Rede:
ID1514900000

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 0
    1. tocInhaltsverzeichnis
      Plenarprotokoll 15/149 Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . . Beatrix Philipp (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . Dietrich Austermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dietrich Austermann (CDU/CSU) . . . . . . Renate Blank (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des 13952 A 13953 A 13955 B 13958 C 13960 B 13960 D 13962 A 13964 A 13965 B 13965 D 13973 A 13974 C 13975 B 13975 C 13977 D 13978 C 13979 D 13979 D Deutscher B Stenografisch 149. Sitz Berlin, Freitag, den 17 I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Eckhardt Barthel (Berlin) . . . . . . . . . . Änderung und Abwicklung der Tagesordnung Benennung des Abgeordneten Ronald Pofalla als Mitglied im Verwaltungsrat der Kreditan- stalt für Wiederaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 17: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Informa- tionsfreiheitsgesetzes (Drucksache 15/4493) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Bürsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Beatrix Philipp (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . T A L b u r t n ( D A H A 13945 A 13945 A 13945 B 13945 B 13945 C 13948 C DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13966 C 13967 B undestag er Bericht ung . Dezember 2004 t : agesordnungspunkt 18: ntrag der Abgeordneten Dr. Klaus W. ippold (Offenbach), Dirk Fischer (Ham- urg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter nd der Fraktion der CDU/CSU: Transpa- enz bei den Vorgängen zur Mautvorberei- ung herstellen – Bericht des Bundesrech- ungshofes öffentlich machen Drucksache 15/4391) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Klaus W. Lippold (Offenbach) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ngelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . . lbert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13967 C 13967 D 13969 D 13971 C 13972 C BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Strategischen II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 Umweltprüfung und zur Umsetzung der Richtlinie 2001/42/EG (SUPG) (Drucksachen 15/3441, 15/4501, 15/4540) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Strategischen Umweltprüfung und zur Umsetzung der Richtlinie 2001/42/EG (SUPG) (Drucksachen 15/4119, 15/4236, 15/4501, 15/4540) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Änderung des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (Drucksachen 15/1497, 15/1955) . . . . . . . Gabriele Lösekrug-Möller (SPD) . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Franz Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 9: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge- schäftsordnung zu dem Antrag der Abgeord- neten Dr. Angela Merkel, Michael Glos, Siegfried Kauder (Bad Dürrheim), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Einsetzung eines Untersuchungsaus- schusses (Drucksachen 15/4285, 15/4552) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Volker Neumann (Bramsche) (SPD) . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Volker Neumann (Bramsche) (SPD) . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Sebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Schaf- f W ( U V H U H M T B s t E G F h ( G M D H D T B s t t M u n B A N a E s ( G C U A G 13980 A 13980 B 13980 C 13982 C 13984 B 13985 D 13987 B 13988 B 13989 D 13990 A 13990 C 13992 D 13993 C 13995 B 13996 C 13998 A 13998 B 13999 D 14001 B ung wettbewerbsfähiger Strukturen in issenschaft und Forschung Drucksache 15/4519) . . . . . . . . . . . . . . . . . . te Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . era Dominke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Peter Kemper (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . arion Seib (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 20: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Kultur und Medien zu dem An- rag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, rwin Marschewski (Recklinghausen), ünter Nooke, weiterer Abgeordneter und der raktion der CDU/CSU: Das gemeinsame istorische Erbe für die Zukunft bewahren Drucksachen 15/2819, 15/4191) . . . . . . . . . . isela Hilbrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Erwin Marschewski (Recklinghausen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atthias Sehling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . r. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . agesordnungspunkt 22: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Umwelt, Naturschutz und Reak- orsicherheit zu dem Antrag der Abgeordne- en Dr. Heinz Köhler, Gabriele Lösekrug- öller, Ulrike Mehl, weiterer Abgeordneter nd der Fraktion der SPD sowie der Abgeord- eten Undine Kurth (Quedlinburg), Volker eck (Köln), Winfried Hermann, weiterer bgeordneter und der Fraktion des BÜND- ISSES 90/DIE GRÜNEN: Grünes Band ls einzigartigen Biotopverbund und als rinnerungsstätte der deutschen Teilung ichern Drucksachen 15/3454, 15/4220) . . . . . . . . . . abriele Lösekrug-Möller (SPD) . . . . . . . . . ajus Julius Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . ndine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ngelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . eorg Girisch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 14002 C 14002 D 14003 D 14005 A 14006 B 14007 A 14008 B 14009 C 14009 D 14010 C 14011 B 14013 B 14014 B 14015 A 14016 B 14016 C 14018 A 14019 B 14020 B 14021 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 III Tagesordnungspunkt 23: Antrag der Abgeordneten Rainer Funke, Rainer Brüderle, Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Marktöffnung im Postmarkt schnellstmög- lich voranbringen (Drucksache 15/4179) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 10: a) Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Für eine Selbstverpflichtung öffentlich- rechtlicher und privater Rundfunksen- der zur Förderung von Vielfalt im Be- reich von Pop- und Rockmusik in Deutschland (Drucksache 15/4521) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Steffen Kampeter, Günter Nooke, Bernd Neumann (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Musik aus Deutschland fördern – Für eine freiwillige Selbstver- pflichtung der Hörfunksender zuguns- ten deutschsprachiger Musik (Drucksache 15/4495) . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Eckhardt Barthel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl (Heil- bronn), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der CDU/CSU: Für eine verständ- lichere Sprache in Gesetzen, Verordnungen und Behördenschreiben – Gegen schlechtes Amtsdeutsch (Drucksache 15/4154) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 11: a) Antrag der Abgeordneten Bernhard Brinkmann (Hildesheim), Ernst Bahr (Neuruppin), Lothar Binding (Heidel- berg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten b Z E S N z w ( Z a b N E A L A Z d 14022 A 14022 A 14022 B 14022 B 14023 D 14024 D 14025 D 14027 A 14027 D 14029 A 14029 C 14031 A 14031 D Anja Hajduk, Volker Beck (Köln), Alexander Bonde, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Bewältigung der Kon- versionslasten durch gemeinsame An- strengungen von Bund, Ländern und Kommunen (Drucksache 15/4520) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dietrich Austermann, Steffen Kampeter, Ilse Aigner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Konversionsre- gionen stärken – Verbilligte Abgabe von zu Verteidigungszwecken nicht mehr benötigten Liegenschaften ermöglichen (Drucksache 15/4531) . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 12: rste Beratung des von den Fraktionen der PD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- EN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes ur Änderung des Aufenthaltsgesetzes und eiterer Gesetze Drucksache 15/4491) . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 14: ) Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Zu- rückweisung des Einspruchs des Bun- desrates gegen das Gesetz zum quali- tätsorientierten und bedarfsgerechten Ausbau der Tagesbetreuung für Kinder (Tagesbetreuungsausbaugesetz – TAG) (Drucksachen 15/3676, 15/3986, 15/4045, 15/4381, 15/4554) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Zu- rückweisung des Einspruchs des Bun- desrates gegen das Gesetz zur Einfüh- rung der Europäischen Gesellschaft (SEEG) (Drucksachen 15/3405, 15/3656, 15/4053, 15/4379, 15/4555) . . . . . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . rgebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Marktöffnung im Postmarkt 14032 A 14032 A 14032 B 14032 D 14033 A 14033 B, C 14033 D, 14036 A 14039 A IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 schnellstmöglich voranbringen (Tagesord- nungspunkt 23) Klaus Barthel (Starnberg) (SPD) . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Funke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Anträge: – Für eine Selbstverpflichtung öffentlich- rechtlicher und privater Rundfunksender zur Förderung von Vielfalt im Bereich von Pop- und Rockmusik in Deutschland – Musik aus Deutschland fördern – Für eine freiwillige Selbstverpflichtung der Hör- funksender zugunsten deutschsprachiger denschreiben – Gegen schlechtes Amts- deutsch (Tagesordnungspunkt 24) Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD) . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Bewältigung der Konversionslasten durch gemeinsame Anstrengungen von Bund, Ländern und Kommunen – Konversionsregionen stärken – Verbil- ligte Abgabe von zu Verteidigungszwe- cken nicht mehr benötigten Liegenschaf- ten ermöglichen (Zusatztagesordnungspunkt 11) 14039 B 14040 D 14040 D 14043 C 14044 A 14045 B 14046 B 14047 B 14048 B 14048 D Musik (Zusatztagesordnungspunkt 10) Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Für eine verständlichere Sprache in Gesetzen, Verordnungen und Behör- B A F D A A 14044 D ernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . nita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . ranziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14049 A 14050 B 14051 C 14052 A 14052 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13945 (A) ) (B) ) 149. Sitz Berlin, Freitag, den 17 Beginn: 10.0
    2. folderAnlagen
      Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sitzung ist eröffnet. Vor Eintritt in die Tagesordnung möchte Ihnen zu- nächst einmal mitteilen, dass der Kollege Eckhardt Barthel heute seinen 65. Geburtstag feiert. (Beifall) Ich gratuliere ihm im Namen des ganzen Hauses sehr herzlich und wünsche alles Gute, auch für die kommen- den Jahre. Sodann möchte ich Sie davon unterrichten, dass die Fraktion der CDU/CSU auf die von ihr verlangte Aktu- elle Stunde verzichtet. Die Fraktion der CDU/CSU hat mitgeteilt, dass der Kollege Friedrich Merz zum 31. Dezember 2004 auf seine Mitgliedschaft im Verwaltungsrat der Kreditanstalt für Wiederaufbau verzichtet. Als Nachfolger wird der Kollege Ronald Pofalla vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Damit ist der Kollege Ronald Pofalla als Mitglied im Verwaltungsrat der KfW bestellt. Ich rufe Tagesordnungspunkt 17 auf: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD d h n S u P z r m F z e a Redet und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Informationsfreiheits- gesetzes – Drucksache 15/4493 – Überweisungsvorschlag: Innenausschuss (f) Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Verteidigungsausschuss Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reakto Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Kultur und Medien Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO (C (D ung . Dezember 2004 0 Uhr Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red- er dem Kollegen Dr. Michael Bürsch von der PD-Fraktion das Wort. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Dr. Michael Bürsch (SPD): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor ngefähr fünf Jahren hat die Regierungskoalition das rinzip „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“ entdeckt und ur Grundlage ihres Handelns gemacht. (Norbert Geis [CDU/CSU]: So kann man es auch sagen!) Wir haben etwas Zeit gebraucht; aber das Ergebnis echtfertigt die Dauer, mit der wir uns dem Thema Infor- ationsfreiheit gewidmet haben. Wir haben heute die reude, das Informationsfreiheitsgesetz in erster Lesung u beraten. Der wesentliche Inhalt ist – auf einen ganz infachen Nenner gebracht –: Jedermann hat Anspruch uf Zugang zu amtlichen Informationen des Bundes. ext (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Jeder Mann und jede Frau!) – Ich korrigiere: Jeder Mann, jede Frau hat Anspruch auf Zugang zu amtlichen Informationen des Bundes. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Diese einfache Feststellung enthält, wenn man so will, eine Umkehr der Beweislast. Bisher galt der Grund- satz, dass Bürgerinnen und Bürger begründen müssen, warum sie zu welchen amtlichen Informationen des Bundes Zugang haben wollen. Diese Beweislast wird n Satz „Jeder Mann, jede Frau hat An- ng zu amtlichen Informationen des Bun- . Das heißt: Wenn der öffentliche Sektor in bestimmten Fällen nicht zugänglich rsicherheit mit dem simple spruch auf Zuga des“ umgekehrt Informationen 13946 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Dr. Michael Bürsch macht, dann wird er das in Zukunft selbst begründen müssen. Ein kleiner internationaler Vergleich – darauf wer- den meine Kolleginnen und Kollegen noch etwas ge- nauer eingehen –: Über 50 Staaten der Welt gewährleis- ten einen solchen Anspruch schon; sie haben ein Informationsfreiheitsgesetz. In den USA gibt es schon seit 40 Jahren gute, positive Erfahrungen mit einem sol- chen Informationsfreiheitsgesetz, dem Freedom of Infor- mation Act. In Schweden blickt man auf eine wesentlich ältere Tradition der Gewährung von Informationsfreiheit zurück. Dort gibt es seit 1766 ein entsprechendes Gesetz. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) „Von den Schweden lernen“ heißt auf diesem Gebiet vielleicht auch „Das Richtige machen“. Das Prinzip der Transparenz ist in Schweden zum Bestandteil der Ver- waltungskultur geworden. Das geht in Schweden so weit, dass jeder das Recht hat, zum Beispiel über ein amtliches Kraftfahrzeugkennzeichen direkt über das In- ternet zu erfahren, wer Eigentümer des betreffenden Kraftfahrzeugs ist. Das geht noch weiter – das wäre in Deutschland eine Revolution –: (Norbert Geis [CDU/CSU]: Vielleicht auch, ob das Auto schon bezahlt ist!) Man kann in Schweden über das Internet auch erfahren, wer welche Einkünfte hat und welche Steuererklärung er abgegeben hat. Das hätte manches, was sich in den letz- ten Wochen im Zusammenhang mit der Frage, welche Politiker welche Einkünfte haben, ergeben hat, wahr- scheinlich wesentlich früher transparent gemacht. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Aber das ist nur ein kleiner Aspekt am Rande. Vielleicht kommen wir auf dem Wege über das Informationsfrei- heitsgesetz auch zu einer solchen Offenheit. Was ist die Zielsetzung? Das Informationsfreiheits- gesetz ist ein sozialdemokratisches Projekt, im Urkern ein sozialdemokratisches Projekt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Norbert Geis [CDU/CSU]: Jetzt wollen wir mal nicht übertreiben!) – Herr Kollege, ich begründe dies. – Es ist sozialdemo- kratisches Projekt, dem sich die Grünen angeschlossen haben, was wir natürlich begrüßen. Wir haben gemein- sam einen Weg gefunden, um daraus ein Gesetz zu ma- chen. (Norbert Geis [CDU/CSU]: Das Bundeskanz- leramt wollte das Gesetz stoppen!) Es verwirklicht einen Satz von Willy Brandt, Herr Kol- lege, der historisch ist und immer noch seine Bedeutung hat, nämlich den Satz aus den 60er-Jahren: Mehr Demo- kratie wagen. (Norbert Geis [CDU/CSU]: Dafür haben Sie aber lange gebraucht!) D v B e h c li d a E h m t h M e m M c d m ti n z G z c S is R d lu u v d k T B w E s e d r s le I d O c li f ti w d (C (D ieser Satz wird mit dem Informationsfreiheitsgesetz erwirklicht; denn Beteiligung der Bürgerinnen und ürger am Gemeinwesen können wir nur von Menschen rwarten, die auch informiert sind, die die Möglichkeit aben, die Informationen über alles das, was im öffentli- hen Bereich, in der Verwaltung passiert, auch tatsäch- ch abzurufen. Also, „Mehr Demokratie wagen“ wird in iesem Gesetz verwirklicht. Das Gesetz verwirklicht noch etwas Weiteres, woran uch ich persönlich ein großes Interesse habe. Die nquete-Kommission „Bürgerschaftliches Engagement“ at sich in mehreren Jahren der letzten Legislaturperiode it dem Thema „Bürgerengagement und Bürgerbe- eiligung“ beschäftigt. Auch dort war Informationsfrei- eit eine ganz entscheidende Forderung. Wenn wir mehr enschen zum Engagement bewegen wollen, wenn wir rreichen wollen, dass sich Menschen mit diesem Ge- einwesen tatsächlich identifizieren, dann müssen die enschen diesen Zugang zu Informationen im öffentli- hen Sektor bekommen. Das Projekt Bürgergesellschaft, as Bürgerengagement umfasst, hat sehr viel mit Infor- ationsfreiheit und mit Zugang zu solchen Informa- onen zu tun. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Hinter dem Projekt Bürgergesellschaft – insofern och einmal der Hinweis darauf, dass es sich um ein so- ialdemokratisches Projekt handelt – steckt auch die rundidee, dass wir eine neue Verantwortungsteilung wischen Staat und Gesellschaft brauchen. Wir brau- hen ein größeres Stück Eigenverantwortung, aber auch elbstorganisation von Bürgerinnen und Bürgern. Das t aus meiner Sicht die richtige Leitlinie über all den eformen, über die wir in diesen Tagen und Wochen re- en. Wir brauchen an dieser Stelle Verantwortungstei- ng, mehr Verantwortung in Richtung der Bürgerinnen nd Bürger. Um ein Missverständnis von vornherein zu ermeiden: Das kann nie und nimmer heißen, dass sich er Staat aus allem zurückzieht, dass wir einen schlan- en Staat erreichen oder dass wir nach 20 Jahren Maggie hatcher nachmachen. Das kann nicht das Ziel sein. In ezug auf das, was der Staat weiterhin als Aufgabe hat, as er unterstützen muss, was er ermöglichen muss, darf ngagement nie im Leben der Lückenfüller sein. In die- em Projekt Informationsfreiheit steckt wirklich auch ein normes Stück Förderung der Bürgergesellschaft. Von aher: ureigenes SPD-Thema. Mit diesem Gesetz soll auch das Gebot der Transpa- enz verwirklicht werden. Wir reden überall in der Wirt- chaft von Transparenz. Es sollen die Gehälter offen ge- gt werden. Es gibt die Institution Transparency nternational, die inzwischen in vielen Ländern der Welt afür sorgt, dass Schluss ist mit der Korruption. Diese rganisation hat auch Erfolge – so mühsam das in man- hen Ländern sein mag –, weil Informationen zugäng- ch sind. Transparenz, die wir in der Wirtschaft fordern, ordern wir auch für die öffentliche Seite, damit Korrup- on unterbunden wird, damit schon im Vorfeld deutlich ird: Niemand, der im öffentlichen Sektor an so etwas enkt, hat eine Chance, damit durchzukommen, weil es Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13947 (A) ) (B) ) Dr. Michael Bürsch nämlich veröffentlicht wird. An dieser Stelle haben wir mit dem Informationsfreiheitsgesetz genau die andere Seite der Medaille zu dem, was von der Wirtschaft er- wartet wird, geprägt. Korruption zu vermeiden heißt eben auch eine transparente Verwaltungskultur zu schaf- fen, die dann gegen Korruption gewappnet ist. Ein offe- ner Umgang mit öffentlicher Information ist die beste Vorsorge gegen Filz und gegen Korruption. Es gibt noch einen weiteren Aspekt, für den dieses Gesetz ein Markenzeichen wird: Wir schaffen mit die- sem Gesetz ein gutes Stück Modernisierung der Ver- waltung. Wir bringen damit die Verwaltung wirklich voran. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Es liegt sehr nahe – mein Kollege Jörg Tauss kann als Fachmann für den Datenschutz nachher genauer darauf eingehen –, (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Datenschutz macht er auch noch? Allzweckwaffe!) dass wir das mit der elektronischen Verwaltung verknüp- fen, das heißt, mit dem, was jetzt mit „Bund Online“ und mit anderen Konzepten auf dem Wege ist. Transparente Ausschreibungsverfahren stärken den Wettbewerb. Sie reduzieren die Beschaffungskosten und sie helfen, Ver- waltung zu modernisieren. Es gibt also vieles, was an diesem Gesetz genau richtig ist, was in die Zeit passt. Zu dem Faktum „Modernisierung der Verwaltung“ gehört noch ein anderer Aspekt: Es ist auch insofern ein modernes Gesetz – darauf möchte ich besonders hinwei- sen –, dass es kurz und bündig ist. Wer von Ihnen kann ein Gesetz nennen, das nur 15 Paragraphen hat? Auch das ist doch ein Fortschritt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Wir haben versucht, es so zu formulieren, dass es jeder Mann und jede Frau lesen kann. Auch das ist ein Beitrag zur Modernisierung und zum Abbau von Bürokratie. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Sogar Herr Tauss versteht dieses Gesetz!) – Nicht nur Herr Tauss versteht dieses Gesetz, sondern wir haben versucht, es so zu formulieren – für Verbesse- rungsvorschläge sind wir natürlich offen –, dass es aus sich heraus verständlich ist. Es hat einen Anspruch, den wir damit einlösen wol- len, nämlich Informationsfreiheit zu gewähren. Der An- spruch auf die Informationsfreiheit – darüber müssen wir uns im Klaren sein – steht immer in einem Spannungs- verhältnis zu anderen Rechtsgütern. Genau darin be- steht die schwierige, aber aus meiner Sicht gelungene Gratwanderung, die dieses Gesetz erbringt. Es steht im Spannungsverhältnis zu Datenschutz, zur Wahrung von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen und zum Schutz des geistigen Eigentums. Daraus ergeben sich schwie- rige Abwägungen. Das Gesetz hat aber die entsprechen- den Vorschriften gefunden, es hat einen Weg gefunden, auch diese Rechtsgüter zu schützen. Es gewährleistet a z w E r d g d z t v s m k g s V a e n s m H G s a W w t n w n k l m d s b s w V w s d (C (D lso den Schutz von besonderen öffentlichen Belangen, um Beispiel der äußeren und inneren Sicherheit. Es ge- ährleistet den Schutz von personenbezogenen Daten. s gewährleistet in zureichender Weise auch die Wah- ung von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen sowie en Schutz des geistigen Eigentums. (Norbert Geis [CDU/CSU]: Das alles entschei- den dann die Gerichte?) Nun kommen wir zu den häufigsten Bedenken, die egen dieses Gesetz geäußert werden: Wird damit nicht ie Verwaltung lahm gelegt? Werden damit nicht Pro- esslawinen ausgelöst? Werden damit nicht Behördenin- erna offen gelegt, sodass die Verwaltung nur noch ganz orsichtig agiert und bloß nichts in die Akten hinein- chreibt, weil das dann der Öffentlichkeit zugänglich ge- acht werden kann? Ich sage dazu: Wir haben noch eine Erfahrungen, aber das Gesetz basiert auf Erfahrun- en aus anderen Ländern, die durchweg positiv sind, wo olche Szenarien eben nicht wahr geworden sind. Die erwaltungen sind nicht lahm gelegt worden. Es sind uch keine Prozesslawinen losgetreten worden. Ich darf inen unverfänglichen Zeugen, Fritz Behrens, Innenmi- ister in Nordrhein-Westfalen – dort hat man nämlich chon Erfahrungen mit einem solchen Gesetz gesam- elt –, zitieren: Von einer Überlastung der Ämter kann keine Rede sein. Im Gegenteil – das Gesetz müsste noch viel bekannter werden und als Instrument der direkten Beteiligung an gesellschaftlichen Prozessen häufi- ger wahrgenommen werden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) erzlichen Dank, Fritz Behrens. Ich unterschreibe das. Ich rate dazu, dass wir jetzt einfach einmal mit diesem esetz, wie wir es nach dieser langen Zeit sorgfältig zu- tande gebracht haben, einen Versuch machen, wie es ndere Länder auch gemacht haben, um herauszufinden: o funktioniert es, wo gibt es noch Sand im Getriebe, o ist das Spannungsverhältnis zwischen der Informa- ionsfreiheit einerseits und den Rechtsgütern, die ich ge- annt habe, andererseits vielleicht nicht genügend ge- ahrt? Es liegt bei solch einer schwierigen Gesetzesmaterie ahe, für den Schweiß, die Gedanken und die Arbeits- raft, durch die das Gesetz gut geworden und nun end- ich zustande gekommen ist, Dank zu sagen. Ich nenne einen Kollegen Dieter Wiefelspütz, (Beifall bei Abgeordneten der SPD) en wandelnden Vermittlungsausschuss, der diese chwierige Gratwanderung, die wir dort vollbracht ha- en, vorzüglich, wie ich meine, moderiert und dafür ge- orgt hat, dass die Balance zwischen Rot und Grün, dem, as wir als Parlamentarier wollten, und dem, was die erwaltung dazu eingebracht hat, gewahrt ist. Er wurde underbar unterstützt von Fritz Rudolf Körper, der die chwierige Aufgabe hatte, die Meinungen der verschie- enen Ministerien mit einzubringen, und der das auch im 13948 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Dr. Michael Bürsch Sinne der Verwaltung durchaus mit Manneskraft und starken Schultern getan hat. (Gisela Piltz [FDP]: So genau wollten wir es gar nicht wissen!) Außerdem hatten wir Jörg Tauss als Unterstützer und ve- hementen Betreiber dieses Themas an der Seite. Von den Grünen haben sich Silke Stokar und Grietje Bettin mit großem Engagement eingebracht. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Norbert Geis [CDU/CSU]: Kaum zu glauben!) Wir haben die Diskussionen schätzen gelernt, die uns insgesamt weitergebracht haben. Ich möchte auf der Arbeitsebene auch den beiden Mitarbeitern Sven Berger und Jürgen Roth danken, die unsere Gedanken, die manchmal etwas kraus und chao- tisch waren, in die richtige Gesetzesform und uns damit auf den richtigen Weg gebracht haben. Wie sieht das weitere Verfahren aus? Wir werden im neuen Jahr eine Anhörung haben, die das parlamentari- sche Verfahren unterstützen wird. Es wird – so sieht es das Gesetz vor – nach drei Jahren einen Bericht der Bun- desregierung geben und nach vier Jahren eine Einschät- zung von unabhängiger Seite, neudeutsch: eine Evalua- tion. Das Gesetz ist befristet. Auch das zeigt, dass es ein modernes Gesetz ist. (Norbert Geis [CDU/CSU]: Ob Befristung un- bedingt ein Zeichen von Modernität ist, ist doch sehr fraglich!) Jeder, der sich mit Verwaltungsmodernisierung beschäf- tigt hat, kann das bestätigen: Gesetze werden nicht be- fristet, weil man nicht an sie glaubt, sondern weil man damit eine Möglichkeit schafft, das, was man zu Papier gebracht und als Gesetz niedergelegt hat, grundsätzlich zu überdenken. (Norbert Geis [CDU/CSU]: Das ist aber keine Befristung!) Das ist für mich das Signal, das von einer Befristung ausgeht. (Norbert Geis [CDU/CSU]: Das können Sie jederzeit ohne Befristung!) Es ist nicht nur bei uns, Herr Kollege, sondern auch in anderen Ländern Stand der Technik, dass Gesetze befris- tet werden, um die Möglichkeit zu schaffen, dass sie grundlegend überarbeitet werden. Insofern ist auch das ein Beitrag zur Modernisierung. Ich rufe dazu auf, dass wir dieses Gesetz wirklich in Anwendung bringen. Wir brauchen dazu vertrauensbil- dende Maßnahmen in Richtung der Verwaltung in dem Sinne, dass es nicht zu einer Überforderung und einer Lahmlegung der Verwaltung kommt. Ebenso brauchen wir ein wenig Vertrauensbildung in Richtung Politik, um deutlich zu machen, dass das kein Teufelszeug ist. Ich sage den Skeptikern: Lassen Sie es uns einfach mal ver- s d C r s Q d k W g h w – h f S b a s w h i I d w R d – d g n w w (C (D uchen! Ich glaube, der Weg ist der richtige und wir wer- en damit Erfolg haben. Danke schön. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Das Wort hat jetzt die Kollegin Beatrix Philipp für die DU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU) Beatrix Philipp (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her- en! Erstens. Herr Bürsch, ich weiß gar nicht, warum Sie o skeptisch und pessimistisch sind. Wenn Sie von der ualität des Gesetzentwurfs wirklich überzeugt wären, ann könnten Sie auch etwas optimistischer in die Zu- unft blicken. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Das war doch ein optimistischer Aufschlag! – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Er strotzt doch vor Optimismus! – Norbert Geis [CDU/CSU]: Dann hätte er auch nicht so lange gebraucht!) enn Sie es nicht sind, könnte das allerdings daran lie- en, Herr Bürsch, dass Sie eingangs gesagt haben: Jeder at Anspruch auf Informationen des Bundes. – Damit ecken Sie wieder, wie in den vergangenen sechs Jahren so lange haben Sie ja gegackert, bis Sie das Ei gelegt aben –, (Hans-Joachim Hacker [SPD]: Na, na!) alsche Erwartungen. Denn auf immerhin anderthalb eiten sind – sehr ordentlich, aber ich kann im Augen- lick nicht beurteilen, ob komplett – alle die Bereiche ufgeführt, in denen der Zugang zu Informationen ver- chlossen ist. (Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das ist auch richtig so!) Herr Tauss, Sie müssten sich eigentlich jetzt aufregen, eil Sie nämlich immer behauptet haben, es werde über- aupt keine Einschränkungen geben. Darauf komme ch gleich aber noch zu sprechen. Zweitens. So einfach scheint das Ganze nicht zu sein. ch könnte natürlich verstehen, Herr Bürsch, wenn Sie eswegen Skepsis zum Ausdruck bringen, weil ja wohl, enn ich das richtig gesehen habe, das Kanzleramt das echt auf Akteneinsicht stoppen möchte. Jedenfalls geht as aus Pressemeldungen hervor. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Was haben Sie denn da gelesen? – Ute Kumpf [SPD]: Schlecht recherchiert!) „Schlecht recherchiert“? Wenn Sie meinen, dass da- urch das Gesetz besser wird, haben wir natürlich noch enauere Informationen. – Jedenfalls möchte Herr Mi- ister Schily das Informationsrecht schon dann kappen, enn die Belange bestimmter Bundesministerien berührt erden. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13949 (A) ) (B) ) Beatrix Philipp Ich will das hier gar nicht werten. Das ist auch nicht möglich, weil wir diesen Gesetzentwurf erst seit zwei Tagen auf dem Tisch des Hauses haben. Aber der Ein- druck, den Sie, Herr Bürsch, erweckt haben, nämlich je- der könne demnächst alles einsehen, ist einfach falsch. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Dritter Punkt. Anscheinend soll es ein neues Quali- tätskriterium dieser Bundesregierung sein – man muss allerdings bemerken, dass sich die Bundesregierung an diesem Gesetzentwurf nicht beteiligt hat, weil es unter- schiedliche Auffassungen gibt; aber das ist gar nicht so schlimm –, dass ein neues Gesetz kurz und bündig ist. Darüber müssen wir einmal an anderer Stelle intensiv sprechen. Es kann nicht sein, dass die Seitenzahl eine Rolle spielt. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Das fordert die CDU doch immer! Kurze Gesetze und Büro- kratieabbau!) Herr Bürsch, im Rheinland würde man kurz und knapp sagen: rein in die Kartoffeln – raus aus den Kartoffeln. Sie haben für diesen Gesetzentwurf, wie ich eben schon gesagt habe, sechs Jahre gebraucht. Wenn man einmal schaut, warum es so lange gedauert hat, dann stellt man fest, dass es in Ihren Reihen völlig unter- schiedliche Auffassungen gibt. Die Meinungsunter- schiede waren jedenfalls bis vorgestern nicht ausge- räumt. (Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das kommt überall vor!) – Vielleicht haben Sie keine Kenntnis darüber, Frau Kol- legin. Aber wir wissen, (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Es gilt das geschriebene Wort!) – seien Sie doch einmal ruhiger; ich habe Ihnen auch ru- hig zugehört –, dass bis vorgestern nicht feststand, ob wir heute über diesen Gesetzentwurf debattieren. (Ursula Heinen [CDU/CSU]: Genau!) Sie können das, was Sie gemacht haben, nicht als seriöse Vorbereitung bezeichnen. Dass es bei Ihnen nicht kracht und knallt, das können Sie uns nicht weismachen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Vierter Punkt. Ich will darauf verzichten, die Leidens- geschichte dieses Gesetzentwurfs vorzutragen. Ich ver- zichte auch darauf, Frau Stokar von Neuforn zu zitieren, die sich zu Recht darüber echauffiert hat, dass Herr Wiefelspütz der Auffassung war, man müsse warten, bis die Regierung gestattet, einen Gesetzentwurf einzubrin- gen. So habe ich ihn jedenfalls verstanden. Frau Dr. Herta Däubler-Gmelin hat bei der Vorstellung von neuen Projekten dieses angeblich größte Vorhaben je- denfalls nicht erwähnt. Außerdem ist noch zu bemerken, dass Sie zwei Koali- tionsvereinbarungen gebraucht haben, bis es zu diesem Gesetzentwurf kam. Nun liegt er auf dem Tisch. Ich habe mir die Zeit genommen, einmal nachzuschauen, wo e v s S w n b J J r l D h g s – M r A d D a D R g s d r I k i g w g d s d b R u S v g R n (C (D s kleine Unterschiede gibt. In der zweiten Koalitions- ereinbarung fehlte die Formulierung „unter Berück- ichtigung des Datenschutzes“. Herr Tauss, das hätte ie auf die Barrikaden bringen müssen. Es hat eine außerparlamentarische Initiative gegeben, as ich in Ordnung finde. Dazu gehörte auch die Huma- istische Union, in der pikanterweise der Datenschutz- eauftragte Mitglied ist. Ferner haben sich der Deutsche ournalisten-Verband, die Deutsche Journalistinnen- und ournalisten-Union und Transparency International da- an beteiligt und einen ganz vernünftigen Entwurf vorge- egt. (Jörg Tauss [SPD]: Bringen Sie den ein?) ieser Entwurf war für Sie eine Initialzündung und Sie aben sich auf den heute vorliegenden Gesetzentwurf eeinigt. Ich nehme an, dass es zwischen Ihnen und die- er Initiative keinen Konflikt gibt. (Zuruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]) Herr Tauss, Sie sind immer so aufgeregt. (Jörg Tauss [SPD]: Nein, ganz entspannt!) an kann Sie bis in den letzten Winkel des Hauses hö- en. Sie können doch nachher vom Pult aus sprechen. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Man nennt dies Debatte!) Herr Minister Schily hat zu Recht schon bei der mtseinführung des neuen Datenschutzbeauftragten arauf hingewiesen, dass es einen Konflikt zwischen atenschutz auf der einen Seite und Informationsfreiheit uf der anderen Seite gebe, der nicht leicht zu lösen sei. iese Auffassung ist akzeptabel. Wir werden uns im ahmen der anstehenden Ausschussberatungen Mühe eben, diesen Konflikt möglichst klein zu halten oder ogar zu lösen. Trotzdem darf man an dieser Stelle Be- enken äußern. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich die Bundes- egierung an diesem Gesetzentwurf nicht beteiligt hat. ch möchte gerne wissen – wenn das nicht der Fall ist, ann es richtig gestellt werden –, ob Herr Wiefelspütz nzwischen so darf, wie er möchte, was dieses Gesetz an- eht. Sie haben in einer Fernsehsendung darauf hinge- iesen, dass Sie ein Jahr lang an diesem Gesetzentwurf earbeitet haben. Auch in einem anderen Punkt teile ich die Auffassung es Ministers, was nicht so häufig vorkommt. Es ist chon merkwürdig, dass es häufig dieselben sind, die auf er einen Seite mangelnden Datenschutz durch den Staat eklagen und die auf der anderen Seite das Hohelied des echts auf informationelle Selbstbestimmung singen nd die volle Informationsfreiheit verlangen. Dieses pannungsverhältnis – Herr Bürsch, auch Sie haben von ielen Spannungsverhältnissen gesprochen; aber ich laube nicht, dass Sie diese Spannung meinten – wird im ahmen der Debatte behandelt werden. Es mag ein Zeichen von Prophylaxe sein, wenn im euesten Entwurf – ich gehe davon aus, dass der 13950 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Beatrix Philipp Entwurf von vorgestern der neueste Entwurf ist – mit ei- ner personellen Aufstockung um mindestens fünf Stel- len beim Datenschutzbeauftragten gerechnet wird. Das steht im neuesten Entwurf; das war bisher nicht vorgese- hen. Mal schauen, ob es dabei bleibt! Denn unbestritten ist doch – wer etwas anderes be- hauptet, hat keine Ahnung –, dass sich dann, wenn Bür- ger Einsicht nehmen wollen und an verschiedenen Stel- len gesagt wird, das dürften sie an dieser Stelle nicht, mehrere Leute mit diesem Wunsch befassen müssen. Das macht natürlich die Schaffung neuer Stellen erfor- derlich. Das muss man zugeben, wenn man ehrlich mit- einander umgeht. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Schauen wir mal!) Unbestritten ist – ich glaube, es wäre nicht fair, wenn man das nicht sagen würde –: Wir müssen natürlich das Notwendige dafür tun, alle Möglichkeiten auszuschöp- fen, um Korruption zu verhindern. Dazu kann das vor- liegende Gesetz sicherlich ein Beitrag sein; das ist wahr. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Frau Philipp, stimmen Sie dem zu, ja oder nein?) Auch darüber werden wir noch sprechen. Ich habe eine Frage, die aus meiner Sicht nicht gelöst ist; vielleicht können Sie, Herr Tauss, sie beantworten. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Ja, das machen wir!) Im vorliegenden Gesetzentwurf steht: Das Gesetz soll das Verwaltungshandeln … trans- parenter gestalten. Richtig ist natürlich, dass mehr Informationen über das Verwaltungshandeln zugänglich gemacht werden sollen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie das Gesetz selbst auf das Handeln der Verwaltung Einfluss nimmt. (Beifall der Abg. Ilse Falk [CDU/CSU]) Das müssten Sie einmal erklären. Sie könnten sagen: Das bisherige Handeln ist im Prinzip korrekturbedürftig. Das ist ein Vorwurf, der begründet werden müsste. Des- wegen hieß es auch im, so glaube ich, vorletzten Ent- wurf, dass das Verwaltungshandeln transparenter ge- macht werden müsste. Damit bin ich völlig einverstanden. Warum Sie sich inzwischen davon verab- schiedet haben, weiß ich nicht. Warum aber das Verwal- tungshandeln an sich durch dieses Gesetz anders werden würde, wie Sie glauben, das müsste man einmal genauer hinterfragen. Dass es schließlich zu Fehlern der Regierung kom- men und es auch beanstandungswürdiges Verwaltungs- handeln geben kann, das wissen wir. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Diese Regie- rung macht keine Fehler, Frau Philipp! – Ge- genruf der Abg. Gisela Piltz [FDP]: Doch, das habe ich gestern nachgewiesen!) – Herr Wiefelspütz, dass diese Regierung keine Fehler macht, suggerieren Sie all überall auf den Tannenspit- z D b A B l g A u n D a E p T o r D M – S I 1 S s 1 F g M s z V E v s S E k d V c n r m (C (D en. Selbst die Bevölkerung glaubt Ihnen das nicht mehr. ass Sie das noch glauben, mag etwas damit zu tun ha- en, dass Sie hier sitzen. Unbestritten ist also, dass Fehler gemacht werden. ber dafür gibt es doch den jährlichen Prüfbericht des undesrechnungshofes. Nun wäre es eigentlich nahe iegend, dass man diesen Bericht – wie haben Sie eben esagt, Herr Bürsch? – „jedermann“ zugänglich macht. ber just dieser Bericht des Bundesrechnungshofes fällt nter die Kategorie der Verwaltungsinformationen, die icht zugänglich gemacht werden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP) as ist ein Bruch in der Logik, den Sie sicherlich gleich ufklären können. Dies leuchtet mir überhaupt nicht ein. s kann doch nicht wahr sein, dass man einerseits Trans- arenz schaffen will und anderseits dort, wo man bereits ransparenz geschaffen hat, einen Zugang zu Informati- nen verweigert. Herr Tauss, eben haben Sie sich ja wie immer aufge- egt. (Jörg Tauss [SPD]: Nein!) er „Spiegel“ schrieb am 11. Oktober – das ist erst zwei onate her –, dass Sie gesagt haben: (Ute Kumpf [SPD]: Frau Philipp, Sie sind ja ganz begeistert von Herr Tauss!) Bis auf die Geheimdienste soll es im neuen Gesetz keine Ausnahmeregelung geben. (Jörg Tauss [SPD]: Ach!) Da müssen Sie sich beim „Spiegel“ beschweren. timmt das nicht, was da geschrieben wurde? Da war hre Fraktion sehr viel schlauer und realitätsnäher. Im vorliegenden Gesetzentwurf sind insgesamt 4 Ausnahmeregelungen vorgesehen. – Herr Bürsch, ie sprachen ja davon, dass jedermann Zugang haben olle. – Ich bin sicher: Es wird nicht bei diesen 4 Ausnahmeregelungen bleiben. Ich sage für meine raktion, die, da der Gesetzentwurf erst vor kurzem ein- ebracht wurde, noch keine abschließende gemeinsame einung dazu hat, dass wir nicht wissen, ob es bei die- en Ausnahmeregelungen bleibt, ob sie zu zahlreich oder u gering sind. Aber ein ungehinderter Zugang zu allen erwaltungsinformationen ist sicherlich nicht möglich. s muss zumindest – so ist das in Nordrhein-Westfalen orgesehen – ein berechtigtes Interesse bestehen. Dass ich jeder in der Verwaltung bewegen kann, nur weil er paß haben will, dient nicht der Transparenz. Im Übrigen haben Sie gleich die Möglichkeit, die rnsthaftigkeit Ihres Informationsfreiheitsgesetzes ganz onkret unter Beweis zu stellen. Denn im Anschluss an iese Debatte fordern wir die Bundesregierung auf, die orgänge bei der Mauteinführung transparent zu ma- hen. Wenn Sie es ernst mit dem Zugang zu Informatio- en meinen, dann können wir nur mit Ihrer Zustimmung echnen. Sie können damit ganz konkret beweisen: Wir einen es ernst. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13951 (A) ) (B) ) Beatrix Philipp (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Wenn Sie eine Aufklärung der Vorgänge bei der Maut- einführung, in deren Zusammenhang nicht nur auf natio- naler, sondern auch auf internationaler Ebene der Kopf geschüttelt wurde, wenn ich das so sagen darf, (Ute Kumpf [SPD]: Sie haben doch gar keine Ahnung von der Technik!) und bei der es um viel Geld geht – bei der Aufklärung geht es nicht nur darum, was der eine oder andere da ge- macht hat –, verweigern, dann haben Sie die erste Schlacht um das Informationsfreiheitsgesetz verloren, ehe wir überhaupt angefangen haben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Darüber können Sie nur im Konjunktiv reden!) – Nein, Herr Bürsch, wissen Sie: Wir machen das immer so, wie Sie eben gesagt haben: kurz und bündig. Konkre- ter, als Ja zu sagen, wenn das Parlament die Vorgänge bei der Maut erfahren will, geht es nicht. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Ja, gucken wir mal!) Das Parlament hat einen Auftrag. Deswegen ist es mehr als recht und billig, wenn wir diesem Auftrag da- durch nachkommen, dass wir uns mit den Fragen be- schäftigen, über die jeder gern mehr wissen würde. Da- rüber können wir gleich ausführlich sprechen. Sie sollten das ernst nehmen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir sind nicht in der Stunde null unserer Demokratie. Die Infor- mation der Menschen in unserem Lande ist und war im- mer sichergestellt und für eine demokratische Meinungs- bildung geeignet. Herr Tauss, das Grundvertrauen der Bevölkerung in politische Entscheidungen und Entschei- dungsprozesse wie auch in die handelnden Personen ge- winnt man nicht durch neue Gesetze, sondern durch eine glaubwürdige, verantwortungsvolle und zukunftsfähige Politik, die berechenbar und zuverlässig ist und durch ihre Argumente überzeugt. (Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Die machen wir ja außerdem noch! – Jörg Tauss [SPD]: Das machen wir ja! Das ergänzen wir jetzt noch! – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Danke für den Werbeblock!) – Nein, Herr Tauss, sie sollte nicht durch Brüllen, son- dern durch Argumente überzeugen! (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Wunderbar!) Die Menschen in unserem Land haben existenzielle Sor- gen und Zukunftsängste. Beides sollten Sie ernst neh- men. Daran sollte Ihre Regierungskoalition arbeiten, wenn sie wirklich etwas für die Menschen in unserem Lande tun will. Stattdessen hat sich der Herr Innenminister – das ist etwas zum Schmunzeln; aber wir sind ja in der Vorweih- n f s – g g e s R D A w m D t h w V G – – i s G m D m k N (C (D achtszeit – im Zusammenhang mit dem Informations- reiheitsgesetz eine verschlossene Auster verleihen las- en. Dagegen kann man sich nur schwer wehren. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Was haben Sie gegen Austern? – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Was ist das denn?) Das kennen Sie nicht? Ich kann es Ihnen gleich zei- en. – Ihre Gegenrede, Herr Minister, fand ich zwar aus- esprochen spannend. Aber mit der Auster ist das so ine Sache; denn es gibt immer noch Leute, die glauben, ie könnten mit der Perle, die sie darin finden, eine echnung bezahlen. Das klappt nur ganz selten. (Heiterkeit des Abg. Dr. Michael Bürsch [SPD]) eswegen glaube ich, dass aus dieser verschlossenen uster, die Ihnen, Herr Minister, verliehen worden ist, enn man sie öffnet, nicht gerade eine Perle von Infor- ationsfreiheitsgesetz zum Vorschein kommen wird. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Frau Philipp, Sie sind aber eine Perle!) ennoch sind wir bereit, im Rahmen der Ausschussbera- ungen und einer Expertenanhörung mitzuarbeiten. Ich abe gehört, dass Ihre Terminvorstellungen schon relativ eit fortgeschritten sind. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Ja, wir haben fünf Jahre lang daran gearbeitet!) ielleicht können wir darüber noch mit Ihnen reden. ibt es eigentlich schon konkrete Termine? (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Nein, nein! – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Vereinbaren wir mit Ihnen!) Nein? Das ist gut. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Wir reden so- gar miteinander!) Wir reden nicht nur über Termine miteinander; das ist n Ordnung. Schließlich, Herr Bürsch, sage ich Ihnen: Es könnte ein, dass Sie Recht haben, wenn Sie sagen, dass dieser esetzentwurf viele Spannungsverhältnisse deutlich acht. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Das ist ja sehr interessant!) eswegen könnte es sein, dass es auch über das Infor- ationsfreiheitsgesetz zu einer spannenden Debatte ommt. Darauf freuen wir uns sehr. (Beifall bei der CDU/CSU – Norbert Geis [CDU/CSU]: Ja, wir freuen uns! – Gegenruf des Abg. Dr. Michael Bürsch [SPD]: Ja, wir uns auch! Ein schöner, weihnachtlicher Schluss!) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Das Wort hat jetzt die Kollegin Silke Stokar von euforn vom Bündnis 90/Die Grünen. 13952 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Norbert Geis [CDU/CSU]: Jetzt gibt es wieder was zum Zwischenrufen!) Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das ist tatsächlich ein bisschen wie Weihnachten; denn wir ma- chen dem Parlament und den Bürgerinnen und Bürgern ein Geschenk. Die einen mäkeln daran herum, einige wollen es am liebsten wieder zurückgeben, aber es gibt auch eine Reihe von Leuten, die sich darüber ganz ein- fach freuen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Hans- Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Ja, wir zum Beispiel!) Hier ist gesagt worden, dass es Informationsfreiheits- gesetze in unterschiedlicher Ausprägung in über 50 Staaten gibt. Ich möchte darauf hinweisen, dass auf der Internetseite der EU, die seit 2002 eigene Regelun- gen zur Informationsfreiheit hat, Fortschrittsberichte zur Entwicklung der Informationsfreiheit in den einzelnen Ländern veröffentlicht werden. Es ist eine Tatsache, dass die große Industrienation Deutschland in diesem Bereich Schlusslicht ist und dass auf unserer grauen Landkarte nur aufgrund der Tatsache, dass vier Bundesländer Informationsfreiheitsgesetze ha- ben, zumindest ein paar Flecken von Informationsfrei- heit zu finden sind. Ich denke, wenn wir den Anspruch haben, eine moderne Mediengesellschaft zu sein, dann gehört zum Selbstverständnis und zur Modernisierung unseres Landes, dass auch wir ein Informationsfreiheits- gesetz bekommen. Lassen Sie mich nur am Rande erwähnen: Auch das Umweltinformationsgesetz konnte im Parlament nur aufgrund einer EU-Richtlinie verbessert werden. Ich finde es richtig – nur so viel zu dem Verfahren –, dass nach einem Jahr sehr intensiver Diskussion – – (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Jahre haben wir mit Ihnen verbringen müssen!) – Die anderen Jahre? Da gab es die Blockade der Sozial- demokratie in der 14. Legislaturperiode! Zugegeben, „Mehr Demokratie wagen“ ist eine grundsozialdemokra- tische Idee, das Erbe von Brandt. Aber die Sternstunde bei der Umsetzung dieses Anspruches war die Gründung von Bündnis 90/Die Grünen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Ach so war das!) Aber so weit müssen wir nicht in die Vergangenheit der Idee der Informationsfreiheit gehen. Natürlich war es nicht nur Manneskraft, sondern es war in der Endphase auch ganz schön viel Frauenpower, die dazu geführt hat, dass die Fraktionen den Mut hatten, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und zu sa- gen: Wir haben genug verhandelt. Es besteht jetzt die G e r t b b s s n g n C f i I I I s r u g e h l I n a A B Z t t I d D n B I e k b H (C (D efahr, dass dieses gute Gesetz zerredet wird, dass es zu iner Blockade dieses Gesetzes kommt. Wir haben unse- en Verfassungsauftrag wahrgenommen – wir, die Frak- ionen, sind der Gesetzgeber – und einen Entwurf einge- racht. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN – Norbert Geis [CDU/ CSU]: Muss aber nicht unbedingt der bessere Entwurf sein!) Frau Philipp, Sie haben sich auf den Entwurf der Ver- ände bezogen. Aber das war nicht der Auslöser für un- er Handeln, vielmehr waren wir zu diesem Zeitpunkt chon mitten in den Verhandlungen. Dennoch hat er uns och einmal beflügelt. Wir haben die sehr guten Anre- ungen, die in diesem Entwurf enthalten sind, aufge- ommen. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, wird die DU/CSU ihre bisherige Blockade von Informations- reiheitsgesetzen – Sie haben so etwas ja schon einmal m Bundesrat verhindert – aufgeben; das freut mich. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) ch freue mich auch auf die Änderungsanträge, die von hnen kommen werden. (Norbert Geis [CDU/CSU]: Warten Sie es ab!) ch möchte hier ankündigen, dass wir offen für Verbes- erungen an dem Gesetzentwurf in die öffentliche Anhö- ung hineingehen. (Norbert Geis [CDU/CSU]: So, wie er jetzt ist, können wir ihn nicht annehmen!) In der Diskussion ist ja deutlich geworden, dass wir ns hier – deswegen sind es so schwierige Verhandlun- en – in einem Spannungsverhältnis bewegen: Auf der inen Seite ist da der Paradigmenwechsel, weg vom bis- erigen Prinzip der Amtsverschwiegenheit. Grundsätz- ich sollen die Bürgerinnen und Bürger Zugang zu nformationen haben. Sie müssen dafür kein Interesse achweisen – es reicht ihre Neugier und ihr Wille, sich n politischen Entscheidungsprozessen zu beteiligen. (Gisela Piltz [FDP]: Das reicht nach Ihrem Ge- setzentwurf nicht aus, Frau Stokar!) uf der anderen Seite stehen die schutzwürdigen elange. Da Sie den Fall „Maut“ angesprochen haben: u den schutzwürdigen Belangen gehören eben auch Be- riebs- und Geschäftsgeheimnisse und Verträge mit Drit- en. Über diese sehr schwierigen Fragen werden wir im nnenausschuss und in der Anhörung sehr intensiv zu re- en haben. Die Medaille hat eben zwei Seiten: Zwischen atenschutz und Informationsfreiheit besteht ein Span- ungsverhältnis. Wir sind aber sicher, dass es durch den undesdatenschutzbeauftragten, der die Aufgabe eines nformationsfreiheitsbeauftragten übernehmen wird, zu inem guten Ausgleich in diesem Spannungsverhältnis ommen wird. Meine Damen und Herren, ich freue mich auf die De- atte und ich denke, wir sollten dieses Gesetz in den änden des Parlamentes behalten. (Norbert Geis [CDU/CSU]: Jedes Gesetz bleibt im Parlament!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13953 (A) ) (B) ) Silke Stokar von Neuforn Ich bin mir sicher, dass die Bundesregierung diesen Ge- setzentwurf dann auch unterstützen wird. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Das Wort hat jetzt die Kollegin Gisela Piltz von der FDP-Fraktion. Gisela Piltz (FDP): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich freue mich sehr, dass wir heute endlich den Entwurf ei- nes Informationsfreiheitsgesetzes beraten. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Wo ist denn Ihr Entwurf?) Noch mehr hätte ich mich allerdings darüber gefreut, wenn Sie, meine Damen und Herren von Rot und Grün, die demokratischen Beteiligungsrechte, die Sie den Bür- gerinnen und Bürgern zur Verfügung stellen wollen, auch für das Parlament vorgesehen hätten. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das beginnt doch heute!) Es ist schon mutig und auch eine Missachtung der parla- mentarischen Gepflogenheiten, einen Gesetzentwurf zwei Tage vor der Beratung vorzulegen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Norbert Geis [CDU/CSU]: Das ist unerträg- lich!) Erschwerend kommt hinzu, dass Sie Ihren Entwurf der Presse schon seit Monaten verkaufen, ihn dem Parla- ment jedoch vorenthalten. Aber das sind wir aus anderen Bereichen ja leider gewohnt. (Ute Kumpf [SPD]: Was? Also, Frau Piltz!) Andererseits freut es uns in der vorweihnachtlichen Zeit sehr, dass wir Ihnen damit die Gelegenheit geben, sich als Fraktion einmal so richtig Mut gegenüber der Regierung zu machen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Ich weiß wohl, dass meine Kritik vor allen Dingen an die Bundesregierung gerichtet werden muss. Es tut mir Leid, Herr Schily; das ist schon das zweite Mal in dieser Woche. (Jörg Tauss [SPD]: Nicht so devot, Frau Kolle- gin! Sie sind Parlamentarierin!) Meine Damen und Herren von der Bundesregierung, Ihr Umgang mit der eigenen Fraktion und damit auch dem Parlament spottet doch eigentlich jeder Beschreibung. Sie wollen hier eine lebendige Demokratie. Aber welche Transparenz erwarten Sie eigentlich in den Beratungen, wenn Sie den Fraktionsentwurf erst einmal im stillen Kämmerlein zerrupfen und ihm im Kabinett alle Zähne z n g m t a v r – D g – m D S l h W e u D r M r b b s a t M r (C (D iehen wollen, die Sie für gefährlich halten? Das wird ei- em solchen Anliegen nicht gerecht. Wie wollen Sie eigentlich den Bürgerinnen und Bür- ern erklären, dass Sie sich für Ihren eigenen Bereich it Händen und Füßen dagegen sträuben, die Informa- ionsfreiheit zuzulassen? Es ist schon seltsam, in der Ko- litionsvereinbarung ein Informationsfreiheitsgesetz zu erankern und dann in den internen Beratungen alles da- anzusetzen, es zu verhindern. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Woher wissen Sie denn das? – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Waren Sie denn dabei?) Herr Wiefelspütz, das alles weiß ich aus der Zeitung. a Sie nicht widersprochen haben, kann ich davon aus- ehen, dass es auch so ist. (Beifall der Abg. Birgit Homburger [FDP] – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Wir zeigen Ihnen mal die internen Protokolle, wie konstruktiv das vor sich ging!) Ehrlich gesagt, Herr Bürsch, möchte ich mir nicht zu- uten, alle Ihre internen Protokolle zu lesen. Vielen ank. (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Du hast gar nicht die dafür notwendige Zeit! – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Ja, das ist Informationsfrei- heit!) Das, was heute hier vorgelegt wird, ist aus unserer icht allenfalls halbherzig zu nennen. Ihr Gesetzentwurf ässt erahnen, dass die Informationsfreiheit noch schnell ier und da doch lieber eingeschränkt werden sollte. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Wo ist Ihr Entwurf?) ie anders lassen sich denn die handwerklichen Fehler rklären? Wir als FDP wollen Informationsfreiheit ohne Wenn nd Aber. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Aber ohne Entwurf!) er Zugang zu amtlichen Informationen soll ohne Vo- aussetzungen möglich sein. Sie aber verkaufen eine ogelpackung. (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Herr Tauss, hö- ren Sie mal zu!) Nach aktuellem Recht muss ein Informationsbegeh- en von den Behörden nach pflichtgemäßem Ermessen eschieden werden. Grundsätzlich gilt, dass, wenn ein erechtigtes Interesse dargelegt wird, dem Begehren tattzugeben ist. Das führen Sie in Ihrer Begründung uch ausführlich aus. Ich versuche es jetzt einmal als Juristin für Nichtjuris- en zu erklären; das ist ein bisschen schwierig. (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Das glaube ich!) anchmal aber ist eben mehr erforderlich als nur ein be- echtigtes Interesse, nämlich ein rechtliches Interesse. 13954 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Gisela Piltz Das gilt zum Beispiel bei Auskunftsbegehren in Bezug auf bestimmte Register. Rechtliches Interesse bedeutet also ein Plus, ein Mehr an Voraussetzungen. Wenn Sie nun in § 1 Abs. 1 Ihres Entwurfes schreiben, dass der Anspruch bestehe, ohne dass ein rechtliches Interesse dargelegt werden müsse, dann klingt das natürlich erst einmal nach mehr Informationsfreiheit. Das ist es aber nicht. (Jörg Tauss [SPD]: Ist es auch! Ist es doch! – Gegenruf der Abg. Beatrix Philipp [CDU/ CSU]: Schon wieder verloren!) – Nein, Herr Tauss, dann haben Sie es nicht begriffen – tut mir Leid –, denn durch diesen Nebensatz schränken Sie in Wirklichkeit den Anspruch wieder ein. Er ist nicht mehr voraussetzungslos; lediglich die schärfere Variante der Voraussetzungen, das rechtliche Interesse, wird nicht mehr gefordert. (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Nimm ihm doch nicht alle Illusionen!) – Ich nehme ihm gern die Illusionen, aber ich glaube, er hört nicht auf mich. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Wir werden die Einzelheiten gern im Ausschuss klären!) Mit einem grammatikalischen Trick führen Sie sozu- sagen durch die Hintertür ein, dass der allgemeine Rechtsgrundsatz weiter gilt. Das hat nach unserer Auf- fassung mit Informationsfreiheit nichts zu tun. Sie kön- nen das auch der Begründung entnehmen. Es ist verräte- risch, wenn Sie in der Begründung schreiben, der Anspruch solle eigentlich weder ein rechtliches noch ein berechtigtes Interesse voraussetzen. Sie widersprechen also in Ihrer Begründung dem Gesetzentwurf und sich selber. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Wir klären das mit Ihnen mal im Ausschuss!) – Auf diese Klärung freue ich mich. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Genaue Lektüre erspart falsche Kritik!) Das ist, wie gesagt, nicht konsequent. Wir wollen ein Informationsfreiheitsgesetz und kein Informationsver- hinderungsgesetz. (Beifall bei der FDP) In § 3 Nr. 1 d schließen Sie den Anspruch auf Infor- mationsfreiheit auch noch aus, wenn nachteilige Auswir- kungen auf Kontroll- oder Aufsichtsaufgaben der Finanzbehörden zu befürchten sind. In der Begründung weisen Sie explizit darauf hin, dass hiervon gerade der Steuerpflichtige betroffen ist, dessen Informationsan- spruch gegenüber den Finanzbehörden ausgeschlossen werden soll. Nach dem Bundesdatenschutzgesetz hat aber jeder Bürger schon jetzt einen Anspruch auf Infor- mationen über die über ihn selbst gespeicherten Daten. (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nur für die eigenen!) D b s t w P l B g B a f r w R i m w l v t t p s g d v n t D s D s t s B w d m w D I w (C (D as gilt selbstverständlich auch gegenüber den Finanz- ehörden. Von daher ist dies auch wieder eine Ein- chränkung, ein Minus und nicht ein Mehr an Informa- ionsfreiheit. (Beifall bei der FDP) Natürlich dürfen Steuerstrafverfahren nicht gefährdet erden, aber hiermit verschlechtern Sie in Wahrheit die osition der Bürger, statt sie zu verbessern. Aber viel- eicht meinen Sie es auch gar nicht so, wie Sie es in der egründung schreiben; denn schließlich sollen Spezial- esetze ja vorgehen, worunter in diesem Falle wohl das undesdatenschutzgesetz fiele. Dann ist die Regelung ber überflüssig. Sie kündigen weiterhin an, dass Sie die Zusammen- ührung der verschiedenen Informationsfreiheitsrechte ealisieren wollen. Dann tun Sie es doch! Das Stück- erk, mit dem Sie hier antreten, ist kein Beitrag zur echtsklarheit. Sie stückeln hier ein wenig Verbraucher- nformationsgesetz in das Lebensmittel- und Futter- ittelgesetz, Sie regeln die Informationsfreiheit im Um- eltbereich im Umweltinformationsgesetz und jetzt egen Sie ein allgemeines Informationsfreiheitsgesetz or. (Ursula Heinen [CDU/CSU]: Ja, genau!) Entscheiden Sie sich und machen Sie es einmal rich- ig: Legen Sie ein vernünftiges allgemeines Informa- ionsfreiheitsgesetz vor! Dann sind wir zufrieden. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Es ist hier schon mehrfach gesagt worden: Die Trans- arenz der Verwaltung und die Kontrolle des Staates ind Basisvoraussetzungen für eine offene und freie Bür- ergesellschaft. Sicherlich ist eine Kontrolle der Behör- en über dieses Gesetz richtig. Dadurch kann Korruption erhindert werden. Ich glaube, hierin sind wir uns aus- ahmsweise einmal alle einig, was kurz vor Weihnach- en ja auch schön ist. Wir begrüßen es, dass der Schutz personenbezogener aten sowie von Betriebs- und Geschäftsgeheimnis- en in diesem Gesetzentwurf strikt beachtet werden soll. aneben begrüßen wir es, dass in dem vorliegenden Ge- etzentwurf den Bedenken der Wirtschaft Rechnung ge- ragen wurde – ich sage das, damit Sie nicht enttäuscht ind, dass wir dazu nichts sagen –, indem der Schutz der etriebs- und Geschäftsgeheimnisse ohne Ausnahme ge- ährt wird. Ich denke, das ist ein wichtiger Punkt, an em wir nicht vorbeikommen. Gleichzeitig haben Sie im Lebensmittel- und Futter- ittelgesetz diesem Schutz vor zwei Wochen wesentlich eniger Beachtung geschenkt. (Ursula Heinen [CDU/CSU]: Ja, genau!) as ist aus unserer Sicht keine stringente Politik, die den nteressen der deutschen Wirtschaft auch nur ansatz- eise Rechnung trägt. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Sie wollen doch auch nicht rinderwahnsinnig werden!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13955 (A) ) (B) ) Gisela Piltz Ein weiterer Punkt: Das Vertrauen in das Behörden- handeln wird aus unserer Sicht auch dadurch empfind- lich gestört, wenn diese Falschinformationen verbreiten. Laut § 7 Abs. 3 des Gesetzentwurfs sollen die Behörden nicht verpflichtet sein, die Richtigkeit der Informatio- nen zu überprüfen. Nun stellen Sie sich vor, es wird zum Beispiel ein Bericht über eine Sekte erstellt, die als ver- fassungsfeindlich eingestuft wird. Die Behörde gibt die- sen also einfach heraus, ohne das weiter zu prüfen. Wäre das in Ordnung und im Sinne des Bürgers? Oder stellen Sie sich vor, das Verbraucherschutzministerium gibt ei- nen fehlerhaften Bericht über eine angebliche Belastung eines Lebensmittels heraus. Sie als Behörde prüfen das nicht und der Betrieb geht Pleite. Wäre das im Sinne des Bürgers? Aus unserer Sicht wäre es das nicht. Mehr Überprüfung hilft dem Bürger. So gesehen hilft Ihr Ge- setzentwurf leider nicht. (Ute Kumpf [SPD]: Redezeit!) Ein letzter Punkt, der heute auch schon erwähnt wurde. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Time-out! Die Zeit ist abgelaufen!) – Herr Bürsch, das stellt immer noch der Präsident fest und nicht Sie. (Otto Fricke [FDP]: Bürsch schwätzt gerne! Lass’ ihn doch!) Die Kollegin Philipp hat es bereits gesagt – damit komme ich zum Schluss –: Sie nehmen den Bundes- rechnungshof von der Auskunftspflicht aus. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Der Eishockey- grundsatz gilt auch hier!) Gerade dann, wenn Sie, also das Regierungshandeln, überprüft werden sollen, nehmen Sie sich aus. Das ist Augenwischerei und das wird die FDP nicht mitmachen. Wir sind gerne bereit, mit Ihnen zu beraten, um ein bes- seres Informationsfreiheitsgesetz zu schaffen. So, wie es ist, ist daran aber noch viel zu arbeiten. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Das Wort hat jetzt der Kollege Jörg Tauss von der SPD-Fraktion. (Gisela Piltz [FDP]: Oh, nein!) Jörg Tauss (SPD): Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Meine sehr ver- ehrten Damen und Herren! Die Kollegin Stokar von Neuforn hat von der Sternstunde der Grünen gespro- chen. Ich will in diesem Zusammenhang darauf verwei- sen, dass Otto Schily bei dieser Sternstunde damals da- bei war. Insofern ist hier natürlich kein Konflikt hineinzuinterpretieren. (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: So alt ist das schon?) I a d s d s I r f u K d s m f s A m n e V m a I m z l d s g n z d v V w d l I v (C (D Frau Kollegin Philipp, ich weiß nicht genau, wie die nformationsstränge innerhalb Ihrer Fraktion verlaufen, (Otto Fricke [FDP]: Besser als bei Ihnen!) ber ich will Ihnen folgende lustige Begebenheit schil- ern: Ich habe dem Kollegen Stadler, den ich jetzt nicht ehe – bei der FDP ist es also ähnlich –, angeboten, je- erzeit zur Verfügung zu stehen, wenn es Fragen zu die- em Verfahren gibt. (Birgit Homburger [FDP]: Er war gerade hier, Herr Tauss! Er hat Ihre Belehrungen aber nicht nötig!) ch habe im Büro Ihres innenpolitischen Sprechers ange- ufen und ihm gesagt, dass wir in den nächsten Tagen ertig sind (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Oh, haben wir uns nicht alle bei Ihnen gemeldet? Ja, ist es denn wahr!) nd dass Sie sich jederzeit an den Kollegen Bürsch, den ollegen Wiefelspütz und die Kolleginnen und Kollegen er Grünen wenden können, wenn Interesse daran be- teht, Informationen zum Verhandlungsstand zu bekom- en. Was hat der Kollege Koschyk gemacht? Er hat of- ensichtlich nicht Sie informiert, sondern er hat sich chriftlich beim Bundesinnenministerium über diesen nruf von mir beschwert. Das halte ich für einen ganz erkwürdigen Vorgang. Bitte beklagen Sie sich jetzt icht, Sie hätten keine Informationen gehabt! Ich hätte s für ein normales parlamentarisches und kollegiales erhalten gehalten, wenn wir uns hier vorher zusam- engesetzt hätten. Sie wissen doch, ich schätze Sie sehr, uch wenn es nicht auf Gegenseitigkeit beruht. (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Was er alles weiß!) Kurt Tucholsky hat vor geraumer Zeit gesagt: Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu ste- hen. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen. ch finde, dies ist ein sehr schöner Tucholskyspruch. Er einte in erster Linie natürlich die Machtungleichheit wischen Herr und Knecht bzw. Obrigkeit und Bittstel- ern zu seiner Zeit. Auf den modernen Staat und die mo- erne Verwaltung der Wissens- und Informationsgesell- chaft angewendet, könnte man sagen: Damit wird eine ewisse Informationsasymmetrie zwischen Bürgerin- en und Bürgern und ihrer Verwaltung beschrieben. Es geht nicht mehr in erster Linie um die Trennung wischen Macht und Ohnmacht, sondern um die Schei- ewand zwischen Wissen und Nichtwissen. Mit dem orliegenden Informationsfreiheitsgesetz haben wir den ersuch unternommen, diese Ungleichheit ein Stück eit abzubauen und damit gleichzeitig einen Beitrag für ie weitere Modernisierung von Staat und Verwaltung zu eisten. Der Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen für ein nformationsfreiheitsgesetz verfolgt das Ziel, in Abkehr on übertriebenen Grundsätzen der Vertraulichkeit 13956 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Jörg Tauss staatlichen Handelns, das Verwaltungshandeln zumin- dest des Bundes transparenter zu gestalten und die demokratischen Beteiligungsrechte der Bürgerinnen und Bürger zu stärken. Bisher galt in Deutschland beim Bund wie in den Ländern das althergebrachte Prinzip des Amts- und Aktengeheimnisses. Jetzt wollen wir, liebe Kollegin Piltz – nur so ist § 1 dieses Gesetzentwurfs zu interpretieren –, einen voraussetzungslosen freien Informationszugang gewähren. Dies ist in § 1 gemeint und das geht auch aus seiner Begründung eindeutig her- vor. Kollege Bürsch hat dies unter dem Stichwort „Je- dermannsrecht“ bzw. „Jederfrausrecht“ bereits darge- stellt. Der Grundsatz dieses Gesetzes lautet tatsächlich: Mehr Demokratie durch Transparenz wagen! Alle Vor- rednerinnen und Vorredner seitens der Koalition haben bereits darauf verwiesen, dass andere Staaten mit einem solchen Gesetz wirklich gute Erfahrungen gemacht ha- ben. Ein Blick auf die Landkarte macht deutlich, dass es wirklich höchste Zeit ist. Dafür brauchen wir nicht bis zum Jahr 1766 und zu den Schweden zurückzugehen. Auch die jüngste Vergangenheit macht klar, dass es an der Zeit ist, ein nationales Informationsfreiheitsgesetz, das es anderswo schon gibt und in der Praxis genügend angewandt wird, in Deutschland einzuführen. (Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Wenn Herr Tauss spricht, ist das ein einziger Zwischenruf!) In einigen Ländern hat dieser Informationszugang so- gar Verfassungsrang. Ein kleines Land wie Estland, das neu der EU beigetreten ist, hat dies in vorbildlichster Form geregelt. Wenn man über die EU-Erweiterung mit ihren Belastungen redet, dann sollte man dabei auch be- rücksichtigen, dass aus den neu beigetretenen Ländern ein frischer Wind zu uns herüberweht. Das Verständnis der Beitrittsländer von Verwaltungshandeln – ich be- ziehe mich natürlich auf die postsowjetische Zeit – kann für uns durchaus interessant sein. In der Europäischen Union waren wir auf diesem Ge- biet bisher ein weißer Fleck auf der Landkarte. Wir ha- ben, wie ausgeführt, bisher kein Informationsfreiheitsge- setz gehabt. In einigen Bundesländern wie Berlin, Brandenburg, Schleswig-Holstein und Nordrhein-West- falen gibt es bereits Landesinformationszugangsgesetze. Sie haben sich in der Praxis bewährt. (Norbert Geis [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!) – Dem Zuruf „Das stimmt doch gar nicht“ will ich wi- dersprechen. – Auf europäischer Ebene haben wir seit 2001 eine entsprechende EU-Verordnung, dass Doku- mente der Kommission, des Rates und des Europäischen Parlamentes im Grundsatz der Öffentlichkeit zugänglich sein müssen. In all den Bereichen, von denen ich gesprochen habe, kam es eben nicht zu den häufig in der Vergangenheit prognostizierten bzw. befürchteten Verwerfungen, zu de- nen ein solches Informationszugangsrecht führen würde, wie etwa dem Lahmlegen der Verwaltung durch querula- torische Anfragen, dem Ausspähen von Betriebs- und G z d h n s F U w s d d m W d s d c r z s H m N s n t d S V l z z h B a s v e c E „ W I G D d z d D e (C (D eschäftsgeheimnissen und einer zwangsläufig einset- ende Prozesslawine. Ich kann nur sagen: In allen Län- ern, die praktische Erfahrungen mit Informationsfrei- eitsgesetzen gemacht haben, sind diese Befürchtungen icht eingetreten. Dies ist ein wichtiger Ansatz für un- ere weitere Diskussion. Das Informationsfreiheitsgesetz ist eine Antwort, rau Kollegin Philipp, auf immense gesellschaftliche mbrüche im modernen Staat, der mit Etikettierungen ie der Informations- und Wissensgesellschaft um- chrieben werden kann. Wenn es zutrifft – ich als Bil- ungs- und Forschungspolitiker bin überzeugt davon, ass es zutrifft –, dass die entscheidende Ressource der odernen Gesellschaft der Zugang zu Information und issen ist, dann muss dies selbstverständlich auch für ie Information bei Behörden und Verwaltungen prakti- che Folgen haben. Davon sind wir überzeugt. Unser Informationsfreiheitsgesetz soll den Zugang er Bürgerinnen und Bürger zu diesen relevanten amtli- hen Dokumenten und Informationen sicherstellen und egeln. Ziel ist es, die Menschen in die Lage zu verset- en, Verwaltungshandeln nachzuvollziehen und kon- truktiv an diesem Verwaltungshandeln mitzuwirken. ierfür sind Information und Transparenz in einer De- okratie selbstverständlich zentrale Voraussetzungen. ur informierte Bürgerinnen und Bürger und – da timme ich Ihnen zu – nur informierte Parlamentarierin- en und Parlamentarier können ihre Aufsichts- und Kon- rollpflichten sachgerecht und effektiv erfüllen. Auch ies ist Kennzeichen eines modernen demokratischen taates. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Im Vorfeld der heutigen Beratung wurden seitens der erwaltung, aber auch von Teilen der Wirtschaft vor al- em zwei Bedenken formuliert: Erstens werde ein IFG usätzliche Bürokratie schaffen und damit dem Trend ur Deregulierung und Entbürokratisierung entgegenste- en. Zweitens bestehe mit einem IFG die Gefahr, dass etriebs- und Geschäftsgeheimnisse von Unternehmen n die Öffentlichkeit gelangten, beispielsweise im Zu- ammenhang mit Genehmigungs- oder Ausschreibungs- erfahren. Aus diesen Gründen, liebe Kollegin Piltz, gibt s Einschränkungen. Sie haben nach Ihrer grundsätzli- hen Kritik an den Einschränkungen selbst gesagt, dass inschränkungen an diesen Stellen sinnvoll sind. Im Übrigen habe ich nicht jedes Zitat von mir, das im Spiegel“ erscheint, im Kopf. (Gisela Piltz [FDP]: So oft stehen Sie auch nicht im „Spiegel“!) enn es so wäre, dann wäre es ein völlig falsches Zitat. ch habe nicht davon gesprochen, dass es außer für die eheimdienste für keine Bereiche Ausnahmen gebe. as ist so nicht richtig. Ich habe vielmehr gesagt, dass ie Geheimdienste – das gilt natürlich auch für die Poli- ei und für andere für die Sicherheit zuständige Behör- en – von diesen Regelungen ausgenommen bleiben. as gilt selbstverständlich auch für die Bundeswehr, wo s um militärische Geheimnisse und die Sicherheit Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13957 (A) ) (B) ) Jörg Tauss betreffende Fragen geht. Das ist doch selbstverständlich. Darüber braucht man gar nicht zu diskutieren. Kein Mensch käme auf die Idee, dass es einem Kriminellen gestattet werden kann, sich durch Blick in die Akte der Polizei oder des Geheimdienstes Informationen zu ver- schaffen. Das ist ein völlig undenkbarer Vorgang. Inso- fern ist das, was hier befürchtet wird, übertrieben – so steht es nicht im Gesetz – und lässt auf Missverständ- nisse schließen. Mit der Wirtschaft gab es Gespräche, zum Beispiel mit dem BDI. Ich fand lustig, dass Herr Rogowski, der auf einer Tagung des Arbeitgeberverbandes sagte, wir sollten die Fenster in Deutschland öffnen und frischen Wind ins Land lassen, beim Informationsfreiheitsgesetz, das frischen Wind in die Verwaltung bringt, ganz schnell die Fenster schließen wollte, weil möglicherweise die Wirtschaft betroffen ist. Die Bedenken der Wirtschaft kann man aufgreifen, Frau Kollegin Piltz. Es wäre Ihre Aufgabe, als Lobbyistin der Arbeitgeberverbände zu wirken. (Gisela Piltz [FDP]: Lieber Lobbyistin als Zwischenrufer!) In anderen Ländern zeigt sich, dass die Wirtschaft durch stärkere staatliche Transparenz nicht belastet wird, sondern davon in hohem Maße profitiert. Es liegen dazu Untersuchungen aus dem internationalen Bereich vor. Es gibt eine interessante Studie der Bertelsmann-Stiftung, die ich Ihnen allen zur Lektüre empfehle. Sie stellt fest, dass erstens Unternehmen davon profitieren, wenn die Verwaltung effizient arbeitet und Informationen syste- matisch bereitstellt. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist aber überraschend!) Zweitens profitieren sie davon, dass eventueller Amts- missbrauch, Misswirtschaft und Korruption – das gilt für den Korrupten und für den Korrumpierenden – reduziert werden. Drittens wird durch Nutzung des Informations- zugangsgesetzes eine bessere Abschätzung von Ge- schäftsperspektiven möglich. Viertens werden durch die Verfügbarkeit von staatlicher, oft nicht genutzter Infor- mation neue Geschäftsmodelle möglich – das zeigen Beispiele in den USA – und damit können Arbeitsplätze geschaffen werden. Diese vier Punkte, die hier bezüglich der Wirtschaft festgestellt worden sind, ermutigen uns, mit der Wirt- schaft in die Diskussion zu kommen. Was übrigens ganz besonders interessant ist – das sollte man auch wissen –: In den USA und in Kanada kommen 50 Prozent der IFG- Anfragen aus dem Kreis kommerzieller Akteure. Man- che Quellen sprechen sogar von 80 Prozent. Ebenfalls sehr interessant ist, dass deutsche Firmen, die in den USA investieren und Geschäfte machen wol- len, zu den intensivsten Nutzern des amerikanischen In- formationsfreiheitsgesetzes gehören. Auch das ein hoch- interessantes Ergebnis bereits bekannter Vorgänge, die sich sicherlich auf uns übertragen lassen. Transparency International ist bereits angesprochen worden. Dabei handelt es sich um eine Antikorruptions- o f h t W B h r w e S o n W B I g b S w d t g f B D t B d d w d F s g m d g s F – v a s s i l (C (D rganisation, die ein Ranking vieler Staaten erstellt und estgestellt hat, dass es in Staaten mit Informationsfrei- eitsgesetzen weniger Korruption als in anderen Staa- en oder sogar keine Korruption gibt. Ich will zum Schluss dieser Debatte noch einige orte des Dankes vorbringen. Hierzu hat mein Kollege ürsch bereits das eine oder andere ausgeführt. Spaßes- alber haben wir uns vorhin gefragt, ob dieser moderie- ende Mensch tatsächlich unser Kollege Wiefelspütz ist, ie wir ihn sonst kennen. Er war es wirklich und er hat ine wichtige Rolle gespielt. (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer) Ich danke ausdrücklich dem Parlamentarischen taatssekretär im Bundesministerium des Inneren, der ft zwischen den Fronten stand und uns ebenfalls in ei- er hervorragenden und sehr qualifizierten Art und eise geholfen hat, übrigens mit den Beamtinnen und eamten des Innenministeriums. (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Die haben doch gut gearbeitet!) ch weiß nicht, an welchen Legenden Sie arbeiten. Es ab zwar unterschiedliche Auffassungen, aber die Ar- eitsebene des BMI war an allen Beratungen beteiligt. ie waren mit Sicherheit nicht die Vorreiter dessen, was ir erreichen wollten. Das gebe ich zu. Sie waren oft auf er Seite der Bedenkenträger. Aber ich halte es für rich- ig, dass diejenigen, die in den Ämtern und Verwaltun- en arbeiten und über eine entsprechende Erfahrung ver- ügen, in einem solchen Verfahren ihre Erfahrungen und edenken in die Koalitionsberatungen mit einbringen. as ist ein selbstverständlicher Umgang, den wir vonsei- en unserer rot-grünen Regierungskoalition mit dieser undesregierung pflegen. Dabei darf sich im Übrigen je- er zu Wort melden. Das gilt selbstverständlich auch für en Staatsminister im Bundeskanzleramt. Ich weiß nicht, as Sie daran verwundert. Ich weise jeden Angriff in iesem Zusammenhang zurück. Ich bedanke mich bei dem Fraktionsvorsitzenden, den raktionsführungen und dem Kollegen Hacker, der als tellvertretender Vorsitzender beteiligt war. Frau Kolle- in Rupprecht – sie sitzt gerade hinter mir –, ich bedanke ich auch ausdrücklich beim Petitionsausschuss, (Otto Fricke [FDP]: Tolles Gremium!) er ein äußerst positives Votum abgegeben hat. Ich laube, auch diese Entscheidung des Petitionsausschus- es hat uns in unserem Vorhaben sehr gut vorangebracht. Ich habe eine Bitte an die Opposition. Vonseiten der DP haben wir gehört, dass Sie sich blondgelockt – – (Gisela Piltz [FDP]: Vorsicht!) Blondgelockt trifft es vielleicht nicht ganz. Ich wollte on einem blondgelockten Jüngling sprechen, der sich uf ein Pferd schwingt. Aber Spaß beiseite. Wenn Sie ich sozusagen aufs Pferd schwingen, konstruktive Vor- chläge machen und konstruktive Ansätze verfolgen, die n die richtige Richtung weisen, dann heiße ich Sie herz- ich willkommen. 13958 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Jörg Tauss Das gilt natürlich auch für die Union. Der Kollege Geis hat manchmal mit leichten Bedenken sein Haupt gewiegt. Ich weiß noch nicht, wie er sich in seiner Rede äußern wird. Der Kollege Geis ist so konservativ, dass er auch ohne Rechtschreibreform konservativ mit c schreibt. (Norbert Geis [CDU/CSU]: Das kommt aus dem Lateinischen! Ich kann mich aber nicht erinnern, das so gemacht zu haben!) Aber vielleicht erleben wir auch hierbei eine Überra- schung, indem wir von Ihrer Seite einen frischen Wind verspüren. Das wäre wunderbar, weil wir dann das von Kurt Tucholsky beschriebene Verhältnis zwischen der Position vor und hinter einem Schalter zugunsten des Bürgers gestalten könnten. Erlauben Sie mir eine letzte Anmerkung zum Daten- schutz. Wir haben den Punkten, die den Datenschutz be- treffen und dazu in einem Spannungsverhältnis stehen können, in der Form Rechnung getragen – das ist eine intelligente Lösung, wie wir sie auch von den Ländern kennen –, dass der Bundesbeauftragte für den Daten- schutz gleichzeitig auch Informationsbeauftragter für das Recht auf Akteneinsicht ist. Ich halte das für eine vernünftige Kombination, weil Datenschutz und Infor- mationsfreiheit zwei Seiten einer Medaille sind. Ich glaube nicht, dass wir dafür fünf Stellen brauchen. Aber das wird sich zeigen. Der Datenschutzbeauftragte – das haben die Erfahrungen der Länder gezeigt – kann sehr gut beide Funktionen ausüben. Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, wie Sie sicherlich gemerkt haben, bin ich heute sehr entspannt und froh. (Zuruf der Abg. Beatrix Philipp [CDU/CSU]) – Ja, Frau Kollegin Philipp. Ich habe heute Hochzeitstag, bin seit 28 Jahren glücklich verheiratet (Beifall des Abg. Norbert Geis (CDU/CSU) und habe ein wunderbares Gesetz mit auf den Weg ge- bracht. Insofern bin ich rundum zufrieden. (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Was hier für eine Redezeit verplempert wird! Das ist un- glaublich!) Wenn Sie sich an den Gesetzesberatungen konstruktiv und mit Verbesserungsvorschlägen beteiligen, dann wer- den wir einen guten Start ins neue Jahr haben. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Schönen Gruß an Ihre Frau!) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Da Sie es angesprochen haben, gratulieren wir Ihnen natürlich, und zwar besonders zu Ihrer Frau. (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!) Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Norbert Geis. D l – – e t s a g w b s i s W v o d i g D r b ä a D ß t f a D E n i s a d i S (C (D Norbert Geis (CDU/CSU): Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten amen und Herren! Herr Tauss, auch von mir die Gratu- ation, vor allen Dingen an Ihre Frau. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Das artet jetzt aber aus!) Diese Gelegenheit darf man ja einmal nutzen. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Wenn jeder mit seinem Hochzeitstag kommt, wird es schwie- rig!) Ich habe bis jetzt nie die Gelegenheit gehabt. Mir ist in solcher Vorteil nicht zuteil geworden. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Mein Sohn hat außerdem Geburtstag!) Lieber Herr Tauss, ich weiß nicht, ob ich „konserva- iv“ jemals mit c geschrieben habe. Das deutsche Wort tammt jedenfalls vom lateinischen Begriff „conservare“ b. Damals gab es noch kein k. Möglicherweise sind das ewissermaßen noch Rückstände aus meiner Schulzeit. Eine Vorbemerkung: Wir alle müssen aufpassen, dass ir nicht ein Informationsfreiheitsgesetz auf den Weg ringen, das lauter Ausnahmen enthält. Dass in einem olchen Gesetz Ausnahmen vorgesehen werden müssen, st selbstverständlich; das kann auch gar nicht anders ein. (Jörg Tauss [SPD]: Aber zu viele sollten es nicht sein! Da haben Sie Recht!) enn jedermann, wie es der vorliegende Gesetzentwurf orsieht, das Recht auf Akteneinsicht hat – ob Inländer der Ausländer, ob vom Ausland oder vom Inland –, ann muss man sich natürlich die Frage stellen, ob dem m jeweiligen Einzelfall nicht gewichtige Rechte entge- enstehen. Das bedarf wieder Ausnahmeregelungen. arüber sind wir alle sicherlich einer Meinung. Es gibt ganz gewiss gute Gründe, das Informations- echt der Bürger auszuweiten; denn die freie Meinungs- ildung und damit die Möglichkeit der freien Meinungs- ußerung hängen von den Informationsmöglichkeiten b. (Zuruf von der SPD: Aber?) ie freie Meinungsbildung ist für die freie Meinungsäu- erung notwendig. Letztere ist wiederum für das Funk- ionieren der Demokratie notwendig und ist auch wichtig ür den jeden einzelnen Menschen; denn Menschen sind uf Kommunikation angewiesen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) as Bundesverfassungsgericht hat in einer sehr frühen ntscheidung festgestellt, dass das Recht auf freie Mei- ungsäußerung eines der vornehmsten Menschenrechte st und dass das Recht auf Information zu diesem Men- chenrecht gehört und selbstständig neben dem Recht uf freie Meinungsäußerung steht. Konrad Hesse sagt, ass es das Gegenstück zur freien Meinungsäußerung st. Das Informationsrecht ist zweifellos ein Grundrecht. o ergeben sich aus Art. 5 Abs. 1 Satz 1 des Grundgeset- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13959 (A) ) (B) ) Norbert Geis zes zum einen das Recht auf freie Meinungsäußerung und zum anderen das Recht, sich aus öffentlichen Quel- len zu informieren, allerdings nicht aus den Inhalten der Verwaltungsakten. Insoweit geht der vorliegende Ge- setzentwurf über die Begrenzung des Art. 5 des Grund- gesetzes hinaus. Das kann man machen. Aber darüber muss man reden, weil das mit Abwägungsprozessen ver- bunden ist. Wir haben bereits in Spezialgesetzen Informations- rechte für jedermann geregelt, beispielsweise im Um- weltinformationsgesetz. Es ist aber fraglich, ob man über die spezialgesetzlich geregelten Auskunftsansprü- che hinaus ein generelles Auskunftsanspruchsrecht ein- führen sollte. Die Koalitionsparteien haben sich mit die- ser Frage schwer getan. Sonst hätten sie nicht sechs Jahre benötigt, um einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen. Auch die Regierung hat sich schwer getan und ihre Bedenken geäußert, wie wir aus der „Berliner Zeitung“ vom 11. Dezember 2004 wissen. Wir, die CDU/ CSU – das hat Frau Philipp schon gesagt –, teilen das Anliegen des vorliegenden Entwurfes und haben gegen die Möglichkeit, von der Regierung und der Verwaltung mehr Informationen zu erlangen, nichts einzuwenden. Allerdings müssen wir – vielleicht stärker, als Sie das getan haben – auch die Nachteile einer solchen Regelung bedenken. Kommt es zu einem allgemeinen Informationsrecht für jedermann, dann ist wahrscheinlich mit einer starken Mehrbelastung der Verwaltung zu rechnen. Wenn tat- sächlich jedermann davon Gebrauch machen würde, dann kann man sich sehr leicht vorstellen, wie sehr die Verwaltung belastet würde. Die Mehrbelastung resultiert nicht daraus, dass beispielsweise ein Beamter in den Keller gehen muss, um dort einen Akt herauszusuchen, sondern, dass immer ein Abwägungsprozess notwendig ist; denn in jedem Einzelfall muss abgewogen werden, ob das Recht auf Information, das jedermann geltend machen kann, nicht gegen die Geheimnispflicht des Staates in bestimmten Fällen oder gegen das Recht einer einzelnen Person auf Datenschutz verstößt. Ein solcher Abwägungsprozess benötigt Zeit, führt zwangsläufig zu einer Behinderung der Verwaltung und steht im Wider- spruch zu den Bemühungen um Deregulierung und Ver- fahrensbeschleunigung. Auch das sollte man in aller Ruhe bedenken. Weil im Einzelfall immer eine Abwägung vorgenom- men werden muss, kann es auch zu einer Art doppelter Aktenführung kommen. Es kann dazu kommen, dass die Verwaltung in einer Akte all das zusammenfasst, was für jedermann zugänglich sein soll, und in einer anderen Akte, die zum selben Vorgang gehört, all die Vermerke und Vorschläge unterbringt, die nicht für jedermann zu- gänglich sein sollen. Es wäre verständlich, wenn es zu einer solchen doppelten Aktenführung käme. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das versucht die Staatsanwalt- schaft auch immer!) Das wäre jedoch sehr gefährlich, weil damit die Voll- ständigkeit der Akten nicht unbedingt gegeben sein w s S E r v D e s g – D z A d m M k A r s g b i n t r g d b D d t s K s r R d g D g w d o w e z g k D r is A m (C (D ürde. Darüber hinaus wäre die behördeninterne Zu- ammenarbeit behindert. Ein weiterer wichtiger Punkt, der heute noch nicht zur prache kam, ist nach meiner Auffassung zu bedenken. s geht darum, ob ein solches generelles Informations- echt nicht zu sehr den Kernbereich exekutiver Eigen- erantwortung einer Verwaltung oder Regierung stört. ie Eigenverantwortung ist notwendig und ermöglicht rst ein vernünftiges Verwaltungshandeln. Sie müssen ich eines vorstellen: Einer Verwaltungsentscheidung eht immer ein Abwägungsprozess voraus. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Das ist in § 4 doch geregelt!) Moment, ich will Ihnen den Zusammenhang erklären. as ist eine Ausnahme und wenn Sie diese Ausnahme ulassen, können Sie das Gesetz vergessen; denn jeder nspruch auf Akteneinsicht greift unter Umständen in en Kernbereich der Verwaltung hinein. Sie müssen im- er bedenken, dass in einem Entscheidungsprozess einungen geäußert werden, die in Form von Vermer- en in die Akten gelangen und somit Gegenstand der kte werden. Vielleicht ändert derjenige, dessen Äuße- ung als Vermerk in der Akte steht, im Laufe des Prozes- es seine Meinung und will sich nicht unbedingt festna- eln lassen. Er wird es sich in einem anderen Fall drei- is viermal überlegen, ob er seine Meinung noch einmal n Form eines Aktenvermerks kundtun wird. Das stört ach meiner Auffassung den Kernbereich der Verwal- ung und wird in der Praxis sicherlich zu großen Schwie- igkeiten führen. Ich glaube, dass wir darüber noch aus- iebig nachdenken müssen, wenn dieses Gesetz wirklich as Tageslicht erblicken soll. Durch Akteneinsicht für jedermann könnte der Kern- ereich von Regierung und Verwaltung gestört werden. eshalb stellt sich die Frage, ob die Meinungsbildung er Öffentlichkeit, die durchaus ein Recht auf Informa- ion hat – dieses Recht unterschätzen wir keineswegs, ondern unterstützen es vom Grundsatz her –, und das ontrollrecht, das dadurch entsteht, wirklich so bedeut- am sind, dass die Nachteile, die ich genannt habe, zu- ückstehen können. Den Berichten der Bundesländer, in denen dieses echt bereits eingeführt wurde, entnehmen wir, dass von em Recht auf Akteneinsicht völlig unbetroffener Bür- er bisher noch nicht viel Gebrauch gemacht worden ist. ass es das Recht der Akteneinsicht betroffener Bürger ibt, ist unstrittig und nicht Gegenstand des Gesetzent- urfs. Das Recht unbetroffener Bürger wird in den Bun- esländern, in denen es bereits eingeführt ist, nicht sehr ft wahrgenommen. Wir hören aber, dass beispielsweise Organisationen ie Scientology sehr wohl von ihrem Recht der Akten- insicht Gebrauch machen, um Informationen darüber u erhalten, wie groß das Verwaltungswissen über die ei- ene Tätigkeit ist. Wir können uns auch vorstellen, dass riminelle Organisationen ein solches Bedürfnis haben. arüber hinaus können wir uns vorstellen, dass sich echts- und linksextremistische Kreise, vielleicht auch lamistische Kreise dieses Recht zunutze machen. Diese spekte müssen bei der Beratung des Gesetzentwurfs it bedacht werden. 13960 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Norbert Geis Ich glaube auch nicht, dass Ihr Argument, durch das unbeschränkte Informationsrecht von jedermann könnte Korruption verhindert werden, zutrifft. (Zuruf von der SPD) – Ich will Ihr Argument durchaus anerkennen, bin aber zunächst skeptisch, weil ich mir gut vorstellen kann, dass diejenigen, die einen Händel miteinander haben, alle Spuren auslöschen und diesen eben nicht aktenkun- dig machen, sodass sich aus den Akten ein solcher Kor- ruptionstatbestand sicher nicht ergibt. Deswegen ist auch das Argument, man könne dadurch mehr Korruption verhindern, genau zu prüfen und von dieser Prüfung müssen wir unsere Zustimmung abhängig machen. Insgesamt will ich aber noch einmal betonen, Herr Bürsch, dass wir dieser Gesetzesvorlage, die in ähnlicher Weise von der nordrhein-westfälischen CDU-Landtags- fraktion eingebracht worden ist, offen gegenüberstehen. Wir wollen mit Ihnen darüber diskutieren. Wir wollen eine umfangreiche Anhörung durchführen und zusam- men mit Ihnen dieses Gesetz so umgestalten, dass es praktikabel wird. Dass wir dieses Gesetz unter Umstän- den auch ablehnen, müssen Sie uns ebenfalls zubilligen. Jedenfalls wollen wir hiermit unsere Diskussionsbereit- schaft signalisieren. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Petra Pau. Petra Pau (fraktionslos): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir diskutieren heute nicht einfach über ein Gesetz unter vielen. Es geht um einen grundlegenden Mentalitäts- wechsel im Verhältnis zwischen Bürger und Staat. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [frakti- onslos]) Die Bürgerinnen und Bürger sollen ein Recht auf Akten- einsicht erhalten und der Staat muss dem nachkommen. Dieses demokratische Prinzip ist das Gegenteil vom her- kömmlichen Amtsgeheimnis. Deshalb ist die PDS grundsätzlich dafür. Zur Vorgeschichte gehört allerdings auch, dass sich alle Bundesregierungen – egal welche – bislang nicht mit Ruhm bekleckert haben, wenn es um ein Informa- tionsfreiheitsgesetz ging. Dabei wurde das erste Gesetz dieser Art – es wurde heute schon erwähnt – schon 1766, also vor fast 250 Jahren, in Schweden beschlossen. In- zwischen haben die meisten EU-Staaten und auch die Bundesländer nachgezogen. Nur der Bund folgt noch überholten Standards. Deshalb wird es höchste Zeit, dass uns hier ein gutes Gesetz gelingt. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [frak- tionslos]) D M k K A m g h m u b h n Z i i s f D s t g t B V s z „ m g R g I s l l m I (C (D abei geht es nicht nur um ein allgemeines Prinzip. ehr Transparenz ist die Grundlage für mehr Demo- ratie und zugleich ein hilfreiches Mittel gegen Filz und orruption. Daran gibt es bekanntlich keinen Mangel. mtsstuben und Behördengänge sollen keine Blackbox ehr sein, ihre Türen sollen geöffnet und die Rollläden ehoben werden, sodass staatliches Innenleben für alle eller und einsehbarer wird. So weit der gute Anspruch. Das funktioniert aber nur, wenn berechtigte Ausnah- en nicht zur Regel werden und wenn die Bürgerinnen nd Bürger die gewünschten Informationen auch pro- lemlos und unbürokratisch erhalten können. Genau ier, bei den Ausnahmen und den Hürden, beginnen ach dem Studium der Gesetzesvorlage allerdings meine weifel. Erst in der vergangenen Woche hatten Bundes- nnenminister Otto Schily und andere gegen das Gesetz nterveniert. Es ging ihm zu weit. Das war zu erwarten, chließlich geht es um einen Mentalitätswechsel und da- ür ist nicht jeder geeignet. (Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Sie haben Erfahrung darin!) eshalb steht Rot-Grün vor einer Wahl: entweder ein chlechtes Gesetz mit Otto Schily oder ein gutes Gesetz rotz Otto Schily. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [frakti- onslos] – Jörg Tauss [SPD]: Woher wissen Sie das?) Ich sage dies auch vor einem viel weiteren Hinter- rund: Es darf nicht länger sein, dass sich der Staat wei- erhin bedeckt hält, während er seine Bürgerinnen und ürger immer nackter macht. Das ist aber Praxis beim ollzug vieler Gesetze, die wir in diesem Jahr hier be- chlossen haben, ob zu Hartz IV, zur Autobahnmaut, um internationalen Datenhandel oder die so genannten Otto-Pakete“. Die Bürgerinnen und Bürger werden im- er gläserner und der Datenschutz wird immer löchri- er. Das verträgt auf Dauer keine Demokratie. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [frak- tionslos]) Deshalb muss der Trend gewendet werden: gläserne athäuser und selbstbestimmte Bürgerinnen und Bür- er. Von diesem Leitbild lässt sich die PDS leiten. Das nformationsfreiheitsgesetz könnte dafür ein Baustein ein. (Anhaltender Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Jörg Tauss [SPD]: Für die Rathäuser können wir das leider nicht gleich mitregeln! Das ist schwierig!) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Grietje Bettin. Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol- egen! Endlich ist es so weit: Nach sechs Jahren, unzäh- igen Verhandlungsrunden und einer Reihe von Kompro- issen liegt uns heute ein Koalitionsentwurf eines nformationsfreiheitsgesetzes vor. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13961 (A) ) (B) ) Grietje Bettin (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD) An dieser Stelle möchte ich auch den Bürgerrechts- verbänden für die tolle Unterstützung, die sie uns in die- sem langen Prozess gewährt haben, ausdrücklich dan- ken. Bereits im Jahr 1986 hat die damalige grüne Bundes- tagsfraktion den ersten Entwurf eines Gesetzes zur Re- gelung des Rechts auf Akteneinsicht vorgelegt. Die da- malige schwarz-gelbe Bundesregierung war jedoch nicht bereit, sich vom Geist einer preußisch-obrigkeitlichen Staatsdoktrin zu verabschieden und ihrer Verwaltung in die Karten schauen zu lassen. (Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU und der FDP) Bis heute, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP und von der CDU/CSU, liegt von Ihnen keine Initiative zur Stärkung der Informationsfreiheit vor. Das muss man hier wirklich einmal ausdrücklich sagen. (Jörg Tauss [SPD]: Das wird sich ja jetzt än- dern!) Heute, 18 Jahre nach der ersten Initiative, bringen wir endlich mehr Transparenz in deutsche Amtsstuben. In diesem Zusammenhang möchte ich betonen: Es gab in den vergangenen Jahren auch in vielen Behörden auf allen staatlichen Ebenen Kräfte, die sich selbst mehr Transparenz und Bürgernähe geben wollten. Unser Ziel ist es nun, durchsichtiges Verwaltungshandeln in Deutschland möglichst flächendeckend einzuführen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD) Nach unserem Gesetz hat jeder einen Anspruch auf Zugang zu amtlichen Informationen gegenüber den Be- hörden des Bundes, und zwar ohne ein besonderes Inte- resse begründen zu müssen. Damit schaffen wir einen neuen Grundsatz für Verwaltungshandeln: Nicht mehr die Bürgerinnen und Bürger sind in der Begründungs- pflicht; vielmehr müssen die Ämter darlegen, warum sie in einzelnen, gesetzlich genau geregelten Fällen den An- trag ablehnen. Wir wollen damit nicht etwa – wie uns vielfach vor- geworfen wurde – Bürokratie fördern oder Behörden überlasten. Wir wollen vielmehr, dass Ämter und Ein- richtungen des Bundes von sich aus ihr Wissen, zum Beispiel über das Internet, zur Verfügung stellen. Das ist heutzutage ziemlich kostengünstig möglich und bei- spielsweise für uns Abgeordnete – zumindest für die meisten von uns – ein Automatismus. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD) Information soll selbstverständlich für jede und jeden er- hältlich sein. Dies senkt die Zahl der Anfragen und er- höht den Kenntnisstand der Öffentlichkeit. Freier Zugang zu Daten und Transparenz in Verwal- tungen erleichtern im Übrigen die journalistische Re- cherche und können helfen, Korruption vorzubeugen. S d g f g h w t r J t t f I e s g A n e h z d t m d b d 1 m I z w f s m B p t d w t t (C (D o zeigt der internationale Korruptionsindex klar, dass iejenigen Länder, die bereits ein Informationsfreiheits- esetz haben, eine wesentlich geringere Bestechungsan- älligkeit aufweisen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Das stimmt, Kollege Geis! – Otto Fricke [FDP]: Das merken wir in NRW! – Norbert Geis [CDU/CSU]: Stimmt das für NRW? – Jörg Tauss [SPD]: Was glauben Sie, was dort sonst los wäre! – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Dort gibt es keinen Korruptionsindex!) Wenn ich mir andere europäische Länder und diejeni- en Bundesländer ansehe, in denen es Informationsfrei- eitsgesetze gibt, so ist mir immer wieder unbegreiflich, arum wir auf ein solches Gesetz so lange warten muss- en. Klar ist: Mit dem weit reichenden Akteneinsichts- echt ist ein gewisser Verwaltungsaufwand verbunden. edoch sind in keinem der Länder mit einem Informa- ionsfreiheitsgesetz Behörden unter einer Flut von An- rägen zusammengebrochen und nirgends wurden Ver- ahren und Prozesse durch Bekanntgabe von geheimen nformationen vereitelt. In Schleswig-Holstein, wo es in solches Gesetz bereits seit vier Jahren gibt, (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD]) ind innerhalb der ersten zwei Jahre circa 2 000 Anfra- en auf Informationszugang eingegangen. Das heißt, der nspruch auf freien Informationszugang wird wahrge- ommen. Die Anträge haben sich aber dabei gut auf die inzelnen Behörden verteilt. Der Großteil der Ämter atte maximal fünf Anfragen innerhalb von zwei Jahren u bearbeiten. Die Beispiele aus Schleswig-Holstein zeigen außer- em, dass vieles, was bisher als geheimhaltungsbedürf- ig galt, bei Licht besehen ohne weiteres zugänglich ge- acht werden kann. Bei über 90 Prozent der Fälle wurde ie gewünschte Akteneinsicht gewährt. Auch die Bear- eitungsdauer je Antrag in Schleswig-Holstein kann en Bedenkenträgern die Angst nehmen: In 90 von 00 Fällen konnte die Antwort innerhalb einer Woche itgeteilt werden. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD) n lediglich 7 Prozent der Fälle dauerte die Bearbeitung wei bis vier Wochen. Dies zeigt, dass die Fristenregelung – sie ist in Schles- ig-Holstein dieselbe wie in unserem Entwurf – keines- alls eine unzumutbare Belastung für die Behörden dar- tellt. Wenn die gewünschte Information vorhanden ist, uss eine Frist von einem Monat ausreichen, um dem ürger eine Antwort zur Verfügung zu stellen. Bei kom- lexen Informationsanforderungen gilt ein Bearbei- ungszeitraum von zwei Monaten. Das sind Vorgaben, ie nach unserer Einschätzung durchaus eingehalten erden können. Wichtig war für uns auch: Die Höhe der Bearbei- ungsgebühr darf niemanden vom Zugang zu Informa- ionen abhalten. 13962 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Grietje Bettin Die Informationsbeschaffung wird für interessierte Bürgerinnen und Bürger, aber beispielsweise auch für Unternehmen in Zukunft viel weniger aufwendig. Infor- mationsfreiheit im Bereich der öffentlichen Vergabe kann den Wettbewerb stärken und zum Motor für Ent- wicklungen werden. Abschließend: Ich bin mir sicher, dass uns ein Gesetz- entwurf vorliegt, der in seiner Ausgewogenheit den vie- len Bedenken in die eine oder andere Richtung gerecht wird und der sich unter dem Strich sehen lassen kann. Für weitere Verbesserungen und Anregungen sind wir aber offen. Wir sollten uns endlich neben die europäi- schen Nachbarländer stellen, die alle, außer Luxemburg, bereits über ein solches Gesetz verfügen. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt der Herr Bundesinnenminister Otto Schily. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Otto Schily, Bundesminister des Innern: Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle- gen! (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Wenn der Herr Tauss seine Lebensverhältnisse nicht offen ge- legt hätte, hätte er noch mehr Minuten!) – Frau Kollegin Philipp, wenn Sie gestatten! – Deutsch- land ist als Republik konstituiert. Wir wissen, was das heißt: res publica, die öffentliche Angelegenheit. Wir sprechen vom öffentlichen Recht, vom öffentlichen Dienst. Das heißt, unser Staat ist auf Öffentlichkeit ange- legt. Insofern ist dieser Gesetzentwurf zu begrüßen; er löst dieses Verfassungsversprechen ein. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Das ist das schönste Wort zum Sonntag!) Es ist von verschiedenen Seiten dazu Stellung genom- men worden. Aus den Äußerungen aus der CDU/CSU bin ich nicht so recht schlau geworden. (Norbert Geis [CDU/CSU]: Das ist nicht unser Problem!) – Nein, nein. Sie haben auch einen sehr konstruktiven Beitrag geleistet, Herr Geis. Das war interessant. Das war sozusagen auf positive Mitarbeit angelegt. Bei Frau Philipp habe ich das nicht entdecken können. Aus Ihrem Beitrag, Frau Philipp, habe ich eigentlich entnommen, dass Sie überhaupt nichts wollen, was der Position in den 16 Jahren der Regierung Kohl entspricht. Das ist der Eindruck, den ich bei Ihrem Beitrag gewonnen habe. (Widerspruch der Abg. Beatrix Philipp [CDU/ CSU] – Norbert Geis [CDU/CSU]: Das war jetzt übertrieben, Herr Minister! 16 Jahre er- – „ P D v s I – I n A v – l d h g v W ü r s s w m l m t v b S l (C (D folgreiche Politik kann man nicht wegstrei- chen!) Wenn ich das missverstanden habe, umso besser. Frau Philipp hat mich noch nachträglich zu dem Preis Verschlossene Auster“ beglückwünscht, den mir die resse verliehen hat. (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Das war doch nett! – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Von dem der Innenminister nichts weiß!) anke schön, Frau Philipp. Ich habe den Preis etwas un- erdient erhalten, finde ich, es sei denn, dass man meine prichwörtliche Pressescheu damit würdigen wollte. (Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ch habe auch eine Dankesrede gehalten. (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: War nett!) Ach, Sie kennen sie. Sehr gut. Das war eine gute Rede. (Heiterkeit) n dieser Rede habe ich gesagt: Es ist für einen Innenmi- ister nicht ganz schlecht, wenn er nicht alles aus seinem mtsbereich ausplaudert. – Insofern habe ich den Preis ielleicht auch wieder verdient. (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Ich habe das mit dem Lob ernst gemeint! – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Es bezog sich nicht auf dieses Ge- setz! – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Allgemein war das!) Dann ist es ja in Ordnung. Meine Damen und Herren, ich will mich bei dem Kol- egen Bürsch und bei der Kollegin Stokar ausdrücklich afür bedanken, dass sie hier zum Ausdruck gebracht aben: Es gilt auch für dieses Gesetz die strucksche Re- el: Es kommt kein Gesetz so aus dem Gesetzgebungs- erfahren heraus, wie es hineingegangen ist. (Jörg Tauss [SPD]: Man kann es besser ma- chen, klar!) ir werden eine Anhörung durchführen. Wir werden ber Verbesserungsvorschläge und über kritische Punkte eden. Das müssen wir in der Tat. Der Kollege Geis hat chon einige Punkte angesprochen, die meines Erachtens ehr bedenkenswert sind. Er hat mir damit einiges vor- eggenommen. Ich will es aber unterstreichen. Wenn man einen Popularanspruch eröffnet, dann uss man sich darüber im Klaren sein, dass davon natür- ich nicht nur der politisch interessierte Bürger Gebrauch achen kann. Hinter einem solchen politisch interessier- en Bürger können sich sehr unterschiedliche Interessen erbergen. Mit diesem Problem müssen wir sehr sensi- el und sehr sorgsam umgehen. (Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP]) ie haben einige Beispiele angesprochen, etwa Sciento- ogy. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13963 (A) ) (B) ) Bundesminister Otto Schily (Abg. Volker Kauder [CDU/CSU] spricht mit Abg. Petra Ernstberger [SPD]) – Herr Kauder, habe ich die Möglichkeit zu sprechen oder wollen Sie jetzt hier Verhandlungen führen? Im letzteren Fall würde ich einen Moment unterbrechen. Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Herr Kollege Kauder, es ist nicht erwünscht, dass dem Redner der Rücken zugekehrt wird und dabei Verhand- lungen geführt werden. Otto Schily, Bundesminister des Innern: Ich kann gerne meine Rede unterbrechen und mich dann später noch einmal zu Wort melden. Ich halte Ihr Verhalten für nicht angemessen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Die Bundesregierung hat mich überhaupt nicht zu disziplinieren! – Jörg Tauss [SPD]: Das ist typisch Kauder! Unhöf- lich bis dort hinaus!) – Sie, Herr Kollege Kauder, mögen Kujonieren als ange- messenes, taktvolles Verhalten bezeichnen; ich habe da eine andere Erziehung als Sie genossen. So viel will ich Ihnen dazu nur sagen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Schwacher Beifall!) Ich will noch einmal auf den Punkt zurückkommen: Popularklagen sind gefährlich, Allgemeinansprüche bergen Risiken. Wir müssen dabei bedenken – – (Abg. Volker Kauder [CDU/CSU] spricht mit Abg. Ilse Falk [CDU/CSU]) – Ich empfinde das wirklich nicht als angemessen. So können wir nicht miteinander umgehen. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Dass aus- gerechnet Sie sich beschweren!) Es ist ja in der Tat so – das ist hier schon mehrfach an- gesprochen worden –, dass kein berechtigtes Interesse für einen Informationsanspruch geltend gemacht werden muss. Jedoch können sehr starke Interessen hinter einem solchen Informationsverlangen stehen. Über diesen Sachverhalt müssen wir uns im Klaren sein. Es ist dankenswerterweise von allen Seiten – auch von der SPD-Fraktion und der Fraktion des Bündnisses 90/ Die Grünen – angesprochen worden, dass es ein Span- nungsverhältnis zwischen Datenschutz und Auskunftsan- spruch gibt. Der Datenschutz kann ja indirekt über den Auskunftsanspruch verletzt werden. Deshalb bitte ich in aller Freundschaft, nicht der Frage auszuweichen, ob es richtig ist – wir können uns darüber unterhalten; es gibt ja auch verschiedene Argumente für die Lösung, die im Ge- setz vorgesehen ist –, den Datenschutzbeauftragten zu- gleich zum Informationsbeauftragten zu machen. (Jörg Tauss [SPD]: Damit haben wir gute Er- fahrungen gemacht!) – Ob all diese Erfahrungen übertragbar sind, da habe ich Bedenken. Sonst wohnen da zwei Seelen in einer Brust. M E s h s s z k s I W s h s t i c D d w B n a F v b a t d u V t I n B h w n v D s d w t d e W m (C (D ich verbindet ja mit einigen Kollegen die anwaltliche rfahrung. Als Anwalt habe ich immer ein wenig Skep- is gegenüber dem Anspruch der Staatsanwaltschaft ge- abt, die objektivste Behörde der Welt zu sein, die sozu- agen auch die Verteidigung übernehmen kann. Deshalb age ich, es ist schwierig, dem Datenschutzbeauftragten ugleich das Feld der Information zu übertragen. Er ann da in einen Konflikt kommen. Er müsste dann für ich diesen Interessenkonflikt ausgleichen. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Norbert Geis [CDU/CSU]) ch bitte noch einmal, zu bedenken, ob das wirklich der eisheit letzter Schluss ist. Ich möchte auch noch einmal einen Sachverhalt be- onders hervorheben, den Kollege Geis angesprochen at, nämlich die exekutive Eigenverantwortung. Das teht im Zusammenhang mit der Frage, wie die Exeku- ive ihre Entscheidungen vorbereiten kann, ohne dass sie n das Geflecht von Interessen gerät. Darin ist mögli- herweise auch ein Hintergrund für Korruption zu sehen. Wie sieht es dann mit dem Zugang zu Gutachten aus? iese Frage hängt ja zusammen mit dem Urheberrecht, as an Gutachten geltend gemacht werden kann. Ich eiß, dass es bei Wirtschaftsprüfergutachten erhebliche eschränkungen gibt. Auch an der Stelle müssen wir och einmal darüber nachdenken, wie die beste Lösung ussieht. Wir müssen auch über die Fristen nachdenken. Sie, rau Kollegin, haben gemeint, die Stufung der Fristen on einem Monat zu zwei Monaten sei in Ordnung. Ich itte hier, zu überlegen, ob das zum Beispiel bei einem rzneimittelrechtlichen Zulassungsverfahren mit 150 Ak- enordnern praktikabel ist. Hier wird dann nämlich auch ie Frage der Gewähr der Richtigkeit von Auskünften nd der damit verbundenen Haftungsansprüche berührt. or diesem Hintergrund müssten die vorgesehenen Fris- en noch einmal beurteilt werden. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!) ch bin an der Stelle der Meinung, dass wir darüber achdenken sollten, ob nicht die Formel, die wir aus dem GB kennen, nämlich „unverzüglich“, also ohne schuld- aftes Zögern, oder eine andere Formel besser geeignet äre. Ich habe die herzliche Bitte, noch einmal darüber achzudenken, ob solche starren Fristen nicht doch in zu iel Bürokratie hineinführen. (Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP]) ie Verwaltungen sind heute ohnehin mit Auskunftsan- prüchen aus vielen Richtungen stark gefordert, alleine urch die Zahl der Großen und Kleinen Anfragen und as es sonst alles noch gibt. Ich mache das der Opposi- ion nicht zum Vorwurf; das haben wir, als wir noch in er Opposition waren, genauso gemacht. Aber das macht inen großen Teil der Arbeit von Verwaltungen aus. enn nun noch Auskünfte auf der Grundlage des Infor- ationsfreiheitsgesetzes hinzukommen, muss die Frage 13964 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Bundesminister Otto Schily gestellt werden, inwieweit dem nachgekommen werden kann, ohne dass die originären Aufgaben der Verwaltung Schaden nehmen. Meine Damen und Herren, im Grundsatz begrüße ich dieses Gesetz sehr. (Zurufe von der CDU/CSU: Aha! – Hans- Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Das hören wir gerne!) Aber ich bin dankbar dafür, dass wir im Verfahren noch über einzelne Punkte reden können. Da auch die Opposi- tion durch Herrn Geis konstruktive Mitarbeit zugesagt hat, bin ich zuversichtlich, dass das Verfahren im nächs- ten Jahr zu einem guten Ende kommen wird. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/ CSU und der FDP – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Zugesagt! Frau Philipp, wir können auch eine Sondersitzung machen!) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Ursula Heinen. Ursula Heinen (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es war jetzt doch sehr spannend, dem Innenminister zuzuhören; denn die An- zahl von Bedenken, die er hier vorgebracht hat, stellen uns vor die Frage, warum dieser Entwurf unbedingt heute in erster Lesung beraten werden muss, ohne dass vorher grundsätzliche Dinge betrachtet bzw. zwischen den Regierungsfraktionen und der Regierung ausführlich diskutiert worden sind. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Bitte?) Das, was der Innenminister gesagt hat, passt ja nicht un- bedingt zu dem, was Sie uns heute als Gesetzentwurf vorgelegt haben. Das ist Punkt eins. Punkt zwei. Die CDU/CSU hat überhaupt keinen Nachholbedarf in Sachen Informationsfreiheitsgesetz. Wir sind es gewesen, die in Nordrhein-Westfalen im Oktober 2000 einen ersten Gesetzentwurf zu diesem Thema vorgelegt haben, (Jörg Tauss [SPD]: In der Opposition!) der von Ihnen erst einmal abgelehnt worden ist. Es hat dann eine lange Diskussion gegeben, bis es zu einem Gesetz kommen konnte. Die CDU/CSU hat also, Herr Tauss, überhaupt keinen Nachholbedarf in diesen Fra- gen. Was uns allerdings unterscheidet, ist, dass wir die Dinge grundsätzlich angehen, dass wir versuchen, sie bis ins Letzte zu überdenken – im Gegensatz zu Ihnen. (Jörg Tauss [SPD]: Oh!) Dafür will ich Ihnen gerne ein Beispiel nennen. Jahre- lang wollten Sie ein Verbraucherinformationsgesetz verabschieden; die Kollegin von der FDP hat es schon a L b h e I u D n b m C m G r d A v ü t E F – D d B s b I n e s c e d h s l n c k (C (D ngesprochen. Dann kam zur Weihnachtszeit das neue ebensmittelrecht, in das Sie ein abgespecktes Ver- raucherinformationsgesetz eingefügt haben. Die FDP at – das unterstützen wir nachdrücklich – den Antrag ingebracht, das Verbraucherinformationsgesetz und das nformationsfreiheitsgesetz aufeinander abzustimmen nd nicht zwei getrennte Gesetzesvorhaben zu machen. iese Chance haben Sie außer Acht gelassen. Wir kön- en nur dem Bundesrat dankbar sein, dass er das Le- ensmittelrecht mit dem abgespeckten Verbraucherinfor- ationsgesetz heute zurückgewiesen und somit uns eine hance eröffnet hat, erneut gemeinsam zu überlegen, ob an nicht die verschiedenen Gesetzesvorhaben zu einem esetz bündeln kann. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Wir fordern echte und handhabbare Informations- echte. Es bringt doch gar nichts, wenn die Bürger auf em Papier viele Rechte haben, aber der Katalog der usnahmetatbestände enorm groß ist, eine Kritik, die on vielen geteilt wird. „FAZ.NET“ hat ihren Artikel ber den Entwurf des Informationsfreiheitsgesetzes beti- elt mit: „Katastrophal und kontraproduktiv“. (Jörg Tauss [SPD]: Das war aber auch kein gu- ter Artikel!) in Professor für öffentliches Recht an der Universität reiburg beklagt in diesem Artikel vom 14. Dezember ich zitiere –: „Das Gesetz verspricht in der Zielsetzung mehr, als es halten kann.“ Der Entwurf nehme ganze Berei- che aus der Informationspflicht heraus … as beweist doch, dass Ihr Gesetz überhaupt nicht urchdacht ist. Sie wollten in der Vorweihnachtszeit den ürgern ein Geschenk machen, ohne zu sagen, was tat- ächlich dahintersteckt. Was Sie uns heute vorgelegt ha- en, ist nur heiße Luft. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Nicht alle Profes- soren haben die Weisheit mit Löffeln geges- sen! Das ist so!) ch kann mich in diesem Fall den Worten des Innenmi- isters nur anschließen, dass es sinnvoll ist, darüber noch inmal intensiv in den Anhörungen nachzudenken und olche Nacht-und-Nebel-Aktionen, wie sie in dieser Wo- he stattgefunden haben, künftig zu unterlassen. (Jörg Tauss [SPD]: Das ist eine Unverschämt- heit, Frau Heinen! Das ist falsch! So ein Quark!) Ein weiterer Punkt ist die Finanzierung. Dazu heißt s in Ihrer Begründung zum Gesetzentwurf nur lapidar, ass sich Personal- und Sachkosten für den Bundeshaus- alt zurzeit nicht quantifizieren lassen. Das ist eine Aus- age, die wir in Zeiten knapper Kassen nicht so stehen assen können. Es müssen schon Ross und Reiter ge- annt werden. Es muss zumindest gesagt werden, wel- he Kosten in etwa auf die öffentlichen Haushalte zu- ommen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13965 (A) ) (B) ) Ursula Heinen Ein letzter Punkt. Die Kollegin von den Grünen hat Schleswig-Holstein als Beispiel genannt, wo es in der Tat schon ein Informationsfreiheitsgesetz gibt. Die Ver- braucherzentrale Bundesverband ist gerade vor dem Ver- waltungsgericht in Schleswig mit einer Klage geschei- tert. Sie wollte von den Eichämtern Auskunft über die Verpackung von Lebensmitteln haben. Das Verwaltungs- gericht in Schleswig hat diese Klage mit der Begründung abgewiesen, dass die behördlichen Daten aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen selbst dann der Geheimhaltung unterlägen, wenn es sich um ein rechtswidriges Verhalten der Unternehmen handele. Die Ungenauigkeit bei der Abfüllung führe für den Verbrau- cher nur zu einem geringfügigen Nachteil. Ich frage Sie, meine Damen und Herren von der Ko- alition: Was haben Rechte für einen Sinn, wenn man sie nicht einklagen kann bzw. wenn man die entsprechenden Informationen doch nicht bekommt? Ich kann zum Abschluss meiner Rede nur sagen: Die Beratungen, die in den nächsten Monaten stattfinden werden, sind dringend notwendig. Wir sollten uns damit entsprechend Zeit lassen. Wir sollten außerdem versu- chen, die verschiedenen Informationsgesetze aufeinan- der abzustimmen, und wir sollten keine halben Sachen machen. Recht herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Die Geschäftsführer der Fraktionen sind übereinstim- mend der Meinung, noch eine Kurzrunde mit jeweils drei Minuten Redezeit pro Fraktion zuzulassen. Zunächst hat der Abgeordnete Wiefelspütz das Wort für die SPD-Fraktion. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD): Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin froh darüber, dass wir heute die erste Le- sung dieses Gesetzes haben. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN]) Wir reden, wenn es um den Geschäftsbereich des Bundesinnenministers geht, in diesem Hause in der Re- gel – und das zu Recht – über Fragen der öffentlichen Si- cherheit. Der Bundesinnenminister ist gleichsam die Verkörperung und der Garant für die öffentliche Sicher- heit in Deutschland. Bei aller Notwendigkeit, über die öffentliche Sicherheit in Deutschland zu reden, muss ich sagen: Wir haben Veranlassung, auch das Thema Bür- gerrechte in das Blickfeld unserer Politik zu nehmen. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP) Wir müssen leider an der einen oder anderen Stelle über Gesetze reden – die Zeiten sind nun einmal so –, die E n a „ s w w W n d w ü l d F v t W r G H i u r G b h m s d e h d I H m i n h d k (C (D ingriffe in Grundrechte bedeuten. Wir sollten aber icht aus dem Auge verlieren, dass es an der einen oder nderen Stelle möglich ist, dieses wunderbare Haus deutsche Demokratie“, dieses Haus der Zivilgesell- chaft um das eine oder andere Zimmer zu erweitern. Ich ürde aber nicht so weit gehen, von „mehr Demokratie agen“ zu sprechen. Das ist mir ein etwas zu großes ort. Aber das Informationsfreiheitsgesetz stellt eine eue Qualität dar. Diese Tatsache wollen wir nicht zerre- en. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Wir laden die Opposition herzlich ein, daran mitzu- irken. Wir wollen das Gesetzgebungsverfahren nicht berstürzen. Heute beginnt es formal. Ich bin dem Bundesinnenminister für seine nachträg- ichen Hinweise ausgesprochen dankbar. Wir alle wissen och: Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Die ragen, die er aufgeworfen hat, müssen wir gemeinsam erantwortlich beantworten. Ich meine, das kann geleis- et werden. Wir werden uns ausreichend Zeit nehmen. ir werden eine große öffentliche Anhörung durchfüh- en. Wir alle werden uns die notwendige Zeit für dieses esetzgebungsvorhaben nehmen. Wenn das Gesetzgebungsvorhaben Ende des nächsten albjahres abgeschlossen sein wird, dann haben wir uns m Parlament die nötige Zeit genommen und nicht nur nter uns, also mit den Fachressorts und der Bundes- egierung, sondern auch mit der Fachöffentlichkeit in estalt einer Anhörung sehr intensiv über dieses Vorha- en gesprochen. So kann daraus etwas Gutes werden. Ich sage es noch einmal: Wir sollten dieses Vorhaben eute nicht durch Besserwisserei zerreden. Dies ist viel- ehr eine Einladung an die Opposition, an diesem Ge- etz mitzuwirken. Ich fände es ganz wunderbar, wenn es enn in einigen Monaten gelingen könnte, vielleicht mit iner noch größeren Mehrheit, als Rot-Grün sie heute at, diesen Gesetzentwurf zum Schluss zu verabschie- en. (Norbert Geis [CDU/CSU]: Mal abwarten!) ch bitte Sie sehr um Mitwirkung. Schönen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Philipp. Beatrix Philipp (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Herr Minister, ich glaube, Sie werden sich an ich gewöhnen müssen. Ihre Kolleginnen und Kollegen m Innenausschuss haben das schon getan. Wir sind ämlich schon sehr viel weiter, was das weitere Vorge- en in dieser Sache angeht, als Sie das eben zum Aus- ruck gebracht haben. Vielleicht kann man Ihrer Un- enntnis ja dadurch abhelfen, dass Sie noch häufiger den 13966 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Beatrix Philipp Einladungen, im Ausschuss zu erscheinen – die wir öfter an Sie aussprechen –, Folge leisten. Dann hätten Sie mit mir nicht das Problem, das Sie anscheinend haben. Ich finde es gut, dass zwischen den nicht ganz er- staunten Kolleginnen und Kollegen schon nach meinem Redebeitrag eine kurze Absprache darüber stattgefunden hat, wie wir in Zukunft mit diesem Gesetzesvorhaben umgehen wollen. Ich finde das sehr viel besser, als An- kündigungen von Ihnen über das eine oder andere entge- gennehmen zu müssen, wie wir das ja in vielen anderen Politikfeldern des Innenausschusses gewohnt sind. Ich will jetzt keine Beispiele nennen, weil mir dazu die Zeit fehlt. Ich glaube, dass sich die Presse all das, was sie zum Informationsfreiheitsgesetz schreibt, nicht ausgedacht hat. In einer Überschrift steht: „Schily zögert – Bundes- regierung prüft Einwände gegen das Informationsfrei- heitsgesetz“. Weiter heißt es: Bundesinnenminister Schily … wünscht dem Zei- tungsbericht nach strengere Zugangsbeschränkun- gen, wo es um die Belange bestimmter Ministerien geht, und er sei gegen die von SPD und Grünen ge- plante Frist von einem Monat, in der Auskünfte von den Behörden erteilt werden müssen. Das geht so weiter. Das heißt, die Bedenken, die Herr Geis mit Recht zum Ausdruck gebracht hat, sind zum Teil die gleichen, die Sie, Herr Schily, haben. Deswegen habe ich darauf verzichtet, in meiner Rede noch einmal auf diese Beden- ken einzugehen; denn ich glaube, dass wir nach vorne schauen müssen und uns nicht nur mit den Bedenken be- fassen dürfen, die Sie zweifellos so sehr zum Ausdruck gebracht haben, dass Kanzleramtschef Steinmeier einge- griffen und die Bundestagsfraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen in einem Brief aufgefordert hat, den Gesetzentwurf wieder von der Tagesordnung des Bundestages am heutigen Freitag zu nehmen. (Jörg Tauss [SPD]: Schauen Sie mal, was Sie für eine Akteneinsicht haben!) Ich will Ihnen einmal etwas Grundsätzliches sagen und schließe an das an, was Frau Piltz eben gesagt hat: Sie versprechen den Bürgern – ich habe das in meiner Rede vorhin eingangs erwähnt – Zugang zu allen Akten. Sie sagen: Wir wollen nichts mehr verschleiern. Mit uns als Oppositionsfraktion gehen Sie aber so um, dass wir 14 Stunden vor der Debatte nicht genau wissen, ob sie angesetzt wird oder nicht, ob Sie sich geeinigt haben oder nicht und auf was Sie sich geeinigt haben. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Dann müssen wir uns noch gefallen lassen, dass wir wegen unserer Reaktion darauf gerüffelt werden, dass Sie, Herr Schily, hier unvorhergesehenerweise das Wort ergreifen und damit die verabredete Debattenzeit nicht eingehalten wird. Das hat ja auch ein bisschen damit zu tun, wie man miteinander umgeht. Dadurch musste bei uns und auch bei den Koalitionsfraktionen geklärt wer- den, wie wir mit Ihrem spontanen Redewunsch umge- hen. Das wird in der Geschäftsordnung geregelt. Deswe- g v k m n G f h e j d R s S g D f t e n s M B b n h d s c d g I n F (C (D en ist die kurze Unruhe, die dadurch entstanden ist, ertretbar, akzeptabel und für diejenigen, die der Sache undig sind, verständlich. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Dass der Kauder ein unmögli- cher Strick ist, ist trotzdem richtig! Das ist wohl so!) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Herr Kollege Tauss, das Reglementieren ist eigentlich eine Sache. Diese Aufgabe sollten Sie dem Präsidium icht abnehmen. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Machen Sie sich nichts daraus! Der ist so!) Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Silke Stokar. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich inde, ein Gutes haben wir mit dem Informationsfrei- eitsgesetz schon erreicht: Wir führen heute Morgen ine spannende politische Debatte, mit der wir schon etzt für mehr Transparenz in den politischen Entschei- ungsprozessen gesorgt haben. An den Beiträgen der edner von der CDU/CSU-Fraktion ist gerade erneut ehr deutlich geworden, wie unterschiedlich man das pannungsverhältnis zwischen schutzwürdigen Belan- en und freiem Informationszugang angehen kann. iese Debatte haben wir ein Jahr lang sehr intensiv ge- ührt. Ich möchte mich ausdrücklich bei Bundesinnenminis- er Otto Schily dafür bedanken, dass er heute gesagt hat, r begrüße das Informationsfreiheitsgesetz. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Beatrix Philipp [CDU/ CSU]: Es ist ihm aber nicht egal, von wem er gelobt wird, Frau Kollegin!) Allerdings möchte ich, weil ich in dieser Frage für ei- en transparenten politischen Prozess bin, nicht ver- chweigen: (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Dann loben Sie ihn nicht so viel! Das hat er nicht so gern!) ir sind die Einwände der Verbände – sie haben einen ürgerentwurf zum Informationsfreiheitsgesetz einge- racht –, dass die Ausnahmen zu weit gehen, wesentlich äher als die hier geäußerte Auffassung, dass weiter ge- ende Beschränkungen aufgenommen werden sollten. In iesem Fall würde das Informationsfreiheitsgesetz abge- ehen von der Einschränkung, die Herr Geis angespro- hen hat, keine Freiheit mehr beinhalten. Lassen Sie mich als letzte Bemerkung Folgendes zu en umstrittenen Fristen sagen: Vielleicht wäre es ganz ut, wenn wir einmal mit ein paar Experten aus dem nnenausschuss nach Estland fahren würden. Mich faszi- iert dieses kleine Land. In Estland wird nicht über risten geredet. Dort hat jedes Ministerium ein Akten- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13967 (A) ) (B) ) Silke Stokar von Neuforn register im Internet. Meine Vision von der Zukunft ist, dass die Bürgerinnen und Bürger ins Internet gehen, dass es kein „PARLAKOM“ nur für Abgeordnete, sondern ei- nen freien Zugang zu Informationen für alle gibt und dass wir die Aktendeckel ganz selbstverständlich mit ei- nem Mausklick öffnen können. (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Mit einem Mausklick?) Dann müssten wir uns über das Thema Beantwortungs- zeiten nicht mehr unterhalten. Das Thema dieses Gesetzentwurfs kann man auf sehr unterschiedliche Weise angehen. Wir werden dazu eine Anhörung durchführen, in der die unterschiedlichen Sichtweisen erneut zur Geltung kommen werden. Ich bin mir sicher: Wir werden es in Deutschland schaffen, ein modernes und weit gehendes Informationsfreiheitsgesetz auf den Weg zu bringen, das sich im europäischen Ver- gleich sehen lassen kann und hinter dem wir uns nicht verstecken müssen. Dann werden wir sagen können: Deutschland hat seinen Rückschritt in einem Ruck wett- gemacht. Ein solches Informationsfreiheitsgesetz wer- den wir dem Parlament präsentieren. Mein Zeitplan ist ehrgeizig. Ich denke, wir werden das bis zur Sommer- pause 2005 schaffen. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Otto Fricke [FDP]: Und wenn nicht?) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt die Kollegin Gisela Piltz. Gisela Piltz (FDP): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ehrlich gesagt bin ich manchmal froh, wenn der Bun- desinnenminister von dem ihm gesetzlich garantierten Recht, als Minister jederzeit hier zu sprechen, Gebrauch macht. Ich denke, wenn ich mich bei Ihnen, Herr Innen- minister, für Ihre Beteiligung an der heutigen Debatte bedanke, tue ich dies im Namen meiner gesamten Frak- tion. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Oh nein! Abwarten!) – Nein, ich habe in meinem Beitrag vorher kritisiert, wie sich die Bundesregierung verhalten hat. Dann muss man auch einmal sagen, wenn man etwas gut findet; das ist nur konsequent. Wenn Sie die Kraft dazu nicht haben, wir haben sie. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Das ist doch keine Kraftfrage!) Ich möchte insbesondere einen Punkt kurz aufgreifen: die Frage, ob wir den Bundesbeauftragten für den Datenschutz auch zum Bundesbeauftragten für Infor- mationsfreiheit machen. Sie haben das angesprochen. Das ist sicherlich etwas, worüber wir intensiv nachden- ken müssen. Denn wir bewegen uns ja in dem Span- n k a h F S h u m f f a w Ü A s d H n z r k s W E d u r u (C (D ungsfeld zwischen Datenschutz und Sicherheitsbeden- en auf der einen Seite und Bürgerrechten auf der nderen. Darüber sollten wir in Ruhe sprechen. Ich finde es spannend, dass sich in dieser Debatte eute gezeigt hat, dass wir die Kraft haben, über alle raktionen hinweg eine sachliche, ruhige Debatte im inne des Interesses, das wir alle haben, zu führen. Ich offe, dass wir in der Lage sind, es in den Ausschüssen nd bei der abschließenden Beratung weiterhin so zu achen. Es würde mich im Sinne dieses Gesetzes reuen. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Wir sind bereit!) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Ich schließe damit die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzentwur- es auf Drucksache 15/4493 an die in der Tagesordnung ufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es ander- eitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann ist die berweisung so beschlossen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 18 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU Transparenz bei den Vorgängen zur Maut- Vorbereitung herstellen – Bericht des Bundes- rechnungshofes öffentlich machen – Drucksache 15/4391 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f) Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Wider- pruch höre ich nicht. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst er Abgeordnete Klaus Lippold. Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben ei- en Antrag eingebracht „Transparenz bei den Vorgängen ur Maut-Vorbereitung herstellen – Bericht des Bundes- echnungshofes öffentlich machen“. Statt Transparenz önnte man auch Informationsfreiheit für Abgeordnete agen. Die haben Sie gerade eingefordert. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) ir werden gleich erleben, dass Sie im nächsten Akt der inforderung des Informationsfreiheitsgesetzes genau as Gegenteil tun: dass Sie keine Transparenz schaffen nd die Veröffentlichung ablehnen. Sie können den Be- icht des Bundesrechnungshofes doch ins Internet stellen nd damit Zugang für alle schaffen. Ich wette, Sie 13968 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) werden gleich das genaue Gegenteil von dem tun, was Sie in der Debatte vor einer Viertelstunde beschlossen haben. Das ist meines Erachtens der Punkt, wo man deutlich machen muss, dass Sie zwar öffentlich antäu- schen, aber dann doch nichts von dem realisieren, was Sie gesagt haben. (Lachen bei der SPD) Wir brauchen ein funktionierendes Mautsystem; das sage ich für meine Fraktion noch einmal ganz deutlich. Wir müssen sehen, dass unsere Straßen wieder in einen vernünftigen Zustand gebracht werden. Die Osterweite- rung der EU hat Konsequenzen für den Straßenbau, aber auch für die Bahn. Wir müssen auch sehen, dass die Wasserwege wieder in Ordnung gebracht werden. Si- cherlich ist es auch notwendig, dass wir mit der Benach- teiligung des deutschen Transportgewerbes gegenüber den ausländischen Konkurrenten Schluss machen. Das wird man hiermit nicht allein schaffen können, aber hier- mit könnte ein Beitrag geleistet werden. Das wird nach den gegenwärtigen Erkenntnissen von Ihnen so nicht umgesetzt. Die Vorfreude ist also wirklich nicht unge- trübt. Die Bundesregierung steht nach wie vor nicht zu den Fehlern, die sie in der Vergangenheit bei der Mautvorbe- reitung gemacht hat und die immense Schäden zur Folge gehabt haben. Die Verheimlichung des Bundesrech- nungshofberichtes zur Maut tut der Sache nicht gut. Ich fordere deshalb: Schluss mit der Heimlichkeit! Das gilt gerade dann, wenn Sie ein reines Gewissen haben und sich sicher sind, dass der Bericht nichts Neues zutage bringt. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Frau Staatssekretärin, ich sage immer: Nur wer Dreck am Stecken hat, hat etwas zu verbergen. (Zurufe von der SPD: Na, na!) Alle anderen können Transparenz herstellen. So deutlich muss man das sagen, weil Sie es sonst nicht verstehen. Ich weiß, dass der Kollege Albert Schmidt gleich wie- der in beredten Worten darlegen wird, das sei alles nicht neu, das liege alles auf dem Tisch, das sei alles schon be- kannt. Verehrter Kollege Schmidt, wenn das alles so be- kannt ist, warum haben Sie dann Bedenken, die Sachen auf den Tisch zu legen? Das ist doch ein Widerspruch. Diesen Vorwurf müssen Sie sich gefallen lassen. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sehr richtig!) Sachverhalt ist – da hilft auch ein späteres Polemisie- ren nicht mehr –: Wir wollen die Fakten wissen, wir wol- len wissen, wo und wie versagt wurde. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Lesen Sie es nach! Sie kön- nen es nachlesen in der Geheimschutzstelle des Deutschen Bundestages!) – Eben, darum geht es: Wofür der Geheimschutz? (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das werde ich Ihnen nachher W w G w s s A I s m d a D g s d w d d W M b h ti te v g z n w d w d g (C (D erklären! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Macht ihr jetzt ein Informations- freiheitsgesetz oder nicht?) ir wollen hier offen über die Inhalte reden können, wir ollen über die Fakten reden können. Dafür muss der eheimschutz weg. So einfach ist das. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Die Konsequenz, Kollege Schmidt, die Sie dankens- erterweise in Ihrem Interview angesprochen haben, be- teht darin, dass das Toll-Collect-Management ange- ichts der Fehler komplett ausgewechselt wurde. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist doch gut!) ngesichts der Fehler, die Sie selber dem Ministerium in hrem Interview attestieren, haben Sie dann aber verges- en, zu sagen, dass in gleicher Weise auch das Manage- ent in der Bundesregierung hätte ausgewechselt wer- en müssen. Wir hätten nicht mehr die alten Gesichter uf den gleichen Plätzen haben dürfen. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Es hat sich ja auch etwas ver- ändert! Der Abteilungsleiter hat gewechselt!) iese Verfahrensweise ist nicht richtig. (Beifall bei der CDU/CSU – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ganz alte Gesich- ter!) Darüber hinaus – um das auch sehr deutlich zu sa- en – diskreditieren Sie die Public-Private-Partner- hip-Modelle, denn das, was hier geschieht, bedeutet och nichts anderes, als dass die Nutzerfinanzierung, die ir gemeinschaftlich einführen wollten – das war auch as Ziel der Union –, völlig in Misskredit gebracht wor- en ist. (Uwe Beckmeyer [SPD]: Wie denn das?) ir hatten mit der Bundesregierung vereinbart, dass die ittel zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. Was ha- en Sie gemacht? Sie haben das Gesetz gebrochen, Sie aben die Vereinbarung gebrochen, Sie haben die Inves- tionen im Verkehrsbereich gekürzt und kürzen sie wei- rhin. Die Mittel, die durch die Maut hereinkommen, erschwinden in dem Loch, das Sie verursacht haben. Es ibt keine zusätzliche Finanzierung. Die Idee der Nut- erfinanzierung wird durch Sie diskreditiert. Das kön- en wir so nicht hinnehmen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP] – Uwe Beckmeyer [SPD]: So viel Unsinn auf einmal habe ich lange nicht gehört!) Im Übrigen ist das deutsche Transportgewerbe nach ie vor schlechter gestellt. Ich höre immer noch nicht, ass Sie in Brüssel bei den Verhandlungen entscheidend eitergekommen seien. Es ist ausgesprochen wichtig, ass dieser Punkt realisiert wird. Zur Begründung verdeutliche ich noch einmal Fol- endes: Wir haben gerade im Verkehrsgewerbe einen Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13969 (A) ) (B) ) Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) fürchterlichen Abgang zu verzeichnen. Es gibt eine ganze Menge an Pleiten, nicht zuletzt verursacht durch diese Bundesregierung. Mit jeder Pleite, mit jedem LKW, der nicht mehr unter deutscher Flagge fährt, ent- steht, wenn man alles hinzurechnet, ein Einnahmever- lust an Steuern und Abgaben von circa 80 000 Euro im Jahr. Es geht also nicht nur um die Grundsatzfrage des Schutzes des Mittelstandes; vielmehr ist dies auch ein finanzielles Problem, das in diesem Zusammenhang auf- gearbeitet werden muss. Ich rufe noch einmal in Erinnerung, welche Fehler Sie insgesamt gemacht haben: Die Ausschreibung für das Mautkonsortium wurde verschleppt. Vertragsver- handlungen wurden auf die lange Bank geschoben. Der Vertrag wurde zwei Tage vor der Bundestagswahl über- hastet unterzeichnet. Darin war aus wahltaktischen Gründen ein viel zu knapp bemessener Zeitplan festge- schrieben. Vertragsstrafen wurden zulasten und nicht zu- gunsten des Bundeshaushalts und der Steuerzahler aus- gehandelt. Gerade diese Vertragsaushandlung und die Vertrags- strafen haben deutlich gemacht, dass Sie wussten, dass dieses Projekt in der von Ihnen den Unternehmen vorge- gebenen Zeit nicht zu realisieren war. Anderenfalls hät- ten Sie damals schon höhere Vertragsstrafen realisieren können. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Sie haben das nicht gemacht, weil Sie schon damals ge- wusst haben, dass Sie in der Sache täuschen, Frau Mertens. Das kann schlussendlich so nicht hingenom- men werden. Meine Damen und Herren, insbesondere das, was wir immer bemängelt haben, ist deutlich zutage getreten: Sie haben kein vernünftiges Projektmanagement durch das Bundesverkehrsministerium auf die Beine ge- bracht. Kollege Schmidt hat in seiner Aussage noch ein- mal deutlich gemacht, dass es im Ministerium Pannen gegeben hat, die nicht hingenommen werden können. Er hat diese Aussage auf die erste Phase beschränkt. Darü- ber, Herr Kollege Schmidt, könnten wir sehr ausführlich diskutieren, aber auch dafür ist es notwendig, dass der Bericht des Bundesrechnungshofs hier in aller Öffent- lichkeit vor uns liegt und wir auf dieser Grundlage etwas tun können. Meine Damen und Herren, es ist ein Skandal – ich sage es noch einmal –, dass die für den Straßenbau vor- gesehenen Ausgaben trotz Mauteinnahmen nicht stei- gen, sondern sogar noch sinken. Vor dem Hintergrund der EU-Osterweiterung hätten gerade jetzt wesentlich mehr Mittel aus der Maut in bestehende Verkehrspro- jekte fließen müssen. Außerdem erleben wir, dass sei- tens der EU der Verkehrssektor zwar immer wieder deut- lich angesprochen, aber in der Realität nicht finanziert wird. Sie begleiten dies auf der deutschen Ebene noch zusätzlich. Das führt dazu, dass die vorhandenen Mög- lichkeiten nicht wirklich wahrgenommen werden. Ich hoffe, dass wir jetzt mit dem Start der Maut – in verschiedenen Zeitungsberichten ist zu lesen, dass wir jetzt einen Weg beginnen und noch nicht an dessen Ende s n d r n s d s e D s – je z d S k w h m tr r d l a a w f w w s c D E w t (C (D ind – relativ problemlos fahren werden. Ich möchte icht, dass es die angekündigten Staus und die angekün- igten Behinderungen gibt. Ich möchte, dass wir hier ein eibungslos funktionierendes System haben, weil ich ach wie vor darauf setze, dass wir mit der technologi- chen Innovation, die mit diesem System verbunden ist, ann auch europaweit arbeiten können und dass wir die- es System nicht nur in Deutschland einführen, sondern s nach Möglichkeit europaweit verbreiten. (Zuruf von der CDU/CSU: Weltweit!) as war unsere damalige Intention. Von dieser Intention ollten wir keinen Abstand nehmen. (Uwe Beckmeyer [SPD]: Lob und Ehre dem Verkehrsministerium!) Herr Kollege, das hängt nicht so zusammen, wie Sie es tzt darzustellen versuchen. – Es sind noch Detailfragen u beantworten. Ich hoffe, dass es trotz dieser Notwen- igkeit zu einem problemlosen Start kommt und dass das ystem exportiert werden kann. Wir werden das Ganze onstruktiv begleiten. Im Sinne des Informationsfreiheitsgesetzes bestehen ir aber darauf, dass der Bericht veröffentlicht wird. Sie aben jetzt Gelegenheit, dem, was Sie hier vorhin voll- undig zum Ausdruck gebracht haben, Rechnung zu agen. Ich hoffe, das ist keine Fehlbitte. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt die Parlamentarische Staatssekretä- in Angelika Mertens. Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin beim Bun- esminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol- egen! Herr Lippold, es ist ein abenteuerlicher Antrag, ber die Rede, die Sie hier gehalten haben, war noch benteuerlicher. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was? – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das Abenteuer- liche kommt jetzt! – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Das wird jetzt die abenteuer- lichste Rede, die der Deutsche Bundestag 2004 erlebt hat!) Sie behaupten in Ihrem Antrag – das haben Sie hier iederholt –, wir hätten die Unternehmen zu einem ver- rühten Vertragsabschluss gezwungen. Ich frage mich, ie wir sie gezwungen haben sollen. Haben wir das mit armen Worten oder vorgehaltener Pistole getan? Wie tellen Sie sich das eigentlich vor? Ich denke, Sie ma- hen sich mit einer solchen Aussage lächerlich. Vor allen ingen machen Sie damit die Unternehmen lächerlich. s ist doch völlig absurd, zu behaupten, man könne welt- eit operierende Unternehmen zwingen, Verträge zu un- erschreiben, die sie gar nicht wollen. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Dann geben Sie den Bericht doch frei!) 13970 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens Ich denke, dass Ihre Aussagen rufschädigend sind. Für solche Freunde kann sich die Wirtschaft wirklich be- danken. Sie beweisen ja auch an anderer Stelle, wie wenig Sie von Wirtschaft verstehen. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Und das von Ihnen! Jetzt sind Sie aber auf dem Glatt- eis!) Ich denke nur an das Port Package, also an den Markt- zugang der Hafendienste. Herr Börnsen ist hier gar nicht erst aufgetaucht. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Reden Sie doch einmal zum Thema, Frau Staatssekretä- rin! So ein Unsinn!) Ich kann nur sagen: So viel Kaltschnäuzigkeit habe ich selten erlebt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ich denke, das wird man an der Küste sicherlich nicht so schnell vergessen. Vielleicht kann Herr Austermann – er kommt ja auch von der Küste – im Interesse der Wirtschaft nachher das eine oder andere Wort dazu sa- gen (Zuruf von der SPD: Richtigstellen!) – meinetwegen auch richtigstellen. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Dann wer- den Sie versenkt!) Meine Damen und Herren von der Opposition und insbesondere von der CDU/CSU, Sie drehen im Moment ja ständig das große Rad des Patriotismus. Auf der ande- ren Seite kann das Karo bei Ihnen gar nicht klein genug sein. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das schmerzt intellektuell!) Mit einem solchen Antrag erweisen Sie dem Wirt- schaftsstandort Deutschland wirklich einen Bärendienst. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Ach, du liebe Zeit!) Es geht Ihnen gar nicht darum, einen erfolgeichen Start dieses einzigartigen Systems zu erreichen. Ihnen geht es um den kurzfristigen politischen Erfolg. Deshalb kann ich nur sagen: Genießen Sie Ihre Redezeit in diesen 45 Minuten. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist ja eine unglaubliche Arroganz der Bundesregierung dem Parlament gegenüber!) Aus meiner eigenen Betroffenheit kann ich sagen, dass man solche Probleme auch anders lösen kann. Ich denke an die problematische Situation bei der Startbahn- verlängerung für den Airbus 380 in Hamburg-Finken- werder. Ich kann nur sagen: Wir sind gerne bereit, hier zu helfen. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Zu spät!) V g i D b w h V L a F T C t W l k e C n d h s H B h d f d t d a g d Z f r (C (D Wir tun alles, was rechtlich möglich ist, damit dieses orhaben erfolgreich ist. Das tun wir übrigens unabhän- ig davon, wie Hamburg regiert wird. Es ist unser Stil, m Interesse des Wirtschafts- und Technologiestandorts eutschlands zu arbeiten, wodurch die mit dem Vorha- en verbundenen Arbeitsplätze geschaffen und gesichert erden können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Jetzt reden Sie vom Flughafen! Das ist eine Missachtung des Parlaments!) Sie fordern in Ihrem Antrag Transparenz. Abgese- en davon, dass die zuständigen Ausschüsse über die orgänge bei den Vorbereitungen zur Einführung der KW-Maut laufend informiert wurden, hat die Presse usgiebig darüber berichtet. Es gab und gibt in dieser rage nichts zu verbergen. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Warum le- gen Sie den Bericht nicht vor, wenn es nichts zu verbergen gibt? – Renate Blank [CDU/ CSU]: Widersprüchliche Aussagen, Frau Staatssekretärin!) Der Misserfolg bei der Einführung der Maut war vom oll-Collect-Konsortium zu verantworten. Das Toll- ollect-Konsortium konnte zwei Starttermine aufgrund echnischer Schwierigkeiten nicht einhalten. (Dr. Klaus W. Lippold [Offenbach] [CDU/ CSU]: Jetzt kommen Ihre einseitigen Schuld- zuweisungen!) ir haben mit der besonderen vorläufigen Betriebser- aubnis jetzt Vollzug gemeldet. Dem sind intensive und nallharte Verhandlungen vorausgegangen. Es ging um ine letzte Chance. Das Konsortium hat diese letzte hance ergriffen. Ich jedenfalls freue mich sehr, dass die eue Aufstellung bei Toll Collect nun die Grundlage für en Mautstart am 1. Januar nächsten Jahres geschaffen at. Was den Bundesrechnungshofbericht angeht, (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Jetzt kommt das Thema!) o hat sich der Rechnungshof an den Vorsitzenden des aushaltsausschusses gewandt und mitgeteilt, dass der ericht vertrauliche, zu schützende Geschäftsdaten ent- alte. Er werde daher den Bericht dem Ausschuss erst ann zuleiten, wenn der Ausschuss einen Beschluss asse, wonach dieser Bericht als geheim entsprechend er Geheimschutzordnung eingestuft werde. Der Rechnungshof gibt dafür zwei Gründe an: Ers- ens. Der Bericht des Rechnungshofes und übrigens auch ie Stellungnahme des BMVBW beschäftigen sich unter nderem mit der Ergänzungsvereinbarung und dem Ver- leich der Angebote im Vergabeverfahren und enthalten amit vertrauliche und zu schützende Geschäftsdaten. weitens sagt er: Bund und Toll-Collect-Konsortium be- inden sich derzeit im laufenden Schiedsgerichtverfah- en. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist das eigentliche Problem!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13971 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens Der Bericht befasst sich bekanntlich einseitig mit dem Verhalten des Auftraggebers und beleuchtet nicht das Verhalten des Auftragnehmers. – Dieser Argumentation haben sich das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und übrigens auch die Mehrheit der Abgeordneten im Haushaltsausschuss angeschlos- sen. Die Presse bewertet den bevorstehenden Mautstart positiv und begleitet ihn auch. Mit Erlaubnis der Präsi- dentin möchte ich gerne aus der „Berliner Morgenpost“ zitieren: Lange hat die Lkw-Maut durch Pannen, Peinlich- keiten und Personalwechsel für Schlagzeilen ge- sorgt. (Beifall des Abg. Dietrich Austermann [CDU/ CSU] – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!) – Warten Sie es einmal ab. Deutschland sei jetzt auch noch die Technologie- Lachnummer Europas, hieß es. Doch das stimmte nie ganz und hätte auch etwas von deutscher Selbst- überschätzung: Auch unsere Nachbarn wie andere große Industrieländer haben ihre technologischen Flops. Und noch immer gilt auch: Scheitern und Fehler machen kann nur, wer Neues wagt. Der letzte Absatz in diesem Kommentar lautet: Vielleicht befördert das technologisch höchst an- spruchsvolle Maut-System am Ende gar noch einen überfälligen Umdenkungsprozeß: Es geht um mehr als um reine Technik; um die Einstellung einer Ge- sellschaft zur eigenen Leistung und damit zu sich selbst. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Ich denke, das ist ein guter Kommentar in Fragen der Maut. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Selbst ge- schrieben?) – Ich habe doch gesagt, Herr Austermann, dass ich zitiert habe. Diesen Kommentar hat ein Mann geschrieben. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Na so etwas! Das ist ja unglaublich!) Opposition ist bekanntlich die Kunst, so geschickt da- gegen zu sein, dass man später dafür sein kann. Ich denke, diese Chance haben Sie heute gründlich versiebt. Ich wünsche Ihnen schöne Weihnachten und vor allen Dingen einen guten Rutsch ins neue Jahr. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Uwe Beckmeyer [SPD]: Wer da wohl Knecht Ruprecht spielt!) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Horst Friedrich. S m s p s m l H b l b ü w d h g i r g d d t – n g D g m d s r w t A M G r E (C (D Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ehr verehrte Frau Staatssekretärin, als ersten Punkt uss man festhalten: Ich betrachte es als eine Unver- chämtheit, wenn zu dem Tagesordnungspunkt „Trans- arenz bei den Vorgängen zur Maut-Vorbereitung her- tellen – Bericht des Bundesrechnungshofes öffentlich achen“ von Ihnen über das Port Package und die Ver- ängerung der Start- und Landebahn für den Airbus in amburg geredet wird. Das hat mit dem Thema erkenn- ar überhaupt nichts zu tun. Sie sollten sich genau über- egen, wem Sie etwas vorwerfen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Der zweite Punkt: Das, was Sie hier vorgetragen ha- en, mussten wir uns auch beim Grundlagenvertrag ber die Maut anhören: Der Vertrag enthalte schützens- erte Unternehmensdaten, diese könne man aus Grün- en des Steuergeheimnisses nicht veröffentlichen. – Es at ein halbes Jahr lang gedauert, bis uns der Grundla- envertrag vorlag. Das einzig wirklich Schützenswerte m Vertrag war die grandios schlechte Verhandlungsfüh- ung der Bundesregierung hinsichtlich der Haftungsre- elungen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Warum sollte die Opposition Ihnen abnehmen, dass er Bericht des Rechnungshofes etwas anderes als wie- erum das Verhalten einer Bundesregierung dokumen- iert, die vor dem Hintergrund des Schiedsverfahrens das haben Sie deutlich angesprochen, darum geht es ämlich – Ansprüche von rund 4,5 Milliarden Euro an- emeldet hat? (Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie können es ja nachlesen, Herr Kollege!) iese sind nur realisierbar, wenn es Ihnen zweifelsfrei elingt, der anderen Seite Vorsatz nachzuweisen; denn ehr stand in dem Vertragswerk ja nicht. Die Frage wird ann sein: Ab wann konnte diese Bundesregierung wis- en, dass das, was vereinbart wurde, nicht stimmt? Die Blauäugigkeit, sehr verehrte Frau Staatssekretä- in, war wohl eher auf Ihrer Seite. Ich darf aus der Ant- ort der Bundesregierung – von Ihnen höchstselbst un- erschrieben – vom August 2003 auf eine Kleine nfrage zitieren: Im Juli wiesen Experten auf technische Probleme hin, die von der Betreibergesellschaft TC nicht fristgerecht behoben werden konnten. an höre und staune: im Juli 2003. Das Bundesamt für üterverkehr als zuständige Stelle hat die Bundesregie- ung darauf hingewiesen. Es geht dann weiter mit der inschränkung: Dieser Erkenntnisstand wurde in den Gesprächen des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) regelmäßig und nach- drücklich gegenüber dem Konsortium zur Stellung- nahme dargelegt. 13972 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Horst Friedrich (Bayreuth) Das Konsortium hat sich darauf bezogen, dass das im- mer nur eine Momentaufnahme des Bundesamtes für Güterverkehr gewesen sei. Sie haben zu dem Zeitpunkt immer noch öffentlich dargestellt, dass die Maut am 31. August 2003 eingeführt wird. Vor dem Hintergrund kann man doch jetzt von uns nicht erwarten, dass wir glauben, dass alles das, was angeblich in dem Rech- nungshofbericht steht, schützenswert ist. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Da ist über- haupt nichts schützenswert!) Eines werden wir als Abgeordnete nicht tun, nämlich uns in der Geheimschutzstelle den Rechnungshofbericht anschauen, was wir natürlich können. Denn dann hätten wir unterschrieben, dass wir das, was wir gelesen haben, nicht mehr weiter verwerten dürfen. (Zuruf von der SPD: So ist das!) Das ist aus unserer Sicht aber die Einschränkung des Kontrollrechts genau dieses Gremiums. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zu- ruf von der SPD: Wir haben es doch beschlos- sen, Herr Kollege!) Über den Haushalt zu bestimmen ist nun einmal nach dem Grundgesetz ein Hoheitsrecht des Bundestages und es ist seine Aufgabe, die Minister zu kontrollieren. Aber wenn man das, was man weiß, bevor man in der Ge- heimschutzstelle war, hinterher nicht mehr verwerten darf, dann kann die Opposition die Aufgabe, für die sie da ist, nämlich aufzuzeigen, wo Fehler in diesem Land gemacht werden, nicht mehr erfüllen. (Zuruf von der SPD: Diese Möglichkeit haben Sie sich selbst genommen!) Die Fehler werden von Ihnen gemacht. Sie verschwen- den die Steuergelder! (Beifall bei der FDP – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Unglaublicher Vorgang!) Man kann mit Händen greifen, warum Sie die Einstu- fung als geheimhaltungsbedürftig gewählt haben. Es geht uns nicht darum, Deutschland schlechtzureden, die deutsche Industrie schlechtzureden oder irgendetwas zu verschleiern. Es geht nur darum, aufzudecken, wann diese Bundesregierung wissen musste, dass die Maut zu- mindest nicht zum 31. August 2003 eingeführt werden kann. Ich glaube, das steht in dem Rechnungshofbericht. Die Opposition hat angeboten, dass alles das, was das Steuergeheimnis oder Betriebsgeheimnisse betrifft, ge- schwärzt werden kann. Dagegen haben wir überhaupt nichts. Ich bleibe dabei: Verhalten und Wissen der Bun- desregierung können nicht geheim sein. Das muss der Überprüfung des Parlaments zugänglich sein. Dafür sind wir da. Sie sprechen sich mit pathetischen Worten für die Informationsfreiheit aus und haben beim vorhergehen- den Tagesordnungspunkt dafür plädiert, dass alle Bürger das Recht zur Akteneinsicht haben müssen. Aber dieje- nigen, die gewählte Vertreter des Volkes sind, werden von der Freiheit, Akteneinsicht zu nehmen, ausgeschlos- sen oder sie werden mundtot gemacht. Frau Staatssekre- tä is G K s g d o s s h n u n s m r H t s d g D s n v s m f ö v v S e l t s D s (C (D rin, wenn das Ihr Verständnis von Informationsfreiheit t, dann haben Sie noch einen gewissen Nachholbedarf. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zu- ruf von der SPD: So viel Unsinn!) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt der Abgeordnete „Ali“ Schmidt. Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Bei dem Thema, das uns heute beschäftigt, tehen zwei legitime Interessen gegeneinander. Das soll ar nicht verschwiegen werden. Auf der einen Seite steht as vollkommen legitime Interesse nicht nur der Abge- rdneten – die können in der Geheimschutzstelle Ein- icht nehmen –, (Renate Blank [CDU/CSU]: Aber dann dürfen sie nicht darüber reden!) ondern auch der Öffentlichkeit, Kenntnis davon zu er- alten, wie Projekte dieser Größenordnung in dem Span- ungsfeld öffentlich-privater Partnerschaft gelaufen sind nd was untersucht und gegebenenfalls durch den Rech- ungshof beanstandet worden ist. Es wird gar nicht be- tritten, dass es dieses Interesse gibt. (Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt kommt der Alt-68er!) Auf der anderen Seite hat – auch das ist schon von einer Vorrednerin ausgeführt worden – der Bundes- echnungshof, bevor er bereit war, seinen Bericht an den aushaltsausschuss auszuhändigen, selbst darum gebe- en, diesen Bericht als vertraulich im Sinne der Geheim- chutzbestimmungen einzustufen, und zwar mit einer oppelten Begründung. Die erste Begründung lautet, es ehe dabei auch – nicht nur, aber auch – um Zahlen und aten, die Geschäftsinteressen des beteiligten Kon- ortiums berühren. In dem Bericht geht es eben nicht ur um das Verhalten der Bundesregierung. Der zweite Grund ist: Wenn man ein faires Verfahren or dem Schiedsgericht will, in dem weder die Interes- enlage des Auftragsgebers noch die des Auftragsneh- ers schon im Vorhinein beschädigt oder zumindest in- rage gestellt wird, indem alle Daten und Fakten ffentlich ausgebreitet werden, ehe die juristisch rele- anten Ermittlungen erfolgt sind, dann halte ich es für öllig unverantwortlich, in einer brenzligen Phase – wie ie wissen, geht es um sehr viel Geld; schließlich wird ine Forderung des Bundes in Höhe von über 4 Mil- iarden Euro geltend gemacht – vonseiten der Opposi- ion zu fordern, den Bericht öffentlich zu machen und einen Inhalt zu diskutieren. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) enn wenn wir ein faires Verfahren wollen, dann müs- en die Voraussetzungen dafür stimmen. Ich glaube, das Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13973 (A) ) (B) ) Albert Schmidt (Ingolstadt) ist ein überzeugendes Argument des Bundesrechnungs- hofs, dem man sich nicht verschließen kann. Wenden wir uns nun dem Inhalt des Berichts zu. Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Kalb? Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Aber selbstverständlich, Herr Kollege. Aus Bayern kommen immer gute Fragen. Bartholomäus Kalb (CDU/CSU): Herr Kollege Schmidt, würden Sie bitte zur Kenntnis nehmen, dass wir als Opposition uns immer sehr korrekt verhalten und – ich selbst bin Berichterstatter im Haus- haltsausschuss für den Verkehrsetat – immer darauf ge- achtet haben, dass die Interessen des Bundes nicht einge- schränkt oder beschädigt werden, während es einem nicht ganz unbedeutenden Kollegen der SPD-Fraktion vorbehalten war, öffentlich und offensichtlich in einer Ausschusssitzung darüber zu spekulieren, dass das Schiedsverfahren für den Bund völlig falsch angelegt sei und zu keinem Ergebnis führen werde? Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Was aus dem Ausschuss angeblich von irgendjeman- dem berichtet worden ist, kann ich nicht beurteilen. Der Vorgang ist mir nicht bekannt. Insofern kann ich ihn auch nicht bewerten. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist in den Medien berichtet worden!) Es handelt sich dabei um eine Behauptung, die ich inso- fern nicht als Tatsache zur Kenntnis nehmen kann. Ich nehme allerdings sehr gern zur Kenntnis, dass sich der Haushaltsausschuss in Gänze und Sie in persona bisher immer korrekt verhalten haben und sehr wohl be- müht waren und sind, in Ihrer Funktion als Haushälter die Interessen der Bundesrepublik Deutschland wahrzu- nehmen. Umso weniger kann ich verstehen, verehrter Herr Kollege Kalb, warum Sie jetzt mit diesem Prinzip brechen und ausrasten, indem Sie fordern, es müsse alles auf den Marktplatz kommen. Sie wissen doch, dass das Schiedsgerichtsverfahren noch nicht eröffnet ist und dass es um sehr viel Geld und auch um öffentlich wahr- nehmbare Verfehlungen von Toll Collect geht. Dass Sie jetzt den Finger heben und auf die andere Seite zeigen, grenzt für mich an Ignoranz gegenüber den Interessen des Bundes. Das ist für einen Haushälter unverzeihlich. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Gestatten Sie eine zweite Zwischenfrage des Kolle- gen Kalb? G i – a a f e i s k G z P b d s e Z D R u t w h w r i R E h g N l m a s w ö b b – E s s d (C (D Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Ja bitte. Bartholomäus Kalb (CDU/CSU): Können Sie Verständnis für die Situation aufbringen, n der beispielsweise ich mich befinde, nämlich dass der Kollege Friedrich hat es vorhin bereits dargestellt – lle Informationen bereits vorliegen und der Bericht bis uf einen einzigen Punkt, den der Minister persönlich öf- entlich gemacht hat, für mich zumindest nichts Neues nthält? Ich befinde mich jetzt in einer Situation, in der ch meine Rechte eingeschränkt sehe, weil ich das Wis- en, das ich vorher erworben habe, nicht mehr nutzen ann. Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Verehrter Kollege Kalb, ich bin Ihnen auch für diese weite Zwischenfrage sehr dankbar. Denn sie bringt das roblem auf den Punkt. Es ist schon fast absurd. Sie ha- en – wie ich finde, zu Recht; ich habe den Bericht, zu em ich mich an dieser Stelle nicht äußere, auch gele- en – selbst festgestellt, dass er im Grunde nichts Neues nthält. Darum geht es ja: Es handelt sich um einen weitaufguss aller Vorwürfe, die wir alle – nicht nur im eutschen Bundestag, sondern quer durch die gesamte epublik – über Wochen und Monate gehört, gelesen nd diskutiert haben, nämlich dass der Ursprungsver- rag hinsichtlich der Vertragsstrafen relativ lausig war, ie ich es formulieren will. Das ist erkannt worden. Des- alb wurde er auch nachverhandelt und korrigiert. Es urde festgestellt, dass der Zeitraum für die Realisie- ung des Projekts viel zu kurz bemessen war. Auch das st erkannt und korrigiert worden. Übrigens kommt die ealisierung des Projekts jetzt eher und schneller zum rfolg, Herr Kollege Kalb, als es der Bundesrechnungs- of für möglich hielt. Er ist in seinem Bericht davon aus- egangen, dass es bis zum Herbst 2005 dauern würde. un geht es aber schon – hoffentlich – im Januar 2005 os. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das war jetzt aber Geheimnisverrat!) Dass beispielsweise die Projektsteuerung nicht opti- al war, ist bekannt. Das können Sie überall nachlesen; lles stand im Grunde genommen in irgendeiner Form chon in den Zeitungen. Deshalb wundere ich mich, eshalb Sie mit fast missionarischem Eifer auf der Ver- ffentlichung des Berichts des Bundesrechnungshofes estehen. Es hat auch personelle Konsequenzen gege- en, und zwar nicht nur beim Konsortium. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Aber nicht die richtigen!) Das kann ich nicht bestätigen; denn der momentane rfolg gibt uns Recht. Fakt ist heute: Dank des neuen Managements und des tringenteren Projektcontrollings durch die Zuständigen ind in einem relativ überschaubaren Zeitraum offenbar ie technischen Probleme gelöst worden und dürfen wir 13974 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Albert Schmidt (Ingolstadt) darauf hoffen und vertrauen, dass es am 1. Januar 2005 losgeht. Der Erfolg gibt doch dem neuen Management und dem neuen Controlling Recht. Weil Sie das nicht mehr kritisieren können, klammern Sie sich an die Ver- öffentlichung des Bundesrechnungshofsberichtes als Ne- benkriegsschauplatz, anstatt zu sagen: Prima! Ihr habt dazugelernt und es richtig gemacht; es funktioniert. Sie nehmen hierzu eine jämmerliche Haltung ein. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Herr Kollege Austermann – das ist des Pudels Kern; das finde ich schon delikat –, ich habe Sie noch als Hel- den der Aufklärung, als Siegfried mit dem scharfen Schwert des Untersuchungsausschusses vor Augen, (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wart’s ab!) der vor die Kameras getreten ist und erklärt hat: entwe- der Veröffentlichung oder Untersuchungsausschuss! Während die Republik erzitterte, habe ich von Anfang an gesagt, dass ich kein Problem mit einem Untersu- chungsausschuss habe. Aber nun ist Ihnen, Herr Austermann, die eigene Fraktion in diesem Punkt nicht gefolgt. Noch nicht einmal die Verkehrspolitiker aus dem zuständigen Fachausschuss haben das getan. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Weil es einen noch größeren Skandal gibt!) Aus dem Siegfried mit dem scharfen Schwert ist ein kleiner Junge mit einer stumpfen Holzkeule geworden, der einen papiernen Antrag vorlegt. Ist Ihnen das eigent- lich nicht peinlich, Herr Austermann? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nein!) Müssten Sie nicht auf Ihre Rede verzichten? Ich hätte großes Verständnis dafür. Ich würde dann sofort die ent- sprechende Passage in meiner Rede aus dem Protokoll streichen lassen. (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und bei der SPD) Die eigentliche Nachricht des Tages ist doch nicht, dass wir noch einmal schrille Begleitmusik erzeugen und darauf hinweisen, was man damals hätte alles richtig machen können – darüber haben wir schon hundertmal diskutiert und inzwischen hat man es besser gemacht –, sondern dass alle Seiten dazugelernt haben und dass of- fenbar wesentliche Fehler – es waren über 300 System- fehler – Fehler für Fehler aufgearbeitet worden sind. Es besteht nun die Chance, dass es klappt. Es gibt sogar Exportmöglichkeiten. Großbritannien, Tschechien und andere Länder sind an unserem Mautsystem interessiert. In einer solchen Situation von den Problemen in der Ver- gangenheit anstatt von den Chancen dieses Projekts in der Zukunft zu reden, das ist nicht nur verlogen, sondern wirtschaftspolitisch gesehen schlicht und einfach auch dumm. Es tut mir Leid, aber ich kann Ihnen diesen Vor- wurf nicht ersparen. L H S s B d r m s w M a A l B I z R S d S d B l C d b v v E d m w w (C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das Einzige, was nicht geheuchelt war, ist der Satz „Es tut mir Leid“!) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Dr. Gesine ötzsch. Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Der Antrag der CDU/CSU ist ein stumpfes chwert. Wenn Sie wirklich wissen wollten, was zwi- chen Telekom, Daimler-Chrysler und Vertretern der undesregierung in den Hinterzimmern gedealt wurde, ann müssten Sie die Einsetzung eines parlamenta- ischen Untersuchungsausschusses beantragen. Ich bin ir sicher, dass ein Untersuchungsausschuss „Maut“ ehr interessante Ergebnisse ans Tageslicht bringen ürde. Dagegen sind die Stromrechnungen von Laurenz eyer wirklich nur Peanuts. Aber offensichtlich haben uch Sie, meine Damen und Herren von CDU und CSU, ngst vor einem solchen Untersuchungsausschuss. Viel- eicht haben Daimler-Chrysler und die Telekom auch die enzin-, die Telefonkosten oder sonstige Kosten einiger hrer Kollegen übernommen, aber das nur nebenbei. Ich würde in einem solchen Untersuchungsausschuss um Beispiel folgende Fragen stellen: Erstens. Welche olle spielte der damalige Verkehrsminister Bodewig, PD, in diesem Deal, als völlig überstürzt zwei Tage vor er letzten Bundestagswahl der Vertrag zuungunsten der teuerzahler abgeschlossen wurde? (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Interes- sante Frage!) Zweitens. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen em Mautdeal und dem fetten Nebenjob des Herrn odewig bei einer renommierten Beraterfirma? (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Aha!) Drittens. Warum hat Toll Collect bisher nur 176 Mil- ionen Euro Vertragsstrafe gezahlt und wann zahlt Toll ollect den von der Bundesregierung geforderten Scha- enersatz in Höhe von 4,6 Milliarden Euro? Viertens. Trifft es zu, dass Toll Collect an einen Mit- ewerber um den Mautauftrag eine Abfindung in Höhe on 700 Millionen Euro gezahlt hat, um eine Klage zu erhindern, und dass Toll Collect diese 700 Millionen uro jetzt die Steuerzahler zahlen lassen will? (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das muss man nicht mehr fragen! Das ist so!) Doch diese Fragen werden wohl nie beantwortet wer- en. Wahrscheinlich gibt es noch zu viele Abgeordnete it Nebenjobs, von denen die Öffentlichkeit nichts eiß. Auch die Grünen, die früher immer alles aufklären ollten, haben jetzt kein Interesse mehr an Aufklärung. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist wohl wahr!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13975 (A) ) (B) ) Dr. Gesine Lötzsch Waren Sie von den Grünen im vergangenen Jahrhundert nicht einmal eine Antikorruptionspartei? Doch es geht den Grünen wie auch allen anderen Parteien um den Götzen Export, für den viele Prinzipien über Bord ge- worfen werden. (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos]) Alte und neue Bundesregierungen haben sich zusam- men mit der Industrie an Exportgroßprojekten versucht, die in der Regel unverkäuflich sind. Ich erinnere nur an den Transrapid. Immer wurden diese Exportprojekte zulasten der Steuerzahler konstruiert, die diese bezahlen durften. Auch das Mautsystem soll nun zum Export- schlager aufgeblasen werden und wieder einmal soll China der Abnehmer sein. Schließlich hat das ja auch mit dem Transrapid so wunderbar geklappt: Es ist abso- lut danebengegangen. Ich bin sehr gespannt, ob sich dieses teure System verkaufen lässt, da es doch in Österreich und in vielen anderen Ländern einfachere und preiswertere Systeme gibt. Es ist, um es bildlich zu sagen, so, als wenn man am Kiosk eine Schachtel Streichhölzer kaufen will und stattdessen ein satellitengestütztes Feuerzeug bekommt. (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos]) Vielleicht irre ich mich aber auch. Die Bundesbürger werden im Übrigen nach der Bun- destagswahl 2006 eine Überraschung erleben. Dann wird nämlich nicht mehr nur die LKW-Maut zu bezahlen sein, sondern auch die PKW-Maut. Darüber kann man natürlich diskutieren, aber man sollte es ehrlich tun. Um noch einmal auf den CDU/CSU-Antrag zurück- zukommen: Machen Sie doch Ernst und beantragen Sie einen Untersuchungsausschuss zur Maut! Die beiden Stimmen der PDS im Bundestag wären Ihnen sicher. (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos]) Ich kann Ihnen, meine Damen und Herren auf den Rängen, versichern: Wenn es in dieser Legislaturperiode eine PDS-Fraktion gäbe, hätte sie diesen Untersuchungs- ausschuss beantragt. Aber das können wir ja im Jahr 2006 nachholen. Vielen Dank. (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos] – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Dann müs- sen Sie mehr als 25 Prozent der Mitglieder stellen!) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Dietrich Austermann. Dietrich Austermann (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Schmidt, die Frage, ob zu diesem Thema ein Untersuchungsausschuss einzusetzen ist, ist für uns noch nicht vom Tisch, weil wir der Meinung sind – das sage ich nach der Lektüre des Geheimberichts –, dass einer Fülle von Fragen nachgegangen werden kann und muss, d g n u a S r s G r j g 1 o H K t d a d d w g s s d n s B 7 u k r d v (C (D ie deutlich machen, dass wir in der Bundesrepublik auf- rund der Versäumnisse insbesondere des Verkehrsmi- isters einen erheblichen Schaden erlitten haben. Es geht m nicht weniger als 4,5 Milliarden Euro. Das ist mehr, ls manch einer besitzt. Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen chmidt? Dietrich Austermann (CDU/CSU): Er kann sich dabei kaum auf meine Rede konzentrie- en, da ich gerade erst angefangen habe. Aber ich ge- tatte sie gern. Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Herr Kollege Austermann, auch Sie haben den Be- icht gelesen. Können Sie daher bestätigen – ich verrate etzt keine Geheimnisse; denn das stand in allen Zeitun- en, zum Beispiel in der „Leipziger Volkszeitung“ am 2. November 2004 –, dass der Bundesrechnungshof ffenbar niedergelegt zu haben scheint, dass erstens die auptverantwortung für den Misserfolg eindeutig beim onsortium liegt und dass zweitens Kontrollen des Auf- raggebers von Toll Collect behindert oder sogar verhin- ert worden sind? Dietrich Austermann (CDU/CSU): Das kann ich nicht bestätigen, Herr Schmidt. Ich bin uch empört darüber, dass Sie die Behauptung, die Sie in er Zeitung aufgestellt haben, wiederholen. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Dann haben Sie den Bericht offenbar nicht gelesen! Danke, das genügt!) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Sie müssen schon stehen bleiben, Herr Schmidt. Dietrich Austermann (CDU/CSU): Ich kann Ihnen das deshalb nicht bestätigen, weil in em Bericht etwas anderes steht. In einem halben Absatz ird auf die Versäumnisse des Konsortiums eingegan- en, aber vier Seiten in der Zusammenfassung befassen ich mit den Versäumnissen der Bundesregierung, insbe- ondere dieses Bundesministers. Bei den Versäumnissen es Bundesministers geht es nicht nur um die Versäum- isse des Ministers, der bis zum Jahre 2002 im Amt war, ondern auch um die Versäumnisse des amtierenden undesministers. Nachdem Sie die zusätzliche Vergütung von 00 Millionen Euro öffentlich gemacht haben (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ich?) nd es um die Frage geht, ob Geheimhaltungsbedürftig- eit besteht und ob ein Untersuchungsausschuss einge- ichtet werden soll, sage ich ganz deutlich: Die Tatsache, ass hier Vereinbarungen nach dem Vertragsabschluss om neuen Minister über 700 Millionen Euro ohne jede 13976 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Dietrich Austermann Gegenleistung abgeschlossen worden sind, das heißt Steuerzahlergeld in entsprechender Höhe verschleudert worden ist, rechtfertigt mindestens zwei Untersuchungs- ausschüsse. Brüsten Sie sich jetzt nicht damit, dass Sie sagen, der Sachverhalt wäre aufgeklärt und wir wüssten alles. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Dann erklären Sie das einmal Ihrer Fraktion!) Es geht um 4,5 Milliarden Euro, die dem deutschen Steuerzahler entgangen sind. Ich wiederhole das, damit jeder weiß, worum es geht. Auch der Kollege Lippold hat darauf hingewiesen. Die Länder warten seit andert- halb Jahren auf dieses Geld, welches sie für Infrastruk- turmaßnahmen im Bereich der Straße, der Schiene und der Wasserstraßen benötigen. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Richtig!) Dort fehlen 4,5 Milliarden Euro an Investitionsmitteln. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Uwe Beckmeyer [SPD]: Das ist doch völliger Un- sinn!) – Natürlich ist das so. Die Situation bessert sich auch im nächsten Jahr nicht. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das stimmt genauso wenig wie alles andere, was Sie vorher gesagt ha- ben!) Selbst wenn die Mauteinnahmen in voller Höhe fließen, wovon ich nicht ausgehe, stehen im nächsten Jahr weni- ger Infrastrukturmittel zur Verfügung als in den Jahren 2003 und 2004, obwohl ursprünglich die Investi- tionsmittel um die Mauteinnahmen erhöht werden soll- ten. Das ist die Situation. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Sehr rich- tig! – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch das ist falsch!) Das bedeutet, dass sich der Bundesverkehrsminister mit 66er-Listen beschäftigen muss, dass also an vielen Stellen gespart, gestrichen, gestreckt, gekürzt werden muss sowie Bauvorhaben abgesagt werden müssen. Das ist die Folge dieses Mautdesasters und darüber, wer da- für die Verantwortung trägt, wollen wir die Öffentlich- keit aufklären. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Ich habe den Bericht des Bundesrechnungshofes gele- sen. Darüber haben wir im Haushaltsauschuss auch dis- kutiert. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie haben ihn offenbar nicht gelesen!) Es hieß, darin seien geheime Geschäftsdaten enthalten, deshalb müsse er geheim gehalten werden. Ich habe kein einziges geheimes Geschäftsdatum gefunden. Das Ein- z t d D s r h f v E w d w – s b W D A g z D u S W g g d c V d M W w w d (C (D ige, was aus Sicht der Bundesregierung geheimhal- ungsbedürftig ist, ist das Versagen der zwei Minister, (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Ja!) es jetzigen Verkehrsministers und seines Vorgängers. ass wir eine unfähige Regierung haben, ist aber kein chützenswerter Tatbestand. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wollen Sie damit behaupten, dass der Bundesrechnungshof in seiner Be- gründung lügt?) Angesichts des Versagens dieser rot-grünen Bundes- egierung an vielen Stellen kommt man gar nicht mehr interher, Untersuchungsausschüsse zu fordern. Sie dür- en sich aber nicht wundern, wenn wir an dieser Stelle ielleicht einmal etwas zurückhaltend sind. (Beifall bei der CDU/CSU) Ich will die Situation noch einmal deutlich machen: s geht um 4,5 Milliarden Euro. Sie sagen jetzt, wir ürden Geschäftsgeheimnisse verraten und die Position es Bundes schwächen, wenn öffentlich bekannt würde, er versagt habe. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das sagt der Bundesrech- nungshof, der nach unserer Verfassung mit richterlicher Unabhängigkeit ausgestattet ist!) Herr Schmidt, melden Sie sich doch zu einer Zwi- chenfrage. Ich kann Ihnen das Verfahren gern erläutern. Wir ha- en im Haushaltsausschuss über den Bericht beraten. ir haben gesagt: Daran ist doch gar nichts geheim. arauf hat der Vertreter des Bundesrechnungshofes im usschuss gesagt, dann müsse der Minister sagen, ob es eheim ist oder nicht. Sie wären bereit, den Bericht offen u legen. (Renate Blank [CDU/CSU]: Aha!) ann haben sich die Vertreter des Verkehrsministeriums nd des Bundesrechnungshofes zurückgezogen und eine tunde lang palavert. Ergebnis war, dass der Bericht auf unsch des Bundesverkehrsministers nicht öffentlich emacht wird. Das ist der Sachverhalt. (Beifall bei der CDU/CSU – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Aha!) Welches ist der schützenswerte Sachverhalt? Sie sa- en, durch die Offenlegung werde die Position des Bun- es im Schiedsverfahren gefährdet. Wie läuft ein sol- hes Schiedsverfahren ab? Kann man in einem solchen erfahren schwindeln? Kann man dort die Fakten und ie eigene Schuld unterdrücken? (Uwe Beckmeyer [SPD]: Ich finde, das tun Sie gerade!) uss man dort nicht die Wahrheit auf den Tisch legen? enn sich ein reguläres Verfahren anschließen würde, äre das, was Sie beabsichtigen, Prozessbetrug. Sie ürden die Position des Gegners dadurch schmälern, ass Sie die Unwahrheit behaupten. Die Wahrheit lautet, Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13977 (A) ) (B) ) Dietrich Austermann dass der Minister versagt hat, dass er an vielen Stellen sehenden Auges in die Misere hineingeschlittert ist. Das bedeutet einen Schaden von 4,5 Milliarden Euro und darüber muss die Bevölkerung aufgeklärt werden. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Ich könnte eine Reihe von anderen Positionen auffüh- ren, aus denen sich ganz klar ergibt – auch das alles ist nicht schützenswert –, an welcher Stelle sich der Minis- ter eingeschaltet hat, an welcher Stelle er den Sachver- stand von Beratern, die für teures Geld eingekauft wor- den sind, an welcher Stelle er den Sachverstand der Fachabteilungen ignoriert hat, die ebenso wie das Bun- desamt für Güterverkehr auf die Risiken hingewiesen und Warnlampen aufgestellt haben. Nein, das Ganze musste durchgezogen werden. Der erste war natürlich Bodewig. Er wollte zwei Tage vor der Bundestagswahl ein Ergebnis vorweisen in der Hoffnung, dass er als Nordrhein-Westfale und nicht Ulla Schmidt Minister bleiben bzw. werden könnte. Das hat sich so nicht be- wahrheitet. Trotzdem hat man Interessen des Steuerzah- lers verraten, indem man sehenden Auges einen Vertrag abgeschlossen hat, der so gar nicht erfüllt werden konnte, was auch jeder wusste. Das erklärt auch die Haftungsbedingungen. Wenn es einen ordentlichen Vertrag gegeben hätte, hätte das Kon- sortium natürlich in größerem Umfang haften müssen. Daraus ist aber nichts geworden, weil schließlich alle wussten, dass das so schnell nicht funktionieren würde. Und mit dieser Position wollen Sie in ein Schiedsverfah- ren gehen? (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist doch alles bekannt! Das ist nicht neu!) – Wenn das alles bekannt ist, warum sagen Sie dann, der Bericht des Bundesrechnungshofes müsse geheim gehal- ten werden? (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ich persönlich sage das nicht!) – Sie, Herr Schmidt, gehen her und zitieren den Halbsatz aus dem Bericht, der Ihnen gefällt, in dem das Konsor- tium herhalten muss. Alles andere, also das, was auf den restlichen 40 Seiten – dort wird das Ministerium ange- griffen – steht, darf die Öffentlichkeit offenbar nicht wis- sen. Wir haben für Ihre Kritik kein Verständnis. Die Staatssekretärin hat von einem kleinen Karo gere- det. Wir finden, dass man im Zusammenhang mit Ver- kehrsinvestitionen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro nicht von einem kleinen Karo reden kann. Schließlich hat noch nicht einmal der gesamte Straßenbauetat einen Umfang von 4,5 Milliarden Euro. Ich wiederhole: Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass Sie von einem klei- nen Karo sprechen. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: So ist es!) H d W e f h g a e g R „ s e v w u d d s O w S A t n H D r E l O u w e r b (C (D Sie haben an vielen Stellen versagt. Auch zum Thema armonisierung liegt – trotz der Verzögerung um an- erthalb Jahre – überhaupt nichts vor. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: So ist es!) as ist denn aus der im Bundesrat gegebenen Zusage, ine Regelung zugunsten der deutschen Spediteure zu inden, geworden? Nichts ist daraus geworden! Das eißt: Sie haben auf der ganzen Linie versagt. Die Mit- lieder unserer Fraktion im Haushalts- und im Verkehrs- usschuss haben dem Verkehrsminister gewissermaßen in Korsett angelegt, indem sie ihn zur Kündigung auf- efordert haben, damit die Dinge endlich einmal in die eihe kommen. Herr Schmidt versucht ab und zu einmal, den Metzger“ zu machen. Er profiliert sich dann außerhalb einer eigenen Truppe. Das bringt immer wieder einmal inen Auftritt im Fernsehen mit sich. Aber alle anderen on Rot-Grün haben doch Nebelkerzen geworfen. Sie aren nicht daran interessiert, die Vorgänge aufzuklären nd zu konkreten Entscheidungen zu kommen. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Es ehrt mich aber, wenn Sie mich mit dem Kollegen Metzger vergleichen!) Die Öffentlichkeit muss wissen, wie mit dem Geld es Steuerzahlers über Jahre hinweg, auch nach der Bun- estagswahl 2002 – 700 Millionen Euro Steuergelder ind verschenkt worden; damit kann man sehr viele rtsumgehungen bauen –, umgegangen worden ist und elcher Schaden dadurch angerichtet worden ist. Wenn ie nicht bereit sind, unserem Antrag zu folgen und die ngelegenheit aufzuklären, dann schließe ich einen Un- ersuchungsausschuss in dieser Sache auch heute noch icht aus. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie entscheiden das nicht! – Gegenruf des Abg. Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Na, warte es mal ab!) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Uwe Beckmeyer. Uwe Beckmeyer (SPD): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Es ist schon verwunderlich, was hier passiert. ie Bundesrepublik Deutschland steht vor einem erfolg- eichen Mautstart. (Renate Blank [CDU/CSU]: Das hat kein Mensch bezweifelt!) in industrielles Konsortium hat ein auf der Welt einma- iges System entwickelt. Was hier passiert, inszeniert die pposition nach dem Motto: „Wir brauchen Bad News nd keine Good News“. Ihr Problem ist eigentlich: Sie ollen davon ablenken, dass wir in Deutschland ab dem rsten Tag des nächsten Monats endlich ein funktionie- endes Mautsystem haben werden. Und dass wir das ha- en werden, ist gut so! 13978 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Uwe Beckmeyer (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Ihre Geheimhalterei deutet auf ein schlechtes Gewissen hin!) – Herr Fischer, hören Sie zu! (Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Da las- sen wir Sie nicht raus!) Wir haben damit im Rahmen der Verkehrspolitik zum ersten Mal in Deutschland die Chance, etwas Nutzerfi- nanziertes auf den Weg zu bringen. Davon haben Sie in der Vergangenheit nur gesprochen. Wir dagegen tun es, und zwar hier in Deutschland. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Die Industrie hatte Probleme mit einem so umfangrei- chen, technisch sehr schwierigen System. Das sei ein- fach einmal festgestellt. Das zu behaupten, ist Ihnen un- benommen. Aber dieses System funktioniert jetzt. Das passt Ihnen wohl nicht und deshalb steht die Beratung dieses Antrags auf der heutigen Tagesordnung des Deut- schen Bundestages. Sie handeln nach dem Motto: Wol- len wir doch einmal mit Dreck schmeißen, an den Sozis und an den Grünen wird schon etwas hängen bleiben. Sie, Herr Austermann, sind doch Mitglied des Haus- haltsausschusses des Deutschen Bundestages. (Rainer Fornahl [SPD]: Der schmeißt gern mit Dreck, der Herr Austermann!) Sie haben als Mitglied dieses Ausschusses einen Brief bekommen. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Mehrere!) – Ja, das stimmt. – Interessant ist, dass dieser Brief vom 13. Oktober 2004 an die Mitglieder des Haushaltsaus- schusses von Herrn Carstens, dem Vorsitzenden des Haushaltsausschusses, stammt. Darin teilt er mit, dass er beabsichtige, den Ausschussmitgliedern einen vertrauli- chen Bericht mit schützenswerten Daten zuzuleiten und einen entsprechenden Beschluss hinsichtlich der Geheimhaltung herbeizuführen. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Welcher Partei gehört dieser Carstens eigentlich an?) – Herr Carstens ist wie Herr Austermann Mitglied der CDU/CSU-Fraktion. – Dieser Beschluss ist am 20. Ok- tober einstimmig, also auch mit Ihrer Stimme, gefasst worden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Dennoch tun Sie hier so, als müssten Sie sich davon dis- tanzieren. Distanzieren Sie sich doch im Ausschuss! Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Austermann? d s A a h h r v z W h D S F B m n s D s S n i u S b „ – l D M z v a (C (D Uwe Beckmeyer (SPD): Ja, natürlich. Er hat jetzt ein schlechtes Gewissen. Dietrich Austermann (CDU/CSU): Herr Kollege Beckmeyer, Ihnen ist doch wohl klar, ass der Rechnungshof gesagt hat, er werde dem Aus- chuss den Bericht nur dann vorlegen, wenn sich der usschuss verpflichte, ihn geheim zu halten. Ihnen ist uch klar, dass man, nachdem man den Bericht gelesen at, zu dem Ergebnis kommen kann, er sei nicht geheim- altungsbedürftig. Oder sind Sie zu solch einer Verände- ung des Standpunktes aufgrund unterschiedlicher Sach- erhalte nicht in der Lage? (Lachen bei der SPD) Uwe Beckmeyer (SPD): Lieber Herr Austermann, Sie können mir durchaus utrauen, dass ich differenziert denken kann. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Aber heute haben Sie Schwierigkeiten damit!) issen Sie, was Sie aus der Opposition heraus gemacht aben? Einen schlichten Fehler. (Georg Girisch [CDU/CSU]: Welchen Feh- ler?) eshalb sind Sie in Ihrer Rede in dieser Weise verfahren. ie haben aus Ihrer Oppositionsposition heraus einen ehler gemacht und meinen, Sie müssten das jetzt der undesregierung anhängen. Die Bundesregierung hat it dem Verhalten des Bundesrechnungshofs überhaupt ichts zu tun. Der Bundesrechnungshof ist eine eigen- tändige, nach der Verfassung unabhängige Instanz in eutschland. Der lässt sich in keiner Weise schurigeln, chon gar nicht von der Bundesregierung. – Jetzt dürfen ie sich wieder hinsetzen, Herr Austermann. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ich bin der festen Überzeugung: Es wird Ihnen heute icht gelingen, die Öffentlichkeit zu verdummen, (Renate Blank [CDU/CSU]: Das ist eine un- verschämte Behauptung, Herr Kollege Beckmeyer! Nehmen Sie die zurück!) ndem Sie Ihre entsprechende Maschine hier anstellen, m den Leuten draußen vorzugaukeln, dass es hier etwas chlechtes, eine Art Versagenspolitik gibt. Die Motive ei Ihnen sind klar. Sie möchten gerne die Vokabeln Mautdesaster“ und „Versagenspolitik von Rot-Grün“ Sie haben es ausgesprochen – weiter in den Schlagzei- en halten. (Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Das macht schon die Presse von ganz allein!) as Gegenteil ist jetzt der Fall. Wir haben ein intaktes autsystem. Es funktioniert. Wir wollen dieses System um Erfolg führen. Das, denke ich, werden wir in den or uns liegenden Wochen und Monaten auch schaffen. Sie haben wieder mit dem Thema Harmonisierung ngefangen. Ich kann Ihnen nur Folgendes empfehlen: Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13979 (A) ) (B) ) Uwe Beckmeyer Schauen Sie in die Beschlüsse, die wir im Deutschen Bundestag, im Vermittlungsausschuss gefasst haben! Dort steht: Die Mauthöhe wird zunächst mit einem Eingangs- satz von durchschnittlich 12,4 Cent/km festgesetzt. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist keine Harmonisierung!) Dieser Mautsatz wird je nach dem Wirksamwerden und dem Umfang der Maßnahmen, die in den voranstehen- den Punkten aufgeführt sind und die teilweise einer vor- herigen Zustimmung der EU-Kommission bedürfen, auf das ursprünglich vorgesehene Niveau der Mautsätze von durchschnittlich 15 Cent/km festgesetzt. Wir sind bei 12,4 Cent. Die Bundesregierung hat die Pflicht, in der vor uns liegenden Zeit bei der EU die an- deren Punkte durchzusetzen. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Seit ein- einhalb Jahren!) Solange das nicht geschehen ist, gilt eine Harmonisie- rung und Absenkung des Mautsatzes von 15 auf 12,4 Cent pro gefahrenen Kilometer. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist doch keine Harmonisierung!) Angesichts dieser aktuellen Lage sagen Sie: Wir ha- ben noch keine Harmonisierung, das Gewerbe zahlt zu viel. Auch das ist Unsinn. Gegen alle Fakten haben Sie im Deutschen Bundestag erneut eine Mär erzählt. Die lasse ich nicht gelten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Abg. Dirk Fischer [Ham- burg] [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwi- schenfrage) – Schönen Dank, Herr Fischer, aber ich komme jetzt gleich zum Schluss. Ich möchte in dieser Sache noch Folgendes hinzufü- gen: Erstens. Wir haben in Deutschland endlich die Chance, im Einklang mit der EU-Verkehrspolitik durch- zusetzen, dass die Wegekosten durch LKW den Verursa- chern angelastet werden. Damit haben wir zum ersten Mal die Chance, den Schatz der Autobahnen zu heben, auch für zukünftige Finanzierungsmodelle in der Bun- desrepublik Deutschland. Zweitens. Wir haben damit zum ersten Mal Finanzie- rungen in Höhe von über 3 Milliarden Euro für den nächsten Haushalt sichergestellt. Wer hier die Behaup- tung wagt, das Haushaltsvolumen gehe zurück, der muss sich einfach einmal mit den Fakten und Zahlen be- schäftigen. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Ein Blick in den Haushaltsentwurf entlarvt alle Ihre Aus- sagen, Herr Beckmeyer!) Diese sind von Ihnen nicht korrekt dargestellt worden, Herr Austermann. Wenn Sie die Ausgaben im Haushalt für den Verkehrsbereich unter Wissmann und zu Beginn der rot-grünen Koalition nehmen plus die UMTS-Erlöse – M g U W r D n b w m e D n ß s e g e d c m v k p a d d (C (D das läuft jetzt aus – plus die entsprechenden Höhen der aut jetzt, dann werden Sie feststellen, dass wir sozusa- en auf UMTS-Level bleiben. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Nein!) nd das ist gut für Deutschland. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) Drittens. Wir werden mit der Einführung der Maut die ettbewerbsbedingungen von Schiene und Straße fai- er gestalten. Das ist auch gut so. Das wird für uns in eutschland zu hervorragenden Ergebnissen führen. Viertens. Mit dem in Deutschland gewählten Weg ei- er weitgehend automatischen Erhebung der LKW-Maut esteht die Möglichkeit, in einem Technologiebereich eltweit wieder eine Vorreiterrolle zu spielen. Das ist oderne Innovationspolitik. Die leisten wir jetzt, also in iner Zeit der rot-grünen Koalition. (Beifall bei der SPD) as ist auch für uns ein ganz hervorragender Ausweis ei- er erfolgreichen Innovationspolitik, mit der wir drau- en in der Welt Geld verdienen können. Dass wir auf un- erem industriellen Know-how basierend eine weltweit rfolgreiche Wirtschaftspolitik betreiben, ist ebenfalls ut für den Standort Deutschland. Insofern, meine Damen und Herren, gibt es hier auch inen guten Schluss: Gott sei Dank haben wir mit der eutschen Industrie einen Weg gefunden, ein erfolgrei- hes Modell zu starten. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Und das ist gut so!) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Die Kollegin Blank möchte eine Kurzintervention achen. Renate Blank (CDU/CSU): Herr Kollege Beckmeyer, Sie haben der Opposition orgeworfen, sie wolle die Bevölkerung für dumm ver- aufen. Herr Kollege Beckmeyer, das weisen wir als Op- osition energisch zurück. Wir wollen die Bevölkerung ufklären, (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) ass die Bundesregierung die Verantwortung dafür trägt, ass 4,5 Milliarden Euro im Verkehrshaushalt fehlen. (Beifall bei der CDU/CSU – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt sind wir aber tief beeindruckt! – Zuruf von der SPD: Das wissen Sie doch gar nicht!) Uwe Beckmeyer (SPD): Liebe gnädige Frau, ich antworte sehr zurückhaltend. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist auch gut so!) 13980 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Uwe Beckmeyer Ich bin sehr dankbar dafür, dass Sie, wie ich finde, sich sehr zurückhaltend geäußert haben. Deshalb will ich auch so antworten. Der Bundesminister ist ja aktuell dabei, die 4,5 Milliarden Euro über das Schiedsverfahren für den Bund zu gewinnen. In diesem Prozess befinden wir uns. Hoffentlich unterstützen Sie uns dabei. Das wäre im In- teresse des Bundeshaushaltes und der Verkehrspolitik zu wünschen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Ich schließe damit die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf Drucksache 15/4391 an die in der Tagesordnung aufge- führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein- verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 19 a und 19 b auf: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Frak- tionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Strategi- schen Umweltprüfung und zur Umsetzung der Richtlinie 2001/42/EG (SUPG) – Drucksache 15/3441 – (Erste Beratung 118. Sitzung) – Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Strategi- schen Umweltprüfung und zur Umsetzung der Richtlinie 2001/42/EG (SUPG) – Drucksachen 15/4119, 15/4236 – (Erste Beratung 138. Sitzung) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Umwelt, Naturschutz und Reak- torsicherheit (15. Ausschuss) – Drucksachen 15/4501, 15/4540 – Berichterstattung: Abgeordnete Gabriele Lösekrug-Möller Marie-Luise Dött Winfried Hermann Michael Kauch b) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än- derung des Gesetzes über die Umweltverträg- lichkeitsprüfung – Drucksache 15/1497 – (Erste Beratung 66. Sitzung) A s n w d l G d n S v w g W m r i f l R z R d S m l U d t U c H g a s s G (C (D Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus- ses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- heit (15. Ausschuss) – Drucksache 15/1955 – Berichterstattung: Abgeordnete Petra Bierwirth Marie-Luise Dött Winfried Hermann Birgit Homburger Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Wider- pruch höre ich keinen. Ich eröffne jetzt die Aussprache. Das Wort hat zu- ächst die Abgeordnete Gabriele Lösekrug-Möller. Gabriele Lösekrug-Möller (SPD): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir enden uns jetzt einem Thema zu, das wohl für eine eutlich niedrigere Betriebstemperatur als beim zurück- iegenden Tagesordnungspunkt sorgen wird. (Horst Kubatschka [SPD]: Weißt du das?) leichwohl ist es ebenfalls von außerordentlicher Be- eutung. (Beifall des Abg. Winfried Hermann [BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN]) Der vorherige Tagesordnungspunkt lässt leider ge- auso wenig wie dieser erkennen, dass wir den letzten itzungstag vor Weihnachten haben. So geht in der Tat on dem Gesetz zur Einführung einer Strategischen Um- eltprüfung, zu dem ich hier spreche, weder Sternen- lanz noch Lebkuchenduft aus. Es ist also in keiner eise adventlich oder weihnachtlich. Insofern kann ich ir jede rhetorische Brücke zu Christstollen oder ande- em sparen. Worum geht es bei diesem Gesetz? Viele wird, wie ch denke, schon interessieren, was sich hinter dieser oft älschlicherweise als Suppengesetz verspotteten Rege- ung verbirgt. Es geht um die Umsetzung verschiedener ichtlinien der Europäischen Gemeinschaft. Ich lade Sie u einer kleinen Addition ein: Zu den umzusetzenden ichtlinien gehören die EG-Richtlinie 2003/35, teilweise ie EWG-Richtlinie 85/337, die EG-Richtlinie 96/61, das EA-Protokoll und die EG-Richtlinie 2001/42. Wenn an all diese addiert, kommt unterm Strich im nationa- en Recht das Gesetz zur Einführung einer Strategischen mweltprüfung heraus, zu dem heute die zweite und ritte Lesung stattfinden. Warum habe ich Ihnen diese Rechenaufgabe zugemu- et? Ich möchte damit deutlich machen, dass nationale msetzung europäischen Rechts ein nicht immer einfa- hes Unterfangen ist. Das wissen wir alle in diesem aus. Darunter leiden viele parlamentarische Beratun- en. Auch diese Schwierigkeit war hier zu meistern. Wir lle wissen, dass es schön gewesen wäre, wenn wir die- es Gesetz eher gehabt hätten. Das Verfahren war aber ehr kompliziert. Umso zufriedener bin ich, dass wir das esetz heute abschließend beraten können. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13981 (A) ) (B) ) Gabriele Lösekrug-Möller (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Worum geht es im Kern? Es geht um Pläne und Pro- gramme mit voraussichtlich erheblicher Auswirkung auf die Umwelt. Sie sollen einer strategische Prüfung unter- zogen werden. Das ist auch richtig so. Ziel ist es näm- lich, nachteilige Auswirkungen eines Planungsvorha- bens anders als bisher frühzeitig zu erkennen und zu berücksichtigen. Wir Umweltpolitikerinnen und -politiker begrüßen dieses Verfahren als gut und notwendig. Ich gehe aller- dings davon aus, dass wir hier im Plenum genau wie im Ausschuss keine breite Zustimmung zu unserem Gesetz bekommen werden. Das liegt meines Erachtens an eini- gen Details, zu denen ich später kommen werde. Als erste Rednerin erlaube ich mir, das Gesetz ein bisschen ausführlicher vorzustellen. Ich beginne damit, dass ich das entscheidende Instrument der Strategischen Umweltprüfung näher beschreibe, nämlich den Umwelt- bericht. Mit ihm werden Umweltauswirkungen des Plans oder Programms nicht nur erfasst, sondern auch bewertet. Zudem dient er der Darstellung von Maßnah- men zur Verhinderung oder Abschwächung negativer Auswirkungen. Es ist also ein sinnvolles Instrument. Was sind die wesentlichen Verfahrensschritte bei der Strategischen Umweltprüfung? Da es nur sieben an der Zahl sind, mute ich allen zu, sich diese kurz anzuhö- ren. Erster Schritt: Feststellung der Notwendigkeit einer SUP. Da stellt sich die Frage: Ist sie obligatorisch oder genügt eine Vorprüfung im Einzelfall mit einem offenen Ergebnis? Zweiter Schritt: Festlegung des Untersuchungsrah- mens und Bestimmung der in den Umweltbericht auf- zunehmenden Informationen. Das nennen Fachleute Scoping. Dritter Schritt: Der Umweltbericht wird erstellt. Vierter Schritt: Behörden- und Öffentlichkeitsbeteili- gung, grenzüberschreitende Beteiligung. Meine Damen und Herren, damit sind nicht die Grenzen zwischen Hes- sen und Rheinland-Pfalz gemeint, sondern wir wollen, was wirklich nötig ist, in Europa zu Regelungen kom- men, insbesondere bei der Planung größerer Vorhaben, die aufeinander abgestimmt sind. Das ist mit grenzüber- schreitender Beteiligung gemeint. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Fünfter Schritt: Berücksichtigung von Schritt drei und vier bei der weiteren Entscheidungsfindung. Das scheint eigentlich redundant. Wer aber die Praxis kennt, weiß, dass man unbedingt und zwingend Wert darauf legen muss, dass die Pflicht der Einbeziehung der Konsultatio- nen und des Umweltberichts festgeschrieben wird. Sechster Schritt: Bekanntgabe der Entscheidung; das ist nichts Neues. F r T l u D o o k c h I h n v r g l S l r p Q c t F D – w d k t d m I d g g s P a D b d (C (D Siebter und letzter Schritt: Überwachung des Ganzen, achbegriff: Monitoring. Darauf werde ich später zu- ückkommen. Das alles ist schlüssig, einleuchtend und sinnvoll. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) rotzdem werden bereits hier Haarrisse deutlich, näm- ich in der Frage, ob das jetzt die so genannte berühmte nd gewollte Eins-zu-eins-Umsetzung der Richtlinie ist. as ist ja die Zauberformel, an der wir immer messen, b etwas zu akzeptieren ist, (Franz Obermeier [CDU/CSU]: Ist es nicht!) b wir dem zustimmen oder nicht. Wir haben in der Dis- ussion im Ausschuss erkannt, dass es da unterschiedli- he Einschätzungen gibt. Ich freue mich, dass Sie diese ier live einbringen und sagen: „Ist es nicht!“ Ich sage: st es doch! Das werde ich jetzt auch begründen. (Beifall bei der SPD) Sie, meine Damen und Herren von der CDU/CSU, aben zum Beispiel Zweifel, ob die Landschaftspla- ung der SUP unterliegt. Die Kolleginnen und Kollegen on der FDP hingegen haben Zweifel bei Lärmminde- ungs- und Hochwasserschutzplänen. Rot-Grün hin- egen sagt: Es ist eindeutig, dass diese Pläne ihr unter- iegen. Auch für die Landschaftsplanung muss es eine UP-Pflicht geben. Das führt nicht zu einer Verdoppe- ung, sondern bedeutet, dass zukünftig im Umweltbe- icht ein erweiterter Fokus in Bezug auf die Landschafts- lanung enthalten sein muss. Das ist das Mehr an ualität, das sein muss und auch sein soll. Nun stellen sich natürlich die Fragen: Wird es einfa- her oder komplizierter? Belasten wir Behörden unnö- ig? Diese Frage stellen wir ja häufig und auch zu Recht. ührt dieses Gesetz zu vermeidbaren Kosten? Meine amen und Herren, ich bin fest überzeugt: Vermeidbare das Wort ist wichtig – Kosten entstehen nicht. Sehr ohl fallen Vollzugskosten an. Aber ich bin überzeugt, ass sich eine frühzeitige Prüfung auf Umweltauswir- ungen, die Entwicklung und Abwägung von Alterna- iven insgesamt rechnen werden. Es wäre zu billig, an ieser Stelle nur zu schauen, was das Verfahren teuer acht, ohne eine Gesamtrechnung aufzumachen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) ch bin ganz sicher: Die Gesamtrechnung wird unter em Strich ergeben, dass das Ganze nicht nur kosten- ünstiger wird, sondern auch für höhere Akzeptanz sor- en wird. Das SUPG, wie wir es heute verabschieden wollen, ist o angelegt, dass durch das Abschichten der einzelnen rüfungen Doppelungen vermieden werden, indem man uf bereits durchgeführte Prüfungen zurückgreifen kann. adurch gewinnt der Planungsprozess an Qualität. Ich ehaupte einmal ganz kess: Die gute fachliche Praxis, ie wir in anderen Politikfeldern kennen, könnte jetzt 13982 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Gabriele Lösekrug-Möller auch hier Einzug halten. Darauf freue ich mich schon jetzt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Der Vollständigkeit halber ist allerdings zu ergänzen – Frau Groneberg wird sicherlich noch darauf eingehen –, dass weder der Bau- noch der Raumordnungsbereich be- troffen sind. Das liegt nicht daran, dass wir der Meinung sind, für diesen Bereich seien keine Regelungen notwen- dig. Ganz im Gegenteil: Die notwendigen Änderungen wurden bereits mit der Novellierung des Baugesetzbu- ches herbeigeführt. Das haben wir also schon längst ab- gehakt. Werfen wir noch einen Blick auf das parlamentari- sche Verfahren: Welche Änderungen gab es? Wir haben die wortgleichen Entwürfe der Bundesregierung und der Koalition an wenigen, aber meines Erachtens wichtigen Punkten verbessert. Wir haben zwei Anregungen des Bundesrates aufgenommen. Sie dienen zum einen der Klarstellung des Untersuchungsrahmens und zum ande- ren der Richtigstellung insofern, als für forstliche Pläne und Programme in der Tat keine Bundesregelung zu tref- fen ist. Aus der Sachverständigenanhörung hat Rot-Grün ebenfalls einige Vorschläge aufgenommen. Wir haben mehr Klarheit geschaffen, was der Vermeidung von Mehrfachprüfungen dient. Wir haben bei der Verkehrs- wegeplanung im frühen – ich betone: im frühen – Sta- dium der Alternativenprüfung Raum gegeben. Wir ha- ben die von der Richtlinie geforderte Qualitätssicherung aufgenommen und dabei den Anwendern dieses neuen Instruments maximalen Gestaltungsspielraum gegeben. Und wir haben dem Monitoring – ich sprach es schon an – mehr Bedeutung eingeräumt. Es soll eben nicht Plan auf Plan folgen, sondern es soll ein sinnvolles Feed- back stattfinden. Richtig angewandt ist auch dies ein Beitrag zur Entbürokratisierung, Qualitätssteigerung und Kostensenkung. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Wie eingangs dargelegt, gibt es keinen Zusammen- hang zwischen SUPG und Advent, Weihnachten oder anderen kalendarischen Höhepunkten. Auch enthält das Gesetz keine Überraschungen. Im Gegenteil! Es bleibt festzustellen: Das SUPG ist notwendig; es ist europa- tauglich und es ist dreifach chancenreich: Denn es för- dert die Umweltverträglichkeit, es verhilft den Behörden zu effektiven Planungsprozessen und es sorgt dafür, dass die Öffentlichkeit früher und umfassender beteiligt wird. Das SUPG schenkt uns auch über Weihnachten hi- naus zwei Vorteile: höhere Akzeptanz und optimierte Planungsprozesse. Wie schön, dass dadurch ein Um- tausch nach Weihnachten nicht erforderlich sein wird. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) C d F d a D c e a e g h p w p D h d d s k w g k g d d E e M i D E k w 2 t m (C (D Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Das Wort hat nun die Kollegin Marie-Luise Dött, DU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt sind wir auf Ihren weihnachtlichen Bezug gespannt!) Marie-Luise Dött (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe as Gefühl bzw. die Befürchtung, dass sich vor allem die achpolitiker und die Fachbehörde der Regierung nicht etailliert genug mit dem heute zu beratenden Gesetz useinander gesetzt haben. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist mehr als ein Gefühl!) enn sonst wäre es zu einigen offensichtlichen Schwä- hen des Gesetzentwurfs nicht gekommen. Die Umweltprüfung auf Planungs- und Programm- bene ist zugegebenermaßen schwer greifbar und sehr bstrakt. Bei einzelnen konkreten Vorhaben ist dagegen infacher nachzuvollziehen, ob und welche Auswirkun- en das Vorhaben auf die Umgebung und die Umwelt at. In der Gesetzgebung zur Umweltverträglichkeits- rüfung haben wir das berücksichtigt. Jedes Vorhaben ird nach dem Gesetz über die Umweltverträglichkeits- rüfung auf seine Umweltauswirkungen hin untersucht. ie Ergebnisse fließen in die Abwägung ein, ob das Vor- aben zugelassen wird oder nicht. Nun haben EU-Parlament und Rat den Mitgliedstaaten er Europäischen Union ins Stammbuch geschrieben, ass eine solche Prüfung auch schon auf Planungsebene tattfinden soll. Pläne und Programme, wie etwa Ver- ehrswegeplanungen oder Abfallwirtschaftsplanungen, erden daraufhin untersucht, ob und welche Auswirkun- en auf die Umwelt durch sie zu erwarten sind. Zwangsläufig ist es so, dass über die Umweltauswir- ungen in diesem anfänglichen Stadium nur Annahmen etroffen werden können. Konkrete Aussagen sind zu iesem frühen Zeitpunkt noch nicht möglich. Ergebnis er Strategischen Umweltprüfung ist also lediglich eine rwartung, die in die Abwägung im Planungsprozess infließt. Um diese Erwartung zu ermitteln, wird eine enge Aufwand getrieben, der meines Erachtens nicht n Relation zu dem tatsächlichen Nutzen steht. (Beifall bei der CDU/CSU) en Einwand, dass die Bundesregierung darauf keinen influss hat, da es sich um eine Vorgabe der EU handelt, ann ich nicht gelten lassen. Natürlich muss die Richtlinie zwingend umgesetzt erden. Die Umsetzungsfrist war übrigens am 21. Juli 004 abgelaufen. Die Bundesregierung war also ein wei- eres Mal nicht in der Lage, einen Pflichtumsetzungster- in in der Umweltgesetzgebung einzuhalten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13983 (A) ) (B) ) Marie-Luise Dött Obwohl die EU-Richtlinien zwingende Vorgaben enthalten, sind sie nicht über alle Kritik erhaben. Nicht jede Regelung, die aus Brüssel kommt, ist der Weisheit letzter Schluss. Es muss zumindest erlaubt sein, über die Sinnhaftigkeit einer europäischen Regelung nachzuden- ken. (Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Erlaubt ja, nutzt nur nichts!) Im Bereich der Umweltgesetzgebung sollten wir das viel häufiger tun, Frau Hustedt. (Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Ja, aber vorher!) Fakt ist nun aber, dass der Ministerrat, dem die Bun- desregierung angehört, der Richtlinie zugestimmt hat. Sie ist damit in deutsches Recht zu transferieren. Bei der nationalen Umsetzung besteht ein Handlungs- und Ge- staltungsspielraum, der vonseiten der Bundesregierung auch regelmäßig genutzt wird, leider in den meisten Fäl- len so, dass durch eine überambitionierte Übererfüllung ein deutscher Sonderweg beschritten wird, der unseren Wirtschaftsstandort belastet. (Beifall bei der CDU/CSU) Auf die Verzahnung mit bestehendem Recht und die Anerkennung der Tatsache, dass viele neue europäische Vorgaben durch die vorbildliche Umweltpolitik der Union unter den Ministern Töpfer und Merkel in Deutschland bereits seit vielen Jahren Realität sind, (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Da muss sie selber lachen!) wird dagegen keinerlei Wert gelegt, so auch wieder bei der Umsetzung der SUP-Richtlinie in deutsches Recht. Die nahtlose Integration der europäischen Vorgaben in ein bestehendes Gesetzeswerk ist Ihnen auch in die- sem Fall misslungen. (Beifall bei der CDU/CSU) Durch Ihre Gesetzgebung werden Doppelprüfungen entstehen, die so nicht notwendig sind. Der EU-Gesetz- geber hat diese Gefahr sogar gesehen und in den Art. 4 und 5 der SUP-Richtlinie Möglichkeiten eröffnet, solche Doppelprüfungen zu vermeiden. Diese Option wurde von Ihnen nicht genutzt. Art. 11 der EU-Richtlinie betrifft das Verhältnis der Richtlinie zu anderen Gemeinschaftsvorschriften. In Abs. 2 wird deutlich klargestellt, dass die Mitgliedstaa- ten koordinierte und gemeinsame Verfahren für die ver- schiedenen Prüfungsebenen erarbeiten sollen. Damit wäre die Verknüpfung der Strategischen Umweltprüfung mit allen anderen Rechtsvorschriften, in denen ebenfalls eine Prüfung der Umweltauswirkungen vorgesehen ist, möglich und sogar gewünscht gewesen. § 14 n des deutschen Gesetzentwurfes ist in diesem Zusammenhang zu abstrakt, da in ihm keine konkreten Möglichkeiten aufgezählt werden. Verbunden werden können zum Beispiel die Strategische Umweltprüfung und die anlagenbezogene Umweltverträglichkeitsprü- fung sowie die Verträglichkeitsprüfung nach der Flora- F R e e f f i S k k d w s u w s R r G k d v r v e e s B E f T U d V d w f e k d b (C (D auna-Habitat-Richtlinie, kurz genannt: FFH. Für die aumverträglichkeitsprüfung ist in § 16 des Entwurfes ine Sonderregelung vorgesehen. Besser wäre jedoch ine einheitliche Regelung gewesen, die sämtliche Ver- ahren im Hinblick auf die Verträglichkeitsprüfung um- asst. Das heißt, die Möglichkeiten zur Verknüpfung der m deutschen Recht vorgesehenen Prüfung, also der trategischen Umweltprüfung, der Raumverträglich- eitsprüfung, der anlagenbezogenen Umweltverträglich- eitsprüfung und der FFH-Verträglichkeitsprüfung, wur- en von Ihnen nicht ausgeschöpft. Notwendig wäre, bezogen auf eine Zeitachse, eine echselseitige Anerkennung der durchgeführten Prüf- chritte. Dies würde bei allen Beteiligten Kosten sparen nd das Verfahren beschleunigen. Mit Ihrem Gesetzent- urf haben Sie aber die Chance vertan, Verfahrensbe- chleunigungen und -vereinfachungen im deutschen echt zu verankern. Parteiübergreifend wird sich seit Jahren der Kopf da- über zerbrochen, wie wir uns in Deutschland von der esetzesflut und den bürokratischen Fesseln befreien önnen. Vor genau einem Jahr, im Dezember 2003, hat as Bundeskabinett den „Masterplan Bürokratieabbau“ erabschiedet. Mit ihm sollte eine messbare Verbesse- ung, vor allem durch die Verkürzung der Verwaltungs- erfahren sowie die Verringerung des Kostenaufwands, rreicht werden. Wir haben uns viel von dieser Initiative rhofft. Die heutige Bilanz ist niederschmetternd. Abge- ehen von ein paar unbedeutenden Einzelfällen sind die emühungen spurlos im Sand verlaufen. Eine faktische ntlastung der staatlichen Institutionen hat nicht stattge- unden. Eher ist das Gegenteil der Fall. In diesem Zusammenhang und gerade am heutigen ag möchte ich noch einmal auf unser Ziel eines mweltgesetzbuches hinweisen. Vor dem Hintergrund er Beratungen der Föderalismuskommission darf dieses orhaben nicht aus den Augen verloren werden; (Beifall bei der CDU/CSU – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Schein der Heiligen geht über Ihnen auf!) enn dadurch wäre einer klaren Vereinfachung im Um- eltrecht der Weg gebahnt. Zurück zu unserem Thema. Mit der zusätzlichen Prü- ung auf der Planungsebene innerhalb des SUP-Gesetz- ntwurfes kommt ein weiteres Element hinzu, das die ommunalen Behörden beansprucht. In der Begründung, ie die Bundesregierung für ihren Gesetzentwurf gege- en hat, ist sogar nachzulesen – ich zitiere –: Die Neufassung des UVPG beinhaltet eine Erhö- hung des Verwaltungs- und Vollzugsaufwandes für Bund, Länder und Gemeinden. Von den damit ver- bundenen Kostenbelastungen sind vor allem die Länder, die für die Ausarbeitung, Annahme und Änderungen der meisten Pläne und Programme zu- ständig sind, betroffen. Den … Kommunen wird, zum Beispiel bei der Ausarbeitung, Annahme und Änderung von Abfallwirtschaftsplänen, Lärmmin- derungs- und Luftreinhalteplänen, ebenfalls ein erhöhter Verwaltungs- und Vollzugsaufwand entste- hen. 13984 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Marie-Luise Dött So lautet die Begründung der Bundesregierung für ihren Gesetzentwurf. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Hört! Hört!) Anstatt die nationale Umsetzung so schlank und effizient wie möglich zu gestalten, hat die Bundesregierung auch in diesem Fall der Bürokratisierung Vorschub geleistet. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Neben der mangelhaften Integration in bestehendes Recht ist auch die Übererfüllung von Umsetzungsanfor- derungen zu nennen. Wieder einmal gehen Sie über die Vorgaben der europäischen Richtlinie hinaus, so zum Beispiel bei den §§ 14 b und 14 h, die bestimmen, wel- che Pläne und Programme SUP-pflichtig sind und wel- che weiteren Behörden zu beteiligen und zu unterrichten sind. In der Richtlinie ist eindeutig vorgeschrieben, dass solche Behörden zu beteiligen sind, die – ich zitiere – „betroffen sein könnten“. Das deutsche Gesetz stellt demgegenüber nicht auf die tatsächliche Betroffenheit, sondern auf den abstrakten Aufgabenbereich der Be- hörde ab. Meines Erachtens wird der Behördenkreis da- durch ausgeweitet. Eine weitere Ausweitung erfolgt durch die Einfügung des – ich zitiere – „gesundheitsbe- zogenen Bereiches“. So ist damit zu rechnen, dass künf- tig sämtliche Behördenorganisationen an den fraglichen Verfahren beteiligt sein dürften. Ebenso ist auf § 14 f Abs. 4 zu verweisen, demzu- folge Sachverständige und Dritte von den Behörden hin- zugezogen werden können. Hier geht der Gesetzentwurf deutlich über den Richtlinientext hinaus, was auch vor dem Hintergrund abzulehnen ist, dass die Verfahrenskos- ten durch eine solche Möglichkeit unnötig in die Höhe getrieben werden. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Sie es nicht ge- schafft haben, erstens die Strategische Umweltprüfung sinnvoll in die bestehende deutsche Umweltgesetzge- bung zu integrieren, zweitens die Richtlinie ohne er- schwerende Zusätze in nationales Recht umzusetzen, drittens Doppelregelungen und -prüfungen zu vermeiden und viertens den bürokratischen Aufwand für Länder und Kommunen so gering wie möglich zu halten. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion muss Ihren Gesetzent- wurf daher ablehnen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Ich erteile das Wort dem Kollegen Winfried Hermann, Bündnis 90/Die Grünen. Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte zunächst in die Zeiten zurückgehen, in denen Sie von der Union das Umweltministerium ge- stellt haben. Das war vor rund 15 Jahren. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das waren gute Umweltzeiten! – Gegenrufe von der SPD: Um Gottes Willen! – Eine Zeit der Versäum- nisse war das!) – S w n e v c b w l – D m d b g d k a l k U U V d P k w w o d S k d j m f s j v d m k t f f b h h m c (C (D In Ihren Augen waren das gute Zeiten. Gleich werden ie sogar von mir Gutes hören. – Vor gut 15 Jahren urde die Umweltverträglichkeitsprüfung aufgrund ei- er Initiative der Europäischen Union in Deutschland ingeführt, wie dies heute bei der Strategischen Umwelt- erträglichkeitsprüfung der Fall ist. Damals haben man- he Planer und Verwalter einen Umweltbürokratismus efürchtet, durch den Projekte und Maßnahmen gestört erden. Inzwischen ist, wie ich meine, hinlänglich be- egt, dass das nicht der Fall war. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Franz Obermeier [CDU/CSU]: Weil wir das vernünf- tig gemacht haben!) Sie, wir und die Behörden haben das gemacht, und in eutschland hat man sich daran gewöhnt. – Heute kann an sagen, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung für eutsche Verwaltungsverfahren und die öffentliche De- atte in Deutschland eine Selbstverständlichkeit ist; ich laube, das ist gut so. Im Laufe der Jahre mit diesem Verfahren ist aber auch eutlich geworden, dass man diese Umweltverträglich- eitsprüfung immer nur auf einzelne Maßnahmen und uf einzelne Projekte bezogen hat; so war die Rechts- age. Man hat also überprüft, welche negativen Auswir- ungen Einzelmaßnahmen und Einzelprojekte auf die mwelt und auf den Menschen haben können. Nicht nur mweltschützer, sondern auch vernünftige Planer und erwaltungsleute haben sehr schnell erkannt, dass eines abei nicht ganz in Ordnung war: Es ist zwar richtig, rojekte und Maßnahmen zu prüfen, aber bisweilen ommt man mit einer Prüfung zu spät, nämlich dann, enn vorab schon ganz grundsätzlich entschieden urde, was gemacht werden soll. Beispielsweise war es ftmals so, dass die grundsätzliche Entscheidung über en Bau eines Flughafens, einer Bahntrasse oder einer traßentrasse schon gefällt war, noch bevor man prüfen onnte, ob das Projekt umweltverträglich ist. Das war er eigentliche Mangel. Diese wichtige Einsicht hat man etzt auch auf europäischer Ebene gewonnen: dass man it der Prüfung der Umweltverträglichkeit eine Stufe rüher anfangen muss, nämlich bei der Entwicklung, Ge- taltung und Ausarbeitung von Plänen und Programmen. (Beifall bei der SPD) Wenn Sie so wollen, besteht der eigentliche Fortschritt etzt darin, dass Umweltverträglichkeitsprüfungen prä- entiv durchgeführt werden. Das ist der Grundgedanke er Strategischen Umweltverträglichkeitsprüfung: zu ver- eiden, dass man hinterher, auf der Maßnahmenebene, leinliche Prüfungen vornimmt, ohne das Problem fak- isch wirklich beeinflussen zu können. Das ist, wie ich inde, ein großer Fortschritt: Planungsprozesse werden rühzeitig umweltverträglich abgewickelt. Darüber hinaus ist – das ist neu; Frau Dött, dazu ha- en Sie gar nichts gesagt; es ist aber bedeutend – eine er- ebliche Ausweitung der Bürgerbeteiligung vorgese- en. Das ist gut so; denn auch das ist Teil eines odernen Umweltrechts. Ich möchte nun im Einzelnen darauf eingehen, in wel- her Form wir mit diesem Gesetz in Planungsprozesse Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13985 (A) ) (B) ) Winfried Hermann eingreifen werden. Das Leitbild ist, vorsorgend umwelt- verträglich nachzudenken, vorsorgend im Großen zu überlegen, ob ein Plan überhaupt passt, und vorsorgend Fehlplanungen zu vermeiden. Das ist ganz wichtig; denn wenn man Bürokratie abbauen will, muss man teure Fehlplanungen durch Vorabprüfung vor Ort vermeiden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) In Zukunft wird man also Programme ganz konkret da- raufhin prüfen, welche Auswirkungen sie auf Flora und Fauna haben, auf die biologische Vielfalt, auf Boden und Wasser, auf die Landschaft, auf das Klima und auch auf die menschliche Gesundheit. Ziel muss ein kohärentes Verfahren sein, in dessen Zuge sowohl auf der Planungs- und Entscheidungsebene als auch auf der Projektebene zusammenhängend nach einheitlichen Umweltverträg- lichkeitsprinzipien geprüft und entschieden wird – natür- lich nicht über alles, sondern über das, was erhebliche ne- gative Auswirkungen auf die Umwelt hat. Entscheidend ist, dass mit dieser Gesetzgebung ein Rahmen gesetzt wird: Die Prüfung soll nicht ausufernd sein, sondern wird eingegrenzt. Auch da geht Ihr Vorwurf, wie ich finde, ziemlich ins Leere. Jetzt komme ich zu einem Punkt, der in der Anhörung und in der Debatte eine große Rolle gespielt hat und auch für mich ein wichtiges Beispiel ist: die Land- schaftsplanung. Es wurde ja gesagt: „Typisch, da gibt es eine wunderbare Planung, jetzt wollt ihr auch noch die der Strategischen Umweltverträglichkeitsprüfung unterziehen; das ist doch die glatte Doppelung.“ Wir ha- ben uns das genau angeschaut: Natürlich wird im Be- reich der Landschaftsplanung vieles gemacht, was nun auch in der Strategischen Umweltverträglichkeitsprü- fung für alle Pläne gilt. Aber eben nicht alles: Zum Bei- spiel wird die Auswirkung auf die Menschen nicht gere- gelt. Zum Beispiel ist die Beteiligung der Öffentlichkeit nicht geregelt. Was haben wir gemacht? Wir haben uns entschieden, die Pläne aufzunehmen. Man kann das aufsatteln; sobald es mit aufgenommen ist, wird aus dem Landschaftsplan die Strategische Umweltverträglichkeitsprüfung. Dies ist also mitnichten eine Doppelprüfung; vielmehr haben wir es geschickt ergänzt. Deswegen haben wir übrigens auch einen Ergänzungsantrag vorgelegt, in dem klar gemacht wird, dass man die verschiedenen Verfahren abschichten bzw. addieren kann, sodass sich ein insgesamt einheitli- ches Verfahren ohne Dopplung und ohne zu viel Bürokra- tie ergibt. Im Gegenteil: Damit werden eher die Möglich- keiten genutzt, das Verfahren sehr effizient zu gestalten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) All dies dient der Entbürokratisierung, sowohl vom Ver- fahren als auch vom grundsätzlichen Vorgehen her. Nun haben Sie in der Debatte immer wieder gefragt, ob denn alle Programme darunter fallen müssten und ob man nicht – so eine konkrete Forderung – zum Beispiel den Hochwasserschutzplan oder die Lärmminderungs- pläne ausnehmen könne. Der Bundesrat hat zahlreiche Forderungen dieser Art gestellt; auch aus Ihren Kreisen s g e w b d h w B a d H s A U i e – t D n F b U p m d p w t E t S w F b c w S (C (D ind solche Forderungen gekommen. Ich muss Ihnen sa- en: Sie verlangen doch immer eine Umsetzung eins zu ins. Wenn Sie an dieser Stelle einige Pläne ausnehmen ollen, wird daraus eine Umsetzung eins zu 0,5. Wir ha- en bei der Kommission nachgefragt, ob einzelne Pläne avon auszunehmen seien. Das ist mitnichten vorgese- en; diese Pläne sind ausdrücklich als dazugehörig er- ähnt worden. Auch ein Lärmminderungsplan – nur ein eispiel – kann natürlich Auswirkungen auf die Natur, uf die Biologie, auf die Artenvielfalt haben. Wenn man eine Umsetzung eins zu eins will, dann ürfen Sie auch wirklich nichts herunterrechnen. Ihre altung zur Ökologie ist, um es vorsichtig zu sagen, chon arg zurückhaltend. Ihre geringen ökologischen nsprüche sind uns zu wenig. Außerdem: Auch eine msetzung eins zu eins ist nicht immer das Optimum; es st vielmehr das Minimum. Gute Ökologen würden noch twas draufsetzen, nicht immer etwas abziehen. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das müssen Sie mal Herrn Steinbrück in Nordrhein-West- falen sagen! – Franz Obermeier [CDU/CSU]: Da klatschen auf Ihrer Seite alle begeistert!) Offenkundig waren gerade alle von meiner Argumen- ation angetan; so habe ich das gedeutet. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) as war eine weihnachtliche Vorfreude, dass einer hier och argumentieren kann. Kommen wir noch zum Thema Bürgerbeteiligung: rau Wallström hat, was viele nicht wahrgenommen ha- en, genau wegen ihres Einsatzes für diese Strategische mweltverträglichkeitsprüfung den Globalen Umwelt- reis der International Association for Impact Assess- ent erhalten. In diesem Zusammenhang hat sie gesagt, ie Richtlinie zur Strategischen Umweltverträglichkeits- rüfung sei ein wichtiger Schritt zu nachhaltiger Ent- icklung und verstärkter Demokratie. Sie sei von größ- er Bedeutung, um sich stärker mit Diskussionen und ntscheidungen auseinander zu setzen und Bürger zu be- eiligen, die sich um ihre Zukunft in ihren Wohngebieten orgen machen. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Herr Kollege, denken Sie bitte an die Redezeit! Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ich komme zum Schluss. Meine Damen und Herren, mit der Strategischen Um- eltverträglichkeitsprüfung haben wir einen wichtigen ortschritt im Umweltverfahrensrecht erreicht. Wir ha- en, wie Sie zu Recht sagen, kein optimales Gesetz ma- hen können, (Franz Obermeier [CDU/CSU]: Doch, ihr habt es nicht machen wollen!) eil wir eben keine optimale Bundeskompetenz haben. ie haben an dieser Stelle gesagt – dies ist mein letztes 13986 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Winfried Hermann Wort –, dazu benötigten wir ein einheitliches Umweltge- setzbuch. Damit haben Sie Recht. Allerdings ärgert es mich ziemlich, wenn Ihre CDU-Provinzfürsten in der Kommission zur Föderalismusreform alles daransetzen, dass ökologischer Provinzialismus in Deutschland fröh- liche Urständ’ feiert, (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Sie sind doch gar nicht auf dem neuesten Stand! Wer hat Ih- nen denn das erzählt?) sodass kein Umweltgesetzbuch möglich ist. (Zuruf von der CDU/CSU: Ach, das ist doch gar nicht wahr!) Angesichts dessen finde ich es scheinheilig, wenn Sie hier fordern, wir hätten es besser machen sollen, wir bräuchten ein Umweltgesetzbuch. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Dann hätten Sie gemeinsam mit uns sagen sollen: Wir erwarten von der Föderalismuskommission keine Ver- schlechterung der Umweltkompetenz, – Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Herr Kollege! Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): – sondern eine deutliche Verbesserung. Das wäre schön gewesen, das wäre wirklich ein Weihnachtsge- schenk gewesen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: So ein Stuss! Das steht in völligem Ge- gensatz zu dem, was gestern noch mit Herrn von Weizsäcker verabredet worden ist! – Wei- tere Zurufe von der CDU/CSU) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Das Wort hat nun der Kollege Michael Kauch für die FDP-Fraktion. Michael Kauch (FDP): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auf den Beitrag von Herrn Hermann kann ich nur mit Unver- ständnis reagieren. Auf Initiative der FDP-Bundestags- fraktion hat sich der Umweltausschuss des Deutschen Bundestages fraktionsübergreifend sehr eindeutig für ein Umweltgesetzbuch ausgesprochen. Deshalb finde ich es nicht in Ordnung, das so der Union vorzuwerfen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Den Landesfürsten habe ich es vorge- worfen!) Die FDP begrüßt das Instrument der Strategischen Umweltprüfung, da es Belange der Umwelt bereits bei der Aufstellung von Plänen und Programmen berück- sichtigt. Auf diese Weise wird die Öffentlichkeit frühzei- tig informiert. In diesem Punkt sind wir ganz Ihrer Mei- n v w o n s w M p e f d a b H D b n z s d S s n d d h g t s t w n n G o p P D b U m m v w d (C (D ung: Das hilft auch, kostenträchtige Fehlplanungen zu ermeiden. Die Strategische Umweltprüfung ist ein richtiges und ichtiges Instrument der Umweltpolitik. Aber: Wie so ft, hat es Rot-Grün auch hier bei dieser Umsetzung ei- er europäischen Vorgabe geschafft, Bürokratie draufzu- atteln und der Umweltpolitik einen Bärendienst zu er- eisen. (Beifall bei der FDP) it Ihrem Gesetzentwurf vermeiden Sie eben nicht Dop- elprüfungen und damit Mehraufwand für die Behörden. Die FDP fordert, dass bestimmte Umweltprüfungen ntweder nur im Planungs- oder nur im Zulassungsver- ahren durchgeführt werden. Wir wollen, dass bereits urchgeführte Prüfungen in anderen Verfahrensschritten nerkannt werden müssen. In Ihrem Gesetzentwurf leibt es bei einer Sollvorschrift. Diese reicht nicht aus. ier hätten Sie klarere Regelungen treffen müssen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) ie Anhörung im Umweltausschuss hat unsere Kritik estätigt. Auch die Anwendungsbereiche des Gesetzes schei- en uns überzogen. Es ist nicht zwingend und nicht weckmäßig, Lärmminderungs- und Luftreinhaltepläne owie die Festsetzung von Überschwemmungsgebieten er Strategischen Umweltprüfung zu unterziehen. chließlich dienen diese Pläne selbst dem Umwelt- chutz. Hier stehen Kosten und Nutzen eben nicht in ei- em angemessenen Verhältnis. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Die Schwächen dieses Gesetzentwurfs konnten auch urch die Korrekturen, die die Koalitionsfraktionen in en Bundestag eingebracht und denen wir zugestimmt aben, nicht behoben werden; denn sie gehen nicht weit enug und sie setzen nicht an den entscheidenden Punk- en an. Es gibt zu viele Kritikpunkte, die weiterhin Be- tand haben. Nehmen Sie nur die Reihe von unbestimm- en Rechtsbegriffen, die im Gesetz nicht näher definiert erden. Ich finde, das sollten Sie sich als Parlamentarier och einmal gut durch den Kopf gehen lassen. Schließlich nenne ich die vorgesehene Regelung, wo- ach die Bundesregierung den Anwendungsbereich des esetzes unter bestimmten Bedingungen per Rechtsver- rdnung ausweiten darf. Verfassungsrechtlich ist dies roblematisch, politisch ist dies eine Missachtung des arlaments. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) as gilt auch, wenn es sich wie hier um die Umsetzung indender Rechtsakte der EU handelt; denn auch die msetzung weiterer EU-Richtlinien sollte im Parlament it einer entsprechenden Öffentlichkeit erfolgen. Meine Damen und Herren, zusammenfassend kann an sagen: Die Strategische Umweltprüfung, die jetzt on Rot-Grün vorgesehen ist, ist zu bürokratisch und ird Doppelprüfungen der Behörden eben nicht vermei- en, wie Sie uns das hier vorgaukeln wollen. Die Chance Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13987 ) (B) ) Michael Kauch einer schlanken und effizienten Umsetzung der europäi- schen Vorgaben wurde vertan. Die FDP-Bundestagsfrak- tion teilt zwar die Zielsetzung, die mit diesem Gesetzent- wurf verfolgt wird; seine handwerklichen Mängel und die mangelnde Sensibilität der Koalition für die Ver- schlankung von Verfahren führen aber dazu, dass wir dem vorliegenden Gesetzentwurf nicht zustimmen kön- nen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Liebe Frau Lösekrug-Möller, ich fand es sehr char- mant, wie Sie heute mit Ihrer Rede das Thema einge- führt haben (Beifall bei Abgeordneten der SPD) und wie Sie es geschafft haben, Bezüge zu Weihnachten herzustellen. Da wurde einem ganz warm ums Herz. (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN) Zu Ihrer Einschätzung, Sie hätten einen so guten Gesetz- entwurf vorgelegt, dass er nach Weihnachten vom Um- tausch ausgeschlossen ist, muss ich Ihnen allerdings sa- gen: Zum Glück hat der Bundesrat hier auch noch ein Wort mitzureden. Dort werden wir das Geschenk umtau- schen; (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Wir ahnen Schlimmes!) zumindest werden wir es reparieren und verschönern, um eine wirklich gute Strategische Umweltprüfung für Deutschland zu erreichen. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Das Wort hat nun die Kollegin Gabriele Groneberg, SPD. (Dr. Werner Hoyer [FDP]: Es ist schon alles gesagt worden!) Gabriele Groneberg (SPD): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Frau Dött, Ihr Vorwurf, dass wir uns nicht detailliert mit dem Gesetz auseinander gesetzt ha- ben, geht vollkommen ins Leere. Ich kann nur an Sie ap- pellieren, einmal daran zu denken, wie zum Beispiel Ihre Kollegen im Verkehrsausschuss mit dem Gesetz umge- gangen sind. Sie haben nämlich überhaupt keine Debatte mehr gefordert. Insofern: Wir haben uns intensiv damit auseinander gesetzt. Diesen Vorwurf müssen Sie an sich selbst richten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Oh Gott!) Es ist auch nicht so, dass all das, was wir jetzt disku- tieren und als Gesetz verabschieden, vollkommen neu ist. Der Kollege Hermann hat schon darauf hingewiesen, d e g s s j E p p s U z s L d k f r g s f s P n F b a g n d d v n B w I l B n V g d d p t s d K r f B a (C (D ass bereits seit Anfang der 80er-Jahre Überlegungen zu iner Umweltverträglichkeitsprüfung für Pläne und Pro- ramme in den ersten Richtlinienentwürfen der Europäi- chen Union vorhanden gewesen sind. Zunächst hat man ich aber aufgrund der Widerstände mit einer reinen Pro- ekt-UVP begnügt. Die nun vorliegende Richtlinie der U ergänzt die Richtlinie zur Umweltverträglichkeits- rüfung von Projekten mit dem Ziel, Umweltgesichts- unkte schon zu Beginn der Planungsphase zu berück- ichtigen. Die Pflicht zur Durchführung einer Strategischen mweltprüfung, SUP genannt – das ist ein bisschen kür- er –, für Verkehrswegeplanungen des Bundes ein- chließlich der Bedarfspläne, für Ausbaupläne nach § 12 uftverkehrsgesetz und für Raumordnungsplanungen ist eshalb im Bereich des Verkehrs- und Bauwesens eine umwälzende Neuigkeit. Es wird – das ist der er- reuliche Unterschied – in einem ganz frühen Verfah- ensstadium mit mehr Transparenz und Bürgerbeteili- ung gearbeitet. Grundsätzliche Alternativen können chon in diesem frühen Verfahrensstadium Erwähnung inden. Insofern ist zu erwarten – auch das ist an diesem Ge- etz erfreulich –, dass damit frühzeitig auch Konflikte im lanungsverfahren aufgedeckt und beseitigt werden kön- en. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) ür Linienbestimmungen im Verkehrsbereich bleibt es ei der Projekt-UVP. Ebenso haben wir darauf geachtet, dass Regelungen ufgenommen werden, die die Durchführung einer Strate- ischen Umweltprüfung in der Bundesverkehrswegepla- ung handhabbar und beherrschbar machen. Dazu sieht er Gesetzentwurf die Möglichkeit einer Abschichtung er SUP bei den Bedarfsplänen vor. Was beim Bundes- erkehrswegeplan geprüft wurde, muss im Bedarfsplan icht erneut geprüft werden. Weiterhin sind Verordnungsermächtigungen für das undesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungs- esen zu Einzelheiten des Untersuchungsrahmens, zu nhalt und Ausgestaltung des Umweltberichts, zur Betei- igung von Behörden und Öffentlichkeit, zur Form der ekanntgabe von Planungsentscheidungen und das Mo- itoring vorgesehen worden, um den Besonderheiten der erkehrswegeplanung auf Bundesebene Rechnung tra- en zu können. Im Übrigen haben wir bereits bei der Aufstellung des in iesem Jahr verabschiedeten Bundesverkehrswegeplans arauf geachtet, die Auswirkungen von Verkehrswege- lanungen in einem frühen Stadium auf ihre Umweltver- räglichkeit zu prüfen. Auch das ist nicht neu. Der Öko- tern oder der ökologische Fachauftrag, den wir im Bun- esverkehrswegeplan verankert haben, hilft, ökologische onflikte bei Einzelprojekten schon vor der Realisie- ung des Projektes planerisch zu lösen. Ebenso gilt dies ür den Baubereich, Frau Dött. Bei der Neufassung des augesetzbuches, welche unter anderem aufgrund der nstehenden Umsetzung der hier besprochenen (A) 13988 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Gabriele Groneberg Richtlinie vorgenommen worden ist, sind die durch das jetzt zu verabschiedende Gesetz eintretenden Änderun- gen bereits in vorausschauender Weise eingearbeitet worden. Dabei war das Planspiel, bei dem die Kommunen tes- ten konnten, wie sich die von uns geplanten Regelungen möglicherweise auswirken, sehr wertvoll. Wir haben ein praxistaugliches Baurecht geschaffen. Ich darf daran er- innern: Wir haben das hier gemeinsam gemacht. Inso- fern können Sie an dieser Stelle nicht den Vorwurf auf- rechterhalten, dass in diesem Gesetz eine bürokratische Regelung Raum greift. Diese ist vielmehr mit Ihnen zu- sammen verabschiedet worden. Sie ist gut, für die Kom- munen handhabbar und in voller Übereinstimmung um- gesetzt. Das, was wir damals vertreten haben, gilt auch jetzt. Eine nachhaltige Bauplanung muss mögliche Umwelt- auswirkungen konsequent berücksichtigen. Deshalb set- zen wir diese Richtlinie um. Unsere Umwelt und unsere Zukunft sollten uns dies wert sein. Schließlich wird auch dieses Gesetz dazu beitragen, dass unsere Kinder noch in einigen Jahren Naturweihnachtsbäume erleben können und keine aus Plastik brauchen. Das ist gut so. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Der letzte Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der Kollege Franz Obermeier für die CDU/CSU-Frak- tion. (Horst Kubatschka [SPD]: Jetzt machen Sie ei- nen auf Weihnachtsmann, sonst bringt Ihnen das Christkind nichts!) Franz Obermeier (CDU/CSU): Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! „Alle Jahre wieder“ möchte man anstimmen. Aber das ist nicht passend; denn in Bezug auf Umsetzungen von europäi- schen Richtlinien, die nicht eins zu eins erfolgen, könnte man bei dieser rot-grünen Bundesregierung eher sagen: „Alle Wochen wieder“. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Wohl wahr!) Mit jeder Umsetzung einer europäischen Richtlinie in nationales Recht greift die neue deutsche Krankheit wei- ter um sich. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sagen Sie das mal Ihren Leuten in der Föderalismus- kommission!) An den Gesetzentwürfen zeigen sich grüne, manchmal auch rote Pusteln, allerdings nicht nur zur Weihnachts- zeit, sondern zu allen Jahreszeiten. Die deutsche Wirt- schaft, die Bürokratie und die Bürger werden bei jedem Umsetzungsakt einem weiteren Belastungstest unterwor- fen. Was immer die Mitgliedstaaten der Europäischen Union als Richtlinie beschlossen haben – unsere rot- grüne Bundesregierung probiert munter vor sich hin und setzt immer noch eins drauf. (Beifall bei der CDU/CSU) D z M g K P g R r V d § d I r s w S d n e n a s t n ö n d w l v c c f m w d e d d n E R v W o V (C (D ie Umsetzung kommt noch raffinierter, noch kompli- ierter, noch teurer daher als das Original. Aber der usterknabe Deutschland, der vorne so prächtig heraus- eputzt ist, geht unter seiner Last immer mehr in die nie. Ein Beispiel sind die SUP-pflichtigen Pläne und rogramme. In der Liste sind Pläne enthalten und Pro- ramme aufgeführt, die weit über die Vorgaben der EU- ichtlinie hinausgehen. Hier muss ich meiner Vorredne- in widersprechen. In der Liste sind unter Nr. 1.1 die erkehrswegeplanungen auf Bundesebene, unter Nr. 1.4 ie Festsetzung der Überschwemmungsgebiete nach 32 Wasserhaushaltsgesetz, unter Nr. 2.2 die Lärmmin- erungspläne nach den §§ 47 d und 47 e des Bundes- mmissionsschutzgesetzes und unter Nr. 2.3 die Luft- einhaltepläne nach § 47 Abs. 1 Bundes-Immissions- chutzgesetz aufgeführt. Damit für die Öffentlichkeit plastisch wird, worüber ir reden, muss ich ein Beispiel für die Feststellung der UP-Pflicht nennen. Da heißt es in § 14 a SUPG, dass ie Feststellung der zuständigen Behörden, dass bei ei- em Projekt keinerlei Verpflichtung zur Durchführung iner Strategischen Umweltprüfung besteht, noch längst icht das Ende behördlicher Aktivitäten bedeutet. Denn uch diese Negativfeststellung muss nach Ihrem Ge- etzentwurf noch weiter nach allen Regeln der Verwal- ungskunst bürokratisch bearbeitet werden. Es steht ämlich in dem Gesetzentwurf, dass ein Negativattest ffentlich bekannt gemacht werden muss und dass es icht reicht, dass die Vollzugsbehörden bekannt machen, ass für ein bestimmtes Projekt keine Strategische Um- eltprüfung notwendig ist. Es heißt vielmehr ausdrück- ich im Gesetzentwurf, dass auch noch eine Begründung eröffentlicht werden muss. Derjenige, der weiß, wel- her Aufwand in den Behörden im Zuge von öffentli- hen Beteiligungsverfahren getrieben wird, kann nur eststellen: Hier gibt es eine völlige Überregulierung, die an wirklich nicht braucht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Michael Kauch [FDP]) Vollends ärgerlich und nicht mehr nachvollziehbar ird dieser Gesetzentwurf, wenn man bedenkt, dass wie- er einmal doppelt und dreifach genäht werden soll. So nthält der Gesetzentwurf Umsetzungsregelungen für en gesamten Bereich der Raumordnung, also auch für ie Raumordnungspläne nach den §§ 8 und 9 Raumord- ungsgesetz. Für diese wurde jedoch bereits durch das uroparechtsanpassungsgesetz die SUP-Richtlinie im aumordnungsgesetz umgesetzt. Außerdem stehen die orgesehenen Regelungen im SUP-Gesetz teilweise im iderspruch zu den Umsetzungsregelungen des Raum- rdnungsgesetzes. (Gabriele Groneberg [SPD]: Sie hätten zuhören sollen!) Jetzt möchte ich mich Herrn Hermann zuwenden. ielleicht kann er mir sein Ohr schenken. (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Das mache ich! Alle beide!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13989 (A) ) (B) ) Franz Obermeier Herr Hermann, man hat an Ihrer Rede gemerkt, dass Sie in Ihrem bisherigen Leben noch nie etwas mit Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung zu tun hatten. (Beifall bei der CDU/CSU) Wer jemals auch nur am Rande solchen öffentlichen Ver- fahren beigewohnt hat, beispielsweise Flächennutzungs- planverfahren, Landschaftsplanungsverfahren, Raum- ordnungsverfahren, Bebauungsplanverfahren oder Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren, der hat genau gemerkt, dass Sie in der Sache völlig daneben liegen. Es wird schon jetzt ein präventiver Aufwand getrieben. Es ist doch nicht so, dass die Behörden bzw. diejenigen, die Planungsvorhaben verwirklichen wollen, keine Strate- gien für die Zukunft entwickeln, die unberücksichtigt lassen, welche umweltpolitischen Wirkungen sich aus diesen Maßnahmen ergeben. Es verhält sich ganz anders. (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Na also!) Ungeachtet dessen ist das SUP-Gesetz zwar zu begrü- ßen, aber in der von Ihnen vorgesehenen Form kann es auf keinen Fall unsere Zustimmung finden. (Beifall bei der CDU/CSU) Lassen Sie mich noch etwas zum Umweltgesetzbuch ausführen, weil Sie sich dazu ziemlich flapsig über einen Prozess geäußert haben, der noch nicht abgeschlossen ist. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Ja! Das war völlig unangemessen!) Sie dürfen mir eines abnehmen. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Aber dieses eine muss dann auch Ihr letztes Wort sein, Herr Kollege Obermeier. Franz Obermeier (CDU/CSU): Herr Präsident, das werden meine letzten Sätze sein. (Heiterkeit – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Können wir uns darauf verlassen?) Gerade im Hinblick auf die Möglichkeiten eines Um- weltgesetzbuches wird eine vernünftige Regelung mit Sicherheit nicht an uns, der CDU/CSU und der FDP, in der Föderalismuskommission scheitern. Diesen Schuh müssen Sie sich selber anziehen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Das ist die Wahrheit!) Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 19 a: Abstim- mung über die von den Fraktionen der SPD und des B r r z B N B z S R n 1 d z S t u G v W m s ü c u d d c G e t d k K d (C (D ündnisses 90/Die Grünen sowie von der Bundesregie- ung eingebrachten Entwürfe eines Gesetzes zur Einfüh- ung einer Strategischen Umweltprüfung und zur Umset- ung der Richtlinie 2001/42/EG mit den dazugehörigen undestagsdrucksachen. Der Ausschuss für Umwelt, aturschutz und Reaktorsicherheit empfiehlt in seiner eschlussempfehlung, die genannten Gesetzentwürfe usammenzuführen und als Gesetz zur Einführung einer trategischen Umweltprüfung und zur Umsetzung der ichtlinie 2001/42/EG in der Ausschussfassung anzu- ehmen. Hier geht es um die Drucksachen 15/4501 und 5/4540. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in er Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Hand- eichen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich der timme? – Der Gesetzentwurf ist mit Mehrheit in zwei- er Beratung angenommen. Wir kommen zur dritten Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf in dieser Fassung zustimmen wollen, sich on den Plätzen zu erheben. – Wer stimmt dagegen? – er enthält sich der Stimme? – Der Gesetzentwurf ist it derselben Mehrheit angenommen. Tagesordnungspunkt 19 b: Abstimmung über den Ge- etzentwurf des Bundesrates zur Änderung des Gesetzes ber die Umweltverträglichkeitsprüfung auf Drucksa- he 15/1497. Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz nd Reaktorsicherheit empfiehlt auf Drucksache 15/1955, en Gesetzentwurf abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die em Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzei- hen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der esetzentwurf ist in zweiter Beratung abgelehnt. Damit ntfällt nach unserer Geschäftsordnung die weitere Bera- ung. Ich rufe Zusatzpunkt 9 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Be- richts des Ausschusses für Wahlprüfung, Immu- nität und Geschäftsordnung (1. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Angela Merkel, Michael Glos, Siegfried Kauder (Bad Dürrheim), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der CDU/CSU Einsetzung eines Untersuchungsausschusses – Drucksachen 15/4285, 15/4552 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Dieter Wiefelspütz Dr. Jürgen Gehb Volker Beck (Köln) Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache 45 Minuten vorgesehen. – Dazu höre ich einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile zunächst dem ollegen Dr. Dieter Wiefelspütz für die SPD-Fraktion as Wort. 13990 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Wir schicken uns an, den zweiten Unter- suchungsausschuss dieser Wahlperiode einzusetzen. Diese Idee stammt nicht von uns, sondern von der CDU/ CSU. Sie haben das zu verantworten. Tragen Sie die Verantwortung, Herr Dr. Gehb und Herr Dr. Uhl! Das Untersuchungsausschussrecht nach Art. 44 des Grund- gesetzes ist ein Minderheitenrecht. Wir werden uns der Wahrnehmung dieses Rechtes nicht widersetzen. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das geht auch gar nicht!) Das können, dürfen und wollen wir auch nicht. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Wollen wollt ihr schon, bloß dürfen dürft ihr nicht!) Denn wir wollen selbstverständlich die Verfassung wah- ren, respektieren und gebührend achten. Die Minderheit hat Rechte, die wir achten und respek- tieren. Auch die Mehrheit hat Rechte, die wir respektiert wissen wollen. Dazu gehört, dass wir das Recht haben, die Verfassungsmäßigkeit des Einsetzungsantrags zu würdigen. Das haben wir als Verantwortliche im Geschäftsordnungsausschuss gemeinsam getan. Es ist ein sachgerechtes Verfahren, das die Einsetzung nicht verzögert hat, aber uns geholfen hat, die Sache rund zu machen und das Thema angemessen zu beraten. Wir ha- ben in den Beratungen das eine oder andere Bedenken geltend gemacht. Wir haben insbesondere die exekutive Eigenverantwortung und das Bestimmtheitsgebot ange- sprochen. Ich möchte positiv hervorheben, dass wir uns in diesen Bereichen mit dem Antragsteller, der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, verständigt haben. Wir, die wir die Mehrheit haben, haben des Weiteren das Recht, den Untersuchungsauftrag maßvoll zu ergän- zen und zusätzliche Fragen zu stellen. Das haben wir in Ziffer II der Beschlussempfehlung getan. Die zusätzli- chen Fragen dienen dazu, den Untersuchungsauftrag abzurunden, damit wir ein vollständiges Bild bekom- men. Wir sind daran interessiert, dass der Unter- suchungsausschuss heute installiert wird, dass er sich konstituiert, damit er seine Arbeit zügig aufnehmen und – hoffentlich – zügig beenden kann. Herr Dr. Gehb, wir werden schon in wenigen Minuten den Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses wählen. Hier muss man schon die Frage stellen, ob Herr Dr. Uhl, der präsumtive Vorsitzende, der Richtige ist. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Das muss man noch einmal sehr intensiv würdigen. Wäre ich Mitglied des Untersuchungsausschusses, würde ich möglicherweise eine geheime Wahl beantra- gen, Herr Dr. Uhl. Ich wünsche Ihnen, Herr Dr. Uhl, als Berichterstatter des Geschäftsordnungsausschusses eine gute Hand und einen neutralen Kopf, damit das Untersuchungsrecht des Parlamentes auch unter Ihrem Vorsitz angemessen ge- wahrt wird. Ich wünsche dem Untersuchungsausschuss guten Erfolg. Der Untersuchungsgegenstand ist so, wie w h te ü ih li te C H w k C z d r v a n n – Z z d s t b l a a b t a r I d d u h n s V m l s A (C (D ir über ihn beraten haben, verfassungskonform. Wir aben eine sinnvolle Ergänzung vorgenommen. Wir hal- n den Untersuchungsausschuss insgesamt für eher berflüssig. Deswegen bitte ich um Verständnis, dass wir n nicht begrüßen. Aber wir werden uns selbstverständ- ch konstruktiv an diesem Untersuchungsausschuss be- iligen. Schönen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Ich erteile das Wort dem Kollegen Dr. Jürgen Gehb, DU/CSU-Fraktion. Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine erren! Eigentlich hätte ja der letzte Tag der Sitzungs- oche im alten Jahr unter das Motto gestellt werden önnen – das pflege ich gerne lateinisch auszudrücken –: arpe diem! Genieße den Tag! Aber dass wir heute zum weiten Mal innerhalb von 14 Tagen eine Einsetzungs- ebatte führen, ist nicht meine Schuld, sondern liegt da- an, dass Sie, meine Damen und Herren von Rot-Grün, on der jahrzehntelangen Praxis, dass über Einsetzungs- nträge sofort entschieden wird, abgewichen sind und ei- en Umweg über den Geschäftsordnungsausschuss ge- ommen haben. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Das war doch klug, Herr Dr. Gehb!) Das war sehr klug. – Deshalb fühle ich mich in eine eitmaschine versetzt; denn fast auf den Tag genau vor wei Jahren haben wir das gleiche Phänomen erlebt, ass nach den Beratungen im Geschäftsordnungsaus- chuss hier im Plenum zum zweiten Mal über einen An- rag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses de- attiert werden musste. Ich möchte kurz den Anlass in Erinnerung rufen. An- ass für die beantragte Einsetzung des Untersuchungs- usschusses – es hat sich bereits der Name „Schleuser- usschuss“ eingeschliffen – ist das mögliche – ich etone ausdrücklich: mögliche – Fehlverhalten der Lei- ung des Auswärtigen Amtes und der Bundesregierung ls Folge der Neuorientierung rot-grüner Visapolitik, zu- ückgehend auf den so genannten Volmer/Fischer-Erlass. ch möchte nicht wieder das Landgericht Köln bemühen; as alles kennen Sie bereits. Aber inzwischen hat auch as Landgericht Memmingen festgestellt, dass das alles nter Mitschuld der Bundesregierung geschehen ist. Nun offen wir, dass es keinen Flächenbrand gibt und dass icht sämtliche Landgerichte dieser Republik so ent- cheiden müssen. (Beifall bei der CDU/CSU) or allen Dingen hoffe ich, dass nicht sämtliche Kam- ervorsitzenden der Landgerichte der gleichen Ver- eumdung ausgesetzt werden wie Richter Höppner, des- en angebliche Honorarverträge mit dem Auswärtigen mt gekündigt worden seien. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13991 (A) ) (B) ) Dr. Jürgen Gehb Art. 44 Grundgesetz besagt Folgendes: Der Bundestag hat das Recht und auf Antrag eines Viertels seiner Mitglieder die Pflicht, einen Unter- suchungsausschuss einzusetzen … (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Wo Sie Recht haben, haben Sie Recht!) – Herr Wiefelspütz, das bedarf nicht Ihrer gönnerhaften Attitüde. Es bedarf auch nicht Ihrer gönnerhaften Atti- tüde, Herr Montag. Sie haben in Ihrer letzten Rede ge- sagt: Es ist ein Minderheitenrecht, sollen sie ihn haben. – Das Recht zur Einsetzung eines Untersuchungsausschus- ses ist verfassungsrechtlich verbürgt. Ich weiß, dass es Ihnen schwer fällt, an der Verfassung festzuhalten. (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist unglaublich! Das ist reine Verunglimpfung! Das lassen wir uns nicht bieten! – Weitere Zurufe von der SPD) Es gibt überhaupt keine Gründe – jedenfalls kommt es auf kluge, sinnhafte oder angemessene nicht an – den Antrag in den Geschäftsordnungsausschuss zu überwei- sen. Es gibt eigentlich nur einen einzigen Grund, den GO-Ausschuss anzurufen. Das ist die verfassungsrecht- liche Prüfung. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist Quatsch! – Gegenruf des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Doch! Das ist so!) Herr Wiefelspütz, Sie haben gerade davon gespro- chen, wie toll und ausführlich Sie diese Prüfung vorgenommen haben. Dazu wurden nicht nur die Be- richterstatter, sondern die ganze Phalanx der Geschäfts- ordnungsausschussmitglieder herangezogen. Ich will Ih- nen sagen, zu welcher Superprüfung das geführt hat: Es führte zu einer redaktionellen Marginalie, so haben wir das Wort „gegebenenfalls“ in „soweit dies feststehen sollte“ geändert. Ferner haben wir die Frage, ob auf sonstige Art und Weise die Sicherheit der Bundesrepu- blik Deutschland beeinträchtigt oder gefährdet wird, in eine andere Nummer gesetzt und „auf sonstige Art und Weise“ weggelassen. Dann haben wir die verfassungs- rechtlich unglaubliche Neuheit (Peter Dreßen [SPD]: Ist Rosenmontag?) gebracht, dass der Arkanbereich nur in verfassungsrecht- lich zulässiger Weise beeinträchtigt werden darf. Was für eine tolle Leistung der verfassungsrechtlichen Prüfung: soweit das mit der Verfassung in Einklang ist! Wir hätten eigentlich unter V. schreiben können: Alle Handlungen, nicht nur die des Untersuchungsausschus- ses, sondern auch und gerade die der Regierung stehen unter dem Vorbehalt, dass sie sich an Recht und Gesetz messen lassen. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das müssen wir nicht schreiben!) Aber das, meine Damen und Herren von Rot-Grün, kön- nen Sie überhaupt nicht. Wenn Sie überhaupt irgendeiner Linie bisher treu geblieben sind, dann ist es die Linie: R u s A V t D f g f s c S z h d s d O R A N r K G e W F W S R n (C (D echt, Gesetz und Verfassung bei jeder passenden und npassenden Gelegenheit zu verletzen. (Beifall bei der CDU/CSU) Die einzige quantitativ zählbare und qualitativ wirk- ame Veränderung liegt darin, dass Sie unter II. unseren ntrag bepackt haben, indem Sie ausführen, dass die isaerteilungspraxis nicht nur seit Oktober 1998 zu un- ersuchen sei, sondern auch für den Zeitraum vor 1998. (Sebastian Edathy [SPD]: Das ist sinnvoll!) iese Änderung ist allerdings in doppelter Hinsicht ver- assungswidrig. Sie ist per se verfassungswidrig, weil sie egen das Bepackungsverbot verstößt, und sie ist ver- assungswidrig, Herr Wiefelspütz, weil sie gar nicht be- timmt ist. Sie, der Sie immer als der Papst des Untersu- hungsausschussrechts aufgetreten sind – in der letzten itzung vor zwei Jahren habe ich Sie als solchen be- eichnet – (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Völlig zu Recht!) aben nicht nur den Papstcharakter eingebüsst, weil Sie ie Dogmen, die Sie verhängen, selbst nicht einhalten, ondern Sie sind inzwischen auch offenbar rechtsunkun- ig geworden. (Sebastian Edathy [SPD]: Der Papst ist unfehl- bar!) Was heißt vor 1998? Heißt das 1988? Heißt das 1978? der 1968? (Zuruf von der SPD: Der Papst hat immer Recht!) Herr Montag, Sie haben, als ich in meiner letzten ede ausführte, dass Sie Prüfungen bis zu Konrad denauer durchführen wollen, dazwischengerufen: ein, so weit wollen wir nicht gehen. – Die Formulie- ung „vor 1998“ reicht sogar bis zur Regierungszeit arls des Großen. Das ist die Bestimmtheit unserer Rot- rünen! (Beifall bei der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir nicht vor! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So gehen Sie mit Ihrem Ausschuss um!) Soeben haben wir Herrn Wiefelspütz auf Samtpfoten rlebt. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Eine Lachnummer! – Volker Beck [Köln] [BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann ein lustiger Ausschuss werden!) enn der Herrgott eines Tages zur Auferstehung des leisches ruft, müssen Sie liegen bleiben, Herr iefelspütz. (Heiterkeit bei der CDU/CSU) ie verkörpern inzwischen nicht nur den Papst und den echtswissenschaftler, sondern Sie sind im Grunde ge- ommen die moderne Version der Romanfigur 13992 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Dr. Jürgen Gehb „Dr. Jekyll und Mr Hyde“. Ich will Ihnen das erklären: Sie kommen als Rechtswissenschaftler auf Samtpfoten daher und führen in Ihrer Doktorarbeit aus: Der Arkan- bereich kann nicht für abgeschlossene Sachverhalte gel- ten. Sie sagen in Ihrer Doktorarbeit weiter: Man darf An- träge der Minderheit nicht bepacken. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Schön, dass Sie sich damit beschäftigen!) Sie schreiben in einem Aufsatz in „Wild und Hund“ oder in der „Bäckerblume“, (Heiterkeit bei der CDU/CSU) dass der Untersuchungsausschuss nicht nur ein gerichts- förmig zu leitendes Gremium ist, (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Zitieren Sie genau!) sondern dass es ein genuin verfassungsrechtlich vorgese- henes parlamentarisches Kampfgremium ist. Das ist es auch. Damit Sie keinem Trugschluss unterliegen, sage ich Ihnen: Wir haben zwar vieles einvernehmlich gere- gelt und wir müssen uns auch nicht mit Verbalinjurien belegen, es gibt aber zwei Fronten, und die CDU/CSU will ihr Minderheitenrecht geltend machen und sich das nicht durch Bepackungen Ihrerseits oder sonstige Mani- pulationen verwässern lassen. (Beifall bei der CDU/CSU) Das müssen Sie sich, Herr Wiefelspütz, obwohl Sie dem Ausschuss gar nicht angehören, hinter die Ohren schrei- ben lassen. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was ist das für ein Maßstab? – Gegenruf von der CDU/CSU: Bei den Ohren!) Herr Montag hat auch in seiner letzten Rede, am 2. Dezember, also vor 14 Tagen gesagt, (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Gut in Erinnerung!) dieser Untersuchungsausschuss sei überflüssig. Demge- genüber hat Rot-Grün seinerzeit beantragt, den Pluto- niumausschuss einzusetzen, und zwar aufgrund einer Presseerklärung, wonach der BND sich irgendwie krimi- nell verhalten haben soll, und trotz gerichtlicher Rein- waschung oder Freisprechung des BND nach wie vor dessen Auflösung verlangt und den Untersuchungsaus- schuss weiterbetrieben hat. Dazu muss ich Ihnen sagen: Wenn ein Gericht nicht nur nicht freispricht, sondern die Bundesregierung geradezu in einem Obiter Dictum ver- urteilt, ist dieser Untersuchungssauschuss nicht überflüs- sig, sondern so notwendig wie nur irgendetwas. (Beifall bei der CDU/CSU) Ich denke, dazu wird auch der Kollege Grindel noch ein paar Aussagen machen. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war zu befürchten!) Mein Blick fällt mit Schrecken auf den Kollegen Neumann, auch noch vorgesehen als stellvertretender V z g S s S u n w s B l D g k h l d g p – i e d m t d w d e (C (D orsitzender. Allerdings hätte ich keine Bedenken, Sie u wählen. Jedoch werden die Ausschussvorsitzenden ar nicht gewählt – Herr Wiefelspütz, hören Sie gut zu, ie können noch etwas lernen –, schon gar nicht geheim, ondern sie werden bestimmt und benannt. Das können ie in einem Ihrer vielen Aufsätze in der „Bäckerblume“ nter Fußnote 17 noch einmal vermerken. (Beifall bei der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Geschenkt! Das einzig Richtige an Ihrer Rede!) Herr Neumann, ich will es nicht bei der bloßen Be- ennung Ihres Namens bewenden lassen, sondern ich ill Ihnen noch etwas sagen: Im Parteispendenaus- chuss, dessen Vorsitzender Sie waren, haben Sie einen eweisantrag von CDU/CSU mit der Begründung abge- ehnt, er verzögere das Verfahren. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Das ist in der StPO vorgesehen!) araufhin sind wir vor das Bundesverfassungsgericht egangen. Von dem haben Sie einen üblen Rüffel be- ommen und mussten das kleinlaut zurücknehmen. Sie aben dann nicht nur einen draufgesetzt, sondern zu al- em Überfluss auch noch einen eigenen Zeugen benannt, er lange nach der Anfertigung des Abschlussberichtes ehört werden sollte, nämlich den bayerischen Minister- räsidenten. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich glaube, Sie verwechseln da et- was!) Nein, nein, Herr Ströbele. Verwechslungen unterliegen n der Regel Sie. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Herr Kollege Gehb, darf Ihnen der Kollege Neumann ine Zwischenfrage stellen? Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU): Ja. Volker Neumann (Bramsche) (SPD): Herr Kollege Dr. Gehb, – Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU): Machen Sie bitte keinen Gebrauch vom Titel. Volker Neumann (Bramsche) (SPD): – vielen Dank, ich werde das sein lassen – haben Sie en Beschluss des Bundesverfassungsgerichts gelesen, it dem der Antrag der Mitglieder des Parteispendenun- ersuchungsausschusses zurückgewiesen worden ist, mit em die Vernehmung bestimmter Zeugen erzwungen erden sollte? Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU): Ich habe die Entscheidung gelesen, aber die Wen- ung, die Sie ihr haben geben wollen, habe ich ihr nicht ntnehmen können. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13993 (A) ) (B) ) Dr. Jürgen Gehb (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Haben Sie es auch verstanden?) Die Frage, ob man das in diesem Jahr erneut verfas- sungswidrige Verhalten der Bepackung durch die Anru- fung des Bundesverfassungsgerichtes klären lassen sollte, stimmt mich unter einem anderen Gesichtspunkt eher bedenklich. Sie halten sich nicht nur bei der Entste- hung von Gesetzen nicht an die Verfassung – Wowereit und dessen Bewertung des Abstimmungsverhaltens las- sen grüßen –, sondern Sie halten sich auch sonst nicht daran. Zu der Entscheidung des Bundesverfassungsge- richts zur Neubesetzung des Vermittlungsausschusses und der Aufforderung, das unverzüglich zu tun, fiel Ih- rem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Stiegler nichts anderes ein, als zu sagen: Das kann sich die Oppo- sition für fünf Jahre ans Himmelstor nageln. – Sie halten sich also weder an Recht und Gesetz noch an die Ent- scheidung des Bundesverfassungsgerichts. Sie halten sich nur an ein einziges Motto, nämlich: Mehrheit ist Mehrheit. Ich würde Ihnen sogar zutrauen, dass Sie mor- gen hier zur Abstimmung stellen, ob zwei mal zwei fünf ist, um damit sogar Naturgesetzlichkeiten auf den Kopf zu stellen. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Kom- men Sie doch einmal zum Thema!) Bevor ich zum Abschluss (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) etwas durchaus Versöhnliches sagen möchte, noch Fol- gendes: Der Umweg über den Geschäftsordnungsaus- schuss mag ein listiger Schachzug von Ihnen gewesen sein. Wahrscheinlich haben Sie gehofft, dass die heute zu beschließende Einsetzung des Untersuchungsaus- schusses medial keine Beachtung findet. Schließlich ste- hen heute weltpolitische und tagespolitische Besonder- heiten im Vordergrund, was vielleicht dazu führt, dass die Einsetzung dieses Untersuchungsausschusses am Ende dieses Tages eher bedeutungslos erscheint. Aber glauben Sie nicht, dass das so bleibt. Die helle Sonne bringt es an den Tag. (Sebastian Edathy [SPD]: Ja, ja, die helle Sonne bringt es an den Tag!) Irgendwann wird der Ausschuss auch die ihm gebotene mediale Bedeutung haben. In wenigen Tagen ist Weihnachten. (Sebastian Edathy [SPD]: Genau, besinnen Sie sich! Gehen Sie in sich!) Trotz aller Schärfe will ich die Gelegenheit nutzen, allen – ohne Ansehen der Zugehörigkeit zu einer Fraktion oder zu sonstigen Logen, nicht wahr, Herr Wiefelspütz – ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest zu wünschen. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Jetzt sagen Sie mal was Nettes!) Ich wünsche Ihnen einen glücklichen Start in das für alle hoffentlich erfolgreiche Jahr 2005. Herzlichen Dank. n H w d z I c d E w – W v t t ü e w v – D d d s u g D s O (C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Erfolgreich, das nehmen wir an! – Sebastian Edathy [SPD]: Eine seltsame Rede, Herr Kollege!) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Nächster Redner ist der Kollege Jerzy Montag, Bünd- is 90/Die Grünen. Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber err Kollege Gehb, was Sie hier heute abgeliefert haben, ar die Vorverlegung des Rosenmontags auf die Zeit vor em vierten Advent. Das ist eine größere Leistung, als u erklären, zwei mal zwei sei fünf. Dazu gratuliere ich hnen recht herzlich. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN und der SPD) Der Antrag der Union auf Einsetzung eines Untersu- hungsausschusses ist im Geschäftsordnungsausschuss es Deutschen Bundestages bearbeitet worden. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Bearbeitet? Verarbeitet!) r hat darunter nicht gelitten, sondern er ist verbessert orden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Verbessert oder verwässert?) Verbessert. Sie müssen sich die Ohren putzen. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Sie sprechen so undeutlich!) In dem Text, den Sie uns vorgelegt hatten, wurde im esentlichen die Absicht verfolgt, der Bundesregierung orzuwerfen, sie habe Beihilfe zu Schwarzarbeit, Prosti- ution, Frauenhandel und Ähnlichem geleistet. Der An- rag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, ber den wir heute abstimmen werden, enthält nunmehr inen völlig neuen Absatz II. Für diesen Absatz haben ir gesorgt, damit Ihr Antrag aus sich heraus überhaupt erständlich wird. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Bestimmt vor allen Dingen!) Bestimmt und verständlich. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Vor 98!) anke für diesen Einwurf, lieber Herr Kollege Gehb. Jetzt steht in diesem Antrag, dass wir überprüfen wer- en, welche Vorgaben für die Ermessensentscheidung er Behörden vonseiten der Regierung gemacht worden ind. Wir haben für diese Änderung gesorgt, um erklären nd nachprüfen zu können, wie es in den von Ihnen dar- estellten Fällen zu Visaentscheidungen gekommen ist. abei geht es nicht nur um Erlasse, Weisungen und onstiges Verhalten vonseiten der Bundesregierung seit ktober 1998. Das ist zwar ein gutes Datum, 13994 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Jerzy Montag (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Und ein be- stimmtes Datum vor allen Dingen!) weil Sie die Regierungsmacht damals – zum Glück – ab- gegeben und wir sie erlangt haben. Mit einer Verände- rung der Weisungen und Erlasse in Sachen Visa hat es aber überhaupt nichts zu tun. Der Text des Antrags er- möglicht es uns jetzt, auch die Erlass- und Weisungslage vor 1998 zu überprüfen. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Bis wohin denn?) Ich sage Ihnen hier in aller Verbindlichkeit: Sie brau- chen sich nicht zu fürchten; denn wir werden nicht bis zu Karl dem Großen zurückgehen müssen, um die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Warum haben Sie es dann nicht hineingeschrieben?) Sie haben uns in den letzten Tagen über die Presse Ihr Vorhaben mitgeteilt, sofort das Verfassungsgericht anzu- rufen, wenn wir nur einen Punkt oder ein Komma Ihres Textes ändern. Dieses Vorhaben wird sich in heiße Luft auflösen. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Was lesen Sie eigentlich immer für Presseerklärungen?) Herr Kollege Gehb, Sie werden das Verfassungsgericht nicht anrufen. Nachdem Sie sich heute wieder gebüh- rend aufgeregt haben, werden Sie im Januar damit be- ginnen, mit uns sachlich zusammenzuarbeiten. Sie wer- den sehen: Der Untersuchungsausschuss wird alle notwendigen Fragen stellen, Antworten bekommen und einen Abschlussbericht schreiben, mit dem Sie dann wiederum nicht zufrieden sein werden. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Ostern sind wir fertig!) – Ihr Wort in Gottes Ohr, lieber Kollege. Hoffentlich wird es so sein. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Sie können je- denfalls nicht verzögern!) Zu dem Inhalt, über den wir streiten, möchte ich schon gern noch einiges sagen. Sie haben das Wort „Volmer-Erlass“ schon wieder in den Mund genom- men. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Fischer/ Volmer-Erlass!) – Sie haben das Wort „Volmer-Erlass“ wieder einmal in den Mund genommen. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Fischer/ Volmer-Erlass!) Deswegen frage ich: Welche Verbindung wollen Sie zwischen dem Volmer-Erlass und der Situation bei der Visaerteilung in Kiew eigentlich herstellen? (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das sagt Ihnen das Landgericht Memmingen! – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das ist schon – m d t T f R d d w V p B Z u A d d z k g h d z d u g E s f a s ü n g w g Z (C (D gesagt worden! Das ist schon gerichtsfest ge- sagt worden!) Warten Sie doch einmal! – In der „Frankfurter Allge- einen Sonntagszeitung“ vom 12. Dezember 2004 wird er damalige Botschafter in Kiew mit folgendem Satz zi- iert: Es sei klar – klar! –, dass der „ganz überwiegende eil“ der Antragsteller „keine legalen Reisezwecke ver- olgt, sondern illegale Arbeitsaufnahme im Schengen- aum beabsichtigt“. Wenn dieses Zitat zutrifft, wenn der Herr Botschafter ies tatsächlich so gesehen hat, dann stellt sich wirklich ie Frage, meine Damen und Herren von der Opposition, arum bei dieser völlig klaren Sachlage in Kiew so viele isa erteilt worden sind. Das werden wir gemeinsam zu rüfen haben. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Da hat die Dienstaufsicht versagt!) Der Volmer-Erlass besagt Folgendes: Erstens. Die ehörden haben sich an Recht und Gesetz zu halten. weitens. Alle Visaversagungsgründe sind ordentlich nd vollständig zu prüfen. Wenn „klar“ ist, dass illegale rbeitsaufnahme erfolgen soll – ich wiederhole damit ie zitierte Aussage des Botschafters –, dann – so besagt er Volmer-Erlass – ist das Visum zu versagen und nicht u erteilen. Das sind die Fakten. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Die Botschaft hö- ren wir wohl, allein uns fehlt der Glaube!) Nur in den Grenzfällen, in denen das eben nicht ganz lar war, also in den Fällen, in denen sich die für und ge- en die Antragsteller sprechenden Gründe die Waage ielten, möge – so besagt der Volmer-Erlass – zugunsten er Reisefreiheit entschieden werden. Es geht um Ein- elfälle, aber nicht um ein flächendeckendes Vorgehen. Es gibt gleichzeitig die vielen Fälle – ich muss auch arauf zu sprechen kommen –, in denen Kolleginnen nd Kollegen dieses Hohen Hauses bei Botschaften vor- esprochen und gesagt haben: Wir haben hier solche inzelfälle. Einiges mag dafür, einiges mag dagegen prechen. Wir möchten, dass eine für die Antragsteller reundliche Entscheidung ergeht. So etwas ist überhaupt nicht zu kritisieren, egal ob es us Ihren Reihen oder aus unseren Reihen kommt. Das oll auch nicht geprüft werden, aber das, was wir heute ber ddp auf den Tisch bekommen haben, schon. Mit ei- em Verhalten, das für die Visaerteilung zuständige An- estellte zum offenen Rechtsbruch auffordert, müssen ir uns beschäftigen und werden wir uns auch beschäfti- en. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Herr Kollege! Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Präsident, Sie geben mir seit 43 Sekunden ein eichen, dass ich zum Ende kommen soll. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: 44 zu lang!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13995 (A) ) (B) ) Jerzy Montag Deshalb werde ich jetzt auch zum Ende kommen und nur noch sagen: Insbesondere der designierte Vorsitzende, Herr Dr. Uhl, möge im nächsten Jahr, vielleicht durch den Weihnachtsfrieden besänftigt, zu der Rolle finden, (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Gerechtigkeit!) die er bisher noch nie hatte, nämlich ein Vorsitzender und wenn nicht objektiv und neutral, so wenigstens freundlich und kollegial zu allen Mitgliedern des Aus- schusses zu sein. Herr Dr. Uhl, in dem Fall werden Sie jedenfalls in mir einen sachlichen Mitstreiter im Unter- suchungsausschuss finden. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Es ist fast schon eine Andeutung der Besserung, wenn die Redner freiwillig den Zwischenstand Ihrer Redezeit- überschreitung vom Rednerpult aus bekannt geben. (Heiterkeit) Noch schöner wäre es, wenn sie das gänzlich vermeiden oder spätestens nach dieser Meldung zum Schluss kom- men könnten. Nun erteile ich dem Kollegen Hellmut Königshaus für die FDP-Fraktion das Wort. Hellmut Königshaus (FDP): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben Ihnen schon beim letzten Mal mitgeteilt: Wir halten an und für sich, jedenfalls zum gegenwärtigen Zeitpunkt, einen Untersuchungsausschuss nicht für erforderlich. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Aber natürlich respektieren wir den Wunsch der Union, weil es durchaus auch Umstände gibt, die wir aufklären wollen und die wir aufklären müssen. Deshalb werden wir uns bei der Abstimmung enthalten. Wir begrüßen es, dass im Kern offenbar Konsens über den Untersuchungsauftrag hergestellt werden konnte, auch wenn, wie wir hier eben gehört haben, gewisse Meinungsverschiedenheiten bleiben werden. Für eines sollten wir in jedem Fall sorgen, nämlich dass wenigs- tens dieser Untersuchungsausschuss ohne Anrufung des Bundesverfassungsgerichts auskommt. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN) Bezüglich des zeitlichen Rahmens, der vom Untersu- chungsauftrag erfasst werden soll, möchte ich in Erinne- rung rufen, dass wir uns beim Berichterstattergespräch darauf verständigt haben, dass wir die Zeit vor 1998 so- zusagen als Referenzgröße brauchen. Es geht hier also um den Stand vor 1998 und nicht darum, den Untersu- chungsgegenstand auszuweiten. D d d l d W w w s z i h u w n m w l S s t G d u v J g E r m v e b h D g r d u l (C (D (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) as heißt, der Status quo per 1998 soll festgestellt wer- en. In der Sache selbst ist unsere Haltung klar. Ich habe as letztes Mal hier auch schon gesagt. Der Volmer-Er- ass war wirklich nicht in Ordnung. Die Interpretation, ie Herr Montag hier eben gegeben hat, steht in glattem iderspruch zum Textinhalt, insbesondere was den Ab- ägungsbereich, der dort ausdrücklich angesprochen urde, angeht. Das sieht offenbar auch die Hausspitze o, sonst hätte es ja keinen Grund gegeben, diesen Erlass u ändern. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Es gibt sicherlich Unterschiede darin, wie der Erlass n den einzelnen Vertretungen umgesetzt wurde. Das se- en wir auch an den konkreten Zahlen. Wir werden also ntersuchen, wie der Erlass im Einzelnen gehandhabt urde. Die politische Verantwortung für diesen auch ach unserer Auffassung rechtswidrigen Volmer- oder einetwegen auch Volmer/Fischer-Erlass – der Minister ird darin ja ausdrücklich auch erwähnt – (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Natürlich!) iegt jedenfalls – das ist ganz klar – bei der politischen pitze des Auswärtigen Amtes. Wer Sicherheitsinteres- en in Zweifelsfällen vor anderen Erwägungen zurück- reten lässt, der versündigt sich, so meinen wir, an dem ebot seines Amtseides, Schaden vom Volke abzuwen- en. Wer Sicherheit gefährdet, nimmt Schaden in Kauf nd wendet ihn nicht ab. Unsere Kritik zielt dabei nicht auf die Sachbearbeiter or Ort. Diese haben einen außerordentlich schwierigen ob und haben ihn unter Rahmenbedingungen zu erledi- en, die geradezu erbärmlich sind. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) s war ein offenkundiges Versagen der Bundesregie- ung, dass sie dort auch noch Stellenkürzungen vorneh- en wollte. Das konnte nur durch mehrfache Initiativen onseiten der FDP verhindert werden. Stellen Sie sich inmal vor, wie schlimm die Situation heute wäre, wenn ei der Personalausstattung noch schlimmere Zustände errschen würden! (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) ie Hilferufe, die aus den einzelnen Auslandsvertretun- en an die Spitze des Auswärtigen Amtes gerichtet wa- en und die wir zwischenzeitlich lesen konnten, zeigen och, wie schäbig diese Leute dort behandelt (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist es!) nd wie sehr sie von der politischen Spitze im Stich ge- assen wurden. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) 13996 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Hellmut Königshaus Wo wir gerade darüber sprechen, wie die Leute dort behandelt wurden, möchte ich noch auf eines hinweisen: Das letzte Mal wurde hier immer wieder gesagt, dass es angesichts der Demokratiebewegung in Kiew unange- messen sei, sich ausgerechnet auch die dortige Vertretung vorzunehmen. Sie sollten nicht solche Ablenkungsmanö- ver starten, meine Damen und Herren! Sie beschränken sich auf demonstrative Symbolik und legen hier irgend- welche Orangen auf den Tisch, aber verstecken sich dann, wenn es konkret wird, unter den Tischen. (Sebastian Edathy [SPD]: Was? – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir waren in Kiew!) Ich erinnere Sie nur an den Umgang mit Putin und an die Aufhebung des Waffenembargos gegenüber China. Han- deln Sie in solchen Fällen auch wirklich konkret und nicht einfach nur symbolisch! (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Zur Sache!) Wir werden in dem Ausschuss natürlich verantwor- tungsvoll mitarbeiten. Das ist ganz klar. Wir werden auch dafür sorgen und dafür einstehen, dass dieser Aus- schuss und die Missstände, die die Regierung zu verant- worten hat, nicht dazu genutzt werden, die Einreisepra- xis in einer Art und Weise zu verschärfen, dass der freiheitliche Charakter unseres Landes verändert wird. Das wollen wir auf keinen Fall. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Das ist das, was die Union will! Ihr ge- wünschter Koalitionspartner!) Das soll auch jeder wissen, der die Untersuchung solcher Missstände organisiert. Der Missbrauch dieser Vor- gänge, um damit die Visapraxis zu verschärfen – das muss man sehen –, wäre genauso übel wie die behaupte- ten Missstände selbst. Deshalb appellieren wir an Sie: Lassen Sie uns gemeinsam handeln. Übrigens: Der Zwi- schenstand beträgt minus 9 Sekunden. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: 15. Hellmut Königshaus (FDP): Ich bin auch schon fertig. – Also: Die behaupteten Missstände sind schlimm. Wenn sie sich als wahr erwei- sen sollten, wäre das übel. Aber wenn dieses Fehlverhal- ten missbraucht werden würde, wäre das mindestens ge- nauso schlimm. Deshalb lassen Sie uns konstruktiv an dem Thema weiterarbeiten. Ich danke Ihnen und wünsche Ihnen ebenfalls frohe Weihnachten. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Nächster Redner ist der Kollege Volker Neumann für die SPD-Fraktion. i z n E n u b w 2 h d g i z h K E k m n D u E s g d e n c s (C (D Volker Neumann (Bramsche) (SPD): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das st nun die dritte Debatte zu diesem Thema: 90 Minuten ur Großen Anfrage, 90 Minuten vor 14 Tagen, 45 Mi- uten heute. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das hätten Sie sich sparen können, Herr Kollege!) s scheint alles gesagt zu sein, offensichtlich nur noch icht von jedem. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das wäre ein guter Anlass, sich jetzt hinzusetzen!) Ich halte den Untersuchungsausschuss weiterhin für nnötig, denn alle Fragen, die Sie gestellt haben, sind eantwortet worden und die Maßnahmen, die notwendig aren, sind getroffen worden. Mit dem Erlass vom 6. Oktober 2004 sind alle Erfordernisse, die nach den eutigen Erkenntnissen rechtlich und tatsächlich von Be- eutung sind, eingearbeitet worden. Der Erlass ist klar efasst und dürfte auch unmissverständlich sein. Soweit n der Vergangenheit durch kriminelle Handlungen ein- elne Visa erschlichen worden sind, sind die Justizbe- örden tätig geworden. Sie zitieren ja das Urteil aus öln. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Memmingen auch noch!) ine Kritik an der Arbeit der Justizbehörden ist nicht er- ennbar. Auch ich habe keinen Anlass, sie zu kritisieren. Es wird in unserem Land – das wissen Sie alle – im- er Menschen geben, Ausländer wie Deutsche, die sich icht an Gesetze halten. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ja, das gibt es!) as gilt natürlich auch für diesen Bereich, in dem wir ns heute bewegen. (Zuruf von der CDU/CSU: Muss man den denn unbedingt zum Staatssekretär machen?) s wird auch immer Fehler bei der Bearbeitung von Vi- aanträgen geben. Das ist bei jährlich 3 Millionen Anträ- en und 2,5 Millionen erteilten Visa gar nicht zu verhin- ern, (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das ist auch nicht das, was uns interessiert! – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Darum geht es gar nicht!) gal unter welcher Regierung und welchem Außenmi- ister. Aber Sie wollten ja unbedingt den Untersu- hungsausschuss, also setzen wir ihn ein. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sie haben noch gar nicht verstanden, worum es geht!) Mir fällt zu den Beiträgen in der letzten anderthalb- tündigen Debatte ein Wort von Kurt Schumacher ein: Die Demokratie beruht auf dem Prinzip der Gegen- seitigkeit und Ehrlichkeit. Die Demokratie kann nur leben, wenn die Menschen selbständig sind und den Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13997 (A) ) (B) ) Volker Neumann (Bramsche) Willen zur Objektivität haben. Aber die technokra- tische und geradezu kriegswissenschaftliche Hand- habung der politischen Mittel führt zum Gegenteil. Vordergründig scheint Ihr Ausschuss dazu zu dienen, Missstände in der Visapolitik aufzudecken. Aber in Wirklichkeit habe nicht nur ich das Gefühl, dass es Ihnen um etwas ganz anderes geht: Es geht Ihnen darum, dem Ansehen des Außenministers zu schaden. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ach, der arme Kerl!) Michael Glos hat Bundesminister Fischer in der Haushaltsdebatte vorgeworfen, er habe „illegal die Schleusen aufgemacht“ und damit dem Schleuser, der in Köln verurteilt worden ist, die entsprechenden Möglich- keiten eröffnet. Er verbarg nicht, dass es darum gehe, den „beliebtesten Minister vorzuführen“. Was heißt ei- gentlich „vorführen“? Herr Gehb sagt: Wir nehmen sicher billigend in Kauf, dass auch ein bisschen von der Popularität und dem Heiligen- schein des Außenministers verloren geht. So weit die „Sächsische Zeitung“. Juristen sagen, „billi- gend in Kauf nehmen“ bedeutet bedingter Vorsatz. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Er ist doch nun einmal der Chef des Auswärtigen Amtes, Herr Kollege Neumann! Sollen wir etwa den Eichel nehmen, weil er sich besser eignet, weil er we- niger populär ist?) – Herr Gehb, am 2. Dezember haben Sie auf die Bitte von Herrn Scholz: „Bleiben Sie gelassen!“ geantwortet: „Das ist gut! Die erfüllen wir!“ Herr Gehb, als ehemali- ger Richter wissen Sie, dass Vorurteile entlarvend sein können. Dennoch haben Sie vor 14 Tagen ausgeführt: Trotz medialen Heiligenscheins und des Versuchs, ihn unter Denkmalschutz zu stellen: Herr Fischer ist und bleibt der Chef des Auswärtigen Amtes und muss zur Verantwortung gezogen werden. Wir haben noch keine Akte gesehen und keinen Zeugen vernommen, aber dennoch muss schon jemand zur Ver- antwortung gezogen werden. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sie sind doch auch schon zu einem Ergebnis gekom- men, Herr Neumann!) Es geht Ihnen also nicht um die Aufklärung von Sach- verhalten, sondern es geht Ihnen um die Person des Bun- desaußenministers. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das aus Ihrem Munde zu hören ist ja die größte Heuchelei, die es überhaupt gibt!) Nun bin ich ja nicht so blauäugig, dass ich nicht wüsste, was Untersuchungsausschüsse bedeuten. Dies ist mein fünfter Untersuchungsausschuss. Viele meiner Kollegen haben gefragt: Warum tust du dir das an? Ich will Ihnen fünf Gründe nennen: d n M e Z A r V f s s w z F i G d v e S f u G m v D t O R (C (D Erster Grund. Ich möchte mich vor die Mitarbeiter es Auswärtigen Amtes stellen und dafür sorgen, dass icht Einzelfälle zu Verallgemeinerungen führen und die itarbeiter in den Rechts- und Konsularabteilungen, die ine schwierige Arbeit zu leisten haben, (Clemens Binninger [CDU/CSU]: Dank des Erlasses!) iel ungerechtfertigter Vorwürfe werden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Zweitens. Ich möchte vermeiden, dass alle, die einen ntrag auf ein Visum stellen, unter Generalverdacht ge- aten. Wir haben viele Besucher, Touristen, Freunde, erwandte, und dieses Misstrauen ist einfach ungerecht- ertigt. Vielleicht sollten wir auch das bei unserer Aus- chussarbeit bedenken. Drittens. Ich möchte nicht, dass die Visaerteilung re- triktiver wird und unsere Wirtschaft dadurch behindert ird. Sie muss auch weiterhin die notwendige Unterstüt- ung bekommen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Viertens. Ich möchte einfordern, dass das Gebot der airness und Wahrhaftigkeit beachtet wird. Deshalb bitte ch Sie, den Volmer-Erlass richtig zu lesen. Es ging beim rundsatz „im Zweifel für die Reisefreiheit“ nicht um ie Sicherheitsfrage. Diese muss selbstverständlich orab geklärt werden. Es ging nur darum, ob man, wenn s an der Rückkehrbereitschaft Zweifel gibt, nicht im inne des Antragstellers entscheidet. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Eine interessante Auslegung!) Fünftens. Ich bin der Meinung, dass es nicht gerecht- ertigt ist, Außenminister Fischer, der sich Verdienste m unser Land erworben hat, aus rein wahltaktischen ründen in seinem Ansehen zu beschädigen. Mir kom- en manche Vorwürfe lächerlich und konstruiert vor. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Noch bevor wir ihn überhaupt angegriffen haben, nehmen Sie ihn in Schutz! – Abg. Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischen- frage) Das Recht auf einen Untersuchungsausschuss wird on uns nicht bestritten. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das würde auch nichts nutzen!) a Sie dieses Recht einfordern, werden wir unseren Bei- rag zu der Arbeit leisten: zügig, aber auch – wie unser bmann sagt – gelassen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Da der Kollege Neumann den Zwischenstand seiner edezeitüberschreitung nicht mitgeteilt hat, konnten Sie, 13998 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert Herr Kollege Uhl, nicht wissen, dass seine Redezeit be- reits erschöpft war, als Sie sich zu einer Zwischenfrage meldeten. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das erspart uns eine Antwort!) Deshalb habe ich nach ständiger Übung keine zusätzli- che Verlängerung der Redezeit zulassen können. Das Wort für die CDU/CSU-Fraktion hat nun der Kollege Reinhard Grindel. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Mäßigen Sie sich, Herr Grindel!) Reinhard Grindel (CDU/CSU): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Neumann, Ihr Auftritt war schon ein- drucksvoll: Auf der einen Seite sagen Sie, dass Sie noch keine Akte gelesen haben, und warnen vor Vorverurtei- lungen, aber auf der anderen Seite sind Sie der Meinung, dieser Ausschuss sei völlig überflüssig und unnötig. Man muss wohl Sozialdemokrat sein, um zu verstehen, wie das zusammenpasst. (Beifall bei der CDU/CSU) Lieber Herr Kollege Wiefelspütz, Sie sind ansonsten sehr fair. Ich sage aber ganz offen: Die Bemerkung, die Sie über den Kollegen Uhl gemacht haben, habe ich als etwas unfair empfunden. Ich kann nur sagen, dass ich mir mit den Kollegen meiner Fraktion ganz sicher bin, dass Herr Uhl genauso unabhängig diesen Ausschuss führen wird wie der Kollege Benneter, der heutige SPD- Generalsekretär, den Lügenausschuss. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Hoffentlich ein bisschen besser!) Für Herrn Uhl spricht vor allen Dingen, dass er von uns allen derjenige ist, der wahrscheinlich am besten den Sachverhalt kennt. Ich glaube, das ist eine sehr gute Vo- raussetzung, um Vorsitzender eines solchen Ausschusses zu sein. (Beifall bei der CDU/CSU) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Herr Kollege Grindel, gestatten Sie eine Zwischen- frage? Reinhard Grindel (CDU/CSU): Ja. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Bitte schön, Herr Kollege Wiefelspütz. Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD): Ich lerne zum wiederholten Male, dass Ironie bzw. menschenfreundlicher Spott nicht immer verstanden werden. (Wolfgang Grotthaus [SPD]: Das liegt am Intellekt!) G s t d d a h g K – T d g – A M d s P t S h b B E g P I d M s A s (C (D ehen Sie bitte davon aus, Kollege Grindel, dass ich elbstverständlich weiß, dass der Vorsitzende eines Un- ersuchungsausschusses benannt wird und dass es sich in iesem Fall um den Kollegen Dr. Uhl handeln wird, mit em ich vertrauensvoll zusammenarbeite und den ich chte und schätze. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das war eine tolle Frage!) Reinhard Grindel (CDU/CSU): Ich finde es in Ordnung, dass Sie dieses klargestellt aben. Herr Montag, der ebenfalls ein paar Bemerkun- en in diese Richtung gemacht hat, könnte sich dieser larstellung noch anschließen. (Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischen- frage – Heiterkeit bei der CDU/CSU) Ich geben Ihnen gerne dazu Gelegenheit. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Mit Blick auf die weitere Tagesordnung des heutigen ages möchte ich nur ungern serienweise bestellte oder irekt auf Aufforderung zurückgehende Zwischenfra- en zulassen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP) Ich stelle Einvernehmen in diesem Punkt fest. Herr Kollege Grindel, fahren Sie bitte fort. Reinhard Grindel (CDU/CSU): Herr Präsident, gleichwohl möchte ich mich mit den ussagen des Kollegen Montag beschäftigen. Herr ontag, Sie haben Ihre Argumentation erheblich geän- ert. Vor 14 Tagen haben Sie uns an dieser Stelle be- chimpft, wir würden die Diplomaten vor Ort an den ranger stellen. Sie haben sich damals vor die Mitarbei- er des Auswärtigen Amtes gestellt. Heute aber haben ie genau das gemacht, was Sie uns damals vorgeworfen aben. Denn Sie sagen jetzt: Die Mitarbeiter vor Ort ha- en falsch gehandelt, wodurch es zu dem Hilferuf des otschafters Stüdemann gekommen sei. Ich will Ihnen sagen, wie die Zusammenhänge sind. s gibt ein weiteres Urteil, nämlich ein Urteil des Land- erichts Memmingen, das die Sache ganz gut auf den unkt bringt. Ich zitiere von Seite 94 des Urteils: Die Einreiseanträge sind nicht kritisch geprüft, son- dern auf politischen Wunsch der zuständigen Ver- antwortlichen der Bundesregierung wohlwollend behandelt worden, sodass den Angeklagten ihr strafwürdiges Tun sehr leicht gemacht wurde. ch frage: Was hat Joschka Fischer von den Hilferufen er Botschafter gewusst? Was hat er getan, um den issbrauch bei der Visaerteilung zu unterbinden? Es ist chäbig, dafür jetzt die Mitarbeiter des Auswärtigen mtes verantwortlich zu machen. Es geht um die politi- che Verantwortung des Außenministers. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 13999 (A) ) (B) ) Reinhard Grindel (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Hellmut Königshaus [FDP]) Herr Kollege Scholz, für den dieser Ausschuss so eine Art politische Wiedereingliederungsmaßnahme ist, (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Resozialisierung!) hat uns zur Gelassenheit aufgerufen. Ich muss aber sa- gen: Wer sich so große Mühe gibt, so viele Themen zum Gegenstand des Untersuchungsauftrages zu machen, der zeigt sich relativ aufgeregt und lässt die notwendige Ge- lassenheit vermissen. Ich will auf einen großen Widerspruch hinweisen: Diese rot-grüne Bundesregierung hat sich bereits kurz nach dem Regierungswechsel 1998 vor allen Dingen ih- rer Klientel gegenüber damit gerühmt, eine völlige Kehrtwende bei der Visapolitik in Deutschland vorzu- nehmen, die Welt nach Deutschland einzuladen und Deutschland als weltoffenes, ausländerfreundliches Land zu gestalten. Alles sollte anders werden und eine völlig neue Visapolitik sollte betrieben werden. Das ist genau der Punkt, weshalb wir fordern: Dann lasst uns jetzt mit den Auswirkungen, damit, was das für unser Land bedeutet, beschäftigen! (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Plötzlich sagen Sie, hier bestehe Kontinuität, nachdem Sie vorher gesagt haben, es werde alles neu gemacht. Deswegen wollen wir die Sachverhalte ab 1998 untersu- chen. Ich möchte mich an den Kollegen Volmer und an die Kollegen der Grünen wenden, weil Sie, Herr Kollege Volmer, in mehreren Interviews gesagt haben, Sie wür- den alles wieder genau so machen, wie Sie es getan ha- ben. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Unbelehrbar!) Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Ich habe für so etwas kein Verständnis. Zumindest die Auswirkungen einer fal- schen politischen Weichenstellung müssten Sie doch nachdenklich gestimmt haben. Denn weitermachen würde bedeuten, weiter Schwarzarbeiter in den gesam- ten Schengen-Raum zu lassen, weiter zuzulassen, dass Terrorverdächtige unsere Sicherheit in Deutschland und im Schengen-Raum gefährden, und weiter hinzunehmen, dass Zwangsprostitution stattfindet. Ich frage mich in vollem Ernst, warum sich nicht ein einziges weibliches Mitglied der Fraktion der Grünen einmal dazu geäußert hat, ob man bei aller Bereitschaft zu Weltoffenheit an einer Visapolitik, die die Menschen- würde von Frauen sehr nachhaltig verletzt hat, festhalten darf. Ich frage mich, warum es damals nicht eine Stel- lungnahme von Ihnen dazu gegeben hat. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Wir haben allen Grund zu diesem Untersuchungsaus- schuss, weil sich die Praxis eben nicht verändert. Der Chrobog-Erlass führt zu keiner Verbesserung, wie wir anhand der Zugangszahlen beim Visaverfahren gesehen h g m D r i s w t n D t t d g D S r M s W b z e A g t S D Z s d M c F H (C (D aben. Wir werden untersuchen müssen, wie die Abwä- ung, die jetzt von den Diplomaten vor Ort vorgenom- en wird, konkret stattfinden soll. Wir werden vor allen ingen auch fragen, warum die Staatsministerin in meh- eren Fragestunden und auch Staatssekretär Chrobog uns mmer wieder berichtet haben, 16 Ortskräfte in Kiew eien als Reaktion auf die dortigen Missstände entlassen orden, und warum Staatssekretär Chrobog in der letz- en Innenausschusssitzung einräumen musste, es seien icht 16, sondern nur vier Ortskräfte entlassen worden. iese Widersprüche gilt es aufzuklären. Das werden wir un. Es ist auch in Ordnung, dass der Untersuchungsauf- rag erweitert worden ist und wir ausdrücklich aufgefor- ert sind, Meinungsverschiedenheiten in der Bundesre- ierung in Bezug auf die Visapolitik zu untersuchen. as werden wir tun. Wir werden sehen, wie sich Herr chily dazu verhält, von dem ja bekannt ist, dass er, ge- ade was die Fraktion der Grünen angeht, eine andere einung hat. Es wird auch deutlich untersucht, ob Ver- uche abgeblockt worden sind, das Verfahren zu ändern. ir werden uns auch damit beschäftigen, ob es nicht esser wäre, die Visavergabe dort zu konzentrieren, wo um Beispiel auch über die Rückkehr von Ausländern ntschieden wird, ob es also nicht besser wäre, sie vom uswärtigen Amt hin zum Innenministerium zu verla- ern. Es ist hier verschiedentlich gesagt worden, dieser Un- ersuchungsausschuss sei überflüssig. Die „FAZ am onntag“ sieht das offenbar nicht so. Sie berichtet: Im Auswärtigen Amt herrscht Nervosität. Seine Leute hat Joschka Fischer zum Schweigen verdon- nert. … Es geht um bestechliche Beamte, erschli- chene Visa, um Schleuserkriminalität. ie „FAZ am Sonntag“ schreibt weiter: Ein hoher Beamter beteuert, es werde „mit eisernen Besen gefegt“. Doch bis zu welcher Etage des Hau- ses der Frühjahrsputz gehen wird, werden erst die kommenden Monate zeigen. (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!) Nun hat der Kollege Fischer aus seiner Frankfurter eit mit Putzkolonnen so seine Erfahrung. Deswegen age ich Ihnen: Wir halten es nicht für ausgeschlossen, ass Herr Fischer am Ende des Frühjahrsputzes nicht als eister Proper dasteht, sondern als ein Mann, der in Sa- hen Visapolitik weiß Gott kein Saubermann ist. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Das Wort hat nun der Kollege Sebastian Edathy, SPD- raktion. Sebastian Edathy (SPD): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Ich habe auch nach intensivem Zuhören in 14000 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Sebastian Edathy dieser Debatte immer noch nicht verstanden, warum wir zur Klärung all der Fragen, (Clemens Binninger [CDU/CSU]: Ein biss- chen lauter, Herr Kollege! – Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Sprechen Sie schon?) die die Union aufgeworfen hat, einen Untersuchungsaus- schuss brauchen. Das scheint mir eher den Charakter ei- ner Beschäftigungstherapie zu haben. Vielleicht ist man dankbar, dass man Herrn Gehb mit seinem impulsiven Temperament in einen Untersuchungsausschuss senden kann, damit er einem an anderer Stelle weniger auf die Nerven geht. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Wenn man trotz Zuhören nicht richtig versteht, sollte man sich Gedanken über seine Begabung machen!) – Herr Gehb, das einzig Erfreuliche an Ihren Ausführun- gen ist, dass Sie nicht mehr als Richter Recht sprechen. Das wäre schlimmer, als Ihren Reden hier zuhören zu müssen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Was die Frage der Notwendigkeit, einen Untersu- chungsausschuss einzurichten, betrifft: Der Kollege Grindel hat auf die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ Bezug genommen. Auch ich will mit dem Einverständ- nis des Präsidenten kurz aus der „Frankfurter Allgemei- nen Zeitung“ zitieren, (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Sein Einver- ständnis brauchen Sie nicht!) die im November dieses Jahres geschrieben hat: Viele andere Themen hatte die Union in letzter Zeit schon kämpferisch als Untersuchungsgegenstände des Parlaments erwogen: die Arbeitslosenverwal- tung, die Lkw-Maut, den angeblichen Akten- schwund im Kanzleramt am Ende der Ära Kohl oder das Versagen eines Bundeswehrkontingents im Ko- sovo waren im Gespräch. Auch die „Visa-Krimina- lität“ … Nun fiel in der Fraktion die Entscheidung auf dieses Thema. Sie fiel einstimmig (bei einer Ent- haltung), und das alleine ist für die Unionsfraktion schon ein schönes Erlebnis. Warum wir jetzt aber, nur um Ihnen durch einstimmige Abstimmungen schöne Erlebnisse in der Fraktion zu er- möglichen, ein unverhältnismäßiges Instrument in die Hand nehmen sollen, kann ich mir nicht erklären. Das kann ich nicht nachvollziehen. Bei der Einrichtung eines Untersuchungsausschusses – der Kollege Wiefelspütz hat darauf hingewiesen – han- delt es sich um ein Minderheitenrecht. Aber, liebe Kol- leginnen und Kollegen von CDU und CSU, die Tatsache, dass es sich um ein Minderheitenrecht handelt, entbindet Sie nicht von der Verantwortung, mit diesem Instrument sehr sorgfältig umzugehen. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ja, das tun wir!) Das lassen Sie gerade vermissen. – u w z I S w H d – d m s S i d O d T S D s – f g D w f b g K (C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das tun wir doch! – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Spärlicher Ap- plaus von der SPD!) Wenn man Ihnen lediglich Selbstverständlichkeiten m die Ohren haut, dann muss nicht intensiv geklatscht erden; denn es ist klar, dass ich Recht habe. (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD) Wir werden die Arbeit im Untersuchungsausschuss ügig und effizient aufnehmen. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Und sie vor al- len Dingen beenden!) ch denke, wir werden sie deutlich vor der ommerpause 2005 beenden können. Selbstverständlich erden wir für unsere Bewertung auch die Zeit bis zum erbst des Jahres 1998 ins Auge fassen müssen. Aller- ings habe ich insbesondere an CDU und CSU die Bitte das sage ich, weil sich der Kollege Königshaus sehr ifferenziert geäußert hat –, bei dieser schwierigen The- atik nicht in Schwarz-Weiß-Malerei zu verfallen. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das liegt uns doch völlig fern!) Ich will Ihnen ein Beispiel nennen. Es passt nicht zu- ammen und es kann auch nicht vernünftig sein, wenn ie im Bundestag die ukrainische Bevölkerung – wie ch finde: zu Recht – als beispielgebend bezeichnen, was as Voranbringen des Demokratisierungsprozesses in steuropa betrifft, aber am nächsten Tag sagen, dass all iejenigen aus der ukrainischen Bevölkerung, die ein ouristenvisum für Deutschland beantragen, potenzielle chwarzarbeiter, Prostituierte und Kriminelle sind. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das hat ja keiner gesagt! – Gegenruf des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben doch davon gesprochen!) as passt nicht zusammen. Lassen Sie uns hier insbe- ondere in der öffentlichen Debatte sehr sorgfältig sein. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Wie der heilige Joseph Fischer! – Andreas Scheuer [CDU/ CSU]: So ein Stichler und Hetzer!) Den heiligen Josef gerade kurz vor Weihnachten in- rage zu stellen, das sollte eine christliche Fraktion ei- entlich nicht tun. (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Jetzt fehlt nur noch der Adventskalender für Hunde!) as ist aber nur eine Randbemerkung. Ich will Ihnen an einem Beispiel verdeutlichen, dass ir als Abgeordnete von dieser Thematik direkt betrof- en sind. Das, was die Union bisher erreicht hat, ist, auch ei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Auswärti- en Amtes, die zum Beispiel in den Visaabteilungen der onsulate und Botschaften tätig sind, Unsicherheit zu Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14001 (A) ) (B) ) Sebastian Edathy schüren. Aus dem Landkreis Schaumburg, der zu mei- nem Wahlkreis in Niedersachsen gehört, hat sich – das ist ganz aktuell – ein älteres Ehepaar an mich gewandt, und zwar mit folgendem Sachverhalt: Sie sind mit einer Familie aus dem Kosovo befreundet, die vor zwei Jahren ausgereist ist. Vor einem Jahr ist der Ehegatte zu Weih- nachten eingeladen worden, um das Fest im Kreise der befreundeten deutschen Familie zu verbringen. Das hat ohne Probleme geklappt. Er ist auch ordnungsgemäß ausgereist. In diesem Jahr sollte seine Ehefrau kommen. Das wurde bisher vom Verbindungsbüro des Auswärti- gen Amtes in Pristina abgelehnt, weil man dort gesagt hat, man wolle mit Blick auf die öffentliche Debatte in Deutschland vorsichtig sein. Bei aller Notwendigkeit, einen genauen und sorgsa- men Blick auf die Thematik, mit der sich der Untersu- chungsausschuss beschäftigen wird, zu werfen, sollten wir auch im Auge haben, dass sich die Erteilung von Visa ständig und notwendigerweise in einem Span- nungsfeld von Sicherheitsfragen, humanitären Fragen und Abwägungsprozessen bewegt. (Beifall des Abg. Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD] sowie des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]) So zu tun, als sei eine Schwarz-Weiß-Entscheidung möglich, ist weltfremd und trägt nicht dazu bei, unsere Interessen im Ausland besser zu verfolgen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte Ihnen jetzt nicht frohe Weihnachten wünschen. (Erwin Marschewski [Recklinghausen] [CDU/ CSU]: Das wäre aber eine gute Idee!) Vielmehr wünsche ich uns allen im neuen Jahr einen gu- ten Einstieg in die Arbeit des Untersuchungsausschus- ses. Herr Kollege Gehb und Herr Kollege Grindel, viel- leicht ist der Jahreswechsel eine gute Gelegenheit, sich den Vorsatz zu nehmen, diese Thematik mit mehr Sach- lichkeit und Besonnenheit und mit weniger Schaum vor dem Mund anzugehen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Das müssen gerade Sie sagen! Das ist ja wohl ein Hohn!) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der Kollege Olaf Scholz, SPD-Fraktion. Olaf Scholz (SPD): Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle- gen! Ich glaube, dass wir hier eine Situation haben, die sich ganz einfach beschreiben lässt: (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wir sind die Guten!) W z i I d s d f d n t d t z s f d e s D m k d v G d d z u d n d V r p s v g m r (C (D ir werden dafür sorgen, dass aufgeklärt wird, was auf- uklären ist. Vieles wissen wir schon; deshalb glaube ch, dass der Ausschuss schnell fertig werden kann. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) ch möchte gerne in Erinnerung rufen, dass sowohl bei er Vorbereitung des heutigen Beschlusses im Ge- chäftsordnungsausschuss als auch hier heute in den Re- en von vielen gesagt wurde, man glaube auch, schnell ertig zu werden. Das soll noch einmal festgehalten wer- en. Denn aus meiner Sicht geht es darum, dass wir jetzt icht einen Ausschuss einsetzen, der über eine lange Zeit agt und immer wieder eine neue Wendung nimmt, son- ern dass wir das, was an Aufklärungsinteresse exis- iert, realisieren können. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Dazu hat Ihre Bepackung einen Beitrag geleistet! – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ohne Bepa- ckung hätte das sehr viel schneller gehen kön- nen!) Mein Appell an Sie: Bleiben Sie bei den guten Vorsät- en. Der Jahreswechsel kommt und es wäre schön, wenn ie auch im nächsten Jahr gelten. Dann können wir ganz rüh im nächsten Jahr mit diesem Ausschuss fertig sein; as wäre eine gute Sache. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Das hätten Sie gern!) Zweiter Punkt. Es hat sich bewährt, dass wir noch inmal im Geschäftsordnungsausschuss miteinander ge- prochen haben. (Zurufe von der SPD und der CDU/CSU: Sehr! – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Wir ha- ben Ihnen ja die Veränderung benannt!) enn das hat dazu geführt, dass wir hier ein gemeinsa- es Vorgehen für die Arbeit im Ausschuss entwickeln önnen. Ich will da dem Kollegen von der FDP nicht wi- ersprechen: Diese Erweiterung war notwendig. Es ist ernünftig, hier mit Ruhe vorzugehen. Da Sie, Herr ehb, ja dazu neigen, sich etwas aufzuregen, will ich für ie Zukunft davon ausgehen, dass Sie sich zwischen- urch immer einmal aufregen, aber dass wir trotzdem ügig und schnell vorankommen (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Auf jeden Fall!) nd einigermaßen sachlich bleiben. Wenn das gelingt, ann wäre das eine gute Sache. Dritte Bemerkung. Was wir hier vorhaben, ist nicht ur, aufzuklären, was sich zugetragen hat, und etwas für ie Zukunft zu lernen, sondern es ist auch von hoher erantwortung für unser Land. Es geht zum Ersten da- um, dass wir die Sicherheitsinteressen der Bundesre- ublik Deutschland berücksichtigen und realisieren müs- en. Zum Zweiten geht es darum, dass wir nicht ständig ergessen, welche Perspektiven es in dieser Frage auch ibt. Viele junge Leute – uns hören auch heute viele zu – achen jedes Jahr oder oft oder zumindest einmal in ih- em Leben Gebrauch davon, mit Interrail durch Europa 14002 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Olaf Scholz zu reisen; das ist eine tolle Sache. Nach den Bestimmun- gen, die wir in Deutschland für Angehörige einiger an- derer Länder erlassen haben, und dem, was Sie hier er- forschen wollen, dürften andere nicht wie unsere deutschen Staatsbürger durch Europa reisen, (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das ist doch Unsinn!) weil wir ihnen nicht zutrauen, dass sie zurückkehren wollen; dabei sind unsere jungen Leute genauso mittel- los. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Und wenn sich die CDU/CSU für sie einsetzt, wird sie von Ih- nen auch noch diffamiert!) Ich glaube, eine offene Gesellschaft muss wollen, dass die engagierten jungen Menschen dieser Welt dieses schöne Land, diese blendende Demokratie kennen ler- nen. Wir wollen, dass sie hierher kommen (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) und dass sie durch nichts, was wir hier tun, beeinträch- tigt werden. Schönen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss- empfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immuni- tät und Geschäftsordnung zum Antrag der CDU/CSU- Fraktion auf Einsetzung eines Untersuchungsausschus- ses auf der Drucksache 15/4552. Nach Art. 44 Abs. 1 des Grundgesetzes ist der Deut- sche Bundestag verpflichtet, einen Untersuchungsaus- schuss einzusetzen, wenn die Einsetzung von einem Viertel seiner Mitglieder verlangt wird. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 15/4285 in der Ausschussfassung anzunehmen. Dazu wünscht die Frak- tion der CDU/CSU getrennte Abstimmung. Deshalb stimmen wir zunächst über die Ziffern I, III und IV so- wie die Einleitungssätze ab. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? – Da- mit ist die Beschlussempfehlung mehrheitlich angenom- men bei einer großen Anzahl von Enthaltungen und we- nigen Gegenstimmen. Ich frage nun: Wer stimmt für die Ziffer II der Aus- schussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent- hält sich der Stimme? – Damit ist die Ziffer II der Beschlussempfehlung ebenfalls mit Mehrheit angenom- men. Damit ist zugleich der 2. Untersuchungsausschuss der 15. Wahlperiode eingesetzt. Es wird gebeten, für das Protokoll festzuhalten, dass die Mehrheiten bei den beiden Einzelabstimmungen nicht identisch waren. Vielmehr war die zweite Mehrheit e m g f s d t u k d h s d g u d w W r u d s n s t d l r g w m g (C (D ine Mehrheit der Koalitionsfraktionen gegen die Stim- en der CDU/CSU-Fraktion. Das ändert nichts am Er- ebnis, hält die Mehrheitsverhältnisse aber präziser fest. Diese zusätzliche Mitteilung hat uns ein bisschen Zeit ür die unvermeidlichen Schichtwechsel hier im Plenar- aal verschafft. Ich wäre ganz dankbar, wenn diejenigen, ie wegen anderer Verpflichtungen der weiteren Bera- ung nicht folgen können oder wollen, diesen Interessen nd Verpflichtungen außerhalb des Plenarsaales nach- ommen könnten. Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 21 auf: Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Schaffung wettbewerbsfähiger Strukturen in Wissenschaft und Forschung – Drucksache 15/4519 – Überweisungsvorschlag: Innenausschuss (f) Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für iese Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Dazu öre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlos- en. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst ie Kollegin Ute Berg für die SPD-Fraktion. Ute Berg (SPD): Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle- en! Geeignete Arbeitskleidung erleichtert effektives nd angenehmes Arbeiten. Das dienstrechtliche Gewand er Alma Mater, also der Wissenschaft, ist aber mittler- eile so abgetragen, dass es scheuert und behindert. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) enn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erfolg- eich arbeiten sollen, brauchen sie geeignete rechtliche nd finanzielle Arbeitsbedingungen. Unsere Vorschläge azu liegen auf dem Tisch. Wir wollen ein Dienstrecht, das dem hoch dynami- chen Arbeitsmarkt in Wissenschaft und Forschung ge- ügend Spielraum lässt, ein Dienstrecht, das den Wis- enschaftlerinnen und Wissenschaftlern gerechte und ransparente Bedingungen bietet, ein Dienstrecht, das es en Wissenschaftseinrichtungen ermöglicht, wirtschaft- ich zu arbeiten und ein Erfolg versprechendes Profil he- auszubilden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Dazu gehört mehr Leistungsorientierung in der Ver- ütung. Für die Professoren und Professorinnen haben ir das Besoldungssystem schon modernisiert. Das uss nun auch – ich füge hinzu: endlich – bei den übri- en Beschäftigten im Wissenschaftsbereich geschehen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14003 (A) ) (B) ) Ute Berg (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Und in den Ländern umgesetzt werden!) Auch sie sollen ein Grundgehalt bekommen, das bei ent- sprechend guten Leistungen aufgestockt wird. Wenn zum Beispiel ein Wissenschaftler, eine Wissenschaft- lerin durch großen persönlichen Einsatz viele Drittmittel einwirbt, sollte dies natürlich auch bei der Vergütung ho- noriert werden. Das ist nicht nur gerecht, sondern auch ein Anreiz, sich wirklich richtig reinzuknien. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP) Ein weiterer Punkt, der uns bei der Vergütung ganz wichtig ist: Wir wollen weg von veralteten Regelungen wie der Vergütung nach Lebensalter sowie Zeit- und Be- währungsaufstiegen und hin zu einer stärkeren Gewich- tung der eigentlichen Tätigkeit, der Leistung der Be- schäftigten. Damit erreichen wir nämlich unser Ziel, dass effektiver und effizienter wissenschaftlich gearbei- tet werden kann, wesentlich besser. In einem neuen Dienstrecht müssen auch moderne Arbeitszeitmodelle ermöglicht werden, zum Beispiel Arbeitszeitkonten. Ein Wissenschaftler hat in der Regel keinen Nine-to-five-Job. Er muss so flexibel sein, wie sein Forschungsprojekt es verlangt. Eine Biologin zum Beispiel, die Zellkulturen züchtet, kann nicht davon aus- gehen, dass diese montags zwischen 9 und 17 Uhr genau das Wachstumsstadium erreichen, in dem sie sie unter das Mikroskop schieben muss. Ein drittes Feld, auf dem dringend etwas geschehen muss, ist das der Nebentätigkeiten. Hier sind die gelten- den starren Regelungen oft hinderlich, wenn Wissen- schaftler eine Zusammenarbeit mit der Wirtschaft auf- bauen wollen. Dabei ist klar, dass wir diese Zusammenarbeit dringend brauchen. (Ulrike Flach [FDP]: Dann müssten Sie unse- ren Vorstellungen folgen!) Die Wirtschaft profitiert von innovativer Forschung, die Wissenschaft profitiert wiederum von Investitionen der Wirtschaft in Forschung. Eine Vernetzung ist wichtig für die Innovationsfähigkeit unseres Landes. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Wie ist nun der Stand der Reformbemühungen insge- samt? Wie Sie wissen, verhandeln die Tarifparteien des öffentlichen Dienstes derzeit über eine grundlegende Reform des BAT. Im Frühjahr 2005 sollen diese Ver- handlungen abgeschlossen sein. Dann werden wir sehen, ob es möglich ist, den Wissenschaftsbereich innerhalb des BAT zu berücksichtigen, oder ob wir einen geson- derten Wissenschaftstarifvertrag brauchen. Falls hie- rüber keine Einigung mit den Ländern gefunden werden kann, müssen wir als ersten Schritt zumindest für die Forschungsorganisationen tarifliche Neuregelungen schaffen, die Modellcharakter haben und für den Beitritt anderer Organisationen offen sind. n g K t d g L g d E s s G m K d s d i f p a s i r s f A W w b l t W a d g (C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP]) Das böte sich an, da sich die Forschungsorganisatio- en bereits im Reformprozess befinden. Herr Tauss hat das mit seinem Zwischenruf eben an- esprochen und auch ich kann mir an dieser Stelle eine ritik an die Bundesländer nicht verkneifen. Die derzei- igen Verhandlungen leiden sehr stark darunter, dass sich ie Länder einfach vom Verhandlungstisch zurückgezo- en haben. Zur Erinnerung: Die Tarifgemeinschaft der änder hat im Frühjahr 2004 die Arbeitszeitregelungen ekündigt. Daraufhin haben auch die Gewerkschaften ie Reformverhandlungen ausgesetzt. Das war das frühe nde der Arbeitsgruppe Wissenschaft, die den Wissen- chaftsbereich bei den BAT-Verhandlungen vertreten ollte. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) erade angesichts der Diskussionen in der Föderalis- uskommission und der Forderung der Länder, mehr ompetenzen im Wissenschaftsbereich zu erhalten, ist ieses Vorgehen natürlich alarmierend. Ich muss an die- er Stelle auch noch einmal meiner tiefen Enttäuschung arüber Ausdruck verleihen, dass die gesamte Situation nnerhalb der Föderalismuskommission jetzt sehr ver- ahren ist. Ungeachtet der Entscheidung über die künftige Kom- etenzverteilung dürfen wir das übergeordnete Ziel nicht us den Augen verlieren, das lautet: Deutsche Hoch- chulen und Forschungseinrichtungen müssen sich im nternationalen Wettbewerb behaupten. Es geht da- um, die besten Bedingungen für Wissenschaft und For- chung zu schaffen, damit wir international konkurrenz- ähig bleiben und die klügsten Köpfe aus dem In- und usland anziehen. Wer auch immer am Schluss der Schneider ist: Unsere issenschaft braucht ein neues arbeitsrechtliches Ge- and, mit dem sie sich auch auf internationalem Parkett licken lassen kann. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP) Da das eben eingefordert wurde, wünsche ich natür- ich allen Kolleginnen und Kollegen schöne Weihnachts- age und einen guten Rutsch. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Das Präsidium ist besonders begeistert, wenn die eihnachtswünsche sogar noch innerhalb der Redezeit usgeteilt werden können. – Nun hat Vera Dominke für ie CDU/CSU-Fraktion das Wort. (Beifall bei der CDU/CSU) Vera Dominke (CDU/CSU): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es eht auf Weihnachten zu und so will ich im Zeichen des 14004 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Vera Dominke anstehenden Festes der Liebe mit etwas eher Liebens- würdigem beginnen. (Jörg Tauss [SPD]: Och, Frau Dominke!) Herr Tauss, es ist erfreulich, dass es die regierungstra- genden Fraktionen dieses Hauses endlich geschafft ha- ben, ihre Vorstellungen zur Schaffung wettbewerbsfähi- ger Strukturen in Wissenschaft und Forschung zu Papier zu bringen. (Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP] – Jörg Tauss [SPD]: Das war aber eine Gemeinheit!) Sie gehen damit grundsätzlich in die richtige Rich- tung. Als Bildungs- und Forschungspolitikerinnen und -po- litiker wissen wir alle schon lange, dass unsere Hoch- schulen nicht nur hoffnungslos unterfinanziert sind, son- dern dass sie vor allem durch Überbürokratisierung, Gängelung und staatlich verordneter Verkrustung ausge- bremst werden. Hilft Ihr Antrag den Hochschulen groß weiter? Von Wettbewerb, Freiheit und Autonomie der Hochschulen findet sich wenig. Entbürokratisierung – eine der ganz dringlichen Forderung der Wissen- schaftsszene – kommt in Ihrem Antrag nicht vor. Statt- dessen wollen Sie die Gängelung der Forschung fest- schreiben, (Jörg Tauss [SPD]: Bitte?) die Sie nun leider schon seit Jahren betreiben. Wo bleibt das in unserer Verfassung garantierte Recht auf Freiheit der Forschung? Indem Sie Ihre Forschungsförderung ideologisch einseitig gestalten, haben Sie bereits bedeu- tende zukunftsorientierte Forschungsbereiche wie etwa die Kernenergieforschung weitgehend platt gemacht. (Klaus Barthel [Starnberg] [SPD]: Was hat das mit den Tarifverträgen zu tun? – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Sind Sie beim fal- schen Tagesordnungspunkt?) Mit Ihrem Antrag schränken Sie ein, wo Freiheit zu ge- ben ist. Sie wollen regeln, wo zu entriegeln ist. Sie haben gefragt: Was hat das mit dem Thema zu tun? Ihr Antrag heißt nicht: Einsetzung eines Wissenschaftstarifvertrages, sondern der Titel lautet: „Schaffung wettbewerbsfähiger Strukturen in Wissenschaft und Forschung“. Dazu ge- hört einiges mehr. Das, was Sie, Frau Berg, eben darge- stellt haben, findet sich in Ihrem Antrag allenfalls am Rande wieder. (Ute Berg [SPD]: Das ist gar nicht wahr! – Ute Kumpf [SPD]: Sie müssen alles lesen, auch zwischen den Zeilen, Frau Dominke!) Was beinhaltet Ihr Antrag konkret, soweit sich über- haupt etwas Konkretes finden lässt? Meine Redezeit er- laubt es mir nur, einige wenige Punkte zu nennen. Sie fordern zum Beispiel Bund und Länder auf, „den von der Bundesregierung eingeschlagenen erfolgreichen Weg der programmorientierten Förderung mit den dafür er- forderlichen Flexibilisierungsmaßnahmen konsequent weiter zu verfolgen.“ (Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut!) W m t W w z v n I D v F M s s k D w S T B m o H s I l d b t i s f f m w a d B a d S u z (C (D as heißt das? Soll die Bundesregierung etwa so weiter- achen wie bisher und den eingeschlagenen Weg wei- erverfolgen? Da sei Gott vor. (Beifall bei der CDU/CSU) ollen Sie, dass der Bundestag den Ländern vorgibt, ie sie die Hochschulen zu finanzieren haben? Da sei um wiederholten Mal das Bundesverfassungsgericht or. Was sind die „erforderlichen Flexibilisierungsmaß- ahmen“? Etwa die tarifvertraglichen Regelungen, die hren Antrag ohne nähere Spezifizierung durchziehen? a sind dann im Endeffekt leider die Gewerkschaften or. Sie fordern „die qualifizierte Durchlässigkeit für achhochschulabsolventen“? Was meinen Sie damit? achen Sie doch lieber Ernst damit, das Fachhoch- chulstudium als vollwertiges Studium anzuerkennen, o wie es hochschulrechtlich mit allen Konsequenzen odiert ist. (Beifall bei der CDU/CSU) ann brauchen Sie keine „qualifizierte Durchlässigkeit“, as immer Sie damit auch meinen. (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Was halten Baden-Württemberg und Bayern davon?) Ihr Antrag, verehrte Kolleginnen und Kollegen von PD und Grünen, kommt zu einem Zeitpunkt auf den isch, an dem wir alle gespannt darauf warten, ob die undesregierung ihre Blockadehaltung in der Föderalis- uskommission endlich aufgibt und sich bewegt (Jörg Tauss [SPD]: Das ist unglaublich! – Ute Berg [SPD]: Dummes Zeug!) der ob sie wegen ihres Geierns auf die Bildungs- und ochschulpolitik die gesamte Föderalismuskommission cheitern lässt. (Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Peter Kemper [SPD]: Wer hat Ihnen das denn aufge- schrieben?) hr Antrag erweckt den Eindruck, als wollten Sie mit al- er Macht den Starrsinn Ihrer Ministerin untermauern, ie sich einfach nicht damit abfinden kann, dass sie nicht erechtigt ist, die Hochschulen mit zentralistischen De- ailregelungen zu überziehen. Etwas anderes, Substanti- ertes, steht in Ihrem Antrag leider nicht. Statt beizeiten zu handeln und durch Vorlage eines chlüssigen Konzeptes eine tragfähige Ausgangsbasis ür die dringend notwendige Diskussion zu schaffen, lie- ern Sie jetzt ein solches Nullum ab. Sie begnügen sich it der Aufzählung einiger vager Einzelmaßnahmen und älzen im Übrigen die Verantwortung auf die Länder b, denen Sie Blockade vorwerfen. Sie sollten aufhören, en Ländern verfassungswidrige Knüppel zwischen die eine zu werfen, und stattdessen lieber Ihrer Finanzver- ntwortung nachkommen. Entlassen Sie die Länder und ie Hochschulen aus bundesstaatlicher Gängelei! Geben ie den Hochschulen die Autonomie, die sie brauchen, m sich dem nationalen und internationalen Wettbewerb u stellen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14005 (A) ) (B) ) Vera Dominke (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Tiefsinnige Gedanken!) Wenn Sie nicht wissen, wie das geht – offensichtlich wissen Sie das nicht oder wollen das nicht wissen –, (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Wir wis- sen gar nichts! Wir sind doof!) dann nehmen Sie sich unseren Antrag vom 27. April die- ses Jahres vor. In diesem Antrag ist unter dem Titel „Mit Innovationen auf Wachstumskurs – eine einheitliche Strategie“ in allen Einzelheiten aufgezeigt, wie wir un- sere Hochschulen, unsere Forschung und unsere Wissen- schaft wieder nach vorne bringen können. In diesem Sinne wünsche ich allen ein gesegnetes Weihnachtsfest. (Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: So was Peinliches habe ich schon lange nicht gehört!) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Ich erteile das Wort Hans-Josef Fell, Bündnis 90/Die Grünen. Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Dominke, eigentlich wollte ich zur Wahrung des beginnenden weihnachtlichen Friedens gar nicht auf Ihre Kritik eingehen, die im Wesentlichen das Thema verfehlt hat. Auf einen Punkt möchte ich aber doch hinweisen: Wenn Sie behaupten, dass die Hochschulen hoffnungslos unterfinanziert seien – was ich für falsch halte –, dann frage ich mich, wie Sie das mit der alleinigen Finanzie- rungskompetenz der Länder korrigieren wollen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Wenn Sie dieses Thema wirklich ernst nähmen, dann müssten Sie die in der Föderalismuskommission durch Ihre Ministerpräsidenten aufgebaute Blockade endlich beenden und dem Bund mehr Kompetenzen im Hoch- schulbau und in den anderen Bereichen geben. Ansons- ten wird sich Ihre Befürchtung in noch viel stärkerem Maße bewahrheiten. (Beifall bei der SPD) Dies ist nur ein Aspekt. Die anderen Aspekte will ich gar nicht ansprechen. (Jörg Tauss [SPD]: Das lohnt sich nicht!) Wir sprechen heute bereits zum zweiten Mal inner- halb kürzester Zeit über die Arbeitsbedingungen in For- schung und Lehre. Nicht allein das zeigt, wie wichtig diese Bedingungen für den Wissenschaftsstandort Deutschland sind. In der letzten Sitzungswoche haben wir die so genannte Reparaturnovelle verabschiedet, mit der wir das Rechtsvakuum beseitigt haben, das durch das Juniorprofessururteil entstanden war. Freilich ging es dabei nur um die möglichst schnelle Herstellung von Rechtssicherheit für alle Betroffenen. g b s Z F e H d u t a 2 D l s g i f w l c t s d E t s s a l d s x r l h d B d h g f g ö g g a d t H n k (C (D Wir wollen aber mehr. Wir wollen die Befristungsre- eln des Hochschulrahmengesetzes, das allgemeine Ar- eitsrecht und die tariflichen Regelungen für die Wis- enschaft harmonisch aufeinander abstimmen. Unser iel ist: Wir wollen eine dauerhafte Beschäftigung in orschung und Lehre unterhalb der Professur praktisch rmöglichen. Derzeit ist das nur zum Teil der Fall. Die ochschulen und Forschungseinrichtungen fürchten, ass sich der wissenschaftliche Nachwuchs auf nbefristete Stellen einklagt. Der Entschließungsantrag der Koalition zur Repara- urnovelle greift diese Problematik in erfreulicher Weise uf. Wir haben uns verpflichtet, spätestens bis Ende 006 zu einem entsprechenden Ergebnis zu kommen. er nächste Schritt ist nun die Einführung eigener tarif- icher Regelungen für Forschung und Lehre gemein- am mit den Tarifpartnern. Ob dies nun als eigenständi- er Wissenschaftstarifvertrag oder als Spartenfenster nnerhalb eines reformierten Tarifvertrages für den öf- entlichen Dienst geschieht, ist für uns zweitrangig. Das irklich Wichtige daran ist, auf welchem Weg wir mög- ichst viel Selbstbestimmung für die Wissenschaft errei- hen. Die Ausgestaltung der Arbeits- und Qualifika- ionsbedingungen wie auch der Befristungsregelungen oll nach grünen Vorstellungen weitgehend in die Hände er Tarifpartner überführt werden. Der Antrag der Koalition nimmt auch zwei wichtige lemente auf, die für uns besonders wichtig sind: Ers- ens betont er die Rolle der Hochschulen und For- chungseinrichtungen bei den Tarifverhandlungen. Un- erer Meinung nach müssen sie an maßgeblicher Stelle n den Verhandlungen teilnehmen. Betroffene zu Betei- igten machen, heißt hier unsere Devise. Zweitens sollen ie Tarifparteien auch über angemessene Lösungen für tudentische Hilfskräfte beraten. Es geht uns um pra- isnahe Regelungen für die Beschäftigung von Studie- enden, die derzeit von Land zu Land völlig unterschied- ich behandelt werden und selbst kaum eine Lobby aben. Der Antrag der Koalition folgt der Überzeugung, dass ie Wissenschaft wie kein anderer öffentlich finanzierter ereich im internationalen Wettbewerb steht. Er folgt er Überzeugung, dass Forschung und Lehre weitestge- ende Autonomie in der Setzung ihrer Rahmenbedin- ungen brauchen, um sich entfalten zu können, und er olgt der Überzeugung, dass sich die Arbeitsbedingun- en in der Wissenschaft ganz erheblich von denen in der ffentlichen Verwaltung unterscheiden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Im Gegensatz zu Ihnen, liebe Kolleginnen und Kolle- en von der Opposition, gehen wir aber von einem rundsätzlich öffentlich finanzierten Hochschulsystem us. Das ist wohl der fundamentale Unterschied zur FDP, ie im Zusammenhang mit dem Wissenschaftstarifver- rag offensichtlich mit der völligen Privatisierung der ochschulen liebäugelt. Die damit einhergehende Öko- omisierung der Bildungs- und Forschungsinteressen önnen und wollen wir uns nicht leisten. 14006 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Hans-Josef Fell Wir müssen an unseren Hochschulen auch Themen er- forschen und lehren lassen, die sich vielleicht nicht in barer Münze auszahlen, die aber für unsere gesamte Ge- sellschaft gut und wichtig sind. Dafür brauchen wir die staatliche Grundfinanzierung der Hochschulen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Solange dies so ist, wird es immer eine – wenn auch noch so minimale – Anbindung an den öffentlichen Dienst geben. Das liegt in der Logik der Sache. Weil wir in diesem Hohen Hause alleine nichts aus- richten können, wenn es um konkrete Tariffragen geht, freue ich mich, dass auch aus der Reformkommission für den öffentlichen Dienst positive Signale für den Wissen- schaftstarif zu vernehmen sind. Offenbar kommen die Verhandlungen gut voran. (Vorsitz: Präsident Wolfgang Thierse) Aber leider sind die Länder nicht daran beteiligt. So- lange die Tarifgemeinschaft der Länder, die bislang für alle Bundesländer einheitlich verhandelt hat, ernsthafte Auflösungserscheinungen zeigt, kann es die hier drin- gend erforderliche bundeseinheitliche Lösung nicht ge- ben. Deshalb appelliere ich insbesondere an die Minis- terpräsidenten der Union: Kehren Sie an den Verhandlungstisch zurück! Verzichten Sie auf einseitige Maßnahmen wie Arbeitszeiterhöhungen und verhelfen Sie dieser wichtigen Reform für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands zum Erfolg! (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Für heute freuen wir uns erst einmal vorweihnachtlich darüber, dass der Weg zum Wissenschaftstarifvertrag un- umkehrbar beschritten ist. Ich wünsche an dieser Stelle allen Kolleginnen und Kollegen ein schönes, gutes und gesegnetes Weihnachts- fest. (Beifall bei der SPD) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile Kollegin Ulrike Flach, FDP-Fraktion, das Wort. (Jörg Tauss [SPD]: Frau Flach, enttäuschen wenigstens Sie uns jetzt nicht!) Ulrike Flach (FDP): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es geht um Hirn. (Zuruf von der SPD: Na, na!) Deswegen habe ich Ihnen ein gut verpacktes Hirn mitge- bracht, das allerdings nicht echt ist, sondern aus Kunst- stoff. Es geht, wie gesagt, um Hirn, und zwar um das Hirn der Akademiker, die wir in diesem Land halten müssen. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es die FDP war, die vor zwei Legislaturperioden darauf hinge- wiesen hat, dass dies nur mithilfe geeigneter Wissen- schaftstarifverträge möglich ist. (Beifall bei der FDP) g n w e w t d g b G a d e u s n T n B K w m d t r l w h J t n a d t B w s u d t m (C (D Insofern freue ich mich, liebe Kolleginnen und Kolle- en von der SPD und den Grünen, dass Sie nun endlich ach fast zwei Jahren dieser neuen Legislaturperiode et- as vorlegen, was wir in jeder Debatte zu dem Thema ingefordert haben. Das ist ein Weihnachtsgeschenk, elches wir Liberalen im Gegensatz zur CDU/CSU gou- ieren, annehmen und in den von uns mitregierten Län- ern entsprechend umzusetzen versuchen. (Beifall bei der FDP und der SPD sowie des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Jörg Tauss [SPD]: Das ist die richtige Einstellung!) Wir wissen, dass wir das starre Recht der Laufbahn- ruppen und die altersbezogenen Zulagen nicht länger rauchen. Wir brauchen endlich ein leistungsabhängiges ehalt. Das ist die Kernaussage Ihres Antrags. Ich bin llerdings ebenso wie Frau Dominke der Meinung, dass ie Überschrift nicht besonders gut dazu passt. Mir geht s aber in diesem Fall um den Inhalt. Sie werden dafür nsere Unterstützung erhalten. Wir wollen einen Wis- enschaftstarifvertrag und appellieren an dieser Stelle och einmal an die Länder, endlich an den gemeinsamen isch zurückzukehren. Ich will in diesem Zusammenhang noch einmal beto- en, Frau Berg, dass es uns nicht um eine Regelung im AT geht. Das wissen Sie auch. Die FDP steht für den ampf um einen eigenen Wissenschaftstarifvertrag, den ir durchsetzen wollen. Das würden wir notfalls auch it Ihnen gemeinsam tun. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Lassen Sie mich aber noch etwas ansprechen, über as wir gemeinsam diskutieren sollten. Was Ihren An- rag angeht, ist zu bedenken, ob die Aufwertung erfah- ungsbezogener Kriterien nicht zu einer neuen Alterszu- age unter einem neuen Etikett führen wird. Darüber ürden wir gerne mit Ihnen diskutieren. Wir sind auch nicht sicher, ob die Leistungsbezogen- eit im Professorenbesoldungsreformgesetz aus dem ahr 2002 tatsächlich zu unserer Zufriedenheit ausgestal- et wurde. Sie geht unserer Ansicht nach nicht weit ge- ug. Im Zusammenhang mit dem Thema Bewährungs- ufstieg werden wir intensiv darüber diskutieren, ob wir ie negative Einschätzung teilen, die Sie in Ihrem An- rag zum Ausdruck bringen. Trotzdem möchten wir unterm Strich, dass Frau ulmahn in ihrem Kampf mit Herrn Schily gestärkt ird. Deshalb werden wir Sie bei diesem Antrag unter- tützen. Wir halten ihn für das eigentliche Hindernis auf nserem Weg. (Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Nein! Es ist diesmal gar nicht so schlimm!) Wir werden auch noch einmal an unsere Freunde in er CDU/CSU appellieren, sich in den von ihnen regier- en Ländern dafür einzusetzen, dass endlich wieder ge- einsame Verhandlungen zustande kommen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14007 (A) ) (B) ) Ulrike Flach (Marion Seib [CDU/CSU]: Daran sind aber andere schuld! Das sind nicht die Länder! Wir sind verhandlungsbereit!) Das ist der Weg zu einer wettbewerbsorientierten Wis- senschaftslandschaft. Ich glaube, dass wir alle gemein- sam dies erreichen werden. Sie haben einen erstaunli- chen Antrag vorgelegt, den wir fast uneingeschränkt unterstützen können. Zum Abschluss dieses Jahres wünsche ich Ihnen schöne Weihnachtstage, einen guten Rutsch und uns al- len gute Debatten im nächsten Jahr. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Sehen Sie, Frau Dominke, so macht man das! – Hans- Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist weihnachtlicher Frieden!) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort Kollegen Hans-Peter Kemper, SPD-Fraktion. Hans-Peter Kemper (SPD): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Dominke, ich möchte auf Ihre Rede inhaltlich nicht näher eingehen; das hat schon der Kollege Fell getan. Nur so viel: Sie haben mit dem Satz geendet, dass Sie Wissenschaft und Forschung wieder nach vorne bringen wollen. Ich glaube, mit solchen Plattitüden und pole- misch vorgetragenen Ausführungen bringen Sie Wissen- schaft und Forschung nicht weiter nach vorne. Im Ge- genteil: Sie zerstören die gemeinsame Basis, die wir bisher in diesem Bereich gehabt haben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Wir haben einen Antrag vorgelegt, der zum einen der Notwendigkeit von Neuregelungen und zum anderen der Forderung der Wissenschaft nach einem eigenen Tarif- vertrag Rechnung trägt. Innovationen in Wissenschaft und Forschung sind ein zentrales Thema für die Zukunft Deutschlands. Wir brauchen, wenn wir im internationa- len Wettbewerb bestehen wollen, die besten Köpfe sowie die besten Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die für exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler attraktiv sein müssen. Diese kommen nicht zu uns, weil wir so nette Leute sind – obwohl das Grund ge- nug wäre –, sondern nur, wenn es entsprechende Anreize gibt. Diese schaffen wir mit unserem Antrag. Vorausset- zung dafür sind gute und unbürokratische Forschungsbe- dingungen, mehr Flexibilität, stärkere Leistungsorientie- rung sowie ein modernes und effektives Management und nicht zuletzt eine stärker leistungsbezogene Bezah- lung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Vera Dominke [CDU/CSU]: Sprüche!) Mit der Reform der Professorenbesoldung haben wir im Jahre 2002 einen ersten Schritt getan, um leis- t G L s W a n W s E b a b s i s s d B b e d B n p b z s E g D ß d l w W a C f W u c D s c c n G ö i e (C (D ungsbezogene Elemente in das System einzubauen. Das esetz enthält bereits solche Elemente für besondere eistungen. Wir wollen nun eine qualifizierte Durchläs- igkeit zwischen Fachhochschulen und Universitäten. enn ich das richtig in Erinnerung habe, entspricht das uch Ihren Forderungen. Das Gesetz wird darüber hi- aus auch den Forderungen der übrigen Beschäftigten in issenschaft und Forschung nach modernen und wis- enschaftsspezifischen Arbeitsbedingungen gerecht. Die rforderlichkeit flexibler, leistungsorientierter und wett- ewerbsfähiger Tarifregelungen für Hochschulen und ußeruniversitäre Forschungseinrichtungen ist völlig un- estritten. Unser vorliegender Antrag ist wichtig für die Wissen- chaft. Es hat eine ganze Zeit gedauert, da Fachleute und nsbesondere der Wissenschaftsrat einbezogen worden ind. Ich glaube, die überwiegende Mehrheit dieses Hau- es ist sich darüber einig, dass wir mehr Flexibilität bei er Arbeitszeit, bei den Verwendungsmöglichkeiten der eschäftigten, bei Nebentätigkeiten und insbesondere ei der Bezahlung brauchen. Erfahrungs-, leistungs- und rfolgsorientierte Kriterien müssen stärker in den Vor- ergrund treten. Es ist aber auch klar: Die Arbeitsbedingungen für die eschäftigten in Wissenschaft und Forschung werden icht vom Deutschen Bundestag, sondern von den Tarif- arteien bestimmt. Dabei spielen die Länder – das ist ja isher von jedem Redner angesprochen worden – eine entrale Rolle. Es wird sich jetzt zeigen, welche Rolle ie tatsächlich spielen werden, ob sie sie bis zum bitteren nde austesten werden und unter Umständen ein wichti- es Reformprojekt zu Fall bringen werden. (Jörg Tauss [SPD]: Ja!) ie Tarifregelungen sind Ländersache. Auch bei den au- eruniversitären Forschungseinrichtungen sind die Län- er maßgeblich beteiligt. Bei der Reform der Professorenbesoldung hat sich al- erdings gezeigt, dass die Bereitschaft der Länder, diesen ichtigen Reformschritt mitzugehen, relativ gering ist. ir müssen hier gemeinsam noch eine Menge tun und uf die Länder dahin gehend einwirken, dass sie die hancen nutzen, die wir ihnen mit der Reform der Pro- essorenbesoldung gegeben haben. (Jörg Tauss [SPD]: Nur die SPD-regierten Länder haben das umgesetzt!) egen der notwendigen Vernetzung von Hochschulen nd außeruniversitären Forschungseinrichtungen brau- hen wir für beide Bereiche einheitliche Regelungen. ies haben sich die Tarifparteien auch vorgenommen. Eine Modernisierung ist für den Wissenschaftsbereich icherlich besonders wichtig. Bedarf besteht jedoch glei- hermaßen auch in den anderen Bereichen des öffentli- hen Dienstes. Im Rahmen der letzten Lohnrunde im Ja- uar 2003 haben Bund, Länder, Kommunen und ewerkschaften deshalb vereinbart, das Tarifrecht des ffentlichen Dienstes insgesamt zu reformieren. Daher st der von uns vorgelegte Antrag auch im Kontext mit iner Gesamtreform des Tarifrechts zu sehen. So 14008 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Hans-Peter Kemper zählen – Frau Flach, ich stimme Ihnen hier völlig zu – Bewährungs- und Zeitaufstiege im öffentlichen Dienst längst zu den überflüssigen und abzuschaffenden Relik- ten der Vergangenheit. Wesentliche Forderungen des Wissenschaftsbereichs entsprechen den allgemeinen Re- formzielen in diesem Prozess und haben dementspre- chend Eingang in die Verhandlungen gefunden. Die Ver- handlungen tragen den Forderungen nach mehr Flexibilität und nach einem stärkeren Leistungsbezug Rechnung. Diese positive Entwicklung ist zunächst durch das Ausscheiden der im Wissenschaftsbereich hauptverant- wortlichen Länder aus der Tarifgemeinschaft im Som- mer dieses Jahres ins Stocken geraten. Ich bin froh, dass die Länder am letzten Mittwoch Vernunft gezeigt und sich auf die Fortsetzung der Kultusministerkonferenz ge- einigt haben. Ich glaube, das ist ein Schritt in die richtige Richtung. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hans- Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und der Abg. Ulrike Flach [FDP]) Wir sollten auch angesichts des Weihnachtsfriedens die Vorteile hervorheben und die gemeinsamen Ziele umsetzen. Frau Dominke, vielleicht können wir auch darauf verzichten, die Unterschiede in jedem Feld pole- misch zu unterstreichen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort der Kollegin Marion Seib, CDU/ CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU) Marion Seib (CDU/CSU): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine verehrten Kolle- ginnen und Kollegen! Wichtig ist die Schaffung wettbe- werbsfähiger Strukturen in Wissenschaft und Forschung. Darüber sind wir einer Meinung. Für diesen Wettbewerb sind hoch motivierte Wissenschaftler und Forscher eine wichtige Voraussetzung. Auf der einen Seite trägt eine sehr gute technische Infrastruktur zur besseren Arbeits- motivation der Wissenschaftler bei, auf der anderen Seite entsteht Motivation auch durch eine leistungsge- rechte Bezahlung. Insoweit ist an dem Antrag von SPD und Grünen nichts auszusetzen. Leider kommt er zur Unzeit. (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Wohl wahr!) Die Föderalismuskommission scheiterte ergebnislos. Wie es nun mit den Kompetenzen in der Hochschulpoli- tik weitergeht, wird sich in den nächsten Monaten zei- gen. Am 26. Januar 2005 wird das Bundesverfassungs- gericht sein Urteil im Normenkontrollverfahren zur Verfassungsmäßigkeit des Studiengebührenverbotes ver- künden. Legt man die Juniorprofessurentscheidung zu- g a n B s s r g d t t e m t n t W a t h d V u V f w r e u K A T K t h s H n d T (C (D runde, wird es für Frau Bulmahn mit einer Niederlage uf ganzer Linie enden. Ich bin mir sicher, dass das Bundesverfassungsgericht och einmal die dominierende Rolle der Länder im ereich der Hochschulpolitik unterstreichen wird. Ange- ichts dieser Umstände sind wir für einen parlamentari- chen Schnellschuss im Bildungs- und Forschungsbe- eich nicht zu haben. Bevor wir hier einem schnell estrickten Antrag zustimmen, müssen die Rahmenbe- ingungen klar sein, unter denen ein Wissenschafts- arifvertrag ausgehandelt werden kann. Anstatt im derzeitigen Schwebezustand von den be- roffenen Tarifparteien einen Wissenschaftstarifvertrag inzufordern, erscheint es mir sinnvoller, zuerst die hem- enden Befristungsregelungen im Arbeitsrecht zu besei- igen, um so wissenschaftlichen Nachwuchskräften auch ach der zwölfjährigen Ausbildungs- und Qualifika- ionsphase eine Weiterbeschäftigungsmöglichkeit im issenschaftsbereich anbieten zu können. (Beifall bei der CDU/CSU) Unseren Antrag, der für dieses Problem eine Lösung ngeboten hat, haben Sie leider abgelehnt. (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Kaltschnäuzig abgelehnt!) Sie machen es sich zu leicht, wenn Sie in Ihrem An- rag und in Ihren Reden die Länder mit Vorwürfen über- äufen. Ich zitiere aus Ihrem Antrag: Die Bundesregierung ist aufgefordert, in Verhand- lungen mit den Ländern dort herrschende Blocka- den überwinden zu helfen. Wer sind denn eigentlich die Blockierer? Es sind nicht ie Länder, sondern die Gewerkschaften, allen voran erdi, die mit ihren Forderungen ein Weiterverhandeln nmöglich machen. (Beifall bei der CDU/CSU) Die Tarifgemeinschaft der Länder ist zu sofortigem erhandlungsbeginn bereit. Tarifverhandlungen lau- en aber üblicherweise ohne Vorbedingungen. Die Ge- erkschaften nehmen keine Rücksicht auf die schwie- ige Finanzsituation der Länder und die mittlerweile klatanten Arbeitszeitunterschiede zwischen Beamten nd Angestellten im öffentlichen Dienst. Verdi hat die ündigung der Tarifbestimmungen zur Arbeitszeit zum nlass genommen, die Gespräche mit den Ländern zur arifreform auf Eis zu legen. Ihr Antrag stellt im Übrigen die Wahrheit auf den opf. Sie treffen damit Ihre eigenen Genossen und Par- eifreunde auch in den sechs SPD-regierten Ländern. Sie aben mit diesem Antrag ein glattes Eigentor geschos- en. (Beifall bei der CDU/CSU) Was soll der Finanzminister von Schleswig-Holstein, err Dr. Stegner, SPD, davon halten, wenn ihm die eige- en Genossen ein derartiges Weihnachtsgeschenk unter en Baum legen? Als zuständiges Vorstandsmitglied der arifgemeinschaft der Länder für den Bereich Wissen- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14009 (A) ) (B) ) Marion Seib schaft versucht er seit Monaten vergeblich, den Ge- sprächsfaden mit den Gewerkschaften wieder aufzuneh- men. (Jörg Tauss [SPD]: Das liegt doch nicht an den Gewerkschaften, Frau Kollegin! Das ist doch albern!) Es ist wirklich erstaunlich, wie Sie so Ihre eigenen Leute beschädigen und das mitten im Landtagswahlkampf in Schleswig-Holstein. (Beifall bei der CDU/CSU) Reden Sie doch einmal mit Ihren Genossen im Nor- den! (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Der sitzt hier!) Der Erklärungsbedarf für diesen Antrag wird sicherlich erheblich sein. Präsident Wolfgang Thierse: Kollegin Seib, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Tauss? Marion Seib (CDU/CSU): Nein, ich möchte zu Ende ausführen. (Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Peter Kemper [SPD]: Ich hätte dem Tauss auch keine Zwischenfrage gestattet!) In anderen Parteien hätte man in derartigen Situatio- nen Zoff mit dem Parteivorsitzenden. Bei Ihnen unter- schreibt der Parteivorsitzende einen solchen Antrag. (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Peinlich!) Offensichtlich weiß die rechte Hand nicht mehr, was die linke tut. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das mussten Sie jetzt noch einmal loswerden!) Ich möchte daran erinnern, dass auch im Heimatland von Herrn Müntefering, in Nordrhein-Westfalen, im nächsten Mai Landtagswahlen stattfinden. Herr Steinbrück wird sich sicherlich über diese Art der Wahl- kampfhilfe freuen. (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Hier wird Wahlkampf gemacht!) Bevor wir uns hier als Lastesel der Gewerkschaften missbrauchen lassen, sollten die Tarifpartner unter eige- ner Zuständigkeit die tarifrechtlichen Probleme in Wis- senschaft und Forschung in Angriff nehmen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Worüber reden Sie eigent- lich? – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Mein Gott, die alte Platte!) Wir sollten uns hier nicht leichtfertig in die Tarifautono- mie der Länder einmischen. f D d h s G d A k G i g h t d w – n t J z W w w b (C (D Besten Dank und Ihnen allen ein frohes Weihnachts- est. (Beifall bei der CDU/CSU) Präsident Wolfgang Thierse: Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlage auf rucksache 15/4519 zur federführenden Beratung an en Innenausschuss und zur Mitberatung an den Haus- altsausschuss und an den Ausschuss für Bildung, For- chung und Technikfolgenabschätzung zu überweisen. ibt es dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht er Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 20 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Be- richts des Ausschusses für Kultur und Medien (21. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne- ten Wolfgang Bosbach, Erwin Marschewski (Recklinghausen), Günter Nooke, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/CSU Das gemeinsame historische Erbe für die Zukunft bewahren – Drucksachen 15/2819, 15/4191 – Berichterstattung: Abgeordnete Gisela Hilbrecht Erika Steinbach Dr. Antje Vollmer Hans-Joachim Otto (Frankfurt) Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist es so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile Kollegin isela Hilbrecht, SPD-Fraktion, das Wort. Gisela Hilbrecht (SPD): Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es geht hier um die n § 96 des Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes eregelte Kulturförderung. Wir haben bereits vor einem alben Jahr an dieser Stelle ausführlich darüber debat- iert. In der Zwischenzeit hat sich weder an dem Antrag er CDU/CSU noch an unserer Position – das wird Sie ahrscheinlich kaum überraschen – etwas geändert. (Erwin Marschewski [Recklinghausen] [CDU/ CSU]: Das ist aber sehr schade!) Es haben sich aber, lieber Kollege Marschewski, ei- ige Dinge ereignet, die eher unsere als Ihre Argumenta- ion stützen. In Ihrem Antrag beklagen Sie als Erstes die seit dem ahr 2000 deutlich verminderte finanzielle Unterstüt- ung der Landsmannschaften. Ich kann Sie verstehen. ir klagen in dieser Zeit alle über fehlendes Geld. Das ird aber wohl immer so bleiben und wir wissen alle, ovon wir sprechen. Wir leben in Zeiten, wo Wünsch- ares und Machbares nicht immer zusammenpassen. 14010 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Gisela Hilbrecht In allen anderen Punkten, die Sie in Ihrem Antrag an- gesprochen haben, bin ich nicht Ihrer Auffassung. Ich möchte nun auf die Erkenntnisse, die meine Argu- mente nachdrücklich stützen, zu sprechen kommen. Ende November hat die Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ eine Anhörung zu diesem Thema durchge- führt. Die Ergebnisse der Anhörung sind sehr auf- schlussreich. (Matthias Sehling [CDU/CSU]: Jawohl!) Besonders interessant sind für mich die Stellungnah- men der Landesmuseen gewesen. Die Praxisberichte för- derten zutage, dass Ihre Kritik, liebe Kollegen von der Union, in den meisten Punkten einfach nicht den Tatsa- chen entspricht. (Beifall bei der CDU/CSU – Matthias Sehling [CDU/CSU]: Waren Sie in einer anderen An- hörung?) Fast unisono werden von den Leitern der Landesmu- seen die Professionalisierung und Modernisierung als äußerst erfolgreich bewertet. Die konsequente Orientie- rung der Kulturarbeit an wissenschaftlichen Standards wird ausdrücklich begrüßt. Dadurch hat die Erforschung des Kulturerbes an unseren Hochschulen, aber auch grenzüberschreitend an denen unserer östlichen Nach- barn nachweislich größere Aufmerksamkeit gefunden. Dies müsste für uns ganz besonders wichtig sein. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Gerade diese Erkenntnis macht die Arbeit zukunftssi- cher, so wie wir es anstreben. Die Union hat sich immer wieder massiv gegen die Anbindung der Kulturreferenten an die Landesmuseen gewandt; diese Anbindung war immer der Hauptkritik- punkt. Die Praxis zeigt aber: Es wird nicht musealisiert – in diesem Sinne äußern Sie sich in Ihrem Antrag –, sondern es wird ein Stück wichtiger deutscher und euro- päischer Geschichte auf lebendige Art und Weise ver- mittelt. (Matthias Sehling [CDU/CSU]: Und das im Museum!) Darum geht es uns. In der Regel werden die Ausstellun- gen mit Veranstaltungen aller Art und mit Begegnungs- reisen in die Bezugsregionen kombiniert. Der Erfolg ist natürlich von den unterschiedlichen Landsmannschaften abhängig. Auch von ihrer Seite muss Engagement ge- zeigt werden. (Matthias Sehling [CDU/CSU]: Daran fehlt es nicht!) Strukturell werden – auch das ist wichtig – ganz neue Zielgruppen erreicht; denn die Kulturarbeit ist in die all- gemeine Bildungsarbeit eingebunden. Darüber müssen sich doch eigentlich alle freuen; schließlich erhöht sich dadurch der Stellenwert der Kulturarbeit insgesamt. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) V d b K D d s K B h B n t f ü v t P w g z e E n g l A g H I r (C (D Es müsste Sie aber vollends überzeugen, dass selbst ertreter der Landsmannschaften – es kommt natürlich arauf an, welcher – die Arbeit der Kulturreferenten lo- en, wenn auch meist hinter vorgehaltener Hand. Präsident Wolfgang Thierse: Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Marschewski? Gisela Hilbrecht (SPD): Ja, bitte. Erwin Marschewski (Recklinghausen) (CDU/CSU): Frau Kollegin Hilbrecht, zuerst einmal herzlichen ank dafür, dass Sie diese Fragen recht gründlich behan- eln. Dennoch habe ich eine Frage an Sie: Warum ist es o, dass 21 Landsmannschaften der Vertriebenen das onzept der Bundesregierung wirklich in Bausch und ogen ablehnen? (Eckhardt Barthel [Berlin] [SPD]: Das kann ich Ih- nen sagen! Das wissen Sie aber selber!) Gisela Hilbrecht (SPD): Lieber Kollege Marschewski, ich habe eben darauf ingewiesen, dass sie es eben nicht mehr in Bausch und ogen ablehnen, sondern dass sie es hinter vorgehalte- er Hand meist sogar loben. Auch die Landsmannschaf- en wissen jetzt, dass das ihre Chance ist, eine sehr quali- izierte und zukunftssichere Kulturarbeit zu leisten. (Jörg Tauss [SPD]: Die Experten reden ganz anders!) Die Landsmannschaften sind von der Breitenarbeit brigens nicht ausgeschlossen, wie es uns immer wieder orgeworfen wird. Sie arbeiten gemeinsam mit den Kul- urreferenten an der Realisierung der unterschiedlichen rojekte. Mehr noch: Wie Sie, Kollege Marschewski, issen, sitzen die Landsmannschaften in den Aufsichts- remien der Museen, wo sie über Haushalte, Pläne, Kon- epte usw. mitberaten und mitentscheiden. Auch das ist ine qualitative Veränderung in dieser Arbeit. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Eckhardt Barthel [Berlin] [SPD]: Was nicht ohne Pro- bleme ist!) Unserer veränderten Konzeption liegt eine politische ntscheidung zugrunde. Diese Entscheidung werden wir icht zurücknehmen. Diese Entscheidung geht nämlich enau in die richtige Richtung. Die Landsmannschaften eisten nach wie vor eine hervorragende ehrenamtliche rbeit. Aber es kann einfach nicht eine politische Auf- abe des Bundes sein – ich werde jetzt ganz konkret –, eimatstuben zu fördern. (Matthias Sehling [CDU/CSU]: Genau das auch! – Erwin Marschewski [Recklinghausen] [CDU/CSU]: Aber nicht nur Museen!) ch sage das nicht verächtlich. Dort wird eine tolle eh- enamtliche Arbeit geleistet. (Matthias Sehling [CDU/CSU]: Sehr richtig!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14011 (A) ) (B) ) Gisela Hilbrecht Dennoch kann die Förderung von Heimatstuben keine Aufgabe des Bundes sein. (Jörg Tauss [SPD]: Ja!) Ich komme zum Schluss. Ich möchte mit einem weit verbreiteten Missverständnis aufräumen. Dieses Miss- verständnis ist mit dem Begriff Vertriebenenkultur ver- bunden. Unser Gesetzesauftrag nach § 96 Bundesver- triebenengesetz ist es eben nicht, die Kulturarbeit der Vertriebenen oder für die Vertriebenen zu fördern. Unser Auftrag ist es, das kulturelle Erbe der Herkunftsregionen zu sichern und im Bewusstsein – hören Sie zu! – des ge- samten deutschen Volkes einschließlich der Vertriebenen und auch des Auslandes zu halten. Genau das gelingt uns mit unserer neuen Konzeption wesentlich besser. Des- halb wird es Sie nicht überraschen, dass wir Ihren An- trag ablehnen. (Erwin Marschewski [Recklinghausen] [CDU/ CSU]: Sehr schade ist das!) Wir stehen nach wie vor zu unserer Neukonzeption und wir laden Sie dazu ein, bei ihrer Umsetzung mitzuma- chen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile Kollegen Matthias Sehling, CDU/CSU- Fraktion, das Wort. Matthias Sehling (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen! Neben dem zur Abstimmung stehenden An- trag der CDU/CSU-Fraktion „Das gemeinsame histori- sche Erbe für die Zukunft bewahren“ geht es äußerlich um die Frage, ob sich die von der Bundesregierung im Jahr 2000 im Alleingang beschlossene „Konzeption zur Erforschung und Präsentation deutscher Kultur und Ge- schichte im östlichen Europa“ bewährt hat oder nicht. Tatsächlich steckt inhaltlich viel mehr dahinter, unter an- derem die Frage, ob es in dieser Zeit des europäischen Zusammenwachsens und des Aufeinander-Zugehens sachlich richtig sein kann, Kulturarbeit der Vertreibungs- gebiete unter Ausgrenzung der Hauptbetroffenen, der Vertriebenen, gestalten und fördern zu wollen. (Erwin Marschewski [Recklinghausen] [CDU/ CSU]: Sehr wahr! Das ist das Problem!) Die Position der Union lautet: Die Kulturarbeit der Vertreibungsgebiete kann weder ganz ohne die Heimat- vertriebenen noch ganz allein durch die Heimatvertrie- benen selbst geleistet werden. Verehrte Frau Vorredne- rin, wir sind uns darüber einig: Es ist nicht Sache der Heimatvertriebenen allein. Die Konzeption der Bundesregierung aus dem Jahr 2000 sagt aber in der Tendenz Nein zur Mitarbeit der Heimatvertriebenen. Diese Haltung der Bundesregie- rung entspricht nicht mehr dem Stand der öffentlichen Diskussion. Die Konzeption ist deshalb schon vier Jahre n d g L d v n i b s u s c g d e d s l d g t Z b m d e n E b b r v u s S d f s 2 r n d d f s v l i b B w K (C (D ach ihrem Wirksamwerden veraltet und muss eigentlich ringend erneuert werden. Der Umfang der ehrenamtlich geleisteten Arbeit eht im Übrigen weit über das hinaus, was Bund und änder offiziell über § 96 Bundesvertriebenengesetz för- ern. Wir stehen hier vor einer beispielhaften Bandbreite on soziokultureller Breitenarbeit, die den Staat bei sei- er Pflichtaufgabe nach § 96 wesentlich entlastet. Allein n Nordrhein-Westfalen – das haben wir schon bei der ereits erwähnten Anhörung in der Enquete-Kommis- ion gehört – sind 56 ostdeutsche Heimatsammlungen nd Heimatstuben auf örtlicher Ebene bekannt. Für den udetendeutschen Bereich sind bundesweit etwa 120 sol- her örtlichen und regionalen Heimatsammlungen auf- elistet. Niemand – das wurde da auch bekannt – kennt ie genauen Zahlen. Eine realistische Schätzung dürfte rgeben, dass es bundesweit etwa 500 bis 600 privat urch Vereine geführte oder innerhalb kommunaler Mu- een betriebene Heimatsammlungen gibt, die ehrenamt- ich betreut werden. Die kulturelle Breitenarbeit der Heimatvertriebenen, ie ich jetzt ausdrücklich betonen möchte, besteht übri- ens auch aus einer Vielzahl ortsbezogener Heimatzei- ungen und Heimatblätter mit Titeln wie „Karlsbader eitung“, „Karlsbader Badeblatt“ oder auch „Heimat- rücke“ für die ostpreußische Stadt Goldap in der Ro- inter Heide. Das heißt für die CDU/CSU-Fraktion: Wir reden bei er Kulturarbeit der Vertreibungsgebiete – wohlgemerkt: s geht nicht um die Kulturarbeit der Vertriebenen – icht nur von den wenigen großen öffentlich geförderten inrichtungen, sondern auch von einer fast unüberschau- aren Vielzahl von kleinen Sammlungen und Heimat- lättern. All das ist in der Konzeption der Bundesregie- ung leider nicht einmal erwähnt. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Neben diesen ehrenamtlichen Elementen spielen die om Bund geförderten überregionalen Landesmuseen nd die von den Ländern unterstützten Regionalmuseen owie die überregionalen Forschungseinrichtungen und tiftungen eine eigene Rolle. Es ist selbstverständlich, ass es da eine Förderungshierarchie geben muss. Inso- ern ist auch das Stichwort Regionalisierung nicht als chlecht zu bewerten. In der Konzeption der Bundesregierung vom August 000 wird dieses von mir erwähnte ehrenamtliche kultu- elle Geschehen aber überhaupt nicht zur Kenntnis ge- ommen, nicht einmal erwähnt, allenfalls in seiner Be- eutung heruntergespielt, wenn in einem kurzen Absatz es Konzepts ausschließlich von den wenigen Kulturre- erenten die Rede ist, die jetzt auf die vier Landesmu- een und den Adalbert Stifter Verein verteilt sind. Dies erdeckt, dass bis zur Neukonzeption – das hat der Kol- ege Marschewski ansprechen wollen – Kulturreferenten n größerer Zahl die kulturelle Breitenarbeit bei den Ver- änden organisieren konnten. Vor dem Beschluss der undesregierung im Jahr 2000 zu dieser Neukonzeption äre eigentlich eine reale Bestandsaufnahme der ulturarbeit insgesamt erforderlich gewesen. Diese 14012 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Matthias Sehling Bestandsaufnahme wurde versäumt, war offenbar auch nicht gewollt. So bleibt jedenfalls heute die Erkenntnis: Eine umfas- sende statistische und wissenschaftliche Aufarbeitung der derzeit geleisteten kulturellen Breitenarbeit fehlt und ist angesichts des gesetzlichen und im Einigungsvertrag bekräftigten Förderauftrags des § 96 Bundesvertriebe- nengesetz eigentlich dringend erforderlich. Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, das wesentliche Anliegen unseres Antrages ist daher die stärkere Einbeziehung der Heimatvertriebe- nen in die Kulturarbeit der Vertreibungsgebiete. Die Konzeption der Bundesregierung aus dem Jahre 2000 ist, wie ich erwähnt habe, aufgrund tendenziell gegen- läufiger Haltung leider überholt. Sie nimmt nicht auf – vielleicht konnte sie das auch noch nicht aufnehmen – die mittlerweile erreichte breite Diskussion in der deut- schen Öffentlichkeit über die Bedeutung der Vertrei- bung, über die Opferrolle der zwölf Millionen aus dem Osten vertriebenen Deutschen, nämlich aus Schlesien, aus Ostpreußen, aus dem Sudetenland und dem Kar- patengebiet, aus dem donauschwäbischen Raum, aus Bessarabien oder aus anderen ehemals deutschen Sied- lungsgebieten. Günter Grass hat sich damit in seiner Novelle „Im Krebsgang“ auseinander gesetzt. Der „Spiegel“ gab 2002 ein Sonderheft heraus. Die Zeitschrift „GEO“ hat das jetzt im November zum Titelthema ihrer Ausgabe gemacht. Auch in Fernsehdiskussionen, in Dokumenta- tionssendungen wie in denen von Professor Guido Knopp im ZDF oder in Hörfunkreihen wie vor kurzem im Deutschlandradio widmet man sich diesem Thema. Der Publizist Ralph Giordano, Karl Kardinal Lehmann, die Publizistin Helga Hirsch, der ehemalige Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Professor Hans Maier und der ehemalige SPD-Vordenker Profes- sor Peter Glotz, sie alle diskutieren über die Ursachen und Folgen der Vertreibung. Nur die Bundesregierung setzt in ihrer Kulturarbeitskonzeption weiterhin auf Aus- grenzung und Nichtbeachtung der Heimatvertriebenen, (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]) und das gerade beim wichtigsten Anliegen, bei der Bewahrung der kulturellen Identität. Ich frage Frau Staatsministerin Weiss und ihren zuständigen Abtei- lungsleiter, wer da den Zug und den Anschluss verpasst hat. (Gisela Hilbrecht [SPD]: Na, na!) Frau Vizepräsidentin Antje Vollmer sah in ihrem Bei- trag bei der Erstberatung dieses Antrages hier im Mai ausschließlich positive Wirkungen der Konzeption der Bundesregierung, die institutionelle Änderungen, die Einführung des Regionalprinzips und angeblich eine ef- fizientere Verteilung der Gelder zum Ziel hat. Das ge- naue Gegenteil ist jedoch der Fall. (Jörg Tauss [SPD]: Das ist doch nicht wahr!) Aufgrund der Mittelstreichungen unter dem Vorwand, institutionelle Änderungen vornehmen zu wollen, ist je- d m E D d O A s B t w e e B v u H w n a G V r g z n i z B i v L m K d s M m s E h i s (C (D enfalls die zentrale kulturelle Breitenarbeit der Lands- annschaften praktisch und wohl auch plangemäß zum rliegen gekommen. (Gisela Hilbrecht [SPD]: Das kann ich so nicht bestätigen!) as gilt zum Beispiel wegen des Fördermittelentzugs für ie Kulturstiftung der Vertriebenen oder auch für den stdeutschen Kulturrat. Es ist im Übrigen schlicht ugenwischerei und völlig sachfremd, Museumswis- enschaftler pro forma mit Aufgaben der kulturellen reitenarbeit wie Chorabenden und Volkstanzveranstal- ungen beauftragen zu wollen. Darin sind wir uns ja ohl eigentlich einig. Ein weiteres Stichwort der Bundesregierung war die ffizientere Verteilung der Gelder. Was das heißt, ver- hrte Frau Vollmer, haben wir ja seit 1998 gesehen. Die undesregierung hat die Gelder gemäß § 96 des Bundes- ertriebenengesetzes von ehedem 23,5 Millionen Euro m die Hälfte auf nur noch 12,9 Millionen Euro im aushalt 2005 zusammengestrichen. Ob die teilweise eitere Umverteilung der verbliebenen Bundesgelder ach § 96 von Kultureinrichtungen der Vertriebenen auf ndere Einrichtungen kompetenzrechtlich nach dem rundgesetz zulässig ist, erscheint, verehrte Frau ollmer, angesichts des Gutachtens des Verfassungs- echtlers Professor Silagi wegen des Grundsatzes der en- en Auslegung von Spezialermächtigungen äußerst weifelhaft. Die Heimatvertriebenen waren im Übrigen die Ersten ach dem Fall des Eisernen Vorhangs, die den Kontakt n die alte Heimat suchten und weiterhin suchen, und war ganz ohne Regierungsauftrag. Vorbildlich ist zum eispiel die Landsmannschaft Ostpreußen, die kürzlich hren 4. Kommunalpolitischen Kongress in Allenstein eranstaltete, zu dem 35 polnische Oberbürgermeister, andräte und Bürgermeister sowie 30 ostdeutsche Hei- atkreisvertreter zusammenkamen. (Jörg Tauss [SPD]: Wer hat das bezahlt? – Ge- genruf des Abg. Erwin Marschewski [Reck- linghausen] [CDU/CSU]: Wahrscheinlich die IG Metall!) eine Nachhilfe in Verständigungsarbeit brauchen auch ie Kultureinrichtungen der Vertriebenen: So veran- taltet zum Beispiel zurzeit das Egerland-Museum arktredwitz gemeinsam mit dem tschechischen Kreis- useum in Karlsbad wieder einmal eine grenzüber- chreitende Ausstellung. (Gisela Hilbrecht [SPD]: Das ist ja das, was wir wollen! – Jörg Tauss [SPD]: Sie haben doch gesagt, es tut sich nichts mehr!) s ist also nichts Neues, dass solche Dinge vorkommen. (Zuruf von der SPD: Dagegen sagt ja keiner was!) Verehrte Kolleginnen und Kollegen, die Konzeption at aber darüber hinaus auch systematische Fehler, die ch noch kurz ansprechen möchte. Diese Konzeption chrieb im Jahr 2000 einfach die damals bestehende Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14013 (A) ) (B) ) Matthias Sehling Zahl der Landesmuseen fest. Die mindestens drei beste- henden Lücken – auch das ist in der Anhörung bekannt geworden – wurden nur in einem Fall gemildert: Für den Bereich der deutschen Heimatvertriebenen aus den balti- schen Staaten ist eine Zusatzabteilung beim Ostpreußi- schen Landesmuseum vorgesehen. Völlig leer gingen die großen Gruppen der Sudetendeutschen und der Russ- landdeutschen aus. Auch hier muss die Konzeption nachgebessert werden. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Wir brauchen endlich ein zentrales sudetendeutsches Museum. Für den Bund gibt es – außer den nicht einge- planten Finanzmitteln natürlich – gemäß der selbst defi- nierten Zuständigkeit für überregionale Landesmuseen eigentlich keinen sachlichen Grund, ein solches Vorha- ben nicht alsbald in die Wirklichkeit umzusetzen. Statt zum Beispiel die Finanzmittel aus den Krankenkassen der Ostpreußen und der Sudetendeutschen aus der bishe- rigen Treuhänderschaft des Bundes sang- und klanglos im allgemeinen Bundeshaushalt verschwinden zu lassen, wie das zurzeit im Sozialrechts-Verwaltungsverein- fachungsgesetz geplant ist, könnten diese Mittel viel sinnvoller sachnah und gruppennah als Grundstock für die fehlenden Landesmuseen verwendet werden. Meine Damen und Herren, unser Antrag spricht da- von, den Vollzug der Konzeption bis zu einer Neurege- lung auszusetzen. Die Konzeption der Bundesregierung muss überarbeitet werden. Sie muss jetzt auch den Bei- tritt der europäischen Nachbarstaaten berücksichtigen, sie muss, wie vom Bundesrat am 15. Oktober beschlos- sen, europäische Finanzmittel bei der EU abfordern und sie muss – das ist heute unser Hauptanliegen – unter Be- teiligung der Heimatvertriebenen völlig neu gefasst wer- den. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort Kollegin Antje Vollmer, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der FDP: Bitte keine Vorschusslorbeeren!) Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es scheint in Zeiten, die für uns alle sehr hart sind – dafür spricht der gesamte heutige Tagesablauf mit den Diskus- sionen in Brüssel und im Bundesrat –, ein schönes Zei- chen von Normalität zu sein, dass wir, seit ich im Bun- destag bin, zu diesem Thema einen ähnlichen Antrag fast jedes Jahr beraten. Ich begrüße das, weil ich solche Normalität immer begrüße. Nur kann ich, lieber Herr Kollege Sehling, den tiefen Ernst Ihrer Sorge nicht ganz verstehen; (Beifall bei Abgeordneten der SPD) denn die Hälfte Ihrer Rede drehte sich doch darum, dass sich die Debatte so wunderbar entfaltet habe, mit Teil- nehmern, die es früher nicht gegeben habe, dass es in der Ö g d t d t w s g d d d 6 s D k r d H i i w s d s i d N d v z ü g B z I g w t Ö (C (D ffentlichkeit jede Menge Berichte über die Vertreibung ebe, (Matthias Sehling [CDU/CSU]: Positive Ent- wicklung!) ass sich die alten Fronten auflösten, dass neue Kombat- anten hinzukämen. Das alles zeugt doch davon, dass as, was wir gemacht haben, sich nicht etwa zuunguns- en dieses Themas ausgewirkt hat, sondern es möglicher- eise von alten Schlacken befreit hat. (Beifall bei der SPD) Wenn Sie sagen, es gebe bis heute kein sudetendeut- ches Museum, dann muss ich wirklich einmal nachfra- en. Ihre Fraktion hat doch eine enge Beziehung zu iesem Thema. Sollte es dem bayerischen Ministerpräsi- enten – dem Ministerpräsidenten des Landes, das sich afür besonders verantwortlich führt – in nun immerhin 0 Jahren Nachkriegsgeschichte noch nie eingefallen ein, das zum Thema zu machen? (Matthias Sehling [CDU/CSU]: Das ist doch nach der Konzeption Bundesangelegenheit! – Erwin Marschewski [Recklinghausen] [CDU/ CSU]: Nach 96 und Konzeption eindeutig Bundessache!) ass Sie jetzt diesen ganz dringenden Bedarf haben, önnen Sie, glaube ich, nicht überzeugend dokumentie- en. Wenn das plötzlich von denjenigen gefordert wird, ie sich in 60 Jahren nie darum gekümmert haben – auch elmut Kohl hat sich dafür nicht eingesetzt – ist, glaube ch, der Druck nicht so groß. Ich weiß – da habe ich einen guten Einblick, weil ich m Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds bin –, dass ir ungeheuer viele Projekte gerade der Sudetendeut- chen fördern. Dadurch wird auch der Charakter des eutsch-tschechischen Dialoges mit geprägt. Das ent- pricht der Grundkonzeption der Staatsministerin, der ch nun in unser aller Namen noch einmal ganz herzlich anken möchte. Meine Fraktion und ich sind mit dieser eukonzeption wirklich sehr zufrieden. (Beifall bei der SPD) Mit der Neukonzeption wurde die Absicht verfolgt, ie Mittel etwas effektiver einzusetzen, Doppelungen zu ermeiden, eine große Öffnung, die wir alle begrüßen, u erreichen und die junge Generation in die Debatte ber die Kultur der Gebiete, in denen einmal Deutsche elebt haben, mit einzubeziehen. Wenn sich, wie Sie sagten, Vertriebenenverbände und ürgermeister in den polnischen Gebieten treffen, dann eigt das, dass wir auf einem richtigen Weg sind. (Zuruf von der SPD: Richtig! – Gegenruf von der CDU/CSU: Aber nicht mit der Konzep- tion!) nsbesondere das Konzept der Verjüngung ist ein richti- er Weg. Eine der Hauptabsichten unserer Konzeption ar, den Vertriebenenverbänden eine Brücke in Rich- ung des neuen Europas, also in Richtung einer neuen ffnung, zu bauen. Sie wissen doch selbst, dass es 14014 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) Dr. Antje Vollmer bestimmte Abschottungen gegeben hat. Viele haben ver- sucht, an dieser Öffnung zu arbeiten – die einen etwas heftiger und die anderen etwas werbender. Durch unsere Konzeption vor Ort ist es möglich, dass sich die Vertrie- benen endlich dem Dialog mit anderen Gruppen stellen, was alle – gerade die jungen Leute – als ganz große Be- freiung empfinden. Denn nun wird manches Eingeschlif- fene innerhalb dieser geschlossenen Gesellschaft aufge- brochen. Ich bleibe dabei: Es besteht keine Notwendigkeit, die- ses Konzept zu ändern. Es hat sich bewährt und hat, wie ich finde, sehr interessante kulturelle Neuerungen ge- bracht. Mit ihm wird gerade das erzeugt, was sich in ei- nem neuen Europa alle wünschen, nämlich dass man nach den Wurzeln der eigenen Kultur, aber auch nach den Unterschieden zwischen den jeweiligen Kulturen fragt. Man will also nicht eine einheitliche Kultur, son- dern will auch die Spuren der europäischen Geschichte, auch wenn sie teilweise sehr schmerzlich ist, entdecken und sich ihrer erinnern. In diesem Sinne freue ich mich über die Konzeption. Wahrscheinlich werden Sie nächstes Jahr wieder einen entsprechenden Antrag stellen und es werden ähnliche Reden gehalten werden. (Horst Kubatschka [SPD]: Dann wissen wir, dass es Weihnachten ist!) Aber auch dann werde ich sagen: Die Dinge sind normal und sind auf einem guten Wege. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort Kollegen Hans-Joachim Otto, FDP-Fraktion. Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP): Frau Kollegin Dr. Vollmer, Sie sprachen davon, dass es ein Zeichen von Normalität ist, dass wir uns zum wie- derholten Male veranlasst sehen, über dieses Thema zu sprechen. Nun, im Zusammenhang mit § 96 BVFG gibt es seit dem Jahre 1997 eine Kürzung der Fördermittel um mehr als die Hälfte. (Erwin Marschewski [Recklinghausen] [CDU/ CSU]: Sehr wahr!) Wir sind nicht bereit, diese Form von „Normalität“ hin- zunehmen. Deswegen sind diese Debatten notwendig. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Eckhardt Barthel [Berlin] [SPD]: Wie hoch waren denn vorher die Summen?) – Die Summen kann ich Ihnen nennen: 1997 waren es 27 Millionen Euro und im Jahre 2005 werden es gerade noch 12,9 Millionen Euro sein. Ich habe schon richtig gerechnet, dass die Kürzung mehr als 50 Prozent beträgt. Frau Kollegin Hilbrecht, Sie haben ja Recht, wenn Sie sagen, dass das Thema, über das wir heute sprechen, n u d K W d s a V d D n c I z g b s b g n a S o p A n tu w c te S w h lo tr e z h u A K d D (C (D icht nur die Betroffenen, also die Vertriebenen, sondern ns alle angeht. Aber gerade weil das so ist, müssen wir afür Sorge tragen, dass die nach § 96 BVFG geförderte ulturarbeit nicht vorrangig zu einer Aufgabe von issenschaftlern und Museumsleuten wird. So wichtig ie Bewahrung und Erforschung der Kultur und der Ge- chichte der Vertriebenen und der Vertreibungsgebiete uch ist: Sie darf sich nicht auf eine Musealisierung des ergangenen beschränken, sondern sie muss vor allem ie ehrenamtliche kulturelle Breitenarbeit fördern. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) ass in diesem Bereich die größten Kürzungen vorge- ommen werden, widerspricht allen Zielen, deren Errei- hung Sie immer wieder fordern. (Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP]) ch meine, da muss in der Tat eine Anpassung des Kon- eptes erfolgen. (Beifall bei der FDP) Gerade vor dem Hintergrund der europäischen Eini- ung und in einer Zeit, in der ein Großteil der Vertrei- ungsgebiete Teil der Europäischen Union geworden ist, ind wir auf die Versöhnungsarbeit der Vertriebenen im esonderen Maße angewiesen. Wer könnte besser zum egenseitigen Kennenlernen von Deutschen auf der ei- en Seite und Polen, Tschechen oder Rumänen auf der nderen Seite beitragen als die Vertriebenen, die ganz im inne von Marion Gräfin Dönhoff „ihre Heimat lieben, hne sie zu besitzen“? Der Deutsche Bundestag ist ver- flichtet, diese Bemühungen sowie insbesondere den ustausch von Jugendlichen und das gegenseitige Ken- enlernen angemessen zu fördern. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Durch die erhebliche Kürzung der Mittel für die Kul- rarbeit der Vertriebenen durch die Bundesregierung ird diese Aufgabe aber zumindest gefährdet; entspre- hende Zahlen nannte ich schon. Ein Rückgang der Mit- l um mehr als die Hälfte ist wirklich ein schwerer chlag. Ich kenne keinen anderen Bereich im Haushalt, o die Kürzungen so durchgreifend sind wie hier. Da- inter verbirgt sich mit Sicherheit auch politische Ideo- gie. (Widerspruch des Abg. Jörg Tauss [SPD]) Meine Damen und Herren, wir unterstützen den An- ag der CDU/CSU-Fraktion, obwohl wir meinen, dass inige Punkte nicht so ganz richtig sind. Eine Rückkehr u den Förderstrukturen, wie sie vor 2000 bestanden, (Horst Kubatschka [SPD]: Hört! Hört!) alte ich angesichts der weiteren Entwicklung für nicht nbedingt geboten. (Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP]) ber angesichts der ständigen Kürzungen der rot-grünen oalition halten wir es für notwendig, ein Zeichen für ie Vertriebenenarbeit, für diese Kulturarbeit zu setzen. eswegen stimmen wir dem Antrag zu; denn die so ) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14015 (A) ) (B) ) Hans-Joachim Otto (Frankfurt) genannte Neukonzeption darf nicht als Vorwand dafür dienen, dass die Mittel für die Kulturförderung nach § 96 BVFG von Jahr zu Jahr weiter heruntergefahren werden. Das ist der zentrale Grund, weshalb wir dem Antrag der CDU/CSU-Fraktion zustimmen. Danke schön. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort Staatsministerin Christina Weiss. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Dr. Christina Weiss, Staatsministerin beim Bundes- kanzler: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Europa, so hat es der polnische Kunsthistoriker Andrzej Tomaszewski gesagt, besitzt Regionen mit doppelter und mehr- facher Kultur. Er beschreibt damit die Identität von Gegenden, in denen während der längeren Geschichte viele Völker und Angehörige unterschiedlicher Religio- nen zusammenlebten. In vielen Gegenden, in denen einst Deutsche behei- matet waren und allenthalben sichtbare Spuren hinterlie- ßen, bringen die jetzt dort lebenden Menschen dieser Geschichte und Kultur sehr großes Interesse entgegen. Sie begreifen dies als gemeinsames europäisches Kul- turerbe ihrer Region, das es zu erhalten und zu pflegen gilt. Dies ist heute Teil einer neu entwickelten regionalen Identität, die von Beginn an übernational-europäische Züge aufweist. Das stelle ich immer wieder fest, erst kürzlich bei meinem Aufenthalt in Siebenbürgen und in Bukarest. Die Offenheit der Gesprächspartner, ihr En- gagement für die deutsche Kultur und ihre zupackende Art sind sehr beeindruckend. (Erwin Marschewski [Recklinghausen] [CDU/ CSU]: Rumänien ist ein gutes Beispiel! Das ist wahr!) Auch bei meinem Besuch in Breslau konnte ich erle- ben, wie dort der Kulturraum Schlesien ganz selbstver- ständlich erforscht wird und dabei die deutschen Wur- zeln als geistige Werte anerkannt werden. Wir haben bei dieser Gelegenheit verabredet, die Geschichte und Kul- tur Schlesiens in deutsch-polnischen Kooperationspro- jekten gemeinsam aufzuhellen. (Beifall bei der SPD) Die Teilung und Auftrennung des gemeinsamen Erbes hatte beiden Seiten nur Verlust gebracht. Die Wiederver- einigung des europäischen Kulturraums in diesem Jahr bietet die Chance, endlich zu erkennen, was uns verbun- den hat. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Dialog ist gefragt und keine nationale Blickverengung! Es geht darum, kulturelle und historische Verbindungen, d m N S – s N l b s V u R K n H g w w n b u m l – l n t z u n a V s p „ s D b a g d s m „ w (C (D ie in Jahrhunderten gewachsen sind, wieder aufzuneh- en. Die widernatürliche Spaltung des Kontinents durch aziterror und Kalten Krieg ist Geschichte. An die telle von Konfrontation und Abschottung treten jetzt das muss auch so sein – Kooperation und Nachbar- chaft. (Beifall bei der SPD) achbarschafts- und Freundschaftsverträge mit Po- en, Tschechien, Ungarn, der Slowakei und Russland ha- en das Fundament für ein neues und gemeinsames Ge- chichtsverständnis und für eine gemeinsame kulturelle ergewisserung gelegt. Die Bundesregierung hat den Umwälzungen in Ost- nd Mitteleuropa seit dem Fall des Eisernen Vorhangs echnung getragen. Es war richtig, im Jahre 2000 die ulturförderung des Bundes nach § 96 BVFG auf eine eue Basis zu stellen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) eute lässt sich sagen, dass wir damit eine Erfolgs- eschichte initiiert haben. Die Bundesregierung misst dabei dem internationalen issenschaftlichen Diskurs ebenso viel Bedeutung bei ie der kulturellen Breitenarbeit. Dieser Ansatz folgt ei- em umfassenden, erweiterten Geschichts- und Kultur- egriff, der historische Belastungen nicht ausklammert nd unterschiedliche Traditionen berücksichtigt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Wenn wir die Erforschung und Erhaltung von Denk- älern der Kultur und Geschichte der Deutschen im öst- ichen Europa mit nicht unerheblichen Mitteln fördern die Erhaltung von realen Denkmälern selbstverständ- ich ebenso wie die von Denkmälern im geistigen Sin- e –, so geschieht das nicht, um auf dem Wege der Kul- urförderung unterschwellig nationale Interessen geltend u machen. Vielmehr geht es darum, sich gemeinsam mit nseren Partnern in Polen, Tschechien, Ungarn, Rumä- ien und den baltischen Staaten mit unserer Geschichte useinander zu setzen. Wir wollen einen Beitrag zur ersöhnung leisten und unsere gemeinsame Kulturge- chichte akzeptieren. In diesem Sinne ist auch das vom olnischen Kulturminister Dabrowski und mir initiierte Europäische Netzwerk Erinnerung und Solidarität“, das ich in Gründung befindet, zu verstehen. (Beifall bei der SPD) ieses Netzwerk sollte nicht nur auf Flucht und Vertrei- ung im 20. Jahrhundert spezialisiert bleiben, sondern uch die Erinnerung an das nationalsozialistische Re- ime und die kommunistischen Diktaturen ebenso wie ie Suche nach den historischen Wurzeln des National- taates und der Wahnvorstellung seiner ethnischen Ho- ogenität beinhalten. Zum Antrag der CDU/CSU-Fraktion mit dem Titel Das gemeinsame historische Erbe für die Zukunft be- ahren“ ist anzumerken, dass sich die Bundesregierung 14016 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Staatsministerin Dr. Christina Weiss engagiert für die sich aus § 96 des Bundesvertriebenen- gesetzes ergebenden Verpflichtungen einsetzt. Durch die Neukonzeption aus dem Jahr 2000 ist die Förderung im Geiste der europäischen Verständigung neu justiert, sie ist professioneller geworden. Niemand, der etwas von der Sache versteht, wird ernsthaft eine Rückkehr zum Status quo ante, wie es im Antrag der Opposition heißt, für wünschenswert halten. (Beifall bei der SPD) Insofern kommt die Bundesregierung ihrer Verantwor- tung – anders, als es die Opposition in ihrem Antrag sug- geriert – in vollem Umfang nach. (Jörg Tauss [SPD]: So ist es!) Der Vorwurf, die Kultureinrichtungen der Vertriebe- nen würden ignoriert, zielt wirklich ins Leere, ebenso wie die Behauptung, die Kulturarbeit würde zunehmend den Museen überantwortet, wobei eine abwertende Mu- sealisierung unterstellt wird. Meine Damen und Herren, was für einen Museumsbegriff haben Sie? (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Museen sind heutzutage Serviceeinrichtungen mit um- fangreichem Veranstaltungsprofil. Sie sind offene, kom- munikative Häuser. Gerade die Reform der Kulturarbeit nach § 96 des Bundesvertriebenengesetzes hat in den vergangenen Jahren zu einem Aufschwung der wissen- schaftlichen Arbeit und der breitenwirksamen Vermitt- lung geführt. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Ich möchte nicht, dass wir den Prozess der europäi- schen Integration verkennen und unsere alten, neuen Partner vor den Kopf stoßen. In diesem Sinne, meine Damen und Herren, kann ich diesem Antrag nicht viel Gutes abgewinnen. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Präsident Wolfgang Thierse: Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus- schusses für Kultur und Medien auf Drucksache 15/4191 zum Antrag der Fraktion der CDU/CSU mit dem Titel „Das gemeinsame historische Erbe für die Zukunft be- wahren“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 15/2819 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Ent- haltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim- men von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP angenommen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 22 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Be- richts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (15. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Heinz Köhler, Gabriele Lösekrug-Möller, Ulrike Mehl, weiterer A k G K l u F c d f a v z s d e d D r n O w T b d ü Z e m d Z z m (C (D Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg), Volker Beck (Köln), Winfried Hermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN Grünes Band als einzigartigen Biotopverbund und als Erinnerungsstätte der deutschen Tei- lung sichern – Drucksachen 15/3454, 15/4220 – Berichterstattung: Abgeordnete Gabriele Lösekrug-Möller Cajus Julius Caesar Undine Kurth (Quedlinburg) Angelika Brunkhorst Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile der Kollegin abriele Lösekrug-Möller, SPD-Fraktion, das Wort. Gabriele Lösekrug-Möller (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Was ist 1 393 Kilometer ang, „liegt rum“ – wie kleine Kinder sagen würden – nd ist die meiste Zeit grün? Die Antwort auf meine rage liegt nahe: Es ist das Grüne Band. Schon oft haben wir an dieser Stelle darüber gespro- hen – immer positiv –, jedes Mal haben wir das Beson- ere, die einmalige Chance betont, die das Grüne Band ür Deutschland bietet. Ich nehme einmal an, so wird es uch heute sein – und das nicht nur, weil Weihnachten or der Tür steht. Von der Ostsee über Elbe und Harz bis u den Mittelgebirgen Thüringens und Bayerns erstreckt ich dieser in Europa einmalige Landstreifen. Ihm gilt er Antrag der Regierungsfraktionen „Grünes Band als inzigartigen Biotopverbund und als Erinnerungsstätte er deutschen Teilung sichern“. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ie Überschrift unseres Antrags beschreibt exakt, wo- um es uns geht. Was wissen wir über das Grüne Band? Wir kennen es och als den unmenschlichen Grenzstreifen zwischen st und West, den Todesstreifen, der lebensgefährlich ar und deutsche Familien und Freunde trennte. Es ist eil unserer deutschen Geschichte; schon deshalb ge- ührt ihm eine besondere Beachtung. Ich empfehle je- em, das heutige Infozentrum am ehemaligen Grenz- bergang Marienborn zu besuchen. Nehmen Sie sich eit, setzen Sie sich mit der Geschichte der DDR aus- inander, mit dem Schicksal vieler, die flüchten wollten, it denen, die die Flucht verhindern mussten, sowie mit en Aus- und Einreisenden. Aber nehmen Sie sich auch eit, jenen mehr als 100 Meter breiten Streifen kennen u lernen, den wir heute das Grüne Band nennen. Er uss erhalten werden, als Mahnmal; das ist das eine. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14017 (A) ) (B) ) Gabriele Lösekrug-Möller Aber er sollte auch erhalten werden, weil er eine einma- lige, unwiederbringliche Chance für den Natur- und Artenschutz in Deutschland bietet. Darin liegt kein Wi- derspruch. Im Gegenteil, entlang des Grünen Bandes gibt es 150 Naturschutzgebiete, in seiner Unter-Schutz- Stellung liegt die Möglichkeit, das Einzigartige auf Dauer zu erhalten. Viel wurde dafür bereits getan, aber wir sind noch nicht am Ziel; daher unser Antrag und die heutige Debatte. Meine Damen und Herren, die Zeit ist zu schade, die bisherige Entwicklung minutiös darzustellen. Deshalb beschränke ich mich auf einige wesentliche Punkte: Ne- ben besonderer Förderung der Naturschutzgroßprojekte „Drömling“ in Sachsen-Anhalt und „Schaalseeland- schaft“ in Schleswig-Holstein bzw. Mecklenburg- Vorpommern gab es im Grenzgebiet zwischen Hessen, Bayern und Thüringen eine Förderung des Biosphären- reservates „Rhön“. Allein im Zeitraum von 1992 bis 1996 sind Fördergelder von insgesamt knapp 30 Millionen Euro geflossen. Zu den bereits erwähnten 150 Naturschutzgebieten werden weitere 40 hinzukom- men; sie befinden sich in Planung. Noch zwei weitere Zahlen: 28,4 Prozent des Grünen Bandes liegen inner- halb eines Naturschutzgebietes, 38 Prozent der Flächen sind als Natura-2000-Gebiete ausgewiesen. Was wissen wir über die artenschutzfachlichen Quali- täten? Das Bundesamt für Naturschutz führte 2001/2002 eine „Bestandsaufnahme Grünes Band“ durch. Ergebnis: 600 Tier- und Pflanzenarten der Roten Liste sind im Grünen Band heimisch. Das soll so bleiben – mindes- tens, finde ich. So könnten wir den Forderungsteil unse- res Antrages bezüglich Natur- und Artenschutz zusam- menfassen. Aus gutem Grund haben wir unsere Forderungen jedoch präziser formuliert. Ich greife einen kniffligen Punkt heraus: die kostenlose Flächenüber- tragung. Sie war und ist die Basis des Erfolgs. Immer- hin 11 000 Hektar umfasste das Paket; davon musste das verwaltende Bundesfinanzministerium noch jene Flä- chen abziehen, die mit Rückübertragungsansprüchen nach dem Mauergrundstücksgesetz belegt sind. Zunächst ließ sich dieses „Geschäft“ gut an. Viele Flächen wurden auf die neuen Bundesländer übertragen, im Weiteren gingen sie dann an Naturschutzverbände, die die Pflege und Bewirtschaftung übernahmen. Das lief nicht immer reibungslos – da wird mir der Kollege Caesar sicher Recht geben –, aber überwiegend störungsfrei; wir wol- len uns nicht mit den Details aufhalten, vielleicht hören wir noch etwas dazu. Nun drängen wir darauf, dass dieser Prozess zum Ab- schluss kommt. Dabei erwarten wir, dass eine dingliche Sicherung für Naturschutz bei jenen Gebieten erfolgt, die in einem Naturschutzgebiet liegen; meines Erachtens ist das eine berechtigte und sicher auch notwendige For- derung. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Wir wünschen uns aber auch, dass der Gesamtvor- gang zügig abgeschlossen wird. Dabei gibt es eine an- dere, in unserem Antrag nicht erwähnte Hürde, die ich aber gerne zur Sprache bringe, weil ich natürlich hoffe, dass wir sie dank unserer Debatte leichter überwinden w w w a ü P r B d h z z j z s B K p D l t s B d f s t g t h G l c s d m i B ü g w l t D d T B N (C (D erden: Ich hoffe, dass das Land Sachsen zustimmen ird, dass die Berliner Grundstücke – zweifellos die ertvollsten – kostenlos vom Bund an das Land Berlin bgegeben werden können. Erst die Einvernehmlichkeit ber diese Regelung gibt grünes Licht für die letzte hase der Übertragung. Damit sind wir bei einer weiteren wichtigen Forde- ung. Wir wollen die Durchgängigkeit des Grünen andes, den tatsächlichen Biotopverbund. An keiner an- eren Stelle unserer Republik kann dies gelingen. Des- alb bleiben wir an dieser Stelle hartnäckig. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Meine Damen und Herren, bisher war nur von Pflan- en und Tieren, insbesondere den bedrohten und schüt- enswerten, die Rede. Wir stellen uns das Grüne Band edoch nicht als menschenfreie Zone vor. Wir wissen in- wischen, dass Tourismus und Natur gut zusammenpas- en, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Im Grünen and können wir sie herstellen. Rad- und Wandertourismus passen wunderbar in das onzept. Ich hatte im Sommer Gelegenheit, dies auszu- robieren. Dafür meiner Kollegin Kurth herzlichen ank! Eine wunderschöne Landschaft, ein hoher Erho- ungswert, aber oftmals keine ausreichende Infrastruk- ur. Es fehlen Wander- und Radwege. Da, wo es sie gibt, ind sie unzureichend miteinander verbunden. Es fehlen eschilderungen. Die touristische Vermarktung steckt in en Kinderschuhen. Hier liegen Potenziale für die Natur, ür den Tourismus und für die Regionen. Entlang des Grünen Bandes finden wir überwiegend trukturschwache Gebiete, Regionen, in denen ein at- raktives touristisches Angebot Arbeitsplätze hervorbrin- en würde. Somit liegt hier eine Entwicklungschance. Liegt der touristische Reiz im Vorhandensein einer in- akten Natur, muss die wirtschaftliche Nutzung den Er- alt dieses Wertes zum Ziel haben. Mit dem Wegfall der eschäftsgrundlage käme auch der Tourismus zum Er- iegen. Andere Regionen Deutschlands zeigen in zahlrei- hen Projekten, dass Win-win-Situationen zu gestalten ind. Auch dazu formulieren wir in unserem Antrag For- erungen. Meine Damen und Herren, stellen Sie sich bitte ein- al die geographische Karte Europas vor! Das fällt uns n diesen Tagen leicht. Wandern Sie mit mir am Grünen and innerhalb Deutschlands entlang: von der Ostsee ber Elbe und Harz bis zu den Mittelgebirgen Thürin- ens und Bayerns. Und dann? Würden Sie nicht gern eiterwandern, am ehemaligen Eisernen Vorhang ent- ang? Ein Grünes Band Europa ist im Kontext des erwei- erten Europa eine denkbare Idee, ein machbares Projekt. as Bundesamt für Naturschutz hat dazu gemeinsam mit er IUCN, der Internationalen Naturschutzunion, eine agung durchgeführt. In der dort verabschiedeten onner Deklaration wird die Umsetzung gemeinsamer aturschutzziele als Beitrag zur Überwindung der 14018 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Gabriele Lösekrug-Möller historischen Trennung Europas bezeichnet. Dem ist nichts hinzuzufügen. Ich fasse zusammen: Das Grüne Band verbindet, das Grüne Band schützt, das Grüne Band nützt – drei gute Gründe, unserem Antrag zuzustimmen. Weil es kurz vor Weihnachten ist, schenke ich den Rest meiner Redezeit allen, die hier zuhören müssen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort Kollegen Cajus Julius Caesar, CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU) Cajus Julius Caesar (CDU/CSU): Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Der Erhalt des Grünen Bandes und damit der früheren Zonengrenze ist für uns alle eine sehr große Herausfor- derung, der wir uns zu stellen haben. Für die Union ist es ein einzigartiges Biotopverbundsystem und Mahnmal. Wir wollen insbesondere das Geschichtsbewusstsein im Hinblick auf Mauerbau, Todesstreifen und Menschen- rechtsverletzungen eingebunden wissen. Das ist uns ein Herzensanliegen. (Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) Mehrfach habe ich deshalb in meinen Reden darauf hingewiesen – ich denke, wir waren uns hier parteiüber- greifend einig –, dass diese große Herausforderung an- genommen werden muss, dass wir hier Handlungsbedarf haben und die Dinge gemeinsam voranzubringen sind. Jedenfalls wir als Union wollen – auch durch die Unter- stützung dieses Antrages und unsere Zustimmung zu ihm – dazu beitragen, den Naturschutz in einer herausra- genden Art und Weise zu berücksichtigen und damit ein deutschlandweit einzigartiges und für Europa maßgebli- ches Biotopverbundsystem einzurichten. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Es handelt sich um ein wertvolles Biotopverbundsys- tem. Ich will dazu einige Zahlen nennen: 131 Vogel- arten, davon rund die Hälfte, nämlich 59, auf der roten Liste; 40 Libellenarten, davon 26 auf der roten Liste; 600 Pflanzenarten, davon 120 auf der roten Liste. Da lohnt sich der Einsatz. 1 393 km von Nord nach Süd durch Deutschland, von der Ostsee bei Travemünde bis zum Dreiländereck bei Hof – das ist eine enorme Entfernung. Ansonsten reden wir über kleinflächigen Biotopschutz und kleinflächige Biotopvernetzung. Deshalb lohnt es sich hier, sich in be- sonders hohem Maße einzusetzen. Wir haben vorhin schon einige Zahlen dazu gehört. Rund 60 Prozent der Fläche sind bereits jetzt als Naturschutz- oder FFH-Ge- biet ausgewiesen. M m z G z A w K s d w s v l k t V N u e h I k e B w c g W r w s w s b a N t f z d i Z j m r g (C (D Auch die Umweltminister Klaus Töpfer und Angela erkel haben als unsere Unionspolitiker an der Spitze aßgeblich dazu beigetragen, das Grüne Band zu schüt- en, zu erhalten und zu entwickeln. Es lohnt sich, für ein ebiet von 14 000 Hektar in besonderer Art und Weise u streiten und einen entsprechenden Einsatz zu zeigen. uch die seinerzeitige gemeinsame Erklärung der Um- eltminister aus Thüringen, Hessen und Bayern – die ollegen Ramsauer und Girisch werden das noch in be- onderer Erinnerung haben – hat sich gelohnt. Sie hat azu geführt, dass eine Reihe von Schutzgebieten ausge- iesen wurden. Ich denke, es ist wichtig, dass wir das, was schon ge- chehen ist, weiter voranbringen und dass wir vor allem ermeiden, dass der Finanzminister hier Einnahmemög- ichkeiten sieht und deshalb zu weiteren Veräußerungen ommen will. Das darf nicht passieren. (Beifall bei der CDU/CSU) Wir müssen in besonderer Art und Weise dafür eintre- en, den Biotopverbund voranzubringen. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Wohl wahr!) In diesem Zusammenhang sage ich auch einmal: Die ersprechen an die Naturschutzverbände – den ABU und andere –, die sich hier durch Patenschaften nd mit ehrenamtlichem Engagement einsetzen, müssen ingehalten werden. Darauf müssen wir als Union beste- en. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) ch denke, dass es hier Handlungsbedarf gibt. Leider wurden bis heute schon einige Flächen ver- auft und werden jetzt intensiv bewirtschaftet, die bisher xtensiv bewirtschaftet wurden. Es wäre schade für den iotopverbund, wenn das zu einer Zerstückelung führen ürde. Wir als Union wollen den Verkauf privater Flä- hen stoppen. Wir wollen, dass der Verbund auf Dauer ewährleistet wird. (Beifall bei der CDU/CSU) ir können feststellen: Die Defizite der Bundesregie- ung haben bereits dazu geführt, dass Hecken, Busch- erk und andere wichtige Landschaftselemente ver- chwunden sind und dass Müll und Bauschutt abgelagert erden. Die Kollegin Lösekrug-Möller hat es eben ge- childert: Wer selbst vor Ort gewesen und gewandert zw. mit dem Rad gefahren ist, weiß, dass es sich um ein ußerordentlich attraktives Gebiet im Hinblick auf den aturschutz und den Tourismus handelt. Es gibt aber na- ürlich auch wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten ür die Anrainerkreise und die Gemeinden, die es zu nut- en gilt. Für uns, die Union, ist es wichtig, die vor Ort leben- en und arbeitenden Menschen einzubeziehen. Das kann nsbesondere durch die wirtschaftliche Entwicklung im usammenhang mit diesem wichtigen Naturschutzpro- ekt geschehen. 15 Prozent der Flächen sind schon nicht ehr naturschutzwürdig. Wir müssen zusehen, dass da- über hinaus keine weiteren Flächen in Anspruch enommen werden. Das kann zum Beispiel mit EU- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14019 (A) ) (B) ) Cajus Julius Caesar Mitteln aus dem Kulturlandschaftspflegeprogramm finanziert werden. Durch Vertragsnaturschutzmaßnah- men können wir hier in besonderem Maße erfolgreich sein. Für die Union ist es aber auch wichtig, dass das Grüne Band als Mahnmal für den Mauerbau und für Men- schenrechtsverletzungen erhalten wird, die wir in diesem Zusammenhang auf keinen Fall vergessen sollten. Des- halb gilt es, das Grüne Band weiterhin als Mahnmal zu betrachten und in Erinnerung an die Teilung Deutsch- lands zu dokumentieren. (Beifall bei der CDU/CSU) Ich glaube, dass es wichtig ist, noch einmal auf den ehemaligen Grenzkontrollweg hinzuweisen. Dieser Grenzkontrollweg wird als Kolonnenweg bezeichnet. Seinerzeit wurde er zur militärischen Erschließung ge- nutzt. Heute eröffnet er hervorragende Möglichkeiten für die touristische Infrastrukturentwicklung, die wir in die- sem Zusammenhang nicht vergessen sollten. Ich denke, dass es für Deutschland mit seinen Naturschutzprojekten und Schutzgebieten wichtig ist, darauf zu achten, dass der Naturschutz und die touristische Entwicklung auch im Hinblick auf Nationalparke, Biosphärenreservate und das Grüne Band mehr als bisher betrachtet und vermark- tet wird. Biotopverbund und Naturschutzprojekte von heraus- ragender Bedeutung wie das Grüne Band sollten wir ins- besondere mit den Menschen vor Ort voranbringen. Es geht darum, das Grüne Band zur Gedenkstätte in Erinne- rung an den Todesstreifen zu entwickeln. Wir wollen, dass die vielen touristischen Möglichkeiten, die hier auf großer Fläche vorhanden sind – es sind, wie gesagt 14 000 Hektar, hinzu kommen die vielen sich daran an- schließenden Bereiche, die weiter entwickelt werden können –, mehr als bisher genutzt werden. Aber wir wol- len die Erholung suchenden Touristen lenken. Das Mit- einander von Naturschutz und Tourismus ist von beson- derer Bedeutung. Wenn wir das erreichen, werden wir auch erfolgreich sein. Diese Chance wollen wir nicht vertun. Es kommt des- halb darauf an, dass wir über Parteigrenzen hinweg die entsprechenden Maßnahmen ergreifen, und zwar im In- teresse unserer Bürger, aber insbesondere derer, die nach uns kommen, unserer Kinder, damit sie eine intakte Um- welt übernehmen können. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort Kollegin Undine Kurth, Bünd- nis 90/Die Grünen. Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Gäste auf den Rängen! Die heu- tige Beschlussfassung am letzten Tag der parlamentari- s n S m e u le s e e D D tr W d s w d d s d d h D d P s M g s E b e g n u G a n 1 g f d d ti r E N (C (D chen Beratungen in diesem Jahr ist eine Art vorgezoge- es Weihnachtsgeschenk für uns alle. Eine vernünftige ache wird – erfreulicherweise fraktionsübergreifend – it Nutzen für den Naturschutz und den Tourismus zu inem guten Ende gebracht. Der vorliegende Antrag, den wir abschließend beraten nd zu dem schon viel gesagt worden ist, soll sicherstel- n, dass der frühere Todesstreifen entlang der innerdeut- chen Grenze als ein lebendiges ökologisches Denkmal rhalten bleibt, touristisch genutzt wird und zugleich in iner ganz einzigartigen Weise an die Geschichte eutschlands erinnert. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) abei geht es uns jetzt vor allem darum, die naturver- ägliche Nutzung des Grünen Bandes durch Rad- und andertourismus zu fördern, den Verlauf der Grenze zu okumentieren und in geeigneter Weise auf die Ge- chichte der Grenze aufmerksam zu machen. Warum tun ir das eigentlich? Kein anderes Naturschutzprojekt in Deutschland ist erartig eng mit der deutschen Geschichte verknüpft wie as Grüne Band. Nur durch die jahrzehntelange Abge- chiedenheit dieser Region – auf der einen Seite durch as Zonenrandgebiet und auf der anderen Seite durch as so genannte Sperrgebiet – würde eine Landschaft er- alten, die uns andernorts längst verloren gegangen ist. er unmenschliche Grenzbereich hat während 40 Jahren azu geführt, dass es einen Rückzugsraum für Tier- und flanzenarten gab, die an anderen Orten längst ausge- torben oder verdrängt sind. Was für die Natur ein Glücksfall war, war für die enschen mit viel Schmerz und Leid, mit tiefen unver- esslichen Einschnitten in ihr Leben verbunden. Um ich damit auseinander zu setzen, was ein diktatorischer ingriff in Form einer erzwungenen Teilung des Landes edeutet, braucht es Stätten der Erinnerung. Noch gibt s Relikte dieser alten Grenze. Wachtürme, Befesti- ungsanlagen und der so genannte Kolonnenweg sind och in Teilen erhalten. Wir wollen sie weiter erhalten nd in ein Gesamtkonzept Grünes Band einbinden. Das rüne Band kann damit in einzigartiger Weise der Auf- rbeitung und Vermittlung der jüngeren Geschichte die- en. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Eines muss uns bedenklich stimmen: Wenn man 5 Jahre nach der Wende mit Jüngeren redet, können anz viele mit unserer Geschichte kaum noch etwas an- angen. Sie wissen nicht mehr, was es bedeutet hat, als as Land geteilt war, und welche Auswirkungen das für ie Menschen hatte. Hier besteht dringender Informa- onsbedarf. Deshalb ist es so wichtig, dieses Projekt vo- anzubringen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der CDU/CSU) Wir wollen aber auch erreichen, dass die touristische rschließung, vernetzt mit der Erinnerungsarbeit und der aturschutzarbeit, die Wirtschaft der Region einen 14020 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Undine Kurth (Quedlinburg) Schritt nach vorn bringt. An vielen einzelnen Punkten sind sehr interessante Projekte entstanden. Diese brau- chen aber ein touristisches Leitbild, eine Klammer, um den Regionen auf Dauer wirtschaftliche Entwicklung garantieren zu können. Das haben wir uns auf die Fah- nen geschrieben. Deshalb ist es gut, dass wir heute zu ei- nem Beschluss kommen. Ich möchte daran erinnern, dass wir heute über das Grüne Band nur deshalb reden und einen solchen Be- schluss fassen können, weil das Bundesamt für Natur- schutz in der vergangenen Legislaturperiode auf Initia- tive unserer Fraktion im Grünen Band ein Projekt durchgeführt hat, innerhalb dessen der naturschutzfach- liche Wert des Grünen Bandes ermittelt wurde. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse wollen wir jetzt über diese Bestandsaufnahme hinaus weitere Entwicklungs- projekte formulieren, die gefördert werden können. Zur europapolitischen Bedeutung ist schon etwas gesagt worden. Das Grüne Band in Deutschland ist Teil des Grünen Bandes in Europa, das auf 8 500 Kilometern entlang des früheren Eisernen Vorhangs zeigt, dass Kul- turen, Natur und Menschen, die früher durch diesen Ei- sernen Vorhang getrennt waren, heute zusammenwach- sen bzw. zusammenleben können und sich daraus eine friedliche Zukunft entwickeln kann. Michael Gorbatschow, der frühere Präsident der Sowjetunion, ist Schirmherr dieses Projektes und unterstützt zusammen mit Green Cross International das Grüne Band in Eu- ropa. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Abschließend möchte ich würdigen, dass wir es frak- tionsübergreifend geschafft haben – schon die Beratun- gen in den Ausschüssen haben das gezeigt –, uns diesem Thema zu widmen. Nur als Gemeinschaftsaktion von Bund, Ländern und Kommunen, von Vereinen und von Bürgerinnen und Bürgern vor Ort wird es uns gelingen, das Ziel zu erreichen, das wir anstreben. Ich bitte Sie da- her nicht nur um Ihre Zustimmung – ich freue mich, dass es sie geben wird –, sondern ich bitte Sie auch, dieses Projekt auf allen Ebenen, wo immer Sie können, zu un- terstützen. Dann kann es uns sicher gelingen, dass aus dem früheren Todesstreifen eine neue Lebenslinie wird. In dieser Hoffnung bedanke ich mich für Ihre Auf- merksamkeit und wünsche all denen, denen ich es nicht persönlich sagen konnte, gesegnete Weihnachten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Präsident Wolfgang Thierse: Danke schön. – Ich erteile das Wort Kollegin Angelika Brunkhorst, FDP-Fraktion. Angelika Brunkhorst (FDP): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich muss leider etwas Wasser in den Wein schütten. Das wird Sie sicherlich nicht verwundern. (Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: In der Tat!) – h Z s u e 1 c d g P d Q r n w g d N k S D 6 a n L v z d b g m 1 d o B s t l s n d d c d s u (C (D Warten Sie es ab. – Als ich diesen Antrag gelesen abe, habe ich gedacht, dass das doch eigentlich die iele sind, die schon in der Koalitionsvereinbarung tehen. Muss sich Rot-Grün jetzt selbst daran erinnern nd diesen Antrag stellen? Gut, wenn es hilft, dann soll s so sein. (Beifall bei der FDP – Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man soll die Erfolge feiern, wie sie fallen!) In Ihrer Koalitionsvereinbarung steht, dass Sie 00 000 Hektar ökologisch wertvoller Flächen zur Si- herung des nationalen Naturerbes an die östlichen Bun- esländer verteilen wollten. 50 000 Hektar sollten unent- eltlich und 50 000 Hektar zu einem angemessenen reis übertragen werden. Dieses Projekt sollte explizit em Grünen Band zugute kommen. Aus gesicherter uelle ist uns allerdings bekannt, dass das BMU der Eu- opäischen Kommission mittlerweile gemeldet hat, dass ur noch 32 000 Hektar aus der Hoheit der Bodenver- ertungs- und -verwaltungs GmbH, BVVG, unent- eltlich abgegeben werden. Das ist doch sehr merkwür- ig. Das sind widersprüchliche Zahlen. Die aturschutzverbände haben dagegen Widerstand ange- ündigt. Sie machen überzogene Versprechungen, die ie nicht einhalten. (Ulrich Heinrich [FDP]: Das macht die Regie- rung immer!) as muss einmal angesprochen werden. Fakt ist: 5 Prozent dieser Flächen sind in Bundesbesitz. Es liegt lso an Ihnen, das zu regeln. Das zweite Ziel, das Sie sich selbst gesetzt haben, ämlich diese Naturschutzflächen insbesondere den andesbehörden für Naturschutz und den Naturschutz- erbänden für einen angemessenen Preis zum Kauf an- ubieten, ist nicht in ausreichendem Maße erreicht wor- en. Das hat jedenfalls der Naturschutzring vor kurzem eklagt. Wir haben beim Projektbüro „Grünes Band“ an- erufen, das uns folgende Zahlen genannt hat: Im Mo- ent ist gut ein Drittel dieser Fläche, nämlich 77 Quadratkilometer, unter Schutz gestellt. 15 Prozent ieses Gebietes sind mittlerweile aber dicht besiedelt der durch andere Nutzung unbrauchbar für das Grüne and, sodass diese Flächen nicht mehr zur Verfügung tehen. Ich meine, wir müssen das Ganze realistischer be- rachten. Wir empfehlen Ihnen, bei den Flächen an Stel- en, wo dies möglich ist, besser in die Breite zu gehen, tatt zwanghaft 50 bis 200 Meter breite Streifen mitei- ander verbinden zu wollen. Wir können diesem Antrag nicht zustimmen und wer- en uns der Stimme enthalten. Zwar begrüßen wir das urchaus hehre Ziel eines Biotopverbunds im öffentli- hen Interesse. Andererseits aber stören wir uns daran, ass ehemaligen Eigentümern das Rückkaufsrecht pau- chal verwehrt wird. (Beifall bei der FDP) Der Biotopverbund ist zwar aus naturschutzfachlicher nd umweltpolitischer Sicht okay, aber wir sollten an der Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14021 (A) ) (B) ) Angelika Brunkhorst einen oder anderen Stelle der Realität stärker Rechnung tragen. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der FDP) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile Kollegen Georg Girisch, CDU/CSU-Frak- tion, das Wort. Georg Girisch (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nach meinem Verständnis zeichnet sich Um- weltpolitik vor allem durch nachhaltiges Handeln aus. Deshalb begrüßen wir es, dass die Regierungsparteien endlich erkannt haben, dass das Grüne Band eine histori- sche Möglichkeit darstellt, innerhalb Deutschlands einen Biotopverbund von Nord nach Süd zu schaffen. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Sehr gut!) Gleichzeitig ist das Grüne Band mit 1 393 Kilometern der längste Biotopverbund in ganz Europa. Wir als Union bekennen uns zu einem lebenswerten Deutschland, zu dem auch eine artenreiche Umwelt ge- hört. (Beifall bei der CDU/CSU) Dazu kann und muss auch das Grüne Band beitragen. Deshalb werden wir auch dem Antrag der Regierungs- fraktionen zustimmen. Ich will an dieser Stelle dennoch kurz auf einige Punkte eingehen, die aus meiner Sicht nicht unerwähnt bleiben sollten. Erstens. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass wir 15 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs mit dem Grünen Band in Deutschland noch nicht weiter sind. Das liegt zum Teil daran, dass sich der Bund erst 2003 grundsätzlich bereit erklärt hat, die Flächen, die sich noch in seinem Besitz befinden, den Ländern ohne Entgelt zu übertragen. Darüber, dass dies viel früher hätte geschehen müssen, sind sich viele Beteiligte – vom Freistaat Bayern bis hin zum Bund für Umwelt und Na- turschutz – einig. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Zweitens. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass wir diese Bundesregierung dazu auffordern müssen, ein Grünes Band Europa entlang des früheren Eisernen Vorhangs zu unterstützen. Dass dies notwendig ist, weiß ich insbesondere deshalb, weil ich Direktabgeordneter eines Wahlkreises mit einer rund 200 Kilometer langen Grenze zur Tschechischen Republik bin. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Wenn wir nicht schnell handeln, verspielen wir eine historische Chance. Die EU-Osterweiterung hat dazu geführt, dass auf tschechischer Seite in unmittelbarer Grenznähe viel ge- baut wurde und wird. Ich möchte ein Beispiel anführen, das mich im vergangenen Jahr etwas skeptisch gemacht hat. Auf tschechischer Seite wurde in unmittelbarer Nähe zur Grenze und zum Wasserschutzgebiet einer S d s d s n m t G w h E d D h n s a n u a d e H w t e u A G B T a d W S n (C (D tadt eine Tankstelle gebaut und genehmigt. Ich habe ieses konkrete Projekt schon an vielen Stellen ange- prochen, aber zu meinem Bedauern konnte ich den Bau ieser Tankstelle in dem Verbund nicht verhindern. Die- es Beispiel sollte uns zu denken geben. Hier besteht och großer Handlungsbedarf. Auch deshalb hätte ich ir eine deutlichere Formulierung im vorliegenden An- rag gewünscht. Ich will aber auch bewusst anerkennen, dass sich Rot- rün mit ihrem Antrag dazu bekannt haben, dass Um- elt und Wirtschaft besser miteinander im Einklang ste- en müssen. Das Grüne Band in Deutschland und uropa wird nur dann dauerhaft bestehen können, wenn ie betroffenen Regionen daraus Vorteile ziehen können. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU so- wie der Abg. Undine Kurth [Quedlinburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) eshalb müssen wir in diesen Regionen einen naturna- en Tourismus entwickeln. Wir müssen zu einem ver- ünftigen Umgang mit Wegebau und Tourismus einer- eits und zum Schutz von besonders sensiblen Gebieten ndererseits kommen. Unser Ziel muss sein, dass das Grüne Band kein tren- endes, sondern ein einigendes Band wird, (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN) nd zwar zwischen Mensch und Umwelt, zwischen den lten und neuen Bundesländern, und zu einem einigen- en Band in ganz Europa zwischen beiden Seiten des hemaligen Eisernen Vorhangs. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN) ierbei sind wir alle gefordert. Der vorliegende Antrag ist nur der erste Schritt. Ich ürde mich freuen, wenn noch weitere Schritte in Rich- ung Grünes Band folgen würden. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Präsident Wolfgang Thierse: Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss- mpfehlung des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz nd Reaktorsicherheit auf Drucksache 15/4220 zu dem ntrag der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die rünen mit dem Titel „Grünes Band als einzigartigen iotopverbund und als Erinnerungsstätte der deutschen eilung sichern“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag uf Drucksache 15/3454 anzunehmen. Wer stimmt für iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – er enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist mit den timmen von SPD, CDU/CSU und Bündnis 90/Die Grü- en bei Enthaltung der FDP angenommen. 14022 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Präsident Wolfgang Thierse Ich rufe den Tagesordnungspunkt 23 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Rainer Funke, Rainer Brüderle, Dr. Karl Addicks, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Marktöffnung im Postmarkt schnellstmöglich voranbringen – Drucksache 15/4179 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f) Finanzausschuss Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung war für die Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Wie ich gerade höre, sollen die Reden zu Protokoll gegeben wer- den.1) Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann kann ich die Aussprache schließen. Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf Drucksache 15/4179 an die in der Tagesordnung aufge- führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein- verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe die Zusatzpunkte 10 a und 10 b auf: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Für eine Selbstverpflichtung öffentlich-rechtli- cher und privater Rundfunksender zur Förde- rung von Vielfalt im Bereich von Pop- und Rockmusik in Deutschland – Drucksache 15/4521 – b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Steffen Kampeter, Günter Nooke, Bernd Neumann (Bre- men), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Musik aus Deutschland fördern – Für eine freiwillige Selbstverpflichtung der Hörfunk- sender zugunsten deutschsprachiger Musik – Drucksache 15/4495 – Ich hoffe, dass alle Rednerinnen und Redner mitbe- kommen haben, dass wir diesen Tagesordnungspunkt vorziehen. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile Kollegin Monika Griefahn, SPD-Fraktion, das Wort. Monika Griefahn (SPD): Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle- gen! Im März dieses Jahres bekam die junge Band „Wir sind Helden“ drei der begehrten Echo-Auszeichnungen. Die Folge war Erstaunen; denn nur wenige schienen mit d g R r s n g s s d g g M ß F l i s s e n S b A l r s g k e l i R w i A h W a v D D s e s s c g S d n1) Anlage 2 (C (D em Erfolg der damals noch ziemlich unbekannten Band erechnet zu haben. Das lag zum Teil daran, dass man in adio und Fernsehen fast nichts von dieser Gruppe hö- en und sehen konnte, obwohl sie zu den besten deut- chen Nachwuchsbands gehört. „Wir sind Helden“ ist ur ein Beispiel aus einer großen Anzahl von erstklassi- en Künstlern in Deutschland, die im Rundfunk eine nur ehr untergeordnete Rolle spielen. Bemerkenswert er- cheint mir in diesem Zusammenhang, dass am Dienstag ieser Woche das „Hamburger Abendblatt“ diesen jun- en Künstlern, die man fast gar nicht im Radio hört, die anze Seite 3 gewidmet hat. Wie kann es sein, dass Musiker wie Inga Humpe, ax Herre, Till Brönner oder Veronika Fischer regelmä- ig große Konzerthallen füllen, dass aber Radio und ernsehen sie zu ignorieren scheinen? Die in Deutsch- and produzierte Rock- und Popmusik macht im Radio nsgesamt nicht mehr als 20 Prozent aus. Titel mit deut- chen Texten werden sowieso noch viel weniger ge- pielt. Man muss sich das einmal bewusst machen: Bei iner Vielzahl der Sender besteht das Programm aus ei- er Rotation von gerade 40 Titeln und davon ist im chnitt nur 1 Prozent aus Deutschland. Die Zahlen für die Öffentlich-Rechtlichen sehen zwar esser aus als für die Privaten. Doch auch hier ist der nteil noch zu gering. Nicht nur der öffentlich-recht- iche Rundfunk hat einen Kulturauftrag zu erfüllen. Vo- aussetzung für die Erteilung privater Lizenzen ist chließlich in vielen Fällen ein ausgewogenes Pro- ramm; denn die Bundesländer erteilen die Lizenzen ostenlos. Wenn die Hörer davon nichts mehr finden, ist s nur richtig, wenn sie und wir danach fragen. In Großstädten mag das Problem nicht so stark auffal- en, weil es ein breites Senderspektrum gibt. Doch wenn ch im Auto durch meinen Wahlkreis fahre, höre ich im adio nichts von der wunderbaren Vielfalt an Musik, die ir in Deutschland haben und die ich zum Beispiel hier n Berlin hören kann. Ich weiß, dass einige sagen: Qualität setzt sich durch. ber dafür müssen wir als Hörer auch die Möglichkeit aben, Qualität wählen zu können. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) ir möchten mit unserem Antrag erreichen, dass sich lle Sender dazu verpflichten, zukünftig einen Anteil on annähernd 35 Prozent deutschsprachiger bzw. in eutschland produzierter Musik im Programm zu haben. abei sollten mindestens 50 Prozent der Titel Neuer- cheinungen sein, wodurch Nachwuchsmusiker endlich ine größere Chance bekommen, von sich hören zu las- en. Es gibt eine Vielzahl ausgezeichneter Musik in die- em Lande. Dies muss sich in einer möglichst breit gefä- herten Auswahl an Titeln und Künstlern in den Pro- rammen widerspiegeln. Außerdem sind spezielle endeformate oder Wettbewerbe Möglichkeiten zur För- erung unserer reichhaltigen Musiklandschaft. Die Initiative „Musiker in eigener Sache“, in der sich eben Jim Rakete, Udo Lindenberg, der Band „Pur“, Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14023 (A) ) (B) ) Monika Griefahn Xavier Naidoo oder der Gruppe „Rosenstolz“ insgesamt über 500 Musiker engagieren, hat einen tollen Anfang gemacht. Sie waren diejenigen, die das Thema in die Öf- fentlichkeit getragen haben, wodurch die Diskussion stärker als zuvor in Gang gekommen ist. Im September haben wir im Kulturausschuss gemein- sam mit der Enquete-Kommission „Kultur in Deutsch- land“ den Impuls aufgegriffen und eine gemeinsame öffentliche Anhörung zu diesem Thema durchgeführt. Ich denke, es ist deutlich geworden, dass sich die Mei- nungen der Befürworter eines höheren Anteils von in Deutschland produzierter Musik mit der Auffassung der Rundfunkvertreter eher ergänzen, als dass sie ihr entge- genstehen. Die Sender versuchen, herauszufinden, wel- che Musik ihr Publikum gern hören möchte. Die Musi- ker merken, dass das Interesse an ihrer Musik weitaus höher ist als ihre Repräsentanz im Radio. Dazu kommen gerade in letzter Zeit mehrere Umfra- gen, die zeigen, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung eine größere Vielfalt bei deutschsprachiger und in Deutschland produzierter Musik im Rundfunk wünscht. Das zusammen ergibt ein klares Bild. Es ist ein Appell an die Sender, für dessen Umsetzung eine Selbstver- pflichtung genau der richtige Weg ist. Erste Schritte gibt es bereits. Wir haben durch die Debatte in den letzten Monaten mehr Musik, die in Deutschland produziert wurde, hören können. Ich bin sicher, dass eine solche Regelung nicht nur von Vorteil für Hörer und Musiker ist. Sie ist auch eine Chance für die Sender. Statt eines Bestandes von nur we- nigen, oft wiederholten internationalen Musiktiteln kön- nen die Sender mit einem größeren nationalen Reper- toire eine stärkere Rolle für die kulturelle Vielfalt spielen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Davon profitieren sie auch selbst. Mehr Musik aus dem eigenen Land kann ein Erfolg sein. Das zeigt das Beispiel Frankreich. Nachdem dort 1994 durch die eingeführte Quote der Anteil von franzö- sischer Musik im Rundfunk auf 40 Prozent wuchs, stie- gen auch die Verkäufe nationaler CDs stark an. Der Rundfunk blieb populär und konnte viel stärker ein eige- nes Profil gegenüber den amerikanischen Formaten he- rausbilden. Fast alle französischen Sender freuen sich seit 1994 über einen starken Hörerzuwachs. Die angemessene Beachtung der nationalen Kultur hat auch wirtschaftliche Vorteile. Während der Krise der Musikindustrie blieb Frankreich gerade durch einen großen Anteil an nationalen Produktionen vom Schlimmsten verschont. Erst in diesem Jahr verzeichne- ten auch sie einen Umsatzrückgang, der bei uns schon seit 1999 herrscht. Ein Mehr an deutschsprachiger und in Deutschland produzierter Rock- und Popmusik motiviert also auch Musikfirmen, nach den drastischen Einsparungen bei deutschen Künstlern endlich wieder mehr Potenzial in nationalen Bands und Musikern zu sehen. Denn bei allen V e D n s s V z t t n v m s l c s C H d s d s w e T g d r S t h K n p d w k e (C (D orteilen durch die Förderung von jungen Künstlern ist s das zentrale Ziel des Antrags, dass junge Künstler in eutschland eine Chance haben. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Natürlich will und kann der Deutsche Bundestag icht über eine Quote, wie es sie in Frankreich gibt, be- timmen. Ich glaube, dass es der beste Weg ist, wenn ich die Sender untereinander einigen. So können die erantwortlichen selbst ihre Schwerpunkte setzen und eigen, dass sie aktiv ihrer Rolle als Vermittler von Kul- ur gerecht werden. Damit die Forderungen, die wir mit dem heutigen An- rag formulieren, nicht im Sande verlaufen, soll es in ei- em Jahr eine Überprüfung der Umsetzung der Selbst- erpflichtung geben. Ich hoffe, dass wir dann eine usikalische Vielfalt im Rundfunk hören, die unsere ehr gute und bunte Musikmischung in Deutschland end- ich angemessen repräsentiert. Deshalb lassen Sie uns heute ein gemeinsames Zei- hen für die Musik und für die Künstler in Deutschland etzen und stimmen Sie unserem Antrag zu! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort dem Kollegen Steffen Kampeter, DU/CSU-Fraktion. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Steffen Kampeter (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Vor zwei Jahren haben wir zum ersten Mal über ie Situation der populären Musik in Deutschland ge- prochen und haben insbesondere für die Beantwortung er Großen Anfrage zur Situation der Rock- und Popmu- ik, die von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gestellt orden ist, von der Musikwirtschaft viel Zustimmung rfahren, da wir bei unserer Beschäftigung mit dem hema neben den kulturpolitischen Aspekten auch eine anze Reihe von wirtschaftspolitischen Aspekten und ie wirtschaftliche Bedeutung der Kreativwirtschaft he- ausgearbeitet haben. Damals wurde vor allen Dingen im Feuilleton die tirn darüber gerunzelt, dass sich der Deutsche Bundes- ag mit diesem Thema beschäftigt. Die Situation mag eute ähnlich sein, denn manchem Impresario in der ulturredaktion geht es mehr um die Pflege seiner eige- en Geschmacksvorurteile als um Vielfalt und Arbeits- lätze. (Beifall des Abg. Eckhardt Barthel [Berlin] [SPD]) Die Union – das macht der hier vorgelegte Antrag eutlich – tritt für Vielfalt im deutschen Radio ein, weil ir glauben, dass nur ein vielfältiges Programm sowohl ulturell ansprechend als auch wirtschaftlich auf Dauer rfolgreich ist. Wir lehnen allerdings – das unterscheidet 14024 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Steffen Kampeter uns von den Sozialdemokraten, über deren Antrag heute auch diskutiert wird – eine Radioquote ab, die insbeson- dere von Frau Vollmer gefordert wird. Wir halten dieses Instrument für unzureichend und nicht geeignet. Es ist vielmehr ein Instrument der Bevormundung und Zensur. (Beifall der Abg. Gitta Connemann [CDU/ CSU]) Wir setzen bei der Förderung der deutschen Musik mehr auf Einsicht, Vernunft und marktwirtschaftliche In- strumente. Unser Instrument heißt freiwillige Selbstver- pflichtung für deutsch gesungene oder in Deutschland produzierte Musik. Dies kann dazu beitragen, dass der derzeitige Erfolg von Gruppen wie „Juli“, „Silbermond“, „2raumwohnung“, von Patrick Nuo, Yvonne Catterfeld und vielen anderen deutschen Künstlerinnen und Künst- lern, die ihre Musik zum gegenwärtigen Zeitpunkt in Deutschland so gut verkaufen wie schon lange nicht mehr, keine Eintagsfliege ist. Wenn man sich heute die Charts in Deutschland an- schaut, stellt man fest, dass unter den zehn meistverkauf- ten Langspielern vier deutsche Produktionen und bei den Singles sechs deutsche Produktionen sind. Dies ist ein ansehnlicher Erfolg, der deutlich macht: Es ist nicht die Politik, sondern es ist vor allen Dingen die Qualität der dargebotenen Musik, die den Konsumenten beeindruckt. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Also brauchen wir keine Quote!) – Das ist auch meine Auffassung, Herr Kollege. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Aber es steht so in Ihrem Antrag!) Wir brauchen keine Quote, sondern wir brauchen markt- wirtschaftliche Instrumente, die die Vielfalt im Radio fördern und damit dem qualitativen Anspruch gerecht werden. Wir sehen daher unseren Antrag als politischen Ap- pell, als Signal an die Musikwirtschaft und den Hörfunk, dass eine breite Mehrheit des Parlaments – ich glaube, da auch die FDP mit einschließen zu können – den Du- delfunk ablehnt, wie er uns teilweise von öffentlich- rechtlichen ebenso wie von privaten Stationen angeboten wird. Wir wollen die Rundfunkredakteure ermutigen, sich auch innovativen, neuen deutschen Produktionen zu öffnen. (Beifall bei der CDU/CSU) Dies gilt nicht nur für den engeren Bereich des Hör- funks, sondern auch für die großen Fernsehformate, die – dabei denke ich beispielsweise an Thomas Gottschalk – in ihren Sendungen einen großen Bogen um die deutsche Musik machen. (Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Nicht mehr!) Wir unterstützen in diesem Zusammenhang ausdrück- lich die Kulturstaatsministerin Christina Weiss, die sich stets kritisch zur Zwangsquote und positiv zur Freiwil- ligkeit in Form einer Selbstverpflichtung der Hörfunk- sender geäußert hat. G D v f w e U d k – a c D G w d u A A a S s h e l h g D F n u K r (C (D (Monika Griefahn [SPD]: Das haben wir auch gefordert!) Eines stelle ich unabhängig davon, Frau Kollegin riefahn, welcher Antrag heute beschlossen wird, fest: ie Zwangsquote ist tot! In Ihrem Antrag ist zwar viel on Quote die Rede, Sie fordern letztendlich aber eine reiwillige Selbstverpflichtung, (Monika Griefahn [SPD]: Dann können sie ihm doch zustimmen!) enn auch in einer Verpackung, die mehr an die Quote rinnert. Herzlich willkommen bei der Position der nion! Präsident Wolfgang Thierse: Kollege Kampeter, gestatten Sie eine Zwischenfrage es Kollegen Barthel? Steffen Kampeter (CDU/CSU): Herr Kollege Barthel, da ich höre, dass der Bundes- anzler erst gegen 18.30 Uhr eintreffen wird, gerne. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Er fei- ert heute seinen 65. Geburtstag! Da muss man die Frage zulassen!) Darf ich Ihnen von dieser Stelle meinen persönlichen, ber auch den Glückwunsch unserer Fraktion ausspre- hen? Gesundheit und Gottes Segen! (Beifall) Eckhardt Barthel (Berlin) (SPD): Herr Kampeter, mir wird warm ums Herz. Vielen ank. Ich habe eine Frage: Ich habe die Rede von Frau riefahn und Ihre sowie die Forderungskataloge der je- eiligen Anträge verglichen. Erklären Sie mir doch bitte en Unterschied zwischen beiden Positionen! Weder von ns noch von Ihnen wird eine Quote gefordert. In beiden nträgen wird das Freiwilligkeitsprinzip bevorzugt. Ihr rgument, unsere Gesinnung könnte eine andere sein, ls der Text vermuten lässt, reicht nicht. Warum waren ie nicht bereit, wenn doch die Anträge fast identisch ind, sich unserem Antrag anzuschließen? Stattdessen aben Sie ein paar Wochen gewartet und hinterher einen igenen Antrag gestellt. Steffen Kampeter (CDU/CSU): Herr Kollege Barthel, ich bedanke mich für die Mög- ichkeit, die Unterschiede zwischen beiden Anträgen ier vor dem Deutschen Bundestag im Detail aufzuzei- en. Der Antrag der SPD und des Bündnisses 90/ ie Grünen ist ein fauler Kompromiss zwischen den orderungen aus dem Bereich der Grünen, eine DDR- ahe, dirigistische Zwangsquote einzuführen, (Widerspruch bei der SPD und dem BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) nd den Positionen vieler Sozialdemokraten, die in enntnis der geltenden Verfassungslage, des Rundfunk- echts, des Europarechts und des Medienrechts die Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14025 (A) ) (B) ) Steffen Kampeter Auffassung vertreten, dass eine Quote mit dem deut- schen Verfassungs- und Medienrecht nicht vereinbar ist. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Sie setzen nicht auf die Marktkräfte und die Chancen einer freiwilligen Selbstverpflichtung, wie wir es bei- spielsweise aus dem Umweltschutz kennen. Schon im ersten Satz Ihres Antrages ist – Herr Kollege Barthel, leider kann ich Ihnen an Ihrem Geburtstag nicht erspa- ren, darauf hinzuweisen – von Quote die Rede. Eine Quote ist ein Zwangsinstrument. Deswegen besteht zwi- schen einer Quote und einer freiwilligen Selbstverpflich- tung ein zentraler Unterschied. Herr Kollege Barthel, unser Antrag lebt hingegen von dem Grundgedanken, dass Freiheit und Vernunft diese Dinge regeln können. Freiheit und Vernunft brauchen nur einen kleinen Anstoß durch die Politik, beispiels- weise dadurch, dass wir runde Tische einrichten – (Eckhardt Barthel [Berlin] [SPD]: Darf ich mich setzen?) – nein, nach der Geschäftsordnung ist das nicht mög- lich – und versuchen, die Akteure, die die eigentlichen Entscheidungsträger sind, zu einer freiwilligen Selbst- verpflichtung zu bewegen. Auf diesem Wege können wir ein wenig Hilfestellung leisten. Außerhalb der Beantwortung Ihrer Frage möchte ich darauf hinweisen, dass mit Ihrem Antrag noch einige an- dere „charmante“ Aspekte verbunden sind, die ich vor dem Plenum des Deutschen Bundestages darlegen möchte. Herr Kollege Barthel, Sie möchten, dass über Ihren Antrag heute abgestimmt wird. Ich werte das so, dass Sie sich nicht ganz sicher sind. Ihr Antrag ist ein fauler Kompromiss zwischen Rot und Grün, zwischen Vollmer auf der einen und Griefahn und Barthel auf der anderen Seite. (Monika Griefahn [SPD]: Nein, wir haben doch schon eine Anhörung gehabt, Herr Kampeter!) Sie wollen, dass über diesen Antrag möglichst bald ab- gestimmt wird. Es ist Ihnen peinlich und unangenehm, so einen faulen Kompromiss vorzulegen. Das lassen wir Ihnen nicht durchgehen. Ihrem Antrag liegt ein falscher Geist zugrunde. (Beifall bei der CDU/CSU) Ich glaube, dass Sie mit diesem Antrag zu kurz sprin- gen, da Sie sich ausschließlich auf den Bereich Hörfunk konzentrieren. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Das macht die SPD ja gar nicht!) – Herr Kollege, Sie können gleich noch etwas sagen. – Die Palette der Instrumente, mit denen die deutsche Mu- sik gefördert wird, muss sehr viel breiter sein. Wir for- dern das Wirtschaftsministerium auf, die Förderung des Musikexportbüros German Sounds fortzusetzen. Wir re- gen an, dass dieses Büro im Jahr 2006 auf der Musik- m s a ti D s D K G a d s g d Ö K e s a g je g M B d z ü n s f l l P E r d g i h r (C (D esse MIDEM eine umfassende Präsentation der deut- chen Musik durchführt. Wir fordern, das Stehlen geistigen Eigentums endlich uch durch eine Änderung des Urheberrechts nachhal- g einzuschränken. Wer sich nicht für einen strikten iebstahlschutz einsetzt, kann nicht für deutsche Musik ein. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) er Kollege Krings und die Vorsitzende der Enquete- ommission, Gitta Connemann, haben im Rahmen des esprächskreises „Geistiges Eigentum im digitalen Zeit- lter“ entsprechende Vorschläge unterbreitet. Schließlich fordert unser Antrag, das Sendeprivileg in er Bundesrepublik Deutschland auf den Prüfstand zu tellen, da damit eine gewisse Monopolstruktur einher- eht. Diesem Privileg liegt der Geist des letzten Jahrhun- erts zugrunde. Wir fordern eine Überprüfung und eine ffnung für marktwirtschaftliche Lösungen. (Beifall bei der CDU/CSU) Am Wichtigsten ist allerdings, dass wir deutschen ünstlerinnen und Künstlern in vielen Bereichen wieder ine Chance geben. Ich glaube nicht, dass die Verab- chiedung unseres Antrages allein selig machend ist; ber sie schafft vielleicht etwas bessere Rahmenbedin- ungen für die deutsche Kreativwirtschaft, also für die- nigen Musikerinnen und Musiker, die auf Deutsch sin- en oder in Deutschland produzieren. Für diese enschen ist er ein gutes Signal. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort Kollegin Antje Vollmer, Fraktion ündnis 90/Die Grünen. Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In er deutschen Musikszene tut sich enorm etwas, und war seit es im Deutschen Bundestag eine Anhörung ber die Frage „Brauchen wir eine Musikquote oder icht?“ gegeben hat. Seit genau diesem Zeitpunkt tut ich auch einiges in den Feuilletons. Selten war eine öf- entliche Debatte so heftig wie diese. Ich bin richtig stolz darauf, dass das Parlament end- ich einmal als Frühwarnsystem und nicht erst nach sehr angen und ausführlichen Debatten eingegriffen hat. Das arlament hat sehr schnell eine Plattform geschaffen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN und der SPD) s hat auch sehr schnell auf einen Aufruf von Musikern eagiert. Ich glaube, dass das dem Parlament in der Me- iendemokratie gut tut. So hatte die Anhörung eine un- laubliche Aufmerksamkeit. Künstler, die niemals hier m Parlament auf der Tribüne gesessen haben, waren ier und haben drei Stunden lang zugehört, unter ande- em dem, was der französische Kulturminister gesagt 14026 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Dr. Antje Vollmer hat. Das war etwas Besonderes. Von daher ist es dazu ge- kommen, dass das Parlament heute hier reagiert. Vor allem geben wir ein Signal, ein Signal für mehr Vielfalt, gegen die Monokultur weltweit im Musikbe- reich. Es gibt ungefähr 1 Million Titel, aber auch im Rahmen der Globalisierung weltweit werden nur unge- fähr 300 immer wieder gespielt. Das spiegelt den Reich- tum der Musikkulturen der Welt nicht wider. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Das ist unstreitig, Frau Kollegin Vollmer!) Wir setzen ein Signal für Rundfunkqualität. Ich wünschte, dass die Sender, die teilweise sehr heftig re- agiert haben, begreifen würden, (Gitta Connemann [CDU/CSU]: Das machen sie schon!) dass wir eigentlich für ihre Interessen eintreten, wenn wir für mehr Rundfunkqualität kämpfen. Ich persönlich gebe dem Rundfunk eine ganz große Zukunft. Es ist auch ein Signal zur Sicherung von Künstler- existenzen, nämlich dadurch, dass sie die Chance zum Marktzugang erhalten. Wir schaffen den Markt doch nicht ab; ganz im Gegenteil. Wir ermöglichen ihn in sei- ner Vielfalt, indem wir Leuten den einzigen Zugang er- möglichen, den es für sie gibt, nämlich einmal ihrem Pu- blikum vorgestellt zu werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Es ist schließlich ein Signal dafür – das ist für mich nicht das Unwichtigste –, dass sich diese Gesellschaft endlich einmal für ihre Jugendkultur interessiert. Bei manchen Reaktionen, übrigens auch in manchen Zei- tungsredaktionen, habe ich den Eindruck, als ob noch gar nicht begriffen worden wäre, wie viel Aufregendes, Interessantes, Neues und wirklich Erstaunliches da pas- siert. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da stimme ich Ihnen zu!) Was tun wir jetzt, Herr Kampeter? Wir tun mehr, als manche Kommentare sagen, und in gewisser Hinsicht auch weniger. Wir tun nämlich zum jetzigen Zeitpunkt genau das Mögliche. Wir sprechen uns für eine Selbst- verpflichtung aus. Es ist kein Quotengesetz. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Ach du lieber Gott!) Wir beziehen uns in dem Antrag auf die Quotendebatte. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: „Ein Anteil von 35 Prozent“ steht darin!) Wenn Sie lesen könnten, hätten Sie das auch sofort ge- merkt. Es ist eine Selbstverpflichtung. Dazu, dass eine Selbstverpflichtung ein marktwirtschaftliches Instru- ment ist, kann ich auf viele Debatten der letzten Zeit ver- weisen. Sie von der CDU wollen das schließlich auch. Insofern ist es auch eine Einladung an die Sender zum G l w a s k s u v d F r e k l z c p a d F r w t z t w M P k I e L S w s A z s k s b (C (D espräch. Diese Einladung meinen wir ernst. Wir wol- en mehr Neuvorstellungen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie wollen vor allem mehr Regulierung, Frau Vollmer, ge- rade Sie persönlich!) Unsere Vorgehensweise hat noch einen Vorteil. Weil ir jetzt kein Gesetz machen, brauchen wir auch nicht bschließend festzulegen, ob wir deutschsprachige Mu- ik oder hier produzierte Musik unterstützen wollen. Wir önnen jetzt der Forderung der Musiker folgen. Die Mu- iker wollen keine Aufteilung, sondern sagen: Es kommt ns darauf an, dass die Leute, die hier produzieren, in ielen Sprachen, aber eben auch in Deutsch, gehört wer- en können. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die deutsche Quote in multinationaler Variante!) Wir wollen neue Gruppen und bitten die Sender, neue ormate zu schaffen. Damit helfen wir auch den Musik- edakteuren. Darunter gibt es ungeheuer viele, die doch twas vom Markt verstehen, die aber in ihrem Sender eine Chance haben, weil sie keine eigene Sendemög- ichkeit bekommen. Wir diskutieren damit auch etwas, u dem sich alle Sender, private wie öffentlich-rechtli- he, verpflichtet haben, nämlich Binnen- und Außen- luralität. Im Übrigen – das möchte ich noch einmal sagen – ist lles das, was wir tun, nicht systemfremd. Wir haben für ie Literatur die Buchpreisbindung. Wir haben für den ilmbereich die Filmpreise. Wir haben für die öffentlich- echtlichen Sender, die wir ja mit guter Qualität haben ollen, die Gebühren. Wir haben übrigens für die Zei- ungen den reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7 Pro- ent – darum haben nicht zuletzt die Kulturpolitiker hef- ig gekämpft –, den Herr Eichel schon einmal abschaffen ollte. Viele haben also eine Sonderbedingung, nur die usiker, die ganz besonders darauf angewiesen sind, ihr ublikum zu erreichen, haben nichts. Wir tun auch nichts Besonderes. Ich muss den Kriti- ern sagen: Sie haben die Debatte weltweit verschlafen. nsgesamt 29 Länder haben die Quote und es diskutieren igentlich alle darüber, selbst die englischsprachigen änder. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die wollen auch eine deutschsprachige Quote? Das glaube ich nicht!) ogar neun europäische Länder haben die Quote schon. Nun zum CDU/CSU-Antrag. Ich hätte mir ge- ünscht, Sie hätten sich einfach unserem Antrag ange- chlossen. Sie haben auch viele Ausdrücke aus unserem ntrag, der Ihnen schon lange vorlag, benutzt. Der ein- ige Unterschied ist, dass Sie sagen: Wir wollen ein Ge- präch über eine Selbstverpflichtung, aber wir wollen ein Ziel nennen. Ich weiß nicht, was daran zielführend ein soll, wenn man das Ziel nicht kennt. Unser Ziel ha- en wir in unserem Antrag benannt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das entspricht nur Recht und Gesetz!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14027 (A) ) (B) ) Dr. Antje Vollmer Ich freue mich über die Debatte, die es gegeben hat, und darüber, dass das Parlament so schnell und so heftig reagiert hat. Das war insgesamt der Kenntnis der Mu- sikszene sehr zuträglich. Ich bin insbesondere den Musi- kern dankbar dafür, dass sie den Anstoß dazu gegeben haben. Das war übrigens ein Wunder: Noch nie hat es so viele unterschiedliche Musiker gegeben, die gemeinsam eine Aktion gemacht haben. Wer weiß, wie schwierig es ist, Gemeinsamkeiten unter Künstlern, die ja bekanntlich Solisten sind, herbeizuführen, der weiß, dass es etwas Besonderes war und dass die Not besonders groß sein musste. Darauf haben wir reagiert. Ich bitte auch Sie, das zu unterstützen. Danke. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort Kollegen Hans-Joachim Otto, FDP-Fraktion. Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP): Liebe Kolleginnen und Kollegen! Dieter Bohlen hat einen schweren Fehler gemacht. Er hat sich nämlich ge- gen die Quote ausgesprochen, bevor er den Antrag von Rot-Grün gelesen hatte. In diesem Antrag wird verlangt – ich zitiere –: Pop- und Rockmusik aus Deutschland und Nach- wuchsmusiker aus Deutschland … durch spezielle, der Nachwuchsförderung dienende Sendeformate und Wettbewerbe zu fördern. Rot-Grün verlangt, wenn ich es richtig ver- stehe, jede Woche eine neue Sondersendung des von Dieter Bohlen produzierten Sendeformats „Deutschland sucht den Superstar“. (Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Quatsch!) – Oh, ich habe Ihren Antrag genau gelesen. – Diese Sen- dung ist nämlich ein spezielles, der Nachwuchsförde- rung in Rock- und Popmusik dienendes Sendeformat. Daniel Küblböck ist solch ein Superprodukt von dem, was Sie wollen. (Beifall bei Abgeordneten der FDP – Wider- spruch bei der SPD) Sie wollen also deutsche Rock- und Popmusik fördern. Da Sie dieses nicht genauer eingrenzen, ist davon auszu- gehen, dass Sie nicht Qualität, sondern schlicht und ein- fach in Deutschland produzierte Musik fördern wollen. Das ist ein bisschen ärmlich. (Beifall bei Abgeordneten der FDP – Zuruf der Abg. Monika Griefahn [SPD]) – Es gibt aber auch noch einen witzigen Nebeneffekt, liebe Frau Griefahn – Sie haben mich ja gerade angesprochen –: Dieter Bohlen wohnt in Ihrem Wahl- kreis. Es ist also schon eine pfiffige Form von Wirt- schaftsförderung, wenn Sie Dieter Bohlen hier das Wort reden. m t l s S F d s F h e s C f g a m K T R D v g o l v w D u r s d S k r (C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Meine Damen und Herren, das Beispiel Dieter Bohlen acht deutlich, wie wenig durchdacht der rot-grüne An- rag ist. In ihm wird übrigens – auch das ist mir aufgefal- en – gar nicht zwischen Hörfunk und Rundfunk unter- chieden. (Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Bei Ihnen geht alles durcheinander, Herr Kollege!) ie haben eben gesagt, dass Ihr Antrag nicht für das ernsehen gelten solle. Im Antrag ist aber von Rundfunk ie Rede; Rundfunk umfasst Fernsehen und Hörfunk. Jede Quote, egal ob Selbst- oder Fremdquote, ist ein chwerer Eingriff in die Programmfreiheit und in die reiheit der Rundfunkteilnehmer, das zu hören, was sie ören wollen. Mit einer Quote fängt im Grunde schon ine Form von Zensur an. Wenn Frau Kollegin Vollmer agt, sie wolle jungen Künstlerinnen und Künstlern eine hance geben und ihnen einen Marktzugang verschaf- en, dann antworte ich ihr: Diese Chance zum Marktzu- ang haben sie gottlob doch schon, weil in Deutschland uch ohne Ihre komische Quote qualitätsvolle Musik ge- acht wird und der Anteil deutscher Künstlerinnen und ünstler am Gesamtumsatz der in den Charts erfassten itel über 50 Prozent beträgt. Da brauchen Sie doch im adio keine Quote mehr. (Beifall bei der FDP) iese jungen Nachwuchskünstler verschaffen sich durch iel innovativere Formen als die Quote einen Marktzu- ang, zum Beispiel durch das Internet, durch Konzerte der durch Spezialzeitschriften. Niemand braucht diese ächerliche Quote. Abschließend sage ich Ihnen: Die deutsche Musik ist iel zu gut, als dass sie hinter einen Quotenzaun gestellt erden müsste. (Monika Griefahn [SPD]: Wie kommt es, dass sie bei den Sendungen nur 1 Prozent ausmacht und 600 Künstler sie wollen?) ie in Deutschland produzierte Musik wird sich auch nd gerade gegen Ihre Quote durchsetzen. Die Einfüh- ung einer Quote geht letztlich immer mit einer Gering- chätzung einher, hier mit der Vermutung, dass sich die eutsche Musik ohne Quote nicht durchsetzen könnte. ie wird sich aber durchsetzen. Darüber sind wir froh. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort Staatsministerin Christina Weiss. (Beifall des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD]) Dr. Christina Weiss, Staatsministerin beim Bundes- anzler: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her- en! So vehement die Quote von Künstlerinnen und 14028 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Staatsministerin Dr. Christina Weiss Künstlern und von Teilen der Phonoindustrie gefordert wird, so vehement wird sie von den Rundfunkanstalten bekämpft. Trotz dieses deutlichen Unentschiedens bin ich dankbar dafür, dass wir in Anlehnung an Frankreich (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: „Anlehnung“ ist sehr verschleiernd!) eine Diskussion über den Wert unserer Musik in den hie- sigen Programmen führen. Es geht schließlich um den Stellenwert von musikalischer Vielfalt und um Nach- wuchsförderung. Es geht um Kunst und nicht um Deutschtümelei. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Ich freue mich, dass alle Fraktionen die Art, wie wir mit Musik umgehen, auch mit Rock und Pop aus Deutsch- land, nicht alleine auf die Quotenfrage reduzieren. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Sehr gut! Da stimme ich Ihnen zu!) Musik ist eines unserer wichtigsten Kulturgüter. Das Le- bensgefühl ganzer Generationen ist von ihr bestimmt. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Jetzt wird die Rede gut!) Die Popkultur gilt längst als kulturwissenschaftliches Phänomen, ja sogar als Klassiker. Die heutige Diskussion zeigt, dass sich ein ganz gro- ßes Bündnis gebildet hat, das der Musik in Deutschland eine größere Bühne bauen will. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Das ist auch mir ein wichtiges Anliegen; denn der Rund- funk ist immer noch das wichtigste Medium, um Musik einem breiten Publikum bekannt zu machen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich glaube, nicht mehr so!) Es ist in der Tat egal, ob per Hörfunk oder Fernsehen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Rechtlich ist das nicht ganz richtig, Frau Staatssekretärin!) Diesem Ansatz folgte auch ein Symposium, das ich im Frühjahr letzten Jahres gemeinsam mit dem Vorsit- zenden der Rundfunkkommission der Länder, Minister- präsident Kurt Beck, veranstaltet habe. Es trafen sich alle Seiten: Rundfunkveranstalter, Vertreter der Musik- wirtschaft, der Politik und der Presse und natürlich auch Musikerinnen und Musiker, um über die musikalische Vielfalt im Hörfunk zu diskutieren. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Barthel und ich waren auch da! – Monika Griefahn [SPD]: Griefahn auch!) – Sie waren einer der Politiker, Herr Kampeter, und Frau Griefahn auch. Aber, meine Damen und Herren, die Debatte hat ja schon positive Wirkung gezeigt. Eine Reihe von Hör- funkprogrammen der ARD, zum Beispiel Bayern 3 und S s M Z N s N u b g p k n v r V Z a T d r w g I k s R p d w l u ti d t s d u g R (C (D WR 3, also durchaus so genannte Mainstreamkanäle, tellen in speziellen Sendeformaten vorwiegend neue usiktitel und Musikinterpreten aus Deutschland vor. um Teil laufen diese Sendungen jeden Abend. Auch DR 2 wird ab März nächsten Jahres eine neue zwei- tündige Sendung starten, in der einmal wöchentlich achwuchskünstler und Produzenten zu ihrem Recht nd zu Interviews kommen. Titel, die in der Hörergunst estehen, sollten aus diesen Sendungen zudem ins Ta- esprogramm übernommen werden. Mehrere Hörfunk- rogramme der ARD bieten überdies auch Nachwuchs- ünstlern, die noch keinen Plattenvertrag ihr Eigen ennen können, die Chance, ihre Musik selbst im Radio orzustellen. Diese neuen Sendeformate sind ein Schritt in die ichtige Richtung, ein Plädoyer für die musikalische ielfalt in unseren Medien. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) iel dieser Konzepte muss es immer sein, nach und nach uch mehr deutschsprachige Titel in das ganz normale agesprogramm einzuspeisen. (Beifall der Abg. Monika Griefahn [SPD]) Natürlich werden diese Sendungen das deutsche Ra- ioprogramm nicht von heute auf morgen revolutionie- en; aber es ist immerhin ein Anfang ohne Zwang. Ich ünsche mir, dass die ARD diesen guten Weg weiter- eht. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie reden ja nicht gegen den Antrag, sondern nur gegen Frau Vollmer!) ch weiß, dass sich der Vorsitzende der ARD-Hörfunk- ommission bei den Landesrundfunkanstalten dafür ein- etzen will. Das ist ein wichtiges Signal. Die Gespräche mit der Musikwirtschaft und den undfunkveranstaltern, selbstverständlich auch mit den rivaten, gehen weiter. Meine Behörde ist gern bereit, iesen Prozess in Abstimmung mit den Ländern immer ieder zu befeuern und zu moderieren. Es wird nicht ge- ingen, zu pauschalen Lösungen zu kommen. Dafür sind nsere Hörfunkprogramme zu zahlreich und zu vielfäl- g, (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Also sprechen Sie gegen den Antrag von Rot- Grün! – Gegenruf der Abg. Monika Griefahn [SPD]: Sie fordert doch die Bundesregierung geradezu auf, das zu tun!) afür sind die Strukturen bei den Landesrundfunkanstal- en regional zu ausgetüftelt. Hinzu kommt, dass es auch chlichtweg unterschiedliche musikalische Ansätze bei en Sendern gibt. Wir sind uns völlig einig, Herr Kampeter, dass wir ns mit den Rundfunkveranstaltern auf einen Weg eini- en sollten, der zu einem Mehr an deutscher Musik im adio führt. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja! Und ohne Reglementierung!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14029 (A) ) (B) ) Staatsministerin Dr. Christina Weiss Das können im Übrigen ganz individuelle Lösungen sein. Der Programmanteil muss aber ein relevanter und messbarer sein. Präsident Wolfgang Thierse: Frau Staatsministerin, gestatten Sie eine Zwischen- frage des Kollegen Otto? Dr. Christina Weiss, Staatsministerin beim Bundes- kanzler: Bitte, gerne, Herr Otto, gerade noch rechtzeitig vor meinem letzten Satz. Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP): Liebe Frau Dr. Weiss, ich habe mit großer Freude ge- hört, dass Sie sich gegen pauschale Lösungen ausspre- chen und auf die spezifischen Formate der ARD abstel- len. Darf ich Sie deshalb fragen, ob Sie die Forderung in dem Antrag der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/ Die Grünen ablehnen, wo es heißt, „in den Musikpro- grammen einen Anteil von annähernd 35 %“ festzule- gen? Ist das eine pauschale Lösung, in jedem Musikpro- gramm einen Anteil von 35 Prozent festzulegen? (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert) Dr. Christina Weiss, Staatsministerin beim Bundes- kanzler: Sie sollten in der Tat den Antrag weiterlesen. Unsere Gespräche mit den Rundfunkveranstaltern müssen eine gewisse Zielvorgabe enthalten. Sonst passiert gar nichts; sonst gibt es keine neuen Rundfunkformate. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Insofern ist es gut, eine gewisse Linie vorzugeben und zu schauen, welcher Rundfunkveranstalter unserer Ziel- vorgabe am nächsten kommt. Meine letzte Bemerkung. Selbstverpflichtungen sind das modernste Instrument, um dieses Ziel, in dem wir of- fensichtlich übereinstimmen, zu erreichen. Ich bin si- cher, dass wir dieses Ziel erreichen werden, wenn wir diese Debatte so munter weiterführen. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU] – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Munter ist es! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie hat nicht gegen unseren Antrag gesprochen!) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt erhält die Kollegin Gitta Connemann von der CDU/ CSU-Fraktion das Wort. (Beifall bei der CDU/CSU) S w s d L h a w G r 7 R n F t K K D g d t g D n Z e – m d s Q a „ g a i (C (D Gitta Connemann (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau taatsminister, (Dr. Uwe Küster [SPD]: „Ministerin“, so viel Zeit muss sein!) ir debattieren die Förderung deutschsprachiger deut- cher Musik. Es geht heute nicht mehr um das Ob, son- ern um das Wie. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Nein! Es geht auch um das Ob!) Musik ist die Sprache der Leidenschaft, Herr Otto. eidenschaft allein hilft aber wenig. Das zeigt auch die eutige Debatte. Diese Debatte braucht vor allem Ver- ntwortungsgefühl und Augenmaß. Ansonsten müssen ir weiterhin mit Urteilen rechnen – die Kollegin riefahn wird sich daran erinnern – wie nach der Anhö- ung zur Musikquote. Ich zitiere aus der „taz“ vom . Oktober 2004: Die Debatte war so hohl und hinfällig, dass sie umso leidenschaftlicher und lauter geführt werden musste. (Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Sehr wahr!) ichtig! Es ist ein Urteil, das ich teile. Damit stehe ich icht alleine, Frau Kollegin Vollmer. Durch vorschnelle estlegungen und pressewirksame Inszenierungen mu- ierte die Anhörung zu einem Spektakel, das weder der ultur noch der Politik gerecht wurde. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Wir haben durch die Anträge meiner Fraktion und der oalition jetzt eine neue Chance auf eine Sachdebatte. abei darf und kann es nicht um die Frage gehen, was ute und was schlechte Musik ist. Es kann auch nicht um ie Frage gehen, ob deutsche Musik per se besser als in- ernationale ist. Es darf auch nicht um eine Zwangsquote ehen. (Steffen Kampeter (CDU/CSU): Sehr wahr!) enn die Quote wird es realistischerweise nicht geben, icht nur, weil uns als Mitglieder des Bundestages die uständigkeit fehlt – es wäre schön gewesen, wenn der ine oder andere Kollege dies bemerkt hätte – (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Ich habe es bemerkt!) Herr Otto und auch Herr Kampeter haben es be- erkt –, sondern auch wegen verfassungsrechtlicher Be- enken. Eine gesetzliche Regelung würde eine Ein- chränkung der Rundfunkfreiheit bedeuten. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Meine Damen und Herren von der Koalition, die uote ist passé, auch wenn der Antrag von Rot-Grün nders klingt und wenn in ihm von einem Anteil von annähernd 35 Prozent“ gesprochen wird. Aber im Er- ebnis sollen sich die Sender selbst verpflichten. Es ist lso eine bloße Scheinquote. Man kann auch sagen: Es st eine Mogelpackung. 14030 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Gitta Connemann Diese Mogelpackung unterscheidet sich ganz ent- scheidend von Ihren vehementen Forderungen nach ei- ner Quote, Frau Kollegin Vollmer. Ich möchte aus der „Süddeutschen Zeitung“ vom heutigen Tage zitieren: Als Tiger ist die … Quotenforderung gesprungen – als singender, klingender Bettvorleger landet sie nun. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Im Ergebnis läuft es also bei beiden Anträgen auf eine Selbstverpflichtung hinaus. Wir wollen die Förderung von guten Noten statt von schlechten Quoten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Herr Barthel, auch ich möchte Ihnen ganz herzlich zum Geburtstag gratulieren. (Jörg Tauss [SPD]: Dann reden Sie keinen Un- sinn, sondern seien Sie höflicher! – Gegenruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Tauss, Mund halten!) – Ich würde mich nicht geehrt fühlen, wenn ich nicht wenigstens einen Zuruf von Ihnen erhalten würde, Herr Tauss. Das würde nämlich zeigen, dass meine Rede nicht gut wäre. Also vielen Dank für Ihren Zuruf! (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Im Gegensatz zu Ihrem Antrag, Herr Barthel, ist der Antrag von CDU/CSU eindeutig und übrigens auch rechtlich mangelfrei. (Dr. Uwe Küster [SPD]: Nein!) Eine Quotierung deutscher Musik kann mit dem Schutz der deutschen Sprache, aber niemals mit dem Schutz des Produktionsstandortes Deutschland begründet werden. Das berücksichtigt Ihr Antrag nicht. (Beifall der Abg. Hildegard Müller [CDU/ CSU]) Wir wollen eine freiwillige Selbstverpflichtung, aber die dafür umso mehr; denn zur Kulturlandschaft Deutschlands gehört unstrittig die deutsche Sprache und damit auch deutschsprachige Musik. Wie könnte man es besser sagen als die Sängerin Inga Humpe in der Anhö- rung zur Musikquote: Sich in der eigenen Sprache auszudrücken … halte ich auch kulturell gesehen für etwas sehr Heilsames und sehr Wichtiges. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!) Zur kulturellen Grundversorgung gehören auch der freie Zugang und die mögliche Teilhabe an Kultur. Aber gibt es in der Musikbranche wirklich noch einen freien Markt mit fairem Wettbewerb? Gibt es noch Markt- offenheit und Markttransparenz? (Jörg Tauss [SPD]: Jetzt erzählen Sie mal!) Der Hörer kann schließlich nur das wählen, was seinem Ohr angeboten wird; da sind wir uns einig. m f e t f l a c d k v N D c d k d a a d m i v h e w t ü D n V m a G M v (C (D Nach Emnid sind mehr als 77 Prozent der Befragten it der immer kleiner werdenden Titelauswahl der öf- entlich-rechtlichen Hörfunksender unzufrieden. Ergo, s gibt eine erhebliche Beeinträchtigung der Konsumen- ensouveränität. Es gibt schwer überwindbare Hürden ür Newcomer. Der Neuheitenanteil der öffentlich-recht- ichen Sender liegt laut Professor Dahmen von der Pop- kademie heute bei knapp 15 Prozent, bei deutschspra- higen Neuheiten sogar bei nur 1,2 Prozent. Das ist efinitiv zu wenig. Die Enquete-Kommission prüft zurzeit alle Möglich- eiten, wie wir die wirtschaftliche und soziale Situation on Künstlern sichern, aber auch den künstlerischen achwuchs fördern können. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) ie Ausweitung des Programmfensters für deutschspra- hige Musik würde eine gute Möglichkeit bieten; denn amit würden die Markteintrittschancen für junge Musi- er deutlich verbessert. Es gibt ja bereits gute Erfahrungen mit entsprechen- en Angeboten. Denken Sie unter anderem an Eins Live, n Radio Fritz, an „Das Ding“ oder im privaten Bereich n Motor FM auf 106,8, ein neuer, innovativer Sender, er den ganzen Tag nur deutsche Musik spielt. Die Verantwortlichen sind also auf einem guten Weg, eine Damen und Herren von der Koalition. Geben wir hnen Zeit und Gelegenheit, sich über Wege der Selbst- erpflichtung und Selbstkontrolle zu verständigen! (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!) Es wäre schön gewesen, wenn wir das gemeinsam ätten tun können. Aber Ihr Antrag krankte daran, dass r zunächst durch die Flure geisterte, niemals öffentlich urde und jetzt noch nicht einmal im Ausschuss debat- iert werden soll. Vielmehr wird ohne weitere Beratung ber ihn abgestimmt. (Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Wir hatten doch schon die Anhörung!) as zeigt mir – es tut mir Leid –, dass Sie Angst vor ei- er Auseinandersetzung haben, die Sie unter anderen orzeichen und vor dem Hintergrund eines gemeinsa- en Ziels begonnen haben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass wir uns n der Musik ein Beispiel nehmen: Erst die harmonische emeinschaft der Einzeltöne macht nämlich eine gute elodie. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Nun erhält noch der Kollege Otto für eine Kurzinter- ention das Wort. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14031 (A) ) (B) ) Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP): Liebe Frau Connemann, Sie haben dem Kollegen Kampeter und mir bescheinigt, dass wir immerhin er- kannt haben, dass der Bundestag und die Bundesregie- rung keine Zuständigkeit dafür haben, auf die Inhalte der Radioprogramme Einfluss zu nehmen. Ich verstehe nun wirklich nicht, warum Sie sich für den Antrag der CDU/ CSU-Fraktion ausgesprochen haben. Dort heißt es wört- lich: Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregie- rung auf, im Rahmen ihrer Zuständigkeit … den Stellenwert der auf Deutsch gesungenen oder in Deutschland produzierten Musik … im Sinne deut- scher Musiker zu stärken … Überhaupt finde ich, dass die Rede von Herrn Kampeter und Ihre Rede sehr viel besser waren als der Antrag, den Sie gestellt haben. (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Sie kritisieren die SPD, dass sie eine Zwangsquote will. Ich stelle fest: Ihr Antrag unterscheidet sich, was die öf- fentlich-rechtlichen Sender anbelangt, kaum von dem der SPD und der Grünen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Deswegen möchte ich Sie, Herr Kampeter und Frau Connemann, herzlich bitten, im Sinne Ihrer beiden Re- den, die ich eigentlich für sehr überzeugend halte, Ihren Antrag zurückzuziehen. Das wäre das Beste. (Heiterkeit und Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Für die unmittelbare Erwiderung sehe ich eigentlich keinen zwingenden Bedarf. (Heiterkeit) Ich vermute auch, dass die freundliche Aufforderung, den Antrag zurückzuziehen, folgenlos bleibt, (Jörg Tauss [SPD]: Wer weiß!) was durch heftiges Nicken hiermit bestätigt wird. Die Kollegin Petra Pau möchte ihre Rede zu Protokoll geben.1) (Beifall des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD] – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Die wollen wir hören!) Damit schließe ich die Aussprache zu diesem Tages- ordnungspunkt. Den geballten Geburtstagswünschen an den Kollegen Barthel schließe ich mich an. d w i m t G S R v f s M F d f g s d K l D S S R n Ü d s s 1) Anlage 3 2) (C (D (Beifall – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Da hast du ja eine schöne Party arran- giert!) Ich bin nicht sicher, ob bei den übrigen abzustimmen- en Sachverhalten das Einvernehmen ähnlich groß ist ie bei den guten Wünschen. Das stellen wir nun fest, ndem wir die Zusatzpunkte 10 a und 10 b zur Abstim- ung stellen. Wir kommen zunächst zur Abstimmung über den An- rag der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die rünen auf Drucksache 15/4521 mit dem Titel „Für eine elbstverpflichtung öffentlich-rechtlicher und privater undfunksender zur Förderung von Vielfalt im Bereich on Pop- und Rockmusik in Deutschland“. Wer stimmt ür diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält ich der Stimme? – Damit ist dieser Antrag mit der ehrheit der Koalition angenommen. Zusatzpunkt 10 b: Abstimmung über den Antrag der raktion der CDU/CSU auf Drucksache 15/4495 mit em Titel „Musik aus Deutschland fördern – Für eine reiwillige Selbstverpflichtung der Hörfunksender zu- unsten deutschsprachiger Musik“. Wer stimmt für die- en Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich er Stimme? – Dieser Antrag ist mit der Mehrheit der oalition gegen die Stimmen der Antragsteller abge- ehnt. Nun rufe ich Tagesordnungspunkt 24 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl (Heilbronn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Für eine verständlichere Sprache in Gesetzen, Verordnungen und Behördenschreiben – Ge- gen schlechtes Amtsdeutsch – Drucksache 15/4154 – Überweisungsvorschlag: Innenausschuss (f) Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Kultur und Medien Für die Debatte war eine halbe Stunde vorgesehen. ie gemeldeten Redner Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast, tephan Mayer (Altötting), Dr. Ole Schröder, Silke tokar von Neuforn und Sibylle Laurischk geben ihre eden zu Protokoll.2) Damit kann ich diese nicht eröff- ete Aussprache gleich wieder schließen. Ich vermute, dass Sie der interfraktionell vereinbarten berweisung der Vorlage auf Drucksache 15/4154 an ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu- timmen wollen. – Das ist der Fall. Dann ist das so be- chlossen. Anlage 4 14032 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert Ich rufe die Zusatzpunkte 11 a und 11 b auf: a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Bernhard Brinkmann (Hildesheim), Ernst Bahr (Neuruppin), Lothar Binding (Heidelberg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Anja Hajduk, Volker Beck (Köln), Alexander Bonde, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN Bewältigung der Konversionslasten durch ge- meinsame Anstrengungen von Bund, Ländern und Kommunen – Drucksache 15/4520 – Überweisungsvorschlag: Haushaltsausschuss (f) Innenausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Verteidigungsausschuss Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dietrich Austermann, Steffen Kampeter, Ilse Aigner, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU Konversionsregionen stärken – Verbilligte Ab- gabe von zu Verteidigungszwecken nicht mehr benötigten Liegenschaften ermöglichen – Drucksache 15/4531 – Überweisungsvorschlag: Haushaltsausschuss (f) Innenausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Verteidigungsausschuss Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Auch hier ist die vereinbarte Debattenzeit aufgrund der Bereitschaft der betroffenen Kollegen, ihre Reden zu Protokoll zu geben, nicht erforderlich. Es handelt sich um die Beiträge der Kollegen Bernhard Brinkmann (Hildesheim), Anita Schäfer (Saalstadt), Franziska Eichstädt-Bohlig und Dirk Niebel.1) Wir kommen zur verbleibenden, notwendigen Be- schlussfassung, der Überweisung der Vorlagen auf den Drucksachen 15/4520 und 15/4531 an die in der Tages- ordnung aufgeführten Ausschüsse. Sind Sie damit ein- verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist das so beschlos- sen. Ich rufe Zusatzpunkt 12 auf: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Aufenthaltsgesetzes und weiterer Gesetze – Drucksache 15/4491 – Überweisungsvorschlag: Innenausschuss (f) A R r k w o G F w d w d b d u r B c n S s D d I s 1) Anlage 5 (C (D Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Hierzu war interfraktionell vereinbart, dass keine ussprache stattfinden soll. Insofern schließe ich diese egelung kongenial den gerade getroffenen Vereinba- ungen an. – Ihr Einverständnis stelle ich fest. Somit ommen wir gleich zur Überweisung. Der Gesetzent- urf auf Drucksache 15/4491 soll an die in der Tages- rdnung aufgeführten Ausschüsse überwiesen werden. ibt es anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der all. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Nun könnten wir am Schluss unserer Sitzung sein, enn es nicht (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Wenn es nicht den Bundeskanzler gäbe!) en unbestrittenen Höhepunkt der vorgesehenen Zurück- eisung von Einsprüchen des Bundesrates gäbe. Da iese Abstimmung jetzt noch nicht erfolgen kann, unter- reche ich die Sitzung, (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Wir sind doch alle da!) ie voraussichtlich um 18.30 Uhr wieder eröffnet wird, m dann die notwendigen Abstimmungen durchzufüh- en. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Super! Ganz toll gemacht!) is dahin ist die Sitzung unterbrochen. (Unterbrechung von 17.14 bis 18.32 Uhr) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Die unterbro- hene Sitzung ist wieder eröffnet. Interfraktionell ist vereinbart, die heutige Tagesord- ung um die Beratung der Anträge der Fraktionen der PD und des Bündnisses 90/Die Grünen auf Zurückwei- ung von Einsprüchen des Bundesrates auf den rucksachen 15/4556 und 15/4557 zu erweitern und iese jetzt als Zusatzpunkte 14 a und 14 b aufzurufen. – ch sehe, dass Sie einverstanden sind. Dann ist das so be- chlossen. Ich rufe also die Zusatzpunkte 14 a und 14 b auf: a) Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN Zurückweisung des Einspruchs des Bundesra- tes gegen das Gesetz zum qualitätsorientierten und bedarfsgerechten Ausbau der Tagesbe- treuung für Kinder (Tagesbetreuungsausbau- gesetz – TAG) – Drucksachen 15/3676, 15/3986, 15/4045, 15/4381, 15/4554, 15/4556 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14033 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert b) Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN Zurückweisung des Einspruchs des Bundesra- tes gegen das Gesetz zur Einführung der Euro- päischen Gesellschaft (SEEG) – Drucksachen 15/3405, 15/3656, 15/4053, 15/4379, 15/4555, 15/4557 – Der Präsident des Bundesrates hat schriftlich mitge- teilt, dass der Bundesrat beschlossen hat, gegen das Ta- gesbetreuungsausbaugesetz sowie gegen das Gesetz zur Einführung der Europäischen Gesellschaft Einspruch einzulegen. Es liegen zwei Anträge der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen auf Zurückweisung der Einsprüche des Bundesrates vor. Bevor wir zur Abstimmung über diese beiden An- träge kommen, bitte ich um Aufmerksamkeit für die ob- ligatorischen Hinweise zum Abstimmungsverfahren. Es ist jeweils namentliche Abstimmung verlangt. Nach Art. 77 Abs. 4 des Grundgesetzes ist für die Zurückwei- sung eines Einspruches des Bundesrates die Mehrheit der Mitglieder des Deutschen Bundestages erforderlich, also mindestens 301 Stimmen. Wer den Einspruch zu- rückweisen will, muss mit Ja stimmen. Sie benötigen au- ßer Ihren Stimmkarten auch Ihre Stimmausweise in den Farben Blau und Gelb. Die Farbe des zu verwendenden Stimmausweises wird vor der jeweiligen Abstimmung angegeben. Die Stimmausweise können Sie nach be- kanntem Verfahren Ihrem Stimmkartenfach entnehmen. Achten Sie bitte darauf, dass beide – Stimmkarte und Stimmausweis – Ihren Namen tragen. Bevor Sie die Stimmkarte in die Urne werfen, geben Sie den Stimm- ausweis bitte einem der Schriftführer an der Urne. Sie müssen beide dort abgeben. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer noch einmal, darauf zu achten, dass Stimmkarten nur von Kolleginnen und Kollegen in die Urne geworfen werden dürfen, die vorher ihren Stimmausweis in der richtigen Farbe abgegeben haben. Wir kommen jetzt zur ersten namentlichen Abstim- mung, zum Zusatzpunkt 14 a. Hier geht es um den Antrag der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen auf Zurückweisung des Einspruchs gegen das Tagesbetreuungsausbaugesetz, Drucksache 15/4556. Hierzu benötigen Sie Ihren Stimmausweis in der Farbe Blau. Haben alle Schriftführerinnen und Schriftführer die vorgesehenen Plätze eingenommen? – Das ist offen- sichtlich der Fall. Dann eröffne ich die Abstimmung. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ist noch ein Mit- glied des Hauses anwesend, das seine Stimmkarte nicht hat abgeben können? – Das scheint nicht der Fall zu sein. Dann schließe ich die Abstimmung und bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh- lung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wer- den wir später bekannt geben. m t E f s a S s A H g d S d g d b b w f s B w d A S d t d s d s d d z M m i m s 1) (C (D Wir kommen nun zur zweiten namentlichen Abstim- ung, zum Zusatzpunkt 14 b. Hier geht es um den An- rag der Koalitionsfraktionen auf Zurückweisung des inspruchs des Bundesrates gegen das Gesetz zur Ein- ührung der Europäischen Gesellschaft auf Druck- ache 15/4557. Sie benötigen hier Ihren gelben Stimm- usweis. Ich nehme an, dass die Schriftführerinnen und chriftführer an ihren vorgesehenen Plätzen geblieben ind. – Niemand widerspricht dem. Dann eröffne ich die bstimmung. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ist ein Mitglied des auses anwesend, das seine Stimmkarte noch nicht ab- egeben hat? – Das ist nicht der Fall. Dann schließe ich ie Abstimmung und bitte die Schriftführerinnen und chriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. Wir wer- en auch dieses Abstimmungsergebnis später bekannt eben und freuen uns natürlich über jeden Einzelnen, der iesem spannenden Augenblick persönlich beizuwohnen eabsichtigt. Wir werden Namenslisten anfertigen, die ei entsprechender Gelegenheit besonders gewürdigt erden. Möchte jemand noch weitere Abstimmungen durch- ühren? – Das scheint mir ein Minderheitsbedürfnis zu ein. Der FDP-Vorsitzende regt eine Aktuelle Stunde an. ei beschleunigter Abwicklung könnte sie möglicher- eise bis zur Bekanntgabe der ausgezählten Ergebnisse urchgeführt werden. Ich unterbreche die Sitzung bis zur Bekanntgabe der bstimmungsergebnisse.1) (Unterbrechung von 18.43 bis 18.53 Uhr) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die unterbrochene itzung ist wieder eröffnet. Wir kommen zum Zusatzpunkt 14 a zurück. Ich gebe as von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermit- elte Ergebnis der namentlichen Abstimmung über en Antrag der Fraktionen der SPD und des Bündnis- es 90/Die Grünen auf Zurückweisung des Einspruchs es Bundesrates gegen das Tagesbetreuungsausbauge- etz bekannt. Abgegebene Stimmen 539. Das ist auch ie Zahl der abgegebenen Stimmausweise, was ich aus- rücklich lobend erwähnen will; denn es wäre kompli- ierter, wenn es anders wäre. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr richtig, Herr Präsident!) it Ja haben gestimmt 304, (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) it Nein haben gestimmt drei, Enthaltungen 232. Damit st der Antrag mit der erforderlichen Mehrheit angenom- en und der Einspruch des Bundesrates zurückgewie- en. Ergebnis Seite 14036 A 14034 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 539; davon ja: 304 nein: 3 enthalten: 232 Ja SPD Dr. Lale Akgün Gerd Andres Ingrid Arndt-Brauer Rainer Arnold Hermann Bachmaier Ernst Bahr (Neuruppin) Doris Barnett Dr. Hans-Peter Bartels Eckhardt Barthel (Berlin) Klaus Barthel (Starnberg) Sören Bartol Sabine Bätzing Uwe Beckmeyer Klaus Uwe Benneter Dr. Axel Berg Ute Berg Hans-Werner Bertl Petra Bierwirth Rudolf Bindig Lothar Binding (Heidelberg) Kurt Bodewig Gerd Friedrich Bollmann Klaus Brandner Willi Brase Bernhard Brinkmann (Hildesheim) Hans-Günter Bruckmann Edelgard Bulmahn Marco Bülow Ulla Burchardt Dr. Michael Bürsch Hans Martin Bury Marion Caspers-Merk Dr. Peter Danckert Dr. Herta Däubler-Gmelin Karl Diller Martin Dörmann Peter Dreßen Elvira Drobinski-Weiß Detlef Dzembritzki Sebastian Edathy Siegmund Ehrmann Hans Eichel Martina Eickhoff Marga Elser Gernot Erler Petra Ernstberger Karin Evers-Meyer Annette Faße Elke Ferner Gabriele Fograscher Rainer Fornahl Gabriele Frechen Dagmar Freitag Lilo Friedrich (Mettmann) Iris Gleicke G U R A D M K G A W K H B K A M N H R R D G P M G G S G J W Ir F E K C L R J K J U D U H K H A D D W F K R A E N V D A H H U D C C ünter Gloser we Göllner enate Gradistanac ngelika Graf (Rosenheim) ieter Grasedieck onika Griefahn erstin Griese abriele Groneberg chim Großmann olfgang Grotthaus arl Hermann Haack (Extertal) ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn laus Hagemann lfred Hartenbach ichael Hartmann (Wackernheim) ina Hauer ubertus Heil einhold Hemker olf Hempelmann r. Barbara Hendricks ustav Herzog etra Heß onika Heubaum isela Hilbrecht abriele Hiller-Ohm tephan Hilsberg erd Höfer elena Hoffmann (Chemnitz) alter Hoffmann (Darmstadt) is Hoffmann (Wismar) rank Hofmann (Volkach) ike Hovermann laas Hübner hristel Humme othar Ibrügger enate Jäger ann-Peter Janssen laus Werner Jonas ohannes Kahrs lrich Kasparick r. h.c. Susanne Kastner lrich Kelber ans-Peter Kemper laus Kirschner ans-Ulrich Klose strid Klug r. Bärbel Kofler r. Heinz Köhler alter Kolbow ritz Rudolf Körper arin Kortmann olf Kramer nette Kramme rnst Kranz icolette Kressl olker Kröning r. Hans-Ulrich Krüger ngelika Krüger-Leißner orst Kubatschka elga Kühn-Mengel te Kumpf r. Uwe Küster hristine Lambrecht hristian Lange (Backnang) C W D E G G E D D T L C H M U P U A U M C G F D V D D H H J J D F D K G D C W R R D K M G O M T A A G R B D S H O H U S D W H C W hristine Lehder altraud Lehn r. Elke Leonhard ckhart Lewering ötz-Peter Lohmann abriele Lösekrug-Möller rika Lotz r. Christine Lucyga irk Manzewski obias Marhold othar Mark aren Marks ilde Mattheis arkus Meckel lrike Mehl etra-Evelyne Merkel lrike Merten ngelika Mertens rsula Mogg ichael Müller (Düsseldorf) hristian Müller (Zittau) esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich olker Neumann (Bramsche) ietmar Nietan r. Erika Ober olger Ortel einz Paula ohannes Pflug oachim Poß r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe arin Rehbock-Zureich erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel Riemann- Hanewinckel alter Riester einhold Robbe ené Röspel r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth (Esslingen) ichael Roth (Heringen) erhard Rübenkönig rtwin Runde arlene Rupprecht (Tuchenbach) homas Sauer nton Schaaf xel Schäfer (Bochum) udrun Schaich-Walch udolf Scharping ernd Scheelen r. Hermann Scheer iegfried Scheffler orst Schild tto Schily orst Schmidbauer (Nürnberg) lla Schmidt (Aachen) ilvia Schmidt (Eisleben) agmar Schmidt (Meschede) ilhelm Schmidt (Salzgitter) einz Schmitt (Landau) arsten Schneider alter Schöler O K F W O G B R S D D R E D D W D J D L R C R D J J J D W F H R S J U D H H A R P G G D D H L In D A J H D B E B D V W H U M D (C (D laf Scholz arsten Schönfeld ritz Schösser ilfried Schreck ttmar Schreiner erhard Schröder rigitte Schulte (Hameln) einhard Schultz (Everswinkel) wen Schulz (Spandau) r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz rika Simm r. Sigrid Skarpelis-Sperk r. Cornelie Sonntag- Wolgast olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer ita Streb-Hesse r. Peter Struck oachim Stünker örg Tauss ella Teuchner r. Gerald Thalheim olfgang Thierse ranz Thönnes ans-Jürgen Uhl üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger te Vogt (Pforzheim) r. Marlies Volkmer ans Georg Wagner edi Wegener ndreas Weigel einhard Weis (Stendal) etra Weis unter Weißgerber ert Weisskirchen (Wiesloch) r. Ernst Ulrich von Weizsäcker r. Rainer Wend ildegard Wester ydia Westrich ge Wettig-Danielmeier r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein ürgen Wieczorek (Böhlen) eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz rigitte Wimmer (Karlsruhe) ngelbert Wistuba arbara Wittig r. Wolfgang Wodarg erena Wohlleben altraud Wolff (Wolmirstedt) eidi Wright ta Zapf anfred Helmut Zöllmer r. Christoph Zöpel Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14035 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Kerstin Andreae Marieluise Beck (Bremen) Volker Beck (Köln) Cornelia Behm Birgitt Bender Matthias Berninger Grietje Bettin Alexander Bonde Ekin Deligöz Dr. Thea Dückert Jutta Dümpe-Krüger Franziska Eichstädt-Bohlig Dr. Uschi Eid Hans-Josef Fell Joseph Fischer (Frankfurt) Katrin Göring-Eckardt Anja Hajduk Winfried Hermann Antje Hermenau Peter Hettlich Ulrike Höfken Thilo Hoppe Michaele Hustedt Jutta Krüger-Jacob Fritz Kuhn Renate Künast Markus Kurth Undine Kurth (Quedlinburg) Dr. Reinhard Loske Anna Lührmann Jerzy Montag Kerstin Müller (Köln) Winfried Nachtwei Christa Nickels Friedrich Ostendorff Simone Probst Claudia Roth (Augsburg) Krista Sager Christine Scheel Irmingard Schewe-Gerigk Rezzo Schlauch Albert Schmidt (Ingolstadt) Werner Schulz (Berlin) Petra Selg Ursula Sowa Rainder Steenblock Silke Stokar von Neuforn Hans-Christian Ströbele Jürgen Trittin Marianne Tritz Dr. Antje Vogel-Sperl Dr. Antje Vollmer Dr. Ludger Volmer Josef Philip Winkler Margareta Wolf (Frankfurt) Fraktionslose Abgeordnete Dr. Gesine Lötzsch Nein CDU/CSU Leo Dautzenberg Axel E. Fischer (Karlsruhe- Land) Dr. Ole Schröder E C U Il P A N D G E D O D C R A J W W D K D H M V H C G H A V M M G Il D E In H D K H D E J D H D N R E G R D P D U K R H M M M nthalten DU/CSU lrich Adam se Aigner eter Altmaier rtur Auernhammer orbert Barthle r. Wolf Bauer ünter Baumann rnst-Reinhard Beck (Reutlingen) r. Christoph Bergner tto Bernhardt r. Rolf Bietmann lemens Binninger enate Blank ntje Blumenthal ochen Borchert olfgang Börnsen (Bönstrup) olfgang Bosbach r. Wolfgang Bötsch laus Brähmig r. Ralf Brauksiepe elge Braun onika Brüning erena Butalikakis artmut Büttner (Schönebeck) ajus Julius Caesar itta Connemann ubert Deittert lexander Dobrindt era Dominke arie-Luise Dött aria Eichhorn eorg Fahrenschon se Falk r. Hans Georg Faust nak Ferlemann grid Fischbach artwig Fischer (Göttingen) irk Fischer (Hamburg) laus-Peter Flosbach erbert Frankenhauser r. Hans-Peter Friedrich (Hof) rich G. Fritz ochen-Konrad Fromme r. Michael Fuchs ans-Joachim Fuchtel r. Jürgen Gehb orbert Geis oland Gewalt berhard Gienger eorg Girisch alf Göbel r. Reinhard Göhner eter Götz r. Wolfgang Götzer te Granold urt-Dieter Grill einhard Grindel ermann Gröhe ichael Grosse-Brömer arkus Grübel anfred Grund K H G H U S U J B E P R K J H S D B S I B S V G E J K M H T R M G G D D W D H B K P U W D P D D E S D D W D D F D M H K M S B arl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg olger Haibach erda Hasselfeldt elmut Heiderich rsula Heinen iegfried Helias da Carmen Freia Heller ürgen Herrmann ernd Heynemann rnst Hinsken eter Hintze obert Hochbaum laus Hofbauer oachim Hörster ubert Hüppe usanne Jaffke r. Peter Jahr artholomäus Kalb teffen Kampeter rmgard Karwatzki ernhard Kaster iegfried Kauder (Bad Dürrheim) olker Kauder erlinde Kaupa ckart von Klaeden ürgen Klimke ristina Köhler (Wiesbaden) anfred Kolbe artmut Koschyk homas Kossendey udolf Kraus ichael Kretschmer ünther Krichbaum ünter Krings r. Martina Krogmann r. Hermann Kues erner Kuhn (Zingst) r. Norbert Lammert elmut Lamp arbara Lanzinger arl-Josef Laumann eter Letzgus rsula Lietz alter Link (Diepholz) r. Klaus W. Lippold (Offenbach) atricia Lips r. Michael Luther orothee Mantel rwin Marschewski (Recklinghausen) tephan Mayer (Altötting) r. Conny Mayer (Freiburg) r. Martin Mayer (Siegertsbrunn) olfgang Meckelburg r. Michael Meister r. Angela Merkel riedrich Merz oris Meyer (Tapfheim) aria Michalk ans Michelbach laus Minkel arlene Mortler tefan Müller (Erlangen) ernward Müller (Gera) H B H M G D F E M R U S D B R D T H D P C K K D H D D D V A P A A N G A B C A U W K M B T J J G A M M T L A E D A V A G M P G A K M W D (C (D ildegard Müller ernd Neumann (Bremen) enry Nitzsche ichaela Noll ünter Nooke r. Georg Nüßlein ranz Obermeier duard Oswald elanie Oßwald ita Pawelski lrich Petzold ibylle Pfeiffer r. Friedbert Pflüger eatrix Philipp uprecht Polenz aniela Raab homas Rachel ans Raidel r. Peter Ramsauer eter Rauen hrista Reichard (Dresden) atherina Reiche laus Riegert r. Heinz Riesenhuber annelore Roedel r. Klaus Rose r. Norbert Röttgen r. Christian Ruck olker Rühe lbert Rupprecht (Weiden) eter Rzepka nita Schäfer (Saalstadt) ndreas Scheuer orbert Schindler eorg Schirmbeck ngela Schmid ernd Schmidbauer hristian Schmidt (Fürth) ndreas Schmidt (Mülheim) we Schummer ilhelm Josef Sebastian urt Segner atthias Sehling ernd Siebert homas Silberhorn ohannes Singhammer ens Spahn ero Storjohann ndreas Storm ax Straubinger atthäus Strebl homas Strobl (Heilbronn) ena Strothmann ntje Tillmann deltraut Töpfer r. Hans-Peter Uhl rnold Vaatz olkmar Uwe Vogel ndrea Astrid Voßhoff erhard Wächter arko Wanderwitz eter Weiß (Emmendingen) erald Weiß (Groß-Gerau) nnette Widmann-Mauz laus-Peter Willsch atthias Wissmann erner Wittlich agmar Wöhrl 14036 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert ja: 304 Sören Bartol Sabine Bätzing Marco Bülow Gernot Erler Petra Ernstberger Gabriele Groneberg Petra Heß Monika Heubaum Johannes Kahrs Volker Kröning Angelika Krüger-Leißner Uwe Beckmeyer Klaus Uwe Benneter Dr. Axel Berg Ute Berg Hans-Werner Bertl Petra Bierwirth Rudolf Bindig Lothar Binding (Heidelberg) Kurt Bodewig Gerd Friedrich Bollmann Klaus Brandner Willi Brase K A E G R G D L Ir G U R arin Evers-Meyer nnette Faße lke Ferner abriele Fograscher ainer Fornahl abriele Frechen agmar Freitag ilo Friedrich (Mettmann) is Gleicke ünter Gloser we Göllner enate Gradistanac G G S G J W I F E K C isela Hilbrecht abriele Hiller-Ohm tephan Hilsberg erd Höfer elena Hoffmann (Chemnitz) alter Hoffmann (Darmstadt) ris Hoffmann (Wismar) rank Hofmann (Volkach) ike Hovermann laas Hübner hristel Humme D H H U D C C C W D E G r. Hans-Ulrich Krüger orst Kubatschka elga Kühn-Mengel te Kumpf r. Uwe Küster hristine Lambrecht hristian Lange (Backnang) hristine Lehder altraud Lehn r. Elke Leonhard ckhart Lewering ötz-Peter Lohmann Ja SPD Dr. Lale Akgün Gerd Andres Ingrid Arndt-Brauer Rainer Arnold Hermann Bachmaier Ernst Bahr (Neuruppin) Doris Barnett Dr. Hans-Peter Bartels Eckhardt Barthel (Berlin) Klaus Barthel (Starnberg) Dr. Michael Bürsch Hans Martin Bury Marion Caspers-Merk Dr. Peter Danckert Dr. Herta Däubler-Gmelin Karl Diller Martin Dörmann Peter Dreßen Elvira Drobinski-Weiß Detlef Dzembritzki Sebastian Edathy Siegmund Ehrmann Hans Eichel Martina Eickhoff Marga Elser W K H B K A M N H R R D G olfgang Grotthaus arl Hermann Haack (Extertal) ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn laus Hagemann lfred Hartenbach ichael Hartmann (Wackernheim) ina Hauer ubertus Heil einhold Hemker olf Hempelmann r. Barbara Hendricks ustav Herzog Dr. h.c. Susanne Kastner Ulrich Kelber Hans-Peter Kemper Klaus Kirschner Hans-Ulrich Klose Astrid Klug Dr. Bärbel Kofler Dr. Heinz Köhler Walter Kolbow Fritz Rudolf Körper Karin Kortmann Rolf Kramer Anette Kramme Ernst Kranz Nicolette Kressl nein: 235 Ulla Burchardt Achim Großmann Ulrich Kasparick Wolfgang Zeitlmann Wolfgang Zöller Willi Zylajew FDP Dr. Karl Addicks Daniel Bahr (Münster) Angelika Brunkhorst Ernst Burgbacher Helga Daub Jörg van Essen O H R D H D U B D M H G Ich komme zum Zusatzpunk den Schriftführerinnen und Sch gebnis der namentlichen Ab trag der Fraktionen der SPD un Grünen auf Zurückweisung des rates gegen das Gesetz zur Einf Gesellschaft bekannt. Abgegeb abgegebene Stimmen auch 539 (Zuruf von der SPD: Kubatschka [SPD]: Sind Schluss?) Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 539; davon B H E tto Fricke orst Friedrich (Bayreuth) ainer Funke r. Wolfgang Gerhardt ans-Michael Goldmann r. Christel Happach-Kasan lrich Heinrich irgit Homburger r. Werner Hoyer ichael Kauch ellmut Königshaus udrun Kopp J S H I S M D H D C t 14 b. Ich gebe das von riftführern ermittelte Er- stimmung über den An- d des Bündnisses 90/Die Einspruchs des Bundes- ührung der Europäischen ene Stimmausweise 539, . Bravo! – Horst wir nicht gut zum – f T h m m n w ernhard Brinkmann (Hildesheim) ans-Günter Bruckmann delgard Bulmahn A D M K ürgen Koppelin ibylle Laurischk arald Leibrecht na Lenke abine Leutheusser- Schnarrenberger arkus Löning irk Niebel ans-Joachim Otto (Frankfurt) etlef Parr ornelia Pieper G D D D J D D D F M Der spontane Beifall könnte ühren, dies sei die eigentliche (Heiterke atsächlich kommt es aber auf d aben gestimmt 304, (Beifall bei der SPD und DIE GRÜN it Nein haben gestimmt 235, it ist der Antrag mit der erfor ommen und der Einspruch de iesen. ngelika Graf (Rosenheim) ieter Grasedieck onika Griefahn erstin Griese L R J K (C (D isela Piltz r. Andreas Pinkwart r. Max Stadler r. Rainer Stinner ürgen Türk r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing raktionslose Abgeordnete artin Hohmann zu dem Missverständnis Hürde gewesen. it) ie Ja-Stimmen an. Mit Ja dem BÜNDNIS 90/ EN) Enthaltungen keine. Da- derlichen Mehrheit ange- s Bundesrates zurückge- othar Ibrügger enate Jäger ann-Peter Janssen laus Werner Jonas Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14037 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert Gabriele Lösekrug-Möller Erika Lotz Dr. Christine Lucyga Dirk Manzewski Tobias Marhold Lothar Mark Caren Marks Hilde Mattheis Markus Meckel Ulrike Mehl Petra-Evelyne Merkel Ulrike Merten Angelika Mertens Ursula Mogg Michael Müller (Düsseldorf) Christian Müller (Zittau) Gesine Multhaupt Franz Müntefering Dr. Rolf Mützenich Volker Neumann (Bramsche) Dietmar Nietan Dr. Erika Ober Holger Ortel Heinz Paula Johannes Pflug Joachim Poß Dr. Wilhelm Priesmeier Florian Pronold Dr. Sascha Raabe Karin Rehbock-Zureich Gerold Reichenbach Dr. Carola Reimann Christel Riemann- Hanewinckel Walter Riester Reinhold Robbe René Röspel Dr. Ernst Dieter Rossmann Karin Roth (Esslingen) Michael Roth (Heringen) Gerhard Rübenkönig Ortwin Runde Marlene Rupprecht (Tuchenbach) Thomas Sauer Anton Schaaf Axel Schäfer (Bochum) Gudrun Schaich-Walch Rudolf Scharping Bernd Scheelen Dr. Hermann Scheer Siegfried Scheffler Horst Schild Otto Schily Horst Schmidbauer (Nürnberg) Ulla Schmidt (Aachen) Silvia Schmidt (Eisleben) Dagmar Schmidt (Meschede) Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Heinz Schmitt (Landau) Carsten Schneider Walter Schöler Olaf Scholz Karsten Schönfeld Fritz Schösser Wilfried Schreck Ottmar Schreiner G B R S D D R E D D W D J D L R C R D J J J D W F H R S J U D H H A R P G G D D H L In D A J H D B E B D V W H U M D B G K M erhard Schröder rigitte Schulte (Hameln) einhard Schultz (Everswinkel) wen Schulz (Spandau) r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz rika Simm r. Sigrid Skarpelis-Sperk r. Cornelie Sonntag- Wolgast olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer ita Streb-Hesse r. Peter Struck oachim Stünker örg Tauss ella Teuchner r. Gerald Thalheim olfgang Thierse ranz Thönnes ans-Jürgen Uhl üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger te Vogt (Pforzheim) r. Marlies Volkmer ans Georg Wagner edi Wegener ndreas Weigel einhard Weis (Stendal) etra Weis unter Weißgerber ert Weisskirchen (Wiesloch) r. Ernst Ulrich von Weizsäcker r. Rainer Wend ildegard Wester ydia Westrich ge Wettig-Danielmeier r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein ürgen Wieczorek (Böhlen) eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz rigitte Wimmer (Karlsruhe) ngelbert Wistuba arbara Wittig r. Wolfgang Wodarg erena Wohlleben altraud Wolff (Wolmirstedt) eidi Wright ta Zapf anfred Helmut Zöllmer r. Christoph Zöpel ÜNDNIS 90/DIE RÜNEN erstin Andreae arieluise Beck (Bremen) V C B M G A E D J F D H J K A W A P U T M J F R M U D A J K W C F S C K C I R A W P U R S H J M D D D J M F D N C U I P A N D G olker Beck (Köln) ornelia Behm irgitt Bender atthias Berninger rietje Bettin lexander Bonde kin Deligöz r. Thea Dückert utta Dümpe-Krüger ranziska Eichstädt-Bohlig r. Uschi Eid ans-Josef Fell oseph Fischer (Frankfurt) atrin Göring-Eckardt nja Hajduk infried Hermann ntje Hermenau eter Hettlich lrike Höfken hilo Hoppe ichaele Hustedt utta Krüger-Jacob ritz Kuhn enate Künast arkus Kurth ndine Kurth (Quedlinburg) r. Reinhard Loske nna Lührmann erzy Montag erstin Müller (Köln) infried Nachtwei hrista Nickels riedrich Ostendorff imone Probst laudia Roth (Augsburg) rista Sager hristine Scheel rmingard Schewe-Gerigk ezzo Schlauch lbert Schmidt (Ingolstadt) erner Schulz (Berlin) etra Selg rsula Sowa ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ans-Christian Ströbele ürgen Trittin arianne Tritz r. Antje Vogel-Sperl r. Antje Vollmer r. Ludger Volmer osef Philip Winkler argareta Wolf (Frankfurt) raktionslose Abgeordnete r. Gesine Lötzsch ein DU/CSU lrich Adam lse Aigner eter Altmaier rtur Auernhammer orbert Barthle r. Wolf Bauer ünter Baumann E D O D C R A J W W D K D H M V H C G L H A V M M G Il D E In H D A K H D E J D H D N R E G R D P D U K R H M M M K H G H U S (C (D rnst-Reinhard Beck (Reutlingen) r. Christoph Bergner tto Bernhardt r. Rolf Bietmann lemens Binninger enate Blank ntje Blumenthal ochen Borchert olfgang Börnsen (Bönstrup) olfgang Bosbach r. Wolfgang Bötsch laus Brähmig r. Ralf Brauksiepe elge Braun onika Brüning erena Butalikakis artmut Büttner (Schönebeck) ajus Julius Caesar itta Connemann eo Dautzenberg ubert Deittert lexander Dobrindt era Dominke arie-Luise Dött aria Eichhorn eorg Fahrenschon se Falk r. Hans Georg Faust nak Ferlemann grid Fischbach artwig Fischer (Göttingen) irk Fischer (Hamburg) xel E. Fischer (Karlsruhe- Land) laus-Peter Flosbach erbert Frankenhauser r. Hans-Peter Friedrich (Hof) rich G. Fritz ochen-Konrad Fromme r. Michael Fuchs ans-Joachim Fuchtel r. Jürgen Gehb orbert Geis oland Gewalt berhard Gienger eorg Girisch alf Göbel r. Reinhard Göhner eter Götz r. Wolfgang Götzer te Granold urt-Dieter Grill einhard Grindel ermann Gröhe ichael Grosse-Brömer arkus Grübel anfred Grund arl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg olger Haibach erda Hasselfeldt elmut Heiderich rsula Heinen iegfried Helias 14038 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) (C) (B) ) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert Uda Carmen Freia Heller Jürgen Herrmann Bernd Heynemann Ernst Hinsken Peter Hintze Robert Hochbaum Klaus Hofbauer Joachim Hörster Hubert Hüppe Susanne Jaffke Eckart von Klaeden Jürgen Klimke Kristina Köhler (Wiesbaden) Manfred Kolbe Erwin Marschewski (Recklinghausen) Stephan Mayer (Altötting) Dr. Conny Mayer (Freiburg) Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn) Wolfgang Meckelburg Dr. Michael Meister Dr. Angela Merkel Friedrich Merz Henry Nitzsche Michaela Noll Günter Nooke Dr. Georg Nüßlein Dr. Christian Ruck Volker Rühe Albert Rupprecht (Weiden) Peter Rzepka Anita Schäfer (Saalstadt) Andreas Scheuer Norbert Schindler Georg Schirmbeck Angela Schmid Bernd Schmidbauer Johannes Singhammer Jens Spahn Gero Storjohann Andreas Storm Max Straubinger FDP Dr. Karl Addicks Daniel Bahr (Münster) Angelika Brunkhorst Ernst Burgbacher Helga Daub Jörg van Essen Otto Fricke Horst Friedrich (Bayreuth) Gudrun Kopp Jürgen Koppelin Sibylle Laurischk Harald Leibrecht Hartmut Koschyk Thomas Kossendey Rudolf Kraus Michael Kretschmer Günther Krichbaum Günter Krings Dr. Martina Krogmann Dr. Hermann Kues Werner Kuhn (Zingst) Dr. Norbert Lammert Helmut Lamp Barbara Lanzinger Karl-Josef Laumann Peter Letzgus Ursula Lietz Walter Link (Diepholz) Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) Patricia Lips Dr. Michael Luther Dorothee Mantel F E M R U S D B R D T H D P C K K D H D D Ich bedanke mich bei Ihnen wichtigen Mitteilung persönlic Zahl der anwesenden Kollegin groß, als dass die ansonsten na in Betracht gekommen wäre, je persönlich alles Gute für die b zu wünschen. Dennoch wünsc ranz Obermeier duard Oswald elanie Oßwald ita Pawelski lrich Petzold ibylle Pfeiffer r. Friedbert Pflüger eatrix Philipp uprecht Polenz aniela Raab homas Rachel ans Raidel r. Peter Ramsauer eter Rauen hrista Reichard (Dresden) atherina Reiche laus Riegert r. Heinz Riesenhuber annelore Roedel r. Klaus Rose r. Norbert Röttgen M T L A E D A V A G M P G A K M W D W W W allen, dass Sie bei dieser h anwesend waren. Die nen und Kollegen ist zu he liegende Möglichkeit dem unter Namensaufruf evorstehenden Feiertage he ich uns allen eine be- s K l t atthäus Strebl homas Strobl (Heilbronn) ena Strothmann ntje Tillmann deltraut Töpfer r. Hans-Peter Uhl rnold Vaatz olkmar Uwe Vogel ndrea Astrid Voßhoff erhard Wächter arko Wanderwitz eter Weiß (Emmendingen) erald Weiß (Groß-Gerau) nnette Widmann-Mauz laus-Peter Willsch atthias Wissmann erner Wittlich agmar Wöhrl olfgang Zeitlmann olfgang Zöller illi Zylajew In S M D H D C G D D D J D D D F M innliche Weihnachtszeit und ommen Sie alle gut ins neue J etzt die Hoffnung verbinde, da ags früher fertig werden, als es Die Sitzung ist geschlossen. (Schluss: 18.5 (D a Lenke abine Leutheusser- Schnarrenberger arkus Löning irk Niebel ans-Joachim Otto (Frankfurt) etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz r. Andreas Pinkwart r. Max Stadler r. Rainer Stinner ürgen Türk r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing raktionslose Abgeordnete artin Hohmann einige geruhsame Tage. ahr, mit dem ich nicht zu- ss wir in der Regel frei- heute der Fall war. 6 Uhr) Dr. Dieter Jahr Bartholomäus Kalb Steffen Kampeter Irmgard Karwatzki Bernhard Kaster Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) Volker Kauder Gerlinde Kaupa Doris Meyer (Tapfheim) Maria Michalk Hans Michelbach Klaus Minkel Marlene Mortler Stefan Müller (Erlangen) Bernward Müller (Gera) Hildegard Müller Bernd Neumann (Bremen) C A D U W K M B T hristian Schmidt (Fürth) ndreas Schmidt (Mülheim) r. Ole Schröder we Schummer ilhelm Josef Sebastian urt Segner atthias Sehling ernd Siebert homas Silberhorn Rainer Funke Dr. Wolfgang Gerhardt Hans-Michael Goldmann Dr. Christel Happach-Kasan Ulrich Heinrich Birgit Homburger Dr. Werner Hoyer Michael Kauch Hellmut Königshaus Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14039 (A) ) (B) ) rat – 2002 festgelegt haben. Schon in einem Jahr, ab Ja- Sie brauchen doch – ob Stadt ob Land – nur auf die eingestellt, die wir gemeinsam – Bundestag und Bundes- J unk-Mail-Kultur der USA auf Europa übertragen lässt. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Marktöffnung im Postmarkt schnellstmöglich voranbringen (Ta- gesordnungspunkt 23) Klaus Barthel (Starnberg) (SPD): Mit den FDP-An- trägen zur Liberalisierung in allen Lebensbereichen, so auch zur Post, ist es fast wie Weihnachten: Alle Jahre wieder. Anders als Weihnachten sind diese Anträge kein Grund zum Feiern. Ein Erfolg dieser Anträge wäre aus ganz unterschied- lichen Gründen schädlich: Die Deutsche Post AG und ihre Wettbewerber haben sich in ihrer Geschäftsplanung auf die gesetzlich festgelegten Liberalisierungsschritte n 3 p p g g im m m Z g n d w z b u d A G s r z U f d g 5 g D s is f n n d l d s v g a d t n g M w P a Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Carstensen (Nordstrand), Peter H. CDU/CSU 17.12.2004 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 17.12.2004 Feibel, Albrecht CDU/CSU 17.12.2004 Gutting, Olav CDU/CSU 17.12.2004 Haupt, Klaus FDP 17.12.2004 Hennrich, Michael CDU/CSU 17.12.2004 Irber, Brunhilde SPD 17.12.2004 Dr. Kolb, Heinrich L. FDP 17.12.2004 Nolting, Günther Friedrich FDP 17.12.2004 Otto (Godern), Eberhard FDP 17.12.2004 Rauber, Helmut CDU/CSU 17.12.2004* Ronsöhr, Heinrich- Wilhelm CDU/CSU 17.12.2004 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 17.12.2004 Dr. Thomae, Dieter FDP 17.12.2004 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht uar 2006, sinkt die Gewichtsgrenze auf 50 Gramm, am 1. Dezember 2007 endet jeglicher Rest des Postmono- ols, also in bereits drei Jahren. Wer an diesem Stufen- lan ständig rüttelt, gefährdet die Entwicklung einer anzen Branche, gefährdet Zigtausende Arbeitsplätze, efährdet die Erbringung der Postdienste. Unsere Politik bleibt berechenbar, und zwar sowohl Interesse der Kundinnen und Kunden, der Arbeitneh- erinnen und Arbeitnehmer sowie seriösen Unterneh- en in der Branche. Diese haben sich auf die geltenden eitpläne, Lizenzbedingungen und Netzzugangsbedin- ungen eingestellt. Wer das aufbricht, hilft eben nicht ei- em fairen und qualitätsorientierten Wettbewerb, son- ern großen Konzernen, die sehr schnell in der Lage ären, die interessanten Sektoren des Postmarktes auf- urollen, ohne sich großartig um Arbeitsplätze, Flächen- edienung und sonstiges Kleingedruckte zu kümmern. Man muss sich doch nur auf dem Markt umschauen, m zu erkennen, was da passiert. In der Hoffnung auf as Konsolidierungsgeschäft laufen sich nicht die Ich- Gs und Mittelständler warm, sondern die Großverlage, roßversender und internationalen Postkonzerne. Bei- piel ist der Aufkauf von Mehrheitsanteilen eines erfolg- eichen mittelständischen Berliner Zustelldienstes durch wei Großverlage. Ein weiteres Beispiel ist das eines nternehmens aus Hannover, das sich selbst als „Billig- lieger“ und als Nummer zwei der Branche sieht und der er niederländischen Post und einem Versandkonzern ehört. Diese Nummer zwei hat sage und schreibe 0 Beschäftigte, die eine erlesene Kundschaft aus Ener- ieversorgern, Versandhändlern und Banken betreuen. er „Billigflieger“ gibt dann die Aufträge an ein unüber- chaubares Geflecht von Subunternehmern weiter. Das t der hochprofitable Rosinenmarkt der industriell ge- ertigten Briefsendungen wie Werbepost, Monatsabrech- ungen oder Kontoauszüge. So wie es bei den Leistungserbringern nicht die Klei- en sind, die profitieren, sind es auch auf Kundenseite ie Normalverbraucher, die Handwerker und Freiberuf- er mit ihrem Schriftverkehr und ihren Rechnungen, die avon profitieren, ganz im Gegenteil. Wenn dieses Mas- engeschäft – etwa 80 Prozent des gesamten Sendungs- olumens – noch früher als geplant in den Wettbewerb eht, und sei es nur zum Teil, wird der Rest der Welt, lso 99 Prozent der Bevölkerung, mit ihrem Kleinzeug ie Zeche bezahlen, und zwar auch durch höheres Porto. Der Glaube der FDP an das Modell USA ist im An- rag dokumentiert, bedarf aber zweier Hinweise: Zum ei- en hat die von der FDP gelobte Entwicklung dort dazu eführt, dass der staatliche US Postal Service jährlich illiardenverluste einfährt und zum Sanierungsfall ge- orden ist – und das, obwohl er anders als die Deutsche ost ein 100-prozentiges Zustellungsmonopol hat. Zum nderen zweifeln Analysten mit Recht daran, ob sich die 14040 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) vielen Briefkästen schauen, auf denen steht: „Bitte keine Werbung“. Auch der Glaube, dass die Bank-, Strom- und Ver- sandkunden etwas davon hätten, dass ihre Banken usw. erhebliche Rabatte bekommen, ist durch die Realität wi- derlegt. Ein Blick auf Ihren Kontoauszug genügt: Dort steht das normale Briefporto, das Ihnen in Rechnung ge- stellt wird. Gleichzeitig wissen wir, dass diese Großver- sender schon jetzt Rabatte von rund 10 Cent, also 18 Prozent bekommen. 45,1 Cent zahlen, 55 kassieren, das macht bei den Zigmillionen Bankauszügen, die mo- natlich verschickt werden, jährlich millionenschwere Summen aus, die den Kunden vorenthalten werden, ein nettes Zubrot zu den ohnehin nicht gerade maßvollen Kontoführungsgebühren für den Normalverbraucher. Die FDP will also nichts anderes, als dieses Zubrot zugunsten der Ärmsten zu verallgemeinern und zu ver- größern. Das hat weder mit fairem Wettbewerb noch mit Portosenkung, noch mit Wachstum und Arbeitsplätzen zu tun. Die FDP will mit ihrem Antrag den Bundestag nicht nur verleiten, Unsinn, Vermutungen und Unterstellungen zu beschließen. Sie handelt auch noch auf fast zwei Sei- ten die Konsolidierung und postvorbereitenden Dienste ab, ohne zu sagen, was das eigentlich ist. Einmal schrei- ben Sie, es gehe um gewerbliches Sammeln, Sortieren und Frankieren, Seite 1. Dann schreiben Sie, es gehe um Abholen, Sammeln, Sortieren, Seite 2. Sie werfen die Begriffe durcheinan- der. Weite Teile der postvorbereitenden Dienste sind längst liberalisiert. Niemand wird gehindert, auszudru- cken, zu kuvertieren, zu sortieren, zu frankieren. Bei der Konsolidierungsdebatte geht es um die Pflicht der Post AG, mit entsprechenden Rabatten gewerblich vorbereitete Sendungen überall entgegenzunehmen und überall zustellen zu müssen wie andere voll bezahlte Sendungen. Dabei geht es oft um Sendungen, die Wett- bewerber deshalb aussortieren, weil sie sie in schwach strukturierten Gebieten selber nicht zustellen wollen. Für uns gilt aber auch: Dort, wo die Post AG die jetzige Rechtslage benutzt, um sich Wettbewerbsvorteile zu ver- schaffen, ist eine Änderung notwendig. Das EU-rechtliche Problem dabei ist gerade nicht, dass wir zu wenig Liberalisierung in unserem Postgesetz haben, das noch in der Zeit von Kohl und Bötsch ent- standen ist, sondern zu viel. Die EU-Kommission spricht es ganz offen aus: Nur weil es bei uns den offenen Netz- zugang mit Teilleistungen gibt, den es in den meisten an- deren Ländern eben nicht gibt, haben wir jetzt das Pro- blem. Länder, die diesen Liberalisierungsgrad nicht haben, haben keine Konsolidierungsdebatte. Einmal mehr lässt sich an dieser Stelle belegen, dass wir in Deutschland eben nicht Schlusslicht der Liberalisierung sind, sondern – nach verschiedenen Untersuchungsindi- zes – zum oberen Viertel gehören. Einmal mehr sehen wir, was wir davon haben, dass wir uns in der Liberali- sierung nicht im Gleichklang mit den anderen EU-Mit- gliedstaaten befinden, sondern Union und FDP seiner- z m K z P u d n d e b s H h t s W U d m d t s k a s g m v F w h P m w i D s f d s G e J m d d w B d m v (C (D eit meinten, mehr als nötig und sinnvoll draufsatteln zu üssen. Wir stellen fest: Erstens. Wir brauchen in punkto onsolidierung nicht die von der FDP geforderte Geset- esänderung. Wir haben dazu unsere Meinung, dass das ostgesetz im Kern in Ordnung ist. Wenn Kartellamt nd EUGH in einem einzelnen Punkt rechtswirksam an- erer Meinung sind, haben wir das zu akzeptieren. Zweitens. Wir werden das Ende der Exklusivlizenz icht vorziehen. Unser Wort gilt. Zum Schluss noch etwas an die Adresse der Union, ie sich bekanntlich auch auf anderen Themenfeldern in Kopf an-Kopfpauschal-Rennen mit der FDP um den rutalstmöglichen Neoliberalismus liefert. Da gibt es eit Anfang dieser Woche die Bundesratsinitiative von essen und Niedersachsen mit ähnlichem Gehalt wie der eutige FDP-Antrag. Da gibt es Anträge der CSU-Frak- ion im Bayerischen Landtag und entsprechende Be- chlüsse. Die Union braucht aber mit Rücksicht auf ihre ähler ein bisschen Tarnung. Deswegen garniert die nion ihre Liberalisierungsforderungen stets mit Wie- erholungen über die Postinfrastruktur, in Bayern sogar it der Forderung nach besserer Aus- und Weiterbildung er Postbeschäftigten. Hessen und Niedersachsen woll- en noch vor einem halben Jahr neue Regulierungsvor- chriften über Filialöffnungszeiten, Ortsteile und Brief- ästen. In der Tat gibt es hier immer wieder Anlass zur Kritik n der Post. Wenn es um konkrete Verbesserungen geht, teht die SPD oft alleine, zum Beispiel im Beirat der Re- ulierungsbehörde. Hier halten sich die medienwirksa- en Postkritiker mit konstruktiven Vorschlägen meist ornehm zurück oder fehlen ganz wie der Vertreter des reistaates Bayern. All das kann heute nicht ausgeführt erden. Aber eines können wir der Union nicht durchge- en lassen: Besseren flächendeckenden Service von der ost AG zu verlangen und gleichzeitig diesem Unterneh- en die Einnahmen wegzubrechen. Und: Die Union eiß ganz genau, dass viele gesetzliche Verpflichtungen m Universaldienst und die Selbstverpflichtung an die auer der Exklusivlizenz geknüpft sind. Darüber scheint ich aber niemand von der Union Gedanken zu machen. Ich fasse zusammen: Die FDP liegt geradeheraus alsch. Die Unionslandesregierungen Hessen und Nie- ersachsen liegen auch falsch, aber das auch noch mit in ich widersprüchlichen Forderungen. An die Union als anzes richtet sich einmal mehr die Frage, inwieweit sie igentlich geschäftsfähig ist, wenn sie noch vor zwei ahren mit uns Regelungen bis 2007 beschließt, und zu- indest nicht unwesentliche Teile der Union den gefun- enen Kompromiss jetzt wieder infrage stellen. Was ist as Wort einer Unionsbundesratsmehrheit heute noch ert? Der Antrag der FDP gibt der Union im Zuge der eratungen die Chance, ihre Haltung zu klären. Ich for- ere sie auf: Nutzen Sie die besinnliche Zeit. Johannes Singhammer (CDU/CSU): Lassen Sie ich zu Beginn drei zentrale Feststellungen treffen: Erstens. Die Privatisierung der damaligen Bundespost or zehn Jahren unter der Verantwortung einer CDU/ Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14041 (A) ) (B) ) CSU- und FDP-Bundesregierung war volkswirtschaft- lich richtig. Und was die heutigen Nachfolgeunterneh- men Deutsche Post AG, Deutsche Telekom AG und Postbank betrifft, waren und sind sie auch wirtschaftlich sehr erfolgreich! Zweitens. Die Union wollte damals und will natürlich auch heute den Wettbewerb auf den Märkten. Wir wol- len ein Aufbrechen alter Monopolstrukturen, um die Kräfte des Marktes für ein Mehr an Wachstum, ein Mehr an Innovation und ein Mehr an Arbeitsplätzen zu entfes- seln. Drittens. Wir wollen ein Mehr an Flexibilität, ein Mehr an Chancen, aber auch ein Mehr an fairem Wettbe- werb, national wie international. Wir wollen, dass sich der Global Player Deutsche Post AG fair gegenüber Wettbewerbern verhält, aber auch fair auf dem Heimat- markt behandelt wird. Echter Wettbewerb schafft Wachstum und nicht nur eine Umverteilung, bringt innovative Produkte, neue Dienstleistungsangebote auf den Markt und nutzt dem Mittelstand, der seine Chance zur Besetzung einer Dienstleistungs- und neuen Produktnische schneller, ef- fizienter und passgenauer besetzen kann, als Großunter- nehmen dazu in der Lage sind. Das ist die Ausgangslage: Seit Januar 1998 wurden bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post über 1 800 Lizenzanträge für den Postbereich gestellt. Von den seither rund 1 700 genehmigten Unter- nehmenslizenzen für die Beförderung von Briefsendun- gen sind derzeit rund 1 050 lizenzierte Wettbewerber der Deutschen Post AG auf dem Markt. Allerdings hatte rund die Hälfte dieser Unternehmen im Jahr 2003 noch keine Umsätze erzielt. Ausdrücklich begrüßenswert ist daher, dass sich eine neue positive Marktentwicklung bei den Unternehmens- lizenzen für höherwertige Postdienstleistungen abzeich- net: Vonseiten der Regulierungsbehörde für Telekommu- nikation wird dies positiv begleitet, um innovativen neuen Angeboten eine Lizenzierung auf dem deutschen Postmarkt zu ermöglichen. Dies sind beispielsweise hö- herwertige Dienstleistungen mit taggleicher Postzustel- lung, mit termingenauer Postzustellung, aber auch inte- grierte Logistikdienstleistungen, bei denen der Kunde beraten wird, Adressenkorrekturen vorgenommen wer- den, ein Ausdruck der zu versendenden Mitteilungen und eine Vorbereitung für die Zustellung – insbesondere Adressierung, Falzung und Kuvertierung und Ähnliches vorgenommen werden. Also schlichtweg: Es wird mehr für den Kunden ge- tan, als dies die Deutsche Post AG im Rahmen des Uni- versaldienstes anbietet. Hier findet ein echtes Mehr an Leistung und damit an Umsatz und Wachstum im Markt statt. Das ist unterstützenswert. Als Union haben wir uns für den Wettbewerb ent- schieden, während Rot-Grün die steuerliche Ungleichbe- handlung bei der Mehrwertsteuer auf Postdienstleistun- gen zugunsten der Deutschen Post AG zementiert. Wir sind der Meinung, dass alle Marktteilnehmer – egal ob Deutsche Post AG oder private Konkurrenten – die glei- c d M b w k – H G B d h e r a f t Ü P e M z P b f s K o V b d s i z 2 B n u d r e k w P f s S (C (D hen steuerrechtlichen Wettbewerbsbedingungen und ie gleichen Wettbewerbschancen auf dem deutschen arkt haben müssen. Ungleichbehandlungen der Wett- ewerber schaden dem Verbraucher, denn nur Wettbe- erb wird zu mehr Verbraucher- und Kundenfreundlich- eit und sinkenden Portopreisen führen. Im Wirtschaftsausschuss hat Rot-Grün im April 2004 wie später auch im September 2004 hier im Hohen ause – gegen einen fairen Wettbewerb gestimmt. Rot- rün hat für die Fortdauer der einseitigen steuerlichen efreiung der Deutschen Post AG in Bezug auf die Post- ienstleistungen gesorgt. Das ist der falsche Weg! Die Kolleginnen und Kollegen von der FDP-Fraktion aben heute einen Antrag in den Deutschen Bundestag ingebracht, der zum einen die Freigabe der postvorbe- eitenden Dienste, die Konsolidierung, fordert und zum nderen eine vorzeitige Aufhebung der Exklusivlizenz ür die Deutsche Post AG. Die Zulassung der vorberei- enden Dienste – also das Einsammeln, Vorsortieren und bergeben von Briefen in Briefzentren der Deutschen ost AG durch private Unternehmen unter Gewährung ines Großhandelsrabatts – wird zu Verlusten von arktanteilen bei der Deutschen Post AG führen. Schät- ungen gehen von 5 bis 10 Prozent aus, die Deutsche ost AG rechnet mit einigen 100 Millionen Euro. Die Fakten: Erstens. Die Konsolidierung im regionalen Bereich ist ereits von der Deutschen Post AG tolerierte Praxis. Es ehlt jedoch die Rechtssicherheit und damit die zuverläs- ige Planbarkeit für die privaten Mitbewerber. Zweitens. Die Deutsche Post verwehrt jedoch die onsolidierung im überregionalen Bereich. Sie fürchtet ffenkundig, dass sich die Privaten auf diesem Wege im erbund mit überregionalen Versanddienstleistern als undesweite Konkurrenz für die Zeit nach dem Wegfall er Exklusivlizenz etablieren werden. Drittens. Nach Auffassung der EU-Kommission ver- tößt das geltende deutsche Recht, der § 51 Postgesetz, n diesem einen Punkt gegen das EU-Recht. Unter Set- ung einer Frist von zwei Monaten bis zum 2. Dezember 2004 hat daher die EU-Kommission die undesregierung aufgefordert, eine Klarstellung vorzu- ehmen, nach der zweifelsfrei die Konsolidierung nicht nter die Exklusivlizenz für die Deutsche Post AG fallt. Viertens. Diesbezüglich liegt ein Vorlagebeschluss es Verwaltungsgerichtes Köln beim Europäischen Ge- ichtshof vor. Fünftens. Das Bundeskartellamt hat zwischenzeitlich in Verfahren wegen Wettbewerbsbehinderung bzw. Dis- riminierung gegen die Deutsche Post AG eingeleitet. Sechstens. Die Bundesregierung schweigt! Die Bundesregierung allein trägt damit die Verant- ortung für Planungsunsicherheit auf dem deutschen ostmarkt. „Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartof- eln“, das ist das Handlungsmuster des Bundeswirt- chaftsministers. Eine kurze Chronologie des rot-grünen chlingerns kann ich Ihnen leider nicht ersparen: 14042 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Erstens. Am 28. November 2003 erklärte die Bundes- regierung – nach einer Aufforderung der EU-Kommis- sion vom 3. Oktober 2003 –, man sehe die wettbewerbs- rechtlichen Bedenken der EU-Kommission und werde im Einzelnen prüfen, was am Postgesetz zu ändern sei. Zweitens. Nichts passiert. Daher die Mahnung der EU-Kommission am 1. April 2004. Drittens. Die Bundesregierung erklärt daraufhin mit Schreiben vom 17. Mai 2004, man werde den § 51 Post- gesetz EU-konform ändern. Viertens. Die von der Bundesregierung vorgeschla- gene gesetzliche Aufhebung der örtlichen Einlieferungs- beschränkung kleidet jedoch nur die bereits heute gän- gige Praxis in Rechtsform. Die Bedenken Brüssels werden damit nicht aufgegriffen. Fünftens. Brüssel leitet daher mit Schreiben vom 20. Oktober 2004 ein offizielles Vertragsverletzungsver- fahren ein. Die Bundesregierung hat zwei Monate Zeit, ihre Haltung zu ändern. Sechstens. Bundeswirtschaftsminister Clement erklärt daraufhin am 21. Oktober 2004, man werde prüfen, ob private Postunternehmen im Wettbewerb benachteiligt würden. Siebentens. Der Vertreter der Bundesregierung erklärt im Beirat der Regulierungsbehörde am 13. Dezember 2004, die Bundesregierung werde keine Änderung des Postgesetzes vornehmen, solange nicht das anhängige Gerichtsverfahren beim Europäischen Gerichtshof ent- schieden sei. Was und wie denn nun? Die Bundesregierung soll endlich klipp und klar sagen, was sie eigentlich will. Soll der deutsche Postmarkt im Bereich der Konsolidierung für Wettbewerber Deutschen Post AG geöffnet werden? Oder soll bis zum Ende der Exklusivlizenz am 31. Dezember 2007 im deutschen Postmarkt nur ein ein- geschränkter Wettbewerb auch in diesen Bereichen mög- lich sein? Die Bundesregierung ist aufgefordert, poli- tisch zu handeln und nicht auf Gerichtsurteile des Europäischen Gerichtshofes zu warten. Für die Union sage ich: Bei uns besteht eine grund- sätzliche Offenheit, über eine entsprechende Verände- rungen bei der Konsolidierung nachzudenken. Das hat weniger mit den EU-rechtlichen Vorgaben zu tun als mit unserer grundsätzlichen Überzeugung, dass in diesem Teilbereich des Postmarktes Wettbewerb neue Chancen eröffnet für: ein Mehr an Umsatz, ein Mehr an Wachs- tum und ein Mehr an Arbeitsplätzen. Nun fordert die FDP als zentralen Punkt noch eine vorzeitige Aufhebung der Exklusivlizenz für Briefe bis zu 100 Gramm. Zunächst darf ich der Genauigkeit hal- ber anmerken, dass die Exklusivlizenz für Briefe bis zu 100 Gramm nur noch bis zum 31. Dezember 2005 gilt. Danach gilt die Exklusivlizenz nur noch für Briefe unter 50 Gramm bis zum 31. Dezember 2007. Zum 1. Januar 2008 tritt automatisch die volle Liberalisierung auf dem deutschen Postmarkt in Kraft. d b S P te S g T s li te D n in G u v h b a w d n s d d N in a s li m b g E w g d d ta 7 d k th d ti e e d g D f r (C (D Es ist selbstverständlich, dass die Deutsche Post AG ie Postuniversaldienstleistungsverordnung einhält. Wir egrüßen die Umsetzung der im Sommer eingegangen elbstverpflichtungserklärung mit ihren über die UDLV hinausreichenden Festschreibungen. Wir erwar- n aber auch, dass bei auch noch jetzt bestehenden tandortproblemen in der Fläche – Stichwort Verbands- emeinden mit jeweils unter 2 000 Einwohnern in den eilgemeinden – Lösungen gefunden werden. Die Deut- che Post AG hat auch die Verantwortung, in wirtschaft- ch unattraktiven Bereichen präsent zu sein. Wir sehen jedoch auch Gefahren bei einer überhaste- n vorzeitigen Aufkündigung der Exklusivlizenz: Die eutsche Post AG müsste ihre Investitionsplanungen in- erhalb nur weniger Monate revidieren. Private müssten nerhalb von wenigen Monaten ein funktionsfähiges eschäftsmodell für einen Universaldienst entwickeln nd eine entsprechende Logistik aufbauen. Der zeitlich orgezogene Wettbewerb würde zudem mit einem er- eblichen Vertrauensverlust bezahlt. Ob innerhalb von nur einem Jahr Vorlaufzeit eine undesweite Versorgung mit Postuniversaldiensten auch ußerhalb der Ballungsorte reibungslos sichergestellt erden kann, ist nicht sicher. Für uns ist die Versorgung er Bevölkerung und der Wirtschaft mit einem funktio- ierenden flächendeckenden Universaldienst jedoch ent- cheidend. Abschließend lassen Sie mich noch darauf eingehen, ass die Entscheidung über den Zeitpunkt des Wegfalls er Exklusivlizenz nicht losgelöst von europäischen achbarländern gesehen und getroffen werden kann, sbesondere mit Blick auf die Situation in Frankreich, ber auch anderen Ländern mit einem weiterhin abge- chotteten Postmarkt. Mit einer Freigabe der Exklusiv- zenz würde der Deutschen Post AG auf dem Heimat- arkt die Konkurrenz von ausländischen Unternehmen evorstehen, ohne dass sie auf den anderen Märkten die leichen Möglichkeiten nutzen könnte. Nach einer Studie der Wik Consult im Auftrag der U-Kommission, bei der die Marktanteile der Wettbe- erber für inländische Briefpost dargestellt werden, er- ibt sich, dass der Marktanteil der Wettbewerber auf em deutschen Markt bei 4 Prozent liegt, in Dänemark er Wettbewerberanteil bei 2 Prozent liegt, in Großbri- nnien – dem oft gebrauchten Positivbeispiel – bei nur Prozent. Für Frankreich sind keine Zahlen bekannt, da ort faktisch kein Wettbewerb herrscht. Wettbewerb darf eine nationale Einbahnstraße sein! Dies sind die Gründe, warum wir trotz aller Sympa- ie für mehr Wettbewerb dem so nicht zustimmen wer- en. Die Union will den Dreiklang: erstens eine interna- onal wettbewerbsfähige Deutsche Post AG; zweitens inen Wettbewerb auf dem deutschen Postmarkt, der ein chtes Mehr an Umsatz und Beschäftigung schafft, und rittens wollen wir eine gesicherte und bewährte Versor- ung mit Postdienstleistungen. Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ie rot-grüne Koalition betreibt eine engagierte und er- olgreiche Wettbewerbspolitik. Wir sorgen für einen fai- en Wettbewerbsrahmen und schaffen die Voraussetzun- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14043 (A) ) (B) ) gen für Innovationen und für die Entwicklung neuer Beschäftigungsfelder, besonders durch kleine und mitt- lere Unternehmen. Bei der FDP richtet sich die Wettbewerbsorientierung dagegen nach der Intensität der Verbundenheit mit der jeweils betroffenen Klientel. Ich erinnere mich noch gut an die Situation vor einem Jahr: Die Koalition konnte ihr sehr ambitioniertes Reformgesetz zur Novellierung der Handwerksordnung nur zum Teil durchsetzen, denn die Mehrheit im Bundesrat aus FDP und CDU war gegen die Reform. Sie wollte an dem Schutz der Handwerksmeis- ter vor Wettbewerb festhalten und den Handwerkern so ein Privileg sichern. Wenn es allerdings um mehr Wett- bewerb bei den Apotheken geht, dann vertritt die FDP ohne Wenn und Aber die wettbewerbsfeindliche Position der Apotheker. Die FDP meinte, sie könnte sich so Wäh- lerstimmen dieser Klientel sichern. Dennoch konnten wir wesentliche Reformschritte durchsetzen und so die Schaffung vieler Arbeitsplätze, die in der Zwischenzeit entstanden sind, unterstützen. Der Antrag der FDP ist nichts anderes als der durchsichtige Versuch, sich als Hüterin des Wettbewerbs aufzuspielen. Das machen wir nicht mit. Die Koalition entwickelt konsequent den Wettbe- werbsrahmen für die netzgebundenen Infrastrukturen, die früher zum Monopolbereich der Bundespost gehör- ten. Sehr erfolgreich haben wir im Frühjahr die Novelle des Telekommunikationsgesetzes abgeschlossen und ei- nen fairen Wettbewerbsrahmen geschaffen. Ohne die Einführung von Wettbewerb bei der Telekommunikation wären die vielfältigen Angebote im Internet, die dras- tisch gesunkenen Telefonpreise, die neuen Dienste, die die Kommunikation extrem erleichtert haben, nicht denkbar. Damit wurden wichtige Impulse für Wachstum, Beschäftigung und Innovation gegeben. Auch bei den Postdiensten haben wir in vielen Berei- chen bereits Wettbewerb. Die Mitgliedstaaten der EU haben sich darauf geeinigt, 2007 den letzten Monopolbe- reich bei den Standardbriefen zu beseitigen und dort Wettbewerb einzuführen. An diesem Ziel halten wir fest. Nicht akzeptabel ist es für uns, wenn die Post AG den Monopolbereich über den klar definierten Rahmen hi- naus ausdehnt. Derzeit gewährt sie Großkunden, die ihre Massensendungen frankiert und sortiert einliefern, Ra- batte. Dienstleistern, die diese vorbereitenden Arbeiten für kleinere Auftraggeber übernehmen wollen, werden keine Preisnachlässe gewährt. Das ist für mich eine nicht akzeptable Wettbewerbsverzerrung. Gerade kleine und mittlere Unternehmen werden dadurch benachteiligt. Sie haben nicht die Möglichkeit, vergleichbar günstige Kon- ditionen zum Beispiel für Werbesendungen zu erhalten, und haben dadurch schlechtere Marktchancen. Die Post muss diese diskriminierende Praxis sofort beenden. Das Postgesetz erlaubt kein Monopol bei den so genannten postvorbereitenden Diensten. Die EU- Kommission sieht hier ein diskriminierendes Vorgehen der Deutschen Post AG. Die Kommission hat bereits eine Entscheidung getroffen, ein Verfahren vor dem Kar- tellamt läuft noch. Es macht auch keinen Sinn, gegen die Entscheidung der Kommission zu klagen. P h g b d G B t v b D w b d W w g w a n k d K p f p I g W g g t k s M v e e m t u i g w d z g D I D d J n (C (D Wettbewerb wird in gut zwei Jahren auf dem gesamten ostmarkt stattfinden. Schon jetzt dehnt er sich aus. Hö- erwertige Dienste, nämlich Briefsendungen, die termin- enau zugestellt werden, können schon heute von Wett- ewerbern erbracht werden. Nach Presseberichten planen ie Verlagshäuser Springer, WAZ und die Holzbrinck- ruppe, sich an einer in der gesamten Bundesrepublik riefe zustellenden Europost zu beteiligen und ihre Ver- riebstöchter in die bundesweite Struktur zur Verteilung on Briefen zu integrieren. Die Deutsche Post AG ist gut eraten, wenn sie sich intern auf Wettbewerb einstellt. ie Deutsche Post AG hat genug Potenzial, um selbstbe- usst in die Offensive zu gehen. Viele Arbeitsplätze sind ei den neuen Wettbewerbern bei Paket- und Zustell- iensten entstanden. Dieser Prozess muss weitergehen. ir werden weiter daran arbeiten, einen fairen Wettbe- erbsrahmen zu schaffen. Rainer Funke (FDP): Die Weihnachtszeit wird all- emein als die Zeit der Besinnlichkeit bezeichnet. Auch ir sollten uns heute mal besinnen und – nicht nur, aber uch – über mögliche niedrigere Preise für die Weih- achtspost, die wir lieben Menschen schicken, nachden- en. Genau darauf zielt unser heutiger Antrag. Wir können as erreichen, indem wir endlich im Briefmarkt auf die raft des Wettbewerbs setzen. Allein der Bereich der ostvorbereitenden Dienste bietet ein riesiges Potenzial ür Portosenkungen, Innovationen und neue Arbeits- lätze. Andere Länder haben uns das längst vorgemacht. n den Vereinigten Staaten hat die Freigabe der so enannten Konsolidierungsleistungen zu deutlichen achstumssteigerungen und zur Entwicklung einer ei- enständigen und dynamischen Dienstleistungsbranche eführt. In Deutschland hat das Bundeskartellamt das Verhal- en der Post AG gegenüber den Konsolidierern als dis- riminierend erkannt. Ich gehe davon aus, dass der Be- chluss des Kartellamtes Anfang kommenden Jahres den onopolisten im Briefmarkt auffordern wird, den Post- orbereitern gleiche Konditionen einzuräumen wie den igenen Großkunden. Und was macht die Bundesregierung? Sie steht trotz ntsprechender Interventionen der Europäischen Kom- ission mal wieder auf der Wettbewerbsbremse. Sie be- reibt Industriepolitik zugunsten der Deutschen Post AG nd verhindert Preissenkungen. Mit einer Klarstellung m Postgesetz könnten alle Konsolidierungshindernisse anz schnell aus dem Weg geräumt werden. Leider ver- eigert sich Rot-Grün und überlässt mal wieder der FDP ie Arbeit. Stimmen Sie unserem Antrag zu, dann wird umindest im kommenden Jahr die Weihnachtspost auch ünstiger. Gehen Sie auch an das Briefmonopol insgesamt ran! ie FDP unterstützt ausdrücklich mit diesem Antrag die nitiative der Bundesländer Niedersachsen und Hessen. ie gesamte Briefbeförderung und -verteilung muss in en Wettbewerb gestellt werden. Mit jedem zusätzlichen ahr Briefmonopol belasten wir Verbraucher und Unter- ehmen gleichermaßen. Die jüngst vorgelegte Studie 14044 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) von Professor Kruse belegt: Überhöhte Portogebühren schwächen zusätzlich die Wettbewerbsfähigkeit deut- scher Unternehmen. Fehlender oder unzureichender Wettbewerb in einem der wichtigsten Teilmärkte des Postmarktes bedeutet leider weniger Arbeitsplätze, we- niger Investitionen und weniger Kundenzufriedenheit, als möglich wäre. Lassen Sie uns heute besinnlich sein und unseren An- trag mit vielen guten Wünschen in zügige Ausschuss- beratungen schicken, um ihn dann Anfang kommenden Jahres gemeinsam zu verabschieden. Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest. Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Wirtschaft und Arbeit: Die FDP-Fraktion hat mit dem vorliegenden Antrag die Zulassung so ge- nannter Konsolidierer zum Postmarkt gefordert. In die- sem Zusammenhang hat jüngst die Europäische Kom- mission am 20. Oktober 2004 eine Entscheidung gegen die Bundesrepublik Deutschland auf der Grundlage des Art. 86 Abs. 3 des EG-Vertrages wegen Diskriminierung der Anbieter von Postvorbereitungsdiensten getroffen. Diese Entscheidung wird die Bundesregierung allerdings nicht akzeptieren. Die Klageschrift ist bereits entworfen und wird fristgerecht spätestens am 22. Dezember 2004 eingereicht werden. Die Bundesregierung vertritt die Auffassung, dass das deutsche Postgesetz im Einklang mit der Postdiensterichtlinie und den Wettbewerbsregeln des EG-Vertrages steht. Eine Öffnung der der Deutschen Post AG bis 31. Dezember 2007 zugestandenen Exklu- sivlizenz und ein Teilleistungszugang für so genannte Konsolidierer ist nach Ansicht der Bundesregierung nicht gefordert. Das gemeinschaftliche Recht der Post- märkte, das heißt die Postdiensterichtlinie, sieht keine Verpflichtung der Mitgliedstaaten zur Einführung eines Netzzugangs in das jeweilige nationale Postrecht vor. Die Postdiensterichtlinie erlaubt vielmehr den Mit- gliedstaaten, in bestimmten vorgegebenen Grenzen die gesamte postalische Wertschöpfungskette der Briefbe- förderung exklusiv für einen Anbieter zu reservieren. Von diesem Recht hat der deutsche Gesetzgeber Ge- brauch gemacht und nunmehr möchte die Bundesregie- rung das Gleichgewicht der Finanzen des Anbieters von Universaldienstleistungen nicht gefährden. Im Rahmen eines den gleichen Streitgegenstand betreffenden Vorla- geverfahrens des Verwaltungsgerichts Köln hat die Bun- desregierung bereits am 1. Dezember 2004 fristgerecht gegenüber dem Europäischen Gerichtshof Stellung ge- nommen. Eine Änderung des Postgesetzes wird also zum jetzigen Zeitpunkt strikt abgelehnt. Die Bundes- regierung hat sich entschlossen, angesichts der ungeklär- ten Rechtslage eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs – oder des Gerichts Erster Instanz – abzu- warten. Sollte eine Entscheidung fallen, die der Rechts- auffassung der Bundesregierung nicht entspricht, werden wir selbstverständlich unverzüglich alle Maßnahmen einleiten, um dieser Entscheidung schnellstmöglich nachzukommen. Zum 2. Teil: Die FDP-Fraktion hat des Weiteren gene- rell Kritik an der der Deutschen Post AG gewährten Ex- k d A z l c A z L i t S m d A a t b l f A ü f a g u h d t e P a g W b B n n v (C (D lusivlizenz geäußert und die Bundesregierung aufgefor- ert, im Interesse von zusätzlichen Investitionen und rbeitsplätzen im Briefmarkt diese bereits vor 2007 auf- uheben. Aufgrund der für den Standort wichtigen Ver- ässlichkeit der Rahmenbedingungen und der Rechtssi- herheit im Markt wird ein Vorziehen des Zeitpunkts des uslaufens der gesetzlichen Exklusivlizenz – am 31. De- ember 2007 – als nicht sachdienlich erachtet. Mit ihrem iberalisierungsfahrplan sieht sich die Bundesregierung m Einklang mit einigen anderen wichtigen Mitgliedstaa- en der Europäischen Union. Die Bundesregierung sieht allerdings auf der anderen eite – und auch hier möchte sie keine Zweifel aufkom- en lassen – keine Veranlassung für eine Verlängerung er ausschließlichen Rechte der Deutschen Post AG. uch mit dieser Festlegung sehen wir uns im Boot mit nderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union, die eilweise bereits heute schon vollständig liberalisiert ha- en oder deren Enddatum für die Gewährung ausschließ- icher Rechte mit dem von uns Festlegten zusammen- ällt. nlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Anträge: – Für eine Selbstverpflichtung öffentlich- rechtlicher und privater Rundfunksender zur Förderung von Vielfalt im Bereich von Pop- und Rockmusik in Deutschland – Musik aus Deutschland fördern – Für eine freiwillige Selbstverpflichtung der Hörfunk- sender zugunsten deutschsprachiger Musik (Zusatztagesordnungspunkt 10) Petra Pau (fraktionslos): Erstens. Wir diskutieren ber die Frage, ob es in den Medien eine Deutschquote ür Musik geben soll oder nicht. Ich kann die Frage auch nders stellen. Wir diskutieren, was aus der untergegan- enen DDR gesamtdeutsch aufgehoben werden sollte nd was nicht. Diese Debatte kommt spät. Aber immer- in, sie kommt auf verschiedenen Wegen. Zweitens. „Polikliniken“ gelten zunehmend als mo- erne Alternativen, patientenfreundlich und kostengüns- ig. „Gemeinsam lernen“ bis zur 10. Klasse, wird wieder in Thema, allemal nach dem zweiten bundesdeutschen ISA-Schock. Und auch anderswo gibt es Erfahrungen us der DDR, die entrümpelt und poliert werden können. Drittens. Ich erwähne das nicht, um einer zwiespälti- en Ostalgie zu frönen, sondern weil wir alle – Ost und est – 15 Jahre lang etwas Wesentliches verschenkt ha- en, sachlich und psychologisch. Sachlich, weil zuviel in ausch und Bogen mit dem Bade ausgeschüttet wurde, ur weil es aus der DDR kam. Psychologisch, weil ge- au das vielen Westdeutschen die Einheitslust nahm und ielen Ostdeutschen Einheitsfrust brachte. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14045 (A) ) (B) ) Viertens. Nun komme ich allerdings zu meinem Aber: Denn Unsinn wird durch Wiederholung nicht besser. Womit ich wieder bei der Musikquote bin. Denn auch dazu gibt es einschlägige Erfahrungen aus DDR-Zeiten. Die Quote hieß damals „60 zu 40“ – 60 Prozent Ost- musik und 40 Prozent Westmusik. Sie war staatlich ver- ordnet und sie wurde ständig unterlaufen. So ist das im wahren Leben. Fünftens. Hinzu kommen ganz praktische Gründe, warum ich gegen eine gesetzliche Deutschquote für Mu- siksendungen bin. Hauptkonsument für Popmusik aller Art sind die jüngeren Generationen. Die aber holen sich zunehmend im Internet, was sie hören wollen. Das Inter- net wiederum lässt sich weder quotieren noch zensieren. Sechstens. Hinzu kommt: Deutschsprachige Musik ist im Radio unterpräsent. Das stimmt. Aber die Verkaufs- zahlen, zum Beispiel im CD-Handel, sprechen eine an- dere Sprache, nämlich vorwiegend die deutsche. Des- halb frage ich: Warum wollen Sie etwas regeln, was sich kaum regeln lässt – früher nicht und heute erst recht nicht. Zumal: Sie müssten ihre Primaquote sanktionieren und ihre Einhaltung überwachen lassen. Das riecht nach Bürokratie und schlimmer. Siebtens. Abschließend, um Irrtümern vorzubeugen: Ich halte hier kein Plädoyer für die weitere Amerikani- sierung der Weltkultur. Ich bin für kulturelle Vielfalt und dazu gehört immer auch die Pflege der eigenen Kultur und Sprache. Aber bitte mit Qualität, nicht per Quote, sonst fordere ich eine Imbissquote für Bockwurst statt Big Mac, eine Filmquote für Babelsberg statt Holly- wood, und eine Wetterquote für heimische Sonne statt fremden Regen. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Für eine verständ- lichere Sprache in Gesetzen, Verordnungen und Behördenschreiben – Gegen schlechtes Amts- deutsch (Tagesordnungspunkt 24) Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD): Als ich vor Jahren aus dem Journalismaus in den Deutschen Bun- destag wechselte, lernte ich alsbald: Man sagt nicht, da müssen wir was tun, sondern: Es besteht Handlungsbe- darf. Man sagt nicht, wir haben uns über diesen Antrag oder Gesetzentwurf gestritten, sondern: Wir haben noch Beratungsbedarf. In diesem Herbst berieten wir zum Beispiel, das Ta- gesbetreuungsausbaugesetz. Und vorgestern, im Innen- ausschuss, pries der Kollege Stephan Mayer (CDU/ CSU) die Vorzüge des Bundesverkehrswegeplanungsbe- schleunigungsgesetzes – übrigens als Mittel, um büro- kratische Hürden zu beseitigen. Nun zeigen Sie das ein- mal einem Ausländer und er wird entweder vor Ehr- furcht oder vor Entsetzen erstarren. Ich darf außerdem aus einem Antrag zitieren, der in dieser Woche im Plenum beraten wurde. Er heißt „ l „ s B f n R k t g B K F ü B n e c s n w p a f a s k s E s w b w g v a J u R t D a A w s w K t p t d r e n E d g (C (D Rechtssicherheit für dienst- und hochschulrechtlich er- aubte Drittmittelwerbung schaffen“. Auf Seite 3 steht: Eine solche Lösung des Spannungsverhältnisses zwi- chen Hochschulrecht und Strafrecht deutet auch der undesgerichtshof (BGHSt 47, 295) an, indem er aus- ührt, eine Vorteilsannahme bzw. -gewährung liege dann icht vor, „wenn das von diesen Vorschriften geschützte echtsgebiet, nämlich die Sachgerechtigkeit und Nicht- äuflichkeit der Entscheidungen des öffentlichen Diens- es und das Vertrauen der Allgemeinheit in diese Schutz- üter, nicht berührt werden könne“. Die ganze deutsche ehäbigkeit, der Hang zur Genauigkeit auf Kosten von ürze und Transparenz, das Bemühen, auch ja jeden allstrick zu vermeiden, all das prägt diesen Satz. Autor brigens ist die Fraktion der CDU/CSU im Deutschen undestag. Was will ich damit sagen? Kritisieren sollten wir nicht ur das viel gescholtene Amtsdeutsch, sondern unsere igene Neigung zum Umständlichen und Unanschauli- hen. Parlamentarier und Minister, Manager, Wissen- chaftler, Richter und viele andere, die sich als Mei- ungsführer in dieser Gesellschaft fühlen, sollten immer ieder das eigene Wort- und Satzbaurepertoire entrüm- eln. Der Amtsschimmel wiehert wahrlich nicht allein uf weiter Flur, sondern hat viele Nachahmer und Ge- ährten. Auch wenn wir unsere klammheimliche Freude m Königlich-Bayrischen Amtsgericht haben, es ist chon nötig, Formulare und Verordnungen einfacher und larer abzufassen. Deshalb freue ich mich, dass wir die- en Antrag heute debattieren, auch wenn ich ihm am nde nicht folgen werde. Es gehört ja in den großen Zu- ammenhang der Themen, die wir unter Überschriften ie Aufgabenkritik, Bürokratieabbau oder Bürgernähe ehandeln – sehr lange schon, und übrigens auch schon ährend der Ära Kohl. Problem erkannt, Gefahr aber noch nicht gebannt. Die emeinsame Geschäftsführung der Bundesministerien erlangt, dass Gesetzestexte für jedermann verständlich bgefasst werden müssen. Das Bundesministerium der ustiz prüft, ob die Gesetzentwürfe sprachlich richtig nd verständlich sind. Es gibt auch ein Handbuch zur echtsförmlichkeitsprüfung und es gibt einen Redak- ionsstab der Gesellschaft für deutsche Sprache beim eutschen Bundestag – bei dem man sicherlich einmal nfragen kann, ob er hinreichend eingeschaltet wird. uch ein Arbeitsbuch mit dem Titel „Bürgernahe Ver- altungspräche“ bietet einen Praxisleitfaden zur Abfas- ung von amtlichen Bescheiden. Einige dieser lobens- erten Einrichtungen haben Sie, liebe Kolleginnen und ollegen von der CDU/CSU, auch selbst in Ihrem An- rag erwähnt. Was fehlt, ist die Würdigung des Modernisierungs- rogramms „Moderner Staat – moderne Verwaltung“ un- er Federführung des BMI. Es wundert mich immer wie- er, dass jedermann laut nach Verwaltungsvereinfachung uft, zugleich aber kaum von teils vollzogenen Schritten rfahren haben will. Es kommt mir so vor, als seien wir ach Art des Sisyphus ständig dabei, den Felsklotz der ntbürokratisierung bergan zu rollen – und gleichzeitig rücken ihn neue Verordnungen und Gesetzesänderun- en wieder nach unten. 14046 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) An dieser Gegenkraft sind viele beteiligt. Auch die Bürgerinnen und Bürger selbst, die einerseits als Kund- schaft der Verwaltung leichte, verständliche Behörden- papiere verlangen, andererseits aber in unserem stark ausgeprägten Regelungswerk immer wieder Lücken ent- decken, die ihrer Meinung nach geschlossen werden müssen. Und diese Ergänzungen, Korrekturen, Überar- beitungen, Evaluierungen sorgen dafür, dass die Texte länger, verklausulierter, behäbiger und gewundener wer- den. Wenn wir alle uns öfter dazu entschließen könnten, etwas nicht niederzuschreiben, nicht festzulegen, uns nicht ständig auf Wortlaut, Vorschriften, Aktenzeichen zu beziehen und zu berufen, wäre schon viel gewonnen. Dazu allerdings braucht man Mut, Gelassenheit, Ideen und die Fähigkeit, einfach zu handeln anstatt sich an ein Schriftstück zu klammern. Denn der Hang zum Substan- tiv statt zum Verb, die Neigung, etwas im Passiv zu for- mulieren statt in der Aktivform, sich mit Begriffen wie „grundsätzlich“ und „insoweit“ abzusichern gegen den Vorwurf, etwas ausgelassen oder etwas nicht genügend eingeschränkt zu haben, dieser Hang verrät auch Zaghaf- tigkeit und die Angst vor der eindeutigen Aussage. Kurz: Amtsdeutsch spiegelt den Gesamtzustand dieser Gesell- schaft wider; billige Beamtenschelte wäre fehl am Platz. Was folgt daraus? Das Amtsdeutsch zu verbessern ist unser aller Aufgabe. Verordnungen mögen helfen, aber wir alle müssen an uns selbst und unserer Ausdrucks- weise arbeiten. Manchmal ist es leichter, sich in ver- quaste Umschreibungen zu flüchten als klar zu sagen, was man meint und will. Und die Reaktionen der Behör- den auf den Stand der Bemühungen? Man könnte sagen – wie ich es in einer Vorlage fand –: Das Ergebnis einer umfassenden Evaluierung des bestehenden Instrumenta- riums wird Hinweise auf etwaige Handlungsnotwendig- keiten geben. Man kann aber auch antworten: Wir arbei- ten kräftig, sind aber längst noch nicht am Ziel. Eines brauchen wir dazu nicht: ein Pilotprojekt für ein besser verständliches Amtsdeutsch. Darauf zielt ja Ihr Antrag im Kern. Wie leichter verständliche Texte lauten können, dazu haben wir genügend Ratgeber. Wir müssen nur ein- mal auf sie hören. Eines zum Schluss: Auch kurze Sätze bürgen nicht immer für Klarheit und Richtigkeit. „Ich weiß nicht, was mein Freund Mitterand darüber denkt, aber ich denke genauso“, sagte einst Ex-Bundeskanzler Kohl. Kurz, aber nicht erhellend. Und ein anderer führender Unions- politiker forderte: „Wir müssen den Kindern mehr Deutsch lernen“. Das war O-Ton Edmund Stoiber. Da- raus folgt: mit Sprachtraining kann man gar nicht früh genug anfangen und gar nicht spät genug aufhören. Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU): Bei den Wörtern „Amtsdeutsch“ und „Behördensprache“ könnte man annehmen, es handelt sich hierbei um eine interne Verwaltungssprache. Fehlanzeige! Denn die Bedeutung dieses Themas ist nicht hoch genug einzuschätzen: Im- merhin geht es darum, wie und vor allem wie verständ- lich der Staat gegenüber seinen Bürgerinnen und Bür- gern auftritt. Wir alle erleben heute eine Erosion des Vertrauens und der Glaubwürdigkeit gegenüber staatli- chem Handeln. Es ist doch für uns politisch Verantwort- l w d v s n V w „ v w S g g d g A G e z o n d v A Q s B d d J f G m v B w n s t D s „ t z n n S s l w V w n z (C (D iche hautnah spürbar, dass immer mehr Menschen egen der zunehmenden Komplexität und Undurch- ringlichkeit vieler Sachverhalte und Materien einfach erzweifeln und kapitulieren. Der Staat steht gegenüber einen Bürgern in einem Über-/Unterordnungsverhält- is. Gerade deshalb ist es meines Erachtens sogar die erpflichtung des Staates, dass Behörden und Ämter, enn sie sich mit Bescheiden oder Verfügungen an ihre Untertanen“ wenden, in einer einfachen, präzisen und erständlichen Sprache äußern. Klares und nachvollziehbares Vermitteln von teil- eise für den Bürger durchaus unangenehmen und in der ache unverständlichen Entscheidungen oder Forderun- en ist somit rechtsstaatlich und gesellschaftspolitisch eboten. Dies trägt zur Steigerung der Glaubwürdigkeit es Staates bei. Denn mal ganz ehrlich, haben sie fol- ende Begriffe in ihrem alltäglichen Sprachgebrauch: bstandsbaulasterklärung, Verselbstständigkeitsanalyse, runddienstbarkeitsbewilligungserklärung, Mehrarbeits- ntschädigung, Brandüberschlagsweg, Ehefähigkeits- eugnis etc. Wohl kaum! Behördenschreiben, Gesetze und Verordnungen sind ft so formuliert, dass man sie weder nachvollziehen och verstehen kann. Selbst Verwaltungsmitarbeiter fin- en ihr Amtsdeutsch oft unverständlich und trotzdem ersenden sie unverdrossen kryptische Mitteilungen, bkürzungen, ungeklärte Fachbegriffe, verwirrende uerverweise und unklare Hilfestellungen. Diese verur- achen nicht nur Unverständnis und Verunsicherung bei ürgern, Unternehmern und der Verwaltung selbst, son- ern kosten Zeit, Mühen und letztendlich Geld. Amtssprache muss als ein Dialog gesehen werden, er zu Papier gebracht wird. Nicht umsonst besagt eine ournalistenregel „Schreibe wie Du sprichst – nur sorg- ältiger“. Wie in einem Gespräch muss man sich in den esprächspartner hineinversetzen und überlegen, wie an am besten verstanden wird. Angestellte und Beamte erstehen sich oft im persönlichen Gespräch mit dem ürger als Vermittler zwischen Amt und Bürger. Das, as im persönlichen Gespräch meist sehr gut funktio- iert, muss auf Formulare und Texte – insbesondere Ge- etzestexte – übertragen werden. Es kann meines Erach- ens nicht angehen, dass allein die Überschrift einer rucksache – so bei der Bundesratsdrucksache 772/03 – chon mit einem Unwort mit 67 Buchstaben wie bei der Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsüber- ragungsverordnung“ beginnt und auch noch die Abkür- ung des Wortes, nämlich GrundVZÜN, immerhin noch eun Buchstaben enthält. Sie werden mir auch dahin gehend Recht geben, dass iemand von uns im persönlichen Gespräch folgenden atz verwenden würde: „Gesetzt den Fall, ein Wider- pruch, der binnen einer Woche schriftlich oder münd- ich vor der endunterzeichnenden Behörde einzulegen äre, unterbleibt, erwächst dem Bescheid Rechtskraft“. ielmehr würden wir doch kurz und knapp darauf hin- eisen, dass der Bescheid wirksam wird, wenn nicht in- erhalb einer Woche ein Widerspruch vorliegt. Johannes Brahms sagte einmal: „Es ist nicht schwer, u komponieren, aber es ist fabelhaft schwer, die über- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14047 (A) ) (B) ) flüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen.“ Dies gilt selbstverständlich auch für Texte aller Art. Überflüs- sige Wörter sind wie überflüssige Pfunde: Sie machen langsam und träge. Dies gilt für einen Text und den Menschen gleichermaßen. Der Bürger ist ein Verwaltungslaie, der meist nur ein- mal in seinem Leben mit bestimmten Bereichen einer Behörde in Berührung kommt. Er kennt sich im Paragra- phen-Dschungel nicht aus. Ihm sind Ausdrücke wie „Abhilfebescheid im Widerspruchsverfahren“ oder „Sta- tusfeststellungsverfahren“ nicht geläufig. Die Unsicher- heit des Bürgers führt zu Telefonaten, die sowohl den Mitarbeitern in der Verwaltung und auch dem Bürger selbst Zeit rauben. Aus diesem Grunde haben wir von der Union den An- trag „Kampf dem Amtsdeutsch“ in die Debatte einge- bracht. Ziel ist es, mit einer verständlichen Amtssprache einen wichtigen Beitrag zum Bürokratieabbau und zu mehr Bürgerfreundlichkeit zu leisten. Hans A. Engelhard, ehedem Politiker der FDP, sagte einmal: „Die Gesetzesproduktion muss, ähnlich wie die Industriepro- duktion, noch stärker als bisher einer Qualitäts-, Erfor- derlichkeits- und Erfolgskontrolle unterworfen wer- den.“ Dies gilt nicht nur für die fachlichen Inhalte, sondern auch für den Text, der diese einkleidet. Grund- sätzlich müssen Texte der Verwaltungssprache klar, ein- deutig und leicht verständlich, das heißt bürgernah und effizient sein. Wenn wir erreichen, dass Formulare den Gang zum Amt oder den Griff zum Telefonhörer reduzieren oder gar überflüssig machen, dann haben wir einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht und zudem noch den mehrfachen Nutzen: zufriedene Bürger, weniger Er- klärungsbedarf seitens der Behörde und eine bürgernahe Verwaltung. In diesem Sinne bitte ich Sie, unseren Antrag zu un- terstützen. Dr. Ole Schröder (CDU/CSU): Bereits seit Jahren gilt Bürgerfreundlichkeit als ein zentrales Ziel bei der Modernisierung der öffentlichen Verwaltungen. Schon jetzt müssten Gesetzentwürfe laut Gemeinsamer Ge- schäftsordnung der Bundesministerien grundsätzlich für jedermann verständlich gefasst werden (vergleiche § 42 Abs. 5). Doch genau dies geschieht nicht! Alle bisherigen Lö- sungsversuche brachten keine Verbesserung. Weder die allgemeinen Empfehlungen für das Formulieren von Rechtsvorschriften des Bundesministeriums der Justiz aus dem Jahr 1999 noch das Arbeitshandbuch „Bürger- nahe Verwaltungssprache wurden auch nur ansatzweise umgesetzt. Wer kennt sie nicht, die Beispiele, wo das Amts- deutsch ins Absurde geht: Im Versorgungsgesetz steht zum Beispiel die Erkenntnis, dass „die einmalige Zah- lung für jeden Berechtigten nur einmal gewährt wird“. Oder von der Bundeswehrverwaltung erfahren Sie, dass „der Tod aus versorgungsrechtlicher Sicht die stärkste Form der Dienstunfähigkeit darstellt“. Meine Damen u L e w s h h u u u r m d A b g U g g s d v k f s b A u b B m B e l v v w (C (D nd Herren, diese Weisheiten finden trotz inhaltlicher eere wenigstens noch einen Zweck darin, den Leser zu rheitern. Aber das darf nicht über das eigentliche Problem hin- egtäuschen. Das Problem besteht darin, dass unver- tändliches Amtsdeutsch hohen Aufwand und damit ohe Kosten verursacht. Kosten für die privaten Haus- alte, für die Unternehmen und für den Staat! Bürger nd Unternehmen, aber auch die Verwaltungen müssen nnötig Zeit investieren, um Schreiben, Verordnungen nd Gesetzestexte zu verstehen und zu übersetzen. Ge- ade für unsere kleinen und mittelständischen Unterneh- en stellt dieser Aufwand eine wesentliche Belastung ar. Teure Experten werden zum Entschlüsseln des mtsdeutsch beschäftigt. Durch unverständliche Schrei- en entstehen Rückfragen, die wiederum die Verwaltun- en beschäftigen und somit weitere Kosten verursachen. nd, meine Damen und Herren, im Extremfall verwei- ern sich Bürger und Unternehmen komplett und befol- en die Vorschriften einfach nicht. Ein aktuelles Beispiel, wie es nicht gemacht werden oll, stellt die Hartz-IV-Gesetzgebung dar. Hier werden ie Bürger durch eine komplizierte Sprache verwirrt und erunsichert. Beispielsweise durch § 9 – Hilfebedürftig- eit – im Sozialgesetzbuch II. Da liest der Bürger den olgenden Satz: Ist in einer Bedarfsgemeinschaft nicht der gesamte Bedarf aus eigenen Kräften und Mitteln gedeckt, gilt jede Person der Bedarfsgemeinschaft im Ver- hältnis des eigenen Bedarfs zum Gesamtbedarf als hilfebedürftig. Findet der Arbeitslosengeldbezieher dann eine Arbeit, o muss sein Arbeitgeber nach § 60 Abs. 2 Folgendes eachten: Wer jemanden, der eine Leistung nach diesem Buch beantragt hat oder bezieht, zu Leistungen verpflich- tet, die geeignet sind, Leistungen nach diesem Buch auszuschließen oder zu mindern, oder wer für ihn Guthaben führt oder Vermögensgegenstände ver- wahrt, hat der Agentur für Arbeit auf Verlangen hierüber sowie über damit im Zusammenhang ste- hendes Einkommen oder Vermögen Auskunft zu er- teilen, soweit es zur Durchführung der Aufgaben nach diesem Buch erforderlich ist. Ich frage mich: Wer soll diese Bandwurmsätze auf nhieb verstehen? Meine Damen und Herren, das Problem ist nicht neu nd besteht auch nicht erst seit dieser Regierung. Doch esonders Hartz IV hat gezeigt, was passiert, wenn die ürger nicht mehr verstehen, was staatliche Stellen for- ulieren. Das führt zu einer Vertrauenskrise zwischen ürgern, Politik und Verwaltung. Unnötige Ängste sind ntstanden. Wenn die Bürger nicht verstehen, was staat- iche Stellen formulieren, wie sollen sie es dann nach- ollziehen können? Gelingt es uns, Gesetzestexte wieder aus sich heraus erständlich und nachvollziehbar zu machen, können ir auf diese Weise auch die exorbitant hohen 14048 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Werbeausgaben der Bundesregierung für politische Maßnahmen senken. Denn Maßnahmen, die der Bürger versteht, müssen ihm nicht mithilfe großer Werbekampa- gnen erläutert werden. Auch das Bundesverwaltungsamt fordert seit Jahren, dass die Verwaltungssprache erstens präzise und eindeutig, zweitens leicht verständlich, drit- tens effizient und arbeitsgerecht sein soll. Es gibt viele kommunale Initiativen, die zeigen, wie Amtsdeutsch in allgemein verständliche Sprache über- setzt werden kann. Dies reicht aber nicht aus. Wir müs- sen das Problem an der Wurzel packen. Bei allen Bemü- hungen vieler Behörden für eine verständlichere Sprache kann das Problem daher nur grundlegend gelöst werden, wenn schon in den Gesetzen und Verordnungen auf eine verständlichere Sprache geachtet wird. Damit sich eine leser- und bürgerfreundliche Sprache in den Behörden durchsetzen kann, schlagen wir daher der Bundesregierung vor, ein Bundesministerium auszu- wählen, in dem als Modellprojekt das Amtsdeutsch er- setzt wird; die Maßnahmen, die sich bewährt haben, in allen Bundesbehörden umzusetzen; einen Selbstver- pflichtungskatalog für alle Beschäftigten der Bundes- ministerien und Behörden auszuarbeiten, um das Umset- zen einer verständlichen und nachvollziehbaren Sprache sicherzustellen. Wir haben einen langen Weg vor uns. Eine verständli- che Sprache ist ein wichtiger Beitrag zum Bürokratieab- bau und zu mehr Bürgerfreundlichkeit. Weihnachten steht vor der Tür. Schenken Sie unseren Bürgern mit uns gemeinsam die Vorfreude auf ein einfacheres Deutsch in unseren Ämtern. Unterstützen Sie unseren Antrag in den Beratungen! Silke Stokar von Neuform (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Natürlich muss es das Ziel von uns Politi- kern und auch der Verwaltung sein, Gesetze möglichst klar und verständlich für jedermann zu formulieren. Ein solches Gesetz haben wir hier heute morgen im Plenum vorgelegt: das Informationsfreiheitsgesetz. Es besteht aus 15 Paragraphen, die wir versucht haben, möglichst verständlich zu formulieren. Zugleich sollte aber am Anfang der Debatte gesagt werden: Gesetze und Verordnungen werden nie für alle vollständig verständlich sein. Da Gesetze Regeln für eine Vielzahl von konkreten Lebenssachverhalten ent- halten, müssen abstrakte Formulierungen gewählt wer- den. Das verzerrt zwangsläufig die Verständlichkeit. Ganz wird man auf diese Formulierungen und juristi- schen Fachbegriffe, die nicht jedermann verständlich sind, nicht verzichten können. Wichtiger ist es daher, darauf zu achten, dass die Be- hörden sich den Bürgern gegenüber verständlich ausdrü- cken. Wir sind hier, was den Bund anbelangt, gut aufge- stellt. Eine Auswertung der beim BMI eingehenden Bürgeranfragen hat zum Beispiel ergeben, dass keine Beschwerden über die Unverständlichkeit der Aus- drucksweise vorliegen. s b v e s f e d B w K V s tu b te d d s m „ R V d s V G h v c m g e w c B d r i s S m n l a f B p h k k (C (D Ein Instrumentarium zur Gewährleistung einer ver- tändlichen Sprache ist auch schon vorhanden. Das Ar- eitshandbuch „Bürgernahe Verwaltungssprache“, das om Bundesverwaltungsamt ins Netz gestellt wurde, nthält viele praktische Hinweise zum Verfassen von Be- cheiden. Das Handbuch zur Rechtsförmlichkeitsprü- ung sieht Richtlinien für das Verfassen von Gesetzes- ntwürfen vor. Außerdem gibt es einen Redaktionsstab er Gesellschaft für deutsche Sprache beim Deutschen undestag, der auf stilistische Aspekte achtet. Trotz dieses bestehenden Instrumentariums müssen eitere Anstrengungen unternommen werden. So hat das abinett bereits am 16. Juni dieses Jahres ein Projekt zur erbesserung der Amtssprache im Rahmen des Moderni- ierungsprogramms „Moderner Staat – Moderne Verwal- ng“ in die Wege geleitet. Dabei wollen wir zunächst die estehenden Amtshilfen analysieren und in einem zwei- n Schritt sehen, in welchen konkreten Handlungsfel- ern Verbesserungsbedarf besteht. Wir wollen zuerst evaluieren und auf der Grundlage er Ergebnisse weitere Maßnahmen ergreifen. Vor die- em Hintergrund lehnen wir Ihre angeforderten Maßnah- en zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab. Sybille Laurischk (FDP): Sprechen Sie eigentlich Verwaltung“? Zum Überleben in der deutschen (Amts-) ealität wäre dies eigentlich als Schulfach einzuführen. on der so genannten Schmuckkette der Einleitung über ie Verwendung von Begriffen, die im Alltag heute chon ganz andere Bedeutungen haben, bis hin zu einer ielzahl von Substantivierungen ist unsere Amts- und esetzessprache in einem hohen Maße verständnisver- indernd. Daran konnten auch die Empfehlungen des Bundes- erwaltungsamtes zur „bürgernahen Verwaltungsspra- he“ nichts ändern. Anscheinend ist das Beharrungsver- ögen, an einer eingeübten Sprachweise festzuhalten, rößer als alle Apelle, dem Bürger in der Sprachwahl ntgegenzukommen. Die im Antrag genannten lobens- erten Initiativen haben seither leider nur Ausnahme- harakter. Insofern ist das Hinarbeiten auf eine breitere eachtung der Empfehlungen zu unterstützen; ob aller- ings ein Pilotprojekt in einem Bundesministerium der ichtige Weg ist, bezweifele ich. Mangelnde Sensibilität n vielen Verwaltungsstuben kann man wohl mit einem olchen Projekt nicht beseitigen. Aber fassen wir uns zuerst an die eigene Nase. Die prachungetüme, die von uns verabschiedet werden, hält an uns zu Recht auch vor. Doch hat meiner Ansicht ach in der Politik ein Verhalten Einzug gehalten, mög- ichst mit der Begrifflichkeit das Gegenteil des Inhalts usdrücken zu wollen – Sprache also als Mittel der öf- entlichen Meinungsbeeinflussung und nicht zur klaren ezeichnung von Maßnahmen, die einem vielleicht un- opulär erscheinen. „Arbeitslosengeld II“ statt „Sozial- ilfe I“ ist hier nur der bekannteste Fall. Damit sind wir ein gutes Beispiel für die ausführenden Stellen, die wir ritisieren. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14049 (A) ) (B) ) Der materielle Aspekt einer unverständlichen Sprache ist wohl nicht so einfach zu beziffern. Die Menge an Ar- beitszeit, die sowohl bei dem Ersteller als auch bei dem Empfänger in der Auseinandersetzung mit den Texten verschwendet wird, ist aber sicher eine Größe, um die wir uns in Zeiten knapper Kassen kümmern müssen. Hier schließt dieses Anliegen nahtlos an die von der FDP verfolgte Initiative Bürokratieabbau „wir-machens-ein- facher“ an, die mit großem Erfolg seit zwei Jahren läuft. Denn in einem sind wir uns sicher einig: Besser als ein verständlich formulierter Bescheid ist ein Bescheid, der gar nicht mehr erteilt werden muss. Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Bewältigung der Konversionslasten durch gemeinsame Anstrengungen von Bund, Län- dern und Kommunen – Konversionsregionen stärken – Verbilligte Abgabe von zu Verteidigungszwecken nicht mehr benötigten Liegenschaften ermögli- chen (Zusatztagesordnungspunkt 11) Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD): Die Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen haben zum aktuellen Thema „Bewältigung der Konversionslas- ten“ einen Antrag vorgelegt. Worum geht es dabei? Die veränderte Sicherheitslage und die neuen sicherheitspo- litischen Herausforderungen sowie die schwierige Fi- nanzlage, in der sich unser Land befindet, sind wichtige Faktoren bei der Strukturierung der zukünftigen Bundes- wehr. Aufgrund der verbesserten sicherheitspolitischen Lage brauchen wir für Deutschland glücklicherweise weniger Soldatinnen und Soldaten als noch vor zehn oder 15 Jahren. Diese Umfangsreduzierungen bedeuten leider auch Standortreduzierungen. 105 Standorte, davon über 50 Kleinst- und Kleinstandorte, müssen leider geschlos- sen werden. Für die von der Schließung Betroffenen ist diese Neustrukturierung unserer Streitkräfte mit Härten und Einschnitten verbunden. Auch für die betroffenen Städte und Gemeinden – das hat leider auch für den Bun- deswehrstandort Hildesheim in meinem Wahlkreis Be- deutung – sind das schmerzliche Einschnitte. So bedau- erlich die Standortschließungen und Verlagerungen auch sind – es gibt hierzu keine sinnvolle Alternative. Das war auch schon unter den Verteidigungsministern der Union der Fall. Das politische Herumwurschteln aus Mitte der 90er-Jahre hat ein Ende. Die Kriterien, jeden Standort nur bezüglich militäri- scher und betriebswirtschaftlicher Erfordernisse zu prü- fen, machen die Standortentscheidungen nachvollzieh- bar und somit auch transparent. Zu den eigenen Standortschließungen kommt erschwerend hinzu, dass auch Änderungen bei der Stationierung der US-Streit- k s f m n k v k K v d V d a d p h V d g d e s s a n i n z S I d r n r g t f g D E d t ß a c s f g n G m K o l (C (D räfte zu erwarten sind. Dieser Veränderungsprozess, der pätestens 2010 abgeschlossen sein soll, stellt die betrof- enen Kommunen vor Herausforderungen, die nur ge- einsam mit Bund und Ländern bewältigt werden kön- en. Dabei muss es zu einem fairen Interessenausgleich ommen. In den zurückliegenden Jahren hat sich aber ielfach auch gezeigt, dass Konversion nicht nur Risi- en, sondern auch Chancen zur Weiterentwicklung von ommunen beinhaltet. Nach der föderalen Aufgaben- erteilung liegt die strukturpolitische Verantwortung für ie Bewältigung der Konversionslasten vorrangig in der erantwortung der betroffenen Länder und Kommunen. Der Bund hat daran mitgewirkt und wird auch künftig aran mitwirken. Im Jahr 1993 wurde der Umsatzsteuer- nteil der Länder um 2 Prozentpunkte erhöht, unter an- erem zur finanziellen Flankierung der Folgen des Trup- enabbaus. Ich darf noch einmal deutlich darauf inweisen, dass diese Mittel den Ländern dauerhaft zur erfügung stehen, auch nachdem sich die Belastungen urch den Truppenabbau im Zeitablauf bis jetzt verrin- ert haben. Es liegt nach wie vor im Interesse des Bundes, dass ie aufgegebenen Militärflächen so schnell wie möglich iner Anschlussnutzung zugeführt werden. Dabei hat ich eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwi- chen Bund, Ländern und Kommunen bewährt. Es gab n der einen oder anderen Stelle aber auch nicht hinzu- ehmende Verzögerungen und Reibungsverluste. Daher st es besonders wichtig, dass alle beteiligten Stellen och erfolgsorientierter, zielführend und pragmatisch usammenarbeiten. Der BImA fällt hier gerade in der tartphase eine bedeutende und entscheidende Rolle zu. n diesem Zusammenhang begrüßen wir auch die Zusage es Bundesministers der Verteidigung, die von Standort- eduzierungen bzw. -schließungen betroffenen Kommu- en zu Beginn des nächsten Jahres zu einem Erörte- ungsgespräch einzuladen. Im Zuge der bei der Konversion in den letzten Jahren esammelten Erfahrungen haben sich diverse Verwer- ungsmodelle in der Praxis bewährt und genau zu dem airen Interessenausgleich geführt, den ich schon zu Be- inn meiner Ausführungen eingefordert habe. Ich möchte hier nur zwei dieser Modelle erwähnen: er Bund bleibt Eigentümer, die Kommunen führen die rschließung und Entwicklung durch. Hierzu schließt er Bund mit den Kommunen einen städtebaulichen Ver- rag, wonach sich der Bund maßgeblich an den Erschlie- ungs- und Entwicklungskosten auf der Grundlage eines bgestimmten Planungs- und Baurechts sowie entspre- hender Kosten- und Erlösprognosen beteiligt. Hierbei ind die bei der bisherigen Verwertung, gesammelten Er- ahrungen zu berücksichtigen und gegebenenfalls zu er- änzen. Bundeseigene Grundstücke, für die eine Bauleitpla- ung aufgestellt werden muss, bei denen zum Beispiel ebäude rückgebaut oder Flächen entwickelt werden üssen, können – wie bisher auch schon praktiziert – an ommunen oder von ihnen getragene Gesellschaften der Treuhänder zunächst gegen eine moderate Anzah- ung überlassen werden. Der Kaufpreis wird erst nach 14050 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Weiterveräußerung ausgekehrt und ermittelt sich aus dem Weiterveräußerungserlös abzüglich einer angemes- senen Beteiligung des Bundes an den Erschließungs-, Entwicklung- und Folgekosten. Länder und Kommunen können vom Bund und der Europäischen Union mitfinanzierte Förderungsinstru- mente einsetzen. Hierzu gehören insbesondere die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“, die Städtebauförderung aus den Europäischen Strukturfonds. Diese Hilfen standen auch bei den bisherigen Standortschließungen und -reduzie- rungen zur Verfügung. Im weiteren Verfahrensablauf ist ferner von besonde- rer Bedeutung, dass die von Standortreduzierungen bzw. -schließungen betroffenen Landes- und Kommunalbe- hörden so früh wie möglich über den konkreten Zeitplan, das so genannte Feinkonzept, unterrichtet werden. Dabei ist auch auf eine schnelle Erklärung zwecks Freigabe der Militärflächen hinzuwirken. Dazu gehört auch, an betroffene Kommunen schon vor der Freigabe alle für eine Überplanung notwendigen Informationen und Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Ich denke dabei zum Beispiel an Baubestandspläne, La- gepläne und vorliegende Gutachten. Zum Schluss meiner Ausführungen noch einige An- merkungen zum Antrag der Unionsfraktionen: Die Veräu- ßerung bundeseigener Liegenschaften ist nur zum vollen Wert zulässig, § 63 Abs. 3 BHO. Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, hiervon Ausnahmen zuzulassen. Ein Verkauf unter Wert wäre auch unter EU-beihilferechtli- chen Gesichtspunkten problematisch. Der Bund hat bei der Verwertung der Konversionsliegenschaften verschie- dene Verwertungsmodelle entwickelt, die eine angemes- sene Chancen- und Risikoverteilung zwischen den Betei- ligten vorsehen. Liebe Kolleginnen und Kollegen von CDU/CSU, in Karlsruhe Verfassungsbeschwerde gegen den Haushalt einlegen und auf der anderen Seite auf Einnahmen ver- zichten – das passt nicht zusammen und bleibt ihr Ge- heimnis. Daher bitte ich um Zustimmung zu unserem Antrag, den von CDU/CSU müssen wir, wie bei den Haushaltsberatungen schon geschehen, leider ablehnen. Anita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU): Wären SPD und Grüne ernsthafter an Konversionspolitik und den Problemen der Kommunen interessiert, hätten sie schon vor fünf Wochen unseren Forderungen zustimmen kön- nen. Aus diesem Grund passt der vorliegende Antrag der Koalition sehr schön in die Schublade der Sonntagsre- den. Deswegen richtet sich unsere Kritik nicht nur gegen den Antrag, sondern vielmehr gegen die von der Bun- desregierung beschlossene Reduzierung der Bundeswehr insgesamt. Diese Reduzierung entspricht nicht den ver- änderten Bedingungen der sicherheitspolitischen Lage nach dem 11. September 2001. Sie ist allein Ausdruck der Haushalts- und Kassenlage und sie ist unverantwort- lich, weil sie die außen- und sicherheitspolitische Hand- l m I s i g u t r d s f „ B T g w s i f r s d e t W 6 d v m 2 m F w g s v h s l f t d a E m n S K S e n (C (D ungsfähigkeit Deutschlands unberücksichtigt lässt und assiv beschneidet. Natürlich ist es richtig: Verteidigungspolitik ist keine nfrastrukturpolitik, hat aber wesentlichen Einfluss auf ie. Aber, Herr Verteidigungsminister: Sie selbst haben n Ihrem Antrag vom 1. Juli 1991 ganz erhebliche Aus- leichsmaßnahmen für Kasernenschließungen gefordert. Damals ging es um die Folgen der deutschen Einheit nd nicht darum, aus Finanznöten und unter Missach- ung der Sicherheitslage den Umfang der Bundeswehr zu eduzieren. Sie forderten damals in Ihrem Antrag ein umfassen- es Konversionsprogramm. Sie forderten einen umfas- enden, bundesweit wirkenden Sozialplan für die betrof- enen Menschen und Sie forderten nach dem Verursacherprinzip“ die unteilbare Verantwortung des undes für die Folgen von Kasernenschließungen ein. Die Wirtschaftsministerkonferenz hat vor wenigen agen ausdrücklich ein Sonderprogramm „Konversion“ efordert und nimmt die durch Globalisierung, EU-Er- eiterung und Agrarmarktliberalisierung ohnehin ver- chärfte Situation betroffener Kommunen sehr ernst. Da st es schon zynisch, in Ihrem heutigen Antrag als Abhil- en des Bundes lediglich „Arbeitshilfen“ und die Ein- ichtung von „Arbeitsgruppen“ und „Koordinierungs- tellen“ anzubieten und den Herrn Verteidigungsminister afür zu loben, dass er die betroffenen Gemeinden „zu inem Erörterungsgespräch“ einladen will. Der Zynismus wird noch getoppt mit Ihrer Behaup- ung, der Bund stelle zur Verbesserung der regionalen irtschaftsstruktur Fördermittel für 2005 in Höhe von 94 Millionen Euro in Aussicht. Sie wissen ganz genau, ass der diesbezügliche Haushaltsansatz von Rot-Grün on 885 Millionen Euro auf 694 Millionen Euro zusam- engestrichen wurde. Das bedeutet ein Minus von 0 Prozent und vor allem, dass diese reduzierten Förder- ittel bereits gebunden sind. Da ist es unseriös, dies als inanzhilfe für Konversionsmaßnahmen verkaufen zu ollen. Dazu kommt, dass unsere Kommunen in den vergan- enen sechs Jahren von der Regierung Schröder so ge- chröpft wurden, dass die kommunalen Investitionen öllig eingebrochen und die Defizite in den Kommunal- aushalten auf ein Rekordniveau angestiegen sind. Wie tark die Kommunen inzwischen gezwungen sind, sogar aufende Ausgaben dauerhaft mit Kassenkrediten zu inanzieren, belegen die Daten der Kommunalfinanzsta- istik. Allein im Jahr 2003 sind diese um über 5 Milliar- en Euro auf 16,25 Milliarden Euro angestiegen und uch im ersten Quartal 2004 weiter auf 17,7 Milliarden uro angewachsen. Das sind die Fakten und die Rah- enbedingungen, vor denen wir stehen, und auf diese immt der rot-grüne Antrag keinerlei Rücksicht! Die mit dem Umbau der Bundeswehr verbundenen chließungen von Kasernen bedeuten für die betroffenen ommunen massive Einschnitte. Mit dem Abbau bei treitkräften und zivilen Beschäftigten ist unmittelbar in erheblicher Verlust an Kaufkraft verbunden. Woh- ungsleerstand und eine weiter steigende Arbeitslosig- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14051 (A) ) (B) ) keit sind die Folge. Die bereits heute teilweise prekäre Lage wird sich damit weiter spürbar verschärfen. Viele Standortkommunen haben ihre Infrastruktur – vom Straßenbau bis zur Wasserversorgung – auf die Bedürfnisse der Bundeswehr ausgerichtet. Die Wirt- schafts- und Sozialstruktur in den Standortgemeinden ist in der Regel stark auf die Bundeswehr ausgerichtet. Die Gemeinden haben im Vertrauen auf den Bestand des je- weiligen Standortes in die örtliche Infrastruktur, Ver- und Entsorgungseinrichtungen, Schulen usw. investiert. Diese Einrichtungen werden nach der Standortschlie- ßung bzw. -reduzierung nicht mehr ausgelastet sein. So werden sich in vielen betroffenen Kommunen dau- erhaft kostenträchtige Überkapazitäten entwickeln, die die Kommunalhaushalte auf Dauer belasten werden. Der Bund darf sich deshalb seiner strukturpolitischen Verant- wortung nicht entziehen. Die Behauptung der SPD, Länder und Kommunen hätten zur Finanzierung eigener Konversionsmaßnah- men bereits hohe Summen erhalten, entbehrt jeder Grundlage und ist bewusste Täuschung der Öffentlich- keit. Das gilt auch für die 1993 erfolgte Umschichtung von zwei Umsatzsteuerpunkten vom Bund an die Län- der. Diese Umschichtung diente der Bewältigung von Lasten, die durch die deutsche Einheit entstanden sind. Sie war gleichzeitig ein Ausgleich für die damals be- schlossene Steuerreform. Die Schließung bzw. Verkleinerung von Bundeswehr- standorten ist allein vom Bund zu verantworten. Damit steht der Bund auch in der Pflicht, angemessene Aus- gleichsmaßnahmen für die betroffenen Regionen zu schaffen. Von daher muss die Strukturpolitik so ausge- staltet werden, dass die Schaffung von neuen Arbeits- plätzen und mehr Wachstum in strukturschwachen Re- gionen nachhaltig unterstützt wird. Das Instrument der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ wurde auch für diesen Zweck ge- schaffen und darf nicht durch Mittelkürzungen konter- kariert werden. Dabei darf der Verteidigungshaushalt nicht zur Finan- zierung strukturpolitischer Maßnahmen in Anspruch ge- nommen werden. Wir müssen die von negativen Auswir- kungen der Konversionsmaßnahmen in erheblichem Umfang betroffenen Regionen durch ein Sofortpro- gramm nachhaltig stärken und uns für den Erhalt zu- sätzlicher Mittel aus dem europäischen Strukturfonds einsetzen. Das Angebot des Ministeriums, Machbar- keitsstudien und andere planerische Maßnahmen finan- ziell zu unterstützen, ist gegen das, was vonseiten des Bundes geschuldet ist, mehr als beschämend. Es kommt einer Verweigerung gegenüber den Kommunen gleich. Die Lippenbekenntnisse der Bundesregierung helfen hier genauso wenig wie sonst den Betroffenen weiter. Zur Verbesserung der Wachstumschancen und zur Er- leichterung des anstehenden Strukturwandels brauchen wir eine verbilligte Abgabe der zu Verteidigungszwe- cken nicht mehr benötigten Liegenschaften an die jewei- ligen Kommunen oder an ansiedlungswillige Unterneh- men. Wir müssen die Möglichkeit schaffen, dass von der B b v P L I g v ü g S l s h m e S m h e l e w G r z d u d d G t d s B z K e s g i s w g t B V D d s z B i B (C (D undeswehr und den alliierten Streitkräften freigege- ene Liegenschaften mit einem erheblichen Abschlag om vollen Wert, gegebenenfalls zu einem symbolischen reis, mit Wertsteigerungsklauseln an die betroffenen änder, Kreise und Gemeinden oder ansiedlungswillige nvestoren veräußert werden können. Dabei muss sicher- estellt werden, dass den Kommunen oder privaten In- estoren nicht großzügigerweise ein Berg von Altlasten berlassen wird. Die Erklärung des Ministeriums vom estrigen Nachmittag hierzu ist mir nicht deutlich genug. ie erinnert mich stark an einen Gebrauchtwagenhänd- er, der seine Fahrzeuge gerade nur so instand hält, dass ie die gesetzlich vorgeschriebene Rückgabefrist beste- en. So einfach darf der Bund sich die Sache aber nicht achen. Er hat sich nicht nur großzügigerweise an den rforderlichen Altlastenuntersuchungen zu beteiligen. ie sind einfach dessen Pflicht. Die Bundesregierung uss für die Beseitigung möglicher Altlasten geradeste- en und eine schnelle Abgabe der militärischen Flächen rmöglichen. Die Verwendung frei werdender Bundes- iegenschaften muss schnell, unbürokratisch und flexibel rfolgen. Hier ist Rot-Grün gefordert und in der Verant- ortung! Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Militärstandortpolitik ist schon immer auch egionale Strukturpolitik gewesen. Darum hat der Rück- ug der Bundeswehr aus einer Reihe von Standorten für ie betroffenen Städte und Regionen große wirtschafts- nd arbeitsmarktpolitische Bedeutung. Trotzdem muss ie neue Standortplanung der Bundeswehr zuallererst ie veränderten militärpolitischen Bedingungen zur rundlage ihrer Standortplanung machen. Länder und Kommunen fordern vom Bund eine Be- eiligung an den Kosten für die Strukturanpassungen, die ie betroffenen Kommunen einleiten müssen. Die Oppo- ition fordert in ihrem Antrag, dass der Bund die von der undeswehr und von den alliierten Streitkräften frei ge- ogenen Immobilien an die betroffenen Kommunen, reise oder Länder oder an interessierte Investoren mit rheblichem Abschlag vom Wert, gegebenenfalls zum ymbolischen Preis abgeben soll. Eine Verbilligungsre- elung für die Abgabe von ehemaligen Militärstandorten m Falle der Nutzung für sozialen Wohnungsbau oder oziale Infrastrukturen gab es in den 90er-Jahren. Sie urde aber vom Rechnungshof als mit den Haushalts- rundsätzen nicht vereinbar erklärt. Grundsätzlich gilt: Nach der föderalen Aufgabenver- eilung liegt die strukturpolitische Verantwortung für die ewältigung der Konversionslasten vorrangig in der erantwortung der betroffenen Länder und Kommunen. och in der Kommission zur Modernisierung der bun- esstaatlichen Ordnung lernen wir gerade: Die Länder ind unersättlich, wenn es darum geht, mehr Rechte ein- ufordern, aber sie rufen ebenso unersättlich nach dem und, wenn eigentlich ihre eigene Verantwortung und hr eigener Finanzbeitrag gefordert sind. Der Bund leistet seit langem auch seinen finanziellen eitrag. 1993 wurde der Umsatzsteueranteil der Länder 14052 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 (A) ) (B) ) um 2 Prozentpunkte erhöht, unter anderem zur finanziel- len Unterstützung von Strukturmaßnahmen infolge des Truppenabbaus. Bereits in den vergangenen Jahren sind effiziente Kooperationsstrukturen zur Lösung von Kon- versionsaufgaben zwischen Bund, Ländern und Kom- munen ebenso wie zwischen militärischen und zivilen Ebenen aufgebaut worden. Was nicht geht, ist eine pauschale Verbilligung von Grundstücken. Aber selbst- verständlich können die Kommunen über die Festlegung von Sanierungs- oder Entwicklungsgebieten die Grund- stücke zum von künftiger Wertsteigerung unbeeinfluss- ten Wert erwerben. Last not least: Wenn die Länder sich endlich beque- men, die Eigenheimzulage abzuschaffen, bekommen sie nach vier Jahren 1,27 Milliarden Euro, nach acht Jahren 2,53 Milliarden Euro jährlich frei. Die Kommunen selbst sind nach vier Jahren mit 450 Millionen Euro, nach acht Jahren mit 900 Millionen Euro dabei. Von diesem Geld lassen sich solide Konversionsprogramme subventionie- ren, wenn nur endlich die ideologischen Scheuklappen fallen. Dirk Niebel (FDP): Der Bundesverteidigungsminis- ter hat sein neues Struktur- und Stationierungskonzept zur weiteren Reduzierung von Bundeswehrstandorten vorgelegt. Die Realisierung soll bis 2010 abgeschlossen werden. Diese Entscheidung hat erhebliche volkswirt- schaftliche Konsequenz und bedeutet tiefe arbeitsmarkt- und strukturpolitische Einschnitte für die betroffenen Länder und Kommunen. In den Standortgemeinden ha- ben sich speziell auf die Bundeswehr ausgerichtete Wirt- schaftsstrukturen entwickelt. Es sind streitkräfteorien- tierte Märkte sowie regionale Abhängigkeiten zwischen den Angehörigen der Bundeswehr und den kleinen und mittelständischen Unternehmen in Einzelhandel und Handwerk entstanden. Jetzt droht der Verlust von zehntausenden von Ar- beitsplätzen. Der Rückgang der Einwohnerzahlen be- deutet einen regionalen Verlust an Kaufkraft. Deshalb muss der vorgesehene Truppenabbau mit einer gezielten regionalökonomischen Anpassung begleitet werden. Sonst stehen große Teile dieser kleinen und mittelständi- schen Betriebe, insbesondere in strukturschwachen Re- gionen, vor dem wirtschaftlichen Aus. Bislang sind keine oder nicht hinreichende Nach- bzw. Umnutzungskonzepte der zu schließenden Liegen- schaften der Bundeswehr vorhanden. Die teilweise er- forderliche Altlastensanierung stellt die Haushalte von Ländern und Kommunen vor erhebliche zusätzliche Pro- bleme. So wird zum Beispiel die große Kreisstadt Horb am Neckar überproportional von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Schließung betroffen. Die Standort- gemeinden haben Anspruch auf Planungssicherheit und eine angemessene Zukunftsperspektive. Die Politik darf sie nicht hängen lassen. Strukturanpassungen und Konzeptveränderungen sind nötig. Auch unter der Regierung von CDU/CSU und Liberalen hat es Standortschließungen gegeben. Aber diese wurden von einem Konversionsprogramm beglei- tet. Das ist diesmal, wo massive Einschnitte die Folge sind, nicht geplant. d u K t d v a t b g e w f b d f p g d B w g v L e n d g A m d n (C (D Auch für die betroffenen Zivilbeschäftigten müssen ie notwendigen Arbeitsplatzveränderungen unterstützt nd soziale Härten vermieden werden. Wir fordern die Bundesregierung auf, den betroffenen ommunen auf der Grundlage einer mittel- bis langfris- igen Konzeption durch konkrete Maßnahmen zu helfen, ie wirtschaftlichen und strukturellen Folgen der Kon- ersion zu mildern. In die Projektvorhaben sollen auch llgemein flankierende strukturverbessernde, -erhal- ende und -stabilisierende Maßnahmen und ein über die etroffenen Gemeinden hinausgehendes regionales Aus- leichskonzept in die Förderung einbezogen werden, da in Ausgleich nur in einem breiten Spektrum struktur- irksamer Fördermaßnahmen in der Region sinnvoll er- olgen kann. Bestehende Fachförderprogramme, wie eispielsweise die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung er regionalen Wirtschaftsstruktur“, die Ziel 2-Gebiets- örderung der EU-Strukturfonds oder die EAP-Regional- rogramme müssen ausgeweitet und intensiviert werden. Die Liegenschaften sollten vorrangig in die Verfü- ungsgewalt der Standortgemeinden überführt werden, amit diese in Zusammenarbeit mit den zuständigen undesbehörden Um- und Nachnutzungskonzepte ent- ickeln können. Dazu müssen die Verfahren zur Frei- abe von Liegenschaften durch die Bundesvermögens- erwaltung beschleunigt und vereinfacht werden. Die iegenschaften müssen zu günstigen bzw. zu am Markt rzielbaren Preisen angeboten werden. Mögliche Optio- en für die neue Nutzung der Liegenschaften können ann an die bereits bestehenden kommunalen bzw. re- ionalen Wirtschaftsstrukturen geknüpft werden. nlage 6 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zu Weichmachern in Spielzeug und Babyartikeln – Drucksache 15/3428 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2004 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 15 13 Titel 636 12 – Zuschuss des Bundes an die Künstlersozialkasse – – Drucksachen 15/4242, 15/4290 Nr. 1.6 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2004 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 30 04 Titel 632 11 – BaföG – Schülerinnen und Schüler – – Drucksachen 15/4077, 15/4207 Nr. 1.1 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 14053 (A) (C) (B) (D) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 15/3135 Nr. 1.1 Drucksache 15/3696 Nr. 2.2 Drucksache 15/3696 Nr. 2.6 Drucksache 15/3696 Nr. 2.11 Drucksache 15/3876 Nr. 1.13 Rechtsausschuss Drucksache 15/2373 Nr. 2.24 Drucksache 15/3696 Nr. 2.1 Drucksache 15/3696 Nr. 2.32 Drucksache 15/3779 Nr. 1.3 Drucksache 15/3779 Nr. 1.14 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/4085 Nr. 1.6 Drucksache 15/4085 Nr. 1.7 Drucksache 15/4085 Nr. 1.8 Drucksache 15/4085 Nr. 1.13 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/3779 Nr. 1.91 Drucksache 15/3876 Nr. 1.3 Drucksache 15/3876 Nr. 1.4 Drucksache 15/3876 Nr. 1.7 Drucksache 15/3876 Nr. 1.12 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 15/3876 Nr. 1.14 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/4213 Nr. 2.22 Drucksache 15/4213 Nr. 2.48 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/3876 Nr. 1.10 Drucksache 15/4001 Nr. 1.8 149. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms
    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)