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    Plenarprotokoll 13/194 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 194. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 1. Oktober 1997 Inhalt: Berufung von Mitgliedern in den Beirat bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post 17482 D Erweiterung der Tagesordnung 17483 B Absetzung von Punkten von der Tagesordnung 17483 C Dr. Dagmar Enkelmann PDS 17483 A Begrüßung des Ombudsmannes der Republik Slowenien, Herrn Ivan Bizjak . . . 17486 D Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung (Zustimmung der Bundesregierung zur Unterzeichnung des Amsterdamer Vertrages; weitere aktuelle Fragen) . . . . 17467 A Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . 17467 B Günter Gloser SPD 17468 C Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . 17468 D Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD 17469 A Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . 17469A Dr. Dagmar Enkelmann PDS 17469 C Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . 17469 D Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P 17470A Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . 17470A Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD 17470 C Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . 17470 C Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde (Drucksache 13/8595 vom 26. September 1997) 17471 B Gesetzliche Regelung zur Kennzeichnung des Energieverbrauchs von Büro- und Unterhaltungselektronikgeräten im Standby- und im laufenden Betrieb MdlAnfr 1 Horst Kubatschka SPD Antw PStSekr Dr. Heinrich L. Kolb BMWi 17471 C ZusFr Horst Kubatschka SPD 17472 A Erlaß über die Lockerung der Abgabepraxis von Polizeivollzugsbeamten im Hinblick auf die Versetzung in andere Bundesländer MdlAnfr 10, 11 Wolfgang Ilte SPD Antw PStSekr Manfred Carstens BMI . . 17472 D, 17473 A ZusFr Wolfgang Ilte SPD . . . . 17472 D, 17473 B Einbeziehung des Bereichs südlich der Bahnstrecke zwischen Berlin und Hannover in die Trassenführung des geplanten Transrapid zwischen Berlin und Hamburg; Auswirkungen auf den Inbetriebnahmetermin der ICE-Strecke Berlin-Hannover MdlAnfr 16 Wolfgang Behrendt SPD Antw PStSekr Johannes Nitsch BMV . 17473 C ZusFr Wolfgang Behrendt SPD 17473 D ZusFr Wolfgang Ilte SPD 17474 B Reduzierung der Zusammenarbeit der Deutschen Lufthansa mit mittelständischen Reisebüros zugunsten der großen Reisebüroketten und Einräumung von Sonderpreisen MdlAnfr 19, 20 Hartmut Schauerte CDU/CSU Antw PStSekr Johannes Nitsch BMV . . 17474 C, 17475 B ZusFr Hartmut Schauerte CDU/CSU . . 17474 C, 17475 B Schulgeldforderungen im Rahmen des Schüler- bzw. Studentenaustauschs mit den USA MdlAnfr 21, 22 Eckart Kuhlwein SPD Antw StM Helmut Schäfer AA . 17475 D, 17476 A ZusFr Eckart Kuhlwein SPD 17476 B Zögerliche Umsetzung der deutsch-tschechischen Erklärung; Zeitpunkt der Ausgestaltung des Zukunftsfonds MdlAnfr 23 Dr. Elke Leonhard SPD Antw StM Helmut Schäfer AA 17476 D ZusFr Dr. Elke Leonhard SPD 17477 A ZusFr Eckart Kuhlwein SPD 17477 B Neubesetzung des Postens des deutschen Botschafters in Großbritannien seit 1993 MdlAnfr 24 Dr. Elke Leonhard SPD Antw StM Helmut Schäfer AA 17477 C Erkenntnisse über die Militärintervention der Türkei im Nord-Irak; völkerrechtliche Bewertung MdlAnfr 26, 27 Amke Dietert-Scheuer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Antw StM Helmut Schäfer AA . 17477 D, 17478 A ZusFr Amke Dietert-Scheuer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17478 A, 17478 B Investitionskosten für die Einrichtung der Oberfinanzdirektionen in den neuen Bundesländern; Rentabilität im Zuge der Neuordnung der OFDen MdlAnfr 33, 34 Sabine Kaspereit SPD Antw PStSekr Hansgeorg Hauser BMF . 17479 A, 17480 C ZusFr Sabine Kaspereit SPD . . 17479 B, 17480 C ZusFr Dr. Uwe Küster SPD 17479 C ZusFr Wolfgang Ilte SPD . . . . 17480 A, 17481 A Steuerpflichtige mit Spitzensteuersatz 1993 bis 1996; durchschnittliche Besteuerung und Anteil der unter dem gültigen Eingangssteuersatz liegenden Steuerpflichtigen MdlAnfr 35, 36 Heinz Schmitt (Berg) SPD Antw PStSekr Hansgeorg Hauser BMF . 17481 B, 17482 A ZusFr Heinz Schmitt (Berg) SPD 17481 C, 17482 BZusFr Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . 17481 D, 17482 C ZusFr Wolfgang Ilte SPD 17482 B Tagesordnungspunkt 3: a) Bericht des Petitionsausschusses: Bitten und Beschwerden an den Deutschen Bundestag Die Tätigkeit des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages im Jahr 1996 (Drucksache 13/8000) 17483 D b) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 139 zu Petitionen (Keine weitere Einschränkung der Sozialhilfe) (Drucksache 13/5524) . 17483 D c) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 142 zu Petitionen (Keine Benennung von Kasernen der Bundeswehr nach Offizieren der ehem. Deutschen Wehrmacht) (Drucksache 13/5613) 17484 A d) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 182 zu Petitionen (Umbenennung der Generalfeldmarschall von Mackensen-Bundeswehrkasernen) (Drucksache 13/6985) . 17484 A e) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 158 zu Petitionen (Umfassende Informationsrechte für alle Bürger regeln) (Drucksache 13/ 5990) 17484 A f) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 192 zu Petitionen (Pflichtsverletzung der Treuhandanstalt) (Drucksache 13/7276) . . 17484 A g) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 194 zu Petitionen (Gesetzliche Regelung im Reisevertragsrecht) (Drucksache 13/7278) . 17484 A h) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 195 zu Petitionen (Rehabilitierung politisch Verfolgter) (Drucksache 13/7279) . . . . 17484 B i) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 196 zu Petitionen (Keine Anrechnung von Aufwandsentschädigungen für ehrenamtliche Tätigkeiten) (Drucksache 13/7280) 17484 B j) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Christa Nickels, Amke Dietert-Scheuer, Dr. Manuel Kiper und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Petitionsrecht und parlamentarische Kontrolle im Bereich der Telekommunikation und des Postwesens (Drucksachen 13/3327, 13/6149) . 17484 B Wolgang Dehnel CDU/CSU . . 17484 C, 17487 A Dr. Uwe Küster SPD 13486 D, 17492 A Lisa Seuster SPD 17487 B Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17489 C, 17492 C Günther Friedrich Nolting F.D.P. 17493 B, 17496 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17495 C Heidemarie Lüth PDS 17496 D, 17499 D Eckart von Klaeden CDU/CSU 17498 A, 17500 B Barbara Imhof SPD 17500 C Helmut Heiderich CDU/CSU 17502 C Bernd Reuter SPD 17504 A Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . 17505 A Hans Büttner (Ingolstadt) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 17507 A Tagesordnungspunkt 4: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Uwe Jens, Ernst Schwanhold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Stillstand in der Wettbewerbspolitik beenden - wettbewerbliche Strukturen sichern (Drucksache 13/4598) . . . . 17508 D b) Antrag der Abgeordneten Ernst Schwanhold, Hans Martin Bury, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Wettbewerbspolitik in Industrie und Handel auf eine gesicherte empirische Grundlage stellen (Drucksache 13/7029) 17508 D c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Elftes Hauptgutachten der Monopolkommission 1994/1995 (Drucksachen 13/5309, 13/5310) (Anlagenband) 17509 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit in den Jahren 1995/96 sowie über die Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet und Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksache 13/7900) 17509 A Dr. Uwe Jens SPD 17509 B Ernst Hinsken CDU/CSU 17512 B Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17516 A Jürgen Türk F.D.P 17517 D Ernst Hinsken CDU/CSU 17518 D, 17523 A, 17527 B Rolf Kutzmutz PDS 17519 C Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 17521 B Hans Michelbach CDU/CSU 17523 D Dr. Christian Ruck CDU/CSU 17524 B Ernst Schwanhold SPD 17526 A Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung angesichts ständig steigender Arbeitslosenzahl zu geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen . 17529 A Ulla Schmidt (Aachen) SPD 17529 A Dr. Peter Ramsauer CDU/CSU 17530 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17531 A Dr. Gisela Babel F.D.P 17532 A Petra Bläss PDS 17532 D Horst Günther, Parl. Staatssekretär BMA 17534 A Leyla Onur SPD 17534 D Dr. Maria Böhmer CDU/CSU 17536 A Erika Lotz SPD 17537 B Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU . . 17538 B Christel Hanewinckel SPD 17539 A Peter Keller CDU/CSU 17540 A Gerd Andres SPD 17541 A Karl-Josef Laumann CDU/CSU 17542 A Tagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Lilo Blunck, Hans-Werner Bertl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Vorsorgende Verbraucherpolitik (Drucksache 13/5337) 17543 A Lilo Blunck SPD 17543 A Editha Limbach CDU/CSU 17544 C Lilo Blunck SPD 17544 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17546 D Jürgen Türk F.D.P 17547 D Rolf Kutzmutz PDS 17548 C Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 17549 B Tagesordnungspunkt 7: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des Kaufmanns- und Firmenrechts und zur Änderung anderer handels- und gesellschaftsrechtlicher Vorschriften (Handelsrechtsreformgesetz) (Drucksache 13/8444) 17550 B b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Straßburger Übereinkommen vom 4. November 1988 über die Beschränkung der Haftung in der Binnenschiffahrt (CLNI) (Drucksache 13/8220) 17550 C c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Haftungsbeschränkung in der Binnenschiffahrt (Drucksache 13/8446) 17550 C d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des Fracht-, Speditions- und Lagerrechts (Transportrechtsreformgesetz) (Drucksache 13/8445) 17550 C Tagesordnungspunkt 8: Antrag des Abgeordneten Volker Beck (Köln) und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Unrechtserklärung des nationalsozialistischen § 175 StGB, Rehabilitierung, Entschädigung und Versorgung für die schwulen Opfer des NS-Regimes (Drucksache 13/1496) . . 17550 D Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17551 A, 17556 A Eckart von Klaeden CDU/CSU 17552 A Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD 17553 B Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17553 D Jörg van Essen F.D.P. 17555 A Gerhard Zwerenz PDS 17556 A Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, Bundesminister BMJ 17556 C Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD 17556 D Dr. Barbara Höll PDS 17557 B Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bierstedt, Eva Bulling-Schröter, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS: Konsequente Ausrichtung der staatlichen Instrumente zur Förderung der wirtschaftlichen Tätigkeit auf Beschäftigungswirksamkeit (Drucksache 13/8091) 17558 A Rolf Kutzmutz PDS 17558 B, 17561 D Uwe Hiksch SPD 17559 C, 17562 B Rolf Kutzmutz PDS 17560 A Nächste Sitzung 17562 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 17563* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Tagesordnungspunkt 9 (Antrag: Konsequente Ausrichtung der staatlichen Instrumente zur Förderung der wirtschaftlichen Tätigkeit auf Beschäftigungswirksamkeit) Hansjürgen Doss CDU/CSU 17563* C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17564* D Jürgen Türk F.D.P 17565* B Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 17565* D Anlage 3 Änderung des Rentenrechts zur Verhinderung einer Befreiung von der Beitragspflicht zur solidarischen Rentenversicherung für Mitarbeiter der Landesbank Schleswig-Holstein MdlAnfr 2 - Drs 13/8595 - Dietrich Austermann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Horst Günther BMA . 17566* D Anlage 4 Beitragsstützung der neuen Bundesländer aufgrund stagnierender Beitragseinnahmen der gesetzlichen Krankenkassen; gesamtdeutscher Risikostrukturausgleich MdlAnfr 3, 4 - Drs 13/8595 - Monika Ganseforth SPD SchrAntw PStSekr'in Dr. Sabine Bergmann-Pohl BMG 17567* B Anlage 5 Nutzungsgebühren für das Kommunikationssystems Start; Sonderkonditionen für Reisebüroketten MdlAnfr 5, 6 - Drs 13/8595 - Dr. Winfried Pinger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Paul Laufs BMPT . 17568* A Anlage 6 Anzahl der von Umzugsbetroffenen benötigten Bundeswohnungen in Berlin; Zeitplan für die Erstellung der einzelnen Projekte MdlAnfr 7 - Drs 13/8595 - Wolfgang Behrendt SPD SchrAntw PStSekr Joachim Günther BMBau 17568* B Anlage 7 Erwägung des Baus einer nur kurze Zeit benötigten Umgehungsstraße entlang des künftigen Bundeskanzleramtes in Berlin aus Lärmschutzgründen MdlAnfr 8 - Drs 13/8595 - Hans Wallow SPD SchrAntw PStSekr Joachim Günther BMBau 17568* C Anlage 8 Auswirkungen der angespannten Haushaltslage der Deutschen Stiftung für internationale Entwicklung, des Deutschen Entwicklungsdienstes und des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik auf vor- bereitende Maßnahmen für den Umzug nach Bonn MdlAnfr 9 - Drs 13/8595 -Hans Wallow SPD SchrAntw PStSekr Klaus-Jürgen Hedrich BMZ 17568* A Anlage 9 Auftrag des Bundesministers der Verteidigung an die RAND-Corporation über eine Studie zur NATO-Osterweiterung; Bedeutung der Studie für die Haltung der Bundesregierung und für die amerikanische Politik MdlAnfr 12, 13 - Drs 13/8595 - Gernot Erler SPD SchrAntw PStSekr Bernd Wilz BMVg . . 17569* A Anlage 10 Verlegung des Forschungsinstituts für Optik (umbenannt in Forschungsinstitut für Optronik und Mustererkennung) in die Rheinlandkaserne Ettlingen; Stellungnahme des Bundesrechnungshofes zu den Kosten- und Wirtschaftlichkeitsberechnungen MdlAnfr 14, 15 - Drs 13/8595 - Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD SchrAntw PStSekr Bernd Wilz BMVg . . 17569* B Anlage 11 Bezug einer Inkassogebühr für die Erhebung der Sicherheitsgebühr an deutschen Flughäfen durch die Deutsche Lufthansa und andere Fluggesellschaften ohne Beteiligung der Reisebüros MdlAnfr 17, 18 - Drs 13/8595 - Hansjürgen Doss CDU/CSU SchrAntw PStSekr Johannes Nitsch BMV 17569* D Anlage 12 Erste Zusammenkunft des im Rahmen der deutsch-tschechischen Erklärung vereinbarten Gesprächsforums MdlAnfr 25 - Drs 13/8595 - Dr. Egon Jüttner CDU/CSU SchrAntw StM Helmut Schäfer AA . . . 17570* A Anlage 13 Einsatz deutscher Waffen oder anderer militärischer Güter bei der türkischen Militärintervention in den Irak; Anzahl der im Irak verbliebenen türkischen Militärs und türkischen militärischen Geräte MdlAnfr 28, 29 - Drs 13/8595 - Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN SchrAntw StM Helmut Schäfer AA . . . 17570* B Anlage 14 Höhe des Handelsbilanz-Gewinns, der Steuerzahlungen, Rückstellungen und Verlustvorträge der 30 im DAX erfaßten größten deutschen Unternehmen 1995 und 1996 MdlAnfr 30, 31 - Drs 13/8595 - Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU SchrAntw PStSekr Hansgeorg Hauser BMF 17570* C 194. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 1. Oktober 1997 Beginn: 12.15 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 1. 10. 97 * Dr. Bergmann-Pohl, CDU/CSU 1. 10. 97 Sabine Böttcher, Maritta PDS 1. 10. 97 Duve, Freimut SPD 1. 10. 97 Faße, Annette SPD 1. 10. 97 Formanski, Norbert SPD 1. 10. 97 Francke (Hamburg), CDU/CSU 1. 10. 97 Klaus Fuchs (Verl), Katrin SPD 1. 10. 97 Geiger, Michaela CDU/CSU 1. 10. 97 Graf (Friesoythe), Günter SPD 1. 10. 97 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 1. 10. 97 Heyne, Kristin BÜNDNIS 1. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Hoffmann (Chemnitz), SPD 1. 10. 97 Jelena Dr. Klaußner, Bernd CDU/CSU 1. 10. 97 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 1. 10. 97 Dr. Graf Lambsdorff, F.D.P. 1. 10. 97 Otto Marten, Günter CDU/CSU 1. 10. 97 ' Marx, Dorle SPD 1. 10. 97 Merz, Friedrich CDU/CSU 1. 10. 97 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 1. 10. 97 Dr. Paziorek, Peter CDU/CSU 1. 10. 97 Dr. Penner, Willfried SPD 1. 10. 97 Dr. Pflüger, Friedbert CDU/CSU 1. 10. 97 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 1. 10. 97 ' Rau, Rolf CDU/CSU 1. 10. 97 Reschke, Otto SPD 1. 10. 97 Richwien, Roland CDU/CSU 1. 10. 97 Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 1. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Schenk, Christina PDS 1. 10. 97 Schlee, Dietmar CDU/CSU 1. 10. 97 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 1. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Schultz (Everswinkel), SPD 1. 10. 97 Reinhard Schultz (Köln), Volkmar SPD 1. 10. 97 Seibel, Wilfried CDU/CSU 1. 10. 97 Dr. Wittmann, Fritz CDU/CSU 1. 10. 97 Wohlleben, Verena SPD 1. 10. 97 Zierer, Benno CDU/CSU 1. 10. 97 ' *) für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Tagesordnungspunkt 9 (Antrag: Konsequente Ausrichtung der staatlichen Instrumente zur Förderung der wirtschaftlichen Tätigkeit auf Beschäftigungswirksamkeit) Hansjürgen Doss (CDU/CSU): Ihr Antrag heißt „Konsequente Ausrichtung der staatlichen Instrumente zur Förderung der wirtschaftlichen Tätigkeit auf Beschäftigungswirksamkeit". Besser wäre: „Programm zur Förderung von Scheinbeschäftigung". Nachdem ich ihn lesen mußte, ist mein Resümee: Es lohnt sich nicht, sich damit auseinanderzusetzen, zumal Ihrer Vorgängerpartei ihr Wirtschafts- und Gesellschaftskonzept 1989/90 um die Ohren geflogen ist. Ausgerechnet Sie behaupten jetzt, die Bundesregierung habe Deutschland in die größte gesellschaftliche Krise ihrer bisherigen Geschichte geführt. Tatsache ist, daß die SED-Altlasten einen großen Teil der Probleme ausmachen, die wir heute zu bewältigen haben. Da es aber demokratisch parlamentarischer Brauch ist, sich auch mit Ihren Initiativen auseinanderzusetzen, werde ich mich dieser Aufgabe nicht entziehen. Sie behaupten, daß das Management von fünf Großbanken und zwei Versicherungsgesellschaften das Wirtschaftsleben der Bundesrepublik Deutschland „weitgehend beherrscht" . Ihre Sicht der Dinge zeigt nur folgendes: Vor lauter ideologischer Verblendung erkennen Sie die Realität nicht. Die wahren Verhältnisse des Wirtschaftslebens in Deutschland werden durch Millionen kleine und mittlere Unternehmen geprägt. Es ist eine Dreistigkeit, wenn ausgerechnet Sie die Erfüllung von Art. 14 Abs. 2 GG einfordern: „Eigentum verpflichtet". Der Staat, für den Ihre Vorgänger Verantwortung trugen, hatte das Privateigentum verteufelt. Ergebnis: Niemand fühlte sich verpflichtet. Das Ergebnis ist bestens bekannt. Sie geben mit Ihrem Antrag vor, sich um Beschäftigung zu sorgen. Beschäftigung entsteht im Mittelstand. Da feiern wir dieses Jahr ein Jubiläum: 25 Jahre Mittelstands-Enteignung in der DDR. 1972 hat Ihre „Mutterpartei" die letzten Reste von Selbständigkeit in der DDR weitgehend ausgelöscht. Heute gehen Sie subtiler vor: Keine Enteignung, aber Vorschläge für eine Steuerpolitik, die einem „fiskalischen Kahlschlag" gleichkommt: 53 Prozent Spitzensteuersatz ab 120 000 DM, Streichung aller Freibeträge bei Unternehmensveräußerungen, Devisenumsatzsteuer, Abschaffung jeglicher degressiver Abschreibung, Reduzierung der linearen Abschreibung, Wiedereinführung der Vermögensteuer, Revitalisierung, das heißt Ausweitung der Gewerbeertragsteuer auf Freiberufler. Was wäre das Ergebnis? Deutschland würden die Unternehmen davonlaufen, wie 1989/90 der DDR die Menschen davongelaufen sind. Ihre Vorschläge für staatliche Instrumente zur Beschäftigungsförderung sind entweder alte Hüte oder zwar neu, aber auch unbrauchbar oder von uns abgekupfert. Beispiel: Zukunftsinvestitionsprogramm (ZIP), eine uralte Idee der SPD in den 70er Jahren, finanziert durch Sonderabgabe auf Vermögen, also wieder zusätzliche Belastungen. Beispiel: stille Beteiligung der öffentlichen Hand. Die Idee ist vielleicht neu, letztlich aber nur Abwandlung des verfehlten Modells vom Staat als Unternehmer. Unternehmen brauchen nicht den Staat als Partner, Unternehmen brauchen Bedingungen, wo vom selbstverdienten Geld genügend übrig bleibt; das heißt: Unternehmen brauchen Steuerreform. Beispiel: Eigenkapitalhilfeprogramm. Das machen wir selbst schon seit fast 20 Jahren. So viel zu Ihrer Politik. Jetzt einige Hinweise zum Ergebnis unserer Politik. Das wahre Bild unseres Landes kann sich sehen lassen: Deutschland zählt nach wie vor zu den zehn reichsten Ländern der Welt. Deutschland hat 1,3 Prozent der Weltbevölkerung und zehn Prozent des Welthandels. Das Volkseinkommen in Deutschland ist in den letzten fünf Jahren um über 20 Prozent gestiegen. Die Spareinlagen betragen 3,5 Billionen DM. Die Nettolöhne haben sich seit 1980 fast verdoppelt. Deutschland ist auch führend bei zukunftsträchtigen Technologien und Produkten. Paradebeispiel Umwelttechnologie: Da hat Deutschland 18 Prozent des Welthandels. Aus Deutschland kommen jährlich pro einer Million Erwerbstätige rund 1800 Patente, die in USA, Japan und Europa angemeldet werden. Die Infrastruktur für die Informationsgesellschaft ist top. Pro 100 Einwohner gibt es 27 ISDN-Anschlüsse, in den USA nur 4. Mit 3,5 Millionen Internet-Anschlüssen ist Deutschland Spitze in Europa. 30 Prozent der deutschen Haushalte besitzen einen Personal-Computer. Deutschland hat das dichteste Kabelnetz mit fast 17 Millionen Anschlüssen, das ist die Hälfte aller deutschen Haushalte. Die Wirtschaftsdaten entwickeln sich in wichtigen Bereichen wieder günstig: Wirtschaftswachstum im 2. Quartal plus 2,9 Prozent, Export-Wachstum 1997 um 10 Prozent, Auftragszuwachs bei Autoherstellern im Juni plus 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Daten werden jetzt auch beschäftigungswirksam. Die Kapazitätsauslastung bei rund 85 Prozent erzeugt Bedarf nach neuen Mitarbeitern. Beispiel Autoindustrie: 14 000 neue Stellen seit Anfang dieses Jahres. Das sind Fakten gegen Ideologie. Das ist das Ergebnis unserer Politik. Nicht die seltsamen Vorschläge der PDS, sondern unsere Politik muß fortgesetzt werden. Deshalb mein Appell an die Opposition, die echte Verantwortung tragen könnte, SPD und Grüne: Nehmen Sie Ihre Verantwortung wahr. Handeln Sie verantwortungsbewußt. Machen Sie im Bundesrat endlich die Leinen los, damit der „Dampfer Deutschland" auf richtigem Kurs in See stechen kann. Es gibt doch auch in der SPD vernünftige Stimmen zur Steuerreform, zum Beispiel Frau Simonis oder Herr Voscherau. Andere denken sicher genauso, halten sich aber bedeckt. Sie leben in der Furcht des „kleinen großen Vorsitzenden" von der Saar. Oskar Lafontaine stellt sein Interesse und das Parteiinteresse über das Staatsinteresse. Er stellt es auch über das Interesse der vielen Arbeitslosen. Oskar Lafontaine will ausdrücklich nicht, daß der „Dampfer Deutschland" auf guten Kurs kommt. Er würde lieber Irrlichter anzünden, damit das Schiff vom Kurs abkommt. Hauptsache aus seiner Sicht: Die Mannschaft an Bord hat keinen Erfolg. Ich sage Ihnen voraus: Die Menschen in diesem Lande werden Ihnen nicht folgen, Ihnen von der SPD nicht und Ihnen von der PDS schon gleich gar nicht. Sie denken beim Thema Wirtschaft und Arbeit völlig anders als Sie. Sie denken so wie wir. Das zeigt zum Beispiel eine Umfrage von Allensbach zum Thema „Was muß man tun, um neue Arbeitsplätze zu schaffen?" Selbständigkeit fördern 71 Prozent, Steuern senken 62 Prozent, mehr investieren 61 Prozent, Mittelstand fördern 57 Prozent, Leistung der Unternehmer anerkennen 57 Prozent, Arbeitszeit verkürzen 26 Prozent. Diese Antwort der Bürger ist schon ein Indiz, welche Antwort sie Ihnen demnächst am Wahltag geben werden. Deutschland vertraut Kohl und nicht Schröder oder Lafontaine. Auf die Frage an die Wirtschaft, wer Kanzler sein soll, lautete die Antwort: Kohl oder Schröder: 53 zu 21. Kohl oder Lafontaine: 70 zu 20. Mit Kohl und der Koalition für mehr Beschäftigung. Wirtschaftsreformen statt sozialistischer Klamotten! Ihr Antrag ist ungeeignet für unser freiheitliches System. Werner Schulz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Bevor ich hier zur Sache rede, möchte ich doch darauf hinweisen, daß es wirklich wenig Sinn macht, über ein so wichtiges Thema wie die Förderung der Beschäftigung durch eine bessere Wirtschafts-, Steuer-und Arbeitsmarktpolitik hier am Abend im kleinen Kreis und im 5-Minuten-Takt zu reden. Mit diesem Ritual tun wir den vielen Arbeitslosen, die auf eine Chance hoffen, keinen Gefallen. Mit voluminösen Anträgen, die Sinnvolles und Überflüssiges, Schädliches und Undurchführbares zusammenmischen, übrigens auch nicht. Wer über neue Arbeitsplätze nicht nur reden, sondern dazu wirklich etwas beitragen will, muß heute darum kämpfen, daß die völlig abgewirtschaftete und ideenlose Koalition sobald wie möglich abgelöst wird. Was diese Regierung sich leistet und uns zumutet, ist wirklich unglaublich. Das Schmierentheater um den Solidaritätszuschlag zeigt es überdeutlich. Es geht ihr nicht mehr um die Sache, es geht nur mehr darum, das Gesicht zu wahren und praktische Politik durch inhaltsentleerte Gesten zu ersetzen. Es ist einfach lächerlich, wenn Vertreter der Koalition dann erklären, es gehe weniger um praktische Politik als darum, ein Zeichen zu setzen. Man fragt sich heute wirklich, was schlechter ist, die Politik dieser Bundesregierung oder ihr Ansehen in der Bevölkerung. Trotz des Entstehens zahlreicher neuer Arbeitsplätze ist die Arbeitslosigkeit in einer Weise angeschwollen, wie es noch vor wenigen Jahren kaum jemand für möglich, geschweige denn für verkraftbar gehalten hätte. Heute sind über vier Millionen registrierte Arbeitslose traurige Realität. Eine schnelle Besserung ist nicht zu erwarten. Die Systeme der sozialen Sicherung werden angesichts eines finanziell beinahe handlungsunfähigen Staates und wegen der anwachsenden Arbeitslosigkeit zunehmend brüchig. Da nimmt es niemand wunder, wenn die Binnennachfrage nicht in Gang kommen will. Solange die Menschen nicht erwarten, daß sich die Dinge in diesem Land zum Besseren wenden, wird die Binnenkonjunktur am Boden bleiben und damit auch der Arbeitsmarkt. Was geschehen muß, ist bekannt. Wir brauchen eine Einkommensteuerreform, die das Steuersystem vereinfacht, die nominalen Sätze senkt, die gerecht ist und finanzierbar, das heißt heute leider: aufkommensneutral. Wir brauchen eine ökologische Steuerreform, die die Lohnnebenkosten senkt und Umweltbelastung verteuert. Überfällig ist eine neue Arbeitspolitik. Der Arbeitsmarkt muß flexibler werden, ohne daß dabei die Arbeitnehmerrechte gleich mit dereguliert werden. Wir brauchen eine soziale Grundsicherung und eine Reform der Alterssicherung, die den Generationenvertrag erneuert und damit seinen Bestand sichert. Um all das in die Tat umzusetzen braucht dieses Land eine neue, eine rot-grüne Regierung. Hoffen wir, daß nicht der erneute Einzug der PDS in den Bundestag diese Möglichkeit zunichte macht. Jürgen Türk (F.D.P.): Sage und schreibe auf 28 Seiten stellt die PDS uns ihre Vorstellungen zur Wirtschaftspolitik vor. Jedoch auch ein 28-SeitenAntrag kann nicht vernebeln, daß man aus unserer Sozialen Marktwirtschaft eine sozialistische Wirtschaftsordnung machen will. Die PDS will in allen Bereichen des Wirtschaftslebens mit dem Staat und durch den Staat eingreifen, regulieren und ein freies Unternehmertum platt machen. Richtig ist, daß wir in Deutschland ein riesiges Problem der Arbeitslosigkeit haben. Falsch ist, dieses Problem mit mehr staatlichen Eingriffen in den Wirtschaftsprozeß bewältigen zu wollen. Im Gegenteil, andere Länder, wie England, Schweden oder die Niederlande, machen es uns vor: Indem sie staatliche Eingriffe in den Wirtschaftsprozeß zurückführen, schaffen sie Arbeitsplätze. Bürokraten waren nämlich schon immer die schlechteren Wirtschaftslenker. Warum sollte dies plötzlich im vereinten Deutschland anders sein als in der ehemaligen DDR? Der Antrag der Partei des Demokratischen Sozialismus - es lohnt sich hier nun wahrlich, die Abkürzung voll auszusprechen - ist durch und durch mit einem großen Mißtrauen gegenüber Privatwirtschaft und freiem Unternehmertum durchwebt. Das Papier läßt auch die verstaubte und längst widerlegte These wieder aufleben, daß die marktwirtschaftliche Ordnung zur Bündelung des Kapitals in wenige Hände führt. Die Realität belegt aber etwas anderes: 3,2 Millionen Unternehmen in Deutschland - das sind 99 Prozent aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen - sind kleine und mittlere Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten. Dieser Mittelstand bildet 80 Prozent aller Lehrlinge aus. Dieser Mittelstand tätigt 45 Prozent aller Investitionen. Dieser Mittelstand beschäftigt 68 Prozent aller Arbeitnehmer. Dieser Mittelstand erarbeitet 45 Prozent der Wirtschaftsleistungen. Diesem Mittelstand will die PDS in ihrem Antrag die Tarifbegrenzung für gewerbliche Einkünfte streichen und die Einkünfte mit 53 Prozent besteuern. Damit wird kein neuer Arbeitsplatz geschaffen. Im Gegenteil, damit vernichten sie weitere Arbeitsplätze. Der Staat ist ein schlechter Unternehmer. Darum hat die Koalition mit großem Erfolg siehe Telekom und Lufthansa - eine Privatisierungskampagne gestartet. Der PDS-Antrag will den umgekehrten Weg, indem der Staat sich bis hin zu den kleinsten Unternehmen durch stille Beteiligungen engagiert. Diese Beteiligungen sollen bis zu 90 Prozent des Eigenkapitals ausmachen. Nicht nur, daß eine 90 prozentige stille Beteiligung rechtlich unzulässig ist, hier soll unter dem Anschein eines staatlichen Samariters eine kalte Enteignung vorgenommen werden. Denn die damit in ihrem Antrag verbundenen Bedingungen für die staatliche Beteiligung belegen klar, daß dem Mittelständler an unternehmerischer Entscheidungsfreiheit nur noch eine Hülle übrig bleiben wird. Der PDS-Antrag (Seite 26) bezeichnet diese kalte Enteignung: Verknüpfung von unternehmerischer Eigeninitiative und gesellschaftlich gewünschtem Strukturwandel. Die F.D.P.-Bundestagsfraktion sagt jedenfalls zu diesem Ansatz nein. Wir lassen den Mittelstand nicht durch die PDS verstaatlichen. Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft: „Alter Wein in alten Schläuchen" - nichts anderes stellt der von der PDS eingebrachte Antrag dar. Hier werden alte Rezepte zur staatlichen Lenkung und Subventionierung präsentiert. Hier werden elementare Zusammenhänge zwischen Leistungsbereitschaft und Besteuerung ignoriert. Hier wird eine Umverteilungsszenerie an die Wand gemalt, die jeden Finanzierungsrahmen sprengt. Hier werden keine neuen Arbeitsplätze geschaffen, sondern wird Beschäftigung verhindert und jede Initiative im Interesse der arbeitslosen Menschen im Keim erstickt. Vor 8 Jahren ist das Experiment zentraler staatlicher Planung endgültig gescheitert. Sie haben offenbar nichts dazu gelernt. Sie setzen in alter, fehlgeleiteter Tradition, nach wie vor auf mehr Staat und we- niger Markt. Ihr Antrag ist die Blaupause eines fiskalischen Lenkungssozialismus. Individuelle Entfaltungsspielräume werden darin kleingeschrieben. Seine Verwirklichung würde ganz Deutschland in letzter Konsequenz dorthin führen, wo sich Ostdeutschland wirtschaftlich vor der Vereinigung befand, nämlich in einen desolaten Zustand. Aber mit uns ist das nicht zu machen. Zahlreiche Steuererhöhungen und Umverteilungsmaßnahmen finden sich in dem Antrag: - die Anhebung des Spitzensteuersatzes für gewerbliche Einkünfte bei der Einkommensteuer auf 53 Prozent, - die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, - eine Ausweitung der Gewerbeertragssteuer, - die Einführung einer Devisenumsatzsteuer, - die Erhebung einer Primärenergiesteuer, - die Einführung einer Schwerverkehrsabgabe, - eine sogenannte Einmalabgabe auf Geld- und Grundvermögen privater Haushalte. Dies, meine Damen und Herren, ist kein Programm für mehr Beschäftigung. Nein, dies ist das wirksamste Investorenabschreckungsprogramm, das man sich denken kann. Es würde - da bin ich sicher - Arbeitsplatzverluste in Millionenhöhe mit sich bringen, eine neue Insolvenzwelle auslösen, zu einer beschleunigten Abwanderung von Kapital ins Ausland führen, die Abgabenquote in astronomische Höhen treiben und den Staatsanteil an der Wirtschaft massiv ausweiten. Ihre Vorschläge zur Ausweitung der öffentlichen Ausgaben gehen in die gleiche - falsche - Richtung. Ihre Formulierungen sind zwar moderner geworden; die Ideologie ist aber die gleiche geblieben. Ihr auf zehn Jahre angelegtes Zukunftsinvestitionsprogramm zur Subventionierung ökologisch verträglicher Zukunftstechnologien bedeutet lediglich ein Wiederaufleben planwirtschaftlicher Elemente: Nach der gescheiterten Fünfjahresplanung in der ehemaligen DDR ist das nun der ökologisch verbrämte Zehnjahresplan für Gesamtdeutschland. Der Antrag der PDS ist ein Wegweiser hin zu einem Wirtschaftssystem, das mit unserer erfolgreichen Marktwirtschaft nichts mehr zu tun hat. - Er ignoriert die positiven Wirkungen freier unternehmerischer Betätigung. - Er versteht die Herausforderungen der Globalisierung als Bedrohung und nicht als Chance. - Er nimmt die nun seit 50 Jahren anhaltende Erfolgsstory unserer Sozialen Marktwirtschaft nicht zur Kenntnis. Diese Erfolgsstory war nur durch die einzigartige Kombination aus Wettbewerb und sozialem Ausgleich im Rahmen des Finanzierbaren möglich. Schöpferische Unternehmen, die auf weitgehend freien Märkten kreativ tätig werden konnten, haben innovative Leistungen erbracht. Hochqualifizierte und motivierte Arbeitskräfte haben mit hochwertigen Arbeitsergebnissen Wachstum und Beschäftigung gestützt. Dies ist der Pfad, auf den wir in Deutschland wieder gelangen müssen, um mehr Investitionen und Arbeitsplätze zu erlangen, und zwar mit weniger Steuern und einer geringeren Staatsquote, mit einer Ver-. minderung der Regulierungsdichte, mit einem Rückzug des Staates aus dem Wirtschaftsleben durch Privatisierungen. Die Bundesregierung steht für diese Politik, unter anderem mit - der Abschaffung der Vermögensteuer und der Gewerbekapitalsteuer, - der Risikokapitalinitiative, - der Vereinfachung von Genehmigungsverfahren, - der Öffnung der Märkte für Telekommunikations-und Postdienstleistungen zum Jahresanfang 1998, - der Liberalisierung der Ladenschlußzeiten, - der Privatisierung z. B. der Deutschen Telekom, der Postbank AG und der Lufthansa AG, - der Neuregelung der Lohnfortzahlung und - dem Arbeitsförderungsreformgesetz. Dies sind keine Peanuts, sondern echte, reale Verbesserungen für den Standort Deutschland. Sie ergänzen sich zu einer konsistenten Strategie für die Verbesserung der Funktionsbedingungen der Märkte, für Investitionen und Arbeitsplätze. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Horst Günther auf die Frage des Abgeordneten Dietrich Austermann (CDU/CSU) (Drucksache 13/8595 Frage 2): Beabsichtigt die Bundesregierung eine Änderung des Rentenrechts einzuleiten, um zu verhindern, daß eine unter Mitwirkung der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin zustande gekommene Entscheidung der Landesbank Schleswig-Holstein wirksam wird, die es dieser und bestimmten Mitarbeitern des Institutes ermöglicht, von der Beitragspflicht zur solidarischen Rentenversicherung befreit zu werden? Unser Rechtssystem kennt neben den Beamten, Richtern und Berufssoldaten auch Personen mit einem beamtenähnlichen Status. Diese haben die gleichen Rechte und Pflichten wie Beamte. Sie haben damit auch einen Versorgungsanspruch nach beamtenrechtlichen Grundsätzen und sind infolgedessen - wie Beamte - in der gesetzlichen Rentenversicherung versicherungsfrei. Ein beamtenähnlicher Status soll grundsätzlich nur Personen zugesagt werden, die - wie Beamte - hoheitliche Aufgaben oder solche Aufgaben wahrnehmen, die für die Erfüllung hoheitlicher Aufgaben erheblich sind. Dabei ist auch das Streikrecht von Be- Deutscher Bundestag — 13. Wahlperiode — 194. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 1. Oktober 1997 17567' deutung. Denn wenn sich die Rechte und Pflichten der Betreffenden nach Beamtenrecht richten, gibt es grundsätzlich keinen Ansatzpunkt für ein Streikrecht. Damit ist die Erfüllung der entsprechenden hoheitlichen Aufgaben grundsätzlich auch bei einem Arbeitskampf im öffentlichen Dienst gewährleistet. Personen mit einem beamtenähnlichen Status beschäftigen z. B. die Träger der Krankenversicherung sowie der gewerblichen und landwirtschaftlichen Unfallversicherung: die sog. Dienstordnungsangestellten, die im Bereich des Beitragseinzugs und Leistungsrechts Bescheide erteilen und damit hoheitlich tätig werden. Bei den Bediensteten der Landesbank SchleswigHolstein ist nicht ohne weiteres erkennbar, ob die Betreffenden Aufgaben wahrnehmen, die für die Erfüllung hoheitlicher Tätigkeiten von entscheidender Bedeutung sind. Ob und inwieweit die Voraussetzungen für die Zusage eines beamtenrechtlichen Status vorliegen, ist hier aufgrund der Organisationshoheit der Länder jedoch allein von der Landesbank Schleswig-Holstein und - im Rahmen der Staatsaufsicht - von der Landesregierung Schleswig-Holstein zu beurteilen. Diese Stellen tragen damit die alleinige Verantwortung für die betreffenden Zusagen und die sich hieraus ergebende Versicherungsfreiheit in der Rentenversicherung. Änderungen des Rentenversicherungsrechts aufgrund der Vorgänge in Schleswig-Holstein hält die Bundesregierung nicht für angezeigt. Eine Streichung der Versicherungsfreiheit würde - entweder zur Folge haben, daß für diese Personen eine Doppelversorgung aus Renten- und Beamtenversorgung aufgebaut wird oder unerwünschte Nachversicherungsfälle sich ergeben - oder tendenziell dahingehend wirken, daß vermehrt auf die Möglichkeit der Verbeamtung zurückgegriffen wird. Eine Doppelversorgung wäre sicher nicht sinnvoll. Dasselbe gilt für eine Ausweitung der Verbeamtungen. Für die Rentenversicherung wären die Auswirkungen praktisch gleich. Anlage 4 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Sabine Bergmann-Pohl auf die Fragen der Abgeordneten Monika Ganseforth (SPD) (Drucksache 13/8595 Fragen 3 und 4): Wie sollen nach Ansicht der Bundesregierung die arbeitsmarktbedingten immensen Defizite aufgrund stagnierender Beitragseinnahmen der gesetzlichen Krankenkassen in den neuen Bundesländern bewältigt werden, und wie bewertet sie eine Beitragssatzstützung für eine Übergangszeit bis zu einer endgültigen Regelung? Wie beurteilt die Bundesregierung die Möglichkeit eines gesamtdeutschen Risikostrukturausgleichs, und wie müßte er modifiziert werden, um nicht eine finanzielle Schieflage zu Lasten des Westens zu erzeugen? Zu Frage 3: Die gesetzliche Krankenversicherung in den neuen Bundesländern befindet sich in einer schwierigen Sondersituation, die vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und anhaltend hoher Arbeitslosigkeit sogar zu einem Rückgang der beitragspflichtigen Einnahmen der Krankenkassen im Beitrittsgebiet geführt hat. Deshalb sind Krankenkassen, Leistungserbringer und die Politik in Bund und Ländern gefordert, zur Bewältigung dieser schwierigen Situation geeignete Lösungen zu finden, um einen Beitragssatzanstieg mit weiteren negativen Auswirkungen auf Wirtschaft und Beschäftigung zu verhindern. Zugleich müssen in den neuen Ländern verstärkt vorhandene Einsparpotentiale genutzt werden. Dies gilt insbesondere für die Arzneimittel- und Fahrkostenbereiche, in denen die Pro-Kopf-Ausgaben das Niveau der alten Länder ohne erkennbare medizinische Gründe z. T. erheblich überschreiten sowie für Zahnersatz und Krankenhäuser, deren hohe Steigerungsrate des 1. Halbjahres die Finanzentwicklung in der GKV-Ost verschärft. Die Bundesregierung hat auch Verständnis dafür, daß die Krankenkassen bei den laufenden Vertragsverhandlungen mit den Leistungserbringern die schwierige Einnahmesituation der GKV in vollem Umfang berücksichtigen müssen. Bereits am 12. September hat u. a. zur Finanzsituation der GKV-Ost ein Gespräch von Minister Seehofer mit den Vertretern der Selbstverwaltung und Vorstandsvorsitzenden der Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen stattgefunden. Am heutigen Mittwoch (1. Oktober 1997) hat Bundesminister Seehofer die zuständigen Gesundheits- und Sozialminister der neuen Länder und Berlins gemeinsam mit den Spitzenverbänden der gesetzlichen Krankenversicherung zu einem Gespräch zur Finanzentwicklung der GKV-Ost eingeladen, um über geeignete Lösungsansätze zu diskutieren. Zu Frage 4: In den bereits erwähnten Gesprächen mit den Spitzenverbänden der gesetzlichen Krankenversicherung und den Gesundheits- und Sozialministern der neuen Länder wird auch die Möglichkeit eines gesamtdeutschen Risikostrukturausgleichs und anderer kassenarteninterner oder -übergreifender Finanzausgleichslösungen erörtert. Das geltende Krankenversicherungsrecht sieht einen gesamtdeutschen Risikostrukturausgleich erst nach Ablauf des Jahres vor, in dem die Bezugsgröße Ost 90 Prozent der Bezugsgröße West überschreitet. Gegenwärtig liegt die Bezugsgröße Ost bei 85,2 Prozent des Westniveaus, so daß eine kurzfristige Angleichung im Risikostrukturausgleich nur mit einer Gesetzesänderung möglich wäre. Eine Entscheidung hierüber hat die Bundesregierung bislang nicht getroffen. Wegen der immer noch erheblichen Finanzkraftunterschiede zwischen den Krankenkassen in Ost und West würde eine sehr kurzfristige Rechtsangleichung voraussichtlich zu erheblichen ausgleichs- 17568* Deutscher Bundestag — 13. Wahlperiode — 194. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 1. Oktober 1997 bedingten Beitragssatzveränderungen zugunsten der Krankenkassen in den neuen und zu Lasten der Krankenkassen in den alten Bundesländern führen. Es könnte dadurch zu einem neuen Beitragssatzungleichgewicht zu Lasten der Krankenkassen in den alten Ländern kommen. Um diese zu vermeiden, wären konzeptionelle Modifizierungen des Risikostrukturausgleichs oder flankierende Ausgleichskorrekturmaßnahmen erforderlich. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Paul Laufs auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Winfried Pinger (CDU/CSU) (Drucksache 13/8595 Fragen 5 und 6): Hat die Bundesregierung Erkenntnisse darüber, ob großen Reisebüroketten bei der Nutzung des Kommunikationssystems START Sonderkonditionen eingeräumt werden? Kann die Bundesregierung ggf. Angaben zur Höhe der Nutzungsgebühren für das START-System machen, und welchen Handlungsbedarf sieht sie, angemessene Nutzungsgebühren für alle Nutzer sicherzustellen? Zu Frage 5: Soweit hier bekannt, wird das Kommunikationssystem Start über die Firma START Informatik GmbH, Frankfurt a.M. vertrieben. Diese tritt als Nachfrager von Übertragungseinrichtungen bei der Deutschen Telekom AG auf. Die am Markt angebotenen Dienstleistungen der Firma START umfassen Datenmehrwertdienste, Online- und Buchungsdienste sowie Netzmanagementdienste für geschlossene Benutzergruppen (z. B. Reisebüros). • Zu Frage 6: Dabei handelt es sich nicht um Telekommunikationsdienstleistungen, die der Ex-ante-Regulierung gem. § 25 Abs. 1 TKG unterliegen. Insofern kommen hier nur die allgemeinen Regelungen des Gesetzes gegen Wettbewerbeschränkungen (GWB) zur Anwendung. Die Bundesregierung sieht daher keinen Handlungsbedarf, um bzgl. der Nutzungsentgelte dieses Kommunikationssystems und der Frage, ob großen Reisebüroketten Sonderkonditionen eingeräumt werden, einzugreifen. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Joachim Günther auf die Frage des Abgeordneten Wolfgang Behrendt (SPD) (Drucksache 13/8595 Frage 7): Für wie viele Umzugsbetroffene werden nach neuesten Erkenntnissen Bundeswohnungen benötigt, und wie sieht der neueste Zeitplan für die Erstellung der einzelnen Projekte aus? Die Auswertungen der personalwirtschaftlichen Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Hiermit wird sich Mitte Oktober 1997 das Bundeskabinett befassen. Daher ist derzeit hierzu noch keine Stellungnahme möglich. Ebenso wird der Zeitplan der in der Planung befindlichen Objekte wesentlich von dem auf Grund der vorgenannten Untersuchungen ermittelten Wohnungsbedarf abhängen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Joachim Günther auf die Frage des Abgeordneten Hans Wallow (SPD) (Drucksache 13/8595 Frage 8): Wie rechtfertigt die Bundesregierung Überlegungen, entlang des künftigen Bundeskanzleramtes in Berlin aus Gründen des Lärmschutzes eine für nur kurze Zeit benötigte Umgehungsstraße für mehrere Millionen DM zu bauen? Ein konkreter Entscheidungsbedarf über die Straßenführung am künftigen Berliner Bundeskanzleramt besteht erst Anfang 1999. Das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau geht davon aus, daß der Berliner Senat zu diesem Zeitpunkt ein geeignetes Konzept vorlegt, das bei einer verspäteten Fertigstellung des Straßentunnels notwendig wird, um so - ohne zusätzliche Kosten - Behinderungen im Berliner Innenstadtbereich zu vermeiden. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Klaus-Jürgen Hedrich auf die Frage des Abgeordneten Hans Wallow (SPD) (Drucksache 13/8595 Frage 9): Welche Auswirkungen hat die angespannte Haushaltslage der Einrichtungen „Deutsche Stiftung für internationale Entwicklung", „Deutscher Entwicklungsdienst" und „Deutsches Institut für Entwicklungspolitik" auf deren vorbereitende Maßnahmen für den Umzug in die Bundesstadt Bonn, und welchen Stand haben die Umzugsvorbereitungen bei den genannten Einrichtungen bislang erreicht? Derzeit haben DED, DIE und DSE anfallende Ausgaben für Umzugsvorbereitungen in den jeweiligen Wirtschaftsplänen aufzufangen. Sondermittel für Umzugskosten werden in einer Planungsreserve berücksichtigt. Die Umsetzung der für die o.a. Institutionen erforderlichen Beträge in den Einzelplan 23 ist allerdings erst ab dem Zeitpunkt des Umzugs vorgesehen. In Vorbereitung des Umzugs und der vorgesehenen gemeinsamen räumlichen Unterbringung von DED, DIE und DSE in der Liegenschaft Tulpenfeld werden zur Zeit die Raumbedarfspläne der Institutionen abgestimmt. Ebenso wird geprüft, ob für die Anpassung der vorhandenen Gebäudetechnik an die zukünftigen nutzerspezifischen Bedürfnisse sowie für die spätere Bewirtschaftung der Liegenschaft Tul- penfeld bei den betroffenen Zuwendungsempfängern zusätzliches Personal benötigt wird. Die Bewerbungsgespräche im Rahmen der im personalwirtschaftlichen Konzept der Bundesregierung vorgesehenen Personaltausche sind größtenteils abgeschlossen. Mit Personalentscheidungen aufgrund dieser Gespräche kann gegen Jahresende gerechnet werden. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Bernd Wilz auf die Fragen des Abgeordneten Gernot Erler (SPD) (Drucksache 13/8595 Fragen 12 und 13): Kann die Bundesregierung einen Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 24. Juli 1997 bestätigen, wonach der Bundesminister der Verteidigung zur Absicherung seiner eigenen Strategie in Sachen NATO-Osterweiterung und zur Beeinflussung der amerikanischen Politik bei der RAND-Corporation eine Studie in Auftrag gegeben hat, und wie lauten die genauen Titel des Auftrages und der Studie? Welchen Einfluß hat die erwähnte RAND-Studie auf die Haltung der Bundesregierung zur NATO-Osterweiterung genommen, und in welcher Weise ist es der Bundesregierung gelungen, über diese Studie Einfluß auf die amerikanische Politik auszuüben? Die Fragen des Abgeordneten Erler berühren Angelegenheiten der internen Willensbildung der Regierung und gehören daher zum Kernbereich exekutiver Eigenverantwortung. Die Bundesregierung sieht sich daher nicht veranlaßt, zur Substanz der Fragen Stellung zu nehmen. Dessen ungeachtet bestätigt die Bundesregierung, daß die RAND-Corporation - mit Wissen und Einverständnis der US-Administration - einen Beratungsauftrag für die Bundesregierung hat, der sich in die übliche politkberatende Tätigkeit externer Studieneinrichtungen einfügt und in diesem Rahmen auch zu konzeptionellen Arbeiten der Bundesregierung beigetragen hat. Anlage 10, Antwort des Parl. Staatssekretärs Bernd Wilz auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD) (Drucksache 13/8595 Fragen 14 und 15): Treffen Mitteilungen der Presse zu, daß die Bundesregierung sich für die Verlegung des Forschungsinstituts für Optik (FGAN-FfO), umbenannt in Forschungsinstitut für Optronik und Mustererkennung (FGAN-FOM), in die Rheinlandkaserne Ettlingen entschieden hat und daß - entgegen der üblichen Verfahrensabläufe - der Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, Gunnar Simon, diese Entscheidung an sich gezogen hat? Hat die Bundesregierung zur Überprüfung und Bewertung der dazu von interessierter Seite vorgelegten, im einzelnen in sich unstimmigen und auch immer wieder korrigierten Kosten-und Wirtschaftlichkeitsberechnungen die Stellungnahme des Bundesrechnungshofes eingeholt, der mit diesem Vorgang befaßt ist? Zu Frage 14: Die Bundesregierung hat sich für die Rheinlandkaserne in Ettlingen als Standort des künftigen Forschungsinstituts für Optronik und Mustererkennung entschieden. In dem Forschungsinstitut für Optronik und Mustererkennung werden die Institute der Forschungsgesellschaft für Angewandte Naturwissenschaften e.V. für Optik - bisheriger Standort Tübingen - und für Informationsverarbeitung und Mustererkennung - bisheriger Standort Karlsruhe - zu einem neuen Institut zusammengeführt. Deshalb trifft es nicht zu, daß das Institut für Optik umbenannt und von Tübingen nach Ettlingen verlegt wird. Die Entscheidung über den Standort des Forschungsinstituts für Optronik und Mustererkennung hat in ihrer politischen Dimension die Qualität einer Entscheidung über einen Bundeswehrstandort. Derart weitreichende Entscheidungen werden im Bundesministerium der Verteidigung nach Vorbereitung durch die jeweils zuständige Fachebene stets auf Leitungsebene getroffen. Die Leitung des Hauses war im übrigen durch Eingaben von Mitgliedern dieses hohen Hauses - beide Standorte betreffend - befaßt. Zu Frage 15: Zu ihrer zweiten Frage, darf ich Ihnen mitteilen, daß die baufachlichen Gutachten, die das Bundesministerium der Verteidigung in der Frage des künftigen Standorts des Forschungsinstituts für Optronik und Mustererkennung als Entscheidungsgrundlagen verwendet hat, in sich schlüssig sind. Eine Stellungnahme des Bundesrechnungshofs wurde durch das Bundesministerium der Verteidigung nicht eingeholt. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Johannes Nitsch auf die Fragen des Abgeordneten Hansjürgen Doss (CDU/CSU) (Drucksache 13/8595 Fragen 17 und 18): Trifft es zu, daß die Deutsche Lufthansa AG und andere Fluggesellschaften für die Erhebung der Sicherheitsgebühr an deutschen Flughäfen eine Inkassogebühr erhalten, ohne die Reisebüros, die in Wirklichkeit die Sicherheitsgebühr erheben und auch hierfür haften, hieran zu beteiligen, und wenn ja, welche Konsequenzen gedenkt die Bundesregierung hieraus zu ziehen? Was hat das Bundeskartellamt bisher getan, um die Ausnutzung der Marktmacht der Deutschen Lufthansa AG und ihr vielfach als wettbewerbswidrig gewertetes Verhalten zu unterbinden? Zu Frage 17: Aus der Sicht des Bundesverkehrsministeriums handelt es sich bei den zwischen den Reisebüros und den Luftfahrtunternehmen bestehenden Rechtsbeziehungen um rein privatrechtliche Rechtsverhältnisse. Eventuell bestehende Mißverhältnisse hin- sichtlich der Aufwandentschädigung für Inkassotätigkeiten bezüglich sog. Flugnebenkosten wären daher zwischen den Beteiligten im Rahmen von Vertragsverhandlungen zu beheben. Eine rechtliche Möglichkeit für ein Eingreifen des Bundesverkehrsministeriums besteht dagegen nicht. Zu Frage 18: Das Bundeskartellamt hat insbesondere seit der Einleitung weiterer Liberalisierungsschritte im Luftverkehr mehrere Verfahren eingeleitet, die dazu geführt haben, daß kein deutsches Luftfahrtunternehmen eine marktbeherrschende Position einnehmen konnte. Beispielhaft für solche Verfahren werden f olgende Vorgänge genannt: 1. Preismißbrauchsverfahren gegen die Deutsche Lufthansa AG wegen Preisgestaltung auf der Strecke Frankfurt-Berlin; 2. Prüfung der Allianz Deutsche Lufthansa AG/United Airlines/SAS. Anlage 12 Antwort des Staatsministers Helmut Schäfer auf die Frage des Abgeordneten Dr. Egon Jüttner (SPD) (Drucksache 13/8595 Frage 25): Wann rechnet die Bundesregierung mit dem ersten Zusammentreten des vor nunmehr sieben Monaten im Rahmen der Deutsch-Tschechischen Erklärung vereinbarten Gesprächsforums? Die Gespräche mit der tschechischen Regierung über die in der Deutsch-Tschechischen Erklärung vorgesehene Errichtung eines Zukunftsfonds und eines Gesprächsforums laufen z.Zt. noch. Beide Regierungen streben die Arbeitsfähigkeit beider Institutionen zu Beginn des Jahres 1998 an. Die Verhandlungen über die entsprechenden Texte sind weit fortgeschritten. Das Gesprächsforum könnte dann ebenfalls Anfang des Jahres 1998 erstmals zusammentreten. Anlage 13 Antwort des Staatsministers Helmut Schäfer auf die Fragen der Abgeordneten Angelika Beer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 13/8595 Fragen 28 und 29): Sind nach Kenntnis der Bundesregierung deutsche Waffen und/oder andere militärische Geräte bzw. in der Türkei in Lizenz produzierte deutsche militärische Güter und/oder Dualuse-Güter bei der Militärintervention in den Irak zum Einsatz gekommen, und wenn ja, welche? Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, wie viele türkische Militärs, militärische Anlagen und/oder Geräte seit der letzten türkischen Militärintervention im Frühjahr dieses Jahres auf irakischem Territorium verblieben sind, und welche Aufgaben hatten diese? Zu Frage 28: Die Bundesregierung hat keine Hinweise darauf, daß deutsche Waffen oder andere in der Türkei in deutscher Lizenz produzierte Rüstungs- oder DualUse-Güter bei der Militärintervention im Nordirak zum Einsatz gekommen sind. Zu Frage 29: Der Bundesregierung liegen keine diesbezüglichen Informationen vor. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hansgeorg Hauser auf die Fragen des Abgeordneten Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) (Drucksache 13/8595 Fragen 30 und 31): Wie hoch war nach Kenntnis der Bundesregierung der Handelsbilanz-Gewinn der 30 für den Index bei DAX zugrundeliegenden größten deutschen Unternehmen im Jahr 1995 und 1996 insgesamt, wobei diejenigen Zahlen gemeint sind, die in den Bilanz-Pressekonferenzen offeriert werden als Gewinn? Wieviel Steuer haben die Unternehmen insgesamt in diesen Jahren bezahlt, und wie hoch waren die Rückstellungen und Verlustvorträge dieser Unternehmungen in denselben Jahren? Zu Frage 30: Dem Bundesminister der Finanzen liegen weder die Steuer- noch die Handelsbilanzen der Unternehmen im DAX 30 vor. Es liegen lediglich von unabhängigen Instituten erstellte Studien vor, die auf die Steuerbelastung der DAX-Untemehmen eingehen. Insbesondere wegen des Auswertungszeitraums dieser Studien kommt für die Beantwortung Ihrer Frage nur die Studie des Institutes für Revisionswesen (IRW)/Uni Münster (Prof. Baetge) von diesem Jahr in Frage. Sie umfaßt allerdings nur 24 Unternehmen des DAX 30. Aufgrund der veröffentlichten Handelsbilanzen dieser. Konzerne beträgt nach dieser Studie für das Jahr 1995 die Summe der ausgewiesenen Bilanzgewinne rd. 9,5 Mrd. DM und die Summe der Jahresergebnisse vor Steuern rd. 33,3 Mrd. DM. Die Differenz zwischen diesen Zahlen erklärt sich hauptsächlich aus den Steuern vom Einkommen und Ertrag und den Zuweisungen an Rücklagen. Für 1996 liegen keine solchen Daten vor. Zu Frage 31: Auch zu dieser Frage verfügt die Bundesregierung über keine eigenen Daten. Aus der von mir bereits zitierten Studie des IRW sind weder Angaben zur Bilanzposition „Rückstellungen" noch ausreichende Grundlagen hinsichtlich der „Verlustvorträge" für die Beantwortung Ihrer Fragen zu entnehmen. Nach der Studie beträgt die Summe der Position „Steuern vom Einkommen und Ertrag" für 1995 18,3 Milliarden DM. Die Position „Steuern vom Einkommen/Ertrag" sagt allerdings nichts über die tatsächliche Steuerbelastung der 24 DAX-Unternehmen aus. Diese Position aus den Gewinn- und Verlustrechnungen des Jahres 1995 ist zeitlich und sachlich weiter definiert als die für den Veranlagungszeitraum 1995 zu zahlenden Steuern vom Einkommen und Ertrag: Erfaßt werden Körperschaftsteuer, Gewerbeertragsteuer, Kapitalertragsteuer sowie im Ausland gezahlte Steuern, die materiell-inhaltlich Steuern vom Einkommen/Ertrag darstellten. Neben den im Geschäftsjahr geleisteten Vorauszahlungen sind auch Zuweisungen und Auflösungen von Steuerrückstellungen sowie Steuerzahlungen bzw. Erstattungen für frühere Perioden erfaßt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ernst Schwanhold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Das ist nicht unsere Meinung. Deshalb frage ich mich natürlich schon: Was ist jetzt überhaupt die Meinung der SPD?

    (Margareta Wolf [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was ist denn Ihre Meinung?)

    Ich bin nämlich aus Ihrer Rede nicht klüger geworden. Gerade der Bedeutung des Themas wegen, wie Sie es selbst gesagt haben, wäre es erforderlich, einen breiten Konsens zu finden,

    (Dr. Elke Leonhard [SPD]: Kümmern Sie sich um Ihre Angelegenheiten!)

    der die Grundlage dafür schafft, daß es in Zukunft in der Bundesrepublik Deutschland, gerade was Wettbewerbsrecht anbelangt, weiterhin gut läuft.
    Ich darf in diesem Zusammenhang schon feststellen, daß gerade die Themen, die im Rahmen dieser Aussprache heute hier angesprochen werden, in den nächsten Wochen und Monaten natürlich noch von Bedeutung sein werden, wenn wir den Entwurf das GWB betreffend auf dem Tisch liegen haben.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Wo ist er denn? Sie blockieren doch!)

    Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, weil ich dringenden Handlungsbedarf sehe. Ich meine nur, Sie von der Opposition wären gut beraten, hier mitzumachen und mit uns zusammen zu ringen, damit eine vernünftige Konzeption, wegweisend für das Jahr 2000, geboren wird.

    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Der Vernunft eine Gasse! Ernst Schwanhold [SPD]: Der Wirtschaftsminister ist ganz begeistert!)

    Ich gehe davon aus, daß ein diesbezüglicher Entwurf der Bundesregierung in absehbarer Zeit vorliegt, damit wir ihn in den Ausschüssen diskutieren können.
    Dabei darf der Einzelhandel nicht außen vor gelassen werden. Denn gerade er ist es, der vom Konzentrationsprozeß am meisten betroffen ist. Es kann doch nicht wegdiskutiert werden, daß gerade das geltende Wettbewerbsrecht diese bedrohliche Entwicklung nicht hat aufhalten können.
    Verehrte Kolleginnen und Kollegen, keine Frage: Wer über Wettbewerb und Wettbewerbspolitik redet, der muß auch und insbesondere über den Mittelstand reden. Wettbewerb ohne eine Vielzahl mittelständischer Unternehmen ist nicht nur unvorstellbar, sondern geradezu undenkbar. Wettbewerbspolitik in

    Ernst Hinsken
    einer sozialen Marktwirtschaft ist nicht Catch-as-catch-can und ist auch nicht das völlig freie Spiel der Kräfte nach dem Motto: Groß frißt Klein, und Nochgrößer frißt Groß. Nur eine ausgewogene Unternehmensstruktur mit einer Vielzahl von Unternehmen verschiedener Größe kann die Grundlage einer dynamischen Wirtschaft bilden. Ein breiter Mittelstand stärkt nicht nur den Wettbewerb; er ist vielmehr auch Stütze unserer freien Gesellschaft.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Erzählen Sie das Herrn Rexrodt, oder wem erzählen Sie das?)

    - Ich sage das, Frau Kollegin Fuchs, für Herrn Kollegen Rexrodt genauso gerne wie für Sie,

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das ist gut! Danke schön!)

    weil ich Sie auf eine vernünftige Linie bringen möchte, wenn es eine Möglichkeit dazu gibt.

    (Beifall bei der CDU/CSU Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Deswegen höre ich auch genau zu!)

    Deshalb rede ich insbesondere Sie gerne an.
    Dementsprechend muß Wettbewerbspolitik, wie ich sie verstehe, darauf ausgerichtet sein, faire Rahmenbedingungen für den Mittelstand zu setzen. Dies ist keineswegs mit einer Schutzzaun- oder gar Abschottungspolitik gleichzusetzen. Es geht auch nicht um die Konservierung überkommener Strukturen. Es geht aber ganz entschieden darum, Rahmenbedingungen für einen fairen Leistungswettbewerb zu setzen. Ich meine deshalb, daß es ein Gebot der Ehrlichkeit ist, hier festzustellen, daß sich gerade der Mittelstand infolge von fortschreitenden Konzentrationsprozessen und eines auf dem Einsatz von Marktmacht basierenden Verdrängungswettbewerbs in vielen Bereichen der Wirtschaft in einer schwierigen Lage befindet. In Gesprächen mit Mittelständlern, insbesondere im Handelsbereich, ist oftmals Klage darüber zu hören, daß nicht mehr die Leistung entscheidet, sondern Finanzkraft und Nachfragemacht. Hier pflichte ich Kollegen Professor Jens gerne bei.
    Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen, um die Probleme, die den Mittelstand bedrücken, am Beispiel des Einzelhandels in Deutschland exemplarisch darzustellen. Sicherlich kann man sich auf den Standpunkt stellen - wie etwa die Monopolkommission -, daß der Wettbewerb im Einzelhandel angesichts niedriger Verbraucherpreise und der im internationalen Vergleich niedrigen Umsatzrenditen funktioniert.
    Ich meine jedoch, wir sollten hier einmal innehalten und uns die Situation ein bißchen genauer betrachten.
    Der Einzelhandel ist nach Industrie und Handwerk der drittgrößte Wirtschaftsbereich in Deutschland. Er zählt weltweit zu den leistungsfähigsten Einzelhandelssystemen und garantiert dem Bürger eine gute Versorgung. Er war in der Vergangenheit gewaltigen Wandlungen unterworfen, von denen der Konzentrationsprozeß die nachhaltigste Wirkung auf die Strukturen im Handel hatte.
    Am weitesten fortgeschritten ist die Konzentration eindeutig im Lebensmittelbereich. Ich befürchte aber, daß auch andere Bereiche des Facheinzelhandels hiervon nicht verschont bleiben.

    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was schlagen Sie denn vor?)

    Discountketten, große Einkaufsparks auf der grünen Wiese oder Megazentren wie das CentrO in Oberhausen kennzeichnen bereits im Gang befindliche Prozesse.
    Ein Blick zurück zeigt: Noch Anfang der 60er Jahre prägten die Tante-Emma-Läden das Bild des deutschen Lebensmitteleinzelhandels. Die fast 140 000 Geschäfte erwirtschafteten einen Umsatz von nahezu 20 Milliarden DM. Das waren 60 Prozent des Einzelhandelsumsatzes an Lebensmitteln. Anfang der 70er Jahre rutschte der Anteil von kleineren Geschäften auf unter 10 Prozent. Heute machen - es ist richtig, was Sie, Herr Professor Jens, gesagt haben - die fünf größten Einzelhandelsgruppen 59 Prozent des Gesamtumsatzes; bei den Top Zehn sind es sogar nahezu 80 Prozent. Kleine und mittlere Geschäfte können in ihren rund 6 400 Läden gerade einmal 1 Prozent des Lebensmittelumsatzes für sich verbuchen.
    Ich möchte das Rad der Zeit nicht zurückdrehen. Das geht nicht. Aber ich möchte die Handelsstruktur, so wie wir sie momentan in unserer Republik haben, erhalten wissen.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was machen Sie aber jetzt?)

    Wir alle sind gezwungen, notwendige Maßnahmen zu ergreifen. Denn es kann doch nicht von der Hand gewiesen werden, daß gerade dieser Prozeß mit einem Verlust an Arbeits- und Ausbildungsplätzen einhergegangen ist. Viele Ausbildungsplätze wurden von den kleinen und mittleren Handelsbetrieben vorgehalten. Bei den großen ist es ein bißchen anders.

    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ist es! Das wissen wir alles seit Jahren!)

    Ich darf deshalb feststellen, daß zum Beispiel ein Discounter einen Umsatz von 1 Million DM mit einem Mitarbeiter erwirtschaftet, während der mittelständische Facheinzelhändler für einen Umsatz in dieser Höhe drei Mitarbeiter benötigt.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Ja, und?)

    Allein deshalb kann uns diese Entwicklung nicht gleichgültig sein.

    (Ludwig Stiegler [SPD]: Ernst, der Rexrodt hört gar nicht zu!)

    In letzter Zeit wird von allen Seiten der Ruf nach einer Existenzgründungswelle laut. Auch Sie haben das hier in der letzten großen Debatte über dieses Thema zur Sprache gebracht. Dies muß auch für den Handelsbereich gelten. Die Struktur darf sich nicht

    Ernst Hinsken
    weiter, wie schon erwähnt, zugunsten der Großen und zu Lasten der Kleinen verändern.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Was wollen Sie denn dagegen machen?)

    Nach neueren Untersuchungen wird es bis zum Jahre 2000 zirka 300 000 Betriebsübergaben geben. Dann werden bei gleichbleibenden Bedingungen zirka 82 000 Unternehmen keinen Nachfolger finden. Das heißt, sie werden allein deswegen in die Krise geraten, weil sich niemand findet, der den Betrieb fortführen will oder kann. Mit anderen Worten: Eine Million Arbeitsplätze in Deutschland sind durch den Generationenwechsel im Mittelstand akut gefährdet. Viele dieser Unternehmen sind Handelsbetriebe. Diese werden aber nur Nachfolger finden, wenn sie rentabel sind. Dies ist, insgesamt gesehen, nur bei vernünftigen Rahmenbedingungen möglich.

    (Vorsitz : Vizepräsident Hans-Ulrich Klose)

    Verehrte Kolleginnen und Kollegen, natürlich ist Konzentration nicht von vornherein und in jedem Wirtschaftsbereich des Teufels. Vielfach bedarf es einfach einer gewissen Größe, um auf bestimmten Märkten erfolgreich agieren zu können. Für den Einzelhandel trifft dies aber gerade nicht zu. Hier können kleine und mittlere Einheiten in hohem Maße leistungsfähig sein und die Bedürfnisse der Verbraucher befriedigen. Geradezu unerläßlich ist der Fortbestand einer gesunden mittelständischen Einzelhandelsstruktur für den Wettbewerb und damit für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Der Konzentrationsprozeß im Einzelhandel ist vielmehr Folge eines Verdrängungswettbewerbs, der auf dem Einsatz von Marktmacht basiert. Ein beinahe geflügeltes Wort im mittelständischen Handel lautet: Was nutzt es, wenn man in einem Jahr den Umsatz verdoppelt, wenn man im nächsten Jahr geschluckt wird? Traurig, aber wahr. Wir müssen uns ernsthaft fragen lassen, ob wir solchen Entwicklungen in anderen Branchen tatenlos zusehen wollen.

    (Lilo Blunck [SPD]: Das muß sich Rexrodt hinter die Ohren schreiben!)

    Es kann doch nicht gleichgültig sein - das ist auch kein Beleg für einen funktionierenden Wettbewerb -, wenn Sonderzahlungen in fünf- bis sechsstelliger Höhe für die Eröffnung des 100. Marktes in den neuen Bundesländern, anläßlich des soundso vielten Firmenjubiläums, für den Bau einer neuen Lagerhalle oder aber ein Hochzeitsrabatt für die Fusion zweier sowieso schon großer Einzelhändler gefordert und auch geleistet werden.
    Erst jüngst klagte ein Manager eines größeren Unternehmens mir gegenüber: Vor 15 Jahren hatten wir noch 2 000 Kunden.

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Da hast du das letzte Mal mit ihm geredet!)

    Heute sind es nur noch 20. Und diese wenigen quetschen uns aus.
    Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen auf allen Seiten des Parlaments, das muß ein Signal für uns alle sein; das kann doch nicht negiert werden.

    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist Unsinn!)

    Es bedarf doch wohl keiner näheren Erläuterung, wenn gegenüber den riesigen Nachfrageblöcken des Handels der Produzent von Lebensmitteln oder sonstigen Waren preispolitisch in die Knie geht und Sonderkonditionen einräumt, um den Großabnehmer zu behalten. Schließlich kann der Verlust eines einziges Abnehmers einen Umsatzausfall von 10 oder gar 20 Prozent bedeuten. Dafür gibt es ein ganz einfaches Wort; man nennt dies „Auslisten". Wollen wir dem weiter zusehen?

    (Zurufe von der SPD: Nein! Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wir nicht!)

    Ich glaube, daß die arabische Einkäuferweisheit, die einem vor wenigen Tagen im „manager magazin" erschienenen Artikel vorangestellt war, richtig liegt. Sie besagt:
    Sagt er 12, meint er 10, will er haben 8, wird es
    wert sein 6, möcht' ich geben 4, werd' ich sagen 2.
    Das ist nicht die Richtung für die Zukunft.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Es bedarf wohl keiner weiteren Ausführungen, daß hierdurch manch ein Lieferant in arge Bedrängnis gerät bzw. an den Rand des Ruins gebracht wird. Die hierbei eingefahrenen Verluste muß er nun wiederum beim kleinen und mittelständischen Handel wettmachen, um nicht selbst den Laden dichtmachen zu müssen, was allerdings nicht gerade selten ist. So gaben beispielsweise seit 1992 allein in der deutschen Nahrungsmittelbranche mehr als 300 Betriebe mit über 50000 Beschäftigten auf. Das muß doch zu großer Sorge Anlaß geben.
    Wir kommen wohl nicht umhin, festzustellen, daß das geltende Recht weder den Konzentrationsprozeß stoppen noch derartigen Praktiken, die wir wohl alle mißbilligen, wirksam begegnen konnte.
    Weiter hieß es in diesem Wirtschaftsmagazin:
    Zwar sorgt der Wettbewerb im Handel vorerst noch für niedrige Preise. Doch mit jedem Markenartikler, der aufgibt, verringert sich die Auswahl; das Angebot wird immer gleichförmiger.

    (Lilo Blunck [SPD]: Recht haben die!)

    Ich kann diesen Bericht nur zur Lektüre empfehlen.
    Nun kann man dem natürlich entgegenhalten, daß staatliche Gebote und Verbote letztlich nichts bringen. Schließlich ist auch der Diebstahl von Fahrrädern strafbar; trotzdem werden täglich Hunderte Fahrräder gestohlen.

    (Sabine Kaspereit [SPD]: Gute Analyse!)


    Ernst Hinsken
    Gleichwohl denkt aber niemand daran, den Fahrraddiebstahl künftig straffrei zu stellen.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das ist wahr! Joachim Gres [CDU/CSU]: Doch! Die SPD schon!)

    Ich finde es deshalb richtig, wenn von uns, dem Gesetzgeber, angesichts der besorgniserregenden Konzentrationsentwicklung gefordert wird, Instrumentarien zu schaffen, die die Freiheit und Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs auch in Zukunft wirkungsvoll gewährleisten. Die wachsende Nachfragemacht ist Auswirkung, zugleich aber auch wesentliche Ursache für die zunehmende Konzentration in vielen Wirtschaftsbereichen. Die Konzentrationsentwicklung der letzten Jahre zeigt deutlich, daß der Gesetzgeber klar formulieren sollte, wenn er Marktbeherrschung auf Nachfragemärkten annimmt und bis zu welcher Grenze er sie tolerieren will.
    Vorschläge hierzu - in diesem Fall spreche ich ausdrücklich für die CSU - liegen auf dem Tisch. Ich will heute nicht näher darauf eingehen. Wir haben dazu die Möglichkeit, wenn wir die Novelle zum Kartellrecht beraten. Gerade hier, so meine ich, sind wir alle gefordert, vorurteils- und ideologiefrei zu diskutieren.
    Verehrte Kolleginnen und Kollegen, eine weitere Erscheinungsform und damit ein weiteres Problem des skizzierten Verdrängungswettbewerbs stellen Verlustpreisstrategien, mit anderen Worten: der Verkauf unter Einstandspreis, dar, die zu Marktbereinigungszwecken systematisch eingesetzt werden und nach geltendem Recht nur sehr eingeschränkt untersagt werden können. Herr Kollege Jens, hier bin ich anderer Meinung als Sie.

    (Zuruf von der SPD: Was?)

    Wenn so etwas zum Beispiel in Frankreich, in Belgien oder in Spanien funktioniert, dann können wir das doch auch einmal zugrunde legen und darüber diskutieren, was wir davon gegebenenfalls für die Bundesrepublik Deutschland übernehmen können.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Kollege Susset, was den Verkauf unter Einstandspreisen betrifft, verhehle ich auch nicht, daß ich einen Bauern oder eine Bäuerin sehr wohl verstehen kann, wenn sie fassungslos vor dem Regal eines Supermarktes stehen und sehen müssen, daß zum Beispiel ein Becher Joghurt zum Preis von 10 Pfennig verkauft wird - ein Preis, zu dem man diesen Joghurt nicht produzieren kann, noch dazu, wenn die Verpackung schon 8 Pfennig kostet. Ich kann nachempfinden, daß diese Bäuerin oder dieser Bauer hierin eine Mißachtung ihrer Leistung sehen. Darum verstehe ich auch Bundeslandwirtschaftsminister Borchert, wenn er sagt, daß er mit der Kartellrechtsnovelle in der Form, wie sie nach allem, was sich abzeichnet, eingebracht werden soll, nicht ganz einverstanden sein kann.

    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Klärt das doch einmal in den eigenen Reihen!)

    Genauso kann ich den Hersteller eines Markenartikels verstehen, der fassungslos und in der Regel auch wehrlos mit ansehen muß, wie sein Qualitätsprodukt verramscht wird.
    Ich möchte dem Einwand begegnen, daß es mir darum geht, allzusehr einschränkend zu regeln, zum Beispiel dem Obst- und Gemüsehändler zu verbieten, kurz vor Ladenschluß seine verderbliche Ware an den Mann zu bringen und sie zu verschleudern. Es geht auch nicht darum, Sonderaktionen, um etwa das Lager zu räumen oder Platz für neue Modelle zu schaffen, zu verbieten. O

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Du mußt auch deine Pfefferkuchen unter Preis verkaufen können!)

    Es geht vielmehr darum, Kollege Schwanhold, den systematisch als Mittel des Verdrängungswettbewerbs eingesetzten Verkauf unter Einstandspreisen in den Griff zu bekommen.
    Natürlich kenne ich die Einwände der Gegner einer solchen Lösung, die hierin den Einstieg in die staatliche Preiskontrolle sehen und eine überbordende Bürokratie fürchten. Ich nehme diese Einwände auch sehr ernst. Ich habe vorhin schon gesagt, daß wir gut beraten sind, gerade auch hier zu unseren Nachbarn zu schauen.
    Lassen Sie mich noch ganz kurz ein Phänomen ansprechen, nämlich daß momentan in Deutschland flächendeckend große Investorengruppen dabei sind, sogenannte Factory-outlet-Center zu errichten. Auch das kann nicht Sinn und Zweck des Ganzen sein. Deswegen bin ich der Meinung, daß gerade bei der Beratung dieser sechsten Kartellrechtsnovelle auch dieses eine wesentliche Rolle spielen muß.
    Ich darf zusammenfassend feststellen, daß gerade hier Ihre Anträge, meine Damen und Herren von der Opposition, mit eine Grundlage der Beratung sein können und Anstöße geben können, die aufzugreifen wir gern bereit sind. Wir hoffen aber, daß Sie zumindest bei dem bleiben, was teilweise von Herrn Professor Jens gesagt worden ist

    (Lilo Blunck [SPD]: Nun laßt endlich den Worten einmal Taten folgen!)

    und was Sie, Herr Kollege Schwanhold, als nächster Redner bestätigen oder in Abrede stellen können.

    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Der macht beides!)

    Dieses Problem bewegt uns alle zusammen im Deutschen Bundestag. Dieses Thema kann nicht beiseite geschoben werden. Wir wollen, wie ich schon sagte, Handelsstrukturen so weit wie möglich erhalten. Dafür werden wir die Grundlage schaffen. Wir sind bereit, konstruktiv mitzuarbeiten. Das dumme Gerede, daß man etwa sagt, daß man jetzt schon aufgeben will oder daß es zu dieser GWB-Novelle gar nicht mehr kommt, verstehe ich nicht ganz. Ich habe, wie gesagt, die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß wir uns weiterhin damit auseinandersetzen werden. Wir wollen um eine Bewältigung dieser Probleme ringen.

    Ernst Hinsken
    Für Ihre Aufmerksamkeit darf ich mich herzlich bedanken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat die Kollegin Margareta Wolf, Bündnis 90/Die Grünen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Margareta Wolf-Mayer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Hinsken, es ist ja richtig, daß dieses Thema spannend ist und daß das Problem auch gelöst werden muß. Nur, Herr Rexrodt, ich muß Sie fragen: Warum ist es bisher nicht gelöst worden? Sie kündigen in Ihrem wunderbaren Mitteilungsblatt vom 31. Mai 1995 an, daß die GWB-Novelle zügig -„zügig", sage ich - angegangen werden muß. Herr Hinsken als Ihr Koalitionspartner hat Ihnen heute die Kooperation angeboten. Es muß etwas wundern, denke ich, wenn alle Fraktionen in diesem Hause heute in Opposition zum Bundeswirtschaftsminister argumentieren. Ich muß Sie in allem Ernst fragen: Sind Sie nicht der Meinung, daß die Tatsache, daß Sie mit dem GWB nicht vorankommen, daß sie mit der Aktienrechtsnovelle nicht vorankommen, vielleicht auch etwas mit mangelnder Kommunikationsbereitschaft und mangelnder Handlungsbereitschaft Ihres Hauses zu tun hat?

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Ich freue mich sehr, daß der Kollege Hinsken - genauso wie Herr Michelbach, der das in einer Publikation angekündigt hat - unter diesen Bedingungen dem Referentenentwurf nicht zustimmen wird. Deshalb war es auch gut, daß er die Weisheit des Orients bemüht hat, um uns von seinem Anliegen zu überzeugen.
    Herr Minister, ich denke, wir sollten die Gelegenheit der heutigen Debatte dazu nutzen, die Defizite Ihres Konzepts zu diskutieren. Ich bin mit Herrn Jens der Meinung, daß Sie wettbewerbstheoretisch absolut in die richtige Richtung denken. Nur wurde dieser Referentenentwurf tatsächlich vom grünen Tisch aus geplant. Dieser Entwurf zeigt - das haben auch Herr Jens und Herr Hinsken gesagt - erhebliche Defizite, weil mit ihm nichts unternommen wird, um die kleinen und mittleren Unternehmen zu fördern sowie die Machtkonzentration in diesem Bereich abzubauen.
    Wir wissen doch alle, daß die dynamischen Funktionen des Wettbewerbs und die Wettbewerbsfreiheit von großer Wichtigkeit für den ökologischen Umbau der Wirtschaft - auch darauf hat Herr Jens hingewiesen - und die Demokratisierung der Gesellschaft sein können. Es ist wirklich sehr schade, Herr Rexrodt, daß die Förderung der kleinen und mittleren Unternehmen in Ihrem Entwurf für eine 6. GWB-Novelle überhaupt nicht auftaucht. Das überrascht mich um so mehr, als wir doch alle die Lage am Arbeitsmarkt vor Augen haben und wissen, daß ein überproportional großer Anteil von Arbeitsplätzen von den kleinen und mittleren Unternehmen geschaffen wird und gerade die Großunternehmen heutzutage Arbeitsplätze abbauen. Wir alle rufen doch immer nach mehr Flexibilität - Sie sind dafür ein Paradebeispiel - und fordern Innovationen. Gerade die kleinen Unternehmen können und sollen - das wissen wir auch alle - mit ihrer Flexibilität die Hauptantriebskraft für den Strukturwandel und die Innovationen sein. Diese Eigenschaften benötigen wir im vielfach beschworenen Standortwettbewerb dringend. Sie werden dem mit Ihrem seit nunmehr zweieinhalb Jahren diskutierten Entwurf mitnichten gerecht.
    Eine relativ einfache Maßnahme zur Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen wäre - Stichwort Bürokratie-TÜV - schon eine Befreiung des vorliegenden Textes von Überflüssigem und eine Reduzierung der Bestimmungen, die unverhältnismäßig hohe administrative Kosten, gerade für die KMUs, verursachen. Darauf weist das IfM in seinen Publikationen seit drei Jahren hin. Aber das findet in die Papiere, die Sie uns immer wieder vorlegen, keinen Eingang.
    Eine weitere Möglichkeit der direkten Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen wäre die Erweiterung der Freistellungstatbestände bei Kooperationen für Mittelständler. Herr Hinsken, ich bin Ihnen ausgesprochen dankbar, daß auch Sie darauf hingewiesen haben. Es spricht alles dafür, daß in Zukunft die Netzwerkbildung existentiell sein wird für die Wettbewerbsfähigkeit und damit für das Überleben von kleinen und mittleren Unternehmen. Aus diesem Grunde sollte, mit Unterstützung von Herrn Hinsken

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Oh, das ist eine Koalition!)

    - und selbstverständlich auch der SPD, dringend geprüft werden, ob eine Aufnahme weiterer Freistellungstatbestände bei der Kooperation kleiner und mittlerer Unternehmen, zum Beispiel im Bereich Forschung und Entwicklung - denn da liegen wir hinten - oder im Umweltbereich, die Bildung von Unternehmensnetzen sinnvoll unterstützen kann.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Wir alle wissen, daß die Verdrängung von Kleinunternehmen infolge der erhöhten Konzentration gerade im Einzelhandel ein alarmierendes Ausmaß angenommen hat.

    (Beifall der Abg. Lilo Blunck [SPD])

    Ich finde dies bedenklich. Angesichts der Tatsache, daß die Monopolkommission in ihrem Elften Gutachten darauf hingewiesen hat, daß wir von einer noch höheren Konzentration ausgehen können, als Herr Hinsken und Herr Dr. Jens das beschrieben haben, brauchen wir nicht nur eine Änderung des Bundesstatistikgesetzes, sondern auch Strategien, um die Konzentration im Handel aufzulösen.
    In diesem Zusammenhang möchte ich an einen, wie ich fand, sehr bemerkenswerten Beitrag unseres Kollegen Herrn Dr. Pinger erinnern, mit dem er seine Enthaltung bei der Abstimmung zum Ladenschluß-

    Margareta Wolf (Frankfurt)

    Besetz am 21. Juni 1996 begründet hat - ich zitiere mit Ihrer Erlaubnis, Herr Präsident -:
    Ich fordere und erwarte, daß die Bundesregierung, insbesondere der Bundeswirtschaftsminister, in Kürze Regelungen für das Kartellrecht vorlegen wird, die den leistungswidrigen Verdrängungswettbewerb von Großunternehmen gegen den leistungsfähigen Mittelstand in Zukunft unterbinden.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aha!)

    In keinem Land mit einer derartig entwickelten Wirtschaft gibt es diese Möglichkeiten, sich leistungswidriger Praktiken durch Einsatz der Nachfragemacht zu bedienen.
    Der Kollege ist Mitglied der CDU/CSU-Fraktion, Herr Rexrodt.

    (Zuruf von der SPD: War?)

    Eine Vernichtung des Mittelstands im Handel hat weitreichende Konsequenzen; das wissen wir alle. Das haben wir auch im Zusammenhang mit dem Ladenschluß diskutiert, nicht nur im Bereich des Wettbewerbs. Die Substitution des kleinen Einzelhandels durch Einkaufszentren auf der grünen Wiese, wie sie noch immer stattfindet, trägt nicht nur zum drohenden Verkehrskollaps bei, sondern fördert auch die Verödung der Wohngebiete mit einer Vielzahl von ganz negativen Folgen für die Leute - gerade für die alten Menschen -, die dort leben.
    Wir können uns in anderen europäischen Ländern und in den USA anschauen, wohin das führt. Hinterher muß wieder rückgesiedelt werden. Dies kostet sehr viel Geld. Sie, Herr Rexrodt, sind gefordert, dem endlich entgegenzuwirken. Analysen von sämtlichen Instituten liegen auf dem Tisch.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von Herrn Rexrodt aber nicht!)

    - Vielleicht ist von ihm sowieso nicht mehr so viel zu verlangen.
    Meine Damen und Herren, ich möchte Herrn Hinsken im Gegensatz zu Herrn Jens in einem Punkt ganz ausdrücklich unterstützen: Ich glaube, daß Preisunterbietungen Wettbewerbsverzerrungen verursachen können, wovon die kleinen und mittleren Unternehmen betroffen sind. Diese Strukturentwicklung im Einzelhandel kann möglicherweise durch ein Verbot des Verkaufs unter Einstandspreis aufgehalten werden. Sie haben das erwähnt: Damit wurden in Spanien, Frankreich und Belgien sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich halte dieses Mittel zumindest für prüfenswert, ein Mittel, mit dem man dem Verdrängungswettbewerb im Handel und den Konzentrationsprozessen entgegenwirken kann.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, gerade im Lebensmitteleinzelhandel entsteht die Vergrößerung von
    Marktanteilen überwiegend durch den Erwerb kleiner und mittlerer Unternehmen. Ich denke, es sollte geprüft werden, ob es nicht sinnvoll wäre, sehr großen Unternehmen oberhalb einer bestimmten Umsatzschwelle die Akquisition weiterer Unternehmen zu untersagen. Sie hätten nach wie vor die Möglichkeit des internen Wachstums; aber sie hätten nicht mehr die Möglichkeit des externen Wachstums. Ich halte das für prüfenswert.
    Ein weiterer Punkt, den auch Herr Jens schon angesprochen hat: Unternehmenszusammenschlüsse werden nach den derzeitigen Regelungen erst dann überprüft, wenn der Zusammenschlußtatbestand vorliegt. Es ist für mich und, glaube ich, für uns alle sehr schwer einsehbar, daß eine Untersagung von Zusammenschlüssen erst dann möglich ist, wenn eine marktbeherrschende Stellung entsteht oder verstärkt wird, wenn also bereits ein sehr hoher Konzentrationsgrad erreicht ist.
    Wir können dem Vorschlag der SPD, nämlich der Abkoppelung der Fusionskontrolle vom Marktbeherrschungsbegriff, § 22 GWB, folgen und hoffen, daß auch Sie, Herr Minister, das können.

    (Beifall des Abg. Ernst Schwanhold [SPD] Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Woher nehmen Sie die Hoffnung?)

    . Flankierend wäre nach unserer Ansicht, die Erweiterung der Möglichkeit der Auflösung bereits bestehender marktbeherrschender Unternehmen zu erwägen. Die Debatte, Herr Jens, gab es Anfang der 70er Jahre schon einmal. Im Gegensatz zur amerikanischen Wettbewerbsordnung wurde im deutschen Kartellrecht leider darauf verzichtet. In der Regel beschränkt sich das deutsche Wettbewerbsrecht darauf, bei nicht mehr hinzunehmendem Machtgefälle den Mißbrauch bereits entstandener wirtschaftlicher Macht einzugrenzen. Wir denken, daß dies angesichts der strukturellen Fehlentwicklung verschiedener Märkte nicht mehr ausreicht.
    Herr Rexrodt, ich bin nach der Debatte, wie ich sie bis jetzt verfolgen konnte, absolut optimistisch. Ich wünsche mir, daß wir die GWB-Novelle, die Anpassung, noch in dieser Legislaturperiode umsetzen. Mit uns wird es aber keine Zustimmung zu dem jetzigen Referentenentwurf geben. Ich freue mich, daß Herr Michelbach und Herr Hinsken ähnliches angekündigt haben.
    Setzen Sie sich doch mit allen Kräften dieses Hauses zusammen, und verbunkern Sie sich nicht weiter in Ihrem Ministerium, Herr Rexrodt.
    Danke schön.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)