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    Plenarprotokoll 13/192 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 192. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 25. September 1997 Inhalt: Gedenkworte für die Unfallopfer im Südatlantik und in Bosnien sowie für die Opfer des Terroranschlags in Kairo . . . 17323 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Adolf Roth (Gießen) 17323 D Bestimmung des Abgeordneten Markus Meckel als ordentliches Mitglied sowie des Abgeordneten Dr. Eberhard Brecht als stellvertretendes Mitglied im Gemeinsamen Ausschuß nach Art. 53 a des Grundgesetzes 17323 D Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 17398A Begrüßung einer Delegation des Parlaments von Namibia unter Leitung ihres Vorsitzenden 17400 B Tagesordnungspunkt 13: Antrag der Fraktion der SPD: Illegale Beschäftigung durch konsequentes gemeinsames Handeln von Bund und Ländern unterbinden (Drucksache 13/7802) 17324 A Ottmar Schreiner SPD 17324 A Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . 17326 A Ottmar Schreiner SPD . . . . 17326C, 17342C Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17328 B Dr. Gisela Babel F.D.P 17330 B Dr. Heidi Knake-Werner PDS 17332 C Johannes Singhammer CDU/CSU . . 17333 D Renate Jäger SPD 17335 B Heinz Schemken CDU/CSU 17336 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 17338 C Rudolf Kraus, Parl. Staatssekretär BMA 17340 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 17341 B Konrad Gilges SPD 17341 D Tagesordnungspunkt 3: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abschaffung der gesetzlichen Amtspflegschaft und Neuordnung des Rechts der Beistandschaft (Beistandschaftsgesetz) (Drucksachen 13/892, 13/8509) 17344 A b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur erbrechtlichen Gleichstellung nichtehelicher Kinder (Erbrechtsgleichstellungsgesetz) (Drucksachen 13/4183, 13/8510) 17344 B c) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Kindschaftsrechts (Kindschaftsrechtsreformgesetz) (Drucksachen 13/4899, 13/8511) 17344 B d) Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses - zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Herta Däubler-Gmelin, Christel Hanewinckel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Reform des Kindschaftsrechts - zu dem Antrag der Abgeordneten Rita Grießhaber, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gesetzliche Neuregelung des Kindschaftsrechts - zu dem Antrag der Abgeordneten Christina Schenk, Heidemarie Lüth, weiterer Abgeordneter und Gruppe der PDS: Zur Reform des Kindschaftsrechts (Drucksachen 13/1752, 13/3341, 13/7899, 13/8511) 17344 C Ronald Pofalla CDU/CSU . . . 17344 D, 17397 B Margot von Renesse SPD 17347 A Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17349 B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P 17351 C Christina Schenk PDS 17352 C Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, Bundesmini- ster BMJ 17353D, 17355 B Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17354 D Dr. Edith Niehuis SPD 17355 C, 17357 D Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . 17358 A Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 17359 A Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 17360 A Karin Schubert, Ministerin (Sachsen-Anhalt) 17361 C Ilse Falk CDU/CSU 17363 C Hanna Wolf (München) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 17365 C Tagesordnungspunkt 16: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von dem Abgeordneten Manfred Müller (Berlin) und der Gruppe der PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Lohnfortzahlungsgesetzes (Drucksache 13/7546) 17366 D b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda (Drucksache 13/7953) 17367 A c) Erste Beratung des von den Abgeordneten Michaele Hustedt, Dr. Jürgen Rochlitz und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeskleingartengesetzes (Drucksache 13/8190) 17367 A d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 25. Mai 1987 zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften über das Verbot der doppelten Strafverfolgung (Drucksache 13/8195) 17367 B e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vierten Protokoll vom 15. April 1997 zum Allgemeinen Übereinkommen über den Handel mit Dienstleistungen (Drucksache 13/8215) 17367 B f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 28. Oktober 1996 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Indonesien über die Seeschiffahrt (Drucksache 13/8219) 17367 B g) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 22. Oktober 1996 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Sambia über den Luftverkehr (Drucksache 13/8221) 17367 C h) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Finanzierung der Sanierung von Rüstungsaltlasten in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 13/8295) 17367 C i) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Tierzuchtgesetzes (Drucksache 13/8349) 17367 C j) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Errichtung eines Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung sowie zur Änderung besoldungsrechtlicher Vorschriften (Drucksache 13/8447) 17367 D k) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 23. Januar 1995 zwischen den Europäischen Gemeinschaften sowie ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Republik Kasachstan andererseits (Drucksache 13/8457) 17367 D 1) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Fischwirtschaftsgesetzes und der Fischwirtschaftsverordnung (Drucksache 13/8471) 17367 D m) Antrag der Abgeordneten Andrea Fischer (Berlin), Monika Knoche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Solidarische Finanzierung der Sozialversicherung erhalten (Drucksache 13/7086) . 17367D n) Antrag der Abgeordneten Siegfried Vergin, Helga Kühn-Mengel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Europäisches Jahr gegen Rassismus 1997 (Drucksache 13/7711) . . . 17368A o) Antrag der Abgeordneten Dr. Gerald Thalheim, Anke Fuchs (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Beihilfengewährung für die Kartoffelexporte nach Rumänien im Herbst 1990 (Drucksache 13/8088) . . 17368A p) Antrag der Fraktion der SPD: Notwendige Konsequenzen aus den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zum neuen Asylrecht (Drucksache 13/8151) 17368 B q) Antrag der Abgeordneten Kurt-Dieter Grill, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Birgit Homburger, Dr. Karlheinz Guttmacher, Horst Friedrich, Dr. Rainer Ortleb und der Fraktion der F.D.P.: Vorbeugender Hochwasserschutz (Drucksache 13/7179) . . . . 17368B r) Antrag der Fraktion der SPD: Vorbeugende, grenzüberschreitende Aktionsprogramme zur Verbesserung des Hochwasserschutzes (Drucksache 13/8521) 17368 C Zusatztagesordnungspunkt 2: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren Antrag der Abgeordneten Dr. Angelika Köster-Loßack, Amke Dietert-Scheuer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Friedensinitiative für Algerien (Drucksache l3/8572) 17368 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz über Bodenabfertigungsdienste auf Flugplätzen (Drucksachen 13/8532) . 17368D Tagesordnungspunkt 17: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) - Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der ganzjährigen Beschäftigung im Baugewerbe (Drucksachen 13/8038, 13/8575) 17369 A - Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Konrad Gilges, Ottmar Schreiner, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der ganzjährigen Beschäftigung in Baubetrieben (Drucksachen 13/7122, 13/8575) . 17369A - Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der ganzjährigen Beschäftigung in Baubetrieben (Drucksachen 13/7507, 13/8575) 17369 B b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ganzjährige Beschäftigung auf dem Bau fördern (Drucksachen 13/7194, 13/8575) 17369 D c) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Post und Telekommunikation zu dem Antrag der Abgeordneten Gerhard Jüttemann, Wolfgang Bierstedt, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS: Nachbesserung der Tarifstrukturreform der Deutschen Telekom AG (Drucksachen 13/3221, 13/4430) 17369 D d) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Grünbuch Das öffentliche Auftragswesen in der Europäischen Union: Überlegungen für die Zukunft (Drucksachen 13/7456 Nr. 2.2, 13/8366) 17370 A e) Beschlußempfehlung des Rechtsausschusses Übersicht 7 über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 13/8094) 17370B f) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung: Antrag auf Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens (Drucksache 13/8506) 17370B g) bis n) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses Sammelübersichten 227, 228, 229, 233, 234, 235, 236, 237 (Drucksachen 13/8494, 13/8495, 13/8496, 13/8500, 13/8501, 13/8502, 13/8503, 13/8504) . 17370 C Tagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Dagmar Freitag, Karl Hermann Haack (Extertal), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Prävention und Gesundheitsförderung in der gesetzlichen Krankenversicherung (Druck sache 13/8090) 17371 B Dagmar Freitag SPD 17371 C Dr. Sabine Bergmann-Pohl, Parl. Staatssekretärin BMG 17373 B Dr. Ruth Fuchs PDS 17373 D Klaus Kirschner SPD 17374 D Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17375 A Dr. Wolfgang Wodarg SPD 17375 D Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17376 B Dr. Dieter Thomae F.D.P 17377 B Dr. Ruth Fuchs PDS 17377 D Ulf Fink CDU/CSU 17378 C Tagesordnungspunkt 7: a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus - zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. - zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Iris Follak, Dr. Eberhard Brecht, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD - zu der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Eberhard Brecht, Susanne Kastner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Entwicklung des Fremdenverkehrs in den neuen Bundesländern (Drucksachen 13/4048, 13/5087, 13/6718, 13/6739, 13/8520) 17379 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus - zu dem Antrag der Abgeordneten Halo Saibold, Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Regierungsprogramm für einen zukunftsfähigen Tourismus - zu dem Antrag der Abgeordneten Halo Saibold, Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Institutionelle Stärkung einer zukunftsfähigen Tourismusentwicklung (Drucksachen 13/5213, 13/5785, 13/ 8388) 17380 A c) Antrag der Abgeordneten Halo Saibold, Gila Altmann (Aurich), Franziska Eichstädt-Bohlig und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Förderung des Tourismus neu gestalten (Drucksache 13/8107) 17380A Iris Follak SPD 1738011 Klaus Brähmig CDU/CSU 17381 B Halo Saibold BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17382 C, 17389 D Klaus Brähmig CDU/CSU 17382 D Dr. Rolf Olderog CDU/CSU 17383 D Jürgen Türk F.D.P 17384 A Christina Schenk PDS 17384 D Manfred Koslowski CDU/CSU 17385 B Halo Saibold BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17386A Susanne Kastner SPD 17386 C Dr. Eberhard Brecht SPD 17387 A Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 17387D, 17390 A Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17388 B Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17389 A Dr. Rolf Olderog CDU/CSU 17389B Dr. Eberhard Brecht SPD 17389 C Tagesordnungspunkt 9: a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Faire und effiziente Preise im Verkehr - Politische Konzepte zur Internalisierung der externen Kosten des Verkehrs in der Europäischen Union - Grünbuch (Drucksachen 13/4466 Nr. 2.51, 13/5405) 17391 C b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates für die Erhebung von Gebühren für die Benutzung bestimmter Verkehrswege durch schwere Nutzfahrzeuge (Drucksachen 13/6766 Nr. 2.15, 13/7733) 17391 C c) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Dagmar Enkelmann, Dr. Winfried Wolf, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS: Einführung einer Schwerverkehrsabgabe (Drucksachen 13/2360, 13/7735) 17391 D Wilhelm Josef Sebastian CDU/CSU . . . 17391 D Karin Rehbock-Zureich SPD 17394 A Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17395 C Horst Friedrich F.D.P. 17396 B Zusatztagesordnungspunkt 5: Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag auf Genehmigung zum Vollzug eines Zwangsvollstreckungsbeschlusses (Drucksache 13/8579) 17398A Tagesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes - j 174 c StGB (Drucksache 13/8267) . 17398 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Strafrechtsänderungsgesetzes - §§ 174 c und 174 d StGB (Drucksache 13/8548) 17398 B Rainer Funke, Parl. Staatssekretär BMJ 17398 C Horst Eylmann CDU/CSU 17399 A Erika Simm SPD 17400 C Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17402 A Jörg van Essen F.D.P. 17403 A Christina Schenk PDS 17403 D Tagesordnungspunkt 10: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Bundesministergesetzes (Drucksache 13/7554) 17404 C b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Rezzo Schlauch, Dr. Antje Vollmer, Volker Beck (Köln) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung der Versorgungsbezüge politischer Beamter (Drucksache 13/7320) 17404 C c) Erste Beratung des von den Abgeordneten Gerald Häfner, Rezzo Schlauch, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesministergesetzes und des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der Parlamentarischen Staatssekretäre (Druck sache 13/7329) 17404 C Manfred Carstens, Parl. Staatssekretär BMV 17404 D Peter Conradi SPD 17405 A Erwin Marschewski CDU/CSU 17406 B Gerald Häfner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17407 B Dr. Max Stadler F D P. 17408 D Dr. Dagmar Enkelmann PDS 17409 D Tagesordnungspunkt 12: a) Antrag der Gruppe der PDS: Regelung von Ansprüchen und Anwartschaften aus zusätzlichen Versorgungen der DDR in einem spezifischen Versorgungssystem (Drucksache 13/7118) . 17410 D b) Antrag der Gruppe der PDS: Regelung von Ansprüchen und Anwartschaften aus den Systemen der Altersversorgung der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Post der DDR (Drucksache 13/7119) 17410D Antrag der Gruppe der PDS: Regelung von Ansprüchen und Anwartschaften auf Renten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheits- und Sozialwesens der DDR (Drucksache 13/7536) 17411 A c) Antrag der Gruppe der PDS: Regelung von Ansprüchen und Anwartschaften auf berufsbezogene Zuwendungen von Ballettmitgliedern aus der DDR (Drucksache 13/8463) 17411 A Petra Bläss PDS 17411 A Manfred Grund CDU/CSU 17412 B Petra Bläss PDS 17413C, 17415 D Ulrike Mascher SPD 17414 C Uwe Lühr F.D.P 17416B, 17417 D Dr. Winfried Wolf PDS 17417 C Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17418A Nächste Sitzung 17419 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 17421* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Thomas Krüger, Wilhelm Schmidt (Salzgitter) und Gert Weisskirchen (Wiesloch) (alle SPD) zur Abstimmung über den Gesetzentwurf zur Reform des Kindschaftsrechts (Tagesordnungspunkt 3 c) . 17421* C Anlage 3 Liste der Abgeordneten, in deren Namen die Abgeordnete Hanna Wolf (München) eine Erklärung nach § 31 GO zur Abstimmung über den Gesetzentwurf zur Reform des Kindschaftsrechts abgegeben hat . . 17422* A Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 9 (a - Beschlußempfehlung: Faire und effiziente Preise im Verkehr - Politische Konzepte zur Internalisierung der externen Kosten des Verkehrs in der Europäischen Union - Grünbuch, b - Beschlußempfehlung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die Erhebung von Gebühren für die Benutzung bestimmter Verkehrswege durch schwere Nutzfahrzeuge, c - Beschlußempfehlung: Einführung einer Schwerverkehrsabgabe) 17422* B 192. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 25. September 1997 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage i Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 25. 9. 97 * Behrendt, Wolfgang SPD 25. 9. 97 * Bindig, Rudolf SPD 25. 9. 97 * Blunck, Lilo SPD 25. 9. 97 * Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 25. 9. 97 * Dr. Dregger, Alfred CDU/CSU 25. 9. 97 Duve, Freimut SPD 25. 9. 97 Dr. Feldmann, Olaf F.D.P. 25. 9. 97 * Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 25. 9. 97 * Francke (Hamburg), Klaus CDU/CSU 25. 9. 97 Frick, Gisela F.D.P. 25. 9. 97 Geiger, Michaela CDU/CSU 25. 9. 97 Haack (Extertal), SPD 25. 9. 97 * Karl Hermann Heubaum, Monika SPD 25. 9. 97 Hollerith, Josef CDU/CSU 25. 9. 97 Horn, Erwin SPD 25. 9. 97 * Jawurek, Helmut CDU/CSU 25. 9. 97 Junghanns, Ulrich CDU/CSU 25. 9. 97 * Dr. Kinkel, Klaus F.D.P. 25. 9. 97 Lemke, Steffi BÜNDNIS 25. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Lummer, Heinrich CDU/CSU 25. 9. 97 * Maaß (Herne), Dieter SPD 25. 9. 97 * Marten, Günter CDU/CSU 25. 9. 97 * Marx, Dorle SPD 25. 9. 97 Dr. Paziorek, Peter CDU/CSU 25. 9. 97 Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 25. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Dr. Scheer, Hermann SPD 25. 9. 97 * Schloten, Dieter SPD 25. 9. 97 * Siebert, Bernd CDU/CSU 25. 9. 97 * Terborg, Margitta SPD 25. 9. 97 * Vosen, Josef SPD 25. 9. 97 Wetzel, Kersten CDU/CSU 25. 9. 97 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 25. 9. 97 Dr. Wittmann, Fritz CDU/CSU 25. 9. 97 Zierer, Benno CDU/CSU 25. 9. 97 ' * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Thomas Krüger, Wilhelm Schmidt (Salzgitter) und Gert Weisskirchen (Wiesloch) (alle SPD) zur Abstimmung über den Gesetzentwurf: zur Reform des Kindschaftsrechts (Tagesordnungspunkt 3c) Wir respektieren, daß mit dem vorliegenden Regierungsentwurf zum Kindschaftsrecht - nicht zuletzt durch Aufnahme vieler Forderungen der SPD-Bundestagsfraktion - erhebliche Schritte zur Verbesserung und Modernisierung des Familienrechts erreicht werden. Die von der SPD-Bundestagsfraktion vorgelegten Änderungsanträge zur heutigen Debatte zeigen auch aus unserer Sicht einige besondere Schwachstellen im Gesetzentwurf auf. Ein erheblicher Mangel zeigt sich in dieser Rechtssphäre schon seit vielen Jahren darin, daß die Rechte von Kindern und die gewaltfreie Erziehung nicht im Grundgesetz abgesichert worden sind. Die Verfassungsreform von 1993 hatte hier keine Grundlage geschaffen - und diese Haltung zieht sich bedauerlicherweise auch in Ansätzen durch das neue Kindschaftsrecht. Ein eingeschränktes Züchtigungsrecht entspricht inhaltlich eben nicht dem normgegebundenen Ziel der gewaltfreien Erziehung. Auch das KindesUnterhaltsrecht erscheint uns in Teilen verbesserungsfähig. Und die Formen der Ausübung der gemeinsamen elterlichen Sorge im Trennungs- und Scheidungsfall lassen immer noch Zweifel aufkommen, ob dem Kindeswohl ausreichend Rechnung getragen wird. Dennoch ist das Grundprinzip der gemeinsamen Sorge richtig, und wir distanzieren uns ausdrücklich von einigen der vorgebrachten Bedenken. Wir finden, daß der vorrangige Maßstab für entsprechende gesetzliche und verfassungsrechtliche Entscheidungen das Kindeswohl und die Kinderrechte sein müssen und der Staat insofern sein im KJHG bereits verankertes „Wächteramt" gegenüber den Kindern, nicht jedoch gegenüber den Eltern, deutlicher wahrnehmen muß. Die „National Coalition für die Umsetzung der UN- Kinderrechtskonvention in Deutschland" hat in ihrer Stellungnahme ebenfalls auf einige dieser Schwachpunkte aufmerksam gemacht. Daran ist erkennbar, daß Teile des Gesetzgebungspakets immer noch nicht Geist und Inhalt der UN-Konvention über die Rechte des Kindes entsprechen, die nach ihrer Ratifizierung auch in Deutschland Gültigkeit besitzt. Aus diesem Mangel leiten wir den Auftrag ab, zu einem späteren Zeitpunkt diese Forderungen erneut in das Gesetzgebungsverfahren einzubringen. Trotz dieser Bedenken stimmen wir den vorliegenden Gesetzentwürfen zu, weil wir sie insgesamt als wichtigen und beachtlichen Schritt in die richtige Richtung einordnen. Anlage 3 Liste der Abgeordneten, in deren Namen die Abgeordneten Hanna Wolf (München) eine Erklärung nach § 31 GO zur Abstimmung über den Gesetzentwurf zur Reform des Kindschaftsrechts abgegeben hat *) Dr. Edith Niehuis, Ulla Schmidt (Aachen), Klaus Barthel, Hans-Werner Bertl, Anni Brandt-Elsweier, Dr. Michael Bürsch, Hans Büttner (Ingolstadt), Edelgard Bulmahn, Ursula Burchardt, Marion CaspersMerk, Christel Deichmann, Dr. Marliese Dobberthien, Peter Enders, Petra Ernstberger, Annette Faße, Elke Ferner, Gabriele Fograscher, Iris Follak, Dagmar Freitag, Katrin Fuchs (Verl), Monika Ganseforth, Konrad Gilges, Uwe Göllner, Angelika Graf (Rosenheim), Achim Großmann, Hans-Joachim Hacker, Dr. Barbara Hendricks, Reinhold Hiller (Lübeck), Gerd Höfer, Ingrid Holzhüter, Barbara Imhof, Brunhilde Irber, Ilse Janz, Susanne Kastner, Klaus Kirschner, Siegrun Klemmer, Fritz Rudolf Körper, Walter Kolbow, Nicolette Kressl, Helga Kühn-Mengel, Eckart Kuhlwein, Brigitte Lange, Detlev von Larcher, Robert Leidinger, Dr. Elke Leonhard, Christa Lörcher, Erika Lotz, Dr. Christine Lucyga, Ulrike Mascher, Christoph Matschie, Heide Mattischeck, Ulrike Mehl, Angelika Mertens, Ursula Mogg, Siegmar Mosdorf, Jutta Müller (Völklingen), Doris Odendahl, Günter Oesinghaus, Leyla Onur, Manfred Opel, Adolf Ostertag, Albrecht Papenroth, Karin RehbockZureich, Renate Rennebach, Otto Reschke, Bernd Reuter, Siegfried Scheffler, Regina Schmidt-Zadel, Dr. Emil Schnell, Gisela Schröter, Dr. R. Werner Schuster, Ernst Schwanhold, Dr. Cornelie SonntagWolgast, Antje-Marie Steen, Ludwig Stiegler, Dr. Bodo Teichmann, Jella Teuchner, Franz Thönnes, Uta Titze-Stecher, Adelheid Tröscher, Ute Vogt (Pforzheim), Hans Georg Wagner, Dr. Konstanze Wegner, Matthias Weisheit, Inge Wettig-Danielmeier, Dr. Norbert Wieczorek, Heidemarie Wieczorek-Zeul, Berthold Wittich, Dr. Wolfgang Wodarg, Verena Wohlleben, Heidi Wright (alle SPD) Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 9 (a - Beschlußempfehlung: Faire und effiziente Preise im Verkehr - Politische Konzepte zur Internalisierung der externen Kosten des Verkehrs in der Europäischen Union - Grünbuch, b - Beschlußempfehlung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die Erhebung von Gebühren für die Benutzung bestimmter Verkehrswege durch schwere Nutzfahrzeuge, c - Beschlußempfehlung: Einführung einer Schwerverkehrsabgabe) Dr. Winfried Wolf (PDS): Jetzt haben wir es offiziell: Das hier debattierte EU-„Grünbuch" stellt fest, *) Siehe Seite 17365 C daß der Verkehr auf Straßen und in der Luft gewaltige externe Kosten verursacht. Prompt fordert die Koalition in der „Beschlußempfehlung", „die Bundesregierung auf(zu)fordern, die Methoden und Ergebnisse des vorgelegten Grünbuchs abzulehnen und darauf hinzuwirken, zur Erhaltung und Fortentwicklung eines effizienten Verkehrssystems ... vornehmlich auf technische ... Maßnahmen zurückzugreifen. " Nicht ein Wort findet sich hier zu den Themen Umwelt und Lebensqualität. Im Gegenteil: Den Autoparteien geht es um die „Erhaltung des effizienten Verkehrssystems" - was, bitte, ist an Stau, Smog & Pseudokrupp „effizient"? Enthüllend auch die Forderung, die „Ergebnisse" des Grünbuchs „abzulehnen". Da fordert die Politik im Stil des unaufgeklärten Absolutismus wissenschaftliche Ergebnisse „abzulehnen", ohne zum Gegenbeweis anzutreten. Das Gerede von „externen Nutzen" ist lächerlich. Da könnten Sie beim Nachweis der externen Kosten des Nikotinkonsums auch einen „externen Nutzen" konstruieren, weil kulturvolles Qualmen doch der Kommunikationsförderung diene. Bei der gegebenen Verkehrspolitik ist es kein Wunder, daß die Wirtschaft zunehmend auf den Autowahn ausgerichtet wird. Ich war gestern beim Betriebsrat von Adtranz - dem weltweit führenden Hersteller von Bahntechnik: Ein Viertel aller Arbeitsplätze sollen in Mannheim, in Hennigsdorf, Siegen, Dresden und Nürnberg abgebaut werden. Bei der DB AG droht eine weitere Reduktion von noch 260 000 auf 150 000 Beschäftigte - nachdem die Belegschaften zwischen 1990 und 1997 bereits halbiert wurden. Thyssen stieg soeben aus der Schienenfertigung aus. Die paßte nicht zur Unternehmensphilosophie als maßgeblicher Lieferant für die Autoindustrie. „Bahntrans" wurde Thyssen-Haniel als Morgengabe überreicht; die fahren fast ausschließlich per Lkw. Mannesmann übernahm Fichtel & Sachs und erklärt nun, dort solle die traditionelle Fahrradfertigung eingestellt werden; schließlich sei Mannesmann Autozulieferer. Zu den Anträgen und Abstimmungen: Die PDS würde gern weiter gehen als die Bündnisgrünen im Abänderungsantrag zum Grünbuch. Diese fordern dort, die „Verkehrszuwächse zu bremsen" . Wir sagen: Dieser bestehende Verkehr ist längst inflationär. Kritisch anzumerken ist auch, daß die Grünen im selben Abänderungsantrag nur eine Verkehrsverlagerung auf „Bahn, Bus und Binnenschiff" fordern und das erhebliche Verlagerungspotential zum nichtmotorisierten Verkehr vergessen. Dennoch stimmen wir den Anträgen zu - weil sie in die richtige Richtung gehen. Schön wäre es, wenn auf den Oppositionsbänken vergleichbar bei unserem Antrag zur Schwerverkehrsabgabe verfahren würde: Hier auf eine EU-einheitliche Regelung zu warten, heißt hinzunehmen, daß dieser in den nächsten Jahren alles niederwalzt. Ein mir vorliegender Sprechzettel des Verkehrsministeriums zu unserem Antrag vermerkt an dieser Stelle: Der PDS-Antrag ist auch deshalb abzulehnen, „weil die Anlastung der Wegekosten nicht einseitig zu Lasten der deutschen Straßengüterverkehrsunternehmen erfolgen darf." Da treten wir natürlich gerne in Verhandlungen mit dem Ministerium ein: Wir würden die Schwerverkehrsabgabe auch mit einer Vignette für ausländische Lkw kombinieren, wenn dann ein gemeinsamer Schritt zur Eindämmung dieser wichtigsten Fehlentwicklung im Straßenverkehr möglich wäre, gewissermaßen dem Laster aller Laster Einhalt geboten würde.
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    Rede von Wolfgang Meckelburg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich bin bereit, zur Kenntnis zu nehmen, daß natürlich auch Sie Gesetzentwürfe eingebracht haben. Ich bin aber nicht bereit, hinzunehmen, daß die Zahlen, die Sie vorrechnen, hier als bare Münze hingestellt werden und alle Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt auf Gesetzgebungsmaßnahmen zurückgeführt werden, die wir getroffen haben.
    Es wäre an vielen Stellen hilfreich gewesen, Herr Schreiner, wenn wir an den Fragen - wenn man miteinander redet, stellt man häufig fest, daß man an vielen Stellen wesentlich näher beieinander ist, als wir draußen zu erkennen geben - wirklich gemeinsam gearbeitet hätten.
    Ich finde interessant - wenn wir schon beim Vergleichen sind -, daß wir einmal einen Vergleich zwischen dem ziehen, was wir uns im „Bündnis für Arbeit" Anfang des Jahres 1996 vorgenommen haben, und dem, was wir im April und Juni letzten Jahres auf den Weg gebracht haben. Wir stellen heute fest, daß von den 50 Punkten, die dort vorgesehen sind, fast alle erledigt wurden, mit Wirkungen, die nicht kurzfristig, aber mittelfristig auf dem Arbeitsmarkt eintreten sollen. Das ist eine Maßnahme, die sich gelohnt hat. Da haben Sie in der Tat an vielen Stellen Blockadepolitik betrieben.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P. Widerspruch bei der SPD)


    Wolfgang Meckelburg
    Meine Damen und Herren, es ist ein Ziel, die Lohnnebenkosten zu reduzieren. Das ist ein gemeinsames Ziel. Deswegen ist hier die Stelle, wo man gemeinsames Handeln einfordern muß. Es bleibt ein Ziel, die Steuerreform mit niedrigen Tarifen durchzusetzen.

    (Beifall des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])

    Sie müssen einmal draußen mit den Bürgern sprechen. Ich habe das wirklich erlebt, weil ich das Bundestagsmobil bei mir im Wahlkreis hatte.

    (Zuruf von der SPD: Das ist gut!)

    - Das ist der beste Kontakt. Wenn Sie wenig Bürgerkontakt haben, empfehle ich Ihnen, das zu tun. Sie kommen wirklich mit allen Bürgern aller Schichten und aller Bereiche zusammen. Da treffen Sie auf Vertreter des Einzelhandels, des Handwerks und der Industrie, die wir zu Gesprächen eingeladen hatten. Ihre Forderungen waren: durchweg niedrige Tarife, weg mit den Steuerschlupflöchern.
    Wenn Sie mit den Bürgern sprechen, bekommen Sie dieselbe Antwort. Sie sagen: Wir wollen niedrige Tarife haben. Wir wollen, daß die Steuerschlupflöcher gestopft werden. Wir wollen, daß damit mehr Durchsichtigkeit, mehr Gerechtigkeit und niedrigere Tarife bei den Steuern erreicht werden, weil das für mehr Arbeitsplätze und mehr Beschäftigung in den kommenden Monaten notwendig ist.

    (Dr. Wolfgang Wodarg [SPD]: Na dann mal los!)

    Es sind natürlich auch von Herrn Schreiner ein paar Punkte angesprochen worden, die mit dem Themenbereich zu tun haben. Es geht um die 610-DMJobs und die Scheinselbständigkeit. Wir sind da in einer ständigen Diskussion. Ich sage das hier sehr offen: Ich kenne zwei Stellen bei den 610-DM-Jobs, bei denen wir aufpassen müssen. Da müssen wir miteinander weiterkommen.
    Ich sage das in aller Offenheit, Frau Babel, weil ich nicht nachvollziehen kann: Wenn jemand 4000 DM verdient, dann zahlt er normal seine Steuern und Abgaben. Auch jemand, der 4610 DM verdient, tut dies.

    (Dr. Peter Sruck [SPD]: Sehr gut!)

    Aber einer, der 4000 DM im ersten Job verdient und zusätzlich 610 DM, wird anders behandelt; er steht besser da. Das dürfen wir nicht zulassen. Darüber müssen wir ernsthaft reden, weil das ein Thema ist.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Ich sage das deswegen so deutlich, um gleichzeitig hinzuzufügen

    (Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr gut!)

    - hören Sie auf mit „Sehr gut" -, daß dies nicht bedeutet, daß ich mich generell dafür ausspreche, alle 610-DM-Jobs, alle Geringverdiener, wirklich voll zu belasten und so zu besteuern, daß am Ende keine mehr da sind. Wir brauchen sie dringend. Aber wir müssen an den Stellen Korrekturen vornehmen, wo sie notwendig sind.
    Es ist ein zweites Thema angesprochen worden: Scheinselbständigkeit. Da sind wir in der Diskussion. Der Antrag, den die SPD gestellt hat - darüber haben wir vor einigen Monaten diskutiert -, führt nach einer Studie des Arbeitsmarktinstitutes bei der Bundesanstalt für Arbeit nachgewiesenermaßen solche Kriterien ein, die eigentlich nicht funktionieren. Ich warne davor, hier eine Auseinandersetzung über Stellen zu führen, die sicherlich zu einem Bündel von Maßnahmen dazugehören.
    Wir dürfen aber, Herr Schreiner, draußen nicht den Eindruck erwecken, daß, wenn wir die 610-DM-Jobs an manchen Stellen korrigieren und wir in dem Bereich der sogenannten Scheinselbständigkeit - dabei kann man lange streiten, wie groß dieser ist - zu Regelungen kommen, wenn wir illegale Beschäftigungen noch massiver bekämpfen, als wir das bisher tun, die Probleme des Arbeitsmarktes gelöst sind. Die entscheidenden Fragen, um dort voranzukommen, sind diejenigen, Herr Schreiner, die Sie im Bundesrat blockiert haben.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Lassen Sie mich noch zwei, drei Sätze zu dem vorliegenden Antrag sagen, der der eigentliche Grund der heutigen Beratung ist. Da wird - davor möchte ich warnen - der Eindruck erweckt - das kann man im Titel dieses Antrags erkennen -, als ob es dann, wenn wir dem Antrag folgen und illegale Beschäftigung durch konsequentes gemeinsames Handeln von Bund und Ländern unterbinden würden, dort ein riesiges Potential gäbe, wo noch etwas gemacht werden muß.

    (Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Allerdings!)

    Ich will nicht verleugnen, daß es da Probleme gibt. Aber wir müssen auch zur Kenntnis nehmen, daß wir in den letzten Jahren und Monaten durch konkretes gesetzliches Handeln und durch Tätigwerden vor Ort eine Menge illegaler Beschäftigung aufgedeckt haben und zu Ergebnissen gekommen sind.
    Es darf nicht nach den Stammtischparolen gehen - auch diese hört man draußen häufig -: Bekämpft nur illegale Beschäftigung! Bekämpft Schwarzarbeit! Bekämpft die Überlassung illegaler ausländischer Arbeitnehmer! Dann ist das Problem gelöst! - Solche Scheingefechte sollten wir wirklich nicht führen; denn sonst wird ein falscher Eindruck erweckt.
    Dann noch ein Wort zu der angestrebten Kontrolle. Man muß einmal durchdenken, was hier vorgeschlagen wird und wie schwierig die Lösung des Problems wirklich ist. Wer eine hundertprozentige Bekämpfung illegaler Beschäftigung will, der muß auch hundertprozentige Kontrolle haben. Konkret gesagt heißt das: Jeder illegal Beschäftigte müßte jemanden neben sich stehen haben, der kontrolliert, ob er wirklich illegal beschäftigt ist. Herr Schreiner, da man von vornherein gar nicht weiß, ob jemand illegal beschäftigt ist, müßten auch alle diejenigen, die legal beschäftigt sind, einen solchen Kontrolleur neben sich haben.

    (Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: Die Schaffung von Arbeitsplätzen!)


    Wolfgang Meckelburg
    Ich überziehe das einmal so, um deutlich zu machen: Kontrolle allein reicht an dieser Stelle nicht aus. Wir sind darauf angewiesen, daß Menschen vor Ort bei Wind und Wetter hinausgehen, Kontrollen durchführen und ihren Job wirklich machen. Wir haben Regelungen vorgelegt, die dabei helfen.
    Wir sollten an dieser Stelle auch einmal denen Dank sagen, die geholfen haben, in vielen Bereichen illegale Beschäftigung aufzudecken und der Strafverfolgung zuzuleiten.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, ich finde, der heutige Tag ist ein Tag, an dem sich entscheiden könnte, ob wir in den kommenden Monaten weiterkommen und ob wir die entscheidenden Bereiche, was die Steuerreform und die Rentenreform angeht, wirklich nach vorne bewegt bekommen. Das ist eine Entscheidung, die heute nicht in diesem Hause fällt, sondern eine Entscheidung, die heute abend, nach 20 Uhr, im Vermittlungsausschuß fällt.
    Ich möchte Sie herzlich bitten, alles daranzusetzen, daß wir in Richtung Senkung der Lohnnebenkosten vorankommen. Bewegen Sie sich in diesem Bereich,

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Machen wir!)

    damit wir hinsichtlich der Festlegung niedrigerer Tarife vorankommen und damit wir die Blockadeklötze wegschlagen, die ständig im Weg sind, um zu mehr Arbeit und Beschäftigung zu kommen. Ansonsten wird man Sie, wenn heute abend eine Einigung nicht zustande kommt, nicht von dem Vorwurf freisprechen können, daß Sie wichtige Maßnahmen, die dringend notwendig sind, blockiert haben.

    (Ottmar Schreiner [SPD]: Sie sind ein Blokkadeklotz! )

    Sie werden dafür bei den Wahlen im nächsten Jahr sicherlich die Quittung bekommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Als nächste spricht die Abgeordnete Annelie Buntenbach.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Annelie Buntenbach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die seit Jahren anhaltende Massenarbeitslosigkeit zerreißt die Gesellschaft in diejenigen olympiareifen Mannschaften, die noch einen Job haben und rund um die Uhr arbeiten müssen, und in diejenigen, die draußen stehen. Die Wege zurück aus der erzwungenen Ausgrenzung von der Erwerbslosigkeit sind verbaut. Wir haben drinnen die Stammbelegschaften und draußen eine immer größer werdende Gruppe von Menschen. Inzwischen haben wir eine dritte Gruppe - darauf hat Kollege Schreiner vorhin schon hingewiesen -, die am Rand dieser Belegschaften steht, die flexibel und möglichst billig die Spitzen der Produktion in den Unternehmen abfangen soll, und
    zwar ohne soziale Sicherung, meist befristet und meist auf Abruf.

    (Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: Alle weg!)

    Das heißt, daß wir uns, wenn wir Arbeitslosigkeit bekämpfen wollen, von der alten Vorstellung von Normarbeit verabschieden müssen und Vollbeschäftigung als gesellschaftliches Ziel ganz neu fassen müssen, nämlich als Anspruch auf eine existenzsichernde Teilhabe für alle, Männer wie Frauen, an der Erwerbsarbeit.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Das bedeutet eine Neuverteilung von Arbeit, und zwar von bezahlter und unbezahlter Arbeit. Das bedeutet gleichzeitig - darauf hat der Kollege Schreiner schon hingewiesen - eine Absicherung jeder dauerhaften Beschäftigung. Die Sozialversicherung darf nicht weiter durch unverantwortliche Deregulierungspolitik ausbluten.

    (Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Das ist ja unglaublich!)

    Über Sonntagsreden kommen auch Sie, Herr Mekkelburg, nicht hinaus, wenn es um die Sozialversicherungspflicht für die 610-DM-Jobs geht.

    (Dr. Peter Struck [SPD]: So ist das! Sehr richtig!)

    Damit können wir natürlich den Anspruch der Frauen auf eine eigenständige soziale Sicherung noch nicht realisieren. Mit dem, was Sie jetzt vorgeschlagen haben, können wir auch das Problem der Scheinselbständigkeit noch nicht lösen.
    Die Probleme liegen klar auf dem Tisch. Die Vorschläge der Opposition liegen ebenfalls auf dem Tisch. Wir warten auf die Vorschläge der Regierung oder darauf, daß sich die Regierung unseren Vorschlägen anschließt.
    Die illegale Beschäftigung, ebenfalls ein Teil dieser Randbelegschaften, hat in den letzten Jahren unglaublich zugenommen. Gerade in der Bauwirtschaft hat die illegale Beschäftigung inzwischen unglaubliche Ausmaße angenommen; die Bauwirtschaft ist schon seit Jahren ein Experimentierfeld für Lohn- und Sozialdumping. Als Folge eines verspäteten und halbherzigen Entsendegesetzes gibt es jetzt zwar Kontrollen auf den Baustellen. Sie fördern die Mißstände - bei weitem nicht alle - aber nur zu tage; sie ändern sie nicht.
    Die Razzien richten sich in der Praxis gegen die Leute, die sich unmittelbar auf der Baustelle aufhalten. Die sind aber die Opfer, nicht die Täter. Sie zahlen oft einen hohen Preis, bis hin zur Ausweisung oder Abschiebung. Mit den Razzien erwischen Sie doch nicht diejenigen, die sich an diesen armen Leuten eine goldene Nase verdienen und die sich, wenn die einen weg sind, mit denselben falschen Versprechungen eben die nächsten holen. Genau diese üblen Praktiken aber sind es, die es zu unterbinden gilt.

    Annette Buntenbach
    Daran sind nicht nur ausländische Unternehmen oder kleine unbekannte Firmen beteiligt, sondern auch die großen Konzerne der Baubranche. Der Stuttgarter Baukonzern Züblin zum Beispiel hat extra eine 100prozentige portugiesische Tochterfirma mit Namen Zucotec gegründet, die auf verschiedenen Baustellen in Berlin tätig ist.

    (Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Am Reichstag!)

    Die Arbeitnehmer unterschreiben in Portugal mit der Firma Zucotec einen Arbeitsvertrag, bevor sie nach Deutschland einreisen. Darin ist vertraglich festgelegt: eine wöchentliche Arbeitszeit von 43 Stunden und ein Monatslohn zwischen 690 DM und 760 DM. Damit liegt der vereinbarte Stundenlohn, den die Firma zahlt, zwischen 4,08 DM und 4,61 DM und um mindestens 1500 DM monatlich unter dem geltenden Mindestlohn, der den Arbeitern zustünde.
    Die Arbeiter könnten natürlich versuchen, ihn einzuklagen; aber diese Klage können sie nur beim Arbeitsgericht in Lissabon einreichen. Diesen Weg werden sie nicht gehen, solange der halbjährige Arbeitsvertrag besteht, weil sie Angst vor Repressalien oder der Kündigung haben müssen.
    Andere Firmen - und damit komme ich zu den Sub- und Subsubunternehmern - beschäftigen ihre Mitarbeiter illegal, ohne Anmeldung, ohne Sozialversicherungsausweise, ohne Krankenversicherung, zwingen sie zu viel zu langen Arbeitszeiten von bis zu 16 Stunden am Tag und schmeißen sie willkürlich raus, ohne die Löhne zu zahlen. Selbst in Fällen, in denen die Arbeiter eindeutig betrogen worden sind, vom Arbeitgeber mit falschen Papieren und leeren Versprechungen getäuscht worden sind, haben die Betroffenen keine Chance, ihren Rechtsanspruch auf ihren Lohn hier in Deutschland durchzusetzen. Sie werden ausgewiesen, was das Verfahren ausgesprochen kompliziert bis unmöglich macht, während der Betrüger weiter frei herumläuft.
    Hier müssen wir endlich die Rechtsstellung der Opfer solcher Praktiken stärken. Dazu gehört, daß diejenigen, die Anzeige erstatten und versuchen, ihren Anspruch einzuklagen, eine reelle Chance dazu haben müssen. Diese haben sie nur von hier aus.
    Was die Leute brauchen, ist Beratung, sind Anlaufstellen und Rechtsschutz. Das letzte, was hilft, ist eine Dauerdebatte darüber, wie man sie noch schneller rausschmeißen kann.
    Was ich hier geschildert habe, sind nicht etwa Vorfälle aus grauer Vorzeit. Sie haben sich vielmehr trotz des jetzt gültigen Entsendegesetzes so ereignet. Wenn wir diesen neuen Menschenhändlern das Handwerk legen wollen, dann müssen wir mehr und anderes unternehmen als bisher.
    Wir müssen auch bei den Unternehmern ansetzen und zum Beispiel den Generalunternehmer in Gesamthaftung für das Projekt nehmen, für das er die Verantwortung übernommen hat. Wir haben die Durchgriffshaftung im Entsendegesetz schon verankern wollen; sie ist längst überfällig. Zur Zeit kann sich nämlich der Unternehmer gefahrlos mit den entsprechenden Unterlagen und Versicherungen des Subunternehmers zufriedengeben - wohl wissend, daß die angebotenen Preise mit vernünftigen Arbeitsbedingungen und mit der Sozialversicherungspflicht gar nicht zu halten sind. Papier ist bekanntlich geduldig. Je mehr Untervergaben stattfinden, desto unübersichtbarer wird die Situation.
    Daß das so schwer zu überprüfen ist, ist ja auch die Crux bei den Tariftreue-Erklärungen, die glücklicherweise eine Reihe von Ländern und Kommunen bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen inzwischen einzufordern beschlossen haben. Solange es keine Durchgriffshaftung gibt und der Generalunternehmer nicht wirklich für jegliche Illegalität verantwortlich gemacht werden kann, heißt die Alternative für die öffentliche Hand, wieder einzelne überschaubare Gewerke zu vergeben. So jedenfalls kann es nicht weitergehen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Hier setzt auch der SPD-Antrag an, der die Situation überschaubarer machen und damit illegale Beschäftigung unterbinden will, der sie allerdings - das glaube ich - bestenfalls erschweren wird. Aber das wäre ja auch schon ein Schritt. Immerhin würde die Umsetzung des Antrags dem unglaublich peinlichen Zustand ein Ende bereiten, daß die Bundesregierung nicht weiß, wer was auf ihren Baustellen in Berlin eigentlich tut - jedenfalls wenn man ihrer Antwort auf die Anfrage des Kollegen Büttner glauben darf.
    Was die Menschen an der Situation in Berlin so zornig macht, ist, daß nicht etwa die „freie Wirtschaft" in ihrer bekannten und immer wieder beschworenen Unübersichtlichkeit für die unglaublichen Situationen auf den Baustellen verantwortlich ist - einschließlich übrigens, wie wir inzwischen alle wissen, illegaler Beschäftigung -, sondern daß es die öffentliche Hand ist. Herr Bauminister Töpfer hat jetzt, im Juli 1997, den Beschluß gefaßt, daß das Bauministerium künftig nur noch Aufträge vergeben will, wenn tarifvertragliche und öffentlich-rechtliche Bestimmungen eingehalten werden - ohne Zweifel ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings viel zu spät,

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    nicht nur, weil die Forderung schon seit Jahren auf dem Tisch liegt, sondern weil inzwischen leider - das wissen Sie genauso wie wir - die meisten Verträge für die Bauten zum Hauptstadtumzug längst geschlossen sind, und zwar ohne diese Vorgabe.
    Das Entsendegesetz hat in seiner gesamten Anlage und seiner Umsetzung eine ausgesprochene Schlagseite: Es trifft diejenigen, die auf den Baustellen angetroffen werden, und nicht diejenigen, die sie dahingebracht haben und die davon profitieren. Zu tatsächlichen Verurteilungen auf der Unternehmerseite ist es bislang nicht gekommen, lediglich zu im Vergleich zu den lockenden Profiten viel zu geringen Bußgeldern. Dazu kommt, daß Bußgelder natürlich bei weitem nicht die gleiche Signalwirkung haben,

    Annelie Buntenbach
    wie sie gegeben wäre, wenn der erste Unternehmer ins Gefängnis gehen müßte.
    Die Abteilung Wirtschaftskriminalität ist bei den Staatsanwaltschaften chronisch unterbesetzt. Hier hakt es. Wenn die Überprüfung einer Baustelle ausreichende Verdachtsmomente gegen einen Unternehmer ergibt, werden die Ermittlungen an die Staatsanwaltschaft weitergegeben, die dem dann aber nicht ausreichend nachgehen kann, sondern das Verfahren an die Bundesanstalt für Arbeit zurückgibt, die dann nur einen Bußgeldbescheid verhängen kann, weil sie keine anderen Handlungsmöglichkeiten hat. Bei den Staatsanwaltschaften müßten Schwerpunkte für diese neue Art der Kriminalität gebildet werden. Ich weiß, daß das Landessache ist.
    Auch hier auf der Bundesebene gibt es eine ganze Menge zu tun: Das Entsendegesetz selbst muß nachgebessert werden - und das ganz dringend.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Ich will einige Stichworte nennen: Neben der Verbesserung des Datenflusses, wie der SPD-Antrag sie einfordert, sind die Durchgriffshaftung für den Generalunternehmer und die Verbesserung der Rechtsstellung der Betroffenen, insbesondere der ausländischen Kollegen, zu nennen. Jeder Unternehmer muß doch zumindest seine Legalität nachweisen und eine Bescheinigung über seinen Firmensitz vorlegen, und bis zum letzten Subunternehmer ist eine Kaution für die Lohnschulden zu hinterlegen. Alles das passiert im Moment nicht.
    Aber wenn wir Europa als gemeinsamen Gestaltungsraum ernst nehmen, müssen wir europäische Regeln entwickeln. Zur Zeit ist noch nicht einmal geklärt, wo welches Arbeitsrecht gilt und wo die Betroffenen klagen können, um ihre Ansprüche durchzusetzen.
    Sie, meine Damen und Herren von den Regierungsfraktionen, müssen endlich handeln und Schluß machen mit Ihren unverantwortlichen Halbherzigkeiten rund um das Entsendegesetz, die sich nun schon seit Jahren hinschleppen. Die Situation am Bau ist nach wie vor katastrophal. So wie im Moment die Menschen gerade am Bau gegeneinander ausgespielt werden, mit Unterbietungskonkurrenz und regelrechtem Menschenhandel, entstehen nationale Ressentiments, und es entsteht mit Sicherheit kein weltoffenes Europa.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)