verstanden —, daraus die einzig mögliche Konsequenz zu ziehen, Gesetzesanträge zur Beitragserhöhung oder Leistungskürzung zu stellen oder die von der Bundesregierung vorgeschlagene Rentenanpassung abzulehnen.

(Katzer [CDU/CSU] : Sie weigern sich doch, Klarheit zu schaffen!)

Wenn die Opposition, Herr Kollege Katzer, wirklich der Meinung ist, daß die Lage so ernst sei, wie sie behauptet, muß sie den Bürgern klarmachen, was sie in dieser Lage tun würde, wenn sie an der Regierung wäre. Ich kann Ihnen nur dazu sagen: Sie kann es nicht, weil nämlich die Lage, die sie beschreibt, nicht besteht.
Ich glaube, wir stimmen letzten Endes doch überein, sowohl Koalition als auch Opposition, daß niemand draußen Befürchtungen haben muß, daß mit seiner Rente etwas geschieht. Diese Renten sind sicher, meine Damen und Herren, und diese Renten bleiben sicher. Wir lassen uns das auch von der Opposition nicht ausreden; denn wir haben bewiesen, daß es einen Beweis für ihre Behauptungen nicht gibt.

(Beifall bei der SPD und der FDP)


Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722503400
Das Wort hat der Abgeordnete Spitzmüller.

Kurt Spitzmüller (FDP):
Rede ID: ID0722503500
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Als Herr Kollege Katzer hier gleich eingangs erklärte, daß die CDU an der dynamischen bruttolohnbezogenen Rente festhalte und die Anpassung 1976 begrüße, war die Welt für die CDU und für das ganze Haus noch in Ordnung.
Aber dann fing er an, seine Sorgen vorzutragen. Dafür, Herr Kollege Katzer, haben wir volles Verständnis. Gewiß, die Berechnungen des Rentenanpassungsberichts weisen eine neue Form auf. Aber Sie können schon mit zwei Stellen dieses Berichts hervorragend arbeiten; die eine ist die Seite 49 und die andere sind hinten die Seiten 118 und 119.
Wenn Sie die Seite 49 ansehen, stellen Sie fest, daß die durchschnittlichen Entgelte außer im Jahre 1967 immer höher gestiegen sind, als nach den Vorausberechnungen früherer Bundesregierungen angenommen wurde. Wenn Sie die Modellrechnungen mit der unterschiedlichen Zunahme der Durchschnittsentgelte sehen, die die Bundesregierung auf den letzten zwei Seiten angestellt hat, und wenn Sie feststellen, daß immerhin in vier Berechnungsvarianten 1978 die Drei-Monats-Rücklage tatsächlich unterschritten werden kann, dann sind wir uns doch als alte Fuhrleute auf diesem Gebiet im klaren darüber, daß die Bundesregierung hier gar nichts verschleiert, sondern daß die Bundesregierung hier deutlich macht, wie die Entwicklung sein könnte, wenn die Entgelte nur um 6 °/o steigen und man die Arbeitslosenquote berücksichtigt. Ich möchte also feststellen, daß die Bundesregierung die Zahlen so auf den Tisch gelegt hat, wie sie ein fürsorglicher Hausvater als Variationsmöglichkeiten — wenn es gut oder wenn es weniger gut geht — auf den Tisch zu legen hat.
Bei den Varianten 5 und 6 wird man im Jahre 1980 nachdenken müssen, ob man die Beiträge erhöhen oder am Rentenrecht etwas ändern muß.
Hierzu hat mein Kollege Schmidt einige Ausführungen gemacht, aber nicht in der Form, wie Sie das gemacht haben, Kollege Katzer, nämlich nicht in der Form der Übertreibungen und des Aufputschens und des Verunsicherns; er hat lediglich deutlich gemacht, daß wir uns für den Fall, daß eine der Varianten 1 bis 4 eintritt, Gedanken machen müssen, was man tun könnte, damit das nicht plötzlich in der politischen Landschaft und Auseinandersetzung steht.

(Katzer [CDU/CSU] : Das ist dann Sache der Regierung!)

— Zweifelsohne. Aber es ist doch auch, Herr Kollege Katzer — machen wir uns nichts vor! — Aufgabe der Parteien, zu denken und sich ein Bild zu machen und den Boden für das vorzubereiten, was eventuell sinnvoll und richtig wäre.



Spitzmüller
Herr Kollege Katzer, haben Sie ganz vergessen
— ich kann das gar nicht glauben, aber Sie unterschlagen das und vergessen das; es ist ja auch so schön, das zu vergessen —, daß Ihre Regierung, die Regierung der CDU/CSU, im Jahre 1976 im Besitz der absoluten Mehrheit, was auch manchmal gern verschwiegen wird,

(Zurufe von der CDU/CSU: 1956! — Franke [Osnabrück] [CDU/CSU] : Lieber Herr Spitzmüller, Sie eilen den Ereignissen um sieben Monate voraus!)

— 1956, Entschuldigung — erklärte, daß wir mit diesem Rentenrecht maximal auf einen Beitragssatz von 16,4 % kommen würden? Sie waren dann der Arbeitsminister, der in der peinlichen Situation war, diesem Hause Beitragserhöhungen bis auf 18 % vorschlagen zu müssen.

(Katzer [CDU/CSU] : Das war solide!)

Sie waren der Arbeitsminister, Herr Kollege Katzer
— auch das wollen wir nicht vergessen —, der in großer Verantwortung diesem Hause vorgeschlagen hat, die Renten in der Knappschaft um 20 % „abzuschmelzen", wie man das damals vornehm genannt hat; man hätte auch „kürzen" sagen können. Wir waren in der Opposition, Herr Kollege Katzer, und wir haben im Bewußtsein der Verantwortung aller Parteien dieses Hauses für die soziale Sicherheit diesen Beitragserhöhungen damals zugestimmt, und wir haben damals diese „Abschmelzungen" in der knappschaftlichen Rentenversicherung nicht nur geduldet, sondern sie auch gebilligt und haben nicht die Chance ergriffen, im Ruhrgebiet Unruhe zu schaffen, indem wir dort durch die Städte gezogen wären und gesagt hätten: Diese Regierung unter Herrn Arbeitsminister Katzer kürzt die Renten um 20 %!
Herr Kollege Katzer, wenn jetzt die Rentenversicherung infolge der weltweiten und auch der inneren, deutschen Rezession in eine Schwierigkeit geraten ist, dann sollten gerade Sie als damals amtierender Arbeitsminister sich bewußt sein, wie verantwortlich die damalige Opposition gegenüber der Regierung gehandelt hat, und sollten hier nicht zu solchen Übertreibungen neigen und nicht Schreckgespenster an die Wand malen in einer Form — —

(Katzer [CDU/CSU] : Herr Kollege Spitzmüller, ich habe gar nicht gemalt, ich habe den Verband der Rentenversicherungsträger zitiert! Damit muß man sich doch auseinandersetzen!)

— Aber, Herr Kollege Katzer, Sie haben das so zitiert und mit einem solchen Gewicht versehen, daß man merkte, daß Sie schon daran gedacht haben, hinterher die Plakate zu kleben, mit denen Sie das an die Wand malen können, um die Rentner und Beitragszahler zu verunsichern.

(Beifall bei der FDP und der SPD) Dagegen müssen wir uns einfach wehren.

Ich möchte hier an die Solidarität der Demokraten erinnern, von der wir gelegentlich immer noch sprechen. Ich spreche heute bewußt von dieser Solidarität der Demokraten, die wir gerade auf diesem Gebiet der sozialen Sicherung haben.

(Katzer [CDU/CSU] : Da bin ich sehr dafür!)

Über eines, Herr Kollege Katzer, sind wir uns sicher einig: Das soziale Netz in der Bundesrepublik ist von Jahr zu Jahr sicherer geknüpft worden. Dieses sichere Netz der sozialen Sicherheit hat dazu geführt, daß wir in der Bundesrepublik keine Radikalen in großem Stile haben;

(Katzer [CDU/CSU] : Wer hat es denn geknüpft?)

es hat dazu geführt, daß radikale und extreme Parteien noch nicht einmal die Zweiprozentgrenze überschreiten können.

(Katzer [CDU/CSU] : Wer hat es denn geknüpft, Herr Kollege Spitzmüller? Haben w i r es nicht geknüpft? — Abg. Kiechle [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

— Nein, Herr Kollege Kiechle; ich bin mit der Zeit furchtbar beschränkt, weil wir Vereinbarungen haben.
Daß dieses Netz der sozialen Sicherheit so dicht geworden ist, daß sich Radikalität bei uns nicht breitmachen kann, ist ein Verdienst derer, die in der Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik überall die Jahre zusammengestanden sind, der eine einmal mit etwas größeren Sorgenfalten als der andere.
Was uns die Regierung, was uns der Arbeitsminister heute hier gesagt hat, können wir durchaus unterstreichen. Herr Kollege Katzer und meine Damen und Herren von der CDU/CSU, was steht denn zur Debatte? — Es geht doch um die erste Lesung von Gesetzen, die wahrscheinlich einstimmig verabschiedet werden, wenn sie zur dritten Lesung anstehen,

(Katzer [CDU/CSU] : Nicht wahrscheinlich! Sicher!)

und die zum Inhalt haben, daß am 1. Juli 1976 die Renten um 11 °/o erhöht werden. Dasselbe gilt für die Kriegsopferversorgung. Am 1. Januar 1977 werden die Altersgelder in der Altershilfe der Landwirte um 11°/o erhöht, und die Geldleistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung werden um 7,5 °/o erhöht. Das sind wahrhaftig Gesetzentwürfe, von denen man sagen kann, daß sie die soziale Sicherheit garantieren und die soziale Sicherheit fester machen.

(Zuruf des Abg. Maucher [CDU/CSU])

Es besteht doch kein Anlaß, so zu tun, als herrschte in bezug auf die Sozialversicherung Weltuntergangsstimmung.

(Zuruf des Abg. Katzer [CDU/CSU])

— Ins Auge sehen müssen wir, Herr Kollege Katzer, den Variationen auf den letzten zwei Seiten. Die sprechen eine deutliche Sprache.

(Katzer [CDU/CSU]: So ist es!)

Aber wir werden im nächsten Jahr sehen, wie sich
die Entwicklung vollzogen hat. Ich erinnere an die



Spitzmüller
Rentenanpassungsberichte, die unter Ihrer Federführung, Herr Kollege Katzer, vorgelegt werden mußten. Auch da gab es von Jahr zu Jahr Veränderungen.

(Katzer [CDU/CSU]: Natürlich!)

Meistens — mit zwei Ausnahmen — gingen die Änderungen ins Positive. Wir haben gar keine Veranlassung, am Beginn des Jahres 1976 zu meinen, daß die Veränderungen ins Negative gehen müssen. Es spricht alles dafür, daß der Rentenanpassungsbericht 1977 nicht negativere, sondern positivere Tendenzen aufweist als der Bericht 1976.

(Beifall bei der FDP und der SPD)


Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722503600
Das Wort hat der Abgeordnete Geisenhofer.

Franz Xaver Geisenhofer (CSU):
Rede ID: ID0722503700
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Da wir eine verbundene Debatte haben, nehme ich namens der CDU/CSU-Fraktion zu den Tagesordnungspunkten 26 und 27 Stellung.
Ich darf, Herr Präsident, mit dem. Tagesordnungspunkt 27 — Kriegsopferversorgung — beginnen. Der Ihnen vorliegende Gesetzentwurf der CDU/ CSU-Fraktion zur Änderung des § 48 des Bundesversorgungsgesetzes verfolgt das Ziel, die Härten für die Witwen und Waisen, die durch das Haushaltsstrukturgesetz in diesem Bereich entstanden sind, wieder zu beseitigen. Herr Bundesminister Arendt, nach 25 Jahren des Bestehens des Bundesversorgungsgesetzes hat die SPD/FDP-Koalition durch das Haushaltsstrukturgesetz einen traurigen Akt einer unvertretbaren Rechtsverschlechterung geschaffen.
Die CDU/CSU-Fraktion hat bei den Ausschußberatungen beim Haushaltsstrukturgesetz einige Kürzungsvorschläge nach vorheriger Verbesserung mitgetragen. Es ist für die betroffenen Kriegsopfer zweifellos eine große Härte, wenn jährlich etwa 50 Millionen DM für Vorsorgekuren entfallen; dies in einer Zeit, Herr Bundesminister, da man die Rehabilitation so groß schreibt.
Was die Erholungsfürsorge betrifft, sind die Kriegsopfer leider die erste Gruppe in unserer Gesellschaft, die nun eine Kostenbeteiligung hinnehmen muß, obwohl Sie, meine Damen und Herren von der SPD, die Selbstbeteiligung bisher immer und überall abgelehnt haben.
Ich habe gesagt, wir haben da und dort Einschränkungen mitgetragen. Ich betone aber mit Nachdruck, daß wir es entschieden abgelehnt haben, in den wichtigen Bereichen der Wohnungsfürsorge und vor allem bei den Witwen- und Waisenbeihilfen eine Verschlechterung des geltenden Rechts eintreten zu lassen.

(Maucher [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

Die SPD/FDP-Koalition hat alle unsere diesbezüglichen Anträge und Einwände sowohl im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung als auch im Plenum des Deutschen Bundestages niedergestimmt. Das halten wir heute einmal fest.
Auf Antrag der Länder Baden-Württemberg und Bayern kam es durch den Bundesrat zur Anrufung des Vermittlungsausschusses. Die CDU/CSU-Fraktion war der Meinung, daß den bedrängten Witwen und Waisen durch den Bundesrat doch noch zu ihrem Recht verholfen werden könnte. Durch die Taktik der Bundesregierung wurde dieses Bemühen zunichte gemacht, was einen einmaligen Vorgang darstellt. Wie das geschah, beschreibt die Monatszeitschrift des VdK Deutschland, Landesverband Bayern, „Wille und Weg" wie folgt — ich darf mit Genehmigung des Herrn Präsidenten zitieren —:
Die Regierungskoalition im Bundestag hat den Bundesrat ausgetrickst. Plötzlich war der Bundesrat zu gewissen Passagen des Strukturgesetzes nicht mehr zustimmungspflichtig. In keinem anderen Land Europas hätte man trotz Inflation mit Sparmaßnahmen bei den Kriegs-und Wehrdienstopfern begonnen.

(Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

Der VdK wird alles versuchen, um die Rechtsverschlechterung wieder rückgängig zu machen. Das Thema wird beim VdK nicht mehr vom Tisch kommen, auch nicht im Wahljahr dieses Jahres.

(Zuruf von der SPD: 11 °/o!)

Meine Damen und Herren — vor allem von der SPD —, ob dieses Thema Wahlkampfthema werden wird, haben allein Sie in der Hand.

(Katzer [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Ich bitte Sie herzlich und dringend — und ich appelliere an Ihr soziales Gewissen —,

(Wehner [SPD] : Das haben Sie bei uns gerade nötig!)

dem Gesetzentwurf der CDU/CSU-Fraktion, der die Härten, die Sie geschaffen haben, wieder beseitigen will, im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens Ihre Zustimmung nicht zu versagen.

(Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

Meine Damen und Herren, gerade Sie von der SPD haben es gegen den stärksten Widerstand der CDU/CSU-Fraktion durchgesetzt, daß die in den Jahren 1960 bis 1964 im Deutschen Bundestag einstimmig — Sie haben mitgestimmt — beschlossenen strukturellen Verbesserungen der Versorgungsleistungen für die Witwen und Waisen ab 1. Januar 1976 wieder gestrichen worden sind.

(Geiger [SPD]: 11 °/o mehr, Herr Kollege!)

Sie haben zweierlei Recht geschaffen, weil nunmehr die Hinterbliebenen der Beschädigten, die nach dem 31. Dezember 1975 verstorben sind, wesentlich schlechter gestellt werden als die Hinterbliebenen der vorher Verstorbenen. Das müssen Sie doch einmal zur Kenntnis nehmen.
Meine Damen und Herren, Sie haben mit dieser Änderung in ein geltendes Recht eingegriffen, auf das eine Vielzahl der Beschädigten und vor allem deren Ehefrauen seit mehr als zehn Jahren vertrauten. Die von Ihnen getroffene Fehlentscheidung,



Geisenhofer
meine Herren von der SPD, hat weitreichende soziale Konsequenzen,

(Dr. Ehrenberg [SPD] : Erzählen Sie das doch Ihrem Ministerpräsidenten!)

und zwar für die Hinterbliebenen, die heute weder durch eine Nachversicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung noch auf andere Weise durch Sicherungsmaßnahmen ihre Altersversorgung regeln können. Sie haben das Vertrauen der Kriegs-und Wehrdienstopfer bitter enttäuscht.

(Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Ehrenberg [SPD] : Sie wissen, auf wen sie vertrauen können! — Sund [SPD]: Sie lenken doch von der ganzen Entwicklung nur ab!)

Die Darstellung, die Sie, Herr Kollege Sund, bei der Sitzung des Deutschen Bundestages am 6. November 1975 gegeben haben, daß nur solche Witwen der Beihilfe verlustig gingen, deren anzurechnendes Einkommen 1 530 DM monatlich übersteige, ist irreführend, und zwar deswegen, weil neben dieser Ausschlußgrenze noch andere verschärfte Voraussetzungsbestimmungen wirksam werden. Insgesamt werden durch diese Grenze und die andere Ausschließungsbestimmung im Jahre 1976 5 000 bis 6 000 Hinterbliebene ganz hart getroffen.

Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722503800
Herr Abgeordneter Geisenhofer, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Geiger?

Franz Xaver Geisenhofer (CSU):
Rede ID: ID0722503900
Nein, ich lasse keine Zwischenfrage zu,

(Wehner [SPD]: Sonst kommen Sie aus dem Konzept!)

weil auch die Kollegen von der SPD unseren Kollegen jede Zwischenfrage verwehrt haben.

(Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD] : Sehr gut! — Weitere Zurufe von der SPD)

— Das machen wir dann im Ausschuß; dort sprechen wir die Sachen durch.

(Dr. Ehrenberg [SPD] : Wo es keiner hört!)

Meine Damen und Herren, in der Sitzung des Bundestages am 10. Dezember hat Herr Glombig die gleichen Bemerkungen wiederholt. Er hat wiederum auf die Einkommensgrenze hingewiesen und die von uns aufgestellte Rechnung bestritten, daß bis 1979 49 000 Witwen betroffen sein werden. Herr Burger, Herr Maucher und Herr Müller (Remscheid) haben dem in der Bundestagssitzung damals widersprochen und haben das richtiggestellt. Die durch unseren Gesetzentwurf entstehenden 18 Millionen DM Mehrleistungen sollen aus den Propagandatiteln des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung und anderer Bundesministerien finanziert werden, die Sie aufgestockt haben.
Meine Damen und Herren, so, wie Sie bei den Kriegsopfern gehandelt haben, müssen Sie sich den Vorwurf gefallen lassen, daß gerade Sie, die Sie angetreten sind, den sozial Schwächsten zu helfen, die sozial Schwächsten in diesem Bereich am meisten geschädigt haben.

(Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Unglaublich! Geiger [SPD]: Nehmen Sie zur Kenntnis, daß die Kriegsopfer 11 °/o mehr bekommen! — Weitere lebhafte Zurufe von der SPD)


Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722504000
Meine Damen und Herren, ich möchte jetzt die andere Seite um Ruhe bitten.

Franz Xaver Geisenhofer (CSU):
Rede ID: ID0722504100
In Ihrer Reformeuphorie haben Sie auch Beziehern hoher Einkommen Sozialleistungen zukommen lassen, deren diese nicht bedurft haben. Jetzt, wo gesetzlich garantierte Leistungen nicht mehr gehalten werden können, haben Sie bei der Rücknahme von Sozialleistungen eine höchst unglückliche und unsoziale Hand.

(Sund [SPD] : Nennen Sie doch mal solche Einkommenbezieher, die zuviel kriegen!)

— Ich werde Ihnen das beweisen, was ich sage. Es ist doch erschütternd, meine Herren von der SPD — gar mancher Kollege von der SPD wird mir hier innerlich zustimmen —, daß Sie bei den Kriegsopfern und Hinterbliebenen mit Kürzungen beginnen, also bei einem Personenkreis, der an der Front für uns alle seine Gesundheit geopfert hat.

(Dr. Ehrenberg [SPD] : Das glauben Sie doch selber nicht, was Sie da sagen! — Sund [SPD] : Unerhört!)

Es ist erschütternd, daß Sie bei den Kriegsopfern weiter kürzen, obwohl die Kriegsopfer 1973 wegen der verspäteten Anpassung ihrer Renten bereits ein Stabilitätsopfer von 800 Millionen DM gebracht haben.

(Fortgesetzte Zurufe von der SPD)

Es ist noch trauriger, daß Sie zu einer Zeit, in der Sie die Propagandamittel um Millionen erhöhen, die Mittel für die Kriegsopfer um 18 Millionen bei den Witwen bzw. 120 Millionen DM insgesamt gekürzt haben.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Das müssen Sie zur Kenntnis nehmen, und das haben Sie auf Ihrem Gewissen.

(Stahl [Kempen] [SPD] : Auch wenn Sie so laut schreien, ist das, was Sie sagen, nicht die Wahrheit!)

Meine Damen und Herren, zu Ihrer Rechtfertigung — das hört man jetzt wieder, und das ist auch in den Ausführungen der Vorredner von der SPD und der FDP erneut angeklungen — stellen Sie nicht nur im Bundestag, sondern auch in Versammlungen draußen im Lande eine Erfolgsrechnung über die Anpassungssätze seit 1969 auf,

(Zuruf von der SPD: Das paßt Ihnen nicht!)

die den Eindruck erweckt, als ginge es den Rentnern und Kriegsopfern so gut, daß sie mit ihrem Wohlstand überhaupt nicht mehr fertig werden. Durch das propagandistische Aneinanderreihen von



Geisenhofer
Anpassungssätzen, ohne gleichzeitig die Inflationsrate abzuziehen und gleichzeitig zu sagen,

(Wehner [SPD] : Daß das nicht von der CSU kommt!)

daß auf Grund von Anrechnungsbestimmungen in vielen Bereichen das, was die eine Hand gibt, die andere Hand wieder nimmt,

(Lachen bei der SPD)

wird ein Wohlstandsbild über die Kriegsopfer gezeichnet, das nicht zutrifft und deswegen die Kriegsopfer draußen höchst verbittert.

(Beifall bei der CDU/CSU — Maucher [CDU/CSU]: Sehr gut!)

Meine Damen und Herren von der SPD/FDP, zu Ihrem Vorwurf, die Kriegsopfer seien zu der Zeit, als die Union die Regierung stellte, immer die Bittsteller der Nation gewesen, möchte ich Ihnen folgendes sagen.

(Stahl [Kempen] [SPD]: Das ist die Wahrheit! Das müssen Sie doch einmal zugeben!)

Erstens: Die Versorgungsleistung für die erwerbsunfähigen Kriegsbeschädigten hat sich während Ihrer Regierungszeit immer mehr von der allgemeinen Bemessungsgrundlage wegbewegt. Die Schere öffnet sich immer mehr zum Nachteil der Kriegsopfer.

(Dr. Ehrenberg [SPD]: Reden Sie doch mal konkret, in Mark und Pfennig!)

Meine Damen und Herren, der Herr Bundesarbeitsminister hat heute gesagt,

(Dr. Ehrenberg [SPD] : In Mark und Pfennig und nicht diesen Quatsch!)

die Dynamisierung sei das Werk der Bundesregierung. Ich sage Ihnen: alle Parteien, Herr Bundesarbeitsminister, auch die CDU/CSU, haben dem Dynamisierungsparagraphen zugestimmt. Ich mache Ihnen aber den ganz großen Vorwurf: Sie haben die Dynamisierung zu spät in Kraft gesetzt.

(Zuruf des Abg. Dr. Ehrenberg [SPD])

Ohne den Gesetzentwurf der CDU/CSU, der ein Vorziehen der Anpassung der Kriegsopferrenten zum Inhalt hatte, und ohne die Protestdemonstrationen des VdK Deutschland wäre der Stufenplan zur vorgezogenen Anpassung der Kriegsopferrenten zum 1. Oktober 1974 und zum 1. Juli 1975 nicht Gesetz geworden.

(Zustimmung bei Abgeordneten der CDU/ CSU)

Während Ihrer Regierungszeit ist der Anteil der Kriegsopferversorgung am Sozialprodukt auf 1 °/o zurückgegangen, während er zur Unionszeit noch 2 °/o betragen hatte.

(Zuruf von der SPD: Was soll denn das?)

Meine Damen und Herren, die Kriegsopfer leben nicht von den Propagandaprozentsätzen der Bundesregierung,

(Reddemann [CDU/CSU] : Sehr gut!)

sondern sie leben von der Kaufkraft. Zur Regierungszeit der Union war mehr Geld mehr Kaufkraft, bei Ihnen hat mehr Geld weniger Kaufkraft.

(Beifall bei der CDU/CSU Dr. Ehrenberg [SPD] : Das kann doch wohl nicht wahr sein! — Zuruf des Abg. Stahl [Kempen] [SPD] — Weitere Zurufe von der SPD)

Meine Damen und Herren, es gibt kein „Rentenwunder". Herr Bundesminister Arendt, Sie haben mit Recht gesagt, die Renten seien nicht zu hoch.

(Zuruf des Abg. Geiger [SPD])

Wenn man den Rentenbericht ließt, muß man feststellen, daß nach 40jähriger Arbeitszeit und Beitragsleistung die Durchschnittsrente in der Arbeiterrentenversicherung monatlich 800 DM beträgt. Es gibt also kein Rentenwunder.

(Dr. Ehrenberg [SPD] : Und wie war es vorher?)

Wir sind uns da ja einig, Herr Bundesarbeitsminister, aber ich mache Ihnen den Vorwurf,

(Dr. Ehrenberg [SPD]: Wie war es zu Katzers Zeiten?)

daß Sie landauf, landab die Hochrechnung der Prozentsätze als Ihren Erfolg propagieren und damit den Eindruck erwecken, es gäbe ein Rentenwunder.

(Stahl [Kempen] [SPD] : Das ist fast, als ob der „Bayernkurier" schreibt!)

Nicht die Leistungen der Kriegsopferversorgung und der Rentenversicherung sind zu hoch und haben die Defizite in allen Bereichen herbeigeführt, sondern die verfehlte Wirtschafts- und Währungspolitik hat dazu geführt. Sie hat 1,3 Millionen Arbeitslose geschaffen und damit fehlende Beitragszahler in der Rentenversicherung.

(Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Dr. Ehrenberg [SPD] sowie weitere Zurufe von der SPD)


Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722504200
Meine Damen und Herren, ich muß jetzt dem Redner einmal nach der anderen Seite etwas mehr die Möglichkeit schaffen, ungestört sprechen zu können.

(Zuruf des Abg. Wehner [SPD] sowie weitere Zurufe von der SPD)

— Sie haben ja die Möglichkeit, Herr Kollege Ehrenberg, hier zu reden; Sie machen ja davon auch des öfteren mit Recht Gebrauch.
Bitte sehr.

Franz Xaver Geisenhofer (CSU):
Rede ID: ID0722504300
Meine Damen und Herren, ich muß meine Redezeit einhalten. Haben Sie dafür bitte Verständnis.

(Urbaniak [SPD] : „Muß" nicht!)

Wir haben auch Verständnis dafür, daß Finanzminister das Geld zusammenhalten müssen. Das



Geisenhofer
war bei Franz Josef Strauß so, das ist jetzt bei Finanzminister Dr. Apel auch so.

(Lampersbach [CDU/CSU]: Sollte so sein! — Zuruf des Abg. Stahl [Kempen] [SPD])

Meine Damen und Herren von der SPD, was uns von Ihnen im Handeln unterscheidet, ist:

(Wehner [SPD] : Daß Sie CSU sind!)

Sie können das Geld nicht halten. Während die SPD nach ihrem Regierungsantritt nach dem Motto gehandelt hat: „Jetzt geben wir einmal. kräftig Geld aus",

(Wehner [SPD] : Das hat schon einmal einer gesagt, das ist nicht neu!)

hat Strauß von Anfang an das Geld zusammengehalten.

(Wehner [SPD] : Den haben sie abgesetzt, der heißt Barzel!)


Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722504400
Herr Abgeordneter Wehner, wenn in diesem Hause nur gesagt werden dürfte, was neu ist, wären die Debatten ganz erheblich kürzer.

(Heiterkeit — Wehner [SPD] : Das ist gefährlich! Der das gesagt hat, ist abgesetzt; er hieß Barzel!)


Franz Xaver Geisenhofer (CSU):
Rede ID: ID0722504500
Zú Zeiten der Unionsregierung sind in der Fraktion der CDU/CSU Abgeordnete aufgestanden und haben Gerechtigkeit für die Kriegsopfer gefordert. Es war der damalige Arbeitsminister Hans Katzer, der 1966 beim Dritten Neuordnungsgesetz, obwohl damals bei einem Bundeshaushalt in Höhe von 81 Milliarden DM 3 Milliarden DM gekürzt werden mußten, es durchgesetzt hat, daß eine Mehrleistung von 880 Millionen DM für die Kriegsopfer zustande kam.

(Reddemann [CDU/CSU]: So war es! — Wehner [SPD] : Wer hat Ihnen denn das erzählt?)

Wenn damals bei einem Haushalt von 81 Milliarden DM 880 Millionen DM mehr gegeben werden konnten, Herr Wehner,

(Zuruf des Abg. Stahl [Kempen] [SPD])

müßte es bei gutem Willen doch möglich sein, daß Sie jetzt bei einem Haushalt von 161 Milliarden DM wenigstens die Wahrung des Besitzstandes ermöglichen.

(Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD]: Sie sind ein glücklicher Mensch! Sie glauben, was Sie sagen! — Weitere Zurufe von der SPD)

Meine Damen und Herren, die damalige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Mitglied der CDU/CSU-Fraktion, vor allem der CSU, wurde zur Rebellin für die Kriegsopfer in der eigenen Partei. Ich frage Sie, Herr Wehner und Herr Glombig: Wo sind die Rebellen der SPD für soziale Gerechtigkeit in dieser Stunde?

(Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der CDU/CSU und der SPD)

Unser Gesetzentwurf gibt Ihnen die Chance zu beweisen, ob Sie nur eine sozialistische Partei oder auch noch eine soziale Partei sind.

(Wehner [SPD] : Sie verstehen doch davon gar nichts! Brauchen Sie noch einen Ausweis, damit Sie wieder aufgestellt werden, da Sie hier so reden? Ihre Rede ist der Ausweis! — Kiechle [CDU/CSU]: Auch ohne Wehner wird er wieder aufgestellt!)

— Herr Wehner, von Ihnen brauche ich einen solchen Ausweis wirklich nicht.
Meine Damen und Herren, ich komme zum zweiten Teil, da ich ja zwei Gesetzentwürfe begründen muß. Ich komme nunmehr zum Tagesordnungspunkt 26. In dem Ihnen vorliegenden Gesetzentwurf des Bundesrates — Drucksache 7/4602 - wird angestrebt, für Autoren die am 31. Dezember 1975 abgelaufene Frist zur Beitragsnachentrichtung in der Rentenversicherung um ein Jahr bis zum 31. Dezember 1976 zu verlängern. Wegen der Kürze der Zeit verweise ich im wesentlichen auf die schriftliche Begründung dieses Gesetzentwurfes. Ich möchte jedoch hervorheben, daß diese Gesetzesinitiative des Landes Baden-Württemberg eine wirksame Maßnahme zur Verbesserung der Alterssicherung für Wortautoren darstellt. Wir sollten es begrüßen, meine ich, aber nicht nur begrüßen, sondern auch mit Nachdruck unterstützen, wenn Künstler, deren Altersversorgung nicht geregelt ist — um solche handelt es sich hier —, Eigenvorsorge für ihre Alterssicherung treffen, zumal Bund und Land keine Kosten entstehen. Spätere Rentenleistungen sind durch die Nachentrichtungsbeiträge in die Rentenversicherung weitestgehend gedeckt.
Die Stellungnahme der Bundesregierung zu diesem Gesetzentwurf ist deswegen unbefriedigend, Herr Wehner, weil sie auf eine Gesamtkonzeption verweist, die immer noch nicht vorliegt und noch lange auf sich warten läßt. Es ist richtig, daß die Regelung der Alterssicherung der Künstler im Rahmen der Gesamterörterung über die wirtschaftliche und soziale Lage der Künstler erfolgen sollte. Aber mit einer Vorlage von aufeinander abgestimmten Maßnahmen ist in dieser Legislaturperiode nicht mehr zu rechnen, und selbst wenn sie käme, wäre keine Zeit mehr, den Gesetzentwurf zu verabschieden.
Wann endlich, so frage ich, wird die Bundesregierung die Gesamtkonzeption vorlegen. Vier Jahre — das möchte ich mit Nachdruck sagen — hat die Bundesregierung gebraucht, den Künstlerbericht zu erstellen, der, wie viele andere Initiativen im Künstlerbereich, auf einen Antrag der CDU/CSU-Fraktion zurückgeht. Mit der Veröffentlichung des Künstlerberichts — das ist eine ernste Frage, die ich hier anschneide — wird endgültig deutlich, daß die wirtschaftliche und soziale Frage der Künstler in vielen Bereichen wesentlich düsterer ist, als viele angenommen haben.

(Dr. Blüm [SDU/CSU]: Sehr richtig!)

Die soziale Frage der Künstler drängt zu einer Lösung. Nehmen Sie das bitte ernst. Jetzt liegt der Künstlerbericht, nachdem vier Jahre zu seiner Er-



Geisenhofer
stellung nötig waren, bereits ein Jahr dem Bundestag vor. Geschehen ist in dieser Zeit nichts, aber auch gar nichts. Im Gegenteil, die Bundesregierung versucht, den jetzt vorliegenden Gesetzentwurf des Landes Baden-Württemberg, eingereicht über den Bundesrat, zu verzögern. In diesem Zusammenhang möchte ich auch darauf hinweisen, daß die Bundesregierung einen weiteren Gesetzentwurf des Landes Baden-Württemberg mit steuerrechtlichen Konsequenzen für die Künstler mit denselben Argumenten abgelehnt hat. Wir fordern die Bundesregierung auf, möglichst bald eine Gesamtkonzeption vorzulegen und, falls dies noch lange auf sich warten läßt, für eine Teillösung etwa im Sinne des vorliegenden Gesetzentwurfs des Bundesrates zu sorgen.
Was die geforderte Gesamtkonzeption für die Rentenversicherung der Künstler betrifft, wiederhole ich meine persönlichen Vorschläge, die ich am 17. Januar in München beim CDU/CSU-Künstlerhearing und wiederholt im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft gemacht habe.
1. Alle Künstler und Publizisten werden in der gesetzlichen Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung pflichtversichert, wobei Ausnahmemöglichkeiten geschaffen werden müssen.
2. Es muß eine Clearingstelle geschaffen werden, die die Arbeitgeberfunktion für die Künstler und erforderlichenfalls auch den fehlenden Arbeitgeberanteil zu übernehmen hat. Zur Finanzierung der Arbeitgeberanteile ist an eine Künstlersozialabgabe und an eine Starthilfe des Staates zu denken.
3. Es muß von der Beitragsseite her eine systemgerechte Regelung getroffen werden, die verhindert, daß trotz voll erfüllten Arbeitslebens Kleinrenten entstehen, die niedriger sind als die Sätze der Sozialhilfe.

(Wehner [SPD] : Jetzt beeilen Sie sich, weil Sie das Rotlicht sehen!)

— Ich habe auch bei Ihren Reden bemerkt, daß das Rotlicht einige Minuten übersehen worden ist.

(Wehner [SPD]: Ich sehe schwarz für Sie!)

Ein paar Sätze noch. Es wäre keine Lösung, ja, es würde zu tiefer Enttäuschung führen, wenn die mit so viel Hoffnung erwartete Rente aus einer Pflichtversicherung nach 40 Jahren Arbeits- und Beitragsleistung trotz des Zuschusses zu dem Arbeitgeberanteil, den wir fordern, niedriger oder nicht höher wäre als die Sätze der Sozialhilfe beim laufenden Lebensunterhalt, nämlich monatlich 550 DM. Die derzeitige Monatsrente bei Einkommensbeziehung unter 1 000 DM liegt unter den Sätzen der Sozialhilfe. Daher muß eine Regelung geschaffen werden, die nach 40 Jahren Beitragszeit eine Rente erbringt, die wesentlich höher ist als die Sätze der Sozialhilfe. Ich wollte hier vor der Weichenstellung meine Argumente gesagt haben, damit sie mit berücksichtigt werden.
Meine Damen und Herren, die CDU/CSU-Fraktion wird sich der sozialen Frage der Künstler ernstlich weiter annehmen.

(Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD] : Das ist neu!)


Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722504600
Das Wort hat der Herr Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung.

Walter Arendt (SPD):
Rede ID: ID0722504700
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Ausführungen von Herrn Geisenhofer veranlassen mich, noch einmal das Wort zu ergreifen.
Er hat nach den Rebellen in den Reihen der Koalitionsfraktion gefragt.

(Geisenhofer [CDU/CSU]: Die gibt es nicht!)

Erstens, Herr Geisenhofer, haben wir viel mehr Rebellen, und zweitens brauchen wir in Fragen der Kriegsopferversorgung keine Rebellen, weil diese Koalition geradezu in ihrer Gesamtheit rebellisch war

(Beifall bei der SPD und der FDP)

und seit 1969 eine andere Politik eingeleitet hat.

(Geisenhofer [CDU/CSU] : Aber die Demonstrationen der Kriegsopfer! — Reddemann [CDU/CSU] : Die Kriegsopfer sehen das etwas anders, Herr Arendt!)

— Entschuldigen Sie! Die Ersatzhandlung, die Herr Geisenhofer hier vorgenommen hat, hängt doch mit dieser Dynamisierung der Kriegsopferrenten zusammen. Damals gab es Demonstrationen, da konnte man sich austoben; jetzt gibt es keine mehr, weil wir die Rentenleistungen dynamisiert haben; jetzt muß er hier auftreten.

(Beifall bei der SPD — Reddemann [CDU/ CSU] : Herr Minister, so billig sollten Sie es sich nicht machen!)

Keine Bemerkung, Herr Geisenhofer, die Sie gemacht haben, hält den Tatsachen stand. Wie war denn das beim Haushaltsstrukturgesetz? Die Witwenrenten wurden überhaupt nicht angetastet.

(Geisenhofer [CDU/CSU] : Die Beihilfen!)

Hier geht es um ein soziales Entschädigungsrecht. Was Sie hier vortragen, kann man auch mit anderen Worten darstellen. Da kann man auch sagen: Jemand, der nicht an den Folgen der Beschädigung verstirbt, dessen Hinterbliebene erhalten natürlich keine Entschädigungsleistung; denn das ist in der Unfallversicherung nicht anders, meine Damen und Herren.

(Geisenhofer [CDU/CSU] : Das war doch geltendes Recht, Herr Minister!)

— Das war nicht geltendes Recht, das hat sich so entwickelt; das wissen Sie ganz genau.
Wenn Sie mit den finanziellen Auswirkungen hier beginnen, dann müssen Sie auch wissen — die Zahlen sprechen für sich —, daß von 1969 bis heute unter Einschluß des Achten Anpassungsgesetzes für den Bereich der Kriegsopferversorgung 17,5 Milliarden DM mehr ausgegeben worden sind. Da können Sie doch nicht den Eindruck erwecken, als ginge es bergab! Genau das Gegenteil ist richtig.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Wenn Sie rausgehen — Sie reden ja immer davon,
daß Sie rausgehen ins Land —, dann werden Sie



Bundesminister Arendt
von den Kriegsopfern sicher etwas anderes hören, als Sie uns hier weismachen wollen.

(Geisenhofer [CDU/CSU] : Gehen Sie nur mal raus, Herr Minister!)

Meine Damen und Herren, da ich gerade das Wort habe, erlauben Sie mir noch ein paar Bemerkungen zu meinem verehrten Amtsvorgänger. Ich will mich in aller Kürze mit ihm auseinandersetzen.
Da kommen Sie, Herr Katzer, gramgebeugt und sorgenbeladen an dieses Rednerpult und sagen: Wir von der CDU — CSU haben Sie weggelassen — stimmen dem Neunzehnten Rentenanpassungsgesetz zu. Dann haben Sie angefangen, die Fragwürdigkeit und die Unsolidität der Finanzgrundlagen zu schildern. Jetzt frage ich Sie einmal ernsthaft: Wenn das so wäre, wie Sie das im zweiten Teil Ihrer Darlegungen behauptet haben, dann dürften Sie doch als verantwortungsbewußter Mann nicht der Rentenerhöhung zustimmen. Aber wenn Sie der Rentenerhöhung zustimmen, dann kann das doch finanziell nicht so unsolide sein, wie Sie es eben dargestellt haben. Ich muß Ihnen also sagen: Lassen Sie das sein.
Mich erinnert dieses Vorgehen an den Leierkastenmann. Sie kennen die Geschichte sicher: Der Leierkastenmann wird gefragt, was denn das Wesen der guten Musik sei. Er sagte daraufhin: das immer gleichmäßige Drehen der Kurbel.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der FDP)

Sie meinen, wenn Sie immer und immer wieder die gleiche Platte auflegen, sei das eine großartige Sache.
Wenn man einmal Ihre Position — ich meine nicht Ihre persönliche Position, sondern die Position der Opposition — betrachtet, stellt man fest, daß es viele verschiedene Phasen gab. In der ersten Phase ging es um die Preise. Damals wurde draußen immer über die Preise geredet.

(Dr. Blüm [CDU/CSU] : Das stimmte doch!)

Die Bundesregierung hat daraufhin eine ganze Reihe von Maßnahmen ergriffen. Wir stehen jetzt, was die Preisstabilität angeht, mit an der Spitze. Die Preise sind somit kein Thema mehr.
Dann kam das Thema der Arbeitslosigkeit an die Reihe.

(Dr. Blüm [CDU/CSU] : Das stimmte doch auch! Das hatte den Vorteil, daß es stimmte!)

— Ja, sicher; es stimmt auch jetzt noch. Sie waren nun verwundert, daß, obwohl Sie immer über das Thema der Arbeitslosigkeit sprechen, draußen im Lande gar keine große Unruhe zu verspüren ist,

(Reddemann [CDU/CSU] : Sie wollen Arbeitsminister sein? Sie sind doch Unsozialminister!)

weil wir — diese Regierung und die Mehrheit im
Bundestag — die Arbeitslosenbeihilfen und -gelder
so erhöht haben, daß die materielle Not gebannt ist und niemand ins Bergfreie fällt.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Reddemann [CDU/CSU] : Das werden die Arbeitslosen alles mit Freude zur Kenntnis nehmen! Gegen Sie einmal in eine Veranstaltung mit Arbeitslosen!)

— In Veranstaltungen gehen Sie ja nur; die anderen tun das nicht.

(Reddemann [CDU/CSU] : So wie Sie hier reden, können Sie dort jedenfalls nicht reden! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

Der zweite Punkt war die Kostenexplosion in der Krankenversicherung. Ich will jetzt gar nicht fragen, wie Ihr konkreter Beitrag in dieser Hinsicht aussieht. Sie haben immer nur von der Kostenexplosion gesprochen. Das sollte verunsichern. Nun gibt dieses Thema bis zum 3. Oktober aber auch nicht so viel her. Deshalb mußte ein neues Thema her — und das war das Thema der Rentenversicherung. Dieses Thema hat den Vorteil, daß sie damit gleich zwei Kategorien treffen. Die erste Gruppe, die verunsichert wird, sind die Rentner. Machen wir uns doch nichts vor: Wenn ein Rentner draußen, der sich nicht mit dem Rentenanpassungsbericht beschäftigt, hört, die Monatsrücklagen seinen von 8,3 auf 7,3 gesunken, kann es passieren, daß er meint, er bekomme nur noch sieben Monate lang Rente. Das ist doch aber gar nicht so.

(Zuruf von der CDU/CSU: Sie halten die Rentner aber für sehr dumm!)

— Sie haben den Rentenanpassungsbericht auch noch nicht gelesen; sonst würden Sie hier nicht solche Ausführungen machen.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der FDP)

Die zweite Gruppe sind die Beitragszahler. Sie verunsichern also, wenn Sie in dieser Weise über das Thema der Rentenversicherung sprechen, Rentner und Beitragszahler. Das ist der „große Vorteil" auf diesem Feld.
Und dann kommt Herr Strauß und sagt, die Grenze des Sozialstaats sei erreicht; jetzt müsse mit den Gratifikationen Schluß sein. Herr Geißler entdeckt die Armut in Deutschland neu. Herr Biedenkopf entdeckt die neue soziale Frage.

(Dr. Blüm [CDU/CSU]: Das stimmt alles!)

Ich will auf diese Dinge hier gar nicht im einzelnen eingehen, sondern nur noch auf einen Punkt zu sprechen kommen.

(Zuruf von der CDU/CSU: Das kann ich mir vorstellen!)

— Ich will darauf im einzelnen gar nicht eingehen, weil Sie z. B. den Zusammenhang von Mehrfachbezügen noch gar nicht erforscht haben. Wir kennen die Zusammenhänge im einzelnen übrigens auch nicht. Wir wissen allerdings, daß jeder zweite Rentenempfänger mehr als eine Rente bekommt. Lassen Sie sich nicht von den Durchschnittssätzen täuschen. Wir wissen ja im einzelnen nicht, in welch kumula-



Bundesminister Arendt
tiver Weise Versorgungs- und Rentenleistungen zusammentreffen.

(Dr. Blüm [CDU/CSU] : 70 % der Witwen leben nur von der Witwenrente! — Maucher [CDU/CSU] : Das interessiert ihn gar nicht!)

Lassen Sie mich noch eine Bemerkung machen. Ich will hier nicht die dpa-Meldung und § 1383 der Reichsversicherungsordnung zitieren; wenn Sie, Herr Katzer, zitieren, sollten Sie aber auch vollständig zitieren, was die Aufgabe der Bundesregierung ist. Ich sage Ihnen hier mit allem Nachdruck — und verwahre mich gleichzeitig gegen solche unterschwelligen Bemerkungen, wie Sie sie gemacht haben —: Die Bundesregierung hat ihren gesetzlichen Auftrag mit der Vorlage dieser Gesetzentwürfe erfüllt.

(Beifall beider SPD und der FDP)

Herr Katzer, Sie haben dann gesagt — und dazu erlauben Sie mir noch ein paar Bemerkungen —: Heute hat Herr Arendt zum erstenmal — und das erfreut mich — gesagt, die Sozialpolitik sei in die Finanz- und Wirtschaftspolitik eingebettet. Früher hat Herr Arendt immer etwas anderes gesagt. — Ich wußte gar nicht, Herr Katzer, daß Sie so leicht zu erfreuen sind. Ich habe im übrigen nie etwas anderes gesagt. Auf Grund Ihrer Darstellung des Eingebettetseins in die Finanz- und Wirtschaftspolitik habe ich das Gefühl, sehe ich die Gefahr auf uns zukommen, daß die Sozialpolitik zu einem Wurmfortsatz der Finanz- und Wirtschaftspolitik herabgewürdigt wird. Was dies angeht, so bin ich allerdings einer anderen Meinung als Sie. Ich leugne nicht die Zusammenhänge zwischen Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik. Für mich hat aber Sozialpolitik einen höheren Stellenwert. Für mich lebt Sozialpolitik nicht von den Brosamen, die aus anderen Bereichen gnädigst zur Verfügung gestellt werden;

(Beifall bei der SPD und der FDP)

denn wenn das so wäre und wenn Ihre vornehme Umschreibung richtig wäre, sage ich: Dann hätten wir kein Konkursausfallgeldgesetz in diesem Hause verabschiedet,

(Beifall bei der SPD und der FDP)

dann hätten wir kein Gesetz zur Sicherung der Betriebsrenten verabschiedet, dann hätten wir kein Werksärztegesetz verabschiedet oder keine Beiträge geleistet — ich will das jetzt gar nicht im einzelnen aufführen —, die die Arbeitswelt für Millionen von Menschen in unserem Lande humaner gestaltet haben.
Insofern hat die Sozialpolitik für mich sicherlich Auswirkungen auf die anderen Bereiche, und die Bereiche wirken ihrerseits auf die Sozialpolitik. Aber für mich hat der Bereich der Sozialpolitik einen höheren Stellenwert, als ihn die bloße Formel zum Ausdruck bringt: Das ist eingebettet und verankert in der Finanz- und Wirtschaftspolitik.
Sehen Sie, das hat die Debatte heute auch gezeigt: Die Bundesregierung hat ihre Pflicht erfüllt und hat den Abgeordneten, ohne etwas zu beschönigen, das
vorgelegt, was in dieser Frage zu sagen war. Da stellt sich heraus, daß die Renten erhöht werden können und die finanzielle Solidität nicht angezweifelt werden kann. Darum geht es. Da Sie zustimmen, kann ich nur sagen: Ich freue mich darüber, daß den 11 Millionen Rentenbeziehern am 1. Juli dieses Jahres fühlbare Erhöhungen ihrer Rentenbezüge ermöglicht werden, um damit auch dieser Gruppe unseres Volkes einen Anteil am wirtschaftlichen Fortschritt zu garantieren und zu sichern.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Und ich freue mich, daß, wie in der letzten Zeit, diese Gesetze eine breite Zustimmung des Hauses gefunden haben.

(Dr. Blüm [CDU/CSU] : Natürlich!)

— Was bleibt Ihnen auch anderes übrig, Herr Blüm.

(Dr. Blüm [CDU/CSU] : Sie haben nicht alles erfunden!)

Das habe ich auch nie gesagt.

(Dr. Blüm [CDU/CSU] : Das wollte ich nur feststellen!)

— Aber Sie wissen ganz genau und können davon ausgehen, daß das Schicksal der Menschen in unserem Lande, soweit die Sozialpolitik in Frage kommt, bei dieser Bundesregierung und den sie tragenden Fraktionen gut aufgehoben ist.

(Beifall bei der SPD und der FDP)


Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722504800
Das Wort hat Herr Abgeordneter Katzer.

(Dr. Ehrenberg [SPD] : Noch einmal!?)


Hans Katzer (CDU):
Rede ID: ID0722504900
Wie der Bundesarbeitsminister bei einer Arbeitslosenzahl von 1,3 Millionen Menschen dazu kommt zu behaupten, das Schicksal der Menschen sei bei dieser Regierung gut aufgehoben, ist mir unerfindlich. Ich muß schon sagen, wenn ich Arbeitsminister wäre, fühlte ich mich von einer solchen Zahl erdrückt und machte mir Sorgen, wie wir dieses Problem als erstes lösen könnten.

(Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Arbeitslosenminister!)

Das zweite, Herr Kollege Arendt. Ich habe dem Gesetzentwurf nicht im Namen der CDU, sondern im Namen der CDU/CSU zugestimmt und habe gesagt: Diese Finanzierung ist gesichert. Nun drücken Sie sich doch einfach um das Problem herum, und deswegen will ich das mit wenigen Sätzen noch einmal deutlich machen. Worauf es uns ankommt, ist dies: Die Regierung sagt, die nächste Anpassung sei gesichert. Dem stimmen wir zu.

(Dr. Ehrenberg [SPD] : Die übernächste auch!)

Die Regierung sagt, 1978 könne es schwierig werden. Da fangen doch schon die Zweifel an. Jetzt kommt der Verband der Rentenversicherungsträger und sagt: Nein, es wird schon 1977 Schwierigkeiten geben. Die Bundesbank und andere Institutionen kommen und melden sich zu Wort.

(Zuruf des Abg. Dr. Ehrenberg [SPD])




Katzer
— Entschuldigen Sie, ich habe Herrn Kollegen Arendt auch ausreden lassen. Hätten Sie einmal die Güte zuzuhören?

(Wehner [SPD] : Sogar dann, wenn Sie uns den Rücken zukehren!)

— Ich kann nicht gleichzeitig Sie und die Regierungsbank anschauen.

(Heiterkeit bei der CDU/CSU — Wehner [SPD] : Deswegen sitzen Sie auch so gerne im Vordergrund!)

Herr Arendt, wir verlangen in dieser Stunde von der Bundesregierung nichts anderes, als daß Sie Klarheit schaffen. Sie haben ja keine einzige Frage, die ich gestellt habe, beantwortet; nicht eine einzige Frage. Ich komme nachher auf das Globale zurück. Ich bin sehr dankbar für diese Erwähnung. Dazu kann man noch einige Bemerkungen machen. Ich stelle fest: Sie haben auf keine der acht Fragen, die ich zum Bericht konkret gestellt habe, heute eine Antwort gegeben. Ich betrachte das als eine Mißachtung des Parlaments.

(Widerspruch bei der SPD)

Wenn die Opposition fragt, hat die Regierung zu antworten.

(Zurufe von der SPD)

— Ach, das ist für Sie komisch? Sehr schön.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich habe es bisher so verstanden: Wenn mich die Opposition fragte, dann habe ich als Arbeitsminister geantwortet. Aber das scheint hier nicht mehr Mode zu sein.

(Wehner [SPD] : Sie haben geantwortet, wie hoch der Rentenberg ist!)

Ich stelle fest, selbst Ihr Koalitionspartner ist nicht davon überzeugt — das kam aus der Rede des Kollegen Schmidt (Kempten) deutlich zum Ausdruck —, daß mittel- und langfristig die Finanzen in Ordnung sind. Ich stelle fest, bei dieser Rede kam zum Ausdruck, daß auch er der Meinung ist, wie es sich aus den Zahlen des Verbandes der Rentenversicherungsträger ergibt. Und ich sage noch einmal: Der Vorsitzende ist der Kollege Muhr, der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Was wollen Sie dem denn, bitte, dauernd unterstellen?
Ich will doch nichts anderes als dies: Sie sollen sich mit diesen Zahlen auseinandersetzen, Sie sollen sich mit uns zusammensetzen, und dann wollen wir realistisch sehen, wie es sich verhält, und zwar mit dem Wirtschaftsminister zusammen, der ja hier in der Runde fehlt. Der Wirtschaftsminister muß ja noch das in diese Berichte einbringen, was er nächste Woche in der konzertierten Aktion über die wirklichen Annahmen für die Preisentwicklung, für die Lohnentwicklung, für die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen vorlegen muß. Alle Angaben, die Sie gemacht haben, bewegen sich doch an der untersten Grenze. Sie reden dauernd von 2,5 % Arbeitslosen, aber Sie wissen, daß wir das ganze letzte Jahr hindurch im Schnitt 4,9 % Arbeitslose hatten. Das verändert doch ihre mittelfristigen Daten in
ganz erheblichem Umfang, und hier wollen wir Klarheit haben. Das ist der erste Punkt, um den es heute hier ging. Wir bedauern, daß Sie diese Klarheit heute nicht nur uns, sondern dem deutschen Volk schuldig geblieben sind.

(Maucher [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

Nächster Punkt. Sie scheinen ein merkwürdiges Oppositionsverständnis zu haben. Natürlich ist es die Rolle der Opposition, sich um aktuelle Dinge zu kümmern. Wenn es die Preise sind, dann gehen wir gegen die hohen Preise an, und wenn die Preise unter unserem Druck dann etwas heruntergehen,

(Lachen bei der SPD)

dann ist uns das Volk dankbar, daß wir dies erreichen.

(Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

— Natürlich! So ist das! Mit den Arbeitslosenzahlen werden wir Sie solange quälen, bis Sie mit uns dafür sorgen, daß sie heruntergehen!

(Beifall bei der CDU/CSU)

Das ist die Aufgabe, die die Opposition zu erfüllen hat.
Noch eine letzte Bemerkung zu der Philosophie des Kollegen Arendt.

(Zuruf des Abg. Dr. Ehrenberg [SPD] — Gegenruf von der CDU/CSU: Ehrenberg stört!)

Ich würde in der Tat bei meiner Formel bleiben. Ob sie Ihnen zu blaß ist, das ist Ihre Sache. Ich plädiere für das Zusammenwirken von Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik. Da ist Sozialpolitik kein Wurmfortsatz, Herr Kollege Arendt, sondern Wirtschafts- und Finanzpolitik haben wir immer so begriffen, daß sie im Dienst der Sozialpolitik stehen muß. Das ist die Kernaussage der Christlichen Demokraten.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dies kann nur funktionieren, wenn wir die Rückwirkung sehen von — —

(Zuruf von der SPD: Wenn w r das machen!)

— Ach Gott, Herr Kollege Wehner, mir fehlt ja etwas, wenn Sie keinen Zwischenruf machen.

(Wehner [SPD] : Das habe ich bemerkt! Deswegen habe ich keinen gemacht! — Heiterkeit bei der SPD)

— Ja, vielen Dank!
Sie haben gestern im „Express" einen Artikel geschrieben. Da steht unter der Ziffer 4: „Beitragszahler können beruhigt sein, die Beiträge werden erhöht." — Donnerwetter, denke ich, die werden erhöht? Die haben doch dauernd gesagt, sie werden nicht erhöht! Dann kam später eine Mitteilung Ihrer Fraktion: Es war ein Druckfehler; es muß heißen: sie werden nicht erhöht. — Und dann wundern Sie sich darüber, daß unser Volk beunruhigt ist, wie denn nun wirklich die Lage ist.

(Lachen bei der SPD — Zurufe)




Katzer
— Dafür sind Sie verantwortlich. Das ist Ihr Problem!
Letzter Punkt, meine Damen und Herren — —

(Zurufe von der SPD — Glocke des Präsidenten)


Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722505000
Meine Damen und Herren, ich bitte doch um etwas Ruhe für den Redner!

(Wehner [SPD] : Ja! Der muß bedeutend ruhiger werden! — Heiterkeit bei der SPD)


Hans Katzer (CDU):
Rede ID: ID0722505100
Ja, das habe ich von Ihnen gelernt, Herr Wehner. Da kann man viel lernen!
Meine Damen und Herren: Ich sagte, die Wirtschafts- und die Finanzpolitik hätten im Dienste der Sozialpolitik zu stehen. Lassen Sie mich ein Letztes hinzufügen. Herr Kollege Arendt, vielleicht können wir uns auch darauf verständigen. Wenn Sie davon sprechen, daß wir ein dicht geknüpftes Netz sozialer Leistungen haben, dann widerspricht dem in diesem Hause niemand. Dann würde ich nur auch der Wahrheit die Ehre geben und sagen,

(Zuruf von der CDU/CSU: Wir wissen, wer es geknüpft hat!)

daß die Grundmuster zu diesem Netz, das S i e verfeinert haben, von den Christlichen Demokraten gelegt wurden und daß wir es mit Ihnen gemeinsam verfeinert haben.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722505200
Das Wort hat Herr Abgeordneter Lattmann.

Dieter Lattmann (SPD):
Rede ID: ID0722505300
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich nehme für die SPD-Fraktion in Kürze Stellung zu Tagesordnungspunkt 26, dem zweiten Teil der Ausführungen des Kollegen Geisenhofer. Herr Geisenhofer, es hat schon etwas Imponierendes, zu beobachten, mit welcher förmlich rasanten Geschwindigkeit Sie dem stabil unterwegs befindlichen Zug der SPD-Kultursozialpolitik nachlaufen.

(Dr. Blüm [CDU/CSU] : Wie heißt das Ding?)

— Das heißt: SPD-Kultursozialpolitik, meine Damen und Herren.

(Dr. Hammans [CDU/CSU] : Was ist das überhaupt?)

Erlauben Sie mir, diese Kultursozialpolitik hier im Vergleich zur Agrarsozialpolitik in die Debatte einzuführen. Ich komme dann auf dieses Gesetz im einzelnen noch zu sprechen.
Als die sozialliberale Koalition die Regierung in Bonn übernahm — das wissen Sie, meine Damen und Herren —, betrug die jährliche Bundesleistung für die Agrarsozialpolitik 850 Millionen DM, im letzten Jahr betrug sie 2,5 Milliarden DM. Ich will einmal kurz, weil es eben doch sehr unterschiedliche Bevorzugungen für verschiedene Bevölkerungsgruppen gibt, den Vergleich etwas weiter ausspinnen.

(Pfeffermann [CDU/CSU]: „Spinnen" ist phantastisch!)

Natürlich werde ich es, zumal ich ja als Bildungs-und Sozialpolitiker in meinem Wahlkreis auch mit der Bildung der Sahne auf der Milch etwas zu tun habe, mir nicht etwa mit den Landwirten verderben.

(Aha! bei der CDU/CSU)

Aber: Es ist doch imponierend, zu sehen, daß in der einen Kulturlandschaft, nämlich der Agrarsozialpolitik, in der man Traktoren zur Verfügung hat, um sie notfalls auch querzustellen, eine Menge geschehen ist, so viel, daß jeder es spürt, wir uns aber hier auf der anderen Seite eingestehen müssen, daß die sozialpolitische Debatte nicht übersehen kann, daß es eben unter den Rentnern in der Bundesrepublik zu wenig Künstler und Schriftsteller gibt.
Insofern, Herr Kollege Geisenhofer, begrüßt die SPD-Fraktion auch diesen Gesetzesantrag aus dem Bundesrat, der darauf abhebt, für eine — freilich kleine — bestimmte Gruppe die vorübergehende Wiederöffnung der Rentenversicherung zu ermöglichen. Aber: Ähnlich wie das Gesetz, mit dem Sie in der letzten Woche hier argumentiert haben, nämlich dem Wegfall an Vermögensteuer für Kunstbesitz, ist es gemacht, so wie man Gesetze überhaupt nur aus der Opposition heraus machen kann: mit heißer Nadel, flüchtig, ohne genaue Kenntnisse, um die es geht. Denn wenn Sie, Herr Geisenhofer, wirklich wüßten, wie das Autorenversorgungswerk funktioniert, das auf der Basis von § 27 des Urheberrechts seit dem 1. November in Gründung ist und daß sich dort inzwischen einige hundert Autoren angemeldet haben, dann würden Sie wissen, daß die Fristen zu kurz sind, daß das ganze Vorhaben überhaupt nur dann Sinn hätte, wenn man nichts Besseres machen könnte. Wir können aber etwas sehr viel Besseres machen.

(Pfeifer [CDU/CSU] : Ja, wann denn?)

Die spezielle Arbeitsgruppe, Herr Kollege Pfeifer, die die SPD unmittelbar nach Vorliegen des Künstlerberichts eingesetzt hat, arbeitet seit nunmehr zwölf Monaten. Alles, was vorliegt, auch im mitberatenden Ausschuß für Bildung und Wissenschaft, oder auch das, was schon Gegenstand von Kabinettsüberlegungen am 6. November war, was in den Ressorts — federführend: BMA; mitberatend: BMF, BMI — zur Zeit diskutiert wird und im März/April Gegenstand einer weiteren ausführlichen Kabinettsberatung zu dem ganzen Bereich sein wird, ist im einzelnen von unserer, Gruppe „Kultursozialpolitik" erarbeitet. Das kann nur ein Paket sein, gebildet aus einer umfassenden Renten- und Krankenversicherung für Künstler und Autoren mit einer staatlichen Clearing-Stelle, die als Vorschaitstelle vor der Rentenversicherung geschaffen wird und aus der heraus eben das Schwierige geleistet werden muß, wofür man eine Lösung braucht, nämlich den Ersatz für nicht vorhandene Auftraggeberanteile. Dies aber werden wir an anderer Stelle zu anderer Zeit genauer diskutieren.



Lattmann
Meine Damen und Herren Kollegen, ich will Sie nur noch um eines bitten: Die Rentner in der Bundesrepublik gehören ganz gewiß zu den eigentlichen Gewinnern der Bundesregierung und der sie tragenden sozialliberalen Koalition, für die diese Regierung seit 1969 mit am meisten geleistet hat.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Aber im Bereich der Künstler und Autoren haben wir vieles nachzuholen. Es geht nicht an, daß sich dieser Staat immer dann, wenn es uns allen gefällt, als eine Kulturnation und ein Kulturstaat darstellt, aber im Bereich der Sozialpolitik zu lange Lücken offenläßt.
Deswegen geht die SPD-Fraktion davon aus, Herr Geisenhofer, daß — im Gegensatz zu Ihrer Äußerung — noch in diesem Frühjahr die Umrisse des kultursozialpolitischen Pakets, auch der Sozialversicherung für Künstler, deutlich werden, daß begleitende Maßnahmen im steuerlichen Bereich und in der Verbesserung der Auftragslage der Künstler erforderlich sind und daß dies alles zusammen gleich zu Beginn des 8. Deutschen Bundestages und nach Möglichkeit auch mit Unterstützung der Opposition des 7. Bundestages in der wie immer neuen Situation für uns alle so schnell wie möglich Gesetz wird.

(Beifall bei der SPD und der FDP)


Dr. Richard Jaeger (CSU):
Rede ID: ID0722505400
Das Wort hat Herr Abgeordneter Burger.

Albert Burger (CDU):
Rede ID: ID0722505500
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Weder die Reden des Herrn Arbeitsministers noch die Reden der Mitglieder der Fraktionen der FDP und der SPD haben die Ungewißheiten und Unklarheiten in der weiteren Entwicklung im Bereich der Sozialpolitik aufhellen oder beseitigen können.

(Zuruf von der SPD: Weil Sie nicht zuhören wollen!)

Ein Stück Wahrheit und Klarheit steht allerdings im Kleingedruckten des Rentenanpassungsberichtes.

(Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

Dort können Sie auf den Seiten 118 und 119 bei den fünf Modellrechnungen feststellen, daß bei allen fünf ein Minus im Ergebnis steht. Lediglich die sechste Modellrechnung mit völlig irrealen Voraussetzungen zeigt einen positiven Trend.
Professor Meinhold zieht auf Seite 117 folgenden Schluß — ich zitiere sinngemäß —: Die Grundsatzfrage, ob die Anpassungen in Zukunft durchgeführt werden können, ist offen. Dies war das Kernproblem der heutigen Debatte — über den Tellerrand der Wahlen hinaus.

(Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

Wie wird es weitergehen? Dies ist die Sorge der Bürger draußen. Auf diese Frage wollen sie wissen, wohin der Weg führt.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, auch Ehrenbergs Nebelwerferaktion hat die Wahrheit eher vernebelt als sie klar herausgestellt.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich darf noch einmal sagen: Noch niemals standen so viele ernste Probleme im gesamten Bereich der Sozialpolitik an wie heute. Meine Damen und Herren, wir werden diese Bilanz ziehen und werden sie mit der Meßlatte der Wahlversprechen und der Erklärungen beider Bundesregierungen wägen.

(Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

Noch ein letztes. Für uns — das hat Kollege Katzer. klar gesagt — stand Sozialpolitik im Vergleich zu Wirtschafts- und Finanzpolitik nicht auf dem dritten Rang, sondern wir haben immer von der Gleichwertigkeit und Gleichgewichtigkeit in der Entwicklung der Wirtschaft-, Finanz- und Sozialpolitik gesprochen. Wer die nicht beachtet, hat die Folgen zu verantworten.
Nun, meine Damen und Herren, noch wenige Sätze zur Kriegsopferversorgung. Der ganze Bundestag hat im Jahre 1970 die jährliche Anpassung beschlossen. Die CDU/CSU war es, die sich vor allen Dingen für die gleichzeitige Anpassung der Renten eingesetzt hat. Beide Beschlüsse des Bundestages waren wegen der hohen Preissteigerungsrate in den 70er Jahren notwendig; denn die meisten Kriegsopferhaushalte wurden — das ergab eine Untersuchung der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände —, weil sie zu den Haushalten mit niedrigem Einkommen gehören, von der Entwicklung stärker betroffen als andere.
Auch diese zweite Seite der Medaille muß aufgezeigt werden. Man kann nicht nur von den Milliarden sprechen, die mehr ausgegeben werden, sondern muß auch von den vielen Milliarden sprechen, die durch die inflationäre Entwicklung verlorengegangen sind. Man muß beide Größen einander gegenüberstellen, Herr Minister Arendt.
Zu den Realitäten bei den Kriegsopfern gehört auch die Tatsache, daß die schlechte Haushaltslage keinen Spielraum für strukturelle Verbesserungen mehr läßt. Im Gegenteil, wir haben Kürzungen durchführen müssen und wir bemühen uns, mit einem besonderen Antrag wenigstens die bitterste Pille wieder zu beseitigen.
Wir werden im Ausschuß auch das Problem der Erholungsfürsorge ansprechen. Hier fühlen sich die Kriegsopfer getäuscht. Es ist hier eine generelle Kostenbeteiligung eingeführt worden; für alle Kriegsopfer werden nun für eine Erholungskur Kostenbeiträge von über 150 DM ohne Rücksicht auf ihr Einkommen verlangt. Diese Einführung einer generellen Selbstbeteiligung der Kriegsopfer bei Erholungskuren haben wir allerdings nicht gemeint.
Meine Damen und Herren, Sorge bereitet den Kriegsopfern auch der Blick über den Tellerrand der Wahlen hinaus. Ich habe schon darauf hingewiesen, daß der Rentenanpassungsbericht dieses Unbehagen eher steigert. Dies ist eine Folge einer schlechten Wirtschafts- und Finanzpolitik, und dafür trägt



Burger
insbesondere die Bundesregierung die Verantwortung.
Während sich heute — das möchte ich noch sagen — die Bundesregierung und ihre Sprecher sehr sicher gaben, konnte man am 8. Januar dieses Jahres in der SPD-Zeitung „Vorwärts" einen Artikel lesen, der düstere Prophezeiungen enthält. Es heißt dort — ich zitiere — wörtlich:
Über kurz oder lang dürfte die Krise auch die Ruheständler zur Kasse bitten. Langanhaltende Nachwehen der Flaute werden die gesetzliche Rentenversicherung noch vor Ablauf der 70er Jahre in eine finanzielle Klemme führen.

(Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

Was gilt nun, so frage ich die Sozialdemokraten: das, was im Artikel des „Vorwärts" steht, oder das, was Sie heute gesagt haben?
Diesen drängenden Fragen im Sozialbereich weicht die Bundesregierung genauso aus, wie sie den rechtzeitigen Mahnungen der Opposition auf dem Gebiete der Wirtschafts- und Finanzpolitik lange Zeit kein Gehör schenkte. Eines sollte die Bundesregierung inzwischen gemerkt haben: Man kann gegen Argumente der Opposition anrennen, aber nicht gegen Adam Riese.

(Zuruf von der SPD: Ist der bei Ihnen im Fraktionsvorstand?)

Denn die Rechnung muß stimmen; Klarheit und Wahrheit allein schaffen Vertrauen.
Meine Damen und Herren, die CDU/CSU will das Kriegsopferrecht sichern.

(Wehner [SPD] : Will!)

Sie weiß, daß soziale Sicherheit nur mit einer vernünftigen Wirtschaftspolitik und einer sozialen Finanzpolitik garantiert werden kann. Dort setzen wir den Hebel an. Es wird langer und großer Anstrengungen bedürfen, bis die Stabilität wieder gesichert wird.

(Jawohl! bei der CDU/CSU)

Die CDU/CSU wird sich mit Verantwortung der besonderen Belange der Kriegsopfer annehmen.

(Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD] : Wir auch!)


Liselotte Funcke (FDP):
Rede ID: ID0722505600
Wird noch das Wort gewünscht? — Das ist nicht der Fall. Dann kommen wir zur Überweisung der unter den Tagesordnungspunkten 24 bis 28 aufgeführten Vorlagen.
Die Vorschläge des Ältestenrates lauten: Der Entwurf des Neunzehnten Rentenanpassungsgesetzes soll an den Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung — federführend —, an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zur Mitberatung und an den Haushaltsausschuß — mitberatend und gemäß § 96 der Geschäftsordnung — überwiesen werden.
Der Rentenanpassungsbericht 1976 und das Gutachten des Sozialbeirats sollen an den Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung zur Federführung sowie an den Haushaltsausschuß zur Mitberatung überWiesen werden.
Der Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Arbeiter- und des Angestelitenversicherungs-Neuregelungsgesetzes soll an den Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung gehen.
Der Entwurf des Gesetzes zur Änderung des Bundesversorgungsgesetzes soll an den Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung sowie an den Haushaltsauschuß — mitberatend und gemäß § 96 der Geschäftsordnung — überwiesen werden.
Schließlich ist für den Entwurf des Achten Anpassungsgesetzes zum Bundesversorgungsgesetz Überweisung an den Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und an den Haushaltsausschuß — mitberatend und gemäß § 96 der Geschäftsordnung — vorgesehen.
Wer mit den Vorschlägen einverstanden ist, den bitte ich um das Handzeichen. — Gegenprobe! — Stimmenthaltungen? — Es ist so beschlossen.
Damit sind wir am Ende unserer Sitzung. Ich berufe das Haus für Mittwoch, dem 10. März 1976, 13 Uhr zu einer Fragestunde ein.
Die Sitzung ist geschlossen.