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    Plenarprotokoll 13/220 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 220. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. Februar 1998 Inhalt: Wahl des Abgeordneten Dr. Peter Ramsauer als stellvertretendes Mitglied in den Wahlprüfungsausschuß 20079 A Tagesordnungspunkt 15: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes (Drucksachen 13/8796, 13/9070, 13/9351, 13/9822) 20079 B Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Matthias Berninger, Andrea Fischer (Berlin), weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Hochschulrahmengesetzes (Drucksachen 13/8824, 13/9822) 20079 B Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes (Drucksachen 13/5358, 13/9822) 20079 B b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung - zu dem Antrag der Abgeordneten Edelgard Bulmahn, Doris Odendahl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Investition für die Zukunft: Hochschul- und Studienfinanzierung sichern - zu dem Antrag der Abgeordneten Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn), Matthias Berninger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Reform der Personalstruktur an Hochschulen - zu dem Antrag der Abgeordneten Matthias Berninger, Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Hochschul- und Studienfinanzierung: Studiengebühren sind der falsche Weg - zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Ludwig Elm, Wolfgang Bierstedt, Maritta Böttcher, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS: Für offene, demokratische Hochschulen (Drucksachen 13/7914, 13/6121, 13/7473, 13/8847, 13/9822) 20079 C Thomas Rachel CDU/CSU 20080 A Doris Odendahl SPD 20081 C Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20084 C Dr. Karlheinz Guttmacher F.D.P. . . . 20085 D Tilo Braune SPD 20086 C Dr. Ludwig Elm PDS 20088 C Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 20090 A Dr. Jürgen Zöllner, Staatsminister (Rheinland-Pfalz) 20092 C Hans Zehetmair, Staatsminister (Bayern) 20093 D Horst Kubatschka SPD 20095 B Edelgard Bulmahn SPD 20095 C Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 20096 C Thomas Rachel CDU/CSU 20098 A Krista Sager, Senatorin (Hamburg) 20098D, 20100 C Dr. Guido Westerwelle F.D.P. 20099 D Dr. Hans-Joachim Meyer, Staatsminister (Sachsen) 20100 D Stephan Hilsberg SPD 20102A Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 20103 B Tagesordnungspunkt 16: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Konzerne an internationalen Kapitalmärkten und zur Erleichterung der Aufnahme von Gesellschaftsdarlehen (Kapitalerleichterungsgesetz) (Drucksachen 13/7141, 13/9909) 20105 D b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Zulassung von Stückaktien (Stückaktiengesetz) (Drucksachen 13/9573, 13/9857) 20106 A c) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur weiteren Fortentwicklung des Finanzplatzes Deutschland (Drittes Finanzmarktförderungsgesetz) (Drucksachen 13/8933, 13/9874, 13/9910) 20106 B Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Hans Martin Bury, Ernst Schwanhold, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung von Unternehmensübernahmen (Drucksachen 13/8164, 13/9874, 13/9910) 20106 B d) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ausübung der Tätigkeit als Finanzdienstleistungsvermittler und als Versicherungsvermittler sowie zur Einrichtung eines Beirats beim Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (Drucksache 13/9721) 20106 C Wolfgang Steiger CDU/CSU 20106 D Hans Martin Bury SPD 20108 D Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20110 D Carl-Ludwig Thiele F.D.P. 20112 C Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 20114 A Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, Bundesminister BMJ 20115B Dr. Eckart Pick SPD 20116B Hans-Peter Repnik CDU/CSU 20117 C Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 20119 A Horst Schild SPD 20120 D Jörg-Otto Spiller SPD 20122 C Wolfgang Steiger CDU/CSU 20123 D Tagesordnungspunkt 17: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neueinteilung der Wahlkreise für die Wahl zum Deutschen Bundestag (Wahlkreisneueinteilungsgesetz) (Drucksachen 13/9598, 13/9871) 20125 C b) Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses zu Berichten der Reformkommission zur Größe des Deutschen Bundestages: Abschließende Empfehlungen zur Vorbereitung der Verkleinerung des Deutschen Bundestages und zu Vorschriften des Bundeswahlgesetzes (Drucksachen 13/1803, 13/2800, 13/7950, 13/8270, 13/9871) 20125 D Wolfgang Bosbach CDU/CSU 20126 A Peter Dreßen SPD 20126 B Fritz Rudolf Körper SPD 20128 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20129C Ulrich Irmer F.D.P 20130 B Rolf Kutzmutz PDS 20131 B Zusatztagesordnungspunkt 10: - Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung der Handwerksordnung und anderer handwerksrechtlicher Vorschriften (Drucksachen 13/9388, 13/9875) 20132 B - Zweite und dritte Beratung des von der Abgeordneten Margareta Wolf (Frankfurt) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Handwerksordnung (Drucksachen 13/8846, 13/9875) 20132 B Karl-Heinz Scherhag CDU/CSU 20132C, 20138 A Ernst Schwanhold SPD 20134 A Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20136 A Ernst Hinsken CDU/CSU 20136 C Walter Hirche F.D.P 20137 A Jörg Tauss SPD 20137D Jürgen Türk F.D.P 20138 B Rolf Kutzmutz PDS 20139 A Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 20139 D Nächste Sitzung 20142 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 20143* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 12 (Antrag: Chancengleichheit für die Schiene: Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen gegenüber anderen Verkehrsträgern) Monika Ganseforth SPD 20143* D Anlage 3 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Gesetzentwurf: Gesetz zur Neueinteilung der Wahlkreise für die Wahl zum Deutschen Bundestag (Tagesordnung 17 a) Dieter Pützhofen CDU/CSU 20145* B Peter Dreßen SPD 20145* C Heinz-Günter Bargfrede CDU/CSU . . . 20145* D Konrad Kunick und Ilse Janz SPD . . . 20146* A Andreas Storm und Wolfgang Steiger CDU/CSU 20146* B Bernd Scheelen SPD 20146* C Dr. Rolf Olderog CDU/CSU 20147* A Anlage 4 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Gesetzentwurf: Zweites Gesetz zur Änderung der Handwerksordnung und anderer handwerklicher Vorschriften (Zusatztagesordnungspunkt 10) Ernst Schwanhold SPD 20147 * B Jörg Tauss SPD 20147* C Anlage 5 Amtliche Mitteilungen 20148* B 220. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. Februar 1998 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Altmann BÜNDNIS 13.2.98 (Pommelsbrunn), 90/DIE Elisabeth GRÜNEN Andres, Gerd SPD 13. 2. 98 Bachmaier, Hermann SPD 13. 2. 98 Bulling-Schröter, Eva PDS 13. 2. 98 Dempwolf, Gertrud CDU/CSU 13. 2. 98 Dörflinger, Werner CDU/CSU 13. 2. 98 Dreßler, Rudolf SPD 13. 2. 98 Eichstädt-Bohlig, BÜNDNIS 13.2.98 Franziska 90/DIE GRÜNEN van Essen, Jörg F.D.P. 13. 2. 98 Fischer (Berlin), Andrea BÜNDNIS 13. 2. 98 90/DIE GRÜNEN Folta, Eva SPD 13. 2. 98 Fuchs (Verl), Katrin SPD 13. 2. 98 Häfner, Gerald BÜNDNIS 13. 2. 98 90/DIE GRÜNEN Dr. Hauchler, Ingomar SPD 13. 2. 98 Dr. Hoyer, Werner F.D.P. 13. 2. 98 Ilte, Wolfgang SPD 13. 2. 98 Kanther, Manfred CDU/CSU 13. 2. 98 Kirschner, Klaus SPD 13. 2. 98 Köhne, Rolf PDS 13. 2. 98 Kurzhals, Christine SPD 13. 2. 98 Leidinger, Robert SPD 13. 2. 98 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 13. 2. 98 Erich Mascher, Ulrike SPD 13. 2. 98 Michelbach, Hans CDU/CSU 13. 2. 98 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 13. 2. 98 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 13. 2. 98 90/DIE GRÜNEN Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 13. 2. 98 Dr. Niese, Rolf SPD 13. 2. 98 Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 13. 2. 98 Reuter, Bernd SPD 13. 2. 98 Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 13. 2. 98 90/DIE GRÜNEN Rupprecht, Marlene SPD 13. 2. 98 Schlee, Dietmar CDU/CSU 13. 2. 98 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schmidt-Zadel, Regina SPD 13. 2. 98 Schütz (Oldenburg), SPD 13. 2. 98 Dietmar Schulz (Berlin), Werner BÜNDNIS 13. 2. 98 90/DIE GRÜNEN Schumann, Use SPD 13. 2. 98 Schwanitz, Rolf SPD 13. 2. 98 Dr. Skarpelis-Sperk, SPD 13. 2. 98 Sigrid Sorge, Wieland SPD 13. 2. 98 Dr. Stadler, Max F.D.P. 13. 2. 98 Steindor, Marina BÜNDNIS 13. 2. 98 90/DIE GRÜNEN Dr. Frhr. von Stetten, CDU/CSU 13. 2. 98 Wolfgang Such, Manfred BÜNDNIS 13. 2. 98 90/DIE GRÜNEN Vosen, Josef SPD 13. 2. 98 Weis (Stendal), Reinhard SPD 13. 2. 98 Welt, Jochen SPD 13. 2. 98 Wieczorek (Duisburg), SPD 13. 2. 98 Helmut Wilhelm (Mainz), CDU/CSU 13. 2. 98 Hans-Otto Wohlleben, Verena SPD 13. 2. 98 Zierer, Benno CDU/CSU 13. 2. 98 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 12 (Antrag: Chancengleichheit für die Schiene: Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen gegenüber anderen Verkehrsträgern) 219. Sitzung, Seite 20 059 B Monika Ganseforth (SPD): Wie schön wäre das Bahnfahren, wenn das, was bei der Bahnreform gewollt war, umgesetzt würde. Die Bahnreform sollte die Entschuldung bringen, Finanzierungsregelungen für Fahrweginvestitionen und die Übernahme der sogenannten „personellen Altlasten". Sie sollte die Schieflage beseitigen, die darin lag, daß die Bahn als öffentlich-rechtliche Behörde organisiert war. Gegenüber den privatwirtschaftlich organisierten Wettbe- werbern blieb der Bahn kaum unternehmerischer Spielraum. Das hat sich geändert, und es hat sich seitdem ja auch viel bewegt. Denken wir nur an den Taktverkehr oder an die Angebote der Bahn, wie zum Beispiel die Bahncard oder das Schöne-Wochenende-Ticket. Die Serviceangebote wurden deutlich verbessert. Die Kunden sind schon lange keine „Beförderungsfälle" mehr. Aber in vielen Bereichen geht es nicht voran. Vor allem im Güterverkehr ist die Lage der Bahn nahezu hoffnungslos. Gleichzeitig nimmt der Lkw-Verkehr dramatisch zu mit den Folgen: Lärm, Dreck und Staus. Im Personenverkehr erleben wir, daß das Erscheinungsbild der Bahnhöfe und ihres Umfelds, jedenfalls abseits der Metropolen, oft eine Zumutung ist. Das Wagenmaterial ist störanfällig und veraltet. Die Schienen befinden sich häufig in schlechtem Zustand. Die Folgen sind Ausfälle und Verspätungen. Die sprichwörtliche Pünktlichkeit der Bahn - ein Systemvorteil - muß schnellstens wieder zurückgewonnen werden. Wo liegen die Gründe dafür, daß die mit der Bahnreform verbundenen Erwartungen sich nicht erfüllt haben? Die Rahmenbedingungen stimmen nicht! Ich werfe der Bundesregierung und der Regierungsmehrheit vor, daß bisher nichts ernsthaft gegen diese Benachteiligung der Bahn unternommen wurde. Auch wenn sie immer wieder Forderungen wie „Güter auf die Schiene" und „Stärkung des Öffentlichen Personennahverkehrs" aufstellen, bleibt es bei unverbindlichen folgenlosen Ankündigungen und Absichtserklärungen. Auch dieses trägt zum Ansehens- und Glaubwürdigkeitsverlust der Regierung bei. Ich möchte einige Punkte der Benachteiligung der Bahn aufgreifen. Skandalös ist inzwischen Ihr Verhalten im Zusammenhang mit der Besteuerung von Flugbenzin. Sie stellen die Forderung öffentlichkeitswirksam, bringen sie aber faktisch nicht voran. Während die Eisenbahnunternehmen bei dieselbetriebenen Fahrzeugen Mineralölsteuer bezahlen - über 1/2 Milliarde jährlich -, sind Fluggesellschaften von der Kerosinsteuer befreit. Sie sparen dadurch mehrere Milliarden jährlich und machen der Bahn mit Dumpingpreisen Konkurrenz. Ohne diese Wettbewerbsverzerrung wäre der umweltbelastende Luftverkehr auf Kurz- und Mittelstrecken längst durch die Bahn ersetzt worden. Die lärmgeplagten Menschen in Flughafennähe wären entlastet. Bisher hat die Bundesregierung die Kritik an dieser unsinnigen Steuerbefreiung mit Hinweis auf die EU zurückgewiesen. Denn bis zum 31. Dezember 1997 war diese Steuerbefreiung obligatorisch festgeschrieben. Als vor einem Jahr im Verkehrsausschuß der „Bericht der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament über die Lage bei den Steuerbefreiungen für Mineralöle für die gewerbliche Luftfahrt und andere Verkehrsträger" diskutiert wurde, folgte der Ausschuß einstimmig unserem Antrag: Darin wurde die Bundesregierung aufgefordert, eine EU-weite Regelung zur Aufhebung der Kerosinbesteuerung durchzusetzen, eine europäische Initiative zur Flugkraftstoffbesteuerung im Rahmen der internationalen Luftfahrtorganisationen zu ergreifen und über diese Schritte zu berichten. Dieser Beschluß wurde dann lin Bundestag bekräftigt. Geschehen ist praktisch nichts. Das haben meine Fragen an die Bundesregierung im Juli letzten Jahres und in der letzten Woche erbracht. Der Staatssekretär im Finanzministerium antwortete mir letzte Woche im Plenum ausweichend. Er wertete es schon als Erfolg, daß Deutschland die unter niederländischem Vorsitz ausgearbeitete Erklärung „ausdrücklich unterstützt", während „andere Mitgliedstaaten sich reserviert bis ablehnend verhielten". Auf die Frage, welche Staaten sich gegen die Kerosinbesteuerung wenden, mußte er dann allerdings passen. Der Verdacht, daß die Regierung nicht ernsthaft eine Änderung will bzw. sie nur sehr halbherzig betreibt, liegt nahe. Ich bin überzeugt, daß es bei dieser Regierung nicht mehr zu einer Kerosinbesteuerung kommt. Die Forderung im vorliegenden Antrag, die Bahn von der Mineralölsteuer zu befreien, solange es nicht zu einer Besteuerung des Flugbenzins kommt, ist also folgerichtig. Ebenfalls in die falsche Richtung geht die Umsatzsteuerregelung. Während der grenzüberschreitende Luftverkehr von dieser Steuer befreit ist, muß die Bahn Umsatzsteuer entrichten. Ihr entstehen dadurch weit über 100 Millionen DM Kosten. Dies könnte die Regierung abschaffen, ohne auf internationale Zustimmung angewiesen zu sein. Viele europäische Länder wie Österreich, Belgien, Dänemark, Griechenland, Spanien, Italien, Irland, Luxemburg, Portugal und England haben den ÖPNV teilweise oder ganz von der Mineralölsteuer befreit. Ein entsprechender SPD-Antrag wurde im Verkehrsausschuß leider abgelehnt. Neben diesen und anderen finanziellen Verzerrungen zu Lasten der Bahn gibt es einen weiteren Punkt, der ein großes Ärgernis ist: Die unterschiedliche Behandlung der Lärmsanierung von Schiene und Straße. Bereits in der 11. Legislaturperiode hatte der Bundestag eine entsprechende Petition der Bürgerinitiative Güterzug in Hannover einstimmig unterstützt. Gestern wurde wieder eine Petition für Lärmsanierung an Schienenwegen im Petitionsausschuß von allen Fraktionen angenommen. Die Lärmsanierung an Schienen sollte der Regelung für Straßen angeglichen werden. Jedes Jahr haben wir Anträge zur Einstellung entsprechender Mittel im Haushalt gestellt - ohne Erfolg. Es ist ein großes Ärgernis, daß der prinzipiell umweltfreundlichste Verkehrsträger Schiene durch die Vernachlässigung des Lärmschutzes in Mißkredit gerät. Der Vorstandsvorsitzende der Bahn, Dr. Johannes Ludewig, hat mir am 8. Dezember zu diesem Thema geschrieben: Nachdem es in der Vergangenheit trotz mehrerer parlamentarischer Versuche nicht gelungen ist, für die Lärmsanierung Mittel in den Bundeshaushalt einzustellen, hat der Vorstand der DB AG kürzlich ein Konzept zur Lärmreduktion beschlossen, um den ökologischen Wettbewerbsvorteil des Schienenverkehrs auch durch Eigenleistung langfristig zu sichern. Ein Schwerpunkt ist die Umrüstung der etwa 100 000 Güterzugwagen. Aus Kosten- und Kapazitätsgründen muß diese Umrüstung im Rahmen der laufenden Instandhaltung erfolgen, so daß sie erst in etwa 10 Jahren abgeschlossen sein wird. Dieser Prozeß könnte nur durch eine entsprechende Förderung mit Bundesmitteln beschleunigt werden. Die Bahn muß also Mittel für Lärmschutz aufbringen, die eigentlich steuerfinanziert werden müßten. Die Forderung nach der Umwandlung der Kilometerpauschale in eine Entfernungspauschale ist so alt wie die Diskussion über faire Rahmenbedingungen, die nicht den motorisierten Individualverkehr einseitig bevorzugen. Auch die Forderung nach Einhaltung der Sozial- und Sicherheitsvorschriften beim Lkw-Verkehr, die verursachergerechte Anlastung der externen Kosten für alle Verkehrsträger und die Aussetzung der vollen Anlastung der Trassenpreise, die allein die Bahn zu tragen hat, sind berechtigt Denn nur so kann der Verkehrsträger Bahn eine faire Chance erhalten. Noch ein Wort zum Schluß. Sollten sich die Gerüchte bewahrheiten, daß Sie beabsichtigen, die Mittel für den Schienennahverkehr zu kürzen, so kündige ich unseren heftigen Widerstand an. Allerdings lohnt es sich nicht, sich mit einem Gutachten auseinanderzusetzen, das hinter verschlossenen Türen gehandelt wird und das wir nicht kennen. Sollten Sie jedoch eine Operation zur Kürzung der Mittel für den Schienennahverkehr planen, so kann ich Ihnen nur viel Vergnügen wünschen! Wir wollen, daß das, was mit der Bahnreform begonnen worden ist, zu einem guten Ende geführt wird, im Interesse der Menschen und der Umwelt. Dazu gehören politische Rahmenbedingungen, das heißt Preise, Gesetze und Verordnungen, die der Schiene Chancengleichheit geben. Ich fürchte allerdings, daß diese Regierung weder den Willen noch die Kraft dazu hat. Dazu bedarf es eines Regierungswechsels. Anlage 3 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Gesetzentwurf: Gesetz zur Neueinteilung der Wahlkreise für die Wahl zum Deutschen Bundestag (Tagesordnungspunkt 17a) Dieter Pützhofen (CDU/CSU): Der im Entwurf des Wahlkreisneueinteilungsgesetzes enthaltenen Neueinteilung der Wahlkreise (Drucksache 13/9598) kann ich nicht zustimmen. Gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 5 des Bundeswahlgesetzes (BWG) sollen bei Wahlkreiseinteilungen die Grenzen der Gemeinden, Kreise und kreisfreien Städte nach Möglichkeit erhalten bleiben. Der vorgelegte Entwurf sieht aber vor, daß der Wahlkreis 79, die kreisfreie Stadt Krefeld, auf die Kreise Wesel und Neuss aufgeteilt wird. Er stellt insofern eine eklatante Verletzung der im Bundeswahlgesetz enthaltenen Grundsätze dar. Um die Gebietskörperschaft Krefeld ungeteilt in einem neuen Wahlkreis zu erhalten, habe ich in die zweite Lesung des o. g. Gesetzes einen Änderungsantrag eingebracht. Nachdem dieser Änderungsantrag vom Bundestag abgelehnt wurde bzw. vom Bundeswahlleiter nicht zur Abstimmung zugelassen wurde, werde ich nunmehr dem Gesetzentwurf zustimmen, um das gesamte Reformvorhaben, Verkleinerung des Bundestages, Kosteneinsparung und Steigerung der Effektivität der Arbeit des Bundestages, „Schlanker Staat", nicht zu verhindern. Peter Dreßen (SPD): Der Beschlußempfehlung zur Neueinteilung der Wahlkreise für die Wahl zum Deutschen Bundestag stimme ich nicht zu. Ohne grundsätzliche Bedenken gegen das praktizierte Beratungsverfahren zu vernachlässigen, wird die Beschlußempfehlung insbesondere bei der Neueinteilung der Wahlkreise Emmendingen-Lahr und Schwarzwald-Baar weder den Möglichkeiten noch den Erfordernissen gerecht. Vielmehr werden nur einige der Gemeinden im Kinzigtal, die heute noch dem Wahlkreis 187 zugeordnet sind, aus sachlich nicht nachvollziehbaren Gründen in den Nachbarwahlkreis verlegt. Ein anderer Teil verbleibt hingegen im bisherigen Wahlkreis, obwohl der Nachbarwahlkreis auch nach der Neuzuschneidung immer noch eine unterdurchschnittliche Bevölkerungszahl aufweist. Die Neueinteilung führt damit zu einer Zerschneidung einer Region, die unter anderem eine gemeinsame Schul-, Nahverkehrs- und Fremdenverkehrspolitik betreibt und deren künftige Vertretung bzw. Begleitung durch dann zwei verschiedene Abgeordnete nicht sinnvoll sein kann. Die nun vorgenommene Zuschneidung der beiden Wahlkreise geht vielmehr auf durchsichtige Motive zurück, die auf Sicherstellung bestehender politischer Mehrheiten abzielen bzw. die Veränderung durch die notwendig gewordene Neueinteilung zu verhindern suchen. Aus diesen Gründen stimme ich nicht zu. Heinz-Günther Bargfrede (CDU/CSU): Die mit dem Gesetz beabsichtigte Verkleinerung des Deutschen Bundestages auf 598 Abgeordnete und 299 Wahlkreise halte ich für unbedingt erforderlich. Wenn wir in weiten Teilen der Verwaltung Einsparungen vornehmen und verschlanken, dann dürfen wir den Deutschen Bundestag davon nicht ausnehmen. Die für die Wahlkreise Nr. 35, Soltau-FallingbostelWinsen (Luhe), und Nr. 36, Lüchow-Dannenberg/ Lüneburg, vorgenommene Einteilung halte ich allerdings für nicht sachgerecht. Die unglückliche Zuteilung der Gemeinde Bispingen und der Stadt Munster aus dem Landkreis Soltau-Fallingbostel zum Wahlkreis Lüchow-Dannenberg/Lüneburg hätte bei unveränderter Übernahme des Vorschlags des Landeswahlleiters vermieden werden können. Der Vorschlag des Landeswahlleiters sah allerdings eine noch stärkere Aufteilung des Landkreises Harburg vor. Hier habe ich mich bei der Abstimmung in der CDU-Landesgruppe Niedersachsen nicht durchsetzen können. Bei der SPD scheint es ähnliche Mehrheitsverhältnisse gegeben zu haben, denn sie hat hinsichtlich der Wahlkreise Nr. 35 und Nr. 36 weder mündlich noch schriftlich eine Änderung des vorliegenden Gesetzentwurfes beantragt. Nach den Beratungen und Abstimmungen im federführenden Innenausschuß ist davon auszugehen, daß die Oppositionsparteien dem Gesetzentwurf bei der abschließenden Abstimmung im Plenum geschlossen die Zustimmung verweigern werden. Um die Verabschiedung des Gesetzes und damit die notwendige Verkleinerung des Parlaments sicherzustellen, werde ich mich nach Abwägung aller Argumente deshalb der Stimme enthalten. Konrad Kunick und Ilse Janz (SPD): Ich stimme gegen den Entwurf eines Gesetzes zur Neueinteilung der Wahlkreise für die Wahl zum Deutschen Bundestag (Wahlkreisneueinteilungsgesetz - WKNneuG), Drs. 13/9871, weil dieses Gesetz Verfassungsrechte der Bevölkerung im Lande Bremen beeinträchtigt, indem es bei einer bundesdurchschnittlichen Wahlkreisreduzierung von 8,9 Prozent (Reduzierung von 328 auf 299 Wahlkreise) die Zahl der Wahlkreise im kleinsten Bundesland von drei auf nur noch zwei Wahlkreise reduziert und damit der Bevölkerung den Verlust von 33,3 Prozent ihrer föderalen Repräsentanz durch direkt in den Bundestag gewählte Vertreter zumutet, obgleich eine solche Lösung auch unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben für den zur Abstimmung stehenden Gesetzentwurf nicht zwingend erforderlich war. Vielmehr ist es Ergebnis der Willensbildung im vorbereitenden Gesetzgebungsprozeß. Würden der Bevölkerung im Lande Bremen weiterhin drei Wahlkreise zugestanden und eine Korrektur bei einem der Bundesländer vorgenommen, welche die geringsten Wahlkreisverluste haben (Minimum Bayern, das nur einen seiner bisher 45 Wahlkreise verliert, gleich 2,2 Prozent Reduzierung), dann wäre die verfassungsmäßige Repräsentanz der Bevölkerung aus den Ländern der Bundesrepublik Deutschland weitaus gerechter geregelt. Andreas Storm und Wolfgang Steiger (CDU/CSU): Der Deutsche Bundestag hat am 15. November 1996 mit dem 13. Gesetz zur Änderung des Bundeswahlgesetzes den Weg für eine Verringerung seiner Mitgliederzahl von der 15. Wahlperiode an auf 598 Abgeordnete frei gemacht. Dieser wichtige Teil einer umfassenden Parlamentsreform kann jedoch nur verwirklicht werden, wenn der Deutsche Bundestag seiner Selbstverpflichtung nachkommt, bis zum Ablauf dieser Wahlperiode die Wahlkreiseinteilung für 299 Wahlkreise festzulegen. Mit dem Wahlkreisneueinteilungsgesetz wird ab der Wahl zum 15. Deutschen Bundestag der Landkreis Darmstadt-Dieburg erstmals auf drei anstatt auf bislang zwei Bundestagswahlkreise aufgeteilt. Bei den parlamentarischen Beratungen konnte unter Beachtung der Vorgabe zur Neugliederung im Bereich des Landkreises Groß-Gerau und des Main-TaunusKreises keine befriedigende Lösung für das Gebiet des Kreises Darmstadt-Dieburg erreicht werden. Damit widerspricht die Neugliederung für das Gebiet Darmstadt-Dieburg dem der Wahlkreiseinteilung zugrunde liegenden Grundsatz, daß die Grenzen der Gemeinden, Kreise und kreisfreien Städte nach Möglichkeit eingehalten werden sollen. Trotz dieser für den Landkreis Darmstadt-Dieburg unbefriedigenden Lösung stimmen wir dem Gesetzentwurf der Fraktionen von CDU/CSU und F.D.P. zu, weil wir das damit verbundene Ziel der Verkleinerung des Deutschen Bundestages grundsätzlich für richtig erachten. Bei Würdigung des Gesamtzusammenhangs hätte die Ablehnung des Gesetzentwurfs durch den Deutschen Bundestag einen erheblichen Schaden für die Fortführung der Parlamentsreform zur Folge. Bernd Scheelen (SPD): Dem heute zur Abstimmung stehenden Entwurf eines Gesetzes zur Neueinteilung der Wahlkreise für die Wahl zum Deutschen Bundestag (Wahlkreisneueinteilungsgesetz) auf Drucksache Nr. 13/9598 kann ich nicht zustimmen. Ich begründe dies wie folgt: Der Gesetzentwurf sieht unter anderem vor, daß die Stadt Krefeld, deren Stadtgebiet bisher den Wahlkreis 79 bildete, zerschnitten wird, um mit Teilen des ehemaligen Wahlkreises Neuss II sowie mit Teilen des ehemaligen Wahlkreises Wesel II neue Wahlkreise zu bilden. Diese Neueinteilung ist weder sachdienlich noch trägt sie den historischen Gegebenheiten und Entwicklungen der Stadt Krefeld mit ihrer über 600jährigen Geschichte Rechnung. Krefeld wäre damit die einzige Großstadt in Deutschland, die auf ihrem Stadtgebiet keinen eigenen Wahlkreis mehr besitzt. Insofern wird gegen die im Gesetzentwurf für die Neueinteilung der Wahlkreise festgelegten Grundsätze Nr. 4 und Nr. 5, daß die Wahlkreise ein einheitliches Gebiet bilden sollen, und daß auf die Grenzen der Gemeinden, Kreise und kreisfreien Städte Rücksicht zu nehmen ist, eklatant verstoßen. Meines Erachtens kann es nicht Ziel einer Neueinteilung der Wahlkreise in Deutschland sein, gewachsene Strukturen in Städten wie Krefeld zu zerschlagen und damit künstliche Wahlkreisgebilde zu schaffen. Die Neueinteilung hätte u. a. zur Folge, daß die Samt- und Seidenstadt Krefeld in Zukunft zusätzlich zu den Strukturproblemen in der Textil-, Stahl- und Chemieindustrie auch noch mit den Anpassungsschwierigkeiten im Bereich der Kohle belastet wird. Zum südlichen Wahlkreis Krefeld I soll nach dem Willen der Regierungskoalition aus CDU/CSU und F.D.P. der Braunkohletagebau Garzweiler II gehören und zum nördlichen Wahlkreis Krefeld II das besonders vom Zechensterben bei der Steinkohle betroffene Gebiet um Moers und Neukirchen-Vluyn. Zudem existieren die einzugliedernden Kreise zum Teil erst seit gut zwanzig Jahren, was den Eindruck eines künstlichen Gebildes verstärkt und dazu beiträgt, daß die Wählerinnen und Wähler in Krefeld und in den Kreisen sich mit den neuen, willkürlich gezogenen Grenzen nicht mehr identifizieren können. In ländlichen Gebieten mag die Zusammenfassung von kleineren Gemeinden zu einem Wahlkreis sach- dienlich und aus Gründen der Wahlarithmetik sogar unvermeidlich sein. Für Krefeld kann ich diese Notwendigkeit nicht erkennen, zumal sich die Stadt in bezug auf die Einwohnerzahl noch in den Grenzen des im Gesetzentwurf formulierten Grundsatzes Nr. 3 bewegt. Aus den genannten Gründen werde ich den Gesetzentwurf daher ablehnen. Dr. Rolf Olderog (CDU/CSU): Eine Neuschneidung der Bundestagswahlkreise ist unabweisbar und wird prinzipiell von mir unterstützt. Aber die sowohl im Vorschlag der Koalition wie auch der Opposition vorgesehenen Neuschneidung des Wahlkreises 6 (Ostholstein/Plön/Neumünster) lehne ich ab. Ein Wahlkreis von Neumünster bis zur Insel Fehmarn wäre in seiner räumlichen Ausdehnung und bei den unzureichenden verkehrlichen Querverbindungen innerhalb des Wahlkreises nicht hinreichend bürgernah zu betreuen. Auch die Struktur dieses Wahlkreises, einerseits städtisch-industriell im Raum Neumünster und andererseits ländlichtouristisch in Ostholstein-Plön, sind zu uneinheitlich. Es hätte sich nach meinem Urteil zwingend angeboten, aus den Kreisen Plön und Ostholstein einen gemeinsamen einheitlich strukturierten Bundestagswahlkreis zu schneiden. Ich habe dem Gesetzentwurf insgesamt zugestimmt, um das Gesamtvorhaben nicht zu gefährden. Anlage 4 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Gesetzentwurf: Zweites Gesetz zur Änderung der Handwerksordnung und anderer handwerklicher Vorschriften (Zusatztagesordnungspunkt 10) Ernst Schwanhold (SPD): Nach schwierigen und überaus zähen Verhandlungen mit der CDU/CSU und F.D.P.-Koalition ist es uns gelungen, einen gemeinsamen Gesetzentwurf und einen gemeinsamen Änderungsantrag einzubringen. Im gemeinsamen Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. wurde auf Bestreben der SPD-Bundestagsfraktion in Artikel 2 Übergangsgesetz aus Anlaß des Zweiten Gesetzes zur Änderung der Handwerksordnung und anderer handwerksrechtlicher Vorschriften aufgenommen, daß die strukturierte Verkabelung nicht dem Gewerbe Informationstechniker als wesentliche Tätigkeit zugeordnet wird. In der Geschichte der Handwerksordnung ist dies eine einzigartige Veränderung. Erstmalig wird in einem Gewerbe eine wesentliche Tätigkeit ausdrücklich aus dem Vorbehaltsbereich herausgenommen. In der Begründung heißt es weiter, daß dies der Klarstellung dient und unter anderem größere Rechtssicherheit schafft, denn die für die Vernetzung von Computeranlagen eingesetzten sogenannten strukturierten Verkabelungen können auch von nicht- handwerklichen Gewerben ohne das Erfordernis der handwerklichen Meisterprüfung erstellt werden. Darüber hinaus hat die SPD-Bundestagsfraktion in einem eigenen Änderungsantrag vom 12. Februar 1998 gefordert, daß zum Vorbehaltsbereich des Handwerks auch nicht die PC-Instandsetzung mit vorgefertigten Modulen sowie EDV-Dienstleistungen gehören. Diese Formulierung dient lediglich der Erläuterung, denn nach herrschender Meinung beginnt der Vorbehaltsbereich des Handwerks Informationstechniker erst dann, wenn der Lötkolben angesetzt wird. Dies ist bei beiden Tätigkeiten, der PC-Instandsetzung wie auch den EDV-Dienstleistungen nicht erforderlich. Aus diesen Gründen erübrigt sich der Änderungsantrag, der auf Initiative von Jörg Tauss erstellt worden ist. Jörg Tauss (SPD): Das Bemühen, ein flexibles und zukunftsorientiertes Handwerk zu schaffen, darf nicht dem Ziel nach mehr Flexibilität, dem Wunsch nach Existenzgründungen und dem Weiterbestand bestehender Betriebe im Bereich der EDV-Dienstleistungen und Internet-Anwendungen als dem gegenwärtig am schnellsten wachsenden Wirtschaftsbereich entgegenstehen. Bei unveränderter Annahme des genannten Entwurfs besteht jedoch die Gefahr, daß ca. 25 000 nichthandwerkliche Betriebe des EDV- und Internet-Dienstleistungsgewerbes in ihrer Existenz bedroht sind. Nur 10 Prozent der Marktanteile in diesem Bereich sind heute aber dem klassischen Handwerksbereich zuzuordnen. Deshalb muß hier der Ausschlußbereich noch besonders klar und justitiabel geregelt sein. Dies ist bisher nicht der Fall, so daß die Zustimmung ohne wesentliche Nachbesserungen noch nicht verantwortet werden kann. Ansonsten wäre beispielsweise auch den Auszubildenden der kürzlich verabschiedeten neuen EDV-Berufe im Nichthandwerksbereich die Möglichkeit genommen, die beendete Ausbildung zu einem späteren Zeitpunkt mit einer eigenen Selbständigkeit zu verbinden. Um die notwendige Flexibilität in neuen Branchen insgesamt zu gewährleisten, muß angestrebt werden, daß die unter den Vorbehaltsbereich eines Gewerbes fallenden wesentlichen Tätigkeiten künftig durch Verordnung des BMWi unter Beteiligung des Parlaments mit der hinreichenden Geschwindigkeit sachgerecht und dynamisch festgelegt werden. Daher ist es notwendig, über den Entwurf der Fraktionen CDU/CSU, SPD und F.D.P. hinaus wie folgt zu Klarstellungen zu kommen. Erstens. In § 1 Abs. 2 HwO müßte noch folgender Satz eingefügt werden: „Die wesentlichen Tätigkeiten, die zum Vorbehaltsbereich eines Gewerbes nach Anlage A zählen, werden künftig durch Verordnung des Bundesministers für Wirtschaft mit Zustimmung des Deutschen Bundestages festgelegt. " Nur so ist auch künftig in sich dynamisch entwickelnden Branchen die Freiheit der Berufswahl nach Artikel 12 GG auch in der Informationsgesellschaft gewährleistet. Zweitens. Artikel 2 § 1 Abs. 5 würde nur in der nachfolgenden Form dem gemeinsamen Anliegen des gesamten Hauses nach Rechtssicherheit für die EDV-Dienstleister und ähnliche Betreiber gerecht werden: „Das Gewerbe Nummer 22 Informationstechniker umfaßt nicht die strukturierte Verkabelung, Auswahl, Entwicklung, Veränderung, Erprobung, von Aufrüstungsmöglichkeiten, EDV-Systemerweiterungen sowie Entwurf, Test und Nutzung von Programmen, die Verbindung und Vernetzung von Geräten, Systemen und Anlagen sowie Aufbau, Planung, Herstellung und Anpassung von Netzwerken als wesentliche Tätigkeit. Nicht wesentliche Tätigkeiten sind darüber hinaus die Aufstellung, Inbetriebnahme und Instandhaltung von Geräten sowie die Feststellung, Protokollierung und Behebung von Störungen und Fehlern an Geräten (EDV und Internet) sowie an Teilen und Baugruppen dieser Geräte bzw. Systeme und Aufrüstung von EDV-Systemerweiterung, InternetAnwendungen und Anlagen. " Deshalb kann die neue Handwerksordnung noch nicht meine Zustimmung finden. Ich bitte um weitere Beratungen und Abstimmungen in den Arbeitsgruppen, um nicht eine der wenigen Wachstumsbranchen in Deutschland durch falsche Regulierung zu gefährden. Anlage 5 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 721. Sitzung am 6. Februar 1998 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 Grundgesetz nicht zu stellen: - Gesetz zum Schutz des Bodens - Gesetz zur Durchführung der Rechtsakte der Europäischen Gemeinschaft über die besondere Etikettierung von Rindfleisch und Rindfleischerzeugnissen (Rindflefschetikettierungsgesetz - RiFIEtikettG) - Siebtes Gesetz zur Änderung des Arzneimittelgesetzes - Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 13 GG) - Gesetz zu dem Übereinkommen vom 8. November 1990 fiber Geldwäsche sowie Ermittlung, Beschlagnahme und Einziehung von Erträgen aus Straftaten - Gesetz zur Neuordnung des Eheschließungsrechts (Eheschließungsrechtsgesetz - EheschlRG) - Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung und anderer Gesetze - Gesetz zur Änderung des Bauproduktengesetzes - Gesetz zu dem Abkommen vom 28. April 1997 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Finnland fiber Soziale Sicherheit - Gesetz zu dem Abkommen vom 4. Oktober 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Osterreich fiber Soziale Sicherheit - Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 176 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 22. Juni 1995 fiber den Arbeitsschutz in Bergwerken - Gesetz zu dem Abkommen vom 21. Februar 1997 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Lettland zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen - Gesetz zu dem Abkommen vom 29. November 1996 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Estland zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen - Gesetz zu dem Unidroit-Übereinkommen vom 28. Mai 1988 fiber das Internationale Factoring - Gesetz zu dem Abkommen vom 28. Oktober 1996 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Indonesien fiber die Seeschiffahrt - Gesetz zu dem Abkommen vom 22. Oktober 1996 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Sambia fiber den Luftverkehr - Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Zusammenführung und Neugliederung der Bundeseisenbahnen - Gesetz zur Vereinheitlichung des Unterhaltsrechts minderjähriger Kinder (Kinderunterhaltsgesetz - KindUG) Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat begrüßt die Vereinheitlichung des Unterhaltsrechts für eheliche und nichteheliche Kinder, die Schaffung der Möglichkeit eines einheitlichen Unterhaltsfestsetzungsverfahrens, die Dynamisierung des Unterhalts sowie das erweiterte Auskunftsrecht und das verbesserte Auskunftsverfahren. Der Bundesrat begrüßt ferner, daß mit der jetzt möglichen Festsetzung von Unterhaltsbeträgen im vereinfachten Verfahren bis zum eineinhalbfachen des maßgebenden Regelbetrags im Ergebnis dem Anliegen des Bundesrates Rechnung insoweit getragen worden ist, daß unterhaltsberechtigte Kinder im vereinfachten Verfahren einen Unterhaltstitel erlangen können, der im Regelfall ihren Unterhaltsbedarf in Höhe ihres Existenzminimums deckt. Zu bedauern ist aber, daß die Leistungen nach dem Unterhaltsvorschußgesetz, die für Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren ersatzweise dann zu zahlen sind, wenn der eigentliche Unterhaltsschuldner nicht leistet bzw. nicht leisten kann, nur an die Regelbeträge anknüpfen, die das Existenzminimum gerade nicht abdecken. Außerdem bleibt eine Gerechtigkeitslücke bestehen, die im Kindesunterhaltsrecht zutage tritt und ihm damit seine Überzeugungskraft nimmt, wenn auch die Ursachen dafür im Steuer- und Sozialrecht liegen: Das Kindergeld als die wichtigste staatliche Entlastung für Eltern reduziert letztlich trotz der gesetzlichen Regelungen bei Auszahlung und Anrechnung des Kindergeldes in seiner vollen Höhe nur den vom barunterhaltspflichtigen Elternteil zu zahlenden Unterhaltsbetrag. Der alleinerziehende Elternteil muß gerade in Mangelfällen auch den zu seiner Entlastung bestimmten Kindergeldanteil für den Barunterhalt des Kindes einsetzen, damit das Kind wenigstens das Existenzminimum erhält. Der Naturalunterhalt, der von dem in Haushaltsgemeinschaft mit dem unterhaltsbedürftigen Kind lebenden Elternteil erbracht wird, erfährt durch das Kindergeld keine Entlastung, auch wenn es dem alleinerziehenden Elternteil ausgezahlt wird. Das ist im Hinblick darauf, daß unterhaltsrechtlich Bar-und Naturalunterhalt gleichwertig sind, besonders befremdlich. Dieser Mangel hat seine Ursache nicht im Unterhaltsrecht, sondern im Steuer- und Sozialrecht, das den Barunterhalt begünstigt, während die in der Familie geleistete Betreuung, Versorgung und Erziehung der Kinder weitgehend unberücksichtigt bleibt. Der Bundesrat fordert deshalb die Bundesregierung auf, geeignete Gesetzentwürfe zur Beseitigung der aufgezeigten Wertungswidersprüche und Gerechtigkeitslücken vorzulegen. Der Wahlausschuß des Deutschen Bundestages hat in seiner 2. Sitzung am 4. Februar 1998 Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier als Nachfolger für Bundesverfassungsrichter Dr. Otto Seidl in den Ersten Senat des Bundesverfssungsgerichts gewählt. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarats für die Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 1996 - Drucksachen 13/8117, 13/8507 Nr. 1.4 - - Unterrichtung durch die Delegation der Interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland fiber die 97. Interparlamentarische Konferenz vom 10. bis 15. April 1997 in Seoul - Drucksachen 13/7973, 13/8507 Nr. 1.1- Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EUVorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Finanzausschuß Drucksache 13/9086 Nr. 2.30 Drucksache 13/9086 Nr. 2.49 Drucksache 13/9086 Nr. 2.61 Drucksache 13/9312 Nr. 1.3 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/9086 Nr. 1.10 Drucksache 13/9086 Nr. 2.7 Drucksache 13/9312 Nr. 1.4 Drucksache 13/9312 Nr. 1.10 Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 13/9806 Nr. 2.27
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    Rede von Thomas Rachel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Vor uns liegt der Entwurf für ein neues Hochschulrahmengesetz. SPD- und unionsgeführte Bundesländer haben ihn mit Bundesbildungsminister Rüttgers vereinbart. Im Kern der heutigen Debatte geht es um zwei Fragen: Erstens. Was bringt das neue Hochschulrahmengesetz? Zweitens. Wie steht es um die Verläßlichkeit der Sozialdemokratie in Deutschland?

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU Lachen bei der SPD Zuruf von der SPD: Ach du großer Gott!)

    Zur ersten Frage: Was bringt das neue Hochschulrahmengesetz? Eine Vielzahl von einengenden Vorschriften wird gestrichen. Wir geben den Hochschulen neue Entscheidungskompetenz. Aus dem HRG erwachsen neue Möglichkeiten für Wettbewerb und Leistungsorientierung. Die staatliche Finanzierung orientiert sich künftig an den in Forschung und Lehre erbrachten Leistungen. Wir haben einen Meilenstein in der Frauenförderung gesetzt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Doris Odendahl [SPD]: Einen Meilenstein? Den Meilenstein haben wir Ihnen doch erst herbeischleppen müssen!)

    Durch den von der CDU/CSU-Fraktion formulierten Änderungsantrag wird erstmals die staatliche Finanzierung der Hochschulen auch von Fortschritten bei der Frauenförderung abhängig gemacht.

    (Weitere Zurufe von der SPD)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, Sie brauchen gar nicht zu schreien. Wir freuen uns, daß Sie sich dem Änderungsantrag der CDU/CSU angeschlossen haben.

    (Doris Odendahl [SPD]: Wir haben Sie doch erst dazu gebracht: Sie sind ein Witzbold!)

    - Liberale und Christdemokraten wollen, daß sich etwas ändert, daß nicht nur 4,8 Prozent der C-4-Professuren in weiblicher Hand sind, sondern daß die Frauen in die Männerdomäne der Spitzenpositionen eindringen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir bringen wichtige Verbesserungen in die Hochschulen ein, und zwar Studienberatungen, systematische Bewertungen und Freischußregelungen. Die Professoren müssen in Zukunft pädagogische Fähigkeit nachweisen, damit sie eingestellt werden können. Das ist auch gut so; denn die Hochschullehrer sind für die Studierenden da und nicht umgekehrt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, wir schaffen mit dem Credit-point-System und den neuen internationalen Abschlüssen, Bachelor und Master, wichtige Impulse für unsere Hochschullandschaft.
    Diese Verbesserungen haben wir als Koalition gemeinsam mit der SPD vereinbart.

    (Werner Lensing [CDU/CSU]: Jawohl!)

    Wissenschaftsminister Zöllner und seine Kollegin Anke Brunn haben selber im August letzten Jahres die Novelle zum HRG als einen „akzeptablen Kompromiß " bezeichnet. Sie versprachen, den Entwurf „konstruktiv und mit dem Ziel einer raschen Verabschiedung zu begleiten" . Wir nehmen die SPD-Bundesländer beim Wort, meine Damen und Herren!
    Sie haben auch begründet, warum sie zustimmen. Ich zitiere wieder Zöllner und Brunn: „Wir können in dem vorliegenden Kompromiß unsere sozialdemokratische Handschrift wiedererkennen. "

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Aha!)

    Wenn dem so ist, dann wird die SPD doch wohl zu dem vereinbarten Gesetzentwurf stehen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P. Zuruf von der SPD: Wir wollen ihn noch verdeutlichen!)

    Damit sind wir auch schon bei der Frage nach der Verläßlichkeit der Sozialdemokratie. Der Chef der Hochschulrektorenkonferenz, Professor Landfried, hat uns aufgefordert: Jetzt kommt es darauf an, die Hochschulreform zu verwirklichen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Genau!)

    Und er warnt - ich zitiere ihn -: „Im Interesse der jungen Generation darf die Verabschiedung des Gesetzes nicht der Wahlkampftaktik der politischen Parteien geopfert werden." Und was macht die SPD? Sie macht das genaue Gegenteil davon. Sie kündigt an, gegen das Hochschulrahmengesetz zu stimmen, wenn in das Gesetz nicht zusätzlich ein Verbot von Studiengebühren aufgenommen wird.

    (Zurufe von der SPD: Ich denke, ihr wollt die auch nicht!)

    Meine Damen und Herren, die SPD versucht also, den von ihr selber mitgestalteten Entwurf durch ein nachträglich inszeniertes Junktim zu Fall zu bringen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Unerhört! Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Nicht mit uns!)

    Ich zitiere erneut die Hochschulrektorenkonferenz. Sie sagt: Die Hochschulreform „darf nicht an der Frage scheitern, ob ein Verbot von Studiengebühren" in das Gesetz „aufgenommen wird".
    Richtig ist, die SPD hat immer, auch in der weiteren Diskussion, gesagt, die Frage der Studiengebühren

    Thomas Rachel
    zu thematisieren. Aber es war allen Seiten von Anfang an klar, daß in der Frage der Studiengebühren unvereinbare Auffassungen vorhanden sind und weiter bestehen werden. Weil dies so ist, wurde bei der Vorlage des gemeinsamen Konsensentwurfes für die Hochschulreform weder die Forderung nach Studiengebühren noch ein Verbot von Studiengebühren aufgenommen.

    (Doris Odendahl [SPD]: Sie tun halt gar nichts!)

    Das war eine bewußte Entscheidung aller Beteiligten. Wenn Sie dies jetzt im nachhinein für den Ausstieg aus der Hochschulreform mißbrauchen wollen, dann ist das skandalös und unseriös.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Zuruf von der CDU/CSU: Das ist die reine Wahrheit!)

    Hier wird etwas zum Wahlkampfthema aufgeblasen, was keines ist. Keine Fraktion im Parlament will Studiengebühren einführen. Auch die CDU/CSU- Fraktion will keine Studiengebühren in der Regelstudienzeit. Dementsprechend ist dies auch nicht im Gesetz enthalten. Es ist aber abstrus, wenn die Sozialdemokratie ein von ihr selbst mitgestaltetes Gesetz deshalb ablehnen will, weil darin etwas nicht verboten wird.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Was machen eigentlich die Grünen? Joseph Fischer [Frankfurt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wir werden Lobbyisten beim Pharmaverband!)

    Da stellt sich doch die Frage nach der Verläßlichkeit der Sozialdemokratie. Was ist eine Vereinbarung mit den Spitzen Ihrer Partei überhaupt noch wert, meine Damen und Herren? Nach der Blockade der Steuerreform und Ihrem unerträglichen Zickzack beim Lauschangriff lassen Sie sich nun ein weiteres Mal von Lafontaine zu einer Blockade hinreißen, diesmal bei der Hochschulreform,

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    und das nur aus parteitaktischen Gründen, alles nach Lafontaines Motto: Es darf nichts mehr gelingen in dieser Republik. - Das ist unerhört!

    (Doris Odendahl [SPD]: Ist das albern!)

    Ich appelliere an die Verhandlungsführer der SPD, die vernünftig sind, sich dem Diktat aus Saarbrücken nicht zu beugen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Widerspruch bei der SPD)

    Ich verweise auf Rudolf Scharping, der in der „Welt" vom 21. August mit den Worten zitiert wird, daß die Hochschulreform nicht an der Frage der Studiengebühren scheitern dürfe. Wir nehmen ihn beim Wort. Gleiches berichtet die FAZ von Anke Brunn.
    Meine Damen und Herren, wir wollen dieses Gesetz beschließen. Das wollen wir mit Ihnen gemeinsam tun; denn wir nehmen Sie beim Wort.
    Professor Zöllner hat in der letzten Debatte dazu, am 30. Oktober, gesagt: „Es ist besser, heute 60 Prozent eines Weges zu gehen, als wertvolle Zeit verstreichen zu lassen, weil möglicherweise nicht alles möglich ist. " Wir nehmen Sie beim Wort.
    Das alte Hochschulrahmengesetz sah keine Studiengebühren vor. Auch durch das neue Hochschulrahmengesetz werden keine Studiengebühren eingeführt, egal was den Studenten suggeriert wird. Der wesentliche Unterschied besteht darin, daß durch das neue Hochschulrahmengesetz eine Vielzahl von Verbesserungen für die deutschen Hochschulen ermöglicht wird.
    Geben Sie Ihre Blockade auf und stimmen Sie mit uns für das Hochschulrahmengesetz!
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat die Kollegin Doris Odendahl.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Doris Odendahl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Sehr geehrte Herren, sehr geehrte Damen! Nicht nur weil heute Freitag der 13. ist - dies ist auch der schwarze Freitag für die Hochschulpolitik der Bundesregierung in dieser Legislaturperiode.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Ihre Politik, Herr Minister Rüttgers, ist gescheitert.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sehr gut! Genau!)

    Die SPD stimmt dem HRG-Kompromiß nicht zu, weil wesentliche Punkte im parlamentarischen Verfahren nicht in den Gesetzentwurf der Bundesregierung aufgenommen wurden - zugegeben: auch um den Preis, daß jetzt auf die mühsam erzielten Verbesserungen verzichtet werden muß. Zu Beginn der nächsten Wahlperiode kann ein entsprechender Entwurf von einer neuen Bundesregierung sofort neu eingebracht werden.

    (Beifall bei der SPD Zuruf von der F.D.P.: Reiner Wahlkampf!)

    Dem vorliegenden Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Novellierung des HRG gingen in der Tat schwierige Verhandlungen mit den Ländern voraus. Das heutige Ergebnis ist ein mühsam erzielter Kompromiß. Kompromisse haben es nun einmal an sich, daß sie immer Punkte enthalten, die der einen Seite große Freude bereiten und die andere zum Zähneknirschen veranlassen. Auf zwei davon werde ich nachher eingehen.
    Lassen Sie mich aber zu Beginn noch etwas zur Vorgeschichte des HRG anmerken, weil dieser Punkt für die Länder und für uns von größter Bedeutung ist. Wir hatten in der Gemeinsamen Verfassungskommission des Bundes und der Länder eine Diskussion darüber, ob und wie im Bildungsbereich Gesetzgebungskompetenzen verändert werden sollen. Obwohl die Meinungen sehr auseinandergingen, stand

    Doris Odendahl
    ich in diesem Punkt auf der Seite des Bundes. Im Art. 72 Abs. 2 unserer Verfassung ist festgeschrieben, daß für die Menschen in Deutschland gleiche Lebensbedingungen bestehen müssen. Selbstverständlich schließt das den Bildungsbereich mit ein. Angesichts der großen Unterschiede zwischen neuen und alten Bundesländern nach der deutschen Einheit war dies auch der entscheidende Punkt.
    Wir haben seinerzeit in der Gemeinsamen Verfassungskommission angesprochen, daß das Hochschulrahmenrecht angepaßt und entrümpelt werden sollte. Dies war die Grundlage für die jetzige HRG- Novelle. Ich kann nachvollziehen, daß Herr Minister Rüttgers in Panik verfällt, wenn sein letztes vorgelegtes Reformwerk

    (Zuruf von der SPD: Sogenanntes Reformwerk!)

    in seiner zu Ende gehenden Ministerzeit von seiten des Bundesrates und des Parlaments Korrekturen erfährt. Seine bisherigen Reformvorhaben - samt BAföG-Reform - sind ja alle kläglich gescheitert.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD Edelgard Bulmahn [SPD]: Wohl wahr! Leider! Weiterer Zuruf von der SPD: Weil's keine Reform war! Es war nur eine Verschlechterung!)

    Aber es ist mehr als schäbig - und übrigens dumm dazu -, zuerst lange mit den Ländern zu verhandeln, ständig die eigene Kompromißbereitschaft zu betonen und dann, wenn das Endergebnis nicht in den eigenen Kram paßt, das Zustimmungsrecht der Länder in Frage zu stellen.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Matthias Berninger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Es ist ein Possenstück, am Ende solcher Verhandlungen die Länder herauszufordern, ihr Zustimmungsrecht in Karlsruhe einzuklagen. Daß Sie sich selbst blamieren, ist Ihre Sache. Aber es ist ganz und gar nicht Ihre Sache, die Studenten und die Hochschulen jetzt im Regen stehen zu lassen und auf Karlsruhe zu verweisen.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Matthias Berninger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Sie verwechseln Ursache und Wirkung!)

    Es bringt nichts, Herr Minister Rüttgers, als verantwortlicher Ressortminister die Unfähigkeit zum politischen Handeln selbst hervorzurufen und dann zu beklagen.

    (Beifall bei der SPD)

    Bei den Hochschulprotesten Verständnis zu signalisieren ist die eine Seite; beim politischen Handeln später dann das Risiko einzugehen, sich die eigene Unfähigkeit vom Bundesverfassungsgericht bescheinigen zu lassen, die andere.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Die verweigerte Zustimmungsformel - ich hätte nie gedacht, daß ich Sie dazu ermahnen muß - ist ein unerhörter Affront und ein Anschlag auf den kooperativen Föderalismus.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Matthias Berninger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Bleibt festzuhalten: Sie haben die Hochschulreform von Anfang an falsch angepackt, nämlich allein von oben.

    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Warum haben Sie denn dann unterschrieben?)

    - Moment, wir kommen auf den parlamentarischen Vorgang noch zu sprechen.
    Statt mit den Hochschulen - sie sind in diesem Fall die Bildungssubjekte, nicht die -objekte - gemeinsam zu Lösungen zu kommen, haben Sie über deren Köpfe hinweg den starken Max markiert und einen Kompromiß ausgehandelt. Wer kann und soll sich denn für die Umsetzung einer solchen Reform begeistern, wenn er am Verfahren selbst gar nicht beteiligt wurde?
    Anstöße zu einer Bildungsreform müssen von unten und oben zugleich erfolgen. Das heißt zweierlei: Eine Bildungsreform von oben - und sei es „nur" mit mehr öffentlichen Mitteln für den Bildungs- und Wissenschaftsbereich - kann nicht gelingen, weil sie an den Bedürfnissen und den Interessen der Betroffenen vorbeigeht und von diesen deshalb auch nicht getragen würde. Eine Bildungsreform, die allein von unten gestaltet würde, wäre manchen Politikerinnen und Politikern vielleicht ein Graus, aber durchaus vorstellbar, wenn der Rahmen für Autonomie erweitert wird. In diese Richtung sollten das HRG und dann auch die Landeshochschulgesetze reformiert werden.
    Damit kommen wir zum zweiten Punkt. Sie können nicht im Ernst in Frage stellen, daß die Studienfinanzierung einen Kernpunkt jeder Hochschulreform darstellt. Das Scheitern der BAföG-Reform in dieser Wahlperiode ist eine schwere Hypothek, die Sie zu verantworten haben.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Deshalb ist die Verankerung des Verzichts auf Studiengebühren im HRG für uns der entscheidende Faktor. Das von Ihnen verweigerte gesetzliche Verbot von Studiengebühren verändert unser Bildungssystem radikal. Bildung wird zur Ware, die verkauft und gekauft werden kann. Das Hochschulsystem eignet sich aber nicht für solche Deals. Zusammen mit der verweigerten grundlegenden Reform der Studienfinanzierung würde dies nicht nur die Einheitlichkeit des Hochschulsystems gefährden, sondern auch den Zugang von Studierenden aus finanziell schlechter gestellten Familien noch mehr als bisher erschweren.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Doris Odendahl
    Ihre Politik richtet sich einseitig gegen die Studierenden. Sie können sich über den Protest der Studierenden, von Gewerkschaften und selbst Hochschullehrerverbänden doch nicht wundern, ebensowenig über unsere Ablehnung der HRG-Novelle. Sie wollen mehr Effizienz, mehr Leistung und mehr Qualität der Lehre. Sie wollen Studienzeitverkürzung. Dagegen ist zunächst überhaupt nichts zu sagen. Doch bei den Maßnahmen setzen Sie fast ausschließlich bei den Studierenden an, ohne über die BAföG-Reform die materiellen Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß die Studierenden tatsächlich in der Regelstudienzeit fertig werden können.
    Sie kürzen die Bundesausgaben im Bildungs- und Forschungsbereich, statt die versprochene Innovationsoffensive zu nutzen, um die Voraussetzungen - Bauten, Personal- und Sachmittel - für ein ordnungsgemäßes Studium innerhalb der Regelstudienzeit zu schaffen, soweit der Bund dabei Mitverantwortung trägt. Sie erhöhen den Druck auf die Studierenden und eröffnen dem jeweiligen Land - meine Heimat Baden-Württemberg liegt dabei wiederum an der Spitze -

    (Jörg Tauss [SPD]: Sehr unrühmlich!)

    - sehr unrühmlich - Spielräume für die Einführung von Zwangsmaßnahmen. Das ist alles gegen die Studierenden gerichtet.
    Allerdings gilt: Die Hochschullehrer bleiben weitgehend ungeschoren. Um eine durchgreifende Personalstrukturreform haben Sie sich nicht einmal bemüht.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS Wolf-Michael Catenhusen [SPD]: Sehr richtig!)

    Die Koalitionsfraktionen haben den ersten Schritt hierzu, nämlich die Einführung einer tarifvertraglichen Öffnungsklausel für Zeitverträge, abgelehnt. Sie versprechen mehr Autonomie - zunächst nur gegenüber den Ländern -, ohne sich letztlich darum zu kümmern, ob dieser Freiraum auch an die Hochschulen weitergeleitet wird.

    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Sorgen Sie doch einmal in Ihren eigenen Ländern dafür! Gegenruf der Abg. Edelgard Buhlmahn [SPD]: Das ist ein Bundesgesetz, falls Sie es noch nicht wissen!)

    Wessen Autonomie, lieber Herr Rachel, soll denn hier gestärkt werden?

    (Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

    - Die Anrede „lieber Herr" kann manchmal auch die Aufforderung beinhalten, endlich einmal den Denkapparat zu betätigen.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Rolf Kutzmutz [PDS] Dr. Karlheinz Guttmacher [F.D.P.]: Liebe Frau Odendahl! Zurufe von der CDU/CSU)

    - Jetzt hören Sie einmal gut zu, weil Sie diesen Punkt immer nur sehr schwer verstehen!

    (Zuruf von der CDU/CSU: Es ist auch schwer verständlich!)

    Eine wirkliche Stärkung der Mitbestimmung der Studierenden und die rahmenrechtliche Absicherung lehnen Sie ebenfalls ab. Diese beiden Punkte haben miteinander zu tun. Das wollte ich Ihnen deutlich machen.
    Was wollen Sie nun wirklich, Herr Minister Rüttgers? Ich bin ganz gespannt, ob Sie uns das nachher sagen werden. Sie sollten endlich den Studierenden, den Hochschulen und den Ländern reinen Wein einschenken. Mit der Erprobung internationaler Studiengänge könnte sich ja der Traum der Verfasser und Befürworter des Eckwertepapiers von 1993 für den gescheiterten Bildungsgipfel des Bundeskanzlers - das war ebenfalls nur eine Ankündigung - im nachhinein, sozusagen durch die Hintertür, realisieren lassen: die Zweiteilung des Studiums. Wir waren schon 1993 höchst wachsam, und auch heute ist für uns klar, daß eine solche Erprobung unter kontrollierten Bedingungen erfolgen muß. Bachelor-/MasterStudiengänge sind für uns nur unter bestimmten Bedingungen realisierbar. Dazu gehören die Durchlässigkeit, das heißt, keine zusätzlichen Hürden für den Aufbaustudiengang außer dem erfolgreichen Abschluß des BA, und nachgewiesene Berufsbefähigung. Das bedeutet auch, daß zuerst die beruflichen Anforderungen festgelegt werden, damit man dann sehen kann, wieviel Studienzeit letztlich benötigt wird, nicht umgekehrt: drei Jahre ex und hopp, nicht wahr? Dazu gehört auch die nachgewiesene internationale Vergleichbarkeit der einzelnen Module.
    Ich habe noch eine ganz herzliche Bitte: Es gibt durchaus auch in Frankreich überlegenswerte Studienstrukturmodelle. Bitte heben Sie nicht nur auf Großbritannien und die USA ab. Ich betone das insbesondere im Hinblick auf Europa.
    Meine Damen und Herren, wahrscheinlich ist das heute die letzte grundsätzliche Debatte zur Bildungspolitik in dieser Wahlperiode und hoffentlich die letzte während Ihrer Regierungszeit.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Für mich ist es vor meinem Ausscheiden aus dem Deutschen Bundestag auch die letzte Möglichkeit, noch einmal darzulegen, wofür ich mich über 15 Jahre lang eingesetzt und manchmal hart gekämpft habe und was es jetzt zu bewahren gilt: Die Bildungsreform der 70er Jahre hatte ein offenes Bildungssystem zum Ziel, bei dem der Gedanke „Förderung statt Auslese" im Vordergrund steht.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ja, ja!)

    - Ja, ja.
    Nicht nur mit der klammheimlich gewollten Zweiteilung des Studiums, sondern auch mit dem vom Freistaat Sachsen geforderten Auswahlrecht, das die Hochschulen zunächst in zulassungsbeschränkten Fächern für ihre Studierenden erhalten sollen, verab-

    Doris Odendahl
    schieden Sie sich mit Ihrer Bildungspolitik endgültig vom Konsens der 70er Jahre.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS Widerspruch bei der CDU/ CSU und der F.D.P.)

    Man kann ja sagen, liebe Kolleginnen und Kollegen, der habe Staub angesetzt.

    (Zuruf des Abg. Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.])

    - Jetzt hören Sie doch einmal zu. Dennoch: Der Öffnungsbeschluß der Regierungschefs von Bund und Ländern vom November 1977 steht auf dem Spiel. Wir sollten stolz darauf sein, daß hierin der Unterschied zwischen dem westdeutschen Hochschulsystem und dem DDR-Hochschulsystem deutlich wird:

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Nicht ein „Auswahlgespräch" mit vielleicht dubiosen Auswahlkriterien, sondern das Abitur als - bei allen Schwächen - immer noch objektives Kriterium soll darüber bestimmen, ob junge Menschen auf die Hochschule - möglichst ihrer Wahl - dürfen und was sie studieren wollen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Zum Abschluß, und weil es so gut paßt, erlaube ich mir ein Zitat aus einem eigenen Vortrag aus dem Jahr 1992

    (Zurufe von der CDU/CSU: Vor sechs Jahren!)

    - so lange dauert es, bis Sie überhaupt dazu kommen, nachzudenken -:
    Am Ende einer sorgfältigen Studienreform könnte dann eine neue Studienstruktur entstehen, die zu einem berufsqualifizierenden Abschluß nach einem vier- bis fünfjährigen Grundstudium führt und alle Absolventinnen und Absolventen zum Aufbaustudium einerseits

    (Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Vier bis fünf Jahre für das Grundstudium?)

    und zum berufsbegleitenden weiterbildenden Studium andererseits befähigt bzw. berechtigt. Besondere Eingangsprüfungen zum Aufbaustudium lehnen wir ab.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, das gemeinsame Ziel muß doch weiterhin sein, junge Menschen - und zwar unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern - zum Studium zu ermutigen,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Und zur Qualität!)

    nicht sie abzuschrecken. Es drängt sich sonst leicht der Verdacht auf, es ginge Ihnen letztlich darum, die Hochschulen von den Studierenden zu befreien.
    Was schwarz beginnt, muß nicht schwarz enden. Das ist besonders bei Ihnen der Fall. Ein schwarzer Freitag mag am Ende auch sein Gutes haben: Mit einem Moratorium, wie es die Studierenden ebenfalls wünschen, und durch die Ablehnung der HRG-Novelle - wie die SPD es will - im Bundesrat besteht die Möglichkeit zu einem Neuanfang. Wir sollten alle gemeinsam die Chance nutzen.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)