Protokoll:
15030

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 30

  • date_rangeDatum: 12. März 2003

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:46 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/30 ZusFr Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU 2274 B ZusFr Reinhard Grindel CDU/CSU . . . . . . . 2274 C Ausführungen des Parlamentarischen Staats- sekretärs Kolbow zur Person des amerikani- schen Verteidigungsministers Donald Rumsfeld DringlAnfr 2 Eckart von Klaeden CDU/CSU Antw PStSekr Hans Georg Wagner BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2274 D ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . 2275 A ZusFr Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . 2275 D ZusFr Jella Teuchner SPD . . . . . . . . . . . . . . . 2276 A ZusFr Gerd Höfer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 2276 B ZusFr Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . 2277 D Bau einer Transrapidstrecke im Korridor IV des Transeuropäischen Netzes Berlin–Prag– Südosteuropa MdlAnfr 4 Dr. Peter Jahr CDU/CSU Antw PStSekr’in Iris Gleicke BMVBW . . . . 2278 A ZusFr Dr. Peter Jahr CDU/CSU . . . . . . . . . . 2278 B ZusFr Henry Nitzsche CDU/CSU . . . . . . . . . 2278 C Subvention des Binnenschifffahrtsgewerbes in Belgien und den Niederlanden vor dem Hinter- grund der Harmonisierung innerhalb der EU MdlAnfr 5, 6 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 30. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 12. März 2003 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde (Drucksachen 15/523, 15/529) . . . . . . . . . 2273 A Ausführungen des Parlamentarischen Staats- sekretärs Kolbow zur Person des amerikani- schen Präsidenten George W. Bush; even- tuelle Konsequenzen DringlAnfr 1 Eckart von Klaeden CDU/CSU Antw PStSekr Hans Georg Wagner BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2273 B ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . 2273 B ZusFr Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . 2274 A maschinen und bestimmte Anhänger in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben MdlAnfr 2 Sibylle Laurischk FDP Antw PStSekr Alfred Hartenbach BMJ . . . . . 2276 C ZusFr Sibylle Laurischk FDP . . . . . . . . . . . . 2276 D Inanspruchnahme der Flugbereitschaft durch Mitglieder der Bundesregierung im Jahr 2002; dadurch entstandene Kosten MdlAnfr 3 Petra Pau fraktionslos Antw PStSekr Hans Georg Wagner BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2277 B ZusFr Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . 2277 C Befreiung von der Kraftfahrzeughaftpflichtver- sicherungspflicht für selbstfahrende Arbeits- Renate Blank CDU/CSU Antw PStSekr’in Iris Gleicke BMVBW 2278 D, 2279 B ZusFr Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . 2278 D II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2003 Lärmschutzmaßnahmen bezüglich der Güter- umgehungsbahn Hamburg-Horn–Hamburg- Eidelstedt MdlAnfr 7, 8 Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2279 D, 2281 A ZusFr Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2280 B, 2281 A, B ZusFr Reinhard Grindel CDU/CSU . . . . . . . 2281 C ZusFr Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . 2281 D Unterschiedliche Aussagen des Parlamentari- schen Staatssekretärs beim BMVBW, Achim Großmann, zum Ausbau der Verkehrsinfra- struktur, insbesondere zum Ausbau der Schnellbahnanbindung Paris–Ostfrankreich– Südwestdeutschland MdlAnfr 9 Sibylle Laurischk FDP Antw PStSekr’in Iris Gleicke BMVBW . . . . 2282 A ZusFr Sibylle Laurischk FDP . . . . . . . . . . . . 2282 B ZusFr Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . 2282 D Baumaßnahmen und deren Kosten in Liegen- schaften des Bundesamtes für Strahlenschutz, zum Beispiel in der Außenstelle Salzgitter- Lebenstedt in den Jahren 2003/2004 MdlAnfr 10, 11 Albrecht Feibel CDU/CSU Antw PStSekr’in Simone Probst BMU . . 2283 B, D ZusFr Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . 2283 C Zunahme der Luftverschmutzung im sächsi- schen Grenzbereich zu Tschechien; Einhal- tung von umweltpolitischen Mindeststandards in tschechischen Industrieanlagen MdlAnfr 12, 13 Günter Baumann CDU/CSU Antw PStSekr’in Simone Probst BMU . . 2284 A, D ZusFr Günter Baumann CDU/CSU 2284 B, 2285 B Zustimmung zu einer Regelung im deutschen Ausländerrecht zum Familiennachzug vor ei- ner Entscheidung über ein neues Zuwande- rungsgesetz MdlAnfr 14, 15 Reinhard Grindel CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI 2286 A, 2288 C ZusFr Reinhard Grindel CDU/CSU 2286 B, 2288 D ZusFr Clemens Binninger CDU/CSU 2287 A, 2290 A ZusFr Hartmut Koschyk CDU/CSU 2287 B, 2290 B ZusFr Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . 2287 C ZusFr Roland Gewalt CDU/CSU . . . . . . . . . 2287 D ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . 2288 A ZusFr Rüdiger Veit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 2288 B ZusFr Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU 2289 C ZusFr Dr. Ole Schröder CDU/CSU . . . . . . . 2290 C Ausnahmegenehmigung für die Benutzung von Selbstrettungswerkzeugen durch Feuer- wehrleute MdlAnfr 16, 17 Hartmut Koschyk CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI 2291 B, 2292 A ZusFr Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . 2291 C Zahl der Einbürgerungen im Jahr 2002 sowie dadurch entstandene doppelte oder Mehrfach- staatsbürgerschaften MdlAnfr 18 Petra Pau fraktionslos Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . 2292 B ZusFr Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . 2292 C Steuermindereinnahmen durch Anwendung des pauschalen 25-prozentigen Steuersatzes bei der Zinsabschlagsteuer; Nichtanwendung des pauschalen Zinsabschlagsatzes beispiels- weise bei Rentnern oder Kindern MdlAnfr 21, 22 Hannelore Roedel CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2292 D, 2293 A ZusFr Hannelore Roedel CDU/CSU . . . . . . . 2293 A ZusFr Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU 2293 B Höhe und Verteilung der Gelder im Rahmen des geplanten Konjunkturprogramms MdlAnfr 23, 24 Hans Michelbach CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2293 C, 2294 B ZusFr Hans Michelbach CDU/CSU 2293 D, 2294 B Auswirkungen der Mittelkürzungen der Bun- desanstalt für Arbeit für den zweiten Arbeits- markt, insbesondere für Langzeitarbeitslose und für die auf dem zweiten Arbeitsmarkt tätigen Bildungsträger MdlAnfr 29, 30 Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos Antw PStSekr Gerd Andres BMWA . . . . . . . 2294 D ZusFr Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . 2295 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2003 III Auswirkungen der Streichung des entspre- chenden Bundeszuschusses zum Haushalt der Bundesanstalt für Arbeit auf die berufliche Weiterbildung von Arbeitslosen, insbesondere auf Programme für lernbehinderte Jugendliche MdlAnfr 31, 32 Hartwig Fischer (Göttingen) CDU/CSU Antw PStSekr Gerd Andres BMWA 2295 C, 2297 A ZusFr Hartwig Fischer (Göttingen) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2296 A, 2297 B ZusFr Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 2296 D ZusFr Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . 2297 C Öffentliche Ausschreibung der Beraterver- träge für die Bundesanstalt für Arbeit MdlAnfr 33 Dirk Niebel FDP Antw PStSekr Gerd Andres BMWA . . . . . . . 2298 A ZusFr Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 2298 B Auswirkungen der Mittelkürzungen bei der Bundesanstalt für Arbeit auf 24 Modellpro- jekte zur „Entwicklung einer neuen Förder- struktur für Jugendliche mit besonderem För- derbedarf“ MdlAnfr 34, 35 Dr. Michael Luther CDU/CSU Antw PStSekr Gerd Andres BMWA . . . . . . . 2299 A ZusFr Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . 2299 B Anzahl der an den Maßnahmen der Bundes- anstalt für Arbeit im Hinblick auf 24 Modell- projekte in Deutschland zur „Entwicklung einer neuen Förderstruktur für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf“ teilnehmenden Jugendlichen; Ein- und Austrittsquote; Alter- nativen bei Wegfall der Projekte MdlAnfr 36, 37 Marco Wanderwitz CDU/CSU Antw PStSekr Gerd Andres BMWA 2299 D, 2300 B ZusFr Marco Wanderwitz CDU/CSU . . . . . . 2300 B ZusFr Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . 2300 C ZusFr Hartwig Fischer (Göttingen) CDU/CSU 2300 D Werbekampagne für den Ökolandbau in Zeit- schriften und Zeitungen sowie im Fernsehen und im Kino MdlAnfr 38, 39 Helmut Heiderich CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2301 B, 2302 A ZusFr Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . 2301 C ZusFr Gitta Connemann CDU/CSU . . . . . . . 2302 D ZusFr Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 2303 A ZusFr Julia Klöckner CDU/CSU . . . . . . . . . 2303 B ZusFr Hartwig Fischer (Göttingen) CDU/CSU 2303 C ZusFr Peter Bleser CDU/CSU . . . . . . . . . . . 2303 D Verhinderung der Einschleppung des Geflü- gelpesterregers, unter anderem in Nordrhein- Westfalen MdlAnfr 42, 43 Julia Klöckner CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2304 A, 2305 D ZusFr Julia Klöckner CDU/CSU . . 2304 B, 2306 A ZusFr Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . 2304 D ZusFr Gitta Connemann CDU/CSU . . . . . . . 2305 B Bereitstellung finanzieller Sondermittel zur Entschädigung für von der Geflügelpest be- troffene Betriebe und Brütereien; Ausweitung des für die Niederlande verhängten Ausfuhr- verbots für Lebendgeflügel und Bruteier auf Konsum- und Industrieeier MdlAnfr 44, 45 Gitta Connemann CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2306 B, 2307 A ZusFr Gitta Connemann CDU/CSU 2306 C, 2307 B ZusFr Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . 2307 C Maßnahmen zur Verhinderung des Übergrei- fens der Geflügelpest auf deutsche Bestände MdlAnfr 46, 47 Albert Deß CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2307 D, 2308 A ZusFr Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 2308 A Schutz der Hobby- und Kleintierhalter vor der Geflügelpest; Einschleppung des Geflügel- pesterregers durch Zugvögel MdlAnfr 48, 49 Peter Bleser CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2308 B, 2309 C ZusFr Peter Bleser CDU/CSU . . . . . . . . . . . 2308 C ZusFr Gitta Connemann CDU/CSU . . . . . . . 2309 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2309 D IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2003 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2311 A Anlage 2 Abrechnung des Einsatzes von Rettungs- diensten bei alten Menschen durch die Kran- kenkassen MdlAnfr 1 Gerald Weiß (Groß-Gerau) CDU/CSU Antw PStSekr’in Marion Caspers-Merk BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2311 C Anlage 3 Gründe für die Ergebnisse der SPD bei der Kommunalwahl in Schleswig-Holstein MdlAnfr 19, 20 Dietrich Austermann CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper, BMI . . . . 2311 D Anlage 4 Privatisierung bzw. Liquidierung von Bundes- unternehmen und Bundesbeteiligungen an Unternehmen MdlAnfr 25, 26 Gudrun Kopp FDP Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 2312 A Anlage 5 Immobilien- und Liegenschaftenbesitz der Bundesanstalt für Arbeit sowie dessen Nut- zung MdlAnfr 27, 28 Dagmar Wöhrl CDU/CSU Antw PStSekr Gerd Andres BMWA . . . . . . . 2312 C Anlage 6 Maßnahmen bei einem Ausbruch der Geflü- gelpest in Italien und in Deutschland; Impf- stoffvorräte; Förderung der Entwicklung neuer Impfstoffe MdlAnfr 40, 41 Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL 2313 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2003 2273 (A) (C) (B) (D) 30. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 12. März 2003 Beginn: 13.00 Uhr
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    die Weitergabe der Krankheit verhindert wird. Das heißt, unter der Impfdecke kann sich die Krankheit trotzdem ausbreiten. Aus diesem Grunde ist das äußerst problema- tisch. Man kann nicht unterscheiden, ob der Krankheits- erreger, den man bei Untersuchungen feststellt, auf ein Feldvirus oder auf ein Impfvirus zurückgeht. Wie gesagt, diese Maßnahme käme erst dann zur Anwendung, wenn wir eine Verseuchung von Geflügelbeständen in großem Stil in Deutschland hätten. Unser Ziel ist es – das ist machbar –, Deutschland von der Geflügelpest freizuhal- ten. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zweitens. Zu Italien ist zu sagen: In Italien gab es in den letzten Jahren zwei große Seuchenzüge, von denen eine Vielzahl von Betrieben mit Millionen von Tieren betroffen waren, die erkrankt sind und letztendlich getö- tet werden mussten. Auch nach der Impfung ist die Tö- tung erforderlich, wenn man an dem Ziel festhält, das Land seuchenfrei zu bekommen. Ich denke, diese Punkte machen deutlich, dass das Impfen tatsächlich nicht die Maßnahme der ersten Wahl ist, sondern erst dann zum Zuge kommen kann, wenn die anderen Maßnahmen nicht greifen. Unser Ziel ist, die Geflügelpest von Deutschland fern zu halten. Sollte sie auftreten, müssten wir sie ausmerzen. Das Impfen wäre erst dann eine Strategie, wenn man sich damit abgefun- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2003 2311 (A) (C) (B) (D) gen des Abgeordneten Dietrich Austermann (CDU/ CSU) (Drucksache 15/523, Fragen 19 und 20): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass für das Abschneiden der SPD bei der Kommunalwahl in Schleswig- Wieczorek (Böhlen), Jürgen SPD 12.03.2003 Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 12.03.2003 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Antwort der Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die Frage des Abgeordneten Gerald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU) (Drucksache 15/523, Frage 1): Trifft es nach Kenntnis der Bundesregierung zu, dass der Einsatz von Rettungsdiensten bei alten Menschen, wenn diese fallen und nicht mehr allein aufstehen können, nicht durch die Krankenkassen abgerechnet wird, und wenn ja, wie beurteilt die Bundesregierung dann die Tatsache, dass Rettungsdienste deswegen im Einzelfall von der Hilfe absehen (vergleiche Rüsselsheimer Echo vom 19. Februar 2003)? Gemäß § 60 Abs. 1 des Fünften Buches Sozialgesetz- buch (SGB V) übernehmen die Krankenkassen unter be- stimmten Voraussetzungen die Kosten für Fahrten ein- schließlich der Transporte durch den Rettungsdienst und andere Krankentransporte nur, wenn sie im Zusammen- hang mit einer Leistung der Krankenkasse notwendig sind. Welches Fahrzeug benutzt werden kann, richtet sich nach der medizinischen Notwendigkeit im Einzelfall. So werden beispielsweise die Kosten des Rettungs- dienstes übernommen, wenn der Transport eines Versi- cherten, der in seiner Wohnung gestürzt ist, in ein Kran- kenhaus notwendig oder eine Notfallversorgung erforderlich ist. Eine Rettungsfahrt zum Krankenhaus wird auch dann übernommen, wenn eine stationäre Behandlung nicht erforderlich ist (§ 60, Abs. 2, S. 1 Nr. 2 SGB V). Die Fahrkosten und damit auch der Einsatz eines Ret- tungsdienstes werden dagegen von den Krankenkassen nicht übernommen, wenn weder ein Transport des Versi- cherten zu einem anderen Behandlungsort noch eine Be- handlung des Versicherten erforderlich ist. Wichtig für die Entscheidung der Krankenkasse im Einzelfall ist es, ob der Versicherte bei der verständiger Würdigung der Umstände davon ausgehen durfte, dass der Einsatz eines Rettungsdienstes notwendig sei. In den Landesrettungsdienstgesetzen werden im Übri- gen die Rahmenbedingungen für die vergütungsfähigen Leistungen des Rettungsdienstes festgelegt. Der Bundesregierung ist nicht bekannt, dass bei Vor- liegen der Voraussetzungen des § 60 SGB V Kranken- kassen die Kostenübernahme verweigert hätten. Ob die Voraussetzungen des § 60 SGB V vorlagen, haben die Krankenkassen zu entscheiden. Formelle Probleme müssen an für sich voll von der zuständigen Aufsichtsbehörde geklärt werden. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Fra- Abgeordnete (r) Entschuldigt Adam, Ulrich CDU/CSU 12.03.2003 Dr. Bartels, Hans-Peter SPD 12.03.2003 Connemann, Gitta CDU/CSU 12.03.2003 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12.03.2003 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 12.03.2003 Dr. Göhner, Reinhard CDU/CSU 12.03.2003 Götz, Peter CDU/CSU 12.03.2003 Künast, Renate BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12.03.2003 Lehn, Waltraud SPD 12.03.2003 Möllemann, Jürgen W. fraktionslos 12.03.2003 Noll, Michaela CDU/CSU 12.03.2003 Otto (Godern), Eberhard FDP 12.03.2003 Dr. Paziorek, Peter CDU/CSU 12.03.2003 Philipp, Beatrix CDU/CSU 12.03.2003 Rühe, Volker CDU/CSU 12.03.2003 Schewe-Gerigk, Irmingard BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12.03.2003 Schily, Otto SPD 12.03.2003 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 12.03.2003 Schneider, Carsten SPD 12.03.2003 Schröder, Gerhard SPD 12.03.2003 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 12.03.2003 Seib, Marion CDU/CSU 12.03.2003 Volquartz, Angelika CDU/CSU 12.03.2003 Welt, Jochen SPD 12.03.2003 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 12.03.2003 2312 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2003 (A) (C) (B) (D) Holstein die „Berliner Vielstimmigkeit“ verantwortlich war und dass „in Berlin klar erkennbar werden muss, wie das Ge- samtkonzept zur Erneuerung Deutschlands mit sozialem Au- genmaß aussieht“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. März 2003)? Welche Gründe sind nach Auffassung der Bundesregie- rung für das Abschneiden der SPD bei der Kommunalwahl in Schleswig-Holstein maßgebend, wenn erklärt wird: „Unsere Kommunalpolitiker sind für etwas abgestraft worden, für das sie in keiner Weise verantwortlich sind“ (Hamburger Abend- blatt vom 4. März 2003)? Zu Frage 19: Bei Kommunalwahlen handelt es sich um eine Ange- legenheit des Länderbereichs. Das aus dem Bundes- staatsprinzip folgende Gebot der gegenseitigen Rück- sichtnahme erfordert eine strikte Beachtung der sich aus der Kompetenzordnung des Grundgesetzes ergebenden Zuständigkeitsbereiche. Dies steht einer öffentlichen Be- wertung von Vorgängen auf der jeweils anderen Ebene grundsätzlich entgegen. Zu Frage 20: Die Bundesregierung sieht sich nicht veranlasst, sich zum Abschneiden von Parteien, zumal in Kommunal- wahlen, zu äußern. Anlage 4 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Fragen der Abgeordneten Gudrun Kopp (FDP) (Druck- sache 15/523, Fragen 25 und 26): Plant die Bundesregierung, Bundesunternehmen und Bun- desbeteiligungen an Unternehmen zu privatisieren bzw. zu li- quidieren, und wenn ja, in welchem Umfang (teilweise oder vollständig) soll dies jeweils geschehen? Was zählt die Bundesregierung zu den „strengen Maß- stäben“ zur „Prüfung des wichtigen Bundesinteresses bei Betei- ligungen des Bundes“, wie sie im Jahreswirtschaftsbericht 2003 der Bundesregierung (Bundestagsdrucksache 15/372, Punkt 80, Seite 60) genannt sind? Zu Frage 25: Im Bundeshaushalt sind in den Erläuterungen zu Kap. 60 02 Tit. 133 01 die Unternehmen aufgeführt, bei denen die Bundesregierung eine Privatisierung plant. Die jeweiligen Privatisierungen werden kapitalmarktgerecht durchgeführt. Ziel ist eine vollständige Veräußerung des Bundesanteils, das vor allem entsprechend den Kapital- markterfordernissen auch schrittweise durchgeführt wer- den kann. In den Gesellschafterversammlungen haben die Gesellschafter Bund und beteiligte Körperschaften (Landkreise, Landwirtschaftskammern usw.) im Jahr 2002 die Liquidation der drei so genannten Altsiedlungs- gesellschaften Ostpreußische Landgesellschaft mbH i. L.; Pommersche Landgesellschaft mbH i. L.; Ober- schlesische Landgesellschaft mbH i. L. beschlossen. Zu Frage 26: Die Bundeshaushaltsordnung (BHO) verpflichtet die Bundesregierung, bei Aufstellung und Ausführung des Bundeshaushaltsplans die Grundsätze der Wirtschaftlich- keit und Sparsamkeit zu beachten. Die Einhaltung dieser Grundsätze erfordert unter anderem auch eine Prüfung, in- wieweit staatliche Aufgaben oder öffentlichen Zwecken dienende wirtschaftliche Tätigkeiten durch Ausgliederung und Entstaatlichung oder Privatisierung besser erfüllt wer- den können (§ 7 Abs. 1 BHO). Die Maßstäbe hierfür gibt § 65 Abs. 1 BHO vor, wo- nach der Bund nur an einem Unternehmen beteiligt sein soll, wenn ein wichtiges Bundesinteresse vorliegt und sich der vom Bund angestrebte Zweck nicht besser und wirtschaftlicher auf andere Weise erreichen lässt. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Fragen der Abgeordneten Dagmar Wöhrl (CDU/CSU) (Druck- sache 15/523, Fragen 27 und 28): Wie hoch schätzt die Bundesregierung den Immobilien- und Liegenschaftenbesitz der Bundesanstalt für Arbeit (BA) insgesamt ein? In welcher Größenordnung werden Immobilien und Lie- genschaften von der BA für Zwecke genutzt, die direkt der Arbeitsvermittlung dienen, und in welcher Größenordnung werden sie für andere Zwecke genutzt? Zu Frage 27: Bezüglich der Ermittlung der Verkehrswerte hat sich die Bundesanstalt für Arbeit (BA) den Regelungen des Bundes angeschlossen. Das Bundesministerium der Finanzen hat mit seinem Rundschreiben vom 6. November 1978 II A 6 H 3005 – 7/78 – (MinBlFin 1978 Seite 452) mitgeteilt, dass der Bestand des unbeweglichen Sachvermögens und seine jährlich eintretenden Veränderungen ab dem Haushaltsjahr 1979 in der Vermögensrechnung des Bundes nicht mehr wertmäßig auszuweisen sind. Eine aktualisierte Wert- ermittlung wird zurzeit nur für diejenigen Liegenschaften beauftragt, die dienstlich nicht mehr benötigt werden und daher verwertet werden sollen. Zu Frage 28: Der Dienststellenbestand der Bundesanstalt für Arbeit (BA) umfasst derzeit 180 Arbeitsämter, 657 Geschäfts- stellen, 10 Landesarbeitsämter, 5 besondere Dienststel- len und die Hauptstelle. Die hierzu bestehenden Einzel- objekte (zum Beispiel Dependancen, Bildungszentren, Auslagerungen von Arbeitsämtern und Geschäftsstellen, Hilfsstellen) befinden sich in der Hauptsache im Eigen- tum der BA und/oder sind angemietet. Diese Dienststel- len sind in 1 764 Immobilienobjekten untergebracht. Die Differenz zum Gesamtdienststellenbestand von 911 er- gibt sich im Wesentlichen durch die Unterbringung von Arbeitsämtern an häufig mehreren Standorten. Eine Zu- ordnung des Flächenbestandes zu einzelnen Geschäfts- feldern der BA erfolgt nicht. Von den 1 764 Einzelobjekten werden derzeit 43 Objekte nicht mehr eigengenutzt und sind zur Ver- wertung beauftragt. Die Grundstücksfläche dieser Ob- jekte beläuft sich auf 159 898 m2. Hierzu wird das Bun- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2003 2313 (A) (C) (B) (D) Impfstoffe zu unterstützen? Zu Frage 40: Die Bundesregierung befürwortet die derzeitige italie- nische Impfkampagne gegen das schwachpathogene avi- äre Influenzageschehen des Subtyps H7N3 (bei dem es sich nicht um die klassische Geflügelpest handelt) in Teilen der Regionen Lombardei und Veneto, die auf Grundlage eines gemeinschaftsrechtlich genehmigten Impfprogrammes durchgeführt wird. Es hat sich nämlich gezeigt, dass die Infektion durch die italienischen Behör- den ohne Impfung nicht ausreichend eingedämmt wer- den kann. Außerdem besteht die Gefahr, dass – wie be- reits 1999 in Italien geschehen – schwachpathogene Viren zu hochpathogenen Viren mutieren und gravie- rende Geflügelpest-Seuchenzüge verursachen. Im Übri- gen haben die Erfahrungen aus dem 1999er-/2000er-In- fektionsgeschehen mit Viren des Subtyps H7N1, bei dem erstmals Gepflügelpestimpfstoff im Rahmen der Be- kämpfungsmaßnahmen eingesetzt wurde, gezeigt, dass die Verbreitung aviärer Influenzaviren durch die Imp- fung erfolgreich gestoppt werden konnte. Die Bekämpfung der Gepflügelpest in Deutschland er- folgt auf Grundlage der Bestimmungen der Geflügelpest- Verordnung durch die Länder. Dabei kommen der Bun- setzungen zu erfolgen, wenn zu erwarten ist, dass das Seuchengeschehen mit anderen Bekämpfungsmaßnah- men nicht beherrscht werden kann. So müssen ein mit dem H-Subtyp des Erregers korrelierender Impfstoff und darauf abgestimmte Diagnostika zur Verfügung stehen. Zu Frage 41: In Europa sind in den letzten Jahren nur in Italien Geflügelpestimpfstoffe eingesetzt worden, die kommer- ziell verfügbar sind und sowohl gegen hoch- als auch gegen schwachpathogenes aviäres Virus angewandt werden können. Es handelt sich einmal um den Impf- stoff Fluvac H7 der Firma Merial (Stamm A/chicken/ Pakistan/1995-H7N3) und zum anderen um eine Sub- typvakzine der Firma Intervet (A/ck/Italien/AG-473/ 1999-H7N1). Im internationalen Bereich werden darü- ber hinaus Influenzaviren aller Subtypen für die An- wendung als Saatvirus zur Herstellung inaktiverter Impfstoffe vorgehalten. Es ist ebenfalls üblich, Impf- stoffe unter Verwendung des aktuell am Geschehen be- teiligten Feldvirus herzustellen. Aus diesen Gründen und unter Berücksichtigung, dass derzeit keine aktuelle Gefährdung in Deutschland gegeben ist, hält es die Bundesregierung derzeit nicht für erforderlich, die Ent- wicklung neuer Impfstoffe zu unterstützen. desministerium für Wirtschaft und Arbeit dem Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit in Kürze einen detaillierten Bericht übermitteln. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerald Thalheim auf die Fragen des Abgeordneten Peter H. Carstensen (Nord- strand) (CDU/CSU) (Drucksache 15/523, Fragen 40 und 41): Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, dass bei dem jetzigen Ausbruch der Geflügelpest Italien vorbeugend impft, und wie gedenkt sie bei einem Ausbruch der Seuche in Deutschland zu handeln? Für welche Pathogenitätsstufen der Geflügelpest stehen zurzeit Impfstoffe zur Verfügung, und in welcher Weise ist die Bundesregierung bereit, die Entwicklung notwendig neuer desregierung koordinierende Aufgaben sowie Informati- onsverpflichtungen (Europäische Kommission, Mitglied- staaten, Drittländer, internationale Organisationen) zu. Grundlage der Bekämpfungsmaßnahmen bilden die ge- meinschaftsrechtlich harmonisierten Bekämpfungsvor- schriften nach der Richtlinie 92/40/EWG. Nach diesen Bestimmungen ist neben der Stamping-out-Politik der Einsatz von Gepflügelpestimpfstoffen zulässig. Not- impfungen im Umkreis um den Krankheitsherd können durch die zuständigen Behörden nach Unterrichtung der Kommission angeordnet werden. Derartige Maßnahmen werden durch die Kommission umgehend im Regelungs- ausschussverfahren überprüft. Weiter gehende Impfun- gen bedürfen eines Beschlusses, der von der Kommission in Zusammenarbeit mit dem betreffenden Mitgliedstaat unter Beteiligung des zuständigen Regelungsausschusses gefasst wird. Der Einsatz von Impfstoffen hat jedoch un- ter Berücksichtigung verschiedener Faktoren und Voraus- 30. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 12. März 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503000000


Grüß Gott, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sit-
zung ist eröffnet.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 2 auf:

Fragestunde

– Drucksachen 15/523, 15/529 –

Zu Beginn der Fragestunde rufe ich gemäß Ziffer 10
der Richtlinien für die Fragestunde die dringlichen Fra-
gen auf Drucksache 15/529 auf.

Wir kommen zunächst zur dringlichen Frage 1 des
Kollegen Eckart von Klaeden:

Hat der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesmi-
nister der Verteidigung, Walter Kolbow, auf einer öffentlichen
Veranstaltung am 5. März 2003 den Präsidenten der Vereinig-
ten Staaten von Amerika, George W. Bush, einen „Diktator“
genannt – vergleiche „Kitzinger Zeitung“ vom 7. März 2003 –,
und wenn ja, welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung
daraus?

Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Staats-
sekretär im Verteidigungsministerium, Herr Wagner, zur
Verfügung.

einseitigen Entscheidungen“ gesprochen. Ist es Ansicht
Ihres Hauses, dass der Staatssekretär erneut falsch zitiert
worden ist?

H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1503000100


Diese Zitate sind so in der Presse zu finden. Ob sie al-
lerdings zutreffend sind, weiß man nicht.

Die Zeitung „die tageszeitung“ schreibt am 10. März
von zwei verschiedenen Versionen. Zum einen wird ein
Artikel der „Main-Post“ genannt. Der Verfasser Torsten
Schleicher sagt, er sei sich sicher, sich nicht verhört zu
haben. Es sei nicht gesagt worden, der Präsident sei kein
Partner, sondern ein Diktator. Die Kritik sei nicht auf den
Präsidenten bezogen worden, sondern auf die Entschei-
dung, die getroffen worden ist.

Die „Kitzinger Zeitung“, die auch danach gefragt
worden ist, erklärt, man könne nicht alles buchstabenge-
treu mitschreiben. Kolbow habe Bush nicht als Diktator
im Sinne eines Saddam Hussein bezeichnet, sondern als
einen Politiker, der dem Rest der Welt seine Meinung
diktiert. Es hieß, es würde sich hierbei um ein sinngemä-
ßes Zitat handeln. Die Situation ist also völlig unklar.
H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1503000200


Herr Kollege von Klaeden, Ihre erste Frage beant-
worte ich mit Nein.


(Peter Dreßen [SPD]: Das war klar und deutlich!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503000300


Herr von Klaeden, Sie können zwei Nachfragen stel-
len.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1503000400


Herr Staatssekretär, in der „Welt am Sonntag“ und in
einer dpa-Meldung vom Montag wird Staatssekretär
Kolbow zitiert. Es heißt, er habe im Hinblick auf den
amerikanischen Präsidenten von einem „Diktator der

Ich glaube das, was Herr Kolbow erklärt hat, nämlich
dass er Herrn Bush nicht mit diesem Ausdruck belegen
wollte.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503000500


Herr Kollege von Klaeden, Ihre zweite Zusatzfrage,
bitte schön.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1503000600


Herr Staatssekretär, ich danke Ihnen für den Einblick
in die Presselandschaft des Wochenendes.

H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1503000700


Sie haben auch zwei Zeitungen zitiert.






(A) (C)



(B) (D)


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1503000800


Richtig, auch ich habe aus zwei Zeitungen zitiert. –
Meine Frage war aber – ich wiederhole sie –, ob das Zi-
tat Ihres Kollegen zutreffend ist, das er in Korrektur der
Berichterstattung der Aschermittwochsveranstaltung
wiedergegeben hat, nämlich dass er nach der Veranstal-
tung, nachdem die Sache öffentlich diskutiert worden ist,
nicht von einem „Diktator“, sondern von einem „Dikta-
tor der einseitigen Entscheidungen“ gesprochen habe.
Oder wurde Staatssekretär Kolbow in der „Welt am
Sonntag“ und in der Meldung der dpa am Montag wieder
falsch zitiert? Wenn das der Fall ist, dann muss ich Sie
fragen: Was unternehmen Sie, wenn Ihr Kollege ständig
falsch zitiert wird? Das muss doch Konsequenzen haben.

H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1503000900


Sie wissen, dass der Bundeskanzler und der Bundes-
minister der Verteidigung als Konsequenz eine Rüge
ausgesprochen haben. Damit ist die Sache für die Bun-
desregierung erledigt. Was die Zeitungen jetzt daraus
machen, ist deren Vergnügen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503001000


Zu dieser Frage gibt es eine weitere Zusatzfrage des
Abgeordneten Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1503001100


Herr Staatssekretär, darf ich Sie fragen – das haben
Sie schon angesprochen –, wer genau gerügt worden ist:
die Journalisten oder der Staatssekretär?

H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1503001200


So weit ich es der Presse entnommen habe, betrifft es
den Staatssekretär.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Aber nach dem Aschermittwoch sollte wieder der nötige Ernst einkehren!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503001300


Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Schmidt.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1503001400


Herr Staatssekretär, können Sie uns sagen, welche
Äußerung des Staatssekretärs Kolbow gerügt worden
ist?

H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1503001500


Das war die ursprünglich in der Zeitung zitierte. Man
muss zunächst ja davon ausgehen, dass diejenigen, die
dabei waren und zugehört haben, wissen, was sie auf-

schreiben. Es ist sehr gut, dass das durch Herrn Kolbow
anders dargestellt worden ist; dies hat ihn entlastet.


(Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Hat er ihn als Diktator bezeichnet?)


– Er hat gesagt, dass es bei den Entscheidungen ein Dik-
tat gegeben habe. Von „Diktator“ war keine Rede.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503001600


Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Grindel.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1503001700


Herr Staatssekretär, es ist eine Rüge ausgesprochen
worden für eine Äußerung, die die Zeitungen jetzt selbst
relativieren. Werden der Bundeskanzler und der Vertei-
digungsminister die Rüge wieder zurücknehmen?

H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1503001800


Das prüft die Bundesregierung zurzeit.


(Lachen bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503001900


Wir kommen zur zweiten dringlichen Frage des Ab-
geordneten Eckart von Klaeden:

Hat der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundes-
minister der Verteidigung, Walter Kolbow, erklärt, der Vertei-
digungsminister der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald
Rumsfeld, solle „erst einmal diplomatischen Anstand lernen“
– vergleiche „Welt am Sonntag“ vom 9. März 2003 –, und
wenn ja, spricht er insoweit für die Bundesregierung?

H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1503002000


Herr Kollege von Klaeden, das genannte Zitat ist am
5. März im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung aus
Anlass des politischen Aschermittwochs gefallen. Wie
Sie wissen, hat der Parlamentarische Staatssekretär beim
Bundesminister der Verteidigung bei dieser Veranstal-
tung nicht als Mitglied der Bundesregierung, sondern als
stellvertretender Landesvorsitzender gesprochen.

Lassen Sie mich einen Punkt ergänzen: Sie wissen so
gut wie ich, dass Verteidigungsminister in aller Welt da-
für bekannt sind, dass sie sehr offen und klar ausführen.
Diejenigen, die die Befehle entgegennehmen, müssen
wissen, um was es geht. Die Äußerungen von Herrn
Rumsfeld unterscheiden sich in keiner Weise davon.

Ich weiß nicht genau, ob Sie auf der Münchener Kon-
ferenz für Sicherheitspolitik waren.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Ja!)


Dort wurde er gefragt, wie seine deftigen Äußerungen
gegenüber der Bundesrepublik Deutschland zu werten
seien. Er hat erklärt – ich habe es mir sinngemäß aufge-
schrieben –: Sie wissen, dass meine Wurzeln in Nord-
deutschland liegen, in einer Gegend, in der man Leuten






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Hans Georg Wagner
nachsagt, dass sie eine derbe, aber klare Ausdrucksweise
bevorzugen.

Ich weiß, dass Verteidigungsminister selten diploma-
tische Schulungen durchlaufen. Insofern kann ich die Ir-
ritation meines feinfühligen bayerischen Kollegen,
Walter Kolbow, über die Äußerungen von Herrn
Rumsfeld verstehen. Deshalb hat er ihm einen diplomati-
schen Nachhilfeunterricht empfohlen. Das könnte Tony
Blair jetzt ebenfalls tun, da sich Herr Rumsfeld gestern
auch der Engländer in einer durchaus verständlichen
Weise angenommen hat.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Was heißt „verständlich“?)


Insofern kann man dem nicht die Bedeutung zumessen,
die öffentlich unterstellt worden ist.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Was heißt „verständlich“?)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503002100


Bitte schön, Herr von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1503002200


Ich möchte kurz anmerken, dass wir über ein Zitat
von Herrn Kolbow sprechen. Er sagte, er habe
„Rumsfeld gegenübergesessen. Es war kein Vergnügen“.
Des Weiteren hat er gesagt, Rumsfeld solle „erst einmal
diplomatischen Anstand lernen“.

Meine Frage lautet: Ist es mit den Vorstellungen der
Bundesregierung bezüglich des diplomatischen An-
stands vereinbar, dass Positionen, die unter Verbündeten
im persönlichen Gespräch behandelt werden, bei Wahl-
kampfveranstaltungen auf Marktplätzen zur Schau getra-
gen werden?

H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1503002300


Herr Kollege von Klaeden, Aschermittwochstreffen
gibt es immer. Wie Sie wissen, gab es immer Verteidi-
gungsminister, die sich sehr offen geäußert haben. Wenn
jede Äußerung des ehemaligen Verteidigungsministers
Franz Josef Strauß hier im Bundestag behandelt worden
wäre, hätte man sich stundenlang damit befassen müs-
sen. Insofern war das nichts Neues.

Es kann, muss aber kein Vergnügen sein, dem ameri-
kanischen Verteidigungsminister gegenüberzusitzen.
Das zu beurteilen obliegt der Einschätzung jedes Einzel-
nen. Das zu sagen ist das Vergnügen derjenigen, die dies
tun.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503002400


Eine weitere Zusatzfrage, Kollege von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1503002500


Reihen sich die Zitate von Staatssekretär Kolbow, der
eigentlich als ein besonnener Mann bekannt ist, nicht in
eine Reihe von Zitaten der Bundesregierung und der
größten Koalitionspartei, der SPD, mit antiamerikani-
scher Diktion ein?


(Marianne Tritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh!)


Ich erinnere an das Zitat von Frau Däubler-Gmelin, an
die Zitate des Kollegen Stiegler, des früheren Minister-
präsidenten Gabriel usw. Glauben Sie nicht, dass das
Meinungsklima, das von der Spitze der größten Koali-
tionspartei geschaffen wurde, ein Grund dafür ist, dass
sich Herr Kolbow auf Aschermittwochsveranstaltungen
zu solchen Äußerungen hinreißen ließ?

H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1503002600


Herr Kolbow ist ein anerkannter Amerikafreund. Ich
gehe davon aus, dass absolut nichts daran sein kann, dass
er es bewusst gemacht hat. Sie kennen offenbar die At-
mosphäre auf Aschermittwochstreffen in Bayern nicht.
Ich empfehle Ihnen: Fahren Sie beim nächsten Mal nach
Passau und hören Sie, was der Kollege Stoiber dort von
sich gibt!


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Da sollten Sie auch mal hinfahren! – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Er hat so etwas nicht gesagt!)


– Ja, so etwas hat er nicht gesagt. Aber das, was er über
uns gesagt hat, zeugt auch nicht von einem höchsten
Maß an diplomatischem Können.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503002700


Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Koppelin.


(Peter Dreßen [SPD]: Er kommt aus Schleswig-Holstein! Was hat er mit Bayern zu tun?)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1503002800


H
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1503002900
Wie beurteilen Sie es, dass der Bundeskanz-
ler einen Staatssekretär rügt, obwohl nach Ihren Aussa-
gen der Wahrheitsgehalt der Berichte über die Äußerun-
gen des Staatssekretärs vorher gar nicht überprüft
worden ist?

H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1503003000


Ich habe eben schon einmal gesagt, dass diese Frage
zurzeit geprüft wird.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Die trauen sich untereinander alles zu!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503003100


Eine weitere Zusatzfrage der Kollegin Teuchner.






(A) (C)



(B) (D)


Jella Teuchner (SPD):
Rede ID: ID1503003200


Herr Staatssekretär, wir gehen davon aus, dass an die
Bundesregierung der Auftrag ergehen wird, zu prüfen,
mit welchen Konsequenzen in diesem Fall zu rechnen
ist. Wie beurteilen Sie die Äußerung des bayerischen
Ministerpräsidenten anlässlich eines öffentlichen Emp-
fangs in der Münchner Residenz am 6. März dieses Jah-
res zum Thema Familie: Oder wollen Sie sich im Alter
von einer Thailänderin oder Koreanerin behandeln las-
sen?


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Dafür ist nicht das Verteidigungsministerium zuständig!)


H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1503003300


Ihre Frage ist berechtigt, aber sie ist nicht Gegenstand
der Anfrage, die ich zu beantworten habe. Ich würde die
Äußerung des bayerischen Ministerpräsidenten als eine
in die von ihm vertretene Richtung gehende bezeichnen.
Aber ich will das nicht kommentieren, weil das nicht
Gegenstand dieser Erörterung ist.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Stoiber hat aber doch eine komische Äußerung gemacht! – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber rassistisch ist es trotzdem!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503003400


Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Höfer.


Gerd Höfer (SPD):
Rede ID: ID1503003500


Herr Staatssekretär, können Sie sich der Meinung des
Direktors des Aspen-Institutes anschließen, der in den
„Tagesthemen“ gesagt hat:

Wer Rumsfeld kennt, weiß, wie das bei ihm ist: je-
den Tag eine neue Beleidigung. Ich würde das nicht
so ernst nehmen.

H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1503003600


Das ist exakt meine Auffassung.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Oje, der nächste Skandal!)


Ich bin schon der Auffassung, dass man Donald
Rumsfeld ernst nehmen muss. Von seiner Art her aber
formuliert er oft etwas deftiger, als Diplomaten dies viel-
leicht tun würden. Das ist bekannt; aber es ist keine
Schande, dass er so ist. Man könnte nicht nur ihm, son-
dern auch dem einen oder anderen Verteidigungsminister
empfehlen, sich in Bezug auf diplomatische Formulie-
rungen gegenüber Freunden einmal schulen zu lassen.
Aber das muss nicht unbedingt sein.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Gilt das auch für die deutschen Minister?)


– Ich habe einen genannt. Vermutlich können Sie noch
einige Namen ergänzen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503003700


Nachdem die dringlichen Fragen aufgerufen und be-
antwortet worden sind – ich sehe keine weiteren Zusatz-
fragen –, rufe ich jetzt die Fragen auf Drucksache 15/523
in der üblichen Reihenfolge auf.


(GroßGerau)

für Gesundheit und Soziale Sicherung wird schriftlich
beantwortet.

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums der Justiz. Zur Beantwortung steht der
Parlamentarische Staatssekretär Alfred Hartenbach zur
Verfügung.

Wir kommen zur Frage 2 der Abgeordneten Sibylle
Laurischk:

Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung ergriffen
bzw. wird sie noch ergreifen, um entsprechend dem Vorschlag
für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Ra-
tes zur Änderung der Richtlinien 72/166/EWG, 845/5/EWG
und 90/232/EWG des Rates sowie der Richtlinie 2000/26/EG
über die Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung auch weiterhin
die Möglichkeit einer Befreiung von der Kraftfahrzeughaft-
pflichtversicherungspflicht für selbstfahrende Arbeitsmaschi-
nen und bestimmte Anhänger in land- und forstwirtschaftli-
chen Betrieben zu erhalten?

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1503003800


Verehrte Frau Laurischk, ich beantworte Ihre Frage
sehr gern.

Nach dem Vorschlag der Kommission soll die bishe-
rige Regelung, dass bestimmte Fahrzeuge von der Versi-
cherungspflicht ausgenommen werden können, gestri-
chen werden. Die Bundesregierung hat diesen Vorschlag
als zu bürokratisch abgelehnt und für eine Beibehaltung
der bisherigen Regelung plädiert.

Die Bundesregierung sieht keine Notwendigkeit für
eine Einbeziehung langsam fahrender Arbeitsmaschinen
und landwirtschaftlicher Anhänger in die Kfz-Haft-
pflichtversicherung. Derartige Fahrzeuge werden kaum
im grenzüberschreitenden Verkehr eingesetzt. Im Übri-
gen greift für viele dieser Fahrzeuge die Betriebshaft-
pflichtversicherung. Deutschland wird sich weiterhin mit
Nachdruck für die Befreiung dieser Fahrzeuge von der
Versicherungspflicht einsetzen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503003900


Frau Kollegin Laurischk, Sie haben zwei Zusatzfra-
gen.


Sibylle Laurischk (FDP):
Rede ID: ID1503004000


Meine erste Zusatzfrage lautet folgendermaßen: Wie
viele solcher Arbeitsmaschinen und Anhänger in land-






(A) (C)



(B) (D)


Sibylle Laurischk
und forstwirtschaftlichen Betrieben sind in Deutschland
von der Versicherungspflicht befreit?

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1503004100


Ich bin für meine Ehrlichkeit bekannt. Daher sage ich
Ihnen: Diese Frage kann ich Ihnen heute nicht beantwor-
ten. Ich bin noch nicht einmal sicher, ob das Bundesmi-
nisterium der Justiz dafür verantwortlich ist. Sobald mir
aber das Protokoll vorliegt, verehrte Frau Kollegin,
werde ich alles daransetzen, um Ihnen diese Frage zu be-
antworten.


Sibylle Laurischk (FDP):
Rede ID: ID1503004200


Ich habe eine weitere Nachfrage: Welcher zusätzliche
Aufwand bzw. welche zusätzlichen Kosten würden den
zuständigen Behörden und der heimischen Wirtschaft,
insbesondere der Land- und Forstwirtschaft, entstehen,
sofern die bisherige Versicherungsbefreiung entfällt?

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1503004300


Hierzu gibt es keine verlässlichen Zahlen. Gleichwohl
werde ich auch dies prüfen lassen.


(Sibylle Laurischk [FDP]: Vielen Dank!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503004400


Wir sind damit am Ende des Geschäftsbereiches des
Bundesministeriums der Justiz. Ich rufe den Geschäfts-
bereich des Bundesministeriums der Verteidigung auf.
Zur Beantwortung steht Herr Parlamentarischer Staats-
sekretär Hans Georg Wagner zur Verfügung.

Wir kommen zur Frage 3 der Abgeordneten Petra
Pau, fraktionslos:

Wie oft haben Mitglieder der Bundesregierung im Jahr
2002 die Flugbereitschaft in Anspruch genommen – bitte nach
Anzahl der Flüge, Bundesministerien und Bundeskanzleramt
aufschlüsseln – und wie viele Kosten sind dadurch insgesamt
entstanden?

H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1503004500


Frau Kollegin Pau, über die Inanspruchnahme der
Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums
durch den politisch-parlamentarischen Bereich infor-
miert das Bundesverteidigungsministerium halbjährlich
nach einem mit dem Bundestag abgestimmten und ein-
gespielten Verfahren. Im Einzelnen ist, wie durch Be-
schluss des Haushaltsausschusses des Deutschen Bun-
destages vom 29. November 1973 festgelegt, jeweils
nach Ablauf der Jahreshälften den Obleuten des Haus-
haltsausschusses per Auflistung der politisch-parlamen-
tarischen Flüge in das Ausland zu berichten. Dies ist für
das erste Halbjahr 2002 bereits erfolgt.

Innerdeutsche Flüge werden aus Sicherheitsgründen
nicht in ihren einzelnen Einsätzen aufgelistet. Hier er-

folgt nur eine Zusammenfassung, die der Meldung als
Anlage beigefügt ist. Für das erste Halbjahr 2002 ist
diese Meldung bereits vorgelegt worden. Ich gehe davon
aus, dass Sie hierzu Zugang haben. Die Daten für das
zweite Halbjahr 2002 liegen noch nicht komplett über-
prüft vor. Die Erstellung der Meldung wird jedoch Ende
dieser Woche abgeschlossen sein. Eine Aufstellung der
durch diese Flüge entstandenen Kosten kann zum jetzi-
gen Zeitpunkt nicht erfolgen, da die Gesamtkosten zum
Betrieb der Luftfahrzeuge der Flugbereitschaft für das
Jahr 2002 im Detail erst im Mai dieses Jahres vorliegen
werden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503004600


Frau Kollegin, Sie haben zwei Zusatzfragen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1503004700


Erstens. Kann ich davon ausgehen, dass diese Infor-
mationen – auch wenn wir keine Fraktion mehr bilden –
auch der Kollegin Lötzsch zukommen werden und dass
sie die entsprechenden Unterlagen eventuell im Haus-
haltsausschuss, obwohl wir dort keine Obfrau bzw. kei-
nen Obmann haben, einsehen kann?

Zweitens. Ist es Ihnen möglich, zumindest qualitativ
einzuschätzen, inwieweit sich das Flugaufkommen im
Vergleich zu den vergangenen Jahren erhöht hat oder ob
die Anforderungen zurückgegangen sind?

H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1503004800


Nein, es sind gegenüber vorher keine großen feststell-
baren Veränderungen eingetreten.

Sie müssten sich einmal mit den Obleuten unterhalten
– von der FDP ist ja einer anwesend –, wie Frau Lötzsch
an die Listen herankommen kann. Ich sehe hier keine
Schwierigkeiten, dass Sie informiert werden.


(Petra Pau [fraktionslos]: Danke!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503004900


Dann rufe ich die Zusatzfrage des Kollegen Koppelin
auf.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1503005000


Herr Staatssekretär, teilen Sie meine Auffassung, dass
die Maschinen der Flugbereitschaft so alt sind, dass es
kein Vergnügen bereitet, mit der Flugbereitschaft zu flie-
gen?


(Heiterkeit)


H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1503005100


Ich teile diese Auffassung.






(A) (C)



(B) (D)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503005200


Damit sind wir am Ende des Geschäftsbereichs des
Bundesministeriums der Verteidigung.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeri-
ums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen auf. Für die
Beantwortung der Fragen 4 bis 6 steht uns Frau Parla-
mentarische Staatssekretärin Iris Gleicke zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 4 des Abgeordneten Dr. Peter Jahr
auf:

Plant die Bundesregierung als langfristig neues Verkehrs-
mittel im Korridor IV des Transeuropäischen Netzes Ber-
lin–Prag–Südosteuropa eine Transrapidstrecke?

I
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1503005300


Herr Kollege Jahr, nach deutscher Beschlusslage der-
zeitig nein. Die Bundesregierung hat die Potenziale einer
möglichen Verlängerung der Transrapidstrecke Ham-
burg–Berlin auch im Zuge des Korridors IV untersucht.
Mit dem Beschluss der Bundesregierung zur Aufgabe
der Strecke Hamburg–Berlin ist keine Möglichkeit einer
wirtschaftlichen Betriebsführung für den anschließenden
Abschnitt zu erkennen. Die Planung wird daher seitens
der Bundesregierung derzeit nicht weiter verfolgt.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503005400


Ihre Zusatzfrage, bitte.


Dr. Peter Jahr (CDU):
Rede ID: ID1503005500


Meine erste Zusatzfrage lautet: Gibt es seitens der
Bundesregierung andere Pläne, die Verkehrsanbindung
nach Südosteuropa – uns interessiert insbesondere die
über den Freistaat Sachsen – zu verbessern, und wenn ja:
welche?

I
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1503005600


Herr Kollege Jahr, Sie wissen, dass es im Rahmen der
Transeuropäischen Netze Vereinbarungen gibt. Die
TEN-Projekte, die sich derzeit im Bau befinden, sind
zum Beispiel die Strecken von Berlin über Dresden
Richtung Prag und auch die von Berlin über Frankfurt/
Oder Richtung Warschau. Diese befinden sich im
Korridor IV sowie im Korridor II und sind derzeit im
Bau. Wir werden selbstverständlich auch weiterhin die
Verbesserung der Schieneninfrastruktur in Richtung Ost-
europa fördern.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503005700


Sie haben noch eine weitere Zusatzfrage.


Dr. Peter Jahr (CDU):
Rede ID: ID1503005800


Meine zweite Frage ist: Könnten Sie heute schon eine
Prognose über die zu erwartenden Fahrzeiten abgeben?

I
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1503005900


Herr Kollege Jahr, ich bitte Sie um Verständnis dafür,
dass ich diese Frage nicht aus dem Stand beantworten
kann. Ich werde versuchen, die Antwort schriftlich nach-
zureichen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503006000


Herr Kollege Nitzsche, Sie haben eine Zusatzfrage.


Henry Nitzsche (Plos):
Rede ID: ID1503006100


Frau Staatssekretärin, Sie erwähnten die Strecke Ber-
lin–Dresden. Wird sich diese Strecke im vordringlichen
Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes im Schienenbe-
reich wiederfinden?

I
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1503006200


Herr Kollege Nitzsche, Sie wissen, dass sich die Erar-
beitung des Referentenentwurfs in der Endphase befin-
det. Er wird Ende des Monats an die Verbände und auch
an die Länder verschickt werden. Nach dem Beschluss
durch das Bundeskabinett – wir hoffen, dass er noch vor
der Sommerpause erfolgt – wird der Entwurf das parla-
mentarische Verfahren durchlaufen. Nach der Diskus-
sion im Deutschen Bundestag wird darüber abgestimmt,
welche Verkehrsprojekte im vordringlichen Bedarf aus-
zuweisen sind. Erst dann kann dazu eine endgültige Aus-
sage getroffen werden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503006300


Herr Kollege Nitzsche, Sie können leider nur eine Zu-
satzfrage stellen, weil Sie nicht der Verfasser der Aus-
gangsfrage waren.

Ich rufe die Frage 5 der Abgeordneten Renate Blank
auf:

Ist der Bundesregierung bekannt, dass in Belgien und in
den Niederlanden während der letzten Monate finanziell gut
ausgestattete neue Fördertöpfe zur Unterstützung des dortigen
Binnenschifffahrtsgewerbes bereitgestellt wurden?

I
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1503006400


Frau Kollegin Blank, der Bundesregierung ist be-
kannt, dass in Belgien und den Niederlanden Förderpro-
gramme zur Unterstützung der Binnenschifffahrt einge-
richtet wurden bzw. werden sollen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503006500


Ihre Zusatzfrage bitte, Frau Kollegin.


Renate Blank (CSU):
Rede ID: ID1503006600


Frau Staatssekretärin, was hat die Bundesregierung
dagegen unternommen, dass diese neuen Fördertöpfe
eingerichtet werden können? Haben Sie bei der EU da-






(A) (C)



(B) (D)


Renate Blank
gegen protestiert oder haben Sie das Vorhaben einfach
durchlaufen lassen?

I
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1503006700


Es gibt keine Anzeichen dafür, dass in dieser Frage
beihilferechtliche Schwierigkeiten bestehen. Deshalb ist
nicht dagegen protestiert worden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503006800


Sie haben noch eine Zusatzfrage.


Renate Blank (CSU):
Rede ID: ID1503006900


Frau Staatssekretärin, warum haben wir dann im Ver-
kehrsausschuss bestimmten Beihilfemaßnahmen in den
Niederlanden und in Frankreich zustimmen müssen und
weshalb gibt es eine Übergangslösung für diese Beihil-
fen? Ich bin dezidiert der Meinung, dass diese Frage von
der Bundesregierung hätte aufgegriffen werden müssen.

I
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1503007000


Frau Kollegin, ich kann Ihnen gerne zumindest das
belgische Förderprogramm im Wortlaut überreichen.
Zum niederländischen Förderprogramm sind bisher über
die Medien nur Grundzüge bekannt geworden. Es soll
sich dabei um ein CO2-Minderungsprogramm handeln,
in dem auch vorgesehen sein soll, dass umweltfreundli-
che Motoren in Binnenschiffe eingebaut werden können.
Aber unseres Wissens ist dieses Programm noch nicht
aufgelegt worden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503007100


Ich rufe die Frage 6 der Kollegin Renate Blank auf:
Wenn ja, zieht die Bundesregierung als Reaktion auf diese

Entwicklung ebenfalls eine stärkere Beihilfe für das heimi-
sche Binnenschifffahrtsgewerbe in Betracht oder wird sie auf
EU-Ebene im Zuge der Harmonisierung gegen diese Wettbe-
werbsverzerrung zulasten des deutschen Gewerbes vorgehen?

I
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1503007200


Frau Kollegin Blank, Ziel der Bundesregierung ist es,
bessere Rahmenbedingungen zur Wahrnehmung der
Marktchancen der deutschen Binnenschifffahrt zu schaf-
fen. Die Bundesregierung hat deshalb ein Gutachten in
Auftrag gegeben, um die aktuelle Situation und die Po-
tenziale der deutschen Binnenschifffahrtsunternehmen
untersuchen zu lassen, aber auch, um umsetzbare Hand-
lungsempfehlungen zur Verbesserung der Rahmenbedin-
gungen zu erhalten. Nach der Vorlage des Gutachtens
wird die Bundesregierung prüfen, welche Handlungs-
empfehlungen der Gutachter weiterzuverfolgen sind.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503007300


Ihre Zusatzfrage bitte.


Renate Blank (CSU):
Rede ID: ID1503007400


F
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1503007500
Wann
ist mit der Vorlage des Gutachtens im Parlament zu rech-
nen und – das frage ich aus heutiger Sicht, wenn das
Gutachten sehr lange auf sich warten lässt – geht es auch
um Maßnahmen finanzieller Art, die die Bundesregie-
rung anstrebt, um dem deutschen Partikuliergewerbe zu
helfen?

I
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1503007600


Frau Kollegin Blank, das Gutachten soll im Sommer
2003 vorliegen. Dann werden wir über Handlungsemp-
fehlungen, aber auch über finanzielle Dimensionen dis-
kutieren.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503007700


Ihre zweite Zusatzfrage.


Renate Blank (CSU):
Rede ID: ID1503007800


Frau Staatssekretärin, wäre die Bundesregierung auch
bereit – das wäre sicherlich EU-kompatibel –, die Rege-
lung des § 6 b Einkommensteuergesetz, die das Investie-
ren des Erlöses aus dem Verkauf von Schiffen in den
Kauf neuer Schiffe betrifft, zugunsten der Binnenschiff-
fahrt zu ändern?

I
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1503007900


Frau Kollegin Blank, Sie werden sicherlich verstehen,
dass ich dem Gutachten, das wir, wie gesagt, abwarten
wollen, um anschließend über die Potenziale der Binnen-
schifffahrt in Gänze zu diskutieren, nicht vorgreifen
möchte.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503008000


Wir kommen zur Frage 7 des Abgeordneten Dirk

Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1503008100


Was wird die Bundesregierung in ihrer politischen Verant-
wortung bezüglich der Güterumgehungsbahn Hamburg-
Horn–Hamburg-Eidelstedt zur Lärmsanierung im Bereich der
so genannten Ertüchtigungsstrecke tun, um auf die zu erwar-
tende zusätzliche Lärmbelästigung der betroffenen Anwohner
in Höhe von dann voraussichtlich 70 Dezibel (A) am Tag und
in der Nacht zu reagieren?

Zur Beantwortung steht Frau Parlamentarische Staats-
sekretärin Angelika Mertens zur Verfügung.

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1503008200


Herr Kollege Fischer, die Güterumgehungsbahn
Hamburg zwischen Hamburg-Eidelstedt und Hamburg-
Horn hat nach Inbetriebnahme des Rangierbahnhofs
Maschen an Bedeutung verloren, da die Zugbildungsauf-
gaben mit entsprechenden Bedienungsfahrten nicht mehr






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens
im Rangierbahnhof Eidelstedt wahrgenommen wurden.
Erst seit der Eröffnung der festen Verbindung über den
Großen Belt in Dänemark wurde der Güterverkehr von
und nach Skandinavien, der bis dahin über die Vogel-
fluglinie Hamburg–Lübeck–Puttgarden geführt wurde,
wieder mit einem höheren Aufkommen auf der Strecke
Hamburg–Elmshorn–Neumünster–Flensburg durchge-
führt.

Die eingleisige Strecke soll jetzt in einen zeitgemäßen
Standard versetzt werden. Dies löst allerdings keinen
Rechtsanspruch auf Lärmschutz aus. Aufgrund der kürz-
lich von der DB Netz AG vorgelegten Prognose, dass die
Lärmsanierungsgrenzwerte für reine Wohngebiete mit
60 Dezibel (A) in der Nacht an der Güterumgehungs-
bahn Hamburg zukünftig um voraussichtlich 10 Dezi-
bel (A) überschritten werden, sind aber Überlegungen
zur Aufnahme der Güterumgehungsbahn Hamburg in
die Prioritätenreihung der Lärmsanierung möglich. Die
DB Netz AG wird bis Ende 2003 eine bundesweite Ge-
samtkonzeption für den Lärmsanierungsbedarf an Schie-
nenwegen der Eisenbahnen des Bundes vorlegen.

Im Vorgriff auf das Gesamtkonzept hat die DB
Netz AG vorgeschlagen, die Güterumgehungsbahn
Hamburg in das Sanierungsprogramm für Schienenwege
aufzunehmen. Diesem Vorschlag wird vonseiten des
Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungs-
wesen zugestimmt. Damit kann die DB Netz AG dort
Lärmsanierungsmaßnahmen planen und durchführen. Es
liegt in ihrem Ermessen, ob sie Lärmsanierungs- und
Lärmvorsorgemaßnahmen an der Güterumgehungsbahn
Hamburg zeitlich und inhaltlich koordiniert.

Der Bau eines zusätzlichen Gleises oder eine wesent-
liche Änderung im Sinne des Bundes-Immissionsschutz-
gesetzes ist mittelfristig nur in kürzeren Abschnitten der
Güterumgehungsbahn zu erwarten. In diesen Bereichen
wird Lärmschutz gemäß der 16. Bundes-Immissions-
schutzverordnung gewährt. Das Eisenbahn-Bundesamt
führt nach den geltenden Vorschriften hierfür auf Antrag
der DB Netz AG ein Planfeststellungsverfahren durch,
mit dem der gesetzlich notwendige Lärmschutz festge-
stellt wird. Das Planfeststellungsverfahren unterliegt
strengen Verfahrensvorschriften, die auch dem Schutz
der Anwohnerrechte dienen. Dass die Bundesregierung
Einfluss auf gesetzlich geordnete Planfeststellungsver-
fahren nimmt, muss grundsätzlich außer Betracht blei-
ben.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503008300


Ihre Zusatzfragen, bitte, Herr Kollege Fischer.


Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1503008400


Frau Präsidentin, ich möchte zuerst eine Zusatzfrage
zur Frage 7 stellen und dann erst zur Frage 8. Ich sage das
nur, weil ich den Eindruck habe, dass die Staatssekretä-
rin teilweise im Vorgriff auf Frage 8 geantwortet hat.

Meine Zusatzfrage zu Frage 7 lautet: Frau Staatsse-
kretärin, bestätigt die Bundesregierung auch nach der

Prioritätensetzung hier einen uneingeschränkten Hand-
lungsbedarf? Schließlich haben Sie eben ausdrücklich
darauf hingewiesen, dass sichergestellt werden müsse,
dass der Lärmsanierungsgrenzwert von 60 Dezibel (A)

nachts nicht überschritten wird. In der angesprochenen
Prognose wird aber davon ausgegangen, dass diese
Grenze deutlich überschritten werden wird. Auch eigen-
händig vorgenommene Messungen der SPD-Wahlkreis-
abgeordneten Frau Hartnagel haben ergeben, dass dort
sogar Werte von über 70 Dezibel (A) erreicht werden.

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1503008500


Die vorgenommenen Messungen entsprechen nicht
den Berechnungen, die wir in der Regel anstellen. Es
stimmt aber, dass die DB Netz AG erwartet, dass
70 Dezibel (A) erreicht werden. Ich glaube, dass wir
jetzt eine ordentliche Lösung gefunden haben. Sie wis-
sen, dass das Programm, das wir 1999 aufgelegt haben,
etwas problematisch ist, weil sich mit ihm nur die Lärm-
spitzen an bestehenden Schienenwegen abbauen lassen.
Da jahrelang bzw. sogar jahrzehntelang versäumt wurde,
in diesem Fall etwas zu unternehmen, haben wir einen
enormen Reformstau, wenn es darum geht, die Lärmspit-
zen an bestehenden Schienenwegen sozusagen abzubre-
chen. Wir müssen also sehr viel abarbeiten. Momentan
gibt es aber kein zukunftsweisendes Programm. Deshalb
brauchen wir eine neue Gesamtkonzeption, in der sich
nach Rücksprache mit der DB Netz AG – diese hat be-
reits stattgefunden – Ansätze zur Lösung dieses Pro-
blems wiederfinden werden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503008600


Sie haben noch eine Zusatzfrage zur Frage 7.


Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1503008700


Frau Staatssekretärin, ich würde gerne wissen, ob die
Bundesregierung die Auffassung vertritt, dass Lärmbe-
rechnungen generell zuverlässigere Informationen lie-
fern als konkrete Lärmmessungen. Ist dies die Auffas-
sung der Bundesregierung oder nicht?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1503008800


Es ist schon jahrzehntelang Brauch, dass man den
Lärm berechnet und ihn nicht misst. Ich gehe davon aus,
dass es keine andere Methode gibt, die Lärmbelastung
zuverlässig zu ermitteln.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503008900


Ich rufe Frage Nr. 8 des Abgeordneten Dirk Fischer
auf:

Ist die Güterumgehungsbahn Hamburg-Horn–Hamburg-
Eidelstedt im Lärmsanierungsprogramm des Bundes für be-
stehende Schienenwege enthalten und, wenn nein, warum
nicht, obwohl Bundesmittel für die Lärmsanierung in den ver-
gangenen Jahren häufig nicht vollständig abgeflossen sind?






(A) (C)



(B) (D)

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1503009000


Die Güterumgehungsbahn ist im derzeit gültigen
Lärmsanierungsprogramm des Bundes nicht enthalten.
Wegen der vergleichsweise geringen Nutzung der Güter-
umgehungsbahn Hamburg in den zurückliegenden Jah-
ren waren die Kriterien für eine Förderung aus dem Sa-
nierungsprogramm an Schienenwegen der Eisenbahnen
des Bundes bisher nicht gegeben.

Ansonsten verweise ich auf die Antwort zur Frage 7.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503009100


Ihre Zusatzfragen, bitte.


Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1503009200


Frau Staatssekretärin, kann ich die Antwort der Bun-
desregierung so interpretieren, dass es jetzt erlaubt ist,
der Bevölkerung verbindlich zu sagen, dass auf dieser in
der Zukunft zu ertüchtigenden und dann sehr viel inten-
siver genutzten Güterumgehungsstrecke dort, wo die
Lärmwerte entsprechende Maßnahmen erfordern, auch
tatsächlich konkrete Maßnahmen erfolgen?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1503009300


Neben den Lärmsanierungsprogrammen an bestehen-
den Schienenwegen ist es Auffassung der Koalition – so
steht es auch in der Koalitionsvereinbarung –, dass man
insgesamt eine Verbesserung für die Bevölkerung – nicht
nur bei der Schiene, sondern auch bei den Straßen – er-
reichen sollte. Sie können davon ausgehen, dass wir alles
daransetzen, die Wohnbevölkerung vor allem in den Me-
tropolen so zu schützen, dass das Leben in diesen Städ-
ten weiterhin lebenswert ist. Wir erwarten dabei von den
Kommunen natürlich eine Unterstützung.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503009400


Ihre zweite Zusatzfrage.


Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1503009500


Ist es jetzt möglich, der Bevölkerung konkret mitzu-
teilen, dass zeitgleich zu der intensiveren Nutzung Lärm-
sanierungsmaßnahmen erfolgen – ja oder nein?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1503009600


Sie wissen, Herr Fischer, dass das nicht in unserer
Kompetenz liegt. Die DB AG führt diese Maßnahmen
durch. Die DB AG hat mit der Aufnahme in das Pro-
gramm alle Möglichkeiten zu planen und ihre Planungen
zeitgerecht umzusetzen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503009700


Eine Zusatzfrage des Kollegen Grindel.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1503009800


Frau Staatssekretärin, der Kollege Fischer hat in sei-
ner Frage angedeutet, dass Mittel für die Lärmsanierung
in den vergangenen Jahren häufig nicht abgeflossen sind.
Können Sie das bestätigen? Wenn ja: Wie kann das sein?
Ich frage vor dem Hintergrund Ihrer Aussage, dass es ei-
nen erheblichen Stau gibt, weil in diesem Programm in
der Tat viel mehr Strecken aufgeführt sind, als überhaupt
finanziert werden können. Warum trifft man nicht ent-
sprechende Vorkehrungen, um dann, wenn eine Maß-
nahme nicht abgearbeitet werden kann, eine andere vor-
zuziehen?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1503009900


Wir haben dieses Programm erst seit 1999; das muss
man sehen. Es gab keinen Vorlauf bei der DB AG. Sie
hatte nicht die Schubladen voll mit Maßnahmen, die er-
griffen werden konnten. Sie wissen, Herr Grindel, dass
wir immer Planfeststellungsverfahren für die größeren
Maßnahmen, also Maßnahmen des aktiven Lärmschut-
zes, durchführen müssen. In den ersten Jahren ist vor al-
len Dingen im Bereich der Maßnahmen des passiven
Lärmschutzes – das ist schnell umzusetzen – gehandelt
worden. Im letzten Jahr sind 41 Millionen Euro abge-
flossen. Es gibt eine Vorleistung der DB AG, was Pla-
nungen angeht, von 10 Millionen Euro. Wir gehen davon
aus, dass in diesem Jahr alle Mittel abfließen. Insofern
ist der Widerspruch, der darin liegt, dass es zwar genü-
gend Projekte gibt, sie aber nicht alle realisiert werden,
vor allen Dingen darin begründet, dass wir immer eine
gesetzliche Grundlage haben müssen, wenn wir zum
Beispiel Lärmschutzwände bauen wollen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503010000


Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Feibel.


Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1503010100


Frau Staatssekretärin, kann das nicht daran liegen,
dass die Deutsche Bahn AG aufgrund ihrer Personalpoli-
tik nicht mehr die notwendigen Fachkräfte hat, um Aus-
schreibungen ordnungsgemäß vorzunehmen und Maß-
nahmen auch abzuwickeln? Schließlich braucht man
Fachleute – bei der Deutschen Bahn gab es sie früher in
großer Zahl und heute fehlen sie –, um solche Maßnah-
men – dazu gehören auch Lärmschutzmaßnahmen –
durchzuführen.

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1503010200


Herr Feibel, ich gebe Ihnen Recht, dass es, was das
Planungspersonal angeht, Probleme gegeben hat; im
Zeitraum vom Beginn der Bahnreform bis 1998 ist in
diesem Bereich viel Personal abgebaut worden. Das war
sicherlich eine unternehmerische Entscheidung, die sich
gerächt hat. Dadurch, dass die Verwendung von Pla-
nungskapazitäten koordiniert wurde, ist aber massiv Ab-
hilfe geschaffen worden. Vorhin habe ich Ihnen gesagt,






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens
welche Mittel im letzten Jahr abgeflossen sind. Daran se-
hen Sie, dass es mittlerweile Früchte trägt, dass besser
koordiniert worden ist und mehr Personal da war.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503010300


Ich rufe die Frage 9 der Kollegin Laurischk auf:

Warum erklärt der Parlamentarische Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen,
Achim Großmann, auf meine schriftlichen Fragen 66 und 67
auf Bundestagsdrucksache 15/512 vom 21. Februar 2003
einerseits, dass laut Antwort zur Frage 67 vom 21. Fe-
bruar 2003 ein kurzfristiger Ausbau der Verkehrsinfrastruktur
nicht möglich sei, während er andererseits erklärt, dass der in
der Vereinbarung über die Schnellbahnanbindung Paris–Ost-
frankreich–Südwestdeutschland geplante Ausbau der deut-
schen Streckenabschnitte 1998 begann und der Ausbau in
Frankreich 2002 folgte, obwohl andererseits in der Antwort zu
Frage 66 vom 21. Februar 2003 mitgeteilt wird, dass ein Zeit-
punkt für den Beginn der Arbeiten in Frankreich nicht abzuse-
hen sei?

Zur Beantwortung steht Frau Parlamentarische Staats-
sekretärin Iris Gleicke zur Verfügung.

I
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1503010400


Frau Kollegin Laurischk, die Antwort auf Ihre schrift-
liche Frage 67 auf Bundestagsdrucksache 15/512, wo-
nach ein kurzfristiger Ausbau der Schnellbahnverbin-
dung Paris–Ostfrankreich–Südwestdeutschland nicht
möglich sei, bezieht sich auf den Gesamtzeitbedarf für
die Fertigstellung der Schnellbahnverbindung. Die ge-
nannten Jahreszahlen, 1998 und 2002, beziehen sich auf
den Beginn von Bauarbeiten an Bauabschnitten in
Deutschland und Frankreich.

Frankreich baut mit der Schnellbahnverbindung Pa-
ris–Ostfrankreich–Südwestdeutschland in einer ersten
Baustufe eine Neubaustrecke von Vaires bei Paris bis
Baudrecourt in Lothringen. Der Zeitpunkt für den Wei-
terbau der Strecke von Baudrecourt nach Straßburg und
nach Forbach bei Saarbrücken lässt sich noch nicht abse-
hen. Hierauf wurde in der Antwort auf Frage 66 hinge-
wiesen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503010500


Ihre erste Zusatzfrage, bitte.


Sibylle Laurischk (FDP):
Rede ID: ID1503010600


Frau Staatssekretärin, ist der Bundesregierung be-
kannt, dass der TGV-Est, die seit 20 Jahren geplante
Hochgeschwindigkeitsstrecke Paris–Straßburg, durch
ein von der französischen Regierung in Auftrag gegebe-
nes Gutachten nicht mehr unter den Verkehrsprojekten
mit Priorität eingestuft wird? Welche Konsequenzen
zieht sie daraus?

I
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1503010700


Frau Kollegin Laurischk, dieses Gutachten ist mir
persönlich nicht bekannt. Wie Sie vielleicht wissen,
plant Frankreich aber auch, einen TGV auszurüsten.
Wenn die Strecke zwischen Vaires und Baudrecourt be-
fahrbar ist, die vorhandene Strecke zwischen Baudre-
court und Saarbrücken vollständig nutzbar ist und die
Bauarbeiten auf der Strecke Saarbrücken–Mannheim ab-
geschlossen sind, dann sollen dort im Jahre 2007 ausge-
rüstete TGVs, die entsprechende Leit- und Sicherungs-
technik an Bord haben, im Einsatz sein. Ähnlich verhält
es sich mit dem ICE 3, der derzeit in Frankreich in der
Erprobung ist.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503010800


Sie dürfen eine weitere Zusatzfrage stellen.


Sibylle Laurischk (FDP):
Rede ID: ID1503010900


Frau Staatssekretärin, wie ist in diesem Zusammen-
hang die Erklärung der deutschen und der französischen
Regierung aus Anlass des 40. Jahrestags der Unterzeich-
nung des Élysée-Vertrags zu bewerten, im Eurodistrikt
Straßburg–Kehl gute Verkehrsanbindungen zu unterstüt-
zen, und welche Maßnahmen plant die Bundesregie-
rung?

I
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1503011000


Frau Kollegin, dabei handelt es sich um den so ge-
nannten Südast dieser Schnellbahnverbindung. Wie Sie
wissen – das habe ich dargestellt –, kommen der Bau des
Nordastes und der Bau der langen Strecke von Baudre-
court nach Vaires gut voran. Aber auf französischer Seite
ist der Bau des Streckenabschnitts Baudrecourt–Straß-
burg nicht terminiert. Der Finanzbedarf für den Bau des
kleinen Abschnitts in Deutschland – es geht um die Stre-
cke nach Kehl, die 17 Kilometer lang ist – ist sehr hoch;
er liegt bei ungefähr 300 Millionen Euro. Die Fahrzeit-
verbesserung auf dieser 17 Kilometer langen Strecke
liegt bei nur drei Minuten. Das steht natürlich in keinem
Verhältnis. Deshalb bedeutet die Erklärung, dass, wenn
die französische Seite an dem Südast weiterbaut, auch
wir unsere kleine Strecke an dieser Stelle weiterbauen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503011100


Eine weitere Zusatzfrage, und zwar des Kollegen
Feibel.


Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1503011200


Frau Staatssekretärin, ist damit zu rechen, dass die
Realisierung des Nordastes, also von Baudrecourt über
Saarbrücken nach Mannheim, zumindest zeitgleich mit
der Realisierung des Südastes erfolgt und dass dann
beim Ausbau bzw. Neubau dieser beiden Strecken das
eingehalten wird, was einmal in Frankreich vereinbart
wurde, nämlich dass beide Strecken mit der gleichen Ge-






(A) (C)



(B) (D)


Albrecht Feibel
schwindigkeit bzw. in der gleichen Reisezeit befahren
werden, oder wird es da erhebliche Unterschiede geben,
einerseits bei der Fertigstellung und andererseits bei den
Reisezeiten?

I
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1503011300


Herr Kollege Feibel, ich bitte um Verständnis, dass
ich Ihnen zu den Reisezeiten im Moment nichts sagen
kann; ich habe das nicht im Detail im Kopf.

Was die Fertigstellung des so genannten Nordastes
und die Strecke von Baudrecourt nach Vaires angeht,
habe ich gerade gesagt, dass diese auf französischer wie
auf deutscher Seite 2007 erfolgt sein soll. Ich habe eben
auf die Frage der Kollegin geantwortet, dass die Bauzeit
für die Strecke von Baudrecourt nach Straßburg, den so
genannten Südast, von französischer Seite nicht termi-
niert ist. Deshalb ist davon auszugehen, dass sie auch
nicht gleichzeitig fertig wird.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503011400


Wir sind damit am Ende dieses Geschäftsbereiches.
Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesministe-
riums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.
Zur Beantwortung der Fragen steht Frau Staatssekretärin
Simone Probst zur Verfügung.

Ich rufe Frage 10 des Kollegen Feibel auf:

Trifft es vor dem Hintergrund der Antwort der Parlamenta-
rischen Staatssekretärin beim Bundesminister für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit Margareta Wolf auf meine
Frage 42 in der Fragestunde am 19. Februar 2003, Plenarpro-
tokoll 15/27, Seite 2125 D, in der lediglich auf eine Baumaß-
nahme durch das Bundesamt für Strahlenschutz verwiesen
wurde, zu, dass in anderen Liegenschaften sowie in der Lie-
genschaft Salzgitter-Lebenstedt seitens des Bundesamtes kei-
nerlei Baumaßnahmen – auch keine Umbauten – im Jahr
2003/2004 vorgenommen werden?

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503011500


Sehr geehrter Herr Feibel, zunächst möchte ich mich
für Ihr Interesse am Bundesamt für Strahlenschutz be-
danken. Dieses Interesse freut uns immer, gerade bei
Mitgliedern des Haushaltsausschusses.

Ihre Frage bezieht sich ja auf die letzte Fragestunde.
Ich beantworte sie in aller Klarheit: Weder in Salzgitter-
Lebenstedt noch in anderen Liegenschaften sind nach
derzeitiger Planung für das Jahr 2003/2004 Baumaßnah-
men vorgesehen. Damit wir uns richtig verstehen – da
ich weiß, dass Sie Mitglied des Haushaltsausschusses
sind –: Das sind die Maßnahmen, die unter den
Tit. 711 01 oder 712 01 fallen würden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503011600


Ihre Zusatzfragen, bitte.


Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1503011700


Das heißt, auch vor 2002 und nach 2005 sind keine
Maßnahmen durchgeführt worden bzw. werden keine
durchgeführt, die man unter Umbau- oder auch unter Er-
haltungsbaumaßnahmen einordnen könnte?

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503011800


Das sind zwei verschiedene Dinge. Sie haben ganz
konkret nach Baumaßnahmen gefragt. Ich habe geantwor-
tet, dass wir im jetzigen Haushaltsjahr in diesen Titeln
keine Baumaßnahmen vorgesehen haben. Davon unbe-
rührt sind natürlich Bauunterhaltungsarbeiten, die sich im
Haushalt in Kap. 519 01 befinden. Sie wissen, dass uns
insbesondere unsere BfS-Dienststelle in Berlin-Karls-
horst sehr am Herzen liegt. Wir haben dort in Gesprächen
mit dem Verkehrsministerium für ein Sanierungskonzept
geworben und uns auch geeinigt. Die Bauunterhaltungs-
maßnahmen haben Sie in Ihrer ursprünglichen Frage nicht
angesprochen.


Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1503011900


Können Sie zu den Bauerhaltungsmaßnahmen in
Salzgitter-Lebenstedt etwas sagen oder müsste ich erneut
eine Frage einreichen? Wenn Sie jetzt dazu Auskunft ge-
ben können, würde sich eine erneute Anfrage erübrigen.

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503012000


Wir können Ihnen selbstverständlich all das, was in
diesem Titel geplant ist, in einer Fragestunde oder auch
als Mitglied des Haushaltsausschusses zur Verfügung
stellen. Ob Sie dazu erneut eine schriftliche Frage oder
eine Frage für die Fragestunde einreichen, liegt in Ihrer
Entscheidung. Ich habe jetzt nicht all das, was in diesem
Titel für Bauunterhaltungsmaßnahmen geplant ist, vor-
liegen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503012100


Dann rufe ich jetzt Frage 11 auf:
Welche Baumaßnahmen mit welchem Finanzbedarf sind

in anderen Liegenschaften sowie in Salzgitter-Lebenstedt in
2003/2004 vorgesehen?

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503012200


Herr Kollege, ich habe diese Frage bereits mit beant-
wortet.


Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1503012300


Ich werde mich dann wieder melden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503012400


Dann rufe ich die Frage 12 des Kollegen Günter
Baumann auf:






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ist der Bundesregierung bekannt, dass die Umweltbelas-
tung durch Luftverschmutzung im sächsischen Grenzbereich
zu Tschechien in den vergangenen Monaten zugenommen hat
und dass eine Ursache hierfür die Emissionen veralteter tsche-
chischer Industrieanlagen ist?

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503012500


Ihre Frage, ob der Bundesregierung bekannt ist, dass
die Umweltbelastung durch Luftverschmutzung im säch-
sischen Grenzgebiet zu Tschechien in den vergangenen
Monaten zugenommen hat, beantworte ich mit Ja. In den
letzten zwei Jahren – seit Anfang der 90er-Jahre arbeiten
wir mit dem tschechischen Umweltministerium sehr in-
tensiv zusammen – sind verstärkt unerträgliche Geruchs-
belästigungen in Verbindung mit einer höheren Benzol-
konzentration aufgetreten. Ich möchte für diejenigen, die
dort wohnen, betonen, dass eine solche Geruchsbelästi-
gung nicht zwangsläufig mit einer Schadstoffbelastung
oberhalb der Grenzwerte in Verbindung stehen muss,
dass vielmehr auch bei Einhaltung der Grenzwerte uner-
trägliche Zustände entstehen können.

Sie wissen, dass wir in den letzten Jahren durch Im-
missionsmessungen in Zusammenarbeit mit Geruchspro-
banden den Bereich der Emittenten sehr stark eingrenzen
konnten. Die Geruchsquellen sind vermutlich in der Re-
gion Litvinov/Zaluzi zu suchen. Dort kommen zwei In-
dustrieunternehmen infrage, und zwar die Chemopetrol
Litvinov und die Ceska Rafinerska. Auf diese Unterneh-
men konzentrieren wir unsere Bemühungen. Sie wissen,
dass in der vergangenen Woche eine Sitzung der
deutsch-tschechischen Umweltkommission stattgefun-
den hat. Dies war eines der wesentlichen Themen der
Beratungen mit dem dortigen Umweltministerium.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503012600


Ihre Zusatzfrage, bitte.


Günter Baumann (CDU):
Rede ID: ID1503012700


Frau Staatssekretärin, kann ich davon ausgehen, dass
Sie beide Fragen zusammen beantwortet haben?

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503012800


Nein.


Günter Baumann (CDU):
Rede ID: ID1503012900


Ist der Bundesregierung konkret bekannt, um welche
Verursacher – Sie haben zwei Firmen genannt – und um
welche Schadstoffe es sich handelt? Können Sie ver-
bindlich ausführen, dass diese Belastung keine gesund-
heitlichen Schäden für die Menschen bedeutet?

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503013000


Die Frage der Grenzwerte berührt auch Ihre zweite
Frage. Die erhöhte Benzolkonzentration, die von der

sächsischen Behörde gemessen wurde, gibt natürlich
Anlass zur Besorgnis. Dem gehen wir nach. Alle Ergeb-
nisse von in der Vergangenheit durchgeführten Messun-
gen lagen unterhalb der in der Tschechischen Republik
geltenden Grenzwerte. Nichtsdestotrotz sind diese Ge-
ruchsbelästigungen nicht akzeptabel.

Bei den von uns durchgeführten Messungen konnte
die Region, die für die Verursachung verantwortlich ist,
sehr stark eingegrenzt werden. Wir konnten eingrenzen,
um welche beiden Unternehmen es geht. Gemeinsam mit
dem tschechischen Umweltministerium haben wir so-
wohl das Ministerium für Industrie und Handel als auch
die Verantwortlichen in der Region aufgefordert, sich
einzuschalten. Die deutsch-tschechische Umweltkom-
mission befürwortet, dass sich die sächsische Seite beim
Auftreten von Geruchsbelästigungen mit den Unterneh-
men in der Tschechischen Republik direkt in Verbindung
setzen kann. Auf diese Weise können wir den Produkti-
onsprozessen auf den Grund gehen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503013100


Ihre zweite Zusatzfrage.


Günter Baumann (CDU):
Rede ID: ID1503013200


Sind die Maßnahmen zur Information der Bevölke-
rung bei Überschreiten der Grenzwerte aus Ihrer Sicht
ausreichend?

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503013300


Ich komme auf die Ergebnisse der in der vergangenen
Woche durchgeführten Tagung der Umweltkommission
zurück. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Ihre zweite
Frage hinsichtlich der Hinwirkung auf die Einhaltung
von umweltpolitischen Mindeststandards in tschechi-
schen Industrieanlagen im grenznahen Bereich beant-
worten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503013400


Ich rufe also jetzt Frage 13 des Kollegen Baumann
auf:

Was gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, um
auf eine Einhaltung von umweltpolitischen Mindeststandards
in tschechischen Industrieanlagen im grenznahen Bereich hin-
zuwirken?

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503013500


Die Tschechische Republik ist in Zukunft verpflichtet,
die EU-Anforderungen einzuhalten. Für die Industrieunter-
nehmen gilt in erster Linie die Richtlinie zur integrierten
Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung;
das ist die IVU-Richtlinie. Für die Unternehmen gibt es
Merkblätter über die zurzeit beste verfügbare Technik. Die
deutschen Emissionsanforderungen und die ergänzenden
Anforderungen an den Betrieb von Anlagen, wie wir sie in
Deutschland haben, haben in der Tschechischen Republik






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretärin Simone Probst
naturgemäß keine Geltung. Aufgrund dieser Situation ha-
ben wir zur Verminderung von Umweltbelastungen in den
letzten Jahren konkrete Umweltschutzprojekte in der
Grenzregion durchgeführt. Sie wissen, dass wir uns hier mit
40 Millionen Euro finanziell beteiligt haben, insbesondere
bei der Errichtung von Rauchgasreinigungsanlagen für die
Kraftwerksblöcke im grenznahen Bereich. Zu erwähnen ist
noch der Fonds Luftreinhaltung, der Ihnen sicherlich be-
kannt ist.

Zusätzlich zu diesen Maßnahmen haben wir in der
deutsch-tschechischen Umweltkommission neu verein-
bart, dass wir eine gegenseitige Meldepflicht auch für
nicht meldepflichtige Ereignisse einführen wollen. Ich
hoffe, dass dies zur Information der Bevölkerung bei-
trägt und dass auch unabhängig von der IVU-Richtlinie
die deutsche Seite informiert wird, wenn erhöhte Schad-
stoffkonzentrationen, Geruchsbelästigungen und Was-
serverschmutzungen auftreten. Dadurch sollen mehr
Transparenz und mehr Sicherheit für die Bevölkerung
geschaffen werden.

Das Melden dieser nicht meldepflichtigen Ereignisse
soll vor allen Dingen dazu dienen, den Ursachen auf den
Grund zu gehen. Nur wenn wir Informationen auch über
nicht meldepflichtige Ereignisse haben, ist es uns mög-
lich, genau nachzuverfolgen, welche Stoffe in diesen
Anlagen produziert worden sind.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503013600


Ihre Zusatzfragen, bitte.


Günter Baumann (CDU):
Rede ID: ID1503013700


Frau Staatssekretärin, ich habe Ihrer Antwort entnom-
men, dass Sie mit Tschechien in ständigen Verhandlun-
gen stehen. Ich möchte Sie daher gerne fragen, ob Sie
bekannt geben können – das wäre auch für die Bevölke-
rung interessant –, bis wann eine Abhilfe bei den uner-
träglichen Belastungen erfolgen kann.

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503013800


Es wäre unseriös, Ihnen jetzt Daten zu nennen. Sie
wissen, unser Ressort hat aufgrund eines Regierungsab-
kommens die Zusammenarbeit mit dem tschechischen
Umweltministerium in den letzten Jahren vorangetrie-
ben. Wir haben alle Maßnahmen, die wir für sinnvoll
hielten – zum Beispiel die Durchführung von Messpro-
grammen –, umgesetzt.

Die Geruchsbelästigungen haben kontinuierlich abge-
nommen. Seit zwei Jahren treten sie wieder verstärkt
auf, so auch in den vergangenen Monaten. Wir können
nicht davon ausgehen, dass sie in Zukunft nicht auftreten
werden. Daher haben wir uns zusammen mit dem tsche-
chischen Umweltministerium an das tschechische Minis-
terium für Industrie und Handel gewandt, damit wir bei
der Ursachenforschung vorankommen. Es gibt eine sehr
gute Kooperation mit den Bundesländern, insbesondere
mit dem Umweltministerium in Sachsen. Sie können si-

cher sein, dass wir all das, was in unseren Möglichkeiten
steht, tun werden.

Für mich ist ein ganz wesentlicher Schritt, dass die
Regionen, die als Verwaltungseinheiten neu geschaffen
worden sind, einbezogen werden und dass wir uns nicht
allein auf Messprogramme beschränken. Diese allein
bringen uns nicht weiter. Wir müssen vielmehr in die Be-
triebe gehen, auf deren Kooperation wir angewiesen
sind. Wir hoffen, auch im tschechischen Ministerium für
Industrie und Handel die entsprechende Unterstützung
zu finden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503013900


Sie haben noch eine Zusatzfrage.


Günter Baumann (CDU):
Rede ID: ID1503014000


Frau Staatssekretärin, welche Möglichkeit sehen Sie,
in der jetzigen Phase gemeinsam mit der Europäischen
Union auf Tschechien einzuwirken, dass Tschechien bis
zum Beitritt am 1. Mai 2004 wenigstens die Mindestnor-
men für die umgeweltgerechte Produktion in Chemie-
werken einhält?

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503014100


Das können wir sicherstellen. Sie wissen, dass Tsche-
chien das Land im Rahmen der EU-Osterweiterung ist,
das die wenigsten Übergangsregelungen, nämlich nur
drei, beantragt hat. Es ist eines der engagiertesten Län-
der, wenn es darum geht, die EU-Standards umzusetzen.
Die Kooperation in der gemeinsamen Arbeitsgruppe, die
sich mit Störfällen beschäftigt, und im Rahmen von
Twinning-Projekten, in denen es um die Umweltverträg-
lichkeitsprüfung und um die IVU-Richtlinie geht, ist
hervorragend. Bis zum Beitritt werden die Mindeststan-
dards eingeführt.

Wir dürfen uns allerdings nicht zurücklehnen und uns
damit zufrieden geben, dass die Mindeststandards und
Grenzwerte eingehalten werden; denn die Geruchsbeläs-
tigungen, die für die ganze Region unerträglich sind,
können auch dann auftreten, wenn die Mindeststandards
eingehalten werden. Die chemischen Prozesse haben
aufgrund der besonderen Reliefformation im Erzgebirge
unglücklicherweise zur Folge, dass gerade die Menschen
auf der deutschen Seite des Erzgebirges durch sie belas-
tet werden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503014200


Wir sind damit am Ende dieses Geschäftsbereichs.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums des Innern. Zur Beantwortung steht der
Parlamentarische Staatssekretär Fritz Rudolf Körper zur
Verfügung.

Ich rufe die Frage 14 des Abgeordneten Reinhard
Grindel auf:






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Hat der Bundesminister des Innern, Otto Schily, in der
letzten Sitzung des EU-Innenministerrats einer Richtlinie zum
Familiennachzug zugestimmt, die im deutschen Ausländer-
recht eine Regelung über den Nachzug von Kindern mit ei-
nem Nachzugsalter unterhalb von zwölf Jahren nicht mehr
möglich macht?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503014300


Herr Kollege Grindel, ich beantworte Ihre Frage wie
folgt: Der Bundesminister des Innern hat bei der Sitzung
des Rates „Justiz und Inneres“ am 27. Februar 2003 ei-
ner Regelung zugestimmt, die eine Begrenzung des
Nachzugs von Kindern über zwölf Jahren zulässt. Nach
dieser Regelung kann in den Fällen, in denen ein Nach-
zug unabhängig vom Familienverband erfolgt, die Ent-
scheidung über den Nachzug vom Nachweis von Inte-
grationsvoraussetzungen abhängig gemacht werden.

Auf Vorschlag von Bundesinnenminister Otto Schily
ist überdies ein Erwägungsgrund in die Richtlinie aufge-
nommen worden, der das Ziel der Nachzugsregelung er-
läutert. Dieser Erwägungsgrund besagt, dass die Begren-
zung des Nachzugsanspruchs von Kindern über zwölf
Jahren der Integrationsfähigkeit von Kindern im frühen
Alter Rechnung tragen und den notwendigen Bildungs-
und Spracherwerb gewährleisten soll.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503014400


Ihre Zusatzfragen, bitte.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1503014500


H
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1503014600
Sie haben meine Frage nicht beantwortet.
Ich habe nicht nach den Kindern über zwölf gefragt.
Vielmehr bezog sich die Frage auf eine Regelung für
Kinder unter zwölf. Deswegen versuche ich es noch ein-
mal ganz präzise: Bedeutet der Beschluss über die EU-
Richtlinie, dass der deutsche Gesetzgeber, etwa bei den
Beratungen über ein neues Zuwanderungsgesetz, keine
Regelung treffen kann, die ein Nachzugsalter unter
zwölf Jahren vorsieht? Mit anderen Worten: Ist damit
ausgeschlossen, dass wir uns etwa auf ein Kindernach-
zugsalter von sechs oder von zehn Jahren verständigen?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503014700


Herr Kollege Grindel, was das bedeutet, will ich am
Richtlinientext an dieser Stelle konkretisieren. Beispiels-
weise ist folgende Ausnahmeregelung zum grundsätzli-
chen Nachzugsanspruch minderjähriger Kinder formu-
liert worden:

Abweichend kann ein Mitgliedstaat bei einem Kind
über 12 Jahren, das nicht im Familienverband ein-
reist, prüfen, ob es ein zum Zeitpunkt der Umset-
zungsfristen dieser Richtlinie in den innerstaat-
lichen Rechtsvorschriften dieses Mitgliedstaats
vorgesehenes Integrationskriterium erfüllt, bevor er

ihm die Einreise und den Aufenthalt gemäß dieser
Richtlinie gewährt.

Es geht also um die Definition von Integrationskriterien.

Des Weiteren ist ein Erwägungsgrund für diese Aus-
nahmeregelung hinzugefügt worden:

Die Möglichkeit, das Recht auf Familienzusam-
menführung für Kinder über 12 Jahren, deren Le-
bensmittelpunkt nicht beim Zusammenführenden
liegt, zu begrenzen, soll der gesteigerten Integrati-
onsfähigkeit von Kindern im frühen Alter Rech-
nung tragen und den notwendigen Bildungs- und
Spracherwerb durch das schulische Angebot ge-
währleisten.

Im Übrigen bleibt es, bei dem, was im Entwurf des
Zuwanderungsgesetzes geregelt ist. Den Kindernachzug
haben wir in dem vorliegenden § 32 geregelt. Da sehen
Sie, was bei Kindern ab dem zwölften Lebensjahr mög-
lich ist, und Sie sehen die Möglichkeiten, die für Kinder
unter zwölf Jahren bestehen. Das wird nämlich in § 32
Abs. 2 und 3 geregelt. Diese EU-Richtlinie steht dazu
nicht in Widerspruch.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1503014800


Herr Staatssekretär, wenn uns jetzt Zuschauer zuse-
hen würden, glaube ich, dass sie denken würden, dass
wir uns ein bisschen als Komödianten betätigen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Bleiben Sie mal bei Ihrer Frage!)


Ich habe gerade eben gesagt, dass ich nicht nach den
Kindern über zwölf Jahren gefragt habe. Sie haben die
Ausnahmen und die Integrationsanstrengungen wieder
nur auf die Kinder über zwölf Jahren bezogen. Ich habe
aber nach einer Regelung für Kinder unter zwölf Jahren
gefragt.

Staatssekretärin Vogt hat gerade bei den Beratungen
im Innenausschuss meine Frage klipp und klar beant-
wortet: Nein, hat sie gesagt, es gibt keine Regelung für
Kinder unter zwölf Jahren, die mit EU-Recht vereinbar
wäre. – Ich gehe davon aus, dass Sie wegen der breiten
Diskussion im Innenausschuss vor dieser Fragestunde
mit Frau Vogt Rücksprache gehalten haben.

Können Sie die Frage beantworten, ob dieser Bundes-
tag und der Bundesrat noch in der Lage sind, sich auf ein
Nachzugsalter zu verständigen, dass bei sechs oder bei
zehn Jahren liegen würde?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503014900


Sie wissen, dass es das Interesse der Bundesregierung
war – so wurden auch die Verhandlungen geführt –,
diese EU-Richtlinie kompatibel mit unserem Entwurf ei-
nes Zuwanderungsgesetzes zu gestalten. Dies ist vorlie-
gend der Fall und das gilt auch für den von Ihnen abge-
fragten Bereich.






(A) (C)



(B) (D)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503015000


Es gibt eine Zusatzfrage des Kollegen Binninger.


Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1503015100


Herr Staatssekretär, ich muss noch einmal darauf ab-
heben, was Ihre Kollegin heute Morgen im Innenaus-
schuss gesagt hat. Dort gab es die klare, präzise Frage
des Kollegen Grindel, ob es vor dem Hintergrund dieser
EU-Richtlinie möglich ist, dass Deutschland eine Rege-
lung trifft, mit der die Grenze für das Nachzugsalter für
Kinder auf zehn oder sechs Jahre gesenkt wird. Sie hat
gesagt: Nein. Sie sagen jetzt etwas anderes. Wie kommt
das?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503015200


Ich überlasse es Ihnen, zu beurteilen, wer etwas ande-
res sagt. Ich kann nur das sagen, was ich hier vertreten
habe. Dennoch will ich mir den Hinweis erlauben: Wenn
es hier im Deutschen Bundestag und im Bundesrat nicht
zur Zuwanderungsgesetzgebung käme,


(Rüdiger Veit [SPD]: Bleibt es bei 16! – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wir machen aber ein neues Gesetz!)


bliebe es beim bisherigen § 20 des Ausländergesetzes,
wo derzeit die Altersgrenzen geregelt sind. Die Rege-
lung dort deckt auch die Bereiche ab, nach denen Sie ge-
fragt haben, gilt also sowohl für Kinder über 16 Jahren
als auch für Kinder unter 16 Jahren. Eine Änderung
würde dann nicht erfolgen. Das beantwortet, so glaube
ich, ihre Frage präzise.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503015300


Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Koschyk.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1503015400


Herr Staatssekretär, Sie wissen, dass die Unionspar-
teien in der Diskussion über das Zuwanderungsgesetz,
das die rot-grüne Bundesregierung und die sie tragenden
Parteien unverändert in Bundestag und Bundesrat einge-
bracht haben, den Standpunkt vertreten, dass im Hin-
blick auf eine bessere Integration der Kinder von Aus-
ländern mit einem Aufenthaltstitel, die nach Deutschland
nachziehen, ein Höchstalter von zehn Jahren festge-
schrieben werden sollte. Ich frage Sie, ob bei den anste-
henden parlamentarischen Beratungen über den Entwurf
eines Zuwanderungsgesetzes eine solche Einigung auf
zehn Jahre vor dem Hintergrund der neuen EU-Richtli-
nie möglich wäre.

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503015500


Diese Frage will ich theoretisch beantworten. Vor der
EU-Richtlinie wäre das theoretisch möglich. Ob das
praktisch sinnvoll ist, ist eine ganz andere Frage.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503015600


Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Edathy.


Sebastian Edathy (SPD):
Rede ID: ID1503015700


Herr Staatssekretär, geben Sie mir Recht, dass es vor
dem Hintergrund von Art. 6 des Grundgesetzes, der Ehe
und Familie unter den Schutz des Staates stellt


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Es geht um das Kindeswohl!)


und zugleich den Erziehungsanspruch der Eltern regelt,
schon etwas seltsam anmutet, wenn Vertreter der Union
indirekt nahe legen, die Bundesregierung hätte auf euro-
päischer Ebene eine Position vertreten sollen, wonach
zehn- und elfjährigen Kindern der Nachzug zu ihren in
Deutschland lebenden Eltern verweigert würde?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503015800


Herr Kollege Edathy, ich kann Ihnen nur voll zustim-
men. Bei allen Fragen, die hier politisch motiviert ge-
stellt werden, ist doch eines ganz wichtig: dass wir das
Wohl der Familie und das Wohl des Kindes nicht außer
Acht lassen dürfen. Das ist, wie ich glaube, ein ganz ent-
scheidender Punkt. Deswegen war Ihre Frage richtig und
wichtig.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503015900


Herr Kollege, Sie haben noch eine Zusatzfrage.


Roland Gewalt (CDU):
Rede ID: ID1503016000


Herr Staatssekretär, wie soll es möglich sein, dass die
Bundesrepublik Deutschland – dies war Ihre Aussage
eben – unterhalb der in einer Richtlinie der Europäischen
Union festgeschriebenen Grenze von zwölf Jahren
bleibt? Ihre Kollegin Staatssekretärin hat im Innenaus-
schuss heute gesagt, dass das so nicht gehe. Sie sagen
jetzt hier das Gegenteil. Was stimmt denn nun?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503016100


Ich lasse es dahingestellt, was das Gegenteil davon
ist. Ihnen dürfte nicht entgangen sein, dass ich im wahrs-
ten Sinne des Wortes heute Morgen nicht körperlich an-
wesend war.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das habe ich bedauert!)


– Das freut mich, Herr Binninger. Dass Sie das bedauert
haben, wollen wir doch im Protokoll festhalten.

Ich möchte noch – das ist auch Gegenstand meiner
Antwort auf die zweite Frage des Kollegen Grindel – auf
die Umsetzungsfrist von 24 Monaten hinweisen, die ver-
einbart worden ist. Es hängt ganz entscheidend vom Er-
gebnis des Gesetzgebungsverfahrens ab – ich habe auf
§ 32 des vorliegenden Gesetzentwurfes verwiesen –, ob






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper
das eine Mehrheit findet. In der Tat sollte bei allen Dis-
kussionen, die wir darüber führen, das beachtet werden,
was Herr Edathy auf den Punkt gebracht hat. Ich glaube,
es ist ganz wichtig, dass das Berücksichtigung findet.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503016200


Wir haben eine weitere Zusatzfrage des Kollegen von
Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1503016300


Herr Staatssekretär, sind Sie mit uns der Ansicht, dass
es dem Schutz von Ehe und Familie nach Art. 6 des
Grundgesetzes und dem Kindeswohl, aber auch den In-
tegrationschancen der Kinder am meisten dient, wenn sie
vor dem zwölften Lebensjahr zu ihren Eltern nachziehen
und nicht erst danach?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503016400


Herr Kollege von Klaeden, ich kann Ihnen in dieser
Form nicht zustimmen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Haben Sie die PISA-Studie gelesen?)


Ich glaube, dass man im Hinblick auf den Nachzug von
Kindern relativ heftig über die Altersgrenze streiten
kann, darüber also, ob man die Grenze bei zwölf Jahren
festlegen soll. Man hätte auch zehn Jahre und sieben
Monate in das Gesetz hineinschreiben können.

Wichtig ist, dass man das Kindeswohl im Auge hat.
Es kommt ganz entscheidend auf die Integration und die
Integrationsfähigkeit an. Die Passage der EU-Richtlinie,
die ich zitiert habe, bezieht sich im Grunde genommen
auf die Integrationskriterien, die dann angewendet wer-
den können; das ist der entscheidende Punkt.

Ich kann nur dafür werben, aus dem Nachzugsalter
keine ideologische Frage zu machen. Ich glaube, wir wä-
ren alle gut beraten, wenn wir in der Debatte über die
Zuwanderung so vorgehen würden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503016500


Wir haben eine weitere Zusatzfrage des Kollegen
Veit.


Rüdiger Veit (SPD):
Rede ID: ID1503016600


Herr Staatssekretär Körper, können Sie bestätigen,
dass es als ein Erfolg angesehen werden muss – wohlge-
merkt: aus der Sicht der nachfragenden Kollegen aus der
CDU/CSU-Fraktion und nicht aus der Sicht der SPD-
Fraktion, die anderes beschlossen hat –, wenn, ausgehend
von der Ursprungsfassung der Familienzusammenfüh-
rungsrichtlinie, in der ein Nachzugsalter von bis zu
18 Jahren vorgesehen war – das war 1999 der Ausgangs-
punkt –, nunmehr auf europäischer Ebene eine Nach-
zugsaltersgrenze von zwölf Jahren vereinbart worden ist?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503016700


Herr Kollege Veit, Sie haben zu Recht darauf hinge-
wiesen, dass es darauf ankommt, aus welcher Perspek-
tive man diese Entscheidung beurteilt. So wie Sie es dar-
legen, kann ich Ihnen zustimmen. Es ist bekannt, dass in
dieser Frage aus guten Gründen auch andere Positionen
vertreten worden sind. Aber die Entscheidung ist auf eu-
ropäischer Ebene so getroffen worden, wie Sie es dar-
gestellt haben.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503016800


Wir kommen zur Frage 15 des Kollegen Reinhard
Grindel:

Wenn ja, warum wartet die Bundesregierung auf EU-
Ebene mit der Zustimmung zu Richtlinien, die das Ausländer-
und Asylrecht betreffen, nicht bis zu einer abschließenden
Entscheidung über ein neues Zuwanderungsgesetz?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503016900


Herr Kollege Grindel, gerade bei dieser Regelung hat
die Bundesregierung darauf bestanden, dass das Gesetz-
gebungsverfahren zum Zuwanderungsgesetz abgewartet
werden müsse. Die ursprünglich im Richtlinienvorschlag
enthaltene Regelung sah nämlich vor, die Möglichkeit,
den Nachzug von Kindern über zwölf Jahre an die Erfül-
lung innerstaatlicher Integrationskriterien zu knüpfen,
ausschließlich auf bereits zum Zeitpunkt der Annahme
der Richtlinie im Mitgliedstaat geltende Regelungen zu
begrenzen. Die Folge wäre gewesen, dass eine Begren-
zung des Nachzugsalters nur auf die jetzt im Ausländer-
recht geltende Altersgrenze von 16 Jahren zulässig ge-
wesen wäre.

Dieser Bezug auf das geltende innerstaatliche Recht
wurde durch eine Bezugnahme auf die Umsetzungsfrist
ersetzt. Auf Initiative des Bundesinnenministers Otto
Schily wurde eine Umsetzungsfrist von 24 Monaten ver-
einbart. Es hängt damit vom Ergebnis des Gesetzge-
bungsverfahrens ab, ob im künftigen Recht das Nach-
zugsalter auf zwölf Jahre begrenzt wird oder nicht.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503017000


Ihre Zusatzfragen, bitte.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1503017100


Herr Staatssekretär, wir haben gerade darüber gestrit-
ten, unter welchen Bedingungen diese Richtlinie über-
haupt umgesetzt werden kann. Es ist offenbar strittig –
nicht nur zwischen uns, sondern auch unter den Staatsse-
kretären –, ob eine Begrenzung des Nachzugsalters auf
unter zwölf Jahre möglich ist oder nicht. Ich möchte Sie
fragen, welchen Sinn es gemacht hat, dass die Bundesre-
gierung bei den Verhandlungen in Nizza – ich finde, zu
Recht – dafür gesorgt hat, dass Entscheidungen im Be-
reich des Ausländer-, Asyl- und Flüchtlingsrechts wei-
terhin einstimmig zu treffen sind, wenn die Bundesregie-
rung bei laufenden Gesetzgebungsverfahren in der






(A) (C)



(B) (D)


Reinhard Grindel
Bundesrepublik Deutschland davon keinen Gebrauch
macht. Der Hinweis des Kollegen Veit geht völlig fehl.
Eine Verhandlung über eine Absenkung des Nachzugsal-
ters wäre allenfalls zu bedenken, wenn das Mehrheits-
prinzip gelten würde. Da beim Ausländer- und Asylrecht
aber das Einstimmigkeitsprinzip gilt, liegt es in unserer
Hand, eine Richtlinie zu verhindern oder eben nicht. In-
sofern möchte ich Sie gern fragen, warum an dieser
Stelle vom Vetorecht kein Gebrauch gemacht worden ist,
bis wir in Deutschland eine klare und abschließende Zu-
wanderungsregelung gefunden haben.

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503017200


Zum Ersten haben wir in Europa ein gutes Ergebnis
erzielt.


(Sebastian Edathy [SPD]: Allerdings!)


Das muss man sehen. Ich könnte Ihnen dies in Bezug auf
diese Richtlinie auch noch im Einzelnen erläutern.

Zum Zweiten habe ich Ihnen bereits deutlich ge-
macht, dass wir wegen der verankerten Umsetzungsfrist
von 24 Monaten hinsichtlich unserer Zuwanderungsde-
batte und unserer Entscheidung über das Zuwanderungs-
gesetz noch keine Vorentscheidung getroffen und uns
keine Türen zugeschlagen haben. Das will ich hier noch
einmal mit aller Deutlichkeit festhalten. Ich glaube, dass
der Bundesinnenminister hier außerordentlich erfolg-
reich in unserem Sinne verhandelt hat.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1503017300


Her
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1503017400
Halten Sie es vor dem
Hintergrund der Ergebnisse der PISA-Studie, in der
beklagt wird, dass gerade Kinder ausländischer Nationa-
lität im Grundschulalter über eine immer weiter zurück-
gehende Sprachkompetenz verfügen, und vor dem Hin-
tergrund etwa der Aussagen des Berliner Innensenators
bei Vorlage der Kriminalitätsstatistik bezüglich der Inte-
grationsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen zum
Beispiel hier in Berlin nicht für überlegenswert, dass
man sich nicht wie beispielsweise bei Tarifverhandlun-
gen, wenn der eine achtzehn und der andere sechs sagt,
dann auf zwölf einigt?

Es spricht schon einiges dafür, den Kindernachzug am
Schulbeginn oder zumindest an der Beschulung im
Grundschulbereich auszurichten und zu sagen: Für die
Integration ausländischer Kinder und damit für das Kin-
deswohl ist es ganz entscheidend, dass diese Kinder
möglichst früh mit unserer Sprache und auch mit deut-
schen Mitschülern in Kontakt kommen. Dadurch wird
die Integration gestärkt.

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503017500


Herr Kollege Grindel, ich bin Ihnen dankbar, dass Sie
sagen, dass die Debatte über das Zuwanderungsgesetz

sowie die Entscheidungswege nicht wie Tarifverhand-
lungen geführt werden sollen. Ich glaube, das ist sehr
wichtig und sinnvoll. Diese Entscheidungen muss man
insbesondere an Inhalten festmachen.

Angesichts der Defizite bei den Kindern ausländi-
scher Herkunft im Grundschulalter, von denen Sie ge-
sprochen haben, ist es wichtig, den Aufarbeitungsbedarf
deutlich zu machen. Ferner müssen wir deutlich machen,
dass wir unsere Integrationsleistungen verstärken müs-
sen, dass wir insbesondere für diese Kinder im Grund-
schulalter mehr tun müssen.

Im Übrigen ist die Frage, was wir ermöglichen und
was wir nicht ermöglichen, sehr stark mit Blick auf das
Kindeswohl und die Familien zu beantworten. Das
scheint mir ganz wichtig zu sein. Deswegen halte ich die
im Rahmen dieses Zuwanderungsgesetzentwurfes ge-
troffenen Entscheidungen für gut, wegweisend und per-
spektivisch. Ich würde mir wünschen, Sie würden dem
zustimmen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503017600


Wir haben eine weitere Zusatzfrage des Kollegen
Strobl.


Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1503017700


Herr Staatssekretär, Sie haben wiederholt erklärt, dass
Sie beim Nachzugsalter durchaus Spielräume sehen. Ich
möchte hier doch noch einmal nachhaken. Heute Mor-
gen hat die Bundesregierung durch Ihre Kollegin, die
Staatssekretärin Vogt, im Innenausschuss definitiv er-
klärt, dass es eine EU-Regelung gibt, der die Bundesre-
gierung nicht widersprochen hat, die es unmöglich
macht, eine nationale Regelung über den Nachzug von
Kindern mit einem Nachzugsalter unterhalb der Grenze
von zwölf Jahren zu treffen, dies also in einem deutschen
Zuwanderungsgesetz zu regeln.

Ist es nicht etwas scheinheilig, wenn Sie der deut-
schen Öffentlichkeit einerseits hier und jetzt suggerieren,
es gebe diese Spielräume hinsichtlich des Nachzugsal-
ters noch, in Wahrheit aber andererseits die Bundesregie-
rung über die EU das Nachzugsalter längst festgezurrt
hat?

Oder besteht innerhalb der Bundesregierung eine völ-
lige Konfusion dergestalt, dass der eine Staatssekretär
nicht weiß, was die Staatssekretärin des gleichen Minis-
teriums am Vormittag im Innenausschuss des Bundesta-
ges erklärt hat?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503017800


Lieber Herr Strobl, es besteht vielleicht Konfusion in
Ihrer Fraktion oder in Ihrer Arbeitsgruppe Innenpolitik,
Sie können aber davon ausgehen, dass das bei der Bun-
desregierung nicht der Fall ist. Bei Ihnen hat es aber zu-
mindest hier und da den Anschein.

Egal wie oft ich das wiederhole, meine Antwort bleibt
immer gleich.






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper
Im Übrigen will ich mit Ihnen nicht über den Inhalt
streiten. Ich bin fest davon überzeugt, dass das, was wir
in § 32 unseres Entwurfs in Bezug auf den Kindesnach-
zug und die Möglichkeiten hierzu festgelegt haben, rich-
tig und wichtig ist. Ich kann nur dafür werben, dies auch
so zu verabschieden. Die EU-Richtlinie verschlägt, was
die Frage der nationalen Gesetzgebung anbelangt, über-
haupt nichts; das sage ich ganz deutlich. Deswegen ist
eine Umsetzungsfrist von 24 Monaten vereinbart wor-
den. Die Situation ist also klar. Dem habe ich nichts
mehr hinzuzufügen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503017900


Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Binninger.


Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1503018000


Herr Staatssekretär, der Parlamentarische Geschäfts-
führer der Grünen hat zur Jahreswende in der Zeitung
„Die Welt“ gesagt, dass Rot-Grün den Weg über die EU
beschreiten werde, wenn die entsprechenden Vorstellun-
gen zum Zuwanderungsgesetz im Bundestag nicht
durchgesetzt werden könnten. Wie bewerten Sie diese
Aussage? Im Moment sieht es doch danach aus, dass Sie
diesen Umweg gehen und dass Sie so das deutsche Par-
lament und die Opposition aus der Diskussion ausklam-
mern.

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503018100


Lieber Kollege Binninger, Sie wissen, dass ich Ihnen
Sympathie entgegenbringe. Das sage ich ganz offen. Ich
habe aber nicht zu kommentieren, was ein Parlamentari-
scher Geschäftsführer in einer Zeitung geäußert hat.

Ich glaube, der Begriff „Umweg“ ist an dieser Stelle
falsch gewählt. Ich werbe dafür, dass wir den Gesetzent-
wurf zur Zuwanderung mit der Vielzahl an vernünftigen
Regelungen, die wir getroffen haben – es hat im Übrigen
ein langer Diskussionsprozess stattgefunden –, mit
Mehrheiten versehen. Die Problemlage erfordert dies.
Ich glaube, wir sind Manns genug, das auf nationaler
Ebene regeln zu können. Deswegen sollten wir das auch
tun.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503018200


Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Koschyk.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1503018300


Herr Staatssekretär, teilt die Bundesregierung die
Auffassung des Berliner Innensenators Körting, der den
Anstieg der Kriminalität unter ausländischen Jugendli-
chen in Berlin auch auf die unzureichende Integration
zurückführt? Er hat die Situation im „Tagesspiegel“ von
heute so beschrieben:

Die Kinder lernen kaum Deutsch, scheitern in der
Schule, haben schlechte Chancen auf dem Arbeits-
markt und verkehren nur in ihrem eigenen Milieu.

Statt Integration steht am Ende Isolation und Aus-
grenzung.

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503018400


Lieber Herr Kollege Koschyk, solche Zustände, die
Sie durch dieses Zitat beschreiben, wollen wir nicht.
Deswegen unternimmt die Bundesregierung, unterlegt
durch das Zuwanderungsgesetz, verstärkte Anstrengun-
gen im Bereich der Integration. Dies ist nach meinem
Dafürhalten notwendig. Ich appelliere an die Länder und
an Sie, uns dabei zu unterstützen, indem Sie, unter ande-
rem aus diesen Gründen, diesem guten Zuwanderungs-
gesetz zustimmen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr richtig!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503018500


Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Dr. Schröder.


Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1503018600


Herr Staatssekretär, Sie haben betont, dass Innenmi-
nister Schily ein hervorragendes Verhandlungsergebnis
erzielt habe und dass wir auf nationaler Ebene alle Mög-
lichkeiten haben, unsere eigenen gesetzlichen Vorstel-
lungen umzusetzen. Sind Sie auch der Meinung, dass
uns alle Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um den
Zugang zum Arbeitsmarkt von nachziehenden Familien-
angehörigen zu regeln? Inwieweit besteht die Möglich-
keit, das auf nationaler Ebene zu regeln, nachdem sich
der Innenminister mit den anderen europäischen Innen-
ministern auf diese Richtlinie zum Familiennachzug ge-
einigt hat?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503018700


Sie wissen, dass die Regelungen beim Arbeitsmarkt
Gegenstand einer anderen EU-Richtlinie sind. Sie wis-
sen auch, dass es zum Beispiel zwischen Bund und Län-
dern eine Debatte gegeben hat und dass wir im Sinne ei-
nes gemeinsamen fruchtbaren Dialogs diese Regelungen
in Europa erzielen konnten. Diese Formulierung habe
ich letztes Mal zitiert. Ich denke, das ist richtig so. Von
daher sehe ich das nicht als ein Problem an.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503018800


Herr Kollege Schröder, es tut mir Leid; Sie haben nur
eine Zusatzfrage.

Es folgt nun die Zusatzfrage des Kollegen Gewalt.


Roland Gewalt (CDU):
Rede ID: ID1503018900


Herr Staatssekretär, Ihre Antwort war für mich ein
wenig irritierend. Deshalb frage ich ganz konkret: Sind
Sie mit mir der Auffassung, dass eine Richtlinie der Eu-
ropäischen Union, in der ein Alter von zwölf Jahren fest-






(A) (C)



(B) (D)


Roland Gewalt
gelegt ist, für die nationale Gesetzgebung verbindlich
ist?

Sind Sie mit mir auch der Auffassung, dass das Zuwan-
derungsgesetz der Bundesrepublik an diese Vorgabe ge-
bunden wäre, wenn dies auf europäischer Ebene – der
Herr Bundesinnenminister hat sich auf der europäischen
Ebene insoweit ja verständigt – so geregelt werden sollte?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503019000


Ich will Ihnen noch einmal das sagen, was ich bereits
in der Antwort auf die Frage 15 gesagt habe:

Auf Initiative des Bundesministers des Innern

– wir sind stolz darauf, dass Innenminister Otto Schily
dies erreichten konnte –

wurde eine Umsetzungsfrist von 24 Monaten ver-
einbart. Es hängt damit vom Ergebnis des Gesetz-
gebungsverfahrens ab, ob im künftigen Recht das
Nachzugsalter auf zwölf Jahre begrenzt wird oder
nicht.

Das ist der entscheidende Punkt und beantwortet Ihre
Frage.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503019100


Es gibt keine weiteren Zusatzfragen.

Wir kommen zur Frage 16 des Abgeordneten Hartmut
Koschyk:

Wie soll nach Auffassung der Bundesregierung das Pro-
blem der Feuerwehrleute, die als Atemschutzgeräteträger bis-
her ein so genanntes Rescue Tool als Selbstrettungswerkzeug
benutzen, das aber ab dem 1. April 2003 nach dem neuen
Waffenrecht verboten ist, gelöst werden?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503019200


Herr Kollege Koschyk, ein Motiv und Ziel des Ge-
setzgebers bei der Novellierung des Waffenrechtes war,
aufgrund rechtsstaatlicher Belege eines verstärkten kri-
minellen Missbrauchs und einer gesteigerten Gewaltbe-
reitschaft von Jugendlichen, unter anderem die Vorschrif-
ten betreffend Hieb- und Stoßwaffen zu verschärfen.

Das Problem der Einstufung von Rettungswerkzeu-
gen wurde bei der Erarbeitung des neuen Waffengesetzes
gesehen. Die einschlägigen Verbotsvorschriften wurden
mit den Ländern, die Träger der Berufs- und freiwilligen
Feuerwehren sind, und den Verbänden, mit Einschluss
des Industrieverbandes Schneidwaren und Bestecke, ein-
gehend abgestimmt. Bei diesen Abstimmungen, die
bereits im Frühjahr 2001 stattfanden, wurde davon aus-
gegangen, dass durch die Neufassung des Taschenmes-
serprivilegs die marktgängigen Rettungsmesser abge-
deckt seien.

Gegenwärtig wird auf der Grundlage einer Umfrage
des Landes Brandenburg bei den Ländern geprüft, ob im
Zusammenhang mit dem neuen Waffenrecht gesonderte
Maßnahmen hinsichtlich der Ausstattung der Feuer-

wehrmänner mit Messern erforderlich sind. Die Prüfung
ist derzeit weder hinsichtlich der konkreten Ausstattung
der Feuerwehren noch hinsichtlich der Möglichkeiten
der Ersatzbeschaffung abgeschlossen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503019300


Ihre Zusatzfragen.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1503019400


Herr Staatssekretär, mich wundert es schon, dass die
Bundesregierung eine Umfrage durch das Land Bran-
denburg durchführen lassen muss. Die Beschwernisse
der Rettungsorganisationen sind allgemein bekannt.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1503019500
Ist die Bundesregie-
rung bereit, sich eigene Erkenntnisse darüber zu ver-
schaffen, ob das Problem, wie ich es in meiner Frage
beschrieben habe, wirklich existiert? Wird die Bundesre-
gierung von der in § 40 Abs. 4 des Waffengesetzes vor-
gesehenen Ausnahmeregelung über das Bundeskriminal-
amt Gebrauch machen, wenn sie nach einem hoffentlich
zügigen Klärungsprozess die Überzeugung gewinnt,
dass hier Handlungsbedarf besteht?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503019600


Herr Kollege Koschyk, Sie wissen, warum wir diese
Umfrage durch ein Bundesland durchführen lassen. Ich
glaube, das ist ganz normal. Es liegt nämlich daran, dass
die Waffenbehörden auf Landesebene organisiert sind.
Das Gleiche gilt beispielsweise auch für die Feuerweh-
ren. Das ist logisch und liegt in der Natur der Sache. Ich
denke, das ist richtig.

Sie wissen, dass momentan die Gespräche zu der not-
wendigen Verordnung und zu den Verwaltungsvorschrif-
ten zum Waffengesetz geführt werden. Ich sage Ihnen zu
– davon gehe ich aus –, dass wir diese Geschichte noch
einmal prüfen werden. Ich sage auch ganz deutlich – das
muss ich offen und fairerweise eingestehen –, dass sie in
bestimmten Gesprächen keine Rolle gespielt haben. Das
Thema ist auf den Tisch gekommen und wir werden uns
ihm nähern und sehen, welche Lösung wir finden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503019700


Ihre weitere Zusatzfrage.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1503019800


Herr Staatssekretär, können Sie vor allem für die be-
troffenen Rettungsorganisationen und die dort Tätigen
schon einen Zeithorizont nennen, innerhalb dessen mit
einer Klärung zu rechnen ist?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503019900


Die Klärung sollte mit der Erarbeitung der Verord-
nung und der Verwaltungsvorschrift in Zusammenhang






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper
gebracht werden. Da wir diese Arbeiten in Bälde zum
Abschluss bringen wollen, gehe ich davon aus, dass auch
der Prüfungsvorgang in Bälde abgeschlossen wird.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503020000


Wir kommen zur Frage 17 des Kollegen Koschyk:
Wie stellt die Bundesregierung eine gleiche Behandlung

bei einer gegebenenfalls erforderlichen Ausnahmegenehmi-
gungserteilung sicher und wie kann verhindert werden, dass
das Verfahren nicht zulasten der Feuerwehrleute, die sich das
überlebensnotwendige Werkzeug selbst beschafft haben,
geht?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503020100


Herr Kollege Koschyk, diese Fragen sind zum Teil de-
ckungsgleich. Sollte die Umfrage ergeben, dass es markt-
gängige und für Rettungszwecke erforderliche Rescue
Tools gibt, die unbeabsichtigterweise unter das Verbot
der Anlage 2 Abschnitt 1 Nr. 1.4.1 zu subsumieren sind,
so besteht die Möglichkeit, entweder eine entsprechende
Befreiungsvorschrift für Rettungswerkzeuge im Waf-
fengesetz selbst zu schaffen oder derartige Rettungs-
werkzeuge durch eine Allgemeinverfügung des Bundes-
kriminalamtes nach § 40 Abs. 4 Satz 1 des neuen Waf-
fengesetzes von dem Verbot auszunehmen. Beides setzt
natürlich eine eingehende Beschreibung und konkrete
Benennungen der auszunehmenden Gegenstände voraus.

In beiden Fällen wäre eine Einheitlichkeit der Be-
handlung sichergestellt. Darauf käme es an. Das Bundes-
ministerium des Innern ist gerne bereit, Ihnen über das
Ergebnis der im Zuge der Länderbefragung erfolgten
Prüfung einschließlich der Markterhebung sowie die ge-
gebenenfalls veranlassten Maßnahmen Informationen
zukommen zu lassen. Sie wissen, dass wir diese Zusage
auch einhalten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503020200


Sie verzichten auf Ihre Zusatzfragen? – Dann komme
ich zur Frage 18 der Kollegin Petra Pau:

Wie hoch war die Zahl der Einbürgerungen im Jahr 2002
und wie viele doppelte oder Mehrfachstaatsbürgerschaften
sind dadurch entstanden?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503020300


Frau Kollegin Pau, die Bundesregierung verfügt noch
nicht über statistisch aufbereitete Daten zu den Einbür-
gerungszahlen für das Jahr 2002; denn nach § 36 Abs. 2
des Staatsangehörigkeitsgesetzes haben die Einbürge-
rungsbehörden der Länder diese erst zum Stichtag
1. März 2003 an die Statistischen Landesämter zu mel-
den. Dort werden die statistischen Daten auf Plausibilität
überprüft und dann im Mai – so ist der Lauf der Dinge –
an das Statistische Bundesamt zur Erstellung der
Einbürgerungsstatistik 2002 weitergeleitet.

Dabei ist immer zu berücksichtigen – Sie haben be-
reits eine ähnliche Frage gestellt –, dass es für die Mel-

dungen bestimmte Fristen gibt. Für diese Statistik kann
von den Ländern bis zum 1. März gemeldet werden. Erst
danach geht der Bearbeitungsvorgang los und fließt in
den Mai hinüber, in dem die Zahlen dann veröffentlicht
werden können.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503020400


Ihre Zusatzfragen, Frau Kollegin.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1503020500


Wir werden dann sicherlich im Mai über diesen Fluss
debattieren. Ist es gelungen, den Einbürgerungsstau, der
in fast allen Bundesländern beklagt wurde, abzubauen?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1503020600


Frau Kollegin Pau, dass sich die Zahl der Einbürge-
rungen erhöht hat, kann man sagen. Die Frage, ob der
Einbürgerungsstau abgearbeitet worden ist, kann ich der-
zeit nicht beantworten, nicht weil ich nicht will, sondern
weil in der Tat die Zahlen noch nicht aufbereitet vorlie-
gen. Wenn sie vorliegen, dann lassen sich Ihre Fragen
konkret beantworten. Das tue ich gerne, auf welche Art
und Weise auch immer.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1503020700


Danke.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503020800


Keine weitere Zusatzfrage mehr? – Gut.

Die Fragen 19 und 20 des Kollegen Dietrich
Austermann werden schriftlich beantwortet. Damit bin
ich am Ende des Geschäftsbereichs des Bundes-
ministeriums des Innern.

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums der Finanzen. Zur Beantwortung steht
Frau Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Barbara
Hendricks zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 21 der Abgeordneten Hannelore
Roedel auf:

Kann die Bundesregierung die Steuerausfälle beziffern,
die bei Einführung der Zinsabschlagsteuer dadurch entstehen,
dass nicht der persönliche, progressive, bis zu 48 Prozent
hohe Steuersatz angewendet wird, sondern der pauschale von
25 Prozent, und, wenn ja, um welchen Betrag handelt es sich
bei den Steuermindereinnahmen?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1503020900


Frau Kollegin Roedel, die Bundesregierung wird die
finanziellen Auswirkungen der vorgesehenen Neuord-
nung der Besteuerung von Zinsen wie bei anderen steu-
ergesetzlichen Maßnahmen auch in dem entsprechenden
Gesetzentwurf aufzeigen.






(A) (C)



(B) (D)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503021000


Eine Zusatzfrage, Frau Kollegin? – Nein.

Dann rufe ich die Frage 22 der Kollegin Hannelore
Roedel auf:

Wie will die Bundesregierung sicherstellen, dass zum Bei-
spiel Rentner oder Kinder ohne weitere Einkünfte, deren Zins-
erträge über dem Sparerfreibetrag liegen, nicht mit 25 Prozent
Zinsabschlag belastet werden, obwohl sie unter dem Grund-
freibetrag liegen bzw. ihr persönlicher Steuersatz niedriger ist
als der 25-prozentige Zinsabschlag?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1503021100


In dem Gesetzentwurf soll ein Wahlrecht enthalten
sein, das es ermöglicht, für sämtliche Kapitalerträge eine
Veranlagung nach den allgemeinen Vorschriften des Ein-
kommensteuerrechts durchzuführen. Damit kann im Ein-
zelfall sichergestellt werden, dass Steuerpflichtige, deren
persönlicher Steuersatz unterhalb von 25 Prozent liegt,
nicht mit dem 25-prozentigen Steuersatz belastet wer-
den.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503021200


Ihre Zusatzfragen, bitte.


Hannelore Roedel (CSU):
Rede ID: ID1503021300


Können Sie den Verwaltungsaufwand beziffern, der
mit dieser Art und Weise der Sicherstellung zusammen-
hängen wird?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1503021400


Dieser Verwaltungsaufwand kann nicht höher sein,
als er zurzeit ist. Denn zurzeit haben wir ja eine Zinsab-
schlagsteuer von 30 Prozent, sodass diejenigen, die unter
einem 30-prozentigen Steuersatz liegen, genau densel-
ben Vorgang einleiten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503021500


Es gibt eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Weiß.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1503021600


Frau Staatssekretärin, besteht denn mittlerweile Ein-
vernehmen zwischen dem Bundesfinanzministerium und
den beiden großen Kirchen, was die Ausfälle bei der
Kirchensteuer anbelangt, die sich bei Einführung einer
Zinsabschlagsteuer automatisch ergeben werden? Wie
hoch ist der Betrag? Gibt es mittlerweile Pläne, die auch
die Zustimmung der Kirchen finden, wie diese Kirchen-
steuerausfälle eventuell anderweitig ausgeglichen wer-
den können?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1503021700


Zu den denkbaren Ausfällen, was die Kirchensteuer
anbelangt, kann ich Ihnen noch keine Auskunft geben,
weil dies, wie ich eben auf die Grundsatzfrage der Kolle-
gin Roedel geantwortet habe, an der Ausgestaltung des
Gesetzes liegt. Wir wollen aber sicherstellen, dass die
Kirchen selbstverständlich auch in Zukunft ein Zu-
schlagsrecht, sozusagen die Annexsteuer, ausüben wer-
den. Deswegen haben wir den Kirchen Gespräche ange-
boten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503021800


Mir liegen keine weiteren Zusatzfragen vor.

Ich rufe Frage 23 des Kollegen Hans Michelbach auf:
Wie hoch ist die Summe der Gelder, die im Rahmen des

Konjunkturprogrammes verwendet werden sollen, und wie
sollen die Verteilung und Vergabe der Gelder im Einzelnen
aussehen?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1503021900


Herr Kollege Michelbach, es ist normaler Bestandteil
der Regierungsarbeit, stets zu überprüfen, ob zur Verbes-
serung der wirtschaftlichen Lage Maßnahmen erforder-
lich sind und wie diese gegebenenfalls auszugestalten
sind. Es gibt dazu jedoch keine abgeschlossenen Überle-
gungen. Über die konkrete Ausgestaltung entsprechen-
der Maßnahmen kann daher gegenwärtig nicht berichtet
werden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503022000


Ihre Zusatzfragen, bitte.


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1503022100


Frau
Dagmar Freitag (SPD):
Rede ID: ID1503022200
Sind
Sie nicht selbst über Ihre Antwort verwundert? Können
Sie zumindest bejahen, dass diese schuldenfinanzierten
Kreditprogramme in Verbindung mit der KfW einerseits
für die Wirtschaft und andererseits für die Kommunen
aufgelegt werden sollen?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1503022300


Herr Kollege Michelbach, Sie haben in Ihrer Frage
schon einen wesentlichen Punkt genannt: Der Herr Bun-
deskanzler wird diesem Hohen Haus die Pläne der Re-
gierung übermorgen vortragen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503022400


Sie haben eine weitere Zusatzfrage? – Bitte.






(A) (C)



(B) (D)


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1503022500


Fr
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1503022600
Ist Ihnen bekannt, dass es in Verbindung mit der
KfW ein Investitionsprogramm für die Kommunen und
die Wirtschaft geben wird? Welche Folgen würde ein
solches Programm haben?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1503022700


Selbstverständlich wird der Bundeskanzler seine
Rede, die er hier halten wird, sorgfältig vorbereiten. In-
sofern finden natürlich Überlegungen und auch Vorbe-
reitungen inhaltlicher Art dazu statt. Ich werde Ihnen, da
ich dem, was der Bundeskanzler im Einzelnen ankündi-
gen wird, nicht vorgreifen kann, auch die Folgerungen
nicht im Einzelnen nennen können. Aber beabsichtigt ist
eine konjunkturelle Belebung. Diese wird sicherlich
auch eintreten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503022800


Ich rufe Frage 24 des Kollegen Hans Michelbach auf:

Ist es richtig, dass die Gelder für Städte und Gemeinden
zweckgebunden vergeben werden sollen, und wenn ja, gibt es
einen Strukturreformplan, der eine Verzerrung der Angebots-
und Nachfragestruktur am Markt und eine möglicherweise da-
mit verbundene Fehlleitung der Investitionen verhindern
würde?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1503022900


Gegenwärtig werden unterschiedliche Ansätze ge-
prüft, um Investitionen in den Ländern und Gemeinden
zu erleichtern. Erst bei Vorliegen eines konkreten Vorha-
bens wäre über die weitere Ausgestaltung zu entschei-
den.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503023000


Ihre Zusatzfragen, bitte.


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1503023100


Frau Staatssekretärin, sind Sie mit mir der Auffas-
sung, dass Sie dem Parlament in dieser Fragestunde die
Existenz des Programms hartnäckig verschweigen wol-
len? Sind Sie auch mit mir der Auffassung, dass ein sol-
ches Programm, über das schon in der Presse zu lesen
ist, dahin gehend sehr zweischneidig ist, dass die Kom-
munen zwar Investitionen gebrauchen können, dass sie
aber aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit gar nicht mehr in
der Lage sind, Kredite aufzunehmen?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1503023200


Nein, Herr Kollege, ich teile Ihre Auffassung nicht.


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1503023300


Es ist zwecklos.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503023400


Verzichten Sie auf Ihre weitere Zusatzfrage? – Ja.

Die Fragen 25 und 26 der Kollegin Gudrun Kopp
werden schriftlich beantwortet. Damit sind wir am Ende
dieses Geschäftsbereichs.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeri-
ums für Wirtschaft und Arbeit auf. Zur Beantwortung
steht Herr Parlamentarischer Staatssekretär Gerd Andres
zur Verfügung.

Die Fragen 27 und 28 der Kollegin Dagmar Wöhrl
werden schriftlich beantwortet.

Ich komme damit zu Frage 29 der Kollegin Dr. Gesine
Lötzsch:

Wie wirken sich die Kürzungen der Mittel der BA für den
zweiten Arbeitsmarkt konkret auf die Zahl der dort Beschäf-
tigten aus und welche arbeitsmarktpolitischen Wirkungen er-
hofft man sich durch diese Maßnahmen insbesondere für
Langzeitarbeitslose?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503023500


Frau Präsidentin, wenn Frau Dr. Lötzsch es gestattet,
würde ich gerne beide Fragen zusammen beantworten,
weil sie in einem engen Zusammenhang stehen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503023600


Ich rufe außerdem die Frage 30 der Abgeordneten
Dr. Gesine Lötzsch auf:

Welche Auswirkungen werden diese Kürzungen auf die
Zahl der Bildungsträger haben, die auf dem zweiten Arbeits-
markt bisher tätig sind, und welche Übergangsregelungen gibt
es für diese Bildungsträger?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503023700


Zunächst zu Frage 29: Der Bundesanstalt für Arbeit
stehen im Jahr 2003 für Ermessensleistungen der Ar-
beitsmarktpolitik Mittel in nahezu derselben Höhe zur
Verfügung wie im Jahr 2002. Die örtlichen Arbeitsämter
entscheiden in alleiniger Verantwortung im Rahmen ih-
rer Budgetkompetenz darüber, wie die Mittel auf die ein-
zelnen arbeitsmarktpolitischen Instrumente aufgeteilt
werden. Daher ist eine Angabe zur Entwicklung der Teil-
nehmerzahlen bei Maßnahmen des zweiten Arbeits-
marktes nicht möglich.

Der Bundesanstalt für Arbeit steht künftig mit den
Personal-Service-Agenturen, PSA, ein weiteres Instru-
ment für die Wiedereingliederung Arbeitsloser zur Ver-
fügung. Die Mittel dafür werden zusätzlich zu den bishe-
rigen aus dem genannten Eingliederungstitel für
Leistungen der aktiven Arbeitsmarktpolitik abgedeckt
werden müssen. Daraus kann auch eine Beschränkung
der Neubewilligung für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Gerd Andres
und Strukturanpassungsmaßnahmen resultieren. Hinzu
kommt, dass der Spielraum für Neubewilligungen durch
unterschiedlich hohe Vorbindungen der Arbeitsämter für
ABM und SAM für das Jahr 2003 eingeschränkt ist.

Mit den PSA sollen Arbeitslose über eine Verleihtä-
tigkeit in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden. Das
ist erheblich anspruchsvoller und für den Arbeitslosen
letztendlich auch vorteilhafter als ABM. Die einzelnen
Instrumente für den Arbeitsmarkt haben auch unter-
schiedlich hohe Entlastungswirkungen für den Haushalt
der Bundesanstalt für Arbeit. Während mit ABM Ar-
beitslose in der Regel höchstens für ein Jahr lang geför-
dert werden und danach eine Wiedereingliederung unge-
wiss ist, werden von den PSA nachhaltigere Wirkungen
und damit auch höhere Einsparungen bei den Lohner-
satzleistungen als bei ABM erwartet.

Nun komme ich zu Ihrer zweiten Frage, zu Frage 30,
Frau Dr. Lötzsch. Die Bundesregierung legt zunächst
Wert auf die Feststellung, dass die Neuausrichtung der
Arbeitsmarktpolitik insgesamt und die von der Bundes-
anstalt für Arbeit eingeleiteten Bemühungen zur Verbes-
serung der Effizienz beruflicher Weiterbildung die Ein-
gliederungschancen nach der Weiterbildung trotz der
insgesamt schwierigen Arbeitsmarktsituation voraus-
sichtlich deutlich verbessern werden. Davon profitieren
Teilnehmer an Weiterbildungen, die Beitragszahler zur
Arbeitsförderung und letztlich auch die Bildungsträger.

Die Bundesregierung geht davon aus, dass bisher gut
und erfolgreich arbeitende Weiterbildungsträger die Si-
tuation gemeinsam mit der Bundesanstalt meistern wer-
den. Die Auswirkungen einer stärkeren Effizienzorien-
tierung auf die Zahl der Bildungsträger insgesamt
werden davon abhängen, inwieweit es Bildungsträgern
gelingt, ihr Bildungsangebot und ihre Geschäftspolitik
stärker als bisher an den regionalen und überregionalen
arbeitsmarktlichen Erfordernissen auszurichten und
Marktchancen außerhalb der von der Bundesanstalt ge-
förderten Weiterbildung zu erschließen. Eine Bestands-
garantie für einzelne Weiterbildungslehrgänge und -trä-
ger gibt es in einem unter Wettbewerbsgesichtspunkten
funktionierenden Markt nicht.

Zu Ihrer Frage nach Übergangsregelungen für Bil-
dungsträger kann ich auf Folgendes hinweisen: Die Vor-
gabe einer prognostizierten Mindestverbleibsquote von
70 Prozent ist eine geschäftspolitische Entscheidung der
Bundesanstalt für Arbeit, die den Dienststellen mit
Rundbrief vom 23. Dezember 2002 bekannt gegeben
wurde. Eine Übergangsregelung gibt es nur insoweit, als
die Vorgabe für bereits laufende Weiterbildungslehr-
gänge keine Anwendung findet.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503023800


Frau Kollegin, Ihre Zusatzfragen, bitte.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1503023900


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Da Sie die Fragen
im Zusammenhang beantwortet haben, will ich auch die
Nachfragen möglichst im Zusammenhang stellen. Ist Ih-

nen bekannt, Herr Staatssekretär, wie vielen Arbeitslo-
sen, denen bereits eine Weiterbildungsmaßnahme zuge-
sagt worden war, aufgrund der veränderten Politik der
Bundesanstalt für Arbeit diese Zusage wieder entzogen
worden ist? Ist Ihnen auch bekannt, dass bereits begon-
nene Bildungsmaßnahmen der Bildungsträger von ein-
zelnen Arbeitsämtern gestoppt worden sind? Wenn ja,
wie schätzen Sie diese Entwicklung und ihre Auswir-
kung auf den Arbeitsmarkt ein?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503024000


Beides ist mir nicht bekannt.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1503024100


Dann empfehle ich Ihnen, sich einen Überblick zu
verschaffen; denn das ist sowohl in der Presse nachles-
bar als auch in persönlichen Kontakten erfahrbar.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503024200


Es gibt keine weiteren Zusatzfragen. – Dann komme

(Göttingen)


Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über die
Auswirkungen der Streichung des Bundeszuschusses zum
Haushalt der BA für die berufliche Weiterbildung von Ar-
beitslosen vor?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503024300


Herr Kollege Fischer, gestatten Sie mir, bevor ich auf
Ihre Frage nach den Folgen der Streichung des Bundes-
zuschusses zur Bundesanstalt für Arbeit für die berufli-
che Weiterbildung antworte, folgenden Hinweis: Die
Bundesregierung hat den Bundeszuschuss nicht gestri-
chen. Der von der Bundesanstalt für Arbeit zur Geneh-
migung vorgelegte Haushalt für das Jahr 2003 sah viel-
mehr von Anfang an keinen Bundeszuschuss vor. Ich
möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass der Vor-
standsvorsitzende der Bundesanstalt für Arbeit schon im
vergangenen Herbst erklärt hat, dass er keinen Bundes-
zuschuss brauche.

Der Haushalt der Bundesanstalt für Arbeit sieht für
den Eingliederungstitel, aus dem die Ermessensleistun-
gen der aktiven Arbeitsförderung finanziert werden, ein
Ausgabevolumen von 13,5 Milliarden Euro vor. Im Rah-
men dieses Budgets entscheidet die Selbstverwaltung
der örtlichen Arbeitsämter nach den jeweiligen arbeits-
marktpolitischen Erfordernissen, in welchem Umfang
Mittel für die Weiterbildungsförderung zur Verfügung
gestellt werden. Hierauf nimmt die Bundesregierung kei-
nen Einfluss.

Im Jahr 2002 haben die Arbeitsämter insgesamt rund
6,7 Milliarden Euro für die Weiterbildungsförderung
ausgegeben. Der durchschnittliche Teilnehmerbestand in
Förderung beruflicher Weiterbildung lag 2002 bundes-
weit bei rund 331 500 und am Jahresende 2002 bei rund
318 000. Im Jahr 2003 haben die Arbeitsämter rund






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Gerd Andres
5,3 Milliarden Euro für die Weiterbildungsförderung
eingeplant. Bei ihren Entscheidungen müssten die Ver-
waltungsausschüsse der Arbeitsämter berücksichtigen,
dass für die auf der Basis der Hartz-Vorschläge neu ge-
schaffenen Instrumente der Personal-Service-Agenturen
und der Entgeltsicherung – das hat schon eben bei der
Beantwortung der Frage der Frau Abgeordneten
Dr. Lötzsch eine Rolle gespielt – Mittel eingeplant wer-
den müssen.

Die Neuausrichtung der gesamten Arbeitsmarktpoli-
tik und die von der Bundesanstalt eingeleiteten Bemü-
hungen zur Verbesserung der Effizienz beruflicher Wei-
terbildung werden die Eingliederungschancen nach einer
Weiterbildung trotz der insgesamt schwierigen Arbeits-
marktsituation voraussichtlich deutlich verbessern. Da-
von profitieren die Teilnehmer an Weiterbildungsmaß-
nahmen, die Beitragszahler, die die Arbeitsförderung
finanzieren, und die Bildungsträger gleichermaßen, auch
wenn sich nicht jeder Weiterbildungswunsch realisieren
lassen wird.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503024400


Ihre Zusatzfragen, bitte.


Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1503024500


Herr Staatssekretär, Sie haben angedeutet, dass Sie
keinerlei Einfluss auf die Bundesanstalt für Arbeit ge-
nommen hätten. Sie haben das dann aber relativiert, als
Sie darauf hingewiesen haben, dass die Finanzierung der
Personal-Service-Agenturen und der Strukturanpas-
sungsmaßnahmen, SAM, mit aus den Mitteln für die
Eingliederungshilfen erfolgen muss, was bedeutet, dass
Mittel in diesem Bereich fehlen. Deshalb lautet meine
Frage: Sind auch Sie der Meinung, dass deswegen Ar-
beitslose mit Vermittlungshemmnissen oder Einschnitten
bei längeren Qualifizierungsmaßnahmen rechnen müs-
sen und dass ein Ausfall bei der Kofinanzierung der EU-
Projekte entstehen kann, was gerade Arbeitsamtsbezirke
wie zum Beispiel Goslar und Göttingen in Niedersach-
sen mit einer überdurchschnittlichen Arbeitslosenquote
von fast 14 Prozent besonders träfe?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503024600


Herr Fischer, ich möchte Folgendes wiederholen: Der
jetzige Eingliederungstitel ist mit 13,5 Milliarden Euro
genauso hoch wie im vergangenen Jahr. Die Bundesan-
stalt für Arbeit stellt damit – das möchte ich klarstellen –
umgerechnet rund 27 Milliarden DM für Eingliede-
rungsleistungen zur Verfügung. Nun haben wir neue In-
strumente eingeführt – ich habe zwei aufgezählt –, mit
denen wir die aktive Arbeitsmarktpolitik verändern. Das
kann aber nicht dazu führen, dass auf den Etat draufge-
sattelt wird. Es gibt lediglich unterschiedliche Instru-
mente, die eingesetzt werden können. Darüber, wie sie
eingesetzt werden, entscheiden die örtlichen Arbeitsäm-
ter, die auch über die Verteilung der Mittel aus dem Ein-
gliederungstitel befinden. Von daher habe ich an dem,

was ich eben in meiner Antwort gesagt habe, überhaupt
keine Abstriche zu machen.


Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1503024700


Wie beurteilen Sie dann die Kritik der an der Weiter-
bildung beteiligten Maßnahmenträger, aber zum Beispiel
auch derjenigen, die in den angesprochenen Arbeitsäm-
tern sitzen und sagen, dass wir hier eine neue Struktur
aufbauen, während wir die alte Struktur, die derzeit je-
denfalls in diesen Regionen bewährt arbeitet, zerschla-
gen, weil eben die 20 Prozent aus dem einen Etat zur
Verfügung gestellt werden müssen?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503024800


Ich will Ihnen noch einmal ausdrücklich sagen: Ich
teile diese Kritik so nicht. Es werden in diesem Jahr
5,6 Milliarden Euro für die Förderung der beruflichen
Weiterbildung ausgegeben. Selbstverständlich ist es am
schönsten, wenn alle Träger sagen könnten: „Es geht al-
les immer so weiter, wie es bisher war“, und wir legen in
jedem Jahr etwas obendrauf. Das tun wir nicht. Der Etat
für die Förderung der beruflichen Weiterbildung ist ein
Stück zurückgegangen, das stimmt. Wie diese Kürzung
in der Verteilung umgelegt wird, entscheiden die Ar-
beitsämter vor Ort.

Wir haben mit dem neuen Instrument des Bildungs-
gutscheins und mit anderen Verfahren dafür gesorgt,
dass in diesem Markt mehr Wettbewerb zustande kommt
und dass es eine genauere Effizienzkontrolle in diesem
ganzen Bereich gibt. Dass es dabei dann Träger gibt, die
unzufrieden sind und die der Meinung sind, das sei alles
so nicht richtig, kann ich gut verstehen; davon können
wir uns aber leider nicht beeinflussen lassen. Wir haben
die politischen Entscheidungen getroffen. Ich habe Ihnen
die Daten genannt. Ich will noch einmal darauf hinwei-
sen: Der Eingliederungstitel ist in diesem Jahr genauso
hoch wie im vergangenen Jahr.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503024900


Herr Kollege Niebel hat eine weitere Zusatzfrage.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1503025000


Herr Staatssekretär, ich stimme Ihnen zu – das ist
auch eine alte Forderung der FDP –, dass man den Ein-
satz der Beitragsmittel nach Effizienzkriterien bewerten
soll. Sie haben nun in Ihrer Antwort auf die Frage des
Kollegen Fischer zu Recht darauf hingewiesen, dass der
Vorstandsvorsitzende der Bundesanstalt, Herr Gerster,
gesagt hat – auch bei uns im Ausschuss noch –, er werde
in diesem Jahr ohne Zuschuss der Bundesregierung,
ohne Mittel aus diesem Bundeshalt auskommen. Mittler-
weile aber äußert er sich öffentlich, dass er so lange wie
möglich ohne Bundeszuschuss auskommen möchte.
Deswegen frage ich Sie vor diesem Hintergrund: Geht
die Bundesregierung trotz der veränderten Zahlen der
Arbeitslosigkeit, die ja im Moment höher als eingeplant
sind, trotz der geringeren Wachstumskräfte in der deut-






(A) (C)



(B) (D)


Dirk Niebel
schen Wirtschaft weiterhin davon aus, dass im Jahre
2003 ein Bundeszuschuss für die Bundesanstalt für Ar-
beit nicht notwendig sein wird?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503025100


Herr Abgeordneter Niebel, wir werden in der nächs-
ten Woche den Bundeshaushalt verabschieden. Sie wis-
sen so gut wie ich, dass in diesem Bundeshaushalt kein
Bundeszuschuss vorgesehen ist. Deswegen geht die
Bundesregierung auch davon aus, dass es keinen Bun-
deszuschuss gibt.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503025200


Wir kommen zur Frage 32 des Kollegen Hartwig
Fischer:

Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung darüber
vor, dass besonders Programme für lernbehinderte Jugendli-
che von den aktuellen Sparmaßnahmen betroffen sind, und
wie will die Bundesregierung Abhilfe schaffen?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503025300


Herr Kollege Fischer, für Pflichtleistungen zur Teil-
habe behinderter Menschen am Arbeitsleben sind keine
Kürzungen erfolgt. Im Gegenteil: Einschließlich der
Leistungen zur beruflichen Ausbildung behinderter Ju-
gendlicher stehen den Arbeitsämtern in diesem Jahr ins-
gesamt Ausgabemittel von 2,5 Milliarden Euro zur Ver-
fügung. Das sind 205,8 Millionen Euro – plus
8,1 Prozent – mehr, als im Vorjahr für diesen Verwen-
dungszweck ausgegeben wurden. Vor diesem Hinter-
grund geht die Bundesregierung davon aus, dass auch in
diesem Jahr jeder behinderte Jugendliche im Bedarfs-
falle die zu seiner beruflichen Eingliederung erforderli-
che Förderung durch das für ihn zuständige Arbeitsamt
erhalten wird. Welche Hilfe im Einzelfall in Betracht
kommt, entscheidet das zuständige Arbeitsamt nach
pflichtgemäßem Ermessen. Ihm allein obliegt auch die
Auswahl der für die Durchführung von Bildungsmaß-
nahmen für behinderte Jugendliche infrage kommenden
Bildungseinrichtungen und -träger.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503025400


Ihre Zusatzfragen, bitte.


Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1503025500


H
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1503025600
Wenn es derzeit zu
Kürzungen bei den Programmen für benachteiligte Ju-
gendliche kommt, liegt das dann in der alleinigen Ver-
antwortung der jeweiligen regionalen Arbeitsämter?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503025700


Davon gehe ich aus, weil die Arbeitsämter darüber
entscheiden und befinden und da das auch im Einzelfall

geprüft werden muss. Dazu habe ich in meiner Antwort
schon genug gesagt.


Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1503025800


Sie gehen nicht davon aus, dass das durch die Pflicht
von Umschichtungen in andere Programme, zum Bei-
spiel durch PSA und Ähnliches, entstanden sein kann?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503025900


Nein, das hat zunächst einmal mit den PSAen nichts
zu tun. Das habe ich zu der Frage vorhin schon geant-
wortet: Wenn Sie einen bestimmten Titel haben, in dem
zusätzliche Instrumente vorgesehen sind, und der Titel
nicht höher wird, dann haben Sie für den einzelnen Ar-
beitslosen sozusagen eine andere Form von Maßnahme
zur Verfügung. Es kann ja wohl nicht so sein, dass mit
der Einführung eines neuen Instruments auch die ent-
sprechenden Haushaltstitel aufgestockt werden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503026000


Eine weitere Zusatzfrage stellt der Kollege Dr. Luther.


Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1503026100


Herr Staatssekretär, als ich kürzlich im Arbeitsamt
Zwickau war, wurden die Sorgen zum Ausdruck ge-
bracht, die damit verbunden sind, dass das Geld für den
Bereich Eingliederung sehr knapp ist, da wesentlich we-
niger als im letzten Jahr zur Verfügung steht. Was emp-
fehlen Sie den Arbeitsämtern angesichts der Tatsache,
dass weniger finanzielle Mittel für die Unterstützung
von Lernbehinderten zur Verfügung stehen? Welche
neuen, alternativen Instrumente stehen für diese schwie-
rige Klientel zur Verfügung?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503026200


Herr Kollege Luther, auf so eine allgemeine Frage
kann ich schlecht antworten. Ich würde mir gerne die
konkrete Situation dieses Arbeitsamtes anschauen. Ich
habe schon eben ein paar Ausführungen gemacht. Sie
haben noch spezifische Fragen, auf die man hier einge-
hen wird.

Wie man dort vorgeht, das hängt ganz von der Situa-
tion ab. Es hängt davon ab, wie viele Bindungen es aus
dem Vorjahr für bestimmte Titel und Bereiche schon
gibt. Es hängt davon ab, welche Schwerpunkte das je-
weilige Arbeitsamt setzt: Führt man mehr ABM durch?
Nimmt man mehr Lohnkostenzuschüsse vor? Welchen
Umfang hat die Förderung der beruflichen Weiterbil-
dung? Was für einen Schwerpunkt und welchen Stellen-
wert haben Benachteiligtenprogramme? All das muss
man sich im Einzelnen anschauen. Es ist nicht möglich,
auf eine allgemeine Frage sozusagen locker aus der
Ferne eine Antwort zu geben, die eine Empfehlung ent-
hält. Wir kommen gleich, in einem anderen Zusammen-
hang, auf Ihre Fragestellung zurück.






(A) (C)



(B) (D)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503026300


Ich rufe die Frage 33 des Kollegen Dirk Niebel auf:

Welche Haltung nimmt die Bundesregierung gegenüber
der Vorlage des Verwaltungsrates der BA ein, nach der beim
Umbau der BA 41,1 Millionen Euro für externe Berater vor-
gesehen sind – vergleiche „Focus“ 10/2003 –, und werden
diese Beratungsverträge öffentlich ausgeschrieben?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503026400


Herr Abgeordneter Niebel, die Bundesregierung be-
grüßt, dass externe Berater den Umbauprozess der Bun-
desanstalt begleiten. Aus Sicht der Bundesregierung er-
fordert eine erfolgreiche Verwaltungsmodernisierung die
Hinzuziehung externen Sachverstands. Die Beratungs-
verträge wurden von der Bundesanstalt für Arbeit euro-
paweit nach Lose ausgeschrieben. Die Angebotsfrist en-
dete am 14. November 2002. Für jedes Angebot und
jedes Los wurde im Dezember 2002 eine Präsentation
durchgeführt. Es handelte sich um insgesamt
60 Präsentationen, die nach einheitlichen Kriterien be-
wertet wurden. Mit den jeweils fachlich geeignetsten Be-
ratungsunternehmen wurden weitere inhaltliche, konzep-
tionelle Gespräche und Preisverhandlungen geführt,
bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wurde.

Zutreffend berichtet der „Focus“, dass für dieses und
nächstes Jahr Beratungsleistungen in einem Umfang von
41,1 Millionen Euro einschließlich Mehrwertsteuer vor-
gesehen sind. Davon entfallen auf das Jahr 2003 rund
27,44 Millionen Euro. Im Haushalt der Bundesanstalt
sind für zusätzliche Beratungsleistungen im Zusammen-
hang mit dem Umbau der BA rund 30 Millionen Euro
veranschlagt.

Beim Umfang der Beratungsleistungen ist die Größe
der Bundesanstalt für Arbeit zu berücksichtigen. In einer
Behörde mit rund 90 000 Mitarbeitern, die sich auf
180 Arbeitsämter, elf Landesarbeitsämter und eine
Hauptstelle verteilt, ist der Beratungsbedarf bei einer
Neuorganisation auf allen Ebenen naturgemäß sehr
hoch.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503026500


Ihre erste Zusatzfrage, Herr Kollege.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1503026600


Herr Staatssekretär, der „Focus“ berichtet weiterhin,
dass von diesen 41,1 Millionen Euro 23 Millionen Euro
an die Firma McKinsey und 8,5 Millionen Euro an die
Firma Roland Berger vergeben worden sind. Vertreter
beider Firmen waren Mitglieder der so genannten
Hartz-Kommission. Haben die internen Kenntnisse aus
dieser Kommission für diese Bewerber eine Verbesse-
rung im Ausschreibungsverfahren gebracht oder gab es
irgendeinen Grund, dass diese beiden – in der Hartz-
Kommission vertretenen – Firmen mit einem Großteil
der insgesamt zur Verfügung stehenden Geldmittel be-
dacht worden sind?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503026700


Ich weiß nicht, worauf Sie spekulieren. Ich habe Ih-
nen eben gesagt, wie man vorgegangen ist. Man hat eine
europaweite Ausschreibung vorgenommen und es hat
Präsentationen gegeben, die bewertet worden sind. In die
Bewertungen sind die Qualität des Beratungsangebotes
und deren Preis eingeflossen. Ich gehe davon aus, dass
die Bundesanstalt für Arbeit das alles ordnungsgemäß
gemacht hat.

Alle anderen Spekulationen können Sie sich schen-
ken. Auf die damit verbundenen Fragen werde ich Ihnen
nicht antworten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503026800


Herr Kollege, Sie dürfen noch eine Zusatzfrage stel-
len.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1503026900


Vielen Dank, Frau Präsidentin. Herr Andres, können
Sie mir sagen, aus welchem Titel der Bundesanstalt für
Arbeit diese 41,1 Millionen Euro finanziert werden?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503027000


Da muss ich kurz nachschauen. Ich habe hier eine
Vorstandsvorlage. – Nein, das kann ich Ihnen jetzt nicht
sagen; das muss ich heraussuchen.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1503027100


Würden Sie mir das nachliefern?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503027200


Ja, das ist kein Problem. Wenn Ihnen das weiterhilft,
gern.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1503027300


Das werden wir dann wissen.

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503027400


Ich nenne Ihnen alle Titel, die Sie gerne wissen wol-
len.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503027500


Wir kommen zur Frage 34 des Kollegen Dr. Michael
Luther:

Trifft es zu, dass 24 Modellprojekte in Deutschland zur
„Entwicklung einer neuen Förderstruktur für Jugendliche mit
besonderem Förderbedarf“ nach In-Kraft-Treten des Bundes-
haushalts 2003 nicht mehr fortgesetzt werden können, da der
Bundeszuschuss an die BA 2003 auf null gestellt werden soll
und die BA ihren Haushalt so gestaltet hat, dass diese Modell-






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
projekte in der Mitte ihrer Laufzeit ab Mitte dieses Jahres
nicht mehr finanziert werden können, obwohl die Laufzeit
dieser Projekte auf fünf Jahre ausgelegt war, und, wenn ja,
was gedenkt die Bundesregierung für die betroffenen Jugend-
lichen zu tun?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503027600


Herr Dr. Luther, jetzt stellt sich das gleiche Problem,
das wir eben schon einmal hatten: Die Aussage in
Frage 34 trifft in dieser Form nicht zu.

Frage 35 möchte ich gleich mit beantworten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503027700


Dann rufe ich auch Frage 35 des Kollegen
Dr. Michael Luther auf:

Wie ist die Vertragsgestaltung für die 24 Modellprojekte
zur „Entwicklung einer neuen Förderstruktur für Jugendliche
mit besonderem Förderbedarf“ hinsichtlich ihrer Laufzeit und
einer möglicherweise notwendigen kurzfristigen Kündbarkeit
durch die BA?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503027800


Die Vertragsgestaltung dieser komplexen Maßnah-
men mit in der Regel mehreren Partnern ist jeweils vor
Ort durch das Arbeitsamt erfolgt und deshalb nicht ein-
heitlich. Eine pauschale Aussage zur Laufzeit und zu den
Kündigungsmöglichkeiten ist deswegen nicht möglich.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503027900


Ihre Zusatzfragen, bitte.


Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1503028000


Hintergrund der Frage sind – ich habe Ihnen die ent-
sprechenden Unterlagen zugesandt – zwei Konsistorial-
träger – insgesamt sind daran acht Maßnahmenträger be-
teiligt –, die an diesen 24 Modellprojekten teilnehmen,
um andere Formen zu finden, gerade sozial benachteilig-
ten Jugendlichen die Berufsvorbereitung zu ermögli-
chen. Das Arbeitsamt in Zwickau hat uns bei einem Be-
such berichtet, dass das Geld im Mai aufgebraucht ist.
Das hat zwei Ursachen: Erstens gibt es zu wenig Geld.
Zweitens war es früher möglich, die Titel innerhalb der
Bundesanstalt für Arbeit untereinander auszugleichen,
was heute nicht mehr gegeben ist. Der vorgeschriebene
Titelansatz allein ist nicht ausreichend. Ist Ihnen diese
Situation, wenn nicht bundesweit für alle 24 Modellpro-
jekte, so zumindest für dieses eine Arbeitsamt in
Zwickau, bekannt?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503028100


Herr Abgeordneter Dr. Luther, ich kann zu der Situa-
tion in Zwickau unmittelbar nichts sagen. Aber es ist si-
cherlich richtig, dass einzelne Arbeitsämter begonnen
haben, bestimmte Maßnahmen zu überprüfen und Neu-

bewilligungen zurückzustellen. Dieses konkrete Projekt
wird nach meiner Kenntnis aus dem Titel „Berufsvorbe-
reitende Bildungsmaßnahme“ des SGB III finanziert.
Dieser Titel ist bei den Haushaltsplanungen der Bundes-
anstalt für Arbeit abgesenkt worden. Das kann aber nicht
dazu führen, dass sozusagen für den ganzen Arbeits-
amtsbereich, den Sie geschildert haben, keine derartigen
Maßnahmen mehr möglich sind.


Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1503028200


Ich will das präzisieren. Ich habe nicht gefragt, ob
neue Maßnahmen, also Maßnahmen für den Wiederein-
stieg von Jugendlichen, noch möglich sind, sondern dar-
auf hingewiesen, dass für die sich zurzeit in einer Maß-
nahme befindenden Jugendlichen diese nicht mehr
gesichert ist, da sie ab Mai nicht mehr finanziert werden
kann. Noch einmal die Frage: Ist Ihnen diese Dramatik
bekannt und hat Ihr Haus aufgrund der Unterlagen, die
ich Ihnen geschickt habe, vor, diese Sachlage im Ar-
beitsamt Zwickau zu überprüfen?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503028300


Wir haben sogar vor, das ganze Programm bundes-
weit zu überprüfen; denn wir sind nicht nur in Bezug auf
das Arbeitsamt Zwickau damit befasst. Ich habe in der
Zwischenzeit Informationen darüber, dass auch bei einer
Reihe von Standorten in Baden-Württemberg die Been-
digung dieser Maßnahmen erfolgen soll.

Dafür müssen Sie sich aber das Modellprojekt ge-
nauer anschauen. Ich komme gleich im Zusammenhang
mit zwei anderen Fragen darauf zurück. Es handelt sich
hier um ein gesondertes Modellprojekt für besonders zu
fördernde junge Menschen, das in mehreren Phasen
stattfindet. Wenn die jungen Menschen eine solche Maß-
nahme verlassen, bedeutet das nicht, dass die Arbeitsver-
waltung keine andere Perspektive für sie hat, beispiels-
weise über das Jugendsofortprogramm oder über die
Standardmaßnahmen.

Ich kann gegenwärtig nicht beurteilen, warum und
vor welchem Hintergrund im Mai bzw., wie mir von ei-
nem Fall in Baden-Württemberg bekannt ist, im März
eine Beendigung erfolgen soll. Wir gehen dem aber
nach.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503028400


Ich rufe die Frage 36 des Kollegen Marco
Wanderwitz auf:

Wie viele Jugendliche nehmen gegenwärtig an den Maß-
nahmen der BA der 24 Modellprojekte in Deutschland zur
„Entwicklung einer neuen Förderstruktur für Jugendliche mit
besonderem Förderbedarf“ teil und wie hoch ist die regelmä-
ßige Ein- und Austrittsquote?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503028500


Der Kollege Wanderwitz fragt nach genau diesem
Modellprojekt mit dem Titel „Entwicklung einer neuen






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Gerd Andres
Förderstruktur für Jugendliche mit besonderem Förder-
bedarf“.

Die Antwort auf Ihre Frage 36 lautet wie folgt: Im
Jahr 2001 waren Modellmaßnahmen mit mehr als
2 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in die Modell-
versuchsreihe einbezogen. Seit Oktober 2002 befinden
sich über 6 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in
den Maßnahmen der neuen Förderstruktur. Die Ge-
samtteilnehmerzahl der Entwicklungsinitiative hat sich
somit mehr als verdoppelt. Dabei ist festzuhalten, dass
im zweiten Jahr der Entwicklungsinitiative fast alle
Modellregionen die Teilnehmerzahl aufgestockt haben.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Aussagen über die Austrittsquoten können zurzeit
noch nicht gemacht werden, da aussagekräftige Zahlen
voraussichtlich erst Ende des Jahres vorliegen werden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503028600


Zusatzfrage?


Marco Wanderwitz (CDU):
Rede ID: ID1503028700


Nein.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503028800


Dann rufe ich die Frage 37 des Abgeordneten
Wanderwitz auf:

Welche Alternativen stehen den Jugendlichen zur Verfü-
gung, wenn es die Möglichkeit der 24 Modellprojekte in
Deutschland zur „Entwicklung einer neuen Förderstruktur für
Jugendliche mit besonderem Förderbedarf“ nicht gäbe?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503028900


Die benachteiligen Jugendlichen könnten, soweit dies
erforderlich ist, an einer konventionellen berufsvorberei-
tenden Bildungsmaßnahme des Arbeitsamtes teilneh-
men, soweit keine vorrangigen schulischen Angebote
der Berufsvorbereitung zur Verfügung stehen. Ferner
könnten sie an ausbildungsbegleitenden Hilfen oder ei-
ner außerbetrieblichen Ausbildung in konventioneller
Form teilnehmen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503029000


Zusatzfrage.


Marco Wanderwitz (CDU):
Rede ID: ID1503029100


Herr Staatssekretär, teilen Sie mit mir die Ansicht,
dass dieser Weg viele der betroffenen Jugendlichen zum
Sozialamt führen kann?

Diese Modellprojekte hatten eine ursprüngliche Lauf-
zeit von fünf Jahren. In einigen Arbeitsamtsbezirken
werden diese Projekte augenscheinlich bereits jetzt, im
dritten Jahr, abgebrochen. Womit erklären oder begrün-
den Sie diese neue Entwicklung?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503029200


Es kann passieren, dass junge Menschen aus diesem
Programm in der Tat Sozialhilfeempfänger werden,
wenn sie keine anderweitigen Versicherungsansprüche
haben.

In einzelnen Teilen der Bundesrepublik – das habe ich
eben bereits in einer Antwort deutlich gemacht – steigen
die Arbeitsverwaltungen aus diesen Modellprojekten of-
fensichtlich aus. Das überprüfen wir gegenwärtig. Es ist
klar, dass die Bundesanstalt für Arbeit bei insgesamt be-
grenzten finanziellen Mitteln schauen muss, ob sie mög-
licherweise andere Maßnahmen nach dem Jugendsofort-
programm oder dem SGB III bevorzugt. Eine endgültige
Antwort kann ich aber noch nicht geben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503029300


Eine weitere Frage des Kollegen Dr. Michael Luther.


Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1503029400


Wie bewerten Sie nach der halben Laufzeit die Quali-
tät der aufgelegten Modellmaßnahmen? Sind Sie nicht
auch der Meinung, dass es besser wäre, die Jugendlichen
praktisch auszubilden, als ihnen eine theoretische Schul-
bildung, die – so haben Sie es vorhin formuliert – von
den Ländern getragen werden müsste, zukommen zu las-
sen?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503029500


Dieses besondere Programm wird von dem Institut
für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik,
INBAS, wissenschaftlich begleitet. Für diese wissen-
schaftliche Begleitung werden auch ESF-Mittel einge-
setzt. Die Maßnahmen sind reguläre berufsvorbereitende
Bildungsmaßnahmen, ausbildungsbegleitende Hilfen
oder außerbetriebliche Ausbildungen, die aus dem Bei-
tragsaufkommen zur Arbeitslosenversicherung finan-
ziert werden. Ich kann eine Bewertung nicht vornehmen;
dafür wurde ja eine wissenschaftliche Begleitung vorge-
sehen. Erfahrungswerte liegen mir bisher nicht vor. Erste
Abschnitte des Projektes wurden allerdings schon be-
wertet. Diese Zahlen müssen wir uns erst anschauen.
Danach können wir uns darüber unterhalten.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503029600


Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Hartwig
Fischer.


Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1503029700


Mit Datum vom 18. Februar 2003 hat sich die Bun-
desarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit, der Zusam-
menschluss aller Mitgliedsorganisationen der Jugend-
sozialarbeit, an Ihren Minister gewandt. Sie hat darauf
hingewiesen, dass die Umschichtungen und Kürzungen
zu einem dramatischen Anstieg der Jugendarbeitslosig-






(A) (C)



(B) (D)


Hartwig Fischer (Göttingen)

keit führen werden. Wie beurteilen Sie diese Aussage
vor dem Hintergrund, dass bereits angekündigt wurde,
dass die Anzahl der Ausbildungsplätze des Vorjahres
aufgrund der konjunkturellen Situation nicht erreichbar
sein wird, sondern wir vielmehr mit 20 Prozent weniger
Ausbildungsplätzen rechnen müssen?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1503029800


Sie wissen, dass wir sehr genau beobachten, was sich
auf dem Ausbildungsmarkt abspielt. Wir erhalten monat-
liche Berichte über die bei der Bundesanstalt für Arbeit
gemeldeten Ausbildungsplätze. Ich denke, allen ist klar,
dass in diesem Jahr besondere Anstrengungen unternom-
men werden müssen, um zusätzliche Ausbildungsplätze
zu gewinnen. Dazu haben entsprechende Gespräche mit
der Wirtschaft stattgefunden und werden auch weiterhin
stattfinden. Herr Abgeordneter, ich gehe davon aus, dass
sich am kommenden Freitag der Bundeskanzler in seiner
Regierungserklärung auch zu diesem Thema äußern
wird.

Wie im Vorjahr haben wir entsprechende finanzielle
Mittel – das habe ich bereits dargestellt – bereitgestellt.
Wir werden weitere Initiativen entwickeln, um zusätz-
liche Ausbildungsplätze zu gewinnen. Wenn sich die
Befürchtungen hinsichtlich der Ausbildungsplätze bestä-
tigen sollten – wir befinden uns jetzt im Monat März;
man muss einmal schauen, wie sich die Situation im
Ausbildungssektor in den Frühjahrsmonaten weiterent-
wickelt –, wird die Bundesregierung sicherlich zusätz-
liche Anstrengungen unternehmen und entsprechende
Maßnahmen durchführen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503029900


Vielen Dank, Herr Staatssekretär.

Wir kommen dann zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft. Zur Beantwortung steht der Parlamenta-
rische Staatssekretär Dr. Gerald Thalheim zur Verfü-
gung.

Ich rufe die Frage 38 des Kollegen Helmut Heiderich
auf:

In wie vielen Zeitschriften und Zeitungen und zu wie vie-
len Terminen hat die Bundesregierung seit dem Beginn ihrer
Werbekampagne für den Ökolandbau Anzeigen geschaltet?

Herr Staatssekretär, bitte.

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503030000


Herr Kollege Heiderich, die Bundesregierung hat seit
Beginn ihrer Werbekampagne für den Ökolandbau eine
ganze Reihe von Anzeigen geschaltet. Dabei ist zwi-
schen der Biosiegel-Kampagne und der übergeordneten

Informationskampagne im Rahmen des Bundesprogram-
mes „Ökologischer Landbau“ zu differenzieren.

Im Rahmen der Biosiegel-Kampagne sind Zeitungs-
anzeigen in 41 Publikumszeitschriften sowie dem „Lese-
zirkel“ erschienen. Insgesamt wurden 117 Anzeigen
bzw. 132 Anzeigen bei Zählung der einzelnen Titel pro
Kombi geschaltet. In der Fachpresse waren es 21 Titel
mit 33 Schaltungen.

Im Rahmen der Informationskampagne zum Bundes-
programm „Ökologischer Landbau“ sind im Jahr 2002
Anzeigen wie folgt geschaltet worden: in 18 Zeitschrif-
ten, Anzeigen zu 73 Terminen, davon 14 Anzeigen mit
Beiklebern. Es gab fünf Motive zuzüglich Motiv mit
Beikleber.

Im Jahr 2003 werden Anzeigen wie folgt geschaltet
werden: in 21 Zeitschriften, zu 47 Terminen. Es gibt ins-
gesamt sechs Motive.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503030100


Zusatzfrage, Herr Kollege Heiderich, bitte schön.


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1503030200


Herr Staatssekretär, wären Sie vielleicht in der Lage,
mir darzulegen, welche Kosten für diese Anzeigenserien
bisher entstanden sind und welche Beträge Sie bis Ende
des Jahres 2003 noch eingeplant haben?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503030300


Für die Anzeigen im Jahre 2002 sind 2,287 Millionen
Euro ausgegeben worden. Im Jahr 2003 wird der Betrag
etwas niedriger sein, was sich aus dem beabsichtigten
Umfang der Anzeigen ergibt, der – wie von mir darge-
legt – geringer ist. Eine genaue Zahl kann ich Ihnen
nachreichen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503030400


Weitere Zusatzfrage.


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1503030500


Herr Staatssekretär, Sie haben vorhin darauf hinge-
wiesen, dass es verschiedene Serien und Motive gab.
Wäre die Bundesregierung bereit, mir von den jeweili-
gen Motiven eine Kopie zur Verfügung zu stellen?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503030600


Herr Kollege Heiderich, das werden wir gerne tun.
Sie werden bei Ihrer umfangreichen Zeitschriftenlektüre
sicherlich schon auf das eine oder andere Motiv – ich
nehme an: positiv – aufmerksam geworden sein.






(A) (C)



(B) (D)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503030700


Ich rufe die Frage 39 des Kollegen Helmut Heiderich
auf:

In welchen Fernsehsendern und in welcher Häufigkeit in
Kinos hat die Bundesregierung im Laufe dieser Kampagne
Werbespots senden lassen?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503030800


Herr Kollege Heiderich, auch in den Fernsehsendern
sind Schaltungen dieser Kampagne gelaufen. Auch hier
ist zwischen der Biosiegel-Kampagne und dem Bundes-
programm „Ökologischer Landbau“ zu unterscheiden.

2002 wurden im Rahmen der Biosiegel-Kampagne
TV-Spots bei öffentlich-rechtlichen Sendern – ARD und
ZDF –, den großen Privaten – RTL, Sat 1 und Pro 7 –
und den kleineren Privaten – Vox, RTL 2, Kabel 1 und
SRTL – geschaltet. Insgesamt wurden 358 Frequenzen
realisiert.

Im Rahmen der übergeordneten Infokampagne „Öko-
logischer Landbau“ wurden im Jahr 2002 weder Fern-
seh- noch Kinospots geschaltet. Das ist auch 2003 nicht
geplant.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503030900


Zusatzfrage.


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1503031000


Herr Staatssekretär, sind Sie mit mir der Auffassung,
dass mit diesen Werbekampagnen eine sehr ungleiche
Behandlung der verschiedenen Agrarbereiche stattfin-
det? Denn wenn ich richtig informiert bin, müssen die
Landwirte, die nach guter fachlicher Praxis arbeiten,
über eine Abgabe an die CMA ihre Werbung selbst fi-
nanzieren, während Sie die Werbung für den Ökoland-
bau aus dem Steuersäckel finanzieren.

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503031100


Herr Kollege Heiderich, es wird Sie nicht wundern:
Diese Auffassung teile ich nicht. Ich will das auch be-
gründen. Die unterschiedlichen Formen der Landwirt-
schaft werden in unterschiedlicher Weise gefördert. Im
ökologischen Landbau sehen wir eine besonders um-
weltgerechte und beschäftigungsfördernde Form der
Landwirtschaft. In der Weise, wie wir umweltgerechte
Landwirtschaft sehr unterschiedlich und sehr aufwendig
in den Bundesländern fördern, haben wir das mit der
Werbekampagne auch für den ökologischen Landbau ge-
tan.

Eine Konkurrenz oder eine Benachteiligung der kon-
ventionellen Landwirtschaft vermag ich darin nicht zu
erkennen. Im Gegenteil, im Hinblick auf eine positive
Sicht auf die Landwirtschaft und den Zusammenhang

zwischen Qualität und Preis, der ein Teil der Botschaft
ist, erwarten wir sogar eine Ausstrahlung auf die kon-
ventionelle Landwirtschaft.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503031200


Zweite Zusatzfrage, Herr Heiderich, bitte.


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1503031300


Herr Staatssekretär, könnten Sie mir auch zu dem
zweiten Teil – den Werbungen in Fernsehsendern und
Ähnlichem, die Sie eben vorgestellt haben – die Kosten
darstellen? Gibt es bei Ihnen eine Agentur oder einen
Berater, der für diese Anzeigenserien verantwortlich
zeichnet?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503031400


Bei den Fernsehspots sind circa 2 Millionen Euro aus-
gegeben worden, was den zurückliegenden Zeitraum an-
belangt. Ich biete Ihnen wie bei der Beantwortung der
vorangegangenen Frage an, die Angaben zum laufenden
Jahr schriftlich zu machen. Nach diesen Zahlen war
nicht gefragt und ich kann sie auch nicht aus dem Ge-
dächtnis vortragen.

Die Anzeigen sind aufgrund von Ausschreibungen er-
folgt. Es sind entsprechende Präsentationen im Haus
vorgetragen worden. Danach lief die Entscheidung. Ich
bin gern bereit, Ihnen die Agentur zu nennen, die sowohl
die Fernsehspots als auch die Zeitungsanzeigen erarbei-
tet hat.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Schönen Dank!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503031500


Eine weitere Frage der Kollegin Gitta Connemann.


Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1503031600


Gibt es Erhebungen oder Untersuchungen, ob und in
welchem Umfang sich diese Art der Werbung ver-
brauchssteigernd ausgewirkt hat?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503031700


Die gibt es in diesem Bereich nicht, wie im Übrigen
bei der Werbung insgesamt nicht. Es gilt ja bei der Wer-
bung der Grundsatz: Jeder zweite Euro ist am Ende um-
sonst ausgegeben – man weiß nur nicht, welcher.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Da gibt es aber ganz klare Untersuchungen!)


– Wenn ich das noch ergänzen darf: Herr Heiderich hat
die CMA-Werbung angesprochen. Auch im Verwal-
tungsrat der CMA, dem anzugehören ich einige Jahre die






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Dr. Gerald Thalheim
Ehre hatte, wurde genau diese Diskussion geführt. Es ist
in der Tat schwer, am Ende die Trefferwirkung von Wer-
bung generell einzuschätzen, insbesondere in den Berei-
chen – das gilt sowohl für die CMA als auch hier –, wo
die Werbung relativ unspezifisch ist.

Wichtig war für uns insbesondere bei der Werbung für
das Biosiegel, ein Stück weit der Skepsis entgegenzuwir-
ken, die allgemein in der Öffentlichkeit herrscht. Dass
Bio drin ist, wo Bio draufsteht, war ja der Sinn der
Übung, nämlich der Schaffung eines staatlichen Kenn-
zeichens in diesem Bereich. Ich denke, die Kontrollen
und das Öffentlichmachen unserer Anstrengungen haben
insgesamt eine positive Wirkung, ohne dass man diese
auf den Euro genau beziffern könnte.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503031800


Eine weitere Frage des Kollegen Albert Deß.


Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1503031900


Herr Staatssekretär, wie erklären Sie sich die Tatsa-
che, dass trotz dieser aufwendigen Werbung für die Öko-
landwirtschaft die Einkommen der Ökobauern stärker
rückläufig waren als die Einkommen in der modernen
nachhaltigen Landwirtschaft?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503032000


Herr Kollege Deß, unmittelbar nach der BSE-Krise
gab es bei den Ökoprodukten sicher eine sehr positive
Preisentwicklung, wenn man so will, eine überproportio-
nal positive Entwicklung. Der Rückgang, der im letzten
Jahr zu verzeichnen war, folgt dem allgemeinen Trend
bei den Erträgen in der Landwirtschaft und den Preisen
für Nahrungserzeugnisse. Weil es sich aber erst um eine
einjährige Tendenz handelt, würde ich das nicht über-
interpretieren. Mit der Kampagne bemühen wir uns ge-
rade darum, über das Marketing ein Stück weit Einkom-
menssicherung für den Ökolandbau zu betreiben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503032100


Eine weitere Frage der Kollegin Julia Klöckner.


Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1503032200


Herr Staatssekretär, ich denke, einige PR-Leute sind
bei Ihrer Aussage, dass man in dieser Branche nicht
nachvollziehen kann, ob Werbung einen Kaufanreiz bie-
tet, zusammengezuckt. Soweit ich weiß, gibt es ganz
klare Erhebungen für Produkt- und Markenwerbung.
Auch für Ihre Anzeigen ließe sich sicher feststellen, ob
auf der Ebene, wo Sie geworben haben, ein unmittelba-
rer Kaufanreiz festzustellen ist. Sonst wäre das fatal;
denn das hieße, das Geld einfach ziellos zu verpulvern.

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503032300


Sie haben mich etwas missverstanden. Weder beim
Biosiegel noch bei der CMA-Werbung, die zitiert wurde,
geht es um Markenwerbung. Vielmehr sind das mehr
oder weniger allgemeine Informationen: Im Falle von
CMA geht es um den Wert von Lebensmitteln aus deut-
scher Produktion, beim Biosiegel darum, deutlich zu ma-
chen, dass hinter dem Kennzeichen „Biosiegel“ auch
eine staatliche Kontrolle steht. Es sollte ein Bewusstsein
für das Biosiegel geschaffen und die Kenntnis darüber in
der Öffentlichkeit verankert werden. Am Ende gab es in
der Tat sehr positive Effekte, nämlich die vielen Lizenz-
nehmer, die es für das Biosiegel mittlerweile gibt. Ich
kann Ihnen an dieser Stelle zwar keine Zahlen nennen,
aber wir waren äußerst positiv überrascht, wie viele Un-
ternehmen der Ernährungsindustrie mittlerweile das Bio-
siegel verwenden. Insofern gibt es sehr wohl ein positi-
ves Ergebnis.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503032400


Eine weitere Frage des Kollegen Hartwig Fischer.


Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1503032500


Beabsichtigen Sie, die existierende Wirkungsfor-
schung für Produktwerbung in Anspruch zu nehmen, so-
dass Sie erkennen können, welche Zielgruppe Sie ange-
sprochen haben und in welchem Umfang die Zielgruppe
von dem entsprechenden Markenzeichen beworben wor-
den ist? Denn so könnte man die Effektivität Ihrer Wer-
bung abfragen.

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503032600


Herr Kollege Fischer, es ging beim Biosiegel mehr
oder weniger darum, einen Anschub zu leisten. Ich
konnte eben davon berichten, dass uns das gelungen ist:
Sehr viele Firmen verwenden mittlerweile dieses Biosie-
gel. Die Werbeausgaben für diesen Bereich werden wir
in den nächsten Jahren sukzessive senken, wenn nicht
ganz einstellen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503032700


Es schließt sich eine Frage des Kollegen Peter Bleser
an.


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1503032800


Kann es, da Sie keine Erfolgskontrolle bezüglich der
Wirkung der aufgewendeten Mittel machen, sein, dass
Sie nicht wissen, inwieweit ausländische Ökoprodukte
bei uns stärker verzehrt wurden, was im Grunde die An-
nahme bestätigen würde, dass es Ihnen mehr um die Be-
werbung einer politischen Richtung geht?






(A) (C)



(B) (D)

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503032900


Nein, dem muss ich widersprechen. Gerade die Tat-
sache, dass die Anzahl der Lizenznehmer beim Biosiegel
so stark zugenommen hat, ist für uns ein Teil der Er-
folgskontrolle. Wir sind damit sehr zufrieden. In dem
Maße, wie dieses Biosiegel in der Öffentlichkeit bekannt
wird und wie selbstverständlich Verwendung findet,
können wir unsere Bemühungen zurückfahren und am
Ende einstellen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503033000


Die Fragen 40 und 41 des Kollegen Carstensen sollen
schriftlich beantwortet werden.

Damit kommen wir zur Frage 42 der Kollegin Julia
Klöckner:

Trifft es nach Kenntnis der Bundesregierung zu, dass Nord-
rhein-Westfalen nach Bekanntgabe der in den Niederlanden
grassierenden Geflügelpest die Freilandhaltung von Geflügel
nicht sofort untersagt in Anbetracht des langen gemeinsamen
Grenzverlaufs mit den Niederlanden, und, wenn ja, sieht sie
Handlungsbedarf?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503033100


Frau Kollegin Klöckner, die Länder sind für die Tier-
seuchenbekämpfung zuständig. Nordrhein-Westfalen
sieht für die Freilandhaltung von Geflügel nach Abschät-
zung des möglichen Seuchenrisikos keine unmittelbare
Gefährdung.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503033200


Ihre Zusatzfrage, bitte schön.


Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1503033300


Das ist sicherlich eine Frage der Einschätzung – Sie
arbeiten ja miteinander und tauschen sich aus –: Für das
Freilandgeflügel wird also keine Gefährdung gesehen.
Es ist aber doch erwiesen, dass der Erreger unter ande-
rem durch Zugvögel verbreitet werden kann. Da sind
doch gerade die Tiere in Freilandhaltung gefährdet und
können den Erreger weiter verbreiten. Dies betrifft be-
sonders Nordrhein-Westfalen, das von der holländischen
Grenze nicht so weit entfernt ist wie Bayern, sondern in
unmittelbarer Nachbarschaft liegt.

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503033400


Wir verlassen uns an dieser Stelle nicht auf irgend-
welche Einschätzungen, wie heute auch in der Beratung
des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft deutlich geworden ist. Insbesondere auf-
grund der Ausführungen des Präsidenten der Bundesfor-
schungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere, dem Ex-

perten auf diesem Gebiet in Deutschland, muss man
festhalten, dass es durch das Auftreten der Seuche in den
Niederlanden nicht zu einem höheren Risiko des Eintra-
ges in die Freilandhaltung kommt. Ein Risiko besteht ge-
nerell, also unabhängig von dem aktuellen Seuchener-
eignis in den Niederlanden; denn in den Freiwild- bzw.
Wassergeflügelbeständen gibt es ein gewisses Reservoir
an niedrig pathogenen Viren. Dieses Risiko hat sich, wie
gesagt, durch das Seuchenereignis nicht vergrößert. Die
Wahrscheinlichkeit, dass es aus den in Holland befalle-
nen Beständen zu einer Übertragung der Viren durch
Zugvögel in Freilandbestände in Deutschland und an-
derswo kommt, ist fast zu vernachlässigen. Das Risiko
eines Krankheitserregeraustrages ist über andere Wege
viel größer.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503033500


Eine weitere Zusatzfrage? – Bitte schön.


Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1503033600


Her
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1503033700
„Gerade die Freilandhaltung kann pro-
blematisch sein“ und hier Prophylaxe betrieben hat?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503033800


Ich möchte an dieser Stelle die besondere Vorsorge in
Niedersachsen nicht in ein negatives Licht stellen. Wir
beide waren aber heute Ohrenzeugen bei den Ausführun-
gen des Präsidenten der Bundesforschungsanstalt für
Viruskrankheiten der Tiere, der sagte, dass es aktuell
kein größeres Eintragsrisiko durch Zugvögel oder andere
Tiere in die Bestände gibt.

Das Vorgehen Niedersachsens dient der zusätzlichen
Sicherheit. Wie gesagt, ich möchte es nicht negativ be-
werten. Es ist zu vermuten, dass damit denjenigen Be-
trieben, die so zu ihrer Sicherheit aufgrund eigener Ent-
scheidung vorgehen, eine Möglichkeit gegeben wird, die
Eier der jetzt aufgestallten Legehennen noch als Frei-
landeier zu verkaufen. Wenn diese Verordnung nicht er-
lassen worden wäre, könnte es an dieser Stelle insbeson-
dere bei der Vermarktung Probleme geben. Die
getroffenen Maßnahmen geben den Betrieben also zu-
sätzliche Sicherheit.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503033900


Eine weitere Frage des Kollegen Michael Goldmann.


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1503034000


Herr Staatssekretär, Sie haben es bereits angespro-
chen und wir haben es im Ausschuss erörtert – ich be-
ziehe mich jetzt auf Ihre letzte Antwort –: Würden Sie
den Niedersachsen empfehlen, die Einschränkung der
Freilandhaltung, die dort praktiziert wird – Sie wissen,






(A) (C)



(B) (D)


Hans-Michael Goldmann
dass es gerade in der Region, aus der ich komme, und
in Osnabrück-Land bis zu 50 Betriebssperren gegeben
hat –, aufzugeben, und ihnen raten: „Lasst die Tiere
wieder frei! Holt sie aus den Ställen heraus!“? Es gibt
ja ein Problem: Die Tiere werden größer und unter Tier-
schutzgesichtspunkten ist natürlich das Hineindrängen
in engere Ställe nicht zu rechtfertigen.

Kurz und gut: Werden Sie sich an Ihren niedersächsi-
schen Kollegen wenden und sagen: „Stellt das ab!“?
Denn es ist natürlich nicht erklärlich – die Kollegin hat
es schon angesprochen –, dass in unmittelbarer Nachbar-
schaft, an der Grenze zwischen Niedersachsen und Nord-
rhein-Westfalen, unterschiedliche Wege gegangen wer-
den.

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503034100


Herr Kollege Goldmann, wenn Sie das zum Maßstab
nehmen, dann ist auch nicht erklärlich, dass es in denje-
nigen Regionen in den Niederlanden, die nicht zu den
Sperrbezirken gehören, einen solchen Erlass ebenfalls
nicht gegeben hat. Gerade weil man dort von der Seuche
betroffen ist und die Niederlande wie kaum ein anderes
Land von der Geflügelhaltung abhängig sind, gehe ich
davon aus, dass es dort Veterinäre gab, die sehr wohl ab-
gewogen haben, welche Maßnahmen notwendig sind.

Im Umkehrschluss würde ich den niedersächsischen
Behörden nicht die Empfehlung geben, jetzt darauf zu
verzichten. Sie haben die Entscheidung sicher mit Blick
auf das besondere Sicherheitsbedürfnis der betroffenen
Landwirte getroffen. Ich will dies nicht in ein negatives
Licht stellen. Dennoch gilt das vorhin Ausgesagte, dass
das Austragrisiko für diese Viruserkrankung eher bei di-
rekten Kontakten und weniger bei Zugvögeln besteht.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503034200


Weitere Frage der Kollegin Gitta Connemann.


Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1503034300


Wenn ich mir Ihre Ausführungen zur Einschätzung
oder Beurteilung des Seuchenrisikos anhöre, habe ich
den Eindruck, dass Sie meinen, in Niedersachsen habe
man etwas vorschnell und in Nordrhein-Westfalen etwas
bewusster und sachlicher gehandelt, insbesondere hin-
sichtlich der Risikoeinschätzung.

Wie erklären Sie sich dann die Entscheidung der EU-
Kommission, die sich sicherlich auch sehr ernsthaft mit
der Frage der Bedrohung durch diese Seuche auseinan-
der gesetzt hat, ein Verbot der Ausfuhr aus den Nieder-
landen zu erlassen? Wie erklären Sie sich im Übrigen die
Ausbreitung der Seuche in den Niederlanden und nun
auch in Belgien und in der Nähe der niederländischen
Stadt Breda – heute aktuell gemeldet –; und das, obwohl
diese Gebiete weit auseinander liegen?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503034400


Frau Kollegin Connemann, wir haben eben bezüglich
der Freilandhaltung über das Infektionsrisiko durch Zug-
vögel diskutiert. Eine ganz andere Frage ist, wie ernst
die Bundesregierung und die EU-Kommission den Aus-
bruch der Seuche in den Niederlanden und das Risiko
nehmen, dass die Krankheit verschleppt wird. Dieses Ri-
siko nehmen wir außerordentlich ernst.

Wir sind sehr dankbar und zufrieden, dass die nieder-
ländischen Kollegen unmittelbar nach dem ersten Ver-
dacht die Bundesregierung und die EU-Kommission in-
formiert haben. Wir waren noch am selben Tag in der
Lage, die Bundesländer zu informieren. Wir stehen in
engem Kontakt.

Wir begrüßen außerdem die Quarantänemaßnahmen,
die in den Niederlanden beschlossen wurden. Darin liegt
unserer Meinung nach der eigentliche Schlüssel zur Ein-
dämmung der Krankheit, indem mit aller Konsequenz
der Krankheitsherd in den Niederlanden ausgelöscht
wird, wobei das eine vornehme Umschreibung für die
Tötung der Tiere ist. Aber das ist für uns der einzige
Weg.

Nun zum dritten Teil Ihrer Frage: Diesen Neuaus-
bruch in Belgien, bei dem wir noch nicht hundertprozen-
tig sicher sind, dass es einen Zusammenhang mit den
bisher bekannten Fällen gibt, muss man in gleicher
Weise behandeln.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503034500


Wir kommen zur Frage 43 der Kollegin Julia
Klöckner:

Wie wird die Gefahr der Einschleppung des Geflügelpest-
erregers mittels Fertigfutter über die normalen Vertriebswege
und mittels Futterrohstoffen, die über die Binnenschifffahrt
aus Rotterdam nach Deutschland gelangen, unterbunden?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503034600


Sehr geehrte Kollegin Klöckner, die Gefahr der Ein-
schleppung des Geflügelpesterregers über Futtermittel
wird bei sachgerechtem Transport, also in geschlossenen
Schuten, als nicht bedeutsam angesehen. Maßnahmen
werden daher nicht für erforderlich gehalten.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503034700


Zusatzfrage, Frau Klöckner?


Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1503034800


Ja.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503034900


Bitte.






(A) (C)



(B) (D)


Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1503035000


Es wäre gut, wenn es auch dementsprechend gesche-
hen würde. Es gibt aber auch Einwegverpackungen für
die so genannten Konsum- und Industrieeier, die also nur
einmal verwendet werden sollen. Es hat sich aber ge-
zeigt, dass diese auch mehrfach verwendet werden.

Sie glauben, dass es keine Verbreitung über diesen
Weg gibt. Aber ist dies gesichert? Heute läuft über den
Ticker, dass die Bundesregierung davor warnt, dass die
Pest von Belgien aus nach Deutschland übergreift. Es
gibt verschiedene Faktoren, und deshalb frage ich, ob die
Prophylaxe nicht breiter angelegt sein müsste.

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503035100


Wir haben heute die Öffentlichkeit über den Fall in
Belgien informiert, um damit zu erreichen, dass all dieje-
nigen, die in diesem Bereich tätig sind, dieses Seuchen-
geschehen sehr ernst nehmen.

Bezüglich Ihrer Frage zur Prophylaxe möchte ich auf
meine Antwort von vorhin verweisen. Der Schlüssel
liegt in der konsequenten Eingrenzung der Seuchenherde
in den Niederlanden und möglicherweise auch in Bel-
gien. Damit sind wir beim Kern Ihrer Frage: Aus diesen
Sperrgebieten dürfen weder Futtermittel noch Bruteier
noch Legehenneneier raus. Das muss konsequent einge-
halten werden. Es gibt lediglich noch die Erlaubnis, aus
den nicht unter Quarantäne gestellten Gebieten in den
Niederlanden Eier in die Bundesrepublik zu exportieren.
Das geschieht mit Billigung der EU-Kommission und
unter der Bedingung, dass Einwegverpackungen ver-
wendet werden. Dieses Vorgehen wurde nicht erst auf-
grund des Seuchengeschehens eingeführt; es ist schon
seit längerer Zeit insbesondere in Regionen in den Nie-
derlanden mit hohem Tierbesatz, Praxis, um die Ver-
schleppung von Erregern von vornherein zu vermeiden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503035200


Wir kommen zur Frage 44 der Kollegin Gitta
Connemann:

Trifft es zu, dass weder die im Zusammenhang mit der so
genannten Geflügelpest gesperrten Betriebe noch Brütereien
einen Anspruch auf Entschädigung nach dem Tierseuchenge-
setz haben, da nach diesem wirtschaftliche Folgeschäden
nicht erstattungsfähig sind und Eier nicht als lebendes Tier
gelten, und, wenn ja, erwägt die Bundesregierung die Bereit-
stellung finanzieller Sondermittel für diese Betriebe, wie es
zum Beispiel im Herbst 1993 bei Ausbruch der Schweinepest
geschah, als Bundesmittel zur Verfügung gestellt wurden, mit
denen die damalige Bundesanstalt für landwirtschaftliche
Marktordnungen entsprechend der aktuellen Marktnotierun-
gen Bestände – Mastschweine und Ferkel – aufkaufte?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503035300


Frau Kollegin Connemann, es trifft zu, dass nach dem
Tierseuchengesetz eine Entschädigung für wirtschaftli-

che Folgeschäden nicht geleistet wird. Im Seuchenfall
wird der gemeine Wert der Tiere ersetzt. In bestimmten
Fällen besteht die Möglichkeit des Abschlusses einer
Privatversicherung. Die Frage nach einer Bereitstellung
finanzieller Sondermittel stellt sich in der gegenwärtigen
Seuchensituation nicht.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503035400


Eine Zusatzfrage, Frau Connemann? – Bitte.


Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1503035500


Meine Frage war auch auf die Zukunft gerichtet. Ein
Ausbruch der Seuche in Deutschland könnte alleine in
meinem Wahlkreis bis zu 14,5 Millionen Geflügelmast-
plätze betreffen. Von daher habe ich die Parallele zu dem
Programm der damaligen Bundesregierung aus CDU/
CSU und FDP zur Unterstützung der Schweinemastbe-
triebe gezogen. Ich denke, dass sich die Bundesregie-
rung im Rahmen einer vorsorglichen Planung ihrer Akti-
vitäten darüber Gedanken machen müsste.

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503035600


Frau Kollegin Connemann, im Gegensatz zu Ihnen
habe ich das Gezerre von 1993, das es damals hinsicht-
lich dieser Hilfe gegeben hat, noch in Erinnerung.

Der Reihe nach. Als Erstes gehen unsere Anstrengun-
gen dahin, eine Seuchenausbreitung möglichst zu ver-
hindern. Dabei unterstützen wir die niederländischen
bzw. die belgischen Kollegen. Sollte es doch dazu kom-
men, dass die Seuche nach Deutschland eingeschleppt
wird, müssen sehr konsequent vergleichbare Quarantä-
nemaßnahmen eingeleitet werden.

Darüber hinaus haben die Unternehmer eine Eigen-
verantwortung. Wir reden nämlich schon wieder von ei-
ner möglichen Subvention in einem Fall, der möglicher-
weise eintreten könnte. – Da können Sie ruhig mit dem
Kopf schütteln. – Wenn es am Ende tatsächlich zu einem
traumatischen Ereignis kommen sollte, was wir nicht
hoffen, dann ist zu entscheiden. Aber Sie können doch
nicht erwarten, dass wir uns vorsorglich über Ausgaben
Gedanken machen, da doch in erster Linie die Länder
gefordert sind. Auch bei dem in Ihrer Frage erwähnten
Seuchenereignis, der Schweinepest in Niedersachsen,
hat der Bund einen Zuschuss geleistet; vor allen Dingen
hat aber das Land Niedersachsen Leistungen erbracht.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503035700


Eine weitere Zusatzfrage, Frau Connemann? – Bitte.


Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1503035800


Würden Sie jede Seuche als kalkulierbares wirtschaft-
liches Risiko für einen Unternehmer ansehen?






(A) (C)



(B) (D)

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503035900


Bei der Tierhaltung selbstverständlich. Es besteht
doch die Möglichkeit des Abschlusses einer Privatversi-
cherung.

Man muss ganz klar trennen: Es gibt zum einen – wir
haben darüber gesprochen – das Tierseuchengesetz,
durch das der Ersatz des Warenwertes geregelt ist. Was
durch das Tierseuchengesetz nicht erfasst ist, sind wirt-
schaftliche Folgeschäden. Diese Diskussion haben wir
auch geführt, als es um BSE ging. Damals gab es das
gleiche Problem: Die Tiere wurden ersetzt, der Milch-
geldausfall dagegen nicht. Es bestand aber die Möglich-
keit des Abschlusses einer Privatversicherung. Auch in
diesem Fall haben wir, bis auf Ausnahmen, keine staatli-
chen Mittel eingesetzt. Ich denke, für die betroffenen
Betriebe waren die Auswirkungen der BSE-Seuche dra-
matisch.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503036000


Wir kommen zur Frage 45 der Kollegin Connemann:

Wird die Bundesregierung sich angesichts der Tatsache,
dass von Verpackungen eine hohe Ansteckungsgefahr aus-
geht, bei der EU-Kommission für eine Ausweitung des für die
Niederlande verhängten Ausfuhrverbots, das bislang nur für
Lebendgeflügel und Bruteier gilt, auf Konsum- und Industrie-
eier einsetzen, und, wenn nein, warum nicht?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503036100


Frau Kollegin Connemann, der Ständige Ausschuss
für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit hat in sei-
ner Sitzung am 5. März 2003 von Reglementierungen
des Verbringens von Konsumeiern aus den Niederlanden
abgesehen, weil sich die Niederlande verpflichtet haben,
Konsumeier nur aus nicht betroffenen Gebieten zu ver-
bringen und nur Einwegverpackungen für diese Eier zu
verwenden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503036200


Eine Zusatzfrage? – Bitte schön.


Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1503036300


Wie erfolgt die Kontrolle dieses Versprechens?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503036400


Für die Kontrolle sind in erster Linie die niederländi-
schen Behörden zuständig, die die Eingrenzung in dem
Sperrbezirk überwachen. Daneben – ich spreche jetzt
von Deutschland – gibt es weitere zuständige Behörden,
nämlich die Veterinärämter bis hin zum Zoll und zur Po-
lizei.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503036500


Eine weitere Frage des Kollegen Hans-Michael
Goldmann.


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1503036600


H
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1503036700
Trifft es zu, dass die Eier aus den
Betrieben, die bis jetzt Freilandbetriebe waren und in
Niedersachsen nun sozusagen Unter-Dach-Betriebe sind,
in Verpackungen für Freilandeier auf den Markt kom-
men, obwohl es keine Freilandeier mehr sind, und dass
das über den Verordnungsweg gesichert ist?

Haben Sie irgendwelche Anstrengungen unternom-
men, um den Verbraucher darüber aufzuklären, dass er in
dieser besonderen Situation kein Freilandei, sondern ein
anderes Ei erhält?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503036800


Herr Kollege Goldmann, ich denke, an dieser Stelle
ist keine zusätzliche und besondere Aufklärung notwen-
dig. Ich glaube, bei den Verbrauchern gibt es Verständnis
für die Entscheidung, im Interesse dieser Unternehmen,
aber auch im Interesse des Tierschutzes hier Einschrän-
kungen vorzunehmen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Der Sachverhalt ist aber zutreffend?)


– Der Sachverhalt ist zutreffend, wobei ich das mit der
Hoffnung verbinden möchte, dass sich das Einstallen auf
eine kurze Zeit beschränkt und dass es den niederländi-
schen Kollegen gelingt, die Seuchenherde auszumerzen,
sodass wir in Deutschland nicht mit Infektionen kon-
frontiert werden. Wie gesagt: Das ist eine Hoffnung.
Wenn das Gegenteil einträte, hätten wir riesige Pro-
bleme.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503036900


Wir kommen zur Frage 46 des Kollegen Albert Deß:
Wie wird der Geflügelverkehr zwischen Deutschland und

den Niederlanden kontrolliert und sichergestellt, dass ein
Übergriff der Geflügelpest auf deutsche Bestände unterbun-
den wird?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503037000


Die Europäische Kommission hat das Verbringen von
Geflügel und Bruteiern aus den Niederlanden in Mit-
gliedstaaten und Drittländer bis auf weiteres verboten.
Die zuständigen Behörden in den Niederlanden und auch
im deutschen Grenzbereich kontrollieren die Einhaltung
dieser Norm.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503037100


Wir kommen gleich zur Frage 47 des Kollegen Deß:






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Wie wird sichergestellt, dass Konsum- und Industrieeier
sowie Verpackungen aus gefährdeten niederländischen Gebie-
ten nicht nach Deutschland gelangen?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503037200


Herr Kollege Deß, die niederländischen Behörden ha-
ben verfügt, dass keine Eier aus den Betrieben im Sperr-
bezirk verbracht werden dürfen. Hinsichtlich der Verpa-
ckung wird auf die Antwort auf die Frage der Kollegin
Connemann verwiesen, in der ich gesagt habe, dass sich
die Niederlande verpflichtet haben, nur Einwegverpa-
ckungen zu verwenden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503037300


Zusatzfrage, Kollege Deß.


Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1503037400


Herr Staatssekretär, was ist unternommen worden,
nachdem bekannt wurde, dass Eier aus gewissen Gebie-
ten, in denen die Geflügelpest ausgebrochen war, bereits
ausgeliefert worden waren, um festzustellen, in welche
Gebiete sie geliefert wurden? Welche Vorsichtsmaßnah-
men sind hier ergriffen worden?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503037500


Vorsichtsmaßnahmen sind vor allen Dingen bei Einta-
gesküken und bei den Bruteiern verfolgt worden, weil
die Weitergabe des Erregers über diesen Weg am wahr-
scheinlichsten ist. 250 Betriebe in den neuen Ländern
stehen unter Quarantäne. Dadurch verfolgen wir das
Ziel, dass es dort nicht zum Ausbruch kommt.

Was hinsichtlich der Eier, die für den menschlichen
Konsum bestimmt sind, erfolgt ist, müsste ich Ihnen te-
lefonisch mitteilen.


Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1503037600


Danke schön.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503037700


Wir kommen zur Frage 48 des Kollegen Peter Bleser:
Wie wird sichergestellt, dass auch die Hobby- und Klein-

tierhalter von den Maßnahmen zum Schutz gegen die Geflü-
gelpest erfasst sind?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503037800


Herr Kollege Bleser, nach Auskunft der Länder vom
6. März 2003 wurden insgesamt 250 Betriebe in neun
Ländern, unter denen sich auch Hobby- und Kleinbe-
triebe befinden können, unter amtliche Beobachtung ge-
stellt. Mehr ist nicht notwendig.

Hobby- und Kleintierhalter würden natürlich in die
Quarantänemaßnahmen einbezogen werden, wenn es in
Deutschland zum Ausbruch der Krankheit kommen
sollte. In der gegenwärtigen Phase geht es vor allen Din-
gen darum, den Weg der Bruteier zu verfolgen, um die
Empfängerbetriebe unter Beobachtung zu stellen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503037900


Herr Bleser, eine Zusatzfrage? – Bitte.


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1503038000


Herr Staatssekretär, haben Sie Vorsorge für den hof-
fentlich nicht eintretenden Fall getroffen, dass ein Seu-
chenzug in Deutschland einbricht und Tötungen von Ge-
flügelbeständen in erheblichem Umfange anstehen, was
sich logistisch schwer umzusetzen lässt? Die tier-
schutzrelevanten Aspekte lasse ich einmal beiseite.

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503038100


Bei der Vorsorge haben wir den Schwerpunkt unserer
Tätigkeit auf die enge Zusammenarbeit mit den Länder-
behörden gelegt, um die entsprechenden Quarantäne-
maßnahmen einzuleiten. Für eine mögliche Tötung der
Tiere und die Umsetzung der angeordneten Quarantäne-
maßnahmen sind die entsprechenden Unternehmen ver-
antwortlich. Allerdings gibt es in diesem Bereich Hilfe-
stellungen. Gegenwärtig werden die Niederlande
vonseiten Belgiens und Deutschlands bei der Tötung der
Tiere unterstützt. Ich gehe davon aus, dass es zu einer
ähnlichen Unterstützung kommen würde, wenn es – ich
wiederhole, dass dies hoffentlich nicht der Fall sein
wird – zu einer Infektion und zum Ausbruch der Krank-
heit in Deutschland käme.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503038200


Eine weitere Zusatzfrage? – Bitte sehr.


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1503038300


Herr Staatssekretär, hat die Bundesregierung die
Möglichkeit geprüft, dem Beispiel Italiens folgend, Ge-
flügelbestände zu impfen?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503038400


Diese Möglichkeit ist geprüft worden. Dabei muss
man sich vor Augen führen, dass die Impfung gegen Ge-
flügelpest die letzte aller Maßnahmen ist. Sie ist nur
dann angebracht, wenn man die Krankheit mit anderen
Maßnahmen nicht mehr unter Kontrolle bringen kann.

Bei der Impfung gegen Geflügelpest ist das Problem,
dass es eine Vielzahl von Subtypen gibt. Für jeden dieser
Subtypen muss ein gesonderter Impfstoff entwickelt
werden. Die Impfstoffe haben nicht die Wirkung, dass






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Dr. Gerald Thalheim
Eine weitere Frage der Kollegin Gitta Connemann.


Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1503038500


Nach Ihren Worten dürfen die Erzeuger zunächst
nicht impfen. Danach haben sie die Kosten für den Scha-
den selbst zu tragen.

Seit 1999, also nicht erst seit kurzer Zeit, sondern
schon seit einigen Jahren, wird in Italien in den betroffe-
nen Regionen nach der so genannten DIVA-Methode ge-
impft. Nach dem, was uns Veterinäre sagen, werden da-
mit durchaus hervorragende Ergebnisse erzielt. Dabei
handelt es sich um einen markierten Impfstoff. Dass man
damit natürlich nicht jeden Virustyp erfassen kann, das
ist bei jeder Impfung so. Das ist auch bei der Impfung
von Menschen der Fall. Aber man kann in hohem Maße
die Tierbestände schonen und weiterhin gegen die Tier-
seuche kämpfen. Sind in dieser Hinsicht bereits Erfah-
rungen aus Italien eingeholt worden? Wann würde die
Bundesregierung eine Verseuchung als so schwerwie-
gend ansehen, dass an eine Impfung gedacht wird?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503038600


Erstens. Das prophylaktische Impfen ist nach der EU-
Richtlinie zur Bekämpfung der Geflügelpest nicht zuläs-
sig. Daher muss ich Ihre Interpretation zurückweisen,
dass wir den Geflügelhaltern zuerst das Impfen nicht er-
lauben und sie dann mit den Folgen allein lassen.

den hat, dass die Krankheit auf Dauer präsent ist.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503038700


Wir kommen zur Frage 49 des Kollegen Peter Bleser,
der letzten Frage in der heutigen Fragestunde:

Wie reagiert die Bundesregierung auf die Einschleppung
des Geflügelpesterregers durch Zugvögel im Hinblick auf die
Freilandhaltung von Geflügel?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1503038800


Herr Kollege Bleser, je nach der geographischen Lage
des Bundeslandes und den gegenwärtigen Wildvogelzü-
gen sind entsprechend der Zuständigkeit der Länder für
die Bekämpfung von Tierseuchen Aufstallungen von
Geflügel empfohlen oder angeordnet worden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503038900


Eine Zusatzfrage? – Das ist nicht der Fall. Dann be-
ende ich hiermit die Fragestunde.

Damit sind wir am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-
tages auf morgen, Donnerstag, den 13. März 2003,
9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.