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    Plenarprotokoll 13/197 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 197. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. Oktober 1997 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten des kroatischen Parlaments, Herrn Pavletic, seiner Vizepräsidenten und seiner Delegation . 17677 A Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 17677 B Tagesordnungspunkt 3: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der Geldwäschebekämpfung (Drucksache 13/6620) 17677 D b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 8. November 1990 über Geldwäsche sowie Ermittlung, Beschlagnahme und Einziehung von Erträgen aus Straftaten (Drucksache 13/7954) 17677 D c) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 13 GG) (elektronische Wohnraumüberwachung) (Drucksache 13/8650) . 17677 D d) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität (Drucksache 13/8651) 17678A e) Antrag des Abgeordneten Manfred Such und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Schutz der Vertraulichkeit des Telekommunikationsverkehrs und des Vertrauensverhältnisses zu Berufsgeheimnisträgern (Aktionsprogramm gegen Lauschangriffe) (Druck sache 13/5196) 17678 A f) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P.: Telefonüberwachungen (Drucksache 13/8652) 17678 A g) Antrag des Abgeordneten Manfred Such und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Maßnahmen zur verbesserten Bekämpfung der Geldwäsche sowie zur Einziehung kriminell erlangter Profite (Drucksache 13/8590) 17678 B h) Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Jürgen Meyer (Ulm), Günter Graf (Friesoythe), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Organisierte Kriminalität in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksachen 13/1925, 13/4942) 17678 B i) Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses zu dem Antrag des Abgeordneten Manfred Such und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Mehr Effektivität und demokratische Transparenz bei der Gewinnung und Analyse außenpolitischer Erkenntnisse durch Auflösung des Bundesnachrichtendienstes (Drucksachen 13/4374, 13/6862) 17678 B Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, Bundesminister BMJ 17678 C Dr. Rupert Scholz CDU/CSU . . 17680A, 17683 C Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. . . . . . . 17681 C Peter Conradi SPD 17682 C Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P. 17683 B Otto Schily SPD 13684 A, 17694 A Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17686 B Otto Schily SPD 17686 C Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . 17688 B Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . 17690A Gerald Häfner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17691 A Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 17692A Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. . . . 17693C, 17704 C Dr. Edzard Schmidt-Jortzig F.D.P. . . . . 17694 D Manfred Kanther, Bundesminister BMI . 17695 C Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD 17697 C Norbert Geis CDU/CSU 17699 D Hermann Bachmaier SPD 17701 D Erwin Marschewski CDU/CSU . 17703A, 17705 A Detlev von Larcher SPD 17704 D Tagesordnungspunkt 4: a) Erklärung durch die Bundesregierung zum wirtschaftlichen Aufbau in den neuen Bundesländern 17705 C b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit 1997 (Drucksache 13/8450) 17705 C c) Antrag des Abgeordneten Klaus-Jürgen Warnick und der Gruppe der PDS: Beendigung der Zwangsprivatisierung von kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungen in den ostdeutschen Bundesländern durch Änderung des Altschuldenhilfe-Gesetzes (Drucksache 13/8571) 17705 C d) Antrag des Abgeordneten Werner Schulz (Berlin) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Neue Chancen für Ostdeutschland (Drucksache 13/8645) 17705 D e) Antrag der Abgeordneten Dr. UweJens Rössel, Dr. Christa Luft, Wolfgang Bierstedt, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS: Vermögen der DDR entsprechend den Festlegungen des Einigungsvertrages verwenden (Drucksache 13/8656) 17705 D f) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Rolf Kutzmutz, Dr. Christa Luft, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS: Bestandsaufnahme des Vermögens der DDR (Drucksachen 13/1834, 13/6175) 17706A g) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Petra Bläss, Dr. Ruth Fuchs, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS: Anpassungsgeld und Knappschaftsausgleichsleistung für Bergleute in den neuen Bundesländern (Drucksachen 13/5592, 13/6962) . . . 17706 A h) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag des Abgeordneten Werner Schulz (Berlin) und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Aufbau Ost braucht langen Atem (Drucksachen 13/7789, 13/8581) 17706A i) Große Anfrage der Gruppe der PDS: Sicherung und Erneuerung industrieller Kerne in den neuen Ländern (Drucksachen 13/6565, 13/8236) . . . 17706B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig, Helmut Wilhelm (Amberg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nutzung des Altschuldenhilfegesetzes für eine Initiative zur Gründung von Wohnungsgenossenschaften (Drucksache 13/8703) 17706 B Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 17706C Wolfgang Thierse SPD 17710A Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU 17712 B Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17715 C Wolfgang Dehnel CDU/CSU 17717 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 17718A Dr. Gregor Gysi PDS 17720B Gerhard Schulz (Leipzig) CDU/CSU . 17722 C Sabine Kaspereit SPD 17724 B Uwe Lühr F.D.P 17725 D Ulrich Petzold CDU/CSU 17726D Rolf Schwanitz SPD 17728 B Gerhard Jüttemann PDS (Erklärung nach § 31 GO) 17730A Tagesordnungspunkt 15: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinheitlichung des Unterhaltsrechts minderjähriger Kinder (Kindesunterhaltsgesetz) (Drucksache 13/7338) 17730 C b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze (Erstes SGB III - Änderungsgesetz - 1. SGB III - ÄndG) (Drucksache 13/8653) 17730 C c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über befristete Arbeitsverträge mit Ärzten in der Weiterbildung (Drucksache 13/8668) 17730 D d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung von Sexualdelikten und anderen gefährlichen Straftaten (Drucksache 13/8586) . . . 17730 D e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Reform des Strafrechts (Drucksache 13/8587) . . 17730 D f) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Apothekengesetzes (Drucksache 13/8301) 17731 A g) Antrag der Abgeordneten Bernd Reuter, Fritz Rudolf Körper, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Wiedergutmachung für die Opfer von NS-Willkürmaßnahmen (Drucksache 13/8576) 17731 A Zusatztagesordnungspunkt 2: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesversorgungsgesetzes (Drucksache 13/8705) 17731 A b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Versorgung der Opfer des Krieges (Bundesversorgungsgesetz) (Drucksache 13/8246) 17731 B Tagesordnungspunkt 16: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag des Abgeordneten Wolfgang Schmitt (Langenfeld) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Keine Hermes-Bürgschaften für den DreiSchluchten-Staudamm in China (Drucksachen 13/5399, 13/6364) . . . 17731 B b) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 1113 Titel 882 01 - Finanzhilfen des Bundes zur Förderung von Investitionen in Pflegeeinrichtungen an die neuen Länder (Drucksachen 13/7838, 13/7958 Nr. 2, 13/8602) 17731 C c) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 25 04 Titel 526 45 - Planungskosten für Baumaßnahmen außerhalb des Parlamentsviertels - (Drucksachen 13/8175, 13/8507 Nr. 1.7, 13/8603) 17731 D d) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 1112 Titel 616 31 - Zuschuß an die Bundesanstalt für Arbeit - (Drucksachen 13/8204, 13/8507 Nr. 1.8, 13/8604) . . 17731 D e) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 1102 Titel 682 01 - Erstattung von Fahrgeldausfällen bei der unentgeltlichen Beförderung Schwerbehinderter - (Drucksachen 13/8247, 13/8507 Nr. 1.9, 13/8605) 17732 A f) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Haushaltsführung 1997; Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 10 04 Titel 682 04 - Von der EU nicht übernommene Marktordnungsausgaben - bis zur Höhe von 50 142 000 DM (Drucksachen 13/8263, 13/8507 Nr. 1.10, 13/8606) 17732 A g) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Haushaltsführung 1997; Außerplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 60 02 apl. Titel 652 02 - Nothilfe des Bundes für Hochwassergeschädigte an Oder und Neiße - (Drucksachen 13/8380, 13/8507 Nr. 1.18, 13/8607) 17732 B h) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Haushaltsführung 1997; Außerplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 12 apl. Tit. 893 08 - Sachkostenzuschüsse zu Maßnahmen nach § 249h AFG und Strukturanpassungsmaßnahmen nach §§ 272 ff. SGB III zur Beseitigung von Hochwasserschäden in der Oderregion (Drucksachen 13/8407, 13/8507 Nr. 1.19, 13/8608) 17732 B i) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Haushaltsführung 1997; Außerplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 25 02 apl. Titel 882 22 - Zuweisungen an das Land Brandenburg für die Instandsetzung und den Wiederaufbau durch Hochwasser beschädigter oder zerstörter Wohngebäude - (Drucksachen 13/8449, 13/8507 Nr. 1.21, 13/8609) 17732 C j) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Haushaltsführung 1997; Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 12 Titel 681 01 - Arbeitslosenhilfe - (Drucksachen 13/8296, 13/8594 Nr. 1.3, 13/8610) 17732 C k) Beschlußempfehlung des Rechtsausschusses zu der dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 3/97 (Drucksache 13/8601) 17732 D 1) bis p) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 240, 242, 243, 244 und 245 zu Petitionen (Drucksachen 13/8568, 13/8661, 13/8662, 13/8663, 13/8664) 17733A-C Zusatztagesordnungspunkt 3: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vierten Protokoll vom 15. April 1997 zum Allgemeinen Übereinkommen über den Handel mit Dienstleistungen (Drucksachen 13/8215, 13/8727) 17733 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Jahressteuergesetzes 1997 (Drucksachen 13/4839, 13/8701, 13/8734) . . 17733D Reiner Krziskewitz CDU/CSU 17734 A Jörg-Otto Spiller SPD 17734 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17736C Dr. Guido Westerwelle F D P. 17737 D Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17738B, 17748A Dr. Christa Luft PDS 17739 B Dr. Gregor Gysi PDS 17740 D Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 17742B Karl Diller SPD 17745 A Detlef Helling CDU/CSU . . . . . . .17747 A Dr. Barbara Höll PDS 17748 B Tagesordnungspunkt 5: a) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung und Förderung der betrieblichen Berufsausbildung (Berufsausbildungsfinanzierungsgesetz) (Drucksache 13/8680) . 17749D b) Antrag der Abgeordneten Ottmar Schreiner, Edelgard Bulmahn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Sofortprogramm Arbeit und Beruf für junge Frauen und Männer (Drucksache 13/8640) 17750 A c) Antrag der Abgeordneten Maritta Böttcher, Christa Luft, Rosel Neuhäuser, Rolf Kutzmutz und der Gruppe der PDS: Sofortprogramm berufliche Erstausbildung für alle Jugendlichen (Drucksache 13/8599) 17750 A d) Erste Beratung des von den Abgeordneten Petra Bläss, Dr. Ruth Fuchs, Heidemarie Lüth und der Gruppe der PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Krankenpflegegesetzes (Drucksache 13/7093) 17750A e) Erste Beratung des von den Abgeordneten Maritta Böttcher, Dr. Christa Luft, Rosel Neuhäuser, Rolf Kutzmutz und der Gruppe der PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 12) (Drucksache 13/8573) 17750 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Angelika Beer, Christian Sterzing, Antje Hermenau und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Beseitigung von Ausbildungshindernissen und Benachteiligungen im Rahmen der Wehrpflicht (Drucksache 13/8706) 17750 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Mehr Arbeitsplätze durch flexible Strukturen - moderne Berufe - keine Zwangsabgaben (Drucksache 13/8732) 17750 C Rudolf Scharping SPD 17750C, 17757 B Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 17752 D Rudolf Scharping SPD 17754 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . 17757 C Jürgen W. Möllemann F.D.P. . . 17758D, 17775D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17760 D, 17777 C Dr. Gregor Gysi PDS 17761 D Günter Rixe SPD . . . . . . . 17763B, 17772 D Jürgen W. Möllemann F.D.P. . . . . . 17765 B Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU 17766 A Hans-Werner Bertl SPD 17767 B, D Günter Rixe SPD 17768 B Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17769 B Julius Louven CDU/CSU . . . 17770C, 17773 A Ottmar Schreiner SPD 17773A, 17776 B Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 17776D Jörg Tauss SPD 17777 D Edelgard Bulmahn SPD 17779 B Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer . . 17769 A Tagesordnungspunkt 7: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Postgesetzes (Drucksachen 13/7774, 13/8702) 17782 A b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Post und Telekommunikation - zu dem Antrag der Abgeordneten Hans Martin Bury, Gerd Andres, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Infrastruktur sichern, Wettbewerb fördern - Grundsätze zur Neuordnung des Postsektors - zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Manuel Kiper, Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn), Simone Probst und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Dienstleistungen für das 21. Jahrhundert: Vom Postamt zum Bürgerservicebüro - zu dem Antrag der Abgeordneten Gerhard Jüttemann, Wolfgang Bierstedt, Eva Bulling-Schröter, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS: Festschreibung und Sicherung von sozialen Standards und Leistungsgarantien im Postgesetz (Drucksachen 13/4582, 13/6556, 13/7094, 13/8702) 17782A Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU . 17782 C Hans Martin Bury SPD 17783 D Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17785 D Klaus Barthel SPD 17786 B Dr. Max Stadler F D P. 17787 B Ulrich Irmer F.D.P 17788 C Gerhard Jüttemann PDS 17789 C Dr. Michael Meister CDU/CSU 17790 C Dieter Heistermann SPD 17791 A Klaus Barthel SPD 17791 D Klaus Barthel SPD 17793 A Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 17795 A Namentliche Abstimmung 17796 C Ergebnis 17800 C Tagesordnungspunkt 8: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den deutschen Auslandsrundfunk (Drucksachen 13/4708, 13/8669, 13/8489) . . 17796D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Rezzo Schlauch, Christa Nickels und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Staatsferne und Selbstbestimmung des deutschen Auslandsrundfunks (Deutsche Welle) (Drucksachen 13/4846, 13/8669) . . . 17797 A c) Antrag der Abgeordneten Joseph Fischer (Frankfurt), Rezzo Schlauch, Christa Nickels, Dr. Antje Vollmer und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sicherung der Staatsferne und der Rundfunkfreiheit im Deutschland-Radio (Drucksache 13/1429) . . . . 17797 B d) Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses - zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Peter Glotz, Arne Börnsen (Ritterhude), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Garantie des Bestandes der ARD - zu dem Entschließungsantrag des Abgeordneten Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Zur vereinbarten Debatte zu dem Thema „Strukturreform der ARD" (Drucksachen 13/396, 13/404, 13/4645) 17797 B Erwin Marschewski CDU/CSU 17797 C Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . 17798 C Freimut Duve SPD 17799A, 17803D Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17802 D Dr. Max Stadler F D P. 17803 D Wolfgang Bierstedt PDS 17805 C Hans-Otto Wilhelm (Mainz) CDU/CSU 17806B Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . 17807 B Freimut Duve SPD 17808 A Wolfgang Bierstedt PDS 17809 A Claus-Peter Grotz CDU/CSU 17809 C Tagesordnungspunkt 6: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung der Steinkohlesubventionen (Drucksache 13/8635) 17810 C b) Antrag der Abgeordneten Volker Jung (Düsseldorf), Wolfgang Behrendt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Eckpunkte einer langfristigen deutschen Kohlepolitik (Drucksache 13/5015) 17810D c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Atomgesetzes und des Gesetzes über die Errichtung eines Bundesamtes für Strahlenschutz (Drucksache 13/8641) 17810 D d) Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Uwe Küster, Reinhard Weis (Stendal), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Endlager für radioaktive Abfälle Morsleben (Drucksachen 13/5921, 13/7132) 17810D Volker Jung (Düsseldorf) SPD 17811 A Gunnar Uldall CDU/CSU 17812 C Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17813 D Minister Dr. Manfred Dammeyer (Nordrhein-Westfalen) 17815 A Ursula Schönberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17815C, 17820 D Jürgen Türk F.D.P 17817 C Rolf Köhne PDS 17818 C Kurt-Dieter Grill CDU/CSU 17819 B Dietmar Schütz (Oldenburg) SPD . . . 17821B Dr. Renate Hellwig CDU/CSU . . . 17823 A Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 17823 C Dietmar Schütz (Oldenburg) SPD . . 17824 B, 17828A Dr. Uwe Küster SPD 17824 D Kurt-Dieter Grill CDU/CSU 17825 C Walter Hirche, Parl. Staatssekretär BMU 17826A Marion Caspers-Merk SPD 17826 B Dr. Uwe Küster SPD 17827 C Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Michaele Hustedt, Dr. Jürgen Rochlitz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Erstellung eines nationalen Umweltplans (Drucksache 13/7884) 17828D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17829 A Christa Reichard (Dresden) CDU/CSU . 17830A Marion Caspers-Merk SPD 17832A Birgit Homburger F D P. 17834 A Eva Bulling-Schröter PDS 17835 A Dr. Jürgen Rochlitz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17835 D Walter Hirche, Parl. Staatssekretär BMU 17836D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17838 A Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Albert Schmidt (Hitzhofen), Oswald Metzger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Unterstützung der Schweiz bei den Verhandlungen zum Alpentransit (Druck sache 13/8574) 17838 C Nächste Sitzung 17838 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 17839*A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Jahressteuergesetzes 1997 (hier: Solidaritätszuschlag) (Zusatztagesordnungspunkt 4) . 17839*D Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Helmut Heiderich (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Postgesetzes (Tagesordnungspunkt 7) 13840*A Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zu Tagesordnungspunkt 10 (Antrag: Unterstützung der Schweiz bei den Verhandlungen zum Alpentransit) Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17840*A Claus-Peter Grotz CDU/CSU 17841*A Karin Rehbock-Zureich SPD 17842 *A Horst Friedrich F.D.P. 17843 *A Dr. Winfried Wolf PDS 17843*C Johannes Nitsch, Parl. Staatssekretär BMV 17844* C 197. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. Oktober 1997 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Basten, Franz Peter CDU/CSU 9. 10. 97 Behrendt, Wolfgang SPD 9. 10. 97 * Berger, Hans SPD 9. 10. 97 Dr. Blank, CDU/CSU 9. 10. 97 * * Joseph-Theodor Borchert, Jochen CDU/CSU 9. 10. 97 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 9. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Graf von Einsiedel, PDS 9. 10. 97 * Heinrich Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 9. 10. 97 Formanski, Norbert SPD 9. 10. 97 Francke (Hamburg), CDU/CSU 9. 10. 97 Klaus Fuchs (Verl), Katrin SPD 9. 10. 97 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 9. 10. 97 * * Gröbl, Wolfgang CDU/CSU 9. 10. 97 Großmann, Achim SPD 9. 10. 97 Gysi, Andrea PDS 9. 10. 97 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 9. 10. 97 Heyne, Kristin BÜNDNIS 9. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Ibrügger, Lothar SPD 9. 10. 97 * ** Dr. Jobst, Dionys CDU/CSU 9. 10. 97 * * Dr.-Ing. Kansy, Dietmar CDU/CSU 9. 10. 97 ** Knoche, Monika BÜNDNIS 9. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Lehn, Waltraud SPD 9. 10. 97 Marx, Dorle SPD 9. 10. 97 Meckel, Markus SPD 9. 10. 97 * * Nickels, Christa BÜNDNIS 9. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Dr. Paziorek, Peter CDU/CSU 9. 10. 97 Reschke, Otto SPD 9. 10. 97 Schmitt (Langenfeld), Wolfgang BÜNDNIS 90/DIE 9. 10. 97 GRÜNEN Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 9. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Schulte (Hameln), SPD 9. 10. 97 * * Brigitte Dr. Skarpelis-Sperk, SPD 9. 10. 97 Sigrid Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Terborg, Margitta SPD 9. 10. 97 Dr. Uelhoff, Klaus-Dieter CDU/CSU 9. 10. 97 ** Verheugen, Günter SPD 9. 10. 97 Voigt (Frankfurt), SPD 9. 10. 97 ** Karsten D. Vosen, Josef SPD 9. 10. 97 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 9. 10. 97 ** Wolf (München), Hanna SPD 9. 10. 97 Zapf, Uta SPD 9. 10. 97 ** Zierer, Benno CDU/CSU 9. 10. 97 Zumkley, Peter SPD 9. 10. 97 * * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Jahressteuergesetzes 1997 (hier: Solidaritätszuschlag) (Zusatztagesordnungspunkt 4) Auch wenn es generell richtig ist, die Steuern zu senken, stellt die Rückführung gerade des Solidaritätszuschlages das falsche Signal dar, weil dadurch der Eindruck entstehen kann, als wären die Folgen der Teilung Deutschlands bewältigt und könne Solidarität abgebaut werden. Das Gegenteil ist leider der Fall: Erstmals 1997 wächst die Wirtschaft im Osten schwächer als im Westen und die Arbeitslosenentwicklung ist gerade im Osten Deutschlands äußerst bedrohlich. Der Aufbau Ost ist in einer besonders kritischen Zwischenphase und ohne einen neuen gemeinsamen Anlauf droht eine wirtschaftliche und soziale Teilung Deutschlands auf Dauer. Allerdings hatten die CSU-Bundestagsabgeordneten aus dem Osten auf ihrer Klausurtagung am 13./14. April 1997 in Berlin ein Junktim zwischen der Fortsetzung der steuerlichen Investitionsförderung und der Absenkung des Solidaritätszuschlags hergestellt. Die steuerliche Investitionsförderung ist auf sehr wirkungsvolle Weise bis 2004 verlängert worden. Da getroffene Abmachungen einzuhalten sind, stimme ich deshalb jetzt der Absenkung des Solidarzuschlages zu. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Helmut Heiderich (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Postgesetzes (Tagesordnungspunkt 7) Die weitere Liberalisierung des Postsektors ist notwendig und dringlich. In Abweichung zum vorliegenden Entwurf des Postgesetzes befürworte ich jedoch die vorsorgliche Beibehaltung einer Lizenzpflicht für den Bereich der Infopost. Damit wäre für diesen Marktbereich ein weiteres Eingreifen der Regulierungsbehörde möglich, falls die Wettbewerbsfreigabe zu Friktionen führen sollte. Da ein Scheitern des Postgesetzes aber zu unverantwortlichen negativen Folgen führen würde, stimme ich dem Postgesetz insgesamt trotzdem zu. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zu Tagesordnungspunkt 10 (Antrag: Unterstützung der Schweiz bei den Verhandlungen zum Alpentransit) Albert Schmidt (Hitzhofen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Man schreibt das Jahr eintausendneunhundertsiebenundneunzig. Ganz Europa stöhnt unter einer täglich weiter anwachsenden Lkw-Lawine, deren 40-Tonner mit ihrem Lärm und Gestank den Menschen Schlaf und Gesundheit rauben. Ganz Europa? Nein, in der Mitte des Kontinents wehrt sich ein tapferes Alpenvolk wie weiland Klein-bonum gegen das Imperium Romanum, gegen eine übermächtige Europäische Union, die das 28-Tonnen-Limit der Eidgenossinnen ebenso knacken will wie das Lkw-Nachtfahrverbot innerhalb der Schweizer Grenzen. Wie Asterix einst dem großen Julius Cäsar trotzen die HelvertierInnen der drohenden Verdoppelung des Schwerlastverkehrs auf den Straßen. 1994 haben sie es geschafft, per Volksabstimmung zwei Ziele in ihre Verfassung zu schreiben, die nun ihre Regierung, aber auch die EU-Verkehrsminister zum gemeinsamen Handeln zwingen: Erstens muß der Lkw-Verkehr bis 2005 auf die Schiene verlagert werden. Zweitens soll dies durch saftige Transitabgaben erreicht werden, die die internationalen Spediteure dazu bewegen, Leerfahrten zu vermeiden und ihren Gütertransport per umweltfreundlicher Bahntechnik abzuwickeln. Im Gegenzug sind die Schweizer bereit, zwei neue Alpentransversalen zu bauen, die den Güterverkehr in vollem Umfang auf der Schiene bewältigen sollen: je einen Basistunnel durch den Gotthard und durch den Lötschberg/Simplon. Obwohl als Wegelagerer und Beutelschneider beschimpft, sind die Schweizer in Wahrheit kühle Rechner. 560 Franken, also etwa 700 DM, muß nach der Analyse der „Alpeninitiative", der erfolgreichsten Bürgerinitiative Europas, eine Lkw-Fahrt von Grenze zu Grenze kosten, um ihre externen Wege- und Umweltkosten wenigstens annähernd zu bezahlen. Doch davon will Brüssel nichts wissen. Nach dem Motto „Nieder mit den Alpen, freie Fahrt zum Mittelmeer! " will die EU die Lkw-Legionen am liebsten ungebremst von Abgaben und Verboten durchdonnern lassen. Das Druckmittel, mit dem man das querköpfige Bergvolk gefügig machen will: Europaweite Start- und Landerechte für die Swiss Air soll es nur geben, wenn die EidgenossInnen auf ihre Lkw-Abgabenpläne möglichst weitgehend verzichten. So treten die bilateralen Verhandlungen zwischen der Schweiz und der EU derzeit auf der Stelle. Es besteht die Gefahr, daß das kleine Helvetia letztlich nachgibt, wenn, ja wenn es nicht massive politische Unterstützung von außen erfährt. Genau diese Unterstützung durch den Deutschen Bundestag und durch die Bundesregierung ist der Kern unseres Antrags, der in ähnlicher Form von den grünen Fraktionen auch in den Parlamenten Osterreichs, Frankreichs, Italiens, der Niederlande und im Europäischen Parlament eingebracht werden wird. Denn der zunehmende Gütertransport auf der Straße ist eben kein Schweizer Problem. Er ist ein europäisches Problem, das holländische Trucks ebenso verursachen wie italienische. 1,1 Millionen Lkws haben allein im Jahr 1996 die Schweiz durchquert, die wenigstens davon eidgenössische. Überdies sind Osterreich, Südfrankreich und natürlich auch Deutschland ebenso gepeinigte Transitregionen, wo sich Mensch und Natur nach Entlastung sehnen. Die wird freilich nicht von frommen Willensbekundungen Matthias Wissmanns kommen oder von schönen Texten wie dem EU-Grünbuch „Faire und effiziente Transportpreise" des Brüsseler Verkehrskommissars Neil Kinnock. Eine großflächige Reduzierung und Verlagerung des Straßentransits wird es nur geben durch eine knallharte Preispolitik, über eben jene kilometerbezogene Schwerverkehrsabgabe, die die Schweiz einführen will - und zwar in einer Höhe, die nicht nur symbolisch ist, sondern die gewünschte Verlagerung auch wirklich bewirkt. Daraus folgt: Auch die EU-Mitgliedsstaaten, vor allem Deutschland, müssen schleunigst selbst Abgaben für jeden Lkw einführen, die sich nicht an den Interessen des Transportgewerbes, sondern an den ökologischen Folgekosten orientieren. Dazu sind wir schon durch die Alpenkonvention verpflichtet, die die EU-Staaten ja mitunterschrieben haben. Und wir müssen die Zulaufschienenstrecken zu den geplanten Alpentunnels ausbauen, nicht nur die Rheinachse Karlsruhe-Basel, sondern auch Stuttgart-Zürich, Ulm-Friedrichshafen und München/Augsburg-Lindau. Die Schweizer Position ist keineswegs antieuropäisch. Im Gegenteil: Mit ihrer hoffentlich weiterhin konsequenten Haltung in Sachen Transitabgaben ist Helvetia Vorreiter einer zukunftsfähigen Verkehrspolitik. Was in den Alpen richtig ist, ist für das Rheinland oder für die Pyrenäen nicht falsch: Solange der Schwerverkehr auf der Straße nur mit einer lächerlich niedrigen Euro-Jahresvignette belastet ist, von deren Erhöhung kaum noch die Rede ist, wird kein Spediteur auf die Schiene gehen. Der Dauerstau auf den Autobahnen ist vorprogrammiert, nicht nur im besonders sensiblen Alpenraum. Die EU-Staaten sollten daher vom Alpen-Asterix lernen: Die Schwerverkehrsabgabe ist ein Modell für ganz Europa. Damit die Güter von Rotterdam bis Genua auf die Schiene kommen. Claus-Peter Grotz (CDU/CSU): Die Schweiz ist nicht nur ein schönes Land, sondern in vielerlei Hinsicht ein Vorbild: für demokratische Stabilität, für kulturelle Vielfalt in Einheit. Ich will nicht verhehlen, daß es mir viel lieber wäre - und vielleicht auch für beide Seiten leichter -, würden die Verkehrsverhandlungen mit der Schweiz im Rahmen von EU-Beitrittsverhandlungen erfolgen. Ob man allerdings soweit gehen muß wie die Grünen, die jetzt zum zweitenmal und in aufeinander folgenden Bundestagssitzungen gleich die unkritische Übernahme schweizerischer Positionen durch die Bundesregierung fordern, halte ich für fraglich. In der letzten Woche ging es um die besondere Schweizer Drogenpolitik. In dieser Woche soll die Bundesregierung aufgefordert werden, in den bilateralen Verkehrsverhandlungen zwischen der EU und der Schweiz den Eidgenossen einen Blankoscheck auszustellen. Demnächst fordern die Grünen noch die Übernahme des schweizerischen Milizsystems bei der Bundeswehr. Ich möchte gern den Spieß einfach umdrehen und die akademische, sehr theoretische Frage stellen, ob im Schweizer Parlament, der Bundesversammlung, ein Antrag denkbar wäre, der den Bundesrat, also die Regierung dort, auffordert, statt der eigenen die deutsche Position zu übernehmen - und das Ganze während laufender Verhandlungen. Die Frage zu stellen heißt, sie mit Nein zu beantworten. Eher rollt ein Schweizer Käse von allein den Berg hoch. Die Verkehrsverhandlungen zwischen der EU und der Schweiz sind zweifellos langwierig und schwierig. Beide Seiten - und das ist doch völlig normal und legitim - haben unterschiedliche, teilweise konträre Interessen. So ist es natürlich nachvollziehbar, daß die Schweiz den Alpentransit, noch dazu auf der Straße, möglichst gering und, wenn es ihn schon gibt, dann möglichst teuer halten möchte. Allerdings muß die Schweiz darauf bedacht sein - sie diskutiert derzeit neben einer Alpentransitgebühr auch eine leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe -, daß sie nicht auch noch den Import- und Exportverkehr im eigenen Land trifft. Ebenso legitim ist in den Verhandlungen auch das Interesse der EU, zu verhindern, daß die Schweiz zu einem Sperriegel für notwendige Verkehre zwischen Nord-, Mittel- und Südeuropa wird, einem Sperriegel, der im übrigen zu Umwegverkehren nach Österreich und Frankreich führen würde. Dies zu verhindern ist auch ureigenstes deutsches Interesse. Das gilt ganz besonders, wenn wir die vielfältigen Wirtschaftsbeziehungen beispielsweise des Allgäus, Oberschwabens, der Bodenseeregion und des Hochrheins zu Italien betrachten. Auch dafür - bzw. zuerst dafür - hat diese unsere Bundesregierung die politische Verantwortung. Das ist die Ausgangslage. Hintergrund ist die sogenannte Alpeninitiative, die 1994 in der Schweiz beschlossen wurde. Hierzu möchte ich in einigen Punkten unsere Position darstellen: Erstens. Die Alpeninitiative, die für die Schweiz eine Verlagerung des alpenquerenden Güterverkehrs ab dem Jahr 2004 auf die Schiene fordert, stellt zunächst einmal eine empfindliche Beeinträchtigung für den Nord-Süd-Verkehr dar. Solange es nämlich die dafür notwendige Schienenkapazität noch nicht gibt, stellt diese „Verkehrsblockade" eine massive Behinderung für den freien Warenverkehr zwischen den Mitgliedsländern der Europäischen Union dar. Besonders die unmittelbar an die Schweiz angrenzenden Wirtschaftsregionen erleiden erhebliche Wettbewerbsnachteile. Zweitens. Die schweizerische Alpeninitiative ist in erster Linie vom politischen Willen getragen, die Alpenregion vor weiteren vom Verkehr verursachten Umweltbelastungen zu schützen. Die Verlagerung auf die Schiene wird von uns unterstützt. Dieses politische Ziel ist grundsätzlich zu begrüßen. Vor der Anwendung verkehrslenkender Fiskalinstrumente muß aber die entsprechende Infrastruktur bereitstehen. Lediglich den Straßengüterverkehr zu verteuern, ohne eine attraktive Alternative anbieten zu können, ist wirtschafts- und arbeitsplatzfeindlich. Drittens. Trotz Anstrengungen aber scheint es ausgeschlossen, daß in der Schweiz, so wie eigentlich vorgesehen, bis zum Jahr 2004 die notwendigen Kapazitäten auf der Schiene geschaffen werden können. Realistischerweise muß davon ausgegangen werden, daß die neuen notwendigen und sinnvollen Alpentransversalen frühestens im Jahr 2010 zur Verfügung stehen. Deshalb gilt es - und das ist und bleibt primäre Aufgabe der Verkehrsverhandlungen -, für die Übergangszeit eine für beide Seiten, Schweiz wie EU, akzeptable Regelung zu finden. Es darf kein Alles oder Nichts und kein Nullsummenspiel geben. Hier muß sich auch die Schweiz noch bewegen. Zugleich gibt es die Erwartung an die Bundesregierung, daß sie die deutschen Interessen innerhalb der EU-Verhandlungsgruppe vertritt. Am Ende wird ein akzeptabler Kompromiß stehen. Der muß erarbeitet werden. Es kann kein Blankoscheck ausgestellt werden. Der im Antrag der Grünen geforderte Baustopp für Straßen im Zulaufkorridor würde das Aus für den Ausbau der A 5, das Aus für den Ausbau der Hochrheinautobahn, das Aus für die B 30 im Schussental bedeuten und würde zum Stillstand in Süddeutschland führen. Wir stimmen der Überweisung des Antrags an die Ausschüsse zu. Karin Rehbock-Zureich (SPD): Berggebiete zeichnen sich durch komplexe ökologische Wechselwirkungen und durch eine hohe Verletzbarkeit ihrer Ökosysteme aus. Dies gilt ebenso für die Alpen, die seit der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ökologisch - insbesondere durch das Anwachsen des Verkehrs - immer mehr unter Druck geraten sind. Der Schutz und die Nutzung der Alpen müssen sich deshalb am Ziel einer dauerhaften Entwicklung orientieren. Der Erhaltung des gesamten Alpenraumes als gesamteuropäisches Erbe muß oberste Priorität eingeräumt werden. Die Alpenländer Deutschland, Frankreich, Italien, Slowenien, Liechtenstein, Österreich, die Schweiz und die Europäische Gemeinschaft haben mit der Alpenkonvention den Schutz und die Erhaltung der Alpen völkerrechtlich festgeschrieben. Die Unterzeichnerstaaten haben sich mit der Konvention unter anderem zum Ziel gesetzt, möglichst große Teile des alpenquerenden Güterverkehrs künftig auf der Schiene und im kombinierten Verkehr abzuwickeln. Insbesondere beabsichtigt die Schweiz, den Gütertransitverkehr ab 2004 nur noch über die Schiene durchzuführen (Volksabstimmung 1994). Ein Blick auf die Landkarte macht dieses Ansinnen verständlich: Immerhin werden zwei Drittel der Grundfläche der Schweiz von den Alpen bedeckt. Aus diesem Grunde - und hier stimmen Sie mir sicherlich zu - besitzt die Schweiz ein berechtigtes Anliegen, ihre Landschaft vor den Auswirkungen des Straßengütertransitverkehrs zu schützen. Die Schweiz plant, unter anderem eine leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe einzuführen, die so hoch ist, daß der Transitverkehr von der Straße auf die Schiene verlagert wird. So unterstützenswert das Anliegen der Schweizer Regierung auch sein mag, eins darf nicht übersehen werden: Der durch das Schweizer Vorhaben drohende verstärkte Umfahrungsverkehr durch die anderen Alpenanrainerstaaten wie zum Beispiel Österreich kann und darf nicht das Ergebnis. dieser Unterstützung sein. Jeder weiß, die Verkehrsströme nehmen im allgemeinen nicht den kürzesten Weg, sondern den mit den geringsten Kosten. Nach Angaben des französischen Verkehrsministeriums nehmen derzeit jährlich 450000 Lkws wegen des schweizerischen Gewichtslimits von 28 Tonnen die Route über den Montblanc. Bei einer durchschnittlichen Nettobelastung von 18 Tonnen pro Lkw entspricht dieses einer Menge von zirka 8 Millionen Tonnen pro Jahr. Für den Brenner werden Zahlen von 180 000 Lkws pro Jahr als Umfahrungsverkehr genannt, was einer Menge von zirka 3 Millionen Tonnen pro Jahr entspricht. Was wird also geschehen, wenn der Schweiz weitaus höhere Gebühren zugestanden werden als den übrigen Alpenländern? Sie sehen, das Problem ist weitaus schwieriger, als man es sich vielleicht vorstellt. Es geht aus unserer Sicht nicht an, die Schweiz einseitig zu unterstützen und gleichzeitig zuzusehen, wie Österreich wegen der Erhöhung der Brenner-Maut vor den Europäischen Gerichtshof gebracht wird. Was wir also benötigen, ist eine einheitliche Lösung des Problems. Die Aufgabe der Bundesregierung muß deshalb sein, darauf hinzuwirken, eine für alle Seiten annehmbare Lösung zu finden, sowohl für die EU-Länder, die eine hohe Schwerverkehrsabgabe für die Schweiz ablehnen, als auch für die Schweiz selbst. Die Bundesregierung sollte sich verstärkt um neue Impulse für die festgefahrenen Verhandlungen zwischen der EU und der Schweiz bemühen, anstatt nur als Zuschauer zu fungieren. Was wir brauchen, ist eine einheitliche Gebührenerfassung des Straßengütertransitverkehrs - national -, die streckenbezogen ist, sensible Strecken definiert und berücksichtigt, aber keine neuen Wettbewerbsverzerrungen in Europa hervorruft. Leider sind die Initiativen der Bundesregierung in dieser Sache nicht ersichtlich. Die Lkw-Vignetten-Verhandlungen in der Europäischen Union zeigen ganz deutlich, daß wir weit von der Kostenwahrheit im Straßenverkehr entfernt sind. Faire Preise für alle Verkehrsträger - eine Grundvoraussetzung für die Güterverlagerung von der Straße auf umweltfreundlichere Verkehrsträger wie Schiene und Binnenschiffahrt - werden nicht mehr diskutiert. Begriffe wie „externe Kosten" und die besondere Berücksichtigung „sensibler Strecken", wie sie die Strecken durch die Alpen darstellen, hat der EU-Ministerrat abgelehnt. Wir sind aber der Meinung, daß diese Begriffe im Hinblick auf einen zukunftsfähigen und umweltverträglichen Verkehr von außerordentlicher Bedeutung sind. Welchen Sinn macht es zudem, den Güterverkehr auf der Straße erst von der Schweiz ab auf die Schiene zu verlagern? Nein, wir müssen bereits hier bei uns die Voraussetzungen für eine verstärkte Verlagerung im Transportbereich schaffen. Wir brauchen deshalb den Einstieg in die Diskussion über eine streckenbezogene Gebührenerfassung des Gütertransitverkehrs in Europa. Zudem muß bei den Lkw-Vignetten-Verhandlungen der Zusammenhang mit den Verhandlungen über den Alpentransit mit der Schweiz gewahrt bleiben. Um neue Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, dürfen die Transitkosten in den verschiedenen Alpenländern - aber auch im Vergleich zu den übrigen Staaten - nicht allzusehr auseinanderdriften. Wer die Alpen schützen will, darf dies nicht auf Kosten der anderen tun. Nur durch eine einheitliche Regelung, die diesem sensiblen Raum Rechnung trägt, können die Alpen als gesamteuropäisches Erbe geschützt und bewahrt werden. Die Bundesregierung sollte endlich ihren Beitrag dazu leisten, indem sie die verkehrspolitischen Voraussetzungen schafft. Wir brauchen eine Schienenvorrangpolitik in Deutschland, denn mit der Unterzeichnung der Alpenkonvention hat sich die Bundesregierung ver- pflichtet, große Teile des alpenquerenden Verkehrs künftig auf der Schiene und im kombinierten Verkehr abzuwickeln. Sie sollte ihre Verpflichtung endlich ernst nehmen. Horst Friedrich (F.D.P.): Nachdem die Grünen mit ihrer nationalen Götzenanbetung nicht weiterkommen, versuchen sie nunmehr ihre heilige goldene Kuh, den Schienengüterverkehr, im Alleingang mit aller Gewalt über bzw. durch die Alpen zu treiben. Mit diesen populistischen, wenig durchdachten Forderungen soll auf diesem Umwege ganz bewußt nicht nur der deutsche Bundesverkehrswegeplan unterwandert werden. Es kann doch nicht richtig sein, immer wieder auf den sogenannten externen Kosten des Straßengüterverkehrs, sei es nun bei uns oder bei unseren europäischen Nachbarn, herumzureiten und die Augen vor dem Nutzen zu verschließen. Dieser externe Nutzen des Verkehrs kommt bei den Diskussionen um die Verkehrsverlagerung leider immer zu kurz Eine Abkopplung des Wirtschaftswachstums vom Verkehr und der im Schwerlastverkehr eingenommenen Abgaben von Zweckbindung und Rückfluß kann nicht der richtige Weg sein. Eine Politik gegen den Straßengüterverkehr und eine ökonomisch nicht zu legitimierende Bevorzugung der Bahn gefährdet aber nicht nur innerdeutsch, sondern europaweit die Wirtschaftlichkeit im internationalen Wettbewerb und Hunderttausende gewerbliche Arbeitsplätze im Verkehrssektor. Selbstverständlich ist auch uns die Lage der Schweiz und die Schutzbedürfigkeit der Alpen bewußt und ein Anliegen. Auch Deutschland trägt als Transitland Nr. 1 besonders hohe Belastungen, und aufgrund unserer geographischen Lage sind auch wir für die Belange eines anderen Transitlandes sensibilisiert. Daher haben wir ja auch zum Schutz des Alpenraums an der sogenannten „Alpenkonvention" mitgearbeitet und diese bereits ratifiziert. Wir sind jedoch der Auffassung, daß diesem Anliegen nur durch eine gesamteuropäische Lösung, in der etwa neben den deutschen auch französische, italienische und österreichische Interessen Berücksichtigung finden, Rechnung getragen werden kann. Übrigens stößt auch in der Schweiz der nationale Alleingang auf Widerstand. Vor diesem Hintergrund ist eine abgestimmte europäische Verkehrspolitik notwendig, weil der grenzüberschreitende Verkehr auch zukünftig schneller wächst als der Verkehr innerhalb der einzelnen Staaten. Außerdem bestehen in allen Ländern Europas unterschiedliche Präferenzen für einzelne Verkehrsträger, die zu entsprechenden Unterschieden in den Infrastrukturstandards, bei den Investitionsschwerpunkten und bei der Berücksichtigung der Belange von Umweltschutz und Raumordnung führen. Insoweit schließen wir uns auch der EU-Forderung an, das 28-Tonnen-Gewichtslimit in der Schweiz aufzuheben. Ein nationaler Alleingang der Schweizer im Sinne einer Limitierung des Transitverkehrs - bei gleichzeitiger Ausschöpfung des 40-Tonnen-Gewichtslimits bei den Nachbarn - ist nur schwer hinnehmbar. Darüber hinaus wird so in ganz erheblichem Maße Umwegverkehr provoziert und die Umwelt unnötig belastet. Es ist augenscheinlich, daß der Ausbau der Schiene in der Schweiz besondere finanzielle Opfer fordert. Es ist jedoch nicht einzusehen, warum diese einzig und allein vom Schwerlastverkehr in der von den Grünen geforderten Weise aufzubringen sind. Wen würden Sie eigentlich zur Finanzierung Ihrer Projekte heranziehen, wenn Sie infolge ihrer Politik das Güterkraftverkehrsgewerbe vernichtet haben? Letztlich kann ich den Eidgenossen an dieser Stelle nur empfehlen, auf den Pfad der Tugend zurückzukehren. Das Problem der weiter wachsenden Transportströme kann nur international und in Zusammenarbeit aller Beteiligter gelöst werden. Der Freischein zu einseitigem, nationalem Abkassieren ist mit der F.D.P. nicht zu machen. Daher lehnen wir den vorliegenden Antrag ab. Dr. Winfried Wolf (PDS): Es liegt in der Natur eines Verkehrssektors, der die Maximierung der Tonnenkilometer betreibt, gegen die Natur zu wüten. Es gilt die Losung: „Nieder mit den Alpen, freier Blick aufs Mittelmeer". Das freisinnige Schweizer Volk also wagt es, sich den Euro-Lkw-Normen zu widersetzen: Maximal 28-Tonnen-Lkw sind gestattet; nachts existiert Lkw-Fahrverbot. Am 20. Februar 1994 folgte dann die Oberfrechheit: Der Volksentscheid, wonach bis zum Jahr 2005 der Lkw-Transitverkehr auf die Schiene zu verlagern sei, gewann eine breite Mehrheit. Die Worte des damit neuen Artikels 24quarter der Schweizer Bundesverfassung sind unzweideutig; sie lauten: Der alpenquerende Gütertransitverkehr von Grenze zu Grenze erfolgt auf der Schiene ... Ausnahmen sind nur zulässig, wenn sie unumgänglich sind. Diese müssen durch ein Gesetz näher bestimmt werden. Die Transitstraßen-Kapazität im Alpengebiet darf nicht erhöht werden. Ausgenommen sind Umfahrungsstraßen zur Entlastung von Ortschaften im Durchgangsverkehr. So klar des Schwyzer Volkes Wille, so arrogant die teutonische Antwort. Als im Verkehrsausschuß vor geraumer Zeit über die EU-Verkehrspolitik diskutiert wurde und die Opposition nachfragte, inwieweit die EU-Kommission und die Bundesregierung bei all den Zahlen über einen ständig anwachsenden Alpentransit das angeführte Schweizer Referendum mitbedacht hätten, wurde von dem damals zuständigen Staatssekretär knapp geantwortet: „Das ist nicht unser Problem. Das ist das Problem der Schweizer." Tatsächlich sind Bundesregierung und EU ständig dabei, dieses „Problem" zu vergrößern. Die Schweiz wird massiv unter Druck gesetzt, ja erpreßt. Andere Themen werden mit der Transitfrage verknüpft. Immer neue Ausnahmeregelungen für den Lkw-Transit wurden durchgesetzt, wobei auch die Bundesregie- rung in Bern der eigenen Bevölkerung in den Rükken fällt. Die schweizerische „Sonntagszeitung" spricht von einem „40-Tonnen-Korridor", der so drohe. Und die „Neue Zürcher Zeitung" sprach bereits von einem „EU-Diktat", dem sich die „älteste Demokratie der Welt im 700. Jahr des Rütlischwurs nicht beugen" werde. Vor diesem Hintergrund macht der Antrag der Grünen in der generellen Stoßrichtung Sinn. Wir sind auch einverstanden mit der Forderung nach einer leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe in unserem Land - und haben vor eineinhalb Jahren selbst einen entsprechenden Antrag eingebracht. Richtig tapfer ist die Forderung im Antrag nach einer „generellen Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene" hierzulande - was mindestens auf eine Verdreifachung des Schienengüterverkehrs hinausliefe. Hier setzt die erste von drei kritischen Anmerkungen an: Problematisch ist am Antrag, daß sich darin erneut kein Wort zur Verkehrsvermeidung findet. Gerade der alpenquerende Transitgüterverkehr kommt doch oft einer absurden Verkehrsinflation gleich. Da wird Schweinefleisch aus den Niederlanden zur Verarbeitung nach Südtirol und zurück in deutsche Lande verbracht, damit auf der Verpakkung stehen kann „Geselcht" - geräuchert - „in Südtirol " . Zum zweiten geht der Antrag Schlichtweg vom notwendigen Bau der gigantischen Alpentunnel - der „Neuen Alpen-Traversale" (NEAT) - aus. Damit soll der Transitverkehr durch die Schweiz verdreifacht werden. Abgesehen von den bergtechnischen Problemen - Stichwort: „schwimmende Gebirge " - droht damit ein finanzielles Desaster, auch für die SBB, die ein Teil der Kosten tragen sollen. Es war die Finanzdelegation der eidgenössischen Räte, die als „denkbar schlimmsten Fall" errechnete, daß 50 Jahre nach Bestehen der NEAT die Schweiz mit einer Schuldenlast von 300 Milliarden Franken konfrontiert sein könnte. Dabei liegt der Alternative zu NEAT die Studie der Finanz-Consulting Firma Coppers & Lybrand vor, wonach die vorhandenen SBB-Kapazitäten bei optimalem Ausbau bis zum Jahr 2022 ausreichten, um den Transitverkehr auf Schienen zu verdoppeln. Schließlich nervt, wenn als Begründung für den Antrag herhalten muß: Das Prinzip der Marktwirtschaft wird mit den Schweizer Maßnahmen nicht angetastet, sondern mustergültig umgesetzt: Wegen der hohen Umweltsensibilität der Alpen - Umwelt ist ein knappes Gut - muß die Durchfahrung der Alpen verteuert werden. Fragt sich, was folgt, wenn Umwelt reichhaltig vorhanden wäre. Die „Marktwirtschaft" verfährt anderswo längst entsprechend - in China, in den USA: spottbillige Transporte, großangelegte Zerstörung, eben „mustergültige Umsetzung der Marktwirtschaft" . Also: Da waren wir schon mal weiter. Umwelt, Mensch, Natur und elementare Lebensbedürfnisse dürfen eben nicht den Gesetzen des Maklers, dem Spiel von Angebot und Nachfrage, unterworfen werden. Aber dies können wir im Ausschuß noch debattieren. Johannes Nitsch, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr: Seit Sommer 1995 laufen Verhandlungen der Kommission mit der Schweiz über den Land- und Luftverkehr. Sie sind eingebettet in Verhandlungen über fünf weitere Sektoren: Freizügigkeit der Personen, Landwirtschaft, öffentliches Auftragswesen, Beseitigung technischer Handelshemmnisse und Forschung. Beide Seiten streben eine Gesamtlösung an. Der Erfolg der Gesamtverhandlungen hängt jedoch von einem Durchbruch bei den Transitgebühren für Lkw im Landverkehrsabkommen ab. Die gegenwärtigen Verhandlungen zwischen der Kommission und der Schweiz sehen hierfür nach Emissionsklassen differenzierte Höchstsätze vor. Die letzte Schweizer Forderung in den Verhandlungen mit der Kommission lief für die mittlere Emissionsklasse auf einen Gebührensatz von etwa 1,80 DM pro Kilometer für einen 40-t-Lkw hinaus! Zum Vergleich: Die Selbstkosten des Transportunternehmers für Personal, Treibstoffverbrauch und dergleichen liegen heute etwa auf der gleichen Höhe. Das heißt: Die schweizerischen Gebührenforderungen bedeuteten etwa eine Verdoppelung der heutigen Transportkosten des Unternehmens pro Kilometer. Wir dürfen hierbei auch nicht vergessen, daß die schweizerischen Gebührensätze fast unvermeidlich Wirkung auf die Gebührensätze in Österreich haben. Österreich besteht zur Vermeidung von Umweltverkehr auf vergleichbaren Gebührensätzen. Bei allem Verständnis für die besondere Situation der Alpenländer sind die derzeit diskutierten Gebührensätze für Deutschland nicht akzeptabel. Hohe Gebührensätze, wie die Schweiz sie fordert, würden den deutschen Außenhandel mit den Mittelmeerländern, insbesondere mit Italien, spürbar verteuern. Dies gilt insbesondere dort, wo die Schiene keine wirkliche Alternative zum Straßengüterverkehr darstellt, etwa bei den Milchtransporten von Bayern nach Italien. Die Verhandlungen über die Höhe der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe in der Schweiz müssen auch vor dem Hintergrund der in der Europäischen Union üblichen Gebührensätze gesehen werden. Die entfernungsabhängigen Gebühren pro Kilometer in Frankreich, Italien oder Spanien liegen für Lkw zur Zeit bei etwa 20 bis 30 Pfennig. Deutschland, das zur Zeit noch eine zeitabhängige Gebühr erhebt, ist - unabhängig von der Länge der Strecke - auf eine Straßenbenutzungsgebühr von knapp 12 DM pro Tag beschränkt. Wir können akzeptieren, daß die Wegekosten in den Alpenländern höher sind als in den meisten übri- gen Regionen Europas. Wir müssen aber darauf bestehen, daß die Gebühren in den Alpenländern in einem noch halbwegs vernünftigen Verhältnis zu den Gebühren in der Europäischen Union stehen. Es liegt daher jetzt an der Schweiz, einen neuen, für alle Seiten akzeptablen Vorschlag auf den Tisch zu legen. Natürlich unterstützt die Bundesregierung das Ziel, einen möglichst hohen Anteil des Güterverkehrs über die Alpen auf die Schiene zu bringen. Wir sind jedoch der Auffassung, daß dieses Ziel vor allem durch ein verbessertes Eisenbahnangebot erreicht werden muß. Die Bundesregierung hat gezeigt, daß sie bereit ist, dazu ihren Beitrag zu leisten. Der Bundesminister für Verkehr hat am 5. September 1996 mit dem Vorsteher des eidgenössischen Verkehrs-und Energiewirtschaftsdepartments eine Vereinbarung zur Sicherung der Leistungsfähigkeit des Zulaufes zur neuen Eisenbahn-Alpentransversale, NEAT, in der Schweiz geschlossen. Die Maßnahmen kosten fast 6 Milliarden DM. Wir sind aber nicht der Auffassung, daß Straßenbenutzungsgebühren, die darauf abzielen, die Eisenbahn vor dem Wettbewerb der Straße zu schützen, der geeignete Weg sind. Eine europaweite Einführung einer leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe, wie sie von den Grünen gefordert wird, halte ich angesichts der Schwierigkeiten, auch nur bescheidene Fortschritte bei den Straßenbenutzungsgebühren in der Europäischen Gemeinschaft zu erreichen, nicht für realistisch. ich halte sie aber auch nicht für wünschenswert, da grundsätzlich jeder Staat selbst - natürlich im Rahmen der geltenden europäischen Regelungen - entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip über die Einführung von Straßenbenutzungsgebühren sowie deren Ausgestaltung im einzelnen entscheiden soll. Abschließend noch ein Satz zur Forderung der Grünen, auf den weiteren Ausbau der Bundesfernstraßen im Bereich der Transitkorridore zur Schweiz zu verzichten. Für Deutschland als Transitland Nummer eins in Europa ist die Schaffung eines gesamteuropäischen Verkehrsnetzes von größter Bedeutung, in dem alle Verkehrsträger leistungsfähig sind. Dies erfordert auch den notwendigen Ausbau der Straßeninfrastruktur. Europa kann nur weiter zusammenwachsen, wenn die Menschen auf diesem Kontinent einander noch näher rücken - auf Straßen, Schienen und Schiffahrtswegen.
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    Rede von Elmar Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren Kollegen! Das Postdrama nimmt seinen Lauf. Die SPD verweigert sich einmal mehr, und es droht der Vermittlungsausschuß.
    Hatte die SPD dem ersten Akt der Privatisierung der Post noch zugestimmt - zum größten Teil aus Einsieht, mit kühlem Kopf, vermute ich, wenn auch mit Bauchschmerzen -, so gelingt es dieser Partei heute im zweiten Anlauf nicht mehr, die „Postgeschichte" zu einem konsequenten Ende zu bringen -; nicht zu einem Ende der Post, sondern zu einem Ende des Postmonopols.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wie so oft überwiegen die Zauderer und die Bedenkenträger, die immer wieder Innovationen, neue Ideen und Wettbewerb fordern, aber - man will es wirklich nicht begreifen - schon beim Wegfall eines staatlichen Monopols den Mut verlieren. Das ist das Drama der Verballiberalisierer und der Befürworter eines Wettbewerbs mit Monopol. Es sind diejenigen, die eine Aktiengesellschaft wollten und diese Aktiengesellschaft nun nicht im Wettbewerb, sondern mit unbefristeter Exklusivlizenz fortsetzen wollen. Post, Postgewerkschaft und SPD sind sich einig: Sie alle begrüßen den Wettbewerb und meinen das Monopol.
    Die verehrte Frau Kollegin Däubler-Gmelin hat kürzlich in einer Zeitung erklärt, gegen die Marktfreigabe sei nichts einzuwenden, solange die Bedingungen stimmten. Wenn man sie nach diesen Bedingungen fragt, spricht sie von garantierten Preisen, von rosinenpickenden Wettbewerbern und von Postfirmen, die die Preise nur für Großkunden senken. Sie spricht von einer dramatischen Konsequenz für Mitarbeiter, die möglicherweise, wie es in unzähligen anderen Wirtschaftsbereichen der Fall ist, ohne lebenslange Beschäftigungsgarantie leben müßten. - Ja, meine Damen und Herren, dies alles kann tatsächlich in einem Wettbewerb geschehen. Man kann es auch anders sagen: Das ist einfach Wettbewerb. Ich frage mich, was die Kollegin Däubler-Gmelin unter Marktfreigabe versteht.
    Mein sehr verehrter Kollege Bury erklärte letzte Woche in einer anderen Bundestagsdebatte:
    Wir brauchen mehr Unternehmer in Deutschland ...
    Das ist eine durchaus löbliche Erkenntnis, aber uns ist natürlich allen klar, daß der Postmarkt in diesem Zusammenhang nicht gemeint sein kann.
    Seite an Seite stehen Gewerkschaft, SPD und Post, wenn es darum geht, mit Horrorszenarien an die Offentlichkeit zu gehen und wildeste Berechnungen zu möglichen Umsatz.- und Arbeitsplatzverlusten vorzulegen. Die Beschäftigten des Unternehmens werden auf ganz schäbige Art und Weise instrumentalisiert und für politische Zwecke mißbraucht. Meine Damen und Herren, ich denke, wir sollten das anprangern.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Elmar Müller (Kirchheim)

    Das jüngste Beispiel dieser Manipulationen kann ich Ihnen nennen. Heute morgen haben wir Postpolitiker von der Postgewerkschaft das „Info-Line" bekommen, das an alle Vertrauensleute der Post versandt wird. Die Aussagen dieser Postzeitung sind immer unterschiedlich ausgerichtet. Heute jedenfalls wurde ein interessanter Artikel wiedergegeben. Es handelte sich um einen Kommentar aus den „Bremer Nachrichten". In diesem Artikel werden die Bundesregierung und die Bundestagsfraktionen beschimpft. Beim Lesen dieses Artikels wurde ich aber etwas stutzig, denn der in der „Info-Line" abgedruckte Bericht endete abrupt. Daher habe ich heute mittag bei der Zeitung angerufen und gefragt, ob der Artikel im Original nicht noch länger sei. Das ist er in der Tat.
    Der Artikel in den „Bremer Nachrichten" spricht von den Kolleginnen und Kollegen der Post, die wirklich nicht zu beneiden seien:
    Von der Politik werden sie über den Tisch gezogen bzw. demnächst vielleicht vor die Tür gesetzt ... Und wenn sie protestieren, finden sie an ihrer Seite eine ganze Reihe von falschen Freunden. Das kann nicht gutgehen ...
    Darauf folgen die erwähnten Beschimpfungen. An dieser Stelle endet der Abdruck des Artikels in der „Info-Line" aber abrupt.
    Ich möchte nun das vortragen, was dort eben nicht abgedruckt ist: Unter diesen falschen Freunden seien die Sozialdemokraten.
    Die Sozialdemokraten haben seit Jahren der Neuordnung des Postsektors das Wort geredet; sich jetzt mit halbherzigen Forderungen auf die andere Seite zu schlagen ist Opportunismus.
    Meine Damen und Herren, ich denke, daß das der Beweis für die Manipulation der Postgewerkschaft ist. Das ist schlicht schäbig!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    In Ihrer Argumentation wird doch tatsächlich der Umsatzanteil, der zukünftig in den Wettbewerb gestellt werden soll, mit Verlusten gleichgesetzt. Auch das ist eine Art der Argumentation, der wir nicht folgen sollten.
    Wir kennen das Beispiel der Freigabe der Infopost über 100 Gramm. Schon für diesen Bereich hatten Postgewerkschaft und Post Verluste von 1,7 Milliarden DM und den Verlust von 17 000 Arbeitsplätzen vorhergesagt. Natürlich ist nicht das, sondern das Gegenteil eingetreten. Die aktuellen Zahlen - wir haben sie auf der Pressekonferenz der Post erhalten - weisen nämlich speziell in diesem Segment Gewinne aus. Der Postvorstand hat zwar kürzlich argumentiert, das habe nur mit erheblichen Absatzsteigerungen im Bereich der nichtadressierten Postwurfsendungen zu tun. Die Untersuchung weist das so aber nicht aus. Vielmehr hat die Post die genannten Gewinne im Bereich der Infopost gemacht.
    In diesem Zusammenhang möchte ich zu den 610-DM-Arbeitsplätzen und dem Schreckensbild von „Turnschuhbrigade" noch etwas sagen. Der Prozentsatz der sozialversicherungsfrei Beschäftigten - wie einer Anfrage im Deutschen Bundestag zu entnehmen ist - liegt bei den öffentlichen Arbeitgebern bei rund 5 Prozent, bei den Unternehmen des Transportgewerbes bei 3 Prozent und bei UPS, also bei dem Unternehmen, das immer angeprangert wird, gar bei 0,35 Prozent. Damit liegt der Anteil bei den öffentlichen Arbeitgebern um das Zehnfache höher als bei denen, die immer angeprangert werden.
    Meine Redezeit würde nicht ausreichen, all die falschen Argumente zu widerlegen. Aber ich möchte gerne noch auf die Sonderbelastungen von 5 Milliarden DM eingehen, die von der Post als Beispiel in diesem Zusammenhang angeführt werden.
    5 Milliarden DM jährlich stimmen aber nicht einmal mehr bis 1999, da die Deutsche Post ihr Brief-und Frachtverteilsystem um rund 8 Milliarden DM rationalisiert hat und hoffentlich, wie ich denke, in diesem Bereich mit Einsparungen rechnen kann. Es ist schlichtweg richtig, daß der Bund bereits ab dem Jahr 2000 die Pensionskasse der Post mit zusätzlich 2 Milliarden DM entlastet und dies anschließend auch noch degressiv, nämlich in den Umlagen der dort beschäftigten Beamten, ausgleicht. Meine Damen und Herren, wir gehen also mit gutem Grund davon aus, daß es der Post ab dem Jahr 2003 gelingen wird, in einem liberalisierten Markt ohne besondere wettbewerbsrelevante Belastungen zu bestehen.
    Wenn die Gewerkschaft auf Plakaten und Publikationen gegen die Zerstörung der Post protestiert und Herr Bury von Posträubern spricht, dann ist dies alles nicht nur absurd, sondern auch dumm,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    weil es natürlich überhaupt keinen Sinn macht, daß sich der Staat als hundertprozentiger Eigentümer der Post auch noch selber bestiehlt. Nein, dies alles dient offensichtlich ausschließlich dazu, die Mitarbeiter und die Bevölkerung zu verunsichern.
    Sie sollten diesem Postgesetz eine Chance geben - eine Chance für die Post, für ihre Beschäftigten und den Wettbewerb, eine Chance für die dauerhafte Sicherung der postalischen Infrastruktur in Deutschland und damit für ein Gesetz zum Wohle aller Bürger in diesem Land.
    Danke schön.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Michaela Geiger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Hans Martin Bury, SPD-Fraktion.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans Martin Bury


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die SPD ist für Wettbewerb - für einen Wettbewerb um mehr Qualität, mehr Kundennähe, besseren Service, günstigere Preise, für einen Wettbewerb um neue Produkte und Dienstleistungen. Wir wenden uns gegen Konkurrenz, die auf So-

    Hans Martin Bury
    zialdumping basiert und die zu schlechteren Dienstleistungen

    (Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Haben Sie gerade zugehört?)

    bei höheren Preisen für Privatkunden und kleine und mittlere Unternehmen führt.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Deshalb wenden wir uns gegen den Regierungsentwurf des Postgesetzes.
    Wenn ich sage, wir sind für mehr Service, mehr Kundennähe und eine breitere Produktpalette, dann erkenne ich an, daß Verbesserungen gegenüber der heutigen Situation notwendig sind. Aber die Koalition will das Gegenteil. Sie wollen die Standards senken. Sie wollen etwa beim Universaldienst eine Schmalspurpost, eine Definition, die weit hinter den Vorgaben der Europäischen Union zurückbleibt. Wir wollen im Rahmen des Universaldienstes einen Dienst, der seinen Namen verdient. Dazu gehört beispielsweise auch die Zustellung von Zeitungen und Zeitschriften,

    (Beifall des Abg. Dr. Manuel Kiper [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    nicht nur im Interesse der Kunden, sondern auch, um eine vielfältige, pluralistische Presselandschaft zu erhalten.
    Der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes hat darauf hingewiesen, daß die Pläne der Regierung zu Lasten der Meinungsvielfalt gehen würden und daß eine Verteuerung der Zeitungszustellung in Randgebieten um bis zu 50 Pfennig pro Exemplar eintreten könnte.
    Die SPD tritt für eine Verbesserung des Kundenschutzes ein. Die Regierungskoalition will die Kundenschutzverordnung streichen. Sie wollen das statt dessen in einer Grundversorgungsverordnung regeln. Aber die knüpft an die Marktstellung des Anbieters an. Meine Damen und Herren, Mindeststandards müssen unabhängig von der Marktstellung des Anbieters gewährleistet werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Anknüpfung an die marktbeherrschende Stellung ist Unfug. Das wäre so, als wenn man etwa in der Kreditwirtschaft bei der Preisangabenverordnung, die vorschreibt, daß Kreditinstitute bei der Finanzierung den effektiven Jahreszins angeben müssen, zwar die Großbanken verpflichten, aber ausgerechnet die Kredithaie außen vor lassen würde. Es ist ein abenteuerliches Wettbewerbsmodell, das die Koalition hier hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir treten für einen fairen Wettbewerb ein. Dieser basiert auf ordentlichen Arbeitsplätzen. Deswegen wollen wir eine Lizenzbestimmung, wonach alle Anbieter im Postsektor die üblichen wesentlichen Arbeitsbedingungen einhalten müssen.
    Nun erklärt die Koalition, das sei ja schön und gut. Dafür sei aber eine allgemeine Regelung erforderlich. Das ist richtig. Doch genau die blockieren Sie seit Jahren. Wenn Sie schon nicht in der Lage sind, den Mißbrauch bei geringfügiger Beschäftigung und bei Scheinselbständigkeit generell zu korrigieren, dann verhindern Sie mit uns wenigstens, daß im Postsektor Menschen zusätzlich in erheblichem Umfang in ungeschützte Beschäftigungsverhältnisse gedrängt werden.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Postspezifische Regelungen sind übrigens nicht nur möglich - bei der Entgeltregulierung fordern Sie gerade postspezifische Regulierungen und binden damit der Post AG im Wettbewerb einen Klotz ans Bein -, sondern in diesem Bereich auch gut begründet:
    So hat das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung im Postausschuß erklärt, das Fehlen einer solchen Regelung im Gesetzentwurf dieser Bundesregierung berge die Gefahr der Störung des sozialen Friedens, der Gefährdung der Leistungserbringung im Postsektor und begünstige die Gefahr krimineller Handlungen, insbesondere von Verstößen gegen postspezifische Bestimmungen wie das Postgeheimnis. So das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung im Postausschuß.
    Die Koalitionsabgeordneten haben in dieser Beratung die Forderung nach sozialen Mindeststandards mit dem Beispiel verglichen, wir würden ja auch nicht Rechtsanwälten die Zulassung versagen, wenn sie ihre Kanzlei mit Mahagoni täfeln.
    Wie weit Herr Stadler, sind Sie eigentlich von der Lebenswirklichkeit der betroffenen Menschen entfernt?

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Vor zwei Tagen verkündete die Bundesanstalt für Arbeit den Anstieg der Arbeitslosigkeit um eine halbe Million binnen eines Jahres. Gestern gingen 43 000 Menschen gegen Ihre Postpolitik auf die Straße, bevor Sie sie auf die Straße setzen. Wieviel Menschen müssen in Deutschland noch arbeitslos werden, bevor diese Wahnsinnspolitik gestoppt wird?

    (Beifall bei der SPD)

    Der Wettbewerb à la CDU/CSU und F.D.P. geht zu Lasten der Kunden und der Arbeitnehmer. Das jüngste Beispiel ist die Telefonauskunft. Hier zwingt der Bundespostminister die Deutsche Telekom AG zu einer Preiserhöhung um sage und schreibe 220 Prozent,

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Preistreiber!)

    wobei es schon fragwürdig genug ist, für die Telefonauskunft überhaupt eine separate Gebühr zu erheben. Wenn Sie im Supermarkt fragen, wo der Käse liegt, verlangt die Verkäuferin von Ihnen auch nicht

    Hans Martin Bury
    zwei Mark, bevor sie Ihnen den Weg zum Kühlregal verrät.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Dieser Freundschaftsdienst von Herrn Bötsch für seinen Amtsvorgänger Schwarz-Schilling ist ein Bärendienst an den Verbrauchern.

    (Horst Kubatschka [SPD]: Nein, das ist Käse!)

    Eines ist Ihnen immerhin sicher, Herr Minister Bötsch, ein Platz im Telefonbuch der Geschichte, allerdings als größter Preistreiber in der „Gechichte" des Telefons. Das Ziel der Marktöffnung wird mit dieser Politik auf den Kopf gestellt.
    Es ist bezeichnend, daß Ihre eigene Partei, die CSU, den Postgesetzentwurf ablehnt, ja, daß Markus Ferber, der postpolitische Sprecher der Konservativen im Europäischen Parlament, den Deutschen Bundestag aufgefordert hat, den Regierungsentwurf für das Postgesetz heute abzulehnen -

    (Zuruf von der SPD: Recht hat er!)

    wegen mangelnder Übereinstimmung mit dem Richtlinienentwurf der Europäischen Union und wegen der Benachteiligung nicht nur der Deutschen Post AG, sondern auch ihrer deutschen Wettbewerber gegenüber ausländischen Konkurrenten.
    Die konsequente Forderung heißt wechselseitige Marktöffnung, gleiche Chancen für alle Beteiligten.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, die SPD wird den Gesetzentwurf der Bundesregierung ablehnen. Die Beschäftigten lehnen ihn ab. Die Kommunen und die Verbraucherverbände haben in der Anhörung des Postausschusses massive Kritik geübt. Auch in der Union gibt es zunehmend kritische Stimmen, aber sie können sich noch immer nicht aus der Gefangenschaft der F.D.P. lösen.
    Ich darf Herrn Bötsch zitieren. Er sagte in der „Leipziger Volkszeitung" am 29. September dieses Jahres wörtlich:
    Die Liberalen wollen uns daran hindern, eine Politik zum Wohle der Mehrheit zu machen.
    Wohl wahr. Nur, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Unionsfraktion, Sie müssen selbst entscheiden, jeder für sich, ob Sie weiterhin eine Politik gegen die Menschen im Land machen wollen.
    Wir haben eine namentliche Abstimmung zum Postgesetz beantragt. Wir lassen es Ihnen nicht mehr durchgehen, daß Sie vor Ort immer anders reden, als Sie hier abstimmen,

    (Beifall bei der SPD)

    daß Sie angeblich in Ihrem Wahlkreis um den Erhalt jeder Postfiliale kämpfen, aber hier der Post die finanzielle Basis für die Erhaltung eines flächendekkenden Filialnetzes entziehen.
    Auch wenn Sie unsere Änderungsanträge zum Universaldienst, zum Kundenschutz, zu sozialen Lizenzauflagen und zu einer flexiblen Entgeltregulierung heute hier ablehnen sollten und dem Postgesetzentwurf der Bundesregierung zustimmen, wird dieser Postgesetzentwurf nicht Wirklichkeit werden. Der Bundesrat wird den Entwurf aufhalten und den Vermittlungsausschuß anrufen.
    Die geltenden Gesetze laufen am 31. Dezember dieses Jahres aus. Aber ich sage Ihnen klipp und klar: Lieber kein Gesetz als dieses Postgesetz der Bundesregierung. Lieber kein Gesetz als ein fauler Kompromiß.

    (Beifall bei der SPD und des Abg. Gerhard Jüttemann [PDS])

    Die Anhörung - freuen Sie sich nicht zu früh! - hat eindeutig gezeigt: Der Post passiert überhaupt nichts. Den Postkunden passiert auch nichts, denn die Kundenschutzverordnung gilt weiter. Aber die Marktöffnung, die Sie in erster Linie anstreben, käme nicht in Gang, weil ohne sektorspezifische Regulierung neue Anbieter nicht in der Lage wären, Fuß zu fassen. Die Koalition der Posträuber liefe ins Leere. Herr Bötsch würde als Outlaw seinen Ministersessel räumen.
    Wie Sie es auch wenden, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Auflösung des Bundespostministeriums ist erst der Anfang vom Ende dieser Regierung.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)