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    Plenarprotokoll 13/206 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 206. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 26. November 1997 Inhalt: Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 18631 A Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1998 (Haushaltsgesetz 1998) (Drucksachen 13/8200, 13/8883) . . . 18631 B Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1997 (Nachtragshaushaltsgesetz 1997) (Drucksachen 13/8199, 13/8803) 18631 A Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 13/9004, 13/9025) . . . 18631 B in Verbindung mit Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Abgeordneten Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS: Ausweis der Mittel für den Bundesnachrichtendienst (Drucksachen 13/6531, 13/7299) . . 18631 B Rudolf Scharping SPD 18631 D Michael Glos CDU/CSU 18636 C Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18642 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . 18648 A, C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 18649 B Dr. Gregor Gysi PDS 18654 B, 18685 B Dr. Christa Luft PDS 18657 B Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 18658 A Oskar Lafontaine, Ministerpräsident (Saar- land) 18669 C Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . 18675 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . 18677 C Dr. Heiner Geißler CDU/CSU 18683 B Rudolf Scharping SPD 18684 A Namentliche Abstimmung 18686 D Ergebnis 18689 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 13/9005, 13/9025) . . 18687 B Günter Verheugen SPD 18687 C Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . 18692 A Otto Schily SPD 18694 B Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18694 C Ulrich Irmer F.D.P 18695 A Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18695 C Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . 18696 D, 18704 C Dr. Helmut Haussmann F.D.P 18697 C Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18699 A Steffen Tippach PDS 18699 B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 18700 C, 18703 B Ulrich Irmer F.D.P 18702 D Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18703 A Eckart Kuhlwein SPD 18703 C Karl Lamers CDU/CSU 18706 A Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 13/9013, 13/9025) . . 18708 A Walter Kolbow SPD 18708 A Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 18712 A Erwin Horn SPD 18713 D Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18714 D Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . 18716B, 18720 B Uta Zapf SPD 18718 A Otto Schily SPD . 18718 D Ernst Kastning SPD 18719 C Heinrich Graf von Einsiedel PDS . . . 18720 C Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 18721 C, 18723 C Dr. Burkhard Hirsch F D P. 18723 B Paul Breuer CDU/CSU 18724 B Manfred Opel SPD 18725 D Namentliche Abstimmungen 18726 D Ergebnisse 18727C, 18730 A Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 13/9019, 13/9025) . . . 18732 C Dr. Emil Schnell SPD 18732 C Michael von Schmude CDU/CSU 18735A, 18742 A Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18737 C Armin Laschet CDU/CSU 18737 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18738C, 18740C, 18743 A Dr. Winfried Pinger CDU/CSU 18740 B Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P 18740 D Dr. Willibald Jacob PDS 18743 B Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 18744 B Dr. R. Werner Schuster SPD 18746 A Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 13/9007, 13/9025) . . . . 18747 C in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 13/9017, 13/9025) . . . 18747 C Gunter Weißgerber SPD 18747 D Manfred Kolbe CDU/CSU 18749 B Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18751 A Otto Schily SPD 18752B, 18762 A Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . . 18753 D Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 18754 D Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, Bundesminister BMJ 18756 B Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . 18757 D, 18760 D Norbert Geis CDU/CSU 18758 C Norbert Geis CDU/CSU 18760 A Dr. Susanne Tiemann CDU/CSU . . . 18761 A Gerald Häfner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18761 C Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 13/9006, 13/9025) . . . 18763 C in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung (Drucksachen 13/9023, 13/9025) . . . 18763 C Uta Titze-Stecher SPD 18763 D Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 18766 C Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18768 B Dr. Max Stadler F D P. 18770 A Ulla Jelpke PDS 18771 B Herbert Frankenhauser CDU/CSU . . 18772 C Fritz Rudolf Körper SPD 18773 C Manfred Kanther, Bundesminister BMI 18774 C Nächste Sitzung 18775 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 18777* A Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Einzelplan 14 - Bundesministerium der Verteidigung Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 18777* B Dr. Olaf Feldmann F.D.P 18779* A Gabriele Fograscher SPD 18779* B Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. 18779* D Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU und Hans-Dirk Bierling CDU/CSU 18780* A Ernst Kastning SPD 18780* B Roland Kohn F.D.P. 18780* C Manfred Kolbe CDU/CSU 18780* C Heidemarie Lüth PDS 18780* D Dr. Martin Pfaff SPD 18781* B Jürgen Türk F.D.P 18781 * D Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Einzelplans 06 - Bundesministerium des Innern - und des Einzelplans 33 - Versorgung - Manfred Kanther, Bundesminister BMI . 18782* A 206. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 26. November 1997 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 26. 11. 97 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Dreßler, Rudolf SPD 26. 11. 97 Hartmann, Hanns-Peter PDS 26. 11. 97 Heubaum, Monika SPD 26. 11. 97 Homburger, Birgit F.D.P. 26. 11. 97 Kriedner, Arnulf CDU/CSU 26. 11.97 Kurzhals, Christine SPD 26. 11. 97 Lehn, Waltraud SPD 26. 11. 97 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 26. 11. 97 Erich Marx, Dorle SPD 26. 11. 97 Reschke, Otto SPD 26. 11. 97 Scheel, Christine BÜNDNIS 26. 11. 97 90/DIE GRÜNEN Schenk, Christina PDS 26. 11. 97 Schlee, Dietmar CDU/CSU 26. 11. 97 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 26. 11. 97 90/DIE GRÜNEN Siebert, Bernd CDU/CSU 26. 11. 97 Stübgen, Michael CDU/CSU 26. 11. 97 Vosen, Josef SPD 26. 11. 97 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 26. 11. 97 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Einzelplan 14 - Bundesministerium der Verteidigung Hans Büttner (Ingoldstadt) (SPD): 1. Meine Ausführungen über die Lage der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie, wie ich sie bereits am 11. November 1993 in einer aktuellen Stunde des Deutschen Bundestages formuliert habe, gilt im Grundsatz noch heute: CDU/CSU und F.D.P. sowie die von ihnen gebildete Regierung haben bis heute im Gegensatz zu den USA, Frankreich, England oder Japan auf eine eigenständige Industrie- und Technologiepolitik verzichtet. Die Investitionsentscheidungen der Regierung sind planlos und auch für die Unternehmen der Luft- und Raumfahrtindustrie kaum planbar. Zu lange wurde im Rahmen der europäischen Koordinierungsbemühungen zivile und militärische Kooperation im Bereich der Luft- und Raumfahrt getrennt verfolgt. Auch nach Abschluß der WTO-Abkommen, die eine staatliche Subventionie- rung ziviler Luft- und Raumfahrtprojekte auf Druck der USA nicht mehr oder nur noch eingeschränkt zuläßt, haben die Bundesregierung aber auch der in Deutschland industriell führende Daimlerkonzern an dieser Trennung festgehalten und damit wesentlich zu erheblichen Arbeitsplatzverlusten in der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie, sowie zu Technologieverlagerungen innerhalb der EU beigetragen. 2. Der Zusammenschluß von McDonnell Douglas und Boeing in den USA führt eindrucksvoll vor Augen, wie vordringlich die Schaffung einer europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie ist, die sowohl den zivilen als auch den militärischen Teil umfaßt. Denn nur so lassen sich Synergien in Forschung und Entwicklung sinnvoll zusammenfassen und ermöglichen eine annähernde Wettbewerbsgleichheit mit der US-amerikanischen Konkurrenz, bei der zivile Subvention über den militärischen Bereich auch unter den jetzt gültigen WTO-Regeln möglich bleibt. 3. Bis zum Ende des kalten Krieges 1989 war der militärische Bereich der Luft- und Raumfahrtindustrie weitgehend von rein militärischen Vorgaben bestimmt. Ansätze einer besseren Verzahnung mit dem zivilen Bereich, was technologie- und strukturpolitisch sinnvoll gewesen wäre, sind weitgehend unterblieben und wurden zum Beispiel vom Daimlerkonzern gegen die Vorstellungen der Arbeitnehmervertretung in der Praxis auch nach dem Ende des kalten Krieges konterkariert. Dabei spielte die Regierungskoalition eine erbärmliche Rolle. Obwohl erhebliche staatliche Forschungsmittel und Aufträge dem Konzern zufließen, wurde weitgehend unterlassen, eigene struktur- und technologiepolitische Vorstellungen durchzusetzen. 4. Die Mitte der achtziger Jahre getroffene Entscheidung auf europäischer Ebene ein eigenes Jagdflugzeug, den Jäger 90, zu entwickeln und zu beschaffen, hatte neben den unter dem Gesichtspunkt des kalten Krieges militärischen Anforderungen auch das Ziel, eine eigenständige militärische Komponente einer europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie aufzubauen. Ob die damals formulierten militärischen Anforderungen sinnvoll oder zumindest geboten waren, kann heute dahingestellt bleiben. Daß man dabei so sehr auf die eigenständige militärische Komponente im Rahmen europäischer Kooperation setzte, anstatt bereits damals auf eine sinnvolle Verzahnung militärischer und ziviler Komponenten abzuzielen, ist im nachhinein nur damit zu erklären, daß strukturpolitische Entscheidungen angesichts der Erfahrungen des kalten Krieges in dem Glauben getroffen wurden, mit dem militärischen Konzept stünde man auf einer krisenunabhängigen sicheren Seite. Dies erweist sich nun speziell für Bayern nach dem Zusammenbruch des Ostblocks als eine - damals nicht voraussehbare - Fehlentscheidung. 5. Inwieweit der Jäger 90 bzw. der Eurofighter bzw. das EFA 2000 heute militärisch als vordringlich betrachtet werden kann, muß zumindest hinterfragt werden. Sowohl die Veränderung der Bedrohungssituation nach dem Zusammenbruch des Ostblocks als auch die sich neu entwickelnden Aufgabenstellungen einer europäischen Verteidigungsorganisation, haben bereits 1993 den Schluß zugelassen, daß unter den neuen Gegebenheiten eine europäische Entscheidung für den Eurofighter in seiner damaligen Form nicht getroffen worden wäre. Bereits damals bestand unter den Fachleuten die mehrheitliche Meinung, daß angesichts der neuen militärischen Situation und Aufgabenstellung, sowie den gebotenen neuen Kooperationsformen zwischen ziviler und militärischer Luft- und Raumfahrtindustrie in Europa, das Projekt Future Large Aircraft (FLA) Priorität hätte erhalten müssen. Entsprechende Vorschläge hat die SPD-Bundestagsfraktion bereits damals nach Abstimmung mit dem Konzernbetriebsrat der DASA unterbreitet. Ein sinnvolles Umsteuern auf die neuen Gegebenheiten bei Sicherung der vorhandenen Arbeitsplätze sowie des technischen Know how an den Standorten wäre möglich gewesen. Entsprechende Initiativen auf europäischer Ebene hat die Bundesregierung jedoch ebenso unterlassen wie auch der Daimlerkonzern nicht von seiner strikten Trennung von militärischer und ziviler Luft- und Raumfahrt Abstand genommen hat. 6. Die jetzt vorliegende Beschaffungsvorlage für den Eurofighter wird all diesen Anforderungen nicht gerecht. Sie läßt weder erkennen, ob die Gesamtzahl der zu beschaffenden Jagdflugzeuge angesichts der gemeinsamen europäischen Verteidigungsaufgaben sinnvoll ist, noch zeigt sie Perspektiven auf, wie auf Grund der europäischen Haushaltszwänge die notwendige FLA-Projektierung vorangetrieben werden kann. Allerdings ist das Projekt Eurofighter derzeit das wichtigste Unternehmen europäischer Kooperation militärischer Luftfahrt und damit eine wichtige Ergänzung der Bemühungen zum Aufbau einer gemeinsamen europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie als Gegenpol zu dem sich übermächtig entwickelnden US-amerikanischen Konzern Douglas/ Boeing. Die trotz hoher nationaler staatlicher Forschungs- und Auftragsmittel wenig nationale Standortverantwortung zeigende Haltung des DASA-Daimlerkonzerns läßt zudem befürchten, daß jetzt ein Ausstieg aus dem Eurofighterprogramm in Deutschland zu einem erheblichen Verlust von Know-how und Arbeitsplätzen im Bereich der Luft- und Raumfahrtindustrie führen würde, was bei einem früheren Tätigwerden der Bundesregierung hätte vermieden werden können. 7. Der Deutsche Bundestag steht auf Grund der konzeptionslosen Luft- und Raumfahrtpolitik der Bundesregierung deshalb vor einer schwierigen Entscheidung: Ein Ja zu der Vorlage bindet auf Jahre die beschränkten öffentlichen Mittel für ein Projekt, das sowohl was das Know-how als auch die Zahl der Jäger angeht, sicherheitspolitisch nicht die höchste Priorität besitzt. Ein Nein würde zwar langfristig die Chancen auf eine schlagkräftige, verzahnte europäische Luft- und Raumfahrtindustrie verbessern, mittelfristig aber Arbeitsplätze und Know-how in Deutschland gefährden und wahrscheinlich unwiderbringlich in andere europäische Länder verlagern. Vor diesem Hintergrund kann ich dem Einzelplan 14 und der darin enthaltenen Beschaffungsvorlage nicht zustimmen. Zwar halte ich eine grundsätzliche positive Entscheidung für die Beschaffung für richtig, nicht jedoch die in der Vorlage genannte Anzahl. Angesichts der Aufgaben, die die nationalen europäischen Streitkräfte im Rahmen der EU und der NATO und als Auftragnehmer von UNO-Aufgaben wahrnehmen können sollen, bezweifle ich, daß die in der Vorlage genannte Beschaffungszahl erforderlich ist. Insofern sehe ich mich auch durch die Stellungnahme des Bundesrechnungshofes bestätigt. Statt dessen ist zu prüfen, die durch eine geringere Beschaffung frei werdenden Mittel unverzüglich in ein FLA-Projekt zu stecken, das sich zudem auch im zivilen Bereich nutzen läßt. Dabei haben auch die Herstellerkonsortien finanzielle Verantwortung mit zu übernehmen. Auf Grund dieser Position kann ich aber auch dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen nicht zustimmen. Der Antrag meiner eigenen Fraktion enthält zwar die meisten der von mir aufgeführten Positionen, er kommt jedoch zu einem anderen Schluß, weshalb ich mich dabei, nach sorgfältiger Gewissensprüfung, der Stimme enthalten werde. 8. Diese Entscheidung treffe ich auch mit Rücksicht auf die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Falsche politische Entscheidungen der CDU/CSU und der Bundesregierung sowie des Daimlerkonzerns dürfen nun nicht auf dem Rücken der betroffenen Werktätigen ausgetragen werden. Allerdings weise ich auch entschieden verdeckte Drohungen einiger Betriebsräte zurück, die an dem Abstimmungsverhalten zu dem Projekt ein Für oder Wider von Arbeitnehmerinteressen festmachen wollen. Die Verantwortung für den Verlust von Arbeitsplätzen in der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie tragen ausschließlich die Parteien, die seit nunmehr 15 Jahren die Mehrheit im Parlament stellen. Sie haben sowohl beim Aufbau einer gemeinsamen europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie versagt, als auch beim Erstellen eines längerfristig tragbaren europäischen Sicherheitskonzepts. Sie haben zudem alles unterlassen, die Konzerne in die Arbeitsplatz- und Standortverantwortung mit einzubeziehen. Vor allem der Daimlerkonzern, die Bundesregierung und die Bayerische Staatsregierung haben deshalb jetzt dafür zu sorgen, im Interesse der Sicherung der Standorte in Bayern und insbesondere in Manching, daß die technologischen Voraussetzungen des Standorts und die Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu genutzt werden, sowohl militärische als auch zivile Entwicklung und Flugerprobung in Manching zu konzentrieren. Nur so läßt sich dau- erhaft garantieren, daß hochwertige Arbeitsplätze in Bayern und am Standort Manching erhalten bleiben. Die Arbeitnehmervertretungen in der Luft- und Raumfahrtindustrie sollten, wie ihre Vorgänger in der Vergangenheit, auf diesen Zusammenhang hinweisen und sich nicht zum Büttel einer arbeitnehmerfeindlichen Industrie- und Wirtschaftspolitik machen lassen. Dr. Olaf Feldmann (F.D.P.): 1. Der Eurofighter ist ein Relikt des kalten Krieges. Weder Freiheit noch Sicherheit Deutschlands hängen vom Eurofighter ab. Der Eurofighter hat keine nationale Priorität. Dem Eurofighter fehlt der militärische Gegner. Der Gegner ist offensichtlich weniger militärischer, sondern mehr industriepolitischer Art. Ich bin nicht bereit, ein Wettrennen zwischen europäischer und amerikanischer Rüstungsindustrie mit deutschen Steuergeldern zu subventionieren. 2. Unsere außenpolitische Leitidee ist zwar supranational, doch verteidigungspolitisch handeln wir immer noch national. Wir müssen unsere sicherheitspolitische Konzeption grundlegend überdenken. Die Umsetzung der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik, GASP, ist überfällig. Vor der Entscheidung für einen Jäger brauchen wir ein Konzept für eine wirklich gemeinsame Verteidigung in Europa und eine echte Aufgabenverteilung im Bündnis. Nicht jeder Staat muß alles haben: den besten Panzer, den besten Jäger, die beste Fregatte. 3. Die dem Parlament zugesagte Möglichkeit, getrennt über Entwicklung und Beschaffung des Eurofighters jeweils frei entscheiden zu können, ist faktisch nicht gegeben. Dabei zieht das Argument der Vertragstreue im Bündnis allerdings nicht: Es gibt bisher keinen Produktionsvertrag - somit auch keinen Vertrauensbruch. Abgesehen davon sind gerade die Briten aus mehreren Gemeinschaftsprojekten ausgestiegen, vom Kampfhubschrauber Tiger bis zur Panzerhaubitze. 4. Der Eurofighter schafft keine, sondern gefährdet Arbeitsplätze, zum Beispiel im Heeresausrüstungsbereich. Der Verdrängungseffekt im Verteidigungshaushalt ist groß. Auch der Verteidigungsminister kann jede vom Parlament bewilligte Mark nur einmal ausgeben. Die Eurofighter-Arbeitsplätze sind hoch subventioniert und keine Arbeitsplätze unter marktwirtschaftlichen Bedingungen. 5. Angesichts der haushaltspolitischen Situation hat dieses 30 Milliarden teure, größte deutsche Rüstungsprojekt keine Priorität. Diese 30 Milliarden würden besser zur Entlastung des Haushalts und der Steuerzahler eingesetzt. Ich kann der Beschaffung des Eurofighters nicht zustimmen. Da ich den Einzelplan 14 ansonsten mittrage, wähle ich die mildeste Form der Ablehnung und enthalte mich. Gabriele Fograscher (SPD): Die Bundeswehr hat den Auftrag der Landes- und Bündnisverteidigung. Dazu gehört auch in Zukunft die Fähigkeit der Luftverteidigung in einem Verteidigungskonzept der Streitkräfte. Für die Luftverteidigung ist ein modernes Jagdflugzeug unverzichtbar. Die Phantom ist veraltet, es bedarf der Anschaffung eines modernen Jagdflugzeuges. Da eine derartige Investition aus diesen Gründen nötig ist, halte ich es für sinnvoll, daß ein neues Jagdflugzeug in Deutschland bzw. mit deutscher Beteiligung entwickelt und gebaut wird. Sicherlich ist dabei auch die Verläßlichkeit Deutschlands als Bündnispartner von Bedeutung. Obwohl die Beschaffungsvorlage der Bundesregierung für den Eurofighter 2000 nicht alle Fragen beantwortet (technischer Entwicklungsstand, Hauptbewaffnung, Kostenvolumen), kann ich in der jetzigen Situation nur für die Beschaffung des Eurofighters 2000 stimmen. Die Beschaffung des Eurofighters 2000 sichert in den nächsten 15 Jahren etwa 18 000 hochqualifizierte Arbeitsplätze in der Luft- und Raumfahrtindustrie und auch in der Zulieferindustrie. Die meisten dieser Arbeitsplätze befinden sich in Bayern, zahlreiche im Regierungsbezirk Schwaben. Bis heute gibt es kein alternatives ziviles Projekt, das diese Arbeitsplätze sichern könnte. Als bayerische und vor allem als schwäbische Abgeordnete ist mir sehr an dem Erhalt dieser qualifizierten Arbeitsplätze gelegen. Mit der Zustimmung zu diesem Rüstungsprojekt ist mein persönlicher Gewissenskonflikt nicht gelöst. Es bleibt weiterhin mein Ziel, daß Arbeitsplätze im zivilen Bereich gesichert und geschaffen werden, Konversionsprogramme entwickelt und Abrüstungsbemühungen verstärkt werden. Dr. Burkhard Hirsch (F.D.P.): Ich kann der Beschaffung des sogenannten Eurofighters nicht zustimmen. Nach dem insoweit unwidersprochenen Gutachten des Bundesrechnungshofes beträgt zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Preis für den Ankauf von 180 Flugzeugen über 30 Milliarden DM. Das ist angesichts der finanziellen Lage des Bundeshaushaltes und angesichts des mangelhaften Standes der Entwicklung und Erprobung schon wirtschaftlich nicht vertretbar. Die Zweckbestimmung des Flugzeugs bleibt unklar, sein Export in Länder auch außerhalb der NATO wird nicht verhindert werden können. Ich bin der Überzeugung, daß die Bundesrepublik weit mehr Sicherheit erwerben könnte, wenn sie statt dessen auch nur einen Bruchteil dieses Betrages für soziale Aufgaben, für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und für Bildung und Ausbildung im Inland, in Europa und in Ländern der Dritten Welt investieren würde. Ich begrüße es, daß durch die ausdrückliche Abstimmung im Plenum die individuelle Verantwortung jedes einzelnen Abgeordneten für seine Entscheidung in dieser Sache festgestellt wird. Ich stimme daher dem Änderungsantrag der SPD auf Drucksache 13/9209 zu und werde mich bei dem Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf Drucksache 13/9145 der Stimme enthalten, weil ich die Begründung nicht teile. Dr.-Ing. Rainer Jork (CDU/CSU) und Hans-Dirk Bierling (CDU/CSU): Wenn wir heute der Produktion des Eurofighters im Zusammenwirken europäischer Staaten mit deutschem Anteil zustimmen, dann nicht in Erwartung einer kurzfristigen, unmittelbaren Bedrohung der Bundesrepublik oder allein geprägt durch einen positiven Erwartungseffekt für technische Innovation und Arbeitsplätze in Deutschland. Geprägt durch den tiefen Wunsch, daß gewaltsame Konflikte und Kriege - möglichst bereits im Ansatz - verhindert werden mögen, glauben wir jedoch nicht, daß ein waffenloses, zu wenig wehrfähiges oder gar ein neutrales Deutschland ungefährdet oder zur Friedenssicherung ausreichend in der Lage wäre. Nüchternes Denken und verantwortungsvolles Handeln kann sich nicht auf Utopien und Wunschdenken allein gründen, sondern muß auf realen Bedingungen fußen. Real ist leider in unserer Welt, daß durch Ignoranz und Begierde, gepaart mit Aggressivität, täglich neue größere oder kleinere Konflikte vom Zaune gebrochen werden, daß Wehrlosigkeit eher zu Aggression ermutigt. Wenn Verteidigungsfähigkeit gefragt ist, dann halten wir, auch im Interesse der Sicherheit unserer Soldaten, ein ausreichend hohes technisches Niveau für erforderlich. Verfügbarkeit über Waffensysteme muß im Einklang mit Verantwortung für die Schöpfung einhergehen. Wir vertrauen auf die Mechanismen in unserer Demokratie, die dieser Verantwortung zu entsprechen haben und jedwede Aggression verhindern müssen und können. Wir hoffen und fordern, daß in Zukunft eine aktionsfähige Gemeinschaft, vor allem in Europa, entsteht, die sich rechtzeitig und wirksam dafür einsetzt, daß Kriege bereits im Ansatz verhindert werden. Dann muß auch die Zeit kommen, in der die steigenden Ausgaben für hochkomplizierte Waffensysteme zugunsten humanistischer Anliegen weiter reduziert werden. Ernst Kastning (SPD): Zur Erfüllung des Auftrages der Bundeswehr, der Landes- und Bündnisverteidigung, gehört auch künftig die Fähigkeit zur Luftverteidigung in einem kombinierten Verteidigungskonzept der Streitkräfte. Die Erhaltung der Luftverteidigungsfähigkeit erfordert die Beschaffung eines modernen Jagdflugzeuges, das die Phantom ablöst, deren Lebensdauer erschöpft und deren Technologie veraltet ist. Ausgehend von dieser Grundüberzeugung halte ich aus Gründen der Verteidigungssicherheit (mit industriepolitischem Nebeneffekt) und der Verläßlichkeit Deutschlands im Bündnis die Beschaffung des Waffensystems Eurofighter 2000 für erforderlich. Obwohl die Beschaffungsvorlage der Bundesregierung noch einige Fragen bezüglich des technischen Entwicklungsstandes des Flugzeugs und seiner Hauptbewaffnung sowie des gesamten Kostenvolumens aufwirft, kann ich in der jetzigen konkreten Entscheidungssituation nur mit ja stimmen. Da die Bejahung des Beschaffungsvorhabens Eurofighter nur über die Zustimmung zum Einzelplan 14 zum Ausdruck gebracht werden kann, werde ich dem Einzelplan 14 in der zweiten Lesung zustimmen. Daraus folgt konsequenterweise, daß ich zu allen Anträgen, die die Ablehnung dieses Beschaffungsvorhabens oder die Streichung des entsprechenden Haushaltsansatzes zum Ziel haben, mit nein stimmen werde. Roland Kohn (F.D.P.): Gemäß § 31 Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages erkläre ich zu meinem Abstimmungsverhalten zum Eurofighter folgendes: Den vorliegenden Anträgen, die Beschaffung des Eurofighter generell abzulehnen, stimme ich nicht zu. Da der Eurofighter aber mit erheblichen technischen, finanzpolitischen, haushaltspolitischen und sicherheitspolitischen Problemen behaftet ist, trage ich den Beschaffungsvorschlag der Bundesregierung zum Eurofighter nicht mit. Richtig wäre es gewesen, dem Vorschlag des Bundesrechnungshofes zur Risikominderung zu folgen, und jetzt bis zu 100 Flugzeuge zu beschaffen; über die Beschaffung weiterer Flugzeuge jedoch erst nach Abschluß des Truppenversuchs und nach Vorlage der Einführungsgenehmigung für das vollständig ausgerüstete und bewaffnete Waffensystem, voraussichtlich im Jahre 2007, erneut zu beschließen. Manfred Kolbe (CDU/CSU): Grundsätzlich stimme ich dem Bau und der Beschaffung des Eurofighters 2000 zu. Neben der militärischen Notwendigkeit halte ich es insbesondere auch für erforderlich, daß Europa und Deutschland im Flugzeugbau nicht den internationalen Anschluß verlieren. Gerade im Flugzeugbau steckt ein großes Innovationspotential, zum Beispiel in der Flugtechnik, der Computertechnik, der Elektronik und der Metallurgie. Flugzeugbau ist High-Tech, bedeutet Zukunft, und deshalb ist es grundsätzlich richtig, das Flugzeug in Europa zu bauen und nicht in den USA oder Rußland zu kaufen. Vor diesem industriepolitischen Hintergrund ist es aber nicht akzeptabel, daß die Industrie in den östlichen Bundesländern am deutschen Auftragsvolumen von über 23 Milliarden DM nach Mitteilung des Bundesverteidigungsministeriums nur mit 45 Millionen DM beteiligt ist, also mit nur 0,2 Prozent! Seit 1992 ist immer wieder auf die Notwendigkeit einer angemessenen Beteiligung von Unternehmen aus den östlichen Bundesländern an der Produktion hingewiesen worden, ohne daß in diesen fünf Jahren Ergebnisse erzielt worden sind. Die Bundesregierung wird auch unglaubwürdig, wenn sie einerseits von der Wirtschaft ein stärkeres Auftragsvolumen Ost einfordert, andererseits bei eigenen Auftragsvergaben es nicht durchsetzt. Aus diesem Grunde enthalte ich mich heute der Stimme. Heidemarie Lüth (PDS): Ich stimme dagegen, weil der Eurofighter eine militärpolitische Unsinnigkeit ersten Ranges darstellt. Ich stimme dagegen, weil die Anschaffung des Eurofighters nur die Interessen der Rüstungsindustrie befriedigt und ihrer Profitmaximierung dient. Ich stimme dagegen, weil die Anschaffung des Eurofighters mit Anschaffungskosten von über 100 Milliarden DM verbunden ist. Ich lehne die Anschaffung des Eurofighters gemeinsam mit 80 Prozent der Bevölkerung der Bundesrepublik ab. Ich lehne die Anschaffung des Eurofighters ab, weil ich damit auch dem Votum des Petitionsausschusses entspreche. Ich lehne die Anschaffung des Eurofighters ab, weil gerade auch noch in den vergangenen Tagen und Wochen Bürgerinnen und Bürger zum Beispiel in Chemnitz und in Leipzig, Vereine wie Friedensweg e.V. und der Versöhnungsbund e.V. auf den Straßen Unterschriften gegen die Anschaffung gesammelt haben. Ich stimme gegen die Anschaffung des Eurofighters, weil die durch ihn ermöglichte Sicherung der Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie einem Vielfachen in der zivilen Produktion und noch mehr Arbeitsplätzen im sozialen Bereich gegenüberstehen. Ich lehne die Anschaffung des Eurofighters ab, weil mit seinem Bau die weltweite Aufrüstung weiter angeheizt wird. Ich lehne die Anschaffung des Eurofighters ab, weil nicht die Aufrüstung auf der Tagesordnung steht, sondern Senkung der Militärausgaben und Erhöhung der Ausgaben für friedliche Konfliktbewältigung und Zivilen Friedensdienst. Dr. Martin Pfaff (SPD): Auch wenn ich den Haushaltsplan des Bundesministers für Verteidigung in seiner Gesamtheit ablehne, möchte ich mich hiermit für die Fortführung des Projektes Eurofighter aussprechen. Um die wesentlichen Begründungen nochmals klarzumachen, folgen die entscheidenden Punkte: Wie mir die Verteidigungsexperten der SPD-Bundestagsfraktion versichern, benötigt die Bundesrepublik Deutschland aus sicherheitspolitischer Sicht einen Nachfolger für die Phantom. Es wäre naiv davon auszugehen, jegliche Bedrohung von außen sei seit Ende des kalten Krieges ein für allemal vorbei: Ein Ende der Geschichte gibt es nicht. Und ohne Verteidigungsfähigkeit steht unsere Zukunft auf wackligen Füßen. Ich spreche mich für das Projekt aber auch aus, weil wir - als eine der führenden Industrienationen - nicht von der technologischen Entwicklung abgekoppelt werden dürfen. Das Projekt ist eine technologisch gewaltige Herausforderung. Wir sollten selber das produktionstechnische Know-how entwickeln und realisieren, um einen zukunftsfähigen Hochtechnologie- und Produktionsstandort Deutschland zu fördern. Stellt die Bundesrepublik den Nachfolger der Phantom nicht im Inland her, muß dieser im Ausland gekauft werden. Da ist mir das Hemd schon näher als der Rock. Und ich befürworte auch nicht zuletzt als örtlicher Abgeordneter den Bau - und ich sage dies ganz offen -, weil insgesamt 18 000 hochqualifizierte Arbeitsplätze, davon 500 bis 600 allein in Augsburg, betroffen sind - mitsamt der schicksalhaften Bedeutung für die potentiell betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DASA und deren Familien. Eine - wie oftmals vorgeschlagene - Alternative, einen vergleichbaren Auftrag im zivilen Flugzeugbau aus öffentlichen Mitteln zu realisieren, wäre zwar auch aus meiner Sicht wünschenswert, ist jedoch in Anbetracht der desolaten Haushaltslage leider absolut realitätsfern. Auch wenn mit dem Projekt sofort begonnen würde, würden die Arbeitsplätze nicht rechtzeitig und im nötigen Umfang gesichert. Darüber hinaus möchte ich auch folgendes nochmals betonen: Ich halte die aktuelle und speziell die öffentliche Diskussion um die Produktion des Eurofighters für legitim, notwendig und demokratisch gut. Es darf aber nicht vergessen werden, daß die durchaus begründete und verständliche Heftigkeit der Diskussion, den Gutteil der Brisanz diejenigen zu vertreten haben, die in Bonn an den Schalthebeln der Macht sitzen. Schließlich ist es die Regierungskoalition, welche die Verantwortung für die gegenwärtige wirtschafts- und finanzpolitische Misere trägt. Hätten wir heute nicht ein solch dramatisches Ausmaß an Arbeitslosigkeit, könnten und würden öffentliche Steuermittel reichhaltiger fließen und die kostenbezogene Debatte müßte für niemanden so weit in den Vordergrund gerückt werden. Diese aktuelle Problematik des Eurofighter-Projektes ist nicht von der Opposition zu verantworten. Ich habe mich nachhaltig bemüht, bei den zuständigen Ministerien in Bonn und vor Ort den Vorschlägen der DASA-Betriebsräte in Richtung Konversion zur Realisierung zu verhelfen. Leider waren auch diese Bemühungen vergeblich. Auch deshalb fühle ich mich bestärkt in meiner Haltung für den Bau des Eurofighters. Aus den genannten Gründen stimme ich gegen den gesamten Verteidigungshaushalt, obwohl ich für das Projekt Eurofighter bin, und ich stimme auch deshalb gegen den Antrag der Grünen. Mit vielen Argumenten meiner eigenen Fraktion stimme ich überein, komme aber zu anderen Schlußfolgerungen. Deshalb werde ich mich bei diesem Antrag enthalten. Jürgen Türk (F.D.P.): Ich stimme gegen den oben genannten Änderungsantrag, weil er generell die Streichung der Kosten für die vorgesehene Beschaffung des Eurofighters 2000 vorsieht. Ich habe aber eine ablehnende Haltung gegenüber der mit dem Verteidigungshaushalt zu beschließenden Beschaffungsanzahl des Eurofighters in der Höhe von 180 Stück, den zu hohen Stückpreis und der noch unzureichenden Erprobung. Um auch im Verteidigungsbereich sparsam mit Mitteln umzugehen, möchte ich folgendes empfehlen: Die Beschaffung einer begrenzten Anzahl neuer russischer Jagdflugzeuge (MIG 29 M) mit einem Stückpreis von 40 Millionen DM, und zwar als Ersatz für die alte MIG 29 A, die zur Zeit in der Bundeswehr Dienst tut. Diese kostengünstigere Beschaffung würde gleichzeitig schrittweise die militärische, politische und wirtschaftliche Integration Rußlands nachhaltig fördern. Die Bestellung einer ersten Losgröße Eurofighter 2000 bis zu 100 Stück. Ein weiterer Zukauf wird unter den Vorbehalt des Bedarfes gestellt. Einen Jagdflugzeugmix aus Eurofighter 2000 (mit großem Anteil) und MIG 29 M (mit kleinem Anteil) langfristig in Dienst zu stellen. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Einzelplans 06 - Bundesministerium des Innern - und des Einzelplans 31 - Versorgung - Manfred Kanther, Bundesminister des Innern: Maßstab verantwortungsvoller Innenpolitik ist die Fähigkeit, auf wechselnde gesellschaftliche Problemfelder angemessen und zügig zu reagieren. Diesem hohen Anspruch ist die Bundesregierung auch in der laufenden Legislaturperiode in vollem Umfang gerecht geworden. Innenpolitik muß in erster Linie die innere Sicherheit als Grundlage der freien Entfaltung aller rechtstreuen Bürger festigen. Die Bekämpfung neu eingetretener Gefährdungslagen verlangt aber nicht nur das notwendige gesetzgeberische Instrumentarium. Ergänzend hinzukommen müssen grundlegende administrative Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene. Überall hat die Koalition in beeindruckender Weise das Handwerkszeug für die Verbrechensbekämpfung verstärkt: Das Verbrechensbekämpfungsgesetz rückt der organisierten Kriminalität über eine Kronzeugenregelung zu Leibe, verschärft den Haftgrund der Wiederholungsgefahr, führt das beschleunigte Verfahren ein und verschärft die Strafvorschriften gegen das Schlepperunwesen. Das Korruptionsbekämpfungsgesetz packt über strengere Strafvorschriften, die Einbeziehung von Korruptionsvorgängen in der privaten Wirtschaft ins Strafrecht sowie über wesentliche Verschärfungen des öffentlichen Dienstrechts einen wichtigen Teilaspekt organisierter Kriminalität an. Das Bundeskriminalamtgesetz gibt der deutschen Zentralstelle zur Verbrechensbekämpfung eine moderne Rechtsgrundlage und klar definierte Eingriffsbefugnisse. Das Bundesgrenzschutzgesetz enthält das notwendige Instrumentarium für die vielfältigen und anspruchsvollen Aufgaben der Polizei des Bundes. Die Novellierung des Ausländergesetzes verbessert die Möglichkeiten zur Abschiebung schwerkrimineller Ausländer, auch als Reaktion auf die Beteiligung an gewalttätigen Demonstrationen. Der in der parlamentarischen Beratung befindliche Gesetzentwurf zur Änderung von Artikel 13 GG wird zusammen mit dem interfraktionellen Gesetzentwurf zur Verbesserung der Bekämpfung der organisierten Kriminalität das elektronische Abhören von Gangsterwohnungen ermöglichen und die Vorschriften gegen die Geldwäsche deutlich verbessern. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen können mit diesen Meilensteinen der Verbrechensbekämpfung in Deutschland endlich wichtige Lücken im Schutz der Bürger gegen das organisierte Verbrechen geschlossen werden. Im gemeinsamen Kampf gegen Alltags- und Massenkriminalität habe ich die Länder zu einer „Aktion Sicherheitsnetz" aufgerufen. Eine entschlossene Sicherheitsstrategie, die der heutigen Gefährdungslage gerecht werden will, muß auf einer intensiven Zusammenarbeit mit dem Bürger aufbauen, alle staatlichen und kommunalen Kräfte bündeln, die Präsenz der Polizei verstärken, die Justiz in den staatlichen Sicherheitsauftrag stärker einbeziehen und sich zu einem konsequenten Vorgehen gegen jede Form von Kriminalität und Störung der öffentlichen Ordnung bekennen. Kriminalitätsbekämpfung gibt es allerdings nicht zum Nulltarif. Trotz Haushaltsengpässen hat der Bund seit 1993 seine Aufwendungen für Bundeskriminalamt und Bundesgrenzschutz kontinuierlich gesteigert. Allein für den Bereich des BGS ist der Haushaltsansatz von 2,15 Milliarden DM in 1993 auf 3,12 Milliarden DM in 1998 und damit um mehr als 45 Prozent angestiegen. Die Politik aller Länder muß diesen Weg entschlossen und kreativ mitgehen. Denn hier liegt ein entscheidendes Bewährungsfeld für eine funktionierende föderative Ordnung. Mit dem Aufbau des Europäischen Polizeiamtes Europol sind wir auch im europäischen Bereich entscheidend vorangekommen. Innerhalb eines vernünftigen Kontrollrahmens soll Europol Mitte 1998 seine Tätigkeit als leistungsfähige europäische Zentralstelle aufnehmen und uns international in die Lage versetzen, mit der Entwicklung der organisierten Kriminalität Schritt zu halten. Im Rahmen der Schengener Kooperation wurde die Zusammenarbeit vertieft. Der unverzichtbaren Sicherung der Außengrenzen dient die Neustrukturierung des Bundesgrenzschutzes, die unter anderem die polizeilichen Einsatzschwerpunkte an den Grenzen zu Polen und zur Tschechischen Republik personell und materiell massiv verstärkt. Die Zahl der dort eingesetzten Polizeivollzugsbeamten ist von 2700 im Jahr 1992 auf heute 5800 angestiegen. Nach Abschluß der Reform werden an diesen Grenzen insgesamt 7400 Polizeivollzugsbeamte im Einsatz sein. Das Konzept verdeutlicht insgesamt, daß die Erfüllung des polizeilichen Sicherheitsauftrages oberstes Ziel und damit zentraler Ausgangspunkt aller konzeptionellen Überlegun- gen zur Neukonzeption des Bundesgrenzschutzes ist. Schwerpunkt im Bereich der Ausländerpolitik war die Novellierung des Ausländergesetzes. Sie ermöglicht nicht nur die erleichterte Ausweisung schwerkrimineller Ausländer, sondern regelt auch andere, die Integration von Ausländern verbessernde Bereiche, die sich die Koalition zu Beginn dieser Legislaturperiode zum Ziel gesetzt hatte. Vor allem geht es auch weiterhin um eine entschiedene Umsetzung des geltenden Rechts in administrative Praxis - ein immerwährender Auftrag vor allem für die Länder. Im Bereich des öffentlichen Dienstes gestaltet das Dienstrechtsreformgesetz 1997 das Beamtenrecht unter Aspekten von Effizienz, Leistung, Mobilität und Führungsverhalten im öffentlichen Dienst grundlegend neu. Der versorgungsrechtliche Teil dieser Reform setzt den von mir vorgelegten Versorgungsbericht um: Neben der Anhebung der allgemeinen Antragsaltersgrenzen, der Kürzung der Zurechnungszeiten bei Dienstunfähigkeit und der Begrenzung des Ruhegehalts wird in Zukunft insbesondere die Bildung einer Versorgungsrücklage aus Beiträgen der Beamten im Vordergrund stehen. Diese Rücklage wird bis zum Jahr 2013 auf 66 Milliarden DM angestiegen sein und es damit ermöglichen, die prognostizierten Versorgungsausgaben der Gebietskörperschaften zu mindern. Das ehrgeizige Ziel „schlanker Staat" ist auf gutem Weg. Das Gesetz zur Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren steht beispielhaft für den Abbau überflüssiger Reglementierung. Die erfolgreiche Neustrukturierung des gesamten Zivilschutzes sollte auch anderen Bereichen erschließbares Verschlankungspotential ebenso wie den Weg zeigen, mit weniger Mitteln effektivere Strukturen zu verwirklichen. Der Sachverständigenrat „schlanker Staat" hat seine Arbeit am 12. September 1997 beendet und konkrete Neuerungsschritte zu diesem Thema und ihrer schnellen Umsetzung in die Praxis vorbereitet. Der auf Staatssekretärsebene eingesetzte Lenkungsausschuß Verwaltungsorganisation wird die vielfältigen Ansätze zur Modernisierung der Bundesverwaltung übergeordnet steuern und jährlich über die Fortschritte der Modernisierungsmaßnahmen auch im Hinblick auf den Berlin-Umzug informieren. Weitere Erfolge kann die Bundesregierung auch in dem schwierigen Bereich der Aussiedlerpolitik verbuchen. Die Lage der deutschen Minderheiten in Osteuropa hat sich fast überall stabilisiert. Mit deutlich weniger als 150 000 Personen ist für 1997 der geringste Zuzug seit 1987 zu erwarten. Schließlich hat das mit den Ländern abgestimmte Wohnortzuweisungsgesetz zu einer besseren Verteilung der Aussiedler in Deutschland beigetragen. Das erleichtert die notwendige Integration. Das gleiche gilt für die eingeführten Sprachprüfungen, die zugleich den Mißbrauch der Zuzugsmöglichkeiten einschränken. Vier Jahre Kulturarbeit des Bundesinnenministeriums stehen für weitere Fortschritte auf dem Weg zur inneren Einheit. Das mit Beginn des Haushaltsjahres 1995 für die neuen Länder und Berlin ins Werk gesetzte „Leuchtturmprogramm" ist auf bundesweite Beachtung gestoßen. Dankenswerterweise hat die Kulturpolitik der Bundesregierung immer großes Verständnis beim Deutschen Bundestag gefunden. Sie kann daher auch 1998 fortgesetzt werden. Vor allem im Denkmalschutz können wir nicht sparen, sondern müssen jetzt handeln, damit nicht unwiderbringliche Kulturgüter verloren gehen. Im Sport ist es in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sportbund gelungen, neue Konzepte zu entwickeln, die einen noch effektiveren Einsatz der Bundesmittel zur Förderung des Spitzensports ermöglichen. Gerade mit Blick auf die im nächsten Jahr mit den Olympischen Winterspielen und den Paralympics in Nagano/Japan anstehenden sportlichen Großereignisse sind damit erfolgreiche Weichen für die Zukunft gestellt. Der Sport bleibt aber weiter gefordert, die verschiedenen Strukturelemente in einem nationalen Spitzensportkonzept zusammenzuführen, wobei insbesondere dem Nachwuchsbereich ein besonderer Stellenwert zukommt. Ziel ist es, ein durchgängiges Förderkonzept von der Talentsichtung bis zur Begleitung der Weltklasseathleten zu schaffen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Uta Titze-Stecher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich stelle befriedigt fest, daß der Zustand im Plenum heute besser als vor einem Jahr ist.

    (Heiterkeit der Parl. Staatssekretärin Irmgard Karwatzki)

    - Diejenigen, die dabei waren, lachen. - Ich erinnere nur an die Lautstärke und an die Tatsache, daß hier Bonbons gemampft wurden und nicht einmal der Präsident mir die Ruhe hat verschaffen können, die notwendig gewesen wäre, weil ein Teil der Berichterstatter und Kollegen schon ihre Reden zu Protokoll gegeben hatten. Diesmal, Herr Minister, sind wir alle dran, und das ist nur gerecht.
    Der Einzelplan 06 des Bundesinnenministers sieht für das nächste Jahr Ausgaben in Höhe von 8,7 Milliarden DM vor. Dies entspricht - hören Sie genau zu - einer Erhöhung um 0,83 Prozent gegenüber dem Mittelansatz im Vorjahr. Nun könnte man denken: Mein Gott, der Innenminister spart. Er hat fast nichts mehr zum Ausgeben. - Das ist nicht der Fall. Er versteht es durchaus, im Rahmen der ihm zur Verfügung stehenden Mittel Schwerpunkte zu setzen.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


    Uta Titze-Stecher
    Ich nehme meinen Schlußsatz bereits vorweg: Wir können diesem Einzelplan nicht zustimmen, weil diese Schwerpunkte nicht unsere sind und nicht unsere Handschrift tragen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Der Haushalt 1998 unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von allen vorangegangenen Haushalten. Nahezu der gesamte Etat des Bundesinnenministers ist in die Haushaltsflexibilisierung einbezogen. Konkret nehmen ab dem nächsten Jahr insgesamt 25 Behörden des Geschäftsbereichs, darunter auch das Ministerium selbst, an der Budgetierung teil. Lediglich das Bundesamt für Verfassungsschutz ist ausgenommen. Damit werden die Erfahrungen aus den Modellvorhaben zur Erprobung flexibler Budgetierungsinstrumente konsequent umgesetzt.
    Durch größtmögliche Deckungsfähigkeit zwischen den einzelnen Haushaltspositionen und mit der Durchbrechung der Jährlichkeit sollen unter anderem das Ihnen allen bekannte Dezemberfieber verhindert werden, die Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter gestärkt und - ich hoffe, daß dies gelingt - Wirtschaftlichkeit und Effizienz der Verwaltung verbessert werden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

    Allerdings hat die Sachverständigenanhörung des Haushaltsausschusses zum Haushaltsrechts-Fortentwicklungsgesetz am 24. September dieses Jahres auch auf den neuralgischen Punkt bei diesem Vorhaben aufmerksam gemacht: Eine flexiblere Haushaltsführung darf das Budgetrecht des Parlaments nicht antasten. Hierbei, Herr Kanther, sind Hirnschmalz und Kreativität gefragt.

    (Unruhe bei der CDU/CSU)

    - Wenn Sie es genauso machen wollen wie im letzten Jahr, Herr Marschewski, dann werde ich grantig.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Ich habe doch gar nichts gesagt!)

    Ich habe gerade den Minister angesprochen. Ich finde es bemerkenswert, daß Sie mich daran zu hin-dem versuchen.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Das ist ja schlimmer als bei Ihnen zu Hause!)

    Das Mikrophon ist lauter als Ihre Stimme.
    Ich denke in diesem Zusammenhang an die feste Installierung einer regelmäßigen Berichtspflicht auf der Basis eines betriebswirtschaftlichen Controlling-verfahrens; denn anderenfalls hätte die Zustimmung der Koalition zur zentral veranschlagten Effizienzrendite von immerhin 131 Millionen DM allein in diesem Haushalt eine freiwillige Selbstkastration bedeutet.
    Das beste Steuerungsinstrument taugt aber gar nichts, wenn nicht gleichzeitig die Ministerien selbst einer Strukturreform unterzogen werden. Dies verlangt die SPD-Bundestagsfraktion in entsprechenden Anträgen seit Jahren. Aber was die Modernisierung der Bundesverwaltungen betrifft, so muß man feststellen: Fehlanzeige. Selbst die herbe Kritik des Bundesrechnungshofs an der Schlafmützigkeit der Bundesregierung bei der Modernisierung der Ministerialverwaltungen und auch an schwerwiegenden Versäumnissen beim Berlin-Umzug belegt die mangelnde Reformbereitschaft und hat die Regierung nicht dazu bewegen können, tätig zu werden.
    Das BMI ist natürlich auch davon betroffen, weil weder Hierarchieebenen verringert werden, etwa Unterabteilungen abgeschafft werden, noch darüber nachgedacht wird, bisher getrennte Abteilungen zusammenzuführen oder wenigstens anders zu strukturieren, um dem flexibleren Haushaltsrecht auch mit einer flexibleren Struktur zu entsprechen. Das aber wäre notwendig, um den wechselnden politischen Schwerpunkten gerade in diesem Haus bei der fachlichen Umsetzung besser gerecht zu werden.

    (Beifall bei der SPD)

    - Das war sehr gezielt, liebe Kolleginnen und Kollegen. Trotzdem vielen Dank!
    Angesichts der Zeitvorgabe möchte ich die Schwerpunkte heute beim Kulturhaushalt und bei den Fördermitteln für die Integrationsmaßnahmen für Aussiedler setzen.
    Der Kulturhaushalt leidet - wie bereits in den vergangenen Jahren - an der beschlossenen Plafondierung. Die vorgesehenen rund 692 Millionen DM kommen faktisch einer jährlichen Kürzung gleich. Erst in den Jahren 1999 und 2000 soll der Plafond um jeweils 5 Millionen DM angehoben werden, um im Jahre 2001 die Fördersumme von 700 Millionen DM zu erreichen.
    Da dies so ist, muß um so genauer hingeschaut werden, wie und wofür diese plafondierten Mittel im Kulturbereich vergeben werden. Was stellen wir fest? - Immer noch ist das Verhältnis zwischen institutioneller Förderung und Projektförderung schieflastig. 83 Prozent des Kulturplafonds sind indisponibel durch institutionelle Förderung gebunden. 575 Millionen DM werden so für den laufenden Betrieb und für Investitionen bei 49 Zuwendungsempfängern aufgewendet. Die vom Haushaltsausschuß längst beschlossene Umstellung von institutioneller Förderung auf Projektförderung erfolgt viel zu schleppend. Aber Verzögerungen sind ja bei dieser Regierung geradezu ein Markenzeichen.

    (Beifall bei der SPD)

    Lediglich fünf Einrichtungen aus dem klassischen Kulturhaushalt werden im nächsten Jahr auf Projektförderung umgestellt. So bleibt auch 1998 der Gestaltungsspielraum für Projektförderung mit 17 Prozent zu gering.
    22 Prozent des Kulturhaushaltes - rund 155 Millionen DM - fließen in die neuen Bundesländer. Der enorme Nachholbedarf läßt sich damit nicht befriedigen, auch wenn nicht verkannt werden soll, daß das Leuchtturmprogramm Ost für ostdeutsche Kultureinrichtungen von nationaler Bedeutung, die Aufstockung des Denkmalschutzprogramms auf 45 Millionen DM und das Sanierungsprogramm „Dach und Fach" - Ihr Lieblingskind, Herr Minister -

    Uta Titze-Stecher
    immerhin Zeichen dafür sind, daß die Kultur in diesem Ministerium einen Stellenwert hat, allerdings nicht den, den wir uns wünschen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Ein Wort noch zu Berlin, weil wir als Berichterstatter gerade heute nachmittag mit dem Regierenden Bürgermeister zusammensaßen. Sie wissen, daß 60 Millionen DM aus dem Einzelplan des Bauministers im Rahmen des Hauptstadtkulturvertrages zu den 350 Millionen DM hinzukommen, die aus dem Etat des Innenministers nach Berlin fließen. Ich hoffe, daß sich das Hauptstadtkuratorium, dessen Mitglied Sie sind, Herr Minister, in Zukunft wesentlich schneller als bisher über die Mittelverwendung einig wird, damit eine unnötige Zitterpartie wie seinerzeit für das Haus der Kulturen der Welt ein einmaliger Ausrutscher bleibt.
    Für die Pflege des Geschichtsbewußtseins sind 47 Millionen DM vorgesehen, darunter rund 16 Millionen DM für Gedenkstätten. Der unaufschiebbare Sanierungsbedarf bei den KZ-Gedenkstätten wird damit nicht bewältigt. Die Originalgebäude der brandenburgischen Gedenkstätten in Ravensbrück und Sachsenhausen zerfallen völlig, wenn es dabei bleiben sollte, daß der Rahmeninvestitionsplan zwischen dem Bund und dem Land Brandenburg die Frist für die Sanierung und Sicherung bis zum Jahr 2006 hinauszögert. Der durch die DDR verursachte ruinöse Bauzustand wird von ausländischen Staatsgästen zu Recht regelmäßig kritisiert.
    In Sachsenhausen waren viele Verurteilte der sowjetischen Militärtribunale inhaftiert, darunter auch Vertreter der Parteien. Die Errichtung des geplanten Museums zur Geschichte des sowjetischen Speziallagers sollte daher endlich in Angriff genommen werden. Aber auch hier Fehlanzeige! Im Jahr 2000 wird der 50. Jahrestag der Auflösung aller Lager begangen. Ich hoffe, daß bis dahin alle dringenden Sicherungs- und Sanierungsarbeiten abgeschlossen sind.
    Es ist uns - das sei hier lobend erwähnt - während der Haushaltsberatungen gelungen, die Errichtung einer Bundesstiftung zur Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur im Einzelplan 06 zu etatisieren. Im Vorfeld hat es einige Irritationen darüber gegeben, ob wir das Projekt in den Einzelplan 02 oder 06 stecken. Es ist nun da, wohin es gehört. Damit hat der Deutsche Bundestag ein deutliches politisches Signal gegen Totalitarismus und Diktatur gesetzt. Er folgt damit dem einstimmigen Beschluß der Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit". Folgeschäden an Leben, Gesundheit, Freiheit und Eigentum kann man nicht, zumindest nicht materiell, entschädigen. Um so wichtiger ist zur Würdigung der Opfer die Aufarbeitung der Geschichte der Diktatur.
    Eine zentrale Aufgabe der Stiftung wird die Weiterführung der sachgerechten Arbeit der Aufarbeitungsinitiativen und Opferverbände sein. Zur Sicherung der vom Zerfall bedrohten Archivmaterialien
    duldet allerdings die Arbeitsaufnahme der Stiftung keinen Aufschub.
    Ausdrücklich begrüße ich hier, verbunden mit einem Dank, die Etatisierung von Bundesmitteln für zwei neue Projekte. Erstmals beteiligt sich der Bund im Rahmen seiner nationalen Verantwortung mit je 0,5 Millionen DM an der Sanierung der KZ-Gedenkstätte Dachau - immerhin dem viertgrößten Museum in der Bundesrepublik mit mehr als 700 000 Besuchern pro Jahr - und an der Errichtung eines Dokumentationszentrums auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Da ist der Bund einmal über seinen Schatten gesprungen. Sie wissen, daß er bisher elf Gedenkstätten im Osten auf der Grundlage eines von uns allen beschlossenen Gedenkstättenkonzeptes fördert.
    Die Mehrheitsverhältnisse im Haushaltsausschuß sind bekannt. Daher bedanke ich mich hier ausdrücklich für die Unterstützung meiner Kolleginnen und Kollegen in dieser Sache. Ohne sie wäre nichts möglich gewesen.

    (Beifall bei der SPD)

    Das war keine Selbstverständlichkeit; deswegen lege ich Wert auf diesen Dank. Ich denke aber, daß diese Bundesbeteiligung, wenn sie Sinn machen soll, verstetigt werden muß, bis beide Projekte abgeschlossen sind.
    Ich komme zu meinem zweiten Schwerpunktthema. Am 30. Oktober fand im Plenum eine Debatte zur Reform der Staatsangehörigkeit statt, am 13. November, also vor rund zwei Wochen, eine weitere zu den Initiativen von Koalition, Bundesrat und SPD zum Thema Spätaussiedler. Dabei wurde deutlich, daß Opposition und Regierungskoalition unvereinbare und sehr unterschiedliche Vorstellungen von Integration und Steuerung der Zuwanderung von Ausländern haben.
    Wir wissen, Herr Waffenschmidt, daß das Gesetz über die Festlegung des Wohnortes für Spätaussiedler eine reine Notmaßnahme ist, eigentlich eine Zumutung, die die Freizügigkeit, auf die wir alle Wert legen, einschränkt,

    (Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Aber eine gerechte!)

    die aber notwendig war; das will ich nicht in Abrede stellen.
    Sie wurde allerdings notwendig, weil Sie sich weigern, die seit 1992 veränderten Realitäten zur Kenntnis zu nehmen und angemessen darauf zu reagieren.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Erwin Marschewski [CDU/ CSU]: Jetzt kommen die Ausländer!)

    Als Stichwort nur zur Erinnerung: Die Arbeitslosigkeit unter Aussiedlern beträgt 30 Prozent; die Jugendarbeitslosigkeit ist dort noch höher. Meiner Meinung nach haben Sie da einiges zu überdenken.
    Wenn diese Bundesregierung die Leistungen für Eingliederungs- und Förderprogramme in den Jahren 1994 bis 1996 fast halbiert hat, Herr Mar-

    Uta Titze-Stecher
    schewski, dann war die Orientierung der Aussiedler an gewissen Schwerpunkten vorhersehbar. Wir brauchen eigentlich keine weiteren Wohnraumreglementierungen, sondern verbesserte Integrationshilfen: mehr und längere Sprachkurse, zielgenaue Projekte für heranwachsende Jugendliche, Ausbildungs- und Arbeitsplätze in Regionen mit besonders hohem Aussiedleranteil.
    Eines kann ich Ihnen versichern: Wir haben über diese Punkte mit den Aussiedlern selbst gesprochen und finden dafür größtes Verständnis.

    (Beifall bei der SPD)

    Was aber tut die Bundesregierung? - Sie senkt die Ausgaben für Aussiedler um 9,3 Prozent, allein gegenüber dem Ansatz des letzten Jahres um 87,3 Millionen DM. Diese Absenkung erfolgt in der himmlischen Annahme, daß 1998 nur noch 150 000 Spätaussiedler einreisen werden. Für Eingliederungshilfen sind zwar 235 Millionen DM im Haushaltsjahr 1998 vorgesehen, aber nicht für Integrationsmaßnahmen, sondern als pauschaler Ausgleich für erlittenen Gewahrsam durch einmalige Zahlungen in Höhe von 4000 bis 6000 DM je nach Alter.
    Das ist nicht die Förderung der Integration, die ich mir vorstelle. Darunter stelle ich mir beispielsweise Projekte vor, die die erschreckenden Konsequenzen wie Drogenkriminalität oder sogar Kinderprostitution zurückführen und bekämpfen.
    Ich meine, das seit Jahren erfolgte Zurückdrehen der Zuwendungsschraube ist kontraproduktiv. Eigentlich muß man sagen, daß die Bundesregierung äußerst fahrlässig handelt, wenn sie die Mittel für Integration reduziert.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Nur noch die zentralen Verbände der freien Wohlfahrtspflege und die Kirchen leisten hier den unschätzbaren und notwendigen Beitrag zum inneren Frieden, zu dem Sie als Bundesregierung immer weniger einbringen.
    Eine integrative Migrationspolitik muß Zuwanderung nach Deutschland als gesamtgesellschaftliches Phänomen definieren. Deswegen bitte ich Sie, endlich Ihre Blockade gegenüber der doppelten Staatsbürgerschaft und der Reform des Staatsbürgerschaftsrechts aufzugeben.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Die wird niemals aufgegeben! Damit Sie von vornherein Bescheid wissen!)

    - Ich will Ihnen, Herr Kanther und Herr Marschewski, eine Empfehlung mit auf den Weg geben: Am 6. November dieses Jahres hat der Europarat in seiner jüngsten Konvention zur Einbürgerung von Ausländern und zum Erwerb der doppelten Staatszugehörigkeit aufgefordert. Sie brauchen nur zu unterschreiben.
    Letzte Bemerkung: Dem Einzelplan 06 stimmen wir aus den vorgebrachten Gründen nicht zu. Dem Einzelplan 33 - Versorgung - stimmen wir natürlich, weil er sich auf gesetzliche Vorgaben stützt, zu.
    Ich denke, die Ablehnung des Einzelplans 06 kann ich sehr schön frei nach Goethe begründen: Sie erreichen den Wahltag - selbstverständlich - mit Müh und Not, in Ihren Armen der Haushalt ist tot.

    (Beifall bei der SPD Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Der Haushalt lebt, die Opposition ist tot!)



Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Kollege Dr. Uelhoff, CDU/CSU.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus Dieter Uelhoff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Einzelplan 06, aus meiner Sicht von der Kollegin Titze-Stecher in Zahlen zutreffend dargestellt, ist ein sehr streng durchstrukturierter Haushalt, der auf Effektivität und Effizienz setzt und von daher sicherlich auch die Handschrift des Ministers sehr deutlich macht. Wir konnten im Rahmen des Haushaltsvollzugs bei mehreren begleitenden Berichterstattergesprächen nicht nur kontrollierend eingreifen, sondern uns auch immer wieder davon überzeugen, daß hier die parlamentarische Kontrolle auch durch die Mithilfe des Hauses erleichtert wird. Dies war und ist nicht von allen Haushalten in dieser Form zu sagen.
    Der Haushalt zeichnet sich durch zwei Schwerpunkte aus: Der erste Schwerpunkt - das ist naheliegend - ist die innere Sicherheit mit bemerkenswerten Steigerungen sowohl im Ausgabenvolumen als auch beim Personal, insbesondere beim Bundesgrenzschutz, wo 1 700 neue Stellen geschaffen worden sind. Der zweite Schwerpunkt ist die Kulturförderung mit der Sicherheit des Plafonds von 690 Millionen DM - trotz der notwendigen Sparmaßnahmen - und mit einem ganz beachtlichen Ansatz für Denkmalschutz - das hat es in Deutschland noch nie gegeben - in Höhe von 45 Millionen DM.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Lassen Sie mich beim Thema Bundesgrenzschutz darauf aufmerksam machen, daß wir das Konzept, das im Ministerium und von anderen gründlich vorbereitet worden ist, auch im Haushaltsausschuß noch einmal durchsprechen werden. In der Sache findet es unsere Unterstützung: Die Großliegenschaften werden künftig von 30 auf 21 reduziert; beim Personal soll von Versetzungen abgesehen werden. Denn das Personal muß dort sein, wo es gebraucht wird. Dadurch entfallen auch die sonst dauerhaft erforderlichen Kosten der Abordnung.
    Ein besonderes Problem war - vielleicht ist es das jetzt nicht mehr, aber es ist im Haushalt immer noch nachlesbar - die Bereitschaftspolizei der Länder. Ein mehr als spärlicher Mittelabfluß führte bereits in den vergangenen Jahren bei den Berichterstattern zu Überlegungen, diese Mittel in der Größenordnung eines zweistelligen Millionenbetrages einzusparen. Nun hat ein personeller Neuanfang innerhalb des Ministeriums begonnen. Wir hoffen damit auf einen sachgerechten Mittelabfluß. Außerdem hoffen wir, daß durch den Abschluß des Verwaltungsabkommens mit den Bundesländern der Stillstand aufhört und daß es zu der notwendigen Kompatibilität des

    Dr. Klaus-Dieter Uelhoff
    Bundesgrenzschutzes mit der Bereitschaftspolizei der Länder kommt.
    Ein Wort zu den Aussiedlern: Die Kollegin TitzeStecher hat dazu einige kritische Anmerkungen gemacht, die ich überhaupt nicht teile. Die deutsche Aussiedlerpolitik zeigt nämlich hervorragende Ergebnisse. Bei der Integration in Deutschland hilft etwa das Wohnortzuweisungsgesetz, nach dem die Aussiedler gleichmäßiger verteilt und Ballungsräume vermieden werden.

    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Ein Nothilfegesetz!)

    Die Sprachoffensive für Deutsch und der Sprachtest in Rußland und Kasachstan verbessern die Deutschkenntnisse der Aussiedler. Kenntnisse der deutschen Sprache sind Voraussetzung für die Integration in Deutschland. Deutsche Siedlungsschwerpunkte in Rußland, die von uns immer wieder gefördert wurden, bewähren sich, weil sie viele Deutsche aus Kasachstan aufnehmen und dazu beitragen, daß mögliche Aussiedler, die oft ihre Bescheinigungen schon haben, nicht nach Deutschland kommen, sondern sich in Rußland wohlfühlen.
    Deshalb möchte ich dem Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung ein ganz herzliches Wort des Dankes sagen, denn ohne Horst Waffenschmidt wäre das alles nicht so umsichtig und nicht so menschlich geregelt worden. Ein herzliches Dankeschön unserem Kollegen, der sich darum in langer Zeit viele Verdienste erworben hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Zur Kulturpolitik ist einiges von der Kollegin Titze-Stecher gesagt worden; das meiste davon kann ich unterstreichen. Ich möchte allerdings ein Thema besonders aufgreifen, was heute schon bei der Beratung des Einzelplanes 05 eine Rolle gespielt hat, nämlich die Beutekunst. Dazu ist schon in erfreulicher Übereinstimmung auch mit dem Bundesaußenminister von Kollegen von allen Seiten des Hauses einiges gesagt worden. Ich halte es für wichtig, daß dieses Thema nicht nur ein Thema von Regierungsverhandlungen ist, sondern auch im Parlament kontinuierlich zur Sprache kommt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie der Abg. Uta Titze-Stecher [SPD])

    Ceterum censeo - so etwa möchte ich das Thema behandelt sehen.
    Für alle, die sich dem deutschen Kulturerbe verpflichtet fühlen, geht es entscheidend um dessen Sicherung für den deutschen Kulturraum. Je mehr die Grenzen in Europa an Bedeutung verlieren, desto wichtiger ist das regionale - ich spreche bewußt nicht vom nationalen - deutsche Kulturerbe. Der Schatz des Priamos als ein Flaggschiff ist für mich gar nicht so sehr wichtig. Der Eberswalder Goldschatz aber, 1913 von deutschen Wissenschaftlern in Deutschland ausgegraben, ist einer der ältesten archäologischen Funde auf deutschem Boden, nämlich aus der jüngeren Bronzezeit - 9. Jahrhundert vor Christus. Eigentümer dieser 80 Einzelstücke ist das Museum für Vor-
    und Frühgeschichte in Berlin, also die Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
    Was soll eigentlich dieser Ausweis deutscher Kultur in den Kellern des Puschkin-Museums in Moskau? Warum bleiben die drei großen Chorfenster aus der St. Marienkirche in Frankfurt an der Oder in den Kellern der Eremitage in St. Petersburg verborgen? Dieses Denkmal deutscher Glasmalerei aus dem 14. Jahrhundert sollte wieder an Ort und Stelle in der Kirche in Frankfurt an der Oder zu sehen sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Auch die deutschen Autographen von Luther und Goethe, von Bach und Beethoven gehören nicht nach Krakau, sondern in die Deutsche Staatsbibliothek nach Berlin.

    (Wolf-Michael Catenhusen [SPD]: Und wie lösen wir das Problem?)

    In allen politischen Gesprächen mit unseren osteuropäischen Nachbarn sollten wir daran erinnern, daß nicht nur die neuen Verträge den Rechtsanspruch deklarieren und daß der Grundsatz „Pacta sunt servanda" ein anerkannter Grundsatz des Völkerrechts ist. Wir sollten unsere Nachbarn, und zwar nicht nur diejenigen, die mit uns in der Europäischen Union verbunden sein wollen, an die Haager Landkriegsordnung von 1907 erinnern. Darin ist Kulturraub für alle zivilisierten Staaten verboten.
    Ich teile ausdrücklich, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, den Gedanken einer gemeinsamen Stiftung, die wiederum völkerverbindend und befriedend wirken kann. Aber ich bin auch der Meinung, daß eine ganze Reihe der uns jetzt immer noch vorenthaltenen Kunstschätze im Interesse des deutschen Kulturerbes ihren Platz nicht in einer deutsch-russischen oder deutsch-polnischen Stiftung haben, sondern ihr Platz ist ausschließlich in Deutschland, wo diese Kunstschätze historisch und kulturell hingehören. Diese Forderung, meine ich, darf uns Deutsche nicht ruhen lassen, und ich bin sicher, daß jeder kulturbeflissene Pole und jeder kulturbeflissene Russe uns dabei auch unterstützt.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie mich abschließend noch ein Wort zu den politischen Stiftungen sagen, die auch zu großen Bereichen aus dem Einzelplan 06 gehören, aber auch zum Entwicklungsministerium und zum Bildungsministerium.
    Bei diesen politischen Stiftungen, meine sehr verehrten Damen und Herren, handelt es sich um eine Einrichtung, die ganz wichtige gesellschaftspolitische und demokratische Bildungsarbeit, Information und Politikberatung leistet. Die Vermittlung von hochrangigen Gesprächspartnern wurde von ihnen betrieben: Die Adenauer-Stiftung vermittelte kürzlich den Generalsekretär der NATO, die Naumann-Stiftung und Böll-Stiftung den Dalai Lama, die Friedrich-Ebert-Stiftung den Staatspräsidenten von Brasilien, und dank der Hanns-Seidel-Stiftung ist es mir vor zehn Jahren gelungen, in Südafrika Tabo Mbeki kennenzulernen.

    Dr. Klaus-Dieter Uelhoff
    Politische Stiftungen haben zu politischen Parteien zwar eine Nähe, aber die Hilfen und die finanziellen Leistungen für die politischen Stiftungen haben mit Parteienfinanzierung überhaupt nichts zu tun.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, dies macht auch die Hochbegabtenförderung deutlich, die alle diese politischen Stiftungen leisten, nicht zuletzt auch die großartige Arbeit, die sie in der Demokratisierung in Südafrika, in Spanien, in Portugal, in Südamerika und in Osteuropa geleistet haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Mit seiner Entscheidung von 1983 hat das Bundesverfassungsgericht die langjährige Staatspraxis der Globalfinanzierung ausdrücklich bestätigt. Ich meine, dies alles hat mit Parteienfinanzierung gar nichts, aber mit politischer und allgemeiner Bildung sehr viel zu tun. Dies, meine ich, sollten wir auch einmal in aller Öffentlichkeit zum Ausdruck bringen.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, zum Sport ließe sich noch einiges sagen. Ich bin dankbar, Herr Minister, daß sich auch die ehemaligen Nutznießer der Hochleistungsausbildungsstätten nun vielleicht doch gemeinsam mit der Sporthilfe um einen Fonds scharen und damit auch selbst etwas von dem Geld, das sie jetzt verdienen, für den Nachwuchs einspeisen können.
    Es gehört für mich, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, zu den in hohem Maße befriedigenden politischen Tätigkeiten der vergangenen Jahre, daß ich über viele Jahre den Haushalt des Bundesinnenministeriums und früher auch des Zivilschutzes kontrollierend und manchmal korrigierend, aber stets konstruktiv begleiten durfte.
    Dabei gilt Ihnen, Herr Minister Kanther, sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mein Dank für die Offenheit und Redlichkeit, zwei hervorragende Voraussetzungen für unsere gute Zusammenarbeit.
    Doch nicht die nüchterne Materie von der inneren Sicherheit bis zum öffentlichen Dienstrecht oder auch die so reizvolle Materie der deutschen Kulturpolitik oder der Förderung des Hochleistungssports waren allein Motivation, sondern vor allem auch die stets kollegiale Zusammenarbeit mit allen Kolleginnen und Kollegen des Haushaltsausschusses, mit meinen Mitberichterstattern, aber auch den Fachausschüssen, die einen im Umgang mit dem Bundesinnenministerium etwas freundlicher, die anderen etwas kritischer, aber immer an der Sache orientiert und höchst sympathisch im persönlichen Umgang. Dafür sage ich Ihnen allen meinen herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)