Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
Sitzung ist eröffnet.
Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tagesord-
nungspunkt I – fort:
a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2006
(Haushaltsgesetz 2006)
– Drucksachen 16/750, 16/1348 –
b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haus-
haltsausschusses (8. Ausschuss) zu der Unterrich-
tung durch die Bundesregierung
Finanzplan des Bundes 2005 bis 2009
– Drucksachen 16/751, 16/1348, 16/1327 –
B
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Redet
Berichterstattung:
Abgeordnete Otto Fricke
Steffen Kampeter
Carsten Schneider (Erfurt)
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk
Wir kommen zunächst zur gestern vertagten Abstim-
mung über den Einzelplan 10 in der Ausschussfassung
– Tagesordnungspunkt I.17 –:
Einzelplan 10
Bundesministerium für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz
– Drucksachen 16/1310, 16/1324 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Georg Schirmbeck
Ernst Bahr (Neuruppin)
(C
(D
ung
23. Juni 2006
0 Uhr
Jürgen Koppelin
Michael Leutert
Alexander Bonde
Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion des
ündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/1882 vor,
ber den wir zuerst abstimmen. Die Fraktion des Bünd-
isses 90/Die Grünen verlangt namentliche Abstim-
ung. Ich bitte alle Kolleginnen und Kollegen, bei die-
er und den gegen 13 Uhr folgenden namentlichen
bstimmungen sorgfältig darauf zu achten, dass die
timmkarten, die Sie verwenden, auch Ihren eigenen
amen tragen. Ich bitte nun die Schriftführerinnen und
chriftführer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen.
Sind die Plätze an den Urnen besetzt? – Das ist der
all. Dann eröffne ich die Abstimmung.
Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
timme nicht abgegeben hat? – Das ist offensichtlich
icht der Fall. Dann schließe ich die Abstimmung und
itte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der
ext
Auszählung zu beginnen.
Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen
Abstimmung unterbreche ich die Sitzung.
(Unterbrechung von 8.06 bis 8.11 Uhr)
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene
Sitzung ist wieder eröffnet. Ich bitte herzlich, Platz zu
nehmen.
Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schrift-
führern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstim-
mung über den Änderungsantrag der Fraktion des Bünd-
rünen auf Drucksache 16/1882 bekannt:
immen 542. Mit Ja haben gestimmt 92,
gestimmt 450, Enthaltungen keine. Der
g ist damit abgelehnt.
nisses 90/Die G
Abgegebene St
mit Nein haben
Änderungsantra
3840 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
(A) )
(B) )
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 542;
davon
ja: 92
nein: 450
Ja
CDU/CSU
Henry Nitzsche
DIE LINKE
Hüseyin-Kenan Aydin
Karin Binder
Dr. Lothar Bisky
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dagdelen
Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Diana Golze
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Lutz Heilmann
Hans-Kurt Hill
Cornelia Hirsch
Dr. Barbara Höll
Dr. Lukrezia Jochimsen
Dr. Hakki Keskin
Katja Kipping
Jan Korte
Katrin Kunert
Oskar Lafontaine
Michael Leutert
Ulla Lötzer
Dr. Gesine Lötzsch
Dorothee Menzner
Kornelia Möller
Kersten Naumann
Wolfgang Neskovic
Dr. Norman Paech
Petra Pau
Bodo Ramelow
Elke Reinke
Paul Schäfer (Köln)
Volker Schneider
(Saarbrücken)
Dr. Herbert Schui
Dr. Ilja Seifert
Dr. Petra Sitte
Frank Spieth
Dr. Kirsten Tackmann
Alexander Ulrich
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann
BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN
Kerstin Andreae
Marieluise Beck (Bremen)
Volker Beck (Köln)
Cornelia Behm
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laudia Roth (Augsburg)
lisabeth Scharfenberg
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(Hof)
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r. Michael Fuchs
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r. Jürgen Gehb
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r. Reinhard Göhner
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r. Wolfgang Götzer
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ichael Grosse-Brömer
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Guttenberg
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da Carmen Freia Heller
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oachim Hörster
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ubert Hüppe
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r. Hans-Heinrich Jordan
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Schwenningen)
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duard Lintner
r. Klaus W. Lippold
r. Michael Luther
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olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
r. Angela Merkel
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r. Eva Möllring
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arsten Müller
(Braunschweig)
tefan Müller (Erlangen)
ernward Müller (Gera)
r. Gerd Müller
ildegard Müller
ernd Neumann (Bremen)
ichaela Noll
ranz Obermeier
duard Oswald
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r. Peter Paziorek
lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
r. Friedbert Pflüger
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ans Raidel
r. Peter Ramsauer
eter Rauen
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)
laus Riegert
r. Heinz Riesenhuber
ranz Romer
ohannes Röring
urt J. Rossmanith
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
lbert Rupprecht (Weiden)
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3841
(A) )
(B) )
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Peter Rzepka
Anita Schäfer (Saalstadt)
Hermann-Josef Scharf
Dr. Wolfgang Schäuble
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt (Fürth)
Andreas Schmidt (Mülheim)
Ingo Schmitt (Berlin)
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Horst Seehofer
Kurt Segner
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Thomas Strobl (Heilbronn)
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Uwe Vogel
Andrea Astrid Voßhoff
Gerhard Wächter
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Peter Weiß (Emmendingen)
Gerald Weiß (Groß-Gerau)
Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Anette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth Winkelmeier-
Becker
Dagmar Wöhrl
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
SPD
Dr. Lale Akgün
Gregor Amann
Gerd Andres
Niels Annen
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Ernst Bahr (Neuruppin)
Doris Barnett
Klaus Barthel
Sören Bartol
Sabine Bätzing
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Klaus Uwe Benneter
Dr. Axel Berg
Ute Berg
Petra Bierwirth
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othar Binding (Heidelberg)
olker Blumentritt
urt Bodewig
erd Bollmann
r. Gerhard Botz
laus Brandner
illi Brase
ernhard Brinkmann
(Hildesheim)
delgard Bulmahn
arco Bülow
artin Burkert
r. Michael Bürsch
hristian Carstensen
arion Caspers-Merk
r. Peter Danckert
r. Herta Däubler-Gmelin
arl Diller
artin Dörmann
r. Carl-Christian Dressel
lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
etlef Dzembritzki
iegmund Ehrmann
ans Eichel
etra Ernstberger
nnette Faße
lke Ferner
abriele Fograscher
ainer Fornahl
abriele Frechen
agmar Freitag
eter Friedrich
igmar Gabriel
artin Gerster
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ünter Gloser
enate Gradistanac
ngelika Graf (Rosenheim)
ieter Grasedieck
onika Griefahn
erstin Griese
abriele Groneberg
chim Großmann
olfgang Grotthaus
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann
(Wackernheim)
ina Hauer
ubertus Heil
einhold Hemker
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
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abriele Hiller-Ohm
etra Hinz (Essen)
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rank Hofmann (Volkach)
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osip Juratovic
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r. h.c. Susanne Kastner
lrich Kelber
hristian Kleiminger
ans-Ulrich Klose
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r. Bärbel Kofler
arin Kortmann
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nette Kramme
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olker Kröning
ngelika Krüger-Leißner
r. Hans-Ulrich Krüger
ürgen Kucharczyk
elga Kühn-Mengel
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r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)
r. Karl Lauterbach
altraud Lehn
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abriele Lösekrug-Möller
othar Mark
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lrike Merten
r. Matthias Miersch
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ichael Müller (Düsseldorf)
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ranz Müntefering
r. Rolf Mützenich
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r. Wilhelm Priesmeier
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r. Sascha Raabe
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r. Carola Reimann
hristel Riemann-
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r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)
ichael Roth (Heringen)
arlene Rupprecht
(Tuchenbach)
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ilvia Schmidt (Eisleben)
r. Frank Schmidt
einz Schmitt (Landau)
arsten Schneider (Erfurt)
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einhard Schultz
(Everswinkel)
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rank Schwabe
r. Angelica Schwall-Düren
r. Martin Schwanholz
olf Schwanitz
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olfgang Spanier
r. Margrit Spielmann
örg-Otto Spiller
r. Ditmar Staffelt
ndreas Steppuhn
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hristoph Strässer
r. Peter Struck
oachim Stünker
r. Rainer Tabillion
ella Teuchner
r. h.c. Wolfgang Thierse
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ans-Jürgen Uhl
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r. Marlies Volkmer
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(Wiesloch)
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r. Margrit Wetzel
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eidemarie Wieczorek-Zeul
r. Dieter Wiefelspütz
ngelbert Wistuba
r. Wolfgang Wodarg
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(Wolmirstedt)
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r. Karl Addicks
hristian Ahrendt
aniel Bahr (Münster)
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ngelika Brunkhorst
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echthild Dyckmans
3842 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
(A) )
(B) )
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
die Aussprache zwei Stunden vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
Sehr gut!)
so eine Art Bruno oder JJ1 der deutschen Volkswirt-
Kollegen Rainer Brüderle, FDP
(Beifall bei der FDP – Vo
CSU]: Schon wieder Brüd
peter [CDU/CSU]: Die le
viel getaugt!)
Rainer Brüderle (FDP):
Nicht jeder hat meine Rede
dent! Meine Damen und Her
-Fraktion.
lker Kauder [CDU/
erle! – Steffen Kam-
tzte Rede hat nicht
verstanden. – Herr Präsi-
ren! Deutschland ist ein
s
–
l
chaft.
(Renate Künast [BÜND
NEN]: W
Den kennen Sie nicht? Sie m
esen, Frau Künast. Das ist halt
(Renate Künast [BÜND
NEN]: Das lag an Ihrer
che, mit Verlaub!)
NIS 90/DIE GRÜ-
as?)
üssen ab und zu Zeitung
schwierig.
NIS 90/DIE GRÜ-
englischen Ausspra-
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Otto Fricke
Paul K. Friedhoff
Horst Friedrich (Bayreuth)
Dr. Edmund Peter Geisen
Hans-Michael Goldmann
Miriam Gruß
Joachim Günther (Plauen)
Dr. Christel Happach-Kasan
Birgit Homburger
Michael Kauch
Dr. Heinrich L. Kolb
Hellmut Königshaus
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Ina Lenke
Sabine Leutheusser-
Schnarrenberger
Michael Link (Heilbronn)
P
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D
Wir kommen nun zur Abstimmung über den
Einzelplan 10 in der Ausschussfassung. Wer stimmt da-
für? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ein-
zelplan ist mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD ge-
gen die Stimmen der drei anderen Fraktionen
angenommen.
Ich rufe nun Einzelplan 09 und Zusatzpunkt 8 auf:
I.18 Einzelplan 09
Bundesministerium für Wirtschaft und Tech-
nologie
– Drucksachen 16/1309, 16/1324 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Kurt J. Rossmanith
Klaus-Peter Willsch
Volker Kröning
Ulrike Flach
Roland Claus
Anna Lührmann
ZP 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Matthias
Berninger, Dr. Thea Dückert, Margareta Wolf
(Frankfurt), weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Deutsche Steinkohle AG muss zügig belastba-
res Datenmaterial vorlegen
– Drucksache 16/1672 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
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atrick Meinhardt
an Mücke
urkhardt Müller-Sönksen
etlef Parr
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isela Piltz
örg Rohde
rank Schäffler
r. Konrad Schily
arina Schuster
r. Hermann Otto Solms
Dr. Max Stadler
Dr. Rainer Stinner
Carl-Ludwig Thiele
Florian Toncar
Christoph Waitz
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)
Martin Zeil
anierungsfall. Die Lage ist ernst, so ernst, dass die
ehrwertsteuererhöhung, die größte Steuererhöhung,
ie diese Republik je erlebt hat, nicht ausreicht, die Lage
u verbessern. Das sagt die Bundeskanzlerin. Recht hat
ie.
(Beifall bei der FDP)
Die Lage wird durch die Mehrwertsteuererhöhung
och schlechter. Die Steuererhöhung ist die falsche Ant-
ort auf die Probleme unseres Landes.
(Beifall bei der FDP)
Wie lösen wir die Probleme wirklich? Die Union sieht
ur Steuererhöhung keine Alternative. Ich kann Ihnen
ur raten: Hören Sie auf den ökonomischen Sachver-
tand in unserem Land! Wenn Sie das täten, dann bekä-
en Sie eine Idee davon, was zu tun ist. Die Menschen
it diesem Sachverstand wissen es besser als Sie. Sie
issen, dass wir Entlastung, nicht Belastung brauchen,
ass wir mehr Freiraum und Freiheit, nicht mehr Bevor-
undung und Einengung brauchen. Die Strategie ist
icht stimmig.
Bei der letzten Haushaltsberatung haben Sie, Herr
los, die damalige Regierung gemahnt, endlich auf den
konomischen Sachverstand zu hören. Jetzt haben Sie
ie Chance, das selbst zu tun und die auf dem ökonomi-
chen Sachverstand basierenden Ratschläge umzusetzen.
un Sie es!
(Beifall bei der FDP)
Bisher haben Sie leider noch keinen Unfug der gro-
en Koalition verhindert. Manche sehen in Ihnen ja
chon den Problembären der Regierung,
(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3843
(A) )
(B) )
Rainer Brüderle
– Entschuldigung. Sie wird in bestimmten Teilen von
Berlin natürlich nicht so gut verstanden.
Die wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute
haben im Frühjahrsgutachten davor gewarnt, zu glauben,
die Konjunktur – sie erfährt eine Belebung – sei schon
so günstig, dass man die Strukturreform jetzt nicht mehr
angehen müsse, der Handlungsbedarf nicht mehr gege-
ben sei. Im Gegenteil: Er ist unverändert groß. Wir sind
bereits – so sagen die Fachleute – in der Spätphase des
Aufschwungs. Da ist ein Großteil schon absolviert. Wir
sind vom Export abhängig. In der Weltwirtschaft wird es
viele Faktoren geben, die die Dynamik schwächer wer-
den lassen. Von daher werden wir keine Zusatzimpulse
bekommen; die Impulse werden eher schwächer.
Zu den Maßnahmen, die Sie angehen müssen, zum
Rüstzeug für eine bessere wirtschaftliche Entwicklung,
gehört eine Unternehmensteuerreform, die den Namen
verdient. Darüber gibt es bisher keine Klarheit. Sie ha-
ben nur in einem Klarheit geschaffen: in der Mehrbelas-
tung des Mittelstands. Sie haben aber keine Klarheit da-
rüber geschaffen, wo es Entlastung gibt. Ich bleibe
dabei: Sie nehmen weg, Sie geben nichts und Sie schaf-
fen keine Klarheit für die Investitionsentscheidungen in
den Betrieben. Unklarheit ist Gift für die Wirtschaft. Sie
muss rechnen können. Rechnen kann man nur bei Klar-
heit. Die Klarheit gibt es aber nicht.
(Beifall bei der FDP)
Dazu gehören die betrieblichen Öffnungsklauseln, da-
mit Mitarbeiter und Unternehmensleitung ihren Weg für
ein erfolgreiches Handeln finden können. Ihnen diese
Möglichkeit zu geben, das haben Sie, Herr Glos, mit uns
immer wieder gefordert. Heute ist das völlig vergessen;
kein Wort mehr von der Möglichkeit für betriebliche
Bündnisse für Arbeit.
Eine Privatisierungsoffensive bräuchten wir drin-
gend. Der Staatsanteil ist entschieden zu hoch. Wenn die
Verbände der mittelständischen Wirtschaft tagen, höre
ich immer ein Hohelied. Es wird gesagt, wie tüchtig und
brav alle sind. Nur, man gibt ihnen keinen Spielraum da-
für, dass sie aus ihrer Tüchtigkeit mehr machen, mehr
Arbeitsplätze schaffen und ein höheres Ergebnis erzielen
können. Wir müssen Handschellen abnehmen, damit
diejenigen, die in unserem Land etwas tun wollen, dies
auch tun können – zu unser aller Nutzen.
(Beifall bei der FDP)
In der Sozialversicherung müssen die Prinzipien der
Eigenvorsorge und Eigenverantwortung Raum bekom-
men. Was die Gesundheitsreform angeht, entwickelt sich
– das wurde schon mehrfach angesprochen – ein Hor-
rorszenarium. Das ist das Gegenteil von den Bedingun-
gen, die es Mittelstand und Wirtschaft erlauben, Neues
auf den Weg zu bringen.
Ich nenne die Stichworte: Antidiskriminierungsge-
setz, Reichensteuer, Mindestlohn. Ihr Konjunkturpaket
besteht weitgehend aus Subventionen. Das ist weiter der
falsche Weg. Das ist nicht der Ansatz, um voranzukom-
men.
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Sie wollen in diesem Jahr nicht sparen. Nur
00 Millionen Euro sparen Sie in diesem Haushalt ein,
eil Sie – so sagen Sie – den Aufschwung nicht gefähr-
en wollen. Wahrscheinlich sagen Sie im nächsten Jahr,
ass Sie die Haushaltskonsolidierung wegen des ein-
etzenden Abschwungs nicht fortsetzen können. Wenn
as so weitergeht, dann werden wir den Haushalt nie in
rdnung bringen. Deshalb muss eine solide Politik die
rundlage sein.
Wir müssen beim Staat das machen, was jeder Bürger
n unserem Land macht: Wenn wir mehr ausgeben, als
ir einnehmen, müssen wir uns nach der Decke strecken
nd dürfen uns nur das erlauben, was wir uns auch erlau-
en können.
(Beifall bei der FDP)
ie machen es anders. Die Bürger werden abkassiert.
as ist das falsche Denken beim Staat.
(Beifall bei der FDP)
Sie müssen den Haushalt konsolidieren, ja. Aber Sie
achen es von der falschen Seite. Von der Ausgaben-
eite und nicht von der Einnahmeseite müssen Sie es ma-
hen. Die Einnahmen des Bundes sind von Januar bis
ai um fast 11 Prozent gestiegen. Sie nehmen ständig
ehr Geld ein. Es ist also nicht so, dass weniger Geld in
ie Kasse hineinkommt. Aber das Problem ist, dass Sie
it dem Geld nicht umgehen können. Deswegen kom-
en Sie mit dem Haushalt einfach nicht klar.
Ein Unternehmen saniert man nicht, indem man zur
ank geht und immer neue Kredite aufnimmt. Ein Un-
ernehmen saniert man, indem man Kosten reduziert, die
ffizienz steigert, neue Produkte entwickelt und eine in-
elligente Strategie entwirft. Das ist der Weg, wie man
ine Sanierung vornimmt. Aber genau diesem Weg ver-
chließen Sie sich.
(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie sind ein
schlechter Betriebswirt!)
ie müssen es also genau umgekehrt machen: Sie müs-
en der Wirtschaft mehr Luft zum Atmen geben und bes-
ere Bedingungen schaffen, damit die Wirtschaft mehr
ächst. Herr Ramsauer, ohne mehr Wachstum werden
ie den Haushalt nie in Ordnung bringen. Wachstum ist
ie Grundvoraussetzung dafür, den Haushalt zu sanie-
en.
Sie machen es aber umgekehrt. Im Grundgesetz ist
erankert, dass nicht mehr Schulden gemacht werden
ollen, als Investitionen erfolgen. Sie behaupten aber,
ie müssten zur Abwehr des gesamtwirtschaftlichen Un-
leichgewichtes die Verschuldung über diese Grenze er-
öhen. Das ist nicht nur vom Wortlaut, sondern auch
om Geiste der Verfassung her ein Verfassungsbruch.
(Beifall bei der FDP)
Ein weiterer Punkt ist für mich genauso schwerwie-
end. Was Sie machen, ist ökonomisch unsinnig; denn
o können Sie die Wirtschaft nicht in Gang bringen. Es
ibt also einen doppelten Grund, die Strategie zu ändern.
3844 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
(A) )
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Rainer Brüderle
Eine Konsequenz Ihres falschen Handelns ist, dass
Sie das Vertrauen, das die große Koalition in der Bevöl-
kerung hatte, bereits zum großen Teil verspielt haben.
Bisher verdient die Bundesregierung allenfalls den gol-
denen Goleo für eine schlechte, aber nicht für eine er-
folgreiche Wirtschaftspolitik.
Es wird höchste Zeit, Herr Bundeswirtschaftsminis-
ter. Sie sind aufgrund Ihrer Aufgabenstellung das ord-
nungspolitische Gewissen der Regierung. Sie müssen
diesem Spuk an Unfreiheit und Staatsinterventionismus
ein Ende bereiten, Herr Glos. Franken gelten als mutig.
Hauen Sie also endlich auf den Tisch und machen Sie
Schluss mit Marx und Murks! Das Land hat eine bessere
Politik verdient.
(Beifall bei der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Das
war unterdurchschnittlich, Herr Brüderle!)
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:
Ich erteile das Wort Kollegen Kurt Rossmanith, CDU/
CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU):
Einen schönen guten Morgen, Herr Präsident! Meine
sehr verehrten Damen und Herren Kollegen! Was Kol-
lege Brüderle gerade dargestellt hat, war eine Art Schau-
ermärchen. Wir sollten versuchen – das sollten auch Sie,
Herr Brüderle, und die FDP tun –, dieses Land nicht
schlecht zu reden.
(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das Wort Sa-
nierungsfall kommt doch von der Bundeskanz-
lerin!)
– Sie müssen die ganze Wahrheit sehen und nicht nur die
Hälfte.
Wir haben schon während des Wahlkampfs offen und
ehrlich gesagt, was notwendig ist. Das übersetzen wir
jetzt in aktive Politik. Sie können doch nicht negieren,
dass wir eine so gute wirtschaftliche Situation haben wie
seit 16 Jahren nicht mehr. Alle Zeichen deuten auf eine
positive Entwicklung.
Sie kritisieren die Mehrwertsteuererhöhung. In die-
sem Zusammenhang zitieren Sie Institute, die Sie aber
nicht namentlich nennen. Ich will es etwas konkreter
machen: Das Ifo-Institut vertritt die Position, dass es
durch die Mehrwertsteuererhöhung im nächsten Jahr
keinen Dämpfer für die Konjunktur geben wird. Denn
der entscheidende Punkt ist – das haben Sie selber ge-
sagt –, dass aufgrund der Mehreinnahmen bei der Mehr-
wertsteuer die Lohnzusatzkosten gesenkt werden. Sie
liegen ab dem nächsten Jahr unter 40 Prozent. Die Erhö-
hung der Mehrwertsteuer sorgt also für eine Entlastung
bei den Sozialversicherungsbeiträgen.
Man kann nicht wie Sie einfach sagen: sparen, sparen,
sparen. Sparen ist sicherlich ein wichtiger Aspekt. Wir
wollen neben sanieren und reformieren aber auch inves-
tieren. Entscheidend ist dabei, die wirtschaftlichen In-
vestitionen nicht zu vergessen. Man wäre ein schlechter
Kaufmann und ein schlechter Volkswirtschaftler, wenn
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an nicht bedenken würde, dass Investitionen für die
ukunft notwendig und erforderlich sind.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und
der SPD sowie des Abg. Oskar Lafontaine
[DIE LINKE])
Was brauchen wir in diesem Land? Wir brauchen für
nsere Mitbürgerinnen und Mitbürger in diesem Land
mmer noch rund 4,5 Millionen neue Arbeitsplätze bzw.
ank der jüngsten erfreulichen Entwicklung etwas weni-
er. Wir können nämlich jetzt insofern einen positiven
rend verzeichnen, als über 300 000 zusätzliche Arbeits-
lätze entstanden sind. Wir müssen nun dafür sorgen,
ass sich dieser Trend fortsetzt. Deshalb ist es wichtig
ich bin überzeugt davon, dass das geschehen wird –,
ass der von uns eingebrachte Einzelplan des Bundes-
inisters für Wirtschaft und Technologie in seinen Eck-
aten den Dreiklang von sanieren – investieren – refor-
ieren unterstützt.
Die Gesamtausgaben von 5,72 Milliarden Euro für
irtschaft und Technologie stellen gegenüber dem be-
einigten Haushalt des Vorjahres – diese Bereinigung ist
ötig, weil das Ministerium geteilt wurde und der Be-
eich Arbeit wieder einem anderen Ministerium zugeteilt
urde – eine Erhöhung von 1,1 Milliarden Euro dar.
(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)
an sollte schon nach außen hin vertreten, dass diese
ufstockung von 1,1 Milliarden im Forschungsbereich
eil der 6-Milliarden-Initiative bis zum Jahr 2009 sind.
o können wir denn Arbeitsplätze schaffen? Da wir in
eutschland keine natürlichen Ressourcen haben, ist es
och notwendig, Forschung und Zukunftstechnologien
u stärken, indem der Bundestag für entsprechende
taatliche Rahmenbedingungen sorgt.
Mit diesem Dreiklang sanieren – investieren – refor-
ieren verfolgen wir hauptsächlich ein Ziel, nämlich
rbeitsplätze zu schaffen.
Die genannte Hochtechnologieinitiative ist dabei ein
anz wesentlicher Punkt.
Daneben muss das Bundesministerium für Wirtschaft
nd Technologie auch einen Beitrag zur Konsolidierung
es Bundeshaushaltes leisten; diesen haben Sie völlig
egiert. Dabei leistet es für die Sanierung des Bundes-
aushaltes einen nicht unwesentlichen Beitrag. Diese Li-
ie werden wir in den kommenden Jahren weiter verfol-
en.
Ich glaube aber, dass die vornehmste Aufgabe, die
on wirtschaftspolitisch Handelnden gefordert wird, die
chaffung von Rahmenbedingungen ist, die nicht ein-
ngen. Gerade dieses Ziel verfolgen wir mit unseren Re-
ormansätzen. Sie können doch nicht verlangen, dass
ach einem guten halben Jahr schon alles Wirkung zeigt.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Brüderle
kann das, ohne mit der Wimper zu zucken!)
ie große Koalition hat aber nach einem guten halben
ahr schon vieles auf den Weg gebracht und wird noch
iniges Weitere auf den Weg bringen.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3845
(A) )
(B) )
Kurt J. Rossmanith
So haben wir für die Energieforschung, die eine ganz
wichtige Zukunftstechnologie ist, beispielsweise
130 Millionen Euro vorgesehen. Was würden Sie, meine
verehrten Kolleginnen und Kollegen von der FDP, denn
sagen, wenn wir da überhaupt nichts machen würden?
Sie fordern – in diesem Punkt haben Sie Recht – die Un-
terstützung und Stärkung der Forschung an Zukunfts-
technologien. Dazu gehört dann natürlich auch das fi-
nanzielle Engagement.
Rund 600 Millionen Euro beträgt der Haushaltsansatz
für den Bereich, der den Motor unserer Wirtschaft aus-
macht, nämlich die Mittelstandsförderung.
Für Forschung, Entwicklung und Innovation im Mit-
telstandsbereich sind 480 Millionen Euro vorgesehen.
Das ist schon eine namhafte Summe. Weil gerade die
kleinen und mittelständischen Unternehmen nicht in der
Lage sind, Forschungsvorhaben ganz alleine zu schul-
tern, ist es notwendig, sie entsprechend zu unterstützen.
Es ist ja nicht so, dass dieses Geld großen Unternehmen
zugute kommt. Vielmehr sind wir uns bewusst, dass der
mittelständische Bereich bei Zukunftstechnologien eine
feste Größe in der Bundesrepublik Deutschland darstellt.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit kleiner und
mittlerer Unternehmen stehen 120 Millionen Euro zur
Verfügung. Auch das ist ein ganz wichtiger Posten, weil
wir wissen, dass in diesen Unternehmen Arbeitsplätze
geschaffen werden.
Was die Außenwirtschaft betrifft, so können wir uns
nicht darauf ausruhen, dass wir Exportweltmeister sind.
Das wollen wir selbstverständlich auch in Zukunft blei-
ben. Jedoch muss etwas dafür getan werden, damit das
so bleibt. Mit den 36 Millionen Euro, die für Auslands-
messen vorgesehen sind, unterstützen wir wiederum be-
sonders die kleinen und mittleren Unternehmen. Damit
werden sie in die Lage versetzt, ihre hoch innovativen
Produkte auf Auslandsmessen zu präsentieren. Nur so
sind diese Unternehmen in der Lage, ihre Produkte auf
ausländischen Märkten anzubieten.
Die Luft- und Raumfahrt stellt eine Zukunftstech-
nologie dar. Das ist ein ganz wichtiger Bereich.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Wir sollten uns in diesem Zusammenhang nicht von der
Diskussion in unserem westlichen Nachbarland, die ich
von Staats wegen sehr bedaure, verrückt machen lassen.
Ich will andere Regierungen nicht kritisieren, aber das,
was sich vorgestern in der Nationalversammlung abge-
spielt hat, halte ich nicht für glücklich. Das war kein
Glücksfall in der Geschichte des gemeinsamen Unter-
nehmens. Hier sollte man Ruhe bewahren. Bei diesem
großartigen Produkt kam es aufgrund technischer Ab-
stimmungen zu einer Verzögerung bei der Auslieferung.
Man konnte den engen Zeitrahmen, den man sich ge-
steckt hatte, nicht einhalten. Die Techniker glauben nun
einmal gerne, dass die Dinge schneller vorangehen, als
es in der Realität der Fall ist. Die Probleme gibt es nicht
nur bei europäischen Luftfahrtunternehmen, sondern
auch bei denen jenseits des Atlantiks. Auch die Entwick-
lung des Dreamliners liegt nicht im Zeitrahmen und es
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ird Verzögerungen geben. Ich sehe das alles sehr gelas-
en und hoffe, dass wieder Ruhe hereinkommt und dass
an vonseiten der Politik nicht noch Öl ins Feuer gießt.
Die Steinkohlesubvention macht einen wesentlichen
eil des Haushaltes aus. Lassen Sie mich deshalb etwas
u dem Antrag der Kolleginnen und Kollegen der Frak-
ion der Grünen sagen. Der Antrag ist im Prinzip nicht
alsch.
(Undine Kurth [Quedlinburg] [BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN]: Aha!)
ur ist dieser Antrag längst überholt. Hätten Sie Ihre Be-
ichterstatterin gefragt, dann hätte sie Ihnen sagen kön-
en, dass den Forderungen, die Sie in Ihrem Antrag
ufstellen, längst entsprochen worden ist. Das Bundes-
inisterium für Wirtschaft hat in Abstimmung mit der
andesregierung von Nordrhein-Westfalen erstens mit
em Bergbau gemeinsam die notwendigen Grunddaten
eklärt und die RAG bzw. die Deutsche Steinkohle AG
erpflichtet, konkrete Rechnungen vorzulegen.
(Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN]: Ach so!)
weitens wird das von Ihnen geforderte Gutachten – das
uss vorher natürlich inhaltlich geklärt werden – in Auf-
rag gegeben. Ich kann Ihnen nur empfehlen, den Antrag
urückzuziehen, wenn Sie auf der Höhe der Zeit bleiben
ollen. Er ist mehr als überholt.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/
CSU]: Wenn Herr Rossmanith das sagt, dann
muss das wohl stimmen!)
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:
Kollege Rossmanith, gestatten Sie eine Zwischen-
rage der Kollegin Lührmann?
Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU):
Selbstverständlich, Herr Präsident.
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:
Bitte schön.
Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Sehr geehrter Herr Kollege Rossmanith, es freut
ich, dass Sie etwas zu dem Posten sagen, der ein Drit-
el des Wirtschaftsetats ausmacht, nämlich zu der Stein-
ohlesubvention. Es freut mich, zu hören, dass die Bun-
esregierung ein Gutachten in Auftrag gegeben hat. Ich
abe mich bemüht, den entsprechenden Titel für das
utachten zum Börsengang der RAG herauszufinden.
ie Antwort auf meine Frage liegt jetzt in der Geheim-
chutzstelle. Vielleicht können Sie mir öffentlich beant-
orten, welches Gutachten unter welchem Titel die Bun-
esregierung in Auftrag gegeben hat.
Sie haben ferner gesagt, dass sämtliche Teile unseres
ntrages überholt sind. Ihnen ist sicherlich aufgefallen,
ass in unserem Antrag steht, dass wir aus dem subven-
ionierten Bergbau aussteigen wollen. Mich würde in-
eressieren, ob Ihr Koalitionspartner das genauso sieht.
3846 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
(A) )
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Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU):
Erstens. Ich spreche hier für die CDU/CSU-Fraktion.
Ich sehe, dass wir in der Koalition auch diesbezüglich
übereinstimmen.
Zweitens. Wenn dieses Gutachten in der Geheim-
schutzstelle liegt, dann liegt das sicherlich daran, dass es
betriebsinterne Daten enthält, die man nicht einfach öf-
fentlich preisgeben kann. Frau Kollegin Lührmann, Sie
haben die Zugangsberechtigung. Sie können dieses Gut-
achten und den Auftrag also in der Geheimschutzstelle
einsehen. Ich empfehle Ihnen, dies zu tun. Dann werden
Sie alle Informationen, die Sie wünschen, erhalten. Im
Übrigen: Das ist richtig so; deswegen haben wir das so
vorgesehen.
Ich sage noch einmal: Ihr Antrag ist vom Grundprin-
zip her nicht falsch, er ist aber überholt, weil allen For-
derungen bereits entsprochen wird. Deshalb empfehle
ich Ihnen, im Anschluss an die Debatte in die Geheim-
schutzstelle zu gehen. Dort werden Sie die Informatio-
nen finden.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Kollege
Rossmanith begleitet Sie gerne, Frau Lühr-
mann!)
Herr Präsident, ich will und muss zum Ende kommen.
An und für sich wollte ich noch einen Punkt – es ist eine
Aufforderung – ansprechen: Wir müssen dafür Sorge tra-
gen – ich weiß, dass wir alle uns darüber einig sind –,
dass auch in diesem Jahr jeder junge Mensch, der eine
Ausbildungsstelle sucht, auch eine erhält.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Ich halte das für eine Aufgabe, der wir uns gemeinsam
widmen müssen. Ich appelliere auch an die Wirtschaft;
denn auch sie muss die demografische Entwicklung be-
achten und sehen, dass die Anzahl der jungen Menschen
in Zukunft leider Gottes immer weiter sinkt. Deswegen
ist es wichtig, heute auszubilden.
Ich darf mich sehr herzlich bedanken, und zwar nicht
nur für die Aufmerksamkeit zu dieser frühen Morgen-
stunde, sondern auch bei den Kolleginnen und Kollegen
Berichterstattern sowie den Mitarbeiterinnen und Mitar-
beitern des Hauses und des Finanzministeriums.
Ich empfehle und bitte Sie, dem Einzelplan 09 zuzu-
stimmen.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:
Ich erteile das Wort Kollegen Herbert Schui, Fraktion
Die Linke.
(Beifall bei der LINKEN)
Dr. Herbert Schui (DIE LINKE):
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Am ver-
gangenen Mittwoch haben sich die Redner der Koalition
gegenseitig wegen ihres Mutes gelobt. Herr Struck von
der SPD nennt die Entscheidung von Herrn Müntefering,
ein Renteneintrittsalter von 67 Jahren zu fordern, mutig.
Herr Kollege Scholz, SPD, sagt, dass die gegenwärtigen
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ürzungen bei der Sozialpolitik an eine der mutigsten
eformpolitiken der letzten Jahrzehnte anknüpfen. Er
tellt fest: Wir sind miteinander mutig. Das ist also eine
roße Koalition der Mutigen.
(Heiterkeit bei der LINKEN)
Ist es aber wirklich mutig, den Sozialstaat zu beseiti-
en? Ist es mutig, es den Machtlosen zu nehmen, die Ar-
en ärmer zu machen? Ich erinnere an das Hartz-IV-
ptimierungsgesetz. Die meisten Mitglieder des Kabi-
etts haben im vergangenen Herbst eine religiöse Eides-
ormel gewählt. Deswegen ist es, so meine ich, zulässig,
hren mutigen Kampf gegen die Armen unter christlich-
oralischen Gesichtspunkten zu beurteilen.
(Beifall bei der LINKEN)
ie stehen Sie zu dem Satz: „Was ihr dem geringsten
einer Brüder getan habt...“ – wie das Zitat weitergeht,
önnen Sie bei Ihren Ministern oder der Frau Bundes-
anzlerin erfragen.
(Heiterkeit bei der LINKEN)
Mutig wäre es, den geringsten Brüdern – und sicher-
ich auch den Schwestern – nichts anzutun, sondern sich
it den Mächtigen anzulegen. Nehmen Sie es doch mit
en Unternehmen auf!
(Beifall bei der LINKEN)
Frau Merkel hat am vergangenen Mittwoch davon ge-
edet, dass bei der Unternehmensteuerreform mutige
chritte gemacht werden. Dieser Mut bedeutet:
Milliarden Euro mehr Gewinn durch die Halbierung
es Körperschaftsteuersatzes. Wirklich mutig wäre es
agegen, die Steuern auf Gewinne, Dividenden, Zinsein-
ahmen und hohe Vermögen zu erhöhen.
(Beifall bei der LINKEN)
chon etwas mutig ist dagegen, dass Herr Minister
teinbrück einräumt, dass die Regelgrenze in Art. 115
es Grundgesetzes zwar überschritten wird, dass dies
ber keineswegs verfassungswidrig ist. Hier hat der Fi-
anzminister Recht. Ich will noch einige Gründe bei-
teuern, damit noch deutlicher wird, wie sehr er Recht
at.
Durch Art. 115 des Grundgesetzes wird bekanntlich
ine Kreditaufnahme, die die öffentlichen Investitionen
bersteigt, erlaubt, wenn dies zur Abwehr einer Störung
es gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts notwendig
t.
(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sie halten
die falsche Rede! Wir sind beim Wirtschafts-
haushalt und noch nicht in der dritten Lesung!)
Wir sind beim Haushalt. – Was die Merkmale eines
olchen Gleichgewichts sind, wird in § 1 des Stabilitäts-
esetzes definiert, nämlich ein stabiles Preisniveau, ein
oher Beschäftigungsstand, ein außenwirtschaftliches
leichgewicht und ein angemessenes Wachstum.
Keineswegs im Gleichgewicht sind aber der Arbeits-
arkt und die Außenwirtschaft. Die Arbeitslosenquote
eträgt 11,7 Prozent, der Handelsbilanzüberschuss be-
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3847
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Dr. Herbert Schui
trägt 161 Milliarden Euro und der Leistungsbilanzüber-
schuss beträgt 92 Milliarden Euro. Damit ist gesagt:
Auch der Überschuss der Außenwirtschaftsbilanz bedeu-
tet ein Ungleichgewicht. Gemäß dem Stabilitätsgesetz
werden durch dieses Ungleichgewicht Kreditaufnahmen
ermöglicht, die die Investitionen des Staates übersteigen.
Nun sagen Sie nicht, man könne nichts dagegen tun,
weil die deutschen Produkte ja so wettbewerbsfähig, das
heißt, so billig und von so hoher Qualität, sind, dass
überall ein Markt für sie gefunden wird. Die Lösung des
Problems der Herstellung eines außenwirtschaftlichen
Gleichgewichts heißt: nicht weniger deutsche Exporte,
aber mehr Importe nach Deutschland. Diese hängen vom
deutschen Wirtschaftswachstum ab. Dazu muss die
Nachfrage in Deutschland steigen. Das ist dann der Fall,
wenn die Löhne und Sozialeinkommen zunehmen; denn
von einem Euro zusätzlichem Einkommen werden etwa
28 Cent für Importgüter ausgegeben. Mit Haushalts-
defiziten lässt sich zusätzliches Wachstum anschieben,
immer vorausgesetzt, dass durch die Mehrwertsteuer-
erhöhung nicht an anderer Stelle eine Nachfragelücke
geschaffen wird. Das Wachstum kann nur durch eine an-
gemessene Einkommensverteilung aufrechterhalten wer-
den.
(Beifall bei der LINKEN)
Die allgemeine Schlussfolgerung heißt: Der Haushalt
ist deswegen im Einklang mit der Verfassung, weil durch
Haushaltsdefizite mehr Nachfrage geschaffen wird und
weil mehr Nachfrage zu mehr Wachstum führt. Wachs-
tum ist gut für den Arbeitsmarkt, es bringt aber auch die
Außenwirtschaftsbilanz ins Gleichgewicht. Das ist so,
weil mehr Wachstum höhere Importe bedeutet.
Deutschland braucht also eine Politik, die zu mehr
Nachfrage und Wachstum führt, damit die Handelspart-
ner nicht genötigt werden, ihr Wachstum beispielsweise
durch Zinserhöhungen zu drosseln, wie dies in den USA
der Fall ist. Wir provozieren durch unsere Außenhan-
delsüberschüsse, dass sich die Weltkonjunkturlokomo-
tive Vereinigte Staaten genötigt sieht, das Wachstum zu
drosseln, um mit ihren Defiziten klarzukommen.
Frau Merkel hat in ihrer Rede beim Bundesverband
der Deutschen Industrie am vergangenen Dienstag ge-
sagt: Wir wissen, dass eine Mehrwertsteuererhöhung
von faktisch 2 Prozent natürlich Auswirkungen auf die
Konjunktur haben kann. Ähnlich äußerte sich Herr Kau-
der am Mittwoch hier im Bundestag: Für den Weg aus
dem Verschuldungsstaat gibt es aus Sicht der Koalition
keine überzeugende Alternative neben der Erhöhung der
Mehrwertsteuer. Ähnlich sah das Finanzminister Stein-
brück am 19. Mai 2006: Ohne eine Erhöhung der Mehr-
wertsteuer laufe man in eine Schuldenfalle hinein. Auch
wenn sie in dieser Phase für konjunkturpolitisch schäd-
lich zu halten sei: Dieser Nachteil sei gegenüber anderen
Nachteilen abzuwägen.
Mit etwas Mut allein schon zum Denken sind die fol-
genden Nachteile tatsächlich gegeneinander abzuwägen:
Eine höhere Mehrwertsteuer senkt das Wachstum aus
Nachfragegründen ab. Unzutreffend wird behauptet,
dass höhere Steuern auf Gewinne aus Kostengründen
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as Wachstum verringern. Aber lassen wir dieses Kos-
enargument einmal gelten. Dann ist doch politisch ab-
uwägen, ob der Haushalt durch eine Steuererhöhung
onsolidiert werden soll, die das Einkommen der großen
ehrheit der Bevölkerung schmälert, oder durch die Er-
öhung von Steuern, die einzig aus dem Gewinneinkom-
en gezahlt werden. Es gibt also bei der Konsolidierung
er Haushalte eine Alternative zur Mehrwertsteuererhö-
ung.
(Beifall bei der LINKEN)
at Ihnen der Mut gefehlt, an diese Alternative auch nur
u denken, oder stehen Sie am Ende auf der falschen
eite?
Vielen Dank.
(Beifall bei der LINKEN)
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:
Ich erteile das Wort Kollegen Volker Kröning, SPD-
raktion.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Volker Kröning (SPD):
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Wie bei der ersten Lesung des Bundeshaushaltes
006 vor knapp drei Monaten wird der Einzelplan 09 für
irtschaft und Technologie auch in der zweiten Lesung
m Schluss der Haushaltswoche debattiert, auf dem pro-
inenten Platz vor den Einzelplänen 32 und 60, Bundes-
chuld und Allgemeine Finanzverwaltung. Wie auch im-
er man das interpretieren will: Die Überleitung zur
ritten Lesung ist erkennbar.
Die Beiträge von Herrn Brüderle und Herrn Schui haben
ezeigt, dass wir bereits mitten in der Abschlussrunde
ind. Beide haben sich erkennbar sowohl mit Bundes-
inister Glos als auch mit Bundesminister Steinbrück
erieben. Doch wie so oft, Herr Brüderle, war Ihre Rede
ehr eine Büttenrede als ein Sachbeitrag. Herr Professor
chui, so interessant Ihre Grundsatzausführungen waren,
o wenig helfen sie praktisch weiter. Es ist auch bezeich-
end, dass dazu gar keine Anträge vorliegen.
(Zuruf von der LINKEN: Sind Sie hier der
Oberlehrer?)
Aus unserer Sicht kann man nur sagen: Wirtschaft
nd Finanzen bleiben unser Schicksal. Sie bleiben – das
age ich ganz offen – die Bewährungsprobe der großen
oalition. Das war auch von 1966 bis 1969 so. Doch wie
weischneidig historische Vergleiche sind, zeigt die an-
ere Bewährungsprobe, die uns vor der Sommerpause
evorsteht, nämlich die Modernisierung der bundesstaat-
ichen Ordnung. Auch dabei streiten wir darüber, welche
nforderungen die Entscheidungssituation hier und
eute an uns Politiker stellt. Es ist Spekulation, wie die
ächste Generation über unsere Entscheidungen denken
ird. Schlüsse von damals auf heute sind nicht möglich,
um Beispiel dahin gehend, dass wir uns gegenüber
969 korrigieren wollten und wir heute auf dem besten
ege seien, Fehler zu machen. Wir handeln mit dem
3848 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
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Volker Kröning
besten Wissen und Gewissen, Fehler zu korrigieren und
nachhaltige Politik zu machen.
Auch bei Wirtschaft und Finanzen kommt es darauf
an, eine strenge Analyse anzustellen und die Problem-
lösungen darauf aufzubauen. In finanzpolitischer Hin-
sicht hat uns dazu kürzlich die EU-Kommission ins
Stammbuch geschrieben, dass sich die Bilanz des ersten
Jahres nach der Reform des Stabilitäts- und Wachstums-
paktes zwar sehen lassen kann, dass zentrale Probleme
aber noch ungelöst sind. Zitat:
Die größte Herausforderung besteht jedoch nach
wie vor darin, über die Korrektur übermäßiger De-
fizite hinauszugehen und durch Verstärkung der
Konsolidierungsbemühungen in besseren Zeiten
mittelfristig eine sichere Haushaltsposition zu errei-
chen.
Das heißt beinhart, liebe Kolleginnen und Kollegen
gerade auch von der Opposition, dass wir uns sowohl um
mehr Einnahmen kümmern müssen – besonders bei den
steuerlichen Begünstigungen und Ausnahmen – als auch
und vor allem um mehr Ausgabendisziplin.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der
CDU/CSU)
Herr Brüderle, Stabilität und Wachstum, das Mischungs-
verhältnis und die Verteilung beider Anstrengungen auf
der Zeitachse sind Regierungskunst. Da sind wir uns si-
cherlich im Ob einig und streiten uns nur über das Wie.
Herr Kollege Schui, es wird in den nächsten Jahren,
sowohl was die Haushaltsdisziplin als auch was die
Haushaltsstrukturen angeht, darum gehen, den Doppel-
kurs von Stabilität und Wachstum weiter zu verdeutli-
chen und zu verstärken.
Am Haushalt des Wirtschaftsministeriums interes-
siert, welche Beiträge dieses Ressort zur Sanierung der
Staatsfinanzen und zur Lösung der strukturellen Pro-
bleme leistet. Da wir uns in der zweiten und noch nicht
in der dritten Lesung befinden, möchte ich, wie es auch
der Kollege Rossmanith getan hat, einen Schwerpunkt
als Haushälter setzen. Es müssen keine Einzelheiten auf-
gezählt werden, auch nicht als Referat zu den Einzel-
planberatungen in den Monaten März und April 2006.
Der Bericht des Haushaltsausschusses liegt Ihnen vor;
auf knappen drei Seiten geht es darin um den Haushalt
für Wirtschaft und Technologie.
Welche sind unsere Grundlinien? Gegenüber 2005
wächst der Haushalt um 1,1 Milliarden Euro auf 5,7 Mil-
liarden Euro. In der mittelfristigen Finanzplanung ist
eine Steigerung auf 5,9 Milliarden Euro vorgesehen. Um
das nicht mit falschem Ausgabenwachstum zu verwech-
seln: Das geht zurück auf den Neuzuschnitt des Ressorts,
vor allen Dingen auf die Verstärkung des Teils Wirt-
schaft um den Teil Technologie, und auf das 6-Milliar-
den-Euro-Programm, mit dem die Bundesrepublik
Deutschland energisch die Lissabonstrategie verfolgt.
Die globale Minderausgabe, die im Entwurf der
Bundesregierung mit einer Höhe von 85 Millionen Euro
angesetzt war, ist auf Vorschlag der Koalitionsfraktionen
im Haushaltsausschuss bereits um 35 Millionen Euro ge-
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enkt worden. 50 Millionen Euro müssen im Haushalts-
ollzug also noch folgen.
Sorgen bereitet uns, und zwar über die Parteigrenzen
inweg, die Steigerung der globalen Minderausgabe in
er bisherigen mittelfristigen Finanzplanung, in den Jah-
en 2007 bis 2009.
(Ulrike Flach [FDP]: So ist es!)
ie soll sich nahezu verdreifachen. Dies könnte zu einem
ielkonflikt zwischen Konsolidierung und Innovation
ühren. Darauf machen wir die Bundesregierung unmit-
elbar vor der Aufstellung des Haushaltes 2007 und der
ortschreibung der mittelfristigen Finanzplanung bis
um Jahre 2010, dem Zieljahr der Lissabonstrategie,
ufmerksam.
Ich erlaube mir, davor zu warnen, diesen Konflikt, der
icht nur im Einzelplan 09 sichtbar wird, sondern auch
n anderen Haushalten – besonders allerdings im Haus-
alt Wirtschaft und Technologie –, im Haushalts-Soll zu
erschleiern und die Budgetverantwortung durch globale
inderausgaben von der Haushaltsaufstellung durch das
arlament in den Haushaltsvollzug durch die Bundesre-
ierung zu verlagern, also den Versuch zu unternehmen,
ie Lösung dieses Konflikts in der Bewirtschaftung des
aushalts und im Haushalts-Ist zu vergraben bzw. – so
önnte man es auch nennen – zu verwursten.
(Beifall des Abg. Dr. Heinz Riesenhuber
[CDU/CSU])
as ist nicht mein Verständnis von erklärter und vollzo-
ener Politik.
Herr Kollege Rossmanith, Herr Kollege Willsch und
ch haben als Berichterstatter der Koalition das in unse-
en Kräften Stehende getan. Sogar weitgehend im Ein-
ernehmen mit der Opposition, jedenfalls mit dem frü-
eren Koalitionspartner, den Grünen, und dem Beinahe-
oalitionspartner, der FDP, haben wir für die Teilauf-
ösung der globalen Minderausgabe 2006 gesorgt. Schon
ährend der Beratungen am 6. April dieses Jahres haben
ir zudem die Freigabe von Mitteln für Forschung und
ntwicklung in den Ressorts Bildung und Wirtschaft
urchgesetzt. – Das könnte eigentlich noch einmal mit
eifall versehen werden, aber es ist offenbar hinreichend
ekannt.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN)
Bei derselben Gelegenheit haben wir die Bundesre-
ierung um einen Bericht über die Erfüllung des 3-Pro-
ent-Ziels bis zur Mitte des Jahres gebeten.
(Dr. Herbert Schui [DIE LINKE]: Mutig! Mu-
tig!)
Das wird uns noch begleiten, Herr Schui. – Im Kern
eht es uns um die Frage – so heißt es im Beschluss des
aushaltsausschusses –, wie das Ziel, die Ausgaben für
orschung und Entwicklung bis 2010 auf insgesamt
Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu steigern, von
en Akteuren – dem Bund und den Ländern auf der ei-
en Seite und der Wirtschaft auf der anderen Seite – er-
eicht werden kann.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3849
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Volker Kröning
Deshalb freue ich mich, dass diese Debatte just an
dem Tag stattfindet, an dem die in der Bundesregierung
für dieses übergreifende Politikthema verantwortliche
Ministerin, Frau Schavan, die Forschungsunion zwi-
schen Staat und Wirtschaft begründet. Das ist ein neuer
Name für etwas, was auf den Innovationspakt zwischen
Bundeskanzler Schröder und den Regierungschefs der
Länder auf der einen und Spitzenvertretern der deut-
schen Wirtschaft auf der anderen Seite zurückgeht; mehr
als zwei Jahre ist das jetzt her. Frau Schavan befindet
sich dabei in bester Tradition ihrer Vorgängerin, der Kol-
legin Edelgard Bulmahn.
(Beifall bei der SPD)
Wie ernst das Glaubwürdigkeitsproblem ist, das wir
sowohl am kurzen wie auch am langen Ende der Finanz-
planung lösen müssen, hat der Bericht zur technologi-
schen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2006 gezeigt,
den der Bundestag zusammen mit der Stellungnahme
des Bundesrates am 19. Mai 2006 diskutiert hat. Es muss
klar ausgesprochen werden – gerade wenn man Stabilität
und Wachstum auf neuen Wegen erreichen will –:
Deutschland verliert im internationalen Vergleich inno-
vativer Volkswirtschaften immer noch an Boden. Wir
haben noch nicht genügend Boden wettgemacht, ge-
schweige denn uns wieder ins vordere Feld vorgearbei-
tet.
(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])
Wie es besser gehen kann, will ich kurz am Beispiel
der maritimen Wirtschaft zeigen – ich muss ja nun im
Gegensatz zu dir, Kurt, ein Nordthema wählen –: Dieses
Politikfeld wird auch während der Präsidentschaft
Deutschlands in der Europäischen Union im ersten
Halbjahr 2007 und mit Blick auf das kürzlich vorgelegte
Grünbuch der Europäischen Kommission „Die künftige
Meerespolitik der Europäischen Union: eine europäische
Vision für Ozeane und Meere“ eine Rolle spielen. Herr
Minister Glos hat als Koordinator für diesen kleinen,
aber feinen Wirtschaftszweig innerhalb der Bundesregie-
rung vor einiger Zeit eine bemerkenswerte Rede gehal-
ten, von der in der Presse leider nicht genügend zu lesen
war. Deshalb fordere ich ihn heute ein bisschen heraus.
Ich freue mich übrigens, Herr Minister, dass Sie ähnlich
wie Ihr Vorgänger die Küste schon einmal in Augen-
schein genommen haben: Minister Clement war damals
in Bremerhaven, Sie waren in Stralsund – das nenne ich
innerdeutsche Verteilungsgerechtigkeit.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der
CDU/CSU)
Die Neuausrichtung der Schiffbau- und Schifffahrts-
politik der Bundesregierung – vier Maritime Konferen-
zen und bemerkenswerte Ergebnisse sind der beste Be-
leg für Innovationspolitik –, die unter Bundeskanzler
Schröder begann und auf der die Bundeskanzlerin für die
nächste Maritime Konferenz in Hamburg aufbauen kann,
bestand in der Abkehr von der Subventionierung von
Kaufverträgen, den so genannten Wettbewerbshilfen.
Die Neuausrichtung setzte sich EU-konform mit den so
genannten Innovationshilfen fort, rückzahlbaren Zu-
wendungen in Höhe von 20 Prozent der Aufwendungen,
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ückzahlbar allerdings nur für den Fall, dass es gelingt,
as Produkt am Markt anzubringen. Parallel ist ein neues
insausgleichssystem, das so genannte CIRR, einge-
ührt worden, das den Reedern einen Anreiz gibt, Auf-
räge an deutsche Werften zu vergeben. Zusätzlich hat es
n den letzten Wochen eine viel versprechende Verstän-
igung zwischen dem Bundesministerium für Wirtschaft
nd Technologie und den Wirtschaftsministerien – viel-
ach auch Ministerien für Wirtschaft und Häfen – der
üstenländer gegeben. Die Länder erklären sich bereit,
ie Kofinanzierung der bisherigen Wettbewerbshilfen
nalog zur Luftfahrtforschung auf die Innovationsförde-
ung zu übertragen. Im Gegenzug hat sich der Bund be-
eit erklärt, die CIRR-Finanzierung fortzusetzen und sie
anz zu schultern. Diese Vereinbarung fügt sich finan-
iell und konzeptionell in den Innovationspakt ein. Sie
st ein Beispiel für branchenbezogene Innovationspakte,
on denen wir viele mehr brauchen. Ich hoffe, dass es
hnen, Herr Minister Glos, in den Verhandlungen mit Ih-
en Kollegen in den Chefgesprächen zum Haushalt 2007
elingt, diese Vereinbarung unterzubringen. Was Ihnen
icht gelingt, wird uns noch parlamentarisch beschäfti-
en müssen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Beispiel, das
ch gewählt habe, illustriert allerdings leider auch, woran
s dem Standort Deutschland ebenso wie an hinreichen-
en Mitteln für Forschung und Entwicklung immer noch
angelt: Wie fast in der gesamten Industrie sucht der
chiffbau nämlich händeringend Nachwuchs, und zwar
icht nur Handwerker, sondern auch Ingenieure. Pro
ahr schließen nur 70 junge Leute ihre Ausbildung an
en sechs schiffstechnischen Studiengängen in Deutsch-
and ab, während 120 Ingenieure pro Jahr allein in dieser
ranche gebraucht werden. Die Zulieferindustrie sucht
arüber hinaus zurzeit rund 1 500 Ingenieure, wie die
erbände VSM und VDMA übereinstimmend berichten.
Der Staat ist also gefordert. Immerhin hat die Branche
ine Ausbildungsquote – nämlich ein Verhältnis von
uszubildenden zur Gesamtbelegschaft – zu bieten, die
öher ist als im Durchschnitt aller Branchen, nämlich
Prozent.
(Ulrike Flach [FDP]: Daran könnten sich an-
dere Unternehmen ein Beispiel nehmen!)
nd – auch das könnte zu einem Innovations- und Aus-
ildungspakt gehören –: Die Branche ist bereit, diese
uote zu steigern.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der
CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach
[FDP])
Herr Minister Glos, Sie haben neulich zusammen mit
hrem Kollegen Müntefering an alle Mitglieder des
eutschen Bundestages appelliert, in ihren Wahlkreisen
ür zusätzliche Ausbildungsplätze zu sorgen. Das ist
reit gehört worden. Wir an der Küste machen das.
enn Sie mitmachen, wird uns das umso leichter fallen.
Ich begrüße, dass Sie sich in diesen Tagen auf der
pitzenebene mit Vertretern der deutschen Wirtschaft
etroffen haben, um die Gewinnung von Ausbildungs-
lätzen ohne Nachhilfe des Gesetzgebers zu intensivie-
3850 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
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Volker Kröning
ren. Dies bleibt eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft.
Dies bleibt ebenso eine Aufgabe beider Ebenen, sowohl
des Bundes als auch der Länder. Es bleibt auch deshalb
besonders eine Aufgabe der Länder, weil es – diese
Klage hören wir immer wieder – nicht nur zu wenig
Ausbildungsplätze, sondern auch nicht genügend gut
ausgebildete Absolventen von den Schulen gibt. Das
muss sich ändern. Auch dies muss zum Thema gesamt-
staatlicher Politik gemacht werden.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU)
Auch nach der Verfassungsreform wird der Bundestag
hier ein Mitspracherecht behalten.
Neben den finanziellen und personellen Rahmenbe-
dingungen von Innovation kommt es auf gute Gesetzge-
bung an, wie es neuerdings nach Wiederentdeckung der
Tugend des guten Regierens heißt. Die Koalition kann
die Verabschiedung des Gesetzes über den Normenkon-
trollrat in der letzten Sitzungswoche und des Mittel-
standsentlastungsgesetzes in der nächsten Woche auf ih-
rer Habenseite verbuchen. Auch dies zählt zu den vielen
Bausteinen der ersten 200 Tage. Wir reden nicht über
das, was im Lande schlecht ist, sondern wir reden über
das, was wir getan haben und tun wollen, um es besser
zu machen.
Das Wirtschaftsministerium wird sich – davon haben
wir Haushälter uns überzeugt – mit Kreativität an der Si-
syphusarbeit des Bürokratieabbaus und der guten Ge-
setzgebung weiterhin beteiligen, und zwar auch im Häu-
serkampf.
(Gudrun Kopp [FDP]: Häuserkampf? Darunter
können wir uns überhaupt nichts vorstellen!)
– Im Kampf der Ressortinteressen! – Es verdient dabei
alle Unterstützung durch die Spitzen und im Zusammen-
wirken mit dem Parlament. Das Ressort hat dafür wie an
anderen Stellen zusätzliche Personalmittel erhalten, und
zwar – damit Sie auch dies nicht missverstehen – im Ge-
genzug zu Einsparungen, die es in anderen Bereichen
nachgewiesen hat.
Herr Bundesminister Müntefering hat in diesen Tagen
angekündigt, die Abrechnung der Sozialversiche-
rungsbeiträge zu vereinfachen, die zu einer jährlichen
Zusatzbelastung für die deutsche Wirtschaft in Höhe von
8 Millionen Euro geführt hat. Ich danke Ihnen für diese
Initiative, Herr Minister. Das Bundesministerium für Ar-
beit und Soziales will die umstrittene Regelung schnell
ändern. Ich rege namens der SPD-Fraktion an, diesen
Punkt schon in der nächsten Woche in das erste Mittel-
standsentlastungsgesetz aufzunehmen.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen aus
dem Ausschuss für Wirtschaft und Technologie ist mir
daran gelegen, für das zweite Halbjahr 2006 ein zweites
Mittelstandsentlastungsgesetz vorbereiten zu lassen.
Der Maßnahmenkatalog, den das Bundeskabinett von
Ihnen, Herr Minister Glos, im Frühjahr erhalten hat, um-
fasst 37 Vorhaben und im Parlament gibt es etliche wei-
tere Ideen. Ich will nur ein Beispiel nennen: die Kfz-Zu-
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assung. Der Streik im öffentlichen Dienst hat uns
inreichend deutlich gezeigt, dass wir auch da im besten
inne eines Benchmarking Anlass haben, von den Erfah-
ungen anderer Länder innerhalb der Europäischen
nion zu lernen. Wir sollten den Rückenwind der Föde-
alismusreform nutzen, um zu versuchen, unser bundes-
taatliches Regelwerk weiter zu öffnen.
Es bleibt eine wichtige Aufgabe für das Ressort und
as Bundeskabinett insgesamt, die Bemühungen der
änder und der Europäischen Union um Bürokratieab-
au und eine bessere Gesetzgebung zu unterstützen. Wir
aben auf allen drei Ebenen den Auftrag, kleine und
ittlere Unternehmen – ich nenne sie lieber direkt, als
en diffusen Begriff Mittelstand zu gebrauchen – darin
u unterstützen, sich besser im Dschungel staatlicher Re-
elungen zurechtzufinden. Noch besser wäre es, einen
eil dieses Dschungels niederzuschlagen.
Was die Einrichtung des Normenkontrollrates und
ie skeptische Begleitmusik angeht, die in diesem Zu-
ammenhang zu hören war, darf ich als Haushälter her-
orheben, dass der Haushaltsausschuss parallel zu seiner
tellungnahme zu dem Gesetz die Bundesregierung auf-
efordert hat, zusätzliche Verwaltungskosten so gering
ie möglich zu halten und dabei insbesondere so weit
ie möglich auf externe Berater zu verzichten. Wir wer-
en auch überwachen, ob sie unserer Forderung nach-
ommt; die Möglichkeiten der Haushälter dazu sind un-
uffällig, aber spitz.
(Ulrike Flach [FDP]: Das war mal ein vernünf-
tiger Anfang!)
usätzliche Ausgaben sind im jeweiligen Einzelplan und
usnahmsweise auch durch Ressortumlage einzusparen.
it anderen Worten: Es entsteht kein Mehraufwand. Ich
eise also den Vorwurf zurück, wir bekämpften Büro-
ratie mit Bürokratie.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Der Haushaltsausschuss begrüßt, dass Herr Minister
los den Geschäftsbereich seines Ressorts einer umfas-
enden Aufgabenkritik unterziehen will. Effizienzsteige-
ung heißt nicht nur, mit weniger Mitteln die gleiche
eistung zu erzielen, sondern auch, aufgaben- und be-
arfsgerechte Schwerpunkte zu bilden.
Deshalb hat der Ausschuss auf Antrag der Koalitions-
raktionen und mit Unterstützung von FDP und Grünen
ei Enthaltung der Linken beschlossen, im Bereich der
ußenwirtschaft die Standortwerbe- und Akquisitions-
esellschaften Invest in Germany und Industrial Invest-
ent Council zusammenzulegen und die Verknüpfung
it den Auslandshandelskammern und der Bundesagen-
ur für Außenwirtschaftsinformation zu verstärken.
enn der deutsche Export – auf den oft unsere Auf-
erksamkeit fixiert ist und auf den wir zu Recht stolz
ind – auch mittelfristig dazu beitragen soll, das Wachs-
um zu stabilisieren, verdient sein weltweites Netzwerk
ie Unterstützung des Parlaments. Wir können uns nicht
arauf ausruhen, was in diesem Bereich erreicht wurde.
Weitere kritische Vorschläge sind vorstellbar und lie-
en im Haushaltsausschuss – ich hoffe, auch im Fach-
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3851
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Volker Kröning
ausschuss – bereits vor. Ich will dem jetzt nicht vorgrei-
fen. Lassen Sie mich stattdessen versuchen, den Kreis zu
schließen.
Wenn man den Tenor der ersten Beratung im März
mit der heutigen Debatte vergleicht, so ist man versucht,
einen Kernbegriff der Konjunkturberichterstattung der
letzten Wochen aufzugreifen. Es war von einem „Höhe-
punkt“ – so das Zentrum für Europäische Wirtschaftsfor-
schung – und von einem „Siedepunkt“ – so der Deutsche
Industrie- und Handelskammertag – die Rede. Ich finde,
es verrät viel über den Stand der Wirtschaftswissenschaft
und die Wirtschaftspolitik, dass immer wieder solch eine
blumige Ersatzsprache gewählt wird, die weder die Wis-
senschaft noch die Politik zufrieden stellen kann.
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau hat in diesen Ta-
gen festgestellt, dass der Mittelstand sein Stimmungs-
hoch erreicht hat. Auch das ist eine zwiespältige Aus-
sage. Dies sollte keine Momentaufnahme bleiben, Herr
Kollege Brüderle. Ich hoffe, dass der Mittelstand mit
dazu beitragen wird, die konjunkturelle Entwicklung zu
stabilisieren. Das haben wir uns vorgenommen. Der
Haushalt für Wirtschaft und Technologie soll dazu einen
Beitrag leisten. Ich bitte deshalb wie mein Kollege von
der Union um Zustimmung zu diesem Einzelplan.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:
Ich erteile das Wort Kollegin Thea Dückert, Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen.
Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
konjunkturelle Situation ist gut; das, glaube ich, kann
man feststellen. Das ist aber kein Lob für diese Regie-
rung; denn eines ist sicher: Der Bundeswirtschaftsminis-
ter hat mit dieser positiven wirtschaftlichen Entwicklung
nichts zu tun. Es gibt sie eher trotz des Wirtschaftsminis-
ters.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN –
Zuruf von der CDU/CSU: Das ist eine falsche
Analyse!)
Wirklich dramatisch ist, dass der Wirtschaftsminister der
Bundesrepublik Deutschland tatkräftig dazu beiträgt,
dass wir zukünftig auf einen konjunkturpolitischen
Abenteuerkurs geraten.
Das prognostizierte Wachstum in Deutschland liegt
zwischen 1,8 und 2 Prozent. Wir haben vorhin gehört,
dass die Steuereinnahmen jeden Monat stärker sprudeln.
Trotzdem stellt dieser Wirtschaftsminister eine Störung
des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts fest. Ich
frage Sie, Herr Glos: Welche Wachstumsraten müssen
eigentlich erreicht werden, welche zusätzlichen Steuer-
einnahmen müssen erzielt werden, bevor Ihnen die
Schamesröte ins Gesicht steigt, wenn Sie so etwas ver-
künden?
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN –
Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das sagen
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ausgerechnet Sie als Wachstumsbremse! –
Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die personifi-
zierte Wachstumsbremse fragt nach Wachs-
tum!)
Die konjunkturelle Situation ist günstig. Sie aber trei-
en die Neuverschuldung auf einen historischen Höchst-
tand. Der Grund ist, dass dieser Regierung die Kraft
ehlt zu einer haushaltspolitischen Konsolidierung, die
urch dringend überfällige Strukturreformen zu errei-
hen ist.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN)
afür gibt es viele Beispiele im Haushalt. Das beste Bei-
piel für Ihren Haushalt, Herr Glos – es wurde vorhin
chon angesprochen –, liegt auf der Hand: die Steinkoh-
esubventionierung. Der Kollege Rossmanith hat hier
erkündet, dass es dazu eine Art geheime Verschluss-
ache gebe.
(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Nein, nein! –
Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es gibt keine
geheime Verschlusssache! Es gibt anständige
Verschlusssachen wegen der Unternehmens-
daten!)
ir jedenfalls sind der Ansicht, dass es hier Einsparpo-
enzial gibt.
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:
Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Rossmanith?
Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Ja, gerne.
Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU):
Frau Kollegin Dückert, darf ich Sie darauf aufmerk-
am machen, dass die Frage, ob es dazu etwas in der Ge-
eimschutzstelle gebe, nicht von mir gestellt wurde, son-
ern von der Kollegin Lührmann?
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja!)
eine Antwort darauf war: Wenn dem so sein sollte,
ann hat das sicherlich seine Bewandtnis, möglicher-
eise wegen Daten, die innerbetrieblich begründet
ind. – Ich habe jedoch nicht gesagt, dass es dort etwas
ebe.
Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Lieber Herr Kollege Rossmanith, ich bin ganz sicher,
ass es eine Bewandtnis hat, warum Sie versuchen, in
ieser zentralen Frage nicht Ross und Reiter zu nennen,
nd kein Ausstiegsszenario darstellen. Immerhin sind
in Drittel der Mittel des Haushalts des Wirtschafts-
inisters an die Steinkohlesubventionierung gebunden.
Ich verstehe Ihr Verhalten auch. Sie haben in Nord-
hein-Westfalen gemeinsam mit der FDP und uns Grü-
en einen Antrag für den Ausstieg aus der Steinkohle-
ubventionierung auf den Weg gebracht. In Berlin haben
ie aber das Problem, in einer Art rot-schwarzem Ent-
3852 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
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Dr. Thea Dückert
scheidungsknäuel zu sein; Sie blockieren sich selbst.
Deswegen sprechen Sie in diesem Bereich – so verstehe
ich das jedenfalls – von Geheimschutzsachen.
(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das habe
ich nicht gesagt!)
Meine Kollegin Lührmann kümmert sich um dieses Pro-
blem. Sie wird Ihnen nachher detailliert dazu Auskunft
geben. Mir fehlt die Zeit dazu.
Meine Damen und Herren, mit diesem Beispiel wollte
ich deutlich machen, dass Ihnen schlichtweg der Mut zu
strukturellen Reformen für eine Haushaltskonsolidie-
rung fehlt. Das ist auch der Grund dafür, warum dieser
Wirtschaftsminister mit seinem Haushalt, der einen An-
teil daran hat, dass die Mehrwertsteuer erhöht wird, dazu
beiträgt, dass wir in Deutschland auf einen konjunktur-
politischen Abenteuerkurs geraten.
Herr Glos, Sie haben bei Ihrem Amtsantritt verkün-
det, Sie wollten eine Art Wachhund sein und Laut geben,
wenn es in den Bereichen Steuern, Arbeit und Gesund-
heit nicht klappt. Dazu kann ich nur sagen: Sie haben
gleich die Gelegenheit, Ihre laute Stimme zum Beispiel
gegen das unsinnige Vorgehen zu erheben, eine Mehr-
wertsteuererhöhung für das nächste Jahr anzukündi-
gen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN –
Volker Kröning [SPD]: Das ist schon be-
schlossen! Das haben Sie nicht gemerkt!)
Gestern wurde im KfW-Ifo-Mittelstandsbarometer
deutlich gemacht – dies wurde vorhin schon angespro-
chen –: Wir befinden uns möglicherweise schon auf dem
Stimmungshoch. In dieser Situation mit einer Mehrwert-
steuererhöhung daherzukommen, ist ein Harakirikurs.
Japan hat uns vorgemacht, was da passieren kann. Der
Präsident des Deutschen Handwerkskammertages, Herr
Kentzler, aber auch Wissenschaftler wie Professor
Schneider aus Linz haben deutlich gemacht, was uns bei
dieser Entwicklung droht. Es ist abzusehen, dass das
Jahr 2007, vorbereitet und unterstützt durch unseren
Wirtschaftsminister, das Jahr wird, in dem die mühsam
erarbeitete Trendwende in der Entwicklung der
Schwarzarbeit, also der Rückgang der Schwarzarbeit,
den wir durch rot-grüne Reformen erreicht haben, umge-
dreht wird. Dann, Herr Minister, werden Sie kein Minis-
ter für mehr Arbeit sein, sondern ein Minister für mehr
Schwarzarbeit. Das ist schlecht für dieses Land.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Wir alle wissen, dass Herr Glos sozusagen schon vor
dem Anpfiff eingewechselt worden ist. Meine Sportleh-
rerin hätte bei einer Bewertung seiner Leistung bis heute
gesagt: Michael hat sich bemüht, hat aber offensichtlich
andere Begabungen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN –
Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Frau Oberleh-
rerin! – Ludwig Stiegler [SPD]: Michael heißt:
Der ist wie Gott!)
Sie sagen uns immer wieder – ich vermute, das wer-
den Sie nachher auch tun –: All das, was Sie machen,
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ichtet sich vor allem darauf, mehr Beschäftigung in
eutschland zu schaffen. Da frage ich, Herr Minister:
as ist denn mit der Ankündigung, die Lohnnebenkos-
en unter die 40-Prozent-Marke zu setzen? Das haben
ie sich vorgenommen und das zu erreichen wäre für die
chaffung von mehr Beschäftigung auch notwendig. Ich
ehe zwar, dass Sie etwas im Bereich der Arbeitskosten
unter anderem finanziert durch die Streichung von
itteln für Integrationsmaßnahmen – tun werden. Aber
ch sehe zuvor die Mehrwertsteuererhöhung, die erhöh-
en Beiträge zur Rentenversicherung und, wie von der
anzlerin tagtäglich angekündigt – auch vorgestern wie-
er –, Beitragssteigerungen im Gesundheitswesen. Man
ann also absehen, dass für Ihre arbeitsmarkt- und be-
chäftigungspolitisch wichtige Absicht, die Lohnneben-
osten zu senken, eine Gesamtstrategie fehlt.
Ich sage Ihnen deshalb: Schauen Sie sich an, was zum
eispiel die Grünen zu diesem Thema vorschlagen.
(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Darüber
kann man ja nicht einmal lächeln!)
enn wir mehr Beschäftigung erreichen wollen, dann
üssen wir die Lohnnebenkosten gezielt im Bereich der
eringeren Einkommen senken, weil wir durch diese
enkung der Lohnnebenkosten eine höhere Beschäfti-
ung von Geringqualifizierten erreichen, ohne dass diese
enschen ein geringeres Einkommen haben. Wir haben
in Progressivmodell vorgeschlagen. Herr Minister, ich
in gern bereit, Ihnen das zu erläutern. Wenn Sie in die-
em Bereich keine eigenen Ideen haben, dann können
ir Ihnen gerne helfen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Der Generalsekretär der SPD, Hubertus Heil, hat
ürzlich gefragt – es ist noch nicht lange her –: Wer ist
igentlich der Wirtschaftsminister in diesem Land? Ich
uss Ihnen ehrlich sagen: Wenn es um die wesentlichen
irtschaftspolitischen Fragen geht, fragen auch wir uns
as.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
ine dieser wirtschaftspolitischen Fragen möchte ich Ih-
en nennen: Die Ausbildungsplatzsituation ist drama-
isch. Dramatisch sind aber auch die Handlungsunfähig-
eit und die Untätigkeit des Ministers.
(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Jetzt reden
Sie aber Quatsch! – Steffen Kampeter [CDU/
CSU]: Sie hatten schon einmal sachlichere
Passagen in Ihrer Rede!)
er Mittelstand, die kleinen und mittleren Betriebe, ha-
en eine durchschnittliche Ausbildungsquote von
Prozent. Das ist ganz sicherlich eine Folge des Ausbil-
ungsplatzpaktes und des Drucks, den die rot-grüne Re-
ierung damals ausgeübt hat.
Wenn die großen Unternehmen in diesem Land diese
uote oder im Durchschnitt vielleicht 7 Prozent errei-
hen würden, dann gäbe es diese Ausbildungsplatznot
icht. Da muss ich fragen: Wo bleibt der Minister? Herr
inister, meine Fraktion hat Ihre Arbeit gemacht und re-
herchiert, um herauszubekommen: Wo ist denn die
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3853
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Dr. Thea Dückert
Lücke? Wir haben herausgefunden, dass die großen
Stars der Wirtschaft in Deutschland, die DAX-Unterneh-
men, einiges nachzuholen haben, um es freundlich aus-
zudrücken.
(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Und die
Gewerkschaften?)
Es gibt unter den Stars der deutschen Wirtschaft aller-
dings auch Highlights: Das ist zum Beispiel TUI; das ist
Metro; das ist Bayer. Sie haben eine Ausbildungsquote
zwischen 11,4 und 8,2 Prozent.
(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:
Das ist löblich!)
Aber es gibt auch in erheblicher Zahl schwarze Schafe.
Sie sind verantwortungslose schwarze Schafe in Bezug
auf ihre eigene Entwicklung und auf die wirtschaftliche
Entwicklung Deutschlands insgesamt. Ich nenne bei-
spielsweise VW mit einer Ausbildungsquote von
4,4 Prozent.
(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN]: Da sitzt doch der Wulff im Auf-
sichtsrat!)
Das ist Conti mit einer Ausbildungsquote von
3,9 Prozent. Das sind Infineon und Fresenius mit einer
Ausbildungsquote von jeweils 3 Prozent.
(Gudrun Kopp [FDP]: Und die Gewerkschaf-
ten?)
Das wunderbare Schlusslicht – „wunderbar“ ist hier in
Anführungszeichen zu verstehen – ist Adidas mit einer
Ausbildungsquote von 2 Prozent: 17 Azubis bei 2 000
Beschäftigten! Wir vermuten, dass Adidas mehr Ver-
träge mit Fußballmillionären als mit Azubis hat. Das ist
ein Skandal.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
sowie des Abg. Ludwig Stiegler [SPD])
Herr Glos, ich gebe Ihnen gern unsere Liste; ich habe
sie mitgebracht. Nicht alle Unternehmen haben uns ge-
antwortet. Ich denke, Sie sollten diese Liste vervollstän-
digen und dann veröffentlichen. Sie sollten nach dieser
Sitzung nach nebenan, zur Adidas-Arena, gehen; Adidas
ist ja ein großer Sponsor bei der Fußballweltmeister-
schaft.
(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]:
Das ist Ihr Beitrag zur Fußballweltmeister-
schaft!)
Sie, Herr Minister, und auch Frau Merkel haben im-
mer wieder verkündet, Sie wollen alles für Arbeit, Be-
schäftigung und Ausbildung tun. Es bleibt da auch vieles
zu tun. Wir haben Vorschläge vorgelegt, denen Sie sich
zuwenden sollten, etwa eine steuerfreie Gewinnrücklage
für zukünftige Beschäftigung bei kleinen und mittleren
Betrieben. Es ist überhaupt nicht einzusehen, warum im
Steuerrecht zukünftige Maschinen mehr zählen sollen
als zukünftige Arbeitsplätze. Wo ist schließlich Ihr Ein-
satz, Herr Minister, gegen die Subventionierung des Ar-
beitsplatzexports? Jährlich 5 Milliarden Euro werden da-
für bereitgestellt.
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Ich möchte meiner Kollegin Frau Lührmann nichts
on ihrer Redezeit wegnehmen. Deswegen muss ich an
ieser Stelle Schluss machen.
(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)
ur noch das Folgende: Weder hat dieser Minister einen
rdnungspolitischen Plan vorgegeben noch hat er ir-
endeine Maßnahme eingeleitet, die der Beschäftigung
ient.
(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sie hätten
Ihre Rede noch mehr verkürzen können!)
ir brauchen in Deutschland ein Konzept, das Laptop
nd Lederhose verbindet, um das mehr auf Bayrisch aus-
udrücken, damit es bei den Betreffenden auch an-
ommt. Dieser Minister bietet aber leider nur die Leder-
ose. Ich habe den Eindruck, der Finanzminister hat ihm
uch diese schon mehr oder weniger ausgezogen.
Ich danke Ihnen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:
Ich erteile das Wort Bundesminister Michael Glos.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD)
Michael Glos, Bundesminister für Wirtschaft und
echnologie:
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
en! Ich möchte mich als Erstes ganz herzlich bei den
itgliedern des Haushaltsausschusses und insbesondere
ei den Berichterstattern für den Einzelplan 09 für die
ute Beratung und die faire Zusammenarbeit, auch für
ie Anmerkungen und Hilfen, die mein Haus bekommen
at, bedanken. Hier geht es ja nicht um mein Haus oder
ich, sondern um die deutsche Wirtschaft insgesamt.
enn es der deutschen Wirtschaft gut geht, profitieren
ir alle davon.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD und der FDP)
Es macht großen Sinn, an die Ausbildungsbereitschaft
er Unternehmungen – sie ist zum großen Teil vorhan-
en – zu appellieren. Aber Firmen zu beschimpfen oder
ie an den Pranger zu stellen, halte ich für den falschen
eg.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der FDP)
s ist sicherlich besser, selber ein gutes Beispiel zu ge-
en. Dazu kann ich in aller Bescheidenheit sagen: Das
undeswirtschaftsministerium hat zusammen mit seinen
achgeordneten Behörden eine Ausbildungsquote von
0,85 Prozent. Wir bilden mehr als 500 junge Leute aus
nd versuchen überall, wo es möglich ist, neue Ausbil-
ungsplätze zu schaffen und so die Quote zu steigern.
ußerdem bemüht sich mein Haus zusammen mit dem
undesministerium für Bildung und Forschung – das
lappt zunehmend besser – sehr stark um neue Ausbil-
ungsordnungen und -berufe sowie um aufeinander
bgestimmte Ausbildungsmodule mit verkürzten Ausbil-
ungszeiten.
3854 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
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Bundesminister Michael Glos
Das alles sowie der Ausbildungspakt mit der Wirt-
schaft ist meiner Meinung nach der richtige Weg. Ich
möchte mich bei den hieran beteiligten Ministerinnen
und Ministern bedanken. Wir arbeiten intensiv zusam-
men, auch mit dem Bundesarbeitsminister. Auch Herr
Kollege Müntefering hat in seiner Haushaltsrede aus-
führlich darauf hingewiesen.
Ich rufe an dieser Stelle allen Unternehmern zu: Bil-
den Sie heute aus! Sie tun damit Gutes nicht nur für un-
ser Land und die jungen Menschen, sondern auch für
sich selbst. Es ist eine Win-win-Situation; denn wie wir
wissen, wird bald Fachkräftemangel in unserer Wirt-
schaft herrschen. Mut zur Ausbildung ist daher gefragt.
(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der
FDP)
Es geht nicht darum, wie in der Vergangenheit möglichst
teure Werbeagenturen einzuschalten. Es ist sicherlich
gut, dafür zu werben und ein bisschen Lärm zu machen.
Aber es darf nicht wie bei einem Feuerwerk sein: Alles
zerplatzt schnell und nur noch der Gestank vom Ab-
schuss bleibt übrig. Vielmehr muss nachhaltig gehandelt
werden; das geschieht auch.
Ich bin den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Kammern und der anderen Organisationen genauso wie
Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, dankbar, die sich
vor Ort für die Schaffung von Ausbildungsplätzen ein-
setzen. Das kann man dort am allerbesten machen. Ein
Minister kann nur beispielhaft ein paar Betriebe besu-
chen. Das habe ich am Tag der Ausbildung getan. Aber
die eigentliche Arbeit muss vor Ort geleistet werden.
Am 14. Juli treffen sich zudem die Partner des Ausbil-
dungspaktes. Zusammen mit diesen werden Herr Münte-
fering und ich darüber nachdenken, wie die zur Verfü-
gung stehenden Mittel insbesondere für diejenigen
besser ausgeschöpft werden können, die aufgrund man-
gelnder Qualifikation schwer vermittelbar sind. Es gibt
also eine gemeinsame große Kraftanstrengung der Bun-
desregierung, um den jungen Leuten mit Rat und Tat zu
helfen.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie
bei Abgeordneten der FDP)
Unser gutes duales Ausbildungssystem ist einer der
Gründe, warum wir Exportweltmeister sind und in den
handwerklichen und technologischen Bereichen – diese
sind sehr eng miteinander verzahnt – die besten Quali-
tätsprodukte entwickeln und herstellen. Dies hat uns
auch in unsteten Zeiten international wettbewerbsfähig
gehalten. Es ist großartig, dass die Bundesrepublik
Deutschland die Handelsnation Nummer eins in der Welt
geblieben ist, obwohl so große Player wie China und In-
dien hinzugekommen sind. Ich kämpfe um offene
Märkte; denn von den sich mit der Globalisierung und
den Marktöffnungen bietenden Chancen profitiert in al-
lererster Linie unser Land. Wenn wir diese Chancen
nicht nutzen, fallen wir automatisch in einer sich verän-
dernden Welt zurück.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
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Herr Kollege Kröning, Sie haben darauf hingewiesen,
ass es Deutschland inzwischen an Ingenieuren fehlt.
as von Ihnen genannte Beispiel hat man mir an der
üste bestätigt, aber dieser Mangel an Ingenieuren
acht sich im ganzen Land breit. Nach mir vorliegenden
ahlen fehlen bundesweit 18 000 Ingenieure. Auf der
nderen Seite sind 54 000 Ingenieure arbeitslos gemel-
et. Es gibt offenbar noch zu wenig Flexibilität und eine
u geringe Bereitschaft, umzuziehen. Zudem ist meiner
nsicht nach die Wirtschaft nicht in ausreichendem
aße bereit, auf ältere Kräfte, insbesondere bei den In-
enieuren, zurückzugreifen, obwohl diese sehr viel Er-
ahrung haben. Ich appelliere daher, bei der Einstellung
on Ingenieuren nicht nur nach jungen Hochschulabgän-
ern zu suchen, sondern auch das Potenzial der älteren
räfte zu nutzen.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Ich möchte auf ein paar Fragen eingehen, die gestellt
orden sind. Die Mehrwertsteuererhöhung ist not-
endig, um den Haushalt zu stabilisieren. Es wird mit-
el- und längerfristig keinen Aufschwung geben, wenn
ie öffentlichen Finanzen nicht stabilisiert sind.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/
CSU]: Sehr richtig! Da kann man Sie nur un-
terstützen, Herr Minister!)
Frau Kollegin Dückert, ich bewundere Ihren Mut; ich
ag es sehr gerne, wenn jemand mutig ist. Es gehört
ehr viel Mut dazu, wenn man Mitverantwortung für
ünf Haushalte hintereinander hat, die international ver-
inbarten Zielen und teilweise auch unserer eigenen Ver-
assung zuwidergelaufen sind, und nun uns für die Fi-
anzpolitik, die wir machen, in dieser Art und Weise
ritisiert.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/
CSU]: Das ist nicht mutig, sondern dreist-
frech!)
ffenbar ist Ihnen nichts Besseres eingefallen.
(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN]: Ganz schwach! Ich habe Vorschläge
gemacht!)
Aber zurück zu den gestellten Fragen. Natürlich wer-
en wir die maritimen Aktivitäten weiterhin unterstüt-
en. Ich finde es sehr gut, dass sich die Wirtschaft mit
en Landesregierungen und der Bundesregierung zu-
ammengefunden hat und einen, wie ich meine, zu-
unftsgerichteten Pakt für die maritime Wirtschaft ein-
egangen ist. Ich konnte mich – Sie, Herr Kollege
röning, haben es gesagt – vor Ort von der Leistungsfä-
igkeit überzeugen. Dieser Pakt ist ein Beispiel dafür,
ass unser Land, die Bundesrepublik Deutschland, mit
eltwirtschaftlichen Verwerfungen, die sich durch den
ehr hohen Energiepreis ergeben, besser fertig wird als
ndere Länder, nicht nur, weil wir eine hohe Energieeffi-
ienz und immer noch preiswerten Strom aus Stromquellen,
ie zum Teil umstritten sind, zur Verfügung haben – auf
ieses Thema will ich ausnahmsweise nicht eingehen;
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3855
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Bundesminister Michael Glos
Herr Gabriel, der sich immer freut, wenn ich darauf ein-
gehe, ist nicht hier –, sondern auch, weil die deutsche
Wirtschaft in der Lage ist, das große Kapital, das sich in
einzelnen Teilen der Welt ballt, ein Stück weit zu re-
cyceln und in Aufträge für die deutsche Wirtschaft um-
zulenken.
Eines habe ich bei der maritimen Wirtschaft gelernt:
Nicht nur im Bereich der großen Kreuzfahrtschiffe wird
mit am meisten Geld verdient und gibt es eine wunder-
bare Auftragslage – das wusste ich schon; sie haben si-
cher auch, wenn wir immer älter werden, eine gewisse
Zukunft –;
(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)
sondern wir sind ebenfalls Weltmeister im Bau unge-
heuer teurer Yachten, die mit großer Diskretion behan-
delt werden. Aber wenn das Gewinn nach Deutschland
und vor allen Dingen Arbeit an der Küste bringt, dann ist
mir das recht.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD und der Abg. Gudrun Kopp
[FDP])
Das ist einfach eine Tatsache und es ist ein kleines Bei-
spiel für unsere technologische Leistungsfähigkeit.
Ich hoffe, dass sich auch beim Airbus die Turbulen-
zen wieder legen. Es macht keinen Sinn, wenn sich der
Staat – deswegen habe ich mich mit Erklärungen zurück-
gehalten – zu sehr einmischt. Es ist in allererster Linie
Sache der Industrie, das wieder in Ordnung zu bringen.
Die Beteiligten sollen aufhören, miteinander um Posten
usw. zu streiten; sie sollen die Ärmel hochkrempeln und
schauen, dass bei diesem Hochtechnologieprodukt, das
Europa beim zivilen Flugzeugbau wieder an die Welt-
spitze katapultiert hat, weitere Fortschritte gemacht und
nach den Schwierigkeiten, die es gegeben hat, endlich
Lösungen gefunden werden, meine sehr verehrten Da-
men und Herren.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD und der FDP)
Ein Wort noch zu den gestellten Fragen bezüglich der
Steinkohle. Bei der deutschen Steinkohle stehen in die-
sem Jahr, wie ich meine, wichtige Entscheidungen an.
Sie müssen in Ruhe getroffen werden. Dabei geht es
nicht nur um den geplanten Börsengang der RAG, son-
dern auch darum, eine Anschlussfinanzierung bei der
deutschen Steinkohle für die Zeit nach 2009 zu finden.
Eine entsprechende Verpflichtungsermächtigung muss
bald im Haushalt aufgenommen werden. Im Moment
wird darum gerungen – auf Fachebene, zwischen dem
Bund und dem Land Nordrhein-Westfalen, aber auch mit
der IG BCE –, wie viel Steinkohle in Deutschland nach
2009 gefördert werden soll
(Gudrun Kopp [FDP]: Hoffentlich keine
mehr!)
und inwieweit das mit öffentlicher Hilfe unterstützt
wird.
Dass wir dabei kräftig nach unten müssen, ist, glaube
ich, zwischen allen Bänken dieses Hauses unumstritten.
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s gibt natürlich die Intervention der Industrie, die sich
arum herum entwickelt hat und sagt: Wir brauchen
uch in Zukunft einen gewissen Produktionsumfang im
ergbau, damit wir den Maschinenbau, der rund um den
ergbau existiert und international führend ist, hier er-
alten.
(Gudrun Kopp [FDP]: Da brauchen wir keine
Subventionen! – Ulrike Flach [FDP]: Das geht
auch so!)
arum kümmern wir uns.
Deswegen wird es zu den Fragen der RAG-Privati-
ierung ein Gutachten geben, das wir nach europäischen
edingungen ausschreiben mussten. An der Ausschrei-
ung haben sich 19 Interessenten beteiligt. Wir wollen
ie Privatisierung nicht verzögern, sondern möglichst
chnell behandeln. Wir brauchen dafür eine ganze Reihe
on Entscheidungsgrundlagen, die erarbeitet werden, um
ann abwägen zu können, wie sinnvoll oder wie wenig
innvoll die Privatisierung aus der Sicht des Bundes und
amit aus der Sicht der öffentlichen Hand ist. Der Bund
ürde letztlich auf den Garantien sozusagen hängen
leiben, soweit künftige Bergschäden usw. nicht durch
apital abgedeckt sind. Wir werden das in Ruhe klären.
Abgesehen von Firmendaten, die natürlich nicht öf-
entlich zugänglich sind, gibt es keinerlei Interesse von
ir, irgendetwas geheim zu halten. Ich bin grundsätzlich
afür, in meiner Politik alles transparent zu machen und
afür auch den Bürgern Rede und Antwort zu stehen.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Wir sollten eines nicht machen, was meines Erachtens
o typisch deutsch ist, und damit komme ich noch ein-
al zum Fußball. Kaum ist ein Spiel gewonnen, sagt
an: Aber das nächste Spiel werden wir verlieren. – So
eißt es auch jetzt schon wieder: Die Konjunktur ist
war so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr, aber sie
ird sofort wieder abbrechen.
(Volker Kauder [CDU/CSU]: Miesmacher!)
enn wir eine solche Mentalität haben, dann kann es
ur ganz schwer vorwärts gehen.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
eswegen sage ich: Lassen wir uns doch von dem Opti-
ismus anstecken, der durch den Fußball auch hier wie-
er eingezogen ist!
Ich bin gespannt, was davon übrig bleibt. Ich habe
anchmal den Eindruck: Fußball ist deswegen so be-
iebt, weil man da nur zuschauen muss, wie sich
2 Leute unter Anleitung eines Schiedsrichters abstram-
eln, und man sich in der Zuschauerrolle so richtig wohl
ühlen kann. Aber wir alle müssen in Deutschland Mit-
pieler werden,
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
itspieler in der deutschen Wirtschaft, Mitspieler, wenn
s darum geht, unser Land nach vorn zu bringen. Ich
ehe darin eine große Chance.
Herzlichen Dank.
3856 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
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Bundesminister Michael Glos
(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und
der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir
haben einen guten Wirtschaftsminister! Sehr
gute Rede!)
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:
Ich erteile das Wort Kollegin Ulrike Flach, FDP-Frak-
tion.
(Beifall bei der FDP)
Ulrike Flach (FDP):
Herr Präsident! Liebe Kollegen und Kolleginnen!
Herr Minister Glos, selbstverständlich ist es immer gut,
wenn man gemeinsam mit der Nationalmannschaft fie-
bert. Aber mit dem, was Sie zur Ausbildung gesagt ha-
ben, passt das nicht zusammen. Warme Worte, ein biss-
chen herumreisen und sich in den Ministerien
gegenseitig bestätigen, wie schön man das gemacht hat,
wird auf diesem schwierigen Gebiet der Ausbildungspo-
litik nicht reichen, Herr Glos.
(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN)
Die FDP hat in der Vergangenheit immer wieder da-
rauf hingewiesen, dass es notwendig ist – da waren wir
eigentlich oft Seite an Seite –, die Lehrlingsgehälter et-
was zu senken.
(Volker Kröning [SPD]: Sehr schöne Bot-
schaft!)
Deshalb erwarte ich von Ihnen eine Initiative. Ich erin-
nere mich an Diskussionen im Wirtschaftsausschuss. Da
waren wir immer einer Meinung. Es ist ein CDU/CSU-
Minister, der hier sitzt. Herr Glos, Sie sollten dies dann
auch einfach mal umsetzen. Das wäre schön.
(Beifall bei der FDP)
Frau Dückert, Sie haben uns zur Ausbildungsbereit-
schaft von Unternehmen in Deutschland eine Liste vor-
gelegt. Es wäre ehrlicher gewesen, wenn Sie an dieser
Stelle das hinzugefügt hätten, was uns Herr Gabriel vor
ein paar Tagen gesagt hat, nämlich: Gerade die hoch
subventionierten Betriebe im Umweltbereich sind es, die
zu wenig ausbilden. Ein Schnitt von 4,6 Prozent – die
Betriebe sind, wie gesagt, mit Steuergeldern subventio-
niert – ist nicht viel, Frau Dückert. Es wäre seinerzeit ei-
gentlich Ihre Aufgabe gewesen, mit Herrn Minister Trit-
tin dafür zu sorgen, dass das besser wird.
(Beifall bei der FDP – Dr. Thea Dückert [BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN]: Okay, ja!)
Wir sind noch in den Haushaltsberatungen. Lassen
Sie mich ein paar Worte zu dem Thema sagen, das uns
bei diesen Beratungen auch im Wirtschaftsausschuss
und im Haushaltsausschuss immer umgetrieben hat: Die-
ses Ministerium soll eigentlich eine Technologie-
schmiede sein. – Die FDP hat nach all diesen Beratun-
gen keine Veränderung im positiven Sinne sehen
können. Wir haben es hier mit einem Ministerium zu
tun, das nach vielen Jahren offensichtlich subventions-
vergessener Minister nach wie vor ein Bauchladen der
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ubventionitis ist. Dieses Ministerium ist nach wie vor
eit davon entfernt, eine Technikschmiede zu sein und
nnovationen zu fördern.
Herr Glos, Sie unterscheiden sich eigentlich nicht von
hren Vorgängern. Sie reisen herum und geben den guten
nkel. Inzwischen haben Sie bei den Kollegen im Haus-
altsausschuss eine leichte Beunruhigung hervorgerufen.
ie Haushälter haben über die Fraktionsgrenzen hinweg
inen Antrag verabschiedet, der genau in diese Richtung
eist: Sie sollen sich endlich daranmachen, Ihre ver-
chiedenen Projekte einer gründlichen Aufgabenkritik
u unterziehen.
(Beifall der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN])
ntscheidend ist, dass endlich evaluiert wird und dass
ie Steuergelder effizient eingesetzt werden. Das ist in
en letzten Jahren aber nicht passiert. Nichts deutet da-
auf hin, dass es beim Haushalt 2006 besser werden
ürde.
Ich will ein Beispiel anführen. Frau Schavan hat ein
rogramm mit dem Namen EXIST aufgelegt, welches
urch das Forschungsministerium wettbewerbsorientiert
ngelegt worden war. Das Erste, was das ordnungspoli-
isch hoch angesiedelte Wirtschaftsministerium getan
at, war, den Wettbewerbsgedanken aus diesem Pro-
ramm zu streichen. Jetzt gibt es keinen Wettbewerb
ehr, und zwar mit der wunderschönen Begründung
typisch für ein Subventionsministerium –, dass ohne
ettbewerb mehr Antragsteller gefördert werden kön-
en. Mit anderen Worten: Masse statt Klasse. Aber ge-
au das sollte nicht passieren. Ich frage mich: Wie wol-
en Sie an dieser Stelle Effizienz durchsetzen und
Herrn Steinbrück zuliebe – vor allen Dingen für den
aushalt etwas Gutes tun?
Herr Glos, Sie haben eben etwas zur Förderung der
teinkohle gesagt. Ich möchte gerne darauf eingehen.
ie FDP hat sich nicht nur darauf beschränkt, um einen
ericht zu bitten. Herr Rossmanith hat völlig Recht,
enn er sagt – es ist nämlich der alte Bericht –, dass Sie
ns alte Kamellen heute vorlegen. Ich bin nicht der Mei-
ung, dass die Aufbewahrung in der Geheimschutzstelle
twas mit Geheimhalterei zu tun hat. Denn jeder von uns
bgeordneten kann dort in den Bericht schauen. So
urchtbar geheim ist dieser Bericht also nicht.
Wir haben im Haushaltsausschuss eine Kürzung der
ittel um 600 Millionen Euro beantragt. Natürlich
urde dieser Antrag von Ihnen abgelehnt.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aus beste-
henden Rechtsverpflichtungen kann man sich
nicht verabschieden, Frau Kollegin!)
err Glos, das ist nicht, wie Sie an anderer Stelle immer
o gerne sagen, ein unsolider Antrag. Er ist schon sehr
olide.
Ich möchte darauf hinweisen – Herr Kollege Fried-
off hat es damals selber erlebt –, wie früher verhandelt
urde. Natürlich wurde im Rahmen von Anschlussver-
andlungen immer um Senkungen gerungen. Natürlich
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3857
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Ulrike Flach
wäre es Ihnen möglich gewesen, genauso für diesen
Haushalt zu verfahren. Warum haben Sie es nicht getan?
(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Weil ver-
tragliche Verpflichtungen da sind!)
Warum lehnt Ihr Ministerium zum Beispiel das so rigo-
ros ab, was in Nordrhein-Westfalen gemacht wird? Die
Ruhrkohle AG ist offensichtlich in der Lage, in Nord-
rhein-Westfalen 50 Millionen Euro an Subventionen zu-
rückzuzahlen. Warum soll das auf Berliner Ebene nicht
gehen? In Nordrhein-Westfalen wartet die CDU auf das
Geld. Aber in Berlin will die CDU noch darüber nach-
denken, weil es ja sein könnte, dass die Ruhrkohle ent-
standene Kosten gegenrechnet, was bedeutet, dass die
Voraussetzung für eine Rückzahlung nicht gegeben
wäre. Dies ist die Haltung eines Ministeriums, das die
Ordnungspolitik im Kabinett vertreten soll!
(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter
[CDU/CSU]: Sie belegen selbst die Nicht-
etatreife Ihres Antrags, Frau Flach!)
– Lieber Kollege Kampeter, ich wäre froh, wenn Sie wie
Ihre Kollegen in Nordrhein-Westfalen etwas mehr den
Etat im Blick hätten! Das täte dem Bundeshaushalt sehr
gut.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Keine Angst!
Das tue ich schon!)
Lassen Sie mich noch auf einen Punkt kommen, den
Sie eben angeführt haben und bei dem uns Kurt Rossma-
nith aufgefordert hat, Ruhe zu bewahren. Es geht um das
Thema Airbus. Herr Minister, ich bin froh, dass Sie we-
nigstens vorhin etwas dazu gesagt haben. Denn in den
letzten Wochen haben wir von Ihnen dazu nichts gehört,
worüber wir nicht froh waren. Wir haben es hier mit ei-
ner Subventionsmaßnahme zu tun, die seit vielen Jahr-
zehnten von allen Parteien getragen wird. Wir haben es
hier mit einem Imperium zu tun, für das in den nächsten
Jahren Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von fast
1 Milliarde Euro im Haushalt eingestellt sind. In diesem
Imperium wurden offensichtlich sehr viele falsche Ma-
nagemententscheidungen getroffen. Bei fast allen Pro-
duktlinien dieses Glanzstückes der deutschen Wirtschaft,
wie Sie immer so schön sagen, gibt es große Probleme.
Herr Glos, Haushälter haben die Pflicht, auf das Geld
des Steuerzahlers zu achten. Das werden wir auch tun.
Wir erwarten von einem Wirtschaftsminister, dass er ge-
nau an dieser Stelle, da in den nächsten Jahren Steuergel-
der in Höhe von bis zu 1 Milliarde Euro dafür aufgewen-
det werden, auch deutlich sagt: Wir erwarten von
Airbus, dass entsprechende Konsequenzen vor Ort gezo-
gen werden.
(Beifall bei der FDP)
Sie können sich nicht herausreden, indem Sie einfach
darauf verweisen, dass darüber irgendwo in anderen
Ländern entschieden wird.
Als wir Sie im Zusammenhang mit einer anderen Sa-
che zur neuen Zusammensetzung des Vorstands befragt
haben, haben wir von Ihnen eine wunderbare Antwort
bekommen. Sie sagten: Wir entnehmen die Bilanzen den
Zeitungen. – Es geht meines Erachtens nicht an, dass das
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irtschaftsministerium eine solche Einstellung zu Gel-
ern an den Tag legt
(Heiterkeit bei der Abg. Anja Hajduk [BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN])
ja, Frau Hajduk, das ist wirklich dramatisch –, die der
teuerzahler aufbringt. Und das in einer Zeit, in der Sie
leichzeitig die größte Steuererhöhung in der bundes-
eutschen Geschichte durchziehen!
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten
der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN)
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:
Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Kröning? Sie können damit Ihre Redezeit ver-
ängern.
Ulrike Flach (FDP):
Ich danke Ihnen für den Hinweis, Herr Präsident. – Ja,
erne.
Volker Kröning (SPD):
Herr Präsident, ich werde die Debattenzeit mit Sicher-
eit nicht allzu sehr verlängern. – Frau Kollegin Flach,
ie müssen sich natürlich am Bundesminister reiben.
önnen Sie denn dem Hause bestätigen, dass Herr Mi-
ister Glos im Haushaltsausschuss zugesichert hatte, in
ollem Umfang über den Stand bei Airbus einschließlich
er Frage der Beziehungen zwischen Europa und den
SA zu informieren, und dass in seinem Auftrag Herr
taatssekretär Adamowitsch vor der Bereinigungssit-
ung des Haushaltsausschusses alle Berichterstatter von
oalition und Opposition informiert hat? Ich verstehe
berhaupt nicht, warum Sie jetzt öffentlich Kritik üben
nd der Sache schaden, statt ihr zu nützen. Ich bitte dafür
m eine Erklärung.
Ulrike Flach (FDP):
Herr Kröning, ich schätze Sie sehr. Hier handelt es
ich allerdings um ein Projekt, das so milliardenschwer
st und in den Medien so hoch gehandelt wird, dass ich
s für unverantwortlich halte, dass der Kreis der Bericht-
rstatter weder eine schriftliche Unterlage bekommen
at – so toll sieht es für uns Berichterstatter aus, Frau
ührmann war ja dabei –, noch die Folien ausgehändigt
ekam; da wurde auf den Geheimschutz verwiesen. Da-
ei ist es unsere Aufgabe, die Gelder der Steuerzahler zu
ewahren
(Iris Gleicke [SPD]: Oh Gott!)
nd solche Projekte in diesem Lande offen zu diskutie-
en.
(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN – Iris Gleicke [SPD]: Steuer-
zahlergelderbewahrer!)
ch erwarte von einem Ministerium also, dass es auch
azu Stellung nimmt. Das hat nichts damit zu tun, dass
an der Industrie schaden wolle. Ich habe weiß Gott den
3858 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
(A) )
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Ulrike Flach
Eindruck, als ob sich dieses Unternehmen in den letzten
Monaten und Jahren selbst genug geschadet hat.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten
der LINKEN)
Herr Glos, ich hätte jetzt gerne noch etwas zu dem
Thema gesagt, das auch Sie mangels Redezeit nur ganz
kurz ansprechen konnten: Die Beziehung zwischen Ih-
nen und Herrn Gabriel ist offensichtlich eine unendliche
Liebesgeschichte.
(Ludwig Stiegler [SPD]: Zwei Erzengel: Mi-
chael und Gabriel!)
Ich wäre froh, wenn es in den nächsten Tagen oder Wo-
chen endlich einmal zu einer Klärung kommen würde, in
welche Richtung die Energiepolitik dieser Bundesregie-
rung geht. Das würde auch uns Haushältern die Arbeit
erleichtern. Sie setzen in den beiden Haushalten unter-
schiedliche Schwerpunkte. Das ist nicht sehr konsistent.
Ich hoffe, der Haushalt 2007 wird in dieser Frage eine
deutliche Verbesserung mit sich bringen.
Danke.
(Beifall bei der FDP)
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:
Das Wort hat nun Kollegin Edelgard Bulmahn, SPD-
Fraktion.
Edelgard Bulmahn (SPD):
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Statistisch gesehen wird Deutschland in
Deutschland immer Weltmeister – so ist auf einem gro-
ßen Werbeplakat in der Straße Unter den Linden zu le-
sen. Ich füge optimistisch hinzu: hoffentlich auch fuß-
ballerisch gesehen.
Das, was beim Fußball gilt, dass man nur dann eine
Chance hat, Weltmeister zu werden, wenn man exzel-
lente Fußballer, das heißt gut ausgebildete Fußballer, hat,
gilt auch für die Wirtschaft. Deshalb sage ich ganz klar
und ohne Wenn und Aber: Wir müssen es auch in diesem
Jahr schaffen, jedem Jugendlichen einen Ausbildungs-
platz zu vermitteln.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU)
Gut ausgebildete Arbeitskräfte bzw. Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter fallen nicht vom Himmel, sondern sie
müssen vorher ausgebildet werden. Deshalb ist es die
vornehmste Aufgabe von Unternehmen, jungen Men-
schen die Möglichkeit zu einer guten, qualifizierten Aus-
bildung zu geben. Ich sage ausdrücklich, dass die
Chance auf einen Arbeitsplatz auch die wichtigste Vo-
raussetzung dafür ist, dass junge Menschen eine Lebens-
perspektive sehen.
Deshalb sollten wir auch im Zusammenhang mit der
Unternehmensteuerreform noch einmal deutliche Worte
gerade an die großen Unternehmen, die ihrer Ausbil-
dungsverantwortung nicht gerecht werden, richten.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
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ch bin sehr froh, dass wir auch in diesem Jahr wieder
en Ausbildungspakt haben und die Bundeskanzlerin
ehr deutliche Worte an die Adresse auch der großen Un-
ernehmen gerichtet hat. Ich bin davon überzeugt, dass
ie das auch weiterhin tun wird. Mit dem Ausbildungs-
akt ist es uns in den letzten Jahren gelungen, eine Ver-
esserung der Situation herbeizuführen. Ich weiß, dass
as nicht von alleine geschieht, sondern dass wir alle ge-
einsam Verantwortung tragen.
Auf einem anderen Spielfeld sind wir schon lange
eltmeister, nicht nur statistisch gesehen, sondern real,
ämlich beim Export. Wir wissen aber auch – diese
eisheit gilt nicht nur für Fußballspiele, sondern auch
ür den Export –: Das nächste Spiel ist immer das här-
este. Wir müssen uns schon heute fragen, was wir leis-
en müssen, um unsere Position als Exportweltmeister zu
erteidigen, und was wir verbessern müssen, um auch in
en kommenden Jahren an der ersten Stelle zu bleiben.
s ist richtig, dass Minister Glos sagt, dass hier an erster
telle die Spieler selbst, also die Unternehmen, gefragt
ind. Die Unternehmen müssen neben ihrer traditionel-
en Stärke, gute Produkte herzustellen und eine hohe
ualität zu gewährleisten – das ist unser Pfund, mit dem
ir auf dem Weltmarkt wuchern können –, auch die
euen Tugenden wie zum Beispiel Kreativität und Flexi-
ilität noch stärker entwickeln. Ich sage ausdrücklich:
ie müssen auch dafür Sorge tragen, dass sie gut ausge-
ildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben; denn
as ist ihre Zukunft.
(Beifall bei der SPD)
Gefragt ist aber auch die Politik. Sie ist – wenn auch
tärker im europäischen und globalen Kontext – nicht
ur für die Rahmenbedingungen verantwortlich, sondern
ie trägt auch eine hohe Verantwortung für den Kern je-
er wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, nämlich für
nnovation. Deshalb setzt die Koalition hier einen ganz
laren Schwerpunkt. Nur an der Spitze des wissenschaft-
ichen und technischen Fortschritts wird unser rohstoff-
rmes Land seine Zukunftschancen wahren können. For-
chung und Entwicklung finden in Deutschland bereits
uf einem hohen Niveau statt. Deutschland ist das Erfin-
erland. „Deutschland hat seinem Ruf als Land der Er-
inder im vergangenen Jahr wieder alle Ehre gemacht“.
as sagte der Präsident des Europäischen Patentamts
nfang dieser Woche. Bei den weltmarktrelevanten Pa-
enten liegt Deutschland an der zweiten Stelle hinter den
SA und vor Japan.
In ihrem wirtschaftspolitischen Jahresbericht hat die
ECD im vergangenen Jahr bestätigt, dass Deutschland
ach Großbritannien das attraktivste Zielland für For-
chungs- und Entwicklungsinvestitionen von US-Unter-
ehmen ist, die im Ausland tätig sind.
Diese Position können wir nur wahren, wenn wir alles
aransetzen, auch tatsächlich vorne zu bleiben. Entschei-
end für diese Stärke, entscheidend für die Innovations-
raft, die unsere Unternehmen haben, ist vor allem der
chnelle Weg vom Wissen zu den Märkten. Bei einem
chnellen, effizienten, gut funktionierenden Wissens-
nd Technologietransfer spielt die gute Zusammenarbeit
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3859
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Edelgard Bulmahn
zwischen Unternehmen und Wissenschaft eine ganz we-
sentliche Rolle.
(Beifall bei der SPD)
Deshalb haben wir hier einen Schwerpunkt gesetzt.
Dabei kommt neben den forschungsstarken großen Un-
ternehmen den mittelständischen Unternehmen – dem
innovativen Mittelstand – eine ganz besondere Rolle
zu. Das bedeutet eine Politik für Wachstum und Be-
schäftigung und damit auch für eine Stärkung des Bin-
nenmarktes. Herr Schui, das geht auch an die Adresse
der Linken. Eine Politik für Wachstum und Beschäfti-
gung muss eine Politik für innovative kleine und mitt-
lere Unternehmen sein. Es muss eine Politik sein, die
Hürden, die es noch für kleine und mittlere Unterneh-
men gibt, die innovativ sind, wegräumt. Es muss eine
Politik sein, die mehr Anreize für die Stärkung der Ko-
operationsfähigkeit gerade der kleinen und mittleren
Unternehmen setzt. Hier setzt der Haushalt des Bundes-
ministeriums für Wirtschaft und Technologie deshalb
die Akzente.
Ich will nur einige Programme nennen, nicht alle. Mit
Pro Inno II wird das 1999 aufgelegte Programm Inno-
vationskompetenz weitergeführt. Dieses Programm zielt
auf die nachhaltige Stärkung der Innovationskraft und
Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unterneh-
men. Wir haben die Mittel für dieses Programm deutlich
aufgestockt, und zwar von 157 Mil-lionen Euro auf
176 Millionen Euro. Wir werden dieses Programm in
den kommenden Jahren fortsetzen, weil wir wissen, dass
die Unternehmen diese Unterstützung, diesen Anstoß,
diesen Anreiz brauchen. Im Übrigen zeigt eine Untersu-
chung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innova-
tionsforschung, dass dieses Programm wirkt.
Ein zweites Beispiel: das Programm zur Förderung
von innovativen Netzwerken. Dieses Programm zielt
ebenso wie viele Programme des Wirtschaftsministe-
riums, aber auch des Bundesministeriums für Bildung
und Forschung auf den Aufbau von Netzwerken zwi-
schen wissenschaftlichen Einrichtungen und Unterneh-
men. Im Rahmen dieses Programms werden große Ver-
bundprojekte gefördert. Auch dieses Programm zeigt
Wirkung.
Zum Programm Exist. Frau Flach, Sie haben gesagt,
dass das wettbewerbliche Verfahren hierbei abgeschafft
worden ist. Das ist falsch.
(Ulrike Flach [FDP]: Das sagen uns aber die
Verantwortlichen!)
Das Programm ist – damals noch unter meiner Federfüh-
rung – in Modellregionen erprobt worden. Dieses Pro-
gramm wird jetzt – ich selbst habe damit begonnen –
bundesweit ausgedehnt. Das Verfahren wird aber natür-
lich wettbewerblich bleiben.
(Ulrike Flach [FDP]: Nein, die Leute sagen
uns das Gegenteil!)
Jetzt können sich aber nicht nur Modellregionen um die
Förderung bewerben. Am Anfang hatten wir eine kleine
Anzahl von Modellregionen, dann haben wir die Förde-
rung auf mehrere Regionen ausgeweitet und jetzt wird
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as Programm bundesweit ausgeschrieben, sodass auch
erbünde, die in anderen Regionen angesiedelt sind, die
öglichkeit haben, sich um die Förderung zu bewerben.
as ist vernünftig.
(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]:
Machen Sie sich schlau, Frau Bulmahn! Es hat
sich leider geändert!)
Wie wichtig Innovationen für die Beschäftigungsent-
icklung sind, zeigt eine Studie des ZEW. Danach
tockten diejenigen Unternehmen des verarbeitenden
ewerbes, die neue Produkte auf den Markt gebracht ha-
en, im Zeitraum von 2000 bis 2002 ihr Personal um
urchschnittlich 5,3 Prozent auf. Dagegen mussten Un-
ernehmen ohne Innovation ihr Personal im gleichen
eitraum um 1,2 Prozent reduzieren. Deswegen sage ich
usdrücklich: Eine Politik, die das Ziel hat, mehr Ar-
eitsplätze in Deutschland zu wahren bzw. zu schaffen,
uss auf die Stärkung der Innovationskraft der Unter-
ehmen setzen. Das ist der entscheidende Ansatz.
(Beifall bei der SPD)
Ein wichtiger Anreiz, um Kooperationen zwischen
irtschaft und Wissenschaft zu fördern, den Technolo-
ietransfer zu beschleunigen und auszuweiten sowie den
nnovationserfolg zu erhöhen, ist die nunmehr vorgese-
ene Forschungsprämie für Kooperationsprojekte zwi-
chen Wissenschaft und Wirtschaft, die der Bundesver-
and der Deutschen Industrie im Übrigen vorgeschlagen
at. Die Vorteile einer solchen Forschungsprämie für
lle Beteiligten liegen auf der Hand: Die Unternehmen
elbst bestimmen Inhalte und Ziele der Forschungsvor-
aben.
Neue Ideen können dadurch sowohl in den Unterneh-
en als auch in den Forschungseinrichtungen schneller
ufgegriffen werden, weil die Forschungsprämie sehr
nbürokratisch gehandhabt wird und themenoffen ist.
erade die kleinen und mittleren Unternehmen werden
rmutigt, stärker auf die Forschungseinrichtungen in ih-
er Region, seien es Fachhochschulen, Universitäten
der außeruniversitäre Forschungsinstitute, zuzugehen.
ie Forschungsprämie steigert damit den Innovationser-
olg gerade der kleinen und mittleren Unternehmen und
reiert Wachstum und Beschäftigung.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Ich hoffe sehr, dass es uns gemeinsam gelingt, dies
mzusetzen. Ich sage ausdrücklich: Wir sollten dieses
nstrument gerade bei den kleinen und mittleren Unter-
ehmen zusätzlich – nicht als Alternative, sondern zu-
ätzlich – zu den bereits vorhandenen Instrumenten ein-
etzen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Erfolge im Innova-
ionswettlauf stellen sich nur dann ein, wenn der Schutz
on Erfindungen international gewahrt wird. Das ist je-
och immer seltener der Fall. Das Volumen der Pro-
uktpiraterie beläuft sich inzwischen auf rund 450 Mil-
iarden Dollar jährlich. Dem Schutz von Produkten und
roduktionsverfahren kommt deswegen eine wichtige
3860 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
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Edelgard Bulmahn
Aufgabe bei der Sicherung unserer Wettbewerbsfähig-
keit zu.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der
CDU/CSU)
Der Raub des geistigen Eigentums hat inzwischen dra-
matische Folgen für Deutschland: Zwei Drittel der deut-
schen Maschinenbau- und Anlagenunternehmen erlitten
2005 Schäden durch Produktpiraterie, so die Angabe des
Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau.
Beim Nachbau beschränkt man sich inzwischen im Übri-
gen nicht mehr auf das Herstellen von Ersatzteilen, son-
dern in rund 43 Prozent aller Fälle sind es ganze Maschi-
nen. Daneben gibt es einen Trend zu Hightechprodukten
jeglicher Art, also Produkten, die dem neuesten Stand
der Technik entsprechen. Deshalb muss der Kampf ge-
gen die Produktpiraterie und gegen den Diebstahl von
Patenten und geschützten Verfahren, der nichts anderes
ist, von der EU gemeinsam mit den USA wirklich nach-
haltig vorangetrieben werden.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU)
Es war gut und richtig, dass die Bundeskanzlerin die-
ses Thema in China nachdrücklich angesprochen hat. Ich
hoffe, dass es der Bundeskanzlerin gelingt, mit den an-
deren G-8-Staaten zu einer abgestimmten Strategie zu
gelangen; denn wenn es uns nicht gelingt, unseren Vor-
sprung und unsere Errungenschaften, die wir durch eine
gute und starke Forschung und durch schnelle Innovatio-
nen erreicht haben, zu sichern, dann hat das für uns alle
weltweit katastrophale Folgen.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Ich will einen dritten Punkt nennen, der für innova-
tionsstarke Unternehmen wichtig ist, nämlich die
Bereitstellung von Kapital. Die Bereitstellung von Ka-
pital erfordert Mut – das ist richtig –, auch Mut zum Ri-
siko. Hier müssen wir noch deutlich besser werden.
Die EU-Kommission hat in einer Unternehmensbe-
fragung aufzeigen können, dass mehr als 60 Prozent al-
ler Innovationsvorhaben in Deutschland an der Finanzie-
rung scheiterten. Der Risikokapitalmarkt und vor allen
Dingen der Beteiligungskapitalmarkt in Deutschland
sind nicht so entwickelt, wie wir sie brauchen und wie es
notwendig ist.
Auch hier hat es in den vergangenen Jahren Fort-
schritte gegeben. Mit dem neu gestalteten ERP/EIF-
Dachfonds, den wir hier eingerichtet haben, sind wir ge-
rade bei der Entwicklung des Risikokapitalmarkts einen
guten Schritt vorangekommen. Aber auch der ERP-
Startfonds spielt eine wichtige Rolle. Mit beiden Fonds
zielen wir im Übrigen auch darauf ab, dass nicht nur
über Steuermittel Kapital zur Verfügung gestellt wird,
sondern dass über diese Steuermittel auch privates Wag-
niskapital mobilisiert wird.
Ich sage aber ausdrücklich: Das, was wir hier ge-
schaffen haben, reicht noch nicht aus. Deshalb werden
wir bei der Entwicklung des Risikokapitalmarkts und
auch bei der Entwicklung des Beteiligungskapitalmarkts
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eitere Schritte vorankommen müssen. Das ist geplant
nd das werden wir auch anpacken.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachhaltige Erfolge
uf all diesen Feldern schaffen wir nur, wenn es uns ge-
ingt, die Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaft und
er Forschung zu intensivieren. Dafür spielt die AiF, die
rbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsver-
inigungen, eine besonders wichtige Rolle.
(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne
Kastner)
s freut mich außerordentlich – vielen Dank auch an die
aushälter –, dass es uns gelungen ist, hier eine deutli-
he Erhöhung durchzusetzen.
(Beifall des Abg. Ludwig Stiegler [SPD])
us meiner langjährigen Erfahrung weiß ich, wie wich-
ig die Arbeit der AiF ist. Ich bin mir sicher, dass sie mit
em jetzigen Haushaltsansatz und dem sehr eng ge-
nüpften Netz, das sie mit ihren Mitgliedsfirmen und
orschungsinstituten aufgebaut hat, erfolgreich und gut
rbeiten und der Nachfrage gerecht werden kann.
(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Ernst
Hinsken [CDU/CSU])
Eingangs sagte ich: Am Ende zählen Tore. Tore kann
an bekanntlich nur schießen, wenn man couragiert
ach vorne spielt. Genau das tun wir mit diesem Haus-
alt und das werden wir auch in den kommenden Jahren
n.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Das Wort hat der Kollege Roland Claus, Fraktion Die
inke.
(Beifall bei der LINKEN)
Roland Claus (DIE LINKE):
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Herr Bundeswirtschaftsminister, der Sie sich ge-
ade auf den Weg machen,
(Zurufe von der CDU/CSU: Nein! – Er geht
doch gar nicht aus dem Plenarsaal!)
ch hoffe, auf einen guten und mutigen – das war ja kei-
eswegs kritisch gemeint –, als der Entwurf Ihres Etats
as Licht dieses Plenarsaals erblickte, haben Sie aus dem
undeswirtschaftsministerium vollmundig kommentiert,
ieser Etat sei der Dreiklang aus Sanieren, Reformieren
nd Investieren. Die Abteilung Überschriften Ihres Hau-
es hatte also wieder ganze Arbeit geleistet. Herausge-
ommen sind leider, das müssen wir heute feststellen, al-
enfalls Stückwerk und Misstöne.
Mein Kollege Herbert Schui hat bereits den vermeint-
ichen und viel beschworenen Mut der großen Koalition
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3861
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Roland Claus
zur Sprache gebracht. Mir fällt dazu nur ein: Hochmut
kommt vor dem Fall.
(Beifall bei der LINKEN)
Wir sagen Ihnen auch deutlich: Ihren gefühlten Auf-
schwung, den Sie hier vielfach beschwören, spürt die
Mehrheit der Bevölkerung in diesem Lande nicht. Sie
sind dabei, ein weiteres Mal den Bundestag mit dem
wirklichen Leben zu verwechseln und sich hier einzu-
reden, dass alles gut wird. Das können die meisten Men-
schen in unserem Lande nicht nachvollziehen. Wenn das
nur Selbstbetrug wäre, wäre es noch zu ertragen. Aber es
ist auch eine Irreführung der Öffentlichkeit.
(Beifall bei der LINKEN)
Der Wirtschaftsetat ist immer das Beziehungsgefüge
zwischen Staat und Wirtschaft. Statt einer zukunftsorien-
tierten volkswirtschaftlichen Entwicklung Förderung an-
gedeihen zu lassen, zementieren Sie alten Lobbyismus.
So ist der Haushalt des Wirtschaftsministers ein Zahlen-
werk des organisierten Lobbyismus. Wenn man sich im
Ministerium umschaut, dann sieht man: An den Schalt-
stellen dieses Ministeriums agieren die Gesandten der
großen Industrie- und Energiekonzerne.
Das Ergebnis liegt auf der Hand. Sie wollten den
Strommarkt liberalisieren. Herausgekommen sind eine
Monopolisierung und steigende Energiepreise. Ich
möchte Ihnen ein Beispiel aus meinem Wahlkreis nen-
nen. Ich stehe mit großer Achtung vor den Leistungen
der Werktätigen am Chemiestandort in Leuna. Dort be-
mühen sich kreative Menschen, mit innovativen Lösun-
gen am Markt zu neuen Ergebnissen zu kommen. Aufge-
fressen werden all ihre Bemühungen von den – in der
Chemieindustrie besteht nun einmal eine hohe Ener-
gieintensität – übermäßigen Energiepreisen. Damit ma-
chen Sie Aufschwung kaputt. Wir finden, hier werden
die Regierung und insbesondere der Wirtschaftsminister
ihrer Verantwortung nicht gerecht.
(Beifall bei der LINKEN – Hartmut Koschyk
[CDU/CSU]: Sind Sie auch für längere Lauf-
zeiten für Atomkraftwerke?)
Stattdessen sehen Sie zu, wie allein zwei große deut-
sche Unternehmen im Zusammenhang mit der Maut
gegenüber dem Staat mehr als 3 Milliarden Euro an
Schulden einwirtschaften. Das sind nicht nur Schulden
gegenüber dem Staatswesen, sondern es sind auch
Schulden gegenüber dem Gemeinwohl. Wenn dann
meine Fraktion einfordert, dass wenigstens ein Teil die-
ser Schulden eingetrieben werden müsste, dann kommen
Sie uns mit Schiedsverfahren und der Unlösbarkeit die-
ser Aufgabe. Das entspricht nicht Ihrer Verantwortung.
Hier werden Sie Ihrer Verantwortung einfach nicht ge-
recht.
(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter
[CDU/CSU]: Wir können das ja einmal mit
dem SED-Vermögen verrechnen!)
Es gibt noch viele weitere Beispiele von Fehlsubven-
tionen, die auch in diesem Haushalt wieder festgeschrie-
ben sind. Ich möchte noch ein Beispiel nennen. Sie sub-
ventionieren weiterhin die Verbrennung von Altöl. Das
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ag für manche Industriezweige lukrativ sein. Aber für
ie Recyclingfirmen in Deutschland, die auf Weltspit-
enniveau Altöl recyceln können, schaffen Sie Pro-
leme. Sie verstellen ihnen den Weg zu weiteren Spit-
enleistungen auf dem Weltmarkt. Wir finden, dass das
ine Fehlsubvention ist.
Hier muss auch einmal gesagt werden, dass es manch-
al schon ein Erfolg wäre, wenn Ihre Koalition Bedin-
ungen der Marktwirtschaft wieder herstellen würde.
as muss Ihnen ein Sozialist in diesem Hause sagen.
(Beifall bei der LINKEN – Ulrike Flach
[FDP]: Das ist schon erstaunlich!)
Wenn man dann einmal kritisiert, dass Sie dies oder
as falsch machen, dann fällt Ihnen als Kompetenzbe-
eis immer nur ein, uns aufzuzählen, dass Sie für dieses
nd jenes viel Geld ausgeben und dass das doch gut sein
uss. Sie denken, das wäre schon der Kompetenzbe-
eis. Wir sagen Ihnen: Wenn Sie dieses Geld ausgeben
das ist unbestritten –, aber damit die Wirkung, die Sie
er Öffentlichkeit versprechen, nicht erzielen, dann be-
eist das nur eines: Sie können mit Geld nicht umgehen
nd mit viel Geld schon gar nicht, meine Damen und
erren von der Koalition.
(Beifall bei der LINKEN)
Nun fällt Ihnen ein – das steht uns ja bevor –, erneut
ie Unternehmensteuern zu senken. Falls Ihnen dabei
as Beispiel der Slowakei als Niedrigstunternehmen-
teuerland vorschwebt, muss ich Ihnen sagen: Die dor-
ige Regierung ist gerade als Ergebnis einer solchen ver-
ehlten Politik abgewählt worden. Machen Sie auf
iesem Weg nur weiter!
(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der
SPD: Das bleibt Ihr Wunschtraum!)
Wir alle verneigen uns – daran beteilige ich mich
ern – vor dem Mittelstand, vor kleinen und mittelstän-
ischen Unternehmen, und vor Existenzgründern. Hier-
ür sind im Haushalt des Wirtschaftsministeriums
chöne Titel gefunden worden. Aber Sie alle, meine Da-
en und Herren von der Koalition, erleben doch die
ealität. In Gesprächen mit Vertretern kleiner und mit-
elständischer Unternehmen stellen wir fest, dass ein
akt bundesweit zu beobachten ist: Die Mittel, die für
iese Unternehmen gebraucht würden, kommen über-
aupt nicht an, weil die großen Unternehmerverbände
urch ihren organisierten Lobbyismus diese Mittel, die
ie zur Förderung kleiner und mittelständischer Unterneh-
en eingestellt haben, längst abgegriffen haben. Was die
reditvergabe der Banken betrifft, wissen wir: In Deutsch-
nd ist es Realität, dass man einen 30-Millionen-Euro-
redit leichter bekommt als einen 30 000-Euro-Kredit.
as, finden wir, darf so nicht bleiben.
(Beifall bei der LINKEN)
Sie haben die Chance, unserem Antrag zuzustimmen
nd für die Förderung des Absatzes ostdeutscher Pro-
ukte etwas mehr Geld in den Wirtschaftsetat einzustel-
en. Ich will deutlich sagen: Wir wollen keinen Streichel-
oo für ostdeutsche Unternehmen schaffen, sondern
ediglich für Chancengleichheit am Markt sorgen. Die
3862 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
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Roland Claus
Chancengleichheit am Markt muss endlich hergestellt
werden.
Meine Damen und Herren von der Koalition, ich
möchte Sie daran erinnern – meine Vorrednerin hat das
bereits angesprochen –, dass Sie in Ihrer Koalitionsver-
einbarung im Hinblick auf den Aufbau Ost versprochen
haben, die Kreditbedingungen für kleine und mittelstän-
dische Unternehmen bzw. die Bedingungen für die Bil-
dung von Risikokapital zu verbessern. Das ist nicht mit
der Beschlussfassung zu Basel II erledigt.
Ebenfalls muss ich Sie daran erinnern, dass Sie im
Zusammenhang mit diesem Versprechen auch einen Ter-
min genannt haben. In Ihrer Koalitionsvereinbarung
steht als Termin: Mitte des Jahres 2006. Die Mitte des
Jahres 2006 haben wir erreicht. Auf dem Tisch liegt bis-
her nichts. Kommen Sie Ihrer Schuld nach und legen Sie
endlich einen Vorschlag vor, zu dem wir uns äußern kön-
nen!
(Beifall bei der LINKEN)
An vielen Stellen ist angeregt worden, Innovationen
zu befördern.
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Herr Kollege Claus, gucken Sie bitte einmal auf Ihre
Uhr.
Roland Claus (DIE LINKE):
Frau Präsidentin, ich komme Ihrem Anliegen gerne
nach.
(Heiterkeit)
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Herr Kollege Claus, das ist unser gemeinsames Anlie-
gen. Ihre Redezeit ist bereits um gut eine Minute über-
schritten.
Roland Claus (DIE LINKE):
Damit ist mir klar, dass ich zum Ende kommen muss.
Ich will meinen Schlusssatz formulieren: Herr Minister
Glos, auch wenn Sie gerade erfolgreich Ihren ehrbaren
Berufsstand, den des Müllermeisters, gegen die Angriffe
des großen Kapitals verteidigt haben, was uns Hochach-
tung abnötigt, muss ich Ihnen sagen: Für unsere Zustim-
mung zum Haushalt Ihres Ministeriums reicht das nicht
aus.
Vielen Dank.
(Beifall bei der LINKEN)
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Das Wort hat der Kollege Alexander Dobrindt, CDU/
CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Alexander Dobrindt (CDU/CSU):
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Claus,
das, was Sie hier abgesondert haben, hat eher etwas mit
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lten Klassenkampftheorien als mit moderner Wirt-
chaftspolitik zu tun. Das muss man einmal ganz klar sa-
en.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD – Widerspruch bei der LIN-
KEN)
ur Unternehmerschelte zu betreiben und zu sagen, dass
eld abgegriffen, aber nichts geleistet wird – so einfach
ann man es sich nicht machen.
Sehr geehrter Herr Bundesminister Glos, ich bin Ih-
en sehr dankbar, dass Sie dem Thema Ausbildung in
hrer Rede einen so großen Raum gewidmet und deutlich
emacht haben, dass in diesem Jahr trotz der enormen
nd erfolgreichen Bemühungen der Wirtschaft unter
mständen eine schwierige Situation entstehen könnte.
eswegen ist es besonders wichtig, dass Sie sich dieses
hemas annehmen, dass Sie den Paktlenkungsausschuss
ingeladen haben und den Ausbildungspakt weiterent-
ickeln wollen, um eine Verbesserung der Lehrstellen-
ituation zu erreichen, und dass Sie die dazu notwendi-
en Beratungen durchführen.
Gerade den Jugendlichen in unserem Land, die auf
er Suche nach einer Lehrstelle sind, geht es nicht nur
arum, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, sondern
or allem auch darum, einen Platz in unserer Gesell-
chaft zu finden. Die Politik hat, genauso wie die Wirt-
chaft, die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die jun-
en Leute nicht aus unserer Gesellschaft ausgesperrt
erden und dass Arbeitsplätze für sie zur Verfügung ge-
tellt und gesichert werden.
Die Arbeitslosigkeit hat unser Land leider Gottes
ach wie vor fest im Griff. Auch wenn die Zahl der Ar-
eitslosen, wie jetzt vermeldet wird, im Juni wieder
inkt, ist es so, dass die Langzeitarbeitslosigkeit nach
ie vor steigt. Die Arbeitslosigkeit ist in der Mitte unse-
er Gesellschaft angekommen: Jeder von Ihnen, jeder
on uns hat heute in seiner Verwandtschaft, in seiner Be-
anntschaft wohl irgendjemanden, der von Arbeitslosig-
eit betroffen ist, oder jemanden, der mit der Angst vor
rbeitslosigkeit konfrontiert ist. Aus diesem Dilemma
erden wir nur herauskommen, wenn wir Wachstums-
pulse in unserem Land freisetzen.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD)
Reformieren und investieren zugleich, darin liegt der
chlüssel für die kurzfristigen und langfristigen Maß-
ahmen, die wir brauchen, um Wachstum und Beschäf-
igung zu schaffen. Der vorliegende Haushalt setzt, ins-
esondere für den Mittelstand, bei Forschung und
ntwicklung ein deutliches Zeichen, sowohl bei Innova-
ionen als auch bei Wettbewerb als auch bei Neugrün-
ungen, also bei all dem, was bei den Mittelständlern vor
rt sehr schnell zu Wachstum und Beschäftigung führt.
Es gibt sicher kein Patentrezept, wie man mehr Be-
chäftigung schaffen kann, es gibt kein Patentrezept, wie
an die Probleme schnell lösen kann. Aber ich glaube,
s ist entscheidend, dass Politik die Probleme endlich
icht mehr in die Zukunft, auf die nächste Generation,
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3863
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Alexander Dobrindt
verlagert, sondern dass wir das Zukunftsinteresse vor
das Gegenwartsinteresse stellen. Das ist den meisten
Menschen in unserem Land übrigens nichts Fremdes,
wie der viel missbrauchte Satz „Ich will, dass es meinen
Kindern einmal besser geht“ zeigt. Das ist es: Das Zu-
kunftsinteresse vor das Gegenwartsinteresse stellen.
Da haben wir sicherlich noch eine ganze Reihe von
Aufgaben vor uns: Wir brauchen eine Erbschaftsteuer-
reform, die es möglich macht, dass Unternehmen in
Deutschland ohne hohe Belastungen von der nächsten
Generationen übernommen und weitergeführt werden
können, ohne gleichzeitig die notwendige Flexibilität zu
verlieren. Wir brauchen eine Reform der sozialen
Sicherungssysteme, die den Faktor Arbeit entlastet. Auf
diesem Weg sind wir mit der Absenkung des Beitrags
zur Arbeitslosenversicherung von 6,5 Prozent auf
4,5 Prozent zum 1. Januar nächsten Jahres einen ersten
Schritt gegangen. Einer der wesentlichen Punkte in un-
serem Programm ist selbstverständlich der Abbau von
Bürokratie. Mit der Installierung eines Normenkontroll-
rates, der messbar machen wird, welche Kosten den Un-
ternehmen vor Ort durch ein geplantes Gesetz entstehen,
sind wir dabei auf einem guten Weg.
Wir werden nächste Woche im Deutschen Bundestag
ein erstes Mittelstandsentlastungsgesetz in zweiter und
dritter Lesung beschließen. Mit einer Reihe von Sofort-
maßnahmen sollen viele Unternehmen von Bürokratie
entlastet werden. Beispielsweise sollen die Unternehmen
von einem Großteil der Statistikpflichten befreit werden.
Dies wird die Unternehmen spürbar entlasten. Wir wol-
len dabei nicht stehen bleiben: Es wird dieses Jahr ein
weiteres Mittelstandsentlastungsgesetz geben, mit dem
Hemmnisse für Unternehmen bzw. für Gründer von uns
enttarnt und abgeschafft werden.
Bürokratie ist aber nicht nur auf der nationalen Ebene
zu bekämpfen. Ein Großteil dessen, was wir an Bürokra-
tie inzwischen identifizieren konnten, kommt aus
Europa. Zu oft wird das Subsidiaritätsprinzip verletzt.
Ich bin der Überzeugung, dass wir europäische Regelun-
gen brauchen – aber nur dann, wenn es einen Mehrwert
gibt. Deswegen ist es wichtig, dass wir Anfang nächsten
Jahres, wenn Deutschland die Ratspräsidentschaft in der
Europäischen Union übernimmt, den Abbau von Büro-
kratie auf der europäischen Ebene zu einem zentralen
Punkt unserer Arbeit machen. Hierum bitte ich die Bun-
desregierung eindringlich.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD und der FDP)
Eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen hat im
Laufe der Haushaltsdebatte in den letzten Tagen die be-
geisterte Stimmung der Menschen anlässlich der Fuß-
ballweltmeisterschaft beschrieben und dargestellt, wel-
che Wachstumskräfte aus so einem Ereignis, aus so einer
Begeisterung entstehen können. Vor drei Wochen hat
meine Heimat den Wettbewerb für die Ausrichtung der
Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen gewonnen.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD)
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ir werden also 2011 eine neue Weltmeisterschaft in
eutschland haben. Ich glaube, dass auch diese Welt-
eisterschaft große Begeisterung auslösen und große
achstumsreserven in Deutschland mobilisieren kann.
ch lade Sie alle dazu ein, mitzuhelfen, damit auch dieses
reignis ein sportliches Highlight wird, das Deutschland
eiter nach vorne bringt.
Danke schön.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD)
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Nächste Rednerin ist die Kollegin Anna Lührmann,
ündnis 90/Die Grünen.
Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Lieber Herr Rossmanith! Wir von der Frak-
ion Bündnis 90/Die Grünen haben heute einen Antrag
ingebracht, in dem wir den Ausstieg aus dem subven-
ionierten Bergbau fordern.
(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Überflüs-
sig!)
Sie haben jetzt schon wieder gesagt, dieser Antrag sei
berflüssig. Vorhin haben Sie gesagt, er sei im Grunde
icht falsch. Wenn dem so ist, dann kann ja die CDU/
SU unserem Antrag zustimmen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
sowie des Abg. Otto Fricke [FDP])
Wie das geht, haben Ihnen Ihre Kolleginnen und Kol-
egen im Landtag in Nordrhein-Westfalen schon vorge-
acht. Der Antrag, den wir hier einbringen, wurde wort-
leich im März dieses Jahres von einer Jamaikakoalition
m Landtag in Nordrhein-Westfalen beschlossen, also
uch mit Ihren Stimmen. Das ist ein gutes Modell und
esentlich besser als das Gemurkse, das Sie hier zu dem
hema im Bundestag veranstalten.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
sowie bei Abgeordneten der FDP)
Dieser Antrag besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil
ordern wir die DSK, die Deutsche Steinkohle AG, auf,
zenarien für einen sozialverträglichen Auslauf des sub-
entionierten Bergbaus vorzulegen. Gerade für die Be-
chäftigten, aber auch für alle anderen Menschen im
and ist es wichtig, zu wissen, woran sie sind – das muss
ier endlich diskutiert werden – und dass wir Geld für
ukunftsorientierte Ausgaben umschichten können.
Im zweiten Teil des Antrags geht es darum, durch ein
nabhängiges Gutachten den geplanten Börsengang der
AG untersuchen zu lassen.
(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Beides ist
auf den Weg gebracht worden!)
Es ist eine super Sache, dass die Regierung dieses Gut-
chten endlich auf den Weg gebracht hat. Aber, Herr
ollege Rossmanith, Sie wissen genauso gut wie ich:
er Teufel steckt im Detail.
3864 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
(A) )
(B) )
Anna Lührmann
Ich habe die Regierung schon gefragt, wie genau der
Auftrag für dieses Gutachten aussieht, um zu wissen,
was die Gutachter für teures Geld erforschen sollen. Da-
raufhin wurde mir gesagt, der Auftrag für dieses Gutach-
ten sei geheim. Ich weiß nicht, was daran geheim sein
soll. Ich glaube eher, diese Geheimniskrämerei rührt da-
her, dass Sie nicht öffentlich über die Steinkohle disku-
tieren und der Öffentlichkeit nicht klar machen wollen,
dass es in der Koalition zum Thema Steinkohle einen
riesigen Konflikt gibt und Sie sich nicht einigen werden.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
sowie bei Abgeordneten der FDP – Kurt J.
Rossmanith [CDU/CSU]: Unglaublich! – Ge-
genruf des Abg. Otto Fricke [FDP]: Aber
wahr!)
Wir als Grüne hingegen haben nicht nur diesen An-
trag, sondern auch andere Anträge zu diesem Thema ein-
gebracht, die auch den Haushalt 2006 betreffen. Wir ha-
ben festgestellt, dass die Weltmarktpreise für
Steinkohle in den letzten Jahren ziemlich stark gestie-
gen sind. Bei der Berechnung für die Steinkohlesubven-
tionen wurde immer von Preisen von um die 40 Euro pro
Tonne ausgegangen. Im Jahr 2004 lag der Preis schon
bei um die 55 Euro pro Tonne, im Jahr 2005 bei 65 Euro
pro Tonne. Dadurch wird ganz klar, dass die Wirtschaft
Subventionen zurückzahlen muss, weil sie für die Ver-
stromung zu viel Subventionen erhalten hat. Deshalb
fordern wir in unseren Anträgen – das ist ein sehr kluger
Vorschlag –, dass sich die Regierung darum kümmern
soll, dass die Subventionen zurückgezahlt werden.
Dass dies möglich ist, haben auch wieder die Kolle-
ginnen und Kollegen in NRW gezeigt.
(Gudrun Kopp [FDP]: Richtig!)
Die „Rheinische Post“ vom 17. Juni dieses Jahres mel-
det, dass für 2006 insgesamt deutliche Rückzahlungen
zu erwarten sind. Für den Bund würden das – mit diesen
Zahlen rechnet man in Nordrhein-Westfalen –
200 Millionen Euro bedeuten, und zwar allein für das
Jahr 2006. Wir haben bei unseren Berechnungen noch
andere Jahre hinzugenommen. Das zeigt: Wenn Sie,
Herr Glos, Ihre Hausaufgaben machen und sich um das
Thema wirklich kümmern und auch die Fertigstellung
der Abrechnung vorantreiben würden,
(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das Jahr ist
noch nicht einmal herum! Wie wollen Sie da
Abrechnungen machen? Was für eine Un-
kenntnis!)
sodass die Wirtschaft in die Verantwortung genommen
und das Geld zügig zurückgezahlt würde, dann würden
wir noch für diesen Haushalt eine enorme Entlastung er-
reichen.
(Gudrun Kopp [FDP]: Richtig!)
Diese „Kohle“ brauchen wir für Investitionen in Zu-
kunftsbereiche dringend. Wir brauchen sie auch drin-
gend für die Energiequellen, die wir auch in Zukunft
nutzen können. Dazu gehören auch die erneuerbaren
Energien.
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Wir als Grüne haben in diesem Zusammenhang kon-
rete Vorschläge vorgelegt. Deshalb bitte ich Sie, unse-
en Anträgen zuzustimmen, damit wir unseren Energie-
edarf in der Zukunft sichern können.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN –
Ludwig Stiegler [SPD]: Werden wir nicht!)
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Nächster Redner ist der Kollege Professor Dr. Heinz
iesenhuber, CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD)
Dr. Heinz Riesenhuber (CDU/CSU):
Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-
egen! Ich habe mit Vergnügen der Rede von Frau Flach
ugehört. Bei ihr lernt man immer etwas dazu.
(Beifall bei der FDP)
Liebe Frau Flach, Sie haben sich mit dem Vorwurf an
nseren verehrten Wirtschaftsminister gewandt, dass das
inisterium keine Technologieschmiede, sondern ein
ubventionsministerium sei.
(Ulrike Flach [FDP]: So ist es!)
as ist ein bitterer Vorwurf.
(Ulrike Flach [FDP]: Ja!)
Nun stellt sich die Frage, was eine Technologie-
chmiede sein könnte. Sie sind ja liberal. Sie gehen nicht
avon aus, dass der Staat die neuen Techniken erfindet.
(Ulrike Flach [FDP]: Nein, natürlich nicht!
Deswegen wollen wir das ja streichen!)
s ist schon eine große Leistung des Staates, wenn er die
nternehmen nicht daran hindert, das zu tun, was sie
ollen. Wenn der Staat nicht bei der Arbeit stört, dann
st das eine glanzvolle Leistung.
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
nsofern soll der Staat keine Technologien schmieden; er
oll vielmehr die Voraussetzungen dafür schaffen.
Unter diesem Gesichtspunkt ist das, was unser hoch-
erehrter Wirtschaftsminister in seinem Ministerium in
ngriff genommen hat, von strategischer Weisheit und
mfassender Vernunft.
(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU so-
wie bei Abgeordneten der SPD)
ir alle wissen, dass noch einiges in der Mache ist. Vie-
es ist Gemeinschaftsarbeit. Deshalb sind wir so glück-
ich, dass die SPD auf unserer Seite ist.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
ir bauen darauf, dass auch Sie auf unserer Seite sind,
eine Damen und Herren von der FDP, auch wenn Herr
oppelin – die Stimme der Vernunft in der FDP – heute
icht anwesend ist.
(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD)
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3865
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Dr. Heinz Riesenhuber
Was kann ein Ministerium tun? Wir sehen mit Inte-
resse, wie der Wirtschaftsminister zusammen mit dem
Herrn Finanzminister die Unternehmensteuerreform
so prägt, dass der Unternehmungsgeist der Unternehmen
wächst, dass Unternehmen in anderen Ländern erken-
nen, wie stark der Standort Deutschland ist, und dass
nicht mehr von prospektiven Spitzensteuersätzen, son-
dern von realen Steuersätzen ausgegangen wird, die ent-
sprechend abgebildet werden.
Zum Bürokratieabbau ist Bedeutendes gesagt wor-
den. Dass die Regierung den Normenkontrollrat einge-
setzt hat, dass wir das niederländische Standardkosten-
modell einführen, um die Bürokratiekosten besser
berechnen und damit auch besser bekämpfen zu können,
ist die strategische Voraussetzung dafür, dass neue Tech-
nologien entstehen.
Wir gehen diese Aufgabe aber auch im Haushalt des
Einzelplanes an. Dabei steht der Wirtschaftsminister
durchaus noch am Beginn seiner Arbeit.
(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU so-
wie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von
der FDP: Das kann man wohl sagen!)
Unsere Freunde von der SPD haben zuvor mit den Grü-
nen regieren müssen. Deshalb ist nicht alles so vollkom-
men, wie es sein sollte.
(Heiterkeit)
Wir gehen jetzt die Punkte an, die noch problematisch
sind.
Der erste Schritt war, die Bugwellen abzubauen. In
vielen Programmen – das hat Frau Bulmahn zu Recht
festgestellt – gab es beachtliche Bugwellen, weil Pro-
jekte, die fertig geplant und positiv begutachtet waren,
wegen Haushaltsproblemen nicht zeitgerecht gestartet
werden konnten. Das sind wir zunächst angegangen.
Jetzt erweitert sich langsam der Horizont. Die Welt wird
frei. Wir können sie frohgemut gestalten. Jetzt fragt sich,
was wir als Nächstes angehen.
Ich bin immer noch bei Ihrer Bemerkung mit der
Technologieschmiede. Es gibt einige Bereiche, in denen
zumindest die Industrie auf kluge Weise schmiedet. Bei
unserem Weltraumprogramm hat der ESA-Ministerrat
klug und erfolgreich verhandelt.
(Ludwig Stiegler [SPD]: Sehr wahr!)
Im Haushalt des Wirtschaftsministers sind dafür zu-
sätzliche Mittel in beachtlicher Höhe – es sind meines
Wissens über 90 Millionen Euro bis 2009 – vorgesehen.
(Beifall bei der FDP)
Das ist zu begrüßen.
(Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN]: Nein!)
Bei der Konzeption ist darauf geachtet worden, dass
die Rolle Deutschlands in der Führung und Gestaltung
des Systems stark ist. Die Erdbeobachtungssysteme, die
zwei Erdbeobachtungssatelliten, die Beteiligung an Ga-
lileo und die Funktion von Oberpfaffenhofen und Darm-
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tadt machen deutlich, dass wir über eine Vielzahl von
tarken und lebendigen Projekten verfügen, die ausver-
andelt und gut organisiert sind.
(Beifall des Abg. Ludwig Stiegler [SPD])
Beim Nationalen Weltraumprogramm werden wir
och einiges tun müssen. Meines Wissens stehen immer-
in rund 167 Millionen Euro zur Verfügung, um in die-
em Bereich einen Beitrag dazu zu leisten, dass unsere
ittelständischen Unternehmen systemfähig werden
zw. Subsysteme und Systeme liefern können. Genauso
ichtig ist die Entwicklung in der Luftfahrtforschung.
a werden wir in absehbarer Zeit ein neues mittelfristi-
es Programm auflegen. Im Grunde haben wir hier eine
ute und stetige Entwicklung zu verzeichnen mit einer
ezielten Unterstützung des Mittelstands.
Ich freue mich sehr, dass ich alle Ihre Fragen an die
echnologieschmiede sachdienlich beantworten kann.
(Lachen bei der FDP)
In mehreren Reden ist der Mittelstand angesprochen
orden. Das ist natürlich ein zentrales Thema. Wir haben
ie Aufwendungen für diesen Bereich gewaltig gestei-
ert, indem wir 50 Millionen Euro draufgelegt haben.
abei hat uns der Haushaltsausschuss in Herzlichkeit be-
leitet, wofür wir ausdrücklich danken. Das ist eine sehr
ute Sache.
Dass wir damit eine Strategie verfolgen, die Raum für
eues schafft, wird ein interessanter neuer Schritt sein.
o stellt das Wirtschaftsministerium Überlegungen zum
ereich „Innovation und Normung“ an. Das ist ein neuer
trategischer Bereich, wo etwas zusammengeführt wird.
udem wird über die öffentliche Nachfrage nachge-
acht, über Einstiegsprogramme in die Forschung für
en Mittelstand und branchenübergreifende Wettbe-
erbe innerhalb der IGF.
(Ulrike Flach [FDP]: Es soll nicht nachden-
ken! Es soll agieren!)
as Ministerium setzt in unterschiedlichen Bereichen
eue Paradigmen.
Das Faszinierende an dem Forschungshaushalt ist,
ass mir manche Programme aus der Zeit vor der deut-
chen Einheit bekannt sind. Das ist nicht unbedingt Aus-
ruck einer Innovationskraft. Programme müssen neu
ntstehen. Sie müssen aber auch sterben können.
(Beifall bei Abgeordneten der FDP)
rei lebt, wer sterben kann, Freunde! Wir müssen also
arangehen, Freiraum für Neues zu schaffen. Ideen sind
a.
Bei den Fragen, auf die wir noch keine Antworten ha-
en, ist auch unsere hochverehrte Opposition zur kon-
truktiven Mitarbeit herzlich eingeladen ist: Wie kom-
en wir dahin, dass der Mittelstand, dass ein junges
nternehmen sein Produkt schneller auf den Markt brin-
en kann? Frau Bulmahn hat zu Recht gesagt, dass wir
as Volk der Erfinder sind. Beim Europäischem Patent-
mt haben wir im letzten Jahr 23 800 Patente angemel-
et, die Amerikaner 32 700; Amerika ist aber sehr viel
3866 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
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Dr. Heinz Riesenhuber
größer als wir. In Erfindungen sind wir gut. Wie aber be-
kommen wir die PS auf die Straße? Wie setzen wir das
um?
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie
bei Abgeordneten der FDP)
Wie kommen wir besser in den Markt? Wie helfen wir
den Start-ups, zu verstehen, dass sie nicht nur einen
tüchtigen Buchhalter brauchen – der ist immer sehr be-
deutend –, sondern dass sie einen Betriebswirt, einen
Wirtschaftler mit Biss und Unternehmungsgeist als Part-
ner brauchen? Sie brauchen nicht nur den genialen Inge-
nieur, der zum Kunden geht, sich rausschmeißen lässt,
wieder hingeht, wieder rausgeschmissen wird und dann
endlich, wenn der Kunde so genervt ist, dass er es nicht
mehr aushält, den Auftrag bekommt. Davon leben die
Unternehmen. Sie leben nicht von Erfindungen in Pa-
pierform. Es geht darum, lebenden Menschen zu helfen,
den Sprung in den Markt zu schaffen. Sie müssen den
entsprechenden Geist entwickeln und den Biss und die
Entschlossenheit haben, dies umzusetzen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Liebe liberale Freundinnen und Freunde, wir sind hier
nicht die Technologieschmiede. Wir schaffen die Vo-
raussetzungen. Es geht hier um das Private-Equity-Ge-
setz und die Frage der Besteuerung der Venture-Capital-
Fonds. Es geht darum, die Schwierigkeiten für die Busi-
ness Angels zu überwinden. Ich bestehe nicht darauf,
das an der Wesentlichkeitsgrenze der Beteiligungen fest-
zumachen; es gibt andere Modelle. Wesentlich aber ist,
dass wohlhabende Leute, die es in unserem Lande Gott
sei dank gibt, die Lust an etwas Neuem haben, die in
junge Unternehmen investieren und sie mit Rat und Geld
begleiten wollen, sich voll engagieren, und nicht nur in
Form einer Beteiligung in Höhe von 1 Prozent; dafür
kämpft niemand. Der Mensch kämpft nur fürs eigene
Geld, wenn er in der Wirtschaft tätig ist. Das ist gut so.
Erhard sprach von der List der Marktwirtschaft, die den
Egoismus des Einzelnen zur Weisheit des Erfolges um-
wandelt.
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Herr Kollege, wir würden Ihnen noch furchtbar gerne
sehr lange zuhören.
Dr. Heinz Riesenhuber (CDU/CSU):
Dann tun Sie das.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie
bei Abgeordneten der FDP)
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Das geht leider nicht. Das kann ich nicht zulassen,
Herr Kollege Riesenhuber.
Dr. Heinz Riesenhuber (CDU/CSU):
Hochverehrte Frau Präsidentin, dann muss ich leider
alle grundsätzlichen Aussagen, die noch ausstehen, auf
die nächste Debatte verschieben.
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(Heiterkeit bei der CDU/CSU, der SPD und
der FDP)
In der grundsätzlichen Diskussion, die wir hier füh-
en, habe ich mit Freude festgestellt, dass viele von der
ußballweltmeisterschaft Kenntnis genommen haben.
s ist jetzt üblich – das ist auch prima –, damit die Re-
en zu beschließen. Dies habe ich von den Kollegen ge-
ernt.
Einen heimlichen Wunsch möchte ich in diesem Zu-
ammenhang äußern: Wenn die Begeisterung und die
reude, wie sie sich in den Sätzen „Wir sind Deutsch-
and“, „Wir sind stolz auf das, was wir können“, „Wir
ollen die Besten sein“ ausdrückt, nicht nur eine Sache
es Sports, sondern auch eine Sache der Unternehmen,
er Wissenschaft und der Start-ups ist, wenn die Leute
icht neidisch auf eine Leistung sind, sondern stolz auf
as, was sie erreicht haben, wenn dies nicht ein Gegen-
tand der Abneigung, sondern des Respekts und der
reude ist, weil das uns alle voranbringt, dann haben wir
ine andere Welt. Deshalb lasst uns Fußball spielen!
(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU, der
SPD und der FDP)
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Einzel-
lan 09 – Bundesministerium für Wirtschaft und Tech-
ologie – in der Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? –
er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Einzel-
lan 09 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei
egenstimmen der Oppositionsfraktionen angenommen.
Zusatzpunkt 8. Interfraktionell wird Überweisung der
orlage auf Drucksache 16/1672 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie
amit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die
berweisung so beschlossen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.19 auf:
Einzelplan 32
Bundesschuld
– Drucksache 16/1321 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Jochen-Konrad Fromme
Carsten Schneider (Erfurt)
Otto Fricke
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk
Eine Aussprache ist nicht vorgesehen.
Wir kommen daher gleich zur Abstimmung über den
inzelplan 32 – Bundesschuld – in der Ausschussfas-
ung. Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
en? – Der Einzelplan 32 ist mit den Stimmen der Koali-
ion bei Gegenstimmen der Fraktionen der Opposition
ngenommen.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3867
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Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ich rufe Tagesordnungspunkt I.20 auf:
Einzelplan 33
Versorgung
– Drucksache 16/1324 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Anja Hajduk
Jens Spahn
Bettina Hagedorn
Dr. Claudia Winterstein
Roland Claus
Eine Aussprache ist nicht vorgesehen.
Abstimmung über die Beschlussempfehlung des
Haushaltsausschusses zu dem Einzelplan 33 – Versor-
gung. Der Haushaltsausschuss empfiehlt in seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 16/1324 unter Nr. 2,
den Einzelplan 33 aufzuheben.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist eine
revolutionäre Veränderung!)
Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
gen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen
der Fraktionen der Linke, der SPD, der CDU/CSU und
der FDP bei Enthaltung der Grünen angenommen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt I.21 auf:
Einzelplan 60
Allgemeine Finanzverwaltung
– Drucksache 16/1323 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Otto Fricke
Jochen-Konrad Fromme
Carsten Schneider (Erfurt)
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk
Eine Aussprache ist nicht vorgesehen.
Wir kommen deshalb zur Abstimmung über den
Einzelplan 60 – Allgemeine Finanzverwaltung – in der
Ausschussfassung. Es liegt ein Änderungsantrag der
Fraktion Die Linke vor, über den wir zuerst abstimmen.
Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druck-
sache 16/1893? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Der Änderungsantrag ist mit den Stimmen der SPD, des
Bündnisses 90/Die Grünen, der CDU/CSU und der FDP
bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke abgelehnt.
Wer stimmt für den Einzelplan 60 in der Ausschuss-
fassung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
Einzelplan 60 ist mit den Stimmen der Koalition bei Ge-
genstimmen der Fraktionen der Opposition angenom-
men.
Ich rufe Tagesordnungspunkt I.22 auf:
Haushaltsgesetz 2006
– Drucksachen 16/1325, 16/1326 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Carsten Schneider (Erfurt)
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Otto Fricke
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk
Eine Aussprache ist nicht vorgesehen.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wäre aber
schön!)
Wir kommen deshalb zur Abstimmung über das
aushaltsgesetz 2006 in der Ausschussfassung. Wer
timmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
as Haushaltsgesetz 2006 ist mit den Stimmen der Ko-
litionsfraktionen bei Gegenstimmen der Oppositions-
raktionen angenommen..
Abstimmung über die Beschlussempfehlung des
aushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die
undesregierung über den Finanzplan des Bundes 2005
is 2009; das sind die Drucksachen 16/751, 16/1348 und
6/1327. Der Ausschuss empfiehlt auf Drucksache
6/1327, den Finanzplan des Bundes 2005 bis 2009 zur
enntnis zu nehmen. Wer stimmt für diese Beschluss-
mpfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
ie Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen von
PD, CDU/CSU und FDP bei Gegenstimmen der Frak-
ion Die Linke
(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Gegen die
Kenntnisnahme! Das ist Ignoranz!)
nd Enthaltungen der Grünen angenommen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt II auf:
Dritte Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2006
(Haushaltsgesetz 2006)
– Drucksachen 16/750, 16/1348, 16/1301 bis
16/1313, 16/1319 bis 16/1321, 16/1323, 16/1324,
16/1325, 16/1326 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Carsten Schneider (Erfurt)
Otto Fricke
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk
Es liegen drei Entschließungsanträge der Fraktion der
DP, ein Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke
owie zwei Entschließungsanträge der Fraktion des
ündnisses 90/Die Grünen vor, über die wir nach der
chlussabstimmung abstimmen werden. Ich weise da-
auf hin, dass wir später über das Haushaltsgesetz sowie
ber den Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke
amentlich abstimmen werden.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
ie Aussprache zwei Stunden vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
Ich gebe zunächst das Wort der Kollegin Ulrike
lach, FDP-Fraktion.
(Beifall bei der FDP)
3868 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
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Ulrike Flach (FDP):
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Der Finanzminister hat am Dienstag eine philosophische
Vorlesung gehalten. Seine Philosophie ist, dass der gute
und wohlmeinende Staat am besten weiß, wie man mit
dem Geld der Bürger umgeht. Wer auf die hohen Steuer-
lasten der Bürger hinweist, zeichnet, so Steinbrück, ein
Zerrbild eines irrsinnigen Steuerstaates. Laut Karl-
Bräuer-Institut lag die Belastung der Einkommen mit
Steuern und Abgaben 2005 bei 51,5 Prozent. Bis 2009
wird diese Quote auf 53 Prozent steigen. Wenn ein Staat
seinen Bürgern über die Hälfte des Einkommens ab-
nimmt, dann ist das vielleicht nicht irrsinnig, aber es ist
in jedem Falle unsinnig.
(Beifall bei der FDP)
Ihr Kronzeuge, den Sie, Herr Steinbrück, als fiskali-
sches Vorbild preisen, ist der ehemalige Finanzminister
der USA, Robert Rubin. Rubinomics ist das, was Sie
als eine Politik der doppelten Tonlage verstehen, eine
Kombination aus Steuererhöhungen und Sparmaßnah-
men, wie sie Rubin 1995 bis 1999 in den USA ange-
wandt hat.
Zum Erfolg des Finanzministers Rubin, Herr Stein-
brück, gehören aber auch einige Wahrheiten, die Sie in
diesem Zusammenhang wohlweislich nicht nennen: Ru-
bins Amtszeit war die Zeit der Hightech- und Internet-
blase, in der beinahe täglich Unternehmen an die Börse
gingen. Damit hatte auch die Clinton-Administration üb-
rigens nicht gerechnet, die 1993 sogar ein Konjunktur-
programm geplant hatte, aber nicht durchsetzen konnte.
Die Börse trieb das Wachstum massiv an, über Rubins
Amtszeit hinaus bis zum Jahr 2000.
In Deutschland aber haben wir seit Jahren niedrige
Wachstumsraten, sogar negative Wachstumsraten. Wir
haben keinen Börsenhype, sondern sinkende Einkom-
men im Vergleich zu vielen EU-Ländern. Darauf wollen
Sie jetzt diese massive Steuererhöhung packen? Dass
das die Konjunktur mit Sicherheit schwächt, zu dieser
Voraussage brauchen wir noch nicht einmal – das kann
man mit dem einfachen Bleistift rechnen – die unzähli-
gen Expertenmeinungen der vergangenen Wochen.
(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])
Übrigens, Herr Steinbrück, ist auch Herr Rubin mehr
als skeptisch, was die Übertragung seiner Maßnahmen
auf Deutschland angeht. Der „Spiegel“ hat im Juni 2005
Robert Rubin befragt, ob die Situation, die er 1995 in
den USA vorfand, mit der in Deutschland vergleichbar
sei. Seine Antwort darauf scheinen Sie nicht registriert
zu haben; sie war sehr einfach und sehr klar: Nein. Nein,
sagte er, die Situation war vollkommen anders. Die USA
hatten zwar ein erhebliches Haushaltsdefizit, aber wir
waren eine Gesellschaft mit flexiblem Arbeitsmarkt und
der Bereitschaft zum Wandel. – Das ist der Punkt, Herr
Steinbrück. Was Deutschland denn tun solle, um aus der
Krise herauszukommen, wurde er weiter gefragt. Rubin
sagte dazu:
Deutschlands Arbeitsmarktgesetze sind sehr res-
triktiv, die Sozialleistungen sehr hoch. Und Sie
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die Deutschen –
haben sicherlich ein demografisches Problem. Das
sind Punkte, die Sie angehen müssen.
(Beifall bei der FDP)
as aber heißt, wenn schon Robert Rubin Ihr Vorbild ist,
ann bitte mit aller Konsequenz: Der Arbeitsmarkt
uss dereguliert werden und die hohen Sozialstandards
üssen auf den Prüfstand. Das ist genau die Politik, die
hnen die Liberalen seit vielen Jahren empfehlen, die Sie
ber – vor allen Dingen Sie von der Linken – ständig als
esellschaftliche Horrorvision angeprangert haben.
(Beifall bei der FDP – Volker Schneider [Saar-
brücken] [DIE LINKE]: Stimmt!)
Herr Steinbrück, Rubinomics ist nichts für Deutsch-
and, zumindest nicht für ein Deutschland mit einer Re-
ierung, an der die SPD beteiligt ist. Es fehlt Ihnen und
er großen Koalition ein langfristiges gemeinsames Re-
ormkonzept. Unsere demografische Entwicklung ist
anders als in den USA – eine tickende Zeitbombe für
ie deutschen Sozialsysteme. Sie aber vertändeln die
eit – gerade wieder – mit mühsam errungenen Kompro-
issen der Koalitionsrunden, von deren Ergebnis noch
icht einmal Ihr eigenes Ministerium überzeugt ist, wie
ir tagtäglich in den Zeitungen lesen können.
Das Fazit Ihres ersten Aufschlags auf der bundespoli-
ischen Bühne, Herr Steinbrück, ist frustrierend.
(Beifall bei der FDP)
er größten Steuererhöhung in der bundesdeutschen Ge-
chichte steht nur Ihre verbale Strategie zur Rückfüh-
ung der Strukturprobleme auf der Ausgabenseite gegen-
ber. Solange dem so ist, Herr Steinbrück, ist jeder
chluck aus der Steuerpulle eine kurzfristige Maß-
ahme, die nur die Symptome lindert. Auf die Erfolge
on Herrn Rubin werden Sie wohl sehr lange warten
üssen.
(Beifall bei der FDP – Bernhard Brinkmann
[Hildesheim] [SPD]: Der größte Steuererhöher
war die FDP!)
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Nächster Redner ist der Kollege Joachim Poß, SPD-
raktion.
Joachim Poß (SPD):
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
iebe Kollegin Flach, was uns beide, insbesondere Sie
ber von Herrn Steinbrück, grundsätzlich unterscheidet,
st: Während wir in der wirtschaftlichen, der sozialen
nd der finanziellen Realität konkret ansetzen und diese
chrittweise verbessern wollen, sind Ihre Vorschläge
ichts anderes als Wunsch und Wolke und haben mit der
irtschaftlichen, der sozialen und der finanziellen Reali-
ät in diesem Land nichts zu tun; das ist Ihr Ansatz. Das
nterscheidet Sie von der großen Koalition. Während
ir realitätstüchtig sind und versuchen, uns dem schwie-
igen Veränderungsprozess zu stellen, äußern Sie nur
ünsche, die Sie nicht erfüllen könnten – das wissen Sie
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3869
(A) )
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Joachim Poß
selber –, wenn Sie in der Regierungsverantwortung wä-
ren. Einen solchen Politikansatz sollten Sie den Wähle-
rinnen und Wählern eigentlich nicht zumuten.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU)
Ich glaube, Sie haben in Herrn Rubin im Verhältnis
zu Peer Steinbrück zu viel hineininterpretiert. Herr
Steinbrück hat nie behauptet, dass die heutige Situation
in Deutschland mit der in den USA im Jahre 1995 ver-
gleichbar ist.
(Ulrike Flach [FDP]: Er hat uns letztes Mal
noch Clinton empfohlen!)
– Nein. Die Clinton-Administration hat zusammen mit
der Fed nach den riesengroßen Defiziten aus der
Reagan-Ära die richtigen Antworten auf die gegebene
ökonomische Situation gefunden. Aber wir müssen die
richtigen Antworten auf die Situation in der Bundesrepu-
blik Deutschland finden, und zwar unter anderem vor
dem besonderen Hintergrund der Überwindung der deut-
schen Teilung. Das ist der Unterschied.
(Beifall bei der SPD)
Im Übrigen sind die Zahlen und Fakten, die Herr
Steinbrück am vergangenen Dienstag genannt hat, durch
die Studien zum Beispiel der OECD und des Internatio-
nalen Währungsfonds gedeckt. Ich weiß daher nicht, wie
Sie dazu kommen, seine Angaben in Abrede zu stellen
und sich dabei auf den Bund der Steuerzahler zu beru-
fen. An Ihrer Stelle wäre ich bei dem etwas vorsichtiger,
liebe Kollegin Flach.
Wir verkennen nicht, dass es in den letzten Jahren ge-
rade in der Haushaltspolitik erbitterte Kämpfe zwischen
CDU/CSU einerseits und den Regierungsparteien SPD
und Bündnis 90/Die Grünen andererseits gegeben hat,
und zwar insbesondere darüber, wie in haushaltspoliti-
scher Hinsicht auf die fast vierjährige wirtschaftliche
Stagnation in Deutschland reagiert werden sollte. Aber
umso erfreulicher ist, dass man nun zu erfolgreicher Zu-
sammenarbeit zusammengefunden hat, in deren Mittel-
punkt die realistische Auseinandersetzung mit den kon-
kret zu lösenden Problemen steht. Dafür gebührt den
Obleuten Carsten Schneider und Steffen Kampeter stell-
vertretend für ihre Arbeitsgruppen aller Dank.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Dank gebührt auch dem Sekretariat des Haushaltsaus-
schusses und den Fachleuten des Bundesfinanzministe-
riums für ihre wie immer gute Unterstützung. Ohne sie
wäre das alles nicht möglich gewesen.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie
bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN)
Durch die Beratungen und Beschlüsse im Haushalt-
ausschuss konnte der Bundeshaushalt 2006 wetterfester
gemacht werden. Ein guter Teil der globalen Minderaus-
gaben konnte aufgelöst werden, was dem Etat von vorn-
herein mehr Treffsicherheit gibt. Die Steuerschätzung
von Mai, die die Budgetansätze bei den Steuereinnah-
men bestimmt, hat die interne Steuerschätzung des Bun-
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esfinanzministeriums vom Januar bestätigt, ja sogar
bertroffen. Denn die Wirtschaft in Deutschland entwi-
kelt sich Gott sei Dank 2006 bisher sehr erfreulich.
Überschattet wurden die Haushaltsberatungen über
ehrere Wochen durch eine – wie ich fand, etwas über-
lüssige – aufgeregte Debatte über die Kosten der
rundsicherung für Arbeitsuchende. Es war deshalb gut,
ass Franz Müntefering als der zuständige Fachminister,
er über den besten Einblick in die komplizierte Materie
erfügt, am 2. Juni vor der Bundespressekonferenz die
inge zurechtgerückt und dargelegt hat, wo wir bei
artz IV stehen. Insbesondere hat er richtig gestellt,
ass es bei Hartz IV in den letzten Monaten keine Kosten-
xplosion gegeben hat.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Steinbrück
spricht immer vom Haushaltsrisiko!)
Kostenexplosion“ ist eine Begrifflichkeit, die, aus wel-
hem Grund auch immer, allein dem Ziel dient, das ge-
einsame Projekt der Grundsicherung für Arbeit-
uchende insgesamt zu diskreditieren.
Dabei müsste doch jedem verständigen Menschen
lar sein, dass die knapp anderthalb Jahre, die es das
rbeitslosengeld II jetzt gibt, für eine fundierte Beurtei-
ung der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und So-
ialhilfe nicht ausreichen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
s handelt sich immerhin um eine der größten Sozial-
eformen in der Geschichte der Bundesrepublik
eutschland mit sehr schwierigen Umstellungen für alle
eteiligten. Deswegen sage ich auch mit Blick auf den
oalitionspartner, womöglich auf Politiker, die sich jetzt
icht hier im Raum befinden, die aber Generalrevision
nd anderes mehr fordern – das sage ich insbesondere in
ichtung NRW –, dass sie sich etwas Puste für die lange
trecke aufbewahren sollten, die noch vor uns liegt. Die
mstellung ist wirklich für alle Beteiligten sehr schwie-
ig. Auch der Bundesrechnungshof, der sehr sachlich
ängel aufgezeigt hat, hat keine Generalrevision oder
ine grundlegende Neugestaltung der Grundsicherung
efordert.
Was wir in der Koalition hierzu vereinbart haben, ist
achgerecht. Wir machen das Fortentwicklungsgesetz,
em der Bundesrat am 7. Juli hoffentlich zustimmt. Das
ird die Kostensituation erheblich verbessern. Wir ha-
en im Haushalt 2006 Vorsorge für den Fall getroffen,
ass es doch zu höheren Ausgaben für das Arbeitslosen-
eld II kommen sollte. Der Haushaltsausschuss hat be-
chlossen, sich in der zweiten Jahreshälfte der beobach-
eten Vollzugsdefizite gezielt anzunehmen.
Das alles sind, glaube ich, die richtigen Schritte. Das
anze wird dann im Herbst im Zusammenhang mit den
hemen Kombilohn, Mindestlohn und Niedriglohnbe-
eich diskutiert werden. Denn wir dürfen nicht verges-
en: In vielen Fällen stellt das Arbeitslosengeld II eine
ufstockung von Lohn und Gehalt oder sonstigen Ein-
ünften dar.
Ich bin mir sicher, liebe Kolleginnen und Kollegen:
enn wir gegen Jahresende die Beratung des Bundes-
3870 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
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Joachim Poß
haushaltes 2007 abschließen, werden wir alle nötigen
Maßnahmen ergriffen haben, damit die Kosten für das
Arbeitslosengeld II und Hartz IV nicht die haushaltspoli-
tischen Ziele unterlaufen,
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig,
Herr Kollege!)
die sich die Koalition aus SPD und CDU/CSU gesetzt
hat.
Der Bundeshaushalt 2006 ist ein Übergangshaushalt.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Von der Pest zur
Cholera!)
So haben wir es in der Koalitionsvereinbarung festge-
legt. In diesem Jahr nehmen wir bewusst eine hohe Net-
tokreditaufnahme des Bundes hin, weil wir nicht durch
zusätzliche harte Einschnitte in Investitionen und nach-
fragewirksame Sozialleistungen die gute Entwicklung
der deutschen Wirtschaft beeinträchtigen wollen. In die-
sem Haushalt 2006 läuft das 25-Milliarden-Euro-
Impulsprogramm der Regierung – bzw. 37-Milliarden-
Euro-Impulsprogramm mit Länderanteil – an, mit der
Fortführung der CO2-Gebäudesanierung, mit zusätzli-
chen Mitteln für die Forschung und die Verkehrsinfra-
struktur und mit der steuerlichen Absetzbarkeit zum Bei-
spiel von Handwerkerleistungen.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Schuldenfinanziert!)
Davon, lieber Kollege Koppelin, profitiert die mittel-
ständische Wirtschaft massiv; das ist wichtig für die Be-
schäftigung in der mittelständischen Wirtschaft.
(Beifall bei der SPD)
Es wäre gut, wenn Sie bei Ihrer traditionellen Verbin-
dung zum Mittelstand diese Botschaft mit vertreten
würden. Denn wir brauchen zusätzliche Beschäftigung
im Mittelstand.
(Beifall bei der SPD)
Unser Kalkül ist klar und einleuchtend. Wir, das heißt
Bund und Länder, tun in einem Wirtschafts- und Finanz-
pakt alles, damit sich die Wirtschaft in Deutschland in
diesem Jahr so gut und stabil entwickelt, dass die aus
Gründen der Konsolidierung notwendige Mehrwert-
steuererhöhung nicht zu der befürchteten konjunkturel-
len Delle führt. Wenn man sich die aktuelle Wirtschafts-
entwicklung vorurteilsfrei anschaut – da stelle ich nicht
auf die gegenwärtig gute Stimmung durch die WM ab;
es gibt andere Anzeichen –, kommt man zu dem Ergeb-
nis, dass es diese Delle so nicht geben wird. Das ist auch
die aktuelle Einschätzung des Ifo-Instituts. Die OECD
hat sich ebenfalls in diesem Sinne geäußert.
Ich habe Verständnis für das Verhalten der Opposi-
tionsparteien. Das ist das übliche Oppositionsritual. Man
kann nicht erwarten, dass die Opposition den Weg der
Regierung vernünftig und angemessen findet, schon gar
nicht, wenn dieser Weg vernünftig und angemessen ist.
So ist es nun einmal.
(Beifall bei der SPD – Abg. Jürgen Koppelin
[FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage –
Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]:
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Jetzt kommt die Stimme der Vernunft! Die
Stimme der FDP!)
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Herr Kollege Poß, gestatten Sie eine Zwischenfrage
es Kollegen Koppelin?
Joachim Poß (SPD):
Ja, natürlich; gern.
Jürgen Koppelin (FDP):
Herr Kollege Poß, erinnere ich mich richtig, dass Sie
or der Bundestagswahl zur damaligen Forderung der
nion, durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um
wei Prozentpunkte eine Senkung des Beitragssatzes für
ie Arbeitslosenversicherung zu finanzieren, eine Pres-
eerklärung herausgegeben haben – ich lese Ihre Presse-
rklärungen immer mit großem Interesse –, in der Sie
argelegt haben, dass die Erhöhung um zwei Punkte
icht ausreichen wird, sondern dass man dafür mehr
rauchen wird? Jetzt versuchen Sie, das gleiche Ziel mit
er Erhöhung der Mehrwertsteuer um einen Punkt zu er-
eichen. Können Sie mir sagen, warum Sie das damals so
rklärt haben, heute in der Regierungspolitik aber nicht
ntsprechend handeln?
Joachim Poß (SPD):
Zunächst einmal finde ich es gut, dass Sie meine Pres-
eerklärungen lesen, Herr Kollege Koppelin.
(Otto Fricke [FDP]: Sie doch auch seine!)
Das kann ich jetzt leider nicht bestätigen.
(Ulrike Flach [FDP]: Sie sollten sie aber
lesen!)
ch finde das ganz gut, weil man so voneinander lernen
ann.
Ich habe damals nicht nur eine Presseerklärung he-
ausgegeben.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Leider wahr!)
s waren in dem Zusammenhang sehr wahrscheinlich
0. Es gab auch noch andere öffentliche Erklärungen.
iesen Erklärungen habe ich nichts hinzuzufügen.
Sie wissen, Kollege Koppelin, dass beginnend im Ok-
ober/November deutlich wurde: Wir haben es in einem
anz bestimmten Bereich des Arbeitsmarkts mit einem
tarken Kostenanstieg gegenüber den ursprünglichen
inschätzungen zu tun. Außerdem haben wir in der
oalition einen Wirtschafts- und Finanzpakt vereinbart.
enn man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen
nd sich nicht gegenseitig blockieren will, dann gehört
azu, dass Bund und Länder konstruktiv zusammenwir-
en und dass auch beide handlungsfähig sein müssen.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Aber Sie haben sich
damals verrechnet!)
as gilt auch für die öffentlichen Haushalte von Bund
nd Ländern. Dieser Situation ist die Erhöhung der
ehrwertsteuer um 2 Prozentpunkte geschuldet. Hinzu
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3871
)
(B) )
Joachim Poß
kommt eine Erhöhung um einen Punkt zur Finanzierung
der Senkung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversi-
cherung.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Aber Sie haben
damals erklärt, das gehe nicht!)
Was ich in meiner Presseerklärung dargestellt habe,
ist in der Tat, dass die Rechnung, die von der damaligen
Opposition im Zusammenhang mit der angepeilten
Mehrwertsteuererhöhung und der Arbeitslosenversiche-
rung vorgelegt wurde, nicht zutrifft. Dem habe ich auch
jetzt nichts mehr hinzuzufügen.
Ich hoffe, es ist klar geworden: Einen Punkt verwen-
den wir zur Senkung des Beitragssatzes für die Arbeits-
losenversicherung und jeweils einen Punkt für die Län-
derebene und für den Bund.
Vor einem möchte ich warnen, Herr Koppelin. Wie
die letzten Jahre gezeigt haben, kann man durch Krisen-
gerede und Schwarzmalerei viel an wirtschaftlicher Zu-
versicht und guter Perspektive kaputtmachen. Deutsch-
land ist kein Sanierungsfall. Wir haben bei den
öffentlichen Finanzen Sanierungsaufgaben. Natürlich
– das muss man ganz deutlich sagen – haben wir Sanie-
rungsaufgaben. Aber deswegen wird Deutschland nicht
zum Sanierungsfall.
Heribert Prantl hat gestern in der „Süddeutschen Zei-
tung“ bestechend präzise formuliert:
Mit Katastrophalisierungs-Rhetorik … kann man
die Menschen nicht zum Mitmachen gewinnen.
Motivation wird so nicht geschaffen.
Man muss hier auch die Wirtschaftsverbände kriti-
sieren, die nämlich kein gutes Spiel treiben. Egal was die
Regierung macht – nie ist das für die Wirtschaftsver-
bände in Ordnung und genug; nie ist ihres Erachtens die
Situation in Deutschland so, dass Unternehmen Anreiz
hätten, zu investieren, nie sind die Wirtschaftsverbände
mit dem zufrieden, was die Regierung macht. Das war in
den letzten Jahren so und das geht jetzt weiter. Die Ver-
bände sind offensichtlich nicht flexibel genug, sich um-
zustellen. Daher frage ich die Herren vom BDI, von der
BDA und von den anderen Verbänden: Wie erklären Sie
sich die exorbitanten Gewinne, die deutsche Unterneh-
men seit geraumer Zeit wieder einfahren? Ist das nicht
Grund genug, zu investieren? Insofern sind die Wirt-
schaftsverbände nichts anderes als Lobbyisten für Ein-
zelinteressen und so verhalten sie sich auch. Das gleiche
Muster findet man hier im Bundestag bei der FDP. Des-
wegen komme ich auf Ihr dickes „Sparbuch“ auch nicht
zu sprechen.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Schade!)
Nur an einer Stelle sind Ihre Änderungsanträge sehr
ernst zu nehmen. Sie haben vorgeschlagen, die Einglie-
derungshilfe und die Verwaltungskosten bei der Grund-
sicherung in einem Ausmaß zu kürzen, das nur den
Schluss zulässt: Die FDP will die Bundesagentur für
Arbeit zerschlagen. Sie will den Ausstieg des Staates
aus der Förderung und Vermittlung von Langzeitarbeits-
losen. Das ist ein Politik- und Staatsverständnis, das
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eilenweit von unserem entfernt ist. Dazu wird Ihnen
iemand von uns die Hand reichen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU)
Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Haushalt
006 ein wichtiger Schritt zu dem Ziel ist, das die große
oalition gemeinsam erreichen will, nämlich stabiles
nd andauerndes Wirtschaftswachstum, das sich endlich
n einem deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit nie-
erschlägt. In der Folge soll es eine nachhaltige Rück-
ührung der viel zu hohen öffentlichen Verschuldung auf
llen Ebenen des Staates geben.
Um dieses Ziel zu erreichen, beschließen wir nächste
oche ein Steueränderungsgesetz, mit dem wir steuer-
iche Vergünstigungen reduzieren wollen. Das wird uns
rger einbringen. Denn viele Betroffene werden die
aßnahmen nur schwer akzeptieren. Diese Maßnahmen
ind aber notwendig und den strukturellen Problemen
er öffentlichen Haushalte geschuldet.
In dem Gesetz, das wir in der nächsten Woche verab-
chieden, ist eine Zusatzabgabe vorgesehen. Menschen
it sehr großer wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit sol-
en damit einen angemessenen Beitrag zur Finanzierung
es Staates leisten und ihrer gesellschaftliche Verantwor-
ung gerecht werden. Mit diesem Aufschlag auf die
inkommensteuer für Höchstverdiener wird kein einzi-
er Steuerpflichtiger aus Deutschland vertrieben. Eine
egenteilige Behauptung wäre absoluter Humbug. Die
pitzenverdiener unseres Landes sind auch in Deutsch-
and geblieben, als es vor einigen Jahren noch einen
pitzensteuersatz in Höhe von 53 Prozent gegeben hat.
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin
interstein?
Joachim Poß (SPD):
Gerne.
Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Herr Poß, ich habe eine Frage zum Thema Eingliede-
ungsmaßnahmen. Sie haben gerade gesagt, dass es uns
arum gehe, die entsprechenden Strukturen zu zerschla-
en. Stimmen Sie mir zu, dass im letzten Jahr 3,5 Mil-
iarden Euro für die durchgeführten Maßnahmen ausge-
eben wurden? Sind Sie der Meinung, dass letztes Jahr
ll das, was in Bezug auf Eingliederungsmaßnahmen ge-
aufen ist, eine Katastrophe war?
Wie beurteilen Sie die Situation in diesem Jahr? In
iesem Jahr sind in den ersten vier Monaten 1,4 Milliar-
en Euro für diese Maßnahmen ausgegeben worden.
ind Sie der Meinung, dass in den ersten vier Monaten
ine völlig unzureichende Arbeit im Bereich der Einglie-
erungsmaßnahmen geleistet worden ist und dass es da-
er die Notwendigkeit gibt, in den nächsten Monaten all
as noch einzubringen, was einzubringen man im letzten
ahr und in den ersten vier Monaten dieses Jahres ver-
äumt hat?
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3872 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
(A) )
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Joachim Poß (SPD):
Zunächst einmal will ich sagen, dass ich die Zahlen
nicht bestreite, Frau Kollegin. Ich habe im Zusammen-
hang mit diesem Thema nur dargestellt, in welchem Pro-
zess wir uns befinden. Sie wollen etwas anderes; Ihr Ge-
neralsekretär Niebel hat auch nie einen Hehl daraus
gemacht. Sie wollen die Zerschlagung der Bundesagen-
tur für Arbeit. Insofern sind diese Anträge für Sie Mittel
zum Zweck. Darauf wollte ich hinweisen.
(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]:
Das ist eine Unterstellung!)
Ich möchte aber keine Diskussion darüber unterbinden,
wie man die Maßnahmen noch effizienter gestalten
könnte.
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Herr Kollege, die Frau Kollegin Winterstein möchte
noch eine zweite Zwischenfrage stellen.
(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Sie haben
doch noch Redezeit!)
Joachim Poß (SPD):
Aber natürlich.
Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Ich kann Ihre Ausführungen nicht so stehen lassen
und möchte daher nachhaken. Ganz konkret: Es geht um
die Summe in Höhe von 3,5 Milliarden Euro, die letztes
Jahr ausgegeben wurde. Sie haben für dieses Jahr im
Haushalt 6,5 Milliarden Euro für diesen Bereich ange-
setzt. Ich möchte von Ihnen gerne wissen, ob Sie der
Meinung sind, dass die von uns vorgeschlagene Kürzung
um 3 Milliarden Euro sinnvoll ist. Wir haben uns vorges-
tern anhören müssen, dass wir diejenigen seien, die den
Langzeitarbeitslosen Geld wegnehmen wollten, was
aber nicht der Fall ist. Sind Sie der Meinung, dass die
Arbeitsagenturen letztes Jahr ihre Arbeit ordentlich ge-
macht haben, dass diese Arbeit in diesem Jahr daher in
gleicher Weise fortgeführt werden sollte und deswegen
der Ansatz in Höhe von 3,5 Milliarden Euro völlig aus-
reichend ist?
(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ist er
nicht!)
Joachim Poß (SPD):
Die Mängel, die im letzten Jahr zu verzeichnen wa-
ren, wurden von niemandem geleugnet. Ich denke, dass
Herr Müntefering auf diesen Punkt in der Fachdebatte
eingegangen ist.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Nein!)
Aber das heißt doch nicht, dass wir die Perspektive für
die Langzeitarbeitslosen verkürzen sollten, indem wir
Ihrem Antrag folgen.
Ich komme aus einem Wahlkreis, in dem das Problem
der Arbeitslosigkeit leider eine sehr große Rolle spielt.
Herr Müntefering und ich haben uns vor einiger Zeit mit
den Verantwortlichen vor Ort getroffen. Das Geld wird
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ort dringend gebraucht. Deswegen geben wir den betei-
igten Akteuren das Geld, das in diesem Jahr zur Be-
ämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit gebraucht wird,
nd nichts anderes.
Im Übrigen ändert das nichts an der Aussage, die ich
orhin getroffen habe. Ihr Generalsekretär Niebel hat nie
inen Zweifel daran gelassen, dass Sie die Agentur zer-
chlagen wollen. Sie sollten sich dann auch hier dazu be-
ennen.
(Widerspruch bei der FDP)
Bis zur Sommerpause, meine Damen und Herren,
erden Eckpunkte für die Unternehmensteuerreform
orgestellt werden, auf die sich CDU/CSU und SPD
chon im Koalitionsvertrag verständigt haben. Die Ziele
ieser Unternehmensteuerreform sind anspruchsvoll.
er Wirtschafts- und Investitionsstandort Deutschland
oll nach außen und auch nach innen gestärkt werden,
it entsprechend positiven Wirkungen auf Wachstum
nd Beschäftigung.
Die steuerlichen Gestaltungsspielräume, die viele Un-
ernehmen, wie wir wissen, immer noch nutzen, um im
nland erzielte Gewinne steuersparend ins Ausland zu
erlagern, müssen eingedämmt werden, um die Steuer-
asis der Bundesrepublik Deutschland nachhaltig zu si-
hern. Das sehen auch alle Länderfinanzminister so.
Ein weiteres Ziel ist die weitgehende Rechtsform-
nd Finanzierungsneutralität.
Sehr wichtig ist auch der Erhalt bzw. die Sicherung
er in den letzten Jahren immer solider gewordenen
teuerbasis der Kommunen. Daran sollten wir alle inte-
essiert sein, denn jeder von uns erlebt in seinem Wahl-
reis vor Ort, in welch schwieriger finanzieller Lage sich
mmer noch viele Kommunen befinden.
Schließlich muss die Reform so gestaltet sein, dass sie
ie öffentlichen Haushalte nicht überfordert.
Im Bundesfinanzministerium wurde in den letzten
ochen und Monaten sehr intensiv darüber beraten, wie
in Konzept aussehen könnte, das diese vielen, nicht im-
er konfliktfreien Ziele vernünftig unter einen Hut
ringt. Peer Steinbrück hat dabei ganz wichtige Marken
esetzt; diesen stimme ich ausdrücklich zu.
Ich halte es genauso wie Peer Steinbrück für richtig,
icht den weitgehenden Systemänderungen zu folgen,
ie die Stiftung Marktwirtschaft und der Sachverständi-
enrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen
ntwicklung vorgeschlagen haben. Das Steuerrad lässt
ich nicht dauernd neu erfinden. Es muss aber anerkannt
erden: Beide Institutionen haben eine respektable Ar-
eit geleistet und viele wertvolle Überlegungen ange-
tellt. Ich glaube allerdings, die von beiden Institutionen
ehaupteten starken positiven Wirkungen ihrer Vor-
chläge beruhen mehr auf Wunschvorstellungen als auf
elastbaren Ableitungen und Prognosen. Zudem haben
ir zur Kenntnis zu nehmen, dass Bund, Länder und
ommunen durch Fehlbeträge in zweistelliger Milliar-
enhöhe belastet würden. Das können wir uns definitiv
icht leisten.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3873
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Joachim Poß
Ich begrüße außerdem ausdrücklich, dass der Bundes-
finanzminister die Gewerbesteuer auch weiterhin für ei-
nen unverzichtbaren Bestandteil der Kommunalfinanzen
wie auch der Unternehmensbesteuerung hält.
(Beifall bei der SPD)
Ich sehe das genauso, da ich nach wie vor keine Alterna-
tive sehe, um den Kommunen eine vergleichbare finan-
zielle Sicherheit und damit auch Planungssicherheit zu
geben.
Es liegt in der Natur der Sache, dass es bei diesem
sehr komplexen Thema unterschiedliche Sichtweisen
gibt. Am nächsten Sonntag wird sich der Koalitionsaus-
schuss mit dem Thema befassen. Ich hoffe, dass die
Überlegungen des Bundesfinanzministers zu einer Re-
form der Unternehmensbesteuerung führen, die weitrei-
chende Zustimmung findet.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU)
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Zu einer Kurzintervention gebe ich das Wort dem
Kollegen Franz Müntefering.
Franz Müntefering (SPD):
Ich wollte den Kollegen Poß ansprechen und deutlich
machen, dass ich völlig mit dem übereinstimme, was er
bezüglich des Titels Eingliederungshilfen bei den Ar-
gen gesagt hat. Das, was Teile des Hauses dazu gesagt
haben – das ist ja auch eben wieder geschehen –, geht an
der Lebenswirklichkeit völlig vorbei.
Wir haben den Argen bisher 85 Prozent der Einglie-
derungshilfen zur Verfügung gestellt. Dieses Geld haben
sie eingeplant. Damit wurden bisher eine ganze Reihe
von Eingliederungsmaßnahmen für die betroffenen Ar-
beitslosen finanziert. Eine Kürzung des Titels, wie von
einigen gewollt, um 3 Milliarden Euro würde dazu füh-
ren, dass unmittelbar und sofort jede diesbezügliche Tä-
tigkeit in den Argen eingestellt werden müsste. Ange-
sichts der Situation auf dem Arbeitsmarkt dürfte das
nicht in unserem Sinne sein. Deshalb lehnen wir das mit
Entschiedenheit ab und deshalb hat Herr Poß Recht,
wenn er deutlich macht, dass das nicht geht.
Was die Koalition hier vorgesehen hat, ist verantwort-
bar, denn es führt dazu, dass 1,1 Milliarden Euro von
den insgesamt 10 Milliarden Euro, die für Verwaltung
und Eingliederung zur Verfügung stehen, gesperrt sind
und das auch bleiben, falls die Auszahlungsbeträge
24,4 Milliarden Euro übersteigen sollten. Mit den jetzt
zur Verfügung gestellten 85 Prozent – so viel ist das in
etwa – werden wir die in diesem Jahr anstehenden Auf-
gaben erfüllen können. Es ist Aufgabe der Argen, dafür
zu sorgen, dass die Menschen wieder an den Arbeits-
markt herangeführt werden. Deshalb ist es gut, dass sich
die Koalition sehr pragmatisch verhalten hat.
Die Streichung von 3 Milliarden Euro würde die Ar-
beitslosen dramatisch treffen. Das wollen wir nicht. Ich
bitte den Deutschen Bundestag ganz dringend, an der
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telle konsequent zu bleiben und dafür zu sorgen, dass
ie 6,5 Milliarden Euro mit der Sperrung von 1,1 Mil-
iarden Euro bestehen bleiben.
(Beifall bei der SPD)
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Das Wort hat die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Der Kollege Poß
wollte noch antworten!)
Der Herr Kollege Poß wollte nicht antworten; das hat
r mir signalisiert. Deswegen gebe ich das Wort der Kol-
egin Dr. Gesine Lötzsch, Fraktion Die Linke.
(Beifall bei der LINKEN)
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE):
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe
itarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sekretariats! SPD
nd CDU/CSU streiten bis aufs Messer, wer für den Sa-
ierungsfall Deutschland die Verantwortung trägt.
(Zurufe von der SPD: Oh!)
st es Schuld der Regierung Kohl oder der Regierung
chröder?
(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sie ha-
ben einen großen Beitrag dazu geleistet!)
ch glaube, wir können uns schnell darauf einigen, dass
s an beiden Regierungen gelegen hat. Ich finde es ge-
enüber den Sozialdemokraten nicht gerecht, wenn die
erantwortung alleine auf die Schröder-Regierung redu-
iert wird; denn die große Koalition gab es schon unter
er Regierung Schröder. Die Gesundheitsreform, die
teuerreform und die Hartz-Reformen waren das Ergeb-
is einer ganz großen Koalition von CDU, CSU, SPD
nd den Grünen.
(Beifall bei der LINKEN – Jochen-Konrad
Fromme [CDU/CSU]: Wie war das denn mit
Mecklenburg-Vorpommern im Bundesrat? –
Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN]: Vergessen Sie die Regierung Honecker
nicht!)
Wer sich die Ergebnisse dieser Reformen anschaut,
uss feststellen, dass sie alle grandios gescheitert sind.
ie Gesundheitsreform 2004 hat die Mitglieder der
rankenkassen nicht entlastet, sondern weiter belastet.
ie Lohnnebenkosten wurden nicht gesenkt, die Kran-
enkassenbeiträge steigen weiter und die Patienten müs-
en bei Medikamenten, Behandlungen und Kranken-
ausaufenthalten kräftig zuzahlen. Die Menschen sind
urch diese Reform nicht gesünder, die Patienten dafür
rmer geworden. Die Gesundheitsreform hat sich nur für
ie großen Pharmakonzerne wirklich gelohnt. Die Tatsa-
he, dass die Kassen jetzt 2 Milliarden Euro mehr für
illen als für Honorare ausgeben, ist wirklich ungesund.
Übrigens wurde mit der Gesundheitsreform auch be-
chlossen, dass die Vorstände der Krankenkassen ab
ärz 2004 ihre Gehälter veröffentlichen müssen. Bis
eute weigern sich 17 Kassenvorstände, diese gesetzli-
3874 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
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Dr. Gesine Lötzsch
che Pflicht zu erfüllen. Die Regierung ist untätig. Dabei
stellt die Veröffentlichung für diese Vorstände gar keine
Gefahr dar, da das Kassenmitglied gar nicht vergleichen
kann, ob sich der eigene Vorstand über alle Maßen selber
bedient. Der Bundesanzeiger, der für die Veröffentli-
chung dieser Vorstandsgehälter zuständig ist, hat gegen-
über dem Wissenschaftlichen Dienst des Parlaments er-
klärt, dass eine Gesamtübersicht über die Einkünfte der
Vorstände aus finanziellen Gründen nicht möglich sei.
Ist es nicht erstaunlich, dass es der Bundesagentur für
Arbeit gelingt, 5 Millionen Arbeitslose zu überwachen,
es aber den Aufsichtsbehörden der Krankenkassen bis-
her nicht gelungen ist, eine Übersicht über die Gehälter
von knapp 260 Kassenvorständen zu erstellen? Das ist
doch ein Widerspruch bzw. eine Schieflage.
(Beifall bei der LINKEN)
Das von mir in Auftrag gegebene Gutachten zeigt, dass
die Gehälter der Kassenvorstände in vielen Fällen eben
nicht dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit und Sparsam-
keit entsprechen. Einige Vorstände und Aufsichtsräte der
Krankenkassen verwechseln offensichtlich Selbstver-
waltung mit Selbstbedienung.
Ich habe Ihnen das so ausführlich dargestellt, um zu
zeigen, dass unterschiedliche Messlatten angelegt wer-
den.
Eine unterschiedliche Messlatte verwendet die Bun-
desregierung auch bei der Steuerpolitik. Diese Koalition
hat mit der Steuerreform die Staatsfinanzen in eine
schwere Krise getrieben; denn die zerrütteten Staatsfi-
nanzen sind kein Naturereignis, das über uns gekommen
ist, sondern das Ergebnis Ihrer Politik.
(Beifall bei der LINKEN)
Die rot-grüne Regierung hat die Steuern um über
50 Milliarden Euro gesenkt. Insbesondere große Unter-
nehmen wurden durch diese Steuerreform begünstigt.
(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]:
Falsch! Immer noch nicht begriffen! –
Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie will und kann es
nicht begreifen!)
Hinzu kommt, dass viele große Unternehmen clevere
Steueranwälte beschäftigen, die mit allen Mitteln versu-
chen, die zu zahlenden Steuern zu minimieren. Die Steu-
ergesetzgebung bietet dafür nicht nur Schlupflöcher,
sondern Scheunentore, durch die kofferweise das Geld
am Fiskus vorbei in Sicherheit gebracht werden kann.
Im letzten Jahr haben Steuerprüfer allein von Großunter-
nehmen Steuernachzahlungen in Höhe von 10,87 Mil-
liarden Euro gefordert. Nach Aussage der Bundesregie-
rung haben diese Unternehmen immer noch zu wenig
Steuern gezahlt. Das Problem sind fehlende Steuerprü-
fer. Ist es nicht eine unglaubliche Unverfrorenheit und
ein Ausdruck von Undankbarkeit, wenn die Arbeitgeber-
verbände unentwegt niedrige Steuern fordern, die Regie-
rungen dem immer wieder nachkommen und die Groß-
unternehmen trotzdem versuchen, 10 Milliarden Euro in
einem Jahr zu unterschlagen? Das ist Sozialbetrug auf
ganz hohem Niveau.
(Beifall bei der LINKEN)
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Zu diesem Steuerbetrug habe ich von unserem Fi-
anzminister übrigens noch nichts gehört. Vielleicht sagt
r in seiner sich anschließenden Rede etwas dazu. Herr
teinbrück schickt lieber eine Steuersenkung in Höhe
on 8 Milliarden Euro hinterher.
(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]:
Woher wissen Sie das?)
Der Finanzminister hat sich über eine Forderung un-
erer Fraktion empört und gesagt, wir wollten 1 Mil-
iarde Euro zusätzlicher Haushaltsmittel ausgeben. Sie
ezeichnen unsere Forderungen als utopisch. Das sind
ie natürlich nicht, vorausgesetzt, Sie, Herr Steinbrück,
ürden Ihren Job gut machen und endlich die Steuer-
chulden der großen Unternehmen eintreiben.
(Beifall bei der LINKEN)
Es geht aber nicht nur um die großen Unternehmen.
in ehemaliger Angehöriger der bayerischen Finanzver-
altung bedankte sich für die Rede, die ich am Dienstag
m Bundestag gehalten habe.
(Zurufe von der SPD: Oh!)
r schrieb mir – ich darf zitieren –:
In den 15 Jahren als Finanzbeamter konnte ich ge-
nügend Einblicke in unsere Strukturen gewinnen.
Ich erinnere mich an folgendes Beispiel: Ehemann
höherer Beamter und Jurist, 500 000 DM Jahres-
einkommen; Ehefrau Fachärztin für Kieferorthopä-
die, 1,5 Millionen DM Jahreseinkommen. Bezahlte
Steuern 0 DM.
Am Interessantesten war es im Finanzamt Starn-
berg. Dort waren ganze Steuerbezirke mit Verlust-
einkünften verseucht. Ins Finanzamt gegangen, den
Offenbarungseid geleistet und anschließend im Ja-
guar zur Yacht am Starnberger See davongebraust!
(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Höhe-
rer Beamter mit 500 000, wo ist das denn?)
Die Fälle, von denen hier berichtet wird, sind keine
inzelfälle.
Das Finanzvermögen privater Haushalte wuchs im
ergangen Jahr um 180 Milliarden Euro auf insgesamt
,26 Billionen Euro. Seit 1990 hat sich das Geldvermö-
en der Bundesbürger verdoppelt. Es ist nur sehr unter-
chiedlich verteilt. Die unteren 50 Prozent der Haushalte
erfügen über lediglich 4 Prozent des Nettovermögens,
ährend die oberen 10 Prozent der Haushalte über
7 Prozent verfügen. Das ist eine Schieflage, die nicht
inzunehmen ist.
(Beifall bei der LINKEN)
iese Regierung wirkt wie ein Verstärker. Sie macht
eiche noch reicher und Arme noch ärmer. Damit spaltet
ie unsere Gesellschaft.
Auch die dritte große Reform, die Arbeitsmarktre-
orm, ist, was entsetzlich ist, grandios gescheitert. Wir
aben nicht mehr versicherungspflichtige Arbeitsplätze,
ondern weniger. Dafür haben wir einen dramatischen
nstieg bei den Minijobs, von denen keiner leben kann.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3875
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Dr. Gesine Lötzsch
Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft
Köln leben 17 Prozent der Niedriglohnbezieher in Haus-
halten, deren Einkommen unter der Armutsgrenze liegt.
Knapp 4 Millionen Menschen bekommen weniger als
7,50 Euro pro Stunde für Ihre Arbeit. In den alten Bun-
desländern sind 6 Prozent der Beschäftigten im Niedrig-
lohnsektor tätig, im Osten Deutschlands sind es
20 Prozent. Wir brauchen endlich einen gesetzlichen
Mindestlohn, damit ein Mensch von seiner eigenen Ar-
beit in Würde leben kann.
(Beifall bei der LINKEN)
Drei große Reformen sind grandios gescheitert. Der
Staat steckt in einer schweren Finanzkrise, aber die Re-
gierenden machen einfach weiter. In der DDR nannte
man in den 80er-Jahren diese Art Wirklichkeitsverwei-
gerung und Selbstherrlichkeit das Politbürosyndrom.
(Dr. Uwe Küster [SPD]: Da sind Sie ja
Expertin!)
– Genau. – Davor kann ich Sie nur warnen; denn dieses
Syndrom ist gefährlich und die schwierige Behandlung
ist keine Kassenleistung.
(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]:
Die haben eine Menge Schaden angerichtet!
Den Schrott, den wir von Ihrem Politbüro ge-
erbt haben, müssen wir erst einmal wegräu-
men!)
Die Kanzlerin wurde auf einer Veranstaltung des
Bundesverbandes der Deutschen Industrie vom Präsi-
denten des BDI für ihre Regierungsleistung heftig kriti-
siert. In manchen Punkten teilt die Linke sogar die Auf-
fassung des BDI. Die Mehrwertsteuererhöhung ist außer
Wahlbetrug natürlich auch ökonomischer Unsinn.
(Beifall bei der LINKEN)
Das ist die größte Steuererhöhung in der Geschichte
Deutschlands.
Sie wird die Schwarzarbeit kräftig befördern. Nach
einer Studie des renommierten Schwarzmarktexperten
Friedrich Schneider beträgt das Gesamtvolumen der
deutschen Schattenwirtschaft 346 Milliarden Euro. Das
entspricht fast 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. In
den USA macht die Schattenwirtschaft – so Ergebnisse
der Forschung – nur 7,5 Prozent des Bruttoinlandspro-
dukts aus. Durch die Mehrwertsteuererhöhung wird sich
das Volumen der Schwarzarbeit um 5 Milliarden Euro
erhöhen. Das können Sie in wissenschaftlichen Untersu-
chungen nachlesen. Das heißt, die Einnahmen werden
nicht in der Höhe fließen, wie sie sich der Finanzminis-
ter verspricht, weil ein Teil der Menschen von der Bun-
desregierung wieder in die Schwarzarbeit abgedrängt
wird. So wird der Finanzminister wieder zum Schatten-
minister.
Meine Damen und Herren, die Kanzlerin erklärte
Deutschland vor den Arbeitgebern zum „Sanierungs-
fall“. Gemeint ist eigentlich etwas anderes. Es ist eine
unnötige Anbiederung an die Arbeitgeber. Wenn die
Kanzlerin den „Sanierungsfall Deutschland“ ausruft,
dann wissen die Bürgerinnen und Bürger, was das be-
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eutet. Das bedeutet Personalabbau, Kürzung von sozia-
en Leistungen und weniger Geld, dafür aber immer
ehr Arbeit für die Menschen.
Ich habe den Eindruck, diese Regierung hat Angst vor
en Herausforderungen. Sie hat nämlich Angst, sich mit
en wirklich Mächtigen in diesem Land anzulegen.
(Beifall bei der LINKEN)
ie hat Angst, diese immer ungerechtere und unsozialere
esellschaft wieder ins Lot zu bringen.
Durch diesen Haushalt, über den wir heute abzustim-
en haben, wird nichts besser, aber vieles schlechter ge-
acht. Darum lehnen wir als Linksfraktion den Haushalt
ntschieden ab.
Vielen Dank.
(Beifall bei der LINKEN – Hartmut Koschyk
[CDU/CSU]: Wir hätten etwas falsch gemacht,
wenn Sie zustimmen würden!)
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Das Wort hat der Kollege Dr. Peter Ramsauer, CDU/
SU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU):
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine sehr geehrten Damen und Herren! Wer diese
aushaltsdebatte in den letzten vier Tagen genau ver-
olgt hat, dem hat sich ganz deutlich gezeigt, dass wir
lle miteinander über Partei- und Fraktionsgrenzen hin-
eg Verantwortung für unser Land tragen. Durch diese
ebatte wurde uns auch nahe gelegt, unsere Rivalitäten
ber Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg hinter dieser
erantwortung für unser Land zurückzustellen.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD)
Deutschland ist ein starkes Land. Das hat sich nicht
ur auf dem grünen Rasen, sondern auch durch all seine
nlagen in der Wirtschaft gezeigt – tüchtige Arbeitneh-
er, tüchtige Unternehmer und tüchtige Erfinder mit
orschergeist –, wie der Kollege Riesenhuber am Ende
einer Rede mit einer großartigen Conclusio festgestellt
at. Deswegen habe ich kein Verständnis dafür, dass die
ppositionsredner – ich nenne jetzt nur einmal den Kol-
egen Brüderle und die Kollegin Dückert – den Wirt-
chaftsminister schlechtreden. Eine solche Unkultur gibt
s in keinem anderen Land.
(Beifall bei der CDU/CSU – Volker Beck
[Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den
kann man gar nicht starkreden!)
Herr Kollege Beck, der Sie die Kolleginnen und Kolle-
en in diesem Hause regelmäßig schikanieren, Sie haben
berhaupt keine Berechtigung, anderen Ratschläge zu
eben.
(Beifall bei der CDU/CSU)
3876 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
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Dr. Peter Ramsauer
So, wie Sie Ihr Amt als Parlamentarischer Geschäftsfüh-
rer ausüben, kann ich das Wort schikanieren nur unter-
streichen. Das ist eine Schande.
(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe vom
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Kollegin Dückert, es mutet schon komisch an, dass
ausgerechnet Sie dem deutschen Wirtschaftsminister ein
Zeugnis ausstellen wollen.
(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN]: Das gibt’s doch gar nicht!)
Wie ernst die Grünen diese Haushaltsdebatte nehmen,
zeigt sich zum Beispiel daran, dass sich der ehemalige
Vorzeigegrüne Joschka Fischer das letzte Mal vor über
drei Wochen in diesem Haus hat sehen lassen, nämlich
am 1. Juni 2006.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist aber
auch kein Verlust!)
In dieser Woche war er überhaupt nicht hier. Das ist al-
lerhand. Ich muss allerdings auch einmal etwas Positives
sagen: Ich kann nur dazu gratulieren, dass er sich, wie
man heute der Presse entnehmen kann, demnächst aus
diesem Hause verabschiedet.
(Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter
[CDU/CSU]: Ein guter Tag für Deutschland!)
Herr Brüderle – er ist gerade nicht da –, ich finde es
auch recht merkwürdig, dass sich die FDP hier darüber
erregt, dass die Mehrwertsteuer erhöht wird, während sie
die zusätzlichen Mehrwertsteuereinnahmen in den Län-
dern, in denen sie mitregiert, sehr gerne einheimst. Das
passt auch nicht sehr gut zusammen.
(Ulrike Flach [FDP]: Wo denn?)
– Sie freuen sich über diese zusätzlichen Einnahmen.
(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: In
Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen!)
Frau Kollegin Dückert, das Allerbeste ist, dass ausge-
rechnet Sie als Vertreterin der Grünen danach fragen,
wie viel Wachstum notwendig sei, um eine zusätzliche
Beschäftigung in diesem Land zu erzeugen. Das fragt
ausgerechnet Ihre Partei, für die immer das Schlimmste,
was es überhaupt gibt, wirtschaftliches Wachstum war.
(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN]: Sie haben das nicht verstanden! –
Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN]: Sie sind von vorgestern!)
Wir haben nicht nachgelassen, zu begründen, dass es
ohne wirtschaftliches Wachstum nun einmal nicht geht.
Deshalb haben Sie uns immer als Zukunftsverweigerer
hingestellt und gesagt, die Zukunft liege im Nullwachs-
tum.
(Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN]: Im Gegensatz zu Ihnen sind wir lernfä-
hig!)
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nzwischen hat sich gezeigt, dass das verheerend war.
ie letzten sieben Jahre Ihrer Regierungsbeteiligung wa-
en verheerend für dieses Land.
(Beifall des Abg. Eduard Oswald [CDU/
CSU])
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Herr Kollege Ramsauer, gestatten Sie eine Zwischen-
rage der Kollegin Dückert? – Bitte.
Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Herr Kollege Ramsauer, –
Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU):
Ich habe zwar nicht Ja gesagt, aber meinetwegen.
Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
– ich wollte Sie fragen, ob Ihnen entgangen ist, dass
ch mit dem Hinweis auf die Wachstumsprognosen von
,8 bis 2 Prozent für dieses Jahr und dem Hinweis auf
ie monatlich steigenden Steuereinnahmen den Wirt-
chaftsminister gefragt habe, ab welcher Wachstums-
ate er schamesrot wird, wenn er die Störung des
esamtwirtschaftlichen Gleichgewichtes ausruft. Bei
iesen Wachstumsraten wird er es ja noch nicht.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie hat Art. 115
des Grundgesetzes nicht begriffen!)
Ich wollte Sie weiterhin fragen, ob es Ihnen nicht
einlich ist,
(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wo ist die
Frage?)
ass der Wirtschaftsminister der Bundesrepublik
eutschland in diesem günstigen konjunkturellen Um-
eld die Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichge-
ichtes ausruft?
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU):
Ich könnte Ihre dritte Frage auch gleich aufrufen. Ich
ann Ihnen nur eines sagen: Bevor Sie sich über die an-
eblich schlimmen Zustände in unserem Land beklagen
Sie haben als die Bankrotteure von einst überhaupt
ein Recht dazu –, sollten Sie vielmehr dem deutschen
irtschaftsminister Rückendeckung geben,
(Volker Kauder [CDU/CSU]: Richtig!)
enn er sich beispielsweise beim Ausbildungspakt mit
ller Energie dafür einsetzt, dass wir zusätzliche Lehr-
tellen bekommen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
amit würden Sie denjenigen, die jetzt noch eine Lehr-
telle suchen, viel mehr helfen als mit dem theoretischen
nfug, den Sie hier dozieren. Geben Sie dem Wirt-
chaftsminister lieber Rückendeckung in diesen wichti-
en Fragen. Gestern hat der Wirtschaftsminister die
ituation im Wirtschaftsministerium eindeutig darge-
tellt. Die Situation ist ermutigend. Daher sollten wir
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3877
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Dr. Peter Ramsauer
ihm nicht in den Rücken fallen, sondern ihm gefälligst
helfen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Ich appelliere natürlich auch an die Wirtschaft – das
sage ich als Unternehmer und als gelernter Handwerks-
meister –, über den momentanen Bedarf hinaus auszubil-
den und die fertig Ausgebildeten später auch einzustel-
len. Denn die Lehrlinge von heute sind die Fachkräfte
von morgen. Wenn man in der Welt einigermaßen viel
herumgekommen ist, dann weiß man, dass kein Berufs-
ausbildungssystem dieser Welt mehr gerühmt und als
Modell herangezogen wird als das deutsche duale Aus-
bildungssystem.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD)
Das ist den tüchtigen Meisterinnen und Meistern im
Handwerk und in der Industrie und den Lehrern in den
berufsbildenden Schulen zu verdanken, die ausbilden,
die ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihr Können an die
junge Generation weitergeben.
Wir sollten auf das großartige Potenzial in diesem
Lande stolz sein und nicht darüber nörgeln. Wir sollten
es rühmen und loben,
(Beifall bei der CDU/CSU)
damit die Menschen in der Wirtschaft die entsprechende
Motivation erfahren und sehen, welchen Rückhalt sie in
diesem Parlament, in der großen Koalition und bitte
schön auch in der Opposition haben.
Damit bin ich beim Thema Stimmung. Reden wir die
Stimmung doch nicht schlecht.
(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN]: Das sagen Sie!)
Es ist einige Male betont worden, dass sich anhand der
Weltmeisterschaft zeigt, dass wir Deutsche, obwohl
viele im Ausland uns das nicht zutrauen, uns über unsere
Erfolge auch freuen können.
(Jürgen Koppelin [FDP]: „Sanierungsfall“!)
Wir sollten stolz darauf sein und uns darüber freuen,
dass die Stimmung in der Wirtschaft steigt. Ich habe als
Diplomkaufmann gelernt, dass die Stimmung und die
Psychologie die halbe Miete in der Wirtschaft sind.
(Beifall bei der CDU/CSU – (Jürgen Koppelin
[FDP]: „Deutschland ist ein Sanierungsfall“!)
Wenn wir sie schlechtreden, dann sind wir selber da-
ran schuld, dass sie nicht gut ist. Es kann aufwärts gehen
und wir haben die Fähigkeiten und die Kraft dazu.
Mit dem Wachstum geht es aufwärts. Die Binnenkon-
junktur ist belebt. Wir haben eine sehr positive Entwick-
lung der Steuereinnahmen. Wir haben eine positive Ent-
wicklung auf den Arbeitsmärkten.
(Ulrike Flach [FDP]: Weiß die Kanzlerin das
auch?)
Das ist ein Erfolg der neuen Bundesregierung und keine
Fortentwicklung der Politik der alten Bundesregierung.
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rau Kollegin Dückert, auch das kann ich Ihnen noch als
ntwort zurufen.
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Herr Kollege Ramsauer, gestatten Sie eine weitere
wischenfrage des Kollegen Bonde? Ich wäre Ihnen ver-
unden, wenn Sie dies mit einem lauten und deutlichen
a bekunden würden und nicht nur mit einem Handzei-
hen.
Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU):
Ja.
(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der
CDU/CSU)
Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Herr Kollege, darf ich Ihrem Aufruf, diese Republik
icht schlechtzureden, entnehmen, dass Sie die Äuße-
ung der Bundeskanzlerin Merkel, Deutschland sei ein
anierungsfall, nicht teilen?
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Frohen Mutes
sanieren wir!)
aben Sie sozusagen mit Ihrer Kritik an der Opposition
ie Bundeskanzlerin gleich mit gemeint? Vielleicht kön-
en Sie uns etwas genauere Auskunft dazu geben, wie
as zusammenpasst.
Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU):
Als große Überschrift haben wir über unseren Koali-
ionsvertrag den Dreiklang aus Sanieren, Reformieren
nd Investieren gesetzt.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Von wegen!
Abkassieren!)
ns war immer klar, dass wir in die Zukunft unseres
andes investieren müssen.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Sie haben das
Abkassieren vergessen!)
ier bewahrheitet sich der kluge Spruch eines Philoso-
hen, der einmal gesagt hat: Die Stärke einer Periode be-
isst sich nicht daran, was in ihr geerntet wird, sondern
aran, was in ihr ausgesät wird.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Genau! Wir
sind nämlich keine frustrierten Sanierer, son-
dern wir machen das frohen Mutes!)
uch die Stärke der großen Koalition wird sich eines Ta-
es daran messen lassen, was wir aussäen. Wir werden
uch aussäen. Die Grünen haben sieben Jahre lang ge-
rntet. Die Folgen können wir heute spüren. Wir säen
ieder aus. Darauf können Sie sich verlassen. Jetzt dür-
en Sie sich wieder setzen.
(Beifall bei der CDU/CSU – Otto Fricke
[FDP]: Oh! Was für ein heftiger Applaus bei
der SPD!)
Besonders froh bin ich, dass wir uns in unserem letz-
en Koalitionsgespräch am vergangenen Sonntagabend
egenseitig fest versichert haben, dass der Haushalt des
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Dr. Peter Ramsauer
Jahres 2007, der vom Kabinett im Juli dieses Jahres be-
schlossen wird und schon in wenigen Wochen in die
erste Beratung geht, wieder dem Art. 115 des Grundge-
setzes und den Maastrichtkriterien genügen wird.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Ach was! Das glau-
ben Sie doch selbst nicht! – Ulrike Flach
[FDP]: Da sind wir wirklich einmal gespannt!)
Ohne solide Staatsfinanzen ist keine solide und nachhal-
tige Staatsentwicklung möglich. Herr Finanzminister
Steinbrück, im Namen meiner Fraktion betone ich noch
einmal, dass Sie unseren Rückhalt haben und sich auf
uns verlassen können.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Das klingt ja wie
eine Drohung!)
Finanzpolitische Solidität ist ein Markenzeichen der
Politik der Union.
(Ulrike Flach [FDP]: Ich dachte, Sie wollen
auch Art. 115 erfüllen! Wenn Sie nur die
Maastrichtkriterien einhalten, ist das ein biss-
chen wenig!)
In diesem Zusammenhang möchte ich gerne ein
Stichwort aufgreifen, das meine beiden Vorredner ge-
nannt haben: Die Entwicklung bei Hartz IV bzw. beim
Arbeitslosengeld II versetzt uns alle in Sorge.
(Otto Fricke [FDP]: Was ist denn nun mit
Art. 115, Herr Kollege?)
Heute wurde die Meldung verbreitet, dass die Ausgaben
für Hartz IV in den ersten fünf Monaten dieses Jahres,
verglichen mit demselben Zeitraum des Vorjahres, von
10,2 Milliarden Euro auf über 11,5 Milliarden Euro ge-
stiegen sind. Das entspricht einer Steigerung von
13,3 Prozentpunkten. Wir sind uns alle einig, dass das so
nicht weitergehen darf. Egal ob eine Generalrevision
oder einzelne Korrekturen gefordert werden, sicher ist,
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dass sich et-
was ändern muss!)
dass wir die Dinge so, wie sie gegenwärtig sind, nicht
treiben lassen können. Herr Finanzminister, das wissen
wir.
Von Teilen der Opposition wird argumentiert, es sei
zutiefst ungerecht und sozialer Kahlschlag, wenn man
hier Korrekturen vornimmt.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Jetzt spricht er wohl
von der Opposition in der SPD! Uns kann er
nicht meinen!)
Ich dagegen frage: Ist es denn ungerecht, von einem
Hartz-IV- bzw. ALG-II-Empfänger zu verlangen, dass er
im Rahmen seiner Fähigkeiten einen Beitrag zur Bewäl-
tigung seiner Lebenssituation leistet?
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD)
Wie gerecht ist es – das ist ein konkreter Fall aus einem
Krankenhaus in meinem Wahlreis –, dass einem Hartz-IV-
Empfänger, der ins Krankenhaus kommt, auf Kosten des
Steuerzahlers bzw. des Krankenhauses sofort ein Fern-
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ehgerät freigeschaltet wird, während sich die Oma, die
m Zimmer neben ihm liegt und keine Hartz-IV-Empfän-
erin ist, das Freischalten des Fernsehers nicht leisten
ann, weil sie das Ganze von ihrer geringen Rente selbst
ezahlen muss? Ist das sozial gerecht? Ich halte das für
lles andere als gerecht.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
In der gleichen Agenturmeldung steht eine interes-
ante Zahl: Die Unterkunftskosten – darin sind natürlich
uch die Heizkosten enthalten – sind im erwähnten Zeit-
aum um 300 Millionen Euro gestiegen, von 1,3 Milliar-
en Euro im Vorjahr auf jetzt mehr als 1,6 Milliarden
uro. Ist es sozial gerecht, dass der Arbeitnehmer durch
ie Steuern, die er zahlt, die Heizkostensteigerungen, zu
enen es aufgrund des starken Winters kam, für den
artz-IV-Empfänger mitfinanziert, dass er aber die Er-
öhung der Heizkosten, die bei ihm selbst anfallen, aus
einem eigenen Netto zu tragen hat? Auch das halte ich
icht für sozial gerecht.
Was sollen wir eigentlich einem Arbeitnehmer sagen,
er mit erhöhten Heizkosten konfrontiert ist und seine
teuern zahlen muss, warum aus seinen Steuern für die
artz-IV-Empfänger die Kostenfreiheit für Heizkosten
etragen wird? All das passt hinten und vorne nicht zu-
ammen. Seien Sie also vorsichtig mit der Behauptung,
ass es von vornherein unsozial sei, hier Korrekturen
orzunehmen. Denken Sie auch an die Schwachen in un-
erer Gesellschaft.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD – Beifall bei der FDP)
Ich danke für den Beifall der Liberalen. Es tut mir im
erzen weh – ich bin nämlich mindestens so liberal wie
ie auf der rechten Seite –,
(Ulrike Flach [FDP]: Das erschreckt uns jetzt
aber! – Weitere Zurufe von der FDP: Jetzt geht
es los! – Oh, oh!)
ass solche Querschüsse oft ausgerechnet von Ihnen
ommen. Dennoch freue ich mich über Ihren Beifall.
eshalb habe ich von Teilen der Opposition gesprochen.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Die Opposition in
der SPD wahrscheinlich!)
Wir müssen auch – das sage ich jetzt an die Adresse
er Grünen und der Linken – auf diejenigen sozial
chwachen in unserer Gesellschaft schauen, die ihre Fa-
ilien von ihrem eigenen Einkommen ernähren und
icht von Transferzahlungen!
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD und der FDP)
as ist ausgewogene Sozial- und Wirtschaftspolitik.
Mit Blick auf die großen Reformvorhaben der kom-
enden Monate sage ich: Ich bin froh, dass wir in der
ommenden Woche – mit Sicherheit, möchte ich sagen –
er Föderalismusreform zum Durchbruch verhelfen
erden. Sie ist ein großartiger Meilenstein und zeigt,
ass die große Koalition, dass diese Regierung wirklich
andlungsfähig ist und Weichen für die Zukunft unseres
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3879
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Dr. Peter Ramsauer
Landes stellen kann. Wir müssen jetzt mit dem gleichen
Elan, meinetwegen auch mit der gleichen Verbissenheit
im Detail, die uns manchmal große Schwierigkeiten ge-
macht hat, den zweiten Teil der Föderalismusreform an-
packen: die Neuregelung der Finanzströme. Das war ein
Anliegen der FDP, es ist aber natürlich auch ein Anlie-
gen von uns. Es mag schon sein, dass es hier und da
manchmal schwierig wird. Wenn es nach meiner Frak-
tion geht, und das ist auch meine persönliche Meinung,
dann könnte man bei diesem zweiten Teil der Föderalis-
musreform das Gespräch über eine Länderneugliederung
noch einmal aufnehmen.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Denn ich weiß nicht, ob das, was wir uns in Deutschland
auf diesem Gebiet leisten, mit Blick in die weite Zukunft
der Weisheit letzter Schluss ist. Man denke an die Neu-
gliederung des Länderfinanzausgleichs, in dessen
Rahmen die Probleme zwischen Geber- und Nehmerlän-
dern zur Sprache kommen werden. Man wird sich fra-
gen, ob man sich kleine – sehr kleine – Länder auf Dauer
leisten kann. Als Beispiel kann ich am unverdächtigsten
Berlin und Brandenburg nennen. Leider ist diese Fusion
gescheitert. Aber wir sollten nicht nachlassen, auch hier
zu Fortschritten zu kommen.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Deutschland kann sich darauf verlassen, dass wir in
den kommenden Wochen zu einer vernünftigen Grund-
lage für die Gesundheitsreform kommen. Es ist eine
ganz wichtige Botschaft und kann, bei allen Einspa-
rungsanstrengungen, in der öffentlichen Debatte nicht
oft genug gesagt werden: Wenn wir uns Spitzenmedizin
in unserem Lande auf Dauer leisten wollen, wird die – so
formuliere ich es gerne – Veranstaltung „Gesundheit“
insgesamt nicht billiger, sondern eher teurer. Ich habe
mir bei einer interessanten Diskussion in dieser Woche
wieder einmal von einem jungen Menschen ernsthaft an-
hören müssen – nicht hier in Berlin, sondern woanders –,
ob es denn sein müsse, dass man einem über 80-Jährigen
Menschen noch teure Operationen angedeihen lässt.
Meine Damen und Herren, über solche Sichtweisen bin
ich empört! Denn es ist zutiefst inhuman, solche medizi-
nischen Möglichkeiten, die es vor 20, 30 Jahren noch
nicht gegeben hat, den Menschen zu verweigern – auch
wenn sie sehr teuer sind. Diese Leistungen müssen für
alle erhalten bleiben.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie
bei Abgeordneten der FDP)
Wenn wir sie durch Einsparungen am anderen Ende
nicht finanzieren können, müssen wir klar Ja sagen zu
dem Preis, den wir für die Spitzenmedizin, welche wir
den Menschen bieten, zahlen müssen. Das ist der Preis
für mehr Gesundheit, für größere Lebensfreude und für
ein längeres Leben.
Dazu sage ich in aller Deutlichkeit: Ich glaube, bei ei-
nem Gesamtausgabenvolumen der gesetzlichen Kran-
kenversicherungen von ungefähr 145 Milliarden Euro
sind im ersten Anlauf sicherlich noch nicht alle Einspa-
rungsmöglichkeiten ausgereizt. Die Kollegen in der Ar-
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eitsgruppe arbeiten mit unglaublicher Energie und mit
inem wahnsinnigen Zeiteinsatz.
(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:
Ja! Super!)
hnen muss man auch einmal ganz herzlich danken! Sie
rbeiten nicht nur unter der Woche fast Tag und Nacht,
ondern auch samstags und sonntags.
Ich möchte Sie ermuntern, alles daran zu setzen, dass
ir bei diesem Volumen zu größeren Einsparungen als
en jetzt absehbaren 2 Milliarden Euro kommen. Es
uss bei einem Volumen von 145 Milliarden Euro mög-
ich sein, an dauerhaften Einsparungen mehr als 2 Mil-
iarden Euro herauszuholen. Die Menschen in unserem
ande fühlen sich massiv betroffen, wenn ständig von ir-
endwelchen Steuererhöhungen zusätzlich zu den be-
eits beschlossenen Belastungen gesprochen wird. Wir
üssen den Menschen das Signal geben, dass rigoroses
paren das allererste Mittel ist.
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Herr Kollege, darf ich Sie an Ihre Redezeit erinnern?
Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU):
Sparen geht vor Belastungserhöhungen.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD – Eduard Oswald [CDU/CSU]:
Wir wollen ihn gerne weiter hören!)
Ich komme zum Schluss. Da die Schlussrunde auch
mmer die Gelegenheit zum Dank ist, möchte ich mich
ür die gute Zusammenarbeit in der Führung der großen
oalition herzlich bedanken.
(Beifall des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/
CSU] – Zurufe von der FDP: Oh! – Jürgen
Koppelin [FDP]: Davon lesen wir jeden Tag in
der Zeitung!)
Ja, die Zusammenarbeit in der Führung der großen
oalition klappt ganz hervorragend.
Ich möchte mit einem Wort schließen, das Peter
truck in seiner Etatrede am Mittwoch geprägt hat: Wir
lle sind zum Erfolg verdammt. Daran arbeiten wir im
chweiße unseres Angesichts.
(Otto Fricke [FDP]: An der Verdammung?)
Vielen herzlichen Dank.
(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU –
Beifall bei der SPD)
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Das Wort hat die Kollegin Anna Lührmann,
ündnis 90/Die Grünen.
Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Auch ich möchte mich zu Beginn meiner
ede bedanken, und zwar beim Sekretariat des Haus-
altsausschusses, das uns während der Beratungen groß-
rtig unterstützt hat.
(Beifall im ganzen Hause)
3880 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
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Anna Lührmann
Herr Kollege Ramsauer, Ihrem Dank an die große
Koalition kann ich mich aber nicht anschließen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Peter
Ramsauer [CDU/CSU]: Das erwartet auch kei-
ner von Ihnen! – Weiterer Zuruf von der CDU/
CSU: Das hätte uns auch erschreckt!)
Das sage ich nicht aus reiner Oppositionsrhetorik heraus,
weil das von der Opposition nun einmal erwartet wird.
Vielmehr kann ich mir eine Regierungspolitik vorstellen,
für die ich mich bedanken und die ich auch unterstützen
würde. Ein Beispiel wäre, wenn morgen die Zeitungen
titeln könnten: Wir sind Weltmeister! Noch nie hat eine
Regierung so wenig Schulden gemacht. Noch nie hat
eine Regierung so stark in Zukunft investiert. – Gäbe es
eine solche Überschrift in den Zeitungen, würde ich die
Politik der großen Koalition unterstützen.
Leider, Herr Ramsauer, sieht die Realität anders aus.
Die Koalition hat viel angekündigt. Doch geblieben sind
nur geplatzte Seifenblasen und die Überschrift: Wir sind
Weltmeister! Noch nie hat sich eine Regierung vorge-
nommen, so viele neue Schulden aufzunehmen und auf
Kosten der künftigen Generationen zu leben. – Das ist
ein Armutszeugnis, finde ich.
Der Haushalt, über den wir hier in der Schlussrunde
reden, sieht ganz bewusst die Aufnahme von 38 Milliar-
den Euro neuer Schulden vor. Das sind 7 Milliarden
Euro mehr als 2006. Das ist die höchste Nettokreditauf-
nahme, die sich je eine Regierung bei der Einbringung
eines Haushaltes vorgenommen hat,
(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Bei der
Einbringung!)
obwohl die wirtschaftliche Entwicklung so positiv ist
wie seit sechs Jahren nicht mehr und die Steuereinnah-
men sprudeln wie seit Jahren nicht mehr. Das zeigt, Herr
Ramsauer, dass Sie kein Recht haben, hier von Haus-
haltskonsolidierung und einer Sparpolitik zu reden.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
und bei der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/
CSU]: Das hat er selbstverständlich!)
Sie sind ziellos und nehmen sich nicht einmal vor, zu
sparen; denn Sie haben es in den Haushaltsberatungen
noch nicht einmal versucht.
Besonders enttäuscht bin ich von den Kolleginnen
und Kollegen der großen Koalition im Haushaltsaus-
schuss.
(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)
Als uns Herr Steinbrück den Regierungsentwurf vorge-
legt hat, bin ich davon ausgegangen, dass Sie danach
noch einmal verstärkte Anstrengungen zum Sparen un-
ternehmen, wie das die Pflicht – daran liegt seine Ehre –
eines jeden Haushälters ist. Schließlich müssen wir da-
rauf achten, dass Mittel für vernünftige Aufgaben so
sparsam wie möglich eingesetzt werden.
(Ulrike Flach [FDP]: Nur 100 Milliönchen!)
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enau das haben Sie uns auch angekündigt, Herr Kam-
eter. Ich darf Sie aus dem „Handelsblatt“ vom
0. März 2006 zitieren – vielleicht hören Sie mir dann
uch zu –:
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gerne, Frau
Lührmann!)
Wir werden uns stärker in die Planungen der Ein-
zeletats einmischen, als dies früher üblich war.
(Ulrike Flach [FDP]: Hört! Hört!)
nteressant! Die Überschrift lautete übrigens: „Haushäl-
er wollen Steinbrück toppen“. Die „Frankfurter Rund-
chau“ titelte: „Haushälter wollen stärker sparen“. Dabei
itiert die Zeitung auch Sie, Herr Kollege Schneider.
Den ganzen März und April über habe ich gedacht,
ir Grüne müssten uns im Haushaltsausschuss richtig
nstrengen, weil die große Koalition noch ordentliche
parvorschläge vorlegen würde. Aber was ist dabei he-
ausgekommen? Bei einer Nettokreditaufnahme von
ber 38 Milliarden Euro brüsten Sie sich jetzt damit,
ass Sie 100 Millionen Euro zusätzlich einsparen.
(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN]: Wow!)
as ist ein Witz. Sie haben noch nicht einmal versucht,
ehr einzusparen. Deshalb haben Sie auch kein Recht,
ns etwas über Haushaltskonsolidierung zu erzählen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Die Wahrheit ist: Die große Koalition ist eine Koali-
ion der teuren Kompromisse. Ich will das an einem
eispiel illustrieren. Es kann auch in einer Ehe vorkom-
en, dass sich die Partner nicht darauf einigen können,
o sie ihren Wohnsitz nehmen wollen. In diesem Fall
önnte eine Lösung darin bestehen, Schulden aufzuneh-
en, um zwei Wohnsitze unterhalten zu können. Das ist
war ziemlich absurd, aber nach dieser absurden Logik
unktioniert die große Koalition.
Ich will das am Beispiel des BND-Umzuges illustrie-
en. Von der SPD und großen Teilen der CDU wurde der
mzug des BND nach Berlin vorgeschlagen. Zurzeit
ird der Bau eines teuren neuen Gebäudes – die Kosten
afür betragen etwa 500 Millionen Euro – geplant. Die
SU wollte den BND verständlicherweise in Pullach
alten,
(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Da bleibt er
auch! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Da ist
er schon!)
amit Bayern davon weiter profitiert.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt
doch gar nicht!)
Wie sieht die Lösung der großen Koalition aus? Weil
ie sich nicht zwischen Berlin und Bayern entscheiden
ann, unterhält sie künftig BND-Sitze an beiden Stand-
rten und belastet damit den Steuerzahler.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3881
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Anna Lührmann
Das ist keine solide Haushaltspolitik. Es zeigt, dass Sie
nicht in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Aufgabe
von Pullach war doch nie vorgesehen! Das
wissen Sie eigentlich!)
Ich will ein zweites Beispiel anführen, das die Zer-
strittenheit deutlich macht: Sie können sich nicht einmal
auf eine Analyse einigen, wie es um Deutschland steht.
Frau Merkel spricht vom „Sanierungsfall Deutschland“.
Herr Poß hingegen wirft jedem Besserwisserei vor, der
etwas Vergleichbares sagt.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da hat sich
Herr Poß vergriffen!)
Wenn Sie sich nicht einmal auf eine Analyse einigen
können, dann ist der Ehekrach vorprogrammiert. Er wird
auch schon sichtbar. Ich bitte Sie, diesen Ehekrach nicht
auf dem Rücken des Landes auszutragen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Wenn es zwischen Fachpolitikern Streit gibt, ist es ei-
gentlich die Aufgabe eines Finanzministers, diesen zu
schlichten und haushaltspolitische Prioritäten zu setzen.
Herr Steinbrück, Ihre Rede vom vergangenen Diens-
tag hat gezeigt, dass Sie das nötige Selbstbewusstsein
haben und es sich durchaus zutrauen würden, Streit in
der Koalition zu schlichten und für ein Regierungspro-
gramm zu sorgen. Sie haben in Ihrer Rede am Dienstag
gesagt:
Glauben Sie nicht den Zeitungsartikeln; glauben
Sie mir!
In derselben Rede haben Sie zwei Punkte angespro-
chen. Zum einen haben Sie festgestellt, dass die Ein-
sparvorschläge der Grünen in Höhe von 6 Milliar-
den Euro nicht realisierbar seien. Zum anderen haben
Sie ausgeführt, dass die zusätzliche Nettokreditauf-
nahme im Wesentlichen durch das neue Wachstums- und
Innovationsprogramm begründet sei.
Ich kann aber belegen, dass Einsparungen in Höhe
von 6 Milliarden Euro möglich sind, ohne beim Wachs-
tums- und Innovationsprogramm auch nur 1 Cent zu
kürzen. Um das zu verdeutlichen, will ich fünf Punkte
nennen, auf die sich unsere Änderungsanträge beziehen.
Wir haben vorgeschlagen, in fünf großen Blöcken im
Haushalt Einsparungen vorzunehmen.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Unterschla-
gen Sie aber bitte auch nicht die Minderein-
nahmen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro!)
Zunächst sollten wir – das haben auch Herr Schneider
und Herr Kampeter ursprünglich vorgeschlagen – die
Steuermehreinnahmen zur Konsolidierung des Haushal-
tes nutzen. Des Weiteren schlagen wir Einsparungen im
Verteidigungsetat und bei der Steinkohle vor. Beim Sub-
ventionsabbau gehen wir weiter als Sie. Darüber hinaus
sehen wir zusätzliche Ausgabenkürzungen vor. Inner-
halb dieser fünf großen Blöcke ergeben sich Einspar-
möglichkeiten in Höhe von 6 Milliarden Euro.
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Lassen Sie mich näher auf die einzelnen Blöcke ein-
ehen. Erstens. Wir haben die Steuermehreinnahmen
n Höhe von ungefähr 1,5 Milliarden Euro in den Haus-
alt eingestellt.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt,
aber wir haben auch Mindereinnahmen!)
ir Grüne haben zudem hinsichtlich der Steuerminder-
innahmen Verschiedenes vorgeschlagen; zum Beispiel
ehnen wir die Kürzung der Regionalisierungsmittel ab.
amit kommen wir insgesamt auf mögliche zusätzliche
teuermehreinnahmen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro,
ie wir für die Haushaltskonsolidierung nutzen wollen.
Zweitens. Unsere Kürzungsvorschläge im Verteidi-
ungsbereich
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was machen
Sie da mit den Mindereinnahmen? Unterschla-
gen Sie die?)
rmöglichen Einsparungen in Höhe von ungefähr
,2 Milliarden Euro. Alle Kürzungsvorschläge beziehen
ich auf unsinnige Rüstungsvorhaben, die noch aus der
eit des Kalten Krieges stammen und nicht durchgeführt
erden sollten.
(Zuruf von der CDU/CSU: Warum haben Sie
diese Ausgaben nicht in den letzten sieben
Jahren gekürzt?)
ir halten es für sinnvoller, eine schlagkräftige Berufs-
rmee aufrechtzuerhalten.
Über den dritten Punkt – die Steinkohlesubventio-
en – haben wir schon im Zusammenhang mit dem
irtschaftsetat gestritten. Wenn Sie hier endlich Ihre
ausaufgaben machen würden und wegen des gestiege-
en Weltmarktpreises für Steinkohle auch weniger an
ubventionen zahlen würden, könnten wir Einsparungen
n Höhe von 800 Millio-nen Euro erzielen. Darum küm-
ern Sie sich aber nicht. Sie trauen sich nicht, weil Sie
ei diesem Thema zu zerstritten sind.
Der vierte Bereich ist der Subventionsabbau; das ist
mmer ein sehr wichtiger Bereich. Wir haben deshalb
um Haushaltsbegleitgesetz eine ganze Reihe von Vor-
chlägen mit Einsparungen in einer Größenordnung von
,3 Milliarden Euro gemacht, die alle realisierbar wären.
ie können sich die Vorschläge ansehen. Es geht darin
um Beispiel um die Ausnahmen bei der Ökosteuer, das
erstellerprivileg in der Mineralölwirtschaft und die
endlerpauschale. Allein in diesem Jahr könnten wir da-
urch 1,25 Milliarden Euro einsparen. Im Jahr 2009
ird sich dieser Betrag sogar auf 5 Milliarden Euro er-
öhen. Wenn Sie unseren Vorschlägen gefolgt wären,
ätten Sie in den nächsten Jahren einen viel größeren fi-
anzpolitischen Handlungsspielraum.
Der fünfte Kürzungsvorschlag in Höhe von ungefähr
,4 Milliarden Euro bezieht sich auf alle Einzelpläne. Es
eht um die Einsparung der Staatssekretäre, die Sie zu-
ätzlich eingestellt haben, um Einsparungen von Perso-
alkosten, Kosten für Geschäftsbedarf, Trennungsgelder,
ewirtschaftungskosten sowie Kosten für Öffentlich-
eitsarbeit, Dienstreisen, Mieten, Verbrauchsmittel und
3882 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
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Anna Lührmann
Sachverständige. Das alles sind Posten, bei denen Kür-
zungen möglich wären. Das ist solide belegt, auch mit
Unterstützung des Bundesrechnungshofes.
Ich fasse zusammen: Wenn Sie den Mut gehabt hät-
ten, zu konsolidieren, dann hätten Sie die Möglichkeit
dazu gehabt. Wir haben Ihnen konkrete Vorschläge dazu
unterbreitet, die realisierbar wären. Sie haben sich aber
nicht getraut, zu konsolidieren. Sie haben es noch nicht
einmal versucht. Ich hätte mich gefreut, wenn Sie unse-
ren Anträgen im Haushaltsausschuss zugestimmt hätten.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Beste kommt aber noch, meine Damen und Her-
ren. Wir haben es nicht nur geschafft, konkrete Kür-
zungsvorschläge mit einem Volumen von 6 Milliarden
Euro zu machen, die dazu geführt hätten, die Nettokre-
ditaufnahme um 6 Milliarden Euro zu reduzieren. Wir
haben es auch geschafft, Vorschläge für einen Zukunfts-
haushalt vorzulegen, also Vorschläge für Investitionen in
Wachstum und Zukunft. Ich will Ihnen auch dafür einige
konkrete Beispiele nennen.
Wir haben erstens ein Konzept einer Kinderbetreu-
ungskarte vorgelegt, das es ermöglicht, jedem Kind un-
ter drei Jahren in Deutschland einen Kinderbetreuungs-
platz zur Verfügung zu stellen. Dieses Konzept ist auch
gegenfinanziert. Ich nenne Ihnen die Voraussetzungen:
Erstens muss ein Rechtsanspruch für einen Kinderbe-
treuungsplatz für die unter 3-Jährigen eingeführt wer-
den, und zwar jetzt. Wir dürfen damit nicht bis 2008
warten, wie es die große Koalition vielleicht vorhat. –
Zweitens darf nicht nur darüber geredet werden, das
Ehegattensplitting zu kappen, wie es Teile der CDU ma-
chen, um dieses Thema dann vielleicht irgendwann ein-
mal für ihr Grundsatzprogramm zu verwenden. Wir
müssen es jetzt kappen. Die dadurch generierten Mehr-
einnahmen in Höhe von mehr als 5 Milliarden Euro wol-
len wir investieren. – Die dritte Voraussetzung ist, ein
Geldleistungsgesetz zu schaffen. Dadurch würde den El-
tern das Geld wie beim Wohngeld direkt zur Verfügung
gestellt werden. – Jede Familie mit Kindern unter drei
Jahren würde dann eine Kinderbetreuungskarte bekom-
men, mit der sie vor Ort in die Einrichtung ihrer Wahl
gehen kann. Dabei ist egal, ob sie eine anerkannte Tages-
betreuung wählt oder eine Kinderkrippe. Durch unsere
Politik hätten die Eltern etwas Konkretes. Das kann man
von Ihren Ansätzen wirklich nicht behaupten.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Wir Grüne setzen mit unserem Zukunftshaushalt eine
deutliche Priorität im Bereich der Familie.
Eine zweite Priorität setzen wir im Bereich der Ent-
wicklungszusammenarbeit. Wir bekennen uns zu dem
Ziel, zu dem sich Deutschland international verpflichtet
hat, nämlich 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis
2015 für Entwicklungszusammenarbeit auszugeben. Das
haben wir auch mit konkreten Anträgen im Haushalts-
ausschuss belegt. Alle Vorschläge sind gegenfinanziert.
Sie hätten ihnen zustimmen können. Wir tun also nicht
nur etwas für die Familien in Deutschland, sondern auch
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ür die internationale Gerechtigkeit und damit auch für
nsere Interessen in der Welt.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Ein dritter Bereich, in dem wir unsere Priorität in der
aushaltspolitik setzen, ist die ökologische Moderni-
ierung. Hier mussten wir zunächst einmal durch einen
nderungsantrag einen Ihrer Kahlschlagvorschläge zu-
ückweisen. Sie kürzen die Regionalisierungsmittel für
en öffentlichen Personennahverkehr. Ich habe es ganz
onkret bei mir vor Ort im Rhein-Main-Verkehrsver-
und gesehen: Da fallen Züge aus; da werden Preise
rastisch erhöht.
(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das kann
doch überhaupt nicht sein!)
Das geschieht. – All das wird dazu führen, dass noch
eniger Leute sich dafür entscheiden, den öffentlichen
ersonennahverkehr zu nutzen. Das zeigt, dass Sie unser
nliegen, dass wir mehr Verkehr auf der Schiene brau-
hen und den Leuten Alternativen zum Auto bieten müs-
en, nicht ernst nehmen. Deshalb wollen wir diese Kür-
ungen zurücknehmen.
Wir haben konkrete Gegenfinanzierungsvorschläge
azu vorgelegt. Das heißt, Sie brauchen diese Kürzun-
en gar nicht vorzunehmen, sondern könnten an anderer
telle sparen. Aber dazu fehlt Ihnen offenbar der Mut.
(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das ist doch
sehr mutig, was wir machen, oder nicht?)
ie tragen dies lieber auf dem Rücken der kleinen Leute
us, die auf den öffentlichen Personennahverkehr ange-
iesen sind.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Im Hinblick auf eine ökologische Modernisierung ha-
en wir als einen weiteren Punkt neue Programme zur
rforschung der Grundlagen erneuerbarer Energien und
ur Erforschung von Speichertechnologien beantragt,
amit wir vom Öl unabhängig werden. Auch hierzu lie-
en konkrete Gegenfinanzierungsvorschläge vor. All das
ind Sachen, die machbar sind.
Auch in einem anderen Punkt wollen wir Ihre Kahl-
chlagpolitik beenden. Sie wollen die Integrationsmit-
el kürzen. Da zeigt sich noch einmal, was die große Ko-
lition eigentlich ist. Frau Böhmer erzählt uns allen
mmer, die große Koalition sei die Koalition, die etwas
ür Integration in Deutschland tue. Gleichzeitig kürzen
ie die Mittel für Integrationskurse um 32 Prozent. Das
st ein Skandal.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Wir haben Ihnen vorgemacht, wie man den Haushalt
tärker konsolidieren könnte – das heißt, wir wollen
Milliarden Euro weniger Schulden aufnehmen – und
ie man gleichzeitig im Haushalt –
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Frau Kollegin!
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3883
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Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
– ich komme damit zum Schluss – Prioritäten für die
Zukunft setzen kann. Wir haben Ihnen dazu konkrete
Anträge vorgelegt. Wir haben im Haushaltsausschuss in
400 Anträgen Vorschläge gemacht, die umsetzbar sind.
Wir wollen deutlich weniger Schulden und mehr Investi-
tionen in die Zukunft. Die große Koalition hingegen
plant eine Nettokreditaufnahme, –
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Frau Kollegin, schauen Sie bitte einmal auf Ihre Uhr!
Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
– die noch nie so groß gewesen ist. Das ist eine große
Koalition der verpassten Chancen. Deshalb würde ich
Sie bitten, unserem Entschließungsantrag und nicht dem
Haushalt der großen Koalition zuzustimmen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:
Das Wort hat der Bundesminister der Finanzen, Peer
Steinbrück.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU – Jürgen Koppelin [FDP]: Jetzt
kriegen wir unsere Zeugnisse!)
Peer Steinbrück, Bundesminister der Finanzen:
Herr Koppelin, Sie sind in dieser Beziehung gar nicht
gefährdet.
(Heiterkeit und Beifall des Abg. Jürgen Kop-
pelin [FDP]:
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Ich möchte mich zunächst sehr
herzlich bei den Koalitionsfraktionen für die Unterstüt-
zung der finanzpolitischen Strategie der Bundesregie-
rung, die in vielen Beiträgen, auch namentlich an mich,
den zuständigen Minister, gerichtet, zum Ausdruck kam,
bedanken.
(Vorsitz: Präsident Dr. Norbert Lammert)
Mir ist sehr bewusst, dass diese finanzpolitische Strate-
gie der Bundesregierung trockenes Brot ist. Sie ist unter
den obwaltenden Bedingungen nicht beifallheischend.
Sie löst keine Begeisterung aus. Aber mit Blick auf an-
dere infrage kommende Strategien ist sie weniger schäd-
lich.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Mir ist in dieser Debatte insbesondere klar geworden,
dass die Opposition kein eigenes schlüssiges, überzeu-
gendes finanzpolitisches Konzept dagegenstellen kann.
Sie klagen an; Sie üben punktuelle Kritik. Das ist Ihr gu-
tes Recht; aber Sie ziehen sich darauf zurück. Insofern
sind Ihre Beiträge vornehmlich aus der Rolle definiert,
in der Sie sind: in der Opposition.
Dass Sie dabei insbesondere die Mehrwertsteuer-
erhöhung zum Gegenstand Ihrer Vorhaltungen machen,
ist verständlich. Ich bin dafür, dass wir da ganz redlich
miteinander umgehen. Zur Redlichkeit gehört: Weite
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eile meiner Partei und weite Teile der Union sind in Sa-
hen Mehrwertsteuer mit einer anderen Position in den
undestagswahlkampf gegangen. Ich für meinen Teil
all diese Zitate können Sie gerne wiederholen – habe
eine Mühe, zuzugeben, dass auch ich eine Bewertung
orgenommen habe, die auf die Konjunkturschädlichkeit
bhob. Aber es wäre genauso redlich, wenn Sie vor dem
intergrund der Lage, in der wir uns befinden, ersatz-
eise für die Mehrwertsteuererhöhung etwas vorschla-
en würden,
(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)
as weniger Verwerfungen und geringere schädliche Ef-
ekte für Wachstum und Beschäftigung in der Bundesre-
ublik Deutschland hätte.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
iesem Anspruch auf Redlichkeit werden Sie nicht ge-
echt. Dieses ständige Hinweisen auf die Mehrwertsteu-
rerhöhung ist irgendwann einmal ermüdend und auch
icht mehr originell.
Insofern wäre ich dankbar dafür, wenn wir in der Tat
n einen Wettbewerb über alternative finanzpolitische
trategien eintreten könnten. Ich höre Ihnen gerne zu,
uch deswegen, um dazuzulernen für den Fall, dass Sie
twas anbieten, was für die wirtschaftliche und beschäf-
igungspolitische Entwicklung in der Bundesrepublik
eutschland erkennbar nicht mit den Nachteilen verbun-
en ist, die es bei einer Mehrwertsteuererhöhung unab-
eisbar gibt.
Ich möchte hinzufügen, dass manche dieser Effekte in
einen Augen unnötig dramatisiert werden, auch von
en wissenschaftlichen Expertisen in der Bundesrepu-
lik Deutschland. Die Bundesregierung ist umzingelt
on Expertisen und Gutachten zu Wachstumsraten, zur
nflationswirkung von Mehrwertsteuererhöhungen und
u Wachstumsimplikationen von Mehrwertsteuererhö-
ungen. Diese Expertisen und Gutachten haben eine
andbreite, in der man sich kaum noch zurechtfinden
ann.
Dass die Opposition an den wirtschafts- und finanz-
olitischen Realitäten nicht vorbeikommt, möchte ich in
en Vordergrund stellen. Sie werden zugeben müssen
zu diesem Analyseergebnis kommen auch viele unver-
ächtige Protagonisten, nicht nur die Bundesregierung
elber –, dass wir vornehmlich – ich sage mit Absicht:
ornehmlich – ein strukturelles Einnahmeproblem im
undeshaushalt und übrigens auch in vielen Länder-
aushalten haben. Es ist festzustellen, dass keine Konso-
idierung der öffentlichen Haushalte ohne mehr Wachs-
um gelingen wird. Wir werden allerdings umgekehrt
uch kein nachhaltiges Wachstum ohne erhebliche Kon-
olidierungsanstrengungen bekommen. Beides bedingt
ich gegenseitig.
Ich bin mir auch sicher, dass wir – zusätzlich zu mehr
achstum, das wir brauchen – gleichzeitig, um die öf-
entlichen Haushalte zu konsolidieren, unabweisbar un-
ere sozialen Sicherungssysteme robuster machen müs-
en: gegen Konjunkturverläufe, gegen die Erosion der
3884 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
(A) )
(B) )
Bundesminister Peer Steinbrück
sozialversicherungspflichtigen Arbeits- und Beschäfti-
gungsverhältnisse, gegen die Demografie.
Wir werden, wie ich glaube, insbesondere auch Ver-
besserungen auf dem Arbeitsmarkt erzielen müssen,
um die öffentlichen Haushalte instand zu setzen und in
Zukunft mehr als bisher zu finanzieren.
Die Konsolidierungsvorschläge der Opposition – ich
halte daran fest, Frau Lührmann – sind nicht realitäts-
fest; sie sind wirklichkeitsfremd. In vielen Beiträgen von
beiden Seiten der Koalition ist dies belegt worden.
Selbstverständlich ist beim Verteidigungshaushalt nichts
drin; bei den Eingliederungshilfen ist auch nichts drin.
Auch Ihr Hinweis auf die Steinkohle und die Weltmarkt-
preisentwicklung ist hinfällig. Sie müssten wissen, dass
es längst eine Justierung und Koppelung an die Welt-
marktpreisentwicklung gibt; man muss allerdings erst
einmal die Berechnungen haben, die ich in meinem Bei-
trag am Dienstag dargelegt habe, ehe man dann auch die
Kohlebeihilfen nachjustieren kann.
(Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN]: Das haben Sie doch in der Hand!)
Insofern sind die Summen, die Sie in Aussicht stellen,
absolut irreal.
(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN]: Sie wollen doch nicht!)
Wenn Sie, Frau Lührmann – um darauf einzugehen
und hier keinen falschen Eindruck zuzulassen –, sagen,
die Bundesregierung könnte nicht belegen, dass die Er-
höhung der Nettokreditaufnahme vom letzten Jahr auf
dieses Jahr – dass sind ungefähr 7 bis 8 Milliarden Euro
mehr – durch das Wachstums- und Impulsprogramm be-
legt ist, dann kann ich nur sagen: 3,5 Milliarden Euro
dieses Aufwuchses von 8 Milliarden Euro gehen zurück
auf die gezielte, vorsätzliche Politik dieser Bundesregie-
rung, Wachstum und Beschäftigung über ein solches Im-
pulsprogramm zu finanzieren. Das ist der Beginn des
25-Milliarden-Euro-Programms, das auf Länderseite
und auch im Bereich privater Investitionen die Multipli-
katorwirkungen haben wird, die ich Ihnen dargelegt
habe.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU)
Wir brauchen eine strukturelle und nachhaltige Ver-
besserung der öffentlichen Haushalte. Insofern sind auch
Ad-hoc-Eingriffe, wie sie in dem berühmten Buch be-
schrieben werden, das von Herrn Koppelin immer hoch-
gehalten wird, damit es mit aufs Foto kommt,
(Abg. Jürgen Koppelin [FDP] hält ein Buch
mit dem Titel „Liberales Sparbuch 2006“
hoch)
nicht das, was wir brauchen.
(Ulrike Flach [FDP]: Sie müssen aber anfan-
gen!)
Wir brauchen nicht solche Ad-hoc-Eingriffe in beste-
hende Verträge und Erfüllungsansprüche, wie sie insbe-
sondere von der FDP vorgeschlagen werden, sondern
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ir brauchen ein langfristig nachhaltiges Muster, um un-
ere öffentlichen Haushalte zu konsolidieren.
Wir bringen diese Konsolidierung zusammen voran.
ch möchte deutlich bestätigen, was Herr Poß sagte: Die-
er Haushalt 2006 – so ist die Koalition angetreten – ist
erade mit Blick auf die konjunkturelle Entwicklung ein
aushalt des Überganges.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Von Pest zu
Cholera!)
Herr Koppelin, „Pest und Cholera“, „Marx und
urks“, „Gammelfleisch“: Das sind die Begriffe, die Sie
nd Herr Brüderle in den letzten Tagen geprägt haben.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Das sitzt aber tief!)
inem besonderen intellektuellen Anspruch folgen diese
egriffe nun auch nicht. Irgendwann ermüdet das ein
isschen.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
ir kennen uns schon seit mehreren Jahrzehnten. Ich
ätte eigentlich gedacht, dass Ihr Selbstanspruch ein bis-
chen höher ist, als nur mit „Gammelfleisch“ und „Pest
nd Cholera“ zu operieren. Es ist auch nicht erkennbar,
ass Sie uns inhaltlich etwas entgegenzusetzen haben.
err Brüderle hat hier zwei Büttenreden abgeliefert,
icht mehr. Das ist in Ordnung, die haben Unterhal-
ungswert, darüber kann man sich freuen – aber mehr
uch nicht.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Und Sie machen ei-
nen auf Oberlehrer!)
Ja, wenn man so etwas sagt, dann kommen Sie mit
Oberlehrer“. Das ist auch ein bisschen einfach.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Ich nehme es zurück!
Schulrat!)
ie möchten offensichtlich kritisieren, aber ich be-
eichne Sie nicht als Oberlehrer. Sie müssen aber nicht
lauben, ich würde einfach nur meine Wange hinhalten,
amit Sie kritisieren können. Nein, das muss schon et-
as interessanter sein. Florettfechten dürfen wir auch.
as mit dem Oberlehrer schminken Sie sich einmal ab.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU –
Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:
Basta!)
as wird nach einer gewissen Zeit auch langweilig.
(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das war der
Oberlehrer!)
Ja, dann sehen Sie das eben so. Ich kann damit leben,
eine Familie auch.
(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der
CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]:
Wir im Übrigen auch ganz gut!)
Wir betreiben im Jahre 2006 eine behutsame Konsoli-
ierung. Wir steigen ein mit 2,5 Milliarden Euro, durch
ürzungen und auch durch den Abbau von Steuerver-
ünstigungen. Wir geben gleichzeitig, wie ich mehrmals
argelegt habe, einen Impuls, der sich in den Folgejah-
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3885
(A) )
(B) )
Bundesminister Peer Steinbrück
ren fortsetzt. Ich mache darauf aufmerksam, dass wir mit
dem Haushaltsplanentwurf 2007, der in wenigen Ta-
gen dem Kabinett vorgelegt wird, auf den angekündigten
Kurs einschwenken. Wir werden zum Beispiel die Netto-
kreditaufnahme vom derzeit vorgesehenen Niveau von
knapp über 38 Milliarden Euro auf 21 Milliarden bis
22 Milliarden Euro herunterschrauben. Wir sind in der
Lage, mit dem Haushalt 2007 die Regelgrenze des
Art. 115 des Grundgesetzes einzuhalten. Wir werden un-
seren an Brüssel adressierten Ankündigungen Rechnung
tragen. Wir werden deutlich unter der 3-Prozent-Grenze
bleiben. Dieser Kurs wird sich in den Haushaltsjahren
2008 und 2009 fortsetzen.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Das sind wichtige konstitutive Ziele, denen sich alles
unterzuordnen hat. Darauf werden auch der Haushalts-
planentwurf und die mittelfristige Finanzplanung, die
das Kabinett voraussichtlich am 5. Juli beschließen wird,
ausgerichtet.
(Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)
– Kann ich Ihnen behilflich sein, Frau Hajduk?
(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:
Das wäre sehr nett!)
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Wie ich sehe, gibt es schon eine bilaterale Verständi-
gung darüber, dass der Minister eine Zwischenfrage der
Kollegin Hajduk zulässt.
Bitte schön.
Peer Steinbrück, Bundesminister der Finanzen:
Wenn ich jetzt Nein sagen würde, Herr Präsident, was
würde dann passieren?
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Zu spät. Ich habe die Zwischenfrage damit zugelas-
sen.
(Heiterkeit)
Bitte, Frau Hajduk.
Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Behilflichkeit schafft manchmal Fakten, Herr Minis-
ter. – Sie haben gerade einige Zielstellungen des dem-
nächst vom Kabinett zu entscheidenden Haushaltsplans
2007 dargelegt. Sie haben deutlich gemacht, dass dann
die Regelgrenze des Art. 115 des Grundgesetzes einge-
halten werden soll. Im Hinblick darauf gibt es aber
– wenn man die diesjährige Nettokreditaufnahme von
über 38 Milliarden Euro zugrunde legt – die erhebliche
Differenz von rund 17 Milliarden Euro. Darf ich Sie fra-
gen – Sie haben ja die Absicht, strukturelle Fortschritte
im Haushalt zu erzielen –, in welcher Größenordnung
Sie bei entsprechend geringerer Nettokreditaufnahme
Privatisierungseinnahmen benötigen? Es wäre fair, wenn
Sie diese Frage beantworteten; denn dann könnte man
sehen, ob Ihnen eine strukturelle Konsolidierung gelingt
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der ob Sie in erheblichem Maß auf Einmaleinnahmen
ngewiesen sind, wie beispielsweise die Erlöse aus Pri-
atisierungen, die 2006 noch nicht realisiert wurden,
der die vorzeitigen Schuldenrückzahlungen Russlands,
tichwort „Windfall-Profits“. Liege ich mit meiner An-
ahme richtig, dass Sie auf Einmalmaßnahmen angewie-
en sind, wenn Sie es schaffen wollen?
(Beifall bei Abgeordneten der FDP)
Peer Steinbrück, Bundesminister der Finanzen:
Sie liegen insofern richtig, als die Senkung der Netto-
reditaufnahme auf folgenden wichtigen Säulen ba-
iert: Die erste Säule sind Haushaltskürzungen. Die
weite ist der Abbau von Steuersubventionen. Die dritte
ind in der Tat Einmaleffekte. In welcher Dimension sie
ich bewegen, kann ich Ihnen auswendig nicht sagen.
ch kann mich aber erinnern, dass ich dem Haushaltsaus-
chuss dazu Rede und Antwort gestanden habe. Die
oalition hat zudem ein Finanztableau für die Verteilung
er Einmaleinnahmen beschlossen; das ist weitestge-
end bekannt. Sie hat gezielt vereinbart, die Einmalein-
ahmen nicht kurzfristig in den Jahren 2006 und 2007,
ondern eher in den Folgejahren einzusetzen. Ich glaube
das ist aus der Hüfte geschossen; ich kann das nicht
otariell beglaubigen lassen –, dass im Jahr 2007 Priva-
isierungseinnahmen mit einem Volumen von über
Milliarden Euro eingeplant sind. Wie Sie sicherlich
issen, sind diese nicht Maastricht-relevant, sondern nur
m Hinblick auf die Regelgrenze des Art. 115 des
rundgesetzes relevant.
Was die aktuellen Entschuldungsaktivitäten im Falle
usslands betrifft, so war immer ein bestimmter Betrag
ingeplant, der – das haben wir nicht vergessen – un-
chädlich ist. Die Aries-Operation haben sicherlich ei-
ige in diesem Haus noch gut bzw. schlecht in Erinne-
ung; ich weiß es nicht so genau. Nach weiter gehenden
inigungen mit Russland, die nach den jüngsten Sitzun-
en des Pariser Clubs nicht ausgeschlossen sind, könnte
s zu weiteren vorzeitigen Tilgungen kommen. Diese
ittel müssten aber für die Bedienung von Verpflichtun-
en eingesetzt werden, die wir an anderer Stelle haben,
nd können nicht eins zu eins für den Haushalt gehoben
erden. Genauere Zahlen zu der Verteilung der Einmal-
innahmen im Rahmen dessen, was ratsam ist, öffentlich
u machen, gebe ich gerne im Haushaltsausschuss. Sie
önnen sich sicherlich vorstellen, dass vorzeitige An-
ündigungen von Vermögensveräußerungen negative
uswirkungen auf den Preis haben, den ich für den
aushalt und die Bundesrepublik Deutschland erzielen
öchte.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU)
Frau Hajduk, ich möchte Ihrer am vergangenen
ienstag gemachten Äußerung, dass die Bundesregie-
ung regungslos verharre – das erinnert mich ein biss-
hen an den Begriff „rückholbare Endlagerung“ –,
(Heiterkeit des Abg. Steffen Kampeter [CDU/
CSU])
3886 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
(A) )
(B) )
Bundesminister Peer Steinbrück
eine Aufzählung aller von der Bundesregierung be-
schlossenen Maßnahmen, die der Haushaltsverbesse-
rung dienen, entgegenhalten, auch wenn ich Gefahr
laufe, Sie zu langweilen.
Insgesamt gibt es bis 2009 Verbesserungen für den
Bundeshaushalt in einer Größenordnung von 80 Milliar-
den Euro und für den gesamtstaatlichen Haushalt in ei-
ner Größenordnung von 117 Milliarden Euro, worauf die
Länder und die Kommunen zwingend angewiesen sind.
Die meisten Beiträge, auch in der Bundesratssitzung in
der letzten Woche, in der es unter anderem um das Haus-
haltsbegleitgesetz ging, rankten sich um dieses Thema;
für die überwiegende Anzahl der deutschen Länder ist
es von erheblicher Bedeutung, was der Deutsche Bun-
destag beschließt, damit sie das bereits im Aufstellungs-
verfahren berücksichtigen und die Regelgrenze ihrer
jeweiligen Landesverfassung einhalten können. Umge-
kehrt hat die Schuldenpolitik der Länder – bzw. haben,
positiv betrachtet, die Spielräume, die sie auch durch Be-
schlüsse des Deutschen Bundestages erhalten – eine er-
hebliche Auswirkung darauf, wie wir uns mit Blick auf
das Maastrichtkriterium weiter aufstellen können.
Deshalb ist die eine oder andere Stimme in manchen
Ländern doch etwas verwunderlich gewesen, die sich
massiv gegen die politischen Nachteile einer Mehrwert-
steuererhöhung gewendet, aber die jeweiligen haushalts-
wirksamen Vorteile sehr gerne in Anspruch genommen
hat, wozu auch ein früherer FDP-Landesfinanzminister
gehörte. Jener hatte bereits im Vorgriff auf eine Bundes-
ratssitzung, von der er gar nicht wusste, ob er dabei sein
kann, die mit der Mehrwertsteuererhöhung verbundenen
Mehreinnahmen in seinen Haushaltsplan eingestellt.
(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]:
Unerhört!)
Da kann man nur sagen: Der Mann hat eine gehörige
Portion Pragmatismus, jedenfalls mehr als seine hiesigen
Parteikollegen im Bundestag.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU)
Ich darf, Frau Hajduk, auf das Bild des regungslosen
Verharrens zurückkommen. Nur, um noch einmal dar-
zustellen, was diese Bundesregierung in haushalts- und
finanzpolitischer Hinsicht in wenigen Monaten gemacht
hat: Gesetz zur Abschaffung der Eigenheimzulage – ver-
kündet; Gesetz zum Einstieg in ein steuerliches Sofort-
programm – verkündet; Gesetz zur Beschränkung der
Verlustverrechnung – verkündet; Gesetz zur steuerlichen
Förderung von Wachstum und Beschäftigung – verkün-
det; Gesetz zur Eindämmung missbräuchlicher Steuer-
gestaltung – verkündet; Steueränderungsgesetz 2007 –
gerade in der parlamentarischen Beratung; Investitions-
zulagengesetz 2007 – wird gerade parlamentarisch bera-
ten; Gesetz über steuerliche Begleitmaßnahmen zur Ein-
führung der Europäischen Gesellschaft – wird im
Kabinett wahrscheinlich am 5. oder 12. Juli verabschie-
det;
(Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN]: Quantität und Qualität sind zwei unter-
schiedliche Dinge!)
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GB-II-Änderungsgesetz – verkündet am 30. März, tritt
oraussichtlich am 1. Juli in Kraft; SGB-II-Fortentwick-
ungsgesetz.
Vor diesem Hintergrund zu behaupten, wir befänden
ns in einer regungslosen Verharrung oder die Bundes-
egierung würde nichts tun, ist Agitation und Propa-
anda. Jedenfalls ist es eine Kritik, die uns erkennbar
icht treffen muss.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Ich will abschließend sagen, Frau Flach: Ihre ganze
ede baute sich auf der These auf, Herr Rubin sei mein
orbild.
(Ulrike Flach [FDP]: Das haben Sie am Diens-
tag doch selbst gesagt!)
Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich habe Herrn Rubin
ingeladen und war daran interessiert, mit ihm, und übri-
ens mit vielen anderen, zu debattieren. Die Veranstal-
ung wurde von vielen sehr positiv kommentiert; denn
ir können von dem lernen, was die Amerikaner in den
0er-Jahren in der Clinton-Administration gemacht ha-
en, in einer ganz ähnlichen Situation wie der, in der wir
eute sind.
(Ulrike Flach [FDP]: Nein, eben nicht!)
Doch, wir sind in einer sehr ähnlichen Situation. – In
merika ist es durch eine Kombination von Steuererhö-
ungen innerhalb von fünf Jahren gelungen, das irrsin-
ige Haushaltsdefizit von, glaube ich, fast 350 Milliar-
en Dollar abzubauen und einen Überschuss von fast
0 oder 30 Milliarden Dollar zu erzielen.
Niemand hat behauptet, dass das eins zu eins auf die
undesrepublik Deutschland übertragbar sei.
(Ulrike Flach [FDP]: Doch, Sie selbst!)
Nein, das ist nicht der Fall. Das ist ein Pappkamerad,
en Sie aufbauen müssen, um draufhauen zu können
der um ein Bild zu haben. – Unter dem Strich bleibt,
ass es sinnvoll ist, so einem Mann einmal zuzuhören
nd von ihm zu lernen.
(Ulrike Flach [FDP]: Dagegen haben wir
nichts! – Jürgen Koppelin [FDP]: Sogar Ihnen
hören wir zu!)
ichts anderes war der Grund, einen solchen Mann ein-
uladen.
Für mich war beeindruckend, dass Ihr Fraktionskol-
ege Herr Solms in einem seiner Beiträge einen verfas-
ungsrechtlichen Diskurs zum Ehegattensplitting ge-
acht hat. Ich hätte mich gefreut, wenn er einen
hnlichen verfassungsrechtlichen Diskurs über den
rt. 115 Grundgesetz gemacht hätte – als kundiger The-
aner. Dass er der Bundesregierung vorwirft, vorsätzlich
inen verfassungswidrigen Haushalt vorzulegen, zeigt,
ass er den Art. 115 weniger kennt als die einschlägigen
erfassungsrechtlichen Bestimmungen im Grundgesetz
zw. die einschlägige Rechtsprechung des Bundesver-
assungsgerichts zum Ehegattensplitting.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3887
(A) )
(B) )
Bundesminister Peer Steinbrück
(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Alles dumme
Jungen außer Steinbrück!)
– Das hatten wir eben schon von Ihrer Fraktion, Herr
Westerwelle; da waren Sie noch nicht da.
(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Doch! – Jür-
gen Koppelin [FDP]: Er war da! – Weitere Zu-
rufe von der FDP: Doch!)
Der Begriff Oberlehrer fiel schon.
Trotzdem darf man als Regierungsmitglied darauf
hinweisen, dass es schon ein starkes Stück ist, wenn ge-
sagt wird, da werde vorsätzlich ein verfassungswidri-
ger Haushalt vorgelegt.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU)
Wenn man sich dagegen wehrt und von Ihnen nur dieses
Echo bekommt, dann ist das zu dünn, Herr Westerwelle;
da muss schon etwas mehr kommen.
Die Bundesregierung wird verfassungsrechtlich sehr
gut begründen können, dass diese Kreditaufnahme zur
Abwehr eines wirtschaftlichen Ungleichgewichts nach
Art. 115 Grundgesetz durchaus möglich, durchaus er-
laubt und damit keineswegs verfassungswidrig ist.
Im Übrigen wäre ich an Ihrer Stelle etwas vorsichtig.
Ich knüpfe damit an den ersten Teil meiner Einlassungen
vom Dienstag an, die jedenfalls in Teilen – ob bewusst
oder eher fahrlässig, sei dahingestellt – missverstanden
worden sind. Ich bin nicht so sicher, ob es vor dem Hin-
tergrund dessen, dass wir in unseren öffentlichen Reden
die Selbstachtung und auch die Achtung der Politiker in
der öffentlichen Wahrnehmung nicht beschädigen soll-
ten, richtig ist, sich gegenseitig voreilig Verfassungs-
bruch vorzuwerfen.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Ich thematisiere die Bereitschaft, sich in der Ge-
schwindigkeit gegenseitig Lüge und Betrug, Trickserei
und Verfassungsbruch vorzuwerfen. Ich versuche, mir
vorzustellen, wie das auf diejenigen wirkt, die sehen,
wie wir wechselseitig miteinander umgehen.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Sehr wahr! – Otto
Fricke [FDP]: Das gilt aber auch für falsche
Versprechungen!)
Vielleicht könnten wir uns dann doch darauf verständi-
gen, dass eine solche Bemerkung, in diesem Fall von
Herrn Solms, von mir kritisch hinterfragt werden darf,
ohne dass ich mir gleich dieses Echo einhandele, Herr
Westerwelle.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU)
Ist es nicht der Mühe wert, darüber nachzudenken oder
sich einmal sehr viel ernsthafter darüber auszutauschen,
vielleicht auch von diesem Pult und von der Position des
Zuhörers aus?
(Jürgen Koppelin [FDP]: Aber dann nicht im-
mer den Schulrat machen!)
– Das kenne ich alles schon.
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Der Haushalt 2006 ist ein Haushalt des Übergangs.
ie Bewährungsprobe für die Bundesregierung kommt
it dem Haushalt 2007. Ihr werden wir uns in wenigen
agen stellen. Ich werde Ihnen und anderen nicht in
ussicht stellen können, dass die nächsten Haushalts-
perationen weniger schwierig werden.
(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:
Das brauchen Sie auch nicht!)
ie Haushaltsproblematik wird uns in dieser Legislatur-
eriode durchgängig beschäftigen. Wenn wir sie bewälti-
en wollen, müssen wir uns, was wir auch den Bürgerin-
en und Bürgern dieses Landes abverlangen, den
ealitäten stellen. Dazu möchte ich auch und gerade die
ppositionsfraktionen einladen.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Das Wort hat nun der Vorsitzende des Haushaltsaus-
chusses, der Kollege Otto Fricke für die FDP-Fraktion.
(Beifall bei der FDP)
Otto Fricke (FDP):
Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-
en! Als Erstes darf ich als Ausschussvorsitzender dan-
en, nicht nur dem Finanzministerium für seine Zuar-
eit, nicht nur den Kolleginnen und Kollegen im
usschuss für die umfangreiche Arbeit, nicht nur den
itarbeitern der Kolleginnen und Kollegen und der
raktionen, sondern insbesondere auch – das sage ich
etzt einmal so – meinem Haushaltssekretariat, das harte
rbeit geleistet hat.
(Beifall im ganzen Hause)
Wir hatten acht Sitzungen, über 50 Stunden netto Ta-
ungszeit, oft bis spät abends. Wir hatten auch das Haus-
altsbegleitgesetz zu beraten. Wir hatten – das möchte
ch an dieser Stelle einmal festhalten; das ist in der Ge-
chichte der Bundesrepublik Deutschland noch nie vor-
ekommen; Herr Steinbrück, da sehen Sie die Ernsthaf-
igkeit des Disputs dann doch – 1 300 Änderungsanträge
m Haushaltsverfahren. Das zeigt, dass man als Opposi-
ion zumindest versucht, an bestimmten Stellen anzuset-
en.
Ein kleiner Hinweis noch, Herr Steinbrück: Wir wer-
en wieder erleben, dass Sie manche der Vorschläge der
pposition, die Sie jetzt noch kritisieren, im Jahr 2007
uf einmal aufgreifen werden, weil Sie sie – leider ein
ahr zu spät – als richtig erkennen.
(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Gesine
Lötzsch [DIE LINKE])
Ich danke auch dem Kabinett und insbesondere der
undeskanzlerin. Alle sind im Haushaltsausschuss ge-
esen. Es war das erste Mal seit Helmut Kohl im
ahre 1997, dass – in dem Fall – eine Bundeskanzlerin
n der Beratung teilgenommen hat. Ich denke, dass das
3888 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
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Otto Fricke
im Verhältnis von Exekutive und Legislative angemes-
sen war.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Ich hoffe, dass neben allem Streit die Zusammenarbeit
auch weiterhin gut funktionieren wird.
(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD
und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie
der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])
Was ist die besondere Bedeutung von Haushaltspoli-
tik? Was ist das Spezielle an der Haushaltspolitik im
Vergleich zu anderen Politikfeldern? Haushaltspolitik ist
nicht pure Buchhalterei, wie der Kollege Wieland hier
gesagt hat. Herr Wieland, Sie sollten mit Ihren Haushäl-
tern vielleicht einmal ein bisschen darüber reden. Ein
Haushälter, der nicht weiß, um welche politischen In-
halte es geht, ist kein guter Haushälter.
Es zählen im Haushalt nicht Wünsche, nicht gute Ab-
sichten, geschweige denn Wolkenkuckucksheime und
schon gar nicht Ideologien. Es zählen im Haushalt die
tatsächlichen Zahlen und das, was mit diesen tatsächli-
chen Zahlen passiert. Wie sind die tatsächlichen Zahlen?
Das ist das, worum es eigentlich geht. Es geht nicht um
irgendwelche Versprechungen, Wünsche oder Ähnli-
ches, sondern um Fakten.
Die Zahlen zum Zeitpunkt der Verabschiedung sind
die folgenden: Die Neuverschuldung beträgt 38,2 Mil-
liarden Euro. Letztes Jahr betrug sie noch 22 Milliarden
Euro. Im Übrigen stieg diese Zahl im Vollzug noch auf
31,2 Milliarden Euro. Die Ausgaben betragen 261,6 Mil-
liarden Euro. Das sind 7,3 Milliarden Euro mehr als im
letzten Jahr. Auch da gab es im letzten Jahr einen An-
stieg im Vollzug. Wenn das mit dem Vollzug so weiter-
geht, dann fürchte ich, dass es dieses Jahr noch schlim-
mer wird, als es sich zur Mitte dieses Jahres darstellt.
Man könnte der Meinung sein, dass Sie es wenigstens
bei den Investitionen schaffen, ein wenig erfolgverspre-
chende Zahlen vorzulegen. Doch bei den Investitionen
sinkt der Anteil von 9,0 auf 8,9 Prozent. Das ist zwar nur
eine Differenz von 0,1 Prozentpunkten. Trotzdem kann
man sagen, dass dies kein Zeichen dafür ist, dass es
wirklich nach oben geht.
(Beifall bei der FDP)
Was bedeutet das? Wir sind uns alle einig, dass der
Vertrag von Maastricht, selbst in seiner völlig aufge-
weichten Form, gebrochen wird. Wir erfüllen mit dem
Haushalt, der heute mit Koalitionsmehrheit beschlossen
wird, die Maastrichtkriterien nicht.
Herr Steinbrück, bevor wir zu falschen Exegesen
kommen, möchte ich sagen: Wir verletzen mit diesem
Haushalt die Regelgrenze in Art. 115 Grundgesetz.
(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])
Man sollte sich nicht rühmen, eine Regel der Verfassung
zu verletzen. Auch wenn man es im Detail ziseliert,
bleibt es dabei: Es ist eine Verletzung der Regel.
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(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir nutzen
eine Regel! Das ist keine Verletzung der Ver-
fassung!)
Herr Kollege Kampeter, das ist der Unterschied zwi-
chen mir als Juristen und Verfassungspatrioten und Ih-
en:
(Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD:
Oh!)
ich stört es, wenn eine Regel der Verfassung verletzt
ird. Mich stört es auch, wenn auf eine Ausnahme zuge-
riffen werden muss. Das ist der Unterschied in unserer
rgumentation.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber das ist
keine Verfassungsverletzung!)
Das habe ich eben nicht gesagt, Herr Kollege Kampe-
er.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Danke schön,
Herr Oberlehrer!)
Es war nur ein kleiner Hinweis auf das, was ich gesagt
abe.
Diese Koalition hat eine Zweidrittelmehrheit in bei-
en Kammern. Sie kann alle Möglichkeiten der Ge-
chäftsordnung nutzen, Gesetze zu beschleunigen. Teil-
eise wird die Geschäftsordnung in nicht gerade
arlamentarisch einwandfreier Weise angewandt. Die
rage lautet: Wer, wenn nicht die große Koalition mit ih-
er großen Mehrheit, könnte die Haushaltsprobleme
enn schon nicht sofort, so doch relativ schnell lösen?
(Jörg Tauss [SPD]: Geduld!)
Herr Tauss, gerade Sie reden von Geduld!
(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der
CDU/CSU)
Verehrte Frau Bundeskanzlerin und verehrte Koalitio-
äre, Sie haben jetzt, also am Anfang der Legislaturperi-
de, die Möglichkeit, die notwendigen Maßnahmen auf
en Weg zu bringen, auch wenn sie schmerzhaft sind.
ch muss leider konzedieren, dass Sie Angst vor dem
ähler haben. Denn immer wenn man die Wahrheit un-
eschminkt ausspricht, führt das zunächst einmal zu ei-
er Abstrafung durch den Wähler. Ich frage Sie: Wann,
enn nicht jetzt, wo es so wenige Wahlen gibt, ist es
öglich, Reformen auf den Weg zu bringen? Wie, wenn
icht auf ehrliche Weise, soll man die notwendigen Maß-
ahmen begründen? Diese sind kurzfristig zwar
chmerzhaft. Aber langfristig gesehen versprechen sie
eilung im weitesten Sinne.
Sie tun nichts. Warum tun Sie nichts? – Weil immer
och ein großer grüner Graben zwischen diesen beiden
raktionen besteht.
(Beifall bei der FDP)
ie können sich noch nicht einmal darauf verständigen,
b Deutschland ein Sanierungsfall ist. Selbst das ge-
ingt Ihnen nicht.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3889
(A) )
(B) )
Otto Fricke
Frau Bundeskanzlerin, ich will Sie jetzt einmal ein
wenig vor Ihrem Koalitionspartner in Schutz nehmen.
(Zurufe von der SPD: Oh!)
Sie haben Recht: Deutschland ist ein Sanierungsfall.
Liebe Kollegen von der SPD, wenn der Wirtschafts- und
der Finanzminister eine Störung des gesamtwirtschaftli-
chen Gleichgewichts wiederholt feststellen, dann kann
man nicht mehr behaupten, dass Deutschland kein Sa-
nierungsfall sei. Die Feststellung, dass das gesamtwirt-
schaftliche Gleichgewicht gestört ist, zeigt, dass in die-
sem Land weiterhin ein enormer Sanierungsbedarf
besteht.
(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN)
Der zweite Grund, warum Sie es so nicht schaffen
können, ist, dass Sie bei den Ausgaben nicht so kürzen
können, wie Sie bei den Steuererhöhungen draufsat-
teln. Eine Rekordsteuererhöhung haben Sie schon verab-
schiedet. Weil die Steuererhöhungen der SPD so gut ge-
fallen, versuchen Sie – so liest man in den Zeitungen;
man kann es fast als einen sportlichen Wettbewerb anse-
hen –, diese Steuererhöhung noch zu toppen. Denn im
Zuge der Gesundheitsreform wollen Sie die nächste Re-
kordsteuerreform durchsetzen. Ich bin wirklich ge-
spannt, ob Sie es schaffen, an dieser Stelle die Steuerein-
nahmen um weitere 40 Milliarden Euro zu erhöhen.
Weil das Haushaltsjahr 2006 quasi schon zu Ende
geht, möchte ich etwas zu dem Haushalt 2007 sagen,
mit dem der Finanzminister viel Arbeit hat. Ich habe
manchmal das Gefühl, er arbeitet sich eher an uns ab,
weil er im Moment über die internen Kämpfe in der Öf-
fentlichkeit nichts sagen kann.
(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN)
Ich will kurz auf folgenden Punkt hinweisen: Wir ha-
ben trotz der zusätzlichen Steuereinnahmen ein Problem
mit Blick auf Art. 115 des Grundgesetzes. Nach der
Finanzplanung haben wir gegenwärtig eine Differenz
von 1,3 Milliarden Euro. Aber es gibt doch die Risiken
bei den Unterbringungskosten im Zusammenhang mit
Hartz IV. Wir haben die Probleme im Gesundheitssys-
tem und bei den Zinsen.
Ein kurzer Hinweis zu Zinsen und Inflation: Selbst-
verständlich wird die Mehrwertsteuererhöhung Auswir-
kungen auf die Preissteigerung haben. Über die Höhe
können wir uns streiten, aber es wird sie geben. Ange-
sichts einer Inflationsrate von über 2 Prozent in Europa
bedeutet das, dass sie auch im nächsten Jahr über
2 Prozent liegen wird. Was heißt das? Die Zinsen wer-
den steigen. In diesem Zusammenhang ein Hinweis für
Kundige: Wenn die Zinsbelastung des Bundes um
0,11 Prozentpunkte steigt – das kann man kaum darstel-
len –, dann muss der Bund 1 Milliarde Euro mehr pro
Jahr an Zinsen zahlen. Bei einer Steigerung um
0,15 Prozentpunkte wäre schon die Lücke zwischen
Neuverschuldung und Investitionen geschlossen; damit
wäre alles vorbei. Ich rede hier natürlich vom Steigen
der durchschnittlichen Zinsbelastung des Bundes und
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icht vom Anstieg der Zinsraten. Herr Minister, Sie
önnten einmal das Gremium für Kreditfinanzierung be-
uchen und sich das dort ausrechnen lassen.
Herr Steinbrück, ich glaube Ihnen, auch aufgrund
eines christlichen Menschenbildes, dass Sie sparen
ollen. Das geht aber nicht auf dem Wege, wie Sie es
ich vorstellen. Da helfen auch keine Ausführungen wie:
er Staat sind wir alle. Das erinnert mich ein wenig an:
’État c’est moi. Nein, ich glaube, die Postulierung einer
eutungshoheit der Regierung bezüglich der Frage, was
ichtig oder falsch ist, die leider auch Herr Ramsauer be-
nspruchte, ist nicht der richtige Weg. Verwechseln Sie
itte nicht das Wohl des Staates mit dem Wohl der Re-
ierung.
(Beifall bei der FDP)
Herr Steinbrück, Niederlagen fügt Ihnen doch nicht
ie Opposition zu. Diese fügt Ihnen Nadelstiche zu, die
ielleicht unangenehm sind. Aber wir stellen nicht die
ehrheit. Niederlagen fügen Ihnen andere zu, nämlich
ie, die die Mehrheit stellen. So sagt Herr Müntefering
en Kommunen einfach einmal zu, dass sie etwas mehr
ls 3 Milliarden Euro zusätzlich für die Wohngeldzah-
ungen bekommen. Wie viel sie im nächsten Jahr be-
ommen, steht noch gar nicht fest. Darauf bin ich ge-
pannt. Frau Merkel erzielt eine tolle Einigung auf
uropäischer Ebene; diese kostet aber letztlich jedes Jahr
Milliarde Euro mehr. Frau von der Leyen braucht eine
albe Milliarde mehr für das Erziehungsgeld,
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Stimmt doch
gar nicht!)
rau Schmidt will bei der Gesundheitspolitik so lächeln
ie unter Eichel und denkt sich, irgendwo werde sie das
eld schon herbekommen, selbst wenn weniger ge-
aucht werden sollte. So wird das jetzt wohl auch wieder
assieren. Die Länder schaffen es, dass die vorgesehe-
en Kürzungen für den Nahverkehr nicht so stark ausfal-
en, und der Außenminister hat gestern gesagt, natürlich
ätte er gerne möglichst viel Geld für die auswärtige
ulturpolitik.
(Zuruf des Abg. Jörg Tauss [SPD])
pplaus kommt von allen Fachpolitikern der Koalitions-
arteien. Aber auch das fällt am Ende wieder auf Sie,
err Steinbrück, zurück.
Ganz besonders deutlich machte in diesem Zusam-
enhang eine Wortmeldung des Kollegen Brandner von
er SPD, wie man eigentlich denkt. Nachdem festgestellt
urde, dass bei den Kommunen die Einnahmen sprudeln
das stimmt ja auch –, kam eine wunderschöne Erklä-
ung: Diese Einnahmen sollten nicht zur Rücklagenbil-
ung oder zum Sanieren benutzt werden, sondern ausge-
eben werden. Genau das passiert im Moment: Jedes
al, wenn diese Regierung mehr Geld einnimmt, kom-
en sofort Politiker und sagen, sie wüssten genau, wofür
s dauerhaft ausgegeben werden kann.
(Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD)
Das Allerbeste kommt nun: Andrea Nahles, die im
oment leider nicht da ist, sagt:
3890 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
(A) )
(B) )
Otto Fricke
Wir nehmen über die Mehrwertsteuererhöhung …
eine deutliche Masse mehr an Steuern ein.
– „Masse“ ist in diesem Zusammenhang wirklich ein
schöner Begriff.
Wir werden wahrscheinlich zum ersten Mal die
Maastrichtkriterien erfüllen. Dann haben wir ei-
gentlich eine ganz solide Basis für den Haushalt
2007.
Herr Steinbrück, wer trotz der bevorstehenden massiven
Steuererhöhungen sagt, es reiche aus, die Maastricht-
kriterien zu erfüllen, sich aber nicht um die Vorschriften
der Verfassung kümmert, der fällt in den Andrea-Graben
Ihrer Haushaltspolitik.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Her-
ren, zum Abschluss noch ein kurzer Hinweis: Das Wort
vom Haushalt als Schicksalsbuch der Nation bewahr-
heitet sich in diesen Tagen immer mehr. Nicht umsonst
spricht man ja im Zusammenhang mit dem Haushalt
auch von Wahrheit und Klarheit. Ich will nicht bestrei-
ten, dass wir noch die Möglichkeit haben, umzusteuern.
Aber bei einer Gesamtverschuldung des Bundes von ge-
genwärtig rund 900 Milliarden Euro, also dem Vierfa-
chen der Jahresbruttoeinnahmen, muss doch irgendwann
jeder einsehen, dass es zum Umsteuern nicht reicht, das
Rad ein bisschen zu drehen, sondern dass es nötig ist, es
mehrfach umzudrehen. Das müssen Sie tun. Die Koali-
tion sagt, dies sei ein Haushalt des Übergangs. Wir als
FDP fürchten, das ist ein Haushalt des Niedergangs. Wir
hoffen, dass Sie dennoch die Kraft finden, mit Ihrer
Mehrheit und Ihren Möglichkeiten Ihre Verantwortung
wahrzunehmen, den Niedergang zu stoppen und dafür zu
sorgen, dass dieses Land – das hat es nämlich verdient –
weiter blühen und gedeihen kann.
Herzlichen Dank.
(Anhaltender Beifall bei der FDP – Beifall bei
Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN – Zurufe von der SPD)
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Das Wort erhält nun der Kollege Norbert Barthle für
die CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD)
Norbert Barthle (CDU/CSU):
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Derzeit spricht das ganze Land über
Fußball, was mich als Sportler sehr freut. Dennoch will
ich daran erinnern, dass schon am 1. Juli in Straßburg die
93. Tour de France beginnt. Bis wir in die Sommerpause
gehen, wird schon die Hälfte der Etappen vorbei sein.
Wir Politiker üben uns derzeit in einer anderen Disziplin.
Auf Neudeutsch würde man sie Budgeting nennen. Wir
haben gerade einmal die erste Etappe hinter uns. In we-
nigen Minuten wird der Haushalt 2006 hier verabschie-
det werden.
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Es war kein ganz leichtes Stück Arbeit, das wir hinter
ns haben. Es hat ganz schön geschlaucht. Vor allem die
ergetappen haben geschlaucht. Koalition und Opposi-
ion haben gemeinsam durch zumindest größtenteils
achliche Arbeit dazu beigetragen, dass dieser Haushalt
erabschiedet werden kann. Schon in wenigen Wochen
erden wir uns dem Haushalt 2007 widmen dürfen. Es
st sicherlich kein Geheimnis, wenn ich sage, dass die
ommenden Haushalte noch wesentlich ambitionierter
usfallen werden müssen als der diesjährige.
(Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN]: Was du heute kannst besorgen, das ver-
schiebe nicht auf morgen!)
Bevor ich auf diesen Haushalt zu sprechen komme,
ill ich auf die Opposition eingehen. Frau Kollegin
ührmann, Sie haben wissentlich unterschlagen, dass
ir in diesem Haushalt Mehrausgaben für den Ar-
eitsmarkt in Höhe von 4 Milliarden Euro etatisiert ha-
en. Das hätte die Neuverschuldung absenken können.
ie haben wissentlich unterschlagen, dass wir auch Min-
ereinnahmen zu gewärtigen haben. Das haben wir in
iesem Haushalt berücksichtigt. Das unterscheidet die-
en Haushalt von denjenigen, für die Sie Verantwortung
etragen haben. Damals wurden nämlich immer Nach-
ragshaushalte eingebracht,
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)
ei denen die Neuverschuldung wesentlich höher war als
m Entwurf. Das machen wir nicht.
(Beifall bei der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/
CSU]: Wir sind seriös! Abgewatscht!)
an kann feststellen, dass die Grünen offensichtlich
ehr gerne die sieben Jahre ihrer Regierungsverantwor-
ung vergessen und sich in der Opposition sehr wohl füh-
en.
Noch ein Wort zur FDP. Die Art und Weise, wie die
DP das Thema Mehrwertsteuererhöhung gemeinsam
it ihren Truppen in den großen Medien traktiert, ärgert
ich schon etwas. Ich würde mir von Ihnen etwas mehr
hrlichkeit und Pragmatismus erwarten.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/
CSU]: Anständigkeit vor allem!)
ereits in der Debatte am Dienstag haben der Finanz-
inister Steinbrück und der Kollege Westerwelle die
lingen gekreuzt und sich gegenseitig Wahlkampfaussa-
en vorgehalten. Das hilft uns nicht weiter. Selbstver-
tändlich hat die SPD gegen die Mehrwertsteuererhö-
ung polemisiert, selbstverständlich hat sie unsere
hrliche Wahlkampfaussage angegriffen. Aber genauso
ie sich die SPD der Kraft der Realität gebeugt hat, hät-
en Sie von der FDP beim Blick in die strukturellen Ab-
ründe dieses Haushalts und der kommenden Haushalte
iner Mehrwertsteuererhöhung zugestimmt. Davon bin
ch ganz fest überzeugt.
(Beifall bei der CDU/CSU)
hr gespaltenes Verhalten – einerseits das auf Bundes-
bene, andererseits das auf der Ebene der Länder, in
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3891
(A) )
(B) )
Norbert Barthle
denen Sie mitregieren – erweckt den Eindruck des Unse-
riösen. Der Gipfel des Klamauks war der Brief des Kol-
legen Brüderle an die Mittelständler der Union. Das war
wirklich der Höhepunkt.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Nur noch ein Wort zu Ihrer schönen Aktion mit dem
„Sparbuch“: Vielleicht stecken darin manche richtigen
Vorschläge.
(Beifall des Abg. Harald Leibrecht [FDP])
Aber darin steckt auch viel Quatsch. Ich will ein Beispiel
herausgreifen. Sie schlagen vor, im Einzelplan 20 – Bun-
desrechnungshof – die Mittel für Dienstreisen um
15 Prozent zu kürzen. Wenn wir die fleißigen Prüfer des
Bundesrechnungshofs an ihre Sessel ketten, wenn wir
aus den fleißigen Bienen, die im Land Prüfaufträge
wahrnehmen, Sesselfurzer machen, dann können wir die
Stellen gleich streichen. Das wäre kontraproduktiv zu al-
len Einsparanstrengungen. Es bleibt dabei: In diesem
Buch steckt viel Unsinn. Es steckt viel darin, was nicht
sorgfältig ausgearbeitet wurde. Damit sei auch dieses ge-
sagt.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Zurück zum Haushalt. Hauptziel dieses Haushalts ist
die Haushaltssanierung. Das ist das Ziel, das sich die
große Koalition auf die Fahne geschrieben hat. Meine
Vorredner haben schon darauf hingewiesen: Wir wollen
die Stabilitätskriterien des Maastrichtvertrages und das
Verfassungsgebot des Grundgesetzes ab 2007 wieder
einhalten. Die Inanspruchnahme der Ausnahmemöglich-
keit, die der Art. 115 des Grundgesetzes vorsieht, darf
selbstverständlich nicht zur Regel werden. Kurzum: Wir
haben es mit einem Übergangshaushalt zu tun. Das ist
eine Zwischenetappe. Die schweren Bergetappen liegen
bis 2009 noch vor uns.
Lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit die Frage auf-
werfen, warum wir eigentlich sparen, warum wir, auch
mit unpopulären Maßnahmen – sie stecken zum Beispiel
im Haushaltsbegleitgesetz; Finanzminister Steinbrück
hat vorhin alle aufgezählt –, die Neuverschuldung absen-
ken wollen. Wir, die Abgeordneten der großen Koalition,
müssen sparen, weil wir unser Verhalten vor unseren
Kindern und Enkelkindern ansonsten nicht rechtfertigen
können.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Wenn wir das Thema Generationengerechtigkeit
ernst nehmen, dann führt an diesem steinigen Weg nichts
vorbei. An jedem Wochenende, wenn ich heimkomme,
werde ich persönlich daran erinnert; denn dann sehe ich
meine 14- und 9-jährigen Buben. Ich mag mir ehrlich
gesagt nicht vorstellen, dass sie mir in 20 Jahren einmal
die Frage stellen: Warum hast du es zugelassen, dass
sich die Verschuldungsspirale immer weiter dreht, wo du
doch an der zuständigen Stelle politische Verantwortung
getragen hast? Niemand von uns darf zulassen, dass es
dazu kommt.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD)
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Wir wissen doch genau: Wenn Schulden für nicht in
ukunft wirkende Leistungen gemacht werden, werden
estaltungsspielräume für die nachrückenden Genera-
ionen reduziert. Die Konsequenzen, die daraus folgen
ürden, wären dramatisch. Das Zentrum für Europäi-
che Wirtschaftsforschung und die Bertelsmann-Stiftung
aben mit ihrem Schuldenmonitor aufgezeigt, dass sich
ie Schulden bis 2010 verdoppeln und bis 2020 sogar
ast vervierfachen würden, wenn wir die Politik der Vor-
ahre fortsetzen würden. Insofern ist ein Umsteuern drin-
end notwendig.
Die Situation ist heute schon bedrückend. Allein der
und zahlt jeden Tag 100 Millionen Euro für Schulden-
insen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, stellen Sie sich
or, welche Verkehrsprojekte man zum Beispiel mit den
00 Millionen Euro, die zurzeit jeden Tag allein für
chuldenzinsen ausgegeben werden, machen könnte.
as heißt, dass nicht erst unsere Kinder die Lasten der
olitik der Vorjahre tragen, sondern uns schon heute die
olgen der in den Vorjahren entstandenen Verschuldung
rücken. Wir müssen Subventionen selbst dann kürzen,
enn wir sie richtig finden, wie zum Beispiel die Eigen-
eimzulage. Wir müssen Mittel für Investitionen stre-
ken und Sozialleistungen deckeln.
Schon heute zahlen wir alle, Junge und Alte, Gesunde
nd Kranke, Arbeitnehmer und Arbeitslose, für die Ver-
äumnisse der Vorjahre. Deshalb ist es bedrückend, dass
ie neuen Schulden, die wir in diesem Jahr aufnehmen,
erade einmal ausreichen – Kollege Schneider hat das in
er Eingangsrede schon erwähnt –, um die Zinslast der
lten Schulden abzudecken.
Deshalb gibt es meines Erachtens keine andere Kon-
equenz, als an den Schuldenabbau heranzugehen. Wenn
ir die unsichtbare Verschuldung – ich meine die Ren-
en- und Pensionsansprüche –, über die wir selten spre-
hen, weil sie in den öffentlichen Haushalten nicht aus-
ewiesen ist, hinzurechnen, dann wird noch klarer, wie
ringlich die Aufgabe ist. Es bleibt nur eine Schlussfol-
erung: Wir dürfen das Ziel, mit jeder Form der Neuver-
chuldung grundsätzlich Schluss zu machen, niemals
ufgeben. Langfristig gesehen müssen die Einnahmen
ie Ausgaben bestimmen und nicht umgekehrt.
Bayern hat gezeigt, dass es machbar ist, die Neuver-
chuldung mit einem engagierten Vorgehen zurückzu-
ühren. Baden-Württemberg folgt diesem Beispiel und
ill dieses Ziel in fünf Jahren erreichen.
(Jörg Tauss [SPD]: Große Klappe!)
eshalb wird auch auf unserer Ebene immer wieder der
orschlag geäußert, ein Verschuldungsverbot grundge-
etzlich zu verankern. Ich meine, mittelfristig sollten wir
as angehen. Das wäre ein Zeichen des Vertrauens in die
olitik.
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP –
Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Sehr vernünf-
tig!)
llerdings muss man auch sagen, dass die Konsolidie-
ung der Haushalte nur gelingt, wenn Bund, Länder und
emeinden zusammen an einem Strang ziehen. Wir alle
3892 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
(A) )
(B) )
Norbert Barthle
wissen, was passiert, wenn Landesregierungen eben
nicht diese Disziplin aufbringen und nicht dort kürzen
und streichen, wo es wehtut. Deshalb freut es mich, dass
eine neue Bewegung in die Diskussion kommt; denn
externen Druck erhalten die Länder im Gegensatz zu an-
deren Gebietskörperschaften nicht. Dem Bund schaut
die EU-Kommission auf die Finger – Stichwörter:
Maastricht und Strafzahlungen – und auf die Gemeinden
achtet die kommunale Finanzaufsicht, während die Län-
der nur ihren Wählerinnen und Wählern verantwortlich
sind. Deshalb begrüße ich es sehr, dass die Diskussion
über einen nationalen Stabilitätspakt wieder aufge-
kommen ist. Ich lobe ausdrücklich den sächsischen Mi-
nisterpräsidenten Georg Milbradt, der diese Debatte an-
gestoßen hat und mit Nachdruck vorantreibt.
(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)
Ich meine, es ist an der Zeit, dass auch wir, dieses
Hohe Haus, uns mit diesem Thema beschäftigen. Wer
sonst, wenn nicht wir, die große Koalition mit diesen
Mehrheiten im Bundestag und im Bundesrat, sollte die
Kraft haben, ein solches Vorhaben anzustoßen? Seit der
deutschen Wiedervereinigung wissen wir doch, wie eng
Zeitfenster für solch große Vorhaben sein können. Las-
sen Sie uns also die Gelegenheit nutzen und dies tun. Ich
meine, wenn wir dies engagiert anpacken, dann könnte
daraus sogar eine der historischen Leistungen der großen
Koalition dieser Legislaturperiode erwachsen. Ich plä-
diere dafür.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Zu den langfristigen Problemen, die ich aufgezeigt
habe, kommt noch die demografische Entwicklung, die
wir alle kennen. Es ist nun einmal eine Tatsache, dass in
Zukunft eine schrumpfende Zahl von Mitbürgern die
derzeit immer noch steigenden Lasten der Vergangenheit
abtragen muss. Auch dadurch wird die Situation ver-
schärft. Gleichzeitig müssen wir natürlich auch die der-
zeit bestehenden Haushaltsrisiken in unserer Finanz-
und Haushaltspolitik beachten. Lassen Sie mich noch ei-
nige Beispiele nennen.
Die Eckpunkte der geplanten Gesundheitsreform wer-
den demnächst offen gelegt. Ich bin überzeugt davon,
dass das nicht ohne Auswirkungen auf die Haushalte
bleiben wird. Auch bei Hartz IV lauern noch Gefahren,
auf die wir im Laufe dieses Jahres vermutlich noch wer-
den eingehen müssen. Die Zinsausgaben, die allein in
diesem Jahr bei 40 Milliarden Euro liegen, unterliegen
selbstverständlich Zinsschwankungen. Ich will mir nicht
vorstellen, was passieren würde, wenn wir nur 1 Prozent
höhere Zinsen zahlen müssten.
Mein Fazit: Die Haushälter der großen Koalition, aber
auch das gesamte Parlament, wir alle – das Haushalts-
recht ist ja das Königsrecht des Parlaments –, haben bei
der Erstellung der Haushaltsentwürfe für die kommen-
den Jahre eine große Verantwortung zu tragen.
Durch die Beratungen haben wir in diesem Haus-
halt 2006 neue Schwerpunkte gesetzt. Wir haben den
Entwurf der Bundesregierung bearbeitet und – das sollte
man auch nicht verschweigen – die Neuverschuldung re-
duziert. Herr Kollege Fricke, daneben haben wir die In-
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estitionsquote erhöht. Das ist die Leistung der Parla-
entarier, die ich einmal ganz bewusst benennen
öchte.
(Otto Fricke [FDP]: Ihr habt die Summe er-
höht, nicht die Quote!)
ußerdem haben wir strukturell umgesteuert. Wir haben
ie Versorgungsleistungen des Bundes dezentralisiert,
lso wieder den einzelnen Häusern zugewiesen. Ich bin
berzeugt, dass sich auch dies positiv auf die Haushalts-
isziplin auswirken wird.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Deshalb komme ich zu dem Resümee, dass diese
roße Koalition ihre erste große Bewährungsprobe, die
ufstellung des 06er-Haushalts, bestanden hat. Das gibt
ns Mut und Kraft, die noch schwierigere Aufgabe der
ufstellung des 07er-Haushaltes engagiert anzugehen.
An dieser Stelle möchte ich dann doch gerne wieder
uf den Fußball zurückkommen: Genauso geschlossen,
ntschlossen und zuversichtlich, wie die gesamte deut-
che Fangemeinde hinter der deutschen Nationalmann-
chaft steht, werden wir Großkoalitionäre auch hinter Ih-
en, verehrter Herr Finanzminister Steinbrück, und
inter unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel stehen,
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und
der SPD)
enn es darum gehen wird, die ganzen Partikularinteres-
en abzuwehren und solide Haushalte vorzulegen.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Ich erteile nun dem Kollegen Gunter Weißgerber,
PD-Fraktion, das Wort.
Gunter Weißgerber (SPD):
Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Peter Struck
prach diese Woche davon, dass es für ihn eine völlig
eue Erfahrung sei, in einer großen Koalition Haushalts-
eratungen durchzuführen. Ich muss sagen: Es gibt hier
m Plenum einige Kollegen, die diese Erfahrung schon
inmal gemacht haben. In der letzten frei gewählten
olkskammer kam es auch zu Haushaltsberatungen. Es
am zu einer ersten Lesung. Es kam auch zu Haushalts-
usschussberatungen. Aber zur zweiten und dritten Le-
ung ist es nicht mehr gekommen. Die deutsche Einheit
am dazwischen. Das war gut so.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU)
nders als damals werden wir unseren Haushalt ins Ge-
etzblatt bringen.
(Ulrike Flach [FDP]: Sehen wir einmal!)
Vor dem Hintergrund der Reformen der letzten Jahre
nd der falschen Behauptungen, wir betrieben eine unso-
iale Politik, habe ich mir einige Ausgabeposten des
rsten gesamtdeutschen Bundeshaushaltes angesehen.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3893
(A) )
(B) )
Gunter Weißgerber
1991 veranschlagte das Arbeits- und Sozialministerium
rund 45 Milliarden Euro. Heute sind es 120 Milliarden
Euro. Für diesen Bereich betrug der Etat 1991 rund
21 Prozent an den damals rund 209 Milliarden Euro Ge-
samtausgaben des Bundeshaushalts. Für 2006 liegt der
Anteil bei 46 Prozent an den jetzt 261,7 Milliarden Euro
Gesamtausgaben des Bundeshaushalts. Wer von einem
unsozialen Staat spricht und es eigentlich besser weiß,
der führt die Menschen bewusst hinter die Fichte.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der
CDU/CSU)
Für Verkehr und Bau wurden 1991 22 Milliarden
Euro eingeplant. Für 2006 rechnen wir mit 24 Milliarden
Euro. Eigentlich müssten wir die 3,3 Milliarden Euro
aus dem Investitionsförderungsgesetz hinzurechnen, die
die Länder seit 2003 überwiesen bekommen. Dann lägen
wir bei 27 Milliarden Euro. Auch das ist eine Steigerung
auf sehr hohem Niveau.
1991 sah der Etat des Verteidigungsministeriums
– der immer eine Fundgrube für Finanzierungsvor-
schläge ist – 27 Milliarden Euro vor. Heute rechnen wir
mit 24 Milliarden Euro. Das ist eine klare Absenkung.
Gemessen an den weltweit hinzugekommenen Aufgaben
in diesem Bereich kann nur von einer gewaltigen Konso-
lidierung und Effizienzsteigerung gesprochen werden,
an der zwei SPD-Verteidigungsminister maßgeblich be-
teiligt waren.
(Beifall bei der SPD)
Die Zinsen für die Bundesschulden sollten sich 1991
auf 26 Milliarden Euro belaufen. Für 2006 rechnen wir
mit 39 Milliarden Euro. Wir alle wissen, dass wir in der
Schuldenfalle sitzen.
Für die deutsche Einheit sind noch immer die Investi-
tionen in die Verkehrsinfrastruktur von besonderer
Bedeutung. 2019 läuft der Solidarpakt aus. Bis dahin
müssen endgültig alle Verkehrsprojekte „Deutsche Ein-
heit“ realisiert sein. Spätestens 2019 müssen die ostdeut-
schen Bundesländer – dann ohne zusätzliche Hilfen – die
gleichen Chancen wie die westdeutschen Länder haben.
Zur Chancengleichheit trägt eine ausgezeichnete Ver-
kehrsinfrastruktur maßgeblich bei. Das ist eine Binsen-
weisheit.
Gut zu hören, dass der Bundesverkehrsminister in-
zwischen sogar davon ausgeht, dass das finanziell
schwierigste Verkehrsprojekt Deutsche Einheit, die
Schienenverbindungen 8.1 und 8.2 Nürnberg–Erfurt–
Halle/Leipzig, bereits bis 2017 realisiert sein könnte. Vo-
raussetzung hierfür ist allerdings, dass von den 4,3 Mil-
liarden Euro, die nach den Genshagener Beschlüssen
zum Rahmenplan Verkehr 2006 bis 2010 zusätzlich be-
reitgestellt werden, auch für diesen Streckenausbau Mit-
tel zur Verfügung stehen.
Am Beispiel meiner Region Leipzig-Halle lässt sich
der Chancenzuwachs für eine infrastrukturell entwi-
ckelte Region bereits heute leicht nachvollziehen. BMW,
Porsche und DHL sind nach Leipzig gekommen, weil
die Verkehrsinfrastruktur hier bereits jetzt hervorragend
ist und sie im Vollzug der VDE-Projekte ausgezeichnet
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erden wird. Natürlich können auch etliche andere ost-
eutsche Regionen ebenso beispielhaft herangezogen
erden. Mit dieser guten Infrastruktur sind selbstver-
tändlich noch lange nicht alle Probleme gelöst. Doch
rgeben sich auf der Grundlage einer modernen Ver-
ehrsinfrastruktur große Chancen und Möglichkeiten.
Auf Ostdeutschland bezogen muss dies heißen: Liebe
andsleute im Westen und im Osten der Republik,
öchtet ihr in Zukunft auch ostdeutsche Geberländer im
esamtdeutschen Länderfinanzausgleich versammelt se-
en? Dann nehmt die Lasten noch einige Zeit in Kauf.
emeinsam schaffen wir in der Republik das, was der
ußball derzeit in der Fußballwelt schafft: ein sympathi-
ches gesamtdeutsches Gefühl.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU)
Innerdeutsch haben wir noch eine Aufgabe vor uns,
ie es endlich und endgültig zu erledigen gilt. Ich meine
ie SED-Opfer-Entschädigung, in der Öffentlichkeit
uch als Opferrentendiskussion bekannt. Das ist eher ein
hema für den Haushalt 2007. Allerdings haben wir ge-
ade den 17. Juni hinter uns gebracht, mit allen dazuge-
örigen Diskussionen. Ich denke, die betroffenen Men-
chen erwarten auch diesbezüglich ein Signal.
Richtig ist: Seit 1990 wurde in diesem Bereich viel
etan. Wir haben die Haftentschädigung, den Ausgleich
eruflicher Benachteiligungen für Opfer politischer Ver-
olgung und vieles andere geregelt. Viele SED-Opfer le-
en dennoch unter sozial schwierigeren Verhältnissen als
hre früheren Drangsalierer. Das darf nicht so bleiben.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der
CDU/CSU)
Deshalb haben wir uns innerhalb der Koalition darauf
erständigt, dieses Defizit endlich aus der Welt zu schaf-
en. Ob es letztlich auf eine Opferrente, einen Zuschlag
ach Bedürftigkeit oder eine andere Lösung hinauslau-
en wird, werden unsere Diskussionen und die parlamen-
arischen Beratungen ergeben. Ich sage aber noch ein-
al: Wir werden das bis zum Ende dieses Jahres
emeinsam regeln.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der
CDU/CSU)
Der Bundeshaushalt 2006 ist ein realistischer Haus-
alt. Er ist ein Haushalt des Übergangs. Er bietet die
rundlage zur weiteren Konsolidierung der Staatsfinan-
en und zur Einhaltung der Maastrichtdefizitgrenze ab
em Jahr 2007, eventuell schon ab 2006.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU)
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Letzter Redner in der Haushaltsdebatte ist der Kol-
ege Jochen-Konrad Fromme, CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
3894 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
(A) )
(B) )
Jochen-Konrad Fromme (CDU/CSU):
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Zunächst möchte ich mich beim Sekretariat und
beim Haushaltsminister dafür bedanken, dass man uns
so fleißig zugearbeitet hat. Wie Sie wissen, geht in der
Politik nichts ohne die fleißigen Bienchen im Hinter-
grund.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Politik beginnt mit der Betrachtung der Realität, ganz
egal, wie man sie beschreibt; das gilt für uns alle. Täg-
lich können wir Meldungen zur Kenntnis nehmen, in de-
nen es heißt, dass sich die wirtschaftliche Situation ver-
bessert. Der Abbau der Arbeitsplätze ist gestoppt.
Offensichtlich sind wir aus der Negativspirale herausge-
kommen. Das heißt nicht, dass wir schon dort sind, wo
wir sein möchten. Aber immerhin haben wir den Nega-
tivtrend gebrochen. Das ist ein Zeichen für einen Stim-
mungswandel in unserem Land. Auch das gehört zur
Betrachtung der Realität.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Wichtig für die Schaffung von Wachstum sind ausge-
glichene öffentliche Finanzen. Das lehrt uns die Wissen-
schaft und das zeigt der Blick in andere Länder. Nur
dann, wenn beides gewährleistet ist, kann es zu einer
Aufwärtsentwicklung kommen. Genau das ist die Dop-
pelaufgabe, die sich uns zur Stunde stellt: auf der einen
Seite die Sanierung der Haushalte, auf der anderen Seite
die Pflege der Binnenkonjunktur; der Export läuft ohne-
hin gut.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Leider können wir diese zwei Ziele nicht, wie uns man-
che Wissenschaftler empfehlen, nacheinander angehen,
sondern wir müssen sie gleichzeitig in Angriff nehmen.
Deshalb haben wir Schwierigkeiten.
Ich will deutlich beschreiben, wo wir stehen: Die
Ausgaben betragen 262 Milliarden Euro, die ordentli-
chen Einnahmen 193 Milliarden Euro. Das heißt, es feh-
len 69 Milliarden Euro. Wer jetzt meint, wir könnten
diese Lücke in einem Schritt schließen, der muss sich die
Ausgaben vergegenwärtigen: 80 Milliarden Euro für die
Rente, 38 Milliarden Euro für den Arbeitsmarkt,
40 Milliarden Euro für die Zinsen und 24 Milliarden
Euro für die Bundeswehr. Der Block, den man noch be-
einflussen kann, hat eine Größenordnung von 79 Milliar-
den Euro. Die bestehende Lücke ist fast genauso groß.
Deswegen können wir uns diesem Ziel nur in Schritten
nähern. Genau das tut die Koalition.
Der Finanzminister hat vorhin aufgezählt, welche
Maßnahmen wir schon auf den Weg gebracht haben.
Aber es darf nicht so bleiben, dass wir wie in der Ver-
gangenheit jeden fünften Euro für Kreditzinsen ausge-
ben. Das ist, als würde man sich zu Hause das Butterbrot
auf Kredit kaufen und am nächsten Tag nicht wissen,
wie man ihn abzahlen soll. Das kann nicht gut gehen.
Deshalb muss das geändert werden.
(Beifall bei der CDU/CSU)
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Natürlich kann man sich immer darüber streiten, auf
elchem Wege man das am besten erreichen kann. Da-
er haben wir dazu eine Anhörung durchgeführt. In die-
er Anhörung wurde keine Alternative zu unseren Vor-
chlägen genannt. Sie wurden allenfalls kritisiert. Wer
ie Mehrwertsteuererhöhung kritisiert, der muss aber
uch sagen – das gehört zur vollen Wahrheit –, dass der
eduzierte Mehrwertsteuersatz nicht angehoben wird und
ass zwei Drittel der Ausgaben der Haushalte mit gerin-
em Einkommen von der Mehrwertsteuererhöhung
berhaupt nicht berührt werden, weil es sich dabei um
usgaben für solche Güter handelt, auf die entweder der
eduzierte Mehrwertsteuersatz zu zahlen ist oder die
berhaupt nicht der Mehrwertsteuer unterliegen. Auch
as muss gesagt werden, wenn man die Mehrwertsteuer-
rhöhung kritisiert.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und
der SPD)
us diesem Grund hat das Ifo-Institut festgestellt, dass
ie Mehrwertsteuererhöhung die Konjunktur nicht nach-
altig schädigen wird. Deswegen ist dies ein verantwort-
icher Schritt.
Die Opposition kritisiert, dass wir die Nettoneuver-
chuldung nicht so stark gesenkt haben, wie wir das vor-
atten. Nehmen Sie bitte schön zur Kenntnis, dass uns
llein während des Beratungsverfahrens 4 Milliarden
uro an zusätzlichen Ausgaben ins Haus gehagelt sind,
ie wir nicht einfach so kompensieren konnten. Sie be-
lagen, der Haushalt sei verfassungswidrig; wir sehen
as übrigens nicht so. Auch Ihre Vorschläge hätten den
aushalt, in Summe, nach Ihrer Lesart nicht verfas-
ungsgemäß gemacht. Wir hätten dieses Ziel also gar
icht erreichen können.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ein Kritiker ist je-
and, der sehr böse wird, wenn dem Publikum etwas ge-
ällt, was er nicht mag – genau deswegen schimpft die
pposition so auf uns ein.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und
der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Und was soll
das sein, Herr Fromme?)
Herr Koppelin, Sie haben uns ein Sparbuch über-
eicht. Zunächst war ich groß in Sorge, ob sich der Fi-
anzminister nicht ganz schnell beim Bundestagspräsi-
enten melden muss, weil er ein Geschenk von Wert
ekommen hat. Aber auf Ihrem Sparbuch war leider
ichts drauf, weswegen wir damit zur Sanierung nichts
nfangen können.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Meine sehr verehrten Damen und Herren von der
DP, schauen wir uns doch einmal Ihre Sparvorschläge
n: Sie schlagen zum Beispiel vor, bei den Rüstungsaus-
aben zu kürzen, wohl wissend, dass dann eine Vertrags-
trafe fällig würde. Was macht das denn für einen Sinn?
an müsste diese Strafe zahlen, hätte aber nicht einmal
as Gut, das man so später wenigstens verkaufen kann.
Frau Lührmann, Sie haben die Frage der Subventio-
ierung der Steinkohle angesprochen. Wer hat denn den
echtskräftigen Bescheid ausgestellt, sodass wir heute
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3895
(A) )
(B) )
Jochen-Konrad Fromme
nicht so stark kürzen können, wie wir das eigentlich
möchten? Das waren doch Sie: als Sie noch mit an der
Regierung waren.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Herr Kollege Fromme, gestatten Sie eine Zwischen-
frage des Kollegen Koppelin?
(Zurufe: Nein! – Hartwig Fischer [Göttingen]
[CDU/CSU]: Jochen, mach dich nicht unbe-
liebt!)
Jochen-Konrad Fromme (CDU/CSU):
Aber bitte.
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Im Übrigen bitte ich all die Kollegen, die offenkundig
keine Zwischenfrage stellen wollen, nicht durch unnöti-
ges Herumstehen diesen falschen Eindruck zu erwecken.
(Heiterkeit)
Bitte schön.
Jürgen Koppelin (FDP):
Kollege Fromme, Sie haben etwas zu den Vorschlä-
gen der FDP zur Kürzung bei den Rüstungsausgaben ge-
sagt. Darf ich Sie daran erinnern, dass gleich lautende
Anträge von der Union ein Jahr zuvor gestellt worden
sind?
Würden Sie bitte auch noch etwas zu unseren 60 An-
trägen sagen – original CDU-Anträge –, die wir schon in
der Oppositionszeit gemeinsam gestellt haben und die
Sie jetzt abgelehnt haben? Sind unsere Anträge etwa un-
solide gewesen?
Jochen-Konrad Fromme (CDU/CSU):
Aber Herr Kollege Koppelin! Wir befinden uns doch
in genau derselben Situation wie Ihre Parteifreunde in
Nordrhein-Westfalen:
Erstens. Zwischen dem Zeitpunkt, als wir die Anträge
gestellt haben, und heute hat sich die Lage an vielen
Punkten stark verändert.
(Lachen bei Abgeordneten der FDP)
So habe ich eben schon von den zusätzlichen Aufwen-
dungen für den Arbeitsmarkt in Höhe von
4 Milliarden Euro gesprochen, die uns überrascht haben.
Zweitens muss man doch sehen: Wenn man in der Re-
gierung ist, kann man nicht alle Dinge machen, die sich
bei idealistischer und vordergründiger Betrachtung in
der Opposition leicht angehen lassen.
(Ulrike Flach [FDP]: Oh!)
Es gab einmal einen Spruch in der Werbung: Mühe al-
lein reicht nicht. – Genau so ist es mit Ihrem Sparbuch.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
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Verehrte Kolleginnen und Kollegen, wir haben ge-
part: Wir haben bei den Verwaltungsausgaben des Bun-
es, die 15 Milliarden Euro betragen, 1 Milliarde Euro
eggenommen – und das in einem Jahr! Das ist ein har-
er Einschnitt gegenüber unserem Personal. Wenn das
eine Sparmaßnahme ist, dann weiß ich auch nicht! Wir
aben die Versorgungsaufwendungen bewusst in die
inzeletats aufgenommen, weil wir für mehr Transpa-
enz sorgen wollen, damit sparsamer mit diesen Dingen
mgegangen wird.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Herr Kollege Döring, Sie haben hier kritisiert, dass
ie Länder bei den Regionalisierungsmitteln gar nicht so
tark einsparen könnten, wie wir das ursprünglich vorge-
ehen haben. Da kann ich nur sagen: Das kann nur Län-
ern passieren, die auf dem Baum geschlafen haben. Seit
ahren gibt es eine Diskussion über die Angemessenheit
er Regionalisierungsmittel. Seit Jahren haben die Län-
er diese Revision verzögert: weil sie wussten, sie be-
ommen zu viel. Im Übrigen haben die Länder die
oalitionsvereinbarung begleitet. Sie wissen also seit ei-
em Dreivierteljahr, was auf sie zukommt. Deswegen
ann das so kein Argument sein.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und
der SPD)
Leider können wir den Haushalt nicht so sanieren,
err Kollege Koppelin, wie Sie das in Ihrem Verspre-
her am Mittwoch zum Ausdruck gebracht haben. Sie
aben erklärt: Geld können wir nicht drucken; denn da-
ür brauchen wir den Minister. – Wir können eben kein
eld drucken, weil wir keine Inflation herbeiführen wol-
en. Deswegen müssen wir diesen Haushalt durch Ein-
parungen solide finanzieren.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Die Koalition ist gerade einmal sieben Monate am
erk. Ich erinnere alle, die jetzt ungeduldig werden, an
olgendes: Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Man
ann nicht alles gleichzeitig erledigen. Wir wollen die
inge nacheinander solide angehen, und zwar Schritt für
chritt. Die Liste, die der Finanzminister vorhin vorgele-
en hat, war schon deutlich und beachtlich.
Aber man muss auch sehen: Das Wahlergebnis, das
ns eine große Koalition beschert hat, hat uns natürlich
uch einen Zustand beschert, der nicht ganz einfach zu
andhaben ist. Hier stehen sich zwei ordnungspolitische
nsätze gegenüber, die nur sehr schwer miteinander zu
ereinbaren sind.
(Beifall bei Abgeordneten der FDP)
ie eine Seite will mehr Staat und die andere Seite will
eniger Staat. Hier zu einem Kompromiss zu kommen,
st schwierig. Deswegen dauert manches länger, als wir
ns das selber vorstellen. Aber das hat der Wähler so
ntschieden.
(Jürgen Koppelin [FDP]: Nein, das hat der
Wähler so nicht entschieden!)
3896 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
(A) )
(B) )
Jochen-Konrad Fromme
Darüber dürfen wir uns nicht beklagen, sondern wir
müssen das zur Kenntnis nehmen und damit entspre-
chend umgehen.
Geld erwerben, erfordert Klugheit. Geld bewahren,
erfordert eine gewisse Weisheit. Geld schön auszugeben,
ist eine Kunst. – Dieser Haushalt ist ein kleiner Schritt
auf diesem Weg. Ich lade alle ein, uns auf diesem Weg
zu folgen.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Schlussabstimmung über das
Haushaltsgesetz 2006; Drucksachen 16/750, 16/1348,
16/1301 bis 16/1313, 16/1319 bis 16/1321 und 16/1323
bis 16/1326. Mir liegt gemäß § 31 der Geschäftsordnung
eine persönliche Erklärung des Kollegen Dr. Peter Dan-
ckert, SPD-Fraktion, zu dieser Schlussabstimmung vor.
Ich weise schon jetzt darauf hin, dass nach dieser na-
mentlichen Abstimmung noch einige Abstimmungen zu
Entschließungsanträgen, darunter eine weitere namentli-
che Abstimmung, folgen werden.
Ich bitte die Schriftführer und Schriftführerinnen die
vorgesehenen Plätze einzunehmen, damit wir zunächst
die Schlussabstimmung über das Haushaltsgesetz 2006
durchführen können.
Ich eröffne die Abstimmung.
Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimmkarte nicht abgeben hat? Dann bitte ich, das jetzt
zu tun. – Ich sehe niemanden, der noch mit letzter An-
strengung an eine Urne strebte. Dann schließe ich die
Abstimmung und bitte die Schriftführerinnen und
Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. Das Er-
gebnis der Abstimmung wird Ihnen später bekannt gege-
ben.1)
Ich bitte jetzt einen kleinen Augenblick um Aufmerk-
samkeit, damit wir die wenigen verbleibenden Abstim-
mungen mit einem hinreichenden gemeinsamen Ver-
ständnis, worum es eigentlich geht, in Ruhe durchführen
können. Es gibt eine Reihe von Entschließungsanträgen
der FDP-Fraktion sowie der Fraktion Die Linke und der
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.
Für den Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke
ist namentliche Abstimmung beantragt worden. Ich lasse
zunächst über die anderen Entschließungsanträge ab-
stimmen und dann über den Antrag der Fraktion Die
Linke.
Entschließungsantrag der FDP-Fraktion auf Druck-
sache 16/1874. Wer möchte diesem Entschließungsan-
trag zustimmen? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
sich der Stimme? – Der Entschließungsantrag ist mit
Mehrheit abgelehnt.
Entschließungsantrag der FDP-Fraktion auf Druck-
sache 16/1903. Wer für diesen Entschließungsantrag
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1) Ergebnis Seite 3897 A 2)
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timmt, den bitte ich um das Handzeichen. – Wer stimmt
agegen? – Wer enthält sich? – Dann ist auch dieser Ent-
chließungsantrag abgelehnt.
Entschließungsantrag der FDP-Fraktion auf Druck-
ache 16/1904. Wer für diesen Entschließungsantrag
timmt, den bitte ich um das Handzeichen. – Wer stimmt
agegen? – Wer enthält sich der Stimme? – Auch dieser
ntrag ist mit einer großen Mehrheit abgelehnt.
Wir kommen zu zwei Entschließungsanträgen der
raktion des Bündnisses 90/Die Grünen. Wer stimmt für
en Entschließungsantrag auf Drucksache 16/1883? – Wer
timmt dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? – Der
ntrag ist mit großer Mehrheit abgelehnt.
Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Druck-
ache 16/1884? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
ich der Stimme? – Auch dieser Entschließungsantrag ist
bgelehnt.
Wir kommen dann zu dem Entschließungsantrag der
raktion Die Linke auf Drucksache 16/1875. Auch zu
iesem Antrag ist namentliche Abstimmung beantragt.
ch bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit in-
wischen hoffentlich entleerten Abstimmungsurnen die
oraussetzung für eine nicht wiederholungsbedürftige
weite namentliche Abstimmung zu schaffen.
Ich weise schon jetzt darauf hin, dass ich nach Ab-
chluss dieser Abstimmung bis zur Vorlage der Ergeb-
isse die Sitzung unterbrechen werde. Weitere Abstim-
ungen sind dann nicht mehr durchzuführen.
Sind alle Urnen besetzt? – Das scheint der Fall zu
ein. Dann eröffne ich die Abstimmung.
Gibt es noch eine Kollegin oder einen Kollegen, der
eine Stimmkarte nicht abgeben konnte? – Das scheint
icht der Fall zu sein. Dann schließe ich die zweite na-
entliche Abstimmung und bitte die Schriftführerinnen
nd Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen.2)
Ich unterbreche die Sitzung bis zur Bekanntgabe der
eiden Abstimmungsergebnisse.
(Unterbrechung von 13.14 bis 13.20 Uhr)
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich begrüße alle anwesenden Kolleginnen und Kolle-
en auf das Herzlichste. Ich bitte um Verständnis, dass
ch im Interesse einer Beschleunigung der verbleibenden
itzung nicht jeden einzeln begrüße.
(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das würde
nicht lange dauern!)
Das war glücklicherweise kein Antrag, sondern ein
wischenruf, der natürlich seinen verdienten Nieder-
chlag im Protokoll findet.
Die beiden Abstimmungen sind wie folgt ausgegan-
en.
Ergebnis Seite 3899 C
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3897
(A) )
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Präsident Dr. Norbert Lammert
Axel E. Fischer (Karlsruhe- Norbert Königshofen Dr. Norbert Röttgen Gerd Andres
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich
(Hof)
Jochen-Konrad Fromme
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
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lbert Rupprecht (Weiden)
eter Rzepka
nita Schäfer (Saalstadt)
ermann-Josef Scharf
r. Wolfgang Schäuble
r. Annette Schavan
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Ernst Bahr (Neuruppin)
Doris Barnett
Klaus Barthel
Sören Bartol
Land) Dr. Rolf Koschorrek Dr. Christian Ruck Niels Annen
Ich teile zunächst das von de
Schriftführern ermittelte Erge
Schlussabstimmung über den
eingebrachten Entwurf eines G
lung des Bundeshaushaltsplan
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 558;
davon
ja: 409
nein: 149
Ja
CDU/CSU
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
(Reutlingen)
Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Carl-Eduard von Bismarck
Renate Blank
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen
(Bönstrup)
Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Georg Fahrenschon
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Hartwig Fischer (Göttingen)
Dirk Fischer (Hamburg)
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n Schriftführerinnen und
bnis der namentlichen
von der Bundesregierung
esetzes über die Feststel-
s für das Haushaltsjahr
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r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
r. Peter Gauweiler
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r. Reinhard Göhner
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da Carmen Freia Heller
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Schwenningen)
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Präsident Dr. Norbert Lammert
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Dr. Axel Berg
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Petra Bierwirth
Lothar Binding (Heidelberg)
Volker Blumentritt
Kurt Bodewig
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Dr. Gerhard Botz
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann
(Hildesheim)
Edelgard Bulmahn
Marco Bülow
Ulla Burchardt
Martin Burkert
Dr. Michael Bürsch
Christian Carstensen
Marion Caspers-Merk
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Karl Diller
Martin Dörmann
Dr. Carl-Christian Dressel
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Detlef Dzembritzki
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Hans Eichel
Petra Ernstberger
Annette Faße
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Rainer Fornahl
Gabriele Frechen
Dagmar Freitag
Peter Friedrich
Sigmar Gabriel
Martin Gerster
Iris Gleicke
Günter Gloser
Renate Gradistanac
Angelika Graf (Rosenheim)
Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Kerstin Griese
Gabriele Groneberg
Achim Großmann
Wolfgang Grotthaus
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Alfred Hartenbach
Michael Hartmann
(Wackernheim)
Nina Hauer
Hubertus Heil
Reinhold Hemker
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Petra Heß
Gabriele Hiller-Ohm
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rank Hofmann (Volkach)
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hristel Humme
othar Ibrügger
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lrich Kasparick
r. h.c. Susanne Kastner
lrich Kelber
hristian Kleiminger
strid Klug
r. Bärbel Kofler
arin Kortmann
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nette Kramme
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r. Hans-Ulrich Krüger
ürgen Kucharczyk
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te Kumpf
r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)
r. Karl Lauterbach
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elga Lopez
abriele Lösekrug-Möller
irk Manzewski
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r. Matthias Miersch
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r. Rolf Mützenich
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r. Wilhelm Priesmeier
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r. Carola Reimann
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r. Hermann Scheer
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r. Frank Schmidt
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(Everswinkel)
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r. Martin Schwanholz
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r. Margrit Spielmann
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r. Ditmar Staffelt
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r. Peter Struck
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r. Rainer Tabillion
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r. Margrit Wetzel
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r. Dieter Wiefelspütz
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r. Wolfgang Wodarg
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(Wolmirstedt)
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r. Edmund Peter Geisen
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oachim Günther (Plauen)
r. Christel Happach-Kasan
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r. Heinrich L. Kolb
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ürgen Koppelin
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r. Konrad Schily
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r. Max Stadler
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r. Guido Westerwelle
r. Claudia Winterstein
r. Volker Wissing
artfrid Wolff (Rems-Murr)
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arin Binder
r. Lothar Bisky
eidrun Bluhm
va Bulling-Schröter
r. Martina Bunge
oland Claus
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r. Diether Dehm
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3899
(A) )
(B) )
Präsident Dr. Norbert Lammert
Nun das von den Schriftführerinnen und Schriftfüh- Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 556;
davon
Hans-Kurt Hill
Cornelia Hirsch
Dr. Barbara Höll
Dr. Petra Sitte
Dr. Kirsten Tackmann
Alexander Ulrich
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
ja: 50
nein: 506
Ja
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Hüseyin-Kenan Aydin
Karin Binder
Dr. Lothar Bisky
Heidrun Bluhm
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dagdelen
Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Diana Golze
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Lutz Heilmann
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r. Gesine Lötzsch
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r. Norman Paech
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(Saarbrücken)
r. Herbert Schui
r. Ilja Seifert
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r. Ralf Brauksiepe
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eo Dautzenberg
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lexander Dobrindt
homas Dörflinger
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aria Eichhorn
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r. Hans Georg Faust
nak Ferlemann
mung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten
Dr. Gesine Lötzsch, Dr. Dietmar Bartsch, Roland Claus
und anderer namentlich aufgeführter Mitglieder sowie
der Fraktion Die Linke zur dritten Beratung des von der
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ebene Stimmen 556. Mit Ja haben gestimmt 50, mit
ein haben gestimmt 506, Enthaltungen keine. Damit ist
ieser Entschließungsantrag abgelehnt.
rern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstim- über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans. Abge-
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Diana Golze
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Lutz Heilmann
Hans-Kurt Hill
Cornelia Hirsch
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Dr. Hakki Keskin
Katja Kipping
Monika Knoche
Jan Korte
Katrin Kunert
Oskar Lafontaine
Michael Leutert
Ulla Lötzer
Dr. Gesine Lötzsch
Dorothee Menzner
Kornelia Möller
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olfgang Neskovic
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aul Schäfer (Köln)
olker Schneider
(Saarbrücken)
r. Herbert Schui
r. Ilja Seifert
r. Petra Sitte
rank Spieth
r. Kirsten Tackmann
lexander Ulrich
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lexander Bonde
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r. Ursula Eid
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riska Hinz (Herborn)
lrike Höfken
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rigitte Pothmer
laudia Roth (Augsburg)
rista Sager
lisabeth Scharfenberg
hristine Scheel
mingard Schewe-Gerigk
r. Gerhard Schick
ainder Steenblock
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r. Harald Terpe
ürgen Trittin
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argareta Wolf (Frankfurt)
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3900 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
(A) )
(B) )
Präsident Dr. Norbert Lammert
Hartwig Fischer (Göttingen)
Dirk Fischer (Hamburg)
Axel E. Fischer (Karlsruhe-
Land)
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich
(Hof)
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Michael Glos
Ralf Göbel
Dr. Reinhard Göhner
Josef Göppel
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
Olav Gutting
Holger Haibach
Gerda Hasselfeldt
Uda Carmen Freia Heller
Michael Hennrich
Bernd Heynemann
Ernst Hinsken
Robert Hochbaum
Klaus Hofbauer
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Susanne Jaffke
Dr. Peter Jahr
Dr. Hans-Heinrich Jordan
Andreas Jung (Konstanz)
Dr. Franz Josef Jung
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster
Siegfried Kauder (Villingen-
Schwenningen)
Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)
Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
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r. Angela Merkel
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r. Eva Möllring
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r. Annette Schavan
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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3901
(A) )
(B) )
Präsident Dr. Norbert Lammert
Dr. Uwe Küster
Christine Lambrecht
Heinz Schmitt (Landau)
Carsten Schneider (Erfurt) Daniel Bahr (Münster)
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Christian Lange (Backnang)
Dr. Karl Lauterbach
Waltraud Lehn
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Ulrike Merten
Dr. Matthias Miersch
Ursula Mogg
Marko Mühlstein
Detlef Müller (Chemnitz)
Michael Müller (Düsseldorf)
Gesine Multhaupt
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Thomas Oppermann
Holger Ortel
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Joachim Poß
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Dr. Wilhelm Priesmeier
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Dr. Sascha Raabe
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Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
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r. Margrit Spielmann
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der nicht mehr dabei sein
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ber die wir uns in den ersten b
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Alles Gute!
Die Sitzung ist geschlossen.
(Schluss: 13.2
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lisabeth Scharfenberg
hristine Scheel
mingard Schewe-Gerigk
r. Gerhard Schick
ainder Steenblock
ilke Stokar von Neuforn
ans-Christian Ströbele
r. Harald Terpe
ürgen Trittin
olfgang Wieland
osef Philip Winkler
argareta Wolf (Frankfurt)
eiden Wochen so gefreut
tten.
ng auf Mittwoch, den 28.
2 Uhr)
Karin Kortmann
Rolf Kramer
Anette Kramme
Ernst Kranz
Nicolette Kressl
Volker Kröning
Angelika Krüger-Leißner
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Jürgen Kucharczyk
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Marlene Rupprecht
(Tuchenbach)
Anton Schaaf
Axel Schäfer (Bochum)
Bernd Scheelen
Dr. Hermann Scheer
Marianne Schieder
Otto Schily
Ulla Schmidt (Aachen)
Silvia Schmidt (Eisleben)
Dr. Frank Schmidt
W
H
U
M
B
F
J
D
C
(Caltraud Wollf
(Wolmirstedt)
eidi Wright
ta Zapf
anfred Zöllmer
rigitte Zypries
DP
ens Ackermann
r. Karl Addicks
hristian Ahrendt
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)
Martin Zeil
BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN
Kerstin Andreae
Volker Beck (Köln)
Cornelia Behm
Birgitt Bender
Matthias Berninger
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3903
(A) )
(B) )
Dr. Troost, Axel DIE LINKE 23.06.2006
der Maßgabe, dass ich schärfstens die Kürzung der
eines Gesetzes über die Feststellung des Bundes-
haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2006
(Haushaltsgesetz 2006) (Tagesordnungspunkt II)
Ich stimme dem Bundeshaushalt zu, allerdings mit
Schmidt (Nürnberg),
Renate
SPD 23.06.2006
Tillmann, Antje CDU/CSU 23.06.2006
Anlage 1
Liste der entschuldigt
*
A
M
A
M
A
Abgeordnete(r)
entschuldigt bis
einschließlich
Bär, Dorothee CDU/CSU 23.06.2006
Dr. Bartels, Hans-Peter SPD 23.06.2006
Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 23.06.2006
Bollen, Clemens SPD 23.06.2006
Brunnhuber, Georg CDU/CSU 23.06.2006
Evers-Meyer, Karin SPD 23.06.2006
Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 23.06.2006
Fischbach, Ingrid CDU/CSU 23.06.2006
Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 23.06.2006
Götz, Peter CDU/CSU 23.06.2006
Haustein, Heinz-Peter FDP 23.06.2006
Heinen, Ursula CDU/CSU 23.06.2006
Herrmann, Jürgen CDU/CSU 23.06.2006*
Hilsberg, Stephan SPD 23.06.2006
Höger-Neuling, Inge DIE LINKE 23.06.2006
Hoff, Elke FDP 23.06.2006
Dr. Hoyer, Werner FDP 23.06.2006*
Klose, Hans-Ulrich SPD 23.06.2006
Kolbow, Walter SPD 23.06.2006
Dr. Lamers (Heidelberg),
Karl
CDU/CSU 23.06.2006*
Maurer, Ulrich DIE LINKE 23.06.2006
Meierhofer, Horst FDP 23.06.2006
Niebel, Dirk FDP 23.06.2006
Otto (Frankfurt), Hans-
Joachim
FDP 23.06.2006
Runde, Ortwin SPD 23.06.2006
Schauerte, Hartmut CDU/CSU 23.06.2006
V
W
W
A
(C
(D
Anlagen zum Stenografischen Bericht
en Abgeordneten
für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver-
sammlung der NATO
nlage 2
Erklärung
des Abgeordneten Wilhelm Josef Sebastian
(CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung
über den Antrag: Neubesetzung des Amtes des
Koordinators für die deutsch-russische zwi-
schengesellschaftliche Zusammenarbeit (39. Sit-
zung, Zusatztagesordnungspunkt 2)
In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt.
ein Votum lautet Nein.
nlage 3
Erklärung
des Abgeordneten Herbert Frankenhauser
(CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung
über den Änderungsantrag der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN zur Beratung
des Entwurfs eines Gesetzes über die Fest-
stellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2006 (Haushaltsgesetz 2006);
Einzelplan 06 – Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums des Innern (40. Sitzung, Tagesord-
nungspunkt I.11)
In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt.
ein Votum lautet Ja.
nlage 4
Erklärung
des Abgeordneten Dr. Peter Danckert (SPD) zur
namentlichen Abstimmung über den Entwurf
ogelsänger, Jörg SPD 23.06.2006
ieczorek-Zeul,
Heidemarie
SPD 23.06.2006
immer (Neuss), Willy CDU/CSU 23.06.2006
bgeordnete(r)
entschuldigt bis
einschließlich
3904 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
(A) )
(B) )
Mittel für das Sonderförderprogramm „Goldener Plan
Ost“ kritisiere. Hier hat der Haushaltsausschuss unter Ver-
stoß gegen die Koalitionsvereinbarung (III.9) die Kürzung
der Mittel von 2 Millionen Euro im Haushaltsentwurf auf
2 Millionen Euro beschlossen. Dies bedeutet keine Fort-
setzung des Sonderförderprogramms, sondern eine unzu-
lässige Kürzung. Dem Bundesminister des Innern, Dr.
Wolfgang Schäuble, danke ich für seine Bemühungen, das
Programm von 3 auf 4 Millionen Euro aufzustocken.
Anlage 5
Erklärung
des Abgeordneten Gerald Weiß (Groß-Gerau)
(CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung
über den Entwurf eines Gesetzes über die Fest-
stellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2006 (Haushaltsgesetz 2006) (Ta-
gesordnungspunkt II)
Ich habe versehentlich mit Nein gestimmt. Mein Vo-
tum lautet Ja.
Anlage 6
Erklärung
des Abgeordneten Winfried Nachtwei (BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Ab-
stimmung über den Entschließungsantrag der
Fraktion DIE LINKE zu dem Entwurf eines
Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus-
haltsplans für das Haushaltsjahr 2006 (Haus-
haltsgesetz 2006) (Tagesordnungspunkt II)
Ich habe versehentlich mit Ja gestimmt. Mein Votum
lautet Nein.
Anlage 7
Amtliche Mitteilungen
Die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen hat mit
Schreiben vom 31. Mai 2006 mitgeteilt, dass sie den Ent-
wurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Was-
serverbandsgesetzes auf Drucksache 16/681 zurückzieht.
Die Fraktion Die Linke hat mit Schreiben vom
20. Juni 2006 mitgeteilt, dass sie den Antrag Elterngeld
sozial gestalten auf Drucksache 16/1681 zurückzieht.
Der Bundesrat hat in seiner 822. Sitzung am 19. Mai
2006 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu-
stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des
Grundgesetzes nicht zu stellen:
– Gesetz über die Weitergeltung der aktuellen Ren-
tenwerte ab 1. Juli 2006
– Gesetz zur Änderung von Vorschriften des Sozia-
len Entschädigungsrechts und des Gesetzes über
einen Ausgleich von Dienstbeschädigungen im
Beitrittsgebiet
– Gesetz zur Änderung und Bereinigung des Las-
tenausgleichsrechts
–
–
–
–
–
–
–
–
–
2
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–
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(C
(D
Gesetz über die Deutsche Nationalbibliothek
(DNBG)
Gesetz zur Änderung des patentrechtlichen Ein-
spruchsverfahrens und des Patentkostengesetzes
Gesetz zur Änderung des Ölschadengesetzes und
anderer schifffahrtsrechtlicher Vorschriften
Gesetz zur Neuregelung der Flugsicherung
Gesetz zur Änderung der Vorschriften über die
Luftaufsicht und die Luftfahrtdateien
Gesetz zur Änderung des Buchpreisbindungsge-
setzes
Gesetz zu dem Übereinkommen vom 8. Dezember
2004 über den Beitritt der Tschechischen Repu-
blik, der Republik Estland, der Republik Zypern,
der Republik Lettland, der Republik Litauen, der
Republik Ungarn, der Republik Malta, der Repu-
blik Polen, der Republik Slowenien und der Slo-
wakischen Republik zu dem Übereinkommen
über die Beseitigung der Doppelbesteuerung im
Falle von Gewinnberichtigungen zwischen ver-
bundenen Unternehmen
Gesetz zu dem Abkommen vom 2. März 2005 zwi-
schen der Bundesrepublik Deutschland und der
Republik Jemen zur Vermeidung der Doppelbe-
steuerung von Luftfahrtunternehmen auf dem
Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom
Vermögen
Gesetz zu dem Internationalen Übereinkommen
von 2001 über die zivilrechtliche Haftung für
Bunkerölverschmutzungsschäden
Der Bundesrat hat in seiner 823. Sitzung am 16. Juni
006 beschlossen, dem nachstehenden Gesetz zuzustim-
en:
Gesetz zur Änderung des Agrarstatistikgesetzes
und des Rinderregistrierungsdurchführungsge-
setzes
Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie-
ung gefasst:
Der Bundesrat unterstützt, wie er es schon in der
tellungnahme zum Gesetzentwurf (Bundesratsdruck-
ache 936/05 (Beschluss)) zum Ausdruck gebracht hat,
ie Entlastung der Unternehmen von statistischen Be-
ichtspflichten. Dabei ist aber auch die Deregulierung in
er Verwaltung mit einzubeziehen.
Um die Umsetzung des Gesetzes praktikabel zu ge-
talten, wird die Bundesregierung daher dringend gebe-
en, möglichst umgehend eine Änderung der Viehver-
ehrsverordnung einzuleiten, um zukünftig die Meldung
es Merkmals „betriebliche Produktionsrichtung“ durch
ie Rinder haltenden Landwirte in das HIT-Datenerfas-
ungssystem (Herkunftssicherungs- und Informations-
ystem Tier) zu ermöglichen.
Eine Meldung des Merkmals „betriebliche Produk-
ionsrichtung“ durch die zuständigen Behörden wird,
elbst wenn sie nur übergangsweise erforderlich wäre,
eder für praktikabel noch für verwaltungsökonomisch
ertretbar gehalten.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006 3905
(A) )
(B) )
Der Bundesrat hat in seiner 823. Sitzung am 16. Juni
2006 ferner beschlossen, den nachstehenden Gesetzen
zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77
Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen:
– Haushaltsbegleitgesetz 2006 (Haushaltsbegleitge-
setz 2006 – HBeglG 2006)
– Gesetz zur Änderung des Gesetzes über das
Branntweinmonopol und von Verbrauchsteuerge-
setzen
– Gesetz zur Modernisierung des Schuldenwesens
des Bundes (Bundesschuldenwesenmodernisie-
rungsgesetz)
– Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2004/25/EG
des Europäischen Parlaments und des Rates vom
21. April 2004 betreffend Übernahmeangebote
(Übernahmerichtline-Umsetzungsgesetz)
– Gesetz zur Einführung der Europäischen Genos-
senschaft und zur Änderung des Genossenschafts-
rechts
– … Gesetz zur Änderung der Bundesnotarord-
nung
– Gesetz über die Feststellung des Wirtschaftsplans des
ERP-Sondervermögens für das Jahr 2006 (ERP-
Wirtschaftsplangesetz 2006)
– Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 146 der Inter-
nationalen Arbeitsorganisation vom 29. Oktober
1976 über den bezahlten Jahresurlaub der See-
leute
– Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 166 der Inter-
nationalen Arbeitsorganisationen vom 9. Oktober
1987 über die Heimschaffung der Seeleute
(Neufassung)
– Gesetz zu dem Vertrag vom 27. Mai 2005 zwi-
schen dem Königreich Belgien, der Bundesrepu-
blik Deutschland, dem Königreich Spanien, der
Französischen Republik, dem Großherzogtum
Luxemburg, dem Königreich der Niederlande
und der Republik Österreich über die Vertiefung
der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, ins-
besondere zur Bekämpfung des Terrorismus, der
grenzüberschreitenden Kriminalität und der ille-
galen Migration
– Gesetz zur Umsetzung des Vertrags vom 27. Mai
2005 zwischen dem Königreich Belgien, der
Bundesrepublik Deutschland, dem Königreich
Spanien, der Französischen Republik, dem Groß-
herzogtum Luxemburg, dem Königreich der Nie-
derlande und der Republik Österreich über die
Vertiefung der grenzüberschreitenden Zusam-
menarbeit, insbesondere zur Bekämpfung des
Terrorismus, der grenzüberschreitenden Krimi-
nalität und der illegalen Migration
– Gesetz zu dem Übereinkommen über das Recht
der nichtschifffahrtlichen Nutzung internationa-
ler Wasserläufe
– Gesetz zu dem Protokoll vom 17. Juni 1999 über
Wasser und Gesundheit zu dem Übereinkommen
von 1992 zum Schutz und zur Nutzung grenz-
m
d
n
(C
(D
überschreitender Wasserläufe und internationa-
ler Seen
Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben
itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2
er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den
achstehenden Vorlagen absieht:
Haushaltsausschuss
– Unterrichtung durch den Präsidenten des Bundesrech-
nungshofes
Bericht nach § 99 BHO zur Finanzierung der Bundes-
schienenwege
– Drucksachen 16/840, 16/992 Nr. 2 –
Ausschuss für Arbeit und Soziales
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
Bericht der Bundesregierung über die gesetzliche Ren-
tenversicherung, insbesondere über die Entwicklung
der Einnahmen und Ausgaben, der Nachhaltigkeits-
rücklage sowie des jeweils erforderlichen Beitragssatzes
in den künftigen 15 Kalenderjahren gemäß § 154
SGB VI (Rentenversicherungsbericht 2004)
und
Gutachten des Sozialbeirats zum Rentenversicherungs-
bericht 2004
– Drucksache 15/4498 –
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
Bericht der Bundesanstalt für Arbeit über die Erfah-
rungen mit den Instrumenten der leistungsorientierten
Bezahlung sowie mit der Gewährung von Leistungszu-
lagen und der Festsetzung von Leistungsstufen nach
§ 391 Abs. 3 des Dritten Buches Sozialgesetzbuch
– Drucksachen 15/4800, 16/480 Nr. 1.6 –
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
Nationaler Strategiebericht Alterssicherung 2005
– Drucksache 15/5571 –
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
Bericht der Bundesregierung über die Beschäftigung
schwerbehinderter Menschen im öffentlichen Dienst
des Bundes
– Drucksachen 15/5921, 16/480 Nr. 1.12 –
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
Bericht der Bundesregierung über die Situation behin-
derter und schwerbehinderter Frauen und Männer auf
dem Ausbildungsstellenmarkt
– Drucksachen 15/5922, 16/480 Nr. 1.13 –
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
Bericht der Bundesregierung über den Stand von
Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit und über das
Unfall- und Berufskrankheitengeschehen in der Bun-
desrepublik Deutschland im Jahre 2004
– Drucksachen 16/319, 16/480 Nr. 1.33 –
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
Bericht 2005 der Bundesregierung zur Wirksamkeit
moderner Dienstleistungen am Arbeitsmarkt
– Drucksache 16/505 –
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
Bericht der Bundesregierung über die gesetzliche Ren-
tenversicherung, insbesondere über die Entwicklung
3906 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
(A) )
(B) )
der Einnahmen und Ausgaben, der Nachhaltigkeits-
rücklage sowie des jeweils erforderlichen Beitragssatzes
in den künftigen 15 Kalenderjahren (Rentenversiche-
rungsbericht 2005 )
und
Gutachten des Sozialbeirats zum Rentenversicherungs-
bericht 2005 und zum Alterssicherungsbericht 2005
– Drucksache 16/905 –
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
Ergänzender Bericht der Bundesregierung zum
Rentenversicherungsbericht 2005 (Alterssicherungs-
bericht 2005)
und
Gutachten des Sozialbeirats zum Rentenversicherungs-
bericht 2005 und zum Alterssicherungsbericht 2005
– Drucksache 16/906 –
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
Raumordnungsbericht 2005
– Drucksache 15/5500, 15/5634 Nr. 1.2, 16/820 Nr. 47 –
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
Bericht zum Ausbau der Schienenwege 2005
– Drucksachen 15/5972, 16/480 Nr. 1.25 –
Ausschuss für Kultur und Medien
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kultur-
politik 2004
– Drucksachen 15/6007, 16/413 Nr. 1.1 –
Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben
mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU-
Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische
Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera-
tung abgesehen hat.
Auswärtiger Ausschuss
Drucksache 16/1101 Nr. 1.1
Drucksache 16/1475 Nr. 1.3
Drucksache 16/1475 Nr. 1.5
Drucksache 16/1475 Nr. 1.7
Drucksache 16/1475 Nr. 2.7
Drucksache 16/1475 Nr. 2.8
Rechtsausschuss
Drucksache 16/722 Nr. 1.2
Drucksache 16/722 Nr. 1.12
Drucksache 16/820 Nr. 1.10
Drucksache 16/820 Nr. 1.11
Drucksache 16/820 Nr. 1.17
Drucksache 16/820 Nr. 1.40
Drucksache 16/1101 Nr. 2.3
Drucksache 16/1207 Nr. 1.2
Drucksache 16/1207 Nr. 1.4
Drucksache 16/1207 Nr. 1.5
Finanzausschuss
Drucksache 16/1475 Nr. 1.1
Drucksache 16/1475 Nr. 2.3
Drucksache 16/1475 Nr. 2.4
Drucksache 16/1475 Nr. 2.26
(C
(D
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Drucksache 16/150 Nr. 1.25
Drucksache 16/150 Nr. 2.141
Drucksache 16/150 Nr. 2.179
Drucksache 16/150 Nr. 2.204
Drucksache 16/150 Nr. 2.257
Drucksache 16/629 Nr. 2.26
Drucksache 16/901 Nr. 2.23
Drucksache 16/901 Nr. 2.27
Drucksache 16/993 Nr. 2.4
Drucksache 16/993 Nr. 2.13
Drucksache 16/1101 Nr. 2.22
Drucksache 16/1207 Nr. 1.8
Drucksache 16/1207 Nr. 1.13
Drucksache 16/1207 Nr. 1.14
Drucksache 16/1475 Nr. 2.34
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Drucksache 16/629 Nr. 2.17
Drucksache 16/629 Nr. 2.32
Drucksache 16/993 Nr. 2.5
Drucksache 16/993 Nr. 2.14
Drucksache 16/993 Nr. 2.10
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit
Drucksache 16/150 Nr. 2.223
Drucksache 16/993 Nr. 2.12
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Drucksache 16/150 Nr. 2.34
Drucksache 16/150 Nr. 2.116
Drucksache 16/288 Nr. 1.6
Drucksache 16/288 Nr. 2.26
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen
Union
Drucksache 16/150 Nr. 1.15
Drucksache 16/150 Nr. 1.22
Drucksache 16/150 Nr. 1.40
Drucksache 16/150 Nr. 1.64
Drucksache 16/150 Nr. 2.20
Drucksache 16/150 Nr. 2.24
Drucksache 16/150 Nr. 2.62
Drucksache 16/150 Nr. 2.89
Drucksache 16/150 Nr. 2.98
Drucksache 16/150 Nr. 2.261
Drucksache 16/288 Nr. 2.15
Drucksache 16/288 Nr. 2.16
Drucksache 16/288 Nr. 2.17
Drucksache 16/288 Nr. 2.19
Drucksache 16/288 Nr. 2.37
Drucksache 16/419 Nr. 2.21
Drucksache 16/629 Nr. 2.4
Drucksache 16/820 Nr. 1.63
Drucksache 16/901 Nr. 1.6
Ausschuss für Kultur und Medien
Drucksache 16/481 Nr. 1.18
Drucksache 16/481 Nr. 1.19
Berichtigung zum Protokoll der 36. Sitzung
vom 19. Mai 2006
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Drucksache 16/1207 Nr. 2.21 wird aus der Anlage 19
gestrichen
41. Sitzung
Berlin, Freitag, den 23. Juni 2006
Inhalt:
Redetext
Anlagen zum Stenografischen Bericht
Anlage 1
Anlage 2
Anlage 3
Anlage 4
Anlage 5
Anlage 6
Anlage 7