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    Plenarprotokoll 13/205 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 205. Sitzung Bonn, Dienstag, den 25. November 1997 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten des Interparlamentarischen Rates, Herrn Miguel Angel Martinez 18515 A Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Heinrich Lummer 18515 B Erweiterung der Tagesordnung 18515 B Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 18515 B Abwicklung der Tagesordnung 18515 B Nachträgliche Ausschußüberweisungen 18515 C Tagesordnungspunkt I: - Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1998 (Haushaltsgesetz 1998) (Drucksachen 13/8200, 13/8883) . . . 18516 A - Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1997 (Nachtragshaushaltsgesetz 1997) (Drucksachen 13/8199, 13/8803) 18516 A Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 13/9001, 13/9025) . . . 18516 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 13/9002, 13/9025) . . 18516 B in Verbindung mit Beschlußempfehlung des Ältestenrats Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin (Drucksache 13/9046) 18516 C Wolf-Michael Catenhusen SPD 18516 C Peter Conradi SPD (Erklärung nach § 31 G0) 18517 C Friedhelm Julius Beucher SPD (Erklärung nach § 31 G0) 18518 A Klaus-Jürgen Warnick PDS (Erklärung nach § 31 G0) 18518 C Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 13/9003, 13/9025) . . . 18519 B Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 13/9008, 13/9025) . . 18519 B in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 13/9022) 18519 C in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 13/9024) 18519 C in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 13/9018, 13/9025) . . 18519 C Karl Diller SPD 18519 D Michael Glos CDU/CSU 18524 A Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 18525 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18530 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 18533 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 18534 C, 18551 C, D Dr. Barbara Höll PDS 18537 C Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 18539 C Joachim Poß SPD 18545 B Peter Jacoby CDU/CSU 18550 C Joachim Poß SPD 18552 C Dr. Christa Luft PDS 18554 A Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 18554 B Wilfried Seibel CDU/CSU 18555 B Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (Drucksachen 13/9021, 13/9025) . . . 18561 D Dieter Schanz SPD 18562 A Jürgen Koppelin F.D.P 18563 B Steffen Kampeter CDU/CSU . . 18564 D, 18569 B Edelgard Bulmahn SPD 18566 A Dieter Schanz SPD 18568 B, 18579 C Jörg Tauss SPD 18568 D Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18569 B, 18574 A Dr. Guido Westerwelle F.D.P. . . 18570 D, 18574 B, 18580 D Doris Odendahl SPD . . . . 18571 B, 18579 B Edelgard Bulmahn SPD 18573 A Wolfgang Bierstedt PDS 18575 A Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 18576 C Wolf-Michael Catenhusen SPD . . . 18578 C Karl Diller SPD 18579 A, 18582 D Dr. Christa Luft PDS 18580 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18581 B Stephan Hilsberg SPD 18581 C Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 13/9016, 13/9025) . . 18584 C Siegrun Klemmer SPD 18584 C Renate Diemers CDU/CSU 18586 C Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18588 B Ina Albowitz F.D.P. 18589 D Heidemarie Lüth PDS 18591 A Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 18592 A Klaus Hagemann SPD 18594 D Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . . . 18595 C Wilfried Seibel CDU/CSU 18597 B Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit (Drucksachen 13/9014, 13/9025) . . 18598 D Gerhard Rübenkönig SPD 18599 A Roland Sauer (Stuttgart) CDU/CSU . . 18600 C Dr. Martin Pfaff SPD 18601 B, 18611 D Marina Steindor BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18602 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . 18603 C Jürgen W. Möllemann F.D.P. . . . . . 18604 B Klaus Kirschner SPD 18605 B Dr. Ruth Fuchs PDS 18606 B Matthäus Strebl CDU/CSU 18607 B Dr. Martin Pfaff SPD 18608 C Horst Seehofer, Bundesminister BMG . 18610 C Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 13/9010, 13/9025) . . . 18613 B in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Pflanzenschutzgesetzes (Drucksachen 13/8443, 13/9074) . . . 18613 C in Verbindung mit Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Michaele Hustedt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Umweltorientierte Neuausrichtung des Pflanzenschutzgesetzes (Drucksachen 13/8505, 13/9074) . 18613 C Ilse Janz SPD 18613 D Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 18616 B Dr. Gerald Thalheim SPD 18617 A Jürgen Koppelin F.D.P 18617 B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18618 B Jürgen Koppelin F.D.P 18619 D Dr. Günther Maleuda PDS 18621 B Helmut Lamp CDU/CSU 18622 A Horst Sielaff SPD 18623 A Jochen Borchert, Bundesminister BML 18624 C Ilse Janz SPD 18625 B Tagesordnungspunkt X: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Antrag der Abgeordneten Dr. Liesel Hartenstein, Michael Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Regelung der Sonderabfallentsorgung (Drucksache 13/ 7562) 18557 D b) Antrag der Abgeordneten Iris Gleicke, Achim Großmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Privatisierungs- und Veräußerungspflicht im Altschuldenhilfegesetz an den Problemen und der Entwicklung des ostdeutschen Wohnungsmarktes orientieren (Drucksache 13/9181) 18557 D c) Antrag der Abgeordneten Albert Schmidt (Hitzhofen), Gila Altmann (Aurich), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Effizienter und EU-konformer Bau der S-Bahn-Linie 9 Haltern - Essen - Wuppertal (Drucksache 13/8769) 18557 D d) Antrag der Abgeordneten Markus Meckel, Dr. Angelica Schwall-Düren, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Gila Altmann (Aurich), Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Unterstützung der Europäischen Union für die Hochwasseropfer in Polen und Tschechien (Drucksache 13/8922) . . 18558 A e) Antrag der Abgeordneten Rolf Kutzmutz, Maritta Böttcher, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS: Konsequenzen des Oder-Hochwassers im Sommer 1997 (Drucksache 13/9085) 18558 A f) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vierter Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über Maßnahmen zum Schutz der Ozonschicht (Drucksache 13/8273) . . 18558 B g) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Waldbericht der Bundesregierung (Drucksache 13/8493) 18558 B Tagesordnungspunkt XI: Abschließende Beratungen ohne Aussprache b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Tierzuchtgesetzes (Drucksachen 13/8349, 13/9087) 18558 C c) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des Schiedsverfahrensrechts (Schiedsverfahrens-Neuregelungsgesetz) (Drucksachen 13/5274, 13/9124) . 18558 D d) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung zwangsvollstreckungsrechtlicher Vorschriften (2. Zwangsvollstreckungsnovelle) (Drucksachen 13/341, 13/9088) . 18559 A e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ältestenrates - zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Franziska EichstädtBohlig, Oswald Metzger und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der Großen Anfrage der Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig, Andrea Fischer (Berlin), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Effizienz des Hauptstadtumzugs Teil I: Bauplanung (Drucksachen 13/4731, 13/6627) - zu dem Antrag der Abgeordneten Klaus-Jürgen Warnick, Hanns-Peter Hartmann, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS: Arbeitsaufnahme des Deutschen Bundestages ab 1. Mai 1999 in Berlin (Drucksache 13/6821) - zu der Unterrichung durch die Bundesregierung: Bericht zum Stand der Maßnahmen der Bundesregierung zum Umzug nach Berlin und zum Ausgleich für die Region Bonn (Drucksachen 13/6822, 13/6821, 13/ 5371, 13/9047) 18559 B f) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Oswald Metzger, Franziska Eichstädt-Bohlig, Dr. Antje Vollmer und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einsetzung eines Sonderausschusses BerlinUmzug (Drucksachen 13/3989, 13/7548) 18559 D g) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zu der von UNICE, CEEP und EGB geschlossenen Rahmenvereinbarung über Teilzeitarbeit KOM (97) 392 endg. (Drucksachen 13/ 8615 Nr. 2.111, 13/9123) 18560 A h-j) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 253, 254 und 255 zu Petitionen (Drucksachen 13/8996, 13/8997, 13/8998) . . 18560 B k) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 256 zu Petitionen (B 56 als Verbindung zwischen der A 3 und der A 565 beschleunigen) (Drucksache 13/8999) 18560 C 1) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 257 zu Petitionen (Verzicht auf den Bau der B 56 als Verbindung zwischen der A 565 und der A 3) (Drucksache 13/9000) . . . . 18560 D Zusatztagesordnungspunkt : Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung (Rentenreformgesetz 1999) (Drucksachen 13/8011, 13/8671, 13/8955, 13/9065) 18560 D Petra Bläss PDS 18561 A Nächste Sitzung 18627 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 18628* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Franz Peter Basten, Hansjürgen Doss, Josef Hollerith, Andreas Krautscheid, Armin Laschet, Dr. Gerd Müller, Norbert Röttgen, Kurt J. Rossmanith, Wilhelm Josef Sebastian, Michael Teiser, Hans-Otto Wilhelm (Mainz) (alle CDU/CSU) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin 18628* B Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Uwe Göllner, Günter Graf (Friesoythe), Reinhold Hemker, Barbara Imhof, HansPeter Kemper, Waltraud Lehn, Klaus Lennartz, Bernd Reuter, Ulla Schmidt (Aachen), Jella Teuchner, Verena Wohlleben (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin 18628* C Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Friedhelm Julius Beucher, Dieter Grasedieck, Helga Kühn-Mengel, Ingrid Matthäus-Maier (alle SPD) sowie Manfred Such (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin 18629* A Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Halo Saibold, Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin 18629* C Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin 18629* D Anlage 7 Erklärung des Abgeordneten Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Einzelplan 20 - Bundesrechnungshof 18630* C 205. Sitzung Bonn, Dienstag, den 25. November 1997 Beginn: 11.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 25. 11. 97 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Berninger, Matthias BÜNDNIS 25. 11. 97 90/DIE GRÜNEN Dreßler, Rudolf SPD 25. 11. 97 Frick, Gisela F.D.P. 25. 11. 97 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 25. 11. 97 Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 25. 11, 97 Homburger, Birgit F.D.P. 25. 11. 97 Kaspereit, Sabine SPD 25. 11. 97 Klose, Hans-Ulrich SPD 25. 11. 97 Köhler (Hainspitz), CDU/CSU 25. 11. 97 Hans-Ulrich Kriedner, Arnulf CDU/CSU 25. 11. 97 Kurzhals, Christine SPD 25. 11. 97 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 25. 11. 97 Erich Marx, Dorle SPD 25. 11. 97 Reschke, Otto SPD 25. 11. 97 Schaich-Walch, Gudrun SPD 25. 11. 97 Scheel, Christine BÜNDNIS 25. 11. 97 90/DIE GRÜNEN Schenk, Christina PDS 25. 11. 97 Schlee, Dietmar CDU/CSU 25. 11. 97 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 25. 11. 97 90/DIE GRÜNEN Schultz (Everswinkel), SPD 25. 11. 97 Reinhard Stübgen, Michael CDU/CSU 25. 11. 97 Türk, Jürgen F.D.P. 25. 11. 97 Dr. Wieczorek (Duisburg), SPD 25. 11. 97 Helmut Willner, Gert CDU/CSU 25. 11.97 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Franz Peter Basten, Hansjörgen Doss, Josef Hollerith, Andreas Krautscheid, Armin Laschet, Dr. Gerd Müller, Norbert Röttgen, Kurt J. Rossmanith, Wilhelm Josef Sebastian, Michael Teiser, Hans-Otto Wilhelm (Mainz) (alle CDU/CSU) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin Die Beschlußempfehlung stimmt nicht mit dem vom Plenum verabschiedeten Umzugsbeschluß überein, nach dem ein Umzug des Deutschen Bundestages und seiner Abgeordneten erst zu dem Zeitpunkt erfolgt, zu dem die volle Arbeitsfähigkeit in Berlin gewährleistet ist. Ein Umzug in provisorische Büros für einen Zeitraum von ca. acht bis neun Monaten verursacht hohe Kosten und führt zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit des Parlaments. Aus diesen Gründen lehnen wir die Beschlußempfehlung Drucksache 13/9046 ab. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Uwe Göllner, Günter Graf (Friesoythe), Reinhold Hemker, Barbara Imhof, Hans-Peter Kemper, Waltraud Lehn, Klaus Lennartz, Bernd Reuter, Ulla Schmidt (Aachen), Jella Teuchner, Verena Wohlleben (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin Der Beschlußempfehlung des Ältestenrates bezüglich des Umzugs des Deutschen Bundestages nach Berlin werden wir nicht zustimmen. Die Entscheidung, vor Fertigstellung der dortigen Parlamentsneubauten nach Berlin umzuziehen, verstößt in mehrfacher Weise gegen die Beschlüsse des Deutschen Bundestages aus dem Jahre 1994. Diese forderten unmißverständlich - ohne Wenn und Aber - einen Umzug ohne Mehrkosten und nicht in Provisorien und als weitere Voraussetzung, keine Gefährdung der Arbeitsfähigkeit. Nicht nur im Rheinland werden die Bürgerinnen und Bürger immer aufmerksamer, wenn Parlamente gegen ihre eigenen Beschlüsse verstoßen. Dies um so mehr, wenn man selbst durch diese Entscheidungen betroffen ist. In Anbetracht der dramatischen Situation bei den öffentlichen Finanzen und als Konsequenz zur Beschlußlage des „Bonn-Berlin-Gesetzes" von 1994 werden wir deshalb gegen die Beschlußempfehlung stimmen, - die für den vorzeitigen Umzug nach der Sommerpause 1999 zusätzliche Aufwendungen in zweistelliger Millionenhöhe notwendig macht, - die den Umzug in Provisorien, die durch Anmietung und Herrichtung von Bauten, die ursprünglich nicht für Parlament und Verwaltung vorgesehen waren, beinhaltet, - und die die Arbeitsfähigkeit des Parlaments erheblich beeinträchtigt. Der Deutsche Bundestag beendet mit der Zustimmung zur Beschlußempfehlung und zu dem Einzel- plan 02 ohne Debatte die Diskussion über den sinnvollen und kostensparenden Zeitpunkt des Umzugs. Das spricht nicht für ein selbstbewußtes Parlament. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Friedhelm Julius Beucher, Dieter Grasedieck, Helga Kühn-Mengel, Ingrid Matthäus-Maier (alle SPD) sowie Manfred Such (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin Der Beschlußempfehlung des Ältestenrates bezüglich des vorzeitigen Umzugs des Deutschen Bundestages nach Berlin werden wir nicht zustimmen. Die Entscheidung, vor Fertigstellung der dortigen Parlamentsneubauten nach Berlin umzuziehen, verstößt in mehrfacher Weise gegen die Beschlüsse des Deutschen Bundestages aus dem Jahre 1994. Diese forderten unmißverständlich - ohne Wenn und Aber - einen Umzug ohne Mehrkosten und nicht in Provisorien und als weitere Voraussetzung, keine Gefährdung der Arbeitsfähigkeit. Nicht nur im Rheinland werden die Bürgerinnen und Bürger immer aufmerksamer, wenn Parlamente gegen ihre eigenen Beschlüsse verstoßen. Dies um so mehr, wenn man selbst durch diese Entscheidung betroffen ist. In Anbetracht der dramatischen Situation bei den öffentlichen Finanzen und als Konsequenz zur Beschlußlage des „Bonn-Berlin-Gesetzes" von 1994 werden wir deshalb gegen die Beschlußempfehlung stimmen, - die für den vorzeitigen Umzug nach der Sommerpause 1999 zusätzliche Aufwendungen in zweistelliger Millionenhöhe notwendig macht, - die den Umzug in Provisorien, die durch Anmietung und Herrichtung von Bauten, die ursprünglich nicht für Parlament und Verwaltung vorgesehen waren, beinhaltet, - und die die Arbeitsfähigkeit des Parlaments erheblich beeinträchtigt. Der Deutsche Bundestag beendet mit der Zustimmung zur Beschlußempfehlung und zu dem Einzelplan 02 ohne Debatte die Diskussion über den sinnvollen und kostensparenden Zeitpunkt des Umzugs. Das spricht nicht für ein selbstbewußtes Parlament. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Halo Saibold, Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin Der Beschlußempfehlung des Ältestenrates bezüglich des Umzugs des Deutschen Bundestages nach Berlin und dem Einzelplan 02 werden wir nicht zustimmen. Die Entscheidung, vor Fertigstellung der dortigen Parlamentsneubauten nach Berlin umzuziehen, verstößt in mehrfacher Weise gegen die Beschlüsse des Deutschen Bundestages aus dem Jahre 1994. Diese forderten unmißverständlich - ohne Wenn und Aber - einen Umzug ohne Mehrkosten und nicht in Provisorien und als weitere Voraussetzung, keine Gefährdung der Arbeitsfähigkeit. Nicht nur im Rheinland werden die Bürgerinnen und Bürger immer aufmerksamer, wenn Parlamente gegen ihre eigenen Beschlüsse verstoßen. Dies um so mehr, wenn man selbst durch diese Entscheidungen betroffen ist. In Anbetracht der dramatischen Situation bei den öffentlichen Finanzen und als Konsequenz zur Beschlußlage des „Bonn-Berlin-Gesetzes" von 1994 fordern wir deshalb den Deutschen Bundestag auf, gegen die Beschlußempfehlung und den Einzelplan 02 zu stimmen, - die für den vorzeitigen Umzug nach der Sommerpause 1999 zusätzliche Aufwendungen in zweistelliger Millionenhöhe notwendig macht, - die den Umzug in Provisorien, die durch Anmietung und Herrichtung von Bauten, die ursprünglich nicht für Parlament und Verwaltung vorgesehen waren, beinhaltet, - und die die Arbeitsfähigkeit des Parlaments erheblich beeinträchtigt. Der Deutsche Bundestag beendet mit der Zustimmung zur Beschlußempfehlung und zu dem Einzelplan 02 ohne Debatte die Diskussion über den sinnvollen und kostensparenden Zeitpunkt des Umzugs. Das spricht nicht für ein selbstbewußtes Parlament. Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin Der Beschlußempfehlung des Ältestenrates bezüglich des Umzugs des Deutschen Bundestages nach Berlin werde ich nicht zustimmen. Die Entscheidung, vor Fertigstellung der dortigen Parlamentsneubauten nach Berlin umzuziehen, verstößt in mehrfacher Weise gegen die Beschlüsse des Deutschen Bundestages aus dem Jahre 1994. Diese forderten unmißverständlich - ohne Wenn und Aber - einen Umzug ohne Mehrkosten und nicht in Provisorien und als weitere Voraussetzung, keine Gefährdung der Arbeitsfähigkeit. Nicht nur im Rheinland werden die Bürgerinnen und Bürger immer aufmerksamer, wenn Parlamente gegen ihre eigenen Beschlüsse verstoßen. Dies um so mehr, wenn man selbst durch diese Entscheidungen betroffen ist. In Anbetracht der dramatischen Situation bei den öffentlichen Finanzen und als Konsequenz zur Beschlußlage des „Bonn-Berlin-Gesetzes" von 1994 werde ich deshalb gegen die Beschlußempfehlung stimmen, - die für den vorzeitigen Umzug nach der Sommerpause 1999 zusätzliche Aufwendungen in zweistelliger Millionenhöhe notwendig macht, - die den Umzug in Provisorien, die durch Anmietung und Herrichtung von Bauten, die ursprünglich nicht für Parlament und Verwaltung vorgesehen waren, beinhaltet, - und die die Arbeitsfähigkeit des Parlaments erheblich beeinträchtigt. Der Deutsche Bundestag beendet mit der Zustimmung zur Beschlußempfehlung und zu dem Einzelplan 02 ohne Debatte die Diskussion über den sinnvollen und kostensparenden Zeitpunkt des Umzugs. Das spricht nicht für ein selbstbewußtes Parlament. Anlage 7 Erklärung des Abgeordneten Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Einzelplan 20 - Bundesrechnungshof Meine Fraktion hat heute bei der Abstimmung über den Epl. 20 - Bundesrechnungshof - versehentlich mit Nein gestimmt. Das richtige Abstimmungsvotum muß Zustimmung heißen.
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    Rede von Karl Diller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Nein.
    Inzwischen weiß jeder, daß die mit Ihrer Steuerreform verbundenen weiteren Einnahmeausfälle von über 40 Milliarden DM die öffentlichen Haushalte ruiniert hätten. Sonst hätten Sie, Herr Waigel, doch den Steuerausfall des Bundes - der wäre mit 20 Milliarden DM Einnahmeausfall jedes Jahr dabei - in Ihrer Finanzplanung ausgewiesen, um zu sagen: Seht her, so finanziere ich, Theo Waigel, das. Sie haben gekniffen, weil CDU/CSU und F.D.P. von Anfang an die Bürger darin täuschen wollten, was ihnen am Ende, und zwar ganz am Ende, netto verbleiben würde.
    Inzwischen sagt selbst der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages - ich zitiere ihn -: „Der Staat kann sich eine Reform mit Entlastungswirkung jetzt nicht mehr leisten." Das haben wir von Anfang an gesagt. Hätte sich diese Erkenntnis bei Ihnen frühzeitig in politisches Handeln umgesetzt, dann hätte einer seriösen Steuerstrukturreform kein unüberwindliches Hindernis im Wege gestanden.
    Eines aber ist klar: Für die unsozialen Pläne der Koalition, Einkommensmillionären im Jahr 100 000 DM und mehr an Steuern zu schenken, der Krankenschwester aber gleichzeitig die Nachtzuschläge zu besteuern, damit sie am Schluß noch mehr bezahlen muß, heben Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Deutschen Bundestag nie die Hand.

    (Beifall bei der SPD)

    Denn das würde nicht nur die steuerliche Ungerechtigkeit verschlimmern, sondern wäre auch ökonomisch völlig unsinnig. Das Nein zu Ihren Plänen im Bundesrat geschah deshalb in staatspolitischer Verantwortung, um Länder, Gemeinden und auch den Bund vor dem finanziellen Ruin zu bewahren.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Sie sind ja selber froh!)

    Die Reformunfähigkeit der Regierung Kohl verbaut diesem Land die Zukunft. Deshalb braucht Deutschland einen Politik- und Regierungswechsel. Die Leitbilder der SPD hierfür heißen Arbeit, Innovation und Gerechtigkeit.
    Erstens. Wir Sozialdemokraten wollen eine Steuer- und Abgabenreform, die die Arbeit von Kosten entlastet, damit die Nachfrage nach Arbeitskräften wieder steigt. Wir wollen eine Reform, die die Kaufkraft von Arbeitnehmern stärkt, damit die Nachfrage wieder in Schwung kommt. Unser Konzept ist im Unterschied zu Ihrem solide finanziert: durch eine Anhebung von Verbrauchsteuern, das Schließen von Steuerschlupflöchern, eine Verbreiterung der Bemessungsgrundlage und den Kampf gegen Steuerhinterziehung. Mit dieser Strukturreform werden wir die Wirtschaft durch eine Entlastung bei den Lohnnebenkosten stärken, und die Arbeitnehmerfamilien werden nach unserer Reform im Schnitt 2 500 DM mehr im Jahr zum Ausgeben haben. Das ist gerecht und ökonomisch vernünftig, weil die Kaufkraft wieder steigt und Handel und Dienstleistung in Schwung kommen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Zweitens. Wir Sozialdemokraten wollen eine Teilzeitinitiative, wie die Niederländer sie eingeführt haben. Teilzeit ohne soziale Absicherung ist unsozial.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Karl Diller
    Die Geringfügigkeitsgrenze bei sozialversicherungsfreien Beschäftigungsverhältnissen von 610 DM ist zu hoch, verzerrt die Wettbewerbsfähigkeit in der Wirtschaft und treibt das Defizit der Bundesanstalt für Arbeit in die Höhe. Der explosionsartige Anstieg der Billigjobs darf nicht länger hingenommen werden, weil er sonst alle Sozialversicherungskassen ruinieren würde.

    (Beifall bei der SPD)

    Drittens. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wollen jedem Jugendlichen die Chance auf Ausbildung und Arbeit durch ein Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit eröffnen. In einem ersten Schritt wollen wir 100 000 Jugendliche von der Straße holen und ihnen eine berufliche Perspektive geben.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Den Programmkosten in Höhe von 1,3 Milliarden DM brutto werden Einsparungen bei der Bundesanstalt für Arbeit, bei der Arbeitslosenhilfe und bei der Sozialhilfe der Gemeinden in Höhe von 1,1 Milliarden DM gegenüberstehen. Das ist ein gutes Beispiel für eine nahezu aufkommensneutral zu finanzierende Reform.

    (Beifall bei der SPD)

    Viertens. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wollen wirksame Maßnahmen gegen die sich von Jahr zu Jahr vergrößernde Not bei den Lehrstellen. Wenn Appelle an die Wirtschaft nicht reichen, müssen über einen solidarischen Finanzausgleich ausbildende Betriebe finanziell entlastet und nicht ausbildende Betriebe finanziell herangezogen werden. Dafür steht unser Konzept der Ausbildungsabgabe.
    Fünftens. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wollen einen Kurswechsel in der Forschungs- und Bildungspolitik, eine Innovationsoffensive. Die finanzielle Förderung der Kernbereiche von Forschung und Entwicklung muß innerhalb von fünf Jahren verdoppelt werden, damit unsere Wirtschaft wieder eine Vorreiterrolle bei Entwicklung und Export von Umwelttechnologien sowie zukunftsweisenden Energiequellen einnimmt. Weil die Koalition den Aufbau einer starken deutschen Solarindustrie versäumt hat, wollen wir mit einem 100 000-Dächer-Programm die Markteinführung dieser Technologie erleichtern. Denn neue Arbeitsplätze schafft man nicht mit alten Produkten, sondern nur mit neuen Ideen.

    (Beifall bei der SPD - Ingrid MatthäusMaier [SPD]: Und neuen Gesichtern!)

    Sechstens. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wollen eine Beteiligung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Kapital und am Gewinn der Unternehmen durch die Einführung eines Investivlohns. Wer die Bereitschaft der Arbeitnehmer dazu will, darf realen Nullrunden bei den Löhnen, wie es die Koalition tut, nicht das Wort reden. Die seit Jahren stagnierenden Lohneinkommen der Arbeitnehmer dürfen nicht zum Dauerzustand werden,
    wenn man mehr Wachstum und Beschäftigung haben will.
    Auch daran zeigt sich: Die Regierung Kohl löst keine Probleme mehr; sie ist das Problem. Deshalb braucht unser Land den Regierungswechsel. Die Sozialdemokraten, die SPD ist bereit, die Verantwortung für dieses Land zu übernehmen.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/Die GRÜNEN und der PDS)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Als nächster spricht der Kollege Adolf Roth.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Adolf Roth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es gehört in diesem Haus zu den guten Traditionen, daß in der zweiten Lesung zu den Haushaltsgesetzen die Opposition das erste Wort hat. Wenn man sich die Rede, die der Kollege Diller soeben gehalten hat,

    (Zuruf von der SPD: Gute Rede!)

    noch einmal vor Augen führt, kann man allerdings einigermaßen froh darüber sein, daß die Opposition, politisch gesehen, nicht auch das letzte Wort in der Haushaltspolitik dieses Landes hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Kollege Diller, Sie haben alle Ihre Register gezogen.

    (Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Na, na! Zuruf von der CDU/CSU: Er hat auch nicht viele!)

    Das Haus ist unter der Wucht Ihrer Angriffe fast ins Beben geraten. Es hat aus vielerlei Gründen sehr viele ernste Gesichter gegeben.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Gähnen!)

    Was Sie uns nicht geboten haben, ist, daß Sie zumindest einen kleinen Spaltbreit die Tür zu Ihrem eigenen Atelier geöffnet haben, um darzulegen, an welchem Meisterstück die parlamentarische Opposition in der Haushaltspolitik feilt - totale Fehlanzeige. Mit Polemik bis hin zu Angriffen über moralische Verkommenheit in Sachverhalten, die Sie sehr viel besser kennen, wird die Opposition keine Statur in der Finanz- und Haushaltspolitik bekommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie haben uns in die virtuelle Welt sozialdemokratischer Haushaltsphantasien geführt. Auf den breiten Spagat zwischen lauter Anklage und maßlosen Forderungen einerseits und der eigenen konzeptionellen Schwäche andererseits wäre mancher Spitzenturner wahrscheinlich stolz gewesen.
    Das Dilemma der öffentlichen Haushalte - zu einer gründlichen Aussprache darüber bietet die Debatte in dieser Woche ja Gelegenheit - bedarf keiner Illustration. Wir alle wissen, was es bedeutet, daß die

    Adolf Roth (Gießen)

    Wirtschaft in einem gesunden Aufwärtstrend ist, daß wir bessere Konjunkturdaten haben,

    (Zuruf von der PDS: 5 Millionen Arbeitslose!)

    daß die Exportleistung Deutschlands auf einem Rekordniveau liegt, daß die Kapazitätsauslastung wieder gestiegen ist und daß wir stabile Preise und niedrige Zinsen haben. Obwohl also die Rahmenbedingungen insgesamt günstig sind, befinden sich die öffentlichen Haushalte dennoch in einer bedenklichen Situation, weil sie bei den Steuereinnahmen unter Druck stehen und weil die Verpflichtungen zu sozialstaatlichen Leistungen im Zusammenhang mit der europaweiten Arbeitslosigkeit, die uns hier in Deutschland in besonderem Maße bedrückt, jeden Handlungs- und Bewegungsspielraum im Bereich operativer Zukunftsfelder verschließen. Darauf sollte die Opposition eingehen; Sie aber glauben, Sie befänden sich im politischen Aufwind, wenn Sie aus diesen Schwierigkeiten Honig saugen. Sie täuschen sich aber. Diese Strategie hat nicht die geringste Chance, solange sie rein destruktive Züge trägt. Wir brauchen positive Signale, eine Bereitschaft zum Aufbruch und zum Handeln der parlamentarischen Kräfte in Deutschland. Hier steht auch die SPD in parlamentarischer Verantwortung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    In diesem Zusammenhang müssen wir an erster Stelle die Frage nach der Reform unseres Steuersystems auf die Tagesordnung setzen: Wir brauchen endlich eine Steuerreform mit niedrigeren Sätzen und weniger Ausnahmen. Eine solche Steuerreform wird dem Steuerzahler Perspektiven geben und Entlastungen bringen, vor allem wird sie aber in der Lage sein, die Struktur der öffentlichen Kassen wieder zu verbessern und dem Staat wieder mehr Einnahmen zu bescheren. Das ist der Kernpunkt der Diskussion. Sie blockieren aber diese Reform und verhindern damit wirtschaftliche Dynamik und arbeitsplatzschaffende Investitionen. Dann versteigen Sie sich zu der Aussage - Sie haben es am Wochenende in einem Interview gesagt und jetzt wiederholt -, es sei staatspolitische Pflicht der Sozialdemokratie, das Gesetz für die große Steuerreform, die der Deutsche Bundestag verabschiedet hat, im Bundesrat zu Fall zu bringen und abzulehnen. Das sei eine staatsbürgerliche Pflicht, weil diese Reform den Ruin der öffentlichen Kassen bedeuten würde.
    Zunächst einmal haben Sie offensichtlich nicht gespürt und nicht nachvollziehen können, was sich in diesem Jahr in den öffentlichen Kassen tatsächlich abgespielt hat. Mit gleichen Argumentationsmustern haben Sie aber auch in den 80er Jahren die dreistufige Steuerreform von 1986, 1988 und 1990 bekämpft, mit der wir durch eine erhebliche Bruttoentlastung der Bürger erreicht haben, daß trotz sinkender Lasten mehr Steuereinnahmen erzielt und die Staatskassen saniert wurden.

    (Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: So ist es!)

    Das ist doch der Wirkungszusammenhang. Genau
    darauf zielt auch die Steuerreform ab, die kommen
    wird und muß, weil sie in dieser Qualität längst in ganz Europa Wirklichkeit geworden ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deshalb brauchen Sie eine Sanierung Ihrer politischen Altlasten oder eine Frischzellenkur. Anders kann ich das gar nicht sagen, denn Ihre Crash-Spekulationen und Ihre Horrorszenarien bringen Sie nicht weiter.
    In der Koalition haben wir im September die Marschroute festgelegt. Wir haben die Risiken der Haushaltsentwicklung realitätsnah bewertet und eine Politik der Vorsorge betrieben. Im Ergebnis haben wir Haushaltsbelastungen in Höhe von insgesamt 21 Milliarden DM allen Unkenrufen zum Trotz aufgefangen. Die Koalition hat sich in dieser Phase als handlungs- und entscheidungsfähig erwiesen.
    Ich denke, daß wir bei der Gesamtbilanz dieser schwierigen Haushaltsoperation 1997 und 1998 nach Lage der Dinge ein schlüssiges und tragfähiges Konzept erarbeitet haben. Dafür gebührt dem Bundesfinanzminister, Theo Waigel, der Dank der Mehrheit dieses Hauses.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Erstens. Wir haben die Kreditaufnahme beider Haushaltsjahre um insgesamt 1,7 Milliarden DM unter den Ansätzen der Regierungsentwürfe halten können. Das heißt, sie sinkt im nächsten Jahr auf 56,4 Milliarden DM. Sie entspricht damit dem geltenden Finanzplan, und sie ist auch deutlich niedriger als die geplanten Investitionen des Bundeshaushalts von 58,1 Milliarden DM. Dies zu Ihrem Vorhalt einer angeblichen Verfassungswidrigkeit dieses Bundeshaushalts.
    Zweitens. Durch Risikovorsorge in der Haushaltsbewirtschaftung 1997, aber auch durch risikobewußte Veranschlagung 1998, durch strikte Ausgabenkompression tragen wir der angespannten Haushaltslage in dem gebotenen Umfange Rechnung.
    Drittens. Der Haushalt ist nicht nur stabilitätsgerecht und konjunkturgerecht. Er flankiert auch die Politik der wirtschaftlichen Gesundung.
    Viertens. Letztlich ermöglichen die Bundeshaushalte 1997 und 1998 die Teilnahme Deutschlands an der Europäischen Währungsunion. Auch in dieser Frage hat die Koalition ihr politisches Ziel erreicht.
    Meine Damen und Herren, die Botschaft lautet also: Wir haben uns aus den Schwierigkeiten herausgearbeitet. Wir sind durch das Gröbste durch. Wir haben die Talsohle erreicht und durchschritten. Wir werden mit Zuversicht in die Entwicklung des nächsten Jahres gehen. Die Bundesrepublik Deutschland hat mit dieser Bundesregierung und mit dieser politischen Konzeption eine klare Chance in Europa. Wir werden die politische Chance auch nutzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Für das Haushaltsjahr 1998 waren Mehrbelastungen von rund 14 Milliarden DM zu bewältigen. Allein die Steuermindereinnahmen des Bundes belaufen sich auf 9,5 Milliarden DM. Darin schlägt sich natür-

    Adolf Roth (Gießen)

    lich auch der seit langem erkennbare Trend zu intensiver Nutzung von Steuersparmöglichkeiten nieder. Dies ist die Folge einer Politik - wir haben das immer offen ausgesprochen - viel zu hoher Steuersätze bei viel zu vielen Ausnahmetatbeständen.
    Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, haben es bis heute dem Haus verweigert, in einem konkreten parlamentarischen Gesetzentwurf Ihr eigenes Konzept zu einer solchen Steuerreform vorzustellen.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Weil sie keins haben!)

    Sie haben keins. Sie flüchten sich in allgemeine Beschreibungen politischer Ziele, aber Sie verweigern dieses Reformwerk. Sie haben sich damit nach dem Urteil aller nationalen Experten vollständig nicht nur isoliert. Sie sind nach Lage der Dinge auch die rückständigste Sozialdemokratie in ganz Europa.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ihre Verweigerungshaltung stößt zunehmend auch im Bereich der eigenen Partei auf scharfe Kritik. Das langjährige sozialdemokratische Mitglied, der Berliner Wissenschaftler Professor Hartmut Jäckel, hat an den Vorsitzenden der Bundestagsfraktion der SPD, Herrn Scharping, einen Protestbrief geschrieben wegen der Verweigerungshaltung seiner Partei. Er hat gesagt:
    Ihr verkennt die Stimmung im Lande und seid mit der Weigerung, außerdeutsche Erfahrungen aufzunehmen, schlicht provinziell.
    Natürlich hat er recht mit dieser Aussage.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der Düsseldorfer SPD-Fraktionsvorsitzende Matthiesen hat vor zwei Wochen - ganz unmittelbar gerichtet an seinen eigenen Parteivorsitzenden Lafontaine - vom „elenden Taktieren" gesprochen, das beendet werden müsse. Raus aus dem Bremserhäuschen, sagte er, sonst werden uns die Menschen noch aus dem Tempel jagen.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aus welchem Tempel?)

    Ich glaube, diesen Fragen, dieser Diskussion können Sie sich nicht weiter verweigern. Es erstaunt schon, wenn selbst der eine oder andere Politiker der Grünen inzwischen konzeptionell weiter denkt als die SPD-Parteispitze. Ich sage das hier, wir sind in einer offenen Diskussion. Der Kollege Metzger hat in der ersten Lesung am 9. September auf eine bestimmte Struktur der Steuerreform gepocht - er hat es inzwischen oft wiederholt, zum letztenmal heute früh -: „eine Steuerreform, die auf breiter Bemessungsgrundlage ruht und Steuerschlupflöcher schließt, dafür aber durch die Tarifabsenkung dem Staat wieder eine ergiebige und gerechte Einnahmequelle zur Verfügung stellt".

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Offenbar hat wenigstens er begriffen, daß nicht allein steuerliche Ausnahmen, die heute gern Schlupflöcher genannt werden, das Problem sind,

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das haben wir dem Ochsen Koalition seit Monaten gepredigt!)

    sondern das Zusammentreffen von zu hohen Steuersätzen mit den vielen Ausnahmen. Das ist der Befund. Wenn wir uns über diesen Befund im klaren sind, müßte es doch eigentlich möglich sein, sich über die Schrittfolge einer Reform, über die Volumina und darüber, wie das im einzelnen bewältigt werden kann, zu verständigen.
    Aber das muß man wollen, meine Damen und Herren von der SPD. Dazu muß auch eine Kompromißbereitschaft erkennbar sein. Die Haushaltsdebatte dieser Woche wird diesen Punkt noch in aller Deutlichkeit herausarbeiten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ein Weiteres will ich an die Adresse der SPD-Fraktion kritisch anmerken. Sie verweigern sich in zunehmendem Maße der bundespolitischen Finanzverantwortung, die Ihnen als Teil des Deutschen Bundestages genauso aufgetragen ist wie uns. Sie lassen sich aus parteistrategischen Gründen und im Interesse einer bestimmten Länderstrategie, die über den Bundesrat durchgefochten wird, vor einen bestimmten Karren spannen.
    Seit Jahren schon haben führende Haushaltspolitiker, wie der ehemalige Kollege Rudi Walther, aber auch der Kollege Helmut Wieczorek, unser Ausschußvorsitzender, auf die Bedienungsmentalität der Bundesländer hingewiesen, die ihre Finanzierung zum Nachteil des Bundes machen wollen. Das ist zunächst einmal nur eine Bestandsaufnahme. Es stellt sich die Frage, wie wir hier zu einer Änderung kommen.
    Wir haben festgestellt, daß die Vermittlungsverfahren der 90er Jahre - seit 1990 hat die SPD mit ihren jeweiligen Partnern im Bundesrat eine strukturelle Mehrheit - zu einer Quotenaufteilung der Steuermasse in der Bundesrepublik Deutschland geführt haben, die schlichtweg alles auf den Kopf stellt, was bis zum Beginn des Wiedervereinigungsprozesses in Deutschland gegolten hat.
    1991 hatte der Bund noch einen Anteil von 48 Prozent am gesamten Steueraufkommen. Der Anteil der Länder betrug 34,4 Prozent. Das heißt, unser Anteil am Steueraufkommen war um 13,6 Prozentpunkte höher. Inzwischen hat sich das Blatt total gewendet. Die Bundesländer übertreffen mit 41,7 Prozent den Bund bei ihrem Anteil am Steuervolumen. Unser Anteil wird im nächsten Jahr auf 40,8 Prozent zurückgehen.
    Das ist eine geradezu unglaubliche Verschiebung der Gewichte. Das ist nicht nur ein quantitatives Verteilungsproblem, sondern in zunehmendem Maße auch ein qualitatives Strukturproblem für die Gestaltung der öffentlichen Etats in Deutschland.
    Ich sage Ihnen: Früher oder später werden wir auf diese Entwicklung Antworten finden müssen. Eine

    Adolf Roth (Gießen)

    Reform der deutschen Finanzverfassung scheint mir unausweichlich zu sein.
    Bundesfinanzminister Theo Waigel hat am 9. September bei der Einbringung des Haushalts auf die Renovierungsbedürftigkeit unseres im Grundsatz bewährten Systems des Föderalismus hingewiesen. Es ging ihm dabei nicht um mehr Zentralismus oder andere Ziele, sondern um die Stärkung der Eigenverantwortung von Bund und Ländern.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Aber nicht jede Regionalisierung!)

    Er wollte beide Ebenen dadurch instand setzen, daß sie finanzpolitisch zentrale Politikkonzepte auch autonom durchsetzen können. Das heißt im konkreten Fall: mehr Trennschärfe bei den Aufgaben, mehr Wettbewerb in der politischen Umsetzung, Überwindung oder Rückführung eines inzwischen lähmenden Konsenszwangs. Das hieße in der Konsequenz natürlich auch eine Überprüfung des bundesstaatlichen Finanzausgleichs mit seiner inzwischen erkennbar schädlichen Tendenz zur Übernivellierung und zur Bestrafung der leistungsfähigeren Bundesländer.
    Von seiten der SPD, von seiten der Opposition dieses Hauses hat es darauf nicht die geringste Reaktion gegeben. Ich sage Ihnen: Diese Problematik kann doch nur ignorieren, wer davon überzeugt ist, die Folgen solcher Fehlentwicklungen nicht eines Tages selbst tragen zu müssen.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Sehr logisch!)

    Der Sachverständigenrat hat in seinem Gutachten,

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Schönes Gutachten! Daraus müssen Sie laut vorlesen!)

    das er gerade vorgelegt hat, noch einmal mit bohrender Kritik auf das unsägliche Gegeneinander im föderalen System hingewiesen. Er sieht in den derzeitigen Regelungen der Finanzverfassung eine wesentliche Ursache für Blockade und Stillstand und fordert, auf dem Feld der föderalen Finanzbeziehungen den Grundsatz der Autonomie durchzusetzen und die Länder stärker an der konkurrierenden Gesetzgebung zu beteiligen, vor allem aber die Gesetzgebungskompetenzen im Bereich der Steuern klarer zu trennen.

    (Beifall des Abg. Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU])

    Meine Damen und Herren, ich weiß, daß dies ein schwieriges Thema ist. Ich habe auch nicht die Illusion, daß in einem Wahljahr eine umfassende Reform gelingen kann. Aber ich bin davon überzeugt, daß es dringend notwendig ist, dieses Problem anzupacken, und daß wir um eine Modernisierung der Zusammenarbeit im Bundesstaat und um eine Modernisierung und Reform unserer Finanzverfassung nicht herumkommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich stimme dem Hamburger Finanzwissenschaftler Krause-Junk zu - der übrigens Mitglied der Steuerreformkommission gewesen ist -, der in der „Welt am Sonntag" gesagt hat:
    Ändert die Finanzverfassung! Dann kann eine politische Mehrheit auch eine Steuerreform durchsetzen, und die Minderheit kann für die nächste Wahl ihr eigenes Programm dagegensetzen.
    Er sagt:
    Es ist nicht der große runde Tisch, sondern der Wettbewerb um die Plätze am kleinen Tisch, der demokratische Reformen herbeiführt.
    Dem habe ich in der Sache nichts hinzuzufügen.
    Nun zu einigen Einzelheiten des Bundeshaushalts 1998. Nach einem Ausgabenrückgang von 2,4 Prozent im laufenden Jahr erreicht der Etat 1998 mit knapp 457 Milliarden DM wieder das Volumen von 1996; er übertrifft es um lediglich 0,3 Prozent .
    Gegenüber dem Regierungsentwurf mußten zusätzlich 3 Milliarden DM für die Arbeitslosenhilfe und vorsorglich 1,5 Milliarden DM mehr als Zuschuß an die Rentenkassen eingestellt werden, falls eine Beitragsanhebung auf 21 Prozent politisch nicht mehr abwendbar ist. Das heißt, auf beiden Feldern weist der Bundesetat 1998 neue Rekordmarken auf.
    Für die Bewältigung der Probleme auf dem Arbeitsmarkt geben wir im nächsten Jahr das Fünffache dessen aus, was 1991 aufgewendet wurde, nämlich 45,6 Milliarden DM.
    Bei den Zuschüssen zur Rentenversicherung haben wir seit der deutschen Einheit einen Aufwuchs um 50 Milliarden DM; der Bundeszuschuß für die Rentenversicherung beträgt im nächsten Jahr 90,4 Milliarden DM; das ist jede fünfte Haushaltsmark.
    Der Sozialhaushalt des Bundes hat damit die Rekordmarke von 176 Milliarden DM überschritten; das sind 38,6 Prozent unserer Gesamtausgaben. Alleine in den beiden Haushaltsjahren 1997 und 1998 belasten die zusätzlichen Aufwendungen für Arbeitsmarkt und Rente den Bundeshaushalt um nicht weniger als 24 Milliarden DM, ohne daß hier - ich darf das einmal sagen - das Stichwort einer Gegenfinanzierung oder Steuererhöhung aufgetaucht wäre.
    Meine Damen und Herren, die steuerfinanzierten Zuschüsse des Bundes an die Sozialversicherungskassen erreichen immerhin die Summe von 136 Milliarden DM. Das sage ich zur öffentlichen Diskussion über die Bewältigung der sogenannten versicherungsfremden Leistungen. Ich denke, daß der Hauptteil der sogenannten versicherungsfremden Leistungen in einem Solidarversicherungssystem damit abgedeckt ist. Ohnehin würde eine reine Umfinanzierung keinen Fortschritt in der Sache bringen; es würde keine Absenkung der Staatsquote bedeuten. Eine solche Politik kann auf Dauer gesehen die notwendigen Strukturreformen nicht ersetzen. Das ist die Meinung der Koalition.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Adolf Roth (Gießen)

    Seit Jahren absorbieren die Sozialtransfers den gesamten Anstieg der Bundesausgaben mit allen Folgen für die operative Handlungsfähigkeit unseres Staates. Wie der Kollege Diller angesichts dieser überprüfbaren Tatsachen davon reden kann, der Bund habe nachgeordnete Kassen um Milliardenbeträge erleichtert, ist mir rätselhaft. Ich kann dazu nur sagen: Sie schauen offenbar immer in die falschen Bilanzen, bevor Sie sich hier zu solchen Aussagen versteigen.

    (Karl Diller [SPD]: Nein, BvS!)

    Mit ebenfalls 90 Milliarden DM schlagen die Aufbautransfers für die neuen Bundesländer zu Buche. Das ist nach wie vor die wichtigste Investition in die zukünftige Entwicklung Deutschlands. Wir haben gerade bei der Gemeinschaftsaufgabe Ost im Wirtschaftsbereich neben der steuerlichen Investitionszulage eine Investitionsförderung, die bis 1997 immerhin 21,6 Milliarden DM an Investitionszuschüssen bereitgestellt hat.
    Im parlamentarischen Haushaltsverfahren haben die Koalitionshaushälter per Saldo rund 1,3 Milliarden DM durch eine Fülle von Kürzungen und Umschichtungen eingespart. Ich bedanke mich bei allen beteiligten Kollegen der Koalitionshaushaltsgruppe, insbesondere bei unserem Partner, der F.D.P., und ihrem Haushaltssprecher Wolfgang Weng. Ich bedanke mich aber auch, wie in den Vorjahren, bei unserem Ausschußvorsitzenden, dem SPD-Kollegen Helmut Wieczorek, für seine Führung sowie bei den übrigen Ausschußmitgliedern und unseren Helfern und Mitarbeitern auf allen Ebenen. Wir haben hier eine Form der Zusammenarbeit, die zwar in ihrer Erlebnisqualität nicht immer höchste Stufen erreicht,

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Das ist wohl wahr!)

    aber wir sind miteinander ausgekommen. Das möchte ich hier einmal mit Dankbarkeit offen aussprechen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, die abschließenden Konsolidierungsentscheidungen der Koalition standen ja im engsten zeitlichen und Sachzusammenhang mit der Steuerschätzung am 12. November. Vorher wurde dem Ganzen eine sehr dramatische Bedeutung beigemessen. Es gipfelte in der Forderung, die Haushaltsberatungen ganz auszusetzen oder zu vertagen und ein völlig neues Buch aufzumachen. Der Bundesfinanzminister und die Verantwortlichen in der Koalition waren auf das neue Datenbild vorbereitet. Wir haben uns darauf eingestellt und eine vernünftige Politik verabredet. Jetzt haben wir sie ohne Ausweitung des Haushaltsdefizits strikt innerhalb der Grenzen des von uns gesetzten Ausgabenrahmens durchgesetzt. Lieber Kollege Diller, es mag Sie ja irritieren, wenn sich die Lösungen, die wir gefunden haben, nicht nach Ihren Prognosen gerichtet haben. Aber damit müssen Sie wahrscheinlich auch noch weitere Jahre leben: Auch Oppositionspolitik ist immer nur die Kunst des Möglichen.
    Meine Damen und Herren, die zusätzliche Verlagerung von Einnahmen in Höhe von 8 Milliarden DM
    aus der Telekom-Privatisierung, die hier kritisiert worden ist, hat es ermöglicht, daß wir durch einen einzigen weiteren Entscheid, nämlich durch die Streckung der Tilgung im Erblastenfonds, eine Entlastungswirkung von 6 Milliarden DM im laufenden Haushalt erreichen konnten. Ich lege auf die Feststellung Wert, daß trotz dieser Herabsetzung und auch ohne daß eine einzige Mark aus der Gewinnabführung der Deutschen Bundesbank angetastet worden wäre, der Bund hiermit jährlich im Durchschnitt 1,3 Prozent der hohen Anfangsschuld der DDR-Last von 350 Milliarden DM netto tilgt. Diese Summe beläuft sich neben allen Zinsverpflichtungen in den Haushaltsjahren 1995 bis 1998 auf 17,8 Milliarden DM. Zu diesen Tilgungen aus dem Bundeshaushalt treten die Gewinnabführungen der Bundesbank in Höhe von inzwischen 8,3 Milliarden DM. Im nächsten Jahr kommt mehr dazu, so daß wir Ende nächsten Jahres weit über 30 Milliarden DM aus dieser Erblast getilgt haben werden.
    Damit ist unserem Ziel einer kontinuierlichen Rückführung der Erblastschulden Rechnung getragen. Es bleibt dabei: Innerhalb einer Generation soll diese Last getilgt werden. Der SPD-Vorwurf, dies sei eine Verweigerung von Schuldenrückzahlung, dies sei Tilgungsaussetzung, ist von uns in aller Deutlichkeit und in der Sache zurückzuweisen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, es bleibt bei der restriktiven Ausgabenlinie des Bundes. Wir haben seit 1992 die Bundesausgaben nur um 10 Prozent insgesamt gesteigert. Das ist ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann: 2 Prozent Ausgabensteigerung im Schnitt der Jahre bei einem Zuwachs der Wirtschaftsleistung um durchschnittlich 4 Prozent. Dies ist der Beitrag der auch vom Finanzplanungsrat empfohlenen Politik.
    Natürlich führt der Blick auf Schulden, Erblasten und Zinsverpflichtungen bei Haushaltspolitikern zu Mißbehagen. Aber man muß auch die Ursachen bewerten. Noch nie seit Bestehen der Bundesrepublik mußten der Haushaltsgesetzgeber und der Bundesfinanzminister in einem einzigen Jahrzehnt so unglaublich weitreichende Lasten schultern wie in der Folge des Wiedervereinigungsprozesses in Deutschland und angesichts der Umbrüche in der Welt. Weil Sie das Bild gebraucht haben, lieber Kollege Diller: Wenn Franz Josef Strauß es nur geahnt hätte, daß noch in diesem Jahrzehnt die Wiedervereinigung Deutschlands möglich sei, dann wäre er auf die Leistungen stolz gewesen, die seine Regierungskoalition in dieser Finanzierungsfrage erbracht hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Dr. Peter Struck [SPD]: Dafür hat er auch den Milliardenkredit damals gemacht!)

    Deshalb möchte ich Ihnen sagen: Die Koalition steht zu diesem Haushaltswerk. Meine Fraktion unterstützt den Bundesfinanzminister in seinem schwierigen Amt.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wie lange noch?)

    - Die Debatte dieser Woche wird zeigen, Herr Kollege Fischer, daß diese Koalition mehr Stabilität als

    Adolf Roth (Gießen)

    die lärmende Einheit der SPD hat, die sich in den Schlagzeilen des heutigen Tages in besonderer Weise niederschlägt.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Wo haben wir gelärmt? Dr. Peter Struck [SPD]: Wir sind schwer beeindruckt!)

    Diese Koalition wird mit Verantwortungsbereitschaft und mit Zuversicht an ihre Arbeit gehen. Die Debatte dieser Woche wird zeigen, wer hier den längeren Atem hat.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Glaube, Hoffnung, Liebe ist alles, was bleibt!)